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Vorlage-Sammeldokument

Daten

Kommune
Leipzig
Dateiname
1433072.pdf
Größe
116 kB
Erstellt
10.09.18, 12:00
Aktualisiert
24.10.18, 15:15

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Inhalt der Datei

Ratsversammlung Antrag Nr. VI-A-06332 Status: öffentlich Eingereicht von CDU-Fraktion Betreff: Gedenktafel für den Verlag Breitkopf & Härtel anlässlich seines 300. Gründungsjubiläums am 27.01.2019 Beratungsfolge (Änderungen vorbehalten): Gremium voraussichtlicher Sitzungstermin Ratsversammlung FA Kultur Ratsversammlung Zuständigkeit Verweisung in die Gremien Vorberatung Beschlussfassung Beschlussvorschlag: Für den Verlag Breitkopf & Härtel, den weltweit ältesten Musikverlag, wird an seinem ehemaligen Standort in der Universitätsstraße eine Gedenktafel errichtet, um die 300-jährige Geschichte des Verlages und die Bedeutung Leipzigs als Musik- und Verlagsort zu würdigen. Die Verwaltung legt einen Realisierungsvorschlag zum exakten Standort und der konkreten Form der Gedenktafel vor und prüft Möglichkeiten des Sponsorings, z.B. auch durch den Verlag. Begründung: An den Verlag Breitkopf & Härtel erinnert in Leipzig weder ein Notenspurzeichen noch eine Informationstafel, sodass dieser 1719 gegründete und damit älteste Musikverlag der Welt nicht die ihm gebührende Aufmerksamkeit im Stadtbild erfährt. Dabei gehört der Verlag seit 300 Jahren zu einer Tradition, auf die Leipzig stolz sein kann, denn an dem ehemaligen Standort in der Universitätsstraße wurde Kulturgeschichte von Weltgeltung geschrieben. Diese bedeutende Traditionslinie der Stadt darf nicht länger unbeachtet bleiben. Leipzig sollte mit seinen Besonderheiten punkten, wie mit dem ersten Conservatorium Deutschlands, dem seit 1693 dritten bürgerlichen Opernhaus Europas und sowohl mit dem ältesten bürgerlichen Sinfonieorchester als auch dem ersten Musikverlag der Welt! 1/3 135 Jahre lang (von 1732 bis 1867) hatte der Verlag seinen Standort im ehemaligen Gasthof „Zum goldenen Bär“ in der Universitätsstraße, wo sich heute die Mensa am Park der Universität Leipzig befindet. In dem von Breitkopf 1732 erworbenen Gebäudekomplex waren viele Berühmtheiten aus Literatur und Musik Gäste und Kunden, wie z. B. Bach, Schumann, Mendelssohn, Gottsched, der junge Goethe, der sogar mit den Enkeln des Gründers eng befreundet war. Der älteste Enkel Bernhard Theodor Breitkopf (1749-1820?) vertonte die ersten Gedichte Goethes und sie wurden im „Leipziger Liederbuch“ bei Breitkopf anonym veröffentlicht. Dankenswerterweise gibt es seit dem Jahr 2000 eine Bronzetafel für Johann Christoph Gottsched (zum 300sten Geburtstag) auf dem Gehweg vor dem ehemaligen Haus „Zum goldenen Bär“. Die Tafel klärt aber nicht darüber auf, dass es Breitkopf war, der seinen Berater und Autoren Gottsched im „Bären“ ein lebenslanges Wohnrecht in Dankbarkeit für die Druckerlaubnis seiner wissenschaftlichen und literarischen Texte einräumte und Gottsched tatsächlich bis zu seinem Tod bei Breitkopf wohnte. Als das „Große Konzert“ 1781 schräg gegenüber vom „Goldenen Bären“ in sein neues Domizil im Gewandhaus einzog, gab es eine enge Zusammenarbeit zwischen den Komponisten und Musikern dieses Orchesters und dem Verlag. Bis zum Umzug 1867 in die Nürnberger Straße war das Haus in der Universitätsstraße ein Ort der Inspiration und Innovation: Hier wurde vom Sohn des Gründers, also von Johann Gottlob Immanuel Breitkopf (1719 – 1794) um 1750 die nach ihm benannte Breitkopf-Frakturschrift entworfen und 1754 der Notentypendruck erfunden, der das Musikverlagswesen revolutionierte. Aber Breitkopf & Härtel (ab 1796) steht nicht nur für damals modernste Drucktechnik. Seit Anfang des 19. Jahrhunderts wurden auch Klaviere produziert und 1798 die „Allgemeine musikalische Zeitung“ gegründet und herausgegeben. Übrigens: Das ehemalige Hauswappen des Gasthofes „Goldener Bär“ dient noch heute dem Verlag sowohl in Noteneditionen als auch wissenschaftlichen Publikationen als Firmensignet, sodass Leipzig in allen Veröffentlichungen indirekt präsent ist. Heute macht sich Breitkopf & Härtel in Zusammenarbeit mit der Sächsischen Akademie der Wissenschaften um die Herausgabe des Thematisch-systematischen Verzeichnisses der musikalischen Werke von Felix Mendelssohn Bartholdy (MWV) unter der Leitung von Dr. Ralf Wehner verdient, die als historisch-kritische Ausgabe sowohl von der Forschung als auch der musikalischen Praxis gleichermaßen geschätzt wird und weltweit Anerkennung findet. Daneben gibt es eine enge Zusammenarbeit zwischen dem Verlag und dem Bach-Archiv Leipzig, die gemeinsam mehrere Bände zur Geschichte der Bach-Rezeption edieren. Das bedeutet, dass der Verlag in Geschichte und Gegenwart eng mit der Stadt und ihren musikalischen und musikwissenschaftlichen Institutionen verknüpft war und ist. Wenn Breitkopf & Härtel am 27.01.2019 sein 300jähriges Jubiläum feiert, ist es an der Zeit, dass die Stadt den Verlag durch ein sichtbares Zeichen im Straßenbild ehrt. Dies könnte auch in den Rahmen der in Leipzig geplanten Feierlichkeiten zum Gründungstag während des Jahres 2019 eingebunden werden. Gelegenheiten wären z. B.:  die vom 8.3. bis 23.6. 2019 geplante Ausstellung: Clara Schumann und der Musikverlag Breitkopf & Härtel im Museum für Druckkunst Leipzig und  die vom 6.-8.12.2019 veranstaltete Tagung „300 Jahre Breitkopf & Härtel“. Gastgeber ist das Zentrum für Musikwissenschaft Leipzig in der HMT im Dittrichring 21. Die beantragte Gedenktafel könnte in Form einer einfachen Erinnerungsplakette realisiert werden wie im Fall des Geburtshauses Clara Schumanns am Karstadt-Warenhaus bzw. der Alten Nikolaischule in der Goldschmidtstraße, oder aber künstlerisch gestaltet wie für das erste Gewandhaus in der Universitätsstraße bzw. für Wagners Geburtshaus am Brühl 3. Eine Abbildung des historischen Gebäudes „Zum goldenen Bär“ verbunden mit erklärendem Text zur Verlagsgeschichte wäre optimal. 2/3 3/3