Daten
Kommune
Leipzig
Dateiname
1424802.pdf
Größe
96 kB
Erstellt
20.08.18, 12:00
Aktualisiert
20.10.18, 10:03
Stichworte
Inhalt der Datei
Ratsversammlung
Verwaltungsstandpunkt zur Petition Nr. VI-P-06202-VSP-01
Status: öffentlich
Eingereicht von
Dezernat Stadtentwicklung und Bau
Betreff:
Kostengünstige und schnelle Errichtung von neuen Kindertagesstätten durch
einen 3D-Drucker in Leipzig
Beratungsfolge (Änderungen vorbehalten):
Gremium
Petitionsausschuss
Ratsversammlung
Dienstberatung des Oberbürgermeisters
voraussichtlicher
Sitzungstermin
Zuständigkeit
11.09.2018
Vorberatung
Beschlussfassung
Bestätigung
☐
Zustimmung und Abhilfe
☐
Alternativvorschlag
☐
Berücksichtigung
☐
Erledigt
☒
Ablehnung
Beschlussvorschlag:
Die Verwaltung empfiehlt Ablehnung.
Zusammenfassung:
Anlass der Vorlage:
Rechtliche Vorschriften
Stadtratsbeschluss
x Sonstiges: Petition
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Verwaltungshandeln
Sachverhalt:
Derzeit häufen sich die Artikel in populärwissenschaftlichen Zeitschriften, in den Spalten der
Feuilletons und auf den einschlägigen Seiten des World Wide Web über die spektakulären
und umwälzenden Leistungen der 3D-Druck-Technologie. Die Petition enthält das Beispiel
einer neu gegründeten Firma in den USA (US Startup), die verspricht, Häuser mittels dieser
neuen Technologie in 24 Stunden errichten zu können.
Bei genauer Lektüre und weiterer Recherche im Internet ist festzustellen, dass damit die
reine Produktionszeit (ohne Planung, Grundstücksherrichtung sowie Ein- und Ausbauten und
Erschließung) gemeint ist. In Wikipedia findet sich unter dem Stichwort „Contour Crafting“
folgende Eintragung über dieses neuartige computergestützte Bauverfahren:
„Prinzip: Das Haus wird am Computer entworfen und die Daten anschließend an den
„Drucker“ weitergeleitet. Der „Drucker“ ist ein vollautomatischer Portalroboter, der größer als
das Gebäude ist; über Betonbehälter wird der schnell härtende Spezialbeton und normaler
Beton zugeführt.
Zuerst gießt der Portalroboter Schicht für Schicht einen Rahmen mithilfe des schnell
härtenden Spezialbetons. Seine computergestützte Spritzdüse legt dünne Spuren des
Betons auf den Untergrund, die von zwei seitlich angebrachten Kellen in ihre endgültige
Form gebracht werden. Anschließend wird der Rahmen mit normalem Beton gefüllt.
Weiterhin können fertige Stahlgerüste oder ähnliches mit eingebracht werden. Somit entsteht
ein Gebäude exakt nach Computerzeichnung.
Dieses Prinzip des Rapid-Prototyping wurde von dem US Forscher Behrokh Khoshnevis,
Professor an der University of Southern California in Los Angeles entwickelt.“
Zusammenfassend ist aus der Sicht der Verwaltung folgendes festzustellen:
Der 3D-Druck ist eine neuartige Technologie, die in der Zukunft sicherlich auch im
Bauprozess verstärkt zum Einsatz kommen wird.
Dies ist aber nicht so zu verstehen, dass der Prozess für die Errichtung einer Kita auf 24
Stunden komprimiert werden kann.
Der Bauprozess besteht bekanntlich aus verschiedenen Teilen. Die planerische Vorbereitung
erfordert bereits heute mehr Zeit als der eigentliche Bau. Je nach Bautechnologie und den
verwendeten Materialien (Stein, Holz, Beton, Metall usw.) dauert die eigentliche Realisierung
zwar unterschiedlich lange, aber geht doch vergleichsweise schnell vonstatten, jedenfalls im
Vergleich zur Dauer des Planungsprozesses. Was die einzelnen Gewerke betrifft, wird auch
heute schon der Rohbau vergleichsweise schnell errichtet, während die Ausbaugewerke im
Vergleich dazu länger dauern.
Generell ist die Stadt jederzeit bestrebt, unterschiedliche Bauweisen zu erproben, gerade
auch in Hinsicht auf die Beschleunigung von Vorhaben. Neben unterschiedlichen Materialien
werden dabei auch Fertigteil-, Modul- und Typenbauweisen erprobt. Das Paket „LeipzigKitas“ beispielsweise war so ausgeschrieben, dass ausdrücklich verschiedene Bauweisen
möglich waren (Vergabe bereits abgeschlossen).
Im Rahmen des technischen Fortschritts gibt es immer wieder Neuerungen, die einzelne
Teile des Prozesses beschleunigen. Dazu dürfte auch die 3D-Drucktechnologie gehören.
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Allerdings ist in diesem Zusammenhang nicht ganz unwesentlich, dass Baustoffe und
Technologien in Deutschland allgemein zugelassen sein müssen, ansonsten sind
Einzelzulassungen erforderlich, die aufwändig beantragt werden müssen und bei denen es
Jahre dauern kann, bis sie von den zuständigen Prüfbehörden (keine städtischen Behörden)
erteilt werden.
Bei der Errichtung von Gebäuden – im vorliegenden Fall einer Kindertagesstätte – sind
genehmigungsrelevante und zulassungspflichtige Rahmenbedingungen einzuhalten. Der 3DDruck ist eine zukunftsträchtige Technologie, besitzt aber in Deutschland noch nicht über die
entsprechenden Zulassungen, um die baugenehmigungsrechtlichen Anforderungen zu
erfüllen.
Die Einschätzung des Petenten, dass eine bundesweite Ausschreibung zum Bau einer in
Leipzig geplanten Kindertagesstätte durch einen 3D-Drucker zum gegenwärtigen Zeitpunkt
Bauzeit und Baukosten reduzieren würden, wird von der Verwaltung ausdrücklich nicht
geteilt. Vielmehr wäre für diese Kita mit einem besonders langen Verfahren mit erhöhten
Verwaltungsaufwand und hohen Kosten zu rechnen.
Aus diesem Grund ist die Technologie des 3D-Drucks im Moment noch kein Mittel zur
Beschleunigung von Bauprozessen bei der Errichtung von Kitas in Leipzig. Die Verwaltung
wird aber die weitere Entwicklung und die Markteinführung dieser neuen Technologien
aufmerksam beobachten. Generell sind neue Technologien überall dort zu nutzen, wo es für
die Erreichung der städtischen Ziele (hier: beschleunigter Bau von Kitas) von Vorteil ist.
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