Daten
Kommune
Leipzig
Dateiname
1286742.pdf
Größe
117 kB
Erstellt
12.06.17, 12:00
Aktualisiert
16.06.17, 12:46
Stichworte
Inhalt der Datei
Ratsversammlung
Beschlussvorlage Nr. VI-P-04140-DS-02
Status: öffentlich
Eingereicht von
Petitionsausschuss
Betreff:
Petition zur Umbenennung des südwestlichen Teils des Innenstadtrings von "MartinLuther-Ring" in "Martin-Sonneborn-Ring"
Beratungsfolge (Änderungen vorbehalten):
Gremium
voraussichtlicher
Sitzungstermin
Zuständigkeit
Ratsversammlung
21.06.2017
Beschlussfassung
Beschlussvorschlag:
Der Petition kann nicht abgeholfen werden.
Der heute als Martin-Luther-Ring benannte Abschnitt des Stadtringes gehörte namentlich
zunächst zur Straße "An der Pleiße" und zum "Obstmarkt". 1898 erhielt er mit Bezug auf die
bevorstehende Errichtung des Neuen Rathauses den Namen Rathausring. Der Rathausring
wiederum wurde am 10.11.1933 anlässlich des 450. Geburtstages Luthers und zur
Erinnerung an die Disputation auf der Pleißenburg in Martin-Luther-Ring umbenannt. Ein
Hinweis auf eine nationalsozialistische Instrumentalisierung Luthers im Zusammenhang mit
der Ringbenennung liegt nicht vor.
Martin Luther ist unbestritten eine bedeutende Persönlichkeit der Zeitgeschichte - auch mit
Kenntnis derjenigen seiner Ansichten, die heute als falsch angesehen und abgelehnt
werden.
Eine Umbenennung des Martin-Luther-Ringes wird demnach nicht in Betracht gezogen; eine
Erörterung möglicher neuer Namen erübrigt sich.
1/2
Übereinstimmung mit strategischen Zielen:
nicht relevant
2/2
VI-P-04140
Einreicher: Herr Kumbernuß
Petition zur Umbennung des südwestlichen Teils des Innenstadtrings von "Martin-LutherRing" in "Martin-Sonneborn-Ring"
Zitat Martin Luther: Ein solch verzweifeltes, durchböstes, durchgiftetes, durchteufeltes Ding ist`s
um diese Juden, so diese 1400 Jahre unser Plage, Pestilenz und alles Unglück gewesen sind und
noch sind. Summa, wir haben rechte Teufel an ihnen. Das ist nichts anderes. Da ist kein
menschliches Herz gegen uns Heiden. Solches lernen sie von ihren Rabbinern in den
Teufelsnestern ihrer Schulen. (Von den Juden und ihren Lügen, Erstausgabe Wittenberg 1543, S.
95)
Im November 1933, wenige Monate nach Machtergreifung der Nationalsozialisten, wurde der
südwestliche Teil des Leipziger Innenstadtrings nach Martin Luther benannt. Somit wurde ein
Theologe geehrt, dessen Wirken einen großen Einfluss auf das Entstehen des Antisemitismus
hatten. Martin Luther war in seinen Schriften ein Vertreter und Verfechter des Antijudaismus, ohne
den der Antisemitismus und seine verbrecherischen Folgen kaum denkbar wären; er trat unter
anderem für das Verbrennen von Synagogen ein, für die Zerstörung der Häuser der Juden, die
Wegnahme ihrer religiösen Schriften, das Verbot ihrer Religionslehre und -ausübung, den Einzug
des Schmuckes und des Bargeldes der jüdischen Bevölkerung.
Leipzig geriert sich immer wieder als Stadt der Toleranz und der Menschlichkeit, wie heuchlerisch
wirkt es aber gerade für aufgeklärte Menschen, wenn eine Straße im Herzen der Stadt seit der
Machtübernahme der Nationalsozialisten den Namen eines Mannes trägt, dessen Handeln und
Tun zu einem nicht geringen Teil auch auf die Verunmöglichmachung des Lebens eines Teils der
Bevölkerung abzielte?
Darum wird der Stadt mittels dieser Petition die Möglichkeit gegeben, den südwestlichen Teil des
Innenstadtrings nach einem großartigen Politiker, Humanisten, Demokraten, Aufklärer und
Journalisten zu benennen ? Martin Sonneborn, geboren am 15. Mai 1965 in Göttingen! Wie kaum
einem anderen Menschen unserer Zeit gelingt es ihm in seinem Wirken und Handeln auf
Missstände und Ungerechtigkeiten unserer Zeit hinzuweisen, rassistische und antisemitische
Populisten als solche zu entlarven, gewählte Volksvertreter als Büttel der Wirtschaft zu entblößen.
All dies gelingt Martin Sonneborn mit dem ihm eigenen Mitteln, die ihn als leuchtendes Vorbild für
Mitmenschlichkeit und ein zivilisiertes Miteinander kenn- und auszeichnen.
Mit dieser Petition stellt sich nun also die Frage: Behält der oben benannte Teil des Innenstadtrings
den Namen eines verstorbenen Vertreters des Antijudaismus und damit eines Vorreiters des
Antisemitismus, oder streift die Stadt Leipzig ein weiteres Mal die Fesseln ab und benennt den
Ring nach einem Menschen, dessen selbstloses Handeln für Menschlichkeit uns lebendes Beispiel
sein soll und noch lange Vorbild für Frieden und Freiheit aller sein kann.
Wofür sich die Vertreter der AfD entscheiden, sollte klar sein, ob der Rest der Ratsversammlung
mit ihnen gemeinsame Sache machen wird?