Daten
Kommune
Leipzig
Dateiname
1228893.pdf
Größe
105 kB
Erstellt
29.11.16, 12:00
Aktualisiert
20.08.18, 20:48
Stichworte
Inhalt der Datei
Neufassung Nr. VI-A-02900-NF-02
Status: öffentlich
Beratungsfolge:
Gremium
Termin
Zuständigkeit
Jugendparlament
Vorberatung
FA Kultur
Vorberatung
FA Umwelt und Ordnung
Vorberatung
FA Wirtschaft und Arbeit
Vorberatung
Ratsversammlung
Beschlussfassung
Eingereicht von
Fraktion Bündnis 90/Die Grünen
Betreff
Regionale Bioprodukte kommunal fördern
Beschlussvorschlag:
1. Der Stadtrat beschließt die Beauftragung einer Konzeption „Stärkung des regionalen und
biologischen Lebensmittelmarktes und gesunder Ernährung in Leipzig“ im Jahr 2017.
Es werden in der Konzeption als Aufgaben- und Zielstellungen berücksichtigt:
• Analyse des Ist-Zustandes und der Potenziale im Bio- und Regionalmarkt in Leipzig
• Aussagen und Empfehlungen zur Stärkung des vorhandenen regionalen und biologischen
Lebensmittelmarktes, ggf. zum Aufbau einer Steuerungsgruppe und zur Durchführung eines
jährlichen Branchentreffens
• Aussagen und Empfehlungen zur Stärkung gesunder Ernährung in Leipzig
• Prüfung und Empfehlungen zu einem Beitritt der Stadt Leipzig zum Netzwerk Bio-Städte
2. Der Stadtrat beschließt die Beförderung biologischer Landwirtschaft auf stadteigenen Flächen
nach den Vorgaben der EU-Öko-VO bei Neuverpachtung.
3. Der Stadtrat beauftragt die Stadtverwaltung mit der Bereitstellung eines prozentualen
Mindestangebotes bei allen etablierten Leipziger Marktereignissen für Erzeuger und Verkäufer von
Speisen und Getränken nachhaltiger Herkunft (Bio und regional und Fair-Trade). Dazu ist eine
Anpassung der Marktsatzung vorzunehmen.
4. Der Stadtrat beauftragt die Stadtverwaltung mit dem zukünftigen Betreiber der Markthalle zum
geeigneten Zeitpunkt ein Konzept zu entwickeln für ein nachhaltiges Angebot (Bio und regional und
Fair-Trade) in der geplanten Markthalle am Wilhelm-Leuschner-Platz.
5. Der Stadtrat empfiehlt der Stadt Leipzig und den Eigenbetrieben eine Selbstverpflichtung bei der
Lebensmittelverwendung und -verwertung aus regionaler Herkunft zu mindestens 50 % und
mindestens 20 % in Bio-Qualität.
Sachverhalt:
Bio-Produkte gewinnen gegenüber konventionell hergestellten Produkten immer stärker an
Bedeutung, da sie die Gesundheit der Menschen, der Tiere und der Umwelt stärken und nicht
gefährden.
Herstellung und Handel von regionalen Bio-Produkten sind ein stark wachsender Markt. Wenn diese
Produkte da verkauft werden können, wo sie produziert werden, können lange Transportwege
vermieden werden und wird die wirtschaftliche Entwicklung der Region gestärkt. Neben Bio-Bauern
in Leipzig und in der Region, gibt es in Leipzig eine Vielzahl von privaten Initiativen, Kooperativen,
solidarischer Landwirtschafts-, Garten- und Ernteprojekten oder Regionalmärkten (z. B. die
foodassembly) die ihre Produkte zu einem Teil in Leipzig anbieten.
Es gibt dafür zur Orientierung der Verbraucher und Verbraucherinnen einen FairtradeEinkaufsführer (mit Ausweisung regionaler Angebote).
Es gibt schon ein Angebot von frischen Erzeugnissen von Bio-Bauernhöfen (z. B. Das Herbarium),
es gibt verschiedene Bildungsprojekte (z. B. den Wettbewerb Grüne Schule, den Stadtgarten
Connewitz), den Wettbewerb Naturnaher Kleingarten, den Gemeinschaftsgarten Annalinde, Erntemich, die Pflege und Saftproduktion von heimischen Streuobstwiesen (z. B. durch den NABU und
den Ökolöwen). Der Grüne Ring Leipzig und die Initiative LeipzigGrün leisten dafür wertvolle
unterstützende Lobbyarbeit.
Für eine weitere Aufwertung und Stärkung des im besonderen Wachstum begriffenen
Wirtschaftszweiges (Nachfrage nach biologischen und gesunden, teilweise un- oder gering
verarbeiteter Lebensmittel mit regionaler Herkunft) mit kurzen Lieferwegen und geringer Lagerzeit
sind in Leipzig Kooperationen nötig, z. B. indem die Vermarktungsstrukturen unterstützt werden.
Alle Akteure brauchen eine Kommunikationsebene, die analog der Steuerungsgruppe Fair-TradeTown aufgebaut werden könnte. Für die erfolgreiche Zusammenarbeit und die direkte
Verwaltungsanbindung wie in der Steuerungsgruppe Fair-Trade-Town ist aus Erfahrung ein
Ansprechpartner in der Stadtverwaltung notwendig. Eine Mitgliedschaft der Stadt Leipzig im
Netzwerk Bio-Städte wäre dann ggf. in der Zukunft möglich.
Leipzig besitzt ca. 2.000 ha landwirtschaftliche Eigentumsflächen. Der Anteil an ökologischer
Bewirtschaftung liegt bei 10 % - dieser Wert hat sich seit 2001 nicht verändert. Der Anteil ist weiter
sehr gering, obwohl die Stadt Leipzig den Bio-Landbau und den Umbau weiterer Flächen auf ihren
Flächen bei Neuverpachtung per Stadtratswillen seit Jahren fördert. Hier braucht es auch noch
weitere deutliche Zeichen der Kommune als Flächeneigentümerin.
Für die Erzeuger, die kommunale Flächen pachten und bearbeiten und auf biologische Produktion
umsteigen wollen, wäre eine Willensbekundung des Stadtrats ein wichtiges Signal. Aber nicht alleine
Beschlüsse oder Vorgaben sind die nötige Unterstützung, sondern auch ein Unterstützungsnetzwerk
und Hilfestellungen bei der Vor-Ort-Vermarktung der Produkte. Hier bieten sich die Marktereignisse
in Leipzig an. Insbesondere nach Bio-Standards hergestelltes Getreide (und deren Produkte)
Gemüse, Streuobst, Eier, Milch, Fleisch und Getränke werden regional in großer geschmacklicher
Vielfalt sorgfältig hergestellt. Die Erzeuger und Erzeugerinnen und die Verbraucher und
Verbraucherinnen werden von einer gezielten Unterstützung der Kommune durch das Marktamt
profitieren. Insofern sollte die Leipziger und regionale Landwirtschaft auf allen Märkten in Leipzig ein
Angebot bereithalten. Damit werden regionale Vielfalt und Spezialitäten wieder präsenter werden.
Leipzig sieht sich als Fair-Trade-Kommune auch in der Verantwortung für die Förderung und die
Verwertung von Lebensmittel und anderen Produkten aus fairem Handel. Dabei kommt dem
Angebot auf saisonalen Märkten und Frischmärkten eine zentrale Rolle zu.
So wie sich in den Kantinen das Angebot vegetarischer Gerichte durchgesetzt hat, sollte nun auch
der wachsenden Nachfrage der Verbraucherinnen und Verbraucher nach einer Essensversorgung
durch regionale und biologisch produzierte Lebensmittel entsprochen werden. Hierzu sollten die
Küchen in den Eigenbetrieben der Stadt und die Rathaus-Kantine mit regionalen Produzenten ins
Gespräch gehen.