Daten
Kommune
Leipzig
Dateiname
1042696.pdf
Größe
238 kB
Erstellt
12.11.15, 12:00
Aktualisiert
06.12.18, 14:00
Stichworte
Inhalt der Datei
Antrag Nr. VI-A-02097
Status: öffentlich
Beratungsfolge:
Gremium
Termin
Zuständigkeit
Fachausschuss Jugend, Soziales, Gesundheit und Schule
Vorberatung
Fachausschuss Stadtentwicklung und Bau
Vorberatung
Fachausschuss Wirtschaft und Arbeit
Vorberatung
Migrantenbeirat
Vorberatung
Fachausschuss Kultur
Vorberatung
Ratsversammlung
19.11.2015
1. Lesung
Eingereicht von
Fraktion DIE LINKE
Betreff
Evaluierung und Fortschreibung des Gesamtkonzeptes zur Integration der
Migrantinnen und Migranten in Leipzig
Beschlussvorschlag:
1. Die 2012 im Gesamtkonzept festgehaltenen Handlungsempfehlungen und Maßnahmen werden in
allen acht Bereichen[1] in Bezug auf ihre bisherige Umsetzung evaluiert. Über die Ergebnisse wird
der Stadtrat schriftlich bis Ende des II. Quartals 2016 informiert.
2. Auf der Basis dieser Evaluierung und in Bezugnahme auf die steigenden Zahlen der
zugewiesenen Asylsuchenden in Leipzig wird das Gesamtkonzept zur Integration der Migrantinnen
und Migranten in Leipzig parallel zur Fortschreibung des Integrierten Stadtentwicklungskonzeptes
(INSEK) in einem partizipativen Verfahren gemeinsam mit Verwaltung, Stadtrat, Akteuren und der
Zivilgesellschaft in allen acht Bereichen bis zum Ende des IV. Quartals 2016 überarbeitet und
fortgeschrieben. Dafür werden zusätzliche finanzielle Mittel bereitgestellt.
3. Um Migrantinnen und Migranten sowie Flüchtlingen eine Teilhabe am städtischen Leben zeitnah
zu ermöglichen, werden als erste Maßnahme in allen Informationssystemen der Stadt
Sprachbarrieren abgebaut.
Prüfung der Übereinstimmung mit den strategischen Zielen:
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Sachverhalt:
In den zurück liegenden Monaten ist die Anzahl der Leipzig zugewiesenen Flüchtlinge in einem
bisher nicht gekannten Ausmaß stark angestiegen. Es wird derzeit davon ausgegangen, dass ca.
50 % der Asylsuchenden ein dauerhaftes Bleiberecht erhalten. Diese veränderte Situation war bei
der Beschlussfassung des Gesamtkonzeptes 2012 nicht absehbar und konnte nicht berücksichtigt
werden. Das Konzept bedarf daher einer Evaluierung und Fortschreibung.
Außerdem wurden eine Reihe von Maßnahmen bisher nicht umgesetzt, sondern aufgrund fehlender
Ressourcen in eine Fortschreibung verschoben.
Zunächst steht die Stadt vor der großen Herausforderung, die Flüchtlinge schnell menschenwürdig
unterzubringen. Die Erstaufnahmeeinrichtungen der Länder sowie die kommunalen
Gemeinschaftsunterkünfte sind dabei schon an ihre Kapazitätsgrenzen gestoßen. Teilweise wurden
und werden Flüchtlinge in provisorischen Unterkünften untergebracht.
An zweiter Stelle gilt es, den Asylsuchenden möglichst schnell eine gleichberechtigte Teilhabe an
allen Bereichen des städtischen Lebens zu ermöglichen. Eine gute Bildung sowie
anwendungsbereite Sprachkenntnisse sind Voraussetzung für Erwerbsarbeit sowie eine allseitige
Integration in die Stadtgesellschaft.
Die zügige Anerkennung von Qualifikationen und Berufsabschlüssen ermöglicht einen raschen
Einstieg ins Arbeitsleben.
Zusätzlich zu den staatlichen Sprachangeboten gibt es ein breites Betätigungsfeld für Initiativen,
damit Asylbewerber die Umgangssprache zügig erlernen können und die Verständigung befördert
wird. Eine breite Nutzung der vielfältigen Kultur- und Sportangebote vor allem in Vereinen befördert
ebenfalls eine zügige und nachhaltige Integration.
Außerdem gehören neben dem Spracherwerb auch die interkulturelle Öffnung und Qualifizierung der
Verwaltung, städtischer Einrichtungen und Institutionen sowie der Abbau von Schranken und
Zugangsbarrieren dazu.
Besondere Herausforderungen stellen sich ebenso an die Stadtentwicklung und die Schaffung von
Arbeitsplätzen. Die Vielfalt der Herkunftsländer vermag bunte Stadtquartiere mit Arbeitsangeboten
stadtweit zu entwickeln und dadurch Ausgrenzung oder Ghettoisierung zu vermeiden.
Nicht zuletzt müssen aufgrund der Erstarkung rechter Bewegungen und der gestiegenen Anzahl von
Angriffen auf Flüchtlingsunterkünfte in Sachsen mehr denn je neue Strategien und Maßnahmen zur
Verhinderung von Rassismus und Diskriminierung sowie zur Stärkung der Willkommenskultur
entwickelt werden.
[1] 1. Bildung und Erziehung, 2. Ausbildung, Qualifizierung und Beschäftigung, 3.
Gesundheitsversorgung und Gesundheitsförderung, 4. Sozialräumliche Integration, 5. Interkultureller
und interreligiöser Dialog, 6. Interkulturelle Orientierung und Öffnung, 7. Politische Teilhabe, 8.
Bekämpfung von Diskriminierung und Rassismus
Anlagen:
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BESCHLUSSAUSFERTIGUNG
Ratsversammlung vom 24.02.2016
zu 14.6
Evaluierung und Fortschreibung des Gesamtkonzeptes zur Integration
der Migrantinnen und Migranten in Leipzig
Vorlage: VI-A-02097
Beschluss:
1. Eine Evaluierung des Gesamtkonzepts zur Integration der Migrantinnen und Migranten in
Leipzig wird für 2017 geplant.
2. Parallel legt die Verwaltung bis zum II. Quartal 2016 einen aktuellen Sachstand aus der
Umsetzungspraxis des Gesamtkonzeptes vor und erstellt eine Übersicht von aktuellen und
zukünftigen Schwerpunktthemen; dies erfolgt unter Berücksichtigung der aktuellen
Herausforderungen im Bereich Migration und Asyl und bezieht ebenfalls Aspekte des
Vielfaltsmanagements mit ein.
3. Bei der Fortschreibung des Integrierten Stadtentwicklungskonzeptes wird das Thema
Vielfaltsmanagement und Integration als fachübergreifende Herausforderung behandelt.
4. Der Durchführung der folgenden konkreten Maßnahmen, die vom o.g. Konzept abgeleitet
sind, dringenden aktuellen Bedarfen entsprechen und dem übergeordneten Ziel
„Willkommenskultur“ zuzuordnen sind, wird zugestimmt:
4.1 Bedarfsgerechte finanzielle Absicherung des Projektes SprInt: Die mit der Verabschiedung
des o.g. Konzepts beschlossene und inzwischen angehobene Finanzierung des Sprachund Integrationsmittlungsdienstes (SprInt) wird jährlich dem tatsächlichen Bedarf in
festgelegten Einsatzbereichen angepasst (vgl. dazu auch die schriftliche Antwort auf die
Anfrage Nr. VI-F-01956).
4.2 Intensivierung der Fortbildung städtischer Bediensteter (Fremdsprachen und interkulturelle
Kompetenz): Für 2016 wird eine Verdoppelung der Teilnehmendenzahlen bei den vom
Personalamt angebotenen Fortbildungen zum Erwerb / Verbesserung v.a. Von
Englischkenntnissen und Interkultureller Kompetenz angestrebt.
4.3 Erhöhung des Anteils der Azubis und der Beschäftigten mit Migrationshintergrund: Für das
Ausbildungsjahr 2016/17 wird eine Verdoppelung der Azubis mit Migrationshintergrund
angestrebt. Um auch unabhängig davon die Anzahl der Beschäftigten mit
Migrationshintergrund zu erhöhen, werden bei Stellenausschreibungen für Stellen mit
häufigem Kontakt mit Einwohner/-innen mit Migrationshintergrund
Fremdsprachenkenntnisse und interkulturelle Kompetenz regelmäßig in das
Anforderungsprofil aufgenommen.
4.4 Beschilderung in Englisch für die Verwaltungsgebäude: Beginnend 2016 werden alle
Beschilderungen – v.a. im Neuen Rathaus, dem Stadthaus, dem Technischen Rathaus und
den Bürgerämtern sukzessive zweisprachig (Deutsch – Englisch) gestaltet.
4.5 Städtischer Internet-Auftritt in Englisch: Beginnend 2016 wird der Internet-Auftritt unter
www.leipzig.de sukzessive um eine englische Fassung ausgewählter Seiten ergänzt.
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4.6 Mehrsprachiges Informationsmaterial: Vor der Veröffentlichung von Flyern, Handzetteln,
wichtigen Hinweisen u.ä. durch städtische Ämter, Referate, Eigenbetriebe und
Beteiligungsunternehmen wird stets die Notwendigkeit geprüft, diese auch in
Fremdsprachen zu übersetzen.
4.7 Willkommenszentrum: Entsprechend dem Prüfauftrag vom 19.11.2015 wird bis Ende des 1.
Quartals 2016 ein Umsetzungsvorschlag vorgelegt.
Abstimmungsergebnis:
mehrheitlich angenommen bei 5 Gegenstimmen und einigen Enthaltungen
Leipzig, den 25. Februar 2016
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