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Vorlage-Sammeldokument

Daten

Kommune
Leipzig
Dateiname
1361327.pdf
Größe
426 kB
Erstellt
25.01.18, 12:00
Aktualisiert
16.02.18, 14:05

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Antrag Nr. VI-A-05394 Status: öffentlich Eingereicht von SPD-Fraktion Betreff: Stiftung eines Kreuzsteines als Symbol armenisch-deutscher Freundschaft Beratungsfolge (Änderungen vorbehalten): Gremium voraussichtlicher Sitzungstermin Ratsversammlung FA Kultur Zuständigkeit Verweisung in die Gremien Beschlussvorschlag: Die Stadtverwaltung unterstützt die Armenische Gemeinde und den Armenischen Studentenkreis bei der Suche nach einem geeigneten Standort für einen Kreuzstein als Symbol der armenisch-deutschen Freundschaft in Leipzig. Der Standort sollte möglichst im Innenstadtbereich z.B. beim Gründungsort des ArmenischAkademischen Vereins oder in der Nähe des Standortes des Vereins sein. Sachverhalt: Der in Leipzig 1860 gegründete Armenisch-Akademische Verein, der Armenische Studentenkreis sowie die Armenische Gemeinde möchten einen Kreuzstein (Khachkar) stiften und ihn im Innenstadtbereich, nach Möglichkeit in Nähe der Nikolaikirche oder auf einer Grünfläche aufstellen. Kreuzsteine haben für die armenische Bevölkerung seit Jahrhunderten eine hohe religiöse, kulturelle und politische Bedeutung. Da Armenier seit etwa Mitte des 19. Jahrhunderts in Leipzig ansässig sind und am kirchlichen, wissenschaftlichen und kulturellen Leben der Messestadt teilhaben, möchten sie diesen Kreuzstein als Symbol armenisch-deutscher Freundschaft stiften. Anlagen: 1/1 Armenische Gemeinde Leipzig Riesaer Str. 66, 04328 Leipzig Telefon: 0341-2289908 E-Mail: armenier-leipzig@gmx.de __________________________________________________________________________________ SPD-Ortsverein Leipzig Nord __________________________________________________________________________________ Leipzig, den 23.02.2017 Antrag zur Stiftung eines Kreuzsteins zum Gedenken an die Opfer des Genozids an den Armeniern und als Symbol deutsch-armenischer Freundschaft Sehr geehrte Damen und Herren, die Stadt Leipzig ist im Laufe ihres nunmehr tausendjährigen Bestehens unter anderem dank der intensiven Zusammenarbeit mit verschiedenen Institutionen aus aller Welt zu einem der wissenschaftlich und kulturell wichtigen Zentren Deutschlands avanciert. Gerade in der sich von rasant voranschreitenden gesellschaftspolitischen Umwälzungen gezeichneten Moderne bilden auf internationaler Ebene aktive Kooperationen ein wichtiges Gegengewicht, für ein friedliches, Stabilität stiftendes und für alle Beteiligten produktives Zusammenleben. Für uns in Leipzig lebende Deutsch-Armenier der Armenischen Gemeinde und des Armenischen Studentenkreises Leipzig ist ein von wechselseitigem Respekt durchwirktes Miteinander insbesondere angesichts der multinational ausgerichteten Aktivitäten in Leipzig ansässiger Einrichtungen erfreulicherweise längst Realität. Als Teil der nunmehr acht Millionen Menschen zählenden armenischen Diaspora, die sich ausgehend vom systematisch durchgeführten Völkermord an den Armeniern im Osmanischen Reich vor hundert Jahren ausbildete, schätzen wir es außerordentlich, dass sowohl der Bundespräsident als auch der Deutsche Bundestag durch die Verabschiedung einer Resolution im vergangenen Jahr ihre Solidarität mit den Armeniern bekundet haben, auch angesichts der historischen Mitverantwortung des Deutschen Reiches aufgrund der damals bestehenden Bündnispartnerschaft mit dem Osmanischen Reich. Nicht zuletzt erfüllt es uns mit großer Freude, dass wir hier dank der offenen Zusammenarbeit mit unseren deutschen Freunden eine neue Heimat finden konnten. 1/3 Um unserer Dankbarkeit Ausdruck zu verleihen, um vor allem die Erinnerung an die Opfer des Völkermordes aufrechtzuerhalten und ein Zeichen zu setzen für ein friedliches und versöhnliches Miteinander, möchten wir der Stadt Leipzig mit Ihrer geschätzten Unterstützung ein Khachkar stiften. Diesen kunstvoll in Stein gehauenen, traditionell-armenischen Kreuzsteinen kommt wegen ihrer historisch gewachsenen Bedeutung eine besondere Symbolkraft zu – auch im Hinblick auf die zwischen Deutschen und Armeniern bestehende Freundschaft, die in den vergangenen Jahren nicht nur auf religiöser Ebene im Hinblick auf unsere gemeinsame Identität als Christen gewachsen ist, sondern auch auf wissenschaftlicher und kultureller Ebene. Der in Leipzig gegründete Armenisch-Akademische Verein e.V. 1860, einer der ersten akademischen Vereine Deutschlands, hat es sich beispielsweise zum Ziel gesetzt, Wissen über das historische Wirken der Diaspora-Armenier einer breiteren Bevölkerung zugänglich zu machen und so den kulturellen Austausch zu fördern. Dies gelingt im Rahmen von Vorträgen, Veröffentlichungen von Büchern und Schriften, dank der Organisation musikalischer Aufführungen und durch die Gründung des Instituts für musikalische Ausbildung Aram Chatschaturjan in Dortmund. Künstlerische und kulturelle Veranstaltungen werden auch in Leipzig von der Armenischen Gemeinde und dem Armenischen Studentenkreis regelmäßig organisiert, oftmals in Zusammenarbeit mit der Leipziger Buchmesse, der Hochschule für Musik und Theater Felix Mendelssohn Bartholdy sowie der Universität Leipzig. Dieses Jahr im April organisieren wir unter anderem den Auftritt des weltbekannten Naghash Ensembles, das sich ganz der Synthese von traditionell-armenischen Volksklängen mit klassischer Musik und zeitgenössischem Post-Minimalismus verschrieben hat. Hervorzuheben ist zudem das interdisziplinär und international ausgerichtete Leibniz-Institut für Geschichte und Kultur des östlichen Europa der Universität Leipzig (GWZO). Das GWZO ist zur wichtigsten wissenschaftlichen Einrichtung Deutschlands geworden, das speziell zur kulturgeschichtlichen Entwicklung der in der Neuzeit nach Osteuropa eingewanderten Armenier forscht. Im Zentrum der Projekte, bei denen man auch mit den Universitäten von Yerevan und Budapest kooperiert, stehen unter anderem die Interkulturalität und Transkulturalität am Beispiel der osteuropäischen Armenier. Insbesondere sind wir Armenier – gerade als erstes Volk der Welt, welches das Christentum zur Staatsreligion erklärt hat – sehr dankbar, auch im Glauben eine Heimat außerhalb unserer eigenen Landesgrenzen zu haben: In Leipzig ist unsere Gemeinde zusammen mit dem Armenischen Studentenkreis fester Bestandteil der Friedensgebetsgemeinde der Stadt- und Pfarrkirche St. Nikolai. Gemeinsam mit den Gemeindemitgliedern gestalten wir jedes Jahr im April ein Friedensgebet – im Gedenken an die 1,5 Millionen getöteten Armenier sowie christlichen Aramäer, Assyrer und Pontosgriechen, die ebenfalls dem radikalen Nationalismus des Osmanischen Reiches im Ersten Weltkrieg zum Opfer fielen. Mit den Friedensgebeten setzen wir gemeinsam mit der Gemeinde der Nikolaikirche ein Zeichen für eine friedliche und versöhnliche Welt. Nicht zuletzt ist es unser erklärter Wunsch, diesem Zeichen durch die Stiftung des Kreuzsteins neuen Ausdruck zu verleihen. Kreuzsteine gehören zu den bedeutendsten religiös-kulturellen Symbolen der Armenier. Erstaunlicherweise haben diese meist freistehenden, in große Steintafeln gehauenen Kreuze, die seit über 1000 Jahren schon zum Inventar zahlloser armenischer Kirchen gehören, Jahrhunderte voller Kriege 2/3 und Eroberungsversuche überstanden. Sie stehen nicht mehr nur für Nächstenliebe und Vergebung, sondern sind auch zu Sinnbildern der Beständigkeit und Identität der Armenier als Christen geworden, die ihr religiöses Erbe trotz all der erlittenen Verfolgung und Vertreibung bewahren konnten. Kreuzsteine zum Gedenken an die Opfer des Genozids und als Symbole der Völkerverständigung stehen mittlerweile in mehreren deutschen Städten: etwa in Berlin, Bremen, Braunschweig, Leer, Potsdam, Halle und Jena. Jeder von ihnen ist ebenso wie die in Armenien und Vorderasien erhaltenen Kreuzsteine, die heute Teil des UNESCO-Weltkulturerbes sind, Kunstwerk und Unikat zugleich. Der Kreuzstein, den wir der Stadt Leipzig stiften möchten, würde ein Werk des im brandenburgischen Saathain schaffenden armenischen Künstlers Ararat Haydeyan aus Elsterwerda sein. Die beigefügten Bilder geben einen ersten Eindruck von ihrer Symbolkraft. Die Finanzierung des Projekts übernimmt zum größten Teil die Armenische Gemeinde Leipzig. Die Nikolaigemeinde hat ihre Unterstützung für unser Projekt bekundet und angeboten, eine KreuzsteinErrichtung mit einem Friedensgebet zu verbinden. Um auch unserer Verbundenheit mit der Friedensgebetsgemeinde Ausdruck zu verleihen, schlagen wir vor, den Kreuzstein an einem Ort in der Nähe der Nikolaikirche aufzustellen. Für die ideelle Unterstützung dieses Projekts wären wir Ihnen in größter Dankbarkeit verbunden. Hochachtungsvoll, Hamo Gregorian, Anahit Babayan und Jeanne Gevorkian im Namen der Armenischen Gemeinde und des Armenischen Studentenkreises Leipzig 3/3