Daten
Kommune
Leipzig
Dateiname
1441259.pdf
Größe
84 kB
Erstellt
27.09.18, 12:00
Aktualisiert
24.10.18, 15:15
Stichworte
Inhalt der Datei
Antrag Nr. VI-A-06452
Status: öffentlich
Eingereicht von
Fraktion Bündnis 90/Die Grünen
Fraktion DIE LINKE
Betreff:
Verhandlungen für die Obdachlosen im Umfeld des Hauptbahnhofs aufnehmen
Beratungsfolge (Änderungen vorbehalten):
Gremium
voraussichtlicher
Sitzungstermin
FA Jugend, Soziales, Gesundheit und Schule
FA Stadtentwicklung und Bau
FA Umwelt und Ordnung
SBB Mitte
Ratsversammlung
24.10.2018
Zuständigkeit
Beschlussvorschlag:
1. Der Oberbürgermeister wird beauftragt, mit der Eigentümerin der Flächen westlich
des Hauptbahnhofes eine einvernehmliche Lösung dergestalt zu erzielen, damit die
dort mittlerweile in verschiedenen Häusern und Baracken untergekommenen
Obdachlosen diese weiterhin, zumindest bis zur „Baufreiheit“, als „ein Dach über dem
Kopf“ nutzen können.
2. Die Stadtverwaltung wird beauftragt, umgehend Gespräche mit den ObdachlosenVertreter*innen zu führen, mit dem Ziel kurzfristig alternative Unterkünfte in Nähe des
Leipziger Hauptbahnhofes bereitzustellen.
Sachverhalt:
Obdachlose Menschen nutzen seit geraumer Zeit die Gebäude (Baracken und ein
mehrstöckiges Gebäude) an der Westseite des Hauptbahnhofs. Es handelt sich dabei um
geschätzt 40 bis 60 Personen. Sowohl dem Eigentümer der Fläche und der Stadtverwaltung
ist das bekannt.
Die Gebäude gehören zum Plangebiet Westlich des Hauptbahnhofs B-Plan 232.2, zu dem
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die Ratsversammlung in ihrer September-Sitzung den Billigungs- und Auslegungsbeschluss
beschlossen hat. Die Eigentümer der Fläche haben nun die Räumung der Gebäude
angekündigt und übertragen die Verantwortung für die Obdachlosen an die Stadt Leipzig.
Inzwischen hat ein Teil der obdachlosen Bewohner*innen begonnen, in Eigenregie eines der
denkmalgeschützten Häuser in einen bewohnbaren Zustand zu versetzen, sie erstellen
derzeit ein Konzept für die weitere Nutzung und sind dabei, sich dazu als Verein
(Punkwerkskammer e. V.) zu organisieren. Dass diese Obdachlosen-Gruppe initiativ
geworden ist, wird von den Antragstellern begrüßt.
Die Obdachlosen verbinden ihre Vereinsgründung und die Konzepterstellung mit der
Hoffnung, das Haus als Verein langfristig entwickeln zu können, dort im Rahmen der
Möglichkeiten selbstbestimmt zusammenleben zu können und ihre Arbeit mit anderen
Obdachlosen im Umfeld des Hauptbahnhofs fortzusetzen, zu denen sie persönliche Zugänge
haben und denen sie Hilfen oder Unterstützungen im Rahmen ihrer Möglichkeiten anbieten
Daraus begründet sich der dringende Wunsch der Obdachlosen, in der Nähe des Bahnhofs
bleiben zu können.
Die Problematik der bevorstehenden Räumung ist dem Dezernat Jugend, Soziales,
Gesundheit und Schule und dem Dezernat Umwelt, Ordnung, Sport bekannt. Streetworker
begleiten die Bewohner*innen seit Jahren regelmäßig.
Die Obdachlosen, die die Gebäude bewohnen, haben die Notunterbringungen der Stadt
Leipzig bisher nicht in Anspruch genommen. Sie sind erklärtermaßen eher nicht bereit und
nicht willens die Übernachtungshäuser, wie sie heute sind zu nutzen, da sie deren
Hausregeln nicht akzeptieren können. Es wäre zu befürchten, dass man die Obdachlosen
aus der Straßensozialarbeiter-Betreuung verliert und die Selbsthilfeinitiative der
Obdachlosen wieder erstirbt. Das kann nicht gewollt sein, denn nur mithilfe der eigenen
Aktivierung ist ein erfolgreicher Weg aus der Obdachlosigkeit wirklich möglich.
Die Stadt Leipzig arbeitet derzeit an der Weiterentwicklung des Konzeptes der
Wohnungslosenhilfe. Die dazu im Juni 2018 veranstaltete Strategiekonferenz unter sehr
großer Beteiligung von Trägern und Betroffenen, hatte der Verwaltung für das Konzept
aufgegeben besondere Wohnformen zu schaffen. Die aktuelle Drohung der Räumung von
Gebäuden erfordert in diesem Sinne die Berücksichtigung der Interessen der Obdachlosen.
Das Angebot der ersatzweisen Unterbringung müsste, sofern eine Einigung z. B. für einen
zeitweiligen Aufschub der Räumung mindestens über den Winter hinaus oder die
vertragliche Einigung zum Verbleib der Obdachlosen im Gebäude mit den Eigentümern nicht
gelingt, gemeinsam mit dem Obdachlosen-Verein in der Nähe des Hauptbahnhofs erfolgen.
Anlagen:
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