Daten
Kommune
Leipzig
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1294461.pdf
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277 kB
Erstellt
04.07.17, 12:00
Aktualisiert
25.06.18, 16:44
Stichworte
Inhalt der Datei
Antrag Nr. VI-A-04541
Status: öffentlich
Eingereicht von
CDU-Fraktion
Betreff:
Benennung einer Straße/eines Platzes nach dem Kanzler der Deutschen Einheit, Dr.
Helmut Kohl
Beratungsfolge (Änderungen vorbehalten):
Gremium
voraussichtlicher
Sitzungstermin
Zuständigkeit
Ratsversammlung
FA Umwelt und Ordnung
FA Allgemeine Verwaltung
Verwaltungsausschuss
23.08.2017
05.09.2017
05.09.2017
06.09.2017
Verweisung in die Gremien
1. Lesung
1. Lesung
1. Lesung
Beschlussvorschlag:
I.
Die Stadtverwaltung wird beauftragt, einen Vorschlag zur Benennung einer Straße bzw.
eines Platzes nach Dr. Helmut Kohl so rechtzeitig vorzulegen, dass der Stadtrat zeitnah zum
ersten Todestag im Juni 2018 darüber beschließen kann.
II.
Vorzugsweise soll folgender Benennungsort geprüft werden: Platz vor dem Neuen
Messegelände,
begrenzt
durch
CCL,
Messehallen,
Messeverwaltung
und
Straßenbahnhaltestelle.
Begründung:
I.
Warum Leipzig einen Platz nach Helmut Kohl benennen sollte
Helmut Kohl, Kanzler der Deutschen Einheit und Vater des Euros, hat Europa,
Deutschland - insbesondere aber die Mitte Deutschlands und damit Leipzig - entscheidend
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geprägt. Das Leben jedes einzelnen Leipzigers - egal ob jung oder alt - wäre ohne sein
Wirken vollständig anders verlaufen. Ihm gelang es, mit großem diplomatischem Geschick
zu verwirklichen, was mutige Leipziger im Herbst 1989 auf der Straße forderten: „Freiheit!“
„Wir sind das Volk!“ „Wir sind ein Volk!“ Leipzig hat sich heute zu einer freien,
demokratischen und (wieder) wunderschönen, blühenden, wachsenden Stadt mit hoher
Lebensqualität entwickelt. Ohne Helmut Kohl wäre diese Entwicklung nicht vorstellbar.
Bundeskanzler Helmut Kohl bekannte sich Anfang der 80er-Jahre ausdrücklich zum im
Grundgesetz verankerten Ziel der Deutsche Einheit, als viele andere europäische, aber auch
westdeutsche Politiker diese schon längst als „Schreckgespenst eines aufstehenden
Großdeutschlands“
zu den Akten gelegt und abgeschrieben hatten. Im Herbst 1989
überraschte ihn deshalb die Forderung der Menschen in der DDR nach der staatlichen
Einheit als Weg zu Demokratie und Wohlstand nicht, die Forderung kam vielmehr seiner
eigenen Intention entgegen. Wie die große Mehrheit der Menschen in der DDR wollte Helmut
Kohl die Deutsche Einheit – auch als andere noch zögerten. Er erkannte die Gunst der
Stunde und nutze die historische Gelegenheit, die sich ihm aufgrund der von Leipzig
ausgehenden friedlichen Revolution und aufgrund des politischen Tauwetters in der
Sowjetunion bot. Allein dies, allein sein unbedingter Wille zur staatlichen Einheit und seine vielleicht auch als Student der Geschichte erworbene - analytische Fähigkeit, in den
Ereignissen des Jahres 1989 die historische Gelegenheit zur Einigung Deutschlands zu
erkennen, hätte aber noch nicht ausgereicht. Helmut Kohl ist auch deshalb der Kanzler der
Deutschen Einheit, weil er durch seine Politik in den 80er Jahren die wesentliche
Voraussetzung für die erforderlichen Verhandlungen mit den Siegermächten des Zweiten
Weltkrieges und den Nachbarstaaten Deutschlands geschaffen hat: Vertrauen. Das
Vertrauen der Vereinigten Staaten von Amerika hatte er gewonnen, indem er den NatoDoppelbeschluss unterstützt hatte.
Fortsetzung
von
Brandts
Das Vertrauen der Sowjetunion hatte er durch die
Entspannungspolitik
und
die
Unterstützung
von
Abrüstungsinitiativen gewonnen. Frankreichs Präsident François Mitterrand hatte er durch
seinen unbedingten und stetigen Willen zur Aussöhnung mit dem einstigen Erzfeind und mit
seinem ebenso unbedingten Einsatz für die Einigung Europa überzeugt. Polen schließlich
gewann er - darauf wies zuletzt EU-Ratspräsident Donald Tusk im Rahmen des Traueraktes
in Straßburg hin -, weil er immer wieder betonte, dass die ersten Risse in der Berliner Mauer
den Werftarbeitern in Danzig zu verdanken sind. „Für mich sind deutsche Einheit und
europäische Einigung zwei Seiten derselben Medaille“, sagte Helmut Kohl und man
vertraute ihm - im Osten und im Westen Europas sowie weltweit.
Als Architekt der Deutschen Einheit hatte Dr. Helmut Kohl
zu Leipzig, der Stadt der
friedlichen Revolution, eine besondere Beziehung. Auch privat: Seine Frau Hannelore
Kohl, mit der er 41 Jahre lang verheiratet war, stammte aus Leipzig und verbrachte die
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ersten 12 Jahre ihres Lebens hier. Mehrfach vor dem Fall der Mauer, zuletzt 1986
gemeinsam mit seiner Frau, hatte er die Stadt privat besucht. Ihm lag Leipzig „am Herzen“ .
Die Leipziger haben dies gespürt. Seine Rede am 14.März 1990 auf dem „Platz vor der
Oper“, damals Karl-Marx-Platz, heute Augustplatz, vor 320.000 begeisterten Menschen
wird allen, die dabei waren, unvergessen bleiben.
Helmut Kohl am 14. März 1990 auf dem Augustusplatz in Leipzig: „ Das Ziel die Einheit Deutschlands zu
vollenden, ist nun zum Greifen nahe. Die Leipziger haben es sich erstritten.“
Leipzig steht deshalb ein Helmut-Kohl-Platz gut zu Gesicht.
II.
Warum der Platz vor der Neuen Messe „Helmut-Kohl-Platz“ heißen sollte
Der Bau der Neuen Leipziger Messe wurde durch die damalige Bundesregierung unter
Leitung von Helmut Kohl in erheblichem Maß gefördert und war erst durch diese Mittel
finanzierbar. So wurde die Neue Leipziger Messe bei ihrer Eröffnung 1996 tatsächlich eine
der ersten „blühenden Landschaften“ in und um Leipzig.
Sie ist heute einer der wichtigsten Orte des Wirtschaftslebens unserer Stadt und hat durch
das
vielfältige
Messe-
und
Kongressgeschäft
nicht
nur
örtliche,
sondern
auch
gesamtdeutsche und internationale Bedeutung und Ausstrahlung. Deshalb ist dies ein
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würdiger Ort, um an den großen Europäer und Kanzler der Deutschen Einheit Helmut
Kohl zu erinnern.
Der Platz vor dem Messegelände hat bis heute noch keinen Namen. Die südliche
Verkehrsfläche gehört zu der am Messebahnhof beginnenden Merkurpromenade, die
nördliche Verkehrsfläche ist offensichtlich unbenannt. Mit der Benennung als Helmut-KohlPlatz könnten das CCL, die angrenzenden Messehallen und die Messeverwaltung diesem
adressmäßig zugeordnet werden.
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