Daten
Kommune
Leipzig
Dateiname
1379276.pdf
Größe
1,2 MB
Erstellt
19.03.18, 12:00
Aktualisiert
18.04.18, 06:22
Stichworte
Inhalt der Datei
Ratsversammlung
Beschlussvorlage Nr. VI-P-05142-DS-02
Status: öffentlich
Eingereicht von
Petitionsausschuss
Betreff:
Petition - Kohleausstieg der Stadtwerke Leipzig
Beratungsfolge (Änderungen vorbehalten):
Gremium
voraussichtlicher
Sitzungstermin
Zuständigkeit
Ratsversammlung
18.04.2018
Beschlussfassung
Beschlussvorschlag:
Die Petition wird abgelehnt.
1/4
Übereinstimmung mit strategischen Zielen:
nicht relevant
2/4
Sachverhalt:
Sachverhalt der Petition:
1.Machen Sie Leipzig zu einem Vorreiter der Energiewende und setzen Sie die Klimaziele
von Paris in Leipzig um!
2.Beschließen Sie, dass die Leipziger Stadtwerke ab 2018 den Kohlestrom aus ihrem Angebot ausschließen müssen! Stattdessen soll mit zertifiziertem Ökostrom gehandelt werden.
3.Beschließen Sie ein zukunftsfähiges Wärmekonzept! 2030 enden die Lieferverträge mit
dem Braunkohlekraftwerk Lippendorf. Das ist der richtige Zeitpunkt, um in Leipzig auf 100 %
Wärme ohne Kohle umzusteigen.
Begründung der Ablehnung:
Zu 1. Das Übereinkommen von Paris ist eine Vereinbarung der Mitgliedstaaten der
Klimarahmenkonvention der Vereinten Nationen (UNFCCC). Entscheidungen über
die Umsetzung der Ziele dieses Übereinkommens fallen nicht in die Zuständigkeit des
Oberbürgermeisters oder der Ratsversammlung der Stadt Leipzig. Darüber hinaus ist
eine Erfüllung der Zielvorgaben auch nicht ansatzweise durch die Stadt Leipzig allein
beeinflussbar.
Zu 2. Eine grundsätzliche Umstellung der durch die Stadtwerke Leipzig abgegebenen
Strommengen im Sinne eines vollständigen Ausschlusses von Kohlestrom gemäß
Beschlussvorschlag 2 ab 2018 ist im Hinblick auf die damit verbundenen Kosten nicht
vertretbar, da diese im Ergebnis über 200.000 Stromkunden (Privatkunden, Industrie
und Gewerbetreibende) in einem sehr wettbewerbsintensiven Markt zusätzlich
belasten würden und infolgedessen mit negativen Effekten auf das Geschäftsfeld der
Stadtwerke verbunden wären.
Als kommunales Infrastrukturunternehmen für zentrale Bereiche der öffentlichen
Daseinsvorsorge in der Stadt und Region Leipzig ist die LVV-Gruppe eng mit den
gesamtstädtischen Herausforderungen verknüpft. Von besonderer Bedeutung für den
Klimaschutz ist eine kontinuierliche Verbesserung der CO2-Effizienz in den Sektoren
Strom, Wärme und Mobilität. Daneben geht es insbesondere um die Anpassung der
Infrastruktur in den Bereichen ÖPNV, Energie und Wasser an das dynamische
Bevölkerungswachstum sowie um sichere Ergebnisbeiträge zur Finanzierung von
öffentlichen Aufgaben im Querverbund.
Im Unternehmensverbund der LVV tragen die Stadtwerke Leipzig GmbH mit ihrem
Strom- und Fernwärmesystem eine besondere Verantwortung für den Klimaschutz.
Das Unternehmen bringt sich daher aktiv in vielfältige kommunalpolitische Initiativen
ein, wie beispielsweise bei der Ausarbeitung des „Energie- und Klimaschutzprogrammes
der Stadt Leipzig 2014 – 2020“. Für die Stadtwerke sind – wie für die gesamte
LVV-Gruppe – die klimapolitischen Zielsetzungen der Stadt Leipzig verbindlich.
Mit zahlreichen Maßnahmen trägt das Unternehmen zur Erreichung der Leipziger
Klimaschutzziele bei. Insbesondere setzen die Stadtwerke seit vielen Jahren und
frühzeitig auf die nachhaltige Strom- und Wärmeerzeugung auf Basis Erneuerbarer
Energien sowie auf Basis der besonders effizienten Kraft-Wärmekopplung. Dabei
orientiert sich das Unternehmen als Grundversorger für die Stadt Leipzig an einer
ausgewogenen Balance der energiepolitischen Ziele Klimaschutz, Wirtschaftlichkeit
und Versorgungssicherheit.
Die vorliegende Petition „Kohleausstieg der Stadtwerke Leipzig“ greift die energiepolitische
Debatte um die Relevanz der energetischen Nutzung von Kohle bei der Stromund
Wärmeerzeugung auf. In der energiepolitischen Debatte zur Dekarbonisierung
3/4
der Stromerzeugung stellt sich immer wieder die Frage nach dem heutigen und zukünftigen
Strommix der Stadtwerke: im Mittel der Jahre 2015 und 2016 beträgt der
Anteil der in der Stadtwerke-Gruppe auf Basis Erneuerbarer Energien erzeugten
Strommenge etwa 75 % der an Privat- und Gewerbekunden verkauften Strommenge
im heutigen Konzessionsgebiet. Berücksichtigt man zudem die besonders energieeffiziente
Stromerzeugung durch die Gas- und Dampfturbinenanlage, wird rechnerisch
eine vollständige Abdeckung des gesamten Stromabsatzes im Konzessionsgebiet
der Leipziger Stadtwerke durch umweltfreundlich erzeugten Strom erreicht. Der
weitere Ausbau der Stromerzeugung auf Basis Erneuerbarer Energien ist Teil der
Stadtwerke-Unternehmensstrategie. Untermauert wird dies auch durch Investitionen
in Windkraftwerke in 2016.
Tatsächlich verkaufen die Stadtwerke den Strom, den sie selbst oder ihre WindparkBeteiligungen erzeugen, in der Regel am Großhandelsmarkt. Im Gegenzug wird der
an Kunden gelieferte Strom an Großhandelsmärkten, u. a. an der Leipziger Energiebörse,
eingekauft. Daher müssen die Stadtwerke gemäß der gesetzlichen Kennzeichnungspflicht
den Anteil des aus Kohle erzeugten Stroms an der Gesamtstromlieferung
im Jahr 2015 mit 28 % ausweisen (siehe Anlage). Dieser Wert liegt
deutlich unter dem bundesdeutschen Durchschnitt von 44 % und berücksichtigt nicht
die durch die Stadtwerke physisch erzeugte Strommenge.
Natürlich ist energiewirtschaftlich der Einkauf zusätzlicher Mengen zertifizierten
Ökostroms möglich. Beispielsweise wird der Strombedarf für den Betrieb der Leipziger
Straßenbahn seit dem 01.01.2018 zu 100 % aus CO2-freien Erneuerbaren Energien
gedeckt. Grundsätzlich reagieren die Stadtwerke hier bedarfsorientiert, d. h. auf
eine entsprechende Nachfrage von Kunden. Das bedeutet, das Ökostrom-Angebot
der Stadtwerke kann kurzfristig auf Kundenwunsch deutlich ausgeweitet werden.
Grundsätzlich ist es laufendes Geschäft der Stadtwerke, in Abhängigkeit von
technischen und marktseitigen Entwicklungen, das Produktportfolio unter Berücksichtigung
des energiepolitischen Zieldreiecks aus Klimaschutz, Versorgungssicherheit
und Wirtschaftlichkeit einer kontinuierlichen Überprüfung zu unterziehen.
Zu 3. Beschlussvorschlag 3 ist unter ausdrücklichem Bezug auf den Beschluss der
Ratsversammlung vom 18.10.2017 „Konsequentes Eintreten für den Klimaschutz –
Auch bei der Fernwärme!“ zum Antrag VI-A-04105-NF-02 sowie auf den dazu ergangenen
Verwaltungsstandpunkt, in der vorliegenden Fassung der Petition ebenfalls
abzulehnen. Beide Dokumente sich öffentlich über „leipzig.de“ einsehbar.
Der Ratsbeschluss könnte dagegen durchaus ale Alternativvorschlag zu BPkt. 3 der
Petition seitens des Petitionsausschusses aufgegriffen werden.
Anlage:
-
Petition
Anlage Stromkennzeichnung
4/4
Stromkennzeichnung
Stromlieferungen im Jahr 2015 der Leipziger Stadtwerke,
gemäß § 42 Energiewirtschaftsgesetz vom 7. Juli 2005, Fassung 28. Juli 2011
Quelle: Leipziger Stadtwerke
Kernkraft
Kohle
Erdgas
Sonstige fossile Energieträger
Quelle: BDEW
Erneuerbare Energien, gefördert und auszuweisen nach dem
Erneuerbare-Energien-Gesetz
Strom aus Erneuerbaren Energien mit Herkunftsnachweisen bzw.
sonstige Erneuerbare Energien
1
68 % der Menge wurde hilfsweise mit dem ENTSO-E-Energieträgermix für Deutschland berechnet.
2
32 % der Strombelieferung aus Erdgas erzeugen die Leipziger Stadtwerke selbst und diese zu 100 % durch umweltfreundliche
Kraft-Wärme-Kopplung.
3
Der Residualmix stellt die Stromlieferung der Leipziger Stadtwerke an nichtprivilegierte Kunden dar. In diesem Mix sind nicht
enthalten: Stromlieferungen an Kunden mit spezifischer Produkt-Stromkennzeichnung.
Umweltauswirkungen des Energieträgermix:
Leipziger Stadtwerke LeipzigerStadtwerke Leipziger Stadtwerke Leipziger Stadtwerke bundesdeutscher
Gesamtstromlieferung bestpreis-Lieferung Ökostromlieferung
Durchschnitt
Residualmix 3
(g/kWh)
(g/kWh)
(g/kWh)
(g/kWh)
(g/kWh)
Radioaktiver Abfall
CO2-Emissionen
0,0003
329
0,0000
230
0,0000
0
0,0003
320
0,0004
476
Weiterführende Informationen erhalten Sie im Internet unter www.L.de/stadtwerke oder der
Servicenummer 0341 121-3333 sowie im Energie- und Umweltzentrum, Katharinenstraße 17 (zwischen
Brühl und Markt) oder im Service-Center, Markgrafenstraße 2 (Ecke Petersstraße).
Stand der Informationen: 1. November 2016