Daten
Kommune
Leipzig
Dateiname
1371000.pdf
Größe
113 kB
Erstellt
23.02.18, 12:00
Aktualisiert
12.03.18, 15:24
Stichworte
Inhalt der Datei
Ratsversammlung
Verwaltungsstandpunkt Nr. VI-A-05446-VSP-01
Status: öffentlich
Eingereicht von
Oberbürgermeister
Betreff:
Neugestaltung der Porträt-Galerie von sieben Leipziger Oberbürgermeistern im Neuen
Rathaus - Aufnahme Erich Zeigners
Beratungsfolge (Änderungen vorbehalten):
Gremium
voraussichtlicher
Sitzungstermin
Zuständigkeit
Dienstberatung des Oberbürgermeisters
Verwaltungsausschuss
FA Kultur
Ratsversammlung
12.03.2018
23.03.2018
18.04.2018
Bestätigung
Vorberatung
Vorberatung
Beschlussfassung
Rechtliche Konsequenzen
Der gemäß Ursprungsantrag gefasste Beschluss wäre
☐
Rechtswidrig und/oder
☐ Nachteilig für die Stadt Leipzig.
☒
Zustimmung zu Pkt. 1
☐ Ablehnung
☐
Zustimmung mit Ergänzung
☒
☐
Alternativvorschlag
☐ Sachstandsbericht
1/4
Ablehnung, da bereits Verwaltungshandeln zu
Pkt. 2
Übereinstimmung mit strategischen Zielen:
x
Finanzielle Auswirkungen
nein
wenn ja,
Kostengünstigere Alternativen geprüft
nein
ja, Ergebnis siehe Anlage zur Begründung
Folgen bei Ablehnung
nein
ja, Erläuterung siehe Anlage zur
Begründung
Handelt es sich um eine Investition (damit aktivierungspflichtig)?
nein
ja, Erläuterung siehe Anlage zur
Begründung
Im Haushalt wirksam
von
Ergebnishaushalt
bis
Höhe in EUR
wo veranschlagt
Erträge
Aufwendungen
Finanzhaushalt
Einzahlungen
Auszahlungen
Entstehen Folgekosten oder Einsparungen?
Folgekosten Einsparungen wirksam
Zu Lasten anderer OE
nein
von
wenn ja,
bis
Höhe in EUR
(jährlich)
wo veranschlagt
Ergeb. HH Erträge
Ergeb. HH Aufwand
Nach Durchführung der
Ergeb. HH Erträge
Maßnahme zu erwarten
Ergeb. HH Aufwand (ohne
Abschreibungen)
Ergeb. HH Aufwand aus
jährl. Abschreibungen
Auswirkungen auf den Stellenplan
Beantragte Stellenerweiterung:
nein
wenn ja,
nein
ja,
Vorgesehener Stellenabbau:
Beteiligung Personalrat
2/4
Begründung:
zu 1:
Zustimmung
Erich Zeigner wird in die Porträt-Galerie der Leipziger Oberbürgermeister aufgenommen.
Er besitzt einen wichtigen Platz in der Leipziger Stadtgeschichte des 20. Jahrhunderts.
Als sächsischer Justizminister und Ministerpräsident hat Erich Zeigner für ein demokratisches
Deutschland gekämpft und hielt zur Zeit des Nationalsozialismus an seinen sozialistischen und
humanistischen Idealen fest. Berufsverbot, Anklagen wegen Hochverrats, Gefängnis und nach
dem 20. Juli eine elfmonatige Inhaftierung im KZ Buchenwald waren der Preis, den er für seine
Überzeugungen und seinen Mut gezahlt hat.
Erich Zeigner hat im Sommer 1945 in einem historischen Moment politische Verantwortung
übernommen, der schwieriger nicht sein konnte. Der totale Zusammenbruch des Dritten Reiches
und die Aufteilung Deutschlands in Besatzungszonen bildeten die historischen
Rahmenbedingungen seines Handelns. Erich Zeigner, bereits unter der amerikanischen
Besatzung als Rechtsrat im Kulturamt einer neuen Stadtverwaltung eingesetzt, wurde am 16. Juli
1945 vom sowjetischen Militärkommandanten zum Oberbürgermeister ernannt und durch die
erste frei gewählte Stadtverordnetenversammlung in ihrer zweiten Sitzung am 9. Oktober 1946
einstimmig in seinem Amt bestätigt.
Erich Zeigner hat in seiner Zeit als Oberbürgermeister das Beste für seine Stadt gewollt. Der
Wiederaufbau nach 1945 bleibt untrennbar mit seinem Namen verbunden. Dass ihm die
Besatzungsmacht zahlreiche Kompromisse abforderte, der beginnende Kalte Krieg und der
Machtanspruch der SED zunehmend demokratische Handlungsspielräume einschränkte,
schmälert nichts an seiner Bedeutung.
Aber auch Erich Zeigner war nicht unumstritten. Innerhalb der SPD befand er sich nicht selten in
einer Position der Minderheit. Gerade in der Frage der Vereinigung der beiden Arbeiterparteien
zur SED zeigt sich dies deutlich. Zeigner wollte den Zusammenschluss. Dies war seine
historische Lehre aus der Erfahrung der gescheiterten Weimarer Republik und den Jahren des
gemeinsamen Widerstands gegen den deutschen Faschismus.
Diese Ambivalenzen haben die Stadtverwaltung zögern lassen, Erich Zeigner vorbehaltlos in die
Reihe der demokratischen Oberbürgermeister zu platzieren. Die geführte öffentliche Diskussion
zeigt: Wir hätten insbesondere intensiver über die historische Figur Zeigner nachdenken und
dann entscheiden sollen. Damit wurde zu Missverständnissen eingeladen.
Erich Zeigner war auch bisher kein Vergessener. Parteien des Stadtrats, Gewerkschaften und
der rührige Erich-Zeigner-Verein haben sich seit Jahren um sein Andenken bemüht. Wir können
uns glücklich schätzen, mit dem Wohnort Erich Zeigners in der Zschocherschen Straße einen
lebendigen und intakten Ort der Erinnerung zu besitzen.
Zu 2:
Ablehnung, da Verwaltungshandeln
Die Neugestaltung der gesamten Porträtgalerie wird Erich Zeigner seinen angemessenen Platz in
der Chronologie der demokratisch gewählten Amtsträger unserer Stadt verleihen. Auf einer
Begleittafel wird den besonderen Bedingungen seiner Wahl und seiner Amtszeit Rechnung
getragen. Auf dieser Tafel werden auch die Oberbürgermeister der Jahre 1950-1989 genannt,
wie bei den anderen Oberbürgermeistern ohne biografischen Zusatz.
Wir orientieren uns hier an Erich Zeigner, der in einer Rede, die der Jurist kurz nach seiner
Amtsübernahme im Sommer 1945 hielt, forderte: „Als das Wichtigste sehe ich an, daß alle Teile
des Volkes wieder zu einem Gefühl des Rechts kommen, daß sie nicht stumm bleiben, wenn das
Recht mit Füßen getreten wird (…) es wird eine der schwersten Aufgaben unserer Zeit sein,
jedem Einzelnen in Deutschland wieder ein Gefühl dafür zu geben: Was darf der Staat und wo
beginnt das Unrecht.“ Zeigner markiert den Abstand, der den Rechtsstaat vom Unrechtsstaat
trennt. An dieser Erkenntnis werden wir ohne Wenn und Aber bei unserem Urteil über die
Leipziger Oberbürgermeister des 20. Jahrhunderts festhalten.
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