Daten
Kommune
Leipzig
Dateiname
1375873.pdf
Größe
82 kB
Erstellt
08.03.18, 12:00
Aktualisiert
27.03.18, 19:13
Stichworte
Inhalt der Datei
Anfrage Nr. VI-F-05586
Status: öffentlich
Eingereicht von
Fraktion Bündnis 90/Die Grünen
Betreff:
Ökologisch verantwortungsvoller Umgang beim Bau von Kunstrasenplätzen
Beratungsfolge (Änderungen vorbehalten):
Gremium
voraussichtlicher
Sitzungstermin
Zuständigkeit
Ratsversammlung
21.03.2018
mündliche Beantwortung
Sachverhalt:
Immer mehr Kommunen und Vereine setzen auf Kunstrasenplätze, da diese ganzjährig
bespielbar sind und wesentlich besser den deutlich gewachsenen Nutzungsanforderungen,
insbesondere im Bereich Fußball, entsprechen. So sind Kunstrasenplätze im Schnitt 2.000
Stunden jährlich nutzbar, Naturrasenplätze hingegen nur bis maximal 800 Stunden. Auch
Leipzig setzt aufgrund der mit dem Einwohnerwachstum einhergehenden deutlich
gestiegenen Mitgliederzahlen in den Vereinen und dem damit erhöhten Nutzerdrucks auf die
verfügbaren Plätze zunehmend auf den Ausbau von Kunstrasenplätzen und fördert
entsprechende Investitionsmaßnahmen bei den Sportvereinen.
Die Anforderungen im Bereich Fußball erfordern im Gegensatz zu Hockeyplätzen verfüllte
Kunstrasenplätze, die allerdings auch wesentlich pflegeintensiver sind. Das
Kunstrasengranulat wird heutzutage in Form unterschiedlicher Materialien und in
verschiedenen Formen und Farben angeboten. Bei der Neu- oder Nachverfüllung von
Kunstrasenplätzen stehen vom vergleichsweise teuren EPDM- und TPE-Granulat bis hin zu
dem günstigen, aber auch gesundheitlich nicht unumstrittenen SBR-Recyklat aus alten
Gummireifen sowie dem im Gegensatz dazu natürlichen Kunstrasengranulat Kork
unterschiedlichste Füllmaterialien zur Auswahl.
Zentrales Problem kunststoffbasierter Granulate sind die mit der Nutzung einhergehenden
Einträge von Mikroplastik in das Grundwasser. Ursächlich für die Freisetzung von
Mikroplastik aus Kunstrasenspielfeldern sind Füllungen mit RCL-(Recycling-)Granulat,
welches zum Teil aus Altreifen gewonnen wird und neben sogenannten polyzyklischen,
aromatischen Kohlenwasserstoffen (PAK) auch weitere Gefahrenstoffe wie Schwermetalle
freisetzt, welche kontinuierlich ins Grundwasser gehen. PAK gilt außerdem als
krebserregend.
Alternative und natürliche Verfüllungen mit Kork-Kokosfasern finden sich immer häufiger auf
deutschen Sportplätzen. Gerade auch skandinavische Länder setzen zunehmend auf diese
nachwachsenden Rohstoffe, ohne dass ein verstärkter Bewuchs mit Pflanzen feststellbar ist.
Aufgrund seiner natürlichen Herkunft und dem Aufbau und der Struktur des Korks erhitzt es
sich signifikant weniger als andere Granulate und erhöht dadurch vor allem im Sommer den
Spielkomfort. Auch wenn aufgrund einer geringeren Lebenszeit des korkgefüllten
Sportplatzes unter Umständen einmal neues Korkgranulat nachgestreut werden muss, um
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die ausgewogene Korngrößenverteilung des Materials sicherzustellen, lohnt sich dessen
Einsatz dennoch. Ökologisch, weil es sich um einen nachwachsenden Rohstoff handelt, und
wirtschaftlich, weil die Dichte des Korks sehr gering ist und das Material vergleichsweise
günstig.
Zudem lässt sich das Material nach seiner Nutzungsdauer problemlos kompostieren, sodass
die Kosten für Rückbau und Entsorgung niedriger sind, als bei herkömmlichen
Kunstrasenplätzen auf Gummigranulatbasis.
Wir fragen dazu an:
1. Mit welchen Materialien sind bereits bestehende, bzw. werden in Planung und Bau
befindliche Kunstrasenplätze in Leipzig gebaut und wie schätzt die Stadt Leipzig
dahingehend die Auswirkungen auf Umwelt und Mensch ein?
2. Ist den Kommunalen Wasserwerken das Problem der Umweltauswirkungen von
Kunstrasenplätzen bekannt und welche Maßnahmen wurden und werden hinsichtlich
der Wasserbelastung und damit einhergehender technischer Voraussetzungen
eingeleitet?
3. Welche Vorgaben bestehen für Leipziger Sportvereine beim Bau von
Kunstrasenplätzen seitens der Stadt und des Landes, die Investitionsfördermittel
bereitstellen?
4. Wie will die Stadt Leipzig künftig hinsichtlich der bekannten negativen Auswirkungen
bestimmter Baustoffe auf Umwelt und Gesundheit beim Bau von Kunstrasenplätzen
steuernd auf die Vereine als Bauherren einwirken, um alternative und ökologische
Bauweisen mit Korkgranulat zu favorisieren?
Anlagen:
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