Daten
Kommune
Leipzig
Dateiname
1422901.pdf
Größe
2,0 MB
Erstellt
16.08.18, 12:00
Aktualisiert
22.08.18, 16:07
Stichworte
Inhalt der Datei
Ratsversammlung
Neufassung Nr. VI-DS-04773-DS-02-NF-02
Status: öffentlich
Eingereicht von
Dezernat Kultur, Beigeordnete Dr. S. Jennicke
Betreff:
Clara19 - Städtischer Jubiläumsschwerpunkt 2019
Beratungsfolge (Änderungen vorbehalten):
Gremium
voraussichtlicher
Sitzungstermin
Zuständigkeit
Ratsversammlung
22.08.2018
Beschlussfassung
Beschlussvorschlag:
1. Für die Gestaltung des 200. Geburtstages von Clara Schumann („Clara19“) stellt die
Stadt Leipzig im Jahr 2019 maximal 260.000 € zur Verfügung. Es handelt sich dabei
um eine freiwillige Aufgabe gemäß § 2 SächsGemO.
2. Der Stadtrat beschließt die zweckgebundene Verwendung der Mittel entsprechend
der Vorlage Punkt 8.
3. Die Mittel sollen sowohl als Zuwendungen gemäß Rahmenrichtlinie ausgereicht
werden (Festbetragsfinanzierung), als auch der Mittelbewirtschaftung durch die Stadt
selbst zur Verfügung stehen.
4. Im Zuge der Haushaltsplanung 2019/20 werden die Mittel planmäßig veranschlagt
und im PSP-Element 1.100.11.1.1.02.24 „Dezernat IV - Kultur“, Innenauftrag Clara
Schumann 192411110006, bereitgestellt. Die Beschlussfassung stellt einen Vorgriff
auf den Haushalt der Jahre 2019/20 dar und steht daher unter Haushaltsvorbehalt.
Zusammenfassung:
Anlass der Vorlage:
Rechtliche Vorschriften
Stadtratsbeschluss
Verwaltungshandeln
Sonstiges:
Die Vorlage beschreibt das Jubiläum "Clara 19". Im Jahr 2019 feiert die Pianistin,
Komponistin, Herausgeberin Clara Schumann (1819 - 1896) ihren 200. Geburtstag. Sie
wurde in Leipzig geboren. Leipzigs Kulturinstitutionen und Künstler/-innen entwickeln
anlässlich des Jubiläums ein hochkarätiges Programm und stärken das Renommee der
Musikstadt Leipzig. Der Stadtrat wird gebeten, das Festjahr finanziell zu unterstützen.
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Übereinstimmung mit strategischen Zielen:
Finanzielle Auswirkungen
nein
x
Kostengünstigere Alternativen geprüft
Folgen bei Ablehnung
nein
nein
x
Handelt es sich um eine Investition (damit aktivierungspflichtig)?
Im Haushalt wirksam
von
Ergebnishaushalt
nein
x
wenn ja,
ja, Ergebnis siehe Anlage zur Begründung
x
ja, Erläuterung siehe Anlage zur
Begründung
ja, Erläuterung siehe Anlage zur
Begründung
bis
Höhe in EUR
wo veranschlagt
2019
260.000
1.100.11.1.1.02.24
Erträge
Aufwendungen
Finanzhaushalt
Einzahlungen
Auszahlungen
x
Entstehen Folgekosten oder Einsparungen?
Folgekosten Einsparungen wirksam
Zu Lasten anderer OE
nein
von
wenn ja,
bis
Höhe in EUR
(jährlich)
wo veranschlagt
Ergeb. HH Erträge
Ergeb. HH Aufwand
Nach Durchführung der
Ergeb. HH Erträge
Maßnahme zu erwarten
Ergeb. HH Aufwand (ohne
Abschreibungen)
Ergeb. HH Aufwand aus
jährl. Abschreibungen
Auswirkungen auf den Stellenplan
Beantragte Stellenerweiterung:
x
nein
wenn ja,
x
nein
ja,
Vorgesehener Stellenabbau:
Beteiligung Personalrat
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Die Vorlage liegt in einer Neufassung vor, da sie Empfehlungen des
Rechnungsprüfungsamtes aufnimmt, die nach der Verabschiedung der Vorlage in der
Dienstberatung des Oberbürgermeisters gegenüber dem Kulturdezernat ausgesprochen
wurden.
Inhalt:
0. Sachverhalt und Zielstellung der Vorlage
1. Die Bedeutung der Jubiläen für das kulturelle Leben der Stadt
2. Die bedeutendste Künstlerin des 19. Jahrhunderts
3. Entwicklung programmatischer Inhalte
4. Programmatischer Meilenstein: Schumann Museum – Relaunch einer Ausstellung
5. Förderung komplexer künstlerischer Projekte mit interdisziplinärem Charakter
6. Wort-Bild-Marke „Clara 19“
7. Öffentlichkeitsarbeit
8. Kalkulation „Clara 19“
9. Folgen bei Nichtbeschluss
0. Sachverhalt und Zielstellung der Vorlage:
2019 feiert Leipzig den 200. Geburtstag Clara Schumanns. Die in Leipzig geborene und hier
aufgewachsene Pianistin, Komponistin und Professorin eroberte die Konzertpodien Europas
und feierte im Leipziger Gewandhaus ihr 50jähriges Bühnenjubiläum. Sie steht heute
aufgrund ihrer beispiellosen Karriere für eine in ihrer Zeit nicht gekannte Emanzipation.
Das Jubiläumsjahr 2019 soll in die Stadtgesellschaft wirken und gleichzeitig
deutschlandweite Aufmerksamkeit erzielen. Bereits im Jahr 2017 hatte der Stadtrat im
Rahmen der langfristigen Vorbereitung der Jubiläen 2019 für „Clara 19“ (so die gewählte
Wortmarke) Mittel i.H.v. 75.000 Euro bereitgestellt (siehe Vorlage VI-DS-04773). Daraus
ableitend wurden bisher u.a. eine Wort-Bild-Marke, eine Web-Präsenz und die
Schwerpunktförderung komplexer Kulturprojekte realisiert. Diese vorbereitenden
Maßnahmen gilt es nunmehr in ein erfolgreiches Jubiläumsjahr zu führen. Die Vorlage gibt
einen Überblick über die geplanten Projekte und die Mittelverwendung des städtischen
Zuschusses.
1. Die Bedeutung der Jubiläen für das kulturelle Leben der Stadt
Seit dem Jahr 2009 verfolgt die Stadt Leipzig das Ziel, mit der Bündelung identitätsstiftender
und öffentlichkeitswirksamer Potenziale auf ein jährlich wechselndes Leipziger „Leuchtturm“Thema (bei Beibehaltung der Qualität des kulturellen Angebots in der gesamten Breite) die
Anziehungskraft der Kommune zu erhöhen und ihren hohen Qualitätsanspruch zu
untermauern. Die Themenauswahl folgte einer Kette von historisch bedeutsamen, weit über
Leipzig hinaus wahrgenommenen und reflektierten Jubiläen. Der Stadtrat beschloss folgende
Projekte:
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► Internationales Mahler-Festival 2011DS IV/ 4659
► Jubiläum 800 Jahre THOMANA 2012DS V/1044
► Jubiläum 200. Geburtstag Richard Wagner2013DS V/1172
► Doppeljubiläum 200 Jahre Völkerschlacht
100 Jahre Völkerschlachtdenkmal 2013DS V/1045
► 25. Jahre friedliche Revolution – Lichtfest 2014DS V/3382
► 1000 Jahre Ersterwähnung Leipzigs 2015 DS V/3950
► 300. Todestag Gottfried Wilhelm Leibnitz,
100. Todestag Max Reger 2016 VI-DS-01028
► Jubiläum 500 Jahre Reformation 2017 VI-DS-02735
► Leipziger Jubiläen 2018VI-DS-04773
Im Jahr 2019 werden außer dem 200. Geburtstag von Clara Schumann der 30. Jahrestag
der Friedlichen Revolution 1989 und das 500. Jahrestag der Leipziger Disputation begangen.
Beide Jubiläen sind Themen gesonderter Vorlagen.
Die Außen- und Innenwirkung der Begehung von Jubiläen wurde in der Vergangenheit
regelmäßig analysiert und floss in Richtlinien der Kommunalpolitik ein.
Das Integrierte Stadtentwickungskonzept „Leipzig 2030“ listet unter dem zentralen
strategische Zielbild „Leipzig stärkt seine Internationalität“ unter anderen folgende
Handlungsschwerpunkte auf:
Kulturelle Identität: Ziel ist deshalb, Leipzig als national und international anerkannte,
weltoffene Kulturstadt weiter zu etablieren, die mit ihren kulturellen und sportlichen
Angeboten ein vielfältiges Publikum anzieht.
Vielfältige, lebendige Kultur- und Sportlandschaft: Ziel ist deshalb, Leipzig als national
und international anerkannte, weltoffene Kulturstadt weiter zu etablieren.
Attraktiver Tagungs- und Tourismusstandort:
Ziel ist, Leipzig als Tagungs- und Tourismusstandort weiter zu stärken und dauerhaft unter
den TOP 5 in Deutschland bei den Übernachtungszahlen zu platzieren.
Imageprägende Großveranstaltungen: Ziel ist deshalb, dass kulturelle und sportliche
Großveranstaltungen zur Imagebildung von Leipzig beitragen und als Feste gemeinsam in
der Stadt erlebt werden.
Zur Realisierung dieser Kernziele tragen die städtischen Jubiläen unmittelbar bei.
Das Clara-Schumann- Jubiläum bereichert diese Kette um ein besonderes Merkmal.
Wurde mit den Musiker-Jubiläen, etwa um Richard Wagner, Gustav Mahler oder Max Reger,
vor allem ein klassik-affines, künstlerisch gebildetes Publikum erreicht, so fasziniert die
Biographie Clara Schumanns breitere Schichten der Bevölkerung.
Ihre musikalische Ausbildung in der Bürgerstadt Leipzig, die Durchsetzung ihres
Ehewunsches per Gericht als Sinnbild der Durchsetzung bürgerlicher emanzipatorischer
Freiheiten, ihre Arbeit als Künstlerin und Professorin ist Sinnbild der entstehenden
Frauenrechtsbewegung, wofür Leipzig in herausragender Weise steht: Im Jahr 2019 begeht
die Stadt auch den 200. Geburtstag der hier aktiven Frauenrechtlerin Luise Otto Peters.
Insofern wird „Clara 19“ den bis dato üblichen musikalischen Jubiläen noch weitere Facetten
hinzufügen können.
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2. Die bedeutendste Künstlerin des 19. Jahrhunderts
Clara Schumann (geborene Wieck) wurde am in unserer Stadt am 13.9.1819 geboren. Hier
aufgewachsen, eroberte sie später die Konzertpodien Europas und steht heute aufgrund
ihrer beispiellosen Karriere für eine in ihrer Zeit nicht gekannte Emanzipation.
Die Themen rund um Clara Schumann gehen weit über das Musikalische hinaus, bietet doch
die Künstlergemeinschaft mit Robert Schumann, ihre internationale Reisetätigkeit, der
Konflikt der achtfachen Mutter zwischen Beruf und Familie und ihre
Emanzipationsgeschichte genügend Stoff, sich ihr und ihrer Zeit auf ganz unterschiedlichen
Ebenen zu nähern und für ganz unterschiedliche Zielgruppen Angebote zu entwickeln.
Clara Schumann wurde ab dem fünften Lebensjahr von ihrem Vater, dem in Leipzig
ansässigen Instrumentenhändler und Klavierpädagogen Friedrich Wieck zu der
erfolgreichsten Pianistin ihrer Zeit ausgebildet. Sie wirkte für Generationen durch die Art
ihres Klavierspiels und durch die Kunst ihrer Programmzustellung stilprägend. Wie keine
andere Musikerin ihrer Generation blieb über sechzig Jahre im öffentlichen Leben präsent.
Vor allem in England, wo sie jahrzehntelang regelmäßig als Botschafterin deutscher
Instrumentalmusik auftrat, entfaltete sie eine enorme Wirkung, die bis heute spürbar ist.
Entsprechendes gilt für die USA, wo viele ihre Schülerinnen ihre Interpretationshaltung
weitertrugen.
Ihren Nachruhm verdankte sie zunächst vor allem der künstlerisch fruchtbaren Verbindung
mit Robert Schumann, den sie einen Tag vor ihrem 21. Geburtstag in Schönefeld bei Leipzig
heiratete. Im Laufe der Jahre ist sie aber auch als eigenständige Künstlerin immer stärker in
das Bewusstsein der Öffentlichkeit getreten. Ihre eigenen Werke sind weitgehend ediert und
auf Tonträgern aufgenommen. Sie ist die einzige Musikerin, zu der es inzwischen eine
ernstzunehmende Forschung gibt. Die Schaffensgemeinschaft zwischen dem
Schumannschen Ehepaar, die ihren Anfang in der ersten ehelichen Wohnung in der
Leipziger Inselstraße nahm, ist heute weltweit bekannt.
Die Stadt Leipzig wird diese bedeutendste Künstlerin des 19. Jahrhunderts mit einem
Jubiläumsjahr feiern, folgende inhaltliche und kommunikative Schwerpunkte werden derzeit
bearbeitet und sollen 2019 weiterverfolgt werden bzw. in konkreten Veranstaltungen ihre
Umsetzung erfahren.
3. Entwicklung programmatischer Inhalte
Zur Entwicklung programmatischer Inhalte wurde im Frühjahr 2017 die „Arbeitsgruppe ClaraSchumann-Jubiläum 2019“ unter dem Vorsitz der Bürgermeisterin für Kultur ins Leben
gerufen. Sie umfasst Experten zu „Clara Schumann“ und zur „Musikstadt Leipzig“ sowie
Multiplikatoren aus der Medienlandschaft und des Tourismus. Die künstlerische Leitung der
Arbeitsgruppe und des Festjahres hat Herr Gregor Nowak, Geschäftsführer des SchumannVereins Leipzig e.V., inne. Die Arbeitsgruppe entscheidet über erste programmatische
Meilensteine des Festjahres.
Parallel initiiert und veröffentlicht das Dezernat Kultur Ausschreibungen für Fördermittel auf
Grundlage der Rahmenrichtlinie, um vielfältige Projekte zur Verdichtung des Programms
einzubeziehen.
Der Arbeitsgruppe gehören an:
► Dr. Skadi Jennicke (Bürgermeisterin für Kultur, Vorsitz)
► Gregor Nowak (Geschäftsführer des Schumann-Vereins Leipzig e.V., Künstlerischer
Leiter des Festjahres)
► Prof. Werner Schneider (Vorstandsvorsitzender Notenspur e.V.)
► David Timm (Vorstandsvorsitzender Leipziger Romantik e.V.)
► Anja-Christin Winkler (Flügelschlag Werkbühne, Sprecherin AG Musik Initiative Leipzig +
Kultur)
► Christiane Schmidt (Mendelssohn-Haus, Leiterin Konzertorganisation)
5/11
► Prof. Berthold Schmid (Prorektor der Hochschule für Musik und Theater Felix
Mendelssohn Bartholdy)
► Heiner Louis (MDR, Hauptabteilungsleiter MDR KLASSIK)
► Angela Kaiser (MDR Kultur, Redaktionsleiterin Musik)
► Peter Korfmacher (LVZ, Ressortleiter Kultur)
► Marit Schulz (Leipzig Tourismus Marketing GmbH, Prokuristin)
► Tobias Niederschlag (Gewandhaus, Leiter des Konzertbüros)
► Prof. Bernd Franke (Institut für Musikwissenschaft der Universität Leipzig,
Geschäftsführender Direktor)
► Herr Prof. Dr. Josef Focht (Museum für Musikinstrumente der Universität Leipzig,
Geschäftsführender Direktor)
► Peter Matzke (Kulturdezernat, Referent)
Durch die Arbeit des Gremiums, die laufenden Ausschreibungen und die rege
Öffentlichkeitsarbeit verdichtet sich das Programm des Jahres permanent.
Einige Höhepunkte aus dem derzeit veröffentlichten Programm des Jahres 2019:
26.01.Hochschule für Musik und Theater: Eröffnung des Clara-Schumann-Jahres
03.02.MDR-Studio: „CLARA“ 5. Kinder-Notenspur-Musik-Salon
01.03.Musikinstrumentenmuseum der Universität Leipzig: Die Frau am Klavier
08.03. Museum für Druckkunst Leipzig: Clara Schumann und der Musikverlag
Breitkopf & Härtel. Eine Liaison voller Musik
17.03. Mendelssohn-Haus Leipzig: Sonntagskonzert mit dem Saxonia Piano Trio
16.05. Schloss Lützschena: Tanz in den Häusern der Stadt / Leipziger Ballett
19.05. Mendelssohn-Haus Leipzig: Nur Frauenzimmerarbeit
29.06. Marktplatz: Clara & Louise. Drittes Leipziger Frauenfestival
02.08.Parks in Abtnaundorf und Zweinaundorf: Clara im Park
August Mendelssohn-Haus Leipzig: Festival Leipziger Klaviersommer
23.08. Bach-Museum Leipzig: Sonderausstellung: Anna Magdalena Bach & Fanny Hensel &
Clara Schumann. Drei Künstlerinnen im Blick
12.09. Gewandhaus zu Leipzig: Eröffnung der Schumann-Festwochen: Großes Konzert
13.09. Schaubühne Lindenfels: Premiere Company Leipziger Tanztheaterwochen
14.09. Schumann-Haus / Inselstraße: Inselstraßenfest zum 200. Geburtstag /
Eröffnung des neugestalteten Museums im Schumann-Haus
20.09. WERK 2 - Kulturfabrik Leipzig e.V.: Adolf Südknecht kocht Clara Schumann
21.09. Musikschule Leipzig "Johann Sebastian Bach": Gespenstermärchen - Clara Wieck
und ihr Geschichtenerzähler
19.10. Hochschule für Musik und Theater Felix Mendelssohn Bartholdy: Clara -SchumannWettbewerb für junge Pianisten
20.10. Schumann-Haus: Preisträgerkonzert Clara-Schumann-Wettbewerb für junge
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Pianisten
4. Programmatischer Meilenstein: Schumann Museum – Relaunch einer Ausstellung
(Projekt des Schumann-Vereins Leipzig e.V.)
Das Schumann Museum wird vom Schumann-Verein Leipzig e.V. betrieben. Die
Ausstellungskonzeption des Museums stammt aus dem Jahre 1999 und ist hauptsächlich
Robert Schumann gewidmet. Clara Schumann als europäische Spitzenkünstlerin des 19.
Jahrhunderts, die Rolle als Mutter und ihre Werkrezeption führen bis dato eher ein
Schattendasein. Gänzlich vermisst wird ihre singuläre Emanzipationsgeschichte als
professionelle Künstlerin des 19. Jahrhunderts.
Neben den inhaltlichen Defiziten kommt hinzu, dass die Ausstellung notwendige attraktive
Elemente der Interaktion (mit Ausnahme des Klangraumes) und zeitgemäße moderne
Präsentationsformen vermissen lässt, um dieses historische Kleinod mit allen Sinnen erleben
zu können. Im Wettbewerb mit anderen überregionalen Einrichtungen wie den BachErinnerungsstätten in Leipzig und Eisenach oder dem Mendelssohn-Haus in Leipzig
offenbart das Schumann-Haus heute deutliche Schwächen.
Eine Neugestaltung des Schumann-Museums im Sinne Clara Schumanns als bedeutendste
Künstlerin des 19. Jahrhunderts ist überfällig.
Ziel der Neugestaltung und Erweiterung des Museums ist die Schaffung eines einzigartigen
Museums, in dem Clara Schumann und ihr Ehemann gleichberechtigt als Paar im Zentrum
der Betrachtung stehen. Themen wie die Karriere Clara Schumanns vor der Eheschließung,
die unterschiedlichen Arbeits- und Lebensbedingungen der beiden Ehepartner, ihre eheliche
Schaffens-, Wirtschafts- und Lebensgemeinschaft im Wandel der Rollen und ihre Kinder,
schließlich der stete Wandel des öffentlichen Bildes von diesem weltweit berühmten
außergewöhnlichen Paar sollen dabei in verschiedenen Themen-Räumen im Mittelpunkt
stehen.
Die thematische Neuorientierung zieht eine Umstrukturierung der vorhandenen
Ausstellungsräume nach sich, für die reiches Quellenmaterial wie die in den ersten
Ehejahren entstandene Musik beider, das vom ersten Tag der Ehe gemeinsam geführte
Ehetagebuch, die Haushaltsbücher, Briefe, Bilder und Fotos, aber auch zahlreiche Filme,
Hörspiele, Romane zur Verfügung stehen.
Zusätzlich wird mit einer öffentlichen Phonothek und Videothek, gekoppelt mit dem
Notenmaterial des gesamten Oeuvres der beiden Künstler, ein Ort, der Raum für
wissenschaftliche Recherche und Hörgenuss gleichermaßen bietet, geschaffen.
Audiovisuelle und Interaktive Präsentationen sollen vor allem jungen Leuten den Zugang zur
Welt der Schumanns eröffnen. Der Fokus liegt stets auf den beiden Partnern, um eine
Identifikation, aber auch die Reflexion der Unterschiede zu heutigen Paarkonstellationen zu
animieren. Die Besucher sollen, gleich wenn sie durch die Einfahrt des Hauses
hereinkommen, gleichsam von zwei Menschen empfangen werden, für die mit dem Moment
des Einzugs in die Inselstraße das große Experiment einer Partnerschaft auf Augenhöhe
begann. In einem speziellen Kabinett wird Clara Schumann als Pianistin thematisiert. Dabei
spielen die Reisen nach Dänemark und Russland, die Routen, Verkehrsmittel, Programme,
Kritiken, Kompositionen, die mit diesen Reisen verbunden sind, eine große Rolle, außerdem
die Begegnungen mit anderen Künstlern und Künstlerinnen in dieser Zeit.
Auf der anderen Seite des Salons grenzt das Musikkabinett der Wohnung an. Hier wird der
Unterricht, den Clara Wieck vom Vater Friedrich Wieck im Vergleich zur üblichen
Mädchenerziehung der Zeit bekommen hat, dargestellt und mit Unterrichtsbeschreibungen
ihrer Schülerinnen ergänzt. Kontrastfigur ist Franz Liszt, der die andere große Klavierschule
des 19. Jahrhunderts begründet hat.
Ein sinnvolles Wegeleitsystem, verbunden mit einem multifunktionalen Servicebereich,
angemessener Verkaufsfläche und mehrsprachigem Audioguide erhöht die
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Aufenthaltsqualität spürbar. Die bereits entstandenen museumspädagogischen Angebote
bekommen durch die moderne, identitätsstiftende Gestaltung eine zusätzliche Aufwertung.
Als Erinnerungsort für ein Paar wird das Schumann-Haus Leipzig unter den Musikermuseen
ein weltweites Alleinstellungsmerkmal haben.
Übersicht Kosten Schumann Museum – Relaunch einer Ausstellung
Maßnahme / Ausgabeart
Honorar Kuratorin (Vorplanung und Ausführung)
Fahrt- und Übernachtungskosten Kuratorin
Gestalterische Vorplanung / Gestaltungshonorar
Künstlersozialkasse 2018/2019
Ausstattung (Vitrinen, Einrichtungsgegenstände,
Kleinteile etc.)
Handwerk (Malerarbeiten, Heizung,
Tischlerarbeiten, Restaurierung etc.)
Elektrik, Beleuchtung und Sonderlösungen Licht
etc.
Medienstationen inkl. Mediensoftware
Audioproduktionen/Rechte für Musik, Film,
Fotografie
Graphik inklusive Produktion
Marketing inklusive Material
Summe
Teilsumme in €
2018
21.500,00
2.000,00
34.000,00
2.500.00
2019
21.500,00
2.000,00
74.000,00
4.000,00
53.850,00
63.600,00
52.850,00
60.800,00
14.400,00
60.000,00
25.600,00
17.850,00
390.450,00
Übersicht Finanzierung:
2018
Eigenmittel
2019
45.450,00
Landesmittel
30.000,00
Kommunale Mittel
10.000,00
115.000,00
25.000,00
(aus 2018
übertragen)1
Zuwendung Bund (Bestätigt)2
30.000,00
195.000,00
Summe
60.000,00
390.450,00
Als langjährig durch das Kulturamt institutionell geförderter Verein sieht das Dezernat Kultur
den Schumann-Verein Leipzig e.V. als Zuwendungsempfänger in der Lage, das Projekt
„Schumann-Museum – Relaunch einer Ausstellung“ in Kooperation mit Bund und Land
umzusetzen. Eine Abstimmung mit den unterschiedlichen Fördermittelgebern (Kommune,
Land, Bund) findet statt.
5. Förderung komplexer künstlerischer Projekte mit interdisziplinärem Charakter
In der Person Clara Schumann ist nicht nur die bedeutende Musikerin, sondern eine
Persönlichkeit angelegt, die im 19. Jahrhundert exemplarisch für den Beginn der
1
2
Siehe Vorlage VI-DS-04773
Zusage siehe Anlage 1
8/11
Emanzipationsbestrebungen der Frau steht. Bei der Ehe von Clara und Robert Schumann
handelt es sich um die bekannteste Künstlerbeziehung dieses Jahrhunderts. Diese Breite ist
Voraussetzung, dass sich das Jubiläum in den programmatischen Vorhaben der großen
Eigenbetriebe - hier natürlich vor allem des Gewandhauses - und der Freien Kunst- und
Kulturszene gleichermaßen wiederfindet.
Verschiedene Leipziger Vereine und Institutionen - vom Robert und Clara Schumann Verein
Leipzig e.V., dem Bürgerverein Schönefeld über das Gewandhaus, dem Frauenkultur e.V.,
dem Bachmuseum bis zur Louise-Otto-Peters-Gesellschaft – bringen ihre spezifischen
Beiträge und öffentlichkeitswirksamen Veranstaltungsformate ein. Darüber hinaus ist die
Hochschule für Musik und Theater „Felix Mendelssohn-Bartholdy“ eine wichtige Partnerin.
Um den vielfältigen Möglichkeiten der Interaktion und der thematische Breite gerecht zu
werden, wurde ein spezielles Förderverfahren entwickelt, das durch (im Vergleich zur
Regelkulturförderung) längerfristige Förderzeiträume komplexere künstlerische Ansätze
durch Kooperationen verschiedener Anbieter und Grenzüberschreitungen zwischen den
Genres ermöglicht: „Mit der Ausschreibung zur Schwerpunktförderung Clara 2019 stellt die
Stadt Leipzig erstmals ein Förderinstrument zur Verfügung, das die Kreativpotenziale freier
Künstler und Initiativen bündeln und über einen Zeitraum von 2 Jahren unterstützen soll. Die
so geförderten Kulturprojekte präsentieren Leipzig als innovative, offene und bürgernahe
Kunst- und Kulturstadt – im Sinne Clara Schumanns.“3
Gefördert werden mit dieser Ausschreibung ausschließlich Clara-Schumann-Projekte, die
- sie als Künstlerin nachhaltig im Kulturleben Leipzigs verankern,
- sich innovativ mit ihrem Leben und Wirken auseinandersetzen,
- stark in die Stadtgesellschaft hineinstrahlen,
- eine Verbindung zu aktuell gesellschaftlichen Themen herstellen,
- maßgeblich die künstlerische und kulturelle Bildung unterstützen,
- tradierte Genregrenzen produktiv überwinden und die Zusammenarbeit mit Künstlern
anderer Sparten ermöglichen,
- intermedial ausgerichtet sind oder neue Interaktionsformen erproben,
Der Einreichungsschluss für die Bewerbungsunterlagen war der 30.03.2018.
Die Ausschreibung wurde in der freie Kunst- und Kulturszene der Stadt breit kommuniziert
und diskutiert. Ergebnis waren 20 Bewerbungen mit facettenreichen und hoch innovativen
künstlerischen Ansätzen, die derzeit von einem Fachbeirat4, der Empfehlungen an die Stadt
Leipzig ausspricht, gesichtet werden. Die Entscheidung über die Fördermittelvergabe erfolgt
nach Beschluss der vorliegenden Ratsvorlage.
Für Ende September 2018 ist eine zweite Ausschreibung von Fördermitteln geplant, die
inhaltlich anderen Schwerpunkten erfolgt (kurzfristiger geplante, kompakte Kulturprojekte).
Die Ausschreibung soll in Kooperation mit dem Kulturamt stattfinden (Fachförderrichtlinie
Kultur).
6. Wort-Bild-Marke „Clara 19“
Laut Beschluss der Ratsversammlung vom 17.11. 2017 (VI-DS-04773) wurden zunächst die
wesentlichen Kommunikationstools des Jubiläumsjahres (Signet, Homepage etc.) entwickelt.
Erster Zielpunkt hierbei war die Internationale Tourismusbörse (ITB) Berlin Anfang März
2018. Damit ist es Reiseveranstaltern möglich, „Clara 19“ in ihre Programmplanungen
aufzunehmen.
Ausschreibungstext Komplexförderung Clara -Schumann-Jahr v. Dezember 2017, Präambel,
veröffentlicht per Pressemitteilung (5. Dezember 2017) und auf der städtischen Website unter URL <
https://www.leipzig.de/news/news/ausschreibung-foerdermittel-2018-in-vorbereitung-des-200geburtstages-von-clara-schumann/>
4 Die Mitglieder des Fachbeirates finden Sie in der Anlage 2
3
9/11
Der Auftrag zur Entwicklung der Wort-Bild-Marke und praktischer Anwendungen daraus
wurde nach einem in enger Abstimmung mit dem Referat Kommunikation durchgeführten,
geschlossenen Wettbewerb an die Leipziger Agentur KOCMOC vergeben.
Zur ITB lag fristgerecht eine Gestaltung vor, die bisher ausnahmslos positiv beurteilt wurde.[5
Der Außenauftritt, insbesondere überregional und international wird dabei, dem Beschluss
des Stadtrates folgend, gemeinsam mit der Leipzig Tourismus Marketing Gesellschaft mbH
entwickelt.
Die Präsenz im Internet wird in enger Zusammenarbeit mit dem Referat Kommunikation
realisiert, die Homepage ist als Micro-Site unter wwww.leipzig.de platziert:
https://clara19.leipzig.de. Die Seite ist seit Anfang März 2018 online und wird ständig
aktualisiert.
7. Öffentlichkeitsarbeit
Die Öffentlichkeitsarbeit für das Clara-Schumann-Jubiläumsjahr erfolgt in enger Abstimmung
von Referat Kommunikation der Stadt Leipzig (Web-Präsenz), der Klassik-KommunikationsAgentur ACCOLADE (u.a. gezielte Ansprache von Fachjournalisten u.a.), der Agentur
KOCMOC (Gestaltung) und der Leipzig Tourismus Marketing GmbH (überregionale
Präsenz).
Über LTM wird noch im Jahr 2018 die Gestaltung einen Nahverkehrszug im der Regio
Shuttles der Erfurter Bahn GmbH veranlasst. Dieses mitteldeutsche Bahnnetz steht auf
einem Schienennetz von 882 km für jährlich rund 8 Millionen Fahrplankilometer.
Für ausgewählte Multiplikatoren aus der Reisebrache wird zum Schumann-Festival 2018 ein
„Fam Trip“ organisiert. Die „Familiarization Trips“ werden ausschließlich dem Personal von
Reiseveranstaltern, Reisebüros oder Verkaufsagenten angeboten, um ihnen die Möglichkeit
zu geben, die touristisch attraktiven Seiten einer Destination persönlich kennen zu lernen
und so ihre Verkaufskommunikation positiv zu beeinflussen.
Die Motive der Citylight-Poster-Werbung in der Stadt Leipzig (mehrere Flights 2019) werden
über LTM in fünf deutschen Großstädten zu sehen sein.
Es sind Anzeigenschaltungen in Printmagazinen sowie Bannerschaltungen in OnlineMusikmagazine geplant. Über das OTS-Netzwerk der news aktuell GmbH (dpa-Gruppe,
Reichweite: bis zu 750.000 weltweite Kontaktadressen zu Journalisten, Redaktionen und
Blogger) werden zentrale Pressemeldungen über LTM weltweit gestreut.
Es sind crossmediale Kampagnen für kulturinteressierte Endkunden in Planung, so wird
eine Beiklebung von 100.000-150.000 Postkarten auf der Titelseite der Süddeutschen
Zeitung mit Verweis auf Informationen zum Jubiläum und ein Gewinnspiel auf
leipzig.travel/clara vorbereitet.
Die Leipzigerinnen und Leipziger und ihre werden mit der Gestaltung der
Weihnachtsmarktasse mit dem Clara – Schumann-Logo im Dezember 2018 nachhaltig auf
das kommenden Festjahr aufmerksam gemacht.6
Vertreterinnen und Vertreter des Mitteldeutschen Rundfunks (MDR Kultur) und des
Kulturressorts der Leipziger Volkszeitung sind von Beginn an in die Arbeitsgruppe Clara 19
bei der Bürgermeisterin für Kultur involviert.
5
6
Wort-Bild-Marke sowie Gestaltungsbeispiele finden Sie in der Anlage 3
Gestaltungsmuster in Anlage 4
10/11
8. Kalkulation „Clara 19“
Vorhaben
Städtischer Anteil Schumann-Museum
Relaunch einer Ausstellung
Kommunikation International /
überregional (LTM)
Stadt
Drittmittel
Art der Mittel
115.000,00 €
310.450,00 €
Zuwendung,
Festbetragsfinanzierung
30.000,00 €
25.000,00 €
Zuwendung,
Festbetragsfinanzierung
Regional / Fachpresse /
Fachpublikum / Pflege
HP, Social Media
(ACCOLADE)
15.000,00 €
Mittelbewirtschaftung
Werbemittel (COCMOC)
5.000,00 €
Mittelbewirtschaftung
Fortschreibung Projekte
Komplexförderung
50.000,00 €
Höhe noch
nicht bekannt
Zuwendung,
Festbetragsfinanzierung
Kulturprojekte Freie Szene –
Ausschreibung Ende September 2018
25.000,00 €
Zuwendung,
Festbetragsfinanzierung
Protokoll
Eröffnungs-PK, Festakt
Eröffnung Museum,
Präsentationsmaterial
20.000,00 €
vorausstl.
Mittelbewirtschaftung
Summe 2019 (aktuelle
Vorlage)
Summe 2018 für Clara
19 (Vorlage DS-04773)
260.000,00 €
Gesamtausgaben
Clara 19 (städtische
Mittel)
335.000,00 €
335.450,00 €
75.000,00 €
(davon
25.000,00 €
übertragen
nach 2019)
9. Folgen bei Nichtbeschluss
Die erwähnten Maßnahmen, zum großen Teil bereits im Jahr 2018 begonnen, könnten nicht
zu Ende geführt werden. Bewilligte Bundesmittel zum Umbau des Museums könnten nicht
abgerufen werden.
Anlagen:
1. Zusage BKM
2. Fachbeirat Komplexförderung
3. Wort-Bild-Marke
4. Gestaltungsmuster Weihnachtsmarkttasse
11/11
Komplexförderung Clara Schumann
Beratergremium
(von der AG Clara Schumann bei der Bürgermeisterin für Kultur am 20.11.2017
bestätigt)
Annette Körner (Stadtrat Leipzig, Kulturausschuss)
Werner Kujat (Stadtrat Leipzig, Kulturausschuss)
Christine Rietzke (Frauenkultur e.V.)
Falk Elstermann (Sprecher Leipzig + Kultur)
Anja Christin Winkler (Musiktheater-Regisseurin)
Peter Korfmacher (LVZ, Ressortleiter Kultur)
Gregor Nowak (Schumann e.V., künstlerischer Leiter des Festjahres)
Andreas Mehnert (Kulturamt, Sachbearbeiter Musik in der Kulturförderung)
Peter Matzke (Dezernat Kultur, Referent für Großveranstaltungen)