Daten
Kommune
Leipzig
Dateiname
1417628.pdf
Größe
1,0 MB
Erstellt
12.07.18, 12:00
Aktualisiert
21.09.18, 11:07
Stichworte
Inhalt der Datei
Informationsvorlage Nr. VI-Ifo-06092
Status: öffentlich
Eingereicht von
Beigeordneter für Wirtschaft und Arbeit
Betreff:
Projekt TANDEM - Sachstandsbericht zum 30.06.2018
Beratungsfolge (Änderungen vorbehalten):
Gremium
voraussichtlicher
Sitzungstermin
Dienstberatung des Oberbürgermeisters
FA Wirtschaft und Arbeit
FA Jugend, Soziales, Gesundheit und Schule
Jugendhilfeausschuss
Zuständigkeit
Information zur Kenntnis
Information zur Kenntnis
Information zur Kenntnis
Information zur Kenntnis
Die Information wird zur Kenntnis genommen.
1/3
Übereinstimmung mit strategischen Zielen:
x
Finanzielle Auswirkungen
nein
wenn ja,
Kostengünstigere Alternativen geprüft
nein
ja, Ergebnis siehe Anlage zur Begründung
Folgen bei Ablehnung
nein
ja, Erläuterung siehe Anlage zur
Begründung
Handelt es sich um eine Investition (damit aktivierungspflichtig)?
nein
ja, Erläuterung siehe Anlage zur
Begründung
Im Haushalt wirksam
von
Ergebnishaushalt
bis
Höhe in EUR
wo veranschlagt
Erträge
Aufwendungen
Finanzhaushalt
Einzahlungen
Auszahlungen
Entstehen Folgekosten oder Einsparungen?
Folgekosten Einsparungen wirksam
Zu Lasten anderer OE
nein
von
wenn ja,
bis
Höhe in EUR
(jährlich)
wo veranschlagt
Ergeb. HH Erträge
Ergeb. HH Aufwand
Nach Durchführung der
Ergeb. HH Erträge
Maßnahme zu erwarten
Ergeb. HH Aufwand (ohne
Abschreibungen)
Ergeb. HH Aufwand aus
jährl. Abschreibungen
Auswirkungen auf den Stellenplan
Beantragte Stellenerweiterung:
x
nein
wenn ja,
x
nein
ja,
Vorgesehener Stellenabbau:
Beteiligung Personalrat
2/3
Sachverhalt:
„Mit dem Sachstandsbericht zum 30.06.2018 wird über die Umsetzung und den
Projektfortschritt des rechtskreisübergreifendem Projektes mit dem Titel „Tandem LeipzigRechtskreisübergreifende Beratungseinrichtung (RüBe)“ im Kommunalen Eigenbetrieb
Leipzig / Engelsdorf (KEE) berichtet. Das durch ESF-Mittel finanzierte dreijährige Projekt
betreut Familien im Rechtskreis SGB II gemeinsam mit dem Amt für Jugend, Familie,
Bildung sowie dem Jobcenter Leipzig. Zielstellung ist die Entwicklung einer abgestimmten
kooperativen Integrationsplanung, um ganzheitlich die Bedürfnisse der (schulpflichtigen)
Kinder in den Fokus zu nehmen und zugleich die Arbeitsmarktintegration der Erwachsenen
zu realisieren.“
Anlagen:
Zwischenbericht TANDEM
Anlage 1 - Übersicht
3/3
Sachstandsbericht
Projekt TANDEM Leipzig
01.02.18 – 30.06.18
Arbeitstitel
Rechtskreisübergreifende Beratungseinrichtung (RüBe)
KOMMUNALER EIGENBETRIEB LEIPZIG/ ENGELSDORF
Kommunaler Eigenbetrieb Leipzig / Engelsdorf
Holzhäuser Straße 72
04299 Leipzig
© KEE
Inhaltsverzeichnis
1
Ausgangssituation ............................................................................................................. 3
2
Rahmenbedingungen des Projektes .................................................................................. 3
3
Handlungsbedarfe für die Stadt Leipzig ............................................................................. 4
4
Kurzdarstellung der Projektkonzeption, Ziele und Indikatoren zur Wirksamkeit ................. 4
5
Elemente der integrativen und ganzheitlichen Betreuung .................................................. 6
6
Aktuelle Ergebnisse und Handlungsschwerpunkte in der Projektarbeit.............................. 7
6.1
Teilnehmendenstruktur...................................................................................................... 7
6.2
Handlungsbedarfe ............................................................................................................. 8
6.3
Handlungsschwerpunkte und erste Erfolge ....................................................................... 9
7
Ausblick........................................................................................................................... 11
2
1.
Ausgangssituation
Mit dem nachfolgenden Sachstandsbericht wird der bisherige Vorhabensverlauf des Projektes
„TANDEM Sachsen“ in Leipzig mit den wesentlichen Ergebnissen der ersten sechs Monate
dargestellt. Es ist beabsichtigt, in regelmäßigen Abständen hierüber zu berichten und Ergebnisse zum aktuellen Projektfortschritt und zu den bisherigen Evaluierungen den Stadträten in geeigneter Form zur Kenntnis zu geben. Das Projekt TANDEM Leipzig trägt den Arbeitstitel
„Rechtskreisübergreifende Beratungseinrichtung (RüBe)“. Mit dem Ziel der Arbeitsmarktintegration werden die Familien mit mindestens einem von Langzeitarbeitslosigkeit betroffenem Elternteil rechtskreisübergreifend und ganzheitlich betreut, um somit einen wichtigen Beitrag für die
Fachkräftesicherung in Leipzig zu leisten.
2.
Rahmenbedingungen des Projektes
Das Sächsische Staatsministerium für Wirtschaft und Arbeit hat das dreijährige Förderprogramm „TANDEM Sachsen“ mit einer Laufzeit vom 01.01.2018 - 31.12.2020 ausgeschrieben.
Der Kommunale Eigenbetrieb Leipzig / Engelsdorf (KEE) hat sich für die Stadt Leipzig erfolgreich für das Projekt beworben und für die Durchführung Mittel aus dem Europäischen Sozialfonds von rund 750.000 Euro für die Stadt Leipzig eingeworben. Die Sächsische Aufbaubank
übernimmt zu 100 Prozent die Förderung des Projektes. Eine Ko-Finanzierung der Stadt
Leipzig ist derzeit nicht gegeben.
Für die Umsetzung des Projektes stellt der KEE ein fünfköpfiges interdisziplinäres Team, welches ab 01.02.2018 mit der Aufnahme, Begleitung und Förderung der Familien begonnen hat.
Das multiprofessionell arbeitende Team besteht aus einer Projektleitung (1 VZÄ, davon 0,5 VZÄ
Teilnehmendenbetreuung), zwei Sozialpädagoginnen (2 VZÄ), einer Psychologin (0,75 VZÄ)
und einer auf Honorarbasis tätigen Kinder- und Jugendpsychotherapeutin. Weitere fachkundige
Stellen werden bedarfsorientiert mit eingebunden.
Die Mitarbeitenden verfügen, neben ihrer akademischen Ausbildung, über langjährige Berufserfahrungen und diverse Zusatzausbildungen, u. a. über Qualifikationen in der systemischen Beratung, in zertifizierten Elterntrainings „Triple P“1 und „Starke Eltern - starke Kinder“ sowie über
Weiterbildungen im Bereich Kinderschutz und Jugendhilfe.
1
Triple P ist evaluiertes positives Erziehungsprogramm im Einzel- oder Gruppensetting zur Unterstützung von Eltern
in ihren Erziehungsfertigkeiten und der Förderung und Entwicklung positiver Verhaltensweisen ihrer Kinder.
3
3.
Handlungsbedarfe für die Stadt Leipzig
In der Stadt Leipzig lebten im Februar 2018 insgesamt 66.901 Menschen in Bedarfsgemeinschaften. Über 31.000 Menschen davon gelten als Langzeitleistungsbezieher, das heißt, dass
sie in den vergangenen 24 Monaten mindestens 21 Monate Leistungen der Grundsicherung
nach dem SGB II bezogen haben2. 31.450 Personen gehen derzeit keiner Tätigkeit auf dem
ersten Arbeitsmarkt nach oder befanden sich in arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen (Stand
06/2018).
02/2018
Bedarfsgemeinschaften (BG´s)
Personen in den
BG´s
Alleinerziehende
BG´s
Paar BG´s mit
Kindern
absolut
37.096
66.901
6.507
4.815
Tabelle 1: Entwicklung und Zusammensetzung der Bedarfsgemeinschaften in Leipzig
In etwa 30,52 Prozent aller Bedarfsgemeinschaften leben Kinder und Jugendliche (Stand
02/2018). Insbesondere Alleinerziehende sind überproportional vom langfristigen Leistungsbezug bedroht (78,11 Prozent) und tragen ein erhöhtes Armutsrisiko. Etwa 26,67 Prozent der erwerbsfähigen Kunden im Jobcenter sind Ausländer (12.508), hiervon ca. 50 Prozent mit einer
Fluchtbiografie und guter Bleibeperspektive (Tendenz monatlich steigend, Stand 02/18).
02/2018
Alleinerziehende BG
davon im
Langzeitbezug
mit ausländischer
Staatsangehörigkeit
davon im
Langzeitbezug
absolut
6.507
5.083
1.055
709
Tabelle 2: Alleinerziehende Bedarfsgemeinschaften und Langzeitbezug
TANDEM verfolgt mit der rechtskreisübergreifenden Beratungseinrichtung (RüBe) einen ganzheitlichen Ansatz. Neben der Integration mindestens eines erwerbsfähigen Mitgliedes der Familie in den Arbeitsmarkt liegt der Fokus des Projektes auf der Unterstützung der in den Bedarfsgemeinschaften lebenden Kindern und Jugendlichen.
4.
Kurzdarstellung der Projektkonzeption und Ziele
Der Ansatz in TANDEM sieht vor, vermeintlich festgefahrene Strukturen aufzubrechen und
drohende „Hilfekarrieren“ abzuwenden. Die Projektteilnahme in Leipzig ist freiwillig und sieht
eine individuelle Laufzeit von 12 bis 18 Monaten vor.
2
Statistikservice der Bundesagentur für Arbeit, alle nachfolgenden Daten entstammen gleichfalls dieser Quelle
4
Das Projekt richtet sich an 30 Bedarfsgemeinschaften (BG) - Familien, Elternpaare und Alleinerziehende - die langzeitarbeitslos sind, Arbeitslosengeld II beziehen sowie mit mindestens einem
minderjährigen Kind in einem gemeinsamen Haushalt leben. Neben den erwachsenen Familienmitgliedern sollen vor allem auch den Kindern und Jugendlichen neue Entwicklungsperspektiven aufgezeigt werden. Die Zuweisung der Teilnehmer erfolgt durch das Jobcenter Leipzig.
Es wird davon ausgegangen, dass die Familien in der Bewältigung ihres Alltags bereits Leistungen verschiedener Rechtskreise nutzen und durch die Einbindung in TANDEM dies weiter
ausgebaut wird. Für eine gelingende Entwicklung der Familien mit dem Ergebnis der Integration
in Arbeit und Gesellschaft ist es erforderlich, dass die unterschiedlichen Regelleistungen von
Jugendhilfe und Jobcenter aufeinander abgestimmt und durch integrative Angebote von TANDEM ergänzt werden. TANDEM versteht sich als rechtskreisübergreifende Schnittstelle und
übernimmt für die Familien die Lotsenfunktion zwischen den beteiligten Institutionen.
Abbildung 1: Organisationsmodell vor und während der Projektdurchführung Kommunikations- und Steuerungsformate des Projektes
Zwischen dem Jobcenter, AfJFB sowie dem KEE wurde eine gemeinsame Kooperationsvereinbarung geschlossen. In dieser werden, neben konkreten Ansprechpartnern für das Projekt,
auch Rechte und Pflichten sowie datenschutzrechtliche Bestimmungen zum Datenaustausch
der jeweiligen Institutionen benannt. Neben einem operativen Steuerungsgruppentreffen (anfänglich monatlich, dann zweimonatlich) der mittleren Führungsebene sind Lenkungsgruppentreffen der oberen Führungskräfte mit den beteiligten Institutionen in einem quartalsweisen
Rhythmus vorgesehen. Zusätzlich werden mindestens zweimonatliche Reports an den gleichen
Empfängerkreis zur Projektentwicklung unter Nennung von Handlungsbedarfen mit einem Ampelsystem versendet (grün, gelb, rot). Dies sichert jederzeit Transparenz im Umsetzungs- und
Zielnachhaltungsprozess. Zusätzlich erfolgt in jeder Betriebsausschusssitzung des KEE sowie
5
im Jour fixe mit der Geschäftsführung des Jobcenters und des Dezernates Wirtschaft und Arbeit
ein mündlicher Sachstandsbericht.
5. Elemente der integrativen und ganzheitlichen Betreuung
Das TANDEM-Team verfolgt in der Betreuung der Familien einen ganzheitlichen und präventiven Ansatz, dessen Umsetzung individuell auf die Bedarfe der einzelnen Familienmitglieder
zugeschnitten ist. Dazu werden vor allem in der ersten Phase, nach Einmündung der Familien
in das Projekt, durch die Psychologin eignungsdiagnostische und klinisch diagnostische Instrumente zur Analyse und Anamnese genutzt, um die Bedarfe herauszuarbeiten. Die Ergebnisse
bzw. Bedarfe werden in Form von Zielen gemeinsam mit der Familie erarbeitet und im Rahmen
der kooperativen Integrationsplanung dokumentiert (siehe dazu Anlage 1).
Um den Familien Autonomie zu ermöglichen und damit Verantwortungsbewusstsein für die eigenen Lebenszusammenhänge aufzuzeigen bzw. diese zu fördern, gilt in der Arbeit der Grundsatz „so viel Unterstützung wie nötig und so wenig wie möglich“. Darüber hinaus schafft dies die
Möglichkeit, Förderangebote auf Grundlage der Bedarfe der Familien zu entwickeln. Damit einhergehend kann durch das TANDEM-Team über Leistungen der regulären Rechtssysteme informiert werden. Zusätzlich werden ergänzende Angebote seitens TANDEM im Einzelsetting,
im themenbezogenen Gruppensetting bzw. in Form von Co-Beratungen im Team oder mit beteiligten Dritten durchgeführt.
Im Rahmen der präventiven Arbeit besteht zudem eine enge Kooperation mit einer Erziehungsund Familienberatungsstelle. Für die Umsetzung der Aufgabenschwerpunkte ist eine intensive
Einzelbetreuung mit den Teilnehmenden erforderlich, welche in der untenstehenden Grafik abgebildet ist.
Die durchschnittliche Betreuungsdichte der Familien beträgt ca. vier Kontakte pro Monat. Hinzukommen Kontakte mit Netzwerkpartnern und Dritten
89
(Schulsozialarbeit, Mitarbeiter des Jugendamtes,
Freizeiteinrichtungen etc.). Die Dauer des Einzelkontakts variiert dabei zwischen 45 Minuten und 1,5
556
Stunden. Die Kontaktdichte wird ergänzt durch Regelangebote des Jobcenters und im Bedarfsfall des
Jugendhilfeträgers. Der KEE begleitet die Familien,
Einzelkontakte
Gruppenkontakte
Abbildung 2:
Einzel- und Gruppenkontakte zum Stichtag
sofern dies gewünscht ist, zu Behördengängen. Im
Ergebnis lässt sich festhalten, dass durch die engmaschige Betreuung der gemeinsam mit den Insti6
tutionen und Familien erarbeitete Integrationsplan kleinschrittig nachgehalten und im Bedarfsfall
angepasst werden kann. Zusätzlich stärkt die Dichte der persönlichen Beratungen die Beziehungs- und Vertrauensebene mit den Familien, sorgt für einen besseren Zugang der Fachkräfte
des KEE und schafft die Voraussetzungen für eine zielgerichtete und lösungsorientierte Betreuung der Familien.
Die Fallsteuerung bei TANDEM obliegt in diesem
Prozess der zuständigen sozialpädagogischen Fach-
9%
kraft des KEE. Die Psychologin und die Kinder- und
Jugendpsychotherapeutin werden in diesem Prozess
22%
als wertvolle weitere Ressourcen begriffen und agie69%
ren in enger Abstimmung mit der Sozialpädagogin.
Als internen Standard hat der KEE bei Anfragen eine
Wartezeit für persönliche Gespräche von weniger als
24 Stunden. Die Gesprächsorte befinden sich so-
Sozialpädagogin
Psychologin
KJPT
wohl im Hauptsitz des KEE in Stötteritz, in der Innen- Abbildung 3:
Prozentuale Anteile der persönlichen Gespräche
nach Fachkraft
stadt als auch im Wohnumfeld der Familie.
6. Aktuelle Ergebnisse und Handlungsschwerpunkte in der Projektarbeit
6.1 Teilnehmendenstruktur
Die Anzahl der 30 betreuten Familien bewegt sich damit auf Planniveau. Die Bedarfsgemeinschaften bestehen in Summe aus 33 erwerbsfähigen Leistungsberechtigten mit einem Altersdurchschnitt von 36 Jahren und insgesamt 52 Kindern mit einem durchschnittlichen Alter von 8
Jahren. Zum Bildungsniveau lässt sich folgendes konstatieren:
In Summe besitzen 12,1 Prozent der Teilnehmenden keinen Schulabschluss, 45,5 Prozent einen Abschluss auf Hauptschulniveau, 39,4 Prozent die mittlere Reife und 3 Prozent haben das
Abitur abgelegt. Über 36 Prozent verfügen über keine abgeschlossene Berufsausbildung. Drei
Prozent besitzen einen Abschluss auf Teilfacharbeiterniveau und 60,1 Prozent einen Facharbeiterabschluss.
Bei den erwachsenen Teilnehmenden besteht ein Migrationsanteil von 15,6 Prozent und bei
den Kindern von 30,76 Prozent. Darüber hinaus besteht ein zusätzliches Hemmnis in der zurückliegenden Berufserfahrung der Teilnehmenden. Bei dem überwiegenden Anteil der Teilnehmenden besteht eine lange Dauer der Arbeitslosigkeit von mehr als acht Jahren (58 Prozent).
7
Hinzu kommt, dass ein überdurchschnittlicher Anteil der Teilnehmenden alleinerziehend ist.
Diese sind überwiegend weiblich. Der Anteil an alleinerziehenden Bedarfsgemeinschaften beträgt 87 Prozent (26). Hiervon entfallen 96 Prozent auf alleinerziehende Frauen. Damit sind
auch im Projekt TANDEM Frauen überproportional von Armut aufgrund von Kindererziehung
und –betreuung betroffen. Über 20 Prozent der Bedarfsgemeinschaften konnten zum Projektbeginn durch die fehlende Kinderbetreuung im Bereich Kita/Tagespflege keiner Erwerbstätigkeit
nachgehen. Dieses Ergebnis verdeutlicht, dass zusätzlich zu der geringen Einsatzflexibilität der
Mütter den Kindern ein altersgerechter Austausch und damit die Teilhabe an gemeinschaftlichen entwicklungsförderlichen Erfahrungen unter Gleichaltrigen in Bildungsinstitutionen versagt
blieb.
5.2 Handlungsbedarfe
Für die Projektarbeit bedeuten die Probleme und Anliegen der Familien eine große Herausforderung in der Umsetzung der Arbeitsmarktintegration, da die Teilnehmenden, wie oben dargestellt, Einschränkungen hinsichtlich der Arbeitszeit aufweisen. Darüber hinaus haben fehlende
Schul- oder Berufsabschlüsse, fehlende Berufserfahrung und das Kriterium der Langzeitarbeitslosigkeit hohe Auswirkungen auf die Vermittlungsfähigkeit. Mindestens 20 Prozent der teilnehmenden Familien standen aufgrund dieser Einschränkungen dem Arbeitsmarkt nach objektiven
Kriterien nicht zur Verfügung.
Zusätzlich zu den arbeitsmarktrelevanten Voraussetzungen konnten bei fast allen Erwachsenen
Einschränkungen im gesundheitlichen Bereich, sowohl körperlich als auch psychisch, festgestellt werden. Bei mindestens 76 Prozent der erwachsenen Personen liegen zum Erhebungszeitpunkt objektive psychische Beeinträchtigungen vor, weshalb regelmäßig psychologische Gespräche in einem engen Zeitkorridor stattfinden. Diese Ergebnisse resultieren zum
einen aus anamnestischen Daten in den Gesprächen mit der Sozialpädagogin und zum anderen aus validen diagnostischen Erhebungen der Projektpsychologin, welche vor allem in der
Projekteinmündungsphase mit den Teilnehmenden durchgeführt wurden.
Des Weiteren zeigt ein nicht unerheblicher Anteil der Kinder psychische Auffälligkeiten, welche
sich in Ängsten, Entwicklungs- und Verhaltensauffälligkeiten oder Lernschwierigkeiten niederschlagen. Diese Einschränkungen haben Auswirkungen auf den Lernerfolg in der Schule
sowie im Freizeit- und Sozialverhalten. Zudem sind schulische Leistungen der beste Prädiktor, um eine Prognose für einen späteren beruflichen Erfolg abzuleiten. Folglich kann nur durch
zusätzliche Unterstützungsleistungen in der Kernfamilie der Bildungserfolg der künftigen Auszubildenden von morgen gewährleistet werden. Im Projekt TANDEM wird diesen Ergebnissen
Rechnung getragen. So besteht die Möglichkeit, im Bedarfsfall die betreffenden Kinder bei der
8
projektinternen Kinder- und Jugendpsychotherapeutin vorzustellen, die gegebenenfalls eine
weiterführende externe therapeutische Einbindung empfehlen kann.
5.3 Handlungsschwerpunkte und erste Erfolge
Im Bereich der Arbeitsmarktintegration sollen die Teilnehmenden auf die Einmündung in den
allgemeinen Arbeitsmarkt vorbereitet werden. Hierfür werden die Förderinstrumente des SGB II
und SGB III bedient und gemeinsam mit den Fachkräften des Grundsicherungsträgers und den
erwerbsfähigen Leistungsberechtigten der Familie abgestimmt. Im Bereich der beschäftigungsfördernden Maßnahmen besteht das Ziel, neun Teilnehmende in eine Arbeitsgelegenheit (AGH MAE) einmünden zu lassen, davon sind zwei Teilnehmende bereits in eine Arbeitsgelegenheit eingemündet und eine Teilnehmende in eine sozialversicherungspflichtige geförderte Beschäftigung. Bei acht weiteren Teilnehmenden wird nach Ergebnis der ersten Fallkonferenz ein ärztliches Gutachten beim Ärztlichen Dienst der Bundesagentur für Arbeit durch das
Jobcenter eingeleitet. Zusammenfassend lässt sich also festhalten, dass bei gegenwärtig 56
Prozent der Erwachsenen gemäß dem Integrationsplan eine Integration in den ersten Arbeitsmarkt in den nächsten sechs bis acht Monaten durch vorrangige Anliegen nicht wahrscheinlich
ist. Hier wird der KEE an der Herstellung der Arbeitsmarktfähigkeit arbeiten.
Im Bereich der arbeitsmarktnahen Integrationsstrategie konnten bis zur Erstellung des Berichtes fünf Personen eine sozialversicherungspflichtige Beschäftigung aufnehmen, zwei Personen gehen einer geringfügigen Beschäftigung nach, vier Teilnehmende sollen ihre Arbeitsfähigkeit im Rahmen einer Maßnahme beim Arbeitgeber erproben. Bei vier Teilnehmenden wurde
eine Förderung beruflicher Weiterbildung nach §81 ff SGB III empfohlen und z. B. bereits ein
Kassentraining durchgeführt.
Im Bereich der gesundheitlichen und sonstigen Förderung übernimmt TANDEM des Weiteren eine wichtige Lotsen- und Überbrückungsfunktion. Sowohl Kinder als auch Erwachsene
werden entsprechend ihrer Förderbedarfe an Regelstrukturen der Stadt Leipzig angebunden.
So konnten zwei Erwachsene zur Teilnahme an Gesundheitssportangeboten/ Physiotherapie
motiviert werden. Zum anderen besteht an dieser Stelle der Auftrag von TANDEM, die Kinder
und Erwachsenen insbesondere im Rahmen der psychologischen Betreuung zu stabilisieren
und gegebenenfalls, in entsprechende hiesige therapeutische Angebote zu vermitteln. In mindestens einem Fall wurde hierzu vorläufig das Umgangsrecht neu geordnet, da bei einem Elternteil eine polizeiliche Maßnahme im Rahmen einer Hausdurchsuchung eingeleitet wurde.
Weitere sorgerechtliche Problematiken werden individuell begleitet und versucht im Sinne der
Kinder einvernehmlich zu klären. Gleichfalls konnten hier die ersten Erfolge erzielt werden.
Durch die Unterversorgung der psychologisch therapeutischen Plätze in Leipzig übernimmt
9
TANDEM eine wichtige Überbrückungsfunktion bis zur Aufnahme einer ambulanten oder stationären Therapie der Kinder und Erwachsenen. Bereits jetzt zeigt sich, dass die finanzierten
Stundenanteile der Kinder- und Jugendpsychotherapeutin über das ESF Projekt zu gering sind
und eine weitergehende Unterversorgung droht. Der KEE bemüht sich um zusätzliche Fördermittel, um die Stundenanteile der Kinder- und Jugendpsychotherapeutin aufzustocken. Zusätzliche Fördervolumina von ca. 12 T€ pro Jahr wären gegenwärtig erforderlich. Durch eine zusätzliche systemische therapeutische Unterstützung versucht der KEE dem entgegen zu wirken.
Im Bereich der sozialen Integration der Teilnehmenden begreift sich TANDEM als Schnittstelle
zwischen den Familien und Leistungen der Rechtskreise SGB V oder VIII, um dem Auftrag der
Entwicklungsförderung der Kinder gerecht zu werden. Dies bedeutet, im Falle der Feststellung
einer Gefährdung von Entwicklung und Gesundheit der Kinder neben der zeitnahen Unterstützung insbesondere den Allgemeinen Sozialen Dienst Leipzig (ASD) mit der weiterführenden
Beratung der Familien bzw. mit der Prüfung des Kindeswohles zu beauftragen. Mit Projektbeginn erhielten bereits fünf Familien Leistungen aus dem Rechtkreis SGB VIII, z.B. in Form von
Beratung, erzieherischen Hilfen oder teilstationären Angeboten. Zum Zeitpunkt der ersten Fallkonferenz, ca. acht Wochen nach Einmündung der Familien in das Projekt, wurde bei acht weiteren Familien der Bedarf nach Inanspruchnahme des ASD festgestellt und eingeleitet. Insgesamt betraf dies 43 Prozent der Familien. Dies zeigt, dass TANDEM an dieser Stelle eine wichtige Lotsenfunktion einnimmt, um die Förderangebote zwischen Jobcenter, Jugendhilfeträger
und Dritten abzustimmen und zielorientiert im Sinne der Förderung der Familie zu integrieren.
Durch die gemeinsame Fallkonferenz können die Förderketten für eine gelingende Integration
aufeinander abgestimmt werden.
Ein weiterer wesentlicher Faktor für ein gelingendes Aufwachsen der Kinder sowie der Integration der Eltern in Arbeit liegt in der Sicherstellung der Kinderbetreuung. Zu Projektbeginn besaßen sieben Kinder keinen Kinderbetreuungsplatz und ein Kind keine Hortbetreuung. Mit Hilfe
des TANDEM-Teams konnten für alle Kinder Betreuungsmöglichkeiten gemeinsam mit dem
Jugendhilfeträger durch eine enge Abstimmung gefunden werden. Demnach werden zum Monat September, trotz der angespannten Betreuungssituation in Leipzig, nunmehr alle Kinder in
die Regelstrukturen eingebunden sein. Die Erwachsenen können sich somit nach einer Eingewöhnung der Kinder noch stärker um ihre eigene persönliche Situation und anschließend um
eine Arbeitsaufnahme bemühen. Zudem kann so Entwicklungsdefiziten und sozialen Auffälligkeiten frühzeitig präventiv durch eine Integration in die Regelstrukturen vorgebeugt werden.
Um die Eltern in ihrer Erziehungsverantwortung zu stärken und insbesondere die herausfordernden Situationen der Elternschaft zu meistern, bietet der KEE zwei verschiedene zertifizierte
und evaluierte Elternkurse für die Teilnehmenden an. Derzeit zeigen hier 53 Prozent der Teilnehmenden einen Unterstützungsbedarf an und nehmen die Angebote des KEE wahr. Zum
10
einen wird mit dem Elternkurs „Starke Eltern – starke Kinder“ das Ziel verfolgt, die Eltern zur
Selbstreflektion bezüglich der Entwicklungsanforderungen und Konfliktbewältigung im Erziehungsalltag anzuregen. In dem positiven Erziehungsprogramm Triple-P erhalten Eltern Anregungen und Tipps zur Förderung der Eltern-Kind-Beziehung und zur Förderung der kindlichen
Entwicklung. Darüber hinaus zielt der Kurs auf einer praktisch angeleiteten Veränderung im
elterlichen und folglich kindlichen Verhalten ab. Zum aktuellen Zeitpunkt haben in einem ersten
Durchlauf 12 Eltern an den Elternkursen teilgenommen. Zusätzlich zu den Elternkursen werden
fünf Familien regelmäßig in Form von aufsuchender Betreuung in ihrer Erziehungsverantwortung unterstützt.
Im Zuge der Erziehungsverantwortung der Eltern liegt ein grundlegendes Ziel von TANDEM
darin, die Bildungsverläufe der Kinder zu fördern. In diesem Zusammenhang lässt sich konstatieren, dass alle Kinder mit Ausnahme von zwei Kindern regelmäßig die Schule besuchen. Bei
beiden Kindern besteht zum aktuellen Zeitpunkt eine Berufsschulpflicht, welche durch die Unterstützung von TANDEM in einem Fall ab dem nächsten Schuljahr in Form eines BVJ umgesetzt werden kann. Im Falle des zweiten Jugendlichen besteht das Ziel in der Einbindung der
örtlichen Jugendberufshilfe. Hier gilt es, dass auch weiterhin schulvermeidendes Verhalten verhindert wird.
Im Sinne des sozialintegrativen Ansatzes von TANDEM führt der KEE regelmäßige Veranstaltungen für Kinder und Jugendliche des Projektes durch. Dazu wird unter anderem ein monatlich stattfindender Spiel- und Kreativnachmittag und Jugendtreff angeboten, an denen aktuell 40 Prozent der Kinder und Jugendliche teilnehmen. In den Veranstaltungen werden altersentsprechende Aktivitäten mit den Jugendlichen allein bzw. mit den Eltern und Kindern durchgeführt. Dadurch erhalten die Teilnehmenden die Gelegenheit zur sozialen Interaktion, die Jugendlichen lernen in ihren Stadtteilen für sie wichtige Freizeitangebote kennen und die Eltern
bekommen Anregungen für Beschäftigungsmöglichkeiten sowie konstruktive Rückmeldung zum
Umgang mit ihren Kindern.
Eine wesentliche Grundlage für die Entwicklung der Kinder stellt neben den Erziehungskompetenzen der Eltern die finanzielle Grundsicherung der Familie dar. In der Umsetzung bietet der
KEE eine zertifizierte Schuldnerberatung an. Im Projekt TANDEM konnten bis zum jetzigen
Zeitpunkt vier Familien von der Schuldnerberatung profitieren (13,3 Prozent).
5.
Ausblick
Mit der erfolgreichen Bewerbung der Stadt Leipzig, hier dem Kommunalen Eigenbetrieb
Leipzig/Engelsdorf, gemeinsam mit dem Amt für Jugend, Familie und Bildung und dem Jobcenter Leipzig für das Landesprogramm TANDEM Sachsen konnten auf kommunaler Ebene präzi11
se Umsetzungsmöglichkeiten vereinbart werden, um die Familien im Rechtskreis des SGB II
ganzheitlich sozial- und arbeitsmarktintegrativ zu begleiten. Neben der operativen Umsetzung
wird auch die Entwicklungsfähigkeit der Sozialleistungssysteme aufgezeigt und strukturelle
Schnittstellen geschlossen, da alle wesentlichen Institutionen eine gemeinsam abgestimmte
Integrationsstrategie für die gesamte Familie verfolgen.
Ausgehend von einer aktuellen Projektkapazität von 30 Bedarfsgemeinschaften, einer Warteliste von 19 Personen und dem hohen Bedarf von 11.000 Bedarfsgemeinschaften mit Kindern
wird sich die Stadt Leipzig gemeinsam mit dem Jobcenter für eine Ausweitung des Projektes
bei der Sächsischen Aufbaubank sowie eine Verstetigung einsetzen. Der Bedarf wird durch den
Jugendhilfeträger und das Jobcenter Leipzig bestätigt.
Die ausstehenden Mittel für die therapeutische Unterstützung versucht der KEE durch zusätzliche Fördermittelgeber einzuwerben (12 T€ pro Jahr). Die Zusammenarbeit mit dem Jugendhilfeträger und dem Jobcenter wird weiter intensiviert. Erkenntnisse, welche dauerhaft in die Regelstrukturen übernommen werden können, werden eruiert. Die Ergebnis- und Programmevaluation wird fortgeführt und im Rahmen des nächsten Sachstandesberichtes integriert.
12