Daten
Kommune
Leipzig
Dateiname
1222178.pdf
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116 kB
Erstellt
11.11.16, 12:00
Aktualisiert
11.05.17, 13:04
Stichworte
Inhalt der Datei
Ratsversammlung
Beschlussvorlage Nr. VI-DS-03491
Status: öffentlich
Eingereicht von
Oberbürgermeister
Betreff:
Unterstützung der Bertolt-Brecht-Gastprofessur am neugegründeten "Centre of
Competence for Theatre" (CCT)
Beratungsfolge (Änderungen vorbehalten):
Gremium
Dienstberatung des Oberbürgermeisters
FA Kultur
FA Finanzen
Ratsversammlung
voraussichtlicher
Sitzungstermin
Zuständigkeit
21.06.2017
Bestätigung
Vorberatung
Vorberatung
Beschlussfassung
Beschlussvorschlag:
1. Die Stadt Leipzig unterstützt den Erhalt des Instituts für Theaterwissenschaft an der Universität
Leipzig durch die Schaffung und den Unterhalt einer Bertolt-Brecht-Gastprofessur am
neugegründeten "Centre of Competence for Theatre" (CCT) am Institut für Theaterwissenschaft
der Universität Leipzig.
2. Die finanzielle Unterstützung der Gastprofessur wird in Höhe von 20.000 EUR für den
Doppelhaushalt 2017/18 bestätigt. Die Deckung erfolgt aus den planmäßig veranschlagten
Aufwendungen im Haushaltsjahr 2017 und 2018 im Budget 01_111_1ZW
(Innenauftrag/100111110003/SK 43140000).
3. Es wird eine dauerhafte Unterstützung der Bertolt-Brecht-Gastprofessur angestrebt. Dies wird
zunächst zur Kenntnis genommen. Über eine zusätzliche Bereitstellung ist im Rahmen der
Haushaltsplanung 2019/20 zu entscheiden. Die Mittel sind dann entsprechend durch das Referat
Wissenspolitik anzumelden.
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Übereinstimmung mit strategischen Zielen:
Hinweis: Finanzielle Auswirkungen
x
Finanzielle Auswirkungen
nein
wenn ja,
Kostengünstigere Alternativen geprüft
nein
ja, Ergebnis siehe Anlage zur Begründung
Folgen bei Ablehnung
nein
ja, Erläuterung siehe Anlage zur
Begründung
Handelt es sich um eine Investition (damit aktivierungspflichtig)?
nein
ja, Erläuterung siehe Anlage zur
Begründung
Im Haushalt wirksam
Höhe in EUR
wo veranschlagt
ab 2017
20.000,00
pro Jahr
100111110003
ab 2017
20.000,00
pro Jahr
100111110003
von
Erträge
Ergebnishaushalt
Aufwendungen
Finanzhaushalt
Einzahlungen
Auszahlungen
x
Entstehen Folgekosten oder Einsparungen?
Folgekosten Einsparungen wirksam
Zu Lasten anderer OE
bis
nein
von
wenn ja,
bis
Höhe in EUR
(jährlich)
wo veranschlagt
Ergeb. HH Erträge
Ergeb. HH Aufwand
Nach Durchführung der
Ergeb. HH Erträge
Maßnahme zu erwarten
Ergeb. HH Aufwand (ohne
Abschreibungen)
Ergeb. HH Aufwand aus jährl.
Abschreibungen
Auswirkungen auf den Stellenplan
Beantragte Stellenerweiterung:
nein
wenn ja,
nein
ja,
Vorgesehener Stellenabbau:
Beteiligung Personalrat
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Begründung für die Unterstützung der Gastprofessur am Centre of Competence for Theatre
1.
Infolge der Politik der Kürzung von Mittelzuweisungen durch das sächsische
Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst sah sich das Rektorat der Universität Leipzig
zu Beginn des Jahres 2014 gezwungen, dem Ministerium konkrete Stellenkürzungen und
damit den Abbau ganzer Institute der Universität vorzuschlagen. Neben dem Institut für
klassische Archäologie war davon vor allem das Institut für Theaterwissenschaft betroffen:
Beiden Instituten drohte die mittelfristige Schließung.
Am 31. Januar 2014 bemerkte der Oberbürgermeister zu dieser Absicht in einem dpaInterview: "Deswegen hat die Universität meine Solidarität, wenn sie versucht, diese
Schließungspläne abzuwenden. Das kann sie nur, wenn in Dresden noch einmal
grundsätzlich über die finanzielle Ausstattung der Hochschulen nachgedacht wird."
Der Leipziger Stadtrat reagierte auf diese Situation am 13. Februar 2014 mit einer
"Resolution der Stadt Leipzig zum Erhalt des Wissenschaftsstandortes Leipzig". In diesem
Appell heißt es u.a. : "Leipzig ist mit seiner reichhaltigen Kulturtradition und der über
600jährigen universitären Wissenschaftsgeschichte eine Stadt, welche seit Jahren wächst.
Die enorme Vielfalt kultureller Angebote und die lebendige Kulturszene sind dabei ein
wesentliches Aushängeschild der Stadt,
die immer mehr junge Familien sowie eine jährlich steigende Zahl von Gästen anzieht. Dabei
liefert u.a. das Institut für Theaterwissenschaft eine grundlegend wichtige Basis für den
Nachwuchs an kulturell gebildeten Kräften und das weit über Leipzig hinaus. Das Institut
pflegt dabei sehr enge Kooperationen bspw. mit dem Theater der Jungen Welt und den
Einrichtungen der Freien Szene. Viele Absolventinnen und Absolventen sind so heute in den
Kulturbetrieben der Stadt und der Freien Szene tätig und leisten dort eine hervorragende
Arbeit. In großer Sorge wenden sich die Stadträte der Stadt Leipzig an die Staatsregierung.
Denn die Einsparung ganzer Universitätsinstitute nach einer Reihe harter Sparmaßnahmen
mit Stellenabbau und Reduktion von Lehr- und Forschungskapazitäten ist der Höhepunkt
einer Hochschulpolitik, die der Universität Leipzig genauso wie der Stadt Leipzig schadet.
(...) Leipzigs Stadträte mahnen die Staatsregierung zur Besinnung. Steigende
Studierendenzahlen können nicht mit sinkenden Personalausgaben und reduzierter
Hochschulfinanzierung beantwortet werden."
Das gemeinsame Ziel bestand darin, eine Zukunft für die Theaterwissenschaft an der
Universität Leipzig zu garantieren.
2.
Die Verantwortlichen für Wissenschaft und Kultur im Rathaus verstehen diese Resolution als
politisches Mandat und bemühen sich im Austausch mit allen Akteuren – der Leipziger
Theaterwissenschaft, dem Rektorat der Universität Leipzig und dem Sächsischen
Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst – um einen klugen Kompromiss.
Heute lässt sich sagen: Das Institut für Theaterwissenschaft wird weiterbestehen, ergänzt
durch ein neues "Centre of Competence for Theatre" (CCT), das dem Institut angegliedert
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ist. Das CCT wurde am 27. Oktober 2016 im Schauspiel Leipzig durch die öffentliche
Unterzeichnung der Kooperationsvereinbarung mit Theatern und Verbünden aus Sachsen
und Deutschland offiziell gegründet. Die Universität hat damit ihre Kürzungspläne
zurückgezogen und der Freistaat durch die Neuförderung von zwei Juniorprofessuren in der
Theaterwissenschaft das CCT mitbefördert Die Stadt Leipzig soll diese Aktivitäten durch die
Unterstützung einer "Bertolt-Brecht-Gastprofessur" am CCT unterstützen.
3.
Mit dem CCT entsteht ein neuer (inter)nationaler Fokus der Theaterwissenschaften in
Leipzig. Das CCT wird die regionale, nationale und internationale Kooperation auf dem
Gebiet des Theaters und der kulturellen Bildung verstärken. Es wird als Schnittstelle
zwischen Wissenschaft, Kunst und Gesellschaft Expertenkenntnisse auf allen Gebieten der
Theater- und Kunstproduktion miteinander verbinden und öffentlich sichtbar machen.
Das CCT erweitert damit die universitäre Theaterwissenschaft vor allem durch seinen
Praxisbezug. Es kooperiert mit Theaterhäusern regional und überregional, fördert
praxisorientierte Forschung und Lehre sowie die Vermittlung von Theorie und Praxis mit
Partnern innerhalb und außerhalb der Universität. An erster Stelle gehören hierzu die
künstlerischen Eigenbetriebe der
Stadt Leipzig und die Häuser der Freien Szene, wie Theater und Verbände in ganz Sachsen
und deutschlandweit. Das CCT versteht sich als ein Ort der öffentlichen Wissensvermittlung
und transkulturellen Bildung, der bewusst in die Gesellschaft hineinwirken will. Es bietet ein
Forum für die öffentliche Diskussion theaterästhetischer, theaterpolitischer und
kulturpolitischer Fragen, die sich mit den Herausforderungen von Gesellschaften im Wandel
befassen. Zudem stellt das Zentrum durch sein weitreichendes, internationales Netzwerk
eine wichtige Säule zukünftiger Ausbildung und
Arbeit dar.
4.
Um die Sichtbarkeit und öffentliche Resonanz des CCT zu erhöhen und die internationale
Expertise in Forschung, Lehre und öffentlicher Vermittlung in Leipzig vertieft zu verankern,
wird
eine "Bertolt-Brecht-Gastprofessur" am CCT eingerichtet, deren Finanzierung durch die
Stadt Leipzig erfolgt. Die Kosten betragen pro Semester 10.000,00 EUR, pro Jahr 20.000,00
EUR. Sie sind im Doppelhaushalt der Jahre 2017 und 2018 eingestellt.
Die Professur hat das Ziel,
• den Theorie-Praxis-Transfer zwischen den Leipziger Wissenschaften und den
Künsten zu intensivieren,
• den öffentlichen Diskurs mit der Stadtgesellschaft durch neue Veranstaltungsformate
zu befördern,
• Theater als ein unverzichtbares Forum einer demokratischen Öffentlichkeit zu
stärken,
• Leipzig als den Ort einer international avancierten Theatertheorie und -praxis noch
deutlicher auf der Landkarte der Theaterwelt zu verankern.
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5.
Die Professur wird einmal pro Semester vergeben. Berufen wird der Gastprofessor oder die
Gastprofessorin durch eine von Stadt und Universität besetzte Kommission, bestehend aus
der Beigeordneten für Kultur der Stadt Leipzig (Stellvertretung: Referatsleitung für
Wissenspolitik), dem Direktorrat des CCT und der Geschäftsführung des CCT.
6.
Kandidieren um diese Berufung sollen (inter)national renommierte Theatermacherinnen,
Intendanten, Regisseure und Autorinnen. Kriterien für die Auswahl sind ein ausgeprägtes
künstlerisches Profil und das überregionale Renommee der sich bewerbenden
Persönlichkeiten.
7.
Zum Namensgeber der Gastprofessur: Bertolt Brecht ist mit der Stadt Leipzig mehrfach
verbunden. Zwei Uraufführungen seiner Stücke, "Baal" und "Aufstieg und Fall der Stadt
Mahagonny", fanden in Leipzig statt. In den fünfziger Jahren haben Ernst Bloch und Hans
Mayer inmitten der Doktrin des sozialistischen Realismus Brecht einem aufgeschlossenen
Publikum bekannt gemacht und für die Verbreitung seiner Arbeiten und seiner
Theaterästhetik gesorgt. Das Institut für Theaterwissenschaft ist seit Jahren für seine BrechtForschung, die auf die Entdeckung eines "anderen Brecht" zielt, international bekannt. Im
Juni 2019 wird der Weltkongress der International Brecht Society (IBS), der dem Institut
durch die Vizepräsidentschaft verbunden ist, in Leipzig am Centre of Competence for
Theatre stattfinden.
5/5