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Vorlage-Sammeldokument

Daten

Kommune
Leipzig
Dateiname
1326025.pdf
Größe
97 kB
Erstellt
16.10.17, 12:00
Aktualisiert
06.12.18, 17:37

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Inhalt der Datei

Antrag Nr. VI-A-04949 Status: öffentlich Eingereicht von Seniorenbeirat Leipzig Betreff: Erhalt und Pflege des Kulturgutes "Alter Johannisfriedhof" Beratungsfolge (Änderungen vorbehalten): Gremium voraussichtlicher Sitzungstermin Ratsversammlung FA Kultur FA Umwelt und Ordnung FA Stadtentwicklung und Bau Zuständigkeit Bestätigung Vorberatung Vorberatung Vorberatung Beschlussvorschlag: 1. Die Stadt bekennt sich zur Erhaltung der wertvollen Denkmalsubstanz des historischen Johannisfriedhofs. 2. Der Oberbürgermeister wird beauftragt, ein Konzept zum Erhalt und zur Pflege der Denkmale des Johannisfriedhofs zu erarbeiten (Termin: 2. Quartal 2018). 3. Das Konzept enthält die Bereitstellung der erforderlichen Mittel für die grundhafte gärtnerische und denkmalpflegerische Sanierung der noch erhaltenen drei Abteilungen des historischen Friedhofs. 4. Ab dem Haushaltsjahr 2019 erfolgt die Aufnahme der erforderlichen Mittel für die kontinuierliche Unterhaltung der gesamten musealen Parkanlage in den Haushaltsplan der Stadt Leipzig. Sachverhalt: Der Alte Johannisfriedhof ist stadtgeschichtlich von höchster Bedeutung. Hier ruhen viele bekannte Persönlichkeiten der Leipziger Geschichte. Auch überregional findet der Friedhof Beachtung. Touristen aus dem In- und Ausland besuchen den Friedhof. Sowohl gärtnerisch als auch aus denkmalhistorischer Sicht ist der Friedhof in einem äußerst schlechten Zustand. Es findet ein ständiger Verfall statt. Um diesen abzuwenden, ist dringend eine Restaurierung erforderlich. Zudem sind die Abteilungswände durchnässt, wodurch die wertvollen Epitaphien gefährdet sind. Es gibt des Öfteren Vandalismus und Zerstörung von historischen Grabplatten. Auch gibt es keine Tafeln in der näheren Umgebung, die auf den Friedhof hinweisen. Dieser Zustand soll beendet werden, damit dieser wertvolle Schatz Leipziger Geschichte erhalten bleibt. Eine erste Spende für diesen Zweck (fünfstellig) an die Stadt Leipzig erfolgte bereits. 1/3 Zur kulturhistorischen Bedeutung des Alten Johannisfriedhofs Der Alte Johannisfriedhof ist der einzige historische Friedhof, der seit dem Beginn des 20. Jahrhunderts nur noch als museale Parkanlage genutzt wird. Diese zeichnet sich durch großzügige Rasenflächen und Baumbestände aus. Sowohl auf den Rasenflächen als auch an den Mauern befinden sich wertvolle historische Grabsteine. Der Friedhof ist berühmt für seine Epitaphien, darunter einige stark verwitterte Renaissanceplatten und Epigramme auf barocken Grabsteinen. Auf dem Friedhof sind etwa 400 Grabmale zu sehen, die eine interessante Abfolge Leipziger Grabmalkunst aus Barock, Klassizismus und Historismus darstellen. Bemerkenswert ist die Vielfalt der Gestaltungselemente und Symbole an den Grabstätten verschiedener Jahrhunderte. Auf dem Gelände des Alten Johannisfriedhofs befindet sich heute auch ein Lapidarium mit Grabmonumenten des verstaatlichten Neuen Johannisfriedhofs, dem heutigen Friedenspark. Dazu zählen Grabmale der Sammelgrabstätte der Leipzig Universität, die Grabdenkmale von Anton Philipp Reclam sowie der Verlegerfamilie Brockhaus und anderer Persönlichkeiten. Berühmte Bürgermeister, wie Wilhelm Otto Koch und Carl Bruno Tröndlin oder Kämpferinnen der Frauenbewegung, wie Auguste Schmidt oder Luise Otto-Peters, der Gründer des ElsterSaale-Kanal-Vereins und Förderer der Industrialisierung von Leipzig-Plagwitz Karl Erdmann Heine gehören dazu. Der Alte Johannisfriedhof ist eine Stätte zur Ehrung bedeutender Leipziger Persönlichkeiten. Hier ruhen unter anderem: - die bedeutenden Leipziger Kaufmanns-, Handels- oder Bankiersfamilien Frege, Dufour, Apel, Harkort und Grassi - Goethes Jugendfreundin während seiner Studienzeit in Leipzig Anna Katharina Kanne, geb. Schönkopf (Käthchen Schönkopf) - der Mitbegründer der Schrebergartenbewegung Ernst Innocenz Hauschild - Mutter und Schwester Richard Wagners Johanna Rosina Wagner und Johanna Rosalie Marbach, geb. Wagner - Die Teilnehmer an der Völkerschlacht von 1813 John Motherby, Karl Friedrich Friccius und Abraham Philipp Rudolph von Goerne - bedeutende Künstler wie Franz Matthias von Treuenfeld und Karl Theodor Küstner - Direktoren der Leipziger Ratsfreischule Johann Christian Dolz und Karl Gottlieb Plato Zur Geschichte des Alten Johannisfriedhofes Die älteste kommunale Begräbnisstelle Leipzigs wurde im Jahre 1536 vom Herzog Georg zum allgemeinen Begräbnisplatz der Stadt bestimmt. Hier spiegelt sich die Leipziger Stadtgeschichte auf besonders anschauliche Weise wider: Die Genossenschaft der Leprakranken erwarb 1278 Land vor dem Grimmaischen Tor, um darauf ein Hospital zu errichten. Die erstmals 1305 urkundlich erwähnte Kapelle auf diesem Gelände war Johannis dem Täufer, dem Schutzheiligen der Leprakranken, geweiht. Die erste Friedhofsanlage umschloss die Kapelle und später die Johanniskirche, deren neobarocker Neubau im 2.Weltkrieg zerstört wurde. Nach 1476 vergrößerte man den Friedhof rund um das Hospital nach Osten um weitere 3 Sektionen, da nun, auf Anweisung des Kurfürsten, auch Leipziger ohne Bürgerrecht dort bestattet werden sollten. Zwischen 1536 und 1846 war der Johannisfriedhof die alleinige Begräbnisstätte der Stadt. Dadurch sind sehr viele prominente Persönlichkeiten der Stadt hier begraben. Der Dichter Christian Fürchtegott Gellert und der Thomaskantor Johann Sebastian Bach wurden hier ursprünglich bestattet. Der Zeichenlehrer J. W. Goethes, Direktor der Zeichenakademie Adam Friedrich Oeser oder dessen Tochter Friederike, der Kunstsammler Gottfried Winckler, 2/3 der Bildungsbürger Friedrich Rochlitz, die Verlegerfamilie Breitkopf, die Kupferstecher Bause und Stock, der Prediger Zollikofer, Richard Wagners Mutter und seine Schwester Rosalie die Liste der hier ruhenden prominenten Toten Leipzigs ist unendlich lang und zeugt davon, wie viel Kulturgeschichte sich in den über sechs Jahrhunderten an diesem Orte angesiedelt hat. 1850 wurden die Sektionen 1 und 2 um die Kirche säkularisiert und zum heutigen Johannisplatz umgebaut. Bis zur letzten Beerdigung 1883 wurde der Friedhof systematisch gen Osten erweitert. 1981 wurde der Friedhof wegen der beginnenden Sanierungsarbeiten für die Öffentlichkeit geschlossen. Danach erfolgte ein fortschreitender Verfall. Nach der Säkularisation des Neuen Johannisfriedhofs wählten Denkmalpfleger etwa 120 Einzelobjekte mit stadt- und kunstgeschichtlicher Bedeutung aus, welche auf dem Alten Johannisfriedhof ausgestellt werden sollten. Bereits beim unsachgemäßen Transport kam es zu erheblichen Schäden. Der überwiegende Teil der Grabmale lagerte schließlich 23 Jahre lang unter freiem Himmel. Durch Diebstahl und Vandalismus waren weitere Verluste zu beklagen. Im Jahr 1991 waren noch 58 Grabmale vorhanden, konnten saniert und im südöstlichen Teil des Alten Johannisfriedhofs entlang der Prager Straße aufgestellt werden. Der denkmalgeschützte Alte Johannisfriedhof wurde als museale Parkanlage am 21. Juni 1995 wieder der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Anlagen: 3/3