Daten
Kommune
Leipzig
Dateiname
1455006.pdf
Größe
639 kB
Erstellt
06.11.18, 12:00
Aktualisiert
03.12.18, 19:56
Stichworte
Inhalt der Datei
Anfrage Nr. VI-F-06632
Status: öffentlich
Eingereicht von
Fraktion Bündnis 90/Die Grünen
Betreff:
Supermarkt-Eröffnung auf dem Felsenkeller-Areal: Wann kommen die zugesagten
Baumersatzpflanzungen?
Beratungsfolge (Änderungen vorbehalten):
Gremium
voraussichtlicher
Sitzungstermin
Zuständigkeit
Ratsversammlung
22.11.2018
mündliche Beantwortung
Sachverhalt:
Mit roten und weißen Ballons wurde jüngst die Eröffnung des neuen Supermarktes
auf dem Felsenkeller-Areal gefeiert.
Eine Begehung des Felsenkeller-Areals offenbart nun, dass von den 2016 vom
Investor und der Stadtverwaltung im Bereich der Stellplätze zugesagten „8
großkronigen“ Ersatzpflanzungen bislang keine einzige Ersatzpflanzung
vorgenommen wurde. Mehr noch: die leblose Betonwüste hält nicht einmal
Baumscheiben für diese versprochenen Ersatzpflanzungen bereit (siehe:
Fotodokumentation). Auch im Bereich des Biergartens fehlen bis heute die
zugesagten Ersatzpflanzungen für die gefällten Bäume („Kastanienreihe“).
Deshalb fragen wir:
1. In welchen Punkten widerspricht die Umsetzung der Bebauung des
Felsenkeller-Areals den im Stadtrat und in den Stadtbezirksbeiräten
vorgestellten Vorhabenplanungen (siehe: Skizze)? Welche Gründe sind für die
offensichtlichen Abweichungen zu nennen?
2. Warum wurden die in den Plänen dargestellten Ersatzpflanzungen nicht
vollzogen?
3. Wurde aufgrund der offensichtlich geänderten Umsetzung des Bauvorhabens
durch den Vorhabenträger gegen die erteilte Baugenehmigung und ihre
Auflagen verstoßen?
4. Welche nächsten Schritte plant die Stadtverwaltung zur Durchsetzung der
zugesagten Baumersatzpflanzungen auf dem gesamten Areal?
Zum Hintergrund:
Mitte 2016 machten erste Gerüchte die Runde, dass neben dem Felsenkeller ein
Supermarkt gebaut werden soll. Unsere Fraktion reichte dazu eine Anfrage zu den
großflächigen Baumfällungen ein.
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In der Antwort der Verwaltung hieß es unter anderem: „Die Genehmigung (zur
Fällung von neun beantragten Bäumen) wurde mit Auflagen für entsprechende
Ersatzpflanzungen versehen. Es wurden auf dem Gelände des Felsenkellers fünf
Ersatzpflanzungen gefordert.… Da der Baumbestand nicht zu erhalten war, wurde
dieser Bereich des Felsenkellergeländes frei gehalten, um einer perspektivischen
Entwicklung der Fläche größtmöglichen Gestaltungsfreiraum zu gewährleisten.
Deshalb wurden auch lediglich fünf Bäume nachgepflanzt.“
Im August 2016 reichte unsere Fraktion den Antrag 3076 „Aufstellung eines
Bebauungsplanes für den Bereich Karl-Heine-Straße, Birkenstraße,
Felsenkellerstraße und Zschochersche Straße“ ein, mit dem Ziel, den
Oberbürgermeister zu beauftragen, dem Stadtrat für den Bereich Karl-Heine-Straße,
Birkenstraße, Felsenkellerstraße und Zschochersche Straße kurzfristig einen
Aufstellungsbeschluss für einen Bebauungsplan vorzulegen und das BPlanverfahren zügig zum Abschluss zu bringen. Dabei sollten folgende Ziele erreicht
werden:
die geordnete Entwicklung sowie die Sicherung und verträgliche Einordnung
von Stellplätzen für den Felsenkeller-Ballsaal und Gaststätte unter Beachtung
der Nachpflanzung für alle gefällten Bäume;
die Sicherung aller notwendigen Funktionen für den Gewölbekeller / Alter
Felsenkeller mit öffentlicher kultureller Nutzung;
die Sicherung aller Funktionen für die Stadtteilbibliothek einschließlich
erforderlicher Brandschutzmaßnahmen und Fluchtwege;
die dauerhafte Etablierung des Gemeinschaftsgartens „Annalinde“.
Bis zur Rechtskraft des B-Planes sollte für das Gebiet eine Veränderungssperre
erlassen werden.
Die Verwaltung lehnte dieses Ansinnen im Verwaltungsstandpunkt ab und
begründete dies u.a. so:
„Bedingt durch diese Grunddisposition ist vergleichbar zu anderen integrierten
Märkten (Könneritzstraße, Adler, Coppistraße, …) nur von einem reduzierten PKW
Zu- und Abgangsverkehr auszugehen. Hinsichtlich der beabsichtigten Stellplätze ist
festzustellen, dass lediglich 14 der 48 Stellplätze für den Lebensmittelmarkt
bauordnungsrechtlich erforderlich sind. Die darüber hinaus gehenden Stellplätze sind
durch die im Felsenkeller ausgeübten Nutzungen veranlasst. In einer wirksamen
Baugenehmigung von 2014 wurden bereits 54 Stellplätze nur für den Felsenkeller
genehmigt, die in der Zahl jetzt sogar reduziert werden sollen. Vor diesem
Hintergrund wird eingeschätzt, dass die geplanten Zufahrten ausreichend
leistungsfähig und sicher ausgebildet werden können.
Mit dem vorliegenden Antrag soll die östlich des Felsenkellers gelegene doppelte
Kastanienreihe, die stark geschädigt ist und in der Bäume fehlen, saniert und um
Ersatzpflanzungen ergänzt werden. Die Stellplätze werden ausschließlich im
nördlichen Bereich hinter dem Felsenkeller eingeordnet. Im Bereich der Stellplätze
sollen 8 großkronige Bäume als Ersatzpflanzungen vorgenommen werden. Der
Markt soll ein extensives Gründach erhalten. Angesichts der zulässigen
Nutzungsanforderungen ist das vorliegende Konzept zur Begrünung bereits als
optimiert anzusehen.
Vor dem geschilderten Hintergrund der Konformität des geplanten Vorhabens mit
dem öffentlichen Recht und dem STEP Zentren kann seitens der Verwaltung dem
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Vorschlag der Aufstellung eines Bebauungsplanes mit dem Ziel der Verhinderung
des beantragten Investitionsvorhabens nicht gefolgt werden.“
Aufgrund der Ausführungen, die sich mit den Äußerungen des Vorhabenträgers in
verschiedenen Sitzungen des Stadtbezirksbeirates im September 2016 deckten,
hatte unsere Fraktion, nachdem sich auch im Stadtrat keine Mehrheit abzeichnete,
Abstand von dem eingereichten Antrag genommen. Der Eigentümer des
Felsenkeller-Areals benötigte diesen Lebensmittelmarkt, auch um seine Bonität zu
erhöhen, um die weiteren Baumaßnahmen zur Sanierung des Felsenkellers
verwirklichen zu können.
Anlagen:
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