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Vorlage-Sammeldokument

Daten

Kommune
Leipzig
Dateiname
1383518.pdf
Größe
1,1 MB
Erstellt
28.03.18, 12:00
Aktualisiert
09.05.18, 21:46

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Inhalt der Datei

Ratsversammlung Beschlussvorlage Nr. VI-DS-05678 Status: öffentlich Eingereicht von Dezernat Kultur Betreff: Veranstaltungen zum 30. Jahrestag der Friedlichen Revolution 9. Oktober 2019 Beratungsfolge (Änderungen vorbehalten): Gremium voraussichtlicher Sitzungstermin Dienstberatung des Oberbürgermeisters FA Kultur FA Finanzen FA Wirtschaft und Arbeit Ratsversammlung Zuständigkeit Bestätigung 20.06.2018 Beschlussfassung Beschlussvorschlag: 1. Die Stadt Leipzig begeht den 30. Jahrestag der Friedlichen Revolution in herausragender Weise. Die zentralen Veranstaltungen am 9. Oktober 2019 sind der gemeinsame Empfang von Stadt, Sächsischem Landtag und Sächsischer Staatsregierung, das Friedensgebet und die „Rede zur Demokratie“ in der Nikolaikirche, sowie das Lichtfest um den Innenstadtring. 2. Die inhaltliche Verantwortung für die thematischen Schwerpunkte des Lichtfestes sowie der begleitenden Programme obliegt der Initiativgruppe „Tag der Friedlichen Revolution – Leipzig 9. Oktober 1989“. Die künstlerische und organisatorische Verantwortung für das Lichtfest trägt die Leipzig Tourismus und Marketing GmbH (LTM). 3. Es wird ein Kuratorium „Lichtfest“ unter dem Vorsitz des Oberbürgermeisters berufen. Das Kuratorium berät die Initiative 89 und die LTM GmbH bei der Programmgestaltung. Das Kuratorium tagt mindestens zweimal (November 2018, II. Quartal 2019). Dem Kuratorium sollten neben dem Oberbürgermeister angehören: die Beigeordnete für Kultur der Beigeordnete für Umwelt, Ordnung und Sport, je eine ein Vertreterinnen/ ein Vertreter der Fraktionen im Leipziger Stadtrat der Polizeipräsident der Stadt Leipzig drei Vertreterinnen/ Vertreter aus dem Bereich der Unterstützer/ Sponsoren des Lichtfestes 2019. 4. Für die Veranstaltungen zum 9. Oktober 2019 werden insgesamt 450.000 Euro bereitgestellt. Diese sind im PSP-Element 1.100.11.1.1.02.24 „Jubiläen“ vorbehaltlich des Stadtratsbeschlusses zum Doppelhaushalt 2019/20 planmäßig veranschlagt. 1/21 2/21 Übereinstimmung mit strategischen Zielen: Hinweis: Finanzielle Auswirkungen Finanzielle Auswirkungen nein Kostengünstigere Alternativen geprüft nein Folgen bei Ablehnung nein Handelt es sich um eine Investition (damit aktivierungspflichtig)? nein Im Haushalt wirksam Ergebnishaushalt x wenn ja, ja, Ergebnis siehe Anlage zur Begründung x ja, Erläuterung siehe Anlage zur Begründung ja, Erläuterung siehe Anlage zur Begründung Von bis Höhe in EUR wo veranschlagt 2019 2019 450.000 1.100.11.1.1.02.24 Erträge Aufwendungen Finanzhaushalt Einzahlungen Auszahlungen Entstehen Folgekosten oder Einsparungen? Folgekosten Einsparungen wirksam Zu Lasten anderer OE nein von wenn ja, bis Höhe in EUR (jährlich) wo veranschlagt Ergeb. HH Erträge Ergeb. HH Aufwand Nach Durchführung der Ergeb. HH Erträge Maßnahme zu erwarten Ergeb. HH Aufwand (ohne Abschreibungen) Ergeb. HH Aufwand aus jährl. Abschreibungen Auswirkungen auf den Stellenplan Beantragte Stellenerweiterung: Nein wenn ja, Nein ja, Vorgesehener Stellenabbau: Beteiligung Personalrat 3/21 Inhalt Sachverhalt/ Zielstellung der Vorlage 5 1. Der 9. Oktober 1989 in der Leipziger Erinnerungskultur 5 1.1. Schlüsseldatum der Stadtgeschichte 5 1.2. Leipziger Jahresgedenken seit 1990 5 1.3. Neue Impulse zum 20jährigen Jubiläum 6 1.4. Das Lichtfest als Kernereignis der Feierlichkeiten 2009 und bis heute 7 1.5. Initiativgruppe „Tag der Friedlichen Revolution – Leipzig 9. Oktober 1989“ 8 1.6. Verantwortlichkeiten innerhalb der Stadtverwaltung 10 2. Das Lichtfest – eine Erfolgsgeschichte 11 2.1. Lichtfest in Halbdekaden 2.2. Die Resonanz der Großen Lichtfeste 2.2.1. Lichtfest 2009 2.2.2. Lichtfest 2014 2.2.3. Internationale Preise 11 12 12 13 13 3. Vorbereitungen zum Lichtfest am 9. Oktober 2019 14 3.1. Prozess und Partner 3.2. Stufen der inhaltlichen Erarbeitung 3.3. Zeitleiste der künstlerischen Erarbeitung 3.4. Ausschreibung für die Freie Kunst- und Kultur-Szene 14 15 15 17 4. Weitere Veranstaltungen im Umfeld des Jubiläums 18 5. Lichtfest 9. Oktober 2019 - Kosten / Finanzierungplan 19 6. Folgen bei Nichtbeschluss ------------- 21 Anlage 1: Redner zur Demokratie 2001 - 2017 Anlage 2: Lichtfeste im Überblick Anlage 3: Besucherstruktur des Lichtfestes 2014 Anlage 4: Beispiel für die die konkrete Umsetzung: Think Tank Lichtfest 2018 4/21 Sachverhalt/ Zielstellung Die Vorlage beschreibt die Entstehungs- und die Erfolgsgeschichte der Leipziger Lichtfeste als zentralem Modul der Erinnerungskultur um das wichtigste historische Datum in der jüngeren Geschichte der Stadt. Die Vorlage beschreibt die Struktur der Konzeption, Planung und Durchführung dieser Veranstaltungen und plädiert für die Beibehaltung der bewährten Vorgehensweise auch für das Lichtfest zum 30. Jahrestag der Friedlichen Revolution am 9. Oktober 2019. Es wird der Kosten- und Finanzierungsplan des Ereignisses vorgestellt. 1. Der 9. Oktober 1989 in der Leipziger Erinnerungskultur 1.1. Schlüsseldatum der Stadtgeschichte Die Bedeutung der Friedlichen Revolution des Herbstes 1989 und insbesondere der Demonstration der 70.000 am 9. Oktober 1989 in Leipzig ist in der Geschichtsschreibung unbestritten. Die Friedliche Revolution ist ein wesentlicher Teil der demokratischen Tradition der Bundesrepublik. Sie gehört als erster antidiktatorischer Aufstand, der mit friedlichen Mitteln Erfolg hatte, zu den besonderen Ereignissen der deutschen Geschichte. Mit dem 9. Oktober 1989 reihten sich Leipzigs engagierte Bürger in einen Umbruchsprozess ein, an dessen Ende der Untergang eines Staatenblocks sowie die Aufhebung der Zweiteilung Deutschlands und Europas standen. Das Datum ist das wichtigste in der jüngeren Geschichte der Stadt Leipzig. Es steht sinnbildlich für die selbstbewusste Bürgerstadt, ihre Weltoffenheit und ihre Fähigkeit zur gewaltlosen Konfliktlösung. „Wir sind das Volk!“ und „Keine Gewalt!“ sind die zentralen Losungen, die für diesen Umbruch stehen, sie haben ihren Ursprung in den Leipziger Demonstrationen. 1.2. Leipziger Jahresgedenken Schon bald nach den gesellschaftlichen Umbrüchen entwickelte sich das Datum zum regelmäßig wiederkehrenden Eckpfeiler der Leipziger Erinnerungskultur. Bis zum 10jährigen Jubiläum der Ereignisse im Jahr 1999 hatte sich eine Reihe von Veranstaltungsformaten etabliert, die in den folgenden Jahren weiter an Profil gewannen. Das Friedensgebet in der Nikolaikirche wurde ohne Unterbrechung weitergeführt. Obwohl es zunehmend Bestandteil von Erinnerungskultur wurde, hat es nie seinen Anspruch aufgegeben, die gesellschaftliche Gegenwart, insbesondere ihre Reibungen und Brüche, zu reflektieren. Es gab in jedem Jahr Podiumsgespräche, Konzerte und Feste. Von 1995 bis 2006 lud die Stadt aus Anlass und in zeitlicher Nähe zum 9. Oktober regelmäßig zu einem Bürgerfest ins Rathaus ein. Diese Veranstaltungsreihe wurde schließlich zugunsten stimmigerer Formate aufgegeben. Im Jahr 1999 wurde das Zeitgeschichtliche Forum Leipzig als eines der vier Museen der „Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland“ eröffnet. An der „Runden Ecke“, dem ehemaligen Sitz des Ministeriums für Staatssicherheit der DDR in Leipzig, wurde eine Gedenktafel angebracht und die Gedenksäule auf dem Nikolaikirchhof errichtet, die heute die Funktion des zentralen Gedenkortes auf dem historischen Platz übernimmt. 5/21 Im Jahr 2003 folgte auf dem Nikolaikirchhof die Lichtinstallation "Öffentliches Licht“ des Leipzigers Künstlers Tilo Schulz mit 144 in das Bodenpflaster eingelassenen farbigen Glaswürfeln, die das Heraustreten der Menschen und Ideen aus dem geschützten Raum der Kirche in das öffentliche Forum symbolisieren. Ergänzt wird das Gesamtensemble mit dem von David Chipperfield (London) entworfenen Granit-Brunnen, dessen überlaufendes Wasser den menschlichen Freiheitsdrang verkörpern soll. Im Jahre 2001 gab es in der Nikolaikirche die erste „Rede zur Demokratie“ (damals noch unter dem Begriff „Grundsatzrede“). Am Mikrofon stand, wie auch in den beiden Folgejahren, Bundespräsident Johannes Rau.1 Seit 2007 verleiht die Medienstiftung der Sparkasse Leipzig den „Preis für die Freiheit und Zukunft der Medien“. In diesem Jahr gab es auch die erste „Nacht der Kerzen“ auf dem Nikolaikirchhof. Dabei wurde aus 5000 brennenden Kerzen eine „89“ geformt – die erste entzündete in diesem Jahr der ehemalige Bundesaußenminister Hans-Dietrich Genscher. Für die Feierlichkeiten zum 9. Oktober hatte sich in den ersten 20 Jahren nach dem Ereignis allmählich eine gewisse Programmstruktur entwickelt, die aus der Abfolge von Rede zur Demokratie, Friedensgebet, Demokratieforum im Gewandhaus und der abschließenden „Nacht der Kerzen“ bestand. 1.3. Neue Impulse zum 20jährigen Jubiläum In den Jahren der Aufarbeitung zeichnete sich immer deutlicher ab, dass die Kommune deutlichere Impulse zu setzen haben würde. Es wurde klar, dass der Platz Leipzigs und des 9. Oktobers 1989 im Rahmen der nationalen und internationalen Erinnerungskultur immer neu errungen und manifestiert werden muss. Verschiedene Deutungen verorteten die zentralen Eckpfeiler dieses historischen Prozesses zunehmend auf andere Daten und an andere Orte. Die Bedeutung des 9. Oktober 1989 als eigentlicher Tag der Entscheidung - so, wie dieser Tag und diese Demonstration seinerzeit nahezu im ganzen Land empfunden worden waren - wurden immer wieder in Frage gestellt bzw. relativiert. Stärkere, eindringlichere Signale zum 20. Jahrestag der Friedliche Revolution sollten den Leipziger Ereignissen wieder zu ihrem Platz in der Geschichte verhelfen: Die Leipziger Feierlichkeiten mussten zu Trägern internationaler und nachhaltiger Botschaften werden. Am 3. März 2009 verabschiedete der Stadtrat nach sogfältiger und langwieriger Vorbereitung eine Beschlussvorlage, in der die wesentlichen Eckpfeiler des künftigen Umganges mit diesem Ereignis festgeschrieben wurden (IV/3970 – Neufassung): ► Der 9. Oktober wurde als nicht arbeitsfreier städtischer Gedenktag eingeführt. Die Grundlage hierfür bot das Gesetz zur Änderung des Gesetzes über Sonn- und Feiertage im Freistaat Sachsen, beschlossen am 5. März 2008. Im neu eingefügten § 2a wird geregelt, dass die Gemeinden einen örtlichen Gedenktag zur Erinnerung an die Friedliche Revolution 1989 durch Satzung bestimmen können (§ 2a SächsFSG). ► Darüber hinaus wurde eine Konferenz unter dem Namen „Demokratie im 21. Jahrhundert“ initiiert. Intention war es, den Leipziger Impuls für Demokratie und Freiheit in einem kritischen Diskurs zwischen Wissenschaft und Bürgergesellschaft zu den Zukunftsperspektiven für Demokratie und Zivilgesellschaft fruchtbar zu machen. 1 Die vollständige Liste der Redner zur Demokratie befindet sich in Anhang 1. 6/21 Aufgabe der Konferenz sollte es sein, kritisch Bilanz zu ziehen und eine nüchterne, aber zugleich konstruktive Perspektive aufzuzeigen. Der Denkansatz kulminierte in der rhetorischen Frage: „Müssen wir die Demokratie im Angesicht globaler Vernetzung vielleicht neu erfinden?“ Die internationale Konferenz sollte alle zwei Jahre in Leipzig stattfinden und dazu dienen, das Thema „Demokratie“ zu einem Leipziger Markenzeichen zu entwickeln. ► Der Stadtratsbeschluss stellte mit der Bereitstellung eines Kapitalgrundstocks die Weichen zur Gründung der „Stiftung Friedliche Revolution“. Deren erklärtes Anliegen ist es, Lehren aus den Ereignissen des Jahres 1989 zu ziehen und diese für die Gegenwart und Zukunft nutzbar zu machen. Sie will sich in ihrem Einsatz für Rechtsstaatlichkeit und Demokratie, gegen Unterdrückung, Unrecht und Gewalt vom Geist der Friedlichen Revolution leiten lassen. ► Zur Feier des besonderen Tages wurde beschlossen, eine Kette von künstlerischen Lichtinstallationen um die historische Demonstrationsstrecke, den Leipziger Innenstadtring, zu organisieren. ► Es wurde die Ausrichtung eines Festaktes von Stadt, Landesregierung und Landtag sowie eine erhebliche Summe für Projekte Freier Träger beschlossen. 1.4. Das Lichtfest als Kernereignis der Feierlichkeiten 2009 und bis heute Der Ratsbeschluss von 2009 weist dem zu initiierenden Lichtfest (zunächst wurde von „Lichterfest“ gesprochen, im Zuge der Vorbereitung dann auf den griffigeren und eigenständigen Terminus „Lichtfest“ reduziert) auf dem Innenstadtring die zentrale, weil öffentlichkeitswirksamste Rolle im Komplex der Veranstaltungen zum Jubiläum zu. Der inhaltlich-kreative Ansatz und die Erwartungen an die Umsetzung wurden durch den Stadtrat deutlich benannt: „Die Verbindung von Kunst, Licht und Stadt hat in Leipzig eine Jahrhunderte dauernde Tradition. Licht gilt als Medium der Kommunikation und als Ausdruck bürgerlicher Freiheit. In dieser Tradition stehend, symbolisierte das durch die Bürger 1989 in die Stadt getragene Kerzenlicht die zentrale Botschaft der Bürgerbewegung: ihr Bekenntnis zu Freiheit und Demokratie. Mit dem Lichterfest 2009 auf dem Innenstadtring soll an die Demonstrationen vom Herbst 1989 erinnert und zugleich die 1989 von Leipzig ausgehende Botschaft erneuert werden. Lichterfest und Lichtinstallation sind nicht zu übersehende Zeichen des tief verwurzelten Freiheitswillens und demokratischen Bekenntnisses Leipziger Bürger. Das Lichterfest 2009 stellt eine zeitgemäße Qualität im Umgang mit der Erinnerung an den Herbst 89 dar. Es ist emotionaler Höhepunkt und Ausklang der Feierlichkeiten zum 9. Oktober 2009 und rückt die Leipziger und ihre Gäste in besonderer Weise – die Teilnehmer sind als „Demonstranten“ um den Innenstadtring unverzichtbarer Bestandteil des Projekts – in den Mittelpunkt des Festes.“ Künstlerische und organisatorische Verantwortlichkeit legte der Stadtrat klar fest: „Die Idee eines Lichterfestes am 9. und 10. Oktober 2009 wird durch die Leipzig Tourismus und Marketing GmbH in Zusammenarbeit mit dem Leipziger Lichtkünstler Jürgen Meier konzeptionell vorbereitet und umgesetzt.“ Die Einbeziehung der Partnerstädte sollte von Beginn an für Internationalität und Weltoffenheit sorgen – ohnehin hatte die jährliche „Fête des Lumières“ („Fest der Lichter“) in der Partnerstadt Lyon die entscheidenden kreativen Impulse für die Leipziger Konzeption geliefert. 7/21 Der Weg der BesucherInnen um den Ring gleicht jenem, den die Demonstrierenden 1989 nahmen: Vom Friedensgebet in der Nikolaikirche auf deren Hof, von dort aus auf den Augustus- (seinerzeit: Karl-Marx-) Platz und danach um den Ring. Genau dieser Strecke folgte die Kette der künstlerischen Installationen. Der Verkehr wurde großräumig umgeleitet - die Gäste des Festes sollten wie seinerzeit die widerständigen Leipziger „ihren Ring“ in Besitz nehmen. 1.5. Initiativgruppe „Tag der Friedlichen Revolution – Leipzig 9. Oktober 1989“ Bis zum Ende der letzten Dekade des 20. Jahrhunderts liefen die inhaltlichen Fäden für die Gedenkveranstaltungen in der Stadtverwaltung zusammen. Seit 2003 liegt die Federführung der Planung, Organisation und Koordinierung der Gedenkveranstaltungen bei der heutigen Initiative „Tag der Friedlichen Revolution – Leipzig 9. Oktober 1989“ (im folg. „Initiativgruppe 9.Oktober“). Diese ist ein Zusammenschluss von Vertretern aller beteiligten Veranstaltungsinstitutionen der Jubiläumsereignisse (die gleichzeitig deren wesentliche historischen Orte abbilden) und damit sowohl von ProtagonistInnen der damaligen Prozesse wie der gegenwärtigen Stadtgesellschaft. Nach Eigendefinition gehören der Initiative: „… vor allem Leipziger Bürger, Organisationen, Institutionen, Museen und andere Einrichtungen an, welche alle einen direkten Bezug zum Herbst 1989 haben.“ Die Stadt Leipzig ist durch verschiedene VertreterInnen aus Verwaltung, Volkshochschule, kulturellen Eigenbetrieben und Museen vertreten. Die Koordinierung der jährlichen Veranstaltungen am 9. Oktober ist ein wesentliches satzungsgemäßes Ziel der Initiativgruppe. Die Gruppe spielte und spielt neben ihrer organisatorischen Arbeit eine immer größer werdende Rolle bei der theoretischen Fundierung der verfolgten Denkansätze. So zeichnete die Initiativegruppe für eine Reihe von programmatischen Erklärungen zur Friedlichen Revolution in ihrer nationalen, europäischen und weltgeschichtlichen Dimension verantwortlich, die weit über Leipzigs Grenzen hinweg rezipiert wurden und der Erinnerungskultur den gedanklichen Unterbau lieferten: Am 18. Juni 2007 erschien in Vorbereitungen des 20. Jahrestages der Friedlichen Revolution die Denkschrift „Ruf aus Leipzig“ mit der eingängigen Formel „40 + 20 = 60 Jahre Bundesrepublik“. Im September 2009 erschienen die 11 „Leipziger Thesen“ zum Ereignis, die u.a. ein für die kommenden Jahre programmatisches Bekenntnis enthielten: „20 Jahre nach der Friedlichen Revolution ist der Stolz der Ostdeutschen auf ihren Sieg über die Diktatur heute weitgehend verschüttet. Es gilt, ihn neu zu beleben und mit zeitgemäßen Inhalten zu füllen. So könnte er als Gegenmittel zur unwahrhaftigen Vergangenheitsverhaftung und grassierenden Demokratieverdrossenheit wirken.“ Im Oktober 2014 veröffentlichte die Gruppe das Thesenpapier: „Die friedlichen Revolutionen 1989/90 – ein Vermächtnis an die europäische Zukunft“. Derzeit sind in der Gruppe sind folgende Institutionen (vertreten von folgenden RepräsentantInnen) stimmberechtigt: ► Archiv Bürgerbewegung Leipzig e.V. (Besetzung wird z.Zt. geklärt) ► Bürgerkomitee Leipzig e.V., Träger der Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“ (Tobias Hollitzer) 8/21 ► Bundesbeauftragter für die Stasiunterlagen, Außenstelle Leipzig (Regina Schild) ► Initiative „Leipzig plus Kultur“ (Falk Elstermann), ► Kulturstiftung Leipzig (Olaf Döhler), ► Leipzig Tourismus und Marketing (LTM) GmbH (Volker Bremer), ► Medienstiftung der Sparkasse (Stephan Seeger), ► Nikolaikirche Leipzig (Pfarrer Bernhard Stief), ► Sächsische Bildungsagentur (Roman Schulz), ► Stadt Leipzig, Geschäftsbereich des Oberbürgermeisters, Referat Wissenspolitik (Prof. Dr. Ulrich Brieler), ► Stadt Leipzig, Gewandhaus zu Leipzig (Bernd Schöneich), ► Stadt Leipzig, Schulmuseum (Dr. Thomas Töpfer), ► Stadt Leipzig, Stadtgeschichtliches Museum (Dr. Volker Rodekamp), ► Stadt Leipzig, Volkshochschule (Heike Richter), ► Stiftung Friedliche Revolution (Michael Kölsch), ► Universität Leipzig, Historisches Seminar (Prof. Dr. Alfons Kenkmann), ► Zeitgeschichtliches Forum Leipzig der Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland (Dr. Jürgen Reiche) Stimmberechtigtes Einzelmitglied ist ► Rolf Sprink (Direktor der Volkshochschule Leipzig i.R.). Ständige Gäste sind: ► LTM GmbH, Projektverantwortliche des Leipziger Lichtfestes (Marit Schulz), ► LTM GmbH, künstlerischer Leiter des Leipziger Lichtfestes (Jürgen Meier), ► Stadt Leipzig, Geschäftsbereich des Oberbürgermeisters, Referat Protokoll (Dr. Magdalena Grams), ► Stadt Leipzig, Geschäftsbereich des Oberbürgermeisters, Referat Internationale Beziehungen (Dr. Gabriele Goldfuß) ► Stadt Leipzig, Geschäftsbereich des Oberbürgermeisters, Referat Kommunikation (Alexandra von Pawlowski), ► Stadt Leipzig, Dezernat Kultur (Peter Matzke), ► Stadt Leipzig, Oper Leipzig (Steffi Wepperning) 9/21 1.6. Verantwortlichkeiten innerhalb der Stadtverwaltung: Seitens der Stadt ist die Zuständigkeit für die Gesamtkoordination aller Maßnahmen im Dezernat Kultur angesiedelt. Die Arbeit erfolgt in enger Koordinierung mit verschiedenen Referaten im Geschäftsbereich des Oberbürgermeisters. Dezernat Kultur * Koordinierung der Aktivitäten seitens der Stadt * Vertretung der Stadt in den Koordinationsgremien * Betreuung der Ausschreibung für die Freie Szene Referat Wissenspolitik * Vertretung der Verwaltungsspitze in der Initiativgruppe, Mitarbeit an den Grundsatzpapieren Referat Kommunikation: * Erstellung eines Programmheftes, das alle Aktivitäten abbildet (gemeinsam mit LTM) * Koordinierung der Presseaktivitäten, insbesondere zur „Rede zur Demokratie“, Mitarbeit bei der Pressebetreuung zu Festakt und Lichtfest Referat Protokoll: * Vertretung der Interessen der Stadt bei der protokollarischen Wahrnehmung im Rahmen von Festakt, Rede zur Demokratie und Lichtfest Referat Internationale Zusammenarbeit: * Betreuung der internationalen Ehrengäste 10/21 2. Das Lichtfest – Eine Erfolgsgeschichte 2.1. Lichtfest in Halbdekaden2 Das erste Lichtfest stand am 9. Oktober 2009 unter dem Motto „Aufbruch Leipzig – 20 Jahre Friedliche Revolution und Einheit Europas“. Entlang des historischen Demonstrationswegs (der auch 1989 nicht den gesamten Ring erfasste, 2009 wurde etwa die Hälfte einbezogen) wurden Audio-, Video- und Lichtbeiträge präsentiert. Die Installationen standen für Einheit, Freiheit und die Überwindung von Grenzen. Sie folgten in der Dramaturgie den Demonstrationen im Jahr 1989. Die Wegabschnitte vom Augustusplatz bis zum heutigen Museum in der „Runden Ecke“ waren den thematischen Schwerpunkten Unsicherheit, Durchbruch, Passage in die Freiheit und Aufbruch gewidmet. Nach dem Erfolg des ersten Lichtfestes (siehe unten) wurde beschlossen, dass aufgrund des enormen Aufwandes und um die vorzeitige Abnutzung der Idee zu vermeiden, ein Event in dieser Größenordnung aller 5 Jahre und damit zu den jeweils runden Jubiläen zu veranstalten. In den jeweils 4 Jahren dazwischen sollte es kleinere Veranstaltungen mit künstlerisch ebenso hohem Anspruch und einer über die einzelnen Perioden nachvollziehbaren thematischen Konzeption geben. Diese Grundidee ist unter Leitung des bis heute agierenden künstlerischen Leiters des Lichtfestes, Jürgen Meier, in überzeugender Weise umgesetzt worden. Die Themenschwerpunkte wurden in enger Abstimmung mit der Initiativgruppe 9. Oktober entwickelt. Bei den Lichtfesten Leipzig 2010 bis 2013, jeweils in einem einstündigen Format auf dem Augustusplatz, dem historischen Versammlungsort von 1989, standen nach einem Übergangsjahr 2010 die östlichen Nachbarländer und die Entwicklung der Demokratiebewegungen im modernen Europa im Fokus. Damit wurden die Verortung Leipzigs in der Mitte Europas und die verbindende Funktion zwischen Ost und West hervorgehoben (Schwerpunkte: 2011-Polen | 2012-Ungarn | 2013-Tschechien). Die Rede zur Demokratie wurde abgestimmt auf die Schwerpunkte von einem namhaften Bürgerrechtler des jeweiligen Landes gehalten: Auf Marek Prawda (2011) folgten György Dalos (2012) und Milan Uhde (2013). Anlässlich 25 Jahre Friedliche Revolution, am 9. Oktober 2014, erstreckte sich der Kunstund Bewegungsraum erstmalig über den gesamten Ring.3 Entlang des historischen Demonstrationswegs stellten Licht-, Ton- und Video-Projektionen, Tanz, Performance und Musik reflektierende und hinterfragende Bezüge zwischen dem historischen Datum 1989 und dem aktuellen gesellschaftlichen Geschehen im Jahr 2014 her. Einen ausführlichen Überblick über die einzelnen Lichtfeste, ihre inhaltlichen Schwerpunkte und künstlerischen Akteure enthält Anhang 2 „Lichtfeste im Überblick“ 2 Während die Kosten für die Lichtfeste auf dem Augustusplatz Bestandteil der jährlichen institutionellen Förderung der Leipzig Tourismus Marketing GmbH durch die Stadt Leipzig sind (DS V/3990), wird bei der Planung der Großen Lichtfeste alle fünf Jahre von einer Sonderzuwendung ausgegangen. Im Jahr 2014 stellte die Stadt Mittel i.H.v. 500.000 € bereit, davon erhielt die LTM GmbH zur Finanzierung des Lichtfestes Mittel i.H.v. 425.000 € (RBV-1945/14). Da der Stadtrat für die Jahre 2014 bis 2017 die Erhöhung der jährlichen Grundfinanzierung beschlossen hatte (DS-00086/14-NF-001), wurde verfügt: „Die Erhöhung der Grundfinanzierung um 200.000 Euro im Jahr 2014 wird zur Finanzierung des Zuschusses „25 Jahre Friedliche Revolution 2014“ verwendet“. 3 11/21 Auf einer Strecke von 3,6 Kilometern wurde an rund 20 Stationen die Interaktion sicht- und erlebbar, wurden Besucher zu Akteuren. Eine weitere Besonderheit 2014 war das sich anschließende lange Leipziger Themenwochenende, bei dem sich zahlreiche Kultureinrichtungen mit unterschiedlichen Angeboten mit dem Herbst 1989 beschäftigten. Die Lichtfeste 2015-2018, wieder auf dem Augustusplatz, gehen thematisch einen Schritt weiter: Sie stellen ausgewählte Forderungen der Friedlichen Revolution in den Fokus und fragen danach, wie es heute um diese Werte in unserer Gesellschaft steht und was diese für uns heute bedeuten. Aktuelle Blickwinkel auf dem Fundament der Erfahrungen von 1989 setzen Impulse und erhalten somit im besten Sinne die Werte der Friedlichen Revolution, transportieren sie in die heutige Zeit und übersetzen sie für jüngere Menschen. 2.2. Die Resonanz der Großen Lichtfeste 2.2.1. Lichtfest 2009 Der Erfolg des Veranstaltungskonzeptes Lichtfest in künstlerischer, publikumsseitiger, medialer und erinnerungspolitischer Hinsicht ist unbestritten und anhand von Zahlen belegbar. Zur ersten Lichtfest 2009 kamen deutlich mehr als 100.000 Menschen. Das Ereignis wurde als künstlerisch geschlossen und in der Aussage überzeugend gewertet. Überraschend war nicht nur die Zahl der Besucher, sondern auch ihr Durchschnittsalter: Von Beginn an widerlegte die Veranstaltung eindrucksvoll jene, die vor einem Nostalgietreffen gewarnt hatten. Ein großer Teil der Gäste waren junge Menschen, die an die Jahre vor 1989, wenn überhaupt, nur vage Erinnerung haben. Die Presseresonanz war in punkto Quantität und Aussage überwältigend. Hier beispielhaft zwei Zitate: Die Zeit, 15.10.2009: „Die deutsche Unfähigkeit zu feiern ist ein neokonservatives Diskursklischee, doch nun haben die Leipziger Bürger es feierlich außer Kraft gesetzt. Am vergangenen Freitag zogen 100.000 in memoriam revolutionis pacificae über den Innenstadtring, an illuminierten Häusern vorbei: ohne große Parolen und Transparente, ohne demonstrative Ausgelassenheit und Wir-sind-wieder-wer-Gejuchze. Still, aber nicht fromm. Heiter, aber nicht blasiert. So spazierten sie in die Nacht. Es war eine Nationalfeier ohne falschen Nationalstolz, ja beinahe ohne Nation.“ Welt am Sonntag, 11.10.2009: „Im Rausch der Erinnerungen, Anekdoten und Analysen schien viele Deutschen das Gefühl für das aufwühlend Unerhörte jenes Herbstes 1989 verlassen zu haben. Deshalb sind die Bilder vom Leipziger Augustusplatz so bewegend: An der Stätte der historischen Demonstrationen gegen das DDR-Unrechtssystem erinnerten am Freitagabend 100.000 Menschen an die friedliche Macht der Straße, an den Mut und das Rückgrat, das die SED-Diktatur in die Knie zwang. […] Dass die Leipziger Lichterdemonstration 20 Jahre später bei vielen „Gänsehaut“ auslöste, hat nicht nur mit dem Pathos eines rührenden Déjà-vu zu tun. Sie drückte auch die Sehnsucht nach dem Wachhalten jenes Glücksgefühls aus, das die Einheit für dieses Land bedeutet hat.“ 12/21 2.2.2. Lichtfest 2014 Das Lichtfest zum 25jährigen Jubiläum der friedlichen Revolution konnte die beeindruckenden Zahlen noch übertreffen. Von den etwa 200.000 Zuschauern kamen ca. 35% von außerhalb der Stadt, etwa 10.000 Gäste aus dem Ausland. Einer Befragung zufolge war fast die die Hälfte der Lichtfest-Besucher jünger als 40 Jahre, ein Drittel jünger als 30 Jahre.4 Rund 50 % der Besucher waren zum ersten Mal beim Lichtfest Leipzig, ca. 40.000 Besucher nutzten die Gelegenheit zu einem Besuch weiterer Ausstellungen, Veranstaltungen und authentischen Orte des Herbsts ’89. Es wurden 600 Journalisten aus 21 Nationen akkreditiert, die über 1000 Artikel, Hörfunkoder TV-Beiträge und Agenturmeldungen zum Thema Lichtfest in analogen Medien veröffentlichten und damit Hunderte Millionen Leser/Hörer/ZuschauerInnen erreichten. Die Online-Reichweite ist mindestens ebenso hoch. Zum jüngsten Lichtfest am 9. Oktober 2017 hieß es im Heute-Journal des ZDF: „Wer verstehen will was, was vor 28 Jahren in Leipzig geschah, der muss an einem 9. Oktober zum Lichtfest kommen… Leipzig setzt heute ein Gegengewicht, erinnert an Sachsens stolze demokratische Tradition.“ Dies sind die Botschaften, die vom Lichtfest ausgehen sollten und auch im Jahr 2019 ausgehen sollen. 2.2.3. Internationale Preise Das Kunst- und Erinnerungs-Festival gewann nationale und internationale Preise für seine gesellschaftliche Botschaft ebenso wie für seine mediale Vermarktung und die künstlerische Umsetzung. Hier eine Auswahl: ► 2008 Internationaler Deutscher PR Preis – Sonderpreis der Jury Der „Deutsche PR-Preis“ wird von der DPRG und dem F.A.Z.-Institut vergeben und gilt als höchste Auszeichnung im deutschsprachigen Raum für PR-Konzepte. ► 2010 EVA Award Bronze in der Kategorie „Cultural-Events“ für herausragende Maßnahmen in der Live-Kommunikation ► 2010 EUROCITIES Award – Kategorie Partizipation und Identitätsbildung der Stadt Die drei Nominierten: Lichtfest Leipzig, Lyon und Amsterdam (1. Preis) Teilnehmer insgesamt 56 Städte aus 14 europäischen Ländern ► 2010 Kulturmarken Award – Nominierung zur Stadtmarke des Jahres ► 2011 Stiftung Lebendige Stadt – Anerkennung der Stiftung im Rahmen des Stifterpreises ► 2011 „Unverwechselbare Stadt“ ► 2014 FAMAB Award – Silberner Apfel in der Kategorie „Best Cultural Event“ ► 2015 1. Europäisches Festival der Tourismusförderung – Gewinner in der Kategorie „Veranstaltungsstrategie“ ► 2017 Nominiert für den Kulturmarken Award „Stadtmarke des Jahres“ 4 Zur genauen Zusammensetzung der BesucherInnen des Lichtfestes 2014 vgl. Anhang 3. 13/21 3. Vorbereitungen zum Lichtfest am 9. Oktober 2019 3.1. Prozess und Partner Die inhaltliche Vorbereitung für die Veranstaltungen rund um den 9. Oktober trägt Prozesscharakter, erfolgt in mehreren Stufen und wird von vielen Akteuren getragen. Auf diese Weise werden bereits im Vorfeld der Veranstaltungen verschiedene Perspektiven einbezogen, ein breiter Diskurs angelegt und die Akzeptanz erhöht. Zunächst werden durch Arbeitsgruppen aus Vertretern der „Initiativgruppe 9. Oktober 89“ inhaltliche Schwerpunkte vorgeschlagen und zurück in die Gruppe gespiegelt. Es folgt die Schärfung und Konkretisierung der Schwerpunkte und Entwicklung des Mottos im Rahmen eines Workshops mit Vertretern der Initiative sowie exponierten Ideengebern und Multiplikatoren aus Bürgerbewegung, Politik, Gesellschaft, Kunst und Medien. Das Lichtfest 2019 wird unabhängig, aber nicht losgelöst von den laufenden Prozessen um die Entwicklung eines „Forums für Freiheit und Bürgerrechte“ (Arbeitstitel) auf dem Gelände der ehemaligen Stasi-Zentrale, dem Bestreben um Reorganisation der Demokratiekonferenz bzw. deren Neuetablierung als „Revolutionale 2019. Internationaler Runder Tisch und Demokratiefestival“5 und der wieder aufgenommenen Debatte um ein Freiheits- und Einheitsdenkmal gestaltet. In allen Projektphasen erfolgt ein fortlaufender Austausch mit der Initiative Herbst 89, deren Mitglied LTM ist. Das Lichtfest Leipzig bindet seit der ersten großen Veranstaltung im Jahr 2009 regelmäßig wechselnde KünstlerInnen ein. Neben großen Leipziger Kulturinstitutionen wie dem Chor der Oper Leipzig und dem Leipziger Ballett sind die Vertreter der freien Kunstszene Akteure des Lichtfestes. Auch die Leipziger Hochschulen sind von Anbeginn Partner des Lichtfestes und bringen sich regelmäßig mit studentischen Projekten ein. Besonders zu nennen sind die HGB und die HTWK, aber auch das Deutsche Literaturinstitut Leipzig. Darüber hinaus pflegte und pflegt das Lichtfest Leipzig von der ersten Auflage bis heute einen intensiven internationalen Austausch. Hierbei sind besonders die Partnerstadtverbindungen eine Basis. So nahmen bereits Künstler aus Krakow, Brno und Lyon am Lichtfest Leipzig teil. Im Jahr 2016 wurde im Rahmen eines Memorandum of Understanding zwischen Leipzig und der südkoreanischen Stadt Gwangju auch eine Kooperation zum Lichtfest vereinbart, die 2019 Früchte tragen soll. 3.2. Stufen der inhaltlichen Erarbeitung ►Stufe 1 – 4. Quartal 2017  Erarbeitung von Themenschwerpunkten und inhaltlichen Akzenten durch eine Arbeitsgruppe aus Vertretern der Initiative Herbst 89.  Ergebnis: Perspektiven für die Feierlichkeiten zum 9. Oktober, Grundkonzept 20182020  Schwerpunkt 2019: Demokratie in Europa – Weltweite Verantwortung 5 Dazu wird dem Stadtrat eine separate Vorlage vorgelegt. 14/21 ► Stufe 2 – 1. Quartal 2018  Rückkopplung dieser Schwerpunkte durch die Arbeitsgruppe in die Initiative Herbst 89 und deren Bestätigung durch die Initiative. ► Stufe 3 – 2. Quartal 2018  Schärfung und Konkretisierung der Schwerpunkte  Entwicklung des Mottos im Rahmen einer Arbeitsgruppe aus Vertretern der Initiative sowie exponierten Ideengebern und Multiplikatoren aus Bürgerbewegung, Politik, Gesellschaft, Kunst und Medien ► Stufe 4 – 2. Quartal 2018  Rückkopplung der Ergebnisse des Workshops an die Initiative  Bestätigung des Mottos durch die Initiative und öffentliche Information darüber durch die Initiative  Ziel dabei ist die rechtzeitige Abstimmung und Bündelung aller Veranstaltungen und die Gewinnung neuer Partner mit eigenen Veranstaltungen in einem definierten Zeitfenster innerhalb des Innenstadtrings und unter dem gemeinsamen Motto, um die Ausstrahlung im öffentlichen Raum zu verstärken. ► Stufe 5 – ab 3. Quartal 2018  Beginn aller beteiligten Partner mit den konkreten Planungen und Vorbereitungen für die jeweiligen Veranstaltungen 3.3. Zeitleiste der künstlerischen Erarbeitung Wie in den Jahren 2009 und 2014 findet das Lichtfest Leipzig 2019 auf dem Innenstadtring statt. Das Lichtfest Leipzig 2019 bespielt den kompletten Ring. In zeitlicher Umgebung des Lichtfestes finden weitere Veranstaltungen statt, die mit dem Lichtfest 2019 inhaltlich und zeitlich korrespondieren. Ein öffentlicher Wettbewerb zur Teilnahme der Freien Szene wird zeitlich vorgeschaltet und der Künstlerauswahl angegliedert. Künstler aus den Partnerstädten Leipzigs schlagen Installationen zum Lichtfest Leipzig 2019 vor, die innerhalb des Gesamtkonzepts integriert werden. Zeitleiste (verantwortlich für die Umsetzung ist die LTM GmbH): ► 2. Quartal 2018  Entwicklung des Gesamtkonzepts als Vorkonzept mit künstlerischen Rahmendaten und Grundzügen.  Entwicklung des Konzepts für den zu bespielenden urbanen Rahmen, als Grundlage für die späteren ortsbezogenen Interventionen entlang des Innenstadtrings 15/21 ► 2. Quartal 2018  Künstlerisches Konzept für den Wettbewerb Freie Szene  Künstlerisches Konzept für den Wettbewerb Partnerstädte  Entwicklung der Vorschlagsliste für die Künstlerwerkstatt. Für die Auswahl dieser Vorschlagsliste wird im Vorfeld des Lichtfestes ein mit internationaler Erfahrung besetztes Kuratoren-Labor berufen6. ►3. Quartal 2018  Wettbewerb Freie Szene  Wettbewerb Partnerstädte  Künstlerwerkstatt - Innerhalb dieses Labors werden Künstler für die Installationen auf dem Ring ermittelt. In persönlichen Gesprächen mit diesen Künstlern werden anschließend deren Vorschläge sowohl in die Gesamtdramaturgie eingepasst, als auch hinsichtlich ihrer technischen Durchführbarkeit und Kosten für die Umsetzung geprüft. Alle Vorschläge werden gelistet und in einem Gesamtszenario integriert. ►4. Quartal 2018  Präsentation der Ergebnisse des Wettbewerbs Freie Szene  Auswahl Wettbewerb Partnerstädte  Abschluss Künstlerkonzepte für das Lichtfest 2019 Parallel dazu erfolgt ab dem 3. Quartal 2018 die Sponsorengewinnung zur Sicherung der Finanzierung. Bereits ab dem 2. Halbjahr 2018 laufen die ersten Abstimmungen mit den Arbeitsgruppen Infrastruktur und Sicherheit für das Lichtfest Leipzig 2019. ► Januar 2019  Umsetzung des künstlerischen Konzepts inkl. aller technischen, infrastrukturellen und sicherheitsrelevanten Konzepte und Anforderungen sowie der vorbereitenden und begleitenden Kommunikation (lokal, regional, national und international) Weiteres Zur programmatischen Unterstützung wird ein ehrenamtliches Kuratorium „Lichtfest“ unter dem Vorsitz des Oberbürgermeisters berufen (siehe Beschlusspunkt 3 der Vorlage). Das Kuratorium berät die Initiative 89 und die LTM GmbH bei der Programmgestaltung. Das Kuratorium tagt mindestens zweimal (November 2018, II. Quartal 2019). 3.4. Ausschreibung für die Freie Kunst- und Kultur-Szene Im Vorfeld der Vorbereitungen zum Lichtfest 2019 wurde intensiv diskutiert, inwieweit noch gezielter Leipziger Künstlerinnen und Künstler mit einem Vorlauf, der die intensive Auseinandersetzung mit dem Thema ermöglicht, in die Planung einbezogen werden könnten. In seinem Beschluss zu „Leipziger Jubiläen 2018“ (VI-DS-04773) hat der Stadtrat daher Mittel i.H.v. 30.000 Euro zur Auslobung eines Wettbewerbs für die Kunst- und Kulturszene der Stadt zur Verfügung gestellt. Die Auslobung bereits 2018 soll einen ausreichenden Zeitraum für die Auseinandersetzung mit dem Thema, seine künstlerische Interpretation, die Entscheidung für die letztlich zu beauftragenden Künstler sowie alle erforderlichen Arbeitsschritte zur Verfügung stellen. 16/21 Daher müssen die Vorbereitungsarbeiten und Entscheidungsprozesse im 1. Halbjahr 2018 abgeschlossen werden. Eine spezielle Ausstellung - im Gespräch sind das Tapetenwerk bzw. die Halle 14 auf dem Gelände der Spinnerei (Herbstrundgang) - soll die interessierte Öffentlichkeit mit allen eingereichten künstlerischen Vorhaben für das Lichtfest 2019 vertraut machen. Damit ist gleichzeitig gewährt, dass die Auseinandersetzung mit dem Thema in der Stadtöffentlichkeit präsent bleibt. Die Begleitung der Durchführung des künstlerischen Wettbewerbs liegt bei der künstlerischen Leitung des Lichtfestes, also bei der LTM GmbH. Mindestens ein eingereichtes Projekt soll Teil des Lichtfestes 2019 werden. 17/21 4. Weitere Veranstaltungen im Umfeld des Jubiläums Eine wichtige Veranstaltung im Rahmen des Jubiläums mit großer Auswirkung auf seine politische und mediale Strahlkraft ist der Festakt am Vormittag des 9. Oktober im Gewandhaus. In den Jahren 2009 und 2014 wurde dieser Festakt mit anschließendem Empfang von der Stadt Leipzig (Dezernat Kultur, Referat Protokoll), der Sächsischen Staatskanzlei sowie dem sächsischen Landtag gemeinsam vorbereitet bei Drittelung der Gesamtkosten. Zu Gast waren hochrangige Persönlichkeiten des öffentliche Lebens, allen voran der Bundespräsident und die Bundeskanzlerin. Es wurde aber auch dafür Sorge getragen, dass Bürgerrechtlerinnen und Bürgerrechtler aus dem gesamten Osten, insbesondere aus Sachsen, Einladungen erhielten. Die Festveranstaltung wurde vom öffentlich-rechtlichen Fernsehen mitgeschnitten. Für die musikalische Rahmung sorgte das Gewandhausorchester (2009 unter Stabführung von Kurt Masur, 2014 unter Herbert Blomstedt). Für den gemeinsamen Empfang von Stadt, Landtag und Sächsischer Staatsregierung werden innerhalb des Gesamtbudgets für 2019 30.000 Euro zur Verfügung Ebenfalls gute Tradition ist es, im unmittelbaren Umfeld des 9. Oktober angesiedelte Projekte des bürgerschaftlichen Engagements zu fördern. Für künstlerischer Projekte mit längerem Gestaltungsvorlauf und dem Ziel der Integration in das Lichtfest wurden bereits im Jahr 2018 Mittel i.H.v. 30.000 Euro bereit gestellt. Für im Jahr 2019 zu realisierende Projekte werden innerhalb des Gesamtbudgets 20.000 Euro bereitgestellt werden. 18/21 5. Lichtfest 9. Oktober 2019 - Kosten / Finanzierungsplan Erlöse / Finanzierung Stadt Leipzig Projektförderung 400.000,00 € Drittmittel öffentliche Hand Bund / Freistaat 70.000,00 € Drittmittel Stiftungen Ostdeutsche Sparkassenstiftung 50.000,00 € Sponsoren Wirtschaftssponsoring Partnerschaften Sachleistungen Wirtschaft Eigenmittel LTM Haushalt 250.000,00 € 50.000,00 € Summe 300.000,00 € 1.120.000,00 € Anmerkung: Für eine Ausschreibung zur Förderung von künstlerischen Projekten der Freien Szene wurden bereits im Jahr 2018 Mittel i.H.v. 30.000 Euro bereitgestellt. Zu den Gesamtzuwendungen der Stadt (siehe Beschlusspunkt 4) sind noch 20.000 Euro für Projekte der Freien Szene in 2019 und 30.000 Euro für den Empfang zu rechnen (siehe dazu Punkt 4 des Begründungstextes) 19/21 Kosten Verkehrssicherung Beschilderung etc. 30.000,00 € Infrastruktur Sanitätsdienst, Reinigung, Toiletten barrierefreie Angebote Augustusplatz, Kerzenstände 32.000,00 € Versicherungen / Gebühren Veranstalterhaftpflicht, Versicherungen 21.000,00 € Sicherheit Sicherung Aufbau, Veranstaltung, Nachsicherung 70.000,00 € Technik Bühnen: Ton, Licht, Video, Pressebereiche Ehrengastbereich etc. Transporte 19.000,00 € Installationen - Vorortservice 12.000,00 € Technische Leitung 25.000,00 € Stromversorgung / Installation 31.000,00 € Funkgeräte 5.000,00 € Hubmittel 8.000,00 € Konzeption / Künstlerische Umsetzung Künstlerhonorare, Konzepterstellung, künstlerische Leitung Sonstige Kosten Verbrauchsmaterial, Reisekosten, Bewirtungskosten, Hotel etc Kommunikation 480.000,00 € Pressearbeit, Online, Social Media, Anzeigenund Plakatkampagne, Journalistenbetreuung, Dokumentation Summe 167.000,00 € 25.000,00 € 195.000,00 € 1.120.000,00 € Anmerkung: Nicht eingepreist sind Kosten für Terrorabwehr (Betonsperren, Security, Zusatzkontrollen etc.) 20/21 Übersicht städtische Kosten zum Jahrestag der Friedlichen Revolution 2019 2018 Ausschreibung für Projekte der freien Szene zum Lichtfest 2019, Finanzierungstranche 2018 2019 30.000,00 € Ausschreibung für Projekte bürgerschaftlichen Engagements im Umfeld der Feiern zu 30 Jahre Friedliche Revolution 2019 20.000,00 € Anteil der Stadt an der Finanzierung des gemeinsamen Festaktes mit Sächsischer Staatskanzlei und Sächsischem Landtag 30.000,00 € Förderung Lichtfest 2019 400.000,00 € Summe der Städtischen Förderung 30.000,00 € 450.000,00 € 6. Folgen bei Nichtbeschluss Sollte die Vorlage nicht beschlossen werden, sind die angedachten Veranstaltungen zum 30. Jahrestag der Friedlichen Revolution am 9. Oktober 2019 wie aufgezeigt nicht zu realisieren. Anlagen: Anlage 1 - Redner zur Demokratie Anlage 2 - Lichtfeste im Überblick Anlage 3 – Zielgruppen Anlage 4 - Lichtfest 2018 21/21 Anhang 1: Redner zur Demokratie ► Adam Krzeminski (2017) ► Martin Schulz (2016) ► Wolfgang Templin (2015) ► Joachim Gauck (2014) ► Milan Uhde (2013) ► György Dalos (2012) ► Marek Prawda (2011) ► Norbert Lammert (2010) Reden zum Festakt 2009 ► Frank-Walter Steinmeier (2008) ► Harald Ringstorff (2007) ► Wolfgang Schäuble (2006) ► Hans-Jürgen Papier (2005) ► Wolfgang Thierse (2004) ► Johannes Rau (2003) ► Johannes Rau (2002) ► Johannes Rau (2001) Der Wortlaut der Reden ist auf http://www.herbst89.de nachzulesen. Anhang 2: Lichtfeste im Überblick 2009 | 20 Jahre Friedliche Revolution Lichtinstallationen, Musik und Performances entlang des „halben“ Innenstadtrings Grußworte: Hans-Dietrich Genscher (Bundesaußenminister a.D.) und Prof. Kurt Masur Teilnehmende Künstler: Joachim Blank, Robert Bramkamp, Marek Brandt, Till Exit, Fred Fröhlich, Andy Gädt, Jörg, Herold, Andreas Höll, Frank Hülsmeier, Tjark Ihmels, Sebastien Lefevre, Via Lewandowsky, Maix Mayer, Norbert Meissner, Carsten Nicolai, Olaf Nicolai, Stefan Nölke, Ruairi O’Brien, Jana Rath, Stefan Rettich, Ute Richter, Tilo Schulz, Ty Sycaci, Susanne Weirich, Jürgen Wenige, Jürgen Wolf, Kim Wortelkamp, Jerzy Zon, Arend Zwicker Das Lichtfest „Aufbruch Leipzig - 20 Jahre Friedliche Revolution und Einheit Europas“ fand auf einem Teil des historischen Demonstrationswegs von 1989 statt. Architekten, Lichtplaner, Designer und Künstler aus verschiedenen europäischen Ländern beteiligten sich unter einer künstlerischen Gesamtleitung mit Interpretationen zum Thema Friedliche Revolution über die Medien Licht, Audio und Video. Das Lichtfest 2009 beschäftigte sich mit der Erinnerung, blieb jedoch dabei nicht stehen, sondern wirkte als Symbol für Einheit, Freiheit und Überwindung von Grenzen. Angesprochen wurde eine breite Öffentlichkeit; die Bürgerinnen und Bürger, die 1989 selbst mit erlebt hatten; junge Menschen, nationale und internationale Gäste der Stadt. 2010 | 20 Jahre Deutsche Einheit Grußwort: Bundestagspräsident Dr. Norbert Lammert Synchrones Orgelkonzert aus der Nikolaikirche Leipzig (Nikolaikantor Jürgen Wolf) und der Kuppel des Berliner Bundestages (Prof. Domenico Tagliente, Wien) – Übertragung per LED Wänden auf den Augustusplatz Musikperformance Rolf Stahlhofen und Band Ein musikalischer Brückenschlag zwischen Leipzig und Berlin machte symbolisch die historische Beziehung zwischen diesen beiden Städten in diesem Kontext erlebbar. Die Organisten Jürgen Wolf (Nikolaikantor) und Prof. Domenico Tagliente aus Wien improvisierten simultan auf Orgeln in der Nikolaikirche Leipzig sowie in der Kuppel des Berliner Bundestages bekannte musikalische Themen von Johann Sebastian Bach. Die Besucher des Lichtfestes auf dem Augustusplatz erlebten dieses besondere Konzert über große LED Wände live mit. Eine weitere Rolle spielte die zeitgenössische Musik. Sänger und Songwriter Rolf Stahlhofen, Gründungsmitglied der „Söhne Mannheims“ performte gemeinsam mit Künstlern aus verschiedenen Nationen. Sein Song „Zeit was zu ändern“ erklang in unterschiedlichen Sprachen. Abschließend verbanden sich die Elemente zu einem Gesamtkunstwerk: Die eindringlichen Orgelklänge Jürgen Wolfs gingen mit der Pop-Musik von Rolf Stahlhofen sowie einer Laserperformance eine akustische und visuelle Beziehung ein. 2011 | Themenschwerpunkt Polen / Brückenschlag nach Danzig Grußworte: Jerzy Buzek - Präsident des Europäischen Parlaments und Dr. Marek Prawda, Botschafter der Republik Polen Konzert in der Philharmonie Danzig (Live-Übertragung aus Danzig auf den Augustusplatz und parallel Live-Übertragung vom Augustusplatz nach Danzig in die Philharmonie –Werke zum Anlass) Ausführende: Polnische Ostsee Philharmonie Danzig unter Leitung von Nikolaikantor Jürgen Wolf, Solisten 2011 jährte sich die Unterzeichnung des deutsch-polnischen Nachbarschaftsvertrags zum 20. Mal. Erstmals fanden aus diesem Anlass zum Lichtfest Leipzig zwei Veranstaltungen parallel statt und waren direkt miteinander verbunden: in Deutschland und Polen, in Leipzig und Danzig – den Städten, die symbolisch für diese Veränderungen in Europa stehen. In der Polnischen Ostsee Philharmonie Danzig fand am Abend des 9. Oktober ein Sonderkonzert mit Werke polnischer und deutscher Komponisten anlässlich des Jahrestages der Friedlichen Revolution statt. Live-Schaltungen übertrugen dieses direkt aus Danzig zum Leipziger Augustusplatz. Eine zeitgleiche Videoperformance als Großprojektion auf die Fassade der Oper Leipzig, welche auch Danzig live zu sehen war, verband historische Bezüge aus Danzig und Leipzig mit aktuellen Blickwinkeln und bettete diese in die LiveBilder vom Konzert aus Danzig ein. Mieczysław Struk, Marschall der Woiwodschaft Pommern, und Stadtpräsident Paweł Adamowicz, Oberbürgermeister der Stadt Danzig, übernahmen die Schirmherrschaft für das gemeinsame Projekt. Zudem wurde das gemeinsame Lichtfest als offizielles Projekt im Rahmen der EU-Ratspräsidentschaft Polens (1. Juli bis 31. Dezember 2011) ausgezeichnet. 2012 | Themenschwerpunkt Ungarn / Grenzen überwinden Grußwort: Zoltán Balog - Staatsminister der Republik Ungarn Tanzchoreografie des Leipziger Balletts unter Leitung von Chefchoreograf Mario Schröder mit einer Videoprojektion auf die Fassade der Oper von Jürgen Meier Unter der Überschrift „Grenzen überwinden“ setzte sich das Kunst- und Bürgerprojekt inhaltlich und künstlerisch unter anderem mit den Ereignissen in Ungarn 1956 sowie 1989 und deren Auswirkungen auf Deutschland und Europa auseinander. Anlass für den Themenschwerpunkt war das 20. Jubiläum der Unterzeichnung des Deutsch-ungarischen Freundschaftsvertrages. Auf dem Augustusplatz erlebten die Teilnehmer eine Choreografie des Leipziger Balletts unter Leitung von Chefchoreograf Mario Schröder in Verbindung mit einer Videoprojektion an der Fassade der Oper sowie einer musikalischen Inszenierung, die historische Bezüge aus Ungarn und Deutschland verband. Das Leipziger Ballett präsentierte eine choreografische Auseinandersetzung mit dem Freiheitsgedanken, bei der es nicht nur um das Erinnern an die Friedliche Revolution, sondern ebenso um heutige Kämpfe um Freiheit auf der ganzen Welt ging. Inhaltliche Schwerpunkte setzten Themen, wie Der ungarische Aufstand, Deutsch-deutsche Wiedervereinigung am Balaton, Grenzöffnung, Neue Werte. 2013 | Themenschwerpunkt Tschechien & Slowakei / Wie geht’s? Über Prag! Grußwort: Robert Roth - slowakischer Schauspieler Theaterstück von Ralph Oehme, Leipzig Musik von „Ty Syčáci“ (Brno) und Videoinstallation Unter der Überschrift „Wie geht’s? Über Prag!“ setzte sich das Lichtfest inhaltlich und künstlerisch mit den Ereignissen in Tschechien und der Slowakei (bis 1989 ČSSR) auseinander, unter anderem mit dem Prager Frühling 1968 und der Botschaftsbesetzung durch DDR-Flüchtlinge in Prag 1989. Autor Ralph Oehme inszenierte dazu mit Schauspielern und Laiendarstellern gemeinsam ein eindrucksvolles Theaterstück. Das Portal der Oper Leipzig diente als Projektionsfläche und bildete den Bühnenhintergrund für einen symbolischen Bahnhof, der im Zentrum der Inszenierung stand. Die Theaterperformance fokussierte auf eine Familie, die in verschiedenen Szenen die individuelle Dimension der Ereignisse des Prager Frühlings 1968, der Besetzung der Deutschen Botschaft in Prag 1989 durch DDR-Flüchtlinge und deren Ausreise über Dresden nach Hof sichtbar macht. Die tschechische Band Ty Syčáci unterstrich den dramaturgischen Ansatz mit Livemusik. 2014 | 25 Jahre Friedliche Revolution Lichtinstallationen, Musik und Performances entlang des gesamten Innenstadtrings Grußworte von Stanislaw Tillich - sächsischer Ministerpräsident, Joachim Gauck – Bundespräsident und von den Staatspräsidenten Polens, Tschechiens, der Slowakei und Ungarns Teilnehmende Künstler: Yvon Chabrowski, Bitnik Mediengruppe Zürich, Mischa Kuball, Künstlergruppe Westfernsehen ( Netzwerk von Kunst-, Kultur- und Medienschaffenden in Leipzig der Jahrgänge 1974 bis 1985, u.a. Hannah Sieben, René Heinrich, Thomas Achtner, Josephin Eckardt, André Landgraf, Alba Talamo, Roman Pauls, David Gerloff, Andreas Oelsner), Ulrich Polster, Sigrid Sandmann, Mario Schröder und Leipziger Ballett, Studenten der HTWK gemeinsam mit den Professoren Max Erlemann und Frank Hülsmeier, Studio 2014 (Künstlergruppe), Edith Tar und Radjo Monk, Theoriz Studio Lyon ( Künstlernetzwerk um Jonathan Richer und David-Alexandre Chanel), Musikperformance mit: Die Art, Hardy Rittner, Servi, Sebastian Krumbiegel, Christopher Tarnow, Mitglieder der Gruppe Renft, Carolina Eyck Anlässlich 25 Jahre Friedliche Revolution erstreckte sich das Lichtfest erstmalig über den gesamten Ring. Entlang des historischen Demonstrationswegs stellten Licht-, Ton- und Video-Projektionen, Tanz, Performance und Musik reflektierende und hinterfragende Bezüge zwischen 1989 und 2014 her. International agierende Künstler – z. B. die !Mediengruppe Bitnik aus Zürich, Jonathan Richer und das Théoriz Studio aus Lyon sowie Mischa Kuball aus Düsseldorf – setzten sich in ganz unterschiedlichen Arbeiten mit dem Herbst 1989 auseinander und übersetzten die damaligen Ereignisse, Emotionen etc. in die heutige Zeit. Auf einer Strecke von 3,6 Kilometern wurde an über 20 Stationen die Interaktion sicht- und erlebbar, wurden Besucher zu Teilnehmern. 2015 | Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit?“ – 25 Jahre Deutsche Einheit Schauspieler Florian Lukas, TV-Journalistin Pinar Atalay im Dialog mit dem Chor der Oper Leipzig unter Leitung von Alessandro Zuppardo, Videoinstallation Nach der großen Jubiläumsausgabe auf dem gesamten Innenstadtring ging das Lichtfest Leipzig 2015 thematisch neue Wege und richtete den Blick nun auf zivilgesellschaftliche Aspekte. „Freiheit – Gleichheit – Brüderlichkeit?“ lautete das Motto – kritisch hinterleuchtend und daher mit einem Fragezeichen versehen. Die Identität des Einzelnen im einst geteilten und seit 25 Jahren wieder geeinten Deutschland war gedanklicher Ausgangspunkt des Abends. Der Schauspieler Florian Lukas (u.a. „Weißensee“; „Grand Budapest Hotel“) schlüpfte stellvertretend in die Rolle derer, die zurückblicken. Er lieh ihnen Stimme und Gesicht, sprach vor dem Hintergrund historischen Ton- und Bildmaterials literarische Sequenzen. Aktuelle Bezüge dazu stellten die von der Journalistin und TV-Moderatorin Pinar Atalay gelesenen Nachrichten her. Dafür entstand auf der Bühne ein Fernsehstudio. Auch hier spielte die Themen Fremd- bzw. Geborgensein eine zentrale Rolle. Die dritte Komponente des Abends bildete der Chor der Oper Leipzig unter Leitung von Alessandro Zuppardo. Als musikalisches „Wir“ repräsentierte er die Gesellschaft und schaffte ein Gegengewicht zu persönlicher Rückschau und schnelllebigen Nachrichten. 2016 | „Mut – Werte – Veränderung“ Grußworte: Martin Schulz, Präsident des Europäischen Parlaments, Iris Gleicke, Beauftragte der Bundesregierung für die neuen Bundesländer und Martin Dulig, Sächsischer Staatsminister für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr Schauspieler Sylvester Groth und Tanzperformance des Leipziger Balletts unter Leitung von Chefchoreograf Mario Schröder, Videoinstallation Unter dem Motto „Mut – Werte – Veränderung“ rückte das Lichtfest erneut zivilgesellschaftliche Aspekte der Friedlichen Revolution in den Fokus. Auf dem Augustusplatz gestalteten Schauspieler Sylvester Groth, Musiker Mike Dietrich und Mario Schröder (Ballettdirektor und Chefchoreograph) mit dem Leipziger Ballett ein knapp einstündiges Bühnenprogramm, das Text, Musik, Tanz, Foto und Video zu einer vielschichtigen Performance verwob: Sylvester Groth verkörperte den Visionär, den Weltbürger. Vorwärtsdrängend und beratend auf der einen Seite, kritisch und nachdenklich auf der anderen, brachte er die großen Themen des Abends mit Hilfe aktueller Texte, aber auch historischer Zitate von Kant bis Kennedy auf die Agenda. Mit ihm in beständigem Austausch agierten die Tänzerinnen und Tänzer des Leipziger Balletts. Mal zustimmend, mal ablehnend, bewegten sie sich zwischen Aufbruch und Erstarrung, Zukunft und Vergangenheit. Der Leipziger DJ Mike Dietrich unterlegte die Szenen mit einer Soundcollage aus klassischen und zeitgenössischen Elementen. Historische Foto- und Videoaufnahmen, großformatig auf mehrere Flächen im Hintergrund projiziert, erzeugten weitere Bedeutungsebenen. 2017 | „Aufbruch – Verantwortung – Offenheit“ Grußworte: Adam Krzeminski, polnischer Autor und Publizist, Iris Gleicke, Beauftragte der Bundesregierung für die neuen Bundesländer Musik: Stephan König Jazz-Quartett Claudius Nießen (Autor und Direktor des DLL) im Gespräch mit: Jürgen Engert, Journalist + Zeitzeuge, Anke Ernter, Filmemacherin und Vertreterin der „Generation 89“, Juliane von Reppert-Bismarck, Journalistin und Initiatorin von Lie detectors, Dr. Lutz Kinkel, Journalist und Geschäftsführer des European Centre for Press and Media Freedom Unter dem Motto „Aufbruch – Verantwortung – Offenheit“ stand erneut die Zivilgesellschaft im Fokus des Lichtfestes. Aufzustehen und zu handeln war 1989 und ist auch heute die Voraussetzung dafür, dass Neues entstehen kann. Aus diesem Aufbruch entsteht die Verantwortung, sich zu verständigen, Kompromisse auszuhandeln und für Folgen einzustehen. Offenheit schließlich ist eine wichtige Voraussetzung, um Dinge bewegen und gestalten zu können. Die Auseinandersetzung mit diesen Werten, deren Verbindlichkeit jeder Einzelne durch seine Haltung und sein Handeln mitbestimmt, ist hochaktuell. Mit Talk, Jazz und Video setzte das Lichtfest neue künstlerische Akzente. Claudius Nießen begrüßte dazu mehrere Gäste, die sowohl über persönliche Erinnerungen sprachen als auch den Bogen zur aktuellen politischen Situation in Deutschland spannten. Historische und aktuelle Foto- und Videoaufnahmen, projiziert auf große Leinwände im Hintergrund der Bühne, unterstrichen das Gehörte und transportierten die Aufbruchstimmung der damaligen Zeit in das Hier und Jetzt. Das Stephan König Jazz-Quartett sorgte zwischen den einzelnen Gesprächen für besonders emotionale Momente: Fünf eigens für das Lichtfest kreierte Kompositionen waren Grundlage für die Bild- und Soundatmosphäre und prägten die Rhythmik des Abends. Nonverbal agierende Schauspieler und Komparsen komplettierten die Bühnenszene. Anlage 3: Besucherstruktur des Lichtfestes 2014 (Quelle: LTM GmbH) Überregionale Ausstrahlung Von den 200.000 Besuchern kamen rund 70.000 Menschen von außerhalb Leipzigs in die Stadt. Davon waren 10.000 ausländische Teilnehmer. Erreichung junger Zielgruppen Fast die Hälfte der Lichtfest-Besucher war jünger als 40, ein Drittel jünger als 30 Jahre. Anhang 4 Beispiel für die die konkrete Umsetzung: . Erarbeitung der Lichtfest-Konzeption am Beispiel Workshop („Think Tank“) zum Lichtfest 2018 Der Think Tank zum Lichtfest Leipzig 2018 fand am 5. Dezember 2017 statt. Es waren vertreten: ► Dr. Susann Baumgartl, Leiterin der Gedenkstätte Deutsche Teilung Marienborn, ► Sophie Albers Ben Chamo, Journalistin, ► Falk Elstermann, Geschäftsführer Soziokulturelles Zentrum "die naTo" e. V., Mitglied Initiative „Tag der Friedlichen Revolution – Leipzig 9. Oktober 1989“, ► Ulrich Hörning, Bürgermeister und Beigeordneter für Allgemeine Verwaltung, verantwortlich für Leipziger Jahr der Demokratie 2018, ► Dr. Lutz Kinkel, Geschäftsführer European Centre for Press and Media Freedom, ► Michael Kölsch, Sprecher der Initiative „Tag der Friedlichen Revolution – Leipzig 9. Oktober 1989“, ► Claudius Nießen, Autor und Geschäftsführer des Deutschen Literaturinstituts Leipzig, ► Stephan Zänker, Geschäftsführer Weimarer Republik e.V., ► Dr. Irmgard Zündorf, Zentrum für Zeithistorische Forschung Potsdam – Leiterin des Bereichs Public History, ► Jürgen Meier, Künstler, Künstlerischer Leiter Lichtfest Leipzig, ► Marit Schulz, LTM GmbH, Gesamtleitung Lichtfest Leipzig, ► Jutta Amann, LTM GmbH, Presse und PR Lichtfest Leipzig, ► Dr. Justus Bobke, Moderation. Die Zusammensetzung der Gruppe wurde in und mit der “Initiativgruppe 9. Oktober“ abgestimmt. Ausgangspunkt der kreativen Arbeit waren folgende Vorüberlegungen und Fragestellungen: Die Friedliche Revolution in Deutschland von 1989 war von ganz unterschiedlichen Motiven und Vorstellungen geprägt: die Menschen demonstrierten unter anderem für mehr Teilhabe am politischen Meinungsbildungsprozess und an der Macht im Staat, für Gleichberechtigung, soziale Marktwirtschaft und Ökologie. Heute stehen sowohl Deutschland als auch Europa vor großen gesellschaftlichen und politischen Herausforderungen. Was heißt heute Partizipation und persönliche Verantwortung des Einzelnen für eine lebendige Demokratie? Sind die Forderungen nach Teilhabe heute andere als 1989? Wenn ja, welche Aspekte der Teilhabe sind für die Bürger heute relevant (Politik, Arbeit, Gleichberechtigung, weitere)? Perspektivwechsel heißt die Betrachtung von Problemstellungen aus einer völlig neuen Richtung, liefert Anregungen zur Lösung der Aufgabe. Eine wichtige Forderung der Demonstranten von 1989 war die Bereitschaft zum Perspektivwechsel und die demokratische Streitkultur als Grundlage für den inneren Frieden und die Weiterentwicklung der Demokratie. Ist auch heute ein Perspektivwechsel nötig, gibt es dafür eine Bereitschaft in der Zivilgesellschaft? Gemeinsam wurden drei Oberthemen evaluiert: Teilhabe – demokratische Streitkultur – Bereitschaft zum Perspektivwechsel Schließlich wurde aus vielen Vorschlägen von Wort-Dreiklängen ein Motto ausgewählt, das neben der inhaltlichen Relevanz auch die sprachliche Kraft hat, auf die Projekte und Veranstaltungen rund um den 9. Oktober 2018 aufmerksam zu machen - die Entscheidung fiel mit großer Mehrheit auf die inhaltliche Klammer „ich. die. wir.“ Dieses Motto funktioniert als historischer Rückblick ebenso wie in der aktuellen zivilgesellschaftlichen Diskussion. In der Diskussion wurden verschiedene inhaltliche Gegensätze und Brüche thematisiert, die unter diesem Motto aufgegriffen werden können: ► Teilhabe am demokratischen Gemeinwesen gegenüber dem Abtauchen in Parallelwelten. ► Chancen einer produktiven Debattenkultur gegenüber der Frustration der Widersprüche. ► Spannung von Eigennutz und Gemeinwohl. ► Balance von Bürgerrechten und Bürgerpflichten. ► Empathie versus Oberflächlichkeit. ► Wunsch nach Heimat gegenüber der Tendenz zur Vereinzelung. ► Lösen der komplexen Herausforderungen in Zeiten populärer Vereinfachungen. ► Streben nach Sicherheit in Zeiten permanenter Unsicherheit. Das Motto reiht sich vom Aufbau her in das Vorgehen der Jahre vorher ein. Vor allem aber lässt dieses Motto den Veranstaltern viel Freiheit zur Interpretation. Das Motto eignet sich für das Lichtfest Leipzig ebenso wie als kommunikatives Dach für die anderen Veranstaltungen rund um den 9. Oktober 2018. Es dient als Leitmotiv für die Vorbereitung des Lichtfestes 2018. Nach diesem Muster (in deutlich erweiterter Form) soll vorbehaltlich des Stadtrats-Votums auch die Erarbeitung der konzeptionellen Basis für das Lichtfest 2019 von statten gehen. Der Workshop zur Erarbeitung der Konzeption soll Ende des ersten Quartals 2018 zusammentreten, damit im Verlauf des II. Quartals die Eckdaten des Konzepts festgeschrieben werden können. Diese zeitlichen Linien sind nötig, damit die Drittmittelakquise vom III. Quartal 2018 an auf einer verlässlichen Basis aufbauen kann.