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Vorlage-Sammeldokument

Daten

Kommune
Leipzig
Dateiname
1434021.pdf
Größe
1,2 MB
Erstellt
11.09.18, 12:00
Aktualisiert
12.11.18, 23:16

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Informationsvorlage Nr. VI-Ifo-06342 Status: öffentlich Eingereicht von Dezernat Jugend, Soziales, Gesundheit und Schule Betreff: Suchtbericht 2018 Beratungsfolge (Änderungen vorbehalten): Gremium Dienstberatung des Oberbürgermeisters FA Jugend, Soziales, Gesundheit und Schule Jugendhilfeausschuss FA Umwelt und Ordnung Drogenbeirat Ratsversammlung voraussichtlicher Sitzungstermin Zuständigkeit 22.11.2018 Information zur Kenntnis Information zur Kenntnis Information zur Kenntnis Information zur Kenntnis Information zur Kenntnis Information zur Kenntnis Der Suchtbericht 2018 wird zur Kenntnis genommen. Zusammenfassung: Anlass der Vorlage: Rechtliche Vorschriften Stadtratsbeschluss Verwaltungshandeln Sonstiges: Der Suchtbericht 2018 informiert zu den aktuellen Zahlen in den Bereichen Suchtprävention, Suchtberatung, Schadensminimierung, Repression und Vernetzung und zu aktuellen und laufenden Projekten. 1/3 Übereinstimmung mit strategischen Zielen: x Finanzielle Auswirkungen nein wenn ja, Kostengünstigere Alternativen geprüft nein ja, Ergebnis siehe Anlage zur Begründung Folgen bei Ablehnung nein ja, Erläuterung siehe Anlage zur Begründung Handelt es sich um eine Investition (damit aktivierungspflichtig)? nein ja, Erläuterung siehe Anlage zur Begründung Im Haushalt wirksam von Ergebnishaushalt bis Höhe in EUR wo veranschlagt Erträge Aufwendungen Finanzhaushalt Einzahlungen Auszahlungen Entstehen Folgekosten oder Einsparungen? Folgekosten Einsparungen wirksam Zu Lasten anderer OE nein von wenn ja, bis Höhe in EUR (jährlich) wo veranschlagt Ergeb. HH Erträge Ergeb. HH Aufwand Nach Durchführung der Ergeb. HH Erträge Maßnahme zu erwarten Ergeb. HH Aufwand (ohne Abschreibungen) Ergeb. HH Aufwand aus jährl. Abschreibungen Auswirkungen auf den Stellenplan Beantragte Stellenerweiterung: x nein wenn ja, x nein ja, Vorgesehener Stellenabbau: Beteiligung Personalrat Beschreibung des Abwägungsprozesses: nicht erforderlich 2/3 Sachverhalt: siehe Anlage Anlage: Suchtbericht 2018 3/3 Suchtbericht 2018 Dezernat Jugend, Soziales, Gesundheit und Schule Gesundheitsamt Impressum Herausgeber: Stadt Leipzig Der Oberbürgermeister Dezernat Jugend, Soziales, Gesundheit und Schule Gesundheitsamt Verantwortlich: Dr. Regine Krause-Döring Redaktion: Sylke Lein, Ina Stein, Manuela Hübner Druck: Hauptamt, Zentrale Vervielfältigung und Formularservice Redaktionsschluss: 31.08.2018 . Vorwort Sehr geehrte Leserinnen und Leser, der vorliegende Suchtbericht der Stadt Leipzig informiert über Entwicklungen der städtischen Sucht- und Drogenhilfe. Suchterkrankungen sind für die betroffenen Menschen, deren Angehörige und Freunde oftmals mit viel Leid verbunden. Dabei ist es wichtig zu unterstreichen, dass Drogen- und Suchtprobleme in allen Bevölkerungsgruppen auftreten. Allein in Leipzig haben dieses Jahr erneut über 4.000 Menschen in Suchtberatungsstellen Rat gesucht. Etwa die Hälfte dieser Menschen ist alkoholabhängig, die andere Hälfte wird wegen Missbrauchs illegaler Drogen beraten. Die am häufigsten festgestellte Abhängigkeit bei illegalen Drogen betrifft nach wie vor Crystal. Immer öfter steht aber ein Mischkonsum von Substanzen, vor allem bei jüngeren Konsumenten, im Vordergrund. Streetwork für Erwachsene hat sich bewährt und wurde aus verschiedenen Modellphasen in die Regelfinanzierung der Stadt Leipzig übernommen. Der diesjährige Suchtbericht wurde grundlegend überarbeitet. Fachkräfte aus den Bereichen der Suchtprävention und der Suchthilfe mit ihren Partnern aus der Jugendhilfe, Sozialhilfe und Repressionsarbeit beschreiben aktuelle Entwicklungen und neue Herausforderungen. Ich möchte allen in der Leipziger Sucht- und Drogenhilfe Tätigen für ihre engagierte Arbeit danken. Aufgrund Ihres täglichen Einsatzes können sich viele Abhängige auf professionelle Hilfe verlassen. Es ist und bleibt deshalb ein wichtiges Anliegen, die präventiven sowie die aufsuchenden Angebote auszubauen und zu stärken. Seit Januar 2017 wird am Fachbereich Familienhilfe des Städtischen Klinikums „St. Georg“ Leipzig ein präventives Gruppenangebot für Kinder aus suchtbelasteten Familien durchgeführt. Suchtbericht Leipzig 2018 Prof. Dr. Thomas Fabian Bürgermeister und Beigeordneter für Jugend, Soziales, Gesundheit und Schule 1 Inhaltsverzeichnis 1. Einleitung ......................................................................................................................................... 4 2. Zusammenfassung ......................................................................................................................... 5 2.1 Suchtprävention ................................................................................................................................ 5 2.2 2.2.1 2.2.2 Beratung, Behandlung und (Re-)Integration ..................................................................................... 5 Ambulante Suchtkrankenhilfe ........................................................................................................... 5 Stationäre Suchtkrankenhilfe ............................................................................................................ 6 2.3 Schadensminimierende Angebote .................................................................................................... 6 2.4 Repression ........................................................................................................................................ 6 2.5 Kooperation und Vernetzung............................................................................................................. 6 3. Suchtprävention.............................................................................................................................. 7 3.1 3.1.1 3.1.2 3.1.3 3.1.4 3.1.5 Suchtprävention im Bereich Suchtbeauftragte .................................................................................. 7 Leipziger Reihe für Suchtprävention ................................................................................................. 7 Alkoholprävention mit HaLT – Hart am Limit..................................................................................... 7 KuGeL-Kultursensible Gesundheitslotsen für Leipzig ....................................................................... 8 Jugendfilmtage .................................................................................................................................. 8 ShakeStar .......................................................................................................................................... 8 3.2 Kinder- und Jugendschutz im Amt für Jugend, Familie und Bildung ................................................ 8 3.3 Alkoholpräventionsprojekt Wandelhalle Sucht ................................................................................12 3.4 Präventionsarbeit der Polizeidirektion Leipzig ................................................................................12 3.5 Schnittstelle zum Allgemeinen Sozialdienst ....................................................................................12 4. Beratung, Behandlung und soziale (Re-)Integration.................................................................15 4.1 4.1.1 4.1.2 4.1.3 4.1.4 Ambulante Suchthilfe in der Stadt Leipzig: Suchtberatungsstellen und Jugenddrogenberatung ...15 Klientinnen und Klienten in den Suchtberatungsstellen ..................................................................15 Altersverteilung ................................................................................................................................18 Herkunft der Klientinnen und Klienten .............................................................................................18 Jugenddrogenberatung und Drogensprechstunde der Jugenddrogenberatung .............................19 4.2 4.2.1 4.2.2 4.2.3 Besondere Zielgruppen der Suchtkrankenhilfe ...............................................................................19 Substitution und Psychosoziale Begleitung bei Substitution (PSB) ................................................19 Suchtberatung hörgeschädigter Menschen ....................................................................................20 Vor-Ort-Beratung im Jobcenter .......................................................................................................20 4.3 4.3.1 4.3.5 Stationäre Einrichtungen .................................................................................................................22 Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie am HELIOS ParkKlinikum Leipzig (Station Teen Spirit Island TSI) ...........................................................................22 Soteria Klinik Leipzig, Fachklinik für Suchterkrankungen am HELIOS Park-Klinikum Leipzig .......23 HELIOS Park-Klinikum Leipzig, Klinik für Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie .........24 Sächsisches Krankenhaus (SKH) Altscherbitz (Schkeuditz), Fachkrankenhaus für Psychiatrie und Neurologie ...............................................................................................................................25 Klinik für Forensische Psychiatrie des Städtischen Klinikums „St. Georg“ Leipzig .........................25 5. Schadensminimierende Angebote ..............................................................................................27 5.1 Straßensozialarbeit für erwachsene Menschen ..............................................................................27 4.3.2 4.3.3 4.3.4 2 Suchtbericht Leipzig 2018 5.2 Straßensozialarbeit für Kinder und Jugendliche im Amt für Jugend, Familie und Bildung .............30 5.3 5.3.1 5.3.2 5.3.3 Niederschwellige Angebote in der Alternative I...............................................................................32 Notschlafstelle .................................................................................................................................33 Kontaktbereich ................................................................................................................................33 Niederschwellige Suchtberatung .....................................................................................................34 5.4 5.4.1 5.4.2 Wohnprojekte für chronisch mehrfach geschädigte Abhängigkeitskranke .....................................35 Kapazitäten und Angebote für Klienten...........................................................................................35 Sozialdaten der Klienten .................................................................................................................35 6. Repression ....................................................................................................................................37 6.1 6.1.1 6.1.2 6.1.3 6.1.4 Ordnungsamt Leipzig ......................................................................................................................37 Maßnahmen zur Eindämmung negativer Auswirkungen des Konsums auf den öffentlichen Raum ..............................................................................................................................................37 Kinder- und Jugendschutz...............................................................................................................37 Maßnahmen gegen Beschaffungsprostitution.................................................................................38 Verkehrsdelikte im Zusammenhang mit psychoaktiven Substanzen ..............................................38 6.2 6.2.1 6.2.2 6.2.3 Rauschgiftlagebild der Polizeidirektion Leipzig 2017 ......................................................................41 Fallentwicklung mit Bewertung ........................................................................................................41 Schwerpunkte/Entwicklungstendenzen ...........................................................................................46 Handlungskonzepte .........................................................................................................................48 7. Kooperation und Vernetzung ......................................................................................................50 7.1 7.1.1 7.1.2 Zentrale Steuerungsgremien ...........................................................................................................50 Drogenbeirat der Stadt Leipzig .......................................................................................................50 Drogenrapport .................................................................................................................................51 7.2 7.2.1 7.2.2 7.2.3 Facharbeitsgremien .........................................................................................................................51 Ambulanzberatung ..........................................................................................................................51 Arbeitskreis „pregnant“ ....................................................................................................................51 Qualitätszirkel Erwachsenenstreetwork ..........................................................................................52 7.3 7.3.1 7.3.2 Sozialräumlich orientierte Gremien .................................................................................................52 Aktionsbündnis Leipziger Osten ......................................................................................................52 Andere Stadtteilgremien ..................................................................................................................52 7.4 Zusammenarbeit der Polizeidirektion Leipzig mit und in Gremien der Stadt ..................................53 Abbildungsverzeichnis ...................................................................................................................................54 Tabellenverzeichnis ........................................................................................................................................55 Suchtbericht Leipzig 2018 3 1. Einleitung Die Stadt Leipzig begann in den 1990-er Jahren mit der Veröffentlichung einzelner Daten der Suchtberatungsstellen und gibt seit dem Jahr 2000 jährlich einen Suchtbericht heraus. Der Suchtbericht stellt wesentliche Entwicklungen dar und zeichnet auf der Grundlage von relevanten, validen und kontinuierlich verfügbaren Daten ein detailliertes Bild der Leipziger Angebote. Darüber hinaus fasst er die Ergebnisse der wichtigsten Kooperationspartner zusammen. In der Gesamtheit trägt er dazu bei, die Situation abzubilden, konkrete Handlungsschwerpunkte aufzuzeigen und tragfähige Grundlagen für politische Diskussionen im Bereich der Sucht- und Drogenpolitik zu legen. Der vorliegende Suchtbericht orientiert sich in seiner Gliederung an den Leitlinien der Leipziger Sucht- und Drogenpolitik: Prävention, Beratung, Behandlung und (Re-) integration, schadensminimierende Maßnahmen, Repression sowie Kooperation und Vernetzung. Jedes Kapitel beschreibt Ziele, Zielgruppen, Träger, Fachkräfte/Ehrenamtliche und das aktuelle Versorgungsangebot. Daran schließt sich eine Auswertung der erfassten Daten an, die weitestgehend trägerübergreifend zusammengefasst wurden. Das heißt, dass nicht mehr die Leistungsangebote einzelner Leistungserbringer dargestellt werden, sondern die Leistungen für die Stadt insgesamt. Die Leistungsbeschreibungen einzelnen Träger entfällt, diese sind in den jeweiligen Jahresberichten über deren Homepages abrufbar. Jedes Kapitel wurde um einen Unterabschnitt ergänzt, in welchem die besonderen Entwicklungen und Herausforderungen benannt und Handlungsempfehlungen aufgezeigt werden. In den Kapiteln Suchtprävention und bei den Angeboten zum Wohnen und Arbeiten wurden nur die Angebote berücksichtigt, die speziell für die Zielgruppe der suchtkranken Menschen vorgehalten werden. Damit entfällt z. B. die Statistik des Übernachtungshauses für wohnungslose Männer, die Schnittstelle zur Sucht wird jedoch benannt. Die Erarbeitung wurde von einer Redaktionsgruppe begleitet, in der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Amtes für Jugend, Familie und Bildung, des Ordnungsamtes, der Polizeidirektion Leipzig, des Diakonischen Werkes, Innere Mission Leipzig e. V., der SZL Suchtzentrum gGmbH und des St. Klinikums St. Georg, Eigenbetrieb der Stadt Leipzig, Zentrum für Drogenhilfe vertreten waren. Darüber hinausgehende Ausführungen enthält der Sozialreport als das zentrale Berichtswesen des Dezernates Jugend, Soziales, Gesundheit und Schule: https://www.leipzig.de/Sozialreport 4 Suchtbericht Leipzig 2018 2. Zusammenfassung 2.1 Suchtprävention Die von der Stadt Leipzig geförderten Jugendschutzprojekte führten 2017 insgesamt 356 Veranstaltungen für fast 5.000 junge Menschen durch. Trotz einer Steigerung gegenüber dem Vorjahr konnten sehr viele Anfragen nicht erfüllt werden, allein das Projekt Drahtseil musste knapp 170 Schulklassen ablehnen. Das Projekt Wandelhalle Sucht der Suchtselbsthilfe Regenbogen leistete mit seinen Ehrenamtlichen einen großen Beitrag zur Alkoholprävention in Leipzig: 131 Veranstaltungen mit mehr als 1.700 Teilnehmenden wurden realisiert. Neben den freien Trägern der Jugend- und Suchthilfe ist die Polizeidirektion ein wichtiger Akteur in der Leipziger Suchtpräventionslandschaft. Die Beamten organisierten mehr als 100 Veranstaltungen für Schülerinnen und Schüler sowie Lehrkräfte mit gut 2.200 Teilnehmenden. Der Bereich Suchtbeauftragte konnte 2017 ein neues Projekt für Leipzig ins Leben rufen. Mit „KuGeL – kultursensible Gesundheitslotsen für Leipzig“ ist es möglich, interessierte Personen zu verschiedenen Gesundheitsthemen zu schulen und bei der Durchführung von Informationsveranstaltungen für Menschen mit Migrationshintergrund zu begleiten. Das Projekt wird für fünf Jahre von der Techniker Krankenkasse gefördert. 2.2 2.2.1 Beratung, Behandlung und (Re-)Integration Ambulante Suchtkrankenhilfe 2017 wurden in den Suchtberatungsstellen 4.030 Menschen mit Alkohol- und Drogenproblemen, mit Glücksspielsucht und/oder übermäßigem Medienkonsum sowie deren Angehörige in den Suchtberatungsstellen vorstellig. 3.563 Personen waren selbst von einer Suchterkrankung betroffen (2016: 3.736) und 467 Personen kamen als Angehörige zur Beratung (2016: 503). Die Fälle sind insgesamt wesentlich kompeler geworden und der Betreuungsaufwand ist erheblich gestiegen. Das hat zu einem Rückgang der Gesamtzahlen geführt. Alkohol: Die meisten Klientinnen und Klienten kamen wegen einer Alkoholabhängigkeit. Mit 1.752 Fällen (rund 49 %) ist diese Gruppe am häufigsten vertreten. Stimulanzien: Die Anzahl von Menschen mit Stimulanzienabhängigkeit (746 Fälle) bleibt auf hohem Niveau. Opioide (meist Heroin): Auch Heroinabhängigkeit, oft in Verbindung mit der Einnahme weiterer Substanzen, wurde häufig als Hauptdiagnose gestellt (566 Fälle). Cannabis: Bereits seit 2015 wird von einer Häufung der Cannabis-Abhängigkeit berichtet. Vor allem bei sehr jungen Menschen stiegen die Fallzahlen auf 300; häufig auch in Kombination mit anderen Drogen oder Medienmissbrauch. Der überwiegende Teil der Beratenden konsumiert neben Alkohol eine Vielzahl von Substanzen (multipler Substanzgebrauch). In der Jugenddrogenberatungsstelle „Drahtseil“ wurden 316 Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene sowie in 256 Fällen Eltern, andere Angehörige und Multiplikatoren beraten. Hier stellen Cannabis konsumierende Kinder und Jugendliche die größte Gruppe unter allen Betreuungsfällen (222 Fälle). Viele junge Klientinnen und Klienten zeigen frühzeitig Behandlungsbedürftigkeit, weil sie auffallende psychische und körperliche Beeinträchtigungen (Komorbiditäten) aufweisen, die sich auf ihre Gesundheits- und Erwerbsbiographien negativ auswirken. Chronifizierte Verläufe der Suchterkrankungen fordern das gesamte Hilfesystem stärker. Klientinnen und Klienten wechseln zwischen dem psychiatrischen und dem speziellen Suchthilfesystem hin und her. Die Angebote der Suchtberatungsstellen müssen eng verzahnt mit den Angeboten der Wohnhilfe, mit Beschäftigungs- und Angeboten anderer sozialer Dienste arbeiten. Suchtkranke Eltern benötigen intensive Beratung und Betreuung, die weit über die klassische Beratung hinausgehen. Auch hier spielt die Vernetzungsarbeit mit anderen sozialen Hilfen, z. B. der Jugendhilfe, eine Ressource übergreifende Rolle. Suchtbericht Leipzig 2018 5 2.2.2 Stationäre Suchtkrankenhilfe Die Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie am HELIOS Park-Klinikum Leipzig, Station für abhängigkeitserkrankte Kinder und Jugendliche, berichtet von der Zunahme der Behandlung von Patientinnen und Patienten im Zusammenhang mit freiheitsentziehenden Maßnahmen. Die Behandlungsmotivation der Kinder und Jugendlichen hat sich deutlich verschlechtert. Die Anzahl der Jugendlichen mit Cannabiskonsum ist wieder ansteigend. Für diese Zielgruppe fehlen regionale Rehabilitations- und Jugendhilfekonzepte mit stationären Angeboten. Die Kliniken für erwachsene Abhängigkeitskranke berichten von einer Verringerung der Zahl der Patientinnen und Patienten mit Alkoholabhängigkeit, insbesondere der Monoabhängigkeit. Die Zahl der Patientinnen und Patienten mit Crystalkonsum und polytoxikomanem Konsummuster stieg demgegenüber weiter an. Häufig zeigen sich Begleiterkrankungen, z.B. psychiatrische Störungen, meist im Zusammenhang mit Crystal und Cannabis. Das Sächsische Krankenhaus (SKH) Altscherbitz (Schkeuditz), Fachkrankenhaus für Psychiatrie und Neurologie berichtet von der Aufnahme vieler chronisch erkrankten Menschen, die seit 10 bis 15 Jahren in verschiedenen Einrichtungen bekannt sind. Diese Patientinnen und Patienten befinden sich meist in einem körperlich sehr schlechten Zustand. Soziale Schwierigkeiten stehen im Vordergrund. Die Zahl der wohnungslosen drogenabhängigen Patientinnen und Patienten hat sich erhöht. Auch die Zahl von Asylbewerber/-innen und ausländischen Patientinnen und Patienten mit unterschiedlichem Aufenthaltsstatus ist angestiegen. Auf der Station für Alkohol- und Drogenabhängige wurden zunehmend Menschen behandelt, die zur Entgiftung von ärztlich verordneten opiathaltigen Schmerzmitteln aufgenommen wurden. 2.3 Schadensminimierende Angebote Schadensminimierende Maßnahmen sind ein wichtiger Teil des umfassenden Betreuungs- und Beratungsangebots, deren Fokus auf die Verhinderung und Verringerung von Folgeschäden im Zusammenhang mit dem Konsum psychoaktiver Substanzen abzielen. Im Bereich der illegalen Substanzen liegt der Schwerpunkt auf der Prävention von Infektionskrankheiten (HIV, HCV, HBV), v. a. durch Spritzentausch, Statusbestimmungen und Impfungen. Niederschwellige und aufsuchende Angebote können den Zugang zu weiterführenden Hilfen schaffen. Der Arbeit im Bereich Streetwork für Erwachsene kommt dabei eine besondere Bedeutung zu. 2.4 Repression Neben den klassischen Aufgaben für die Gewährleistung von Ordnung und Sicherheit werden durch die Maßnahmen des Ordnungsamt immer präventive Ziele verfolgt. Im Rahmen der Durchsetzung des Kinder- und Jugendschutzgesetzes leistet das Ordnungsamt z. B. intensive Aufklärungs- und Informationsarbeit. Im Bereich der Polizeidirektion Leipzig stellen Delikte im Zusammenhang mit Cannabisprodukten und Methamphetamin (Crystal) weiter den Schwerpunkt dar. Die Feststellungen im Zusammenhang mit Cannabisprodukten sind um 81,4 % (2016: +29,2 %) gestiegen. Bei Methamphetamin ist eine Steigerung um 13,6 % auf 636 Delikte (2016: +10,5 %) zu verzeichnen; bei Amphetamin wurde ein Anstieg von 34,8 % (2016: +10,3 %), festgestellt. Bei Heroin liegt der Anstieg bei 13,5 % (2016: +58,5 %). Im Jahr 2017 starben in der Stadt Leipzig vier Menschen aufgrund einer Intoxikation durch Betäubungsmittel. Der Anteil der Rauschgiftdelikte an der Gesamtkriminalität lag 2017 bei 3,1 % (2016: 2,1 %). Die Gesamtkriminalität fiel um 10,1 % gegenüber 2016 auf 105.907 Straftaten. Bei den Rauschgiftdelikten verlief die Entwicklung jedoch gegenläufig. 2.5 Kooperation und Vernetzung Eine erfolgreiche Sucht- und Drogenpolitik kann nur durch konstruktive Zusammenarbeit aller beteiligten Akteure wirksam sein und im gemeinsamen Agieren aller Verantwortlichen umgesetzt werden. Das stabile Netzwerk in Leipzig ist die Voraussetzung, gesundheitlichen Folgen im Zusammenhang mit Substanzmissbrauch und Abhängigkeit vorzubeugen. Ein ausgewogenes Verhältnis präventiver und repressiver Maßnahmen ist dabei unabdingbar und wird über die verschiedenen Gremien gewährleistet. 6 Suchtbericht Leipzig 2018 3. Suchtprävention Suchtprävention hat das Ziel, eine Suchtentstehung zu verhindern und einen verantwortungsvollen Umgang mit legalen Substanzen und Verhaltensweisen zu fördern. Wesentliche Strategien zur Erreichung dieses Ziels sind Maßnahmen der Lebens- und Risikokompetenzförderung, die substanz- und suchtspezifische Reflexionsprozesse, die Auseinandersetzung mit Konsummotiven sowie die Entwicklung alternativer Handlungsstrategien zur Vermeidung von Abhängigkeitserkrankungen beinhalten. 3.1 Suchtprävention im Bereich Suchtbeauftragte Suchtprävention ist eine Querschnittaufgabe, an der viele verschiedene Akteure gemeinschaftlich mitwirken. Auf professioneller Ebene sind die öffentlich geförderte Jugendhilfe, das Ordnungsamt, die Polizei und Schulen zu nennen. All diese Partner miteinander ins Gespräch zu bringen und zu vernetzen, ist Aufgabe des Arbeitskreises Suchtprävention unter Leitung des Bereiches Suchtbeauftragte. Darüber hinaus werden im Bereich Suchtbeauftragte verschiedene Projekte initiiert und begleitet. 3.1.1 Leipziger Reihe für Suchtprävention Seit 2012 bietet der Bereich Suchtbeauftragte gemeinsam mit dem Amt für Jugend, Familie und Bildung/Fachbereich Jugendschutz Weiterbildungen für Fachkräfte der Sucht- und Jugendhilfe, des Polizeivollzugsdienstes, für Lehrer/-innen und andere interessierte Berufsgruppen an. Tabelle 1: Themen der Leipziger Reihe für Suchtprävention 2017 Datum Thema 16.02. Exzessive und pathologische Computerspiel- und Internetnutzung 10.03. Kinder aus Suchtfamilien 16.03. Drogen und Psychosen 12.04. Glücksspielabhängigkeit 30.05. Moderne Medien in der Suchtprävention 24.08. Pädagogische Arbeit mit dem Film „… die Party ist dann vorbei – Sucht und Crystal, Berichte, Fragen und Antworten“ 01.09. Psychosoziale Beratung zu Dritt – Zusammenarbeit mit Sprachmittler/-innen 17.10. FASD 25.-27.10. MOVE – Motivierende Kurzintervention bei konsumierenden Jugendlichen Quelle: Gesundheitsamt 2017 3.1.2 Alkoholprävention mit HaLT – Hart am Limit Seit 2010 kooperieren der Bereich Suchtbeauftragte, der Fachbereich Kinder- und Jugendschutz im Amt für Jugend, Familie und Bildung, die Klinik und Poliklinik für Kinder- und Jugendmedizin des Universitätsklinikums Leipzig und das Projekt Drahtseil in Trägerschaft des Diakonischen Werkes, Innere Mission Leipzig e. V. im Projekt HaLT. Mit Kindern und Jugendlichen, die mit einer akuten Alkoholvergiftung ins Krankenhaus eingeliefert werden mussten, finden noch im Krankenhaus Gespräche statt. Der Vorfall wird reflektiert und es wird geprüft, ob weitere Hilfen notwendig sind. Auch die Eltern werden in die Gespräche einbezogen. Suchtbericht Leipzig 2018 7 3.1.3 KuGeL-Kultursensible Gesundheitslotsen für Leipzig Seit dem 1. November 2017 engagieren sich das Gesundheitsamt und der DRK Kreisverband Leipzig-Stadt mit Unterstützung durch die Techniker Krankenkasse gemeinsam für die Gesundheit von Migrantinnen und Migranten in Leipzig. In dem Projekt „KuGeL - Kultursensible Gesundheitslotsen für Leipzig“ werden interessierte Menschen mit Migrationshintergrund zu verschiedenen Themen der Gesundheitsförderung geschult. Anschließend werden sie als Gesundheitslotsen tätig und bieten Informationsveranstaltungen für andere Menschen mit Migrationshintergrund an. An folgenden Themen wird in dem Projekt gearbeitet: Gesundheitswesen in Deutschland Ernährung und Bewegung Familiengesundheit seelische Gesundheit sowie Sucht und Drogen Weitere Themen können gemeinsam mit den Gesundheitslotsen erschlossen werden, die umfassend an der Durchführung und Weiterentwicklung des Projektes beteiligt sind. 3.1.4 Jugendfilmtage Vom 22. - 23. August 2018 werden die Jugendfilmtage „Nikotin und Alkohol - Alltagsdrogen im Visier“ der BzgA in Leipzig zu Gast sein. Für Schulklassen werden Mitmachaktionen und themenspezifische Filmvorführungen und für Lehrkräfte ein Workshop angeboten. Die Leipziger Träger der Suchtprävention beteiligen sich an der Umsetzung. 3.1.5 ShakeStar Im Berichtsjahr wurde wieder die bundesweite Aktionswoche „Alkohol - weniger ist besser!“ ausgerufen. Die Stadt Leipzig organisierte in diesem Zusammenhang gemeinsam mit freien Trägern der Sucht- und Jugendhilfe zum zweiten Mal „ShakeStar“, einen Wettbewerb für alkoholfreie Cocktails. Ziel war zu zeigen, dass gute Stimmung auf einer Party und Alkohol nicht zwangsläufig zusammengehören. Im Rahmen der Veranstaltung wurde für einen verantwortungsbewussten Umgang mit Alkohol sensibilisiert. 25 Teams mit mehr als 80 Teilnehmenden mischten mit und überzeugten Jury und Publikum mit kreativen und geschmackvollen Gute-Laune-Drinks. 3.2 Kinder- und Jugendschutz im Amt für Jugend, Familie und Bildung Gegenstand des erzieherischen Kinder- und Jugendschutzes sind Gefährdungslagen für junge Menschen. Ziel ist es, diese vor gefährdenden Einflüssen zu schützen. Der Schutzmechanismus wird nicht (ausschließlich) über das Fernhalten vor potenziellen Gefährdungen realisiert. Vielmehr gilt es, durch ein breites Angebotsspektrum Kinder und Jugendliche zu informieren und sie in ihrer Identitätsentwicklung zu stärken, so dass sie in die Lage versetzt werden, kompetente Entscheidungen in Abwägung von „Nutzen“ und Risiken zu treffen. So können Voraussetzungen geschaffen werden, junge Menschen mit Kompetenzen auszustatten, die es ihnen ermöglichen, an gesellschaftlichen Prozessen kritisch teilzunehmen. Eltern und andere an der Erziehung beteiligte Personen sollen in diesen „Befähigungsprozess“, im Sinne einer Stärkung der Erziehungskompetenz, einbezogen werden. Die Stadt Leipzig fördert zur Verwirklichung der o. g. Zielstellungen Angebote freier Träger der Jugendhilfe u. a. als Maßnahmen des erzieherischen Kinder- und Jugendschutzes gemäß § 14 SGB VIII im Bereich Suchtprävention, allgemeine Lebenskompetenzförderung und Jugendmedienschutz. Diese werden im Bereich Suchtprävention durch freie Träger der Jugendhilfe in Leipzig unterbreitet (s. Tabelle 2). Insgesamt werden 8,08 VZÄ bei den freien Trägern gefördert. Dabei ist zu berücksichtigen, dass die Mitarbeiter/innen nicht ausschließlich der Suchtprävention zuzuordnen sind, sondern auch in Projekten in den Bereichen Gewaltprävention und Jugendmedienschutz verankert sind. 8 Suchtbericht Leipzig 2018 Weiterhin kommen ehrenamtlich Tätige zum Einsatz, auch junge Menschen unter 25 Jahren. Allein bei den Drug Scouts sind das 40 Personen; bei den anderen Projekten ist die Zahl nicht fest zu benennen, da sie Schwankungen unterliegt. Die Fachkoordination und die (Weiter-)Entwicklung geeigneter und bedarfsgerechter Angebote gehört zum Aufgabengebiet des Fachbereichs Kinder- und Jugendschutz im Amt für Jugend, Familie und Bildung. Die einzelnen Leistungsspektren sind in nachstehender Tabelle aufgelistet. Tabelle 2: Kommunal geförderte Projekte des Kinder- und Jugendschutzes Projekt Hauptzielgruppe Leistungsspektrum Einsatzgebiete Diakonisches Werk, Innere Mission Leipzig e. V. Drahtseil junge Menschen zwischen 10 und 26 Jahren Beratung konsumierender junger Menschen und ihrer Angehörigen Eltern Vermittlung und Begleitung in weiterführende Angebote (bspw. Entgiftung) Multiplikatorinnen und Multiplikatoren stadtweit Drogensprechstunde Präventionsprojekte für Gruppen Elternabende und Multiplikatorenschulungen Deutscher Kinderschutzbund Ortsverein Leipzig e. V. Projekt Kinderund Jugendtelefon1 junge Menschen bis 18 Jahre Ehrenamtliche (auch junge Menschen unter 25 Jahren) als Berater/-innen kostenlose, anonyme telefonische Beratung junger Menschen stadtweit E-Mail-Beratung (KSV-finanziert) Ausbildung ehrenamtlicher Berater/-innen allgemeine Lebenskompetenzförderung Projekt Free Your Mind junge Menschen ab 7. Klasse als Schülermultiplikator*in Lebenskompetenzförderung mittels Peer-to-peer-Ansatz (Peer-Projekt) junge Menschen ab 5. Klasse als Nutzer/-in der Schülermultiplikatorenangebote Ausbildung der Schülermultiplikatorinnen und -multiplikatoren Multiplikatorinnen und Multiplikatoren stadtweit 14 Kooperationsschulen fachliche, organisatorische Begleitung und Weiterentwicklung des Projektes an den Schulen bis zur selbständigen Weiterführung SZL Suchtzentrum gGmbH Drug Scouts Jugendliche ab 8. Klasse, junge Volljährige bis 27 Jahre, Multiplikatorinnen und Multiplikatoren Informationen zu Substanzen und Konsum in Clubs, Vorträgen oder Schulungen stadtweit Quelle: Amt für Jugend, Familie und Bildung, 2018 1 Projekt wird durch vier Landkreise/ Kommunen sowie KSV finanziert. Die- Berater/-innen arbeiten ehrenamtlich Suchtbericht Leipzig 2018 9 Abbildung 1: Anzahl der Projekte nach Themenkategorien 400 350 300 Anzahl 250 200 150 340 356 249 265 334 299 294 211 100 106 111 50 139 130 76 90 116 104 33 32 41 41 0 Suchtprävention allg. Lebenskompetenzf örd. Gew altprävention 2014 Medien 2015 Sekten/Kulte 2016 3 2 13 4 Sonstiges 2017 Suchtbericht 2018 Quelle: Amt f ür Jugend, Familie und Bildung Im Themenbereich Suchtprävention konnten im Jahr 2017 insgesamt 356 Projekte und Veranstaltungen mit jungen Menschen durchgeführt werden. Abbildung 2: Anzahl der Teilnehmenden nach Themenkategorien und Teilnehmerzahlen 6.000 5.000 0 Suchtprävention allg. Lebenskompetenzf örd. 2014 Gew altprävention 2015 Medien 2016 1.527 1.870 1.240 1.127 2.609 1.912 1.654 2.842 3.335 4.576 3.477 4.980 2.817 1.000 4.363 2.000 3.002 3.000 3.006 Anzahl 4.000 347 449 566 490 Sekten/Kulte 289 17 Sonstiges 2017 Quelle: Amt f ür Jugend, Familie und Bildung An den Projekten haben insgesamt 4.980 Personen unter 27 Jahre teilgenommen. Die Teilnehmerzahl konnte gegenüber den Vorjahren wiederholt gesteigert werden. Der § 14 SGB VIII erzieherischer Kinder- und Jugendschutz impliziert den Auftrag, Eltern und Erziehungsberechtigten (Multiplikator/-innen) Angebote zur Befähigung zum Schutz der eigenen/anvertrauten Kinder und Jugendlichen anzubieten. Im Bereich Suchtprävention, allgemeine Lebenskompetenzförderung und Medien wurden zusammengefasst 4.935 Multiplikator/-innen durch die freien Träger der Jugendhilfe im Leistungsbereich erzieherischer Kinder- und Jugendschutz erreicht. 10 Suchtbericht Leipzig 2018 Abbildung 3: Anzahl der teilnehmenden Multiplikatorinnen und Multiplikatoren nach Themen 5.000 4.500 4.000 1.500 2.957 2.000 4.418 2.500 3.824 3.000 3.632 Anzahl 3.500 1.000 500 468 0 Suchtprävention 776 493 579 233 allg. Lebenskompetenzförd. 2014 103 9 675 663 618 787 530 271 389 582 29 335 254 458 Gew altprävention 2015 Medien 2016 Sekten/Kulte 40 Sonstiges 2017 Quelle: Amt f ür Jugend, Familie und Bildung Das seit 2015 bestehende Projekt „HaLT-Bar“, eine mobile alkoholfreie Cocktailbar mit umfangreichem Zubehör wurde auch in 2017 gut genutzt. Die Halt-Bar wurden in 2017 zu 19 Veranstaltungen (ausschließlich im Bereich Jugendhilfe und Schule) gebucht. Bestell-Bar: Stadt Leipzig, Fachbereich Kinder- und Jugendschutz, Roßplatz 5/6 in 04103 Leipzig, E-Mail: jugendschutz@leipzig.de, Telefon: 0341-26 82 42 49 Exkurs „Jugend in Leipzig 2015“ Im Jahr 2015 wurde mehr als 2.200 Schüler/-innen ab der Klassenstufe 7 aus allen Schularten befragt. Neben den Themen Lebenszufriedenheit, Freizeitpräferenzen und Zukunftsplänen widmete sich ein Fragenkomplex Drogenkonsum und Sucht. Knapp zwei Drittel aller Befragten gaben an, in den vergangenen drei Monaten Alkohol getrunken zu haben. Mit zunehmendem Alter stieg ebenfalls der Alkoholkonsum. 15 Prozent der 12- bis 17-Jährigen tranken regelmäßig Alkohol (d. h. mindestens einmal pro Woche), das sind zwei Prozentpunkte mehr als im bundesweiten Durchschnitt. An Gymnasien war der Alkoholkonsum verbreiteter als an anderen Schulen. Ab 16 Jahren konnte eine deutliche Zunahme des Rauschtrinkens beobachtet werden - dennoch lagen die Werte für Leipzig unter dem Bundesdurchschnitt. Dafür rauchten in Leipzig deutlich mehr Jugendliche als im Bundesvergleich. Bei der vorliegenden Befragung gab jede/-r zehnte Jugendliche zwischen 12 und 17 Jahren an, (fast) täglich zu rauchen, während im bundesweiten Durchschnitt das tägliche Rauchen nur noch auf 5 Prozent dieser Altersgruppe zutrifft. Auf der anderen Seite stieg der Anteil der „Nie Raucher“ (hier: Drei-Monats-Prävalenz) von 2010 zu 2015 von 68 % auf 73 %. Die am stärksten verbreiteten illegalen Drogen unter Leipziger Jugendlichen sind Cannabis, Haschisch und Marihuana. 19 Prozent der 12- bis 17-Jährigen haben diese Substanzen mindestens einmal konsumiert, das ist ein Anstieg um sechs Prozentpunkte im Vergleich zur Befragung aus dem Jahr 2010. Deutschlandweit liegt dieser Wert bei acht Prozent (2014). Andere illegale Drogen werden von den Jugendlichen wesentlich seltener konsumiert. Zwei Prozent aller befragten Schüler/-innen gaben an, mindestens einmal Crystal konsumiert zu haben. Jugend in Leipzig - Ergebnisse einer Befragung 2015 [08/2015], Herausgeber: Stadt Leipzig, Amt für Statistik und Wahlen in Kooperation mit dem Amt für Jugend, Familie und Bildung Suchtbericht Leipzig 2018 11 3.3 Alkoholpräventionsprojekt Wandelhalle Sucht Das Alkoholpräventionsprojekt „Wandelhalle Sucht“ ist Teil des Konzeptes Regenbogen. Es fördert Risikokompetenzen wie eine kritische Einstellung zum Suchtmittel, Entscheidungsfähigkeit und Problembewusstsein. Unter dem Motto: „Willst du etwas lernen, frage Erfahrene nicht Gelehrte.“ vermitteln Vertreter/-innen der Suchtselbsthilfe Regenbogen authentisch Informationen zu Alkohol, Mischkonsum, Missbrauch und Abhängigkeit. Die Leitung, Durchführung, Organisation und Öffentlichkeitsarbeit obliegt ehrenamtlichen, abstinent lebenden, suchtbetroffenen Mitarbeiter/-innen. Von dem Projekt profitieren sowohl die Teilnehmenden als auch die Referierenden. 2017 wurden 131 Veranstaltungen mit 1.752 Teilnehmenden durchgeführt. Hauptzielgruppe waren Schulklassen ab Klasse 7. Weiterhin wurden Auszubildende, Jugendliche in Jugendhilfeeinrichtungen sowie Multiplikatorinnen und Multiplikatoren erreicht. 3.4 Präventionsarbeit der Polizeidirektion Leipzig Die polizeiliche Drogenpräventionsarbeit basiert auf den Vorgaben des LKA, Zentralstelle Prävention, und bedient hauptsächlich die Klassenstufen 6 bis 8 in Unterrichtsveranstaltungen und übergreifenden Projekten. Die Mitarbeiter/-innen führen Elternabende und Lehrerfortbildungen durch. Es werden aber auch anderweitige Anfragen je nach Kapazität unterstützt wie z. B. Berufsschulen, Förderschulen, Fahrlehrerverbände sowie interne Schulungen der Polizeibeamten. Die Schülerpraktikanten der PD Leipzig werden mit Präventionsarbeit vertraut gemacht und erhalten Einblicke in das Thema Drogen/Sucht. Dabei wird in großen Anteilen mit Präventionspartnern, insbesondere der Jugenddrogenberatungsstelle „Drahtseil“ zusammengearbeitet, ebenso mit Schulsozialarbeiter/-innen, Beratungslehrer/-innen und Mitarbeiter/-innen der jeweiligen Gesundheitsämter. Die Schulen werden in beratenden Gesprächen der Vor- und Nachbereitung zur Arbeit nach dem Arbeitsansatz „Prävention im Team“ angehalten. Tabelle 3: Drogenpräventionsveranstaltungen der Polizeidirektion Leipzig Veranstaltung für Schüler/-innen Veranstaltungen Teilnehmer/-innen PD Leipzig 207 4.574 Stadt Leipzig 87 1.783 Veranstaltung für Lehrkräfte Veranstaltungen Teilnehmer/-innen PD Leipzig 18 576 Stadt Leipzig 14 465 Quelle: Polizeidirektion Leipzig, 2018 Für Polizeibeamten fand im Jahr 2017 eine Präventionsveranstaltung zum Thema „Drogen“ mit 26 Teilnehmer/innen statt. 3.5 Schnittstelle zum Allgemeinen Sozialdienst Der Allgemeinen Sozialdienst (ASD) unterstützt Eltern, Kinder und Familien bei Problemen in Fragen der Erziehung, Trennung und Scheidung, der elterlichen Sorge und bei familiären Konflikten. Die sozialpädagogischen Fachkräfte des ASD informieren, beraten und prüfen bei Bedarf die Notwendigkeit der Vermittlung an andere Hilfsangebote. Auf der Grundlage des SGB VIII prüft der ASD auch die Notwendigkeit von erzieherischen Hilfen (HzE) und entscheidet über eine geeignete Hilfe. Außerdem hat der ASD die Aufgabe, gewichtige Anhaltspunkte einer möglichen Kindeswohlgefährdung zu prüfen. Der Missbrauch psychotroper Substanzen sowohl bei Eltern, Schwangeren und jungen Müttern als auch bei Kindern und Jugendlichen war auch 2017 ein zentrales Thema im Hilfeprozess und bei der Wahrnehmung des Schutzauftrages bei Kindeswohlgefährdung. Die folgenden Abbildungen zeigen für das vergangene Jahr einen vergleichsweise starken Anstieg an Fällen, in denen eine Suchtproblematik (häufig Crystal in Verbindung mit Mischkonsum sowie verstärkt missbräuchlicher 12 Suchtbericht Leipzig 2018 Alkoholkonsum) das Handeln des ASD wesentlich bestimmte. Parallel dazu ist eine Zunahme von Fällen zu verzeichnen, in denen psychische Erkrankungen die Erziehungsfähigkeit der Eltern zunehmend einschränken. Hinter vielen Fällen „psychischer Erkrankung“ verbirgt sich auch eine vorangegangene oder parallele Suchtproblematik, so dass ein Zusammenhang zwischen Suchterkrankung und psychischer Erkrankung anzunehmen ist. Die hier aufgeführte Anzahl der Familien im Eingangs- und Fallmanagement lässt sich nicht mit der Gesamtzahl der Fälle im Eingangs- bzw. Fallmanagement des Allgemeinen Sozialdienstes setzen, da die Gesamtstatistik jede einzelne Hilfe als einen Fall betrachtet. Eine Familie kann jedoch mehrere Hilfen über den Allgemeinen Sozialdienst erhalten und wird in der Statistik dann mehrfach gezählt. Der Anteil der Familien mit Suchtproblematik an allen Familien in Betreuung durch den Allgemeinen Sozialdienst würde damit bei einer Gegenüberstellung unterschätzt. Eine Anpassung der Statistiken ist perspektivisch geplant. Abbildung 4: Betreute Familien im Eingangsmanagement 800 700 133 169 600 171 500 170 92 400 300 200 608 527 394 374 454 100 0 2013 2014 2015 illegale Drogen Quelle: Amt für Jugend, Familie und Bildung Suchtbericht Leipzig 2018 2016 2017 andere Sucht Suchtbericht Leipzig 2018 13 Abbildung 5: Betreute Familien im Fallmanagement 1200 1000 223 800 246 600 400 200 251 183 168 372 793 501 517 2014 2015 612 0 2013 illegale Drogen Quelle: Amt für Jugend, Familie und Bildung 2016 2017 andere Sucht Suchtbericht Leipzig, 2018 Die in beiden Bereichen zunehmenden Zahlen sind u. a. damit zu erklären, dass es durch die Sensibilisierung der verschiedenen Berufsgruppen, die mit Familien arbeiten, zu einer besseren Einschätzung von Problemlagen kommt und die Fälle eher bekannt werden. Der ASD verfügt seit dem Jahr 2012 über verbindliche Standards, um den steigenden Anforderungen im Kinderschutz im Zusammenhang mit illegalen Drogen gerecht zu werden. Zentrales Ziel des ASD in der Arbeit mit suchtkranken bzw. auch substituierten Schwangeren und Sorgeberechtigten ist es, möglichst gemeinsam mit den sorgeberechtigten Eltern positive Bedingungen für die Entwicklung der Kinder zu gestalten und das Wohl dieser Kinder zu sichern. Individuell gestaltete Schutzkonzepte werden in Verantwortung der fallzuständigen Sozialarbeiter/-innen mit verschiedenen Netzwerkpartnern, insbesondere der Suchthilfe geplant, organisiert, umgesetzt und kontrolliert. In der Arbeit mit dieser Zielgruppe ist in der Regel von längerfristigen Hilfeverläufen auszugehen. Gelingt es nicht, Eltern als aktiven Part in den Prozess einzubinden, werden Schutzkonzepte zunehmend durch restriktivere Kontrollverträge ersetzt. Entwicklungen und neue Herausforderungen Sowohl im Bereich der Hilfen zur Erziehung als auch im Bereich der Suchtberatung besteht die Notwendigkeit des weiteren Ausbaus spezifischer Angebote für die Zielgruppe drogenkonsumierender Eltern, Schwangerer und junger Mütter sowie drogenkonsumierender Jugendlicher. Gleichzeitig müssen die präventiven Angebote der Stadt weiter zielgruppengerecht angeboten und intensiviert werden. 14 Suchtbericht Leipzig 2018 4. Beratung, Behandlung und soziale (Re-)Integration Das Versorgungsangebot der Stadt Leipzig für Menschen mit Suchtmittelmissbrauch und Suchterkrankungen sowie für deren Angehörige umfasst im ersten Teil die ambulanten Hilfen der Suchtberatungsstellen, der mobilen Straßensozialarbeit, einer Notschlafstelle für Suchtkranke und einen speziellen Fachdienst für Familien. Zum anderen werden im zweiten Abschnitt dieses Kapitels stationäre Hilfen beschrieben. Dazu gehören spezielle Fachkliniken in und um Leipzig sowie die Klinik für Forensische Psychiatrie. Das Gesundheitsamt schließt mit drei Trägern der ambulanten Suchthilfen Versorgungsverträge ab. Darin werden die zu versorgenden Zielgruppen, Leistungen und Qualitätsstandards verhandelt. Der Bereich Suchtbeauftragte im Gesundheitsamt koordiniert die ambulanten Hilfen, unterstützt die Institutions- und trägerübergreifende Zusammenarbeit und erstattet jährlich einen Suchtbericht für die Kommunalpolitik, Fachleute und die Öffentlichkeit. 4.1 Ambulante Suchthilfe in der Stadt Leipzig: Suchtberatungsstellen und Jugenddrogenberatung Die Stadt Leipzig finanziert im Rahmen von Versorgungsverträgen mit folgenden drei Trägern insgesamt sieben Suchtberatungsstellen und einen Fachbereich Familienhilfe. Das Städtische Klinikum „St. Georg“ Leipzig ist Träger von fünf Suchtberatungsstellen und den Fachbereich Familienhilfe. Das Diakonische Werk Innere Mission Leipzig e. V. betreibt die Suchtberatungsstelle „Blaues Kreuz“ und die Jugenddrogenberatung „Drahtseil“. Die SZL Suchtzentrum gGmbH trägt die Suchtberatungsstelle „Impuls“. Die Finanzierung der ambulanten Hilfen erfolgt durch kommunale Haushaltmittel, durch Zuschüsse des Landes Sachsen sowie für bestimmte Leistungen durch Mittel der Krankenkassen und Rentenversicherungen. In den Suchtberatungsstellen waren 2017 43,7 VZÄ beschäftigt, darunter 32,43 VZÄ Fachkräfte. Außerdem arbeiteten 2017 in der Jugenddrogenberatung Drahtseil 1,9 VZÄ (Fachkräfte). Dieses Beratungsangebot wurde 2017 ergänzt durch 1,3 VZÄ, finanziert durch das Land Sachsen zur Unterstützung der Arbeit in der Betreuung von Menschen mit Crystalproblemen. Die Suchtberatungsstelle bieten Menschen mit einem Suchtproblem im Zusammenhang mit psychoaktiven Substanzen wie Alkohol, Medikamente, illegale Drogen sowie bei Problemen mit Glücksspielsucht Beratung, Behandlung und Begleitung. Darüber hinaus bietet die Jugenddrogenberatung „Drahtseil“ Beratung und Hilfen bei Suchtmittelmissbrauch und übermäßigem Medienkonsum speziell für Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene sowie deren Eltern und Angehörige und für Multiplikatoren an. Der Zugang zu einer Suchtberatung ist grundsätzlich jedem möglich. Die Beratung ist kostenfrei. Auf Wunsch können Bürger/-innen mit ihrem Anliegen auch anonym bleiben. Auch Angehörige und sonstige Ratsuchende aus dem Umfeld von Betroffenen können sich an jede Suchtberatungsstelle wenden. Alle Beratungsstellen sind bestrebt, möglichst zeitnah einen Erstkontakt für ein Beratungsgespräch anzubieten. 4.1.1 Klientinnen und Klienten in den Suchtberatungsstellen In den sieben Suchtberatungsstellen und dem Fachbereich Familienhilfe wurden 2017 4.030 Klientinnen und Klienten beraten und betreut. Darunter waren 88,4 % Selbstbetroffene, 11,6 % Angehörige und weitere Bürger/-innen aus dem Umfeld. Der Anteil der Klientinnen und Klienten mit der Hauptdiagnose Abhängigkeit von illegalen Drogen hat sich in den letzten Jahren gegen über dem Anteil derer mit der Hauptdiagnose Alkoholabhängigkeit angenähert. 2017 kamen 1.752 Menschen wegen Alkohol und 1.641 Menschen wegen illegaler Drogen in die Suchtberatungsstellen. Suchtbericht Leipzig 2018 15 Abbildung 6: Betreute Klientinnen und Klienten und Hauptsubstanzen 4.594 4.500 4.092 4.260 4.063 4.000 2.000 1.500 1.000 500 3.563 2.429 2.112 1.398 1.912 1.601 1.334 1.752 1.641 Drogen 2.500 Alkohol 3.000 Selbstbetroffene 3.500 4.030 3.736 3.593 alle Klientinnen und Klienten Betreute Personen und Hauptsubstanzen 5.000 0 2005 2010 2015 Jahr 2017 Gesamtzahl aller betreuten Klienten darunter selbstbetroffene Klienten darunter alkoholabhängige Klienten darunter Klienten mit illegalem Drogenkonsum Quelle: Gesundheitsamt Suchtbericht Leipzig 2018 Die Gesamtzahl geht insgesamt zurück. Dieser Rückgang betrifft hauptsächlich Betroffene mit der Hauptdiagnose Alkoholabhängigkeit und ist darin begründet, dass jeder Einzelfall einen deutlich gestiegenen Betreuungsaufwand erfordert. Bis 2007 wurden in der Statistik (Abbildung 6) Betreute im Strafvollzug einbezogen. Ab 2008 wird die Erhebung der Betreuungen im Strafvollzug ausschließlich im Sächsischen Suchtbericht der SLS e.V. vorgenommen (http://www.slsev.de/). Tabelle 4: Klientinnen und Klienten 2013 bis 2017 in Suchtberatungsstellen (absolut) 2013 2014 2015 2016 2017 Gesamtzahl 4.086 4.179 4.260 4.258 4.030 davon Betroffene 3.641 3.683 3.736 3.755 3.563 davon Angehörige 421 496 524 503 467 davon Neuzugänge oder Wiederaufgenommenen 2.672 2.719 2.794 2.876 2.564 darunter mit Betreuungsbeginn und -abschluss 2017 1.408 Hauptsubstanz Alkohol 1.971 1.955 1.912 1.826 1.752 Hauptsubstanz Illegale Drogen 1.429 1.494 1.601 1.724 1.641 Pathologisches Glücksspiel 92 107 125 121 93 Mediengebrauch 11 10 8 14 21 Sonstige Betroffene 25 99 67 52 29 Quelle: Gesundheitsamt 16 Suchtbericht Leipzig 2018 Der Anteil der Neuzugänge (neue oder wiederaufgenommene Klientinnen und Klienten in 2017) lag bei ca. 72 %. Für 40 % der 3.563 selbst betroffenen Klientinnen und Klienten wurde 2017 eine Behandlungsepisode eröffnet und/oder abgeschlossen. Rund 60 % wurden aus dem Vorjahr weiter betreut oder befinden sich auch noch weiter in einer Form der Betreuung. Abbildung 7: Hauptsubstanzen 2013 bis 2017 2.500 2.000 Hauptsubstanzen 1.500 1.000 500 0 2013 2014 2015 Hauptsubstanz Alkohol Pathologisches Glücksspiel Mediengebrauch Quelle: Gesundheitsamt 2016 2017 Hauptsubstanz Illegale Drogen Sonstige Betroffene Suchtbericht Leipzig 2018 Der Teil der Betroffenen mit Missbrauch oder Abhängigkeit von illegalen Substanzen nahm bis 2016 kontinuierlich zu. Demgegenüber nimmt seit Jahren der Anteil der Betroffenen mit der Hauptdiagnose Alkoholmissbrauch oder -abhängigkeit vermeintlich ab. Es ist zu beachten, dass diese Form der Erhebung nur den Missbrauch einer Hauptsubstanz darstellt. Der tatsächliche Missbrauch verschiedener Substanzen gleichzeitig oder nacheinander bleibt dabei verborgen. Teile der Betroffenen konsumieren Alkohol und verschiedene Drogen gleichzeitig oder nacheinander. In vielen Fällen sind Betroffene auch von all den konsumierten Substanzen abhängig. Nach Einschätzung der Fachkräfte steht heute ein Mischkonsum (Polytoxikomanie) von Substanzen, vor allem bei jüngeren Menschen im Vordergrund. Abbildung 8: Verwendete Hauptsubstanzen 2017 Alkohol 1.752 darunter Crystal Hauptsubstanzen Stimulanzien Opioide 566 Cannabinoide 300 path. Spielverhalten 113 Medikamente 20 Kokain 24 andere Hauptdiagnosen 35 0 Quelle: Gesundheitsamt Suchtbericht Leipzig 2018 746 500 1000 1500 2000 Suchtbericht Leipzig 2018 17 4.1.2 Altersverteilung Abbildung 9: Altersverteilung der Klientinnen und Klienten 2017 1000 926 900 Altersverteilung SBB 800 700 600 523 500 400 343 407 388 278 300 180 200 100 111 4 2 0 5 7 41 113 31 31 2 0 unter 14 14-18 18-21 21-25 Lebensalter Quelle: Gesundheitsamt 25-30 Alkohol 30-40 40-50 illegale Drogen 50-60 über 60 Suchtbericht Leipzig 2018 Mehr als 84 % aller Menschen mit Alkoholproblemen sind älter als 30 Jahre. Menschen mit Mischkonsum oder primär illegalem Drogengebrach, die in früheren Jahren eher die jüngeren Altersgruppen dominierten, sind heute ebenfalls in den Altersgruppen ab 30 Jahre zu finden. 4.1.3 Herkunft der Klientinnen und Klienten Tabelle 5: Nationalität und Aufenthaltsstatus Nationalität/Aufenthaltsstatus Klientinnen und Klienten in Suchtberatungsstellen in Prozent (gerundet) Deutsche 3.815 94,7 darunter Spätaussiedler 55 1,4 EU- Bürger/-innen 52 1,3 aus Land außerhalb der EU 53 1,3 Asylantrag gestellt oder bewilligt 33 0,8 ohne Angabe, unbekannt 22 0,5 Quelle: Gesundheitsamt, 2018 Rund 94,7 % aller Klientinnen und Klienten in den Suchtberatungsstellen waren deutsche Staatsbürger/-innen. Migrantinnen und Migranten bzw. nicht Deutsch sprechende Bürger/-innen fanden kaum den Zugang zu den Einrichtungen. In der Beratungsstelle „Blaues Kreuz“ wurde die gesonderte Landesförderung für die Arbeit mit russischsprachigen Migranten 2017 nicht mehr fortgesetzt. Neben Infoveranstaltungen und Multiplikatorenschulungen für die Mitarbeiter/-innen aus Flüchtlingsheimen zum Umgang mit Suchtbetroffenen gab es einzelne Kontakte zu Klientinnen und Klienten, die mit Hilfe von Dolmetschern über das Sprint-Projekt der Stadt Leipzig durchgeführt wurden. 18 Suchtbericht Leipzig 2018 Im Berichtsjahr wurden dort noch 53 Migrantinnen und aus dem russischen Sprachraum betreut. Die Betreuten stammten u. a. aus Estland, Litauen, Polen, Kasachstan, der russischen Föderation, Rumänien, Bulgarien, Lettland und der Ukraine. Weitere Migrantengruppen stellten eher Einzelfälle dar. 4.1.4 Jugenddrogenberatung und Drogensprechstunde der Jugenddrogenberatung Innerhalb der Jugenddrogenberatung DRAHTSEIL wurden für 316 Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene 1.090 persönliche Beratungen durchgeführt. Für Eltern, Angehörige und Multiplikatoren fanden 256 Einzelberatungen statt. An 23 Terminen wurden ärztlich geleitete Drogensprechstunden angeboten. In diesem gemeinsamen Projekt von „DRAHTSEIL“ und dem Helios Park-Klinikum Leipzig fanden insgesamt 82 persönliche Gespräche statt (entspricht 62 betreuten Personen). In sechs akuten Fällen wurde die Sprechstunde kurzfristig direkt im Helios Park-Klinikum Leipzig abgehalten. Substanzbezogene Trends erfordern die ständige Flexibilität in der Beratung. So waren 2017 neben den „Dauerbrennerthemen“ Alkohol, Crystal und Cannabis (als Begleitsubstanz), verstärkt die Themen Amphetamine, XTC und wieder ein verstärkter (Einzel-)Konsum von Cannabis vertreten. Auch im Medienbereich ist ein Anstieg der Beratungen zu verzeichnen. Mädchen kommen überwiegend mit dem Thema exzessive Nutzung der sozialen Netzwerke und Jungen mit auffälligem Spielverhalten. Für die Medien- und Drogenberatung wurde es erforderlich, dass neben dem Beratungsangebot für Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene das Beratungsangebot für die Eltern und Angehörigen erweitert wurde. Besonders in den jungen Altersgruppen (12 - 16 Jahre) ist immer öfter der Bedarf an erzieherischer Unterstützung und Vermittlung von Erziehungskompetenz an die Eltern erforderlich. An dieser Stelle zeigt sich deutlich, dass das Beratungsangebot DRAHTSEIL an der Schnittstelle Drogenberatung und Erziehungsberatung arbeitet und beiden Bereichen gleichermaßen Aufmerksamkeit gewidmet werden muss. 4.2 4.2.1 Besondere Zielgruppen der Suchtkrankenhilfe Substitution und Psychosoziale Begleitung bei Substitution (PSB) 2017 wurden 374 Menschen, die sich in Substitutionsbehandlung befanden, psychosozial begleitet (Vorjahr 444). Die rückläufige Zahl entspricht tendenziell dem Rückgang der Patienten in Substitutionsbehandlung (s. Tabelle 3). Psychosoziale Begleitung wird in der Regel von behandelnden Ärzten, die die Substitution durchführen, empfohlen. Den größten Teil dieser Patienten in der Substitution versorgen die Beratungsstellen „Alternative“ (305 Betreuungsfälle) und „Blaues Kreuz“ (42 Betreuungsfälle). In allen anderen Beratungsstellen nahm diese Leistungsinanspruchnahme deutlich ab. Die Mitarbeiter/-innen in den Suchtberatungsstellen streben eine qualitätsgerechte Versorgung und aktive Zusammenarbeit mit den Arztpraxen, die Substitution anbieten, an. In der Netzwerk AG „Psychosoziale Begleitung“ sind alle Suchtberatungsstellen mit dieser Zielgruppe vertreten. Im Jahr 2017 wurden in Leipzig 650 Patientinnen und Patienten in Arztpraxen mit diesem speziellen Leistungsangebot substituiert. Zum Stichtag 01.10.2017 befanden sich 366 Patientinnen und Patienten in dieser Behandlungsform. In Leipzig verfügten 14 Ärztinnen und Ärzte über die Qualifikation zur Substitutionsbehandlung für opiatabhängige Patientinnen und Patienten. Substitutionsbehandlungen werden in nur zwei Arztpraxen mit diesem Schwerpunkt angeboten. Weitere Ärzte bieten in ihren Arztpraxen wenige Plätze an und nehmen in der Regel keine neuen Patientinnen und Patienten auf. Suchtbericht Leipzig 2018 19 Tabelle 3: Übersicht Substitutionsbehandlungsfälle seit 2014 2014 2015 2016 2017 insgesamt in Substitution zum Stichtag 01.10.14 insgesamt in Substitution zum Stichtag 01.10.15 insgesamt in Substitution zum Stichtag 01.10.16 insgesamt in Substitution zum Stichtag 01.10.17 Leipzig 654 362 703 362 757 364 650 366 Sachsen 951 593 1.038 595 1.090 611 971 620 Quelle: Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte, 2018 4.2.2 Suchtberatung hörgeschädigter Menschen Das langjährige Beratungsangebot für hörbehinderte suchtkranke Menschen und deren Angehörige sowie die Selbsthilfegruppe in der Suchtberatungsstelle Blaues Kreuz wurde mit zehn Wochenstunden mit der Stadt Leipzig vereinbart. Insgesamt 17 Personen wurden 2017 (Vorjahr 20) individuell beraten und intensiv begleitet. 4.2.3 Vor-Ort-Beratung im Jobcenter Seit dem Ausbau der Jugenddrogenberatung DRAHTSEIL und der damit verbundenen Schaffung zweier zusätzlicher Stellen liegt ein besonderer Fokus der Arbeit auf der engen Kooperation mit anderen Hilfeangeboten und Institutionen. Neben der ambulanten und stationären Jugendhilfe zählen hierzu Schulen und das Jobcenter. Zu Beginn 2016 etablierten die Jugenddrogenberatung „Drahtseil“ und das Jobcenter Leipzig eine Vor-OrtSuchtberatung. Das Ziel bestand darin, Kundinnen und Kunden mit Suchtproblemen auf kurzem Wege an das Suchthilfesystem zu vermitteln. 2017 wurde dieses Angebot ganzjährig aufrechterhalten. Leider wurde dieses Vermittlungsangebot vom Jobcenter nur spärlich genutzt. Die offenen Sprechzeiten fanden jeden Dienstag von 9 bis 12 Uhr statt. Innerhalb dieses Angebotes konnte zu elf Klientinnen und Klienten Kontakt hergestellt und weitere Hilfen eingeleitet werden. Aufgrund der geringen Inanspruchnahme wird die Sprechstunde in den Räumlichkeiten des Jobcenters vorerst ausgesetzt. Unabhängig davon besteht weiterhin die Möglichkeit, kurzfristig reguläre Termine in der Jugenddrogenberatung zu erhalten. Bei Bedarf besteht die Möglichkeit, die im vergangenen Jahr neu eingeführte offene Sprechstunde der Jugenddrogenberatung zeitlich zu verlängern. Exkurs 2: „Kindergruppe - Ein präventives Gruppenangebot für Kinder als Angehörige suchtbelasteter Eltern im Fachbereich Familienhilfe“ Der Fachbereich Familienhilfe des Städtischen Klinikum „St. Georg“ Leipzig ist im Netzwerk der ambulanten Suchthilfen die spezialisierte Anlaufstelle für suchtkranke Eltern und Kinder aus suchtbelasteten Familien. Wissenschaftlichen Erkenntnissen zu Folge sind Kinder suchtkranker Eltern die größte bekannte Risikogruppe zur Entwicklung einer Suchterkrankung. Allerdings belegen wissenschaftliche Untersuchungen auch, dass diese Kinder gute Chancen haben, sich zu gesunden, reifen, verantwortungsvollen Erwachsenen zu entwickeln, wenn sie Unterstützung erfahren. Das Zentrum für Drogenhilfe konnte im August 2017 eine Kindergruppe starten. Das sozialpädagogische Angebot (zwei Fachkräfte, 1 VZÄ) wird über das Gesundheitsamt der Stadt Leipzig finanziert. Die Kosten für die Veranstaltungen sowie laufende Kosten für Materialien werden aktuell durch die Spenden des Fördervereins des Zentrums für Drogenhilfe getragen. Das Projekt umfasst wöchentlich 2,5 Stunden Gruppenarbeit, stabilisierende, begleitende und vertiefende Einzelgespräche nach Bedarf, Elternarbeit nach Bedarf. An den Gruppen können Kinder im Alter von 6 - 14 Jahren, unabhängig vom Suchtverlauf, Konsumstatus oder Veränderungswillen der Eltern teilnehmen. Das Projekt Kindergruppe startete am 27.09.2017 mit einem Herbstfest, zu dem 21 Kinder und deren Eltern kamen. Die Inhalte der Gruppenangebote werden thematisch auf die Anliegen und Bedürfnisse der Kinder vorbereitet. Die Kinder haben die Chance, sich am Prozess zu beteiligen, sich anerkannt und wichtig zu fühlen, sich mit ihrer 20 Suchtbericht Leipzig 2018 eigenen Persönlichkeit einzubringen und mit allen Sinnen zu experimentieren. Eine Besonderheit des Angebotes ist die gemeinsame Zubereitung eines kleinen Abendbrotes am Gruppenende. Einmal im Monat wird die Gruppenstunde genutzt, um gemeinsam zu kochen. Die Kinder planen mit den Gruppenleitern das Essen, gehen gemeinsam einkaufen und bereiten es zu. Ziel ist es, dass die Kinder möglichst viel in Eigenständigkeit entscheiden können und sich das Gemeinschaftsgefühl verstärkt. In den Herbstferien 2017 wurde Halloween gefeiert und Bowling gespielt. In der Vorweihnachtszeit wurden Plätzchen gebacken und eine Weihnachtsfeier gestaltet. Die deutschlandweite Aktionswoche für Kinder aus Suchtfamilien (kurz: COA-Aktionswoche Children of Alcoholics/ Children of Addicts) lenkt jedes Jahr in einer Woche im Februar die Aufmerksamkeit von Öffentlichkeit und Medien auf die mehr als 2,6 Millionen Kinder, die in Deutschland unter einem Suchtproblemen ihrer Eltern leiden. Während der Aktionswoche vom 11.02.-17.02.2018 wurden in der Kindergruppe Aktionen und Feste geplant und durchgeführt. So fand ein Besuch in der Kletterhalle „Kosmos“ zum Bouldern statt, es wurde Bowling gespielt, es gab einen Familienbrunch mit Kinderschminken, Basteln und Spielen. In den Ferien wurden auch ein Ferienspiel und ein Ausflug ins Jumphouse angeboten. Die Elternarbeit nimmt einen zentralen Platz im Rahmen des präventiven Gruppenangebotes ein. Durch die Reflexion der Gruppenarbeit mit den Eltern wird der Veränderungsprozess des Kindes für die Eltern transparent. Gleichzeitig wird den Eltern die Möglichkeit gegeben, Erfahrungen aus der Gruppe in ihren eigenen Alltag zu implementieren. Dazu finden in regelmäßigen Abständen Elterngespräche statt. Quelle: Konzept Kindergruppe des Zentrum für Drogenhilfe, Förderverein und Gesundheitsamt Entwicklungen und neue Herausforderungen Jugenddrogenberatung Die Jugenddrogenberatung verzeichnete lange Wartezeiten (ca. zwölf Wochen) bei der Vermittlung auf die Kinder- und Jugendstation des Helios Park-Klinikums. Dementsprechend lange muss die Motivation zur Aufnahme einer stationären qualifizierten Entzugsbehandlung aufrecht gehalten werden. Das bedeutet, dass engmaschige Terminvergaben für Beratungen in der Wartezeit erforderlich sind. Damit erhöht sich die Wahrscheinlichkeit, dass die Kinder und Jugendlichen nach langen Wartezeiten die stationäre Behandlung in Anspruch nehmen. Eltern fragen verstärkt nach stationären Entzugsbehandlungen und Therapie mit richterlichem Beschluss an. Auch für diese Vermittlung und Entscheidung entstanden lange Wartezeiten über mehrere Wochen. Die Arbeit mit den Kindern und Jugendlichen sowie mit deren Angehörigen stellen große Herausforderungen in der Beratung dar: Die betroffenen Kinder sind oftmals suchtkrank und entziehen sich, haben Rückfälle, konsumieren massiv und begehen kriminelle Handlungen. Das Einstiegs- und das Konsumalter der Kinder verschiebt sich nach vorn (um das 12. Lebensjahr). Für diese Kinder sind die Vermittlungsmöglichkeiten in therapeutische Hilfen stark eingeschränkt. Besonders die jungen Cannabis-Konsumentinnen und -konsumenten zeigen mangelnde Motivation für stationäre Entzugsbehandlungen. Häufig zeigen die Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene erkennbare psychische Problemlagen. Zu notwendigen psychotherapeutischen Behandlungen besteht wegen des aktiven Drogenkonsums kein Zugang. Die Arbeit mit unbegleiteten minderjährigen Ausländern (umA) nahm deutlich zu und bedeuten längere Beratungszeiten (Einbezug von Dolmetschern) sowie Vor- und Nachbereitungszeiten. Suchtberatungsstellen Über 80 % der Klientel in Suchtberatungsstellen sind über 30 Jahre alt. Bei den unter 30-Jährigen ist bei der überwiegenden Mehrzahl ein polyvalentes Konsummuster2, einschließlich nichtstoffgebundener, verhaltensbezogener Problematiken (z. B. Spielsucht) zu beobachten. Die Darstellung der am häufigsten genutzten Substanz in der Statistik führt zu einer Verzerrung der realen Konsumwirklichkeit. Die Statistik suggeriert, dass weniger alkoholabhängigen Menschen in Suchtberatungsstellen kommen. Tatsächlich jedoch spielt Alkohol auch bei den meisten Klientinnen und Klienten eine große Rolle, die (illegale) Drogen konsumieren. 2 sog. Mischkonsum verschiedener Drogen und Alkohol Suchtbericht Leipzig 2018 21 Aus diesen beiden Tendenzen ergeben sich Folgen für Beratung und Betreuung und für Schwerpunktsetzungen in der Suchthilfe: 1. Suchtberatungsstellen bieten verschiedene Hilfen an, die von schadensminimierenden Angeboten - als Zugangsmöglichkeit und Vorbereitung - bis hin zu Hilfen mit dem Ziel einer klaren Abstinenz reichen. Die meisten Klientinnen und Klienten in Suchtberatungsstellen konsumieren heute neben Alkohol eine Vielzahl von Substanzen (multipler Substanzgebrauch) und erkennen lediglich eine Auswahl oder gar nur eine Substanz bzw. ein Verhalten als problematisch an. Die Vermittlung einer Abstinenzorientierung in Bezug auf alle psychoaktiven Substanzen ist dadurch deutlich erschwert. 2. Viele junge Menschen zeigen frühzeitig Behandlungsbedürftigkeit, weil sie auffallende psychische und körperliche Beeinträchtigungen haben, die sich auf ihre Gesundheits- und Erwerbsbiographien negativ auswirken. Häufig fehlen ihnen formale Bildungsabschlüsse (Schule oder Beruf) und sie benötigen eine (Nach-)Qualifizierung. Eine stabile Entwicklung wird durch die recht hohe Rückfallwahrscheinlichkeit bei langjährigem Drogenkonsum erschwert. Ein Teil der Klientel wird mutmaßlich dauerhaft erwerbsunfähig bleiben. 3. Chronifizierte Verläufe der Suchterkrankungen fordern das gesamte Hilfesystem stärker. Klientinnen und Klienten wechseln zwischen dem psychiatrischen und speziellen Suchthilfesystem hin und her. 4. Die Fachleute in den SBB versuchen, den erhöhten Anforderungen gerecht zu werden. Es werden Sofortsprechstunden und deutlich mehr Gruppengespräche (statt Einzelberatung) angeboten. Eine enge Verzahnung mit Angeboten der Wohnhilfe und Angeboten anderer sozialer Dienste ist unabdingbar, um die Menschen beim Ausgleichen ihrer großen sozialen Defizite und ihrer fehlenden Ressourcen unterstützen zu können. 5. Angehörigenarbeit und der Ausbau der Hilfeangebote für Kinder von suchtkranken Eltern mit den genannten Defiziten (psychische und physische Komorbiditäten, fehlende Schul- und Berufsabschlüsse, multipler Substanzgebrauch) stellen eine weitere Herausforderung für die Suchthilfe dar. Suchtkranke Eltern benötigen zusätzliche intensive Beratung und Betreuung, die weit über die klassische Beratung hinausgehen. Auch hier spielt die Vernetzungsarbeit mit anderen sozialen Hilfen, z.B. der Jugendhilfe, eine große Rolle. 4.3 Stationäre Einrichtungen 4.3.1 Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie am HELIOS Park-Klinikum Leipzig (Station Teen Spirit Island TSI) Auf der Station für abhängigkeitskranke Kinder und Jugendliche TSI stehen 18 Behandlungsplätze zur Verfügung. Die Station hat ein zweiphasiges Therapiekonzept. In der Aufnahmephase findet die medizinische und psychologische Diagnostik statt. Die Jugendlichen erhalten vom ersten Tag an ein intensives Beziehungsangebot. Es gibt einen haltgebenden Rahmen mit klaren Regeln und eine feste Tagesstruktur. Die Klinik bietet ein modernes Entzugsmanagement mit Psychoedukation, Akupunktur, Entspannungstechniken und Pharmakotherapie an. Innerhalb dieser Phase findet der qualifizierte Entzug statt. In der Behandlungsphase steht die Therapie der individuellen psychischen Grundstörung im Fokus. Folgende Angebote gibt es: Erweiterte Diagnostik Einzel-und Familientherapie Sozial Training, freizeittherapeutische Projekte Gruppentherapie in verschiedenen Settings Spezifische Psychose-Therapie Strukturiertes Borderline-Programm Belastungserprobung und Krisenmanagement Perspektivplanung 22 Suchtbericht Leipzig 2018 Die Station TSI behandelt rund 100 Patientinnen und Patienten im Jahr. Innerhalb der letzten zwei Jahre hat die Anzahl der Jugendlichen mit freiheitsentziehenden Maßnahmen (familienrichterliche Unterbringung nach § 1631b BGB) massiv zugenommen. Die Behandlungsmotivation der Kinder und Jugendlichen hat sich deutlich verschlechtert. Die Anzahl der Jugendlichen mit Cannabiskonsum ist wieder ansteigend. Es fehlen regionale Rehabilitations- und Jugendhilfekonzepte mit stationären Angeboten für diese Zielgruppe in der Region Sachsen. 4.3.2 Soteria Klinik Leipzig, Fachklinik für Suchterkrankungen am HELIOS Park-Klinikum Leipzig Die Soteria Klinik Leipzig verfügt über eine Abteilung Rehabilitation mit 154 Plätzen für alkohol-, medikamentenund drogenabhängige Patientinnen und Patienten und eine Adaptionseinrichtung mit 23 Plätzen. Bereich Rehabilitation Die Gesamtzahl der Entwöhnungen ist gleichbleibend bis leicht rückläufig. Bei den methamphetaminabhängigen Patientinnen und Patienten erscheint der „Scheitelpunkt“ in Bezug auf die Inanspruchnahme von Behandlungen noch nicht erreicht. Wenn diesem Trend nicht aktiv entgegengesteuert wird, folgt daraus ein „Verdrängungseffekt“ gegenüber den alkoholabhängigen Patienteninnen und Patienten. Prozentual gesehen kommen weiter wenige Frauen zur Entwöhnung. Die genauen Gründe dafür sind unklar. Die Altersverteilung der Patientinnen und Patienten ist zahlenmäßig ungefähr gleichgeblieben. In der Klinik werden jüngere, sozial noch gut integrierte Cannabis- und Methamphetaminabhängige, die „klassischen“ Alkohol- und Drogenpatientinnen und -patienten bis hin zu Mehrfachabhängigen und körperlich und psychisch multipel geschädigte Suchtkranke, behandelt. Entwicklungen und neue Herausforderungen In den Therapien werden mehr Konflikte und Regelverstöße, mehr Unruhe und Instabilität in den Gruppen, ein höherer Bedarf an engmaschigen Einzelkontakten, Kriseninterventionen und Kurzkontakten beobachtet. Gleichzeitig steigt der Bedarf an psychiatrischen Facharztgesprächen und an klinischer Einzelsozialarbeit. Patientinnen und Patienten mit Therapieauflagen (z.B. nach § 35 BtmG oder § 57StGB) sind und bleiben aufgrund ihrer Hafterfahrung bzw. Haftnormierung eine besondere Problemgruppe. Es bedarf erhöhter therapeutischer Anstrengung, um eine Atmosphäre von Respekt, Wertschätzung, Sicherheit und Vertrauen für alle Patientinnen und Patienten zu schaffen. Außerdem wird eine Zunahme an körperlichen (z.B. Übergewicht, Diabetes) und psychischen (z.B. hirnorganischen Einschränkungen, affektiven Störungen, Angststörungen, Anpassungsstörungen, psychosomatischen Störungen, Essstörungen, Traumafolgestörungen, Persönlichkeitsstörungen) Begleit- und Folgeerkrankungen diagnostiziert. Bereich Adaption Wesentlich mehr Leipziger Abhängigkeitskranke nutzen die Adaption nach stattgehabter Entwöhnungsbehandlung, um unter neuen Vorzeichen in ihrer Heimatstadt wieder Fuß zu fassen. Dabei wirken sich bereits bestehende Bindungen an Suchtberatungsstellen vorteilhaft aus; von Nachteil ist, dass bekannte Zugangswege (Drogenszene) zu Suchtmitteln Rückfallrisiken bedeuten. Der Anteil an Patientinnen und Patienten mit Haftaufenthalten und Therapieauflagen vor der Entwöhnungsbehandlung steigt. Damit verbindet sich auch ein höheres Aggressionspotential. Gestiegen ist auch die Zahl an Gerichtsverfahren während der Adaptionsphase. Ein Teil der Patientinnen und Patienten wies neben der Methamphetaminabhängigkeit ein mit dem Konsum in Verbindung stehendes auffälliges Glücksspielverhalten (ohne eigenständige Diagnose) auf. Positiv fortgesetzt hat sich der Trend auf dem Erwerbsmarkt. Patientinnen und Patienten bekommen gegen Ende der Adaption Arbeitsangebote oder eine Chance auf Ausbildung. Vor diesem Hintergrund sichern sich die Patientinnen und Patienten oftmals weniger ab und nutzen die angebotene Nachsorge zu wenig. Suchtbericht Leipzig 2018 23 Entwicklungen und neue Herausforderungen Eines der Hauptprobleme für Patientinnen und Patienten der Adaption bleibt die Suche nach geeignetem Wohnraum. Da der Wohnungsmarkt in Leipzig zu wenig bezahlbaren Wohnraum in nicht problembehafteten Quartieren bietet, steigt die Gefahr der Rückkehr in ein nicht Abstinenz förderndes Milieu. 4.3.3 HELIOS Park-Klinikum Leipzig, Klinik für Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie Im stationären Suchtbereich bietet die Akutabteilung Sucht der Klinik für Psychiatrie am Helios Parkklinikum eine Kapazität von 72 Betten für die qualifizierte Entzugsbehandlung von stoffgebundenen Abhängigkeitserkrankungen. Die Akutstation (S2) verfügt über 20 Betten und dient sowohl als Aufnahmestation für Notfälle (Alkoholintoxikation, Entzugssyndrom), als auch für geplante Aufnahmen (bei Alkohol- und Medikamentenabhängigkeit). Sie verfügt u. a. über zehn Betten mit Möglichkeit der Monitorüberwachung. Die qualifizierte Entzugsbehandlung für Alkohol- und Medikamentenabhängigkeit (Dauer 21 Tage) findet nach körperlicher Stabilisierung auf der Station S3 statt, mit einer Bettenkapazität von 36 Plan-Betten. Auch eine körperliche Entgiftung innerhalb von zehn Tagen ist möglich. Die qualifizierte Entzugsbehandlung für Abhängigkeiten von illegalen Drogen und Mehrfachabhängigkeit findet aktuell auf der Station P1 mit einer Kapazität von 16 Betten statt. Hier erfolgt die Behandlung nach ausschließlich selektiver Aufnahme und in der Regel mit einer Therapiedauer von 21 Tagen. Die Station P1 bietet auch PaarBehandlung an. Hier gibt es - wie auch auf der Station S3 - die Möglichkeit der Eilbeantragung einer Entwöhnungsbehandlung mit dem Ziel einer anschließenden Direktverlegung in eine Rehabilitationseinrichtung. Klinisches Bild und Versorgungssituation Die Aufnahmestatistik zeigt, dass die Zahl der Patientinnen und Patienten mit Alkoholabhängigkeit, insbesondere der Monoabhängigkeit, abnimmt. Sowohl der Anteil der Frauen als auch der über 40-Jährigen hat abgenommen, aber auch der Anteil der unter 26-Jährigen ist im Vergleich zu 2013 gesunken. Des Weiteren zeigen sich häufiger Komorbiditäten mit psychiatrischen Erkrankungen im Bereich der Drogenabhängigkeit, meist im Zusammenhang mit Crystal und Cannabis (z. B. Psychosen). Dabei hat der Frauen ie Cannabis konsumieren zu- und die Anzahl der unter 26-jährigen mit Cannabisabhängigkeit abgenommen. Im Rückblick auf die letzten fünf Jahre ist die Zahl der Crystalabhängigen nochmals gestiegen, auch im Vergleich zum Vorjahr. Es wurden mehr über 40-jährige (Meth)amphetamin-Konsumentinnen und Konsumenten aufgenommen. Bei Heroin beziehungsweise Opioiden ist ein leichter Anstieg, insbesondere der über 40-Jährigen zu verzeichnen. Im Vergleich zum Vorjahr ist die Zahl der Behandelten mit polytoxikomanem Konsum nochmals angestiegen, insbesondere bei den unter 26 Jahre alten Patientinnen und Patienten. Entwicklungen und neue Herausforderungen Eine besondere Herausforderung ist das veränderte klinische Bild mit Tendenz zur Mehrfachabhängigkeit, was die bisherige ausschließliche Fokussierung auf Alkohol- oder Drogenabhängigkeitsbehandlung zunehmend schwieriger macht. In den notfallmäßigen Vorstellungen werden zunehmend Patientinnen und Patienten mit Mischintoxikation sowie mit eigen- und fremdaggressivem Verhalten festgestellt. In der Folge ergeben sich erhebliche begleitende somatische Komplikationen, die wiederum hohe interdisziplinäre Kooperationen im klinischen Bereich voraussetzen. Es werden zunehmend Komorbiditäten mit anderen psychiatrischen Erkrankungen, insbesondere aus dem psychotischen Formenkreis neben zum Teil schweren Persönlichkeitsstörungen und depressiven Erkrankungen beobachtet. Dies erfordert konzeptionelle Therapieanpassungen im Hinblick auf strukturelle, inhaltliche und personelle Ressourcen. Eine weitere Herausforderung ist das Thema „Sucht im Alter“. Die über 65-jährigen Patientinnen und Patienten mit Alkohol- und/oder Medikamentenabhängigkeit werden derzeit überwiegend auf den gerontopsychiatrischen Stationen mit eingeschränkten Möglichkeiten zur fokussierten suchtspezifischen Behandlung therapiert. Vor diesem Hintergrund sieht sich die Klinik aktuell mit der Erarbeitung, Planung und mittelfristigen Umsetzung eines neuen Standortkonzepts zur Akutbehandlung von Menschen mit Suchterkrankungen und komorbiden weiteren psychischen Störungen beschäftigt. 24 Suchtbericht Leipzig 2018 4.3.4 Sächsisches Krankenhaus (SKH) Altscherbitz (Schkeuditz), Fachkrankenhaus für Psychiatrie und Neurologie Die Suchtabteilung des SKH für Neurologie und Psychiatrie Altscherbitz unterhält eine Drogenabteilung mit 20 Betten und 21 Betten für Alkohol- und Medikamentenabhängige. Beide Angebote werden für Frauen und Männer vorgehalten. Zusätzlich verfügt das SKH über eine Suchtsprechstunde in der Institutsambulanz. Die Patientinnen und Patienten haben jederzeit nach telefonischer Absprache die Möglichkeit, einen Termin in der Institutsambulanz zu bekommen. Dieses gilt sowohl für Drogenabhängige, Medikamentenabhängige, Alkoholabhängige und Menschen mit nicht stoffgebundenen Süchten. Vermittlungen erfolgen beispielsweise an die Beratungsstelle „Impuls“ (bei Glücksspielsucht) oder bei anderen Süchten in psychotherapeutische oder stationäre suchtspezifische Behandlungen. Außerdem gibt es zehn Plätze für die Tagesklinik Sucht (TKS). Dort werden stabile Patientinnen und Patienten mit Suchterkrankungen und Persönlichkeitsstörung aufgenommen. Die Behandlungsdauer beträgt ca. 6 bis 12 Wochen, je nach medizinischer Notwendigkeit. Es gelingt auch, alkohol- oder drogenabhängige Patientinnen und Patienten, die spielsüchtig sind, mit zu behandeln und weiterführende Behandlungsmaßnahmen einzuleiten. In der TKS besteht keine Behandlungsmöglichkeit für substituierte, wohnungslose oder opiatabhängige Patientinnen und Patienten. Auch Entgiftungsbehandlungen müssen vor Aufnahme in der TKS abgeschlossen sein. Entwicklungen und neue Herausforderungen Das Spektrum der Aufnahmen hat sich 2017 deutlich gewandelt. Zunehmend werden Patientinnen und Patienten aufgenommen, die seit 10 bis 15 Jahren in verschiedenen medizinischen Behandlungssystemen und sozialen Einrichtungen wie Beratungsstellen, Angebote für Wohnungslose bekannt sind. Sie befinden sich meist in einem körperlich sehr schlechten Zustand. Bei Untersuchungen der Leistungsfähigkeit finden sich deutliche Hinweise für kognitive Defizite. Soziale Schwierigkeiten stehen im Vordergrund. Die Zahl der wohnungslosen drogenabhängigen Patientinnen und Patienten hat sich erhöht. Neu ist die Zunahme von Patientinnen, bei denen erst im Rahmen des stationären Aufenthaltes eine Schwangerschaft festgestellt wird. Es werden gynäkologische Mitbehandlungen und Vermittlungen in Beratungsstellen für Schwangere notwendig. Es wurden Patientinnen mit Kindern aufgenommen, aber auch Patientinnen, die ihre Kinder in Obhut geben mussten. Daraus ergaben sich notwendige Zusammenarbeiten mit dem Jugendamt. Die Anzahl von Asylbewerber/-innen und ausländischen Patientinnen und Patienten mit unterschiedlichem Aufenthaltsstatus hat zugenommen. Sie können in der Regel kein Deutsch und die Aufnahmen müssen mit externen Dolmetschern geklärt werden. Gestiegen ist auch die Zahl der Behandelnden, die zur Entgiftungen von ärztlich verordneten opiathaltigen Schmerzmitteln aufgenommen werden. Auf der Station für Alkoholabhängige war eine deutliche Zunahme von Menschen mit hirnorganischen Folgen der Abhängigkeitserkrankung (Korsakow-Symptomatik, Symptomatik einer alkoholtoxischen Encephalopathie) zu beobachten. Sie sind meist nicht mehr in der Lage, an Langzeittherapien teilzunehmen. In diesem Fall versucht das SKH immer wieder, in ein stationär betreutes Wohnen oder in ein Pflegeheim zu vermitteln. Viele dieser Patientinnen und Patienten sind nicht fähig, kritisch ihre geringen Möglichkeiten zur Therapie und Rehabilitation einzuschätzen. 4.3.5 Klinik für Forensische Psychiatrie des Städtischen Klinikums „St. Georg“ Leipzig Die Klinik verfügt über 118 vollstationäre Behandlungsplätze für suchtmittelabhängige Straftäter, die zum Maßregel gemäß § 64 StGB gerichtlich eingewiesen werden. Das sind zum überwiegenden Teil Patientinnen und Patienten mit einem polytoxikomanen Konsummuster sowie mit gleichzeitig problematischer Persönlichkeitsakzentuierung bzw. Persönlichkeitsstörung. Die durchschnittliche Auslastung lag 2017 bei 106,65 Patientinnen und Patienten. Im Vergleich zu den Vorjahren haben die Zuweisungen abgenommen. Die Forensische Ambulanz betreut die aus der Maßregelvollzugsbehandlung entlassenen Patientinnen und Patienten im Rahmen der regelhaft angeordneten Führungsaufsicht in Ergänzung und in Kooperation mit dem bestehenden Suchthilfesystem sowie mit der Führungsaufsichtsstelle. Suchtbericht Leipzig 2018 25 Entwicklungen und neue Herausforderungen In den letzten zwei Jahren gab es weniger Zuweisungen. Es lässt sich gegenwärtig noch nicht abschätzen, ob es sich hier um einen anhaltenden Trend handelt. Auch in den früheren Jahren gab es immer wieder Schwankungen. Aus anderen Bundesländern wird eine teils erhebliche Steigerung von Zuweisungen berichtet. Festzustellen ist, dass es zunehmend mehr Patientinnen und Patienten gibt, die dem Behandlungsangebot gegenüber von Anfang an ablehnend eingestellt sind, die keinen Leidensdruck bzgl. ihrer Suchmittelmissbrauchsproblematik erkennen lassen und die allenfalls mit erheblichem Aufwand und dann auch nur mit geringem Erfolg für eine Behandlung motiviert werden können. Die Zuweisung von Patientinnen und Patienten mit primärer Alkoholproblematik bleibt auf eher niedrigem Niveau. Demgegenüber ist unter den Drogenkonsumentinnen und -konsumenten die Gruppe der Crystalabhängigen weiter angestiegen. Auch die Zuweisungen im Zusammenhang mit Delinquenz unter Cannabiskonsum sowie von Patientinnen und Patienten mit einer Abhängigkeit und zusätzlicher psychotischer Störung nahmen zu. Opiatkonsumentinnen und -konsumenten sind dagegen gegenwärtig eher die Ausnahme. Die Gewaltbereitschaft unter den Patientinnen und Patienten nimmt zu. Dies ist möglicherweise auch dem geänderten Konsumverhalten und dem verstärkten Crystalkonsum mitgeschuldet. Die zunehmende Zahl von Patientinnen und Patienten mit Doppeldiagnosen bzw. mit komplexen psychiatrischen Störungsbildern erfordert ein komplexes suchttherapeutisches, psychiatrisches und sozialtherapeutisches Behandlungsangebot und es bedarf eines verbesserten, kooperativen Miteinanders der suchttherapeutischen und psychiatrischen Nachsorge, Rehabilitation. 26 Suchtbericht Leipzig 2018 5. Schadensminimierende Angebote Niederschwellige und akzeptierende Angebote der Schadensminderung oder Überlebenshilfe richten sich an Abhängige, die in ihrer aktuellen Situation mit abstinenzorientierten Angeboten nicht erreicht werden können, Menschen in besonderen sozialen oder gesundheitlichen Problemlagen, die aktuell keine eindeutige Motivation zur Änderung des Konsumverhaltens haben und/oder nicht mit anderen Leistungen erreicht werden. Diese Angebote sind eine wichtige Voraussetzung für einen möglichen späteren Ausstieg aus der Sucht. 5.1 Straßensozialarbeit für erwachsene Menschen Im Bereich Erwachsenenstreetwork sind in Leipzig insgesamt 9,15 VZÄ beschäftigt, die sich auf 12 Stellen aufteilen. Die Projekte werden in freier Trägerschaft angeboten und haben unterschiedliche Schwerpunktsetzungen. Die strukturelle Anbindung der Teams ist in Tabelle 1 dargestellt. Im Arbeitsfeld der Suchthilfe werden die Stellen über das Gesundheitsamt finanziert. Sie sind im Rahmen der Versorgungsverträge bzw. Leistungsvereinbarung regelfinanziert. Die im Handlungsfeld Verhinderung bzw. Beseitigung von Obdachlosigkeit tätigen Projekte werden aktuell noch über den Europäischen Hilfsfonds für die am stärksten benachteiligten Personen finanziert. Straßensozialarbeit ist eine Kontaktform im Sinne aufsuchender Arbeit. Die Straßensozialarbeiter/-innen begeben sich zur Kontaktaufnahme in das unmittelbare Lebensumfeld ihrer Zielgruppen und suchen Treffpunkte im öffentlichen Raum auf. Straßensozialarbeiter/-innen unterbreiten Menschen, die bislang keine oder kaum Kontakte in das Hilfesystem haben, Angebote und versuchen sie gezielt weiterzuvermitteln. Sie leisten Unterstützung zur Alltagsbewältigung, Überlebenshilfe, Krisenintervention, ambulante Notversorgung und Spritzentausch (nur Mobile Alternative). Die Einsatzgebiete werden über den Qualitätszirkel Erwachsenenstreetwork festgelegt und können im Bedarfsfall neu ausgerichtet werden. Der Qualitätszirkel wird von der Suchtbeauftragten moderiert. Alle Teams sind in Netzwerke der Stadtteile eingebunden, in denen sie schwerpunktmäßig aktiv sind. Unabhängig von den abgestimmten Haupteinsatzgebieten kooperieren die Teams in gemeinsamen Streetworkzeiten im Bereich Hauptbahnhof/Bürgermeister-Müller-Park in Kooperation bzw. bei den Busstandzeiten des AfJFB an der Goethestraße. Suchtbericht Leipzig 2018 27 Tabelle 6: Schwerpunktsetzung der Teams Erwachsenenstreetwork Träger Hauptzielgruppe Leistungsspektrum Einsatzgebiete Städtisches. Klinikum „St. Georg“, Eigenbetrieb der Stadt Leipzig, Zentrum für Drogenhilfe Mobile Alternative erwachsene drogenabhängige Menschen Leipziger Osten Streetwork wöchentlich vier Busstandzeiten am Rabet und Köhlerplatz Betreuung Spritzenentsorgungsbehälter SZL Suchtzentrum gGmbH „SAFE“ Team Konsum erwachsene mit missbräuchlichen Alkoholkonsum bzw. einer Alkoholabhängigkeit Streetwork Leipziger Westen Team Wohnen wohnungslose und von Wohnungslosigkeit bedrohte Personen Streetwork Leipziger Norden Streetwork erweitertes Zentrumsgebiet Diakonisches Werk, Innere Mission Leipzig e. V. „MENSCH KOMM MIT“ wohnungslose und von Wohnungslosigkeit bedrohte Personen Auf Grund besonderen Situation am Hauptbahnhof erfolgt in diesem Gebiet eine intensive Kooperation mit den Straßensozialarbeiter/-innen des Amtes für Jugend, Familie und Bildung (s. Tabelle 7) Tabelle 7: Teams der Streetworker im Bereich Hauptbahnhof Einrichtung Montag Dienstag Mittwoch Donnerstag Freitag Amt für Jugend, Familie und Bildung X X X X X SZL Suchtzentrum gGmbH 10:00 - 13:00 10:00 - 13:00 Diakonisches Werk, Innere Mission Leipzig e. V. 10:00 - 13:00 10:00 - 13:00 Busstandzeit 19:00 - 20:30 Goethestraße (betreut durch alle Projekte) Quelle: Gesundheitsamt, 2018 28 Suchtbericht Leipzig 2018 Im Jahr 2017 wurden insgesamt 7.960 Kontakte gezählt. Der überwiegende Teil der erreichten Personen ist männlich und älter als 27 Jahre. Jugendliche bzw. Heranwachsende werden kaum angetroffen. Hier lässt sich über Jahre ein klarer Trend zum Älterwerden der Szene feststellen, zumindest derer, die das Angebot nutzen. Alle unter 23jährigen Personen werden an Jugendhilfeeinrichtungen vermittelt. Abbildung 10: Klientinnen und Klienten nach Geschlecht 1.686 6.274 Männlich Weiblich Quelle: Gesundheitsamt, 2018 Suchtbericht Leipzig 2018 Abbildung 11: Klientinnen und Klienten nach Alter 4.500 3.864 4.000 3.500 3.039 3.000 2.500 2.000 1.500 1.000 500 702 333 27 0 bis 18 Jahre 18-26 Jahre 27-39 Jahre 40-59 Jahre 60 und älter Quelle: Gesundheitsamt Suchtbericht Leipzig 2018 Suchtbericht Leipzig 2018 29 Abbildung 12: Kontakte nach Kontaktorten 4.500 4.000 3.500 3.000 2.500 2.000 1.500 1.000 500 3.623 3.881 0 Bus aufsuchend Quelle: Gesundheitsamt 449 Büro/SBB Suchtbericht Leipzig 2018 Über aufsuchende Straßensozialarbeit und die Standzeiten der Busse wurden 94,4 % der Zielgruppe erreicht. Im Jahr 2017 wurde eine für alle Teams einheitliche statistische Erfassung der Daten erarbeitet. Damit werden in den kommenden Jahren auch Auswertungen hinsichtlich des Konsumverhaltens nach einzelnen Substanzen, zum Status Wohnen und Auswertungen im Jahresvergleich möglich. Entwicklungen und neue Herausforderungen Durch den Ausbau der Stellen im Bereich Erwachsenenstreetwork wurden 2017 deutlich mehr Menschen erreicht. Die zusätzlichen Stellen ermöglichen eine kontinuierliche und verlässliche Arbeit in den einzelnen Schwerpunktgebieten. Entsprechend nahmen auch die Beratungen und die Vermittlungen in andere Einrichtungen oder weiterführende Angebote zu. Hier ist dringend dafür Rechnung zu tragen, dass die Kapazitäten der Nachfolgeeinrichtungen dieser Aufgabe auch personell gewachsen sind. Es ist zunehmend zu beobachten, dass mit der Sanierung leerstehender Gebäude und der Neugestaltung von Brachflächen Rückzugsmöglichkeiten für Drogenabhängige verschwinden. Damit verlagern sich Szenetreffpunkte sichtbar in den öffentlichen Raum, was wiederum zu Konflikten zwischen den verschiedenen Nutzergruppen führt. Die dadurch entstehenden Probleme können nur in einem abgestimmten, dezernats- und behördenübergreifenden Prozess bearbeitet werden. Dazu finden im Rahmen von Qualitätszirkeln regelmäßig Arbeitstreffen von Vertreter/-innen der Stadt Leipzig (Ämter der Dezernate III, V und VI), der Polizeidirektion, von freien Trägern und Projekten statt. Auf Arbeitsebene wird ein kontinuierlicher Kontakt mit den Anlieger/-innen gewährleistet. 5.2 Straßensozialarbeit für Kinder und Jugendliche im Amt für Jugend, Familie und Bildung Das Amt für Jugend, Familie und Bildung hält in drei Teams des Sachgebietes (SG) Straßensozialarbeit niederschwellige Angebote für Drogen konsumierende junge Menschen vor. Gemäß den drogenpolitischen Leitlinien der Stadt Leipzig wird vorrangig im Bereich Risiko- und Schadensminimierung (risk and harm reduction) gearbeitet. Ziel ist es, Lebenslagen zu stabilisieren, Motivation und Zugang zum System der Gesundheits- und Jugendhilfe aufzubauen und einen Einstieg in abstinenzorientierte Angebote zu ermöglichen. Allgemeine Zielgruppe sind junge Menschen im Alter von 14 bis 26 Jahren, deren Lebensmittelpunkt die Straße ist. Im SG Straßensozialarbeit sind in drei Teams einschließlich der Sachgebietsleitung insgesamt elf VZÄ beschäftigt die sich auf elf Personen aufteilen. 30 Suchtbericht Leipzig 2018 Tabelle 8: Schwerpunktsetzungen der Teams Streetwork im Amt für Jugend, Familie und Bildung Team Hauptzielgruppe Leistungsspektrum Einsatzgebiete Südost benachteiligte junge Menschen 14 - 26 Jahre täglich Streetwork Planungsraum Ost/Südost und Innenstadt/Hbf. (4 Stellen) wöchentliche Busstandzeit in der Goethestraße/Schwanenteich 3 x wöchentlich Öffnungszeit der Kontakt- und Beratungsstelle am Roßplatz 5/6 Ost (3 Stellen) benachteiligte junge Menschen 14 - 26 Jahre täglich Streetwork 2 x wöchentlich Busstandzeiten am Stephanieplatz Planungsraum Ost/Nordost wöchentliche Öffnungszeit der Kontakt- und Beratungsstelle in der Eisenbahnstr. 11 Nord (3 Stellen) benachteiligte junge Menschen 14 - 26 Jahre täglich Streetwork wöchentliche Busstandzeiten im Dantepark Planungsraum Nord 2 x wöchentlich Öffnungszeit der Kontakt- und Beratungsstelle Georg-Schumann-Str. 118 Quelle: Amt für Jugend, Familie und Bildung, 2018 Die Zielgruppe hat oftmals verschiedene, sich überlagernde Probleme wie fehlende Schul- und Berufsabschlüsse in Verbindung mit Überschuldung, Delinquenz oder einen schlechten gesundheitlichen Zustand. Sie praktizieren häufig einen missbräuchlichen Alkoholkonsum zum Teil in Kombination mit unreflektiertem (mangelndes Risikobewusstsein) Konsum von Cannabis. Ein Teil konsumiert polytoxikoman, häufig in Verbindung mit Crystal oder Heroin. Das Konsumverhalten in Bezug auf Crystal hat sich im Vergleich zu 2016 kaum geändert. Seit 2015 ist wieder eine Verschiebung zu Heroin zu verzeichnen. Im letzten Jahr wurden gehäuft akute, teils anhaltende Obdachlosigkeit sowie Probleme beim Finden einer Wohnung (im KdU3-Satz) als Probleme benannt. Den Drogen konsumierenden jungen Menschen werden unterstützende Angebote zur Lebens- und Problembewältigung gemacht. Eine Auseinandersetzung mit den Themen Drogen und Abhängigkeit ist fester Bestandteil der sozialpädagogischen Arbeit sowohl mit Cliquen als auch mit Einzelpersonen. Dabei werden die Reflexion und Reduzierung des eigenen Konsums, die Risikominimierung und das Verhalten bei Überdosierungen thematisiert. Im Rahmen der Streetwork wird festgestellt, dass Alkoholkonsum in Cliquen eher am Wochenende stattfindet. Dabei wird häufig gezielt exzessiv getrunken. In gemischtgeschlechtlichen Gruppen unterscheiden sich die konsumierten Getränkearten (Bier vs. Mischgetränke, Schnäpse vs. Liköre etc.), wobei Jungen und junge Männer in der Öffentlichkeit weiterhin überrepräsentiert sind. Illegale Substanzen werden hier teilweise bis vollständig abgelehnt. Andere thematisieren ihr Probierverhalten illegaler Substanzen im Partykontext. Das Projekt „Gut durch Leipzig“ in Kooperation mit dem Mobile Jugendarbeit Leipzig e. V. ist eine monatliche VorOrt-Prävention. Durch das Verteilen von „One-Night-Stand-Packs“ und Kurzberatungen werden junge Menschen zu Risiken direkt im Partykontext aufgeklärt. Sie werden sensibilisiert und sollen ein Problembewusstsein entwickeln, was es möglich macht, dass sie in diesem speziellen Setting für sich und andere Verantwortung übernehmen. Die sich ergebenen Gespräche und Fragen zu den Themen Alkohol, Drogen und sexuell übertragbare Krankheiten verdeutlichen den guten Zugang zur Zielgruppe. Das Projekt wird 2018 fortgeführt. Spritzentausch Im Vergleich zum Vorjahr ist ein leichter Rückgang der Spritzentauschvorgänge zu verzeichnen und dabei eine erhebliche Verschiebung in den Teams Ost und Südost. Der Anstieg im Team Südost (+ 74%) korreliert mit insge- 3 Kosten der Unterkunft im Arbeitslosengeld II Suchtbericht Leipzig 2018 31 samt häufigeren Kontakten. Der Rückgang im Team Ost (19 %) ist eine erwünschte Folge der seit 2015 eingeleiteten Konzeptveränderungen, die auf Jugendlichen abzielen. Insgesamt hielt der Rückgang von Spritzentauschvorgängen im Sachgebiet Straßensozialarbeit von 379 auf 372 an (2015: 421); dabei wurden wesentlich weniger Spitzen je Tauschvorgang (Ø 2016: 26; Ø 2017: 15) ausgegeben. Daraus kann einerseits geschlossen werden, dass der intravenöse Konsum unter jungen Menschen in Leipzig keine Konjunktur erfährt und dass andererseits von diesen relativ wenigen jungen Menschen die Angebote der Jugend- und Gesundheitshilfe häufiger in Anspruch genommen werden. Tabelle 9: Entwicklung der Spritzentauschvorgänge Anzahl Tauschvorgänge getauschte Spritzen 2016 2017 2016 2017 Gesamt 379 372 9.643 5.730 Südost 66 115 2.421 2.796 Ost 284 229 7.012 2.636 Nord 29 28 210 298 Quelle: Amt für Jugend, Familie und Bildung, 2018 Schwerpunkträume Im Bereich um den Hauptbahnhof wird stärker als in den Vorjahren mit illegalen Substanzen (vorrangig Cannabis) gehandelt und auch konsumiert. Dabei sind Kontakte zwischen den überwiegend alkoholkranken und/oder wohnungslosen Menschen, die sich in den Eingangsbereichen und am LVB-Turm aufhalten sowie den mit Drogen Handelnden eher die Ausnahme. Der Kontakt zu Letztgenannten ist aus Sicht der Jugendhilfe kein Handlungsfeld, andererseits besteht eine starke Ablehnung gegen jegliche Hilfeangebote. Innerhalb der Beratungen des „Aktionsprogrammes zur Verbesserung des Hilfesystems und der Erhöhung der Sicherheit im Leipziger Osten“ wurde weiterhin am Aufzeigen und Lösen von Problemlagen im Bereich der Eisenbahnstraße mitgewirkt. Im Jahre 2017 hat das Thema Drogen im Leipziger Osten verstärkte Aufmerksamkeit durch die ansässige Bevölkerung erfahren. Das Team Ost hat in Kooperation mit den Drug Scouts (SZL Suchtzentrum Leipzig gGmbH) eine Präventionsveranstaltung im offenen Freizeittreff Rabet organisiert und durchgeführt. Mit den aufsuchenden Angeboten im Bereich Erwachsenenstreetwork besteht regelmäßiger Austausch und Kooperation; Streetworkzeiten werden koordiniert, um Überschneidungen zu vermeiden. Das SG Straßensozialarbeit ist am Qualitätszirkel Erwachsenenstreetwork beteiligt. Entwicklungen und neue Herausforderungen Der Anteil junger Menschen ohne festen Wohnsitz, die Drogen konsumieren und aus unterschiedlichen Gründen die Leipziger Notschlafstellen meiden bzw. ablehnen, hat erheblich zugenommen. Der Zugang zu eigenem Wohnraum ist für diese Menschen in Multiproblemkonstellationen angesichts des angespannten Wohnungsmarktes kaum noch gegeben. Gerade um den Hauptbahnhof wird das Problem der akuten Obdachlosigkeit im öffentlichen Raum verstärkt sichtbar. Um die Problemfälle möglichst klar beziffern zu können, beteiligt sich auch das Sachgebiet Straßensozialarbeit des Amtes für Jugend, Familie und Jugend an der monatlichen statistischen Erhebung des Sozialamtes. 5.3 Niederschwellige Angebote in der Alternative I Die Alternative I in der Chopinstraße 13 ist erste Anlaufstelle für obdachlose bzw. im Szenebereich lebende Menschen, die von illegalen Drogen abhängig sind und für deren Angehörige. Die Alternative I wird über eine Mischfinanzierung durch das Gesundheitsamt und das Sozialamt finanziert. Insgesamt werden 10,25 VZÄ Sozialarbeiter/-innen, 1 VZÄ Verwaltung und 1,25 VZÄ Hauswirtschaft vorge- 32 Suchtbericht Leipzig 2018 halten. Diese teilen sich auf 17 Mitarbeiter/-innen4 auf. Sieben Menschen im Ehrenamt unterstützen das Angebot regelmäßig. Die Menschen, die die Angebote der Alternative I in Anspruch nehmen, sind zwischen 18 und 55 Jahre alt. Das Durchschnittsalter ist 35 Jahre. 5.3.1 Notschlafstelle In der Einrichtung werden insgesamt 20 Notschlafbetten vorgehalten. Ziel der Notunterbringung ist die Beseitigung akuter Wohnungslosigkeit von Personen, die von illegalen Drogen abhängig und nicht abstinent sind. Die sofortige kurzfristige Notunterbringung erfolgt gemäß Sächsischem Polizeigesetz (SächsPolG). Ab der fünften Woche des Aufenthaltes müssen die Nutzer/-innen zur weiteren Inanspruchnahme des Angebotes eine Einweisungsverfügung des Sozialamtes vorlegen. Für die Nutzung der Notübernachtungsplätze ist ein Nutzungsentgelt entsprechend der städtischen Regelungen zu erheben (aktuell 5 Euro pro Nutzer und Nacht). Der Notschlafbereich ist in der Zeit von 18:00 bis 10:00 Uhr geöffnet. Das Angebot ist zu 99 % ausgelastet. Die Beendigung der Betreuung in der Notschlafstelle erfolgt bei erfolgreicher Vermittlung in weiterführende Angebote oder bei längeren Abwesenheiten. Eine Wiederaufnahme ist dadurch nicht ausgeschlossen. Abbildung 13: Gründe der Beendigung der Betreuung in der Notschlafstelle Beendigung der Vermittlung und Weitervermittlung Anzahl der Klientinnen und Klienten Vermittlung zur suchtmedizinischen Rehabilitation (Therapie) 1 Umzug in eigenen Wohnraum ohne Betreuung 5 Umzug in ambulant betreutes Wohnen 0 Vermittlung in Pflegeeinrichtungen/Krankenhaus/Entgiftung 25 Abbruch durch Klient oder Einrichtung 4 Inhaftiert 10 Unbekannt/unregelmäßige Anwesenheit bzw. Unterbrechung 63 Quelle: Zentrum für Drogenhilfe, 2018 5.3.2 Kontaktbereich Der Kontaktbereich ist täglich von 11:00 bis 19:00 Uhr geöffnet. Es gibt ein kostengünstiges Mittagsangebot, Kaffee und Lebensmittelspenden werden weitergegeben. Die Klientinnen und Klienten haben hier einen niederschwelligen Zugang zur Suchtberatung. Gleichzeitig stehen ihnen Duschen zur Verfügung und es gibt die Möglichkeit Wäsche zu waschen. Sie können die Einrichtung als ladefähige Postadresse nutzen. Zusätzlich werden tagesstrukturierende und erlebnisaktivierende Angebote unterbreitet. Beispielsweise finden regelmäßig Kochgruppen statt. Zweimal im Monat konnte eine ehrenamtliche Arztsprechstunde angeboten werden und einmal wöchentlich ist eine ehrenamtliche Anwaltssprechstunde organisiert. Der Kontaktbereich ist zunehmend stark ausgelastet und kommt punktuell an seine Kapazitätsgrenzen. 4 Die Mitarbeiter/-innen der Mobilen Alternative sind hier nicht mit erfasst sondern in den Fachkräften Streetwork für Erwachsene. Suchtbericht Leipzig 2018 33 5.3.3 Niederschwellige Suchtberatung Das Angebot niedrigschwelliger Suchtberatung beinhaltet 24 Stunden Krisenintervention Akut- und Spontanberatung Beratung, Information zu und Vermittlung in weiterführende Hilfeangebote Beratung zu sozialen Problemlagen Gesundheitsberatung mit Infektionsprophylaxe und Spritzentausch Beratung Safer Sex, Safer Use Gespräche zur Förderung der Veränderungsmotivation Im Rahmen der Infektionsprophylaxe kann täglich von 06:00 bis 24:00 Uhr das Angebot des Spritzentausches in Anspruch genommen werden. Bei einer insgesamt eher geringfügigen Zunahme von Nutzer/-innen des Angebotes hat die Anzahl der Tauschvorgänge stark zugenommen. Das ist in veränderten Konsummustern begründet. Crystal hat eine geringere Wirkungszeit als Heroin. Insofern kommt es zu mehr Konsumvorgängen. Abbildung 14: Entwicklungen Spritzentausch5 180.000 160.000 140.000 120.000 20.000 8.108 164.868 133.968 40.000 124.315 98.075 60.000 140.546 80.000 163.837 100.000 10.183 9.393 0 2015 Anzahl Kontakte 2016 getauschte Spitzen 2017 getauschte Kanülen Quelle: Gesundheitsamt Suchtbericht Leipzig, 2018 Viele konsumieren verschiedene Substanzen höchst riskant und trotz intensiver Safer-Use-Beratung ist eine allgemeine gesundheitliche Verschlechterung und Verelendung zu beobachten. Auf Grund der ständigen Veränderung von Konsummustern und neuer Substanzen werden die Mitarbeiter/innen kontinuierlich für die Safer-Use-Beratung weitergebildet. Entwicklungen und neue Herausforderungen Im letzten Jahr wurden in der Alternative I mehr schwangere Frauen betreut als in den Vorjahren. Hier ist eine intensive Betreuung und Begleitung erforderlich. Um diese auch bei zukünftigen Fällen absichern zu können, bedarf es neuer Angebote in Kooperation über das Amt für Jugend, Familie und Bildung. Für ältere Klientinnen und Klienten mit einem schlechten körperlichen Zustand bis hin zu Pflegebedarf, fehlen Folgeeinrichtungen für bedarfsgerechte Weitervermittlungen. Hier müssen langfristig neue Angebote geschaffen werden, wie z. B. „Hospiz“ für Suchtkranke oder „Altersheim“ für Drogenabhängige. Der hohe Anteil von Betroffenen mit Doppeldiagnosen erfordert eine verstärkte Zusammenarbeit mit der Psychiatrie. 5 Die Tauschvorgänge über die Mobile Alternative sind hier eingeschlossen. 34 Suchtbericht Leipzig 2018 5.4 Wohnprojekte für chronisch mehrfach geschädigte Abhängigkeitskranke Seit 2004 bietet die Stadt Leipzig zwei Wohnprojekte für wohnungslose, nicht abstinente, chronisch mehrfach geschädigte alkoholkranke Männer an. Die Einrichtungen haben das Ziel, dieser Personengruppe eine langfristige Unterkunft zu ermöglichen. Abstinenz ist keine Voraussetzung für die Aufnahme. Damit kann der oftmals vorhandene Drehtüreffekt zwischen Obdachlosenhaus und sozialpädagogischen Einrichtungen (die eine Abstinenz voraussetzen) durchbrochen werden. Für die Betreibung der Häuser hat das Sozialamt Leistungsvereinbarungen mit den Trägern abgeschlossen. Das Haus Alt Schönefeld ist in Trägerschaft des Städt. Klinikums „St. Georg“, Eigenbetrieb der Stadt Leipzig, Zentrum für Drogenhilfe und das Haus Domizil in Trägerschaft der SZL Suchtzentrum gGmbH. In den Einrichtungen sind insgesamt 18,6 VZÄ tätig, die sich auf 19 Mitarbeiter/-innen aufteilen. Die Teams setzen sich aus Sozialarbeiter/-innen und pädagogischen Fachkräften, Hausmeistern, Wirtschaftskäften und einem Wachdienst zusammen. 5.4.1 Kapazitäten und Angebote für Klienten Für die Betroffenen stehen insgesamt 65 Betten in Ein- und Zweibettzimmern zur Verfügung. Hinzu kommen fünf Clearingplätze. Für die Clearingklienten stehen die Auswertung des bisherigen Hilfeprozesses, der Ressourcen aber auch der Defizite der Klienten sowie der vorläufigen Hilfeziele im Vordergrund. Ziel des Clearings ist die Vermittlung des Klienten in eine ihm gerecht werdende Wohn- bzw. Unterbringungsform mit den entsprechenden für ihn erforderlichen Hilfen. Die Klienten im Clearing sind meist wesentlich jünger (28 - 46 Jahre). Die bestehende Motivation ist sehr gering und entwickelt sich auch nur schwer weiter. Für diese Zielgruppe bedarf es neuer Konzepte und Absprachen. Neben der reinen Übernachtung werden verschiedene existenzsichernde Maßnahmen und lebenspraktische Hilfen angeboten, z. B. Arbeitsangebote zur Unterstützung der Hausgemeinschaft und zur Förderung einer Tagesstruktur regelmäßige Freizeitangebote Ernährungs- und Kochgruppen Arztsprechstunde 5.4.2 Sozialdaten der Klienten Auffallend ist die Verjüngung des Klientel. Über die letzten Jahre ist zu beobachten, dass die Klientinnen und Klienten bei der Aufnahme jünger sind und gleichzeitig hohe Grade der gesundheitlichen und sozialen Verelendung aufweisen. Im Jahr 2012 lag das Durchschnittsalter bei 57,7 Jahren und ist im Jahr 2017 auf 54 Jahre gesunken. Der jüngste Klient im vergangenen Jahr war 26 Jahre alt und der älteste 86 Jahre. Keiner der Bewohner hat ein Einkommen aus dem 2. Arbeitsmarkt. Alle Bewohner sind in einem Leistungsbezug. Suchtbericht Leipzig 2018 35 Tabelle 10: Leistungsbezug der Klientinnen und Klienten Leistungsbezug/Einkommen 2016 2017 ALG II 48 57 Renten 24 20 Grundsicherung 16 20 Leistungen nach Asylbewerberleistungsgesetz 0 1 Quelle: Gesundheitsamt, 2018 Tabelle 11: Anzahl der vermittelten Klientinnen und Klienten im Vergleich zum Vorjahr Beendigung der Betreuung und Außenvermittlung 2016 2017 Vermittlung zu suchtmedizinischer Rehabilitation (Therapie) 2 3 Umzug in eigenen Wohnraum 3 6 Umzug in ambulant betreutes Wohnen 0 2 Vermittlung in Pflegeeinrichtungen 7 1 Abbruch durch Klienten oder Einrichtung 9 11 inhaftiert 4 6 verstorben 5 2 unbekannt 7 3 Quelle: Gesundheitsamt, 2018 Entwicklungen und neue Herausforderungen Der Anteil von Menschen mit komorbiden Störungen hat in den letzten Jahren zugenommen. Dadurch hat sich auch die Zahl der Menschen mit einer Pflegebedürftigkeit erhöht. Die Einrichtungen haben ihre Zusammenarbeit mit aufsuchenden Pflegediensten ausgebaut. Perspektivisch ist zu allen Einrichtungen der barrierefreie Zugang zu ermöglichen. Die Anzahl der Menschen mit einer Doppeldiagnose nimmt zu. Die Mitarbeiter/-innen müssen entsprechend geschult werden. Die Zusammenarbeit mit dem Verbund Gemeindenahe Psychiatrie wurde entsprechend intensiviert. Diese Entwicklung zieht einen höheren Bedarf an Plätzen nach sich, da auch eine Unterbringung in Einzelzimmern gewährleistet werden muss. Gleichzeitig verlängert sich die Verweildauer, weil eine Weitervermittlung in geeignete Wohnformen schwer ist, da es einfach zu wenig geeignete Angebote gibt. Durch die Zunahme von jüngerem Klientel mit veränderten (Er-)Lebenswelten und Hilfebedarfen müssen die Konzepte der Einrichtungen angepasst werden. Die Vermittlung in eigenen Wohnraum oder andere Einrichtungen gestaltet sich zunehmend komplizierter und machen Kooperationen verschiedener Einrichtungen und unterschiedlicher Professionen notwendig. 36 Suchtbericht Leipzig 2018 6. Repression 6.1 Ordnungsamt Leipzig Neben den klassischen Aufgaben für die Gewährleistung von Ordnung und Sicherheit werden durch die Maßnahmen des Ordnungsamt auch immer präventive Ziele verfolgt. Präventive Aufgaben haben im täglichen Handeln einen hohen Stellenwert. Problematisch ist aber auch, dass durch die Reduzierung von so genannten Rückzugsgebieten des Drogenhandels und -konsums eine Verlagerung der Szene mit den damit verbundenen Beeinträchtigungen in den öffentlichen Raum beobachtet wird. Über die intensiven Kontrollgänge der Mitarbeiter/-innen des Ordnungsamtes wird kontinuierlich darauf hingewirkt, dass Verunreinigungen vorgebeugt wird. 6.1.1 Maßnahmen zur Eindämmung negativer Auswirkungen des Konsums auf den öffentlichen Raum In den letzten Jahren ist eine Zunahme von Utensilien zum Drogenkonsum, besonders in Parkanlagen zu verzeichnen. Schwerpunktgebiete sind der Leipziger Osten mit den prägnanten Örtlichkeiten Rabet, Koehlerplatz, Lene-Voigt-Park, Rahmdohrscher Park und Reudnitzer Park, aber auch andere Stadtteile im Leipziger Westen. Ein Hauptaugenmerk der Mitarbeiter/-innen bei der präventiven Streifentätigkeit liegt im Rahmen der Gefahrenabwehr auch in der fachgerechten Entsorgung dieser Utensilien. Um die Gefahren des Kontaktes mit Utensilien aus dem Drogenkonsum zu verhindern, gibt es einen ständigen Informationsaustausch in den Gremien Drogenrapport, Drogenbeirat und Aktionsbündnis Sicherheit im Leipziger Osten. Im Rahmen von Qualitätszirkeln finden regelmäßig Arbeitstreffen städtischer Ämter, der Polizeidirektion und freier Träger statt. Zu speziellen Problemfeldern, die durch suchtbetroffene Personen verursacht werden, werden auf der Arbeitsebene enge Kontakte mit den Anliegern gepflegt. Parkanlagen und Plätze in der Nähe von Schulen und Kindergärten liegen dabei im Fokus aller Akteure. Im Jahr 2017 wurde eine Zunahme von Delikten im Innenstadtbereich (Schwanenteich, Kleiner Willy-BrandtPlatz/Mülleranlage) festgestellt. Darauf reagierend haben Polizei und Ordnungsamt gemeinsam mit der Arbeitsgruppe der Bundes- und Landespolizei „BaZe“ (Bahnhof-Zentrum) ihre Präsenz und Kontrollaktivitäten bis in die späten Nachtstunden verstärkt. Um Konflikten vorzubeugen, stehen die Vertreter/-innen der repressiven Behörden dabei im Austausch mit den Präventionsfachkräften der Sucht- und Drogenhilfe, insbesondere mit den Straßensozialarbeiter/-innen. Der Kontrolldruck ist jedoch auch kritisch zu reflektieren, da er letztlich zu einer Verdrängung und Verlagerung auf andere Stadtteile, zentrale Plätze und Grünanlagen des öffentlichen Raumes führt. Dies ist insbesondere durch den angesprochenen anhaltenden Wegfall von Rückzugsgebieten zu berücksichtigen. Aus diesem Grund geht es eben nicht nur um eine ständige Erhöhung des Kontrolldruckes, sondern auch um baulich gestalterische Anpassungen. Hier gab es im vergangenen Jahr einige Aktivitäten. Mit den zuständigen Fachbereichen wurden an Brennpunkten auch Grünpflegemaßnahmen mit angemessenem Rückschnitt, Schaffung von Sichtachsen, einhergehend mit geeigneten Ergänzungspflanzungen, Sicherung durch Einzäunung und Erweiterung der Beleuchtungselemente vorgenommen. 6.1.2 Kinder- und Jugendschutz Eine hohe Priorität bei der Verhinderung einer Suchtentstehung ist die konsequente Kontrolle der Einhaltung des Jugendschutzgesetzes. Das Ordnungsamt leistet intensive Aufklärungs- und Informationsarbeit für Einzelhändler, Gastronomen und Veranstalter, aber auch für Eltern sowie Kinder und Jugendliche. Dazu gehört auch die konsequente Einhaltung des Nichtraucherschutzes. Das Ordnungsamt hat im vergangenen Jahr verstärkt Kontrollen in Spielhallen, Spielecafés und Verkaufsstellen des täglichen Bedarfs (Spätverkaufsstellen) durchgeführt. Festgestellte Verstöße wurden zur Anzeige gebracht. Suchtbericht Leipzig 2018 37 6.1.3 Maßnahmen gegen Beschaffungsprostitution Der Kontrolldruck mit dem Ziel der Verhinderung von Prostitution im Sperrbezirk wurde aufrechterhalten. Die Möglichkeiten zur Feststellung und Unterbindung bezüglich Verstoßes gegen das Verbot der Kontaktaufnahme bleiben für die Mitarbeiter/-innen des Ordnungsamtes aber schwierig. Durch die Operativgruppe wurden im vergangenen Jahr 19 Frauen im Alter zwischen 18 und 45 Jahren festgestellt, von denen über 90 % Drogenkonsumentinnen sind. Im Ergebnis der Kontrollen wurden 24 Vorgänge als Verstöße nach § 3 Polizeiverordnung der Stadt Leipzig (Ansprechverbot) zur Anzeige gebracht. Bei den angezeigten Delikten ist eine Zunahme gegenüber dem Jahr 2016 zu verzeichnen. Entwicklungen und neue Herausforderungen Die städteplanerischen Aspekte der Sicherheit im öffentlichen Raum zum Thema Drogenkonsum waren bisher kaum Gegenstand von Planungskonzepten. Hier muss ein stärkeres Umdenken einsetzen, da allein durch Kontrollen die Forderung der Bürger nach öffentlicher Ordnung und Sicherheit mit Blickfeld Drogenhandel und -konsum nicht zu leisten ist. Eine intensivere Abstimmung aller Akteuren, die im Rahmen der fünf Säulen tätig sind, zu Sicherheitsstandards für öffentliche Bereiche, zu methodischen Unterstützungen der Planungsprozesse bis zur konkreten gestalterischen/baulichen Umsetzung von Projekten, ist dringend erforderlich. Es ist zu prüfen, inwieweit Förderkulissen von EU, Bund und Freistaat, letztlich ggf. auch unter Nutzung der Prozesserfahrungen des Amtes für Stadterneuerung und Wohnungsbauförderungumfassender genutzt werden können. 6.1.4 Verkehrsdelikte im Zusammenhang mit psychoaktiven Substanzen Die im Folgenden dargestellten Daten der Fahrerlaubnis- und Bußgeldbehörde sowie der Polizeidirektion lassen sich hinsichtlich der Fallzahlen nicht vergleichen. Sie spiegeln lediglich die Erhebungen der einzelnen Behörde wider. Die Fahrerlaubnisbehörde des Ordnungsamtes erhält Mitteilungen von Polizeibehörden, Gerichten und dem Kraftfahrt-Bundesamt, über Zuwiderhandlungen bzw. Taten, die im Zusammenhang mit Betäubungsmitteln von Bürger/-innen begangen wurden, die ihren Wohnsitz in Leipzig haben, egal wo in der Bundesrepublik die Delikte begangen wurden. Gleichzeitig ist zu berücksichtigen, dass alle Daten immer von der Kontrollintensität abhängig sind. Die Bußgeldstelle im Ordnungsamt erfasst alle Daten von Ordnungswidrigkeiten in Zusammenhang mit Fahrten unter Alkohol und/oder Betäubungsmitteln, die im Stadtgebiet Leipzig begangen und festgestellt wurden, auch von Personen die nicht aus Leipzig kommen. Die Daten der Polizeidirektion beziehen sich auf das gesamte Einsatzgebiet der Polizeidirektion und nicht nur auf die Stadt Leipzig. Dieser erstreckt sich auch auf die Landkreise Nordsachsen und Leipziger Land. Die Darstellung der Delikte gilt als wichtiger Indikator für die Gefährdungen, die im Zusammenhang mit Substanzkonsum im Straßenverkehr bestehen. 6.1.4.1 Fahrerlaubnisbehörde Die Fahrerlaubnisbehörde wurde im Jahr 2017 in 1.331 Fällen über Betäubungsmitteldelikte informiert6. Diese Zahl hat sich gegenüber dem Vorjahr mehr als verdoppelt. Im Jahr 2017 betrafen 872 dieser Mitteilungen Inhaber/-innen einer Fahrerlaubnis. Das entspricht 65,5 % (Vorjahr 61 %) aller mitgeteilten Zuwiderhandlungen7. Nach festgestelltem Besitz sogenannter harter Drogen und dem Konsum von Cannabis zogen die Mitteilungen in 23,6 % der Fälle (Vorjahr 22,4 %) in 188 Fällen (Vorjahr 125) Anordnungen von ärztlichen oder medizinisch-psychologischen Gutachten an Fahrerlaubnisinhaber/-innen nach sich. 6 Meldungen von Polizei, Staatsanwaltschaft und dem Kraftfahrt-Bundesamt. Diese Behörden haben eine gesetzlich vorgeschriebene Mitteilungspflicht. 7 Die Mitteilungspflicht betrifft Vorfälle im Rahmen aller verkehrsrechtlichen Kontrollen. Die Ordnungsämter recherchieren dann, ob die Personen eine Fahrerlaubnis haben. 38 Suchtbericht Leipzig 2018 18 Anordnungen ergingen an Personen, welche nicht Inhaber einer Fahrerlaubnis waren, das heißt, die ohne Führerschein gefahren sind oder auch unter Einfluss von Betäubungsmitteln Fahrrad. Bei nachgewiesener Einnahme der sogenannten harten Drogen erfolgte in 198 Fällen (22,7 %) der Mitteilungen, welche Fahrerlaubnisinhaber/-innen betrafen, die sofortige Entziehung der Fahrerlaubnis nach sich. Das heißt, ohne die vorherige Anordnung eines ärztlichen oder medizinisch-psychologischen Gutachtens. Diese Zahl ist gegenüber 2016 um 85 gestiegen. Bei 929 Mitteilungen wurden keine fahrerlaubnisrechtlichen Maßnahmen angeordnet, weil kein Zusammenhang zwischen dem Führen eines Kraftfahrzeuges und einem Cannabiskonsum bestand oder lediglich der Besitz von Cannabis festgestellt wurde bzw. der Vorgang noch nicht endbearbeitet ist. Ein Vergleich der Fallzahlen der letzten fünf Jahre ist aus der nachfolgenden Darstellung ersichtlich. Abbildung 15: Fälle im Zusammenhang mit Betäubungsmitteldelikten im Jahresvergleich 1.400 1.200 1.000 198 2015 626 113 2014 140 110 88 497 114 570 66 74 200 97 400 498 600 206 1.331 800 0 2013 eingegangene Mitteilungen 2016 eingeleitete Verfahren Fahrerlaubnisentziehungen Quelle: Ordnungsamt 6.1.4.2 2017 Suchtbericht Leipzig 2018 Zentrale Bußgeldbehörde Der Zentralen Bußgeldbehörde lagen 2017 insgesamt 298 Anzeigen zu Fahren unter Alkohol bzw. Betäubungsmitteln vor. Davon entfielen 108 Vorgänge auf Fahren unter Alkoholeinfluss und 190 auf Fahren unter Einfluss von Betäubungsmitteln. Die Zahl der Fälle insgesamt steht auch immer im Zusammenhang mit der Kontrollintensität. Unabhängig davon wird aber in den nachstehenden Abbildungen deutlich, dass sich der Scherpunkt der Delikte in den Bereich Fahren unter Betäubungsmittel verschiebt. Der leichte Rückgang gegenüber dem Vorjahr steht im Zusammenhang mit der Kontrollintensität. Ordnungswidrigkeiten im Bereich der (Straßen-)Prostitution Auch Ordnungswidrigkeiten im Bereich Ausübung der (Straßen-)Prostitution sind im Zusammenhang mit den Konsum von Betäubungsmitteln zu betrachten. In 23 Fällen wurden Ordnungswidrigkeitsverfahren gegen Freier wegen der Kontaktaufnahme zur Vereinbarung sexueller Handlungen gegen Entgelt eingeleitet und es lagen drei Anzeigen gegen Frauen vor, die sich im Sperrgebiet prostituierten. Suchtbericht Leipzig 2018 39 Abbildung 16: Entwicklung des Fahrens unter Alkohol und Betäubungsmitteln 400 350 108 219 190 109 123 96 50 168 100 122 169 175 150 232 200 298 337 271 250 341 300 0 2013 2014 Fahren unter BTM 2015 2016 Fahren unter Alkohol 2017 gesamt Quelle: Ordnungsamt Suchtbericht Leipzig 2018 Abbildung 17: Fahren unter Alkohol und Betäubungsmittel 400 350 190 219 109 168 96 50 123 150 100 108 169 175 250 200 122 300 0 2013 2014 Fahren unter BTM Quelle: Ordnungsamt, 2018 6.1.4.3 2015 2016 2017 Fahren unter Alkohol Suchtbericht Leipzig 2018 Betäubungsmittel im Zusammenhang mit Verkehrskontrollen durch die Polizeidirektion Leipzig Für den Zeitraum vom 01.01.2017 bis 31.12.2017 wurden insgesamt 818 toxikologische Gutachten zu Blutuntersuchungen zum Nachweis von Betäubungsmitteln in der Polizeidirektion Leipzig registriert. Der Nachweis von Betäubungsmitteln war in 708 Fällen positiv. Von den 818 Blutuntersuchungen wurden 698 wegen eines Verkehrsgeschehens beauftragt. Dabei wurde in 620 Fällen (88,83 %) ein positives Ergebnis auf Betäubungsmittel nachgewiesen. Bei 79 Verkehrsunfällen wurden 55 positive Gutachten (69,62 %) erstellt. In 606 Fällen handelte es sich beim Fahrzeugführer um eine männliche und in 92 Fällen um eine weibliche Person. Die Altersstruktur bewegt sich insgesamt zwischen 16 und 77 Jahren. In 227 der positiv beschiedenen 708 Fälle (32,06 %) lag Mischkonsum vor. Im Einzelnen wurden folgende Betäubungsmittel nachgewiesen. 40 Suchtbericht Leipzig 2018 Tabelle 12: Betäubungsmittel im Zusammenhang mit Verkehrskontrollen Arten der Betäubungsmittel Menge Methamphetamine 237 Cannabinoide 174 Amphetamine 47 Kokain 15 Opiate 6 Heroin 1 Quelle: Polizeidirektion Leipzig, 2018 Im Ergebnis dieser Recherche ergibt sich die Notwendigkeit, im Rahmen der verkehrspolizeilichen Aufgaben weiterhin Kontrollen als wirkungsvolles Mittel zur Aufklärung strafrelevanter Sachverhalte mit Bezug zur Rauschgiftkriminalität durchzuführen. Neben der Erlangung von Hinweise auf Handel und Schmuggel von Betäubungsmitteln leisten diese Maßnahmen auch einen wesentlichen Beitrag zur Erhöhung der Straßenverkehrssicherheit. Entwicklungen und neue Herausforderungen Alkohol im Straßenverkehr ist eine der Hauptursachen für schwere Verkehrsunfälle. Durch die Erhöhung der Kontrolldichte und des damit ansteigenden Risikos, bei einer Fahrt unter Alkohol oder Drogen kontrolliert zu werden, wird ein Abschreckungseffekt erzielt. (Prävention). 6.2 Rauschgiftlagebild der Polizeidirektion Leipzig 2017 6.2.1 6.2.1.1 Fallentwicklung mit Bewertung Rauschgiftdelikte gesamt Für das Jahr 2017 ist im Bereich der Polizeidirektion Leipzig ein deutlicher Anstieg der Rauschgiftdelikte8 zu verzeichnen. Die Auswertung der Polizeilichen Kriminalstatistik (PKS) ergab für das Jahr 2017 die Erfassung von 3.315 Delikten (2016: 2.452 Fälle). Von den registrierten Fällen wurden 2.784 (2016: 2.218) mit insgesamt 2.557 Tatverdächtigen (2016: 2.079) aufgeklärt. Die Aufklärungsquote sank dabei auf 84,0 % (2016: 90,5 %). Der Anteil der Rauschgiftdelikte an der Gesamtkriminalität lag 2017 bei 3,1 % (2016: 2,1 %). Die Gesamtkriminalität fiel um 10,1 % gegenüber 2016 auf 105.907 Straftaten. Bei den Rauschgiftdelikten verlief die Entwicklung jedoch gegenläufig. Es wurden 2.568 (2016: 1.855 Fälle) allgemeine Verstöße und 519 (2016: 365 Fälle) Straftaten des unerlaubten Handels/Schmuggels mit BtM erfasst. Die Anzahl der Delikte des unerlaubten Handels/Schmuggels liegt absolut betrachtet auf einem Fünf-Jahres-Hoch. Die Anzahl sonstiger Verstöße (z. B. unerlaubter Anbau) ist mit 223 Fällen gegenüber 2016 (219 Fälle) geringfügig angestiegen. Delikte der unerlaubten Einfuhr spielen im Dienstbezirk der Polizeidirektion Leipzig keine gravierende Rolle (fünf Fälle im Jahr 2017). Der zahlenmäßig größte Anteil der Rauschgiftdelikte ist auf 1.950 Fälle mit Cannabisprodukten und ihren Zubereitungen (2016: 1.202 Fälle) sowie 959 Fälle mit Amphetamin/Metamphetamin (2016: 900 Fälle) zurückzuführen. In der Gesamtbetrachtung beider Substanzen ist damit eine Steigerung im Jahresvergleich ersichtlich. Es folgen Delikte mit Heroin mit 126 Fällen (2016: 116), was auf eine steigende Verfügbarkeit von Heroin hindeuten dürfte. In den nachstehenden Tabellen sind die Daten im Stadtgebiet Leipzig benannt. 8 Rauschgiftdelikte gliedern sich entsprechend der PKS nach allgemeinen Verstößen (PKS 731000), Straftaten des unerlaubten Handels/Schmuggels mit BtM (PKS 732000), unerlaubter Einfuhr (PKS 733000) und sonstigen Verstößen (PKS 734000) Suchtbericht Leipzig 2018 41 Tabelle 13: Rauschgiftdelikte und ihr prozentualer Anteil an der Gesamtkriminalität in der Stadt Leipzig 2017 2016 gesamt Anteil in % 2.598 3,3 1.732 2,2 Quelle: Polizeidirektion Leipzig, 2018 Tabelle 14: Aufgeklärte Fälle und Aufklärungsquote in der Stadt Leipzig 2017 2016 aufgeklärt Aufklärungsquote in % 2.114 81,4 1.531 88,4 Quelle: Polizeidirektion Leipzig, 2018 6.2.1.2 Rauschgiftdelikte nach Substanzen Im Bereich der Polizeidirektion Leipzig (gesamtes Gebiet) stellen Delikte im Zusammenhang mit Cannabisprodukten und Methamphetamin (Crystal) weiter den Schwerpunkt dar. Bei den Straftaten im Zusammenhang mit Cannabisprodukten ist ein Anstieg von 62,2 % (2016: +26,8 %) zu verzeichnen. Bei Straftaten im Zusammenhang mit Methamphetamin ist ein Anstieg von 3,3 % festzustellen. Bei Fällen im Zusammenhang mit Amphetamin beträgt der Anstieg 24,0 % (2016: +23,7 %). Bei Heroin gab es einen Anstieg um 8,6 % (2016: +56,2 %) und bei Kokain mit einer Steigerung von 117,4 % (2016: +26,5 %). Dagegen ist LSD kaum von Bedeutung, allerdings mit einem leichten Fallzuwachs bei insgesamt acht Delikten im Jahr 2017 (2016: 2 Delikte). Ein ähnliches Bild ergibt sich für die kreisfreie Stadt Leipzig. Hier sind die Feststellungen von Cannabisprodukten um 81,4 % (2016: +29,2 %) gestiegen. Bei Methamphetamin ist eine Steigerung um 13,6 % auf 636 Delikte (2016: +10,5 %) zu verzeichnen, bei Amphetamin wurde ein Anstieg von 34,8 % (2016: +10,3 %), festgestellt. Bei Heroin liegt der Anstieg bei 13,5 % (2016: +58,5%), bei Kokain um 107,1 % (2016: +34,5 %). Heroin gewinnt wieder an Bedeutung. Kokain weist im Vergleich mit anderen Betäubungsmitteln immer noch einen signifikant höheren Verkaufspreis auf und wird vermutlich deshalb eher von einem finanziell besser gestellten Personen konsumiert. Das polizeiliche Lagebild bestätigt auch für das Jahr 2017 die seit Jahren prognostizierte Tendenz der Etablierung der Droge Crystal in allen sozialen Bereichen der Gesellschaft. Die Informationen zu den Konsumentinnen und Konsumenten machen vor allem deutlich, dass Suchtverhalten und damit auch der Konsum illegaler Drogen aus unterschiedlichsten Motivationen heraus für einen Teil der Bevölkerung deutliche Relevanz zeigt und deshalb polizeiliches Handeln fordert. Die Verfügbarkeit der Droge Crystal, welche sich mit der Nähe zum Grenzgebiet, den niedrigen Einkaufspreisen und daraus resultierenden hohen Gewinnen erklären lässt, führt zu einem hohen Niveau im Rauschgifthandel. Dieser wird nach polizeilicher Erfahrung in einer Art „Ameisenhandel“ organisiert. Weiterhin ist eine Zunahme an Pflanzenproduktionen, Cannabispflanzungen in verschiedenstem Umfang, zu verzeichnen. Hierzu dienen oft leer stehende Gewerbe- oder Wohngebäude, aber auch zunehmend Wohnungen, die offenbar nur diesem Zweck als eine Art „Depotwohnung“ angemietet werden. 42 Suchtbericht Leipzig 2018 Abbildung 18: Anteil der Delikte nach Substanzen an den Gesamtfällen der Polizeidirektion Leipzig 78 125 sonstige 5 8 LSD 87 100 Kokain/Crack 118 126 Heroin 636 Methamphetamine 887 89 119 Amphetamine 1.585 Cannabis und Zubereitung 0 500 PD Stadt Leipzig Quelle: Polizeidirektion Leipzig, 2018 6.2.1.3 1.000 1.500 1.950 2.000 2.500 PD Leipzig insgesamt Suchtbericht Leipzig 2018 Direkte Beschaffungskriminalität Straftaten der direkten Beschaffungskriminalität bilden gemeinsam mit den Rauschgiftdelikten nach dem BtMG die Rauschgiftkriminalität im engeren Sinn. In der Polizeilichen Kriminalstatistik sind für das Stadtgebiet Leipzig 16 Delikte (2016: 14) der direkten Beschaffungskriminalität, d.h. Diebstahl, Raub von Betäubungsmitteln, Rezeptformularen bzw. Rezeptfälschungen ausgewiesen. Dies ist ein Anstieg gegenüber dem Vorjahr. 6.2.1.4 Indirekte Beschaffungskriminalität Zur indirekten Beschaffungskriminalität zählen alle Straftaten, die darauf gerichtet sind, einen Vermögensvorteil zu erlangen, der zum Erwerb von Betäubungsmitteln eingesetzt werden soll. Es gilt also, in der Vernehmung des Täters dessen Motivlage zu ergründen. Fälle der indirekten Beschaffungskriminalität werden von der PKS als solche nicht explizit erfasst. Die PKS erfasst als Täter/-innen lediglich die „Konsumentinnen und Konsumenten harter Drogen“, nicht jedoch die weiteren Täter/innen mit BtM-Bezug (BtM-Händler, BtM-Konsumentinnen und Konsumenten). Ferner sind erfahrungsgemäß nicht alle Tatverdächtigen, die harte Drogen konsumieren, auch als solche erkennbar und im polizeilichen Datensystem entsprechend erfasst. Aufgrund polizeilichen Erfahrungswissens, insbesondere aus Vernehmungen von Tatverdächtigen ist bekannt, dass Konsumentinnen und Konsumenten harter Drogen ihre Sucht durch Begehung von Straftaten im Bereich der Eigentumskriminalität wie Ladendiebstahl, Diebstahl an/aus Kfz, Fahrraddiebstahl, Wohnungseinbruch, Diebstahl von Buntmetallen sowie Raub oder auch Prostitution finanzieren. Als Schwerpunktdelikte indirekter Beschaffungskriminalität gelten im Stadtgebiet Leipzig Raub, Wohnungseinbruch, besonders schwerer Diebstahl an/aus Kfz sowie Fahrrad- und Ladendiebstähle. Raubdelikte sowie Wohnungseinbrüche sind insgesamt leicht rückläufig. Nach wie vor ist die Belastung mit Straftaten des BSD an/aus Kfz hoch, jedoch ist auch hier ein Rückgang zu verzeichnen. Bei Straftaten des Fahrraddiebstahls (2017: 10.027 Fälle im Bereich der kreisfreien Stadt Leipzig) ist ein zunehmender Trend vorhanden. Einzelne Aussagen aus Vernehmungen geben Aufschluss über die statistisch im Einzelnen nicht belegbaren Finanzierungsvarianten, nämlich der Verwendung barer und unbarer Eigenmittel sowie verschiedener Formen von Eigentums- und Vermögensdelikten. Schäden entstehen zunächst in privaten Gefügen, zunehmend in den staatlichen Sozialbereichen und letztlich durch Straftaten auch gegenüber Unbeteiligten. Suchtbericht Leipzig 2018 43 6.2.1.5 Folgeschäden durch Beschaffungskriminalität Die Kosten zur Finanzierung der Sucht von chronisch abhängigen Konsumentinnen und Konsumenten harter Drogen dürften bei etwa 50 bis 80 Euro pro Tag liegen. Allerdings kann das Ausmaß der Kosten für Folgeschäden von Beschaffungskriminalität nicht beziffert werden. Aufgrund der oft ungenügenden finanziellen Ausstattung von Konsumentinnen und Konsumenten harter Drogen9 ist davon auszugehen, dass dieser Bedarf in erster Linie durch die Begehung von Straftaten der indirekten Beschaffungskriminalität gedeckt wird10. Dies indizieren auch Aussagen der Betroffenen und polizeiliche Ermittlungen. In der Gesamtbetrachtung muss der direkte wirtschaftliche Schaden als hoch eingeschätzt werden, und das auch deshalb, weil sich der Hehlerpreis für gestohlene Güter weit unter 50 % des Zeitwerts bewegt und daher entsprechende Mengen entwendet werden müssen, um wiederum ausreichend Geldwert zu erhalten, alternativ direkt Betäubungsmittel. Zudem entstehen hohe Schadensummen auch durch die Beifügung von Personen- und Sachschäden zur Erlangung des Gutes. Medizinische Folgekosten (Raubopfer), Gebäudeschäden (Türen, Fenster, Schlösser), Schäden an Kraftfahrzeugen (Scheiben, Armaturen, Schlösser, Elektronik) sind hier beispielhaft zu benennen. 6.2.1.6 Ergebnisse der Ermittlungen Sicherstellungen Tabelle 15: Sicherstellungsmengen der Polizeidirektion Leipzig im Jahresvergleich Sicherstellungsmengen PD Leipzig BtM 2013 2014 2015 2016 2017 Marihuana 64.027 g 30.566 g 25.000 g 91.791 g 87.536g Haschisch 4.282 g 789 g 94.006 g 2.787 g 3.899g Cannabispflanzen 1.152 Stück 719 Stück 422 Stück 2.079 Stück 1.020 Stück Heroin 3.001 g 195 g 382 g 203 g 520g Kokain 348 g 20.834 g 2.580 g 1.144 g 1.535g GHB 897 ml 1.084 ml 920 ml 3.358 ml 6.082ml Amphetamin 6.747 g 522 g 112.855 g 440 g 1.093g Crystal 6.048 g 6.489 g 3.254 g 3824 g 2.605g Ecstasy 450 Stück 314 Stück 344.817 g 534 Stück 1.162 Stück LSD 29 0 45.122 18 12 Quelle: Polizeidirektion Leipzig, 2018 Aus der nachfolgenden Tabelle ist die Anzahl der polizeilichen Maßnahmen im örtlichen Zuständigkeitsbereich der einzelnen Organisationseinheiten ersichtlich, bei denen Betäubungsmittel sichergestellt wurden. Weiterhin sind auch die Anzahl der BtM-Sicherstellungen erfasst, die im Rahmen von Ermittlungsverfahren durch die KPI bearbeitet wurden. 9 Darunter zählen unter anderem: Metamphetamin, Amphetamin, Kokain, Fentanyl 10 Die einzige quantitative und aufwendige Studie zu dem Thema stammt von Arthur Kreuzer et.al. und ist in der BKA Forschungsreihe Band 24 veröffentlicht. Dort wurden 100 Drogenabhängige mittels Experteninterviews zu ihrer Delinquenzbelastung während der letzten 12 Monate befragt. Insgesamt wurden durch diese 173.000 Delikte angegeben, wobei es sich jedoch zum größten Teil um direkte Beschaffungskriminalität bzw. Delikte innerhalb der Drogenszene handelte (aaO S. 405). Die Delikte sind zum absolut überwiegenden Teil dem polizeilichen Dunkelfeld zuzuordnen. 44 Suchtbericht Leipzig 2018 Tabelle 16: Sicherstellungen von BtM nach örtlichen Zuständigkeitsbereichen Anzahl der Maßnahmen mit BtM-Bezug Dienststellen 2013 2014 2015 2016 2017 KPI 318 291 202 330 534 KASt Grimma 17 21 9 12 11 KASt Torgau 32 58 28 48 49 PRev L Nord 186 198 129 150 217 PRev L SO 278 275 236 253 294 PRev L SW 205 305 245 283 482 PRev Zentrum 295 392 278 605 647 Quelle: Polizeidirektion Leipzig, 2018 Gegenüber 2016 ist die Anzahl der polizeilichen Maßnahmen mit BtM -Sicherstellungen im Zuständigkeitsbereich der PD Leipzig um 27% gestiegen. In der nachfolgenden Tabelle ist die Anzahl der Sicherstellungen bezogen auf die einzelnen Betäubungsmittelarten aufgelistet, wobei zu beachten ist, dass bei polizeilichen Maßnahmen auch zeitgleich mehrere Betäubungsmittel sichergestellt wurden. Tabelle 17: Sicherstellungsmengen in Bezug auf Betäubungsmittel im Jahresvergleich Anzahl Sicherstellung bezogen auf einzelne Betäubungsmittel BtM 2013 2014 2015 2016 2017 Marihuana 983 1.182 764 1.033 1.696 Haschisch 41 51 65 365 346 Crystal 614 669 464 612 592 Heroin 94 47 32 78 86 Kokain 38 33 26 34 42 Quelle: Polizeidirektion Leipzig, 2018 6.2.1.7 Tatverdächtige nach Alter und Geschlecht (Stadtgebiet Leipzig) Der überwiegende Teil der erfassten Tatverdächtigen sind erwachsene Menschen, der geringere sind Jugendliche und Heranwachsende. Es wurden aber auch 18 Kinder als Tatverdächtige erfasst, davon 13 männlichen und fünf weiblichen Geschlechts. Allerdings muss davon ausgegangen werden, dass das Dunkelfeld vor allem auch im Bereich der Minderjährigen deutlich höher liegt. Indizien hierfür sind Aussagen aus verschiedenen Hilfebereichen und Untersuchungen. Suchtbericht Leipzig 2018 45 Abbildung 19: Tatverdächtige im Stadtgebiet Leipzig nach Alter und Geschlecht 1.600 1.400 191 1.200 1.000 800 1.292 600 400 38 19 171 198 Jugendliche Heranwachsende 200 0 Quelle: Polizeidirektion Leipzig 6.2.2 6.2.2.1 männlich weiblich Erwachsene Suchtbericht 2018 Schwerpunkte/Entwicklungstendenzen Regionale Verteilung und örtliche Schwerpunkte Betäubungsmittel werden flächendeckend im Zuständigkeitsbereich der PD Leipzig angeboten. Schwerpunkt bilden dabei die Verstöße mit Crystal, GHB und Marihuana. Dabei stiegen in den letzten Jahren die erfassten Fallzahlen im Bereich der Rauschgiftkriminalität in der PD Leipzig stetig an. Ein deutlicher Anstieg ist im Jahr 2017 zu verzeichnen. So wurden gegenüber 2016 insgesamt 863 Delikte mehr erfasst. Dies stellt eine Erhöhung von 35,2 % gegenüber dem Vergleichszeitraum dar. Der Anstieg konzentriert sich auf den Ballungsraum der Stadt Leipzig. Hier wurden 866 BtM-Delikte mehr registriert, eine prozentuale Erhöhung um 50 %11. Rauschgiftkriminalität ist in hohem Maße Kontrollkriminalität. Die tatsächliche Entwicklung der Rauschgiftkriminalität lässt sich daher an den Fallzahlen weniger gut belegen. Trotzdem wird aufgrund der stetig ansteigenden und im vergangenen Jahr stark angestiegenen bekanntgemachten Verstöße davon ausgegangen, dass auch unter Berücksichtigung eines erhöhten Kontrolldrucks durch effektiveren Kräfteeinsatz, insbesondere im Zentrum der kreisfreien Stadt Leipzig, die Konsumentenzahlen und die Verfügbarkeit verschiedener Betäubungsmittel angestiegen sind. Stadtgebiet Leipzig Örtliche Schwerpunkte im Stadtgebiet Leipzig zum Erwerb und Handel von Betäubungsmitteln sind: Bereich Innenstadt Bereich Hauptbahnhof, Bahnhofsvorplatz Stadtteil Connewitz Stadteile Anger-Crottendorf, Reudnitz-Thonberg Stadteile Grünau, Lindenau Bereich Eisenbahnstraße/Rabet 11 46 Quelle: PKS, Tabelle A1 Suchtbericht Leipzig 2018 6.2.2.2 Maßnahmen In den Parkanlagen „Schwanenteich“ und „Bürgermeister-Müller-Park“, an der angrenzenden Zentralhaltestelle, auf dem Gelände des Hauptbahnhofs und an den Ringabschnitten Willy-Brandt-Platz/Georgiring werden vorwiegend durch männliche Personen nordafrikanischer Herkunft Cannabisprodukte in Form von Marihuana und Haschisch angeboten. Zum Teil erstreckt sich das Tätigkeitsfeld der Anbieter bis in den Bereich der Innenstadt. In den Schwerpunktbereichen gibt es Tendenzen zur Etablierung einer offenen Anbieterszene. Der Bahnhof sowie Bahnhofsvorplatz bieten ausreichende Flucht- und Versteckmöglichkeiten. Die hohe Fluktuation der Besucherströme erleichtert den Handel mit Betäubungsmitteln. Im Jahr 2017 wurden durch das Kommissariat 22 insgesamt 54 Haftsachen bearbeitet. Aufgrund der festzustellenden hohen Deliktsbelastung, insbesondere durch Betäubungsmittel- und Beschaffungskriminalität, schrieben die Bundespolizeiinspektion Leipzig und die Polizeidirektion Leipzig auch die bereits seit vielen Jahren bestehende Vereinbarung über die Gemeinsame Ermittlungsgruppe „Bahnhof-Zentrum“ (GEG „BaZe“) fort. Neben gemeinsamen Streifen werden regelmäßig Komplexkontrollen initiiert. Insgesamt wurden durch die GEG BaZe im Zusammenwirken mit der Hundestaffel der PD Leipzig und anderen operativen Kräften im Jahr 2017 insgesamt 502 Verstöße gegen das BtMG angezeigt. Dabei wurden folgende Mengen sichergestellt: 2.657 Gramm Marihuana 37 Gramm Heroin 1.702 Gramm Haschisch 130 Ecstasy-Tabletten 20 Gramm Crystal Schwerpunkt polizeilicher Maßnahmen bleiben damit massive Kontrollen an für Dealer attraktiven Örtlichkeiten. Nur dadurch wird es möglich sein, den Handel zu erschweren und damit eine Verknappung von Betäubungsmittel zu erreichen. Die Absprachen zwischen Händler und Konsument erfolgen in der Regel über die sozialen Netzwerke, die Übergabe an stark frequentierten Örtlichkeiten, also in Bahnhofsnähe, Parkanlagen oder Innenstadtbereich. Aber auch Wohnungen und leerstehende Häuser dienen als Anlaufpunkt der Übergabe. Im Jahr 2017 wurden insgesamt 2.598 Rauschgiftdelikte im Stadtgebiet Leipzig erfasst, die sich wie folgt aufgliedern: 976 allgemeine Verstöße 169 sonstige Delikte 451 Handels- u. Einfuhrdelikte Es wurden 50 % mehr qualifizierte Delikte im Bereich der Stadt Leipzig bearbeitet. Der Anstieg der BtM-Kriminalität steht unmittelbar in Zusammenhang mit der erhöhten Feststellung von Verstößen gegen das BtMG mittels Cannabisprodukten12: Tabelle 18: Delikte im Bereich der Stadt Leipzig im Jahresvergleich Betäubungsmittel Feststellungen 2016 Feststellungen 2017 Cannabis 1.153 1.894 Crystal 794 840 Heroin 108 120 Amphetamin u. Derivate 94 114 Kokain 43 82 LSD 2 8 Quelle: Polizeidirektion Leipzig, 2018 12 Feststellungsmengen beziehen sich auf die gesamte PD Leipzig Suchtbericht Leipzig 2018 47 Eine interne Recherche weist für Leipzig im Bereich Zentrum einschließlich Georgiring eine Steigerungsrate um 77 % gegenüber dem Vorjahr auf. Im Jahr 2016 wurden in diesem Bereich 535 BtM-Delikte, im Jahr 2017 insgesamt 949 Rauschgiftverfahren registriert. Es kann eingeschätzt werden, dass sich die erhöhten Fallzahlen im Bereich der Rauschgiftkriminalität der PD Leipzig hauptsächlich auf das Zentrum der Stadt Leipzig konzentrieren und unmittelbar im Zusammenhang mit dem aktiven Anbieten von Cannabisprodukten durch Täter zumeist nordafrikanischer Herkunft in den Parkanlagen und dem erhöhten Verfolgungsdruck der Polizei in Zusammenhang stehen. Neben den Verfahren im Zusammenhang Cannabisprodukten spielen die Delikte im Zusammenhang Methamphetamin (Crystal) eine entscheidende Rolle. Die Fallzahlen sind gegenüber dem Vergleichszeitraum leicht gestiegen. Das im örtlichen Zuständigkeitsbereich der PD Leipzig angebotene Crystal stammt regelmäßig aus Tschechien. Auf Grund der Nähe zum deutsch-tschechischen Grenzgebiet und den niedrigen Einkaufspreisen, verbunden mit den immer noch hohen Gewinnmargen wird der Rauschgifthandel vor allem von Crystal auf dem hohen Niveau verbleiben. Daneben spielt Gammahydroxybuttersäure (GHB) im örtlichen Zuständigkeitsbereich eine zunehmende Rolle. Das Phänomen des Vertriebs von Betäubungsmitteln über das Internet und die damit zusammenhängende Versendung von Betäubungsmitteln über den Postversand ist im Ansteigen begriffen. Es werden vorwiegend Portale im TOR-Netzwerk genutzt. Ermittlungen bezüglich der Betreiber der relevanten Seiten auf dem gewöhnlichen Weg gestalten sich schwierig, da die Betreiber verschiedene Schutzmaßnahmen zur Identifikation vornehmen. Die Bezahlung wird in der Regel über die Internetwährung Bitcoin abgewickelt. 6.2.2.3 Rauschgifttote Im Jahr 2017 wurden in der Stadt Leipzig vier Todesfälle aufgrund Intoxikation von Rauschmitteln registriert, davon drei Fälle in Folge einer Heroinintoxikation und ein Fall in Folge einer Intoxikation nach Mischkonsum Crystal und Kokain. 6.2.3 Handlungskonzepte Durch einen angemessen hohen Verfolgungsdruck sollen der Handel und der Konsum von Betäubungsmitteln im öffentlichen Raum, insbesondere an den Verkehrsknotenpunkten der PD Leipzig, der Leipziger Innenstadt, den Kreisstädten der Landkreise, im Umfeld von Bildungseinrichtungen, in Wohngebieten sowie an bedeutenden touristischen Zielen konsequent unterbunden werden. Die Verhinderung der Etablierung einer offenen Rauschgiftkonsumentenszene mit nachteiligen ordnungs- und sicherheitsbeeinträchtigenden Auswirkungen bleibt eine Schwerpunktaufgabe. Die Polizeidirektion Leipzig verfolgt daher weiterhin das Ziel, die Ausweitung und vollständige Etablierung der Anbieter- und Konsumentenszene durch permanenten Einsatz zu unterbinden. Hierfür müssen kontinuierlich die bestehenden rechtlichen Möglichkeiten ausgeschöpft werden. Der zu erwartenden Zunahme der Beschaffungskriminalität, die im engen Zusammenhang mit der Rauschgiftkriminalität steht, muss mit gezielten Präventionsmaßnahmen konsequent entgegengewirkt werden. Ziel ist es, Verfügbarkeiten von Betäubungsmitteln und günstige Tatgelegenheiten zu minimieren. Vor allem in diesem Punkt ist eine Netzwerkarbeit mit themenbetrauten Einrichtungen grundlegend. Die Bündelung von strafprozessualen und gefahrenabwehrrechtlichen Maßnahmen stellt auch in Zukunft einen ganzheitlichen Arbeitsansatz dar. Dieser Ansatz wurde auch 2017 fortgeführt. Neben der Verhinderung einer offenen Konsumentenszene im Stadtgebiet sowie einem Entgegenwirken einer massiven Ausweitung des Phänomens Crystal ist es wichtig, sowohl intern als auch extern sachgerechte und kontinuierliche Aufklärungsarbeit zu den Themen Sucht und Betäubungsmittel zu betreiben und dies in enger Kooperation mit anderen Verantwortlichen. Im Ergebnis der Recherchen muss davon ausgegangen werden, dass es weiter zu einer Zunahme des BtMAufkommens kommen wird. Vor diesem Hintergrund bleibt festzustellen, dass die Stadt Leipzig auch in Zukunft durch Straftaten der Rauschgiftkriminalität belastet bleibt und deshalb die bisherigen Anstrengungen auf dem gleichen hohen Niveau fortgeführt werden müssen. Diese Einschätzung ergibt sich vor allem aus der Verbreitung der Droge Crystal, auch in Verbindung mit anderen Betäubungs- sowie Arzneimitteln. 48 Suchtbericht Leipzig 2018 Die Polizeidirektion Leipzig verfolgt deshalb weiterhin die konsequente Umsetzung der Bekämpfungskonzeption Crystal, auch um das politische Handeln der aktuellen immer schnelleren Entwicklung der Rauschgiftkriminalität anzupassen und die Maßnahmen entsprechend auszurichten. Entwicklungen und neue Herausforderungen Perspektivisch ist von einer Zunahme der Rauschgiftkriminalität im gesamten Bereich der PD Leipzig auszugehen. Deshalb muss auch von einem ansteigenden Umfang der hier anfallenden Aufgaben ausgegangen werden. Maßgeblich für die strategische Ausrichtung der Bekämpfung der Rauschgiftkriminalität im Bereich der PD Leipzig sind dabei insbesondere der 10-Punkte-Plan der Sächsischen Staatsregierung die Bekämpfungskonzeption Crystal die Konzeption zur Neuausrichtung der polizeilichen Prävention die Drogenpolitischen Leitlinien der kreisfeien Stadt Leipzig Folgende Maßnahmen dienen der Umsetzung des langfristigen Ziels, einer Ausweitung der BtM-Händler- und -Konsumentenszene dauerhaft entgegenzuwirken: interner und externer Fachaustausch auf Leitungs- und Arbeitsebene effiziente und optimierte Kontroll- und Ermittlungsmaßnahmen bedarfsorientierte Fortbildungen von Einsatzbeamten Ausbau und Pflege der Wissensangebote zum Thema Drogen Fortschreibung und Ausgestaltung von Angeboten/Maßnahmen, um erstauffällige BtM-Konsumentinnen und-konsumenten in nachhaltige abstinenzorientierte Beratungsmaßnahmen zu bringen, im Zusammenwirken mit anderen Behörden und freien Trägern Fortführung der polizeilichen Drogenprävention Suchtbericht Leipzig 2018 49 7. Kooperation und Vernetzung Die Suchthilfe und Suchtprävention der Stadt Leipzig ist auf Kooperation und Vernetzung ausgerichtet. Durch die Ausdifferenzierung der Angebote und die permanenten Veränderungen der Konsummuster, der konsumierten Hauptsubstanzen, aber auch der gesellschaftlichen Rahmenbedingungen ergeben sich immer neue Schwerpunkte. Die Kooperation und Vernetzung ist für die Verbesserung der Hilfen und die Qualitätssicherung der Angebote unabdingbar. Es ist nicht realistisch für jede Problemlage spezialisierte Einrichtungen vorzuhalten, es ist vielmehr zwingend, bestehende Angebote und die verschiedenen Professionen durch einen intensiven Austausch und durch vereinbarte Kooperationen zu qualifizieren. Dank bestehender Kooperation und Vernetzung konnte das Hilfesystem für suchtgefährdete und abhängige Menschen in der Stadt Leipzig in den letzten Jahren kontinuierlich ausgebaut und um weitere zielgruppenspezifischen Angeboten erweitert werden. Die Kooperation und Vernetzung ist auch für die Gewährleistung eines ausgewogenen Verhältnisses von Prävention und Repression unabdingbar. Die Auflistung und Beschreibung nachstehender Gremien und Netzwerke kann nur einen Ausschnitt der bestehenden Vernetzungen abbilden. 7.1 Zentrale Steuerungsgremien 7.1.1 Drogenbeirat der Stadt Leipzig Der Drogenbeirat ist das zentrale Steuerungsgremium für alle fachlichen koordinativen Aufgaben und Aktivitäten auf dem Gebiet von Suchtprävention, Therapie, Schadensminimierung und Repression. Entsprechend der Säulen der Sucht- und Drogenpolitik ist er interdisziplinär und professionsübergreifend besetzt. Er ist eine wichtige Schnittstelle zwischen der Kommune, anderen Behörden und Leistungsanbietern. Der Drogenbeirat wurde 1990 als Arbeitskreis gegründet und mit Beschluss 1657/99 durch die Stadtverordnetenversammlung berufen. In den Jahren 1999 und 2012 erfolgte mit Stadtratsbeschluss eine Neukonstituierung. Der Vorsitzende des Drogenbeirates ist der Bürgermeister und Beigeordnete für Jugend, Soziales, Gesundheit und Schule. Die Suchtbeauftragte ist seine ständige Vertreterin. Neben der ambulanten und komplementären Helferseite arbeiten im Beirat Vertreter/-innen der Ämter, der Polizeidirektion, der Selbsthilfe und wissenschaftlicher Institutionen zusammen. Als interdisziplinäres Gremium hat er über die Koordination des Hilfesystems hinaus auch Empfehlungen zu drogenpolitischen Maßnahmen auf kommunaler Ebene zu erarbeiten und zu kontrollieren. Alle Stadtratsfraktionen sind im Drogenbeirat vertreten. Der Drogenbeirat sichert einen konzeptionellen Vorlauf und informiert über die aktuelle Entwicklung der Suchtproblematik. Dazu erfolgen: regelmäßige Analysen der Entwicklung auf kommunaler, Landes- und Bundesebene, Auswertungen von Forschungsergebnissen und Erfahrungsaustausch Bewertung der Entwicklung und Erarbeitung von Entscheidungsvorschlägen bzw. kommunalen Konzeptionen für Stadtrat und Stadtverwaltung. Zur Sicherung einer schwerpunktorientierten Arbeit können Arbeitsgruppen gebildet werden. Bei spezifischen Fragen können weitere Experten hinzugezogen werden. Als ständige Arbeitsgruppen wurden der Arbeitskreis Suchtprävention und der Arbeitskreis wohnungslose und suchtkranke und/oder psychisch kranke Menschen eingerichtet. Der Drogenbeirat ist gemäß SächsPsychKG bei grundlegenden Veränderungen der Suchtkrankenhilfe zu hören. Die Empfehlungen des Drogenbeirates sind für die Ausreichung von Mitteln (Zuschüsse, Investitionen) an die anerkannten Versorgungsträger durch den Freistaat Sachsen bindend. Die Beschlüsse des Beirates haben empfehlenden Charakter. Er tagt jährlich fünfmal, die Sitzungen sind in der Regel nicht öffentlich. 50 Suchtbericht Leipzig 2018 7.1.1.1 Arbeitskreis Suchtprävention Der Arbeitskreis Suchtprävention (AKSP) ist eine Arbeitsgruppe des Drogenbeirats der Stadt Leipzig. Er ist ein Gremium von Fachkräften öffentlicher Einrichtungen und freier Träger sowie weiterer Interessierter, die in der Suchtprävention in Leipzig tätig sind. Er arbeitet selbstständig, zielgruppenspezifisch und trägerübergreifend in ganz Leipzig. Er erhält Informationen aus dem Drogenbeirat und informiert diesen über seine Arbeit. Ziel des AKSP ist es, entsprechend der Bedarfe, die universelle, selektive und indizierte Suchtprävention in Leipzig zu fördern, die Arbeit im Netzwerk Suchtprävention in Leipzig zu pflegen und damit die öffentliche Wirksamkeit weiter zu erhöhen. Dabei wird auf regelmäßigen Informationsaustausch durch persönliche Kontakte besonderer Wert gelegt. 7.1.1.2 Arbeitskreis wohnungslose, suchtkranke und/oder psychisch kranke Menschen Im Arbeitskreis sind alle Ämter, Institutionen und freie Träger vertreten, die Wohnangebote unterschiedlicher Ausrichtung für wohnungslose, suchtkranke oder psychisch kranke Menschen vorhalten. Der Arbeitskreis wird von der Suchtbeauftragten und dem Psychiatriekoordinator moderiert. Die Themen orientieren sich an den aktuellen Arbeitsschwerpunkten. Eine besondere Herausforderung stellen dabei Menschen dar, die keinen Zugang zu den Hilfesystemen finden konnten und zum Teil unbehandelt wohnungslos werden und in den Notunterkünften der Wohnungslosenhilfe aufgenommen werden. Für die Erarbeitung gemeinsamer Lösungsansätze in Einzelfällen werden so genannte Clearingkommissionen einberufen. Wesentlicher Inhalt ist der Informationsaustausch zu den Belegungen und Bedarfen, damit diese in der Ausrichtung der Angebote bedarfsgerecht weiterentwickelt werden können. Der Arbeitskreis ist die wichtigste Schnittstelle zur Wohnungslosenhilfe des Sozialamtes. 7.1.2 Drogenrapport Der Drogenrapport ist ein behördenübergreifendes Gremium, in welchem sich die Stadt Leipzig, die Polizeidirektion, die Landesanstalt für Bildung und Arbeit und das St. Klinikum „St. Georg“ Eigenbetrieb der Stadt Leipzig, Zentrum für Drogenhilfe monatlich zu aktuellen Entwicklungen vorrangig im Bereich illegale Drogen, Konsum und Auswirkungen zu Konsum- und Handelsschwerpunkten austauschen und auf operativer Arbeitsebene entsprechende Handlungsschwerpunkte abstimmen. Bei Bedarf kann der Drogenrapport als erweiterter Drogenrapport einberufen werden, an welchem die Bürgermeister der Dezernate Jugend, Soziales, Gesundheit und Schule und Umwelt, Ordnung, Sport und der Polizeipräsident teilnehmen. 7.2 7.2.1 Facharbeitsgremien Ambulanzberatung Die Ambulanzberatung ist ein Arbeitstreffen unter Leitung des Gesundheitsamtes, bei dem sich Vertreter/-innen aus allen Suchtberatungsstellen aller Träger in Leipzig und Markkleeberg viermal im Jahr zusammenfinden. Die Teilnahme ist für Vertreter/-innen der Suchtberatungsstellen in Leipzig verpflichtend und soll die Zusammenarbeit auch zwischen verschiedenen Trägern fördern. In den Beratungen werden fachliche Themen aufgegriffen, die aktuell für Mitarbeiter/-innen in der Suchtberatung bedeutsam sind. Dreimal im Jahr werden in diesem Rahmen Fortbildungen angeboten, die vom Gesundheitsamt oder durch die Teilnehmer/-innen selbst initiiert werden. Die Zusammenkünfte werden genutzt, um die eigenen Beratungsangebote vorzustellen und neue Vernetzungsangebote in der Stadt kennenzulernen. 7.2.2 Arbeitskreis „pregnant“ Der Schutz von Kindern ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe und wird in der öffentlichen Verantwortung durch Institutionen und Einrichtungen der Jugend-, Drogen- und Gesundheitshilfe wahrgenommen. Eine strukturell und inhaltlich vernetzte Zusammenarbeit dieser Systeme bietet eine gute Voraussetzung für die Minimierung von Risikofaktoren für die Kinder. Kinder von Suchtkranken sind besonders hohen Risiken ausgesetzt. Dabei geht es sowohl um akute Risiken (z. B. Unterversorgung, Fehlernährung, Gewalt, Verabreichung von Drogen oder versehentlicher Drogenkonsum) als auch um das Risiko von psychischen Störungen (vor allem Regulations- und Bindungsstörungen) und Entwicklungsstörungen (u.a. spätere Abhängigkeit der Kinder). Suchtbericht Leipzig 2018 51 Die Grundlage für diese Störungen wird vielfach bereits in der Schwangerschaft und im ersten Lebensjahr gelegt. Für die Arbeit mit drogenabhängigen, schwangeren Frauen haben Kooperationen und funktionierende Netzwerke der sozialen und medizinischen Hilfesysteme einen besonderen Stellenwert. In Leipzig arbeiten verschiedene Professionen im Netzwerk „pregnant“ zusammen. Die Kooperationspartner arbeiten auf der Grundlage gemeinsam erarbeiteter Kriterien. Es wird durch die Suchtbeauftragte moderiert. Das übergeordnete Ziel ist es, ein dauerhaft gemeinsames Leben von Mutter/Vater/Eltern und Kind zu ermöglichen und eine gemeinsame suchtfreie Zukunft der Familie anzustreben. Weitere grundlegende Ziele sind die Verbesserung der Voraussetzungen für eine risikoarme Schwangerschaft und Geburt und ein gesundes Aufwachsen der betroffenen Kinder. Dazu zählen auch die Sicherung des Kindeswohls und die Einleitung der notwendigen Schutzmaßnahmen bei Kindeswohlgefährdung. Die Netzwerktreffen finden jährlich mindestens zweimal statt. (Austausch zur Zusammenarbeit, Effektivierung, Erfahrungsaustausch und Fortbildung) Darüber hinaus finden Fallbesprechungen nach Bedarf statt. Beteiligt werden die am Fall arbeitenden Institutionen, der Allgemeine Sozialdienst und nach Möglichkeit die betroffene Frau. Bei Bedarf werden weitere Institutionen herangezogen. 7.2.3 Qualitätszirkel Erwachsenenstreetwork Im Jahr 2009 hat die Stadt Leipzig die ersten beiden Projekte Erwachsenenstreetwork gestartet, damals als Pilotprojekte mit Förderung durch den Freistaat Sachsen und aus Mitteln des Europäischen Sozialfond. Inzwischen sind sie in die Regelfinanzierung des Gesundheitsamtes übergegangen und personell erweitert wurden. Darüber hinaus haben sich weitere Projekte über eine Förderung des Europäischer Hilfsfonds für die am stärksten benachteiligten Personen in Deutschland (EHAP) etabliert. Auch für diese wird eine Übernahme in die Regelfinanzierung der Stadt Leipzig geprüft. Der Qualitätszirkel dient dem fachlichen Austausch und damit der Qualitätssicherung der Arbeit. Darüber werden hier in Abstimmung mit dem Sozialamt, Ordnungsamt und der Polizeidirektion die Einsatzgebiete der Teams festgelegt. Eine Abstimmung mit den Straßensozialarbeiter/-innen des Amtes für Jugend, Familie und Bildung erfolgt immer. 7.3 7.3.1 Sozialräumlich orientierte Gremien Aktionsbündnis Leipziger Osten Das Aktionsbündnis geht auf das im Jahr 2008 in der Dienstberatung des Oberbürgermeisters beschlossene Aktionsprogramm zur Verbesserung des Hilfesystems und der Erhöhung der Sicherheit im Leipziger Osten zurück. Es wurde von einer Gruppe von Personen, Vereinen, Ämtern und Einrichtungen, die im Leipziger Osten aktiv sind, gebildet. In ihm arbeiten u. a. Vertreter/-innen verschiedener Ämter der Stadtverwaltung. Polizeidirektion, Quartiersmanagement, Bürgervereinen und Straßensozialarbeiter/-innen zusammen. Das Netzwerk dient in erster Linie der Abstimmung der Aufgaben und Maßnahmen im Kampf gegen die Drogenszene sowie von Schritten zur Lösung akut auftretender Probleme im Bereich Ordnung und Sicherheit im Stadtteil. Ziel ist es, eine Balance zwischen gesundheits- und sozialpolitischen Maßnahmen als Hilfe für die Suchtabhängigen sowie repressiven Maßnahmen gegen den Handel mit illegalen Drogen und zum Schutz der Bürger zu schaffen. Die zu besprechenden Problemfelder wurden im Laufe der Zeit ergänzt, so dass heute auch Fragen die das Gewerberecht, die Sauberkeit im Stadtteil oder Fragen der Bebauung betreffen behandelt werden. Das Aktionsbündnis tagt aller zwei Monate. Es wird von der Suchtbeauftragten und dem Quartiersmanagement Leipziger Osten moderiert. 7.3.2 Andere Stadtteilgremien Darüber hinaus gibt es verschiedene weitere sozialräumlich ausgerichtete Gremien, die in Verantwortung anderer Ämter oder Quartiersmanagement geführt werden. Bei Fragen hinsichtlich der Sucht- und Drogenproblematik werden Experten aus diesem Bereich hinzugezogen. 52 Suchtbericht Leipzig 2018 7.4 Zusammenarbeit der Polizeidirektion Leipzig mit und in Gremien der Stadt Der regelmäßige fachbezogene Austausch intern, mit anderen Behörden und Institutionen sowie mit freien Trägern garantiert Qualität auf aktuellem Niveau. Der Fachbereich Prävention gewährleistet die Gremienarbeit in den Arbeitskreisen Suchtprävention der Landkreise Nordsachsen und Leipzig Land sowie der Stadt Leipzig. Dieser bewährt sich in einem paritätischen Informationsaustausch mit positiven Effekten für die Qualitätssicherung der Drogenprävention. Mehrere Veranstaltungen wurden im Zusammenwirken mit anderen Anbietern (freien Trägern) gehalten. Grundlage für schulische Prävention durch die Polizei ist der sachsenweite Ansatz „Prävention im Team“ (PIT). Das Aufkommen von Anfragen zum Thema liegt über der zur Verfügung stehenden personellen Kapazität, wobei seit mehreren Jahren ein Anstieg zu verzeichnen ist. Hauptzielgruppe stellen die Bildungseinrichtungen sowie Eltern dar, welche nach sachsenweit verbindlichen Konzepten aufgeklärt und informiert werden. Folgende Gremien werden im Bereich der kreisfreien Stadt Leipzig sowie im Landkreis Leipzig und Landkreis Nordsachsen teilnehmend durch Vertreter/-innen der PD Leipzig besetzt: Drogenrapport Drogenbeirat AK Suchtprävention Aktionsbündnis Leipziger Osten Suchtbericht Leipzig 2018 53 Abbildungsverzeichnis Abbildung 1: Anzahl der Projekte nach Themenkategorien .............................................................................. 10 Abbildung 2: Anzahl der Teilnehmenden nach Themenkategorien und Teilnehmerzahlen.............................. 10 Abbildung 3: Anzahl der teilnehmenden Multiplikatorinnen und Multiplikatoren nach Themen ........................ 11 Abbildung 4: Betreute Familien im Eingangsmanagement ............................................................................... 13 Abbildung 5: Betreute Familien im Fallmanagement......................................................................................... 14 Abbildung 6: Betreute Klientinnen und Klienten und Hauptsubstanzen ............................................................ 16 Abbildung 7: Hauptsubstanzen 2013 bis 2017 .................................................................................................. 17 Abbildung 8: Verwendete Hauptsubstanzen 2017 ............................................................................................ 17 Abbildung 9: Altersverteilung der Klientinnen und Klienten 2017 ..................................................................... 18 Abbildung 10: Klientinnen und Klienten nach Geschlecht ................................................................................. 29 Abbildung 11: Klientinnen und Klienten nach Alter ........................................................................................... 29 Abbildung 12: Kontakte nach Kontaktorten ....................................................................................................... 30 Abbildung 13: Gründe der Beendigung der Betreuung in der Notschlafstelle .................................................. 33 Abbildung 14: Entwicklungen Spritzentausch ................................................................................................... 34 Abbildung 15: Fälle im Zusammenhang mit Betäubungsmitteldelikten im Jahresvergleich ............................. 39 Abbildung 16: Entwicklung des Fahrens unter Alkohol und Betäubungsmitteln ............................................... 40 Abbildung 17: Fahren unter Alkohol und Betäubungsmittel .............................................................................. 40 Abbildung 18: Anteil der Delikte nach Substanzen an den Gesamtfällen der Polizeidirektion Leipzig ............. 43 Abbildung 19: Tatverdächtige im Stadtgebiet Leipzig nach Alter und Geschlecht ............................................ 46 54 Suchtbericht Leipzig 2018 Tabellenverzeichnis Tabelle 1: Themen der Leipziger Reihe für Suchtprävention 2017 ..................................................................... 7 Tabelle 2: Kommunal geförderte Projekte des Kinder- und Jugendschutzes ..................................................... 9 Tabelle 3: Drogenpräventionsveranstaltungen der Polizeidirektion Leipzig...................................................... 12 Tabelle 4: Klientinnen und Klienten 2013 bis 2017 in Suchtberatungsstellen (absolut) ................................... 16 Tabelle 5: Nationalität und Aufenthaltsstatus .................................................................................................... 18 Tabelle 6: Schwerpunktsetzung der Teams Erwachsenenstreetwork .............................................................. 28 Tabelle 7: Teams der Streetworker im Bereich Hauptbahnhof ......................................................................... 28 Tabelle 8 Schwerpunktsetzungen der Teams Streetwork im Amt für Jugend, Familie und Bildung ................ 31 Tabelle 9 Entwicklung der Spritzentauschvorgänge ......................................................................................... 32 Tabelle 10: Leistungsbezug der Klientinnen und Klienten ................................................................................ 36 Tabelle 11: Anzahl der vermittelten Klientinnen und Klienten im Vergleich zum Vorjahr ................................. 36 Tabelle 12: Betäubungsmittel im Zusammenhang mit Verkehrskontrollen ....................................................... 41 Tabelle 13: Rauschgiftdelikte und ihr prozentualer Anteil an der Gesamtkriminalität in der Stadt Leipzig ....... 42 Tabelle 14: Aufgeklärte Fälle und Aufklärungsquote in der Stadt Leipzig......................................................... 42 Tabelle 15: Sicherstellungsmengen der Polizeidirektion Leipzig im Jahresvergleich ....................................... 44 Tabelle 16: Sicherstellungen von BtM nach örtlichen Zuständigkeitsbereichen ............................................... 45 Tabelle 17: Sicherstellungsmengen in Bezug auf Betäubungsmittel im Jahresvergleich ................................. 45 Tabelle 18: Delikte im Bereich der Stadt Leipzig im Jahresvergleich ............................................................... 47 Suchtbericht Leipzig 2018 55