Daten
Kommune
Leipzig
Dateiname
1406430.pdf
Größe
1,1 MB
Erstellt
05.06.18, 12:00
Aktualisiert
12.11.18, 23:20
Stichworte
Inhalt der Datei
Einwohneranfrage Nr. VI-EF-05976
Status: öffentlich
Eingereicht von
Elternrat und Förderverein der Schule in der Karl-Heine-Straße
Betreff:
Anfrage zur Möglichkeit der Umsetzung des Konzeptes "Klasse(n) kochen!" im städtischen Vergabeverfahren Essensanbieter für Schulen
Beratungsfolge (Änderungen vorbehalten):
Gremium
voraussichtlicher
Sitzungstermin
Zuständigkeit
Ratsversammlung
20.06.2018
mündliche Beantwortung
Sehr geehrte Damen und Herren,
wir als Elternrat und Förderverein der Schule in der Karl-Heine-Straße 22b, Gymnasium
der Stadt Leipzig, derzeit noch Außenstelle des Robert-Schumann-Gymnasiums sind sehr
besorgt. Die Lehrer, Kinder, Eltern und Fördervereinsmitglieder unserer Schule gehen mit
sehr viel Engagement neue Wege zur Umsetzung von Bildung für eine nachhaltige
Entwicklung unserer Kinder.
Die neue Praxis zur Beauftragung von Essensanbietern an Schulen (Umsetzung der neuen
Vergaberichtlinien) gefährdet die Umsetzung unseres Projektes „Klasse(n) kochen!“, in das
bereits an vielen Stellen investiert wurde.
Mit der Profilierung unserer Schule der Zukunft werden wir vom Landesamt für Schule und
Bildung (LaSuB) unterstützt. Dem LaSuB liegt ein Positionspapier unserer Schule vor, mit
dem der Gesundheitsaspekt innerhalb der Schule als Lern-, Lehr- und Lebensort implementiert werden soll. Hiernach ist die Gesundheit die Basis für unsere Schule. So wurde unter
anderem das Konzept „Klasse(n) kochen!“ erarbeitet, welches dem
Amt für Jugend Familie und Bildung bereits vorliegt.
In der Umsetzung sollen Schüler/innen die Möglichkeit erhalten, an Vor- und Zubereitung von Speisen oder dem Imbissangebot nachhaltig beteiligt zu werden (Lehrküche). Damit dies gelingen kann, muss der Essensanbieter jedoch spezielle Rahmenbedingungen erfüllen. Es reicht daher nicht, dass bei der Auswahl eines Essensanbieters Gewichtung auf Qualität, Regionalität und Nachhaltigkeit gelegt wird, sondern der
Anbieter muss auch spezielle Rahmenbedingungen zur Einbindung der Schüler erfüllen können.
Wie kann die Stadt Leipzig konkret sicherstellen, dass unser Konzept „Klasse(n) kochen!“ - welches auch das LaSuB befürwortet - mit dem neuen Vergabeverfahren
umgesetzt werden kann?
Die in der Anlage beigefügten Leistungskriterien sind für die Umsetzung unseres Konzeptes
von wesentlicher Bedeutung.
1/2
Anlagen:
Leistungskriterien
Konzept Klasse(n) kochen
2/2
ANLAGE
zur Anfrage der Schule in der Karl-Heine-Straße, Gymnasium der Stadt Leipzig vom 05.06.2018
Leistungskriterien
Nachhaltigkeit
Der Essensanbieter sollte bei seinem Angebot beachten, dass er mit seiner
Dienstleistung zum gesunden Leben für gegenwärtige und zukünftige Generationen
beiträgt. Insbesondere sollte er folgende Kriterien erfüllen:
ressourcenschonend produzieren
fair und sozial mit Vertragspartnern umgehen
ökologisch nachhaltig in der gesamten
Treibhausgasemissionsreduzierung
Speiseproduktion,
Abfall-
und
Regional
saisonale und frische Produkte aus der Region
Standards
mehr Biolebensmittel; Einsatz von wenig Salz/Zucker und wenig Zusatzstoffen;
Gewichtung auf Qualität, statt Masse; gesundheitsfördernder Einsatz von Fetten
(mehr ungesättigte Fettsäuren als gesättigte Fettsäuren); viel Gemüse, Salate,
Obst; schonend gegart; ausgewogener Anteil von Fleisch, Fisch und veget. Kost
Darüber hinausgehende Kriterien:
Der Caterer sollte gewährleisten können, dass Menükomponenten frisch – erst vor
der Essenspause – zubereitet werden können.
Der Caterer sollte organisatorisch in der Lage sein, dass die Schüler/innen an der
Vor- und Zubereitung von Speisen oder dem Imbissangebot beteiligt werden
können. Der Anbieter sollte des Weiteren die hierfür notwendige Technik bereit
stellen können.
Der Caterer sollte die Möglichkeit einräumen können, dass die Schule die
Lehrküche mit- und weiter gestaltet.
Der Caterer sollte wenn möglich Personal zur Verfügung stellen, durch welches die
Schüler/innen beim Zubereiten der Speisen etc. pädagogisch und fachlich
unterstützt werden.
Grundsätzlich sollte vor Vertragsschluss die Möglichkeit bestehen, sich auf eine
freie Komponentenwahl oder der Wahl als Tellergericht zu entscheiden. Die
Schüler/innen bestimmen bei einem Tellergericht die Menge des Gerichts selbst,
am besten durch Selbstentnahme.
Der Caterer sollte darüber hinaus auch anbieten, die Atmosphäre beim Essen
mitzugestalten (Bereitstellen von Besteck auf den Tischen, ggf. Verteilung von
Speisenkomponenten (Kräuter etc.) auf den Tischen).
Da die Lehrküche auch im Rahmen von Ganztagsangeboten genutzt werden soll,
sollte der Caterer bereit sein, die Räumlichkeiten mit den Ganztagsangeboten
und dem Schulkiosk zu teilen.
Schule in der
KARL – HEINE – STRASSE
WISSEN. LEBEN. HANDELN. SEIN.
Außenstelle der Robert-Schumann-Schule
Konzept „Klasse(n) kochen!“
Ein Good-Practice- Beispiel für die Umsetzung
von Bildung für nachhaltige Entwicklung
Mandy Frömmel
Stand 28.2.18
Schule als nachhaltige Bildungseinrichtung
„Schule hat die Aufgabe, nachkommende Generationen zu befähigen,
ihre Gegenwart auch im Hinblick auf ihre Zukunft mitgestalten zu
können. Dafür muss sie nachhaltige Entwicklung in Bildungsprozessen ebenso wie im Alltag partizipativ […] erfahrbar machen.“
Dabei sollen Schulen und Kommunen ermutigt werden, „unter
Beachtung rechtlicher Rahmenbedingungen und Zuständigkeiten
partizipative Gestaltungs-und Entscheidungsräume stärker zu nutzen
und weiterzuentwickeln.“ Als Beispiel wird hier auch die
Schulverpflegung genannt. (zit. aus Nationaler Aktionsplan BNE)
Seit Beginn des Schuljahres 2017/18 werden an unserem Gymnasium
unterschiedliche Projekte und Vorhaben initiiert, die perspektivisch
fest in unserem Schulkonzept verankert sein sollen. Ziel ist es, eine
Schule als nachhaltige Bildungseinrichtung aufzubauen, welche mit
ihrer Unterrichtsstruktur, dem Lehrern und Lernen, ihrer Schulkultur
und ihren standortspezifischen Gegebenheiten beispielgebend wirken
kann für andere Schulen in Leipzig sowie sachsen- und bundesweit.
Ein Gymnasium neu aufzubauen, wird von uns als Chance begriffen,
Schule neu zudenken und gemeinsam Visionen zu entwickeln und an
deren Umsetzung zu arbeiten.
Perspektivisch (mit der erworbenen Eigenständigkeit im Schuljahr
2019/20) wird angestrebt, schulkonzeptionelle Teile als
Modellversuche bzw. Pilotprojekte anzugehen. So kann es gelingen,
Strukturen und Ressourcen zu schaffen, um Schule neu zu denken
und ein zukunftsfähiges Gymnasium aufzubauen. Zusammen mit den
besonderen Gegebenheiten am neuen Standort in der Karl-Heine-Str.,
welcher zu einem der schönsten Schulstandorte in Sachsen gehört,
kann es möglich sein, gesundes, ressourcenschonendes und
nachhaltiges Lehren, Lernen und Leben in zukunftsfähiger Schule zu
etablieren. Dabei orientiert sich die konzeptionelle Arbeit am
Nationalen Aktionsplan „Bildung für nachhaltige Entwicklung
(BNE)“, in welchem für den Bereich der schulischen Bildung zentrale
Handlungsfelder, prioritäre Ziele und geeignete Maßnahmen
Mandy Frömmel
Stand 28.2.18
formuliert wurden, um eine zielgerichtete Implementierung von BNE
in Schulen zu ermöglichen.
Schule der Zukunft:
Die jetzige Generation von Kindern und Jugendlichen steht vor der
Aufgabe, globale Probleme und damit einhergehende komplexe
Herausforderungen in ökologischer und ökonomischer Hinsicht
(Demokratieentwicklung, politische Umbrüche, Friedenssicherung,
Zusammenleben in Vielfalt, ressourcenschonendem Umgang mit der
Erde) zu meistern und diese Aufgabe ist nur mit dem Auf- und
Ausbau von Kernkompetenzen zu bewältigen, welche aber anders
gedacht werden müssen.
Aufgabe von Schule muss es also sein, Kindern und Jugendlichen
diese Kompetenzen zu vermitteln und dabei Haltungen aufzubauen,
damit junge Menschen auf diese Herausforderungen der Zukunft
vorbereitet sind, um nachhaltig wirken zu können.
„Wir wollen die Generation sein, die den Wandel zu einer
nachhaltigen Gesellschaft schafft“, sagte Bundesbildungsministerin
Johann Wanka auf der konstituierenden Sitzung der Nationalen
Plattform Bildung für nachhaltige Entwicklung am 29.9.15.
Nachhaltiges Denken und Handeln muss in allen Bereichen des
Bildungssystems fest verankert werden, im formellen sowie auch im
informellen Lernen.
Im digitalen Jahrtausend brauchen wir Interdisziplinarität, die
Befähigung zu Selbstbildung sowie eine starke Medienkompetenz.
Dazu gehören auch Kompetenzen wie Veränderungsbereitschaft, die
Fähigkeit zu Eigeninitiative, Selbstorganisation, zu vernetztem
Denken, zu Empathie und Perspektivwechsel, dazu gehört, mutig zu
sein für Innovation und Erfindergeist. Schule ist hierbei die
wirkmächtigste Institution. Aufgabe von Schule muss es sein, Kinder
sinnstiftend zu lehren, sie zu befähigen, Strukturen zu erarbeiten, wie
das gemeinsame Leben (mit und auf der Erde) gestaltet werden kann
und muss. Die vier Säulen von Bildung für nachhaltige Entwicklung –
Wissen zu erwerben, zusammen zu leben, zu handeln und zu sein –
Mandy Frömmel
Stand 28.2.18
bilden dabei eine gedankliche Grundlage unseres avisierten
Schulkonzeptes.
„Gesundheit für zukunftsfähige Schule“
„Gesundheit“ soll an unserer Schule einen wichtigen Schwerpunkt des
Schulkonzeptes bilden. Ziel ist es, gemeinsam mit allen Akteuren eine
Konzeption erarbeiten, die entsprechende Prämissen zum Inhalt hat.
Grundlage ist der Gedanke, dass ein Mensch als bio-psycho-soziale
Einheit betrachtet wird und „Gesundheit“ die Basis für zukunftsfähige
Schule sein muss. Gesundheit ist unser höchstes Gut! Dieser Aspekt
soll sich durch alle Schnittstellen von Lehren und Lernen, von Leben
und Handeln an unserer Schule ziehen.
Als Argumentationsgrundlage dienen verschiedene Studien und
Berichte über Gesundheit an Schule, sowohl von Kindern und
Jugendlichen als auch von Lehrerinnen und Lehrern. All diese
Berichte zeigen auf, wie weitreichend Aspekte des gesunden und vor
allem nachhaltigen Lebens, Lernens und Lehrens in Schule verankert
werden sollte, damit Bildung gelingen kann. Ein entsprechendes
Positionsschreiben wurde als Grundlage für die schulprogrammatische
Arbeit bereits erarbeitet und liegt unter anderem dem Landesamt für
Schule und Bildung, Standort Leipzig vor.
In dem oben erwähnten Positionspapier werden drei Handlungsfelder
benannt, in denen sich der Gesundheitsaspekt innerhalb der Schule als
Lern-, Lehr- und Lebensort implementiert werden soll.
Eines davon ist der Baustein Handeln – für sich selbst und für die
Gemeinschaft
Wir leben heute in einer Welt, in der alles mit allem und jeder mit
jedem verbunden ist. Alles, was wir tun und unterlassen, hat eine
Wirkung. Im Hinblick auf die oben beschriebenen Herausforderungen
der jetzigen Generation von Kindern und Jugendlichen und auch
nachfolgender Generationen, ist es auch Aufgabe von Schule,
selbstbestimmtes Handeln zu fördern, aber auch das Handeln
Mandy Frömmel
Stand 28.2.18
innerhalb der Gemeinschaft –also Verantwortung zu übernehmen auch
für andere- mehr und mehr zu stärken. Das hat zum Ziel, dass Kinder
und Jugendliche über sinnstiftendes Handeln Kompetenzen erwerben,
welche Grundlage für nachhaltiges Leben im globalisierten und
digitalisierten Zeitalter sind. Dazu gehört auch, Haltungen aufzubauen
für einen verantwortungsbewussten Umgang mit Ressourcen unseres
Lebensraums Erde.
„Klasse(n) kochen!“ – ein Good-PracticeModell an Schule als nachhaltige
Bildungseinrichtung
Ein Konzept für nachhaltiges Lernen und Handeln soll unser Konzept
„Klasse(n) kochen!“ sein. Vor allem hier steht der Aspekt
„Gesundheit“ im Fokus, so dass dieses Projekt zentral im Schulalltag
verankert werden soll.
Angelehnt an ein seit Jahren fest im Schulprogramm verankertes
Konzept eines Münchner Gymnasiums, dem Städtischen
Luisengymnasium, wo das „Pädagogische Kochen“ zum
Unterrichtsalltag der dort Lernenden gehört und nachhaltig sowie
erfolgreich und beispielgebend etabliert ist, soll die Idee
zukunftsweisend am neuen Standort in der Karl-Heine-Str. umgesetzt
werden. Grundsätzlich geht es darum, dass Schülerinnen und
Schüler die Möglichkeit erhalten, an der Vor- und Zubereitung
von Speisen oder dem Imbissangebot nachhaltig beteiligt zu
werden. Dies soll unter Anleitung und Aufsicht von Fachpersonal
geschehen. Dabei muss das grundlegende Münchner Konzept
modifiziert und an die bautechnischen Gegebenheiten des Gebäudes
in der Karl-Heine-Str. 22b angepasst werden.
Grundsätzlich soll die pädagogische und organisatorische Struktur des
Projektes analog zum Münchner Konzept bestehen bleiben: Jeweils
eine halbe Klasse „kocht“ immer eine Woche im Schuljahr für alle
Schüler, die andere Hälfte hat Intensivunterricht, so dass kein
Unterrichtsstoff nachgeholt werden muss. Die Organisation und
Planung obliegt einem Lehrer-Team der Schule an der Karl-Heine-Str.
Mandy Frömmel
Stand 28.2.18
Abweichend vom Münchner Konzept des „Pädagogischen Kochens“
kann Folgendes in die Umsetzung des Konzeptes einfließen:
- Mittagsgeschäft und Imbissangebot
Die Schulküche und der Imbiss werden an einen externen
Caterer vergeben, der zum Schulkonzept in puncto
Nachhaltigkeit und Gesundes Essen passt. Es sollte angestrebt
werden, einen Caterer zu finden und diesen als
Unternehmen langfristig und nachhaltig an die Schule in
der Karl-Heine-Str. zu binden, welcher mit seiner gesamten
auf Nachhaltigkeit und regionale Produkte angelegte
Unternehmenskultur am ehesten den angestrebten Inhalten
unseres Konzeptes entspricht. Hier sehen wir eine essentielle
Gelingensbedingung für unser Konzept. Wichtig wäre mit
dem potentiellen Caterer zu vereinbaren, ob das System der
freien Komponentenwahl oder des Tellergerichtes angeboten
werden soll. Die Menge des Gerichtes auf dem Teller sollte
immer der Schüler selbst bestimmen, am besten durch
Selbstentnahme.
- Atmosphäre beim Essen
Man könnte mit dem Caterer vereinbaren, dass die Speisen
analog der Küche in München auf den Tischen verteilt werden,
um Ruhe im Raum zu schaffen. Ebenso kann angenehme
Essatmosphäre durch organische Tischformen, Pflanzen im
Raum oder Raumaufteilung erreicht werden. Das Bereitstellen
von Bestecken auf den Tischen kann ebenfalls die
Geräuschkulisse vermindern.
Implementierung einer Lehrküche
Die Lehrküche besteht ergänzend zum Mittags- und Imbissangebot.
Mandy Frömmel
Stand 28.2.18
So könnten z.B. einzelne Komponenten der Tagesspeisen von den
Schülern vor- bzw. zubereitet werden, etwa Gemüse, Salat oder
Desserts.
Der Schulimbiss/ Kiosk sollte in der Verantwortung einer im
Rahmen einer schuleigenen Profilierung gegründeten
Schülerfirma sein, welche vor allem den Service im Kiosk
übernimmt. Gleichzeitig soll ein in der Lehrküche/alternativen
Küche zubereitetes Angebot an Speisen das gesunde Angebot
im Kiosk ergänzen, z.B. belegte Brötchen, Bagels, Salate,
vegetarische Snacks, Wraps etc.
- Insbesondere ist auf das gesunde und nachhaltige Sortiment
beim Getränke- und Süßwarenangebot zu achten. „Coffee to go“
sollte nicht in Wegwerf-Bechern ausgegeben werden, sondern es
soll ein schuleigenes System an wiederverwendbaren Bechern
oder beispielsweise auch ein Refill-System für Wasser und
andere Softdrinks erarbeitet werden.
- Die Schüler übernehmen unter Anleitung und Begleitung von
geschultem Personal die Verantwortung für alle im System des
Schulkiosk anfallenden Aufgaben (Planung der angebotenen
Pausenversorgung/ Einkauf und Kalkulation/ Zubereitung/
Service und Kasse bis hin zum Aufräumen und Saubermachen
von Küche und Kiosk.
Nutzung der Lehrküche im Rahmen von Ganztagsangeboten
Unabhängig, aber dies auch ergänzend, kann die Lehrküche auch im
Rahmen von Ganztagsangeboten genutzt werden.
Der Vorteil hierbei ist, dass die Schüler nicht an einen festen
Speiseplan gebunden sind und projektbezogen arbeiten könnten. Es
kann Wissen rund um das Lebensmittel vermittelt (Warenkunde,
Technologie, Sensorik, Ernährungsphysiologie, Mikrobiologie) und
dies praktisch umgesetzt werden, z.B. Getreide mahlen, Sauerteig
herstellen, Brot backen, Smoothies herstellen…
- Die Schüler können ihre Sinne schulen und wieder den Ursprung
unserer Nahrung erlernen. Ergänzen kann man dies z.B. mit
Mandy Frömmel
Stand 28.2.18
sensorischen Vergleichen des handwerklich hergestellten mit
industriell hergestellten Lebensmitteln. Die Schüler könnten
Rezeptkarten erstellen, welche in der Schule verteilt werden oder
ein Kochbuch erarbeiten. Die hergestellten Lebensmittel können
z.B. in der Klasse gemeinsam verkostet werden oder auch
ergänzend zum Imbiss bzw. Mittagsangebot ausgegeben werden.
Mögliche Projekte wären, z.B „Grüne Smoothies“, „Brot backen
mit echtem Sauerteig“, „Joghurt selbst herstellen“,
„Kräuterlimonade mit Kräutern aus dem Schulgarten“..
- Die Schülerinnen und Schüler erhalten eine Hygieneschulung.
Unfallprävention und Unfallversicherung werden durch die UK
Sachsen abgesichert. Hierzu wird in einer eigenen Steuergruppe
„Küche“ innerhalb von „Schule mit Herz“ gearbeitet.
- Angestrebt ist auch die Einbindung von Kooperationspartnern
am Standort (z.B. „Essbare Stadt“ oder das Angebot von
AnnaLinde e.V. oder der „Heldenküche“ bis hin zum Projekt
„Essbarer Palmengarten“, einem gemeinnützigen Projekt in
Zusammenarbeit mit Menschen mit Behinderung) Eine
Kooperation mit Frau Claudia Friedrich von der „Heldenküche“
für Projektwochen in diesem Schuljahr sind aufgebaut.
- Zudem sind ein Schulgarten zum Anbau von Gemüse und Obst
sowie eine Bienenzucht am Standort Karl-Heine-Str. angedacht.
Ziele:
-
Haltungen entwickeln zu gesunder Ernährung und zum
nachhaltigen und schonenden Umgang mit Lebensmitteln, zur
Müllvermeidung, zum Wegwerfen von Essen etc.
- Verantwortungsvolles Handeln für sich und andere –
sinnstiftendes Handeln und auch Lernen
- projektorientiertes und vor allem fächervernetztes Lernen
(Lehrplaninhalte aus Fächern wie Biologie/ Chemie/
Mathematik/ der gesellschaftswissenschaftlichen Fächer etc.)
- Aufbau von grundlegenden Kompetenzen, vor allem im Bereich
der Sozialkompetenzen
Mandy Frömmel
Stand 28.2.18
Im kürzlich veröffentlichten Präventionsradar der DAK 2016/17,
welcher in einer aktuellen Studie gesundheitsrelevante Aspekte
bei Kindern und Jugendlichen zwischen zehn und achtzehn
Jahren untersuchte, wird konstatiert, dass Schüler sich schlecht
ernähren. Rund die Hälfte der Schüler isst täglich kein Obst oder
Gemüse, sondern greift zu Fast-Food und neigt zu Übergewicht.
Auch frühstücken viel zu wenige Schüler zu Hause (in der 9.
und 10. Klasse nur noch jeder zweite Schüler). Zudem sind
Energiedrinks auf dem Schulhof immer beliebter. Jeder 5.
Schüler gab an, die Wachmacher vor und während der Schule zu
trinken. Dies sind alles alarmierende Zeichen, dass es dringend
nötig, geeignete Konzepte (auch der Prävention) zu entwickeln
und an Schule zu implementieren.
Unsere „Küche“ kann und soll dafür einen entscheidenden
Beitrag leisten. „Denn nur wer rechtzeitig lernt, was einen
gesunden Lebensstil ausmacht, hat die Chance ein Leben lang
gesund zu bleiben“ heißt es im Präventionsradar.
Dieses Projekt geht mit einem lernförderlichen, nachhaltigen
und ressourcenschonenden Konzept noch weit darüber hinaus
und kann beispielgebend sein für Entwicklung von Schule auch
an anderen Standorten.
Das Projekt/Konzept als Beitrag für die Implementierung
von BNE im schulischen Kontext
Im Nationalen Aktionsplan BNE ist im Handlungsfeld III
(Lernort/Sozialraum, Kooperation und BNE) als 4. Ziel Schule
als nachhaltige Bildungseinrichtung festgeschrieben.
„Ziel ist es, das Schulleben ganzheitlich und systemisch am
Denken und Handeln im Sinne der nachhaltigen Entwicklung
auszurichten. Kommunen in ihrer Rolle als Schulträger setzen
sich für eine Unterstützung der Schulen als nachhaltig handelnde
Bildungseinrichtungen ein. Dabei sind geeignete
Handlungsspielräume zu berücksichtigen.“ (zit. aus Nationaler
Aktionsplan BNE, S. 34)
Mandy Frömmel
Stand 28.2.18
Der Lernort und Sozialraum Schule sollte dabei als
Handlungsfeld für nachhaltige Entwicklung verstanden werden.
Als Beispiele werden hierbei unter anderem die
Schulverpflegung, der Schulkiosk, nachhaltige Beschaffung oder
auch der Schulgarten genannt.
Unser Konzept „Klasse(n) kochen!“ kann hier einen
entscheidenden Beitrag zur Umsetzung dieses Zieles leisten.
Möglich ist dies auch im Rahmen einer schuleigenen
Profilierung, welche mit der überarbeiteten Schulordnung
Gymnasien, die ab 1.8.18 in Kraft tritt, möglich wird.
Zusammen mit externen Kooperationspartnern und dem LehrerTeam der Schule sollen sich die Schüler dabei in einzelnen
Bausteinen unter anderem zu den Themen "Gesunde
Ernährung", "Biologische Landwirtschaft", "Regional
produzierte Lebensmittel", "Abfallvermeidung" und
"Ressourcenschonende Menü- und Einkaufsplanung" aktiv,
lebensnah und sinnstiftend auseinandersetzen. Dies geschieht
zum einen durch gemeinsame Workshops mit Partnern, durch
die Gründung einer aktiv und nachhaltig arbeitenden
Schülerfirma, durch das Lernen und Handeln an
außerschulischen Lernorten und im gemeinsamen Wirken mit
Kooperationspartnern und vor allem durch die Teilhabe beim
gemeinsamen Kochen mit unterschiedlichen Kochkonzepten.
Kinder und Jugendliche müssen beteiligt werden, damit die
jüngere Generation Gegenwart und Zukunft aktiv mitgestaltet.
Ein weiteres Ziel hierbei ist im Nationalen Aktionsplan BNE
innerhalb des Handlungsfeldes V: Partizipation und BNE fest
verankert:
„Die Länder unterstützen im Rahmen ihrer Zuständigkeiten das Ziel
einer offenen […] Schule in der alle schulischen Akteure
(Schülerinnen und Schüler, Schulleitungen, Lehrkräfte, pädagogische
Fachkräfte, Schulfördervereine, Eltern, Schulträger) gestärkt werden,
partizipativ zusammenzuwirken und aktiv außerschulische
Partnereinbeziehen und mit diesen kooperieren. Im Lern- und
Mandy Frömmel
Stand 28.2.18
Lebensort Schule sind Aktions- und Freiräume geschaffen, den
Kindern und Jugendlichen Selbstwirksamkeit, Kompetenzzuwachs
und Anerkennung im Sinne von BNE ermöglichen. Dafür bedarf es
keiner vereinzelten Projekte, sondern einer strukturellen Verankerung
im Lernort Schule [...]“ (zit. aus Nationaler Aktionsplan S. 37-38)
Als geeignete Maßnahmen, dieses Ziel umzusetzen, werden
innovative Formen der Beteiligung genannt, welche die Mitwirkung
insbesondere der Schülerinnen und Schüler an einer nachhaltigen
Gestaltung des Lernortes Schule ermöglichen. Dabei sollen sich
Schulen verstärkt dafür einsetzen, dass Schülerinnen und Schülern
(u.a. in ihrer Rolle als Change Agents) sowohl im Rahmen des
Unterrichts als auch in Projekten die Möglichkeit gegeben wird, selbst
Verantwortung zu übernehmen, Maßnahmen selbst zu planen und
umsetzen zu können. Eine Methode könnte sein, den Ansatz der
Realexperimente und Mikroprojekte zu wählen, um Partizipation
und Eigenverantwortlichkeit im Sinne von BNE zu fördern.
Durch das Konzept „Klasse(n) Kochen!“ kann auch diese Zielsetzung
erreicht werden und als Good-Practice- Beispiel dienen. Dabei wird
es als ein wichtiger Teil verstanden innerhalb eines avisierten
Schulkonzeptes „Gesunde und nachhaltige Schule“.
Voraussetzungen und Gelingensbedingungen
für das vorliegende Konzept:
Von Seiten des Schulträgers:
- Prüfen der Möglichkeit der Vergabe der Schulspeisung an ein
Catering-Unternehmen an der Schule in der Karl-Heine-Str. bzw.
schon ab Schuljahr 2019/20 (mit der erworbenen Eigenständigkeit des
Gymnasiums) im Interimsgebäude Uhlandstr. 28, welches mit seiner
gesamten auf Nachhaltigkeit und regionale Produkte angelegte
Unternehmenskultur am ehesten den angestrebten Inhalten
unseres Konzeptes entspricht.
Mandy Frömmel
Stand 28.2.18
- Planung und Bau einer Lehrküche/alternativen Küche im
Mensabereich (offene Küche mit Glasabtrennung?) Ausstattung der
Küche mindestens mit Küchenzeile (Herd, Backofen), Tresen zum
Vorbereiten der Speisen, Spüle,
Handwaschbecken/Desinfektionswaschbecken
- Bauliche Maßnahmen: Wasser-/Abwasseranschlüsse/
Starkstromanschlüsse/ einfache Lüftung
Von Seiten des Landesamtes für Schule und Bildung:
- Prüfung des vorgelegten Konzeptes und dessen Implementierung als
projektorientiertes Lernen innerhalb des avisierten Schulkonzeptes
sowie einer schuleigenen Profilierung.
Abschließende Grundprämisse
Wir verstehen uns als eine Schule mit hohem Anspruch an den
Erziehungs-und Bildungsauftrag mit dem Ziel der Vermittlung
einer gymnasialen Bildung, die solide, vielfältig und
zukunftsorientiert ist. Dabei sollen sowohl die Entwicklung
aktiver und gesunder, selbst- und verantwortungsbewusster
Persönlichkeiten, als auch die Fähigkeit zu sozialem Miteinander
und friedlichem Gemeinwohl gefördert werden.
Gelingen sollte dies mit Mut, Visionen zu entwickeln, mit Kraft, die
an richtigen Stellen investiert wird und mit der Zuversicht, dass ein
gemeinsames Ziel erreicht werden kann. Es ist an der Zeit, gerade
auch innerhalb eines staatlichen Schulsystems, welches so viel
Potential beinhaltet, „Schule neu zu denken“ im Hinblick auf
zukünftige Aufgaben. Visionen und neue Ideen werden oft mit einem
„Aber“ bedacht, nur sollte man dieses „Aber“ durch ein konstruktives
„Und“ ersetzen und gemeinsam nach Lösungen suchen.
Im gemeinsamen Diskurs und im wertschätzenden Miteinander kann
vieles bewegt werden. Dies ist unser Anspruch.
Bleiben Sie bitte mit uns weiterhin im Gespräch!
Mandy Frömmel
Stand 28.2.18
Mandy Frömmel
Stand 28.2.18