Daten
Kommune
Leipzig
Dateiname
1368038.pdf
Größe
4,6 MB
Erstellt
13.02.18, 12:00
Aktualisiert
15.06.18, 21:21
Stichworte
Inhalt der Datei
Ratsversammlung
Beschlussvorlage Nr. VI-DS-05480
Status: öffentlich
Eingereicht von
Dezernat Jugend, Soziales, Gesundheit und Schule
Betreff:
Schulnamensgebung für die 172. Schule, Grundschule der Stadt Leipzig und die
Schule Telemannstraße, Gymnasium der Stadt Leipzig
Beratungsfolge (Änderungen vorbehalten):
Gremium
Dienstberatung des Oberbürgermeisters
FA Jugend, Soziales, Gesundheit und Schule
SBB Mitte
SBB Alt-West
Ratsversammlung
voraussichtlicher
Sitzungstermin
Zuständigkeit
18.04.2018
Bestätigung
Vorberatung
Vorberatung
Vorberatung
Beschlussfassung
Beschlussvorschlag:
1. Die Ratsversammlung stimmt gemäß der Richtlinie zur Schulnamensgebung (DS00226/14) den Schulnamensänderungen für die 172. Schule, Grundschule der Stadt
Leipzig und für die Schule Telemannstraße, Gymnasium der Stadt Leipzig zu.
2. Die 172. Schule, Grundschule der Stadt Leipzig, trägt ab dem 01.08.2018 den
Schulnamen Schule am Leutzscher Holz. Die Schulart wird ergänzend angefügt:
Schule am Leutzscher Holz, Grundschule der Stadt Leipzig.
3. Die Schule Telemannstraße, Gymnasium der Stadt Leipzig, trägt ab dem 01.08.2018
den Schulnamen Gerda-Taro-Schule. Die Schulart wird ergänzend angefügt: GerdaTaro-Schule, Gymnasium der Stadt Leipzig.
1/8
Übereinstimmung mit strategischen Zielen:
nicht relevant
x
Finanzielle Auswirkungen
nein
wenn ja,
Kostengünstigere Alternativen geprüft
nein
ja, Ergebnis siehe Anlage zur Begründung
Folgen bei Ablehnung
nein
ja, Erläuterung siehe Anlage zur
Begründung
Handelt es sich um eine Investition (damit aktivierungspflichtig)?
nein
ja, Erläuterung siehe Anlage zur
Begründung
Im Haushalt wirksam
von
Ergebnishaushalt
bis
Höhe in EUR
wo veranschlagt
Erträge
Aufwendungen
Finanzhaushalt
Einzahlungen
Auszahlungen
Entstehen Folgekosten oder Einsparungen?
Folgekosten Einsparungen wirksam
Zu Lasten anderer OE
nein
von
wenn ja,
bis
Höhe in EUR
(jährlich)
wo veranschlagt
Ergeb. HH Erträge
Ergeb. HH Aufwand
Nach Durchführung der
Ergeb. HH Erträge
Maßnahme zu erwarten
Ergeb. HH Aufwand (ohne
Abschreibungen)
Ergeb. HH Aufwand aus
jährl. Abschreibungen
Auswirkungen auf den Stellenplan
Beantragte Stellenerweiterung:
x
nein
wenn ja,
x
nein
ja,
Vorgesehener Stellenabbau:
Beteiligung Personalrat
2/8
Sachverhalt:
Schulen in Trägerschaft der Stadt Leipzig können nach dem Durchlaufen des zugehörigen
Beteiligungsverfahrens gemäß der Richtlinie zur Schulnamensgebung (DS-00226/14) einen
Antrag auf Schulnamensänderung stellen. Die Änderung eines Schulnamens bedarf eines
Beschlusses durch den Stadtrat der Stadt Leipzig. Von der 172. Schule, Grundschule der
Stadt Leipzig und der Schule Telemannstraße, Gymnasium der Stadt Leipzig, wurden
Anträge auf Schulnamensänderung gestellt. Ziel der Vorlage ist die Beschlussfassung der
Namensänderung.
1
172. Schule, Grundschule der Stadt Leipzig
Die 172. Schule stellt einen Antrag auf Änderung des Schulnamens in "Schule am
Leutzscher Holz". Sie hat sich aufgrund der Ortslage bewusst für einen Regionalnamen
entschieden, der für die Identifizierung der Schüler/-innen und der Elternschaft mit dem
Stadtteil und dem Wohnumfeld bedeutsam ist. Der Antrag auf Schulnamensänderung sowie
der zugehörige Schulkonferenzbeschluss ging am 4. Dezember 2017 im Amt für Jugend,
Familie und Bildung ein (vgl. Anlage 1).
Die Schule liegt im Stadtteil Alt-West, in unmittelbarer Nähe zum Waldgebiet Leutzscher
Holz. In 17 Klassen lernen ca. 386 Schüler/-innen. Bereits seit Beginn der Arbeit am
Schulkonzept "Schule in Bewegung" im Schuljahr 2005/06 wurden Überlegungen für einen
passenden Schulnamen angestellt. Im Schuljahr 2016/17 hat das Lehrerkollegium mit allen
am Schulleben Beteiligten, insbesondere mit den Eltern, die Arbeit an einem
identitätsstiftenden Schulprogramm und damit verbunden an einem neuen Schulnamen, der
eng mit der Region verbunden ist und auf das unmittelbare Schulumfeld verweist,
aufgenommen.
1.1
Bezüge zum Schulkonzept und pädagogische Begründung
1.1.1 Schulname als Ausdruck eines gelebten natur- und umweltbasierten
Schulkonzepts
Mit der Entscheidung für den Namen "Schule am Leutzscher Holz" will die 172. Schule dem
Umstand Rechnung tragen, dass sie in unmittelbarer Nähe zum Leipziger Auwald liegt, der
zu den gefährdeten Biotopen in Deutschland gehört. Weiterhin soll der Name vor allem
Ausdruck sein für ein gelebtes natur- und umweltbasiertes Schulkonzept.
Auwälder, bestehend aus Weichholz- und Hartholzgewächsen, werden auf der Roten Liste
als von der vollständigen Vernichtung bedroht, eingestuft. Es gilt, sie als besondere
Ökosysteme zu erhalten und ihre Bedeutsamkeit vor allem der jungen Generation lebensnah
und identitätsstiftend zu vermitteln. Zum Leipziger Auwald gehören verschiedene
Waldgebiete, wie "Die Gottge", "Wilder Mann" oder "Die Königseiche", deren Übergänge und
Grenzen untereinander fließend sind. Das bekannteste jedoch ist das "Leutzscher Holz".
Für die Bürger/-innen in den Stadtteilen Lindenau, Leutzsch und z.T. auch Plagwitz ist das
"Leutzscher Holz" ein wichtiges Erholungsgebiet mit zahlreichen Wander- und Radwegen
und einer interessanten Flora und Fauna.
1.1.2 Pädagogische Begründung
Das "Leutzscher Holz" lässt sich in vielfältiger Weise in die Gestaltung des Bildungs- und
Erziehungsprozesses einer Grundschule integrieren. Es ergeben sich zahlreiche
Anknüpfungspunkte und Schnittstellen für den Unterricht, sowohl in Umsetzung des
Lehrplans als auch im Rahmen der Ganztagsangebote und im außerschulischen Bereich.
So greift beispielsweise der Sachunterricht Themen aus der Lebenswirklichkeit der Kinder
auf. Er soll entdeckendes Lernen fördern, Raum geben für Experimente, Forscherdrang,
3/8
Vermutungen, sachorientiertes Arbeiten und problemlösendes Denken. Der heimische Wald
ist dafür als praktisches Modell prädestiniert. Die Schüler/-innen lernen einheimische
Pflanzen und Tiere kennen, sie beobachten sie in ihrem natürlichen Lebensraum, gehen auf
Spurensuche, erkennen Merkmale jahreszeitlicher Veränderungen, setzen sich mit dem
Schutz des Waldes auseinander und begreifen ihn als Lebensraum für Tiere, Pflanzen und
Menschen.
Im Deutschunterricht können die im und über den Wald gewonnenen Erkenntnisse
zusammenhängend erzählt, in Sachtexten aufgeschrieben oder in Bildgeschichten
präsentiert werden. Sprache wird als Ausdrucksmittel genutzt. In vielfältigen lebensnahen
Situationen nutzen die Schüler/-innen ihr spontanes Mitteilungsbedürfnis, prägen ihre
Sprechfreude aus und erzählen vom Erlebten aus der Natur und dem nahegelegenen
Waldgebiet.
Im Fach Ethik ist der Lernbereich "Wir in der Zeit" Gegenstand des Lehrplans. Hier geht es
unter anderem um das Gewinnen von Einblicken in die Wunderwelt der Natur, um Werden,
Wachsen und Vergehen und um Fragen des Naturschutzes. Das Waldgebiet "Leutzscher
Holz" kann in diesem Zusammenhang als praktischer und lebensnaher Lernort genutzt
werden.
Die Lernbereiche "Körperhaft-räumliches Gestalten" und "Ein besonderes Foto" im
Kunstunterricht lassen ebenfalls vielfältige Möglichkeiten der kreativen Auseinandersetzung
mit dem Leipziger Auwald zu.
Im Fach Sport können Wald- und Orientierungsläufe durchgeführt werden, die einerseits die
Freude der Kinder an der Bewegung im Freien fördern und andererseits die
Orientierungsfähigkeit schulen. Dabei sind die Lösung kleinerer Orientierungsaufgaben an
bestimmten Punkten und/oder die Orientierung nach Karte und Kompass im heimischen
Wald bei den Schüler/-innen sehr beliebt.
Eine ausführliche Darstellung weiterer Bezüge zum Lehrplan der Grundschule findet sich in
der Anlage 2.
Der Leipziger Auwald im Allgemeinen und das Leutzscher Holz im Besonderen sind somit
Gegenstand für fächerverbindenden und praktisch-lebensnahen Unterricht sowie für die
Freizeitgestaltung im Hort und im Ganztag. Neben der Einbindung des Leutzscher Holzes in
den Unterricht bieten sich auch am Nachmittag zahlreiche Möglichkeiten für die Einbindung
in die Hortarbeit. Wanderungen, Wahrnehmungsspiele, Spurensuche, Sammeln von Pilzen
und Kräutern, Toben und Entspannen stehen zusätzlich auf der Agenda. Im Rahmen der
Kooperation zwischen beiden Einrichtungen und der Durchführung von Ganztagsangeboten
sind weitere gemeinsame Projekte möglich. Die Schule plant außerdem, eine Tradition
entwickelt werden, nach der in jedem Schuljahr ein Baum gepflanzt wird und in den
Folgejahren gepflegt wird. So könnte über die Jahre ein kleiner Schulwald entstehen, der zur
dauerhaften Identifikation aktueller wie ehemaliger Schülergenerationen mit der Schule am
Leutzscher Holz beitragen kann.
1.2
Prozess der Namensfindung und Beteiligungsverfahren
Bereits seit dem Schuljahr 2005 wurde in der Schule nach einer Alternative für den
Schulnamen "172. Schule" gesucht, Vorschläge diskutiert und wieder verworfen.
Im September 2016 brachten Eltern abermals die Idee ein, einen neuen Namen für die
Schule zu suchen, der der Elternrat zustimmte. Zur Namensfindung wurde eine
Arbeitsgruppe gegründet, die sich aus Vertreter/-innen des Elternrats, des Lehrerkollegiums
sowie der Schul- und Hortleitung zusammensetzte. Bis Januar 2017 wurden mehrere
Namensvorschläge eingebracht und diskutiert. Man einigte sich auf folgende vier Favoriten:
Renate-Lieckfeld-Schule, Christian-Gellert-Schule, Schule am Leutzscher Holz und
Leutzscher Lindenschule. In der Folge gab es Abstimmungsverfahren zu den verbliebenen 3
4/8
Namen bei den Eltern (per E-Mail erfolgt), bei den Lehrer/-innen (über Schulleitung) und bei
den Horterzieher/-innen (über Hortleitung). Auch die Schüler/-innen wurden aktiv ins
Abstimmungsverfahren eingebunden, die Vorschläge in den einzelnen Klassen unter Leitung
des jeweiligen Klassenleiters umfassend diskutiert und dem Kinderrat der Schule übermittelt.
Der Kinderrat zählte die jeweiligen Stimmen aus.
Anlässlich der Lehrerkonferenz am 2. August 2017 entschied sich die Mehrheit aller
Beteiligten für den Schulnamen "Schule am Leutzscher Holz" (Anlage 3) und die
Schulkonferenz beschloss am 5. September 2017 eschloss einstimmig, beim Schulträger
einen Antrag auf Änderung des Schulnamens in "Schule am Leutzscher Holz" zu stellen.
1.3
Standpunkt des Schulträgers
Die Schule hat in einem umfänglichen Beteiligungsprozess Lehrerkollegium, Schüler/-innen
und Eltern ebenso in den Prozess der Namensfindung und Beantragung eingebunden wie
den Hort als wichtigsten Partner der pädagogischen Arbeit im Ganztag. Außerdem stellten
die Schulleiterin und eine Elternvertreterin ihre Pläne zur Umbenennung in "Schule am
Leutzscher Holz" dem Stadtbezirksbeirat Alt-West am 01.11.2017 vor. Die Stadtbezirksbeiräte unterstützen die Namensänderung ebenfalls und sicherten die Kontaktaufnahme zu den
Fraktionen zu, um auch dort für eine Unterstützung zu werben. Insgesamt fand eine
intensive Auseinandersetzung mit dem Leipziger Auwald im Allgemeinen und dem
Leutzscher Holz im Besonderen statt. Auch das Amt für Stadtgrün und Gewässer und das
Amt für Umweltschutz wurden bei der inhaltlichen Argumentation mit einbezogen.
In der Auseinandersetzung mit dem künftigen Schulnamen spielen die Wertevermittlung wie
Umweltbewusstsein, Heimatliebe, Naturverbundenheit, Naturerhaltung, Schutz des Lebens
und die damit einhergehende Übernahme von Verantwortung durch jeden Einzelnen und
durch die soziale Gemeinschaft eine wichtige Rolle.
Seitens des Schulträgers wird der Antrag der 172. Schule auf Namensänderung in "Schule
am Leutzscher Holz" befürwortet.
2
Schule Telemannstraße, Gymnasium der Stadt Leipzig
Die Schule Telemannstraße wurde zum Schuljahresbeginn 2015/16 als Außenstelle der
Friedrich-Schiller-Schule eingerichtet und zum Schuljahr 2017/18 selbständig. Die Schule
trägt derzeit den vorläufigen Schulnamen Schule Telemannstraße.
Die Schule Telemannstraße, die derzeit einen vorläufigen Schulnamen trägt, beantragt die
Benennung der Schule nach Gerda Taro. Der Antrag ging am 17. November 2017 im Amt für
Jugend, Familie und Bildung ein; beantragt wurde aufgrund des Beschlusses der Schulkonferenz der Schulname Gerda-Taro-Gymnasium (Anlage 4). Da sich die Schulkonferenz in
ihrer Sitzung vom 25.10.2017 mit der Namensvariante Gerda-Taro-Schule einverstanden
erklärt hat (vgl. Anlage 5) und diese in der Richtlinie zur Schulnamensgebung vorgesehen
ist, wird mit der vorliegenden Vorlage die Änderung des Schulnamens in Gerda-Taro-Schule
beantragt.
Der gewählte Schulname soll vielfältige Anknüpfungsmöglichkeiten im Schulalltag bieten und
über die Grenzen der Schule hinaus wirken. Die Namenswahl ist Ausdruck eines reflektierten
Geschichtsbewusstseins und ehrt die Lebensleistung von Gerda Taro.
2.1
Gerda Taro: Leben und Wirken
Gerda Taro wurde als Gerta Pohorylle am 1. August 1910 in Stuttgart geboren. Die jüdische
Familie war aus Ost-Galizien nach Reutlingen zugewandert, wo der Vater eine Eiergroßhandlung gründete. 1929 zog die Familie nach Leipzig, hier besuchte Gerta Pohorylle die
Gaudig-Schule am Nordplatz und wurde Mitglied im Sozialistischen Schülerbund. Nach der
Machtübernahme durch die Nationalsozialisten wurde sie im März 1933 in Schutzhaft
5/8
genommen, nachdem sie mit Freunden antifaschistische Plakate geklebt hatte. Nach der
Entlassung aus der Haft emigrierte sie im Spätherbst 1933 nach Paris. Hier lernte sie 1934
den ungarisch-jüdischen Fotografen André Friedmann kennen, besorgt ihm Aufträge als
Fotograf und lernt selbst das Fotografieren und die Arbeit in der Dunkelkammer. Um mehr
Aufträge von französischen Redaktionen zu erhalten, ändern beide ihren Namen: aus André
Friedmann wird Robert Capa, aus Gerta Pohorylle Gerda Taro. Beide Fotografen waren seit
1935 bei der Fotoagentur "Allicance Photo" angestellt und berichteten in den Jahren 1936/37
gemeinsam aus dem spanischen Bürgerkrieg, unter anderem über die Ausbildung der
anarchistischen Milizen. Es entstanden Reportagen für internationale Magazine und
Zeitungen, die Capa und Taro als ihren Beitrag gegen die von Hitler und Mussolini
unterstützten Franco-Truppen sehen.
Taro fuhr täglich alleine oder mit ihrem Partner Capa von Madrid aus an die nahe Front, um
zu fotografieren und zu dokumentieren - so auch am 25. Juli 1937. Bei der Rückfahrt von der
Front wurde Taro bei einem deutschen Tieffliegerangriff schwer verletzt und erlag einen Tag
später diesen Verletzungen. Die Fotografin und Journalistin wurde am 1. August 1937 auf
dem Friedhof Père Lachaise in Paris beigesetzt. Der von Pablo Neruda und Louis Aragon
angeführte Trauerzug, dem sich tausende Menschen anschlossen, wurde zu einer
Demonstration gegen den Faschismus.
Gerda Taro gilt als Pionierin des Fotojournalismus und erste Kriegsreporterin. Ihr Werk
konnte lange nicht vollständig erschlossen werden. 2007 wurde in Mexiko City ein Koffer
gefunden, der verschollen geglaubte Bilder von Gerda Taro und Robert Capa enthielt und
Jahrzehnte nach ihrem Tod eine umfassende Würdigung ihres Werkes ermöglichte.
In Taros Geburtsstadt Stuttgart erinnert seit 2014 der Gerda-Taro-Platz an die Fotografin, in
Leipzig wurde bereits 1970 eine Straße nach ihr benannt.
2.2
Pädagogische Begründung
Die Biografie von Gerda Taro ermöglicht sowohl im Bereich des Lehrplans als auch für den
darüber hinaus gehenden schulischen Alltag verschiedene Anknüpfungsmöglichkeiten.
Durch die Beschäftigung mit Taro als Persönlichkeit wird den Schüler/-innen eine kritische
Vergangenheitsdeutung ermöglicht. Es lassen sich Bezüge zur eigenen gesellschaftlichen
Gegenwart herstellen und das Bestreben fördern, die eigene Zukunft aktiv mitzugestalten.
Gerda Taro steht für Mut und Risikobereitschaft: in gesellschaftlich-politischer Hinsicht durch
ihre Beteiligung an Widerstandsaktionen gegen den Nationalsozialismus und ihr Oeuvre und
in persönlicher Hinsicht durch ihre Berufswahl, mit der sie eingetretene Pfade und
vorgegebene weibliche Rollenmodelle verließ. Gleichzeitig bietet Gerda Taros Biografie
transnationale Bezüge. Sie gilt als Weltbürgerin osteuropäisch-jüdischer Herkunft, erlebte
eine deutsche gutbürgerliche Kindheit in Stuttgart, lebte dann in Leipzig, Frankreich und
Spanien und machte durch ihre journalistische Tätigkeit das Kriegs- und politische
Geschehen in Spanien weit über die Landesgrenzen hinaus bekannt. Das Leben und Wirken
von Gerda Taro bietet 80 Jahre nach ihrem Tod Kindern und Jugendlichen wichtige
Anknüpfungspunkte für die eigene Sinnsuche und hat somit Leitbildfunktion. Die genannten
Aspekte werden in das noch zu erarbeitende Schulprogramm unter dem Motto "Ein Bild sagt
mehr als tausend Worte" der künftigen Gerda-Taro-Schule einfließen. Auch im Bereich des
Unterrichts und der Ganztagesangebote bzw. weiterer außerunterrichtlicher Aktivtäten
lassen sich Anknüpfungspunkte zu Leben und Wirken Gerda Taros herstellen.
Mit Spanisch und Französisch als angebotenen Fremdsprachen lassen sich erste
Verbindungen zur Taros Wirkungsstätten herstellen, Schüleraustausche mit französischen
und/oder spanischen werden angestrebt, ebenso die Durchführung von Klassenfahrten in
beide oder eines der beiden Länder. Sowohl der Kunstunterricht als auch das angebotene
künstlerische Profil lassen enge Bezüge zu Taros Tätigkeit als Fotografin zu.
Fächerübergreifend und in Verknüpfung mit dem Schulprogramm lassen sich Aspekte wie
Toleranz, Entschlossenheit, Mut aufgreifen. Weiterhin bietet sich der Geschichtsunterricht für
Bezüge zur Biografie der künftigen Schulpatronin an. Stichworte sind hier: 2. Weltkrieg,
Nationalsozialismus, Spanischer Bürgerkrieg.
6/8
Für eine tiefergehende Beschäftigung mit Leben und Wirken Gerda Taros bieten sich
Projekttage oder -wochen an, in denen die Schüler/-innen die Möglichkeit bekommen, sich
mit verschiedenen Aspekten ihrer Biografie zu auseinanderzusetzen und Bezüge zur
eigenen Gegenwart herzustellen.
2.3
Prozess der Namensfindung und Beteiligungsverfahren
Für den Prozess der Namensfindung wurde eine Arbeitsgruppe eingerichtet, die sich aus
zwölf Personen zusammensetzte (Lehrer/-innen und Eltern). Ziel der Arbeitsgruppe war das
Finden einer als Namenspatron/-in für die Schule geeigneten Person. Unter Berücksichtigung der "Richtlinie zur Namensgebung von Leipziger Schulen" wurden Kriterien
zusammengestellt, die für die Bewertung möglicher Namensgeber/-innen für die Schule
angelegt werden sollten: Bezug zur Stadt Leipzig, humanistisches Handeln, besondere
Lebensleistung und fortschrittliche Persönlichkeit. Die Arbeitsgrupp legte außerdem
gemeinsam die Vorgehensweise für das Finden eines passenden Schulnamens fest und
definierte Teilziele.
Im ersten Schritt konnte jedes Mitglied der Arbeitsgruppe maximal drei Vorschläge
einschließlich einer kurzen Begründung unterbreiten. Am Ende standen mehr als 15 Namen
zur Auswahl. Auch der Richard-Wagner-Verein wurde angehört. Die Arbeitsgruppe
reduzierte die Auswahl der möglichen Namenspatrone auf vier Personen, mit denen sich die
Schüler/-innen in Projekttagen unter dem Motto "Spurensuche" beschäftigten: Franz Dominic
Grassi, Carl Friedrich Goerdeler, Friederike Caroline Neuber und Gerda Taro.
Aufgrund des Alters der Schüler/-innen (zehn bis zwölf Jahre) an der aufwachsenden Schule
sollten sie sich während der Projekttage am 11./12. April 2017 mit keiner zu großen Anzahl
an möglichen Namensgeber/-innen für die Schule befassen.
Die Materialien, mit denen die Schüler arbeiteten, wurden vom Lehrerkollegium zusammengestellt. Ein zusätzlicher Schwerpunkt lag auf der Entwicklung der Kompetenzen der
Schüler/-innen bei der Darstellung und Präsentation des neu angeeigneten Wissens.
Am ersten Projekttag sollten die Schüler/-innen erfahren, wie Namensgebung funktioniert
und wie Personen, Straßen, Plätze usw. zu ihrem Namen kommen. Im nächsten Schritt
beschäftigten sich die Schüler/-innen in Kleingruppen mit den vier vorgenannten Persönlichkeiten. Verschiedene Möglichkeiten wie Plakat, Zeitstrahl, Interview oder Bildgeschichte zur
Darstellung der Fakten wurden genutzt. Im Ergebnis der Projekttage wurde festgehalten,
dass beim Schulträger ein Antrag auf Benennung der Schule nach Gerda Taro gestellt
werden soll.
Neben Schüler/-innen, Eltern und Lehrer/-innen wurde der Stadtbezirksbeirat Mitte in den
Prozess der Namensfindung eingebunden und der Namenswunsch der Schule in der
Beiratssitzung am 8. Juni 2017 präsentiert. Seitens des Stadtbezirksbeirates wird das
Vorhaben ausdrücklich begrüßt (vgl. dazu Protokollauszug der Sitzung, online verfügbar
unter https://ratsinfo.leipzig.de/bi/to020.asp) .
2.4
Standpunkt des Schulträgers
Seitens des Schulträgers wird die Umbenennung der Schule Telemannstraße in Gerda-TaroSchule befürwortet. Es wird ausdrücklich begrüßt, dass die Schule kurz nach dem Selbständigwerden einen Schulnamen beantragt und damit die vorläufige Bezeichnung Schule
Telemannstraße ablegt. Mit der Wahl des Schulnamens und seinen Verbindungen zu
Unterricht und Schulprogramm wird bereits in der Aufbauphase der Schule eine wesentliche
Möglichkeit zur Identifikation geschaffen und der Schule ein Gesicht verliehen. In der Schule
fand eine intensive Auseinandersetzung mit der Frage nach einem neuen Schulnamen statt,
alle am Schulleben Beteiligten wurden ebenso einbezogen wie zuständige der Stadtbezirksbeirat Mitte.
7/8
Anlagen:
Anlage 1 – Antrag Schulkonferenz 172. Schule
Anlage 2 – Unterrichtsentwurf 172. Schule
Anlage 3 – Lehrerkonferenz 172. Schule
Anlage 4 – Antrag Schule Telemannstraße
Anlage 5 – Protokoll Schule Telemannstraße
8/8
Protokoll
1. Schulkonferenz
Gymnasium an der Telemannstraße
2017
25.10.2017, 18.00
Teilnehmende: Jessika Sommer, Sabine Baumbach, Christiane Scheffler, Benjamin Amthor,
Frau Homann (Vertretung Frau Flister)
Uwe Schmidt (Schulleitung)
Lotte Baumbach, Pauline Heiser, Charlotte Matthias, Kevin Pilz,
Frau Bullmann ( Vertretung für Hr. Oehme), Herr Kopp, Herr Hünicke
Frau Klöter (Vertretung der Stadt Leipzig)
Protokollant: Sabine Baumbach
TOP 1
Hausordnung
Hausordnung (s. Anlage 1) für das SJ 2017 /2018
Durchsetzung der Hausordnung durch die aufsichtsführendem Lehrkräfte
Beschlussfassung Hausordnung:
Hausordnung wird für das SJ 2017/2018 einstimmig angenommen
TOP 2
Festakt
allg. Information
- Betreuung der Schüler von 10.00 - 13.30
- Schüler schreiben Brief an sich selbst - wird bis zum Abitur aufgehoben
- Übertragung des Festaktes über die Panels in die Klassenräume
TOP 3
GTA
Herr Amthor: Vorstellung Konzept GTA
Internetauftritt (Schulwebseite zum GTA), Einschreibemodalitäten,
aktuelle Auslastung der GTA’s
- Sozialraumanalyse (Schülerzahlen, Migrationshintergrund)
- Konzept des Schulgebäudes
- Leitbild der Schule
- Kooperationsvereinbarungen werden angestrebt
- Arbeitsschwerpunkte , Ziele (vielfältiges Angebot,
jahrgangsübergreifend, über den Unterricht hinausgehend, freiwillige
Teilnahme, Gründung des Schulclubs wird angestrebt, langfristige
Zusammenarbeit mit den Kooperationspartner ist angestrebt
- Schlussfolgerungen, Ergebnisse der internen Evaluation
- Finanzierung (Modalitäten der Berechnungsgrundlage der staatlichen
Mittel)
Hinweise:
Frau Witt:
GTA findet auf der Grundlage der sächsische
Ganztagsangebotsverordnung statt, in der Konzeption erwähnen /
beachten
Frau Sommer: räumliche Kapazität für Schulclubs
Beschlussfassung GTA für SJ 2017/2018 und SJ 2018/2019:
GTA wird einstimmig angenommen
-
PROTOKOLL SCHULKONFERENZ
1
TOP 4
Namensgebung
Frau Scheffler: Werdegang zum Schulprojekt Namensgebung
Frau Witt
- Unterausschuss Schulentwicklungsplan hat positiv über den
Vorschlag votiert
- Stadt möchte einheitliche Schulnamensgebung, d.h.
Gerda - Taro Schule - Gymnasium der Stadt Leipzig
- steht nicht im Widerspruch zum Beschluss der Gesamtlehrerkonferenz
- Beschlussfassung Schule soll den Eigennamen Gerda Taro haben sein.
Die Schulkonferenz wünscht
Gerda - Taro - Gymnasium, Schule der Stadt Leipzig und Bitte um Prüfung
ob diese Namensform abweichend von der Richtlinie zur Namensgebung
von Leipziger Schulen möglich ist. Ist dies nicht möglich so soll die Schule
Gerda - Taro-Schule Gymnasium der Stadt Leipzig heißen.
Beschlussfassung Schule soll den Eigennamen Gerda Taro tragen:
Beschlussfassung wird einstimmig angenommen
TOP 5
Kooperation
Kooperation mit Schule 5 im Stadtbezirk Mitte, Grundschule der
Stadt Leipzig
Beschlussfassung Kooperationsvereinbarung (s. Anlage 2)
Beschlussfassung wird einstimmig angenommen
TOP 6
Haushalt
Information über den Gesamthaushalt s. Anlage (s. Anlage 3)
Protokollant: Sabine Baumbach
Schulleitung: Uwe Schmidt
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————————————————
PROTOKOLL SCHULKONFERENZ
2