Daten
Kommune
Leipzig
Dateiname
1384789.pdf
Größe
40 MB
Erstellt
05.04.18, 12:00
Aktualisiert
14.05.18, 14:01
Stichworte
Inhalt der Datei
Ratsversammlung
Neufassung Nr. VI-DS-04727-NF-01
Status: öffentlich
Eingereicht von
Dezernat Stadtentwicklung und Bau
Betreff:
Integriertes Stadtteilentwicklungskonzept Grünau 2030 (STEK Grünau)
Beratungsfolge (Änderungen vorbehalten):
Gremium
FA Jugend, Soziales, Gesundheit und Schule
FA Umwelt und Ordnung
SBB West
FA Stadtentwicklung und Bau
Ratsversammlung
voraussichtlicher
Sitzungstermin
Zuständigkeit
16.05.2018
Vorberatung
Vorberatung
Anhörung
Vorberatung
Beschlussfassung
Beschlussvorschlag:
1. Das Integrierte Stadtteilentwicklungskonzept Grünau 2030 (STEK) wird als
programm- und ämterübergreifendes Handlungskonzept für den Stadtteil Grünau im
Sinne des BauGB (§171e Absatz 4 BauGB) sowie der VwV StBauE des Freistaates
Sachsen vom 20.08.2009 (Abschnitt A Punkt 2.2) beschlossen. Es konkretisiert das
im Verfahren befindliche INSEK für den Stadtteil Grünau.
2. Das Integrierte Stadtteilentwicklungskonzept Grünau ist ein Orientierungsrahmen für
das vernetzte Handeln von Akteuren innerhalb und außerhalb der Verwaltung sowie
eine Leitlinie für Fachplanungen und den kommunalen Mitteleinsatz. Im Zuge der
Umsetzung des STEK sind die genannten Maßnahmen in Abstimmung mit den
Ämtern und Akteuren weiter zu konkretisieren.
3. Die Umsetzung der noch nicht im Haushalt gesicherten Maßnahmen steht unter dem
Haushaltvorbehalt. Die Maßnahmen sind durch die jeweiligen Fachämter innerhalb
der bestehenden Eckwerte einzuplanen und folgend sind die ggf. notwendigen
Beschlüsse zur Umsetzung der Einzelmaßnahmen herbeizuführen.
4. Der Oberbürgermeister wird beauftragt, zur Umsetzung des Integrierten
Stadtteilentwicklungskonzeptes Grünau bestehende und neue Fördermöglichkeiten
zu nutzen.
Anlagen:
Integriertes Stadtteilentwicklungskonzept Grünau 2030 (STEK)
1/7
Übereinstimmung mit strategischen Zielen:
nicht relevant
X
Finanzielle Auswirkungen
nein
wenn ja,
Kostengünstigere Alternativen geprüft
nein
ja, Ergebnis siehe Anlage zur Begründung
Folgen bei Ablehnung
nein
ja, Erläuterung siehe Anlage zur
Begründung
Handelt es sich um eine Investition (damit aktivierungspflichtig)?
nein
ja, Erläuterung siehe Anlage zur
Begründung
Im Haushalt wirksam
von
Ergebnishaushalt
bis
Höhe in EUR
wo veranschlagt
Erträge
Aufwendungen
Finanzhaushalt
Einzahlungen
Auszahlungen
Entstehen Folgekosten oder Einsparungen?
Folgekosten Einsparungen wirksam
Zu Lasten anderer OE
nein
von
wenn ja,
bis
Höhe in EUR
(jährlich)
wo veranschlagt
Ergeb. HH Erträge
Ergeb. HH Aufwand
Nach Durchführung der
Ergeb. HH Erträge
Maßnahme zu erwarten
Ergeb. HH Aufwand (ohne
Abschreibungen)
Ergeb. HH Aufwand aus
jährl. Abschreibungen
Auswirkungen auf den Stellenplan
Beantragte Stellenerweiterung:
X
nein
wenn ja,
x
nein
ja,
Vorgesehener Stellenabbau:
Beteiligung Personalrat
2/7
Sachverhalt:
1 Zusammenfassung
Die Vorlage dient einer Entscheidung über eine informelle und integrierte
Entwicklungskonzeption für den Stadtteil Grünau. Basis sind die im gegenwärtigen Stand
vorliegenden Ziele des gesamtstädtischen Entwicklungskonzeptes INSEK 2030 sowie
eigene Analysen zur Situation im Stadtteil und daraus abgeleitete Zielstellungen. Das
Konzept ist seit 2014 in Zusammenarbeit zahlreicher Verwaltungsteile untereinander und mit
Akteuren im Stadtteil entstanden. Relevante Fachplanungen sind einbezogen. Es dient
formal unter anderem zur weiteren Vorbereitung der integrierten Stadterneuerungspolitik
(z.B. Fördermittelbeantragung) ist aber ganz wesentlich auch Grundlage für das weitere
Verwaltungshandeln zur Vermeidung negativer und Beförderung positiver Entwicklungen im
Stadtteil. Das Konzept befasst sich dabei vorwiegend mit den Großsiedlungsbereichen.
Neben einem ausführlichen Analyseteil enthält das Konzept Zielsetzungen für verschiedene
Handlungsfelder sowie soweit möglich und vorliegend Maßnahmen zur Zielerreichung.
2 Anlass und Ziel
Grünau hat seit Mitte der 90erJahre bis 2012 über die Hälfte der ursprünglichen Einwohner
verloren. Dieser Einwohnerverlust prägte die Quartiersentwicklung stark, sowohl in Bezug
auf die Wohnungswirtschaft (Bsp. Rückbauten) als auch hinsichtlich der Entwicklung der
sozialen Infrastruktur und der Freiflächen. In vielen Bereichen sind in den letzten zehn
Jahren seit Verabschiedung der Entwicklungsstrategie Grünau 2020 deutlich positive Trends
zu verzeichnen, die nicht zuletzt auf eine aktive Begleitung des Entwicklungsprozesses auf
der Basis des SEKo zurückzuführen sind.
Die Einwohnerentwicklung ist mittlerweile quantitativ stabil bis leicht zunehmend, an vielen
Stellen wurde die Infrastruktur ergänzt und qualifiziert. Gleichwohl steht der Stadtteil vor
neuen Herausforderungen und Chancen: Der Wohnflächenbedarf in der Gesamtstadt steigt,
gleichzeitig differenzieren sich die Mieten und die Segregation der Bevölkerung nimmt in der
Tendenz eher zu.
Entsprechend wandeln sich auch die Handlungserfordernisse für den Stadtteil. Nicht
Rückbau und Konzentration sondern Entwicklung in der Fläche und Differenzierung der
Quartiere stehen heute im Vordergrund. Parallel muss weiter auf die sich verändernde
Bevölkerungszusammensetzung reagiert werden. Die neuen Handlungserfordernisse sind im
vorliegenden „Stadtteilentwicklungskonzept Leipzig Grünau 2030“ (STEK Grünau) hergeleitet
und aufgeschlüsselt.
Bereits Ende 2014 wurde mit der Erarbeitung des STEK Grünau begonnen, das als
Fortschreibung und Zusammenführung der bisher gültigen Planungsdokumente „Integriertes
Handlungskonzept: Fördergebiet Leipzig-Grünau“ (2004) und „Entwicklungsstrategie Grünau
2020“ (2007) zu verstehen ist. In die Erarbeitungszeit fielen sowohl die Neuausrichtung des
Leipziger Wohnungspolitischen Konzepts als auch die Fortschreibung des
gesamtstädtischen
Integrierten
Stadtentwicklungskonzeptes
(INSEK)
unter
den
Rahmenbedingungen einer wachsenden Stadt. Das INSEK weist im gegenwärtigen Entwurf
den Stadtteil Grünau als fachübergreifendes Schwerpunktgebiet für eine integrierte
Entwicklung aus und verweist darauf, ein konkretisierendes Stadtteilkonzept für Grünau zu
erstellen.
Mit dem vorliegenden STEK Grünau liegt nun ein aktualisierter, Förderprogramm
unabhängiger Orientierungsrahmen für fachübergreifendes Handeln im Stadtgebiet vor. Es
3/7
soll eine strategische Kehrtwende in der Stadtteilentwicklungsstrategie festlegen, welche
nach Jahren abnehmender Bevölkerung und Wohnungs- sowie Infrastrukturrückbau, nun
wieder mit zunehmender und sich stark ausdifferenzierender Bevölkerung und deren
Bedürfnissen umzugehen hat.
3 Grundlagen/ Vorhandene Beschlüsse
Neustart des Bund-Länder-Programm Soziale Stadt in 2016; VI-DS-02032
Sanierungssatzung „Leipzig Grünau WK 7 und WK 8“; RBV-1631/13 vom
19.06.2013, (derzeit in Prüfung und ggf. in Aufhebung oder Anpassung gemäß der
veränderten Rahmenbedingungen in Grünau, vgl. STEK Grünau 2030)
Entwicklungsstrategie Grünau 2020; RBIV-934/07 vom 18.07.2007
Gebietsbeschluss Leipzig Grünau im Programm „Soziale Stadt“; RB IV-340/05 vom
13.07.2005
Integriertes Stadtentwicklungskonzept Leipzig 2030 (derzeit in Beschlussfassung)
Wohnungspolitisches Konzept der Stadt Leipzig, Fortschreibung 2015
4 Prozess
Die Erarbeitung erfolgte im Zeitraum von 2014 bis 2017 in einem Beteiligungsprozess der
verschiedenen Fachämter, Behörden, der Wohnungswirtschaft, der lokalen Akteure sowie
der Bürgerschaft. Hierzu wurden vorhandene Koordinierungs- und Beteiligungsstrukturen im
Stadtteil genutzt. Neben mehreren Ämterworkshops und verwaltungsinternen Beteiligungen
im Zuge der Vorbereitung des Konzepts sowie der Ämterabstimmung wurden in mehreren
fachspezifischen Themenworkshops gemeinsam mit Bürgern und lokalen Akteuren die
aktuelle Problemlagen und Handlungserfordernisse herausgearbeitet. Die Ergebnisse sind in
das STEK Grünau eingeflossen.
5 Finanzielle Auswirkungen und Umsetzung
Das STEK Grünau stellt die Schwerpunktsetzung für den Einsatz von Ressourcen der
Fachämter sowie für den Einsatz von Fördermitteln dar. Somit kommt dem STEK Grünau
eine indirekte Haushaltswirkung zu. Für den Doppelhaushalt 2017/18 sind bereits
Haushaltsansätze zur Umsetzung von Maßnahmen vorgesehen. Die weiteren Maßnahmen
sind durch die jeweiligen Fachämter innerhalb der bestehenden Eckwerte einzuplanen.
Folgend werden die ggf. notwendigen Beschlüsse zur Umsetzung herbeigeführt. In den
Beschlussvorlagen sind dabei die Folgekosten der Maßnahmen zu betrachten.
6 Kurzfassung STEK Grünau 2030
6.1 Ausgangslage
Bevölkerung
Von ehemals 85.000 Einwohnern leben heute noch rd. 43.600 (2016) Einwohner in Grünau.
In den letzten 4 Jahren war dabei jeweils ein leichtes Einwohnerwachstum zu verzeichnen.
Die prognostizierten Bevölkerungszahlen für das Jahr 2030 liegen zwischen 52.000 und
43.200 Einwohner. Abflachende und gegenüber dem Wachstum der Gesamtstadt in Summe
geringere Bevölkerungszuwächse sind auf ein hohes Durchschnittsalter und somit auf einen
zu erwartenden negativen natürlichen Bevölkerungssaldo zurückzuführen. Dem hohen Anteil
über 65-jährigen steht ein hoher Anteil unter 18-jährigen gegenüber, mit entsprechenden
Herausforderungen für zielgruppenrelevante Infrastrukturen. Die Zahl der Bewohner mit
Migrationshintergrund steigt kontinuierlich und überdurchschnittlich stark, wodurch
Integrationsaufgaben an Bedeutung gewinnen.
4/7
Soziales und Bildung
Die Arbeitslosenquote in Grünau ist tendenziell rückläufig, jedoch auf überdurchschnittlichem
Niveau. Sorge bereiten die hohen und steigenden Zahlen arbeitsloser Jugendlicher.
Das gebietstypische und sanierungsschwächebedingte niedrige Mietpreisniveau gilt zum
einen als Potential für den Leipziger Wohnungsmarkt, führt zum anderen aber zu einem
verstärkten Zuzug einkommensschwacher, sozialleistungsbeziehender und migrantischer
Haushalte. Diese Entwicklung in Verbindung mit einem raschen Anstieg der Bewohnerschaft
mit Migrationshintergrund verschärft in einigen Quartieren Grünaus zunehmend soziale und
nachbarschaftliche Probleme. Steigende Kriminalität und Gewalt im öffentlichen Raum
verdeutlichen hier beginnende Problemlagen.
Die besorgniserregende hohe Zahl von Schülern die Bildungseinrichtungen ohne Abschluss
verlassen, zeigt einen akuten und dringenden Handlungsbedarf an. Hier lässt sich auf das
qualitativ hochwertige, gut vernetzte Bildungssystem mit geschlossenen Bildungsketten,
kurzen Wegen und einer engen Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen
Bildungseinrichtungen zurückgreifen. Für eine dauerhafte und nachhaltige Leistungsfähigkeit
muss jedoch der erhebliche Sanierungsstau in Bildungs- und Freizeiteinrichtungen abgebaut
und auch in Grünau wieder in neue Einrichtungen investiert werden.
Auch die drei noch bestehenden Stadtteilbibliotheken Grünaus weisen einen
Modernisierungsstau auf und können mit eingeschränkten Öffnungszeiten, fehlender
Barrierefreiheit und geringem Budget keine zeitgemäße Arbeit und Wirkung im Stadtteil
entfalten. Hier muss eine zentrale Lösung gefunden werden.
Wohnungsbestand und Leerstand
Der aktuell Leerstand in Grünau liegt mit 16,8 % trotz massiver Rückbauten (rd. 8.000 WE)
noch immer deutlich über dem Niveau der Gesamtstadt (6%). Entsprechend der
Bevölkerungsentwicklung ist jedoch von weiter abnehmenden Leerständen auszugehen. Die
noch vorhandenen ca. 28.000 Wohnungen in industrieller Plattenbauweise sind überwiegend
sehr homogen. Hier ist zukünftig eine Differenzierung des Wohnungsangebots durch gezielte
Umbauten und Sanierungen sowie punktuelle Neubauten erforderlich.
Wirtschaft und Verkehr
Grünau verfügt über eine gute Verkehrsinfrastruktur. Verbesserungswürdig bleiben die
Erschließung der Stadtteilzentren, die Einbindung des Grünauer Fuß- und Radwegenetzes in
ein gesamtstädtisches Netz sowie die Anpassung an die Mobilitätsbedürfnisse der stark
alternden Bevölkerung.
Durch eine gezielte Unterstützung und Ansiedlung lokalen Gewerbes und lokaler
Dienstleistungen
soll
die
weitestgehend
monofunktionale
Ausrichtung
der
Großwohnsiedlungen
in
einzelnen
Punkten
aufgebrochen
und
wohnortnahe
Verdienstmöglichkeiten geschaffen werden. Schwerpunkte sind dabei vor allem die unter
Kaufkraftverlust und verändertem Einkaufverhalten leidenden einzelnen Quartierszentren.
6.2 Ansatz des Konzeptes
Aufbauend auf einer ausführlichen Situationsanalyse, zeigt das vorliegende STEK Grünau
eine Vision für den Stadtteil auf:
Grünaus spezifische Qualität wird zunehmend von mehr Leipzigerinnen und Leipzigern
sowie Zugezogenen erkannt. Die Bevölkerung wird dadurch durchmischter und die
Lebensstile werden vielfältiger. Das Grünau der Zukunft ist ein lebendiger Stadtteil für
5/7
unterschiedliche Einkommensgruppen und Lebensentwürfe. Die serielle Bauweise des
Stadtteils wird als Chance gesehen, wirtschaftlich höhere Energiestandards zu erzielen.
Grünau begreift die besondere städtebauliche Struktur mit hohem Freiflächenanteil als
Chance für eine behutsame Nachverdichtung in Zeiten des Wachstums und „besetzt“
ungenutzte Flächen mit wirtschaftlichen Aktivitäten, neuen Wohnformen und kollektiven
Freiflächenkonzepten.
Grünau bietet nicht nur physische Freiräume, sondern sorgt auch für seine Bevölkerung.
Kinder, Jugendliche, Familien und Senior/-innen, Menschen mit und ohne Arbeit, Menschen
mit Behinderungen und Bewohner/-innen mit Migrationshintergrund sollen die gleichen
Chancen haben, am gesellschaftlichen Leben teilzunehmen und mobil zu bleiben. Allen steht
der Zugang zur Bildungslandschaft, dem Arbeitsmarkt, den kulturellen, sozialen, sportlichen
und medizinischen Angeboten offen. Grünau hat die Voraussetzung, bei der Inklusion vieler
Menschen eine Vorbildfunktion zu übernehmen.
Interessante und sichere Wege laden zum Radfahren und Spazierengehen durchs
Stadtviertel, an den See oder in die Stadt ein. Man trifft sich auf Plätzen und in
Fußgängerzonen, geht hier ungestört einkaufen und verabredet sich im Café. Die
Nachbarschaft ist wichtig, daher engagieren sich Grünauerinnen und Grünauer im Verein, in
den Stadtteilgremien oder ganz einfach für die Nachbarschaft, wenn Hilfe gebraucht wird.
Darauf aufbauend werden sieben Handlungsfelder sowie ein Querschnittsthema benannt,
welchen wiederum konkrete Ziele sowie Maßnahmen zugeordnet sind.
Bereits im Analyseteil des STEK wird deutlich, dass sich die einzelnen Grünauer Quartiere
beginnen unterschiedlich zu entwickeln, sich verschiedene Handlungsbedarfe ergeben und
der Stadtteil nicht ausschließlich im Gesamten betrachtet werden kann. Aus diesem Grund
greift das STEK Grünau die Quartiere Grünau-Ost, Grünau-Mitte, Schönau, Grünau-Nord
und Grünau-West1 gesondert auf und definiert konkrete Handlungsansätze für das jeweilige
Quartier in einzelnen Quartierssteckbriefen.
6.3 Handlungsfelder und Ziele
Stadtraum, Wohnen und Klima
Ausbau der stadträumlichen Qualität und stärkere Ausbildung von Quartiersidentitäten
Erhöhung der Angebotsvielfalt und Demografiesicherheit des Wohnungsmarktes
Steigerung der Energieeffizienz und des Anteils erneuerbarer Energie auf der Quartiers- und
Gebäudeebene
Freiraum und Mobilität
Erhöhung der Aufenthaltsqualität, Nutzungsvielfalt und Biodiversität von Freiräumen
Qualifizierung des Wegesystems für Fußgänger und Radfahrer
Stärkung des öffentlichen Nahverkehrs und Optimierung von Verkehrsabläufen
Lokale Ökonomie und Beschäftigung
Nutzung von räumlichen Potentialen zur Standortentwicklung
Profilierung der Quartierszentren
Stärkung der lokalen Ökonomie sowie Beschäftigungsförderung
Bildung
Verbesserung des baulichen Zustandes und Erhöhung der Kapazitäten der Bildungslandschaft
Steigerung der Bildungserfolge
Ausbau der Kooperation von Bildungsakteuren, Verbesserung des Übergangs von Schule in Beschäftigung
Kultur, Freizeit, Sport
1
Quartiersabgrenzung entspricht nicht dem statistischen Ortsteil Lausen-Grünau
6/7
Qualifizierung und Ausbau der zielgruppenspezifischen Kultur- und Freizeitangebote
Erhalt, Modernisierung und Erweiterung der Sport- und Bewegungsangebote
Gesundheit
Sicherung und bedarfsorientierter Ausbau der medizinischen Versorgung
Verbesserung der Voraussetzungen für einen gesundheitsbewussten Lebensstil
Ordnung und Sicherheit
Erhöhung des Ordnungs- und Sicherheitsgefühls in Grünau
Verringerung der Jugenddelinquenz in Grünau
Querschnittsthema Chancengleichheit und Beteiligung, Öffentlichkeitsarbeit und integrierte Stadtteilarbeit
Erhöhung der Chancengleichheit in Grünau
Erleichterung der Bürgerbeteiligung und Erhöhung des ehrenamtlichen Engagements
Verbesserung des Images von Grünau und Intensivierung der Öffentlichkeitsarbeit
Verstetigung integrierter Stadtteilarbeit
7/7
INTEGRIERTES STADTTEILENTWICKLUNGSKONZEPT
LEIPZIG-GRÜNAU 2030 (STEK)
STEK Leipzig Grünau 2030
2
STEK Grünau 2030
Vorwort
Seit reichlichen fünf Jahren wächst die Einwohnerzahl Grünaus wieder. Überdurchschnittlich
stark war der Stadtteil in den letzten zwanzig Jahren sowohl vom allgemeinen Bevölkerungsrückgang als auch von einer Umverteilung der Bevölkerung betroffen. Parallel dazu wurde Grünau
aktiv entwickelt und stellt sich heute an vielen
Stellen als moderner und attraktiver Stadtteil dar.
Die einzigartige Kombination verdichteten Wohnens mit lebendigen Nachbarschaften bei gleichzeitig enorm ruhigem und grünem Umfeld macht
ihn zu einem besonderen Ort mindestens für die
gut 7 % der Leipziger, die in Grünau wohnen.
Mit dem allgemeinen Wachstum scheinen zunächst viele Fragen zur Zukunft Grünaus obsolet. Kein
Rückbau mehr und keine Umzüge bedeuten in der Tat dringend benötigte Ruhe für viele Quartiere.
Doch Wachstum schafft auch neue Herausforderungen, es lässt u. a. die Integrationsaufgaben in
Grünau anwachsen. Deshalb ist es zukünftig wesentlich, auf dem Wohnungsmarkt einsetzende Verdrängungsmechanismen, die einen verstärkten Zuzug einkommensschwacher Haushalte nach
Grünau auslösen, durch eine gezielte und leistungsstarke Wohnungspolitik zu mildern und soweit
dies möglich ist, stadtweit zu steuern. Zudem hat Grünau zukünftig zusätzliche soziale Aufgaben,
wie die Integration von Migranten, zu erfüllen. Mit diesen Aufgaben und Herausforderungen steigt
auch der Bedarf an sozialer Infrastruktur im Gebiet, für deren Erhalt, Qualifizierung und Erweiterung unterstützend Städtebaufördermittel in Anspruch genommen werden müssen.
Mit dem vorliegenden Integrierten Stadtteilentwicklungskonzept Leipzig-Grünau (STEK Grünau)
zeigt die Stadt Leipzig nicht nur diesen besonderen Entwicklungsbedarf in Grünau auf, sondern
schlägt auch eine integrierte Maßnahmenstrategie zur nachhaltigen Stabilisierung und Aufwertung
des Gebietes vor. Wichtige Schwerpunkte der Entwicklungsstrategie sind hierbei die Bereiche
Wohnen, Nachhaltigkeit und Infrastruktur. Die zahlreichen im Konzept verankerten nichtinvestiven Maßnahmen sollen dazu beitragen, das soziale Klima in Grünau zu verbessern und damit
eine Nachhaltigkeit neuer Investitionen in Grünau sicherzustellen.
Grünau besitzt die Chance, sich zu einem durchmischten, attraktiven und dynamischen Stadtteil zu
entwickeln. Für diese anspruchsvolle Herausforderung können die Mittel aus der Städtebauförderung, die noch bis mindestens 2025 in Grünau eingesetzt werden können, ein wichtiger Katalysator
sein. Das STEK Grünau wird dabei nicht nur als eine Arbeitsgrundlage für die Fördermittelbeantragung oder Verwaltungsarbeit verstanden, sondern soll in seinen Kernaussagen auch für die kooperative Stadtteil- und Quartiersentwicklung genutzt werden. Die anstehenden Prozesse und Maßnahmen sind nur mit den wichtigen Stadtteilakteuren, wie der Wohnungswirtschaft, und den Bewohnern gemeinsam umzusetzen und zu gestalten.
Dorothee Dubrau
Bürgermeisterin und Beigeordnete
für Stadtentwicklung und Bau
3
Inhaltsverzeichnis
1 Einstieg .................................................................................................................................. 5
1.1 Anlass und Ziel des Konzeptes ............................................................................................................................... 5
1.2 Einordnung in die Stadtentwicklungsstrategie der Stadt Leipzig ........................................................... 6
1.3 Struktur und Beteiligte am Stadtteilentwicklungskonzept ..................................................................... 10
1.4 Lage und Gebietsstruktur...................................................................................................................................... 11
1.5 Eingesetzte und laufende Fö rderprogramme in Grü nau.......................................................................... 12
2 Gebietsanalyse und Handlungserfordernisse ........................................................................ 15
2.1 Demografie .................................................................................................................................................................. 15
2.2 Wohnen, Stä dtebau und Freiraum ..................................................................................................................... 21
2.3 Verkehr, Mobilitä t und Klima ............................................................................................................................... 28
2.4 Wirtschaft und Beschä ftigung ............................................................................................................................. 30
2.5 Sozialstruktur............................................................................................................................................................. 33
2.6 Ergebnisse der Intervallstudie 2015 ................................................................................................................ 37
2.7 Soziale Infrastruktur und Daseinsvorsorge ................................................................................................... 39
2.8 Zusammenfassung Gebietsanalyse .................................................................................................................... 46
3 Die Grünaustrategie 2030..................................................................................................... 48
3.1 Vision ............................................................................................................................................................................. 49
3.2 Handlungsfeld 1 Stadtraum, Wohnen und Klima .......................................................................................... 50
3.3 Handlungsfeld 2 Freiraum und Mobilität ........................................................................................................ 54
3.4 Handlungsfeld 3 Lokale Ökonomie und Beschäftigung .............................................................................. 57
3.5 Handlungsfeld 4 Bildung ........................................................................................................................................ 59
3.6 Handlungsfeld 5 Kultur, Freizeit, Sport ............................................................................................................. 63
3.7 Handlungsfeld 6 Gesundheit ................................................................................................................................. 67
3.8
Handlungsfeld 7 Ordnung und Sicherheit ........................................................................................................ 69
3.9 Querschnittsthemen Chancengleichheit und Beteiligung, Öffentlichkeitsarbeit und
integrierte Stadtteilarbeit ...................................................................................................................................... 71
4 Umsetzung .......................................................................................................................... 76
5 Quartierssteckbriefe ............................................................................................................ 85
5.1 Quartierssteckbrief Grü nau-Ost ......................................................................................................................... 85
5.2 Quartierssteckbrief Grü nau-Mitte ..................................................................................................................... 89
5.3 Quartierssteckbrief Schö nau................................................................................................................................ 93
5.4 Quartierssteckbrief Grü nau-Nord...................................................................................................................... 96
5.5 Quartierssteckbrief Grü nau-West ...................................................................................................................... 99
Impressum ............................................................................................................................. 104
4
STEK Grünau 2030
1 Einstieg
1.1
Anlass und Ziel des Konzeptes
Die Großsiedlung Leipzig-Grünau wurde zwischen 1976 und 1987 als größte Plattenbausiedlung
Sachsens am westlichen Stadtrand Leipzigs errichtet und prägt zusammen mit kleineren Einfamilienhausgebieten und weiten Grünflächen den Stadtbezirk Leipzig West. Grünau erstreckt sich über
mehrere Ortsteile und wird üblicherweise in verschiedene Wohnkomplexe (WK) gegliedert, deren
Nummerierung die Entstehungsphasen spiegelt. Geplant war eine Siedlung mit etwa 40.000 Wohnungen für 100.000 Einwohner. Realisiert wurden etwa 38.000 Wohnungen, in denen 1990 etwa
85.000 Menschen lebten.
In den gut 25 Jahren seit der Wende hat sich der Stadtteil deutlich gewandelt. Neben der mittlerweile sichtbaren sehr hohen stadträumlichen Qualität, welche sowohl Ergebnis einer guten Grundkonzeption ist als auch Folge späterer gezielter Investitionen in den öffentlichen Raum, sind sowohl
Infrastruktur als auch wirtschaftliche Funktionen weiterentwickelt worden. Gleichzeitig nahm bis
vor fünf Jahren die Bevölkerungszahl deutlich ab, zunächst durch Umzug, zuletzt vor allem aufgrund der negativen natürlichen Entwicklung bei fehlendem Zuzug. Fast 8.000 Wohnungen sind
seit 1990 abgerissen worden, um die Leerstandsverteilung zu regulieren und der Wohnungswirtschaft die Handlungsfähigkeit zu erhalten. Heute verfügt Grünau damit auch über enorme, gut erschlossene Grundstückspotenziale zur weiteren Entwicklung.
Die Gruppe der Grünauer, die seit Entstehung der Siedlung dort wohnen und die sich in hohem Maße mit ihrem Stadtteil identifizieren, stellt immer noch den größten Teil der Bewohnerschaft. Aber
auch viele neue Bewohner sind nach Grünau gezogen, darunter viele auf der Suche nach einer
preiswerten Wohnung, wie man aufgrund der regelmäßigen Befragungen im Stadtteil weiß. Im Ergebnis sind in Grünau die mittleren Einkommen gesunken und die Zahl der Transfereinkommensbezieher liegt deutlich über dem Stadtschnitt; die Altersstruktur hat sich verändert und weitere
Indikatoren belegen eine zunehmende Zahl sozioökonomisch benachteiligter Haushalte.
Der heutige Wohnungsbestand umfasst etwa 30.000 Wohnungen, in denen etwa 43.500 Menschen
leben. Gemeinsam mit der Wohnungswirtschaft und weiteren Partnern hat die Stadt Leipzig bereits
Anfang der neunziger Jahre begonnen, Stabilisierungsmaßnahmen umzusetzen, finanziell vor allem
gestützt durch Städtebaufördermittel aus verschiedenen Programmen. Durch umfangreiche Rückbauaktivitäten, durch private Investitionen, durch verschiedenste öffentlich geförderte Aufwertungsmaßnahmen, durch Ergänzung und Qualifizierung der sozialen Infrastruktur sowie durch eine
intensive Kommunikation mit Akteuren und Stadtteilgesellschaft konnte Grünau als Stadtteil so
weit stabilisiert werden, dass im Zuge des gesamtstädtischen Wachstums auch in Grünau seit 2012
die Einwohnerzahl wieder steigt. Die Zufriedenheit der Grünauer mit ihrem Stadtteil – durch Langzeitstudien seit 1976 untersucht – erreicht wieder ähnlich hohe Werte wie in den letzten Jahren der
DDR.
Die erzielten Erfolge dürfen nicht darüber hinwegtäuschen, dass die weitere Entwicklung zu einem
wirtschaftlich und sozial stabilen Stadtteil eine Herausforderung ist. Es gilt vor allem, negative Folgen einer unverändert schwierigen demografischen Situation zu minimieren und den Stadtteil zu
einem durchmischten und vielschichtigen Sozialgefüge weiterzuentwickeln. Die Rahmenbedingungen dafür verändern sich, führen jedoch nicht automatisch zu einer selbsttragenden Entwicklung.
Im Gegenteil kann ein gesamtstädtisches Wachstum mit den daraus resultierenden Mietpreissteigungen in innerstädtischen Wohnlagen zur Folge haben, dass sich Segregation und Konzentration
5
einkommensschwacher Haushalte in den nun vergleichsweise preiswerten Grünauer Beständen
verstärken. Die aufgrund leerstehender Räumlichkeiten überproportionale Unterbringung von
Asylbewerbern und anerkannten Flüchtlingen in Grünau und die daraus resultierenden Integrationsaufgaben sind parallel dazu zu bewältigen.
Bereits Ende 2014 wurde mit der Erarbeitung des STEK Grünau begonnen, das als Fortschreibung
der bisher gültigen Planungsdokumente Integriertes Handlungskonzept: Fördergebiet LeipzigGrünau (2004) und Entwicklungsstrategie Grünau 2020 (2007) zu verstehen ist. In die Erarbeitungszeit fielen sowohl die Neuausrichtung des Leipziger Wohnungspolitischen Konzepts als auch
die Veröffentlichung einer neuen, stark erhöhten Bevölkerungsprognose bis 2030 für Leipzig, die
beide große Auswirkungen auf Grünau haben. Ferner werden mit der Fortschreibung des Integrierten Stadtentwicklungskonzepts parallel Rahmenziele für eine nachhaltige Entwicklung auf gesamtstädtischer Ebene formuliert, die eine Neubewertung Grünaus im Kontext des stärkeren Bevölkerungswachstums Leipzigs nahelegen. Bei der Bearbeitung des Konzeptes wurden daher soweit
möglich die Diskussionen der letzten Jahre eingebunden, wodurch sich der Bearbeitungszeitraum
verlängert hat.
1.2
Einordnung in die Stadtentwicklungsstrategie der Stadt Leipzig
Derzeit wird das Integrierte Stadtentwicklungskonzept fortgeschrieben. Das Konzept soll im Januar/Februar 2018 als Stadtentwicklungsstrategie „Leipzig 2030“ (INSEK) beschlossen werden.
Im INSEK werden seit 2009 die verschiedensten Bereiche der Zukunftsstrategie der Stadt Leipzig
zusammengefasst. Es berücksichtigt und bündelt alle für Leipzig bedeutsamen Themen. Die fachübergreifende Arbeit innerhalb der Stadtverwaltung ist dabei ebenso wichtig wie die Einbindung
aller Akteure der Stadtgesellschaft.
Seit der Erstellung des INSEK im Jahr 2009 hat sich die Entwicklung der Stadt entscheidend geändert und sich in der demografischen wie auch sozioökonomischen Situation der Stadt ein Wandel
vollzogen.
Charakterisierung der gesamtstädtischen Entwicklung:
−
Starker Einwohnerzuwachs, verbunden mit einer Veränderung der Bevölkerungszusammensetzung und der Altersstruktur
−
Zunahme des Anteils von Einwohner/innen mit Migrationshintergrund
−
Aufgrund der starken Zuwanderung junger Menschen und steigender Geburtenzahlen wachsende Zahl der Kinder und Jugendlichen. Die Zahl der Senioren bleibt konstant, wobei der Anteil Hochbetagter und damit häufig allein lebender Einwohner zunimmt
−
Einhergehend mit dem starken Beschäftigungszuwachs Rückgang der Arbeitslosigkeit, welche allerdings noch immer über dem sächsischen Durchschnitt liegt
−
Rückgang der Zahl der Empfänger von Transferleistungen nach dem SGB II, fast konstant
blieb jedoch die Zahl der auf Sozialgeld angewiesenen Kinder unter 15 Jahren
−
Verbesserung der Einkommenssituation der Leipziger Haushalte
Der Leitsatz „2030 – Leipzig wächst nachhaltig!“ beschreibt das Grundverständnis, wie den zukünftigen Herausforderungen begegnet wird. Die drei grundlegenden Herausforderungen – stabile
Wirtschaftskraft, solide Finanzen, Demokratieverständnis und gesellschaftlicher Zusammenhalt –
werden als innerer Ring den Spielraum des weiteren kommunalen Handelns bei der Gestaltung der
6
STEK Grünau 2030
nachhaltig wachsenden Stadt bestimmen. Gemeinsam mit verschiedenen Akteuren und Beteiligten
(äußerer Ring) wird die Umsetzung der strategischen Ziele:
−
Leipzig setzt auf Lebensqualität,
−
Leipzig besteht im Wettbewerb,
−
Leipzig stärkt seine Internationalität und
−
Leipzig schafft soziale Stabilität
umgesetzt.
Die Grundhaltung ist dabei eine ganzheitliche Herangehensweise.
Leitbild der Stadt Leipzig, Quelle: Stadt Leipzig, 2017 (Arbeitsstand der INSEK-Fortschreibung, April 2017)
Einordnung des Stadtteils Grünau in den gesamtstädtischen Rahmen
Im Entwurf des INSEK (Entwurfsstand der Fortschreibung August 2017) wird der Stadtteil Grünau
als Schwerpunktraum der integrierten Stadtentwicklung benannt. Hintergrund für diese Schwerpunktsetzung sind u. a. folgende Punkte:
−
Eine überdurchschnittliche hohe Arbeitslosenzahl und ein hoher Anteil Langzeitarbeitslose
mit teilräumlich entgegen dem Stadttrend sogar zunehmender Tendenz
−
Ein überdurchschnittlicher Anteil SGB-II-Empfänger (vor allem in Grünau-Mitte) sowie ein
im Stadtvergleich deutlich höherer Anteil an Kindern und Jugendlichen unter 15, die auf
Grundsicherung angewiesen sind
−
Ebenso ergeben sich mit Hinblick auf die Schulabbrecherquote, den Anteil der gymnasialen
Bildungsempfehlung und den Anteil der Förderschüler deutlich negative Auffälligkeiten
Aus dem Kapitel zu den fachübergreifenden Schwerpunktgebieten gehen für Grünau folgende
Handlungsansätze hervor:
7
Soziales, Bildung und Kultur
Erhalt, Ausbau und Qualifizierung der Bildungsinfrastruktur, dabei hohen Bedarf an Erwachsenenbildung berücksichtigen
Entwicklung des Bildungs- und Bürgerzentrums Grünau als Schlüsselmaßnahme für gesamten Stadtbezirk
Stärkung der integrativen und sozialen und kulturellen Angebote
Erhalt und zukunftsfähige Ausrichtung von Konzept und Betreibung des KOMM-Hauses
Grünau (Anstreben einer freien Trägerschaft)
Qualifizierung des Stadtteilkulturfestivals „Grünauer Kultursommer“
Bestehende Jugendhilfeinfrastruktur sichern und weiterentwickeln, in Lausen-Grünau mittel-langfristig neuen offenen Freizeittreff schaffen
Offene Kinder- und Jugendarbeit, frühkindliche Prävention in Kindertagesstätten, Familienberatungsangeboten und erzieherischen Hilfen weiterentwickeln und vernetzen
Präventive Angebote in Bezug auf Jugenddelinquenz und Armutsprävention stärken
Konzeptentwicklung und Umsetzung für die offene Seniorenarbeit und die offene Behindertenarbeit
Stärkung und zukunftsfähige Ausrichtung von Kultur und Freizeiteinrichtungen, dabei Qualifizierung von kulturellen Angeboten, um kulturelle Teilhabe zu stärken
Projekte zur Gesundheitsförderung für sozial benachteiligte Familien
Ressourcen verstärkt sozialindikativ und bedarfsorientiert einsetzen
Mobilität und technische Infrastruktur
Anbindung von Grünau an den urbanen Kern verbessern
Freihaltung der Trassen für die Verlängerung S 1 nach Markranstädt sowie der Straßenbahn in der Brünner Straße
Radverkehrsanbindung des Kulkwitzer Sees und Anbindung des Robert-Koch-Parks verbessern, Durchgängigkeit der Verbindung Grünau in Richtung Innenstadt/Clara-Zetkin-Park
entwickeln
Mobilitätsberatung von Wohnungsunternehmen, Car-Sharing etablieren
Stärkung und Qualifizierung der Stadtteilverbindungen Lützner Straße, Ratzelstraße und
Kiewer Straße
Neuordnung Verkehr Garskestraße
Wohnen
Aktivierung des noch vorhandenen Wohnungsleerstandes und Erhalt des bezahlbaren
Wohnraums bei Stärkung der sozialen Mischung
Wohnungsbestand und Stadtraum generationenübergreifend entwickeln und zielgruppenorientiert anpassen
Vielfältiges Wohnungsangebot schaffen und Bestand mit neuen Qualitäten ergänzen
Konzepte für eine attraktive und vielfältige Nachverdichtung erarbeiten und umsetzen
Freiraum und Umwelt
Erhalt und Weiterentwicklung der Freiraumqualitäten unter Berücksichtigung der sozialen
Bedarfe im Stadtteil
Wirtschaft und Beschäftigung
Grünau als „Laborraum“ für wohnortnahe Beschäftigungs-und Wirtschaftsförderung nutzen
Stärkung und Stabilisierung der Zentren in ihrer Versorgungsstruktur und der Qualität der
öffentlichen Räume
Unterstützung von Nutzungsmischung bei Neubauprojekten
Revitalisierung des Gewerbegebiets Brünner Straße
8
STEK Grünau 2030
Sozioökonomische Differenzierung der Ortsteile nach Aufmerksamkeitsbedarf in den Bereichen Arbeit, Einkommen und Bildung, Quelle: Stadt Leipzig, 2017 (Arbeitsstand im Rahmen der INSEK-Fortschreibung, April
2017)
Auch in den Fachkonzepten:
−
Wohnen (Qualifizierungsgebiet II – zukunftsfähig entwickeln, Vielfalt schaffen und Potenziale
nutzen),
−
Wirtschaft und Arbeit (stadtteilbezogene Wirtschafts- und Beschäftigungsförderung),
−
kommunale Bildungslandschaft,
−
soziale Teilhabe,
−
Kultur (Erhalt, Stärkung und Weiterentwicklung der kulturellen Angebote) und
−
Sport
wird der Stadtteil Grünau als Schwerpunktraum kommunalen Handelns benannt.
9
Fachübergreifende Schwerpunkträume der Stadtentwicklung Leipzigs, Quelle: Stadt Leipzig, 2017 (Arbeitsstand
im Rahmen der INSEK-Fortschreibung, April 2017)
1.3
Struktur und Beteiligte am Stadtteilentwicklungskonzept
Das STEK Grünau beinhaltet zunächst eine weitgehend aktuelle Analyse der aktuellen Gebietssituation und der sich abzeichnenden Entwicklungstendenzen. Im eigentlichen Strategieteil werden hieraus themenspezifische Handlungsfelder, Ziele und Maßnahmen abgeleitet.
Die Erkenntnisse und sich hieraus ergebende Umsetzungsschritte sind unter anderem das Ergebnis
eines breit angelegten Beteiligungsprozesses sowohl verwaltungsintern als auch mit wirtschaftlichen und zivilgesellschaftlichen Akteuren sowie Bürgerinnen und Bürgern.
10
STEK Grünau 2030
Übersicht zu den Beteiligungs- und Entscheidungsebenen im STEK-Prozess
Ein erster Stand der Analyse, Handlungsfelder und zielführende Maßnahmen wurden auf öffentlichen Themenabenden mit Bürgern und Akteuren des Stadtteils im Stadtteilladen Grünau besprochen.
Einen weiteren Baustein in der Beteiligung stellte die Zusammenarbeit mit den Wohnungsmarktakteuren im STEK-Prozess dar. Gemeinsam wurden die Planungen der Wohnungsunternehmen mit
dem Strategieentwurf der Stadtteilentwicklung abgeglichen. Vertreter vom Amt für Stadterneuerung und Wohnungsbauförderung (ASW) sowie der jeweiligen Fachämter diskutierten im Rahmen
von Workshops den Ist-Zustand Grünaus, die mögliche zukünftige Entwicklung des Stadtteils sowie
Strategien für die einzelnen Wohnkomplexe anhand kleinräumiger, statistischer Auswertungen zu
den Quartieren. Der genannte Beteiligungsprozess ist mit der Verabschiedung des STEK Grünau
durch den Stadtrat nicht abgeschlossen, sondern soll in der Phase der Maßnahmenausgestaltung
und -umsetzung fortgeführt werden.
Federführend bei der Erstellung und Koordinierung des STEKs war das ASW, unterstützt vom Büro
|u|m|s| Stadtstrategien und der LESG.
1.4
Lage und Gebietsstruktur
Grünau wurde zwischen 1976 und 1987 als größte Plattenbausiedlung Sachsens am westlichen
Stadtrand Leipzigs errichtet. Zusammen mit den Dörfern Miltitz und Lausen sowie dem durch
durchgrünte Siedlungsbereiche geprägten Ortsteil Grünau-Siedlung bildet die Großwohnsiedlung
den Leipziger Stadtbezirk West. Der Großwohnsiedlung gehören folgende Ortsteile an, in denen
insgesamt acht Wohnkomplexe (WK) enthalten sind: Grünau-Ost (WK 1, 2, 3), Grünau-Mitte (WK 4,
5.2), Schönau (WK 5.1), Grünau-Nord (WK 7), Lausen-Grünau (WK 8).
11
Vorgesehen waren zunächst hauptsächlich 5-geschossige Plattenbauten in industrieller Montagebauweise sowie bis 1982 ein hoher Anteil von Grünflächen (WK 1–4, 5.1). Nach der ersten Bauphase konnten aufgrund von Materialknappheit und Zeitdruck die Standards nicht mehr gehalten werden. Ein hoher Anteil an 6- bis 11-Geschossern und Punkthochhäusern entstand in dieser Zeit. Auf
hochwertig gestaltete Grünflächen und den Bau von Kultur- und Freizeiteinrichtungen musste zunehmend verzichtet werden. Grünaus Erschließungssystem ist stark auf den öffentlichen Nahverkehr und auf Fußgänger ausgelegt.
In der DDR als vorrangig für Wohnzwecke bestimmte Großsiedlung realisiert, gelang es seit den
1990er-Jahren, u. a. durch den Einsatz von Städtebaufördermitteln, neue Handels-, Dienstleistungs-,
Kultur- und Freizeitangebote wie die Grünauer Welle, das Theatrium und die Skatehalle „heizhaus“
im Stadtteil anzusiedeln und/oder deren Arbeitsbedingungen zu verbessern. Mit dem Allee-Center
wurde 1996 ein neues funktionales Stadtzentrum geschaffen. Die Urbanität und funktionale Mischung in Grünau sind jedoch im stadtweiten Vergleich gering und stellen eine maßgebliche Entwicklungsaufgabe für die Zukunft dar.
Lageeinordnung von Grünau, Quelle: Stadt Leipzig, u.m.s.
1.5
Eingesetzte und laufende Förderprogramme in Grünau
Die Stadt Leipzig trat der nach der politischen Wende drohenden Abwärtsspirale in Leipzig-Grünau
frühzeitig mit einem konzentrierten Fördermitteleinsatz entgehen, um Investitionen in das Gebiet
12
STEK Grünau 2030
zu lenken, erforderliche Rückbauaktivitäten einzuleiten und die Daseinsvorsorge in der Großwohnsiedlung zu stabilisieren.
Im Stadtteil wurde und wird ein breites Programmspektrum eingesetzt, da Förderprogramme unterschiedliche Handlungsebenen adressieren. Unterstützt werden sowohl bauliche als auch soziale
Aufgaben, investive und nicht-investive Maßnahmen. Nachfolgend sind die in Grünau eingesetzten
und laufenden Programme der Städtebauförderung als Tabelle sowie die wichtigsten Fördermaßnahmen in einer Karte dargestellt:
Mit Städtebauförderung durchgeführte Maßnahmen in der Großwohnsiedlung Leipzig-Grünau
Eingesetztes Programm
Laufzeit
Überschlägiger
Auswahl geförderter Maßnahmen
Mitteleinsatz
Weiterentwicklung großer
Neubaugebiete (StWeng)
1993–2005
ca. 30 Mio. €
−
−
−
−
Neugestaltung von Zentrumsbereichen
(u. a. Fußgängerzone Stuttgarter Allee,
Marktplatz, Zentrum Jupiterstraße)
Neugestaltung von Grün- und Freiflächen
(Uranuspark, Grüngürtel im WK 8.3)
Qualifizierung der sozialen Infrastruktur
(u. a. Grünauer Welle, Völkerfreundschaft
etc.)
organisatorische Unterstützung der Bewohnerschaft (Forum Grünau, Quartiersmanagement, Bürgerbeirat WK 4)
Landesrückbauprogramm
2001–2010
ca. 2,6 Mio. €
Programm Stadtumbau Ost
seit 2003
ca. 23 Mio. €
−
Abriss von 7.755 Wohnungen
2003–2016
ca. 2,4 Mio. €
-
Sanierung der Ringelnatzschule
Sanierung von Kitas (z. B. Weißdornstr. 2,
Garskestr. 17, Grünauer Allee 18)
Qualifizierung der sozialen Infrastruktur
(z. B. Völle)
(Programmteil Rückbau
Wohngebäude)
Programm Stadtumbau Ost
(Programmteil Aufwertung)
Programm Soziale Stadt
seit 2005
ca. 10 Mio. €
Freiraum/Mobilität
−
−
−
Gestaltung der Alten Salzstraße als Fußund Radweg
Anlegen des Urbanen Waldes im WK7
Erneuerung von Spielplätzen
Bildung, Betreuung und Kultur
−
−
−
−
−
−
−
Verbesserung der Arbeitsbedingungen des
Theatriums durch Standortverlagerung in
den WK2, Neu- und Umbau des Theaterhauses
Umbau des „heizhaus“ zur Skatehalle
Sanierung von Schulgebäuden
Neugestaltung von Außenanlagen und Höfen von Schulen und Kitas
Sanierung der Begegnungsstätte des KMV
Sanierung des Caritas-Familienzentrums
Ringstraße 2
Unterstützung und Qualifizierung des Kulturfestivals Grünauer Kultursommer
Gebietsbegleitung und Bürgerbeteiligung
−
Quartiersmanagement
13
−
−
„Stärken vor Ort“ (ESF)
2009–2011
ca. 173.000 €
BIWAQ (ESF)
2013–2018
ca. 1,5 Mio. €
Wohnungspolitisches Konzept
Seit 2016
−
Stadtumbaumanagement
Verfügungsfonds zur Finanzierung von
Stadtteilprojekten
Stadtteilprofil Grünau
−
Projekte zur Stärkung der Arbeitsfähigkeit
„Arbeitsladen Grünau“ zur Unterstützung von
Arbeitsuchenden und Unternehmern
Stadtteilkoordination Migration/Integration/Asyl
Übersicht wichtigste verortbare Städtebaufördermaßnahmen in der Großwohnsiedlung Leipzig-Grünau bis 2016
14
STEK Grünau 2030
2 Gebietsanalyse und Handlungserfordernisse
2.1
Demografie
2.1.1 Bevölkerungsentwicklung
Die Großwohnsiedlung zählte 1989 rund 85.000 Einwohner. Nach der Wende kam es zu einem beträchtlichen Bevölkerungsrückgang, der bis 2011 anhielt und am stärksten zwischen den Jahren
1995 und 2002 war. Bis 2011 verlor Grünau dadurch mehr als die Hälfte seiner Bevölkerung der
Vorwendezeit. Hauptursachen waren eine wirtschaftlich bedingt hohe Abwanderung in die westlichen Bundesländer, Umzüge in die zunehmend sanierten innerstädtischen Gründerzeitbestände
sowie in die suburbanen Einfamilienhausgebiete. Zudem sank die Einwohnerzahl aufgrund der
geringen Geburtenrate und Überalterung der Bevölkerung.
Trotz massiver Rückbauaktivitäten, der Sanierung von mehr als 60 % der Bausubstanz in den
Folgejahren, Investitionen in Grün- und Freiflächen sowie einer Anpassung der Infrastruktur
schwächte sich der Einwohnerverlust bis zum Jahr 2012 zunächst lediglich ab. Dieser Rückgang in
der Schrumpfungsdynamik betraf sämtliche Wohnkomplexe. Zwischen den Jahren 2003 und 2012
verlor die Großwohnsiedlung Grünau noch immer etwa 12,7 % ihrer Einwohner, während im selben Zeitraum die Einwohnerzahl der Stadt Leipzig bereits um ca. 7,0 % anstieg. Im Kontext des
gesamtstädtischen Wachstums stabilisierten sich die Bevölkerungszahlen Grünaus im Jahr 2012
erstmals. Heute wohnen − mit leicht steigender Tendenz − 43.582 Einwohner in der Großwohnsiedlung Grünau (2016, SSP-Fördergebiet).
89.000
Einwohner Großsiedlung Grünau (absolut)
84.800
79.000
Relative Bevölkerungsentwicklung zwischen 1989 und 2016
69.000
Großwohnsiedlung Grünau: -48,6%
Stadt Leipzig: 9,3%
63.500
59.000
49.000
46.175
40.584
41.793
39.703
40.312
2011
2012
43.582
39.000
1989
1999
2003
2009
2015
2016
Jahre
Einwohnerentwicklung der Großwohnsiedlung Leipzig-Grünau zwischen 1989 und 2016, Quelle: Stadt Leipzig,
u.m.s.
Mit Blick auf die konkreten Entwicklungen in den unterschiedlichen Grünauer Quartieren, betrifft
diese Bevölkerungsentwicklung alle Grünauer Quartiere – jedoch in unterschiedlichem Maße.
15
Gegenüberstellung der Bevölkerungsentwicklung der Wohnkomplexe (WK) zw. 2012 und 2016, Quelle: Stadt
Leipzig, u.m.s.
Analog zur Gesamtstadt weist der Stadtteil aktuell eine steigende Zahl an Geburten auf. Aufgrund
des weiterhin hohen Altersdurchschnitts von Grünau ist der natürliche Bevölkerungssaldo jedoch
unverändert negativ: die Anzahl der Sterbefälle übertrifft deutlich die Geburtenzahlen. Die Kehrtwende hin zu einer leicht wachsenden Bevölkerung in Grünau ist auf die aktuellen Außenwanderungsgewinne zurückzuführen. Es ziehen mehr Einwohner über die Stadtgrenzen hinweg nach
Grünau als andersherum. Innerstädtisch (Binnenwanderung) stellt sich die Situation gespiegelt dar:
Es verlassen vergleichsweise mehr Grünauer den Stadtteil, um in andere Stadtgebiete Leipzigs zu
ziehen. Im Ergebnis ist der Binnenwanderungssaldo negativ, die Zuzüge von Leipzigern nach Grünau können somit die Fortzüge in andere Stadtgebiete nicht kompensieren.
16
STEK Grünau 2030
2.1.2 Altersstruktur
Während der Altersdurchschnitt der Gesamtstadt seit mehreren Jahren kontinuierlich sinkt, ist die
Grünauer Bevölkerung seit 2003 im Mittel um 2,5 Jahre gealtert. Dementsprechend deutlich unterscheidet sich die Bewohnerschaft der Großwohnsiedlung Grünau von der Gesamtstadt durch einen
höheren und wachsenden Anteil der mindestens 65-Jährigen. Die Wohnkomplexe 2 und 3 im östlichen Bereich Grünaus gehören zu den ältesten Quartieren Leipzigs und weisen mit 54,3 und 58
Jahren (2016) einen besonders hohen Altersdurchschnitt auf. Fast 50 % der Einwohner dieser
Quartiere sind Rentner.
Ursache für diesen hohen Anteil an älterer Bevölkerung und die zunehmende Alterung war allem
voran die Wohnungsvergabepraktik unmittelbar nach Fertigstellung der einzelnen Wohnkomplexe.
Insbesondere junge Familien erhielten damals eine Wohnung in Grünau zugeteilt. Diese altersmäßig recht homogene und einst junge Bewohnerschaft mit ihrer starken Wohnortbindung ist die
große und betagte Bevölkerungsgruppe des heutigen Grünaus. In der Nachwendezeit wurde dieser
Alterungstrend zusätzlich durch eine stark selektive Abwanderung von junger Bevölkerung verschärft. Erst in den letzten Jahren, mit dem steigenden Zuzug vor allem jüngerer Bevölkerungsgruppen, beginnt der deutlich über der Gesamtstadt liegende Altersdurchschnitt langsam zu sinken.
58
WK 3
Durchschnittsalter in Jahren
56
WK 2
54
52
WK 5.2
WK 1
50
WK 4
48
WK 5.1
Fördergebiet Grünau
WK 8
46
WK 7
44
Stadt Leipzig
42
2005
2006
2007
2008
2009
2010
2011
2012
2013
2014
2015
2016
Jahr
Entwicklung Durchschnittsalter in den Grünauer Wohnkomplexen (WK) im Vergleich zur Stadt Leipzig, Quelle:
Stadt Leipzig, u.m.s.
17
Altersstruktur in den Grünauer Wohnkomplexen (WK) im Jahr 2016, Quelle: Stadt Leipzig, u.m.s.
Der Anteil der Jugendlichen liegt in Grünau minimal über dem städtischen Durchschnitt von 27,5 %
(2016), differiert jedoch teilräumlich stark. Neben Bereichen mit wenigen Kindern und Jugendlichen gibt es Quartiere mit im Stadtvergleich überdurchschnittlich hohen Anteilen von Kindern und
Jugendlichen. Die stadtweit höchsten Anteile von Jugendlichen weisen die WK 4 mit 39,4 % und WK
7 mit 38,8 % (2016) auf.
Zusammenfassend ist das demografische Bild Grünaus durch statistische Bezirke mit sehr hohen
Jugendanteilen dicht neben Bezirken mit sehr hohen Altenanteilen geprägt. Dies stellt die Stadt vor
die Herausforderung, Infrastruktur für beide Zielgruppen bzw. generationenübergreifende Angebote bereitzustellen und die Integration in das soziale Leben über möglichst weite Lebensphasen
(Teilhabe im Alter) zu sichern
18
STEK Grünau 2030
2.1.3 Migranten
Der Anteil der Menschen mit Migrationshintergrund hat sich in Grünau in den letzten Jahren kontinuierlich erhöht und übersteigt mittlerweile mit circa 16% das gesamtstädtische Niveau von 13,4%
(2016). Die WK 4 und WK 5.2 haben mit 23,3 % und 24,5 % (2016) bereits höhere Migrantenanteile, die sowohl aus einem Zuzug von Ausländern als auch Spätaussiedlern sowie der Eröffnung mehrerer Asyl-Aufnahmeeinrichtungen in 2016 resultieren. In Verbindung mit dem parallelen Zuzug
jüngerer, aber einkommensschwacher Haushalte stellt dies den Stadtteil zukünftig vor besondere
Integrationsaufgaben. Dies nicht nur in gesellschaftlicher/kultureller Hinsicht, sondern auch mit
Hinblick auf die Integration in den Arbeitsmarkt und das soziale Leben.
17,0
Anteil an Einwohnern in %
15,0
13,0
11,0
Einw. mit MH, Stadt Leipzig
9,0
Einw. mit MH Fördergebiet Grünau
7,0
Ausländer, Stadt Leipzig
Ausländer, Fördergebiet Grünau
5,0
3,0
2010
2011
2012
2013
Jahre
2014
2015
2016
Anteil von Ausländern und Bewohnern mit Migrationshintergrund an Bevölkerung in 2016, Quelle:
Stadt Leipzig, u.m.s.
2.1.4 Bevölkerungsprognose
Langfristige Prognosen sind einer hohen Ungenauigkeit unterworfen. Während die Berechnung für
die nächsten 5 Jahre noch relativ wahrscheinlich eintreten wird, nehmen die Unsicherheiten mit
Blick auf 10, 15 oder 20 Jahre stetig zu. Der Wanderungssaldo ist dabei ein besonders labiler Faktor, der sowohl von der stadtweiten Einwohnerentwicklung als auch der Einkommenssituation
sowie der Konkurrenz anderer Quartiere und Wohnungsmarktsegmente abhängt.
Ausgangspunkt der Prognose ist der Bevölkerungsstand der Großwohnsiedlung Grünau (mit den
entsprechenden statistischen Bezirken) von 41.800 Einwohnern zu Ende des Jahres 2015. Darauf
aufbauend entwickelten das ASW, das Stadtplanungsamt sowie das Amt für Statistik und Wahlen
gemeinsam folgende drei Szenarien für die Bevölkerungsentwicklung bis 2030:
Positiv-Szenario: 52.000 EW in 2030 (analog der Vorausschätzung der Stadt 722.000 EW in 2030)
Es wird von einem anhaltend starken gesamtstädtischen Wachstum ausgegangen, das sich auch in
einem kontinuierlichen weiteren starken Wachstum der Großwohnsiedlung niederschlägt, das erst
ab 2020 abflacht. Trotz des Einwohnergewinns steigt aufgrund des hohen Durchschnittsalters der
19
negative natürliche Bevölkerungssaldo aber bis 2030 weiter leicht an. Im Ergebnis wird bis 2030
ein Einwohnergewinn von 23 % (Gesamtstadt 29 %) erwartet.
In Bezug auf die Wohnungsanzahl bedeutet dies bei Erhalt einer Fluktuationsreserve von etwa 3 %
einen erforderlichen Neubau von ca. 2.200 Wohneinheiten bis 2030.
Mittleres Szenario: 48.000 EW in 2030
Nach drei überdurchschnittlichen Wachstumsjahren der Gesamtstadt wird angenommen, dass der
Wachstumsprozess gesamtstädtisch abflacht und mittelfristig mit geringerer Intensität anhält.
Dementsprechend ist auch für Grünau ein stärkerer Rückgang der Wachstumsdynamik zu erwarten. Zudem wird eine steigende Alterung prognostiziert, die zu einem weiteren Anstiegs des negativen natürlichen Bevölkerungssaldos führt.
In diesem Szenario würde der Wohnungsleerstand bis 2030 in Grünau etwa bis auf die Fluktuationsreserve zurückgehen. Ein Wohnungsneubau wäre statistisch nicht erforderlich, jedoch im Sinne
der Differenzierung der Wohnungsbestände als Ersatzneubau oder umfassende Neustrukturierung
wünschenswert.
Negativ-Szenario: 43.200 EW in 2030 (analog Prognose Freistaat)
In diesem Szenario flacht das Einwohnerwachstum der Gesamtstadt deutlich ab. Dies führt auch in
Grünau zu einem deutlichen Rückgang der Wanderungsgewinne. Bei weiter steigender Alterung
und einem wachsenden Sterbeüberschuss kann die Zuwanderung ab Mitte der 2020iger-Jahre die
natürliche Bevölkerungsentwicklung nicht mehr ausgleichen. Dementsprechend wird die Bevölkerungszahl von Grünau ab 2025 wieder zurückgehen. Grünau beginnt ab 2025 wieder zu schrumpfen.
Beim Eintreten dieses Szenarios würde Grünau im Jahr 2030 einen Leerstand von etwa 10 % aufweisen.
In allen Szenarien mindern die verstärkte Alterung einhergehend mit einem langfristig negativen,
natürlichen Bevölkerungssaldo die Wanderungsgewinne und sorgen im Vergleich mit der Gesamtstadt für ein geringeres Wachstum.
75.000
72.500
70.000
67.500
65.000
62.500
Anzahl Einwohner
60.000
57.500
55.000
52.500
50.000
positiv
47.500
mittel
45.000
negativ
42.500
40.000
1995
1997
1999
2001
2003
2005
2007
2009
2011
Jahr
2013
2015
2017
2019
2021
2023
2025
2027
2029
Prognosen Einwohnerentwicklung Grünau, Quelle: Stadt Leipzig, u.m.s.
20
STEK Grünau 2030
2.2
Wohnen, Städtebau und Freiraum
Die Großwohnsiedlung Grünau ist in den 40 Jahren ihres Bestehens starken stadträumlichen Veränderungen unterworfen: Nach der Aufbau- und Verdichtungsphase bis in die 1990er-Jahre hinein
kam eine Schrumpfungsphase mit Leerständen und Abbruchmaßnahmen, wie sie anderswo in der
Stadt Leipzig nicht erlebt wurde. Seit nunmehr drei Jahren sind die ersten Anzeichen für Wachstum
und Stabilisierung zu erkennen. Geplante und bereits umgesetzte Neubauvorhaben erfordern neue
städtebauliche Leitlinien für die Nachverdichtung und die Schaffung räumlicher Beziehungen.
2.2.1 Wohnungsstruktur und Sanierungsstand
Ein nachteiliges Merkmal des Wohnungsbestandes in Grünau ist die noch sehr homogene Wohnungsstruktur. Die Dominanz von 3-Raum-Wohnungen bremst den Zuzug von kleineren Haushalten und Haushalten mit mehreren Kindern in den Stadtteil. Die Ausdifferenzierung der Wohnungsstruktur durch Neubau, das Neuorganisieren von Gebäudegrundrissen und das Variieren von Ausstattungsstandards ist dringend geboten, um die Bevölkerung stärker zu durchmischen und sozialen Spannungen entgegenzuwirken.
Die umfangreichen Investitionen der Wohnungsgenossenschaften und -unternehmen in die Grünauer Wohnungsbestände leisteten einen wichtigen Beitrag zur Leerstandsreduzierung im Gebiet.
Die Gebäudesanierungen und -modernisierungen schlossen oft den Anbau von Personenaufzügen
und ein Anheben der Energiestandards der Objekte ein. Im Jahr 2009 waren ca. 60 % der Grünauer
Wohnungsbestände saniert, 24 % teilsaniert und lediglich 16 % unsaniert. Schätzungen zufolge hat
sich bis Ende 2016 der Anteil an sanierten Gebäuden auf etwa 80 % erhöht.
Dass umfangreichere Investitionen und architektonische Eingriffe in den Grünauer Wohnungsbestand wirtschaftlich tragfähig sind, zeigt der Umbau von Wohnblocks zu 3-Geschossern im Frankenheimer Weg und zu Terrassenhäusern in der Uranusstraße. Erste Neubauvorhaben im Bereich
Geschosswohnungsbau kann Grünau mit den erst kürzlich fertiggestellten drei 6-Geschossern an
der Zschampertaue vorweisen. Dennoch gilt es, das homogene Wohnungsangebot vielfältiger zu
gestalten und den Mangel an modernen Wohnformen zu beheben. Auch der Anteil der tatsächlich
barrierefreien Wohnungen in Grünau ist trotz des hohen Anteils älterer Bewohnerschaft nur sehr
gering. Eine 2017 durchgeführte Abfrage bei den Wohnungsunternehmen hat ergeben, dass sich
dieser Anteil am Grünauer Wohnungsbestand bei den jeweiligen Anbietern lediglich zwischen 0 bis
2 % bewegt.
2.2.2 Wohnungsleerstand
Die extrem hohen Wohnungsleerstandsquoten der Vergangenheit – im Jahr 2001 standen etwa
27 % der Wohnungen in der Großwohnsiedlung Grünau leer – erforderten intensive Abrissaktivitäten, um die Funktionsfähigkeit des Stadtteils und die Leistungs- und Handlungsfähigkeit der Wohnungsunternehmen zu erhalten und der Verwahrlosung in Gebäuden und Bereichen mit hohen
Leerständen vorzubeugen. Unter Zuhilfenahme der Rückbauförderung des Programms Stadtumbau
Ost und des Landesrückbauprogramms reduzierte sich zwischen 2001 und 2013 der Grünauer
Wohnungsbestand um ca. 7.800 Wohneinheiten.
Auch wenn der Wohnungsbedarf nun wieder steigt, war der Abriss wesentlich, um die Attraktivität
Grünaus zu erhalten, neue Qualitäten zu schaffen und Spielraum für die erforderliche Differenzierung des Wohnungsangebots zu eröffnen.
21
*
* dieser hohe Anteil ist vor allem dem in
2015-2016 erfolgten sanierungsbedingten Leerziehen von ca. 150 Wohneinheiten in der Offenburger Straße 9 – 15
zuzuschreiben
Leerstand in den Wohnkomplexen 2016, Quelle: Stadt Leipzig, u.m.s.
Ende 2016 hatte die Großwohnsiedlung noch einen Wohnungsbestand von 28.064 Wohneinheiten.
Davon standen insgesamt immer noch 16,8 % (4.717 Wohneinheiten [WE]) leer. Die höchsten
Leerstandsquoten wiesen im Jahr 2016 die Wohnkomplexe 5.2, 7 und 8 (34,7 %, 18,2 % und
21,8 %) auf. Die Tendenz ist weiterhin sinkend.
Aufgrund der aktuell gestiegenen Wohnraumnachfrage in Leipzig wird der Abriss von Wohnungen
nicht mehr flächenhaft gefördert und seitens der Stadt höchstens punktuell in Verbindung mit Aufwertungsmaßnahmen oder im Zuge der Differenzierung des Wohnungsangebots unterstützt.
22
STEK Grünau 2030
2.2.3 Positionsbestimmung Grünaus auf dem Leipziger Wohnungsmarkt
Der neuerliche Wachstumsschub von Leipzig zieht eine Angebotsverknappung von Wohnraum in
zentralen Stadtgebieten nach sich mit der Folge einer raschen Mietpreissteigerung. In den Stadtbereichen, die überwiegend oder teilweise durch industriellen Wohnungsbau geprägt sind, zieht
demgegenüber das Mietpreisniveau langsamer an, insbesondere, wenn ausreichend unsanierte
Bestände vorhanden sind.
Dies kann in der Konsequenz zu einem weiteren einseitigen Zuzug einkommensschwacher Haushalte in die Großwohnsiedlung Grünau führen, weil auch hier das Mietniveau vergleichsweise niedrig ist. Die bereits in Grünau spürbaren Folgen der gesamtstädtischen Entmischung, wie Überalterung und ein hoher Anteil einkommensschwacher Haushalte, würden dadurch weiter verstärkt.
Angebotsmieten 2016 (Median) und Entwicklung seit 2012 in den Leipziger Ortsteilen. Grünau umfasst die gelben Flächen am westlichen Stadtrand (Quelle: Empirica-Preisdatenbank; Amt für Statistik und Wahlen Leipzig
Für die gesamtstädtische Wohnungsversorgung können auf der anderen Seite sowohl die Grünauer
Bestände mit ihren noch niedrigen Mieten als auch das große Angebot an erschlossenen Flächen
eine wichtige Rolle spielen.
Zwei Handlungsstränge bieten sich an: Zum einen soll der Stadt Leipzig ein Puffer an mietpreisgünstigem Wohnraum erhalten bleiben, welcher langfristige Handlungsspielräume in der gesamtstädtischen Wohnraumversorgung sichert. Zum anderen können durch Diversifizierung und Ergänzung des Grünauer Wohnraumangebotes in den attraktiven Lagen auch Angebote für einkommensstärkere Haushalte entstehen, die – sofern sie von den entsprechenden Zielgruppen akzeptiert
werden – zur stärkeren Durchmischung der Bevölkerung beitragen. Innerhalb dieser Doppelstrategie sollen die im STEK Grünau enthaltenen Maßnahmen einen zentralen Beitrag zur Integration
aller Bevölkerungsgruppen leisten. Ziel ist es, ein ausgewogenes Sozialgefüge im Stadtteil zu schaf-
23
fen. Dabei dürfen auch die Belange der alternden Bevölkerung hinsichtlich barrierefreier Wohnungen nicht unberücksichtigt bleiben.
2.2.4 Wohnungsneubaupotenziale
Die Frage, inwieweit es wahrscheinlich ist, dass auch Grünau in den Fokus der Neubauentwicklung
gerät, hängt stark von der mittel- bis langfristigen Entwicklung des Wachstums und der Nachfrage
in der Gesamtstadt ab. Über einen Zeitraum von mehr als vier bis fünf Jahren betrachtet, werden
sich bei unverändert hoher Nachfrage die Potenziale an integrierten innerstädtischen Bauflächen
deutlich reduzieren. Mittelfristig werden damit auch Lagen außerhalb der gründerzeitlichen Stadt
zunehmend für Neubauentwicklung interessant werden. Erste Neubauvorhaben zeigen, dass bereits heute die Möglichkeit besteht, diese auch in Grünau am Markt zu platzieren.
Neubau in Grünau ist eine Chance zur besseren Durchmischung des Stadtteils, zudem bietet er die
Möglichkeit, das Angebot an seniorengerechten und generationsübergreifenden Wohnungsangeboten nachfragegerecht zu erweitern. Für bestimmte Nischenangebote wird seitens verschiedener
Experten bereits heute eine wirtschaftliche Chance gesehen, selbst wenn der allgemeine Wohnungsmarkt ein Ausweichen auf die periphereren Stadtteile noch nicht erfordert. Dies betrifft vor
allem Angebote für Familien, die den Wunsch nach Bauformen mit individuell zugeordneten oder
mindestens halbprivaten Freiflächen in den kompakten innerstädtischen Quartieren nicht mehr
befriedigen können, sowie vermehrt barrierefreie/seniorengerechte Angebote.
Eine mittels GIS im Rahmen einer Studienarbeit durchgeführte Flächenanalyse1 zeigt, dass Grünau
sowohl für diese Bauformen als auch generell enorme Potenziale für den Neubau bietet. Erfasst
wurden Bauflächen mit einem Gesamtumfang von knapp 60 ha, die selbst bei moderaten Dichten
für mehrere Tausend Wohnungen ausreichen dürften. Dies scheint angesichts des Rückbaus von
fast 8.000 Wohnungen in Grünau nicht verwunderlich. Die Analyse zeigt jedoch, dass das Neubaupotenzial durchaus auch in anderen Typologien und abweichend vom bisherigen Bestand realisiert
werden kann, ohne die solide städtebauliche Struktur der Siedlung zu zerstören. Hierzu sind vertiefende Untersuchungen sinnvoll, wie sie bereits am Beispiel des WK 5.1 vollzogen wurden.
Von Experten wird die Nutzung von Bauflächen für neue Zielgruppen als Chance für einen Ausgleich der Sozialstruktur gesehen. Auch hierfür werden Angebote für Familien und Schwellenhaushalte in der ersten Phase als geeignet angesehen. Die Flächenanalyse zeigt, dass dazu eine Vielzahl
von geeigneten Standorten identifiziert werden kann. Diese Standorte ermöglichen eine kleinteilige
und individuelle Bebauung, ohne dass dadurch generell der Städtebau der Siedlung gestört wird.
Besonders geeignet sind Standorte am Rand der Wohnkomplexe sowie in Bereichen, in denen großflächig Rückbaumaßnahmen erfolgten. Es zeigt sich, dass eine Betrachtung der Flächenpotenziale
über die Rückbauflächen hinaus sinnvoll ist.
Die Nutzung der Grundstücke ist unter gegenwärtigen Bedingungen kein „Selbstläufer“. Es bedarf
einer aktiven Kommunikation der Lagegunst und der Möglichkeiten. Als besonders geeignet werden Modellprojekte angesehen oder ein Aktionsplan, der Modellprojekte, Unterstützungsformen
und Zusammenarbeit verschiedener Partner beinhaltet.
1
Geiss, 2017. Wohnungsneubau in der Großsiedlung Leipzig Grünau? Überlegungen zur Nutzung von Flächenpotentialen vor dem Hintergrund
der Stadtteil- und Wohnungsmarktentwicklung. Leipzig 2017
24
STEK Grünau 2030
Flächenpotenziale (noch ohne künftige Nutzungszuweisung) (Geiss 2017), Grundlage: ©BingArea
2.2.5 Wohnumfeld
Charakteristisch für Großwohnsiedlungen wie Grünau sind großzügig fließende Außenräume und
die fehlende Zuordnung von Vorder- und Rückseite bei den Wohngebäuden. Im Gegensatz zu geschlossenen Blockkanten ist hier durch die offene, im Übrigen barrierearme Bauweise der öffentliche vom gemeinschaftlich genutzten Raum nicht abgegrenzt. Die von Wohnblöcken gebildeten
Wohnhöfe besitzen aufgrund ihrer Größe und Durchlässigkeit kaum Identifikationsmerkmale oder
Besonderheiten. Nur wenige Freiräume im Wohnumfeld lassen sich einer kleineren Nutzergruppe
zuordnen, wie durch Zaunanlagen abgetrennte Wohnhöfe, Gemeinschaftsgärten oder eine Kleingartenanlage. Die gemeinschaftliche oder private Aneignung von Freiflächen stellt somit in der Gesamtbetrachtung die Ausnahme in Grünau dar.
Die sehr aufgelockerte Stadtstruktur führt in Grünau zu einem üppigen Angebot an Grünflächen, die
sich in ihrer Gestaltung als Rasenflächen zumeist nur wenig voneinander unterscheiden. Zudem
liegen zwischen den Straßen bzw. Wegen und den Fassaden Grünstreifen als Pufferzonen. Das im
Ergebnis tendenziell monotone und spannungsarme Erscheinungsbild des Wohnumfeldes verstärken zahlreiche Abbruchfolgeflächen, die bislang keiner Nutzung zugeführt oder ansprechend gestaltet wurden. Aufgabe für die Zukunft wird es daher sein, die Nutzungs- und Gestaltungsvielfalt
der Grünflächen im Wohnumfeld zu erhöhen und so die Identifikation der Bewohner mit ihrer näheren Umgebung zu stärken.
25
Typisierung der Siedlungsbestandteile
2.2.6 Öffentliche Grünräume
Abseits vom grünen Wohnumfeld besitzt Grünau prägende Freiraumstrukturen, die für den gesamten Stadtteil von Bedeutung sind und die Quartiere untereinander verbinden. Als wichtigste Grünraumabfolge ist die historische Nord-Süd-Achse zwischen den Schönauer Lachen, dem Schönauer
Park, der vierreihigen Lindenallee namens Parkallee und dem Robert-Koch-Park (ehem. Park der
Sack’schen Villa) zu nennen. Diese markanteste Freiraumstruktur im Osten Grünaus wurde in der
Planung der Großwohnsiedlung aus dem Jahr 1983 übernommen. Der Zusammenhang von
Parkallee und Robert-Koch-Park wurde jedoch durch den Bau der S-Bahn-Trasse durchschnitten
und ist heute nur noch aus der Vogelperspektive ablesbar. Die im Städtebauentwurf vorgesehene
Brücke zwischen beiden Grünräumen über die S-Bahntrasse hinweg wurde nicht realisiert. Zudem
wird der Robert-Koch-Park heute aufgrund wenig einladender bzw. fehlender Eingangssituationen
vor allem als abgeschlossenes Klinikareal wahrgenommen. Erste Ansätze zur Integration des Parks
in den Stadtteil werden seit 2016 im Rahmen des Kultursommers durch die Etablierung verschiedener Veranstaltungsformate wie bspw. „Kultur und Kunst im Schlosspark“ oder die Spiel – und
Lernwerkstatt „Stadt in der Stadt“ erfolgreich umgesetzt.
Zu einer verbindenden, grünen Ost-West-Achse des Stadtteils wurde im Rahmen der Sozialen Stadt
die Alte Salzstraße, der historische Handelsweg zwischen Halle und Prag durch das heutige Gebiet
von Grünau, schrittweise entwickelt. Die Neugestaltung der Wegeverbindung und der angrenzenden Freiflächen gab der Alten Salzstraße in zwei ersten Abschnitten – WK 4 und WK 8 – einen öffentlicheren Charakter und erhöhte die Funktionalität dieser Achse für Fußgänger und Radfahrer
spürbar. Unter dem Motto „Kunst und Kultur … entlang der Alten Salzstraße“ wurde seit 2015 die
Nutzung der öffentlichen Grünräume bzw. deren Vernetzung auch im Rahmen des Grünauer Kul-
26
STEK Grünau 2030
tursommers verstärkt verfolgt. Diese Kopplung von Freiraumaufwertung und -vernetzung soll fortgesetzt werden.
Weitere für den Stadtteil bedeutsame Erholungs- und Aufenthaltsflächen sind der Uranuspark, der
Grüngürtel und die Landschaftsräume entlang des im Westen gelegenen Kulkwitzer Sees. Der auf
Abrissflächen im WK 7 geschaffene „Urbane Wald“ benötigt noch einige Jahre Zeit, um sich als Erholungsraum zu erweisen und eine für den Stadtraum spürbare Qualität zu entfalten.
Trotz der Qualität der genannten Grünräume sind diese unzureichend miteinander verbunden, für
die Bewohnerschaft teils schwer zugänglich oder aufgrund von Hemmnissen untergenutzt. Die
Entwicklungsaufgabe besteht demnach darin, Wege zu und zwischen den Erholungsräumen zu
stärken und ihre Nutzungsvielfalt und -intensität zu erhöhen, um den Wohnstandort für freizeitaktive und erholungssuchende Bevölkerungsgruppen attraktiver zu machen.
Beziehungen und prägende Grünstrukturen
2.2.7 Quartierszentren
Die sonst weitläufige Raumstruktur des Stadtteils verdichtet sich in den Grünauer Quartierszentren, die in der Mehrzahl der Wohnkomplexe anzutreffen sind2. Hier wird die Großwohnsiedlung
kompakter und vielfältiger in ihren Funktionen. Stadtbausteine der Zentren wie Fußgängerzonen,
Ladenzonen, Plätze, stärker geschlossene und höhere Raumkanten sowie flankierende öffentliche
Nutzungen erzeugen eine urbane Dichte. Am stärksten ist dies entlang der Stuttgarter Allee ausgeprägt.
2
Aus Perspektive der Einzelhandelssteuerung zählen hierzu lt. Stadtentwicklungsplan (STEP) Zentren der
Stadt Leipzig, Fortschreibung 2016: B-Zentrum Stuttgarter Allee, D-Zentrum Grünauer Allee, D-Zentrum
Miltitzer Allee, D-Zentrum An der Kotsche, D-Zentrum Jupiterstraße, D-Zentrum Ratzelbogen
27
Die umfassendsten Investitionen in eine Zentrenentwicklung erfolgten in Grünau bisher in der
Stuttgarter Allee. Hochwertig gestaltet wurde der öffentliche Raum dieser Hauptfußgängerzone,
insbesondere zwischen der S-Bahn-Brücke und dem Marktplatz, aber auch in der kreuzenden Fußund Radverbindung Alte Salzstraße (alles gefördert im Programm StWENG). Flankiert wurde diese
Aufwertung durch die Gestaltung mehrerer Spielplätze und die Etablierung des Bürgergartens „Kolonnaden Alte Salzstraße“3. Die genannten Investitionen trugen dazu bei, die umliegenden Wohnquartiere im Kernbereich zu stabilisieren und neue Einzelhandelangebote des mittel- bis langfristigen Bedarfs in die Zentren zu ziehen.
Zum Bedeutungsverlust der kleineren Zentren führten nach Jahrzehnten der De-Investition sinkende Kundenzahlen mit schrumpfender Kaufkraft, der Abbruch städtebaulich wichtiger Raumkanten,
die eingeschränkte Erreichbarkeit der Zentren, eine schwindende Aufenthaltsqualität sowie ein
geändertes Kaufverhalten, das die Verlagerung des großflächigen Einzelhandels heraus aus den
Zentren an die Einfallstraßen zur Folge hatte. Der Rückzug der weiteren, kleinteiligen Einzelhandelsangebote war die Folge. Schlüsselaufgabe ist daher die Umgestaltung des öffentlichen Raums
der Quartierszentren Grünauer Allee und Miltitzer Allee, um den dortigen sozialen, kulturellen und
insbesondere gewerblichen Einrichtungen eine Perspektive zu geben.
Verbunden mit der baulichen Aufwertung der Zentren werden über das Begleitprogramm BIWAQ
(Bildung, Wirtschaft, Arbeit im Quartier) die dort ansässigen kleinen Unternehmen und Dienstleister bei unternehmerischen Herausforderungen unterstützt und wird durch ein Leerstandsmanagement die Bündelung und auch Neuansiedlung von Unternehmern versucht.
Leerstände nicht nur in den kleinen Gewerberäumen der Zentren, sondern auch bei den großen
Kaufhallen sind eine Herausforderung bei der Stärkung der Zentren. Die Erarbeitung einer Machbarkeitsstudie für die nachhaltige Standortentwicklung der kommunalen Infrastruktur in Grünau
(als Überarbeitung der Machbarkeitsstudie Grünau zentral) soll dabei helfen, für diese zentrenprägenden Gebäude neue Nutzungen und Funktionen zu finden. Wesentlich wird es dabei sein, zentrenspezifische Ankerfunktionen zu entwickeln, die eine stabile und nachhaltige Besucherfrequenz
sowie Nachfrage generieren und so auch weitere Angebote tragen.
2.3
Verkehr, Mobilität und Klima
Essenziell für den Stadtteil Grünau in seiner Planung und Entstehung war die gute Erreichbarkeit
der außerhalb der Großwohnsiedlung gelegenen Arbeitsplätze. Vor diesem Hintergrund besitzt die
Großwohnsiedlung eine gute Verkehrsinfrastruktur mit starker Anbindung an das Stadtzentrum
bzw. die östlich gelegenen ehemaligen Arbeiterviertel. Hierzu zählt insbesondere eine S-BahnAnbindung, die nach mehrjähriger Pause 2013 wieder in Betrieb genommen wurde. Langfristig ist
hier die Fortführung bis nach Markranstädt beabsichtigt. Zudem verfügt der Stadtteil über mehrere
Straßenbahnlinien in Ost-West-Richtung. Mangelhaft war jedoch lange Zeit die ÖPNV-Verbindung
zwischen den Wohnkomplexen. Abhilfe schafft seit 2011 die durch Bürgerinitiative und mit Unterstützung des Quartiersmanagements entwickelte Buslinie 66, welche die Quartierszentren Grünaus
im Stundentakt miteinander verbindet. Die sehr gut angenommene Quartiersbuslinie namens
Grünolino wird seit Jahren im Wesentlichen durch Sponsorengelder von der lokalen Wirtschaft fi3
Finanziert wurde der „Kolonnadengarten Alte Salzstraße“ durch das ExWoSt-Programm Innovationen für
familien- und altengerechte Stadtquartiere. ExWoSt steht für Experimenteller Wohnungs- und Städtebau.
28
STEK Grünau 2030
nanziert, was sie jedoch im Fortbestehen gefährdet. Insbesondere die starke Alterung der Grünauer
Bevölkerung bringt die Notwendigkeit mit sich, diese leicht zugängliche Formen der Mobilität zu
sichern. In Summe ist das Netz des Öffentlichen Nahverkehrs vorbildlich und sind die Potenziale für
einen Radverkehr enorm, sodass sie Grünau als Modellstadtteil auszeichnen könnten.
Die innere Erschließung des Stadtteils ist von Fußgängerzonen, verkehrsberuhigten Straßen in
Wohngebieten und Stichstraßen geprägt, was in vielen Quartieren ein vergleichsweise ruhiges
Wohnen ermöglicht. Das Anfahren der Stadtteilzentren und die Orientierung in Grünau werden
jedoch durch diese Erschließungslösung für Liefer- und Kundenverkehre erschwert und damit die
wirtschaftliche Stabilität sowie Leistungsfähigkeit der Zentren behindert.
Verbesserungswürdig ist die Einbindung des Grünauer Fuß- und Radwegenetzes in das gesamtstädtische Netz. Dies betrifft insbesondere die Übergänge von Grünau-Ost nach Plagwitz sowie Anschlüsse von Grünau-Nord und Lausen-Grünau nach Miltitz und zum Erholungsraum des Kulkwitzer Sees sowie dessen Rundweg und den weiterführenden Elster-Saale-Radweg.
Durch Bevölkerungsrückgänge, Gebäudeabbrüche, Funktionsverluste von Zentren, aber insbesondere geändertes Verkehrsverhalten werden die gebauten Verkehrsanlagen für den fahrenden und
ruhenden Verkehr in Grünau teilweise nicht mehr heutigen Anforderungen gerecht. Durch quartiersbezogene Verkehrskonzepte sollen nachhaltige Verkehrswege und smarte Lösungen für bessere Erreichbarkeiten entwickelt und anschließend umgesetzt werden.
Das vergleichsweise neue, flächendeckende Leitungs- und Fernwärmenetz von Grünau weist im
gesamtstädtischen Vergleich einen unterdurchschnittlichen Investitionsbedarf auf. Erforderliche
Anpassungen an die gesunkene Einwohnerzahl und geringere Abnahmemenge sind in der Vergangenheit bereits im Wesentlichen erfolgt.
Mit der Entwicklung des Wohngebietes Grünau im Jahr 1976 wurden die Straßenbeleuchtungsanlagen errichtet. Diese Anlagen haben die Nutzungsdauer bei weitem überschritten und sind dringend zu erneuern. Mit den neuen Technologien (LED-Module) ist dies ein Thema zur Steigerung der
Energieeffizienz.
Modellhaft wurde für Schönau bereits eine gemeinsame Konzeption der Wohnungsunternehmen
und der Stadt erarbeitet und die Suche nach Finanzierungsmöglichkeiten vorangetrieben (Energetisches Quartierskonzept Schönau/WK 5.1, 2013). Im Rahmen der Bestandsaufwertung wird der
Berücksichtigung ökologischer und energetischer Belange mit dem Ziel einer Reduzierung des
Energieverbrauchs und des CO2-Ausstoßes eine wachsende Bedeutung beigemessen. Große Potenziale liegen dabei insbesondere im Bereich der Wärmeversorgung und Heizungsoptimierung sowie
in der Kopplung der Fernwärme mit regenerativen Energieträgern (Solarthermie).
29
Analysekarte Umwelt, Freiraum, Mobilität
2.4
Wirtschaft und Beschäftigung
Die wirtschaftliche Bedeutung Grünaus ist historisch bedingt auch heute noch als nachrangig einzuordnen. Grünau wurde monofunktional als Wohnstandort mit „Wohnnebenfunktionen“ wie Einkaufsmöglichkeiten, Kindertagesstätten und Schulen konzipiert. Selbst nach Schließung vieler industrieller Arbeitsstätten außerhalb Grünaus und der Stärkung des Dienstleistungssektors auch in
der Großwohnsiedlung bleibt das Pendlersaldo mit rund 10.000 mehr Aus- als Einpendlern stark
negativ. Die vergleichsweise wenigen Arbeitsplätze in Grünau konzentrieren sich maßgeblich auf
den Einzelhandel- und Dienstleistungssektor. Im Bereich des B-Zentrums Stuttgarter Allee versammeln sich ca. 54 % aller Geschäfte im Stadtbezirk West.4 Trotz eines Rückganges der Zahl der
Grünauer Geschäfte um 15 % seit 2002 wird die Ausstattung als zufriedenstellend bewertet. Problematisch ist der hohe Gewerbeflächenleerstand wie beispielsweise in der nördlichen Stuttgarter
Allee (WK 5.2), dem teilweise durch Umbau und Umnutzung begegnet wird.
Die Akquise von neuem Personal innerhalb Grünaus gestaltet sich schwierig, da ein hoher Anteil
der erwerbsfähigen Bevölkerung nur über niedrige Bildungsabschlüsse verfügt. Ein großer Anteil
der Arbeitslosen im Stadtteil ist langzeitarbeitslos und kann nur schwer wieder in eine Beschäftigung vermittelt werden. Zur Verstetigung begonnener und erfolgreicher erster Projekte und für die
Schaffung eines zentral gelegenen Anlaufpunktes zur Beschäftigungsförderung wurde ab Anfang
4
GMA: Situations- und Potenzialanalyse Stadtbezirk West, Leipzig 2013
30
STEK Grünau 2030
2012 ein Arbeitsladen Grünau über das Programm BIWAQ eingerichtet. Information, Beratung und
auch Betreuung sowohl für Arbeitsuchende als auch Unternehmer sind Angebote des Ladens.
Gesamtstädtischer Überblick zu Betrieben nach Ortsteilen, Quelle: Statistisches Landesamt Sachsen, Amt für
Statistik und Wahlen Leipzig
Die Flächen- und Objektpotenziale in Grünau geben die Möglichkeit lokaler gewerblicher Ansiedlungen und einer wirtschaftlichen Belebung des Stadtteils. Zum einen bieten sich leerstehende Ladenlokale, entsprechend bedarfsgerecht angepasst, für Freiberufler, Existenzgründer etc. an. Zum
anderen ist die Ansiedlung nicht-störenden Gewerbes und Dienstleistungen auf Rückbauflächen zu
prüfen. Große Potenziale für eine wirtschaftliche und gewerbliche Entwicklung besitzt das an das
Untersuchungsgebiet angrenzende Gewerbegebiet Brünner Straße. Durch eine geplante Belebung
und Verbesserung der Erschließung können hier vor allem durch Ansiedlungen im Mittelstandsbereich Arbeitsplätze geschaffen werden, die sich positiv auf die Entwicklung von Grünau auswirken
können.
Wachsende Umsatzanteile verzeichnet die Branche Gesundheit und Soziales, die mit Zunahme der
älteren Bevölkerung in Grünau stärker nachgefragt wird. Am stärksten vertreten ist die Branche im
Stadtteilzentrum Miltitzer Allee in Grünau-West, das jedoch Defizite beim Kunden- und Lieferverkehr hat.
31
Analysekarte Wirtschaft und Zentren
Die Arbeitslosenquote der Stadt Leipzig sank in den letzten Jahren stetig. Auch für Grünau ist die
Tendenz eines Rückgangs der Arbeitslosenquote sichtbar. Allerdings liegt das Niveau im Bereich
der Arbeitslosigkeit deutlich über dem gesamtstädtischen Schnitt von 6 % (2016). Mit 13,3 % besaß der WK 5.2 im Jahr 2016 die im Gebiet höchste Arbeitslosenquote.
19,0
WK 8
17,0
WK 7
WK 5.2
Anteil arbeitsloser Einwohner in %
15,0
WK 4
WK 5.1
13,0
Fördergebiet Grünau
WK 1
11,0
WK 2
9,0
WK 3
Stadt Leipzig
7,0
5,0
2008
2009
2010
2011
2012
Jahre
2013
2014
2015
2016
Anteil arbeitsloser Einwohner in 2016 in %, Quelle: Stadt Leipzig, u.m.s.
32
STEK Grünau 2030
2.5
Sozialstruktur
Die Rahmenbedingungen der Erbauerjahre hatten direkte Auswirkungen auf die ursprüngliche
Sozialstruktur Grünaus: jeder Leipziger, egal ob Arbeiter oder Professor, hatte zu DDR-Zeiten die
Möglichkeit, die damals stark nachgefragten Neubauwohnungen in Grünau zu beantragen. Im Ergebnis besaß die Großwohnsiedlung vor der politischen Wende eine durchmischte Sozialstruktur.
Insbesondere in den östlichen Wohnkomplexen hat sich diese durchmischte Sozialstruktur und
homogene Altersstruktur bis heute erhalten. Nach 1990 zogen zunehmend einkommensschwächere Bewohner zu, wohingegen insbesondere aufgrund von Umzügen in Einfamilienhäuser und die
sanierte Gründerzeit in den ersten Jahren nach der Wende einkommensstärkere Einwohner die
Siedlung verließen. Dieser Trend hat sich hinsichtlich des Zuzugs einkommensschwächerer Bevölkerungsschichten in den letzten Jahren aufgrund des sich wandelnden Leipziger Wohnungsmarktes
und der steigenden Migration, verursacht durch die hier noch niedrigen Mieten und als Folge der
Belegungspolitik des kommunalen Wohnungsunternehmens, eines privaten Vermieters und des
Sozialamtes, noch deutlich verstärkt. Darüber hinaus zeichnet sich in Kombination der demografischen und der sozialen Indikatoren in Grünau ein starker Zusammenhang von Alter und sozialer
Stabilität ab: Den mehrheitlich jungen und sozial schwächer gestellten Bewohnern steht eine alte,
sozial stabilere Bewohnerschaft gegenüber. Diese Unterscheidung bildet sich zudem räumlich unterschiedlich ab: Während in den westlichen Quartieren und Grünau-Mitte vorrangig die jungen
und neuen Bewohner Grünaus wohnen, sind in den östlichen Gebieten im großen Maße die alten
und langjährigen Grünauer zu Hause.
Das Ergebnis ist heute eine räumlich und inhaltlich komplexe Sozialstruktur. Es gibt weder das
Grünau noch die Grünauerin oder den Grünauer. Im Rahmen der Analyse soll jedoch soweit möglich ein nachvollziehbares Bild gezeichnet werden.
2.5.1 Einkommensverhältnisse
Der Anteil der arbeitslosen erwerbsfähigen Einwohner, die 2016 Leistungen nach SGB-II bezogen,
liegt über dem städtischen Durchschnitt. Zwar sinkt seit 2013 die Zahl WK-übergreifend kontinuierlich, ist jedoch nach wie vor in den WK 4, 5.2 WK 5.1 besonders hoch.
Übersicht über räumliche Konzentrationen von hohen SGB II-Leistungsempfängern in Leipzig 2015 (Quelle: Stadt
Leipzig (Dütthorn 2016, S. 10))
33
Die Belastung alleinerziehender Haushalte ist wirtschaftlich und sozial wesentlich höher als in
Haushalten mit zwei erziehungsberechtigten Personen. Sowohl gesamtstädtisch als auch in Grünau
stieg der Anteil der alleinerziehenden Haushalte zwischen 2008 und 2016 an. Im Fördergebiet Soziale Stadt Leipzig-Grünau leben mehr Kinder in alleinerziehenden Haushalten als im Stadtgebiet
Leipzig. Hieraus leitet sich, auch mit Blick auf den hohen Anteil an Transfergeldempfängern, ein
erhöhter sozialer Betreuungsbedarf für Grünau ab.
Aussagen zur Kinderarmut in Grünau lassen sich derzeit nur bedingt aus dem Anteil der Sozialgeld
beziehenden Kinder und der Anzahl von Kindern in alleinerziehenden Haushalten ableiten. Die
Anzahl der in der Großwohnsiedlung Grünau Sozialgeld beziehenden Kinder bis 15 Jahre ist im
gesamtstädtischen Vergleich fast doppelt so hoch. Im Schnitt beziehen 51,1 von 100 Kindern in
Grünau (Stand 2016) Sozialgeld mit leicht fallender Tendenz, wobei einige WK aber noch deutlich
über diesem Wert liegen.
60,0
Anteil an Einwohner in %
Sozialgeldempfänger unter 15 Jahre, Fördergebiet Grünau
50,0
40,0
Sozialgeldempfänger unter 15 Jahre, Stadt …
ALG II Empfänger, Fördergebiet
Grünau
30,0
20,0
ALG II Empfänger, Stadt Leipzig
10,0
2006
2007
2008
2009
2011
Jahre
2012
2013
2014
2016
Anteil der ALG II-Leistungsempfänger allgemein und unter 15 Jahre in der Stadt Leipzig und im Fördergebiet der
Sozialen Stadt Grünau, Quelle: Stadt Leipzig, u.m.s.
2.5.2 Ordnung und Sicherheit
Im Hinblick auf die Sicherheitslage, lässt die zahlenmäßige Betrachtung Grünaus keine Rückschlüsse auf einen auffälligen Stadtteil zu. Zwar hat die Häufigkeit der Straftaten in den vergangenen Jahren und hier vor allem in Grünau-Nord, Grünau-Ost und Grünau-Mitte deutlich zugenommen (wie
auch gesamtstädtisch), lag zuletzt (2016) aber dennoch weit hinter den Fallzahlen von zahlreichen
anderen Leipziger Stadtteilen5.
5
Landeskriminalamt Sachsen, Polizeiliche Kriminalitätsstatistik 2016
34
STEK Grünau 2030
Straftaten insgesamt nach Stadtteilen, Quelle: Kriminalitätsatlas 2016, Landeskriminalamt Sachsen
Für die Beurteilung der Sicherheitslage im Stadtteil sind diese Zahlen wichtige Indizien, für eine
direkte Schlussfolgerung auf die Sicherheitssituation vor Ort sind polizeiliche Statistiken allein jedoch nicht ausreichend. So spielt bspw. das Anzeigeverhalten der Bevölkerung eine wesentliche
Rolle für die Anzahl der registrierten Straftaten. Auch sagen allein die Fallzahlen noch nichts über
die Schwere der begangenen Delikte aus. Hier ist es erforderlich, kontinuierlich und detailliert hinzuschauen. Inhaltlich sind die Delikte bspw. zu mehr als der Hälfe dem Straftatbestand des Diebstahles zuzurechnen, gefolgt von Roheitsdelikten und Sachbeschädigungen. Räumlich zeigen sich
innerhalb der Grünauer Quartiere bspw. noch einmal klare punktuelle Bereiche, auf welche sich die
Tatereignisse konzentrieren:
-
Stuttgarter Allee zwischen Allee-Center und Ratzelstraße
Umfeld des Allee-Centers
WK 7 mit Schwerpunkt Jupiterzenrum
Naherholungsgebiet Kulkwitzer See und Umfeld
Neben diesen punktuellen Handlungsschwerpunkten liegt in Grünau der Delinquenzanteil in der
Altersgruppe der 14- bis 21-Jährigen mit 9 % über der gesamtstädtischen Vergleichsquote von 6,7
% (2016).6 Dabei werden die Straftaten von Jugendgruppen mit steigender Tendenz vor allem entlang der Stuttgarter Allee verzeichnet. Ein vermehrt in der Öffentlichkeit wahrgenommenes Problem in dieser Altersgruppe stellen dabei Delikte im Bereich des Drogenkonsums/-handels sowie die
zunehmende Aggressivität dar, mit welcher die Jugendlichen auftreten. Der rasante Anstieg von
jungen Männern mit Migrationshintergrund hat diesbezüglich noch einmal zu Verschärfungen geführt.
Abseits der dargestellten, durch registrierte Straftaten belegbaren Sicherheitslage im Stadtteil
spielt auch das Sicherheitsempfinden (auch als Kriminalitätsfurcht bezeichnet) für die Bewohner
im Stadtteil eine erhebliche Rolle. Dieses Gefühl ist kein Abbild des messbaren Kriminalitätsauf6
Stadt Leipzig, Amt für Statistik und Wahlen, Planungsraumsteckbrief Grünau 2016
35
kommens eines Wohnviertels, sondern die Folge individueller Beurteilungen von Situationen und
Wahrnehmungen. Dennoch ist das Sicherheitsempfinden etwas, was die Bewohnerzufriedenheit
eines Stadtteils entscheidend mitbestimmt, weil es das Handeln der Menschen beeinflusst.7
Entscheidend für diese individuellen Einschätzungen sind zum einen sozioökonomische Faktoren
wie Alter, Geschlecht und Bildung. Ändert sich diesbezüglich die Zusammensetzung der Bevölkerung eines Stadtteiles, so korreliert dies meist auch mit dem Sicherheitsempfinden. Eine weitere
Rolle spielt die Wahrnehmung von Ordnung und Sauberkeit im Wohngebiet. Wenn die Verletzung
von allgemeinen Normen (Hundekot, zerstörte Haltestellen, Müllecken etc.) vermehrt wahrgenommen wird, dann sinkt das Sicherheitsempfinden.8
Die Umfrage zur Sicherheit in Leipzig 2016 belegt, dass in Grünau gegenüber dem gesamtstädtischen Durchschnitt mehr Abfall, Sperrmüll und demolierte Haltestellen wahrgenommen werden.
Ebenfalls bestätigen GrünauerInnen die gesteigerte Wahrnehmung von herumstehenden Jugendlichen, welche als ordnungsrelevante Störung im Wohngebiet empfunden wird.
Die genannten Punkte führen dazu, dass Grünau – und hier vor allem Grünau-Mitte – als „unsicher“
bzw. „sehr unsicher“ wahrgenommen wird.
Unsicherheitsgefühl im Wohngebiet nach PLZ-Bezirken (in Prozent), Quelle: Stadt Leipzig, Amt für Statistik und
Wahlen (Umfrage zur Sicherheit in Leipzig 2016)
Vergleicht man nun die Aussagen der Grünauer Bevölkerung zu deren Sicherheitsempfinden mit
den tatsächlich erfassten Straftaten aus der Polizeilichen Kriminalitätsstatistik für den Stadtteil, so
ergibt sich eine auffällige Diskrepanz.
Für Grünau ist darüber hinaus in der vergangenen Zeit zu beobachten, dass der öffentliche Diskurs
bspw. durch die Politik, die Polizei oder auch durch die Medien mit einer starken Etikettierung des
7
Stadt Leipzig, Amt für Statistik und Wahlen, Umfrage zur Sicherheit in Leipzig 2016
8
ebd.
36
STEK Grünau 2030
Stadtteils arbeitet. So wird bspw. häufig von „Jugendbanden in Grünau“ gesprochen und dadurch
soziale Problemlagen auf Räumliches reduziert. U.a. wird damit suggeriert, der Stadtteil sei hinsichtlich seiner Sicherheitslage der meist gefährdete Stadtteil Leipzig. Dies beeinflusst die Innenund Außenwahrnehmung des Stadtteils sehr.
Gemeinsam mit der bereits geschilderten Konzentration von Kindern- und Jugendlichen in prekärer
sozioökonomischer Lage, schwieriger Perspektive und steigenden Deliquenzanteil, dem wachsenden Anteil neuer BewohnerInnen mit anderem kulturellem Hintergrund und den seit Jahren nachlassenden, nachbarschaftlichen Beziehungen, treten im Stadtteil zunehmend erhebliche Spannungen und Ängste auf.
2.6
Ergebnisse der Intervallstudie 2015
Einen guten Einblick in die sozialen Veränderungen des Stadtteils gibt die sogenannte Intervallstudie. Die Intervallstudie „Wohnen und Leben in Leipzig-Grünau“ des Umweltforschungszentrums
Leipzig begleitet den Stadtteil in seiner Entwicklung seit seiner Entstehung. Die nunmehr zehn Befragungen seit 1979 geben umfangreich Auskunft über die Entwicklung der Lebens- und Wohnbedingungen vor Ort.
Der Fokus der Studie 2015 lag auf den Entwicklungen Grünaus im Rahmen der Stabilisierung und
schrittweisen Erhöhung der Einwohnerzahl (Kabisch et al. 2016). Die Befragung belegt, dass zu den
Neu-Grünauern trotz der statistisch messbaren Veränderung der Zusammensetzung u. a. auch gut
Ausgebildete, Haushalte mit kleineren Kindern sowie Rückkehrer gehören. Letztere wohnten bereits in Grünau, waren zwischenzeitlich verzogen und kehren nun aufgrund vorhandener sozialer
Netzwerke, passgerechter Wohnungsangebote für unterschiedliche Bewohnergruppen und der
allgemeinen Wertschätzung der dortigen Wohnbedingungen zurück. Hier zeigt sich auch deutlich
die unterschiedliche Innen- und Außenwahrnehmung des Stadtteils. Während die Bewohner dem
Stadtteil eine hohe Wohnzufriedenheit und Wohnqualität attestieren, ist das Bild außerhalb des
Stadtteils noch oft von der grauen und uniformen „Platte“ geprägt.
Die Ergebnisse der Intervallstudie zeigen aber auch, dass sich Grünau ausdifferenziert. In zunehmendem Maße werden unterschiedliche Wohnangebote existieren, die die Heterogenisierung des
Stadtteils verstärken. Die Wohnzufriedenheit in Grünau wird je nach Altersgruppe unterschiedlich
beurteilt. Ältere, insbesondere die Gruppe über 65 Jahre, stimmen mit fast 80 % uneingeschränkt
der Aussage zu, dass sie sich in Grünau wohlfühlen. Jüngere machen dagegen in stärkerem Maße
Einschränkungen geltend. Dieser Unterschied ist statistisch hoch signifikant. Das Ergebnis wird
auch durch die Zustimmung zu der Aussage „Die alten Grünauer hängen an Grünau.“ untermauert.
Die Frage nach dem Wohlfühlen in Grünau wurde
mit der Bitte um Erläuterung der Antwort kombiniert. Insgesamt 357 Aussagen konnten aufgenommen und ausgewertet werden. Zunächst ist festzustellen, dass etwa doppelt so viele zustimmende
Erläuterungen gegeben wurden als ablehnende. Vier
Kriterien bestimmen die zustimmende Perspektive:
der hohe Grünanteil, die guten Versorgungsangebote, die geschätzte Verkehrsanbindung und die Ruhe.
Die hohe Zustimmung zu der Aussage „In Grünau
kann ich städtisch wohnen und naturnah leben.“
(Mittelwert 4,1 auf einer 5er-Antwortskala) bestätigt das Ergebnis.
Wohlfühlen in Grünau nach Altersgruppen (n=654) Quelle: (Kabisch et al. 2016)
37
Demgegenüber bestimmen drei Aspekte die ablehnende Perspektive: das als kritisch angesehene
soziale Umfeld, die mangelnde Sauberkeit und die Sicherheitslage bzgl. Einbruch und Diebstahl.
Dabei ragt die kritische Betrachtung des sozialen Umfeldes deutlich heraus (Bemerkungen zu alkoholisierten Menschen im Freiraum und in der Nähe zu Verkaufseinrichtungen, geringe Rücksichtnahme und Unhöflichkeit).
Die Intervallstudie untersucht regelmäßig auch Entwicklungen auf Quartiersebene. Für den zu untersuchenden Kontext sollen an dieser Stelle zwei Ortsteilbeschreibungen für den WK 8 (Lausen
Grünau) und einen Teil des WK 4 (Grünau Mitte) dargestellt werden (Kabisch et al. 2016, S. 54 ff.)
Viele neu nach Grünau Hinzuziehende lassen sich in Lausen-Grünau nieder. Knapp 30 % der hier
Befragten wohnten seit weniger als sechs Jahren in Grünau. In jüngster Vergangenheit fanden hier
ein großflächiger Abriss, die Sanierung einer Reihe von Wohnblöcken und die Neugestaltung ihres
Wohnumfeldes statt. Einige Wohnneubauten standen zum Erhebungszeitpunkt kurz vor dem Bezug, andere gewerblich genutzte Neubauten existierten bereits. Darüber hinaus ist bis in die Gegenwart eine intensive öffentliche Hervorhebung des Lagefaktors „Wohnen am See“ im Gange, der
einen besonderen Gunstfaktor darstellt. Es lassen sich im Ortsteil Lausen-Grünau Unterschiede bis
auf Blockebene ausmachen. Besonders kennzeichnend für die differenzierte Entwicklung ist der
Raum südlich der Ratzelstraße. Zum Zeitpunkt der Untersuchung existierten in räumlicher Nähe
unsanierte Häuser (Liliensteinstraße) und moderne Umbauten (Pfaffenstein-Carré, Quartier am
Kulkwitzer See).
Hier ist die Einflussnahme der unterschiedlichen Vermieter bezüglich der Sanierungs- und Umbauqualität und der damit verbundenen Miethöhe je Wohnungsangebot erkennbar. Im Falle des Pfaffenstein-Carrés wird ein geschlossener Block an der Pfaffensteinstraße abgegrenzt. Dieser wurde
zusammen mit den Außenanlagen durch ein privates Wohnungsunternehmen hochwertig saniert.
Das Carré wurde danach eingezäunt und somit für Außenstehende nicht begehbar. Die Bewohner
begrüßen dies, da sie sich vor Diebstahl, Vandalismus und Vermüllung geschützt fühlen.
Die Hervorhebung weiterer sanierter Objekte resultiert ebenso aus der Lage am See (z. B. die
„Kulkwitzer See Terrassen“). Weiterhin wurde von einer Wohnungsgenossenschaft die Farbgebung
der sanierten Fassaden genutzt, um dem Quartier den Namen „Regenbogenviertel“ zu verleihen.
Darüber hinaus werden Straßennamen, die nach Städten oder Landschaftsmarken einer Region
benannt sind, zur Bezeichnung eines Viertels zusammengefasst (z. B. Ostseeviertel, Elbsandsteinviertel). Damit wird gezielt ein „Branding“, also eine spezifische auf Hochwertigkeit verweisende
Charakterisierung des jeweiligen Quartiers vorgenommen.
Dieses Nebeneinander unterschiedlicher Wohnungsangebote auf Blockebene führt zum Nebeneinander alteingesessener und neuer Bewohnerinnen und Bewohner mit unterschiedlichen soziodemografischen Merkmalen hinsichtlich Einkommen, Bildungsstand und Erwerbsstatus.
Im Ortsteil Grünau-Mitte (WK 4 und WK 5.2) können Differenzierungen zwischen Quartieren festgestellt werden. Besonders zwischen zwei Teilräumen (Westlicher Teilraum und Ringstraße) ist
dies auffällig. In diesen Quartieren gaben die Befragten jeweils weitgehend übereinstimmende
Antworten, womit ein ähnliches soziodemografisches Muster festzustellen ist.
Der westliche Teilraum ist durch eine ältere Bewohnerschaft mit hoher Bildung und relativ hohem
Äquivalenzeinkommen, die eine lange Wohndauer aufweist, gekennzeichnet. Die un- und teilsanierten Bestände, in denen sie wohnen, werden von ihnen kritisiert. Statistisch signifikant erwarten
mehr Personen weitere Neu- und Umbauten in Grünau.
Der Teilraum Ringstraße wird durch eine im Durchschnitt jüngere Bewohnerschaft mit dem Schulabschluss der mittleren Reife charakterisiert, von denen ein Großteil erst in den letzten fünf Jahren
38
STEK Grünau 2030
zugezogen ist. Es sind relativ viele Haushalte mit Kindern darunter. Das durchschnittliche Äquivalenzeinkommen liegt erheblich unter dem der Bewohnerinnen und Bewohner des westlichen Teilraums. Fast die Hälfte braucht Unterstützung bei der Mietzahlung. Mehr als ein Fünftel betont, dass
sich das Wohngebiet in den letzten Jahren verschlechtert hat; sie würden wegziehen, wenn sie
mehr Geld hätten.
Die Ergebnisse zeigen, dass sich innerhalb des Ortsteils Grünau-Mitte kleinteilig soziodemografisch
unterschiedliche Ausprägungen feststellen lassen.
Der Ortsteil Grünau-Mitte weist insgesamt Merkmale und Tendenzen auf, die eine genaue Beachtung erfordern. Kennzeichnend ist die sehr hohe Einwohnerdichte von 9 538 EW/km², die mit einer
hohen Baudichte korrespondiert. Hinsichtlich der Arbeitslosenraten liegt der Ortsteil mit 12,6 %
über dem Wert des Stadtbezirks West. Der Anteil der Migranten an der Bevölkerung beträgt 23,9 %
und übersteigt damit erheblich den Durchschnittswert für den Stadtbezirk West. Herauszustellen
ist der Anteil jugendlicher Migranten (bis 27 Jahre) von 32 %. Dieser Wert ist im Vergleich zu den
anderen Ortsteilen doppelt so hoch.
Auch in den Befragungsergebnissen findet sich dieser Aspekt wieder. Die Entwicklung des Anteils
an Migranten wird wahrgenommen; ein Zehntel der Befragten bezeichnet sogar einen zu hohen
Ausländeranteil als Schwäche des Wohngebiets. Zudem zeigt die Befragung weitere kritische Werte
in Grünau-Mitte. So ist hier mit 42 % der höchste Anteil an Personen mit einem niedrigen Äquivalenzeinkommen von weniger als 900 € zu finden (Gesamtstichprobe 34 %). Etwa 29 % aller Befragten brauchen Unterstützung bei der Mietzahlung (Gesamtstichprobe 24 %). Ein Fünftel der Befragten ist der Meinung, dass sich dieser Ortsteil in den letzten fünf Jahren verschlechtert hat. Dies ist
im Vergleich zu den anderen Ortsteilen der höchste Wert.
Teillagen im WK 4
2.7
Soziale Infrastruktur und Daseinsvorsorge
Aufgrund des Bevölkerungswachstums und der Ausdifferenzierung der sozialen Gruppen einerseits, aber auch der Änderung der räumlichen Entwicklungsstrategie hin zu gleichwertigen Wohnquartieren andererseits muss in Grünau die gesamte soziale Infrastruktur neu gedacht werden.
2.7.1 Bildungs- und Betreuungsangebote
Grünau verfügte 2016 über 21 Einrichtungen der frühkindlichen Bildung, Betreuung und Erziehung. Drei Kindertageseinrichtungen davon befinden sich in kommunaler Trägerschaft (552 Plätze), die restlichen Einrichtungen in freier Trägerschaft bieten ca. 2.000 Plätze an. Das Angebot an
39
frühkindlichen Betreuungs- und Bildungsplätzen weitete sich in den vergangenen Jahren maßgeblich in Grünau-Ost und Schönau aus.9
Der Schulstandort Grünau umfasste im Schuljahr 2016/17 zehn Grundschulen, vier Oberschulen,
zwei Gymnasien und fünf Förderschulen. 1 Schule war davon in kommunaler Trägerschaft. Die
Grünauer Bildungslandschaft bereichern dabei auch Schulen mit alternativen Lernkonzepten, wie
das Montessori-Schulzentrum und die Freie Schule Leipzig.
Einen akuten Handlungsbedarf im Bereich Soziales, Jugend und Bildung stellt die besorgniserregende hohe Zahl von Schulabgängen ohne Abschluss dar. Fast jeder vierte Schüler im Planungsraum verließ die Schule ohne Hauptschulabschluss (Mittelwert 2012 bis 2014). Diese Quote liegt
doppelt so hoch wie in der Gesamtstadt. Der maximale Wert der Abgänger ohne Schulabschluss lag
dabei mit 26,2 % an der 84. Oberschule im WK 4. 10
Angesichts der stark und rasch zunehmenden Flü chtlingszahlen vor allem in 2016 hat sich der Anteil an Kindern und Jugendlichen ohne deutsche Muttersprache an den Kitas und Schulen – vor allem an Grundschulen - Grü naus spü rbar erhö ht. Lag dieser Anteil im Schuljahr 2014/ 2015 noch bei
ca. 12%, so verfü gen im Schuljahr 2016/2017 bereits ca. 19 % der Schüler/-innen in Grünau über
einen Migrationshintergrund. Im Vergleich zur Gesamtstadt liegt dieser Wert leicht über dem
Durchschnitt von 18%. Problematisch wird die Situation jedoch bei einigen Schulen, bei denen sich
der Anteil der Schü ler/-innen mit Migrationshintergrund aufgrund ihres Einzugsbereiches auf bis
zu mehr als ein Drittel belä uft (100. GS – 38%, 84. OS – 38%, Fr. –Frö bel GS – 47%!). Fü r diese Situation sind die Einrichtungen hinsichtlich ihrer Ressourcen und Ausstattung nicht ausreichend gerü stet. Hierauf muss mit zusä tzlichen, passgenauen Bildungs- und Sozialangeboten reagiert werden,
um eine Integration dieser neuen Bewohner zu gewä hrleisten und ein weiteres Absinken des Bildungsniveaus zu verhindern.
9
Stadt Leipzig: Planungsraumsteckbrief Grünau 2015/ Kindertageseinrichtung impliziert Kinderkrippen, Kindergärten, Integrationseinrichtungen
und kombinierte Einrichtungen für Kinder im Alter von null bis sechs Jahren. Horte/Hortplätze sind in dieser Darstellung nicht integriert
10
Sozialreport Leipzig 2015
40
STEK Grünau 2030
Abgänger/-innen von Oberschulen in kommunaler Trägerschaft ohne Abschluss, Mittelwert der Jahre 2012 bis
2014 nach den Haupteinzugsgebieten der Oberschulen, Quelle: Stadt Leipzig, Sozialreport 2015
Im baulichen Bereich weisen Grünaus Bildungseinrichtungen starke Defizite auf. Der Abbau des
Sanierungsstaus der Grünauer Erziehungs- und Bildungseinrichtungen besitzt eine der höchsten
Handlungsprioritäten im Stadtteil. Nach Jahren der Schrumpfung und damit auch Perspektivlosigkeit einiger Schulstandorte wurden mit Schulentwicklungsplan – Fortschreibung 2017 (DS – 3577)
die Bestandssicherung aller Grünauer Schulen festgelegt sowie der Bedarf an drei zusätzlichen
Grundschulen benannt. Zudem stehen Verlagerungen und auch Wiederbelebungen von leergefallenen Schulstandorten (bspw. An der Kotsche) und mehrere Komplexsanierungen an.
Über die genannten formalen Bildungseinrichtungen und -angebote hinaus, gehören auch die nonformalen Einrichtungen und Angebote wie die Volkshochschule die Musikschule oder die Bibliotheken. Diese nehmen wichtige Aufgaben der (früh)kindlichen- jugend- sowie der Erwachsenenbildung an der Schnittstelle zwischen den Bereichen Bildung, Freizeit und Kultur wahr (räumlich dargestellt in der Karte zu den Kultur- und Freizeiteinrichtungen).
Die noch erhaltenen Einrichtungen der drei Grünauer Stadtteilbibliotheken weisen erhebliche Modernisierungsrückstände auf und können in ihrer jetzigen Form gewünschte Entwicklungsspielräume wie bspw. den Ausbau von Veranstaltungsangeboten für den Stadtteil nicht entfalten. Aus
diesem Grund sollen die drei Grünauer Bibliotheken gemäß des Bibliotheksentwicklungskonzeptes
2016-2020 an einem gut ausgebauten und ausgestatteten Standort in einem Bildungs- und Bürgerzentrum Grünau zusammengeführt werden.
Die Musikschule „Johann-Sebastian-Bach“ bietet ihre Angebote in Grünau dezentral in einigen Kitas
und Schulen an. So findet an drei Grünauer Grundschulen (78., 85. und 91 Schule) das Projekt
"SINGT EUCH EIN!" statt, an dem 8 dritte Klassen mit insgesamt ca. 200 Schülerinnen und Schülern
partizipieren. Des Weiteren bietet die Musikschule zwei Kitas in Grünau Unterricht der Musikalischen Früherziehung an, an dem ca. 45 Kinder teilnehmen. In der 91. Schule wird zudem Klavierunterricht erteilt. Abgesehen von den Kindern, welche an genannten Kita- und Schulangeboten teilnehmen, beläuft sich die Zahl aller Musikschülerinnen und -schüler, die in Grünau wohnen auf ca.
100, was für die Größe des Stadtteils eine vergleichsweise geringe Zahl ist. Auch die Zahl der Anmeldungen zum Musikschulunterricht ist in Grünau im Vergleich zu anderen Stadtteilen deutlich
niedriger. Aus diesen Gründen, sollen gerade die Angebote der musischen Elementarausbildung
und die kostenlosen Musikalisierungsangebote in den Schulen verstetigt und ausgebaut werden.
Auch die Leipziger Volkshochschule (VHS) ist mit ihren Bildungsangeboten in Grünau vertreten. An
ca. 20 Orten im Stadtteil bietet die VHS Erwachsenenbildung zur allgemeinen, sprachlichen, beruflichen, kulturellen und gesundheitlichen Weiterbildung an. Drei Kursräume stehen dabei ganzjährig
zur Verfügung (ein Raum im Stadtteilladen und zwei in der Selliner Str. 1c in Grünau-West), alle
anderen Räume werden kursbezogen genutzt. Gegenwärtig bietet die VHS Leipzig in Grünau pro
Jahr über 200 Kurse und Veranstaltungen aus o. g. Bereichen an, die von ca. 2500-3000 Menschen
gebucht und besucht werden. Die Angebote der VHS sollen vor dem Hintergrund der Bevölkerungsveränderungen in Grünau auch künftig wesentliche Schlüsselfunktionen im Bereich der Erwachsenenbildung übernehmen und entsprechend attraktiv ausgestaltet werden.
41
Analysekarte KITAs und formelle Bildungseinrichtungen
2.7.2 Kultur-, Sport-, Freizeiteinrichtungen und -angebote
Einen besonderen Stellenwert für die Integrationsleistung des Stadtteils und seine Außenwahrnehmung können Kultur-, Sport- und Freizeiteinrichtungen und -angebote haben. Beispiele hierfür
sind die positive Wirkung von besonderen und hochwertigen Angeboten des Vereins Großstadtkinder e.V. im Kinder- und Jugendtheater Theatrium oder des urban souls e.V. im „heizhaus“ sowie die
Angebote für und mit Senioren im „nebenan“. Auch die städtischen Kulturangebote und Einrichtungen haben in den letzten Jahren eine gute Entwicklung erfahren. Neben der finanziellen Unterstützung des „Grünauer Kultursommers“ durch das Programm Soziale Stadt in den Jahren 2006–2010
erfolgte eine enge Begleitung durch das Quartiersmanagement Grünau. Gemeinsam mit dem Kulturamt und kulturellen Vereinen und Einrichtungen aus Grünau wurde ab dem Jahr 2014 das inhaltliche Konzept des Kultursommers angepasst und für die umliegenden Stadtteile/-räume geöffnet. In
der Außenwirkung wurde der Fokus auf die identitätsstiftende Alte Salzstraße gelegt. Insbesondere
stadtweit tätige freie Träger als auch Vereine aus dem Leipziger Westen bereichern seitdem die
jährlichen Angebote im Kultursommer. Beispiele dafür sind thematische Stadtteilrundgänge, Expeditionen und Fahrradtouren zum Thema „Grünau entdecken“, das Kunstfestival RASTER:BETON
sowie verschiedene beteiligungsorientierte Kunstprojekte in leerstehenden Gewerberäumen bzw.
Wohnungen. Das Ziel, die stadtweite Wahrnehmung zu verbessern, wurde erreicht.
Bei den Kinder- und Jugendeinrichtungen gibt es teilräumlich eine gute und leistungsfähige Ausstattung, sowohl in kommunaler als auch in freier Trägerschaft. Erhaltung und Ausbau, Neuausrichtung und Qualifizierung der Angebote entsprechend der steigenden Kinderzahlen sind erforderlich,
um den Stadtteil zu stabilisieren. Insbesondere der Mangel an Angeboten für Kinder- und Jugendliche in Lausen-Grünau, einem Ortsteil, der eine auch durch den Zuzug von Asylbewerbern hohe und
steigende Zahl an Kindern und Jugendlichen hat, muss dringend behoben werden. Mit der Implementierung von Schulsozialarbeit an der 100. Schule (Beginn Schuljahr 2016/17) und der 78. Schu42
STEK Grünau 2030
le (Beginn Schuljahr 2017/18) konnten bereits Leistungen der Kinder- und Jugendförderung verortet werden.
Die zahlreichen Sport- und Bewegungsmöglichkeiten in Grünau bieten einerseits viele und zum Teil
sehr außergewöhnliche Anreize. Hervorzuheben sind der Kletterfelsen K4, die Schwimmhalle
„Grünauer Welle“, die Bike- und Skatemöglichkeiten im und am „heizhaus“, der Wassersport im
bzw. auf dem Kulkwitzer See sowie die Rad- und Joggingwege durch die großzügigen Grünanlagen
und um den Kulkwitzer See. Andererseits besteht bei den Grünauer Sportstätten anhaltender Sanierungsbedarf und vor allem ein Mangel an Sportfreiflächen. Dies ist der Planung Grünaus in den
70er-Jahren geschuldet, bei der großflächige Sportplatzanlagen im dicht bebauten Stadtbezirk
kaum Berücksichtigung fanden.
Zum Bereich der Freizeiteinrichtungen zählen zudem Spielplätze, von denen zahlreiche in der jüngeren Vergangenheit neugestaltet bzw. -errichtet wurden. Hervorzuheben ist hier u. a. der Mehrgenerationenplatz an der Parkallee, der jungen und alten Einwohnern Grünaus einen attraktiven Ort
des Verweilens, Austauschs und Spielens bietet.
Analysekarte Kultur-, Sport- Freizeiteinrichtungen und non-formale Bildungseinrichtungen
2.7.3 Soziale Einrichtungen
Der hohe Anteil unterstützungsbedürftiger Bevölkerungsgruppen wie einkommensschwachen Familien, Alleinerziehenden, Menschen mit Behinderung, Personen mit Migrationshintergrund und
teilweise Senioren macht in Grünau die Schaffung und den Ausbau leicht zugänglicher Schutz- und
Hilfsleistungen notwendig. Offene Seniorenarbeit trägt dazu bei, Schwierigkeiten, die in Bezug auf
soziale Teilhabe durch das Alter entstehen, zu verhüten, zu überwinden oder zu mildern und eröffnet älteren Menschen die Möglichkeit, selbstbestimmt am Leben in der Gemeinschaft teilzunehmen
und ihre Fähigkeit zur Selbsthilfe zu stärken. Das Seniorenbüro West in der Stuttgarter Allee 18
koordiniert die Vernetzung der Angebote für Senioren in Grünau und wirkt als Impulsgeber. Eine
Weiterentwicklung der Angebote offener Seniorenarbeit erfolgt durch den noch zu erstellenden
43
Fachplan Seniorenarbeit. Die Kinder- und Jugendarbeit in Grü nau fokussiert auf die Lernentwicklung und die Integration in die Gesellschaft, begleitet durch soziale Angebote fü r bedü rftige Familien. Anzustreben sind verstä rkt Angebote, die Bedarfe gleich mehrerer Generationen und sozialer
Gruppen bedienen, um die soziale Stabilitä t im Stadtteil insgesamt zu erhö hen. Auch Menschen mit
Flucht- bzw. Migrationshintergrund benötigen Unterstützung bei der Orientierung. Daher müssen
migrationsspezifische Beratungsangebote geschaffen bzw. gestärkt werden. Gleichzeitig müssen
bestehende Regelstrukturen bei der interkulturellen Öffnung unterstützt werden.
Konkrete Investition in diese Bereiche stellten in der Vergangenheit zum einen die Sanierung des
Beratungs- und Begegnungszentrum des „Körper- und Mehrfachbehindertenverband Sachsen e.V.“
im Jahr 2011/2012 dar, welches zur zielgruppenspezifischen Vernetzung, Bildung und Integration
beiträgt. Zum anderen wurde der Umzug des Caritas-Familienzentrums von einem peripheren
Standort in den zentralen Kernbereich Grünaus gefördert. Das Zentrum übernimmt mehrere der im
Sozialgesetzbuch verankerten Funktionen der Kinder- und Jugendhilfe und trägt zudem wesentlich
zur Familienbildungsarbeit im Stadtteil bei. Als weiterer investiver Ansatz wurden mit Mitteln der
Fachförderung bzw. des Konjunkturpaketes drei der 20 Kindergärten als „Familienzentren“ (KiFaZ)
ausgebaut.
Die Anpassung der sozialen Infrastruktur wurde bislang vor dem Hintergrund des Bevö lkerungsverlustes vollzogen, was zumeist eine Konzentration von Einrichtungen im Zentrum zur Folge hatte.
Eine neue rä umliche Investitionsstrategie muss sich nun stä rker den rä umlich differenzierteren
Anforderungen stellen.
2.7.4 Gesundheitseinrichtungen
Wie beschrieben steht im Vergleich zur Gesamtstadt einer großen Zahl der Grünauer nur ein geringes Einkommen zur Verfügung. Diese Zahl könnte zukünftig weiter zunehmen. Studien belegen,
dass es ärmeren Menschen oftmals an den Kompetenzen und Mitteln fehlt, sich gesund zu ernähren. Menschen mit niedrigen Einkommen erkranken im statistischen Mittel häufiger und haben
eine kürzere mittlere Lebenserwartung. In Grünau wiesen im Jahr 2012 12,8 % der einzuschulenden Kinder Auffälligkeitsraten für Übergewicht (Adipositas) auf. Die Gesundheitsversorgung
und -vorsorge der Menschen in Grünau als Aufgabe in die Stadtteilentwicklung einzubeziehen, ist
daher ein Schwerpunkt für die zukünftige Entwicklung des Stadtteils.
Für den guten medizinischen Versorgungsgrad in Grünau stehen u. a. bedeutsame Einrichtungen
wie das Robert-Koch-Klinikum, die Außenstelle der Abteilung Kinder- und Jugendmedizin und der
Verbund Gemeindenaher Psychiatrie mit seinem sozialpsychiatrischen Dienst (Tagesklinik). Als
Risiko wird jedoch die Aufgabe von Praxen und damit die Verringerung der Grundversorgung angesehen.
44
STEK Grünau 2030
Analysekarte Soziales und Gesundheit
45
2.8
Zusammenfassung Gebietsanalyse
In Zusammenfassung der vorangegangenen Analyse der Ausgangssituation der Großwohnsiedlung
kann auf folgende Stärken und Chancen aufgebaut werden:
−
stadtweit und überregional nachgefragte Sport-, Kultur- und Freizeitangebote (u. a. Grünauer Welle, Theatrium, Multiplexkino, Kletterfelsen K4, Skateanlage im und um das „heizhaus“, Wasserski, Tauchen und Klettergarten am Kulkwitzer See),
−
qualitativ hochwertiges, gut vernetztes Bildungssystem mit geschlossenen Bildungsketten,
kurzen Wegen und einer engen Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen Bildungseinrichtungen (u. a. durch den Bildungsverbund „Campus Grünau“) und regional wichtigen
Einrichtungen (z. B. Montessori-Schulzentrum mit gymnasialem Zweig, Berufsakademie
Sachsen),
−
hoher Versorgungsgrad im KITA-Bereich sowie ein leistungsfähiges Netz an Kinder-, Jugend- und Freizeiteinrichtungen,
−
starker Grad an Vernetzung und Kommunikation zwischen den Stadtteilakteuren (u. a. Planungsraumarbeitskreis, Quartiersrat etc.), insbesondere befördert durch den Einsatz eines
Quartiersmanagements, und eine gut entwickelte Vereinskultur,
−
im Stadtteil gut nachgefragte sowie überregional bedeutsame Kulturfeste wie der Grünauer
Kultursommer oder das Schönauer Parkfest,
−
hohe Varianz an besonderen Freiflächen (u. a. Robert-Koch-Park, Urbaner Wald, Bürgergarten Kolonnaden Alte Salzstraße),
−
Entfaltungsmöglichkeiten auf den zahlreichen Rückbauflächen,
−
unmittelbar angrenzende, attraktive Landschaftsräume (u. a. Kulkwitzer See, Schönauer Lachen),
−
sehr gute Verkehrsanbindung (Nähe zu A9 und A14, S-Bahn-Anschlüsse, 4 Straßenbahnlinien) und ein bedarfsdeckendes Stellplatzangebot,
−
hinsichtlich Schallemission ruhige und verkehrsarme Wohnlage,
−
stärkere interkulturelle Öffnung des Stadtteils bedingt durch den Zuzug von Menschen mit
Migrationshintergrund,
−
umfassendes Angebot an preiswertem Wohnraum,
−
gut erschlossene Flächenpotentiale für Wohnungsneubau.
Diese Qualitäten des Stadtteils müssen zukünftig noch stärker nach außen kommuniziert und als
Entwicklungsmotoren eingesetzt werden.
Demgegenüber lassen sich folgende Herausforderungen für die Entwicklung von Grünau herausstellen:
46
−
leichter Bevölkerungsanstieg auf, verglichen mit der Gesamtstadt, niedrigem Niveau nach
starken Rückgängen in der Vergangenheit,
−
überdurchschnittlich hoher Anteil der über 65-Jährigen und teilräumlich hoher Anteil der
unter 18-Jährigen,
−
überdurchschnittlich hoher Anteil von Arbeitslosen und Transfergeldempfängern,
−
überdurchschnittlich hoher Anteil von Schülern ohne Realschulabschluss,
STEK Grünau 2030
−
überdurchschnittliche und steigende Jugendkriminalität,
−
drohende, weiter sinkende Kaufkraft und Destabilisierung des Einzelhandels durch vermehrten Zuzug einkommensschwacher Haushalte,
−
erhöhtes Konfliktpotential durch fehlende interkulturelle Vermittlung bei starkem Zuzug
von Menschen mit Flucht- bzw. Migrationsgeschichte in einzelne Quartiere Grünaus,
−
überdurchschnittlich hohe Leerstandsquote,
−
homogene, nachfrageinkompatible Wohnungsstruktur,
−
teilweise problematische Gestaltung des öffentlichen Raums und Erreichbarkeit der Stadtteilzentren,
−
teilweise monotones Wohnumfeld mit geringer Aufenthaltsqualität,
−
schlechte Anbindungen des Stadtteils an angrenzende Erholungs- und Stadträume für Fußgänger und Radfahrer,
−
anhaltend große Handlungserfordernisse in der Sanierung, Erneuerung und Bedarfsanpassung der sozialen und Bildungsinfrastruktur,
Die Großwohnsiedlung Grünau hat demnach im stadtweiten Vergleich einen überdurchschnittlichen Entwicklungsbedarf. In Summe gilt es, eine adäquate Infrastruktur für eine teilräumlich alte,
teilräumliche junge Bevölkerung vorzuhalten, und dies nicht allein an einem zentralen Standort,
sondern wieder „in der Fläche“.
47
3 Die Grünaustrategie 2030
Das Stadtteilentwicklungskonzept beschreibt vier Strategieebenen:
−
Zuoberst steht die Vision für Grünau, welche die übergeordnete Zielstellung für den Stadtteil
beinhaltet und als Klammer aller Entwicklungsaktivitäten dient.
−
Sieben Handlungsfelder sowie ein Querschnittsthema grenzen die wichtigsten Zukunftsthemen von Grünau ab.
−
Jedem Handlungsfeld sind konkrete Ziele zugeordnet.
−
Investive und nicht-investive Maßnahmen in der vierten Strategieebene zeigen auf, wie diese
Ziele erreicht werden sollen.
Für jedes der Ziele sind Indikatoren zur Überprüfung des Umsetzungsstandes und der Wirkung
der Maßnahmen festgelegt. Unterschieden werden diese nach:
−
Kontextindikatoren (KON-IND), welche die längerfristige Wirkung von Maßnahmen aufzeigen sollen, wobei ein Ursachen-Wirkungs-Bezug realistischerweise nicht herstellbar ist, da zu
viele weitere Faktoren (z. B. allg. Arbeitsmarktentwicklung) Einfluss auf die Wirkung einer
Maßnahme haben;
−
Ergebnisindikatoren (ERG-IND), welche den Nutzen bzw. das Ergebnis einer Maßnahme aufzeigen sollen, wobei ein Ursachen-Wirkungs-Bezug nur mittelbar herstellbar ist, da das geschaffene Ergebnis nicht zwangsläufig zur gewünschten Wirkung führt;
−
Outputindikatoren (OUT-IND), welche die erhofften Aktivitäten im Zusammenhang mit einer
Maßnahme aufzeigen sollen, wobei der Ursachen-Wirkungs-Bezug hier unmittelbar herstellbar
ist.
Die Grundzüge des STEK Grünau sind rückgekoppelt mit den gültigen, gesamtstädtischen Entwicklungsstrategien11. Den strategischen Aufbau des STEK veranschaulicht die nachfolgende Übersichtsgrafik.
11
Diese ist im Kern das in Fortschreibung befindliche und im Entwurf vorliegende Stadtentwicklungskonzept
Leipzig 2030
48
STEK Grünau 2030
Abb. 1 Aufbau des Handlungskonzeptes
3.1
Vision
Grünaus spezifische Qualität wird zunehmend von mehr Leipzigerinnen und Leipzigern sowie Zugezogenen erkannt. Die Bevölkerung wird dadurch durchmischter und die Lebensstile werden vielfältiger. Das Grünau der Zukunft ist ein lebendiger Stadtteil für unterschiedliche Einkommensgruppen und Lebensentwürfe. Die serielle Bauweise des Stadtteils wird als Chance gesehen, wirtschaftlich höhere Energiestandards zu erzielen.
Grünau begreift die besondere städtebauliche Struktur mit hohem Freiflächenanteil als Chance für
eine behutsame Nachverdichtung in Zeiten des Wachstums und „besetzt“ ungenutzte Flächen mit
wirtschaftlichen Aktivitäten, neuen Wohnformen und kollektiven Freiflächenkonzepten.
Grünau bietet nicht nur physische Freiräume, sondern sorgt auch für seine Bevölkerung. Kinder,
Jugendliche, Familien und Senior/-innen, Menschen mit und ohne Arbeit, Menschen mit Behinderungen und Bewohner/-innen mit Migrationshintergrund sollen die gleichen Chancen haben, am
gesellschaftlichen Leben teilzunehmen und mobil zu bleiben. Allen steht der Zugang zur Bildungslandschaft, dem Arbeitsmarkt, den kulturellen, sozialen, sportlichen und medizinischen Angeboten
offen. Grünau hat die Voraussetzung, bei der Inklusion vieler Menschen eine Vorbildfunktion zu
übernehmen.
Interessante und sichere Wege laden zum Radfahren und Spazierengehen durchs Stadtviertel, an
den See oder in die Stadt ein. Man trifft sich auf Plätzen und in Fußgängerzonen, geht hier ungestört
einkaufen und verabredet sich im Café. Die Nachbarschaft ist wichtig, daher engagieren sich Grünauerinnen und Grünauer im Verein, in den Stadtteilgremien oder ganz einfach für die Nachbarschaft, wenn Hilfe gebraucht wird.
49
Das Einlösen dieser Vision ist eine Gemeinschaftsaufgabe. Daher wird Grünau auch zukünftig als
Schwerpunktraum im Fokus der Stadtentwicklung von Leipzig stehen und mit entsprechenden
Fördermitteln unterstützt werden. Die Umsetzung dieser Vision fußt dabei auf einem breiten
Bündnis aus Vereinen, Initiativen, Netzwerken, der Politik und der lokalen Wirtschaft mit der Stadt.
Voraussetzung hierfür ist integriertes Handeln, das die Herausforderungen der gesamtstädtischen
Wohnraumvorsorge, die Handlungserfordernisse in den Bereichen Soziales und Bildung sowie die
Aspekte des Freiraums, Klimas und der Gesundheit miteinander verknüpft.
3.2
Handlungsfeld 1 Stadtraum, Wohnen und Klima
Die Stadträume und die Wohnstruktur Grünaus sollen unter Beachtung der spezifischen Standortbedingungen zukunftsfähig weiterentwickelt werden. Angestrebt wird zumindest in Teilbereichen
die Nutzung von Flächen zur Bewältigung des Wachstums der Gesamtstadt (Neu- bzw. Wiederbebauung) auch zugunsten einer kompakteren Stadtstruktur. Das Wohnungsangebot sollte gegenüber
heute sowohl hinsichtlich der Typologien als auch hinsichtlich der Angebotssegmente (z. B. Baugruppen und Selbstnutzer) angepasst und unter Berücksichtigung der vorhandenen Siedlungsstruktur ergänzt werden. Der Wohnungsbestand soll insgesamt vielfältiger werden, da sich Haushaltsstrukturen und Wohnwünsche ändern. Die sozial gerechte Wohnungsmarktentwicklung in
Grünau wird als gesamtstädtische Aufgabe verstanden und soll anhand der Instrumente und Maßnahmen des wohnungspolitischen Konzeptes der Stadt Leipzig erfolgen.
Im Fokus der nachhaltigen Gebietsentwicklung stehen zudem die Reduktion von Treibhausgasemissionen, die Steigerung des Einsatzes erneuerbarer Energien und der Energieeffizienz. Dies
soll maßgeblich zum einen durch die Sanierung und Modernisierung des Gebäudebestandes sowie
der darin enthaltenen Anlagen erreicht werden. Zum anderen soll hierzu die Förderung einer stadtund umweltverträglichen Organisation des Verkehrs zur Erhöhung der ÖPNV-, Rad- und Fußgänger-Anteile führen. Ebenso sind die Potenziale der Kopplung der Fernwärme mit regenerativen
Energieträgern (Solarthermie) zu nutzen. Darüber hinaus sind bei allen Flächenentwicklungen unabhängig der jeweiligen Nutzung für Wohnen, Freiraum, Verkehr etc. die Aspekte zu berücksichtigen, die eine Anpassung an den Klimawandel unterstützen und bspw. sommerliche Hitzebelastungen oder Starkregenereignisse einkalkulieren.
Ausbau der stadträumlichen Qualität und stärkere Ausbildung von Quartiersidentitäten (Ziel 1.1)
Die sehr homogene, häufig weitläufige und ungefasste Raumstruktur Grünaus ist typisch für eine
Großwohnsiedlung und birgt neben einem großzügigen Platzangebot auch die Nachteile wie Attraktivitätsverlust und Beliebigkeit in sich. Ziel ist deshalb, die stadträumlichen Qualitäten durch
qualitätsvolle Nachverdichtung, mehr Nutzungsmischung und Aufwertungsmaßnahmen im öffentlichen Raum zu stärken und den Quartieren Grünaus zu mehr Individualität zu verhelfen.
Erarbeitung von Konzepten für eine attraktive und vielfältige Nachverdichtung (Maßnahme
1.1.1)
Als überwiegend durch Wohnfunktion geprägte Siedlung mangelt es Grünau – von den zahlreichen Grünflächen einmal abgesehen – an vielen Stellen an Nutzungen und Angeboten, die für die
Öffentlichkeit und Begegnung geeignet sind. Hier sollen neben der Aktivierung von Flächenpotenzialen für neue Wohnbebauung (Maßnahme 1.2.1) Konzepte zur Erhöhung der Nutzungsmischung entwickelt werden.
50
STEK Grünau 2030
Aufwertung des öffentlichen Raums in den Quartierszentren Grünau-Ost und Grünau-West
(Maßnahme 1.1.2)
Die Aufwertung der Quartierszentren stellt ein wesentliches Ziel der Stadtentwicklung in Grünau
dar. Dabei steht die Schaffung attraktiver Zentrenbereiche in enger Verknüpfung mit einem Umdenken hinsichtlich der Nutzung und des Images dieser Standorte. Neben der baulichen Aufwertung der Raumkante und des öffentlichen Raumes sollen hier integrierte Standortansätze entwickelt werden, die mit Überlegungen zu veränderten Standortnutzungen und -profilen einhergehen (vgl. Ziel 3.2 Profilierung der Zentren mithilfe von Standortstrategien). Die beiden Zentren
„Grünauer Allee“ und „Miltitzer Allee“ haben vor diesem Hintergrund die größten Erneuerungsbedarfe, aber auch Entwicklungschancen. Sie werden in Abstimmung mit geplanten privaten Umbau-, Neubau- und Nutzungsvorhaben auch im öffentlichen Bereich eine Aufwertung und Neugestaltung erfahren.
Erhöhung der Aufenthaltsqualitäten im Wohnumfeld und im öffentlichen Raum (Maßnahme
1.1.3)
Das große Grünauer Netz aus Wegen und Plätzen hat einen kontinuierlichen Anpassungsbedarf,
insbesondere mit dem Ziel, generationenübergreifend mehr Aufenthaltsqualität zu schaffen und
zu erhalten sowie die sozialen Bedarfe im Umfeld zu berücksichtigen. Dabei gehören neben stadtgestalterischen Komponenten, welche durch Neugestaltungen und/oder Anpassungen des öffentlichen Raums meist als Einmalinvestition umgesetzt werden, vor allem auch die Faktoren des
nachhaltigen Erhalts dieser Strukturen.
Erarbeitung von individuellen Quartierskonzepten für die verschiedenen WKs (Maßnahme
1.1.4)
Die sehr unterschiedlichen Grünauer Wohnlagen sollen – anlass- und lagebezogen – individuellere und auch kleinteiligere Profile und Bezeichnungen bekommen. Auch ihre Besonderheiten, wie
Kunst im öffentlichen Raum oder andere Orte mit Bedeutung, sollen stärker betont werden.
Typ
Bezeichnung
Messgröße
KON-IND:
Zufriedenheit mit dem Wohnviertel allgemein (In: Kommunale Bürgerumfrage)
Mittelwert sehr zufrieden
(1) bis sehr unzufrieden
(5)
KON-IND:
Fluktuationsrate
%
OUT-IND:
Aufgewerteter/neu geschaffener öffentlicher Raum – Straßen, Wege, Plätze
m²
OUT-IND:
Geförderte private Wohnumfeldmaßnahmen
m²
Erhöhung der Angebotsvielfalt und Demografiesicherheit des Wohnungsmarktes (Ziel 1.2)
Die Großwohnsiedlung Grünau bietet viel Wohnraum, jedoch viel vom Gleichen. Damit der Wohnungsbestand auch nachhaltig attraktiv ist, muss er einerseits den Bedürfnissen der alternden Bewohnerschaft angepasst werden, andererseits für Gruppen mit anderen Wohnwünschen Angebote
schaffen und der Wohnungsnachfrage in einer wachsenden Stadt nachkommen.
51
Aktivierung von Flächenpotenzialen für Neubauvorhaben und Festlegung städtebaulicher Leitlinien (Maßnahme 1.2.1)
Für die Weiterentwicklung der Großwohnsiedlung, zur quantitativen als auch qualitativen Erweiterung des Wohnungsangebotes in einer wachsenden Stadt sollen Flächen als Neubaustandorte
akquiriert und entwickelt werden. Das Potenzial in Grünau liegt dabei vor allem in den zahlreichen Abbruch- und Brachflächen. Für die Wiederbebauung sind Verdichtungsstandards und flächenkonkrete Entwicklungsziele bzw. städtebauliche Leitlinien, ggf. auch Rahmenpläne festzulegen und zu erstellen. Besondere Beachtung soll dabei dem Klimaschutz sowie der Anpassung an
den Klimawandel zukommen. Auf folgenden konkreten Flächen liegt dabei derzeit der Fokus:
-
Nördlicher WK 5.1 (Frankenheimer Weg/Lindennaundorfer Straße)
-
Bereiche entlang der Brackestraße/Miltitzer Allee
-
Bereiche im WK 5.2 entlang der Heilbronner Straße
-
Bereiche im WK 5.2 entlang der Ludwigsburger Straße
Intensivierung von Kooperationen zwischen den Wohnungsunternehmen und der Stadtverwaltung (Maßnahme 1.2.2)
Themenbezogen soll die Zusammenarbeit mit den Eigentümern und Vermietern ausgebaut werden. Die hierzu etablierte Arbeitsgruppe der Wohnungswirtschaft Grünau soll fortgeführt werden.
Unterstützung beim Umbau und Neubau von Wohnungen (Maßnahme 1.2.3)
Der Wohnraum in Grünau muss zahlreicher sowie vielfältiger in Größe und Form werden, um
besser den Wohnwünschen verschiedener Haushaltstypen zu entsprechen. Fördermöglichkeiten
für Wohnungsbau, Grundrissänderungen und zur Erhöhung der Barrierefreiheit sowie Kostenoptimierung sollen verstärkt beworben und genutzt werden. Folgende Ansätze stehen dabei im Fokus der Bewerbung und Beratung:
-
Förderung zur Schaffung von mietpreis- und belegungsgebundenem Mietwohnraum des Freistaats Sachsens
-
Best-Practice zur Sanierung und Umbau von Plattenbauten
Unterstützung von kooperativen Wohnprojekten (Maßnahme 1.2.4)
Alternative Wohnformen in Gemeinschaft sind auch für Grünau eine Möglichkeit, die Bewohnerschaft stärker zu mischen und den sozialen Zusammenhalt zu stärken. Da der Wohnungsbestand
nur wenige Nischen für Wohnprojekte neuer Kooperativen bereithält, sollen diese bei Neubauten
oder durch die Umsetzung in kommunalen Objekten unterstützt werden. Wesentlich sind hier die
Beratungsangebote des Netzwerkes „Leipziger Freiheit“.
Typ
Bezeichnung
Messgröße
KON-IND:
Reaktivierte Flächen
m²
KON-IND:
Wohnungsleerstand
%
KON-IND:
Unsanierte Bausubstanz
%
ERG-IND:
Teil-/vollsanierten Gebäude: Anzahl der fertiggestellten bzw. umstrukturierten Wohneinheiten
Anzahl
ERG-IND:
Fertiggestellte bzw. umstrukturierte Wohneinheiten in teil-/vollsanierten Gebäuden
Anzahl | Fläche
ERG-IND:
Anteil von 1-, 2-, 3-, 4-, 5- und mehr als 5-Raumwohnungen, Verteilung von Haushaltstypen
%
52
STEK Grünau 2030
Steigerung der Energieeffizienz und des Anteils erneuerbarer Energie auf der
Quartiers- und Gebäudeebene (Ziel 1.3)
Die kompakte Form und effiziente Bauweise der Plattenbauten bieten ein großes Potenzial für die
Verringerung des Energieverlusts im Gebäude und die Erzeugung klimafreundlicher Energie für
das Quartier. Dieses Potenzial muss zukünftig stärker genutzt werden.
Umsetzung des energetischen Quartierskonzepts für Schönau und Übertragung der Erkenntnisse auf weitere Projekte (Maßnahme 1.3.1)
In Kooperation mit den Wohnungsunternehmen wurde für Schönau ein energetisches Quartierskonzept erarbeitet, von dem mehrere Elemente noch umgesetzt und auch auf andere Standorte
übertragen werden können.
Nutzung von Dach- und Freiflächen für alternative Energiegewinnung (Maßnahme 1.3.2)
Das Potenzial der zahlreichen Grünauer Flachdächer für energieerzeugende Aufgaben ist in Grünau bisher kaum genutzt. Dies soll geändert werden. Auch die weitläufigen, oft wenig genutzten
Freiflächen Grünaus sollen für eine Nutzung als Energieträger oder Energiespeicher geprüft werden. Dabei sind insbesondere die Potenziale der Kopplung regenerativer Energiegewinnung (Solarthermie) und Fernwärme zu prüfen.
Erhöhung der energetischen Sanierungstätigkeit (Maßnahme 1.3.3)
Die hohe Zahl an noch unsanierten Grünauer Gebäuden – sowohl Wohngebäude als auch öffentliche Gebäude wie Schulen oder Freizeittreffs – bietet die Chance, bei ihrem Umbau eine energetische Sanierung durchzuführen (SR-Beschluss „Passivhausstandard“). Die Möglichkeiten einer
Dachbegrünung sind zu prüfen. Dabei sollen auch die zugehörigen Freiflächen klimatische Aspekte berücksichtigen und bspw. möglichst vielfältige verschattete Aufenthaltsbereiche schaffen.
Verbesserung der öffentlichen Beleuchtung und Umsetzung einer energieeffizienten Stadtbeleuchtung (Maßnahme 1.3.4)
Licht gilt als wesentlicher Bestandteil im Zusammenhang mit Sicherheit und Verbesserung der
Aufenthaltsqualität in allen Quartieren. Die Verbesserung der Beleuchtung im Gebiet soll mithilfe
von Beleuchtungskonzepten für den öffentlichen Raum verbessert werden. Vor diesem Hintergrund soll der Austausch der Leuchtmittel mit dem Ziel der maximalen Energieeinsparung gemäß
des Energie- und Klimaschutzprogramms 2014 -2020 auch in Grünau umgesetzt werden.
Typ
Bezeichnung
Messgröße
KON-IND:
Neu geschaffene Formen der alternativen Energiegewinnung
Leistung der Anlage in kW
(Kilowatt)
KON-IND:
Unsanierte Bausubstanz
%
KON-IND:
Marktbereinigte Heizkostenentwicklung
€/m²
53
3.3
Handlungsfeld 2 Freiraum und Mobilität
Grünau verfügt über einen komfortablen Grünflächenanteil. Die zukünftige Entwicklungsaufgabe
besteht darin, die Erholungs- und Landschaftsräume besser zu verknüpfen. Punktuell sollen die
Aufenthaltsqualität und Nutzungsintensität der Grünräume gesteigert und deren Profil geschärft
werden.
In Grünau sollen technische und soziale Angebotsstrukturen geschaffen und weiterentwickelt werden, die eine Chancengleichheit für alle Einwohner sicherstellen. Als peripheres Gebiet im Leipziger
Westen ist der Erhalt und die Verbesserung der engmaschigen Einbindung Grünaus in das gesamtstädtische Verkehrs(Wege-)netz – insbesondere für den Fuß- und Radverkehr – hierbei ein entscheidendes Fundament, um für alle Bevölkerungsgruppen auch zukünftig gleiche Mobilitätschancen zu garantieren. In dem Zusammenhang soll auch die Erreichbarkeit der Quartierszentren für
Kunden- und Lieferverkehre erleichtert werden.
Erhöhung der Aufenthaltsqualität, Nutzungsvielfalt und Biodiversität von Freiräumen (Ziel 2.1)
Auch wenn die Großwohnsiedlung reich an grünen Freiräumen ist, so werden diese teilweise
noch zu wenig durch die Einwohner Grünaus genutzt. Anreize für mehr Vielfalt und höhere Qualität der Freiräume sollen auch zu stärkerer Nutzung der Grünflächen animieren. Diesbezüglich
vorhandene Ansätze und Kooperationen sollen fortgeführt und gestärkt werden.
Unterstützung von kreativen, ökologischen Nutzungen von Flächen (Maßnahme 2.1.1)
Insbesondere auf Randflächen und kleinen Brachflächen, die für eine Wiederbebauung nicht geeignet sind, sollen gärtnerische Nutzungen, wie Gemeinschaftsgärten oder Streuobstwiesen aber
auch kreative Nutzungen wie Bauspielplätze ihren Platz finden, wenn sich dafür im Vorfeld stabile Interessengruppen zusammenfinden.
Strukturierung der Freiflächen zugunsten höherer Anteile privater/gemeinschaftlicher Nutzungen (Maßnahme 2.1.2)
Die Verbundenheit und Identifikation mit der Nachbarschaft und auch das Sicherheitsgefühl sollen erhöht werden, indem neben den für alle zugänglichen Freiflächen mehr private oder einer
kleineren Gemeinschaft zugeordnete Grünräume/Gärten geschaffen werden.
Erhalt und Neuanlage von Lebensräumen (Maßnahme 2.1.3)
Insbesondere die Tierwelt Grünaus ist beeindruckend vielfältig. Mit einer funktionsabhängig naturnahen Pflege durch die Stadt und die privaten Flächeneigentümer und dem Anlegen von z. B.
Wildwiesen, Tierschutzstreifen oder regionaltypischen Pflanzungen sollen diese Besonderheiten
ausgebaut werden.
Typ
Bezeichnung
Messgröße
ERG-IND:
Zufriedenheit mit dem Angebot von Grünanlagen
Mittelwert sehr zufrieden
(1) bis sehr unzufrieden
(5)
ERG-IND:
Zwischen- bzw. umgenutzte Brach-, Frei- und Gebäudeflächen
Fläche
54
STEK Grünau 2030
Qualifizierung des Wegesystems für Fußgänger und Radfahrer (Ziel 2.2)
Der Masterplan Grünau sah eine Bevorzugung des Fuß- und Radverkehrs gegenüber dem motorisierten Verkehr vor. Diese besondere Qualität gilt es in Abstimmung mit dem Radverkehrsentwicklungsplan sowie dem Fußgängerverkehrskonzept aufrecht zu erhalten und insbesondere durch
eine Vernetzung mit den umliegenden Stadtteilen und stadtteilübergreifenden Wegeverbindungen
barrierefrei auszubauen und zu stärken.
Verbesserung der Anbindung an die benachbarten Naherholungsgebiete (Maßnahme 2.2.1)
Grünau ist eingebettet in – teilweise über den Stadtteil hinaus – bedeutende Naherholungsgebiete. Die Zugänge zu diesem Potenzial zu verbessern ist ein Zugewinn für die Wohnqualität sowie
das Image Grünaus. Dabei stehen vor allem folgende Zugänge im Fokus:
-
Verbesserung des Zugangs zu den Schönauer Lachen/Lindenauer Hafen
-
Verbesserung des Zugangs in die Zschampertaue und zum Kulkwitzer See (einschließlich des
Rundweges um den Kulkwitzer See)
Verbesserung der Anbindung an benachbarte Quartiere (Maßnahme 2.2.2)
Die Verbesserung der Anbindung an die benachbarten Quartiere spielt zum einen an den Außenrändern Grünaus eine wesentliche Rolle, zum anderen jedoch auch innerhalb Grünaus, zwischen
den einzelnen WKs und hier vor allem in den Übergängen zwischen Neubau- und Einfamilienhausbereichen sowie beidseitig der Verkehrsachsen (Lützner Straße, Ratzelstraße und SBahntrasse), welche sich als starke Zäsuren durch den Stadtteil ziehen. Folgende Schwerpunkte
werden hier gesehen:
-
Qualifizieren des Fuß- und Radwegs zwischen Grünau-Ost und Plagwitz über den Pötzschker
Weg
-
Vereinfachung des Fußweges vom WK1 zur Ratzelstraße durch kleine Interventionen wie Beschilderung oder Markierung
-
Stärkung der Wegebeziehung zwischen Grünau-Nord und Miltitz durch eine Optimierung der
Wegeverbindung
Qualifizierung des Robert-Koch-Parks für die öffentliche Nutzung (Maßnahme 2.2.3)
Obwohl frei zugänglich, wird das Parkgelände des Robert-Koch-Klinikums noch zu wenig für Erholung, Sport und Kultur genutzt. Künftig soll der Park besser für die Öffentlichkeit erschlossen
werden. Hierzu gehören die Betonung der Eingangszonen, die Qualifizierung der Durchwegung
und Beschilderung sowie die Revitalisierung der derzeit untergenutzten Gebäude des Parks. Die
Etablierung kultureller/ freizeitrelevanter Nutzungen kann dabei zum Anziehungspunkt für die
umliegenden Grünauer Wohngebiete abseits der gewohnten Strukturen der Großwohnsiedlung
werden.
Weiterentwicklung der Alten Salzstraße als Identitäts-, Grün- und Mobilitätsachse (Maßnahme 2.2.4)
Stück für Stück werden die markanten Wegmarken entlang der Alten Salzstraße aufgewertet, sei
es durch Spielplatzsanierung, Betonung von Kunstelementen oder die Verschönerung der begleitenden Grünanlagen. Ebenso werden die Vernetzungen mit den angrenzenden Quartieren bedarfsgerecht ausgebaut und gestärkt. Die vorhandenen Ansätze bspw. aus dem Grünauer Kultursommer sollen hierfür genutzt und weiterentwickelt werden.
55
Aufbau eines Beschilderungssystems zur Ausweisung besonderer Quartiersangebote (Maßnahme 2.2.5)
Beginnend in Grünau-Ost soll ein Fußgängerleitsystem für alle Quartiere aufgebaut werden, das
die Orientierung in der Großwohnsiedlung erleichtert und Angebote besser sichtbar macht.
Typ
Bezeichnung
Messgröße
OUT-IND:
Aufgewertete öffentliche Grünfläche
Fläche
OUT-IND:
Neu geschaffene öffentliche Grünfläche
Fläche
OUT-IND:
Aufgewertete und neu geschaffene öffentliche Straßen, Wege, Plätze
Fläche
OUT-IND:
Beschilderungselemente
Anzahl Standorte
Stärkung des öffentlichen Nahverkehrs und Optimierung von Verkehrsabläufen
(Ziel 2.3)
Der öffentliche Nahverkehr ist eine große Stärke der Großwohnsiedlung Grünau. Die bestehenden
Angebote müssen daher verstetigt werden. Die Anforderungen des individuellen Verkehrs haben
sich hingegen seit den Erbauerjahren stark verändert, woran die Siedlung schrittweise angepasst
werden muss.
Verstetigung des Quartiersbusses Grünolino (Maßnahme 2.3.1)
Grünau verfügt über gute Ost-West-Verbindungen, aber keine wohngebietsübergreifende, vernetzenden Linien zwischen den einzelnen Quartieren. Angesichts der demografischen Entwicklung
sowie der anstehenden Integrationsaufgaben besteht jedoch genau hier ein besonderer Bedarf,
der in den letzten Jahren durch die Linie 66, der sogenannten Grünolino, gedeckt wurde. Zukünftig soll hierfür ein nachhaltiges Finanzierungsmodell geschaffen werden. Im nächsten Schritt sollte der Ausbau (insbesondere Taktanpassung) geprüft werden.
Erstellung und Umsetzung quartiersbezogener Verkehrskonzepte und Anpassung von Teilbereichen (Maßnahme 2.3.2)
Gebiete mit einem hohem Neu- und Umbaupotenzial wie Schönau und Grünau-West (vgl. Maßnahme 1.2.1 Aktivierung von Flächenpotenzialen für Neubauvorhaben) benötigen Verkehrserschließungen, die für alle Verkehrsarten zukunftstauglich sind. Dies soll mithilfe von quartierskonkreten Konzepten erarbeitet und umgesetzt werden. Eine erste Maßnahme hierzu stellt die
Neuordnung der Garskestraße dar.
-
Die Begradigung der Garskestraße ab Schönauer Ring soll nicht nur den Verkehrsfluss verbessern, sondern auch Flächen verfügbar machen, die für eine Quartiersentwicklung von
Schönau genutzt werden können. Dabei ist langfristig die Möglichkeit eines kurzen Lückenschlusses zwischen Lützner Straße und Lyoner Straße zu berücksichtigen.
Anpassung des Straßenraums und Optimierung des Wegeleitsystems im Umfeld wichtiger
Versorgungseinrichtungen (Maßnahme 2.3.3)
Mehrere Versorgungs- und Quartierszentren benötigen eine Anpassung ihrer Zufahrten, Lieferzonen und Stellplatzanlagen an die Notwendigkeiten heutiger Versorgungseinrichtungen. Dies
soll mit Umstrukturierungen der vorhandenen Flächen erreicht werden. Darüber hinaus sind diese Quartierszentren meist „versteckt“ in den Wohngebieten, sodass mit einer verbesserten Beschilderung der Kunden- und Lieferverkehr erleichtert werden soll.
56
STEK Grünau 2030
Ausbau der Mobilitätsangebote (Maßnahme 2.3.4)
Zur Vermeidung von Verkehr insbesondere in Leipzigs innerstädtischen Vierteln sollen die Möglichkeiten des Verkehrsverbundes (Park-/Bike-and-Ride-System) und der Nutzung von Leihautos
in Grünau ausgebaut werden.
Ausbau der öffentlichen E-Ladeinfrastruktur (Maßnahme 2.3.5)
Gemäß gesamtstädtischer Beschlüsse zum Ausbau der Elektromobilität (bspw. Beschluss Leipzig
– Stadt der intelligenten Mobilität, Energie- und Klimaschutzprogramm 2014–2020), soll auch in
Grünau der Ausbau öffentlicher E-Ladestationen vorangetrieben werden.
Typ
Bezeichnung
Messgröße
OUT-IND:
Fortbestand des Grünolino
Ja/ nein
OUT-IND:
Neu geschaffene Carsharing-Stationen
Anzahl
OUT-IND:
Beschilderungselemente
Anzahl
OUT-IND:
E-Ladestationen
Anzahl
3.4
Handlungsfeld 3 Lokale Ökonomie und Beschäftigung
Um den Stadtteil Grünau langfristig als attraktives Wohnquartier zu gestalten, neue Bevölkerungsgruppen anzuziehen und vorhandenen, z. T. sozioökonomisch schlechter gestellten Bevölkerungsgruppen vor Ort Chancen zu bieten, wird eine deutlich stärkere funktionelle Nutzungsmischung
angestrebt. Diese Nutzungsmischung kann nur gelingen, wenn die lokale Ökonomie, Unternehmensansiedlungen, Existenzgründungen sowie lokale Beschäftigung gefördert werden. Eine Förderung kann dabei zum einen räumlich, objektbezogen, zum anderen subjektbezogen, d. h. an der
Person/dem Unternehmen im Sinne klassischer Wirtschafts- und Beschäftigungsförderung ansetzen. So ergeben sich für das Handlungsfeld zwei wesentliche Oberziele:
1. Nutzung von räumlichen Potenzialen zur wirtschaftlichen Entwicklung mit den Effekten der
Verringerung von Leerständen sowie der Erhöhung der Vitalität der Quartiere durch neue
Nutzer und Nutzungen;
2. Vernetzung und Beratung lokaler Unternehmen sowie Beschäftigungsförderung mit den Effekten lokaler Standortbündnisse, Fachkräftemobilisierung und sozialer Stabilisierung.
Nutzung von räumlichen Potenzialen zur Standortentwicklung (Ziel 3.1)
Vor allem in den Quartierszentren hat sich in den letzten Jahren ein Wandel vollzogen, welcher die
Aufgabe ursprünglicher Standorte für Handel und Gewerbe zugunsten von neuen Standorten außerhalb dieser Zentren beinhaltete. Auch weiterhin werden Gewerbe- oder Dienstleistungsobjekte
freigezogen wie beispielsweise die ehemaligen Konsumobjekte, einige Filialen der Sparkasse oder
perspektivisch die dezentralen Standorte der Bibliotheken. Darüber hinaus stehen zum Teil interessante Spezialobjekte wie alte Heizhäuser für eine Umnutzung zur Verfügung. Über das Grünauspezifische Flächenpotenzial für – auch gewerblich orientierten – Neubau hinaus verfügt der Stadtteil also auch über einen Trumpf an Bestandsbauten für Ansiedlungen gewerblicher oder sonstiger
Art. Die mittlerweile zu verzeichnende Knappheit günstiger, gestaltbarer Räume in der Gesamtstadt
– beispielsweise für Existenzgründer – sollte als Potenzial für den Stadtteil und die kleinteilige
Entwicklung der Quartierszentren begriffen und genutzt werden.
57
Aufbau und Vermarktung eines Flächen- und Objektpools (Maßnahme 3.1.1)
Die Erhebung und Bündelung aller verfügbaren Gewerbeflächen und -objekte in Grünau hat zum
Ziel, potenzielle Nutzer schnell und umfangreich über die Ansiedlungsmöglichkeiten im Stadtteil
zu informieren und Flächen und Objekte zu bewerben und zu vermitteln. Hierzu sollten die vorhandenen Strukturen des Arbeitsladens sowie der Wirtschaftsförderung herangezogen werden.
Installation eines Flächen- und Vermietungsmanagements (Maßnahme 3.1.2)
Anknüpfend an den Aufbau eines Flächen- und Objektpools sollte ein standortbezogenes (bspw.
WK-bezogenes) Vermietungsmanagement etabliert werden.
Entwicklung/Freimachen von Schlüsselobjekten/-flächen zur Ansiedlung standortprägender
Nutzungen (Maßnahme 3.1.3)
Zur Ansiedlung neuer Nutzergruppen sollten konkrete Schlüsselobjekte/-flächen für die Anschubentwicklung freigemacht werden. D. h., die Akquise handlungswilliger Eigentümer/Verwalter, ggf. Klärung des Baurechts, Erstellung von Nutzungskonzepten etc.
Profilierung der Quartierszentren (Ziel 3.2)
Die Funktionsfähigkeit der kleinen Grünauer Zentren wird zukünftig stärker von einem besonderen
Angebot abhängen, welches sie von anderen Versorgungsstandorten unterscheidet. Dieses Angebot
sollte zum einen sicherstellen, dass die wohnortnahe Versorgung mit Waren und Dienstleistungen
des täglichen Bedarfs gesichert ist. Zum anderen müssen neben der reinen Einzelhandelsfunktion
weitere Nutzungen etabliert werden, die für das jeweilige Zentrum als Anker fungieren und dem
Standort ein möglichst einschlägiges Profil geben.
Entwicklung von Standortstrategien (Maßnahme 3.2.1)
Für die Profilierung der Zentren sind entsprechende Standortprofile und -strategien zu entwickeln und zu befördern, welche vor allem mit den jeweiligen Zentrenmanagements, d. h. mit den
Eigentümern und Vermietern der Flächen, entwickelt werden müssen. Folgende Zentren stehen
hierbei besonders im Fokus:
-
Standortstrategie für das Zentrum im WK 2 als Kultur- und Gewerbestandort
Standortstrategie für das Zentrum WK 8 zur Profilierung als überregionaler Gesundheitsstützpunkt
Standortstrategie für das Zentrum WK 7
Standortstrategie zur wirtschaftlichen Belebung der Stuttgarter Allee und des Umfelds des Allee-Centers
Typ
Bezeichnung
Messgröße
OUT-IND:
Ansiedlungen und belebte Gewerberäume in den Quartierszentren
Anzahl und Fläche
OUT-IND:
Anzahl der Unternehmen entsprechend Unternehmensregister
Anzahl und Entwicklung
OUT-IND:
Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte nach Arbeitsort (gemäß Unternehmensregister)
Zahl und Entwicklung
Stärkung der lokalen Ökonomie sowie Beschäftigungsförderung (Ziel 3.3)
Die Vernetzung und Beratung lokaler Bestandsunternehmen sowie potenzieller Neuansiedler und
Existenzgründer wie auch die Förderung der (potenziellen) Beschäftigten sollen zum einen zur
Erhöhung der Anzahl und Vielfalt der (Wirtschafts-)akteure im Stadtteil beitragen. Zum anderen
58
STEK Grünau 2030
aber auch Standortbündnisse und Wirtschaftskreisläufe stärken, welche im besten Fall aus Arbeitgebern/Unternehmen und Arbeitnehmern/Beschäftigten bestehen und jeweils im Stadtteil verankert sind.
Beratung und Vernetzung lokaler Unternehmen und Neuansiedlungen (Maßnahme 3.3.1)
Mit der Beratung lokaler Unternehmen wird v. a. auf die Optimierung betrieblicher Abläufe abgezielt, um sie langfristig und am Standort zu erhalten. Die Beratung von Neuansiedlungen (Unternehmen wie Existenzgründer) umfasst darüber hinaus Fragen der Standortwahl und ist eng mit
dem Ziel 3.1. der Nutzung räumlicher Potenziale verknüpft. Die Vernetzung der Gewerbetreibenden untereinander (bspw. durch die Förderung und Begleitung von Standortgemeinschaften)soll
zu starken Standortbündnissen, zur Aktivierung des unternehmerischen Engagements für den
Stadtteil führen und lokale Wirtschaftskreisläufe befördern.
Qualifizierung und Vermittlung von Beschäftigten vor Ort unter Berücksichtigung der Grünauer Bevölkerungszusammensetzung (Maßnahme 3.3.2)
Der Ansatz des Grünauer Arbeitsladens, die Erwerbssuchenden Grünaus vor Ort wieder in Arbeit
zu bringen, soll fortgesetzt werden. Damit die Bewerber auch die geforderten Qualifikationen
mitbringen, sind aufgrund der Bevölkerungsstruktur auch weiterhin Angebote der Fachkräftemobilisierung, Fortbildungen und Coachings notwendig. Eine Zusammenarbeit mit dem Netzwerk
der Arbeitsmarktakteure sowie den Anbietern von Bildungs- und Weiterbildungsangeboten im
Segment der Erwachsenenbildung/ -weiterbildung wie VHS oder DAA und dem Jobcenter ist dabei dringend geboten. Besonderes Augenmerk soll auf die Grünau-spezifische Bevölkerungsstruktur gelegt werden, welche vor allem die Zielgruppen der
1. älteren Bewohnerschaft,
2. der Jugendlichen am Übergang von Schule zu Beruf (vgl. Ziel 4.2) sowie
3. der Menschen mit Migrationshintergrund
berücksichtigen muss.
Typ
Bezeichnung
Messgröße
OUT-IND:
Teilnehmende, die nach der Teilnahme an Maßnahmen des Arbeitsladens eine Arbeit haben
Anzahl und Anteil (Integrationsquote)
ERG-IND:
Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte am Wohnort
OUT-IND:
Beratungen potenzieller Neuansiedler/Unternehmen, die sich in Grünau angesiedelt haben
3.5
Anzahl und Entwicklung
Anzahl
Handlungsfeld 4 Bildung
Grünau verfügt über eine qualitativ hochwertige, vielfältige und wohnortnahe Bildungsversorgung.
Diese Bildungslandschaft soll gesichert, baulich aufgewertet und offener gedacht werden. Da soziale Problemlagen in Familien die Bildungschancen und dadurch die Möglichkeit eines selbstbestimmten Lebensweges inklusive beruflicher Entfaltung von Kindern und Jugendlichen oft verringern, sollen Bildungsförderung und Sozialarbeit im Stadtteil stärker verschnitten und ausgebaut
werden. Auch Angebote der Kulturellen Bildung sollen hierfür strategisch ausgebaut werden. Neben der Erfahrung des Schönen und Ästhetischen vermittelt kulturelle Bildung Kompetenzen, die
die Selbstwirksamkeit steigern und dazu beitragen, die eigene Lebenswelt konstruktiv zu gestalten
und aktiv am gesellschaftlichen Leben teilzuhaben. Möglichkeiten der formalen Bildung werden
zudem durch non-formale Bildungsaspekte ergänzt und benachteiligende soziale Ausgangslagen
werden abgemildert.
59
In Grünau soll ein ganzheitlicher Bildungsansatz verfolgt werden, der lebenslanges Lernen, kulturelle Bildung sowie schulische und außerschulische Bildung sowie Erwachsenenbildung einbezieht.
Das Bildungsangebot entsteht in seiner Gesamtheit durch das Engagement aller in Grünau aktiven
Bildungsakteure und -partner. Durch intensivere Netzwerkarbeit sollen Kooperationen erleichtert
und zukünftig mehr Synergien aus der Abstimmung von Bildungsangeboten entstehen.
Verbesserung des baulichen Zustandes von Bildungseinrichtungen, Erhöhung
der Kapazitäten sowie Qualifizierung der Angebote der Bildungslandschaft (Ziel
4.1)
Die Grünauer Bildungslandschaft weist einerseits eine große Vielfalt an Einrichtungen auf, leidet
andererseits aber weiterhin an schlechter Bausubstanz. Baldige Investitionen in die Gebäude, aber
auch neue Qualitäten bei ihrer Sanierung haben daher höchste Priorität. Dabei soll der multifunktionalen Nutzung durch formale wie non-formale Bildungsakteure besondere Bedeutung eingeräumt
werden.
Umsetzung der Sanierungsstrategie für die Grünauer Schulen (Maßnahme 4.1.1)
Der hohe Sanierungsstau der Grünauer Schulen muss auch weiterhin koordiniert und kontinuierlich abgebaut werden. Dabei sollen Synergien für die Schulen und das Quartier geschaffen werden, wie die Sanierungen, Erweiterungen und auch Reaktivierungen der Schulstandorte GrünauNord und An der Kotsche zeigen. Folgende Maßnahmen stehen hierbei u. a. an:
-
Sanierung der 55. Oberschule an der Ratzelstraße
Sanierung des Schulzentrums an der Kotsche
Sanierung und Erweiterung des Schulzentrums WK 7
Sanierung der Freien Schule Leipzig in der Alten Salzstraße
Sanierung und Erweiterung der 91. Grundschule
Sanierung der 84. Oberschule
Sanierung der 85. Grundschule
Sanierung der Fröbelschule
Erarbeitung eines Entwicklungskonzepts für den Standort des ehem. Lichtenberggymnasiums
Sanierung des Schulhofes der 100. Grundschule
Standortsuche und Neubau von Schulen (Maßnahme 4.1.2)
Die Prognosen zeigen einen derzeitigen Bedarf von drei neuen Grundschulstandorten in Grünau
auf (Stand 2017). Hier gilt es, passende Standorte zu finden und Neubauten voranzutreiben. Konkret sieht der Bedarf einen Grundschulneubau in
-
Grünau-West,
Grünau-Ost und
Grünau Nord vor.
Verbesserung des baulichen Zustandes und Erhöhung der Kapazitäten der Kindertagesstätten
(Maßnahme 4.1.3)
Die vorhandenen Kindertageseinrichtungen (Kitas) sollen bedarfsgerecht saniert und ggf. erweitert werden. Der prognostizierte Anstieg insbesondere junger Bewohnergruppen wird darüber
hinaus die Schaffung neuer Einrichtungen zur Folge haben. Vorläufig bedeutet dies die:
-
60
Trockenlegung der Kita Zingster Straße
STEK Grünau 2030
-
Erhaltung der Gebäude im Deiwitzweg 1 und in der Liliensteinstraße 1/ 15a (derzeit Asylbewerberunterkünfte) für Leistungen, Angebote und Maßnahmen der sozialen Infrastruktur
Erhaltung des Gebäudes der 78. Grundschule für Leistungen, Angebote und Maßnahmen der
sozialen Infrastruktur
Schaffung einer Kita in der Potschkaustraße
Sanierung des St.-Hilarius-Hauses
Errichten eines Bildungs- und Bürgerzentrums (Maßnahme 4.1.4)
Seit 2008 bestehen Überlegungen, verschiedene kommunale Einrichtungen mit Kundenverkehr an einem zentralen Ort in Grünau zusammenzuführen. Neben Synergien im Betrieb wird
vor allem eine Qualitätssteigerung der angebotenen Leistungen angestrebt. Auslöser für diese
Überlegungen und nach wie vor zentrales Anliegen ist der unbefriedigende Zustand und der
schwierige Betrieb der drei noch im Stadtteil verbliebenen Bibliotheken. Der aktuelle Bibliotheksentwicklungsplan sieht dementsprechend die Zusammenlegung zu einer leistungsfähigen modernen Stadtteilbibliothek vor. Daneben bestehen Defizite bei der Raumversorgung
der Volkshochschule sowie Chancen, das für Grünau wichtige Bürgeramt und den Stadtteilladen in einen gemeinsamen Standort zu integrieren; ggf. kann die Verwaltungs- und Wirtschaftsakademie Flächen mitnutzen. Ein multifunktionales Bildungs- und Bürgerzentrum in
Grünau wäre ein Leuchtturmprojekt im Stadtteil, das dazu beiträgt, mit positiven Signalen das
Selbstbewusstsein der Bewohner zu stärken. Mit attraktiven, non-formalen Bildungsangeboten sollen dabei breite Schichten der Bevölkerung erreicht werden; eine niedrigschwellige
Verwaltungsarbeit soll zudem stärkeren Bürgerkontakt ermöglichen. Zur Umsetzung eines
Bildungs- und Bürgerzentrums waren in der Vergangenheit verschiedene Varianten in der
Diskussion, welche sich mit möglichen, zentralen Standorten in Grünau-Mitte auseinandergesetzt haben. Als Vorzugsvariante für ein Bildungs- und Bürgerzentrum hat sich dabei der Umbau und die Erweiterung der jetzigen Bibliothek-Mitte in der Stuttgarter Allee herauskristallisiert.
Typ
Bezeichnung
Messgröße
ERG-IND:
Baulicher Zustand öffentlicher Bildungseinrichtungen
Sanierungsstand
OUT-IND:
Reaktivierte, leerstehende Gebäude als soziale Infrastruktur oder Gemeinbedarfseinrichtungen
Anzahl | Nutzfläche
OUT-IND:
Neu geschaffene Plätze in Bildungseinrichtungen
Art |Anzahl | Nutzfläche
OUT-IND:
Sanierte Bildungseinrichtungen
Anzahl | Nutzfläche
Steigerung der Bildungserfolge (Ziel 4.2)
Aufgrund der Zusammensetzung der Schülerschaft mit einem hohen Anteil von Kindern aus sogenannten bildungsfernen Familien sind die Bildungserfolge in Grünau weit unterdurchschnittlich.
Die steigende Zahl von Kindern mit Migrationshintergrund, welche z. T. deutliche Sprachdefizite
haben, verschärft dieses Problem. Fehlende Bildungsabschlüsse wirken sich negativ auf den späteren Berufsweg und die gesellschaftliche Teilhabe aus. Nachträglich sind diese Ausgangspunkte nur
mit hohem Aufwand wandelbar. Um einer weiteren Segregation von innen heraus entgegenzuwirken, muss die Verbesserung der Bildungschancen und Bildungserfolge höchste Priorität besitzen.
61
Verbesserung der Schulkultur bzw. Einsatz von Schulcoaching (Maßnahme 4.2.1)
Je nach Bedarfslage, z. B. im Zuge einer Schulsanierung, sollen vermehrt Mittel der Verbesserung
der Schulkultur eingesetzt werden. Dies kann die Erarbeitung eines Leitbildes oder die Durchführung eines Coachings beinhalten. Neben den Ämtern der Stadt Leipzig ist hier vor allem die Sächsische Bildungsagentur in der Verantwortung, die Schulen in geeigneter Weise zu unterstützen.
Anpassung der Schulsozialarbeit und Ausweitung auf Kitasozialarbeit (Maßnahme 4.2.2)
Der Einsatz von Schulsozialarbeitern hat einen bedeutenden Einfluss auf das Schulklima im Ganzen und den Bildungserfolg im Einzelnen, daher müssen die Faktoren, welche eine Ausstattung
mit Schulsozialarbeit anzeigen, bei allen Grünauer Schulen regelmäßig auf den Bedarf nach
Schulsozialarbeit geprüft werden. Auch für Kindertagesstätten ist eine unterstützende Sozialarbeit sinnvoll um frühzeitigen sozialen Fehlentwicklungen vorzubeugen, stärker auch an die Eltern
heranzukommen und die betreffenden Familien insgesamt zu unterstützen.
Ausbau der Maßnahmen zur Verbesserung des Schulerfolgs (Maßnahme 4.2.3)
Schulverweigerung wird bereits an mehreren weiterführenden Schulen in Grünau durch ein intensives Programm („Jugend stärken im Quartier“) begegnet. Diese Maßnahmen sollen fortgesetzt, auf andere Schulen ausgeweitet und wenn möglich ergänzt werden.
Verbesserung des Übergangsmanagements zwischen den Bildungsstufen (Maßnahme 4.2.4)
Um die Informationen und Netzwerke rund um eine Bildungsbiografie eines Kindes beim Wechsel
in eine andere Schule nicht zu verlieren, soll unter Beachtung datenschutzrechtlicher Bestimmungen ein besserer Austausch darüber ermöglicht werden, z. B. durch Schülerportfolios.
Ergänzung formaler Bildung durch non-formale Bildungsangebote (Maßnahme 4.2.5)
Non-formale Bildungsangebote schulen soziale, emotionale und kommunikative Kompetenzen,
verbessern Konzentration und Kritikfähigkeit und tragen zu positiven Erfahrungen wie Selbstwirksamkeit bei. Die in derartigen Projekten gemachten Erfahrungen wirken sich oft positiv auf
andere (formale) Lernbereiche aus. Eine Fortführung und Erweiterung derartiger Angebote, wie
sie beispielsweise bereits die Musikschule (bspw. durch das Projekt „SINGT EUCH EIN!“), die Bibliotheken und die Volkshochschulen aber auch das Theatrium oder der Verein Giro e.V. leistet,
soll stärker im Stadtteil verankert werden.
Typ
Bezeichnung
Messgröße
ERG-IND:
Bildungserfolg
Abgänger/-innen ohne mindestens Hauptschulabschluss
OUT-IND:
Individuelle Betreuung von Schülern mit Lernschwächen
und sozialen Problemlagen
Anzahl von Schulen mit Schulsozialarbeit
Anzahl Schulsozialarbeiter
Einsatz von Schulcoaching und -konzepten
OUT-IND:
Non-formale Biödungsangebote
Anzahl
Ausbau der Kooperation von Bildungsakteuren, Verbesserung des Übergangs
von Schule in Beschäftigung (Ziel 4.3)
Die Bildungslandschaft Grünaus ist schon gut sichtbar und erlebbar, z. B. durch den Bildungsverbund „Campus Grünau“ oder das Lernfest. Dieses Niveau an Austausch, Kooperation und gemeinsamer Zielentwicklung soll erhalten und optimiert werden.
62
STEK Grünau 2030
Kooperationen der Bildungsakteure und -einrichtungen (Maßnahme 4.3.1)
Kooperationen von Bildungsakteuren und -einrichtungen wie bspw. der Bildungsverbund „Campus Grünau“ sind mittlerweile etablierte Plattformen des Austausches in Grünau. Dieser Austausch soll verstetigt und auf weitere Akteure in diesem Themenfeld – vor allem im Bereich der
non-formalen - und Erwachsenenbildung wie Bibliotheken, Musikschule und Volkshochschule ausgeweitet werden:
-
-
Unterstützung von Kooperationen der Bildungseinrichtungen (Bildungsverbund „Campus
Grünau“) und stärkere Vernetzung mit anderen Plattformen wie bspw. dem Planungsraumarbeitskreis (PRAK) der Kinder- und Jugendeinrichtungen
Unterstützung der Grünauer Elterngremien
Unterstützung der Zusammenarbeit von Unternehmen und Bildungseinrichtungen (Maßnahme 4.3.2)
Vor dem Hintergrund der Verbesserung des Übergangs von Schule zu Beschäftigung sollen die
Kooperationen zwischen lokaler Wirtschaft und Bildungseinrichtungen gestärkt werden, z. B.
durch die Einbindung Grünauer Einrichtungen in den „Arbeitskreis SCHULEWIRTSCHAFT“ oder
die bessere Verbindung der Berufsakademie Sachsen mit Grünauer Unternehmen.
Etablierung von Bildungspatenschaften (Maßnahme 4.3.3)
Die Grünau-spezifische Bevölkerungszusammensetzung von häufig sehr jungen, aber auch sehr
alten Bevölkerungsgruppen sollte zum gegenseitigen Vorteil genutzt werden, um bürgerschaftliches Engagement füreinander zu entwickeln und Wissen zu vermitteln. Bildungskooperationen
auf ganz kleinteiliger Ebene können beispielsweise Patenschaften zwischen Senioren/-innen und
Schülern sein, welche den Abbau von sprachlichen Defiziten zum Ziel haben.
Typ
Bezeichnung
Messgröße
OUT-IND:
Durchführungsfrequenz von Bildungskonferenzen
Anzahl pro Jahrzehnt
OUT-IND:
Intensität der Netzwerkarbeit Bildung
Anzahl der Sitzungen der Gremien (Campus Grünau, Elternnetzwerk)
3.6
Handlungsfeld 5 Kultur, Freizeit, Sport
Viele Kultur- und Sportangebote in Grünau sind stadtweit einzigartig. Die Qualität und Vielzahl der
Einrichtungen und Angebote gilt es zu erhalten, weiterzuentwickeln und stärker gesamtstädtisch
zu bewerben. Die hierzu notwendigen Investitionen sollen kommunale und freie Aufgabenträger,
zu denen auch die Freie Szene zählt, gleichermaßen erreichen. Ergänzt werden sollen diese gesamtstädtisch relevanten Angebote durch Grünauer zielgruppenspezifische Angebote. Eine verstetigte
Netzwerkförderung im Umfeld von Kultur, Sport und Freizeit soll zusätzlich dazu beitragen, die
Infrastruktur dieser Bereiche stärker auszulasten und hier ehrenamtlich Aktive zu entlasten.
Qualifizierung und Ausbau der zielgruppenspezifischen Kultur- und Freizeitangebote (Ziel 5.1)
Das Angebot an Kultur- und Freizeitangeboten soll hinsichtlich der physischen Beschaffenheit der
jeweiligen Einrichtungen als auch bezogen auf deren Angebotsspektrum qualifiziert und ausgebaut
werden. Dabei sollen vorrangig zielgruppenspezifische und generationenübergreifende Angebote
geschaffen werden, welche in ihrer Auslegung u. a. dazu geeignet sind, auch niedrigschwelligen
63
Zugang für sozioökonomisch benachteiligte Bevölkerungsgruppen zu Kultur, Freizeit und Sport zu
finden.
(Weiter-)Entwicklung von Kultur- und Freizeiteinrichtungen (Maßnahme 5.1.1)
Baulich sowie angebotsseitig bestehen Bedarfe zur Erneuerung und (Weiter-)Entwicklung der
Kultur- und Freizeiteinrichtungen in Grünau. Hierunter fallen die Erfordernisse zur:
-
Weiterentwicklung des Jugend- und Freizeitzentrums Völkerfreundschaft (Völle). Das Gebäude mit dem größten Saal des Stadtteils soll zum einen zu einem stadtteilprägenden Veranstaltungs- und Kommunikationsort für Austausch, Integration, Information und Kultur in GrünauMitte werden. Dies setzt ein neu zu etablierendes qualifiziertes Raum- und Veranstaltungsmanagement gemäß beschlossenem Nutzungs- und Betreiberkonzept voraus. Zum anderen
soll die Funktion als Offener Freizeittreff entsprechend der sich zuspitzenden sozialen Situation in Grünau-Mitte (v. a. im Bereich Kinder- und Jugendliche) weiterentwickelt werden ;
-
Profilierung der Kultureinrichtung KOMM-Haus als kulturelles Zentrum für den WK 8. Zukunftsfähige Ausrichtung von Konzept und Betreibung des KOMM-Hauses Grünau und Erhalt
dieses Angebotes im Ortsteil Lausen-Grünau. Angestrebt wird eine freie Trägerschaft auf der
Grundlage eines tragfähigen Konzeptes ab dem Jahr 2019. In Vorbereitung darauf gibt es seit
2016 eine enge Projektpartnerschaft mit dem soziokulturellen Zentrum Die VILLA;
-
Sanierung des Offenen Freizeittreffs Arena;
-
Schaffung von Angeboten für Kinder und Jugendliche in Grünau-West. Dem Fehlen dringend
benötigter Angebote für Kinder und Jugendliche in Grünau-West soll durch die Etablierung
zusätzlicher Angebote an dieser Stelle nachgekommen werden;
-
Sanierung der Kinder- und Jugendeinrichtung „Kiju“ am Kirschberg;
-
Weiterentwicklung der offenen Seniorenarbeit in Grünau. Im Zuge der Evaluierung des Förderprogramms der Stadt Leipzig zur Neuausrichtung der offenen Seniorenarbeit und der Erstellung eines Fachplans Seniorenarbeit werden die Angebote offener Seniorenangebote in
Grünau bedarfsgerecht weiterentwickelt. Darüber hinaus sollen kooperative Modelle wie
bspw. beim Bürgertreff „nebenan“ praktiziert, verstetigt und qualifiziert werden.
Stabilisierung, Schaffung und Bewerbung niedrigschwelliger Angebote im Übergang von Kultur/Freizeit und Soziales (Maßnahme 5.1.2)
Vor dem Hintergrund der Grünauer Bevölkerungszusammensetzung sind niedrigschwellige, kostengünstige Kultur- und Freizeitangebote zu stabilisieren, neu zu schaffen und breit im Stadtteil
zu kommunizieren. Dies betrifft zum einen die bereits zuvor genannten Einrichtungen und Angebote als auch die Angebote, die speziell darauf ausgelegt sind, zusätzlich soziale Unterstützung zu
leisten:
-
Sanierung des Mütterzentrums in der Potschkaustraße
-
Ausbau der Kitas zu Kinder- und Familienzentren (KiFaZ)
-
Weiterentwicklung der Angebote des Familienzentrums in der Ringstraße
-
Schaffung von Begegnungsstätten des kulturellen/ sozialen Austausches in Schulen wie bspw.
Elterncafes
64
STEK Grünau 2030
Stärkung des Grünauer Kultursommers und Fortführung bewährter und Erprobung neuer
Veranstaltungsformate mit stadtteilübergreifender Ausstrahlung (Maßnahme 5.1.3)
Der Grünauer Kultursommer, der Akteure vernetzt und das Grünauer Kulturangebot bündelt, hat
mit seinem Programm eine stadteilübergreifende Ausstrahlung erreicht. In seinem Rahmen finden bewährte Veranstaltungsformate statt und es werden zunehmend neue erprobt. Der Grünauer Kultursommer ist deshalb in seiner stadtteilübergreifenden Ausstrahlung zu stärken. Dabei
sind kulturelle und künstlerischer Veranstaltungen und Projekte, welche auch von Menschen außerhalb Grünaus nachgefragt werden, besonders zu berücksichtigen bzw. fortzusetzen und dem
Bedarf anzupassen. Beispiele aus den vergangenen Jahren sind thematische Stadtteilrundgänge,
Expeditionen und Fahrradtouren zum Thema „Grünau entdecken“, das Kunstfestival RASTER:BETON, das Musikfestival Beatz im Block, das Lipdub-Video „Wir sind Grünau“ oder die
Leipziger Tastentage, welche erstmals 2017 in Grünau stattfanden.
Optimierung der Arbeitsbedingungen für Künstlerinnen und Künstler (Maßnahme 5.1.4)
Für die vielen Gesangs- und Musikgruppen, die einen wichtigen Bestandteil der Grünauer Kulturszene bilden, sollen die Arbeitsbedingungen und Auftrittsmöglichkeiten verbessert werden. Auch
für bildende Künstler sollen adäquate Räume zur Verfügung gestellt werden.
Typ
Bezeichnung
Messgröße
ERG-IND:
Akzeptanz und Nutzung öffentlicher Kultur- und Freizeiteinrichtungen
Anzahl von Angeboten und Nutzern
OUT-IND:
Neu geschaffene Kultur- und Freizeiteinrichtungen
Anzahl | Nutzfläche
OUT-IND:
Aufgewertete Kultur- und Freizeiteinrichtungen
Anzahl | Nutzfläche
Erhaltung, Modernisierung und Erweiterung der Sport- und Bewegungsangebote (Ziel 5.2)
Die zahlreichen Sport- und Bewegungsmöglichkeiten in Grünau bieten bereits viele und zum Teil
sehr außergewöhnliche Anreize, wie die des Kletterfelsens K4, der Schwimmhalle „Grünauer Welle“, der Bike- und Skatemöglichkeiten im und am „heizhaus“ oder des Wassersports im bzw. auf
dem Kulkwitzer See. Daneben besteht bei den Grünauer Sportstätten ein anhaltender Sanierungsbedarf sowie ein Mangel an Sportfreiflächen. Dies ist der Planung Grünaus in den 70er-Jahren geschuldet, bei der großflächige Sportplatzanlagen im dicht bebauten Stadtbezirk kaum Berücksichtigung fanden. Deshalb muss ein Schwerpunkt städtischen Handelns auf der Aufwertung der vorhandenen Sportanlagen liegen. Versorgungslücken für Sporthallenflächen, insbesondere für den Gesundheits- und Reha-Sport, können perspektivisch durch die Reaktivierung von Schulen (Schulsporthallen) und/oder durch die Umnutzung bisher leer stehender Gebäude geschlossen werden.
Modernisierung und Aufwertung der Sportplatzanlagen (Maßnahme 5.2.1)
Die Aufwertung der vorhandenen Sportplatzanlagen umfasst die Sanierung (teilweise Normung)
und Gestaltung der Anlagen zur besseren Auslastung, welche sowohl die Etablierung neuer Nutzungsarten als auch die Erhöhung der Nutzerkapazität anbelangt. Für folgende Anlagen bestehen
dabei Bedarfe:
-
Ausbau des Sport- und Bewegungszentrums Grünau-Mitte. Die Sportflächen rund um den
Kletterfelsen, die bereits für den Schul-, Vereins- und Freizeitsport zur Verfügung stehen, sollen neu strukturiert und um Anlagen für weitere Sportarten ergänzt werden;
65
-
Ausbau der für den Schulsport und die Sportart Fußball nutzbaren Sportanlagen in der Ratzelstraße (öffentlicher Teil);
-
Ausbau der Sportplatzanlage Straße am See;
-
Ausbau der Sportplatzanlage am Schulzentrum WK 7;
-
Modernisierung der Sportplatzanlage Kurt-Kresse-Kampfbahn, die im Zusammenhang mit der
Versorgung Grünaus und der Nachfrage nach Fußball eine hohe Priorität hat;
-
Neugestaltung und Qualifizierung der Skatefreianlage am „heizhaus“;
-
Umbau und Qualifizierung der Sportplatzanlage „Park 5.1“ für die Fußballnutzung.
Erhaltung und Verbesserung der Attraktivität außergewöhnlicher Sport- und Bewegungsmöglichkeiten in Grünau (Maßnahme 5.2.2)
Die bereits heute zum Teil stadtweit interessanten Sportangebote in Grünau Sportangebote wie
Kletterfelsen, die Skaterhalle im „heizhaus“ und die Schwimmhalle Grünauer Welle sollen dem
Stadtteil weiter erhalten bleiben und für dessen überregionale Strahlkraft sorgen.
Mehrfachnutzung städtischer Sportstätten (Maßnahme 5.2.3)
So wie sich Vereinssportstätten vertraglich für den Schulsport öffnen müssen, ist es Ziel, dass sich
Schulsportfreianlagen in den Abend- und Wochenendstunden auch dem Vereins- und Freizeitsport öffnen. Dadurch erweitert sich das Sport- und Bewegungsangebot in Grünau Leipzig beträchtlich, ohne neue Investitionen tätigen zu müssen. Mehrkosten entstehen bei Personal- und
Unterhaltungsaufwand.
Erhaltung und Verbesserung der Bewegungsmöglichkeiten im öffentlichen Raum (Maßnahme
5.2.4)
Aufgrund der zunehmenden Bedeutung des individuellen Sports wie Radfahren, Jogging, Bolzen,
Streetball oder Volleyball sollen dafür geeignete Flächen im öffentlichen Raum gesichert und ggf.
aufgewertet werden. Damit soll gleichzeitig der geringe Nutzungsgrad der Grünauer Freiflächen
gesteigert und Bewegung gefördert werden.
Erschließung neuer Sportraumflächen, insbesondere für den Gesundheits- und Reha-Sport
(Unterziel 5.2.5)
Die große Nachfrage nach Angeboten des Gesundheitssports führte zu einer Konkurrenz um
Räume. Diese soll durch die Umnutzung von Gebäuden und Räumen für Sportangebote abgebaut
werden.
Aufbau eines Netzwerkes der Sportvereine und Sportanbieter in Grünau (Unterziel 5.2.6)
Die Grünauer Einrichtungen für Sport und Bewegung arbeiten bisher selbstständig und oftmals
unverbunden. Um die Angebote sichtbarer und tragfähiger zu gestalten, soll die Kooperation der
Akteure gestärkt werden.
Typ
Bezeichnung
Messgröße
ERG-IND:
Baulicher Zustand öffentlicher Sportstätten
Sanierungsgrad
OUT-IND:
Aufgewertete und neu geschaffene Sportflächen/Einrichtungen
Anzahl | Nutzfläche
66
STEK Grünau 2030
3.7
Handlungsfeld 6 Gesundheit
Gesundheit entsteht dort, wo die Menschen spielen, lernen, arbeiten und lieben (Ottawa-Charta).
Dementsprechend hat vor allem auch das Quartier wichtige gesundheitsförderliche Funktionen.
Gesundheitliche Chancengerechtigkeit in Grünau bedeutet demnach sowohl den Erhalt der bestehenden Dichte der medizinischen Versorgung als auch den Ausbau bzw. die Qualifizierung gesundheitsförderlicher Strukturen und Maßnahmen.
Sicherung und bedarfsorientierter Ausbau der Gesundheitsversorgung in Grünau (Ziel 6.1)
Einer der großen Vorteile Grünaus ist die wohnortnahe Versorgung. Diese gilt es allgemein auch im
Bereich der Gesundheitsversorgung zu erhalten und bedarfsgerecht auszubauen.
Stärkere Ausrichtung des Robert-Koch-Klinikums auf die spezifische Bedarfslage in Grünau
(Maßnahme 6.1.1)
Der Vorteil Grünaus, in seiner Mitte ein Klinikum zu haben, das die Gesundheitsversorgung unterstützen kann, muss stärker genutzt werden. Die Öffnung des Klinikums hin zum Stadtteil zeigt
sich bereits in einer neuen Profilierung des Krankenhauses.
Sicherung und Erweiterung der Infrastruktur und Angebote für spezifische Zielgruppen (Maßnahme 6.1.2)
Vor dem Hintergrund der Grünauer Bevölkerungszusammensetzung müssen Angebote und zugehörige Infrastrukturen im Gesundheitsbereich erhalten und geschaffen werden, die explizit auf
besonders hilfebedürftige Gruppen ausgelegt sind. Dazu gehört:
-
Sicherung einer bedarfsgerechten sozialpsychiatrischen Versorgung im Rahmen des SächsPsychKG. Es sind ausreichend Unterstützungsangebote für Menschen mit psychischen Belastungen vorzuhalten, die die zunehmende Zahl psychosozial beeinträchtigter Menschen im
Stadtteil durch Beratung, aufsuchende und begleitende Hilfe sowie tagesstrukturierende Angebote bedarfsgerecht unterstützt.
-
Sicherung der bedarfsgerechten Versorgung suchtgefährdeter und suchtkranker Menschen.
Es sind ausreichend Unterstützungsangebote für suchtkranke Menschen und deren Angehörige vorzuhalten. Angebote im Bereich der Suchtprävention werden stadtweit flächendeckend
vorgehalten und sind für Einrichtungen der Jugendhilfe und von Schulen abrufbar. Die Nutzung soll durch eine intensive Kommunikation der Angebote verbessert werden
-
Sicherung der aufsuchenden Arbeit für Menschen mit einem problematischen und/oder abhängigen Suchtmittelkonsum im öffentlichen Raum. Alkoholkonsumierende Menschen gehören wie an vielen Orten Leipzigs auch zum Grünauer Stadtbild. Die Arbeit der Straßensozialarbeit für Erwachsene hat spürbar zu einer Verringerung der Problemlagen der Trinkenden
als auch der öffentlichen Störungen durch sie beigetragen und muss daher kontinuierlich und
flexibel aufrechterhalten werden. Die Angebote der Straßensozialarbeit für Kinder- und Jugendliche betrifft dies gleichermaßen.
67
Unterstützung gesundheitsbezogener Selbsthilfegruppen (Maßnahme 6.1.3)
Selbsthilfegruppen und -vereine sind für viele Menschen eine wertvolle Unterstützung, um
Krankheit, Behinderung oder psychosoziale Probleme besser bewältigen zu können. Selbsthilfe
trägt dazu bei, Lebensqualität zu verbessern. Aus diesem Grund sollen auch in Grünau Selbsthilfegruppen vor Ort unterstützt werden, z. B. in der Gründungsphase oder bei der Raumsuche.
Typ
Bezeichnung
Messgröße
ERG-IND:
Städtische Mittel für Suchtberatungsstellen
€ pro Jahr
ERG-IND:
Städtische Mittel für aufsuchenden Arbeit für Erwachsene
€ pro Jahr
ORG-IND:
Wiederbesetzung/Erhalt von Kassenarztsitzen
Anzahl
OUT-IND:
psychiatrischer Versorgungsgrad in Grünau
Quote unter Berücksichtigung spezifischer Zielgruppen
OUT-IND:
Straßensozialarbeit für Kinder- und Jugendliche
Quote unter Berücksichtigung spezifischer Zielgruppen
Verbesserung der Voraussetzungen für einen gesundheitsbewussten Lebensstil
(Ziel 6.2)
Sowohl der soziale Status (Bildungen, Einkommen, beruflicher Status) als auch sozialräumliche
Bedingungen haben Einfluss auf individuelle gesundheitliche Chancen. Gesundheitsförderung erfordert daher vor allem Strategien der Vernetzung, des Engagements und der Aktivierung der Bewohner und ist somit eine Querschnittsaufgabe aller lokalen und kommunalen Akteure.
Im Vergleich zu anderen Leipziger Stadtteilen weist Grünau z. B. einen überdurchschnittlichen Anteil übergewichtiger bzw. adipöser Personen in allen Altersgruppen auf. Mittels gesundheitsförderlicher Veränderungen der Lebenswelten (z. B. bewegungsanregende Gestaltung des öffentlichen
Raumes) und einer gesundheitsbezogenen Stärkung des Gemeinwesens soll diesem Trend entgegengewirkt werden.
Etablierung und Begleitung eines Netzwerks Gesundheit Grünau (Maßnahme 6.2.1)
Gesundheitsförderung ist im Sinne der Veränderung von Verhältnissen und Verhalten immer ein
Querschnittsthema, das das Engagement unterschiedlichster Akteure erfordert. Daher wird angestrebt, ein engagiertes Gesundheitsnetzwerk zu etablieren und zu begleiten, das die Wichtigkeit
von Gesundheit im Stadtteil nachhaltig auf struktureller- und Maßnahmenebene verankert.
Begleitung und Unterstützung von Gesundheitsförderprojekten von Stadtteilakteuren (Maßnahme 6.2.2)
Um Gesundheitsförderung für die Bewohnerinnen und Bewohner erlebbar zu machen, sollen von
Stadtteilakteuren Projekte und Maßnahmen mit Gesundheitsbezug durchgeführt und seitens der
Stadt begleitet und unterstützt werden. Über den Verfügungsfonds Gesundheit können derartige
(Mikro-)Projekte in den Bereichen Ernährung, Bewegung, Sucht und Training von sozio-emotionalen Kompetenzen gefördert und qualitätsgesichert begleitet werden. So sollen u. a. die guten
Ansätze in Kitas und Schulen, um Aspekte einer gesunden Ernährung von klein auf zu vermitteln,
fortgesetzt werden.
Typ
Bezeichnung
Messgröße
KON-IND:
Anzahl der zum Untersuchungszeitpunkt adipösen/übergewichtigen Kinder- und Jugendliche
Quote pro 1000 EW
ERG-IND:
Projekte des Verfügungsfonds Gesundheit
€ und/oder Anzahl im Vgl. zu anderen Stadtteilen
68
STEK Grünau 2030
3.8
Handlungsfeld 7 Ordnung und Sicherheit
Wie aus dem Analyseteil zum Thema hervorgegangen ist, muss im Handlungsfeld „Ordnung und
Sicherheit“ zwischen einer objektiven Situation im Stadtteil (gemessen an den angezeigten, registrierten Straftaten) und subjektiven Wahrnehmungen - dem Sicherheitsempfinden - unterschieden werden. Grünau ist anhand der vorliegenden Zahlen nicht per se unordentlicher oder unsicherer als andere Stadtteile. Lediglich der Anteil jugendlicher Straftäter hat sich gegenüber dem Stadtdurchschnitt tatsächlich erhöht. Messbare Veränderungen der Situation treten in Grünau-Mitte und
Grünau-Nord zu Tage. Nicht zuletzt im Zuge der Beteiligungsverfahren der jüngsten Vergangenheit
hat sich gezeigt, dass im allgemeinen Empfinden der Grünauer Bevölkerung eine zunehmende Einbuße von Ordnung und Sicherheit festgestellt wird.
In diesem Handlungsfeld gilt es nun, eine angemessene Reaktion auf real messbare Veränderungen
zu finden, die auch den subjektiven Wahrnehmungen, Ängsten und Empfindungen der Bewohner
Rechnung trägt. Grünau soll dabei nicht stigmatisiert werden, was im Stadtvergleich auch nicht zu
rechtfertigen wäre.
Bereits seit 2016 beschäftigen sich aus diesen Gründen und auf ausdrücklichen Wunsch der lokalen
Öffentlichkeit verschiedene Ämter, Behörden und Institutionen mit Handlungsansätzen und konkreten Maßnahmen, die zu einem friedlichen und sicheren Zusammenleben im Stadtteil beitragen
sollen.
Durch das hieraus hervorgegangene Handlungsfeld Ordnung und Sicherheit sollen nunmehr zum
einen
-
Maßnahmen zur Verbesserung des allgemeinen Ordnung- und Sicherheitsempfindens
sowie zum anderen
-
Maßnahmen zur Verringerung der real bestehenden Jugenddelinquenz
ergriffen werden.
Stärker noch als in den vorangehenden Handlungsfeldern, basieren die Ansätze zur Verbesserung
der Ordnung und Sicherheit im Stadtteil auf dem Zusammenspiel aller Handlungsfelder und damit
einhergehend auf der Zusammenarbeit verschiedener Zuständigkeitsbereiche.
Erhöhung des Ordnungs- und Sicherheitsgefühls in Grünau (Ziel 7.1)
Kontinuierliche Zusammenarbeit aller relevanter Ämter, Behörden und Institutionen zur Wahrung des sozialen Friedens und der öffentlichen Sicherheit (Maßnahme 7.1.1)
Grünau ist eine Siedlung mit einer Vielzahl und Vielfalt von Herausforderungen, auf die die Stadtverwaltung in Verbindung mit anderen Institutionen, Behörden und Trägern reagieren muss. Dazu braucht es verbindliche strategische Absprachen und Grundsatzentscheidungen aber auch flexible, projekt- und anlassbezogene Arbeitsstrukturen. Diese sollen im Rahmen der jeweiligen Kapazitäten bei allen beteiligten Ämtern, Behörden, Institutionen und Trägern bereit- und sichergestellt werden. Vor dem Hintergrund der aktuellen, teils neuen Herausforderungen in Grünau, ist
dabei die Zusammenarbeit am Thema des sozialen Friedens und der öffentlichen Sicherheit wesentlich.
69
Erhöhung der Ordnung und Sauberkeit im öffentlichen Raum sowie im Wohnumfeld (Maßnahme 7.1.2)
Ein gepflegtes und sauberes Wohnumfeld stellt ein wesentliches Kriterium für das Wohlfühlen im
Stadtteil dar. Die Wahrnehmung von Unordnung oder Vandalismus steht darüber hinaus im Zusammenhang mit dem Sicherheitsempfinden der Bewohnerschaft. Ansätze zur Erhöhung der
Ordnung und Sauberkeit in Grünau sind in enger Verbindung mit der Bewohnerschaft, der Wohnungswirtschaft sowie dem Ordnungsamt zu entwickeln und umzusetzen:
-
kontinuierliche, zügige Beräumung von Müll- oder Dreckecken,
kontinuierliche zügige Beseitigung von illegalem Graffiti,
Unterstützung gemeinsamer Putz- und Aufräumaktionen (bspw. Frühjahrsputze)
Einführung einer „Dreck-Weg-App“ zur zügigen Meldung der Verschmutzungen
Stärkung der Stadtreinigung
Erhöhung der Sicherheit im öffentlichen Raum sowie im Wohnumfeld (Maßnahme 7.1.3)
Bereits in den vorangestellten Handlungsfeldern aufgeführte Präventionsansätze:
-
Strukturierung der Freiflächen zugunsten höherer Anteile privater/gemeinschaftlicher Nutzungen (Maßnahme 2.1.2 im Handlungsfeld Freiraum)
Ausbau der Präventionsangebote bzgl. des Drogenkonsums im öffentlichen Raum (Maßnahme 6.1.2 im Handlungsfeld Gesundheit) sowie Gewaltprävention bspw. durch Projekte wie
„Prävention im Team“ (PIT)
Zusätzliche Ansätze zur Verminderung der Auswirkungen von Spannungen und sicherheitsgefährdender Vorfälle:
- bedarfsgerechte Ausrichtung der Polizeibestreifung und der Präsenz des Stadtordnungsdienstes
- Kontinuierliche und zügige Verfolgung von Straftaten und Ordnungswidrigkeiten
- Sensibilisierung der Wohnungswirtschaft und der städtischen Ämter zur besseren Umsetzung
kriminalpräventiver Maßnahmen bei der Gestaltung (halb)öffentlicher Räume (bspw. baulichgestalterische Maßnahmen)
Förderung starker Nachbarschaften (Maßnahme 7.1.4)
Die Förderung starker Nachbarschaften und der Ausbau persönlicher Kontakte der Bewohner untereinander (zwischen Alteingesessen sowie Hinzugezogenen) führen zu mehr Zusammenhalt,
Identifikation sowie freiwilliger, sozialer Kontrolle. Ansätze zur Stärkung der Nachbarschaft können vor allem durch die Wohnungswirtschaft unterstützt, veranlasst und umgesetzt werden. Eine
gute Zusammenarbeit mit den lokalen Wohnungsanbietern ist deshalb zwingend erforderlich.
Alsdann sind Maßnahmen denkbar wie:
-
70
Einführung von Mieterconciergen zur Erhöhung des Sicherheitsempfindens in Wohnblöcken
Einsatz von Konfliktmanagement zur Schlichtung nachbarschaftlichen Streites
Einsatz von Quartiershausmeistern
Einrichtung einer Wohnschule für MigrantInnen mit Unterstützungsbedarf sowie für jugendliche Erstmieter
STEK Grünau 2030
Typ
Bezeichnung
Messgröße
ERG-IND:
Anzahl der Straftaten in Grünau
Quote pro 1000 EW
ERG-IND:
Einsätze des Stadtordnungsdienstes
Anzahl im Vgl. zum Vorjahr / anderen Stadtteilen
KON-IND:
Sicherheitsempfinden der Bewohner
Befragung
Verringerung der Jugenddelinquenz in Grünau (Ziel 7.2)
Die Zunahme der Jugenddelinquenz in Grünau entfaltet ihre Auswirkungen in nahezu sämtlichen
Handlungsfeldern: Vandalismus im öffentlichen Raum, Auffälligkeiten und Konflikte im Schulund Freizeitbereich, Schwierigkeiten beim Übergang von Schule zu Beruf usw. Aus diesem Grund
setzen Maßnahmen zur Verringerung der Jugenddelinquenz präventiv in fast allen Handlungsfeldern an. An dieser Stelle soll deshalb auf die betreffenden Maßnahmen in den anderen Handlungsfeldern verwiesen werden. Beispielhaft für präventive Maßnahmen stehen der:
-
Einsatz von Schulsozialarbeit (Maßnahme 4.2.2),
-
die Verbesserung des Schulerfolges (Maßnahme 4.2.3, 4.2.4),
-
der Ausbau von Angeboten im Bildungs- und Freizeitbereich (Maßnahmen 4.2.5, 5.1.1).
Darüber hinaus sollen kleinteilige, niedrigschwellige Ansätze zur Kontaktaufnahme zu schwierigen Jugendlichen wie Schul- oder Straßensozialarbeit oder Strukturen in den Offenen Freizeittreffs bedarfsgerecht entwickelt werden. Aufgrund der weitreichenden Ursachen und der Abhängigkeit von sozialräumlichen Rahmenbedingungen steht für die Verringerung der Jugenddelinquenz außer Zweifel, dass die beispielhaft genannten Präventionsmaßnahmen nur einen Teil zur
Problemverringerung beitragen können.
Im Bereich der repressiven Maßnahmen zur Verringerung von Jugenddelinquenz ist das enge und
zügige Zusammenspiel von Verwaltung und Ordnungskräften maßgeblich. Beispielhaft sei hier
auf den Ansatz des „Haus des Jugendrechts“ verwiesen.
Typ
Bezeichnung
Messgröße
KON-IND:
Jugenddelinquenz
Quote in Prozent
3.9
Querschnittsthemen Chancengleichheit und Beteiligung, Öffentlichkeitsarbeit und integrierte Stadtteilarbeit
Neben den vorangestellten thematischen Handlungsfeldern, die bereits auch etliche Überschneidungen hinsichtlich der Ziele und Maßnahmen aufweisen und auch nicht separat zu betrachten
sind, werden im aktuellen Kapitel Querschnittsthemen fokussiert, welche explizit auf alle Handlungsfelder zutreffen.
Die Entwicklungsperspektiven von Grünau hängen nicht unwesentlich von der Integrationskraft,
Offenheit und stärkeren Durchmischung des Stadtteils ab. Als eine Voraussetzung hierfür sollen
71
allen Bevölkerungsgruppen möglichst gleiche Chancen eingeräumt sowie deren Beteiligung im
Stadtteil ermöglicht werden.
Daneben gilt es die Entwicklungen im Stadtteil mit einer positiven Öffentlichkeitsarbeit und fachübergreifenden Managementstrukturen im Rahmen integrierter Stadtteilarbeit zu begleiten und
zu einer positiven Innen- und Außenwahrnehmung des Stadtteils beizutragen.
Erhöhung der Chancengleichheit in Grünau (Ziel 8.1)
Gesellschaftliche Chancengleichheit ist eine wesentliche Voraussetzung für eine erfolgreiche Integration und Motivation sowie den Abbau von Benachteiligungen. Durch passgenaue Konzepte
sowie entsprechende Angebote sollten hierfür bedarfsgerechte Voraussetzungen geschaffen werden. Die Qualifizierungs-, Unterstützungs- und Integrationsangebote sollen flexibel gestaltet werden, um bspw. auf sich ändernde Formen von Segregation und Migration reagieren zu können. Neben den bereits in den vorangegangenen thematischen Handlungsfeldern benannten Maßnahmen
bspw. zur zielgruppenspezifischen Förderung von Beschäftigten (Maßnahme 3.3.2), zur Schaffung
niedrigschwelliger Angebote im Bereich Kultur und Freizeit (Maßnahme 5.1.2) oder zur Sicherung
und Erweiterung der Angebote und Infrastruktur für gesundheitlich besonders Betroffene (Maßnahme 6.1.2) sollen ergänzend und über alle Handlungsfelder hinweg weitere Maßnahmen zur Erhöhung der Chancengleichheit folgen.
Entwicklung und Umsetzung frühkindlicher Präventions- und Integrationsangebote in Kitas
und Schulen (Maßnahme 8.1.1)
Die Grünauer Kinder sollen frühzeitig die Vielfalt des gesellschaftlichen Lebens erfahren und Zugang zu informellen Lernwelten bspw. kultureller, sportlicher oder gesellschaftlicher Art erhalten. Entsprechende Angebote im Bereich der informellen und non-formalen Bildung aber bspw.
auch im Zusammenhang mit der Vorschulbildung sollen verstetigt und ausgebaut werden.
Dadurch werden ihnen Möglichkeiten der Entfaltung gezeigt, was die Elternhäuser ggf. nicht leisten können.
Entwicklung und Umsetzung von Maßnahmen zur Förderung demokratischer Teilhabe und
des interkulturellen Dialoges (Maßnahme 8.1.2)
Gegen Unwissenheit, Ausgrenzung und Ablehnung andersartiger und fremder Menschen sollen in
Grünau immer wieder neue Formate und Ansätze gefunden werden. Die Beispiele Begegnungsorte, Bürgerinitiative S-Bahn, Diskussion zu Flüchtlingsunterbringungen etc. zeigen, dass ein proaktiver Umgang mit politischen Strömungen und Stimmungen im Stadtteil zur konstruktiven Lösungsfindung beiträgt. Auf diese Weise kann Frustration und die Neigung zu populistischen Lösungen verhindert werden. Entsprechende Strategien sind weiterzuführen.
Etablierung und Verstetigung einer Koordinierungs- und Beratungsstelle für Migration auf
Stadtteilebene (Maßnahme 8.1.3)
Die Zahl der Migranten steigt auch in Grünau schnell, ohne dass bisher ausreichende und langfristig ausgerichtete Unterstützungs- und Integrationsstrukturen aufgebaut wurden. Eine Koordinierungs- und Beratungsstelle sowohl für Migrant/innen als auch für Einrichtungen, die Unterstützung bei der interkulturellen Öffnung brauchen, wird dringend benötigt. Das Angebot sollte für
alle Grünauer/innen nutzbar sein, die Hilfe beim interkulturellen Zusammenleben in der Nachbarschaft suchen.
72
STEK Grünau 2030
Optimierung des Einsatzes von Sprach-, Kultur- und Integrationsmittlern in Bildungs- und Sozialeinrichtungen (Maßnahme 8.1.4)
Grundvoraussetzung für eine erfolgreiche Arbeit mit Schülern, Eltern oder Bedürftigen ist das
Verständnis füreinander, sprachlich, aber auch kulturell. Der im Zuge des Programms „Sprint“ bestehende Einsatz von Sprach- und Integrationsmittlern soll auch in Grünau fortgeführt und intensiviert werden. Dabei ist zu prüfen, ob einzelnen Einrichtungen nicht nur für Gespräche, sondern
auch für die kontinuierliche Arbeit Sprach- und Integrations- bzw. Sprach- und Kulturmittler zur
Verfügung gestellt werden können, um die Integration zu erleichtern.
Typ
Bezeichnung
Messgröße
ERG-IND:
Einrichtung einer Koordinierungs- und Beratungsstelle
Beratungsstelle
ERG-IND:
Einsatz von Sprach- und Kulturmittlern
Anzahl der Einsätze
KON-IND:
Jugendkriminalität
Quote pro 1000 EW, beschreibende Wahrnehmung in der Bevölkerung
Erleichterung der Bürgerbeteiligung und Erhöhung des ehrenamtlichen Engagements (Ziel 8.2)
Die Erfolge in der Entwicklung des Stadtteils sind in den letzten Jahren nicht zuletzt aufgrund einer
intensiven Kommunikation zwischen Verwaltung, Wirtschaft, Zivilgesellschaft und der aktiven Bürgerschaft wie dem KOMM e.V. oder dem Grünauer Bürgerverein e.V. entstanden. Ziel ist, dass der
Entwicklungsprozess auch weiterhin von vielfältigen Beteiligungsformen und einem starken Bürgerengagement getragen wird.
Verstetigung und Kommunizieren vertrauter Formate und Erproben neuer Formate der Bürgerbeteiligung (Maßnahme 8.2.1)
Die bewährten Instrumente wie Quartiersrat, Forum, Agendagruppe etc. sollen kontinuierlich
weiterentwickelt und ergänzt werden und zugänglich für alle Bevölkerungsgruppen sowie für die
verschiedensten stadtteilrelevanten Themen sein. Die Zusammenarbeit zwischen Quartiersrat
und Stadtbezirksbeirat ist zu verbessern.
Unterstützung bestehender und neuer Netzwerke der Selbstorganisation von (Maßnahme
8.2.2)
Die bestehenden Netzwerke (z. B. Campus Grünau, Elternnetzwerk), sind nach Bedarfslage weiterzuführen; neue Netzwerke (z. B. Netzwerk Migration/Integration) sind nach Bedarf intensiver
zu begleiten.
Fortsetzung des Verfügungsfonds für kleinteilige Akteursprojekte (Maßnahme 8.2.3)
Der Grünauer Verfügungsfonds ermöglicht seit Jahren Initiativen und Vereinen eine unkomplizierte und effiziente Umsetzung von kleinen Projekten, die direkt den Kindern, Nachbarn oder
Sportlern zugute kommen. Auf diesen Anreiz für Engagement sollte nicht verzichtet werden.
Etablierung eines Raummanagements für die Räume öffentlicher Einrichtungen (Maßnahme
8.2.4)
Netzwerkarbeit im Stadtteil und die Arbeit von Initiativen und Projekten benötigt Räume zum
Austausch. Neben der Schaffung gezielt niedrigschwelliger Kommunikationsorte ist die allgemei-
73
ne barrierefreie Zugänglichkeit und Wahrnehmung der vorhandenen Raumangebote in Grünau zu
verbessern. Dazu gehören bspw.
-
die intensivere Nutzung der Kapazitäten des Stadtteilladens,
die bessere Ausnutzung der Kapazitäten und Raumangebote des OFT Völkerfreundschaft,
die Etablierung eines Raum- und Betriebsmanagements für den WK 2 und ggf. auch WK 7.
Typ
Bezeichnung
Messgröße
KON-IND:
Vereinsmitgliedschaft
Anteil Vereinsmitglieder an Bevölkerung
Beteiligungs- und Informationsveranstaltungen allg. (inkl.
Anhörungen)
Anzahl Veranstaltungen und Teilnehmer
OUT-IND:
OUT-IND:
Beteiligungs- und Informationsveranstaltungen mit Bürgern und Anwohnern (inkl. Anhörungen)
OUT-IND:
Inanspruchnahme Verfügungsfonds
Anzahl Veranstaltung und Teilnehmer
Höhe insgesamt, Anzahl geförderter Projekte, Anteil privater Mittel
Verbesserung des Images von Grünau und Intensivierung der Öffentlichkeitsarbeit (Ziel 8.3)
Ein wesentliches Entwicklungshemmnis Grünaus ist das weithin eher negativ besetzte Image des
Stadtteiles. Neben attraktiven Wohnangeboten sind deshalb auch die harten und weichen Qualitäten des Stadtteils zu kommunizieren. Die Stadtteilkultur von Grünau soll nicht nur nach innen gestärkt, sondern u. a. im Rahmen des Stadtteilmanagements und der Darstellung des Stadtteils (Corporate Identity und tw. bereits vorhandenem Corporate Design) noch stärker als bisher nach außen
kommuniziert werden, um das Image von Grünau in Leipzig weiter zu verbessern. Zur Kommunikationsstrategie gehört dabei auch der aktive Umgang mit Fragen und Problemen innerhalb des
Stadtteils.
Herausarbeiten und Kommunizieren von Stadtteil- und Quartiersqualitäten (Maßnahme 8.3.1)
Die Kommunikation ist eine Daueraufgabe, um die Angebote und Qualitäten von Grünau innerhalb und stadtteilübergreifend zu platzieren. In Grünau gibt es eine Fülle von Projekten, Ideen
und Ansätzen der verschiedensten Akteure, die bei entsprechender Bekanntmachung einen wesentlichen Beitrag zur besseren Darstellung des Gebietes in der allgemeinen Öffentlichkeit beitragen könnten. Hierzu gehören beispielsweise der Grünauer Kultursommer oder das (Image-)Video
„Wir sind Grünau“, welches ausschließlich durch die Beteiligung Grünauer Akteure entstand. Dazu notwendig sind eine kontinuierliche Anpassung der Strategie zur Öffentlichkeitsarbeit und die
Abstimmung und Koordinierung kommunikativer Maßnahmen in Grünau. Im Stadtteil vorhandene Kommunikationsmedien wie das Grün-As sind dabei zu unterstützen. Die Schaffung einer
stadtteilbezogenen Stelle für Öffentlichkeitsarbeit ist wünschenswert.
Typ
Bezeichnung
Messgröße
KON-IND:
Einschätzung der Wohnviertelentwicklung (In: Kommunale Bürgerumfrage)
war schon immer attraktiv und hat sich noch verbessert bis war nie
attraktiv und hat sich noch verschlechtert
Verstetigung integrierter Stadtteilarbeit (Ziel 8.4)
Wie das vorliegende Konzept bestätigt, ist Grünau ein Stadtteil mit Handlungsbedarfen in den unterschiedlichsten Themenbereichen. Diese sind jedoch nicht losgelöst voneinander zu bearbeiten.
Neben einem integrierten Stadtteilentwicklungskonzept bedarf es deshalb auch integrierten, fachübergreifenden Handelns und Umsetzungs- sowie Finanzierungsstrukturen jenseits fachlicher
74
STEK Grünau 2030
Grenzen. Städtisches Verwaltungshandeln muss hierauf reagieren. Das Prozessmanagement, bestehend aus Quartiers- und Stadtumbaumanagement, soll noch stärker als Drehscheibe fungieren, die
Akteure zusammenbringt, Unterstützungsangebote koordiniert sowie Wissen im Stadtteil bündelt
und weiterträgt.
Bündelung von Finanzmitteln (Maßnahme 8.4.1)
Zur Finanzierung der Maßnahmen und Projekte der integrierten Stadtteilentwicklung Grünau ist
nicht nur integriertes, fachübergreifendes Handeln, sondern u. U. auch integriertes, fachübergreifendes Finanzieren sinnvoll. Die effektive Bündelung verschiedenster Finanzierungsquellen (Förderung, kommunale Mittel, Gelder Dritter etc.) kann dazu beitragen, innovative, mehrdimensionale Maßnahmen und Projekte umzusetzen. Generell gilt dies für die Kombination aus Fach- und
Städtebauförderung. Weitere (bereits umgesetzte) Möglichkeiten sind der Verfügungsfonds
Grünau (Städtebauförderung und private Drittmittel), der Kultursommer (Städtebauförderung,
Mittel des Kulturamtes, freier Träger und Privater) oder die Etablierung des Bürgertreffs „nebenan“ (Mittel des Kulturamtes und des Sozialamtes). Weiterhin sind auch neue Finanzierungsinstrumente zu prüfen.
Fortführen des Quartiersmanagements und der Programmbegleitung für Grünau (Maßnahme
8.4.2)
Die guten Beteiligungs- und Kommunikationsstrukturen (Quartiersmanagement, Quartiersrat,
Forum Grünau etc.) und die zahlreichen Kooperationspartner in Grünau sind eine wichtige Stärke
des Stadtteils. Maßgeblich befördert durch das seit 2006 aktive Quartiersmanagement (QM) ist in
Grünau eine lösungsorientierte Kommunikationsstruktur und Diskussionskultur entstanden, die
für die Erarbeitung von Konzepten und die Umsetzung von Maßnahmen essenziell ist und daher
dringend erhalten werden muss. Schwerpunkt des QM wird daher in der Zukunft u. a. sein, die
gremienübergreifende und ergebnisorientierte Netzwerkarbeit auszubauen, um die unterschiedlichen Entwicklungsaktivitäten in Grünau stärker zusammenzuführen und hieraus Synergien zu
erschließen. Das Stadtumbaumanagement ergänzt mit anderem fachlichen Hintergrund das Quartiersmanagement insbesondere bei Fragen der räumlichen Entwicklung.
Monitoring und Evaluation der Maßnahmen der Städtebauförderung (Maßnahme 8.4.3)
Die durch die Intervention ausgelösten Ergebnisse und Veränderungen sind regelmäßig zu überprüfen.
75
4 Umsetzung
Im Folgenden sind die im vorangegangenen Kapitel aufgeführten Maßnahmen zusammengestellt
und mit den jeweiligen Zuständigkeiten, Zeithorizonten sowie geschätzten Gesamtkosten (für die
im Programm Soziale Stadt Leipzig-Grünau eingeordneten Maßnahmen) dargestellt. Zur finanziellen Untersetzung der Maßnahmen ist im Zuge der kommenden Haushaltsplanungen zu beraten und
zu entscheiden.
Die farblichen Unterlegungen der Maßnahmen spiegeln die jeweiligen Handlungsfelder wieder und
stellen die in der Karte verorteten Maßnahmen dar.
76
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5 Quartierssteckbriefe
Im Analyseteil des vorliegenden Stadtteilentwicklungskonzeptes ist deutlich geworden, dass der
Stadtteil nicht ausschließlich im Gesamten betrachtet werden kann. Die Quartiere haben sich vor
allem hinsichtlich ihrer Bevölkerungszusammensetzung in den letzten Jahren stark unterschiedlich
entwickelt. Auch in den vorangestellten Zielen wird deutlich, dass Quartiersstrukturen
und -identitäten viel stärker herausgestellt werden müssen. Aus diesem Grund wird im folgenden
Kapitel noch einmal explizit auf die Situation und den daraus resultierenden Handlungsansatz für
das jeweilige Quartier eingegangen. Darüber hinaus sind im Folgenden die Maßnahmen zusammengetragen, welche sich konkret in einem der Quartiere verorten lassen und einen Raumbezug
haben. Hierin liegt jedoch keine Priorisierung gegenüber den im vorangegangenen Strategiekapitel
benannten, nicht räumlich darstellbaren Maßnahmen.
5.1
Quartierssteckbrief Grünau-Ost
Kurzbeschreibung
Die zwischen 1976 und 1982 errichteten WK 1 bis WK 3 sind die ältesten Grünauer Quartiere. Sie
sind geprägt von einer aufgelockerten, weitestgehend fünfgeschossigen, vollsanierten Wohnbebauung mit großzügigen Höfen. Diese Quartiere Grünaus haben einen hohen Sanierungsstand und geringen Leerstrand. Die Anbindung über S-Bahn und Straßenbahn an die Kernstadt ist gut.
Die Wohnungszuschnitte sind vergleichsweise klein und damit wenig zeitgemäß und einseitig. Derzeit sind neben Bestrebungen der UNITAS zu altengerechten Wohnen und Planungen der WG Lipsia
keine Investitionen in Wohnungsbau im Gebiet vorgesehen.
Grünau-Ost weist seit einigen Jahren einen Bevölkerungszuwachs auf, jedoch sind die WK 2/3 die
ältesten Stadtquartiere Grünaus und Leipzigs. Die Gestaltung und Belegung des WK 2/3 mit Handel
und Dienstleistungen ist mangelhaft. Grünau-Ost verfügt über eine gute soziale und kulturelle Bildungs- und Freizeitinfrastruktur. Im WK 2/3 wurden in den vergangenen Jahren durch die Ansiedlung von Angeboten für junge Menschen (Theatrium, Skatehalle) seitens der Stadt gezielte Entwicklungsimpulse gesetzt. Lange existierte in Grünau-Ost kein Angebot für die ältere Bevölkerung. Vor
drei Jahren konnte mit dem Mehrgenerationenprojekt „Nebenan“ in einem der – gemäß Altersdurchschnitt – ältesten Leipziger Stadtteile ein Angebot für Senioren etabliert werden.
85
Luftbild Quartier Grünau-Ost (Stand 2015), Quelle: Stadt Leipzig
Quartierskennzahlen 2016
Grünau-Ost
WK 1
WK 2
WK 3
Grünau
Fördergebiet
Leipzig
Einwohnerzahl
Anzahl
2.572 EW
3.761 EW
1.283 EW
43.582 EW
579.530 EW
Altersdurchschnitt
Jahre
51,5
54,3
58,0
47,4
42,6
Einwohnerentwicklung
2012–2016
%
3,9 %
3,9 %
3,2 %
8,5 %
9,6 %
Arbeitslosenquote
%
8,2 %
9,2 %
5,5 %
11,4 %
6,0 %
Einwohner mit Migrationshintergrund
%
11,2 %
6,5 %
5,4 %
16,1 %
13,4 %
Wohnungsbestand
Anzahl
1.613 WE
2.145 WE
830 WE
28.064 WE
339.072 WE
Wohnungsleerstand
%
6,3 %
6,1 %
6,5 %
16,8 %
6,0 %
86
STEK Grünau 2030
SWOT
Stärken
−
−
−
−
−
−
Nähe zu Zentrum Grünau und gute Anbindung an die gründerzeitliche Kernstadt
klare städtebauliche Struktur und gute
Grün- und Freiraumstruktur/Höfe
vielfältige Freizeit-, Kultur- und Bildungseinrichtungen (Montessorischule, Theatrium, Skatehalle etc.) v. a. für junge Menschen
Seniorenbegegnungsstätte „nebenan“
sehr engagierte Akteure
im Zentrumsbereich freie Gewerbeeinheiten und benachbartes Gewerbegebiet
(Saarländer Straße)
Schwächen
−
−
−
−
−
−
−
−
S-Bahn und Robert-Koch-Park als Barrieren zu anderen Grünauer Quartieren
Nicht bzw. unzureichend erschlossene/zugängliche Freiraumqualitäten des RobertKoch-Parks
Mangelhafte Radverbindung an die gründerzeitliche Stadt
Mangelhafte Gestaltung/Aufenthaltsqualität des Zentrums WK 2/3
WK 2/3: leerstehende Gewerbeeinheiten/
Belegung
Sehr hoher Altersdurchschnitt
Fehlende Gastronomie mit Aufenthaltsqualität
Keine Sportplatzanlage für Schulsport und
Fußball
Spezifisches Handlungsfeld Grünau-Ost: Neuprofilierung mit Schwerpunkt Familienwohnen
Wesentlich für die Entwicklung von Grünau-Ost ist die Gewinnung neuer und die Bindung junger
Einwohner, um eine demografisch bedingte neuerliche Schrumpfung zu vermeiden. Hierfür bedarf
es in Zusammenarbeit mit den Wohnungsunternehmen gezielter Kommunikationsstrategien sowie
einer Differenzierung und Anpassung des Wohnungsangebotes.
In Verbindung mit der guten sozialen Infrastruktur und interessanten kulturellen Angeboten gilt es,
die Qualitäten des Bestandes weiter herauszuarbeiten und durch eine Aufwertung von öffentlichen
Räumen weiter zu stärken. Darüber bietet der Bereich um das Zentrum WK 2 räumliche Potentiale
zur Neuansiedlung gewerblich kreativer oder kultureller Nutzungen. Vor dem Hintergrund der Nähe zum Leipziger Westen und den bereits ansässigen Kultureinrichtungen (Theatrium, Skaterhalle
etc.) soll hier gezielt die Nutzungsmischung gefördert werden.
Vision Grünau-Ost 2030
Grünau-Ost ist ein gut angebundenes Quartier mit einem lebendigen, auf Kultur- und Gewerbe ausgerichteten Stadtteilzentrum. Es verfügt über vielfältige Freizeit-, Kultur- und Bildungseinrichtungen sowie Raum für Kulturschaffende, kleine Handwerksbetriebe und Existenzgründer. Damit wird
Grünau-Ost deutlich urbaner und immer attraktiver für Familien und Umzugswillige aus den gründerzeitlichen Stadtgebieten.
87
Maßnahmen mit Raumbezug Grünau-Ost
Nr. Maßnahme
1.1.2b Aufwertung des öffentlichen Raums im Quartierszentrum Grünau-West
1.1.4 Erarbeitung von individuellen Quartierskonzepten für die verschiedenen WKs
2.2.2a Qualifizieren des Fuß- und Radweges zwischen Grünau-Ost und Plagwitz
2.2.2b Vereinfachung des Fußweges vom WK 1 zur Ratzelstraße
Verbesserung der Durchwegung und Steigerung der Aufenthaltsqualität des Robert-Koch2.2.3
Parks
2.2.4 Weiterentwicklung der Alten Salzstraße als Identitäts-, Grün- und Mobilitätsachse
2.3.1 Verstetigung des Quartiersbusses Grünolino
3.2.1a Standortstrategie für das Zentrum im WK 2 unter als Kultur- und Gewerbestandort
4.1.1a Sanierung der 55. Oberschule an der Ratzelstraße
4.1.2b Neubau einer Grundschule in Grünau-Ost
5.2.1e Modernisierung der Kurt-Kresse-Kampfbahn
Maßnahmenkarte Quartier Grünau-Ost, Quelle Kartengrundlage: Stadt Leipzig
88
STEK Grünau 2030
5.2
Quartierssteckbrief Grünau-Mitte
Kurzbeschreibung
Die ab 1980 errichteten WK 4 und WK 5.2 bilden mit der Stuttgarter Allee und dem hier gelegenen
Allee-Center das Zentrum des Stadtteils und einen Schwerpunkt des öffentlichen Lebens. Im Gegensatz zu den östlich liegenden Wohnkomplexen 1 bis 3 ist seine städtebauliche Struktur vielfach von
Großstrukturen (z. B. Elfgeschosser nördlich Stuttgarter Allee) ohne klare Raumbezüge, einer höheren Dichte und einem deutlich größeren Bestand unsanierter Gebäude gekennzeichnet. Die durch
S- und Straßenbahn gute Anbindung an die Kernstadt erlaubt modernes, urbanes Wohnen zu günstigen Konditionen.
Die westlich im WK 5.2 gelegenen sechsgeschossigen Blockstrukturen können unabhängig von der
Entwicklung Grünaus auch in andere Wohnsegmente (z. B. kleinteilige Bebauung) entwickelt werden und dabei von der Nähe zu den Versorgungseinrichtungen im Zentrum und der guten Infrastruktur im Umfeld profitieren. Erste Überlegungen hierzu existieren bereits seitens der LWB, es
bedarf jedoch einer gemeinschaftlichen Entwicklung der vor Ort agierenden Wohnungsmarktakteure (LWB, Wogetra, BGL), um diese Maßnahmen nachhaltig umzusetzen. Im östlichen Teil des
WK 5.2 entsteht in der Offenburger Straße ein Seniorenwohnstandort, dessen Umbau den Bevölkerungsverlust der letzten Jahre teils erklärt.
Das Wachstum der letzten Jahre ist dabei auch insbesondere darauf zurückzuführen, dass einige
Wohnungsunternehmen die Vergabe von Wohnungen an Flüchtlinge forcieren. In Grünau-Mitte
konzentriert sich zudem, insbesondere aufgrund des günstigen, unsanierten Wohnraumes, ein besonders hoher Anteil an Arbeitslosen und SGB II-Leistungsempfängern. Diese Anteile liegen deutlich über dem städtischen Durchschnitt. Steigende Kriminalitätszahlen rund um die Stuttgarter
Allee sind ein weiteres Indiz dafür, dass Grünau-Mitte der sozial problematischste Teil Grünau ist.
89
Luftbild Quartier Grünau-Mitte (Stand 2015), Quelle: Stadt Leipzig
Quartierskennzahlen 2016
Grünau-Mitte
WK 4
WK 5.2
Grünau
Fördergebiet
12.097 EW
2.110 EW
43.582 EW
579.530 EW
46,7
48,4
47,4
42,6
Einwohnerentwicklung 2012–2016
10,6 %
5,2 %
8,5 %
9,6 %
Arbeitslosenquote
12,1 %
13,2 %
11,4 %
6,0 %
Einwohner mit Migrationshintergrund
23,3 %
24,5 %
16,1 %
13,4 %
6.690 WE
1.859 WE
28.064 WE
339.072 WE
16,8 %
6,0 %
Einwohnerzahl
Altersdurchschnitt
Wohnungsbestand
Wohnungsleerstand
12
11,5 %
34,7 %
12
Leipzig
dieser hohe Anteil ist vor allem dem in 2015/2016 sanierungsbedingten Leerziehen von ca. 150 Wohneinheiten in der Offenburger Straße 9 – 15 zuzuschreiben.
90
STEK Grünau 2030
Stärken
−
−
−
−
−
−
−
−
−
−
Zentrale Lage und sehr gute Erreichbarkeit/Verkehrsverbindung
Hohe Dichte sozialer, sportlicher und alltäglicher Angebote (VHS, Stadtteilladen,
Kletterfelsen, Grünauer Welle)
Entwicklungspotenzial unsanierter Wohnungen (Sanierung, neue Wohnformen)
Flächenpotenziale zur weiteren Entwicklung Zentren relevanten Einzelhandels
östl. der Stuttgarter Allee
Alte Salzstraße als verbindendes Element
und Marktplatz als attraktiver Treffpunkt
Gutes Angebot an Kinder-/Jugendfreizeit/-hilfe
Seniorenbüro West und Begegnungsstätte für Menschen mit Behinderung
Allee-Center als Treffpunkt, Kommunikations- und Kulturort, zentrale Informationsmöglichkeit
Ehemaliges Postgebäude als Potenzialfläche für Gewerbe
Nähe der beiden Kirchgemeinden St.
Martin und St. Paulus
Schwächen
−
−
−
−
−
−
−
Teils geringer Sanierungsstand
Hohe bauliche Dichte und teils unklare
Räume/gestalterische Schwächen im öffentlichen Raum
WK 5.2: hoher Leerstand
Starke Konzentration einkommensschwacher Haushalte und sozialer Probleme
Überalterung
Handelsbesatz in der Stuttgarter Allee gering (Leerstand)
Defizite der Wirkkraft der öffentlichen
Einrichtungen (Bsp. Bibo, Völle)
Spezifisches Handlungsfeld Grünau-Mitte: soziale Stabilität durch verschiedenartige
Wohnungsangebote
Die zentrale Lage und in Teilen urbane Struktur sind Grundpfeiler für eine zukünftig stabile Entwicklung. Wenn es gelingt, die Belegung/Handelsbesatz der Stuttgarter Allee zu verbessern und das
Wohnungsangebot moderner und individueller zu gestalten, bestehen hier auch Möglichkeiten einer sozialen Stabilisierung. Die Etablierung des Bildungs- und Bürgerzentrums in diesem Bereich
wird hierbei mit Sicherheit zu einer höheren Frequentierung und Belebung der Stuttgarter Allee
beitragen. Mit der Entwicklung des Elfgeschossers Offenburger Straße zu einer seniorenfreundlichen Wohnanlage mit Betreuungs- und ergänzenden Funktionsangeboten erfolgt bereits in Teilen
eine Neu-Profilierung des Wohnangebots. Dies ist mit Hinblick auf generationenübergreifende Angebote und die Qualitäten dieser belebten, urbanen Lage fortzusetzen und insbesondere Möglichkeiten eines selbstbestimmten, modernen, aber preisbewussten Wohnungsangebots in urbaner
Lage entlang der Stuttgarter Allee zu ergänzen. Östlich der Stuttgarter Allee sind Entwicklungs- und
Erweiterungsmöglichkeiten für zentrenrelevanten Einzelhandel zu prüfen. Westlich der Stuttgarter
Allee sind die Entwicklung individueller Wohnangebote sowie eine Neuprofilierung des Bestandes
zu forcieren.
Vision Grünau-Mitte 2030
Grünau-Mitte ist ein urbaner Wohnstandort, der über verschiedene Arten moderner und preisgünstiger Wohnungen und eine hohe Dichte an Handels-, Freizeit-, Kultur- und Bildungseinrichtungen
verfügt.
91
Maßnahmen mit Raumbezug Grünau-Mitte
Nr. Maßnahme
1.1.4 Erarbeitung von individuellen Quartierskonzepten für die verschiedenen WKs
1.2.1c Erarbeitung von Entwicklungsansätzen für die Bereiche im WK 5.2 entlang der Heilbronner
Straße
1.2.1d Erarbeitung von Entwicklungsansätzen für die Bereiche im WK 5.2 entlang der Ludwigsburger Straße
2.3.1 Verstetigung des Quartiersbusses Grünolino
3.2.1d Standortstrategie zur wirtschaftlichen Belebung der Stuttgarter Allee und des Umfelds des
Allee-Centers
4.1.1d Sanierung der Freien Schule Leipzig in der Alten Salzstraße
4.1.1e Sanierung und Erweiterung der 94 Grundschule
4.1.1f Sanierung der 84. Oberschule und der 85. Grundschule
4.1.1g Sanierung der Fröbelschule
4.1.1h Erarbeitung eines Entwicklungskonzeptes für das ehem. Lichtenberggymnasium
4.1.3d Schaffung einer Kita in der Potschkaustraße
4.1.4 Errichten eines Bildungs- und Bürgerzentrums
5.1.1a Weiterentwicklung des Jugend- und Freizeitzentrums Völkerfreundschaft
5.1.1e Sanierung „Kiju“ Am Kirschberg
5.1.2a Erhalt und Sanierung des Mütterzentrums in der Potschkaustraße
5.1.2b Weiterentwicklung der Angebote des Familienzentrums in der Ringstraße
5.2.1a Ausbau des Sport- und Bewegungszentrums Grünau-Mitte
Maßnahmenkarte Quartier Grünau-Mitte, Quelle Kartengrundlage: Stadt Leipzig
92
STEK Grünau 2030
5.3
Quartierssteckbrief Schönau
Kurzbeschreibung
Der zwischen 1980 und 1988 errichtete WK 5.1 liegt am Rande und fast entkoppelt von den weiteren Grünauer Quartieren zwischen dem Neubaugebiet Schönauer Viertel und dem Schönauer Park
sowie dem in Entwicklung befindlichen Wohngebiet Lindenauer Hafen. Gegenüber allen anderen
Grünauer Quartieren besitzt der weitestgehend sechsgeschossig bebaute WK 5.1 eine besondere
Lagegunst und über die Straßenbahnlinien 8 und 15 eine gute Anbindung an die Kernstadt. Vom
Dorf Schönau sind noch die Kirche und Teile des Guts erhalten. Der Wohnungsleerstand konnte
durch die Rückbauten in den Jahren 2012 und 2013 deutlich gesenkt werden. Durch diese Rückbauten ist auch der zwischen 2005 und 2015 überdurchschnittliche Einwohnerrückgang zu begründen. Es bestehen bereits erste Ansätze zur Neupositionierung von Teilbereichen am Leipziger
Wohnungsmarkt in Anlehnung an die benachbarten Entwicklungen bzw. konkrete Neubaubestrebungen (kleinteilige Bebauung).
Luftbild Quartier Schönau (Stand 2015), Quelle: Stadt Leipzig
93
Quartierskennzahlen 2016
Schönau
Leipzig
WK 5.1
Grünau
Fördergebiet
Einwohnerzahl
Anzahl
3.227 EW
43.582 EW
579.530 EW
Altersdurchschnitt
Jahre
47,1
47,4
42,6
Einwohnerentwicklung 2012–2016
%
4,3 %
8,5 %
9,6 %
Arbeitslosenquote
%
12,5 %
11,4 %
6,0 %
Einwohner mit Migrationshintergrund
%
12,2 %
16,1 %
13,4 %
Wohnungsbestand
Anzahl
2.165 WE
28.064 WE
339.072 WE
Wohnungsleerstand
%
17,5 %
16,8 %
6,0 %
SWOT
Stärken
−
−
−
−
−
−
−
−
Attraktive stadt- und naturräumliche Lage
Überschaubare Quartiersstruktur mit
Resten der alten Ortslage
Ruhe, freier Blick und Grünbezug
(Schönauer Park/Lachen)
Gute Grundversorgung (Schulen, Kita, Jugendeinrichtungen, Einzelhandel)
Seniorenbegegnungsstätte der AWO
Abrissflächen stehen als Neubauflächen
zur Verfügung
Freiräume für neue Nutzungen (Wohnnutzung, Erholung und Freizeit)
neuer Standort für durchmischtes, auch
höherpreisiges, Wohnen möglich
Schwächen
−
−
−
−
Sanierungsstau
Hohe, zunehmende Transfergeldabhängigkeit
Fehlende Gastronomie am Park
Zunahme einkommensschwacher Haushalte
Spezifisches Handlungsfeld Schönau: attraktiver, individueller Wohnungsneubau
Aufgrund der „Insellage“ mit Grünbezug zum Schönauer Park sowie der Nähe zu den angrenzenden
Immobilienentwicklungen im Lindenauer Hafen und Schönauer Viertel bestehen für den WK 5.1 die
größten Potenziale einer Neupositionierung durch neue Wohnungsangebote am Markt. Dies kann
jedoch nur gelingen, wenn alle Unternehmen abgestimmt handeln. Der Schwerpunkt sollte dabei
auf individuellerem Familienwohnen mit Grünbezug liegen.
Vision Schönau 2030
Schönau ist ein ruhiges Stadtquartier mit starkem Grünbezug. Es bietet individuellere, kleinteiligere
Wohnformen und setzt als Modellstandort für energetische Optimierungen Standards.
94
STEK Grünau 2030
Maßnahmen mit Raumbezug Schönau
Nr. Maßnahme
1.1.4 Erarbeitung von individuellen Quartierskonzepten für die verschiedenen WKs
1.2.1a Erarbeitung eines Entwicklungskonzepts Schönau zum nördlichen WK 5.1 (Frankenheimer
Weg / Lindennaundorfer Straße
1.3.1 Umsetzung des Energetischen Quartierskonzepts für Schönau und Übertragung der Erkenntnisse auf weitere Projekte
2.2.1a Verbesserung des Zugangs zu den Schönauer Lachen/ Lindenauer Hafen
2.3.1 Verstetigung des Quartiersbusses Grünolino
2.3.2a Neuordnung der Garskestraße
Maßnahmenkarte Quartier Schönau, Quelle Kartengrundlage: Stadt Leipzig
95
5.4
Quartierssteckbrief Grünau-Nord
Kurzbeschreibung
Der ab 1981 errichtete WK 7 befindet sich am nordwestlichen Rand der Großsiedlung. Rückbaumaßnahmen haben zur Entdichtung und zu neuen Freiraumstrukturen, wie zum Beispiel den urbanen Wald, geführt. Mit den Terrassenhäusern der WBG Kontakt wurden erste Akzente hinsichtlich
der Differenzierung des Wohnungsangebots gesetzt, die Johanniter entwickeln Mehrgenerationenwohnen am Neptunweg. Obwohl ein Großteil der Bestände saniert wurde, ist das Wohnungsangebot weitestgehend auf das niedrigpreisige Segment fokussiert – dadurch konzentriert sich ein großer Anteil einkommensschwacher Haushalte in diesem Quartier. Das Zentrum „Jupiterstraße“ wurde durch Gewerbeleerstände und den Wegfall der nördlichen Hochhäuser geschwächt. Die anstehende komplexe Sanierung des großen Schulstandorts inklusive des Offenen Freizeittreffs Arena
am Miltitzer Weg stärkt die soziale Infrastruktur und bietet Möglichkeiten, die Wegeverbindung in
die angrenzende dörfliche Lage Miltitz aufzuwerten. Grünau-Nord hat im Grünauer Vergleich eine
recht junge Bevölkerung.
Luftbild Quartier Grünau-Nord (Stand 2015), Quelle: Stadt Leipzig
96
STEK Grünau 2030
Quartierskennzahlen 2016
Grünau-Nord
Leipzig
WK 7
Grünau
Fördergebiet
Einwohnerzahl
Anzahl
8.938 EW
43.582 EW
579.530 EW
Altersdurchschnitt
Jahre
44,6
47,4
42,6
Einwohnerentwicklung 2012–2016
%
8,7 %
8,5 %
9,6 %
Arbeitslosenquote
%
11,5 %
11,4 %
6,0 %
Einwohner mit Migrationshintergrund
%
16,3 %
16,1 %
13,4 %
Wohnungsbestand
Anzahl
5.683 WE
28.064 WE
339.072 WE
Wohnungsleerstand
%
18,2 %
16,8 %
6,0 %
Stärken
−
−
−
−
−
Relative junge Einwohnerschaft
Neue Freiraumqualitäten – urbaner
Wald
Gute soziale Infrastruktur, viele Schulen,
einziges Gymnasium
Hoher Sanierungsstand
Nähe zu Miltitzer Ortslage
Schwächen
−
−
−
−
−
Große Entfernung zur Kernstadt
unübersichtliche Raumstrukturen
Schwaches Zentrum
Konzentration einkommensschwacher Haushalte
Außer Bildungseinrichtungen arm an zentralen Funktionen
Spezifisches Handlungsfeld Grünau-Nord:
Durch die Sicherung von wohnortnahen Handels- und Dienstleistungsangeboten sowie Angeboten
für Kinder, Jugendliche und Familien soll eine stärke Durchmischung der Bewohnerschaft erreicht
werden – um dieses Ziel zu erreichen, müssen die Wohnungsanbieter des Quartiers auch ihre Belegungsstrategien neu ausrichten, um das Gebiet durch weiter sinkende Kaufkraft nicht weiter zu
destabilisieren und ein schlechter werdendes Image zu provozieren. Eine weitere Sanierung in
kleinen Schritten und Ausdifferenzierung – jedoch auch das Erhalten von preisgünstigem Wohnraum – ist essenziell. Eine stärkere Betrachtung und räumliche Verbindung mit Miltitz soll so einer
veränderten Wahrnehmung des benachteiligten Quartieres verhelfen.
Vision Grünau-Nord 2030
Grünau-Nord ist ein ruhiges, gut durchmischtes Quartier, welches über ein differenziertes Angebot
an insbesondere preisgünstigem Wohnraum verfügt. Waren und Dienstleistungen des täglichen
Bedarfes sind wohnortnah erreichbar. Eine gute soziale Infrastruktur und Schulen machen dieses
Quartier für Familien interessant.
97
Maßnahmen mit Raumbezug Grünau-Nord
Nr. Maßnahme
1.1.4 Erarbeitung von individuellen Quartierskonzepten für die verschiedenen WKs
2.2.2c Stärkung der Wegebeziehung zwischen Grünau-Nord und Miltitz
2.3.1 Verstetigung des Quartiersbusses Grünolino
3.2.1c Standortstrategie für das Zentrum WK 7
4.1.1c Sanierung und des Schulzentrums WK 7
4.1.2c Neubau einer Grundschule in Grünau-Nord
4.1.3e Sanierung des St Hilarius-Hauses
5.1.1c Sanierung des Offenen Freizeittreffs „Arena“
5.2.1d Ausbau der Schulsportanlage Sportplatz am Schulzentrum WK 7
Maßnahmenkarte Quartier Grünau-Nord, Quelle Kartengrundlage: Stadt Leipzig
98
STEK Grünau 2030
5.5
Quartierssteckbrief Grünau-West
Kurzbeschreibung
Der ab 1983 errichtete WK 8/8.3 ist das jüngste Grünauer Quartier. Es profitiert in seiner aktuellen
Entwicklung von der Lage zwischen der Grünauer Siedlung (Einfamilienhäuser) und dem Kulkwitzer See. Über die Straßenbahn und die S-Bahn ist das Quartier an die Innenstadt angeschlossen. Die
zentralen, durch den Rückbau der Vergangenheit entstandenen Freiflächen bilden Potenzialräume
für die Erweiterung des Zentrums Miltitzer Allee sowie eine weitere Differenzierung des Wohnungsangebotes. Erste Neubauvorhaben (WG Lipsia) sowie umfassendere Sanierungsmaßnahmen
(u. a. Saxum) zeigen das Potenzial des Quartiers. An einigen Standorten sind die Strategien der
Wohnungsmarktakteure unklar (z. B. Liliensteinstraße).
Die Wegzüge des Caritas-Familienzentrums und perspektivisch der Bibliothek schwächen den
Standort. Die zwischenzeitliche Konzentration von Gemeinschaftsunterkünften ist hinsichtlich der
damit verbundenen Integrationsaufgaben eine weitere Herausforderung für das Quartier. Die begonnene Wiederbelebung des Schulstandorts „An der Kotsche“ und die Schaffung von Angeboten
für Kinder und Jugendliche in Grünau-West zeigen die Strategie an, die soziale Infrastruktur des
Quartiers wieder zu stärken. Eine wichtige kulturelle Einrichtung und Treffpunkt für Bürger und
Vereine ist das KOMM-Haus im Zentrum Miltitzer Allee. Mit seinen Angeboten wirkt das KOMMHaus weit über das Quartier hinaus in ganz Grünau. Die städtisch betriebene Einrichtung soll ab
dem Jahr 2019 auf der Grundlage eines tragfähigen Konzepts an einen freien Träger übergeben und
zukunftsfähig ausgerichtet werden. Der Zentrumsbereich „Miltitzer Allee“ leidet sowohl am Abbruch von Gewerbeeinheiten als auch an einer schlechten Erreichbarkeit. Daher soll er als der letzte bisher ungestaltete Zentrumsbereich im Zuge der privaten Neubauvorhaben aufgewertet werden. Zudem müssen die Kunden- und Lieferströme hin zum Zentrum durch Interventionen verbessert werden.
99
Luftbild Quartier Grünau-West (Stand 2015), Quelle: Stadt Leipzig
Quartierskennzahlen 2016
Grünau-West
Leipzig
WK 8
Grünau
Fördergebiet
Einwohnerzahl
Anzahl
9.916 EW
43.582 EW
579.530 EW
Altersdurchschnitt
Jahre
46,6
47,4
42,6
Einwohnerentwicklung 2012–2016
%
10,5 %
8,5 %
9,6 %
Arbeitslosenquote
%
12,1 %
11,4 %
6,0 %
Einwohner mit Migrationshintergrund
%
12,1 %
16,1 %
13,4 %
Wohnungsbestand
Anzahl
7.218 WE
28.064 WE
339.072 WE
Wohnungsleerstand
%
21,8 %
16,8 %
6,0 %
100
STEK Grünau 2030
Stärken
−
−
−
−
−
−
−
−
Schwächen
Lage zwischen See und Grünauer Siedlung
Stabiles, wachsendes Zentrum
Hoher Sanierungsstand
Entwicklung neuer Wohnformen/Neubaubestrebungen auf den Abbruchflächen
Profilierung des Zentrums mit Schwerpunkt Gesundheit
Wiederbelebung und Sanierung des Schulstandorts An der Kotsche
Kultureinrichtung KOMM-Haus mit angrenzenden Vereinen und Einrichtungen
VHS mit eigenen Räumen
−
−
−
−
Randlage/Entfernung zur Kernstadt und
Grünauer Zentrum
Schlechte Erreichbarkeit/Auffindbarkeit
des Zentrums „Miltitzer Allee“
Konzentration einkommensschwacher
Haushalte
Mangel an Jugend- und Freizeiteinrichtungen/Mangel an sozialer Unterstützung
Spezifisches Handlungsfeld Grünau-West: Entwicklungspotenziale am See
Der WK 8 wird auch zukünftig von der Lage am See profitieren. Durch eine Differenzierung des
Wohnungsangebots im Zuge von Neubaumaßnahmen auf den vorhandenen Flächenpotenzialen
sowie einen nachhaltigen Umbau bestehender Strukturen können neue Bewohnerstrukturen erschlossen werden. Dieser Prozess ist durch die Entwicklung eines zentralen Schulstandortes „An
der Kotsche“ sowie eine nachhaltige Entwicklung der Zentren „Miltitzer Allee“ und „An der Kotsche“ sowie durch die Bereithaltung von Angeboten der Kinder- und Jugendfreizeit und alltäglichen
Bedarfe zu unterstützen. Die Verbesserung der Anbindung an den Kulkwitzer See in Bezug auf den
Wegeausbau und die Vermarktung des Wohnstandortes sollten für eine Qualifizierung des Quartiers intensiv genutzt werden.
Vision Grünau-West 2030
Grünau-West ist ein naturnahes Quartier, das von der Nähe zum Kulkwitzer See profitiert und
durch eine aktive lokale Wirtschaft (Gesundheitswirtschaft, Freizeitwirtschaft) sowie vielfältige
Wohnbebauung und Wohnformen attraktiv sowohl für Gewerbetreibende als auch Bewohner und
Neuzuzügler ist.
Maßnahmen mit Raumbezug Grünau-West
Nr. Maßnahme
1.1.2a Aufwertung des öffentlichen Raums im Quartierszentrum Grünau-Ost
1.1.4 Erarbeitung von individuellen Quartierskonzepten für die verschiedenen WKs
1.2.1b Erarbeitung von Entwicklungsansätzen für die Bereiche entlang der Brackestraße / Miltitzer Allee
2.2.1b Verbesserung des Zugangs zur Zschampertaue und zum Kulkwitzer See
2.3.1 Verstetigung des Quartiersbusses Grünolino
3.2.1b Standortstrategie für das Zentrum WK 8 zur Profilierung als überregionaler Gesundheitsstützpunkt
4.1.1b Sanierung und des Schulzentrums an der Kotsche
101
4.1.1i Sanierung des Schulhofes der 100. Grundschule
4.1.2a Neubau einer Grundschule in Grünau-West
4.1.3a Trockenlegung Kita Zingster Straße
4.1.3b Erhaltung d. Geb. im Deiwitzweg 1 u. in der Liliensteinstr. 1/ 15a für Leistungen, Angebote
u. Maßnahmen der soz. Infrastruktur
4.1.3c Erhaltung des Gebäudes der 78. Grundschule für Leistungen, Angebote und Maßnahmen
der sozialen Infrastruktur
5.1.1b Profilierung der Kultureinrichtung KOMM-Haus
5.1.1d Schaffung von Angeboten für Kinder und Jugendliche in Grünau-West
5.2.1b Ausbau der Schulsportanlagen Ratzelstraße
5.2.1c Ausbau der Schulsportanlagen Straße am See
Maßnahmenkarte Quartier Grünau-West, Quelle Kartengrundlage: Stadt Leipzig
102
STEK Grünau 2030
103
Impressum
Herausgeber
Stadt Leipzig
Der Oberbürgermeister
Dezernat Stadtentwicklung und Bau
Amt für Stadterneuerung und Wohnungsbauförderung
Verantwortlich für den Inhalt
Heike Will, Amt. Leiterin Amt für Stadterneuerung
und Wohnungsbauförderung (ASW)
Redaktion
Stadt Leipzig
Amt für Stadterneuerung und Wohnungsbauförderung
Bearbeitung
Federführung
Amt für Stadterneuerung und Wohnungsbauförderung
Mitwirkung
Stefan Geiss, ASW
Julia Lerz, ASW
Sebastian Pfeiffer, LESG mbH
Juliana Panzer, ASW
Klaus Schotte, ehem. ASW
Kartengrundlage
© Stadt Leipzig, Amt für Geoinformation und Bodenordnung,
DSK 5, Stand 12/2011
Abbildungen/ Fotos
Stadt Leipzig, Amt für Stadterneuerung und Wohnungsbauförderung
Harald Kirschner
|u|m|s| Stadtstrategien
Redaktionsschluss
März 2018
104
STEK Grünau 2030