Daten
Kommune
Leipzig
Dateiname
1326167.pdf
Größe
415 kB
Erstellt
16.10.17, 12:00
Aktualisiert
16.10.17, 14:53
Stichworte
Inhalt der Datei
Ratsversammlung
Neufassung Nr. VI-DS-04384-NF-06
Status: öffentlich
Eingereicht von
Dezernat Stadtentwicklung und Bau
Betreff:
Entwicklungsoption Areal Matthäikirchhof - Etablierung eines "Forums für Freiheit
und Bürgerrechte"
Beratungsfolge (Änderungen vorbehalten):
Gremium
voraussichtlicher
Sitzungstermin
Zuständigkeit
FA Finanzen
Ratsversammlung
16.10.2017
18.10.2017
Vorberatung
Beschlussfassung
Beschlussvorschlag:
1.
Der Stadtrat bestätigt für einen Teilbereich des Areals Matthäikirchhof die Option zur
Entwicklung zu einem "Forum für Freiheit und Bürgerrechte" (Arbeitstitel).
2.
Die Entwicklungsperspektiven im Positionspapier vom März 2017 (ANLAGE1) werden zur
Kenntnis genommen.
3.
Der Oberbürgermeister wird beauftragt, dem Bundesbeauftragten für die Unterlagen des
Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen DDR (BStU) im Zusammenhang mit dessen
Standortsuche für eine archivgerechte Lagerung der Stasi-Unterlagen in Leipzig den
Matthäikirchhof, südlicher Teil, angrenzend an die „Runde Ecke“, als Standort
vorzuschlagen.
4.
Bei Übereinkunft zwischen Bund und Stadt Leipzig über die Entwicklungsoption wird wie folgt
vorgegangen:
Projektphase 1: Aufbau von zwei parallelen Projektstrukturen
Erste Struktur: Forum für Freiheit und Bürgerrechte
Aufbau der Projektstruktur (baulich-technisch sowie politisch-wissenschaftlich), inkl.
Beteiligungsverfahren, zur Weiterentwicklung des Konzeptes mit dem Ziel der Ausarbeitung
des Entwurfs einer umfassenden zwischen den Beteiligten (Bund, Land, Stadt Leipzig sowie
künftigen Nutzern) abzuschließenden Vereinbarung, inkl. Kostenschätzung und
Finanzierung. Der Entwurf der Vereinbarung wird der Ratsversammlung zur
Beschlussfassung vorgelegt. Inhalt ist die Definition des „Forum für Freiheit und
Bürgerrechte“ nach Aspekten der Zuständigkeit (Stadt, Land, Bund), Größe sowie Inhalt und
Art der Wissensvermittlung und Präsentation. Konkretisierung des Flächenbedarfes bezogen
1/7
auf die einzelnen Institutionen und die benötigten gemeinschaftlichen/ teilöffentlichen
Flächen (Ausstellungen, Archiv etc.)
Zweite Struktur: Städtebauliches Werkstattverfahren zum gesamten Areal Matthäikirchhof
Gemäß dem Vorbild des Verfahrens zum Freiladebahnhof ist dieses Verfahren mit
öffentlicher Beteiligung sowie Beteiligung des Fachausschusses Stadtentwicklung und Bau
und des Gestaltungsforums durchzuführen. Gegenstand des Verfahrens ist die Definition
städtebaulicher Ziele für das Gesamtareal Matthäikirchhof (1,6 ha) nach Maßgabe des
Bebauungsplanes Nr. 45.6 „Stadtzentrum“, unter Berücksichtigung von Wegebeziehungen,
Baufluchten, Struktur von Gassen und möglichen Plätzen. Es sind Nutzungsanforderungen
an das Gelände definieren, wie Erinnerungskultur, Arbeiten, Leben, Wohnen.
Ein Beteiligungskonzept zum städtebaulichen Werkstattverfahren zum gesamten Areal
Matthäikirchhof ist dem Stadtrat zur Beschlussfassung vorzulegen.
Nach Zustimmung zur Vereinbarung und Unterzeichnung sowie einschlägigen
Ratsbeschlüssen folgen:
Projektphase 2 : Planungsphase
Die Ergebnisse beider Projektstrukturen werden bzgl. der inhaltlichen und städtebaulichen
Ziele zusammengeführt und in Form von Leitlinien konkretisiert.
Die Leitlinien sowie der darauf aufbauende Masterplan sind dem Stadtrat zur
Beschlussfassung vorzulegen.
Darüber erfolgt die Abstimmung im Stadtrat und Mittelfreigabe für die weitere Planung.
Im weiteren Verfahren ist ein internationaler städtebaulicher Architekturwettbewerb unter
Berücksichtigung o.g. Leitlinien und Vorgaben auszuloben, auf dessen Basis die weitere
Planung, zunächst für das Gelände des „Forums für Freiheit und Bürgerrechte“ erfolgt.
Projektphase 3 : Baudurchführung („Forum für Freiheit und Bürgerrechte“)
Projektphase 4: Betreibung
Dazu sind vor der Beauftragung der Baudurchführung Nutzungs- und Betreibungskonzepte
vorzulegen, die eine Abschätzung der Folgekosten und deren Finanzierung beinhalten.
5.
Die im Ergebnis der Planung ermittelten Kosten werden dem Stadtrat vorgelegt.
2/7
Übereinstimmung mit strategischen Zielen:
nicht relevant
x
Finanzielle Auswirkungen
nein
wenn ja,
Kostengünstigere Alternativen geprüft
nein
ja, Ergebnis siehe Anlage zur Begründung
Folgen bei Ablehnung
nein
ja, Erläuterung siehe Anlage zur
Begründung
Handelt es sich um eine Investition (damit aktivierungspflichtig)?
nein
ja, Erläuterung siehe Anlage zur
Begründung
Im Haushalt wirksam
von
Ergebnishaushalt
bis
Höhe in EUR
wo veranschlagt
Erträge
Aufwendungen
Finanzhaushalt
Einzahlungen
Auszahlungen
Entstehen Folgekosten oder Einsparungen?
Folgekosten Einsparungen wirksam
Zu Lasten anderer OE
nein
von
wenn ja,
bis
Höhe in EUR
(jährlich)
wo veranschlagt
Ergeb. HH Erträge
Ergeb. HH Aufwand
Nach Durchführung der
Ergeb. HH Erträge
Maßnahme zu erwarten
Ergeb. HH Aufwand (ohne
Abschreibungen)
Ergeb. HH Aufwand aus
jährl. Abschreibungen
Auswirkungen auf den Stellenplan
Beantragte Stellenerweiterung:
nein
wenn ja,
nein
ja,
Vorgesehener Stellenabbau:
Beteiligung Personalrat
3/7
Sachverhalt:
Begründung:
Die Friedliche Revolution 1989 und in deren Folge die Vereinigung der beiden deutschen
Staaten bilden die wichtigsten Ereignisse der jüngeren deutschen Geschichte. Das
entscheidende Datum war die große Demonstration am 9. Oktober 1989 in Leipzig, als sich
weit über 70.000 Demonstranten mit dem Ruf "Wir sind das Volk!" den bewaffneten
Sicherheitskräften entgegenstellten. Leipziger Bürgerinnen und Bürger haben im Herbst
1989 wesentlich zum Sturz des DDR-Regimes beigetragen. Dieser 9. Oktober 1989 ist eine
politische Verpflichtung für unsere Gegenwart und Zukunft. Leipzig besitzt damit eine starke
Legitimation, der Stimme der Freiheit, der Demokratie und der Gewaltlosigkeit auch unter
veränderten Zeitläufen Geltung zu verschaffen. Diese europäische Bedeutung als Stadt der
Friedlichen Revolution verleiht Leipzig ein besonderes Gewicht in der deutschen
Erinnerungs- und Geschichtskultur.
Der Deutsche Bundestag hat im Sommer 2016 beschlossen, den Transformationsprozess
der Stasiunterlagenbehörde aus dem Amt des Bundesbeauftragten einzuleiten. Es soll ein
Konzept zur dauerhaften Sicherung der Stasi-Akten durch Überführung des StasiUnterlagen-Archivs in das Bundesarchiv erarbeitet werden. Damit einhergehend ist die
Umstrukturierung der Stasiunterlagenbehörde notwendig, um eine archivgerechte Lagerung
zu garantieren und sie bestmöglich in die bestehende Erinnerungslandschaft einzubetten. Im
Ergebnis von Sondierungsgesprächen des derzeitigen Bundesbeauftragten für die
Unterlagen der Staatssicherheit der ehemaligen DDR, Roland Jahn, mit den Ländern, sollen
die Akten jeweils an einem Standort in den Bundesländern konzentriert werden. Die
Beantragung vor Ort zur Akteneinsicht bleibt davon unberührt. Leipzig ist einer von 12
Archivstandorten der Stasiunterlagenbehörde, an denen derzeit in den östlichen
Bundesländern mehr als die Hälfte der ca. 111 km Akten aufbewahrt werden.
Dem BStU geht es dabei nicht nur um eine den Erfordernissen gerecht werdende
Aufbewahrung der Akten (keine der Außenstellen verfügt derzeit über eine archivgerechte
Lagerung), sondern auch um die zeitgemäße Vermittlung von Grundwissen zum MfS, zu den
Stasi-Akten und dem Archiv und zum Prozess der Aktenöffnung.
Der erste Leiter der Behörde, Joachim Gauck, bezeichnete während seiner Amtszeit als
Bundespräsident die Stasiunterlagenbehörde als „Monument und Lernort“ sowie als
„Apotheke gegen das Vergessen“. Roland Jahn geht davon aus, dass von den entwickelten
Standorten nicht nur die Deutschen sondern alle Länder mit Diktaturerfahrungen profitieren
werden, weil schon jetzt am Berliner Archiv-Standort Besucher aus über 40 Nationen
kommen und zum Modell der Aktenöffnung Erfahrungen austauschen wollen.
Leipzig verfügt mit dem Bürgerkomitee Leipzig e.V. als Träger der Gedenkstätte Museum in
der „Runden Ecke“, dem Archiv Bürgerbewegung Leipzig e.V., der Stiftung Friedliche
Revolution und dem städtischen Schulmuseum über herausragende Einrichtungen, die
geeignet sind, gemeinsam mit der BStU am Standort der ehemaligen Bezirksverwaltung für
Staatssicherheit Leipzig ein „Forum für Freiheit und Bürgerrechte“ (Arbeitstitel) zu
entwickeln. Die am authentischen Ort der ehemaligen Leipziger Stasi-Zentrale noch
erhaltenen Gebäude und originalen Räumlichkeiten (Altbau; Saalbau mit dem StasiKinosaal, der Kegelbahn; Stasi-Neubau mit dem Büro des letzten Stasi-Chefs und der
Bunkeranlage) mit einbeziehen zu können, gilt dabei als Alleinstellungsmerkmal. Mit den
weiteren Institutionen, die sich in Leipzig ebenfalls dauerhaft der Erinnerung an die SEDDiktatur und die Friedliche Revolution widmen, wie der Einrichtung des Bundes, dem
Zeitgeschichtlichen Forum, und dem Stadtgeschichtlichen Museum wird eine enge
Zusammenarbeit erfolgen. Weitere Partner, die sich mit dem Thema in temporären
Projekten befassen, wären z. B. das Stadtarchiv oder die Volkshochschule.
Nachdem der Bundesbeauftragte für die Stasi-Unterlagen Roland Jahn im Jahr 2016 Kontakt
zum Oberbürgermeister von Leipzig aufgenommen hatte, um über seine Ideen zu
informieren, beauftragte der Oberbürgermeister in Absprache mit den genannten Vereinen
und Einrichtungen den ehemaligen Direktor des Zeitgeschichtlichen Forums und einschlägig
4/7
mit dem Thema Vertrauten, Professor Rainer Eckert, mit der Erstellung eines Gutachtens
über die Möglichkeiten, am Standort Matthäikirchof, einen herausragenden Ort der
Gedenkkultur und Geschichtsvermittlung zu etablieren. Professor Eckert bescheinigt in dem
Gutachten dafür hervorragende Möglichkeiten.
Nach der Präsentation des Gutachtens auf Einladung des Oberbürgermeisters im Sommer
2016 vor Teilen der Stadtverwaltung und den genannten Einrichtungen und Vereinen wurde
verabredet, dass das Archiv Bürgerbewegung Leipzig e.V., das Bürgerkomitee Leipzig e.V.,
als Träger der Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“, das städtische SchulmuseumWerkstatt für Schulgeschichte, die Stiftung Friedliche Revolution und die BStU in einem
Workshop-Verfahren darauf aufbauend Entwicklungsperspektiven erarbeiten.
Im Ergebnis von Workshops am 03.03.2017 und 14.03.2017 wurde das in ANLAGE 1 der
Vorlage beigefügte Papier erarbeitet und in einem Workshop am 17.03.2017 gemeinsam
Teilen der Stadtverwaltung präsentiert.
In diesem Workshop stellte der Leiter des Stadtplanungsamtes der Stadt Leipzig erste Ideen
zur möglichen städtebaulichen Umsetzung eines qualifizierten Archivstandortes am Standort
Matthäikirchhof, die auf der Grundlage des Eckert Papieres erarbeitet worden waren, vor.
Nach ausführlicher Diskussion wurde u. a. festgelegt, dass der weitere Prozess der
Entwicklung des Standortes zwischen der Stadt Leipzig und den Vertretern der genannten
Einrichtungen und Vereine, die bereits vor Ort agieren sowie denen, die perspektivisch dort
angesiedelt werden sollen, kooperativ verlaufen soll und deren VertreterInnen intensiv in alle
Prozesse einbezogen werden.
Im gesamten Verfahren soll es Möglichkeiten der Bürger- und Öffentlichkeitsbeteiligung
geben.
Die Stadt Leipzig sieht in dem Areal Matthäikirchhof beste Möglichkeiten, dort einen national
und international herausragenden Ort der Geschichtsvermittlung und politischen Bildung zu
etablieren, mit dem sich Leipzig als Stadt der Friedlichen Revolution von 1989 dauerhaft
einprägt.
In dem Gebäude Große Fleischergasse 12 sind zurzeit mehrere Ämter bzw.
Organisationseinheiten der Stadtverwaltung untergebracht; außerdem wird das Gebäude
teilweise als Lager genutzt. Im weiteren Prozess ist zu beachten, dass für diese Nutzungen
gegebenenfalls und rechtzeitig alternative Unterbringungen bereitgestellt werden müssen.
Städtebauliche Einordnung:
Der Bereich Matthäikirchhof und angrenzende Grundstücke haben eine Gesamtgröße von
ca. 1,6 ha. Er steht fast ausschließlich im Eigentum der Stadt Leipzig. Die Potentialfläche ist
heute überwiegend mit dem Gebäude des sogenannten Stasi-Neubaus bebaut; weitere Teile
werden als Parkplatz genutzt. Es handelt sich um die letzte größere Potentialfläche innerhalb
des Promenadenringes.
Unter der rein hypothetisch vorgenommenen städtebaulichen Annahme, dass 60 % der
Potentialfläche baulich genutzt werden und unter der Annahme einer Geschossflächenzahl
(GFZ) von durchschnittlich 3,5 bis 4,0 können ca. 33.000 bis 38.000 qm oberirdische
Geschossfläche realisiert werden. Welche Geschossfläche zur Unterbringung der
verschiedenen Einrichtungen des „Forums für Freiheit und Bürgerrechte“ (Arbeitstitel)
tatsächlich benötigt wird, kann derzeit nur sehr grob abgeschätzt werden. In dem Gutachten
von Professor Dr. Rainer Eckert wird von einer Geschossfläche von ca. 14.000 qm
ausgegangen. Von der gesamten Baufeldgröße (ca. 1,6 ha) (s. Lageplan ANLAGE 2)
werden je nach städtebaulicher Ausgestaltung für die Unterbringung der verschiedenen
Einrichtungen zwischen ca. 2.000 m² und ca. 4.700 m² benötigt.
Die Anordnung des „Forums für Freiheit und Bürgerrechte“ soll im südlichen Teil des
Gesamtareals Matthäikirchhof erfolgen, angrenzend an die „Runde Ecke“.
Die genaue städtebauliche Lösung einschließlich der Entscheidung über den Erhalt, TeilErhalt und Nicht-Erhalt des sogenannten Stasi-Neubaus soll auf Grund der herausragenden
5/7
Bedeutung des Standortes für die Stadtentwicklung von Leipzig durch einen international
offenen Architekturwettbewerb gefunden werden. Die geschichtliche Bedeutung der
verschiedenen Bestandsgebäude wird in den Auslobungsunterlagen umfassend dargestellt.
Weiteres Vorgehen:
Bei Übereinkunft zwischen Bund und Stadt über die Entwicklungsoption soll ein vierstufiges
Verfahren in Anlehnung und Weiterentwicklung des Verfahrens zum Eutritzscher
Freiladebahnhof zur Anwendung kommen. In der Projektphase 1 werden zunächst 2
parallele Projektstrukturen aufgebaut. Gegenstand der ersten Struktur sind alle inhaltlichen,
organisatorischen und finanziellen Aspekte des zukünftigen Forums. Gegenstand der 2.
Struktur sind die Klärung der städtebaulichen Rahmenbedingungen und Formulierung der
städtebaulichen Ziele für das Gesamtareal Matthäikirchhof im Rahmen eines
Werkstattverfahrens. Abschluss der Projektphase 1 ist der Entwurf einer
Gesamtvereinbarung zwischen den beteiligten Gebietskörperschaften. Diese sowie die
formulierten städtebauliche Ziele für das Gesamtareal werden dem Stadtrat zur
Beschlussfassung vorgelegt.
In der anschließenden Planungsphase (Projektphase 2) sollen aufbauend auf den
Ergebnissen beider Projektstrukturen der Phase 1 zunächst Leitlinien erarbeitet werden.
Darauf aufbauend ist ein erster rahmensetzender Masterplan zu erarbeiten. Leitlinien und
Masterplan werden wiederum dem Stadtrat zur Beschlussfassung vorgelegt. Auf der
Grundlage der Leitlinien und des Masterplanes erfolgt ein internationaler städtebaulicher
Wettbewerb für das Gesamtareal. Anschließend erfolgen die weiteren Planungen, zunächst
für das Forum.
Projektphase 3 umfasst alle notwendigen Arbeiten der Baudurchführung des Forums;
Projektphase ist die Betreibung des Forums.
Integrale Bestandteile der Projektphasen 1 und 2 sind eine umfassende Beteiligung der
interessierten Öffentlichkeit. Das Beteiligungskonzept zum städtebaulichen
Werkstattverfahren wird dem Stadtrat zur Beschlussfassung vorgelegt.
Kosten und Finanzielle Verantwortung:
Im Rahmen der Projektphase 1 soll eine Kostenschätzung und die jeweilige finanzielle
Verantwortung ermittelt werden.
Bereits zum jetzigen Zeitpunkt steht fest, dass für die Umsetzung des herausragenden
Projektes von einer hohen finanziellen Beteiligung aller Träger des Projektes ausgegangen
werden muss.
Leipziger Freiheits- und Einheitsdenkmal
Die Ratsversammlung hat den Oberbürgermeister mit Ratsbeschlüssen von 2014 und 2015
beauftragt, nach der gescheiterten Realisierung eines Leipziger Freiheits- und
Einheitsdenkmals im Ergebnis eines internationalen Wettbewerbs von 2011 an der würdigen
Erinnerung der Friedlichen Revolution vom Herbst 1989 im öffentlichen Raum festzuhalten
und zu gegebener Zeit nach einem breiten Beteiligungsprozess einen neuen
Verfahrensvorschlag vorzulegen.
Nachdem im Juni 2017 im Deutschen Bundestag das Bekenntnis für die Freiheits- und
Einheitsdenkmale in Berlin und Leipzig erneuert wurden, soll nunmehr in Leipzig der Prozess
neu in Gang gesetzt werden. Dieser Prozess ist Gegenstand der Beschlussvorlage Nr.
VI-DS-04759.
6/7
7/7
Anlage 1
Entwicklungsperspektiven für das Areal der ehemaligen Bezirksverwaltung für
Staatssicherheit Leipzig zwischen Dittrichring und Großer Fleischergasse1
1. Ausgangssituation
Im 21. Jahrhundert, das auf ein „kurzes Jahrhundert der Extreme“ folgte, müssen das
Bekenntnis zu den freiheitlichen und demokratischen europäischen Werten und die
zeithistorische Auseinandersetzung mit den totalitären Diktaturen im Europa des 20.
Jahrhunderts sowie die Revolutionen von 1989 als herausragendes Ereignisse der (mittelost)europäischen Freiheitsgeschichte verbunden werden.
Das historische Gelände der ehemaligen Leipziger Bezirksverwaltung für Staatssicherheit
entwickelte sich in den vergangenen 28 Jahren zu einem Ort der Aufklärung über Diktatur
und Widerstand. Der Ort ist hervorragend geeignet, um in der Weiterentwicklung aus
verschiedenen Perspektiven autoritäre Herrschaftsmechanismen des 20. Jahrhunderts zu
beleuchten, die allgemeine Auseinandersetzung mit diesen und die historisch-politische
Bildung in der Gegenwart zu fördern. Das Areal der ehemaligen Leipziger Stasi-Zentrale an
der „Runden Ecke“ ist ein weit über die Stadt hinaus bekannter symbolischer Ort der
siegreichen Bürgerrechtsbewegung über die SED-Diktatur und besitzt mit seinen
denkmalgeschützten Gebäuden das besondere Potenzial, Raum für dieses Ziel zu schaffen.
Durch die Friedliche Revolution wurden die Unterlagen des Ministeriums für
Staatssicherheit vor der Vernichtung bewahrt und für persönliche Akteneinsicht und
Aufarbeitung geöffnet. Die zugänglichen Akten sind als Symbol dieser ersten erfolgreichen
Revolution in der deutschen Nationalgeschichte auf Dauer zu bewahren und zugänglich zu
halten. Zugleich handelt es sich um einen einmaligen Quellenbestand zur gesamten
Herrschaft- und Gesellschaftsgeschichte der DDR, der noch nicht ausreichend erforscht ist.
Der Gesamtbestand der Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes soll erhalten bleiben; sie
sind Teil der SED-Diktatur, deren Aufarbeitung – so der Beschluss des Bundestages –
konsequent fortgeführt werden soll. Doch die Zusammenführung der Unterlagen ist fest
geplant und vor diesem Hintergrund ist der Impuls an die Bundesländer weitergegeben
1
Bislang wurde als Name vorgeschlagen: Zentrum für die Demokratieforschung / Forum für Freiheit und
Bürgerrechte / Geschichtscampus / Campus für Demokratie / Geschichtsort „Runde Ecke“.
1
worden, die jeweils dort ansässigen Archive an einem Ort zu konzentrieren. Als wesentliche
Grundlage werden ein historischer Standort und ein geeignetes Umfeld mit
Netzwerkstrukturen angesehen. Ein Archivneubau allein würde diese Aufgabe nicht
bewältigen können.
Der Bundesbeauftragte für die Stasi-Unterlagen Roland Jahn möchte mit Unterstützung des
Leipziger Oberbürgermeister Burkhard Jung deshalb perspektivisch die mittelfristige
Zusammenlegung der drei sächsischen Archive an diesem historischen Ort – dem Gelände
der ehemaligen Bezirksverwaltung für Staatssicherheit in Leipzig. Hier gibt es neben dem
Stasi-Unterlagenarchiv die in original erhaltenen Räumlichkeiten arbeitende Gedenkstätte
Museum in der „Runden Ecke“ und das Schulmuseum Leipzig auf einem innenstadtnah
gelegenen Areal, das auch räumlich entsprechende Entwicklungsmöglichkeiten bietet. Als
Stadt der Friedlichen Revolution ist Leipzig auch aus historischen Gründen der geeignete
Standort für eine Zusammenlegung. Hier fiel die Entscheidung für den Sieg der Friedlichen
Revolution. Die „Runde Ecke“ ist einer ihrer wichtigen symbolischen Orte.
2. Perspektiven
Durch die synergetische Konzentration der drei sächsischen Archive der BStU im
Erinnerungsverbund mit dem Bürgerkomitee Leipzig e.V., Träger der Gedenkstätte Museum
in der „Runden Ecke“ mit dem Museum im Stasi-Bunker, dem Archiv Bürgerbewegung
Leipzig e.V., der Stiftung Friedliche Revolution und dem Schulmuseum - Werkstatt für
Schulgeschichte Leipzig - könnten neue Akzente gesetzt und Impulse für die historischkritische Beschäftigung mit den Diktaturen und den Formen der Gewaltherrschaft in Europa
für die gesamte Bundesrepublik und darüber hinaus ins Ausland gegeben werden. Durch
die Netzwerkbildung und die damit verbundene Bündelung historischer Quellen,
Ausstellungen, Zeitzeugenberichte etc. könnte dieser Erinnerungs-, Forschungs- und
Bildungsort weiterentwickelt werden.
Der historische Ort offeriert die einmalige Möglichkeit und Chance, durch Netzwerkbildung
der örtlichen und regionalen Träger politisch-historische Bildungsangebote zu entwickeln,
welche die gesellschaftliche Dynamik zwischen Diktatur und Demokratie reflektieren und
den fundamentalen Wert der Menschenrechte herausstellen. Dieser Standort und die
kooperative
Vernetzung
können
eine
weitere
Professionalisierung
und
2
Perspektivenerweiterung der Aufarbeitung der SED-Diktatur ermöglichen. Dabei geht es um
das Zusammenwirken von Fachwissenschaft, Gedenkstättenarbeit, Ausstellungsgestaltung,
politischer Bildung, Archivarbeit und demokratischer Willensbildung.
Bedeutsam ist neben der Innenstadtlage auch das stadtplanerische Entwicklungspotenzial
des Gebäudekomplexes. Mit der Zusammenführung verbindet die Stasi-Unterlagenbehörde
das Ziel, vor allem die bauliche und archivtechnische Situation des künftigen sächsischen
Landesarchivs in Leipzig deutlich zu verbessern, wobei neben der Sanierung der
historischen Gebäude auch ein Neubau nach archivwissenschaftlichen Erfordernissen ins
Auge gefasst werden muss. In diesem Zusammenhang besteht die Möglichkeit, die
räumliche Situation für alle hier tätigen Institutionen deutlich zu entlasten und
zukunftsfähig zu gestalten. Der historische Stasi-Neubau mit verschiedenen noch original
erhaltenen Räumlichkeiten, wie der Bunkeranlage im 2. Keller, dem Büro des letzten
Leipziger Stasi-Chefs, dem Wartebereich der Stasi-eigenen Poliklinik oder dem PaternosterAufzug, muss ebenso in die Neugestaltung einbezogen werden, wie die Fassade mit der
Treppenhausverkleidung („Horchturm“). Diese Räume sollten thematisch adäquat genutzt
werden. Der Stasi-Neubau sollte aus diesem Grund erhalten bleiben.
2.1. Institutionen/Netzwerkpartner
BStU
Allen Bürgerinnen und Bürgern stehen die entsprechenden Dienstleistungen von der
Antragstellung und -beratung, über die Akteneinsicht bis hin zu Veranstaltungen,
Informations- und Bildungsangeboten aus dem Stasi-Unterlagenarchivs am historischen Ort
zur Verfügung. Hier werden sowohl Basisinformationen zum MfS, zu den Stasi-Akten und
dem Archiv als auch zum Prozess der Aktenöffnung und der heutigen Nutzung der Akten
vermittelt. Im Zeitalter von „Fake-News“ wird ein kritischer Umgang mit Quellen immer
wichtiger. In der Vermittlung dieser Fähigkeit spielt die BStU eine eigene Rolle.
Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“
Das Bürgerkomitee als Träger der Gedenkstätte entstand unmittelbar aus der Friedlichen
Revolution und fühlt sich bis heute deren zentralen Forderungen nach Freiheit,
Rechtsstaatlichkeit und Demokratie verpflichtet. Im August 1990 eröffnete der Verein in
3
der „Runden Ecke“ in originalen Räumen der ehemaligen Leipziger Bezirksverwaltung für
Staatssicherheit die Ausstellung „Stasi – Macht und Banalität“. Die Gedenkstätte Museum
in der „Runden Ecke“ ist heute als original erhaltener authentischer Ort ein weit über
Leipzig, Sachsen und Deutschland hinaus anerkanntes Fachmuseum mit einer in ihrer
Geschlossenheit einmaligen musealen Sammlung, die einerseits für das Wirken der
Staatssicherheit als Garant der SED-Diktatur und andererseits für die gewaltlose
Selbstbefreiung von dieser Diktatur während der Friedlichen Revolution und der
Aufarbeitung der SED-Diktatur steht. Ausgehend von den Erfahrungen mit der SED-Diktatur
sowie deren Überwindung wird der hohe Wert des heutigen demokratischen Rechtsstaates
erfahrbar. Zugleich will das Bürgerkomitee im gesellschaftlichen Diskurs auch den Blick für
die aktuellen Gefahren totalitärer Ideen und diktatorischer Systeme schärfen. Dazu lädt es
regelmäßig zu Veranstaltungen ein. Im Auftrag der Stadt Leipzig erarbeitete die
Gedenkstätte mit externen Fachleuten 2014 bis 2016 ein Entwicklungskonzept.
Zur Gedenkstätte gehören unter dem Motto „Zeitgeschichte am Originalort“ auch die
Open-Air-Ausstellung „Orte der Friedlichen Revolution“ mit 20 Stelen im Leipziger
Stadtraum und der ergänzenden Museums-App „Leipzig ‘89“ sowie das Museum im StasiBunker bei Machern und die ehemalige Zentrale Hinrichtungsstätte der DDR in der
Leipziger Südvorstadt.
Schulmuseum
Das Schulmuseum versteht sich als ein Ort, an dem erfahren werden kann, wie Schule und
Erziehung sein können – unter den Bedingungen des Obrigkeitsstaats, der Diktatur und der
demokratischen Öffnung, sei es nach 1918, nach 1945, nach 1989 oder heute. Die Schule ist
in diesem Sinne ein "Brennglas" gesellschaftlicher Strukturen und Werte, aber auch von
Herrschaftsmechanismen in historischer Perspektive. Diese sind aber immer wieder neu in
Bezug auf unsere Demokratie heute zu hinterfragen, statt endgültige Antworten zu
formulieren. Als "Werkstatt für Schulgeschichte" verfolgt das Schulmuseum das Ziel, allen
Besucherinnen und Besuchern, besonders aber Kindern und Jugendlichen von der
Grundschule
bis
zur
Universität,
die
konkrete
forschende
und
entdeckende
Auseinandersetzung mit Bildungsgeschichte zu ermöglichen. Die Geschichte der Schule in
Leipzig soll nicht bloß ausgestellt, sondern einerseits erleb- und erfahrbar und andererseits
zum Thema einer kritischen, gegenwartsbezogener Beschäftigung gemacht werden. Die
4
Rollen von Schule, Kindheit und Jugend im Nationalsozialismus und in der SED-Diktatur
bilden den Schwerpunkt der Sammlungen und finden aktuell ihren Niederschlag bereits in
einer Reihe von Ausstellungen ("Schule unterm Hakenkreuz", "Kinder in Uniform",
"Leipziger Meuten", "Gegen den Strom – Schule im Widerstand 1933-1989", "Fremde und
Gleiche in der DDR-Schule", "Freiheit kontra Hitlerjugend. Jugendgruppen in Sachsen 19331945").
Archiv Bürgerbewegung Leipzig e.V.
Das Archiv Bürgerbewegung Leipzig e.V. wurde 1991 von ehemals aktiven Mitgliedern
kirchlicher Basisgruppen und unterschiedlichen Oppositionsbewegungen der DDR
gegründet. Seine Arbeit beruht auf drei Schwerpunkten: dem Archiv, den Ausstellungen
und der historisch-politischen Bildungsarbeit. Es sammelt und erschließt die hinterlassenen
Selbstzeugnisse der DDR-Opposition, der Bürgerbewegung, von der ersten Artikulierung
des politischen Protestes, über die Ursachen und den Verlauf der Friedlichen Revolution bis
hin zu den Unterlagen der in den Jahren 1989/90 entstandenen Initiativen und Parteien
und das Entstehen demokratischer Strukturen, um diese zu sichern, dauerhaft
aufzubewahren und der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Das Archiv koordiniert und
organisiert federführend für die Arbeitsgruppe Stolpersteine2 und die Stadt Leipzig das
europaweite Erinnerungsprojekt Stolpersteine in Leipzig zur Erinnerung an die Opfer des
Nationalsozialismus.
Stiftung Friedliche Revolution
Die Stiftung Friedliche Revolution versteht sich seit ihrer Gründung im Jahr 2009 als
politische Plattform für alle Bürgerinnen und Bürger, die sich in der Tradition der
Friedlichen Revolution für Demokratie, kulturelle Vielfalt, Gewaltlosigkeit und Frieden
engagieren will. Sie möchte die grundlegenden Wertemuster der Menschen, die 1989 für
den friedlichen Wandel eingetreten sind, in die Gegenwart und Zukunft vermitteln. Dieses
Ziel verfolgt die Stiftung Friedliche Revolution durch unterschiedliche Themen und
Projektformate. Ein spezieller Fokus liegt auf Projekten, die den Dialog zwischen
verschiedenen gesellschaftlichen Gruppen anstoßen und moderieren. Besonders
2
Zur Arbeitsgemeinschaft STOLPERSTEINE in Leipzig gehören: Archiv Bürgerbewegung Leipzig e.V., Ev.-Luth.
Kirchenbezirk Leipzig, Gedenkstätte für Zwangsarbeit Leipzig, Bürgerkomitee Leipzig e.V. - Träger der
Gedenkstätte Museum in der "Runden Ecke".
5
erfolgreich wurde dafür das Projekt „FREI_RAUM“ in den vergangenen drei Jahren in
Leipzig und Dresden entwickelt. Die Arbeit der Stiftung Friedliche Revolution spiegelt sich in
der jährlichen Verleihung ihres Filmpreises „Leipziger Ring“ sowie in Ausstellungen und
deren
Begleitveranstaltungen
wider.
Es
werden
Publikationen
verfasst
(z.B.
„Revolutionsjahr 1989“, Revolutionskalender 2014 und projektbegleitende Broschüren),
regelmäßig Veranstaltungen zu aktuell politischen und gesellschaftlichen Themen
organisiert, Schülerfilmprojekte und ein internationaler Jugendaustausch durchgeführt. Die
Stiftung begleitete in den vergangenen Jahren in besonderer Weise die Organisation und
Durchführung der Internationalen Demokratiekonferenzen Leipzig.
2.2. Gemeinsame Arbeit am Ort
An einem wie auch immer begrifflich gefassten Erinnerungs-, Forschungs- und Bildungsort
besteht die Möglichkeit, die unterschiedlichen Sammlungen der beteiligten Einrichtungen
in ihrer Gesamtheit zu betrachten und beispielsweise die Quellen des MfS und der
Opposition einander gegenüberzustellen. Neben dem Besuch der Archive, Museen und
Sammlungen und der kontinuierlich weiterzuentwickelnden Ausstellungen können sich
SchülerInnen
in
Projektstunden
bzw.
an
Projekttagen
und
LehrerInnen
in
Weiterbildungsveranstaltungen mit dem unterschiedlichen Schriftgut, den multimedialen
Dokumenten und den zahlreichen, einzigartigen Objekten beschäftigen sowie sich mit den
dahinter stehenden Ereignissen, Personen und Schicksalen auseinandersetzen.
In den Arbeitsbeziehungen mit allen Institutionen vor Ort sind Austausch, gegenseitige
Beratung und inhaltliche Ergänzung sowie strukturelle Eigenständigkeit besonders wichtig.
Der gemeinsame Standort schafft die Voraussetzung, dass die Angebote der einzelnen
Institutionen sich ergänzen und aufeinander abgestimmt werden können. Kooperation
bedeutet dabei wesentlich mehr als nur die Kombination unterschiedlicher Angebote.
Die Vielfalt und unterschiedlichen Ansätze der beteiligten Einrichtungen begreifen wir als
große Chance und keinesfalls als Hindernis. Allen beteiligten Einrichtungen kommt dabei
die Aufgabe zu, zeithistorische Themen in den aktuellen Diskurs, in politische
Bildungsformate zu überführen und den Gegenwartsbezug ihrer Arbeit und deren Relevanz
für aktuelle gesellschaftliche Debatten weiter zu stärken. Es ist eine faszinierende Idee, an
6
einem Ort der Diktatur, in der Auseinandersetzung mit authentischen Räumen und
Zeugnissen dieser spezifischen Vergangenheit, vielfältiges historisches Lernen zu
ermöglichen, Gegenwartsprobleme und Zukunftsfragen unseres Gemeinwesens, im Sinne
der Förderung der Demokratie, gegen Extremismus und Gewalt zu thematisieren.
Die sich ergänzenden thematischen Schwerpunktsetzungen sollten wie folgt aussehen:
-
Die Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“ bearbeitet die Themen Funktion,
Methoden, Wirkungsweise und Repression der Staatssicherheit als Garant der SEDDiktatur und andererseits die gewaltlose Selbstbefreiung von diesem Geheimdienst
und dieser Diktatur während der Friedlichen Revolution mit dem Leipziger Fokus
inkl. Dauer- und Wechselausstellungen am Ort, gedenkstättenpädagogischer
Angebote,
Veranstaltungen
und
musealer
Sammlungen.
Themen
und
Arbeitsschwerpunkte der Gedenkstätte beziehen sich in besonderer Weise auf den
Erhalt und die Arbeit mit den original erhaltenen authentischen Räumen, die sie im
Rahmen von Rundgängen zugänglich macht.
-
Das Archiv Bürgerbewegung Leipzig bearbeitet die Themen Widerstand, Opposition
und Friedliche Revolution anhand der drei Schwerpunkte der Archivtätigkeit. Durch
die Angliederung des Archiv Bürgerbewegung Leipzig e.V. auf dem Gelände können
die
bildungspolitischen
Möglichkeiten
der
Nutzung
beider
Wahrnehmungshorizonte, die des MfS und die der Opposition, auch für die
vergleichende Diktaturforschung merklich verbessert und vereinfacht werden. Die
Gegenüberstellung von Repression, Opposition und Revolution in Leipzig, in der
DDR
und
auch
im
mittelosteuropäischen
Vergleich
Staaten
mit
schafft
den
eine
Entwicklungen
neue
in
Qualität
anderen
in
der
Auseinandersetzung mit Diktaturen. Hier eröffnen sich Räume zur Zusammenarbeit
und Arbeitsteilung.
-
Das Schulmuseum – Werkstatt für Schulgeschichte Leipzig arbeitet zur Schul- und
Bildungsgeschichte und der Geschichte von Kindern und Jugendlichen in den
Diktaturen des 20. Jahrhunderts und solchen gesellschaftlichen Systemen, die
diesen teilweise strukturbildend vorangegangen sind. Die bereits bestehenden
Ausstellungen
zur
SED-Diktatur
werden
erweitert
und
neue
innovative
Vermittlungsangebote insbesondere für Schülerinnen und Schüler, Auszubildende
7
und
Studierende
erarbeitet.
Zugleich
bringt
das
Schulmuseum
als
Ort
gegenwartsbezogener Diskussion die aktuelle Debatte um die Zukunft der
politischen Bildung an Schulen und die demokratische Partizipation von Kindern und
Jugendlichen mit in den Entwicklungsprozess ein.
-
Die BStU bietet als Dienstleister den Zugang zu den Stasiunterlagen für
Privatpersonen, Institutionen, Forschung und Medien an. Besondere Vertiefung
erfährt vor allem die Arbeit des Stasi-Unterlagenarchivs am historischen Ort durch
Aufklärung über die Inhalte der Akten und die Arbeit mit Stasi-Quellen. Die
BesucherInnen erhalten auch einen Einblick in den Prozess der Aktenöffnung und
der heutigen Nutzung.
-
Die Stiftung Friedliche Revolution hat eine besondere Bedeutung bei der
Vernetzung und Vermittlung dieser Themen. Durch die Entwicklung innovativer
Formate und die Vernetzung mit Demokratie und Freiheitsbewegungen heute trägt
die
Stiftung
zur
tagespolitischen
Auseinandersetzung
und
Entwicklung
gesellschaftspolitischer Perspektiven und Visionen bei. Mit ihrer Arbeit verhilft die
Stiftung der inhaltlichen Zielstellung des Forums der Vermittlung von Geschichte
und Zeitgeschehen im Sinne politischer Bildung und aktiver Auseinandersetzung zu
mehr Wirksamkeit und Ausstrahlung. Sie könnte bei der Ansiedlung von Vereinen,
Stiftungen und Gesellschaften eine zentrale Rolle übernehmen. Das ständige Büro
zur Internationalen Demokratiekonferenz sollte bei der Stiftung angesiedelt sein.
Formate wie ein stationärer „FREI_RAUM“ als Medien- und Diskussionsforum für
Demokratie und Dialog können unter ihrem Dach genauso etabliert werden wie ein
Zeitgeschichtskino „Cinéma révolution“.
Entscheidend ist, dass die beteiligten Einrichtungen unabhängig von Größe, Struktur und
Trägerschaft gleichberechtigt an der Entwicklung des Projekts beteiligt werden und vor Ort
als eigenständige und selbstverantwortliche Akteure mit ihrer „Marke“ und ihren
Schwerpunkten erkennbar bleiben. Dies betrifft auch die eindeutige räumliche Abgrenzung
voneinander und die separate Zugänglichkeit zu den Räumen der einzelnen Institutionen,
beispielsweise
Magazinräume,
Fachbibliotheken,
Leseräume,
Räume
für
Dauerausstellungen etc. Eine Aufteilung der Räume bzw. Gebäudeteile zu den einzelnen
Institutionen
erfolgt
in
der
Vorbereitung
der
Bauplanungsphase.
Bestehende
8
Vereinbarungen und Festlegungen bleiben davon unberührt. Sinnvolle Synergien sollten
Beachtung finden, beispielsweise bei einem gemeinsam nutzbaren (Wechsel)-Ausstellungsund einem Veranstaltungsraum, einer abgestimmten Öffentlichkeitsarbeit und der
Entwicklung eines gemeinsamen Internetauftritts mit Portalfunktion zu den einzelnen
Initiativen. In den Entwicklungsprozess sollten externer Sachverstand und fachliche
Beratung einbezogen werden.
Um eine gleichberechtigte, abgestimmte und langfristig geplante Nutzung der
gemeinsamen Räume und Infrastruktur auch bei sich überschneidenden Interessen
verlässlich zu gewährleisten, sollte ein Gremium mit gleichberechtigten Vertretern aller
Institutionen geschaffen werden:
- mit der Möglichkeit über die eigenen Themenfelder hinweg sich fachlich
auszutauschen,
- zur Absprache über alle Fragen und Anliegen, welche die Nutzer gemeinsam
betreffen (gemeinsam nutzbare Räume und Flächen für Veranstaltungen und
Ausstellungen, gemeinsames Internetportal, Flyer etc.),
- zur Planung und Absprache der Beteiligung an größeren, alle Institutionen
betreffenden Veranstaltungen.
Auf dem Areal könnten einige der thematisch passenden Einrichtungen versammelt
werden, andere verbleiben an ihren bisherigen Orten innerhalb der Stadt. Hier sollte ein
Konzept einer kooperativen Vermittlung der Angebote und gegenseitiger Werbung
füreinander entwickelt werden. Dies betrifft vor allem das Zeitgeschichtliche Forum als
wichtige Einrichtung zum Thema Widerstand, Opposition und DDR-Geschichte und das
Stadtgeschichtliche Museum. Über die beschriebenen Möglichkeiten hinaus, könnte der
Ort nach seiner Etablierung auch Raum für weitere Initiativen, Einrichtungen, Vereinen und
Stiftungen bieten, die sich auf die vorgenannten Themen spezialisiert haben. Um einen Ort
der lebendigen Auseinandersetzung zu schaffen, sollte über die Angliederung eines Hostels
und eines Cafés nachgedacht werden.
Der Vorschlag, das Leipziger Freiheits- und Einheitsdenkmal auf dem Matthäikirchhof zu
errichten, ist nur einer von vielen möglichen Orten. Daher sind die Entwicklung des Areals
9
einerseits und die Debatte um eine Leipziger Freiheits- und Einheitsdenkmal andererseits
unbedingt voneinander zu trennen. Sollte sich im Zuge der künftigen Entwicklungen eine
kluge Lösung finden, die beides miteinander verbindet, könnte dies berücksichtigt werden.
Dieses Papier ist das Ergebnis eines intensiven Diskussionsprozesses eines zweistufigen
Workshops (03.03.2017 und 14.03.2017).
Daran haben teilgenommen:
Archiv Bürgerbewegung Leipzig e.V.
Uwe Schwabe, Dr. Saskia Paul
Bürgerkomitee Leipzig e.V. - Träger der Gedenkstätte Museum in der "Runden Ecke" mit
dem Museum im Stasi-Bunker
Tobias Hollitzer, Reinhard Bohse
Der Bundesbeauftragte für die Unterlagen der Staatsicherheitsdienstes des ehemaligen
DDR (BStU)
Niels Schwiderski, Regina Schild
Schulmuseum Leipzig - Werkstatt für Schulgeschichte
Dr. Thomas Töpfer, Prof. Dr. Gisela Weiß
Stiftung Friedliche Revolution
Gesine Oltmanns, Michael Kölsch
10
Richard Wagner Platz
Go
e
rd e
ler
i
ng
Lageplan
Richard Wagner
Denkmal mit
Treppenanlage
Große
Fleisch
ergass
e
ehemalige Bezirksverwaltung
der Staatssicherheit
Jägerhof
ehemalige
Deutschen Volkspolizei
Areal Matthäikirchhof
Ma
tthä
chh
of
g
rin
ch
i
ttr
Di
Benötigtes Baufeld für das „Forum für Freiheit und
Bürgerrechte“: zwischen 2000 qm und 4700 qm
ikir
der
kle
in
Dit
tric
Städtebauliche
Konzeptstudie
Areal Matthäikirchhof
Stadt Leipzig
Atelier ST | Gesellschaft
von Architekten
mbH
03 . August 2017
Fle
isc
wahrscheinlicher Bereich der Anordnung
PORJEKT
BAUHERR
ARCHITEKTUR
STAND
e
Leipzig
hri
ng
N
0
10
50
M 1:1000
he
rg
as
se