Daten
Kommune
Leipzig
Dateiname
1270973.pdf
Größe
89 kB
Erstellt
21.04.17, 12:00
Aktualisiert
12.06.17, 11:08
Stichworte
Inhalt der Datei
Ratsversammlung
Verwaltungsstandpunkt Nr. VI-A-03928-VSP-01
Status: öffentlich
Eingereicht von
Dezernat Kultur
Betreff:
Leipzig fördert Jubiläumsjahr 2019 zum 200. Geburtstag Clara Schumanns
Beratungsfolge (Änderungen vorbehalten):
Gremium
Dienstberatung des Oberbürgermeisters
FA Kultur
BA Kulturstätten
Ratsversammlung
voraussichtler
Sitzungstermin
Zuständigkeit
21.06.2017
Bestätigung
Vorberatung
Vorberatung
Beschlussfassung
Rechtliche Konsequenzen
Der gemäß Ursprungsantrag gefasste Beschluss wäre
Rechtswidrig und/oder
Nachteilig für die Stadt Leipzig.
Zustimmung
Ablehnung
Ablehnung, da bereits Verwaltungshandeln
x Zustimmung mit Ergänzung
Sachstandsbericht
Alternativvorschlag
Beschlussvorschlag:
Der Oberbürgermeister wird beauftragt, für das Jahr 2019 als Stadt aktiv das Jubiläum des
200. Geburtstags von Clara Schumann mitzugestalten und zu fördern. Dafür sollen
ausreichende finanzielle Mittel zur Verfügung gestellt werden. Mit der Aufstellung des
nächsten Doppelhaushaltes wird deshalb in Abhängigkeit von den
Rahmenbedingungen des Gesamthaushaltes geprüft, die Mittel für das Jubiläumsjahr
2019 aufzustocken.
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Sachverhalt:
Jubiläen im Jahr 2019
Auf Beschluss des Stadtrates begann die Stadt im Jahr 2009 mit dem 200. Geburtstag von
Felix Mendelssohn Bartholdy eine Kette herausragender Jubiläen und Jahrestage aus ihrer
Geschichte, insbesondere ihrer Musikgeschichte, zu begehen. Die dafür jährlich zur
Verfügung stehende Summe beträgt derzeit 450.000 Euro.
Im Jahr 2019 stehen folgende überregional bedeutsame Jubliläen an:
30 Jahre Friedliche Revolution
500 Jahre Leipziger Disputation
100 Jahre Bauhaus
200. Geburtstag von Clara Schumann
Im Zentrum stehen der Jahrestag "30 Jahre Friedliche Revolution" und der 500. Jahrestag
der "Leipziger Disputation", ein entscheidendes Ereignis der Reformationsgeschichte.
Doch auch die Jubiläen „100 Jahre Bauhaus“ und der „200. Geburtstag von Clara
Schumann“ sind herausragende Jubiläen, für die ein weit über Leipzig hinausgehendes
Interesse besteht.
Die Stadt hat mit den Jubiläen viel überregionale Aufmerksamkeit erzeugt und die Jubiläen
haben sich wesentlich auf die Tourismuszahlen ausgewirkt.
200. Geburtstag Clara Schumann
Clara Schumann hat sich mit ihrem Können in die Musikgeschichte eingeschrieben.
Gleichzeitig ist ihre Biografie von großer Bedeutung für die Geschichte der
Gleichberechtigung der Geschlechter. Im Jahr 2019 wird auch die in Leipzig tätige
Frauenrechtlerin Luise Otto-Peters ihren 200. Geburtstag haben.
Clara Schumann, geborene Wieck (Leipzig 13.09.1819 – Frankfurt/Main 20.05.1896), gilt als
die herausragende Künstlerin des 19. Jahrhunderts. Sie startete ihre ungewöhnliche Karriere
als pianistisches „Wunderkind“ und stand sechs Jahrzehnte lang auf den Konzertpodien
ganz Europas. Zu ihren Auftrittsorten zählen Paris, Wien, St. Petersburg, Moskau, Prag,
Amsterdam, Zürich und alle bedeutenden Städte Deutschlands sowie viele weitere Städte in
Europa, u. a. Leipzigs heutige Partnerstädte Lyon, Birmingham und Brünn. Neben der
signifikanten Verbreitung der Werke ihres Mannes Robert Schumann galt sie als die
Beethoven-Interpretin ihrer Zeit. Nach fast 60 Jahren intensiver Konzerttätigkeit gab Clara
Schumann am 07.03.1889 ihr letztes Konzert – im Leipziger Gewandhaus.
Doch Clara Wieck-Schumann erfüllte weit mehr Rollen: Sie war ihre eigene
Konzertmanagerin, Komponistin, Ehefrau des Komponisten Robert Schumann, brachte acht
Kinder zur Welt, von denen sieben erwachsen wurden. Sie war Freundin, Ratgeberin und
geschätzte Kollegin berühmter anderer Musikerinnen und Musiker, Klavierpädagogin und
Herausgeberin der Werke ihres verstorbenen Mannes. Clara Schumann war auf Grund der
Entwicklung ihres Berufslebens eine singuläre Erscheinung des 19. Jahrhunderts und hat
eine bis dahin nicht gekannte Emanzipation vorgelebt - trotz der Hemmnisse ihrer Zeit.
Clara und Robert Schumann gelten noch heute als eines der bedeutendsten Künstlerpaare
überhaupt. Ihre Ehe kann auf Grund der damals vorherrschenden Ansichten als großes
Experiment einer emanzipatorischen Schaffensgemeinschaft angesehen werden. Als
herausragende Interpretin am Klavier brauchte Robert Schumann seine Frau, um seine
Werke der Öffentlichkeit vorstellen zu können. Darüber hinaus trug Clara Schumann nicht
unwesentlich zum Unterhalt der gesamten Familie bei, was in der damaligen Zeit äußerst
ungewöhnlich war. Auch als Komponist und Komponistin gingen sie gemeinsame Wege.
Bestes Beispiel ist der Liedzyklus „Liebesfrühling“ op. 37, den beide 1841 in der Inselstraße
schrieben und bei Breitkopf & Härtel herausbrachten.
Clara Schumann ist auch als eigenständige Komponistin bekannt, ihre Werke sind
weitgehend ediert und auf Tonträgern aufgenommen. Sie ist die einzige Musikerin, zu der es
inzwischen eine ernstzunehmende Forschung gibt.
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Um auf die wichtige Rolle der Musikerin Clara Schumann aufmerksam zu machen, hat sich
in Leipzig ein Unterstützernetzwerk aus freien und öffentlichen Trägern gebildet, die
Aktivitäten für das Jubiläumsjahr vorbereiten.
Aktivitäten des Schumann-Vereins Leipzig e. V.
Die führende Rolle in Bezug auf das Künstlerehepaar Clara und Robert Schumann nimmt
seit über zwanzig Jahren der Schumann-Verein Leipzig e. V. ein. Der Verein wurde 1995
gegründet, und dank seines Engagements konnte im Jahr 2001 das Schumann-Haus in der
Inselstraße 18 eröffnet werden. Damit wurde ein herausragendes Denkmal der
Musikgeschichte geschaffen, das seitdem international auf das künstlerische Schaffen der
Schumanns aufmerksam macht. Seit 2001 wird der Verein vom Kulturamt gefördert, seit
2014 jährlich in Höhe von 86.000 Euro.
In der Inselstraße hatten Clara und Robert Schumann ihre erste gemeinsame Wohnung.
Schnell entwickelte sie sich zu einem der künstlerischen Zentren Leipzigs und war
Anziehungspunkt der bedeutendsten Künstler, Verleger und Publizisten dieser Zeit. Das
gemeinsame Ehetagebuch dokumentiert diese vier Jahre vortrefflich und macht es zu einem
der aussagefähigsten Zeitdokumente der Kultur- und Musikstadt Leipzig von 1840 bis 1844.
Konzerte von Clara Schumann gemeinsam mit Künstlern wie Felix Mendelssohn Bartholdy,
Franz Liszt, Ferdinand David, Niels W. Gade und vielen anderen im Schumannschen Haus
oder im Gewandhaus gehörten zu den absoluten Höhepunkten des damaligen musikalischen
Lebens der Stadt Leipzig.
So konnten in den letzten beiden Jahren neben anderen Vorhaben, wie zahlreiche Konzerte
und die Schumann-Festwoche, auch drei besonders hervorzuhebende Projekte realisiert
werden: der Bau des Klangraumes im Museum und des einzigartigen Spielhörplatzes auf
dem Hof des Schumann-Hauses sowie die Produktion eines Audioguides für Kinder. Bis zum
Jubiläumsjahr 2019 sind weitere besondere Aktivitäten des Vereins geplant, um schon
frühzeitig auf dieses Ereignis in zwei Jahren aufmerksam zu machen.
Neben der Schumann-Festwoche, die 2019 ganz im Zeichen dieses Jubiläums steht und den
Arbeitstitel „Schaffensgemeinschaft“ trägt, sind auch Konzerte für Clara Schumann mit
Leipziger Künstlern, ein Projekt mit Litauen (die baltischen Staaten bereiste Clara Schumann
während ihrer Konzertreise nach St. Petersburg), pädagogische Projekte und eine
wissenschaftliche Tagung zum Thema „Clara Schumann“ in diesem Jubiläumsjahr geplant.
Den Höhepunkt wird ein großes Fest mit zahlreichen Partnern bilden. Der NotenspurFörderverein e. V. und viele weitere Leipziger Vereine werden dieses Fest ebenso
mitgestalten wie die Felix-Mendelssohn-Bartholdy-Stiftung, das Gewandhaus zu Leipzig, die
Hochschule für Musik und Theater „Felix Mendelssohn Bartholdy“ Leipzig, die Leipzig
Tourismus und Marketing GmbH sowie beteiligte Institutionen des Schumann-Netzwerkes.
Besonderes Augenmerk gilt der Neugestaltung des Museums im Jahr 2019, um der
Schaffensgemeinschaft von Robert und Clara Schumann als gleichberechtigte Darstellung
dieser beiden Persönlichkeiten noch besser gerecht werden zu können.
Fazit
Mit der Aufstellung des nächsten Doppelhaushaltes wird in Abhängigkeit von den
Rahmenbedingungen des Gesamthaushaltes geprüft, die Mittel für das Jubiläumsjahr 2019
aufzustocken, um auch das Clara-Schumann-Jubiläum angemessen unterstützen zu
können. Darüber hinaus hat das Dezernat Kultur den Kontakt mit dem Schumann-Netzwerk
aufgenommen, um Bundesmittel für das Jubiläumsjahr zu akquirieren.
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Außerdem wird bei der Ausschreibung der Kulturfördermittel für das Jahr 2019 auf den 200.
Geburtstag von Clara Schumann im Ausschreibungsstext besonders hingewiesen, um die
Antragsteller/-innen auf das Jubiläum aufmerksam zu machen. Geeignete Anträge erfahren
im Rahmen des Förderverfahrens besondere Berücksichtigung.
Neben einer Förderung innerhalb des städtischen Kulturhaushaltes auf dem Wege einer
Projektförderung und institutionellen Förderung prüft das Kulturamt den Einsatz von
investiven Verstärkungsmitteln und/oder Zuwendungen von Strukturmaßnahmen nach
sächsischem Kulturraumgesetz des Staatsministeriums für Wissenschaft und Kunst, um mit
Landes- und städtischen Mitteln die Neugestaltung und Erweiterung des Museums im
Schumann-Haus unterstützen zu können.
Das Referat für Internationale Zusammenarbeit prüft zudem die Möglichkeit, die angedachte
Konzeption des Schumann-Vereins im Jubiläumsjahr mit einer Reihe von
kammermusikalischen Konzerten in (Partner) Städten und bei deutschen
Auslandsvertretungen zu unterstützen bzw. hier die Federführung bzw. Organisation dieser
Reihe zu übernehmen.
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