Daten
Kommune
Leipzig
Dateiname
1219858.pdf
Größe
87 kB
Erstellt
03.11.16, 12:00
Aktualisiert
02.03.17, 16:39
Stichworte
Inhalt der Datei
Ratsversammlung
Informationsvorlage Nr. VI-DS-03451
Status: öffentlich
Beratungsfolge:
Gremium
Termin
Zuständigkeit
Dienstberatung des Oberbürgermeisters
FA Allgemeine Verwaltung
Migrantenbeirat
Ratsversammlung
08.02.2017
Information zur Kenntnis
Eingereicht von
Dezernat Allgemeine Verwaltung
Betreff
Willkommenszentrum Leipzig - Verwaltungsvorschlag zum Beschluss der
Ratsversammlung vom 19.11.2015 zur Vorlage VI-A-01381-NF-003
1. Der Verwaltungsvorschlag zum Aufbau und Etablierung eines Willkommenszentrums Leipzig wird
zur Kenntnis genommen.
Prüfung der Übereinstimmung mit den strategischen Zielen:
nicht relevant
Sachverhalt
Verwaltungsvorschlag entsprechend Beschluss der RV vom 19.11.2015 zur Vorlage VI-A01381-NF-003
0. Vorbemerkung
Leipzig ist zur Zeit die am schnellsten wachsende Großstadt Deutschlands. Allein im Jahr 2015 war
ein Netto-Einwohnerzuwachs von fast 16 000 Personen zu verzeichnen. 10 250 von Ihnen (= 64%)
hatten einen Migrationshintergrund. Auch im laufenden Jahr setzt sich diese Entwicklung fort. Zum
30.06.2016 hatten insgesamt 74.474 Einwohner/-innen der Stadt (= 13% der Wohnbevölkerung)
einen Migrationshintergrund. (Zur Segmentierung der 2015 in die Stadt Zugezogenen vgl. Anlage 1.)
Das Thema Willkommenskultur allgemein und speziell Willkommenszentrum ist nicht neu. Es findet
sich bereits in dem Ende 2012 vom Stadtrat verabschiedeten „Gesamtkonzept zur Integration der
Migrantinnen und Migranten in Leipzig“ wieder, es war ein Schwerpunktthema bei der
Führungskräfteklausur 2015, es wird auch im Arbeitsprogramm 2020 aufgegriffen und spiegelt stets
die Leipziger Grundhaltung zur Weltoffenheit und Teilhabe.
In der Stadt existiert zwar ein umfassendes Informations- und Beratungsangebot städtischer und
anderer Behörden für Neuzuwanderer - Bürgerämter, Bürgertelefon, Referat für Migration und
Integration, Sozialamt/Migrantenhilfe, Projekt AKZESS im Ordnungsamt, Amt für Jugend, Familie
und Bildung, Sächsische Bildungsagentur, Migrationsdienste der freien Träger, Agentur für Arbeit
und Jobcenter, Hochschulen etc. -, dennoch verlieren Neuzuwanderer oftmals viel Zeit, bis sie die
richtigen Ansprechpartner/Beratungsstellen/Angebote in Leipzig finden. Nicht selten sind auch die
Hemmschwellen gegenüber Behörden und Beratungsstellen sowie Sprachbarrieren hoch. Dies gilt in
besonderem Maße für die neu ankommenden Geflüchteten.
All diese bestehenden, insbesondere auch die bewährten dezentralen Informations- und
Beratungsangebote sollen nun den Neubürgern durch eine zentrale, niedrigschwellige Anlaufstelle
ergänzt werden. Das neu zu schaffende Willkommenszentrum Leipzig (WZL) soll weder die
vorhandenen Fachdienste und Beratungsstellen ersetzen oder Fachpersonal aus diesen „abziehen“
(d.h., die fachliche Expertise bleibt weiterhin dezentral), noch als Beschwerdestelle für unzufriedene
(Neu-)Bürger dienen, sondern vielmehr ein „Türöffner“ zu den verschiedensten Dienstleistungen und
Hilfsangeboten, wie auch in die Bürgergesellschaft sein.
Somit soll das WZL sowohl zur schnellen Orientierung der Neubürger im städtischen Leben, als
auch zur Arbeitserleichterung für die anderen Bereiche beitragen.
1. Zielgruppe
Zielgruppe des WZL sollen vordergründig Neu-Leipziger mit Migrationshintergrund sein, unabhängig
von ihrem Aufenthaltsstatus: qualifizierte Fachkräfte, deren Familienangehörige, Studierende, EUBürger, Drittstaatsangehörige, Geflüchtete, die neu nach Leipzig zugezogen sind oder aber bereits
hier leben.
2. Aufgaben/Angebote
–
Absicherung von Orientierungs- und Beratungsgesprächen (im Rahmen der
Bürgeramtsdienstleistungen) auf English
–
persönliche (Erst)Beratung und Vermittlung an die zuständigen Stellen zu allen wichtigen
Fragen des täglichen Lebens – Einreise/Aufenthalt, Sprache, Bildung, Ausbildung, Wohnen, Familie,
Gesundheit, Arbeit/Jobsuche, soziale Kontakte, Kultur, Freizeit - in Deutsch und zunächst Englisch
–
Auslage und Ausgabe von mehrsprachigen zielgruppen- oder themenspezifischen
Informationsmaterialien
–
Anlage interner Arbeitshilfen (z. B. Übersicht von Beratungsstellen zu verschiedenen
Themen, Listen von Dienstleistern für bestimmte Zielgruppen, eingescannte Informations- blätter,
Flyer)
–
ständige Kooperation und Netzwerkarbeit mit den anderen Bürgerämtern, dem
Familieninfobüro, dem Welcome Center der Universität, der HWK und IHK, den
Arbeitsmarktakteuren u.a.m.
–
Zuarbeiten für den Internetauftritt der Stadt
–
die dauerhafte Beratung von Klienten bleibt weiterhin in der Zuständigkeit der Fachämter und
wird nicht dem WZL übertragen, dort erfolgt i.d.R. auch kein Ausfüllen von Formularen sowie keine
Weiterleitung von Leistungsanträgen an andere Verwaltungsstellen
3. Arbeitsweise
Mit einem Arbeitsplatz des Bürgeramts Mitte werden zu festgelegten Service-Tagen (3x/Woche)
Orientierungs- und Beratungsgespräche in Englisch abgesichert. Behördliche Handlungen sind
weiterhin in Deutsch zu führen, bei Bedarf werden Sprach- und Integrationsmittler herangezogen.
Angestrebt wird, dass verwaltungsinterne und -externe Kooperationspartner an bestimmten Tagen
ihre Dienstleistungen vor Ort im WZL anbieten, so z.B. das Referat für Migration und Integration, die
Bildungsberatung des AfJFB oder die bundesgeförderte Migrationsberatung von 1 – 2 freien Trägern
(Migrationsberatung für Erwachsene / Jugendmigrationsdienst). Letztere bringen auch zusätzliche
Fremdsprachenkompetenzen mit. Sollte sich dies für die Überwindung sprachlicher Hürden als nicht
ausreichend erweisen, wird der Einsatz von SprInt zu bestimmten Sprechzeiten, bzw. für
Gruppengespräche erprobt.
Denkbar sind auch regelmäßige Beratungsangebote vor Ort durch weitere städtischen Ämter, wie
z.B. Ordnungsamt, Amt für Wirtschaftsförderung oder Standesamt, durch Agentur für Arbeit,
Jobcenter, LWB, Universität, IHK, HWK, Invest Region Leipzig GmbH u.a.m. Hierzu werden mit den
freien Trägern bzw. Partnern, die nicht zur Stadtverwaltung gehören, Kooperationsvereinbarungen
abgeschlossen. Mit einigen der potenziellen Kooperationspartner haben bereits Vorgespräche
stattgefunden.
Angestrebt werden intensive Netzwerk- und Kooperationsbeziehungen mit allen relevanten
Partnern, damit perspektivisch das WZL „Strahlkraft“ auf die Bereiche Wirtschaft, Wissenschaft,
Forschung, Kultur, Sport u.a.m. entwickelt.
4. Organisatorische Anbindung
Angesichts der oben beschriebenen Aufgaben und Arbeitsweise erfolgt eine Zuordnung des WZL
zum Referat für Migration und Integration, für die allerdings zusätzliche personelle Ressourcen von
mind. 0,5 VzÄ (zur Gewinnung, Bindung und Koordinierung der o.g. Kooperationspartner und ihrer
Beratungsangebote, Netzwerk- und Öffentlichkeitsarbeit, Informationsbeschaffung, -bündelung und weitergabe, Anlage interner Arbeitshilfen u.a.m.) und Sachkosten für Öffentlichkeitsarbeit,
Informationsmaterialien (einschl. Übersetzungen), Internetauftritt (einschl. Übersetzungen) u.a.m.
erforderlich wären, da es sich um die Übertragung einer neuen, zusätzlichen Aufgabe handelt (vgl.
hierzu Punkt 6 Finanzierung).
5. Räumliche Unterbringung
Um eine gute Erreichbarkeit für die Zielgruppe und auch die nicht zu unterschätzende Signalwirkung
in die Stadtgesellschaft zu gewährleisten, ist erforderlich, dass das WZL zentral, gut erreichbar,
solitär, sichtbar und transparent untergebracht ist.
Der gewählte Standort - eine ehemalige Ladenfläche im demnächst neu öffnenden Stadthaus OttoSchill-Straße 2 - erfüllt diese Kriterien und die Voraussetzungen für die beschriebenen Aufgaben
und Personal. Er erlaubt die Umsetzung eines offenen Raumkonzepts mit 2-3 Beratungsplätzen und
einem Besprechungsbereich, die durch die Fenster zum Ring und zum Bürgeramt für Transparenz
sorgen. Dieser Standort hat zudem den Vorteil kurzer Wege zu vielen relevanten Ämtern/Referaten
im Neuen Rathaus und im Stadthaus. Damit bietet er sich auch für kleinere Schulungen städtischer
Bediensteter an.
Auch die Nähe zum jetzigen Bürgeramt Mitte, für das eine generelle Verwendung im Bereich
Bürgerdialog, Planverfahren und Beteiligung geplant ist, lässt Synergien erwarten, denn dieser
könnte für Info- und Begegnungsveranstaltungen von Kooperationspartnern, interkulturellen
Vereinen und Migrantenorganisationen genutzt werden.
6. Finanzierung
Die Aufwendungen für die Erstausstattung des WZL sind Bestandteil der Mehrbedarfsvorlage für das
Objekt Otto-Schill-Straße 2. Für die Personalstelle des Bürgeramts entstehen keine zusätzlichen
Kosten. Zusätzliche Personal- und Sachkosten entstehen durch die unter Punkt 4 erwähnten
Aufwendungen im Referat für Migration und Integration, die innerhalb des Dezernats I gedeckt
werden.
7. Evaluierung und Fortentwicklung
Die unter Punkt 2 und 3 vorgeschlagenen Aufgaben, Angebote und Arbeitsweise werden laufend
einem Praxistest unterzogen und nachjustiert. Nach einer Erprobungsphase von ca. 1,5 Jahren wird
die Arbeit des WZL evaluiert, anschließend wird dem Stadtrat eine Kurzbewertung vorgelegt, die
eventuell erforderliche Anpassungsvorschläge beinhaltet.
8. Beteiligung des Migrantenbeirats
Entsprechend dem in der Überschrift genannten Ratsbeschluss fand am 29.08.2016 auf Einladung
des Bürgermeisters für Allgemeine Verwaltung ein Werkstattgespräch mit 7 Vertreter/-innen des
Migrantenbeirats statt, bei dem die Rahmenbedingungen für das WZL diskutiert wurden.
Ein Verwaltungsentwurf der Eckpunkte für das WZL wurde in der regulären Sitzung des
Migrantenbeirats am 21.10.2016 zur Diskussion gestellt. Dabei wurden eine Reihe weiterer, z.T.
inhaltlich unterschiedlich ausgerichteter Vorschläge und Anregungen vorgetragen. Viele von ihnen
wurden in der Vorlage berücksichtigt, andere werden bei der Fortentwicklung des WZL weiter
verfolgt.
Anlage 1:
Segmentierung Zuzügler