Daten
Kommune
Leipzig
Dateiname
1353805.pdf
Größe
114 kB
Erstellt
02.01.18, 12:00
Aktualisiert
08.02.18, 10:22
Stichworte
Inhalt der Datei
Ratsversammlung
Verwaltungsstandpunkt Nr. VI-A-05033-VSP-01
Status: öffentlich
Eingereicht von
Dezernat Jugend, Soziales, Gesundheit und Schule
Betreff:
Nutzbarmachung des Drogenpräventionsprojektes "Revolution Train" für Leipzig
Beratungsfolge (Änderungen vorbehalten):
Gremium
voraussichtlicher
Sitzungstermin
Zuständigkeit
Dienstberatung des Oberbürgermeisters
FA Umwelt und Ordnung
Drogenbeirat
FA Jugend, Soziales, Gesundheit und Schule
Jugendhilfeausschuss
Ratsversammlung
03.04.2018
04.04.2018
12.04.2018
16.04.2018
18.04.2018
Bestätigung
Vorberatung
Vorberatung
Vorberatung
Vorberatung
Beschlussfassung
Rechtliche Konsequenzen
Der gemäß Ursprungsantrag gefasste Beschluss wäre
☐
Rechtswidrig und/oder
☐ Nachteilig für die Stadt Leipzig.
☐
Zustimmung
☒ Ablehnung
☐
Zustimmung mit Ergänzung
☐ Ablehnung, da bereits Verwaltungshandeln
☐
Alternativvorschlag
☐ Sachstandsbericht
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Übereinstimmung mit strategischen Zielen:
x
Finanzielle Auswirkungen
nein
wenn ja,
Kostengünstigere Alternativen geprüft
nein
ja, Ergebnis siehe Anlage zur Begründung
Folgen bei Ablehnung
nein
ja, Erläuterung siehe Anlage zur Begründung
Handelt es sich um eine Investition (damit aktivierungspflichtig)?
nein
ja, Erläuterung siehe Anlage zur Begründung
Im Haushalt wirksam
von
Ergebnishaushalt
bis
Höhe in EUR
wo veranschlagt
Erträge
Aufwendungen
Finanzhaushalt
Einzahlungen
Auszahlungen
Entstehen Folgekosten oder Einsparungen?
Folgekosten Einsparungen wirksam
Zu Lasten anderer OE
nein
von
wenn ja,
bis
Höhe in EUR
(jährlich)
wo veranschlagt
Ergeb. HH Erträge
Ergeb. HH Aufwand
Nach Durchführung der
Ergeb. HH Erträge
Maßnahme zu erwarten
Ergeb. HH Aufwand (ohne
Abschreibungen)
Ergeb. HH Aufwand aus
jährl. Abschreibungen
Auswirkungen auf den Stellenplan
Beantragte Stellenerweiterung:
nein
wenn ja,
nein
ja,
Vorgesehener Stellenabbau:
Beteiligung Personalrat
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Begründung:
Der Revolution Train ist ein grenzüberschreitende Präventionsprojekt, das in Tschechien entwickelt wurde. Das Projekt beruht wesentlich auf Abschreckung. Dieser Ansatz gilt in Deutschland
seit den 90er Jahren als überholt und entspricht nicht den Qualitätsanforderungen in der Suchtprävention der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen.
Es ist wissenschaftlich erwiesen, dass Abschreckungsszenarien bei jungen Menschen geringe bis
keine suchtpräventiven Wirkungen zeigen. Jugendliche Risikogruppen werden mit diesem Ansatz
aufgrund sogenannter Unverletzlichkeitskognitionen fast nie erreicht (vgl. Beelmann, A., Wirksame
Strategien der Suchtprävention, Vortrag am Fachtag des Landesfachausschusses Suchtprävention
Sachsen, 2015, Folie 15). Junge Menschen gehen also davon aus, dass sie - unabhängig von ihrem Verhalten - gesund sind und bleiben. Wenn überzeichnet dargestellte Folgewirkungen nicht
mit den Alltagserfahrungen der Jugendlichen übereinstimmen, verlieren die präventiven Botschaften außerdem an Glaubwürdigkeit.
Der Revolution Train vernachlässigt zeitgemäße Ansätze der Suchtprävention wie z.B. Stärkung
der Persönlichkeit, Kompetenztraining, Ressourcenaktivierung, Schadensminimierung, Förderung
der Risikokompetenz, Unterbreiten von Hilfs- und Beratungsmöglichkeiten. Das Projekt löst weder
eine nachhaltige Auseinandersetzung mit der Suchtproblematik, noch mit möglicher Unterstützung
und Hilfe aus. Es liegt außerdem kein Konzept vor, welches auf der Grundlage einer Problembeschreibung basiert, Maßnahmen vorsieht und diese hinsichtlich einer Zielstellung überprüfbar
macht. Auch eine Begleitung und Nachbereitung durch den Anbieter ist nicht bekannt.
Die Stadt Leipzig fördert verschiedene Suchtpräventionsprojekte, die Jugendliche an Schulen und
in Jugendeinrichtungen langfristig begleiten. Die Projekte Drahtseil (Diakonischen Werk, Innere
Mission Leipzig e. V.), free your mind (Leipziger Kinderschutzbund e. V.) und die Drug Scouts
(SZL Suchtzentrum gGmbH) sind Beispiele für geeignete Suchtprävention. Weitere Träger der
Jugendhilfe werden kontinuierlich zu Fragen der Suchtprävention und -hilfe geschult und in die
Netzwerke eingebunden.
Unabhängig von der fachlichen Bewertung stehen die finanziellen Aufwendungen nicht im Verhältnis zum Angebot. Der Einsatz des Zuges für eine Woche ist mit 65.000,00 € zuzüglich des bereitzustellenden Fachpersonals zur Begleitung der Ausstellung anzusetzen. Für diese Summe könnte
die Stadt Leipzig 1,5 VZÄ Sozialarbeiter/-in/Sozialpädagogin in der Präventionsarbeit einsetzen.
Um das Wirksamkeitspotential zu erhöhen wäre darüber hinaus intensive Vor- und Nachbereitung
durch Präventionsfachkräfte nötig.
Als Alternative stehen wesentlich weniger kostenintensive Angebote - z.B. die Jugendfilmtage der
Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) - zur Verfügung. Die Stadt Leipzig steht in
Kontakt mit der BZgA, damit die Jugendfilmtage noch im Jahr 2018 in Leipzig stattfinden können.
Darüber hinaus ist geplant, weitere Projekte, wie die Wandelhalle des Zentrums für Drogenhilfe, zu
stärken.
Die Stadt Leipzig hat sich in der Beurteilung des Projektes mit verschiedenen Institutionen
und Einrichtungen abgestimmt und es besteht eine einheitliche Haltung hinsichtlich der kritischen Einschätzung. Als unzureichend bewertet wird das Projekt z.B. in einer gemeinsamen
Einschätzung der Thüringer Landesstelle für Suchtfragen e.V., dem Präventionszentrum der
Suchthilfe in Thüringen GmbH, und der Thüringer Fachstelle Suchtprävention des Fachverbandes Drogen- und Suchthilfe e.V. vom 17.10.2017. Außerdem hat sich die Fachstelle für
Suchtprävention im Direktionsbezirk Chemnitz der Diakonie Stadtmission Chemnitz ablehnend gegenüber dem Projekt geäußert. Der Einsatz des Zuges wurde in Dresden und Chemnitz aus den benannten Gründen abgelehnt. Der Drogenbeirat der Stadt Leipzig hat den Antrag in seiner Sitzung vom 17.01.2018 intensiv diskutiert und mehrheitlich abgelehnt. Auf
Grundlage einer umfassenden Einschätzung des Projektes durch das Landeskriminalamt hat
das Sächsische Staatsministerium des Inneren festgelegt, das Projekt weder finanziell noch
personell zu unterstützen.
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