Daten
Kommune
Leipzig
Dateiname
1217167.pdf
Größe
2,4 MB
Erstellt
26.10.16, 12:00
Aktualisiert
13.03.17, 15:24
Stichworte
Inhalt der Datei
Ratsversammlung
Informationsvorlage Nr. VI-DS-03424
Status: öffentlich
Beratungsfolge:
Gremium
Termin
Zuständigkeit
Dienstberatung des Oberbürgermeisters
Verwaltungsausschuss
Ratsversammlung
14.12.2016
Information zur Kenntnis
Eingereicht von
Oberbürgermeister
Betreff
leipzig.leben.morgen.
Impulspapier der Leipziger Gruppe zu ihrem Smart-City-Ansatz
Die Ratsversammlung nimmt das Impulspapier „leipzig.leben.morgen“ der Leipziger Gruppe zur
Kenntnis.
Prüfung der Übereinstimmung mit den strategischen Zielen:
nicht relevant
Sachverhalt:
siehe Anlagen
Anlagen:
VI-DS-03424 Einführung
VI-DS-03424 Anlage Impulspapier
leipzig.leben.morgen. Impulspapier der Leipziger Gruppe zu ihrem Smart-City-Ansatz
Einführung
Die Städte brauchen neue zukunftsfähige Lösungen. Der Klimawandel und die Anforderungen des Klimaschutzes, die wachsenden Mobilitätsbedürfnisse der städtischen Bewohner,
die Vermeidung von Lärm, Feinstaub und weiteren Umweltemissionen, die sozialen Ungleichheiten, die Ressourcenknappheit sowie der demographische Wandel, aber auch die
Bedürfnisse der Stadtbürger nach mehr gesellschaftlicher Teilhabe sowie Steigerung ihrer
Lebensqualität stellen die urbanen Ballungsräume vor erhebliche Herausforderungen.
Dies gilt auch für Leipzig, dass in den letzten ca. 10 Jahren eine „zweite Gründerzeit“ erlebt
hat. Viele positive Entwicklungen sind mit diesem Bevölkerungswachstum verbunden, die
insbesondere durch eine hohe Wirtschaftsdynamik im städtischen Raum charakterisiert sind.
Leipzig ist heute eine Großstadt mit hohem wirtschaftlichem und kulturellem Stellenwert im
ostdeutschen Raum, deren Bedeutung in Zukunft weiter anwachsen wird.
Zugleich stellen das Bevölkerungswachstum und die dynamische Entwicklung der Wirtschaftsstrukturen den urbanen Raum vor erhebliche Anforderungen: Leipzig benötigt eine
zukunftsfähige Weiterentwicklung der städtischen Infrastrukturen. Weiterhin müssen Verwaltungsstrukturen angepasst, notwendige Klimaschutzmaßnahmen forciert, bzw. der fortschreitende Klimawandel durch Maßnahmen eingedämmt sowie die soziale Stabilität der städtischen Gesellschaft gesichert werden. Die Herausforderung für die Stadt besteht besonders
darin, die Lebensqualität für alle Bürgerinnen und Bürger zu sichern, bzw. zu steigern und
gleichzeitig die regionale und kommunale Wertschöpfung kontinuierlich weiter zu entwickeln.
Ein weiterer Punkt kommt hinzu. Die digitale Transformation verändert nicht nur unseren
privaten Alltag, sie hat auch immer mehr Einfluss auf unsere Arbeits- und Kundenprozesse,
unser soziales Miteinander, das Wirken der städtischen Institutionen wie auch auf unsere
Freizeit. Mittlerweile gibt es praktisch fast keinen Bereich mehr, der nicht vom technologischen Wandel spürbar betroffen ist. Der digitale Wandel verändert unsere Art und Vielfalt der
Kommunikation und ermöglicht uns, (weitgehend) unabhängig vom Ort zu kommunizieren
und zu handeln. Die Digitalisierung unserer Alltagsgegenstände, das sogenannte „Internet
der Dinge“, vernetzt unsere physische Welt miteinander und schafft ganz neue Möglichkeiten. Kurzum: die Veränderungen auch für uns sind und werden grundlegend und erstrecken
sich auf alle Geschäfts-, Arbeits- und Lebensbereiche.
Einordnung in den gesamtstädtischen Ansatz
Durch die Einbindung in das EU-Konsortium TRIANGULUM bietet sich für Leipzig die Gelegenheit der Entwicklung eines Smart City-Leitbildes für den Leipziger Westen unter der Berücksichtigung der spezifischen Rahmenbedingungen der Stadt. Dabei werden lokale Handlungserfordernisse - insbesondere mit Bezug auf die städtische Infrastruktur und Wirtschaft identifiziert und abgestimmt.
Im Ergebnis des EU-Projektes, wird die Stadt Leipzig ein umsetzungsorientiertes „SmartCity-Strategiepapier“ für einen Teilbereich des Leipziger Westens entwickeln. Der Stadtteil
dient hierbei als Laborraum für die zukünftige Ausrichtung einer gesamtstädtischen SmartCity-Strategie. Erste Erkenntnisse fließen in den Prozess zur Fortschreibung des Integrierten
Stadtentwicklungskonzepts (INSEK Leipzig 2030) ein und können damit die Grundlage für
die Entwicklung einer gesamtstädtischen Smart City-Strategie liefern.
Stadt Leipzig
Seite 1 von 4
leipzig.leben.morgen. Impulspapier der Leipziger Gruppe zu ihrem Smart-City-Ansatz
Im Rahmen des Projektes Triangulum können Strategien, Organisations- und Kooperationserfordernisse und erste Projekte in den Bereichen:
•
•
•
•
•
zukunftsfähige postfossile Energieversorgung,
intelligente Mobilitätsangebote,
effiziente technische Infrastrukturen,
wettbewerbsfähige Rahmenbedingungen für die Wirtschaft und
neue Finanzierungsangebote und Geschäftsmodelle
identifiziert, entwickelt und laborhaft getestet werden.
Die Stadt Leipzig hat sich von Anfang an das Ziel gesetzt, ein breit angelegtes AkteursNetzwerk und unterschiedlichste Kooperationsstrukturen als Basis für die Entwicklung
smarter Stadtentwicklungsstrategien zu etablieren. Damit siedelt sich das Projekt in einem
Zwischenbereich zwischen gesamtstädtischer Ebene/Strategie und Berücksichtigung von
Bottom-up-Prozessen aus der lokalen Wirtschaft und Zivilgesellschaft mit Stadtteilbezug an.
Dabei findet die Auseinandersetzung mit dem Thema Smart City von Beginn an mit direktem
Bezug zur Umsetzungsebene Stadtteil statt und speist gleichzeitig den Erarbeitungsprozess
einer Strategie und die Entwicklung von Governance-Strukturen auf gesamtstädtischer
Ebene.
Eine enge Zusammenarbeit mit den Unternehmen der Leipziger Gruppe erfolgte von Projektbeginn an, um ein gemeinsames Verständnis für einen Smart City-Prozess und abgestimmte Strategien zu entwickeln. Für die Organisation der erforderlichen Abstimmungsprozesse zwischen Stadtverwaltung und Tochterunternehmen wurden neben bilateralen Gesprächen zwei Arbeitsformate entwickelt: das „Zukunftsforum“ sowie das „Zukunftslabor“.
Während das Zukunftsforum als Entscheidergremium fungiert, repräsentieren die Zukunftslabore die Arbeitsebene. So sind im Zukunftsforum auf Einladung des Oberbürgermeisters
Entscheidungsträger der Stadt, der städtischen Tochtergesellschaften bzw. kommunaler Unternehmen vertreten. Die Mitglieder treffen sich alle drei-vier Monate, um Visionen für die
verschiedenen Smart City-Handlungsfelder zu entwickeln und aktuelle Projektstände zu diskutieren. In den bisherigen Zukunftsforen wurde das Begriffsverständnis Smart City für die
Stadt Leipzig weiter geschärft und ein gemeinsames Verständnis erarbeitet. Die Inhalte und
Projektansätze des Impulspapiers leipzig.leben.morgen. der Leipziger Gruppe wurden im
Zukunftsforum am 17.10.2016 mit den TeilnehmerInnen der Stadtverwaltung und der Leipziger Gruppe diskutiert.
Die bereits innerhalb der Stadtverwaltung und der Leipziger Gruppe existierenden und aktuell laufenden Projekte und Analysen werden in diesem Prozess mit erfasst und fließen in die
Erarbeitung des Strategiepapiers und die INSEK-Fortschreibung mit ein (Gegenstromprinzip).
Für die Unterstützung und Abstimmung der im Impulspapier benannten Projektansätze sowie
den Abgleich von Smart City-Maßnahmen in der Verwaltung ist eine enge Kooperation der
Leipziger Gruppe, der jeweiligen Tochterunternehmen und den Fachämtern der Verwaltung
erforderlich. Hierzu soll eine im Zukunftsforum vom 17.10.2016 als Diskussionsergebnis formulierte Arbeitsgruppe mit Vertretern aus Stadtverwaltung und Leipziger Gruppe etabliert
werden.
Stadt Leipzig
Seite 2 von 4
leipzig.leben.morgen. Impulspapier der Leipziger Gruppe zu ihrem Smart-City-Ansatz
Damit wird der Herausforderung des Aufbaus langfristiger öffentlich-privater Kooperationsstrukturen und verbindlicher Formen der Zusammenarbeit zwischen den städtischen Tochtergesellschaften und der Stadtverwaltung begegnet. Diese Art der Zusammenarbeit befördert den Zusammenschluss von Einzelprojekten zur Realisierung von Komplexvorhaben und
damit der notwendigen Vernetzung bestimmter Themen zu einer Gesamtstrategie/-lösung.
Das Impulspapier ist bereits ein erstes Ergebnis des Kooperationsprozesses zwischen der
Stadt Leipzig und der Leipziger Gruppe. Die im Rahmen der Zukunftsforen und -labore diskutierten Maßnahmen sind Bestandteil des Papiers. Weiterhin bemüht sich die Stadt gemeinsam mit ihren Tochterunternehmen um Fördermittel zur Umsetzung der benannten
Smart City Lösungen.
Konkret wird aktuell ein Lighthouse-Antrag für das EU-Förderprogramm HORIZON 2020:
Smart Cities and Communities in Zusammenarbeit mit der Leipziger Gruppe erarbeitet. Es
werden Teile der im Impulspapier beschriebenen Projektansätze, wie z. B. E-Mobilität, Infrastrukturkataster, aufgegriffen und als Teilbausteine des Antrages konkretisiert und überprüft.
Abgabefrist des Antrags ist der 14. Februar 2017.
Der Ansatz der Leipziger Gruppe
Auch die Unternehmen der Leipziger Gruppe sind mit diesen oben aufgeführten Zukunftsaufgaben und all ihren Herausforderungen konfrontiert. Insbesondere reflektiert der Stadtkonzern die deutlichen Umbrüche und Veränderungen auf dem Energie- und Mobilitätssektor
sowie beim Umgang mit der natürlichen Ressource Wasser.
Dies wirft für die Zukunft eine Vielzahl von Fragen für die Leipziger Gruppe auf:
•
•
•
•
•
•
•
•
Wie sieht die Mobilität der Zukunft aus? Was bedeutet es, Mobilitätsdienstleister zu
sein? Wie werden die Elektrifizierung und die zunehmende Intelligenz in der Mobilität
gestaltet?
Wie wird in der wachsenden Stadt Leipzig die Wasserversorgung und Abwasserentsorgung auf hohem Stand abgesichert?
Wie kann die Energiewende in Leipzig gelingen? Welche Rolle spielt dafür die Kopplung der Sektoren Strom, Wärme und Mobilität?
Wie können unsere Ressourcen, unsere Wertstoffe nachhaltiger genutzt werden?
Welche Rolle spielen die zunehmende Informations- und Kommunikationstechnik und
Digitalisierung in der Welt von morgen? Wie wird die Digitalisierung unseren Lebensalltag verändern?
Wie können die Bürgerinnen und Bürger am Prozess teilhaben?
Welche Auswirkungen haben Innovationen auf unsere Geschäftsmodelle der Zukunft? Wie können durch Innovationen Mehrwerte generiert werden?
Und was heißt dies für das Selbstverständnis als Leipziger Gruppe und das Markenversprechen: Leipzig lebens- und liebenswerter zu machen. Jeden Tag aufs Neue?
Aufbauend auf dem Arbeitsprogramm Leipzig 2020, vor allem aber in den Gesprächen innerhalb der Geschäftsführungen sowie mit der Verwaltungsspitze ist die Erkenntnis gereift,
die Themen der Daseinsvorsorge für die Stadt von morgen (mit neuen Ideen, Geschäftsmodellen, Prozessen und einem veränderten Selbstverständnis) weiter und neu zu denken. Aus
unternehmerischer Sicht und Verantwortung für die wachsende Stadt, ist es für die Leipziger
Gruppe selbstverständlich über Zukunft und Entwicklung nicht nur nachzudenken, sondern
diese aktiv mit zu gestalten und die oben aufgeworfenen Fragen systematisch (z. B. in Entwicklungslaboren) anzugehen.
Stadt Leipzig
Seite 3 von 4
leipzig.leben.morgen. Impulspapier der Leipziger Gruppe zu ihrem Smart-City-Ansatz
Unter Federführung der Leipziger Stadtholding hat ein Leipziger Gruppe übergreifendes Projekt diesen Faden aufgenommen und ein Impulspapier mit dem Titel „leipzig.leben.morgen. –
der Smart City Ansatz der Leipziger Gruppe“ verfasst. Es bündelt bestehende smarte Ansätze und Projekte in unseren Unternehmen, ergänzt und komplettiert sie und beschreibt ein
ganzheitliches Bild, da die Herausforderungen der Zukunft besser in der Gruppe bzw. nur
sektorenübergreifend gelöst werden können.
leipzig.leben.morgen. versteht sich dabei als strukturierter und systematischer Innovationsprozess (-programm) nach außen und nach innen, der als Zukunfts- und Ideenlabor angelegt
ist. Hier sollen für Leipzig neue und innovative Ideen getestet, ausprobiert und erprobt werden und die gewonnenen Erkenntnisse auf den gesamtstädtischen Raum ausgeweitet sowie
gleichzeitig in das Kerngeschäft überführt und integriert werden. Damit ist es auch ein Inkubator und Katalysator für die Beantwortung der Fragen von morgen.
leipzig.leben.morgen. untermauert unser Markenversprechen „Wir sind Leipziger. Die Leipziger Gruppe macht Leipzig lebens- und liebenswerter. Jeden Tag aufs Neue“ und gibt ihm ein
erlebbares Gesicht. Es ist damit ein sichtbares Zeichen unseres Beitrags für die erfolgreiche
Transformation unserer Stadt hin zu einer smarten Zukunftsstadt.
Die Informations- und Kommunikationstechnik sowie die Digitalisierung sind dabei Auslöser
für Veränderungen und gleichzeitig nützliche Instrumente und Hilfsmittel. Diese unterstützen
maßgeblich eine integrierte Analyse und Planung der städtischen Lebens- und Wirtschaftsräume und erleichtern deutlich die technischen Prozesse im Hinblick auf eine ressourcenschonende Betriebsweise. Diese Technologien sind von zentraler Bedeutung für die Planung
und Umsetzung unseres Ansatzes, jedoch nicht Ziel und Zweck des notwendigen Veränderungs- und Anpassungsprozesses.
Mit leipzig.leben.morgen. konkretisiert die Leipziger Gruppe ihre Konzernstrategie im Hinblick auf Beiträge, die in besonderer Weise auf Potentiale und eine nachhaltige Stadtentwicklung einzahlen. Dieser Smart City Ansatz, beschreibt und bewertet zentrale Innovationsvorhaben des Stadtkonzerns, die mit einer unternehmensübergreifenden Governance strukturiert vorangetrieben werden sollen. Es ist der Beginn eines strukturierten und systematischen
Prozesses, ein wichtiger Aufschlag für die Leipziger Gruppe, der fortgeschrieben wird und
sich weiter entwickelt, der Prozess ist nicht abgeschlossen - insofern auch nicht fertig.
Mit diesem Ansatz möchte sich die Leipziger Gruppe zudem als „Zukunfts- und Innovationspartner“ für eine nachhaltige Stadtentwicklung positionieren und das Zusammenwirken mit
der Stadtverwaltung für die wachsende Stadt besonders empfehlen. Es Integriert und verzahnt sich in die und mit den strategischen Stadtentwicklungsinstrumenten (Triangulum,
INSEK, etc.).
Das Impulspapier leipzig.leben.morgen. ist zugleich als Anstoß zur Diskussion über die Ausgestaltung der Zukunftsfähigkeit Leipzigs zu verstehen. Unser Ansatz versteht sich als Angebot, als Impuls und Katalysator für einen Prozess, der gerade im Entstehen ist und sich
gemeinsam mit allen Akteuren entwickelt.
Stadt Leipzig
Seite 4 von 4
leipzig.leben.morgen.
Impulspapier
y-Ansatz
Smar t-Cit
pe
iger Grup
der Leipz
leipzig.leben.morgen.
Inhaltsverzeichnis
1. Die urbanen Herausforderungen der Stadt Leipzig
9
Städtische Ballungsräume im Wandel
Auslöser und Treiber der Veränderung: die digitale Transformation
Die Entwicklung der wachsenden Stadt Leipzig
Energie- und klimapolitische Zielsetzungen in Deutschland
Leipzigs Ziele und Herausforderungen der Energiewende
9
11
12
13
16
2. Smart City als Lösungsansatz
für eine nachhaltige Stadtentwicklung
Leitbild einer Smart City
Leipzig auf dem Weg zur smarten Zukunftsstadt
Smart City – Schritt für Schritt modular entwickeln
3. Der Beitrag der Leipziger Gruppe zur
nachhaltig wachsenden Stadt Leipzig
Ausgangspunkt für die Leipziger Gruppe
Bedeutung des Konzepts für Leipzig aus Sicht der Leipziger Gruppe
Die Leipziger Gruppe als Motor der urbanen Energiewende in Leipzig
Konzern- und Markenstrategie der Leipziger Gruppe
4. leipzig.leben.morgen. –
Der Smart-City-Ansatz der Leipziger Gruppe
19
19
20
21
23
23
25
26
28
31
Die Einordnung von leipzig.leben.morgen. 31
Die Grundpfeiler unseres Smart-City-Ansatzes leipzig.leben.morgen. 33
Teilhabe und Partizipation als Gestaltungselement in leipzig.leben.morgen. 35
Die Handlungsfelder des Smart-City-Ansatzes leipzig.leben.morgen. 38
5. Die Projekte und Maßnahmen aus
leipzig.leben.morgen.
45
Projektauswahl unter zentraler Berücksichtigung der Wirtschaftlichkeit
46
Messbare Beiträge zur nachhaltigen Stadtentwicklung
48
Leuchtturm-Projekte 52
Weitere Projektvorhaben
62
Ausblick 69
3
leipzig.leben.morgen.
Vorwort
Burkhard Jung
Praktisch in jedem Haus und jeder Wohnung
kommt das Wasser aus dem Wasserhahn oder
dem Duschkopf und kann bedenkenlos getrunken
werden. Strom liefert die Steckdose – Tag für Tag –
rund um die Uhr. Straßen und öffentliche Plätze
sind bei Dunkelheit fl ächendeckend erleuchtet.
Die Fahrt mit der Straßenbahn in die Schule oder
zur Arbeit ist für viele eine tägliche Selbstverständlichkeit. Kaum beachtet, beeinflusst diese
Infrastruktur die Lebensqualität in unserer Stadt
entscheidend mit.
War das schon immer so? Keineswegs. Zu Beginn
des letzten Jahrhunderts steckte eine fl ächendeBurkhard Jung
ckende Versorgung der Stadt mit Strom, Wärme,
Oberbürger meister der Stadt Leipzig
Wasser und Mobilität noch in den Kinderschuhen.
Jedoch waren die Veränderungen in der damaligen
Gründerzeit in der ganzen Stadt erkennbar. Ein wesentlicher Treiber für die damalige Entwicklung war die Verfügbarkeit vollkommen neuer Technologien – insbesondere die Verfügbarkeit und die Verwendung von Elektrizität.
Heute ist die Leipziger Gruppe ein zentraler Infrastrukturdienstleister in unserer
Stadt – als Energie- und Wasserversorger und als Mobilitätsdienstleister. Sie versorgt die Bürgerinnen und Bürger sowie Unternehmen und Institutionen zuverlässig, effizient und wirtschaftlich – aber auch sicher und umweltschonend. Für die
Lebensqualität und die wirtschaftliche Entwicklung der Stadt sind diese Lebensadern eine unverzichtbare Grundlage.
Wie aber sieht das Leben in Leipzig morgen aus? Erleben wir heute nicht wieder
einen grundlegenden Wandel? Vieles spricht dafür. Neue Technologien für die
Kommunikation, die Energieversorgung und den Verkehr sind vermutlich abermals
ein wichtiger Treiber für die Veränderungen die vor uns liegen. Mit dem Internet hat
sich in den letzten 20 Jahren nicht nur ein vollkommen neuartiges Kommunikationssystem etabliert. Es verändert auch die Art und Weise wie wir miteinander kommunizieren und arbeiten. Heute stellt sich zunehmend die Frage ob der Zugang zum
Internet für die Teilhabe in unserer Gesellschaft nicht fast so wichtig wie die Versor-
4
leipzig.leben.morgen.
gung mit Wasser und Elektrizität ist? Für die Leipziger Gruppe stellt sich die Frage
ob und wie wir uns in diesem neuen Feld der Daseinsvorsorge positionieren wollen.
Beispielsweise kann man überlegen, wie öffentliche Infrastruktur – Stadtbeleuchtung, Busse und Straßenbahnen, Stromverteilerkästen oder Stadtmobiliar – klug
genutzt werden kann, um den (öffentlichen) Zugang zum Internet zu verbessern.
Erneuerbare Energien stehen in vielen Anwendungsbereichen an der Schwelle zur
Wirtschaftlichkeit. Insbesondere Städte stehen in der Verpflichtung deren Nutzung
in den urbanen Regionen voranzubringen – dort leben und arbeiten die Mehrzahl
der Menschen. Und schließlich die Mobilität. Autonomes Fahren, emissionsarm und
digital vernetzt, läutet einen tiefgreifenden Wandel ein.
Mit ihrem Impulspapier leipzig.leben.morgen. beschreibt die Leipziger Gruppe
einen strategisch-konzeptionellen Ansatz, wie sie für die Stadt Leipzig mit neuen
Lösungen und Initiativen ihren Beitrag zur Daseinsvorsorge weiterentwickeln will.
Das Impulspapier ist dabei nicht allein ein strategisches Innovationsprogramm. Es
ist zugleich ein Ansatz, wie der Weg hin zu einer zukunftsfähigen und ressourcenschonenden städtischen Versorgungswirtschaft unter Nutzung der Möglichkeiten
der Digitalisierung gelingen kann.
Mit leipzig.leben.morgen. platziert sich die Leipziger Gruppe als wichtiger Partner der nachhaltigen Stadtentwicklung in Stadt und Region. Im Mittelpunkt stehen
hierbei die gleichrangige Beachtung und Verfolgung ökonomischer, ökologischer
und sozialer Zielsetzungen, die Förderung der Zusammenarbeit von Unternehmen
und Institutionen als auch die Teilhabe der Bürgerinnen und Bürger an zentralen
Gestaltungsprozessen der Stadtentwicklung. Ich sehe in dem Impulspapier der
Leipziger Gruppe einen wichtigen Beitrag für die Stärkung der Zukunftsfähigkeit der
Stadt Leipzig. Das Impulspapier will einen konstruktiven Dialogprozess in unserer
Stadtgesellschaft anstoßen. Ich freue mich darauf, diesen Dialog mit zu begleiten
und lade Sie herzlich ein, sich daran zu beteiligen.
Burkhard Jung
5
leipzig.leben.morgen.
Vorwort
Dr. Norbert Menke
Was ist heute eigentlich nicht „smart“? Vom
Telefon über Strom- und Wasserzähler bis zur
Uhr am Handgelenk, kennzeichnet dieser Begriff
heute eine zunehmende Anzahl von Alltagsgegenständen. Mit hoher Geschwindigkeit durchdringt
er somit die Lebensräume privater Konsumenten
und bezeichnet Geschäftsfelder von Unternehmen.
Gebäude, Stadtquartiere, der öffentliche Raum und
schließlich ganze Städte wollen in Zukunft smarter
werden.
Dabei lautet doch eine grundlegende Frage: Was
ist denn eine smarte Stadt? Eine zunächst unbefriedigende Antwort lautet: Unterschiedliches!
Vielen Erklärungsversuchen gemeinsam ist das
Dr. Norbert Menke
Geschäftsführer Leipziger Stadtholding
Zielbild einer nachhaltigen Stadt mit hoher CO 2 und Ressourcen-Effizienz. Der Weg dorthin ist
nicht digital (1/0) sondern ein langfristiger Prozess. In dem Zielbild soll der Nutzen
aller Akteure einer Stadt sowie die Lebensqualität und Wirtschaftskraft gesteigert
werden.
Das führt auf die zweite grundlegende Frage: Was haben wir als Leipziger Gruppe
damit zu tun? Klar ist soviel: Eine zentrale Grundlage der zukünftigen, smarten
Stadt ist eine digitalisierte (öffentliche) Infrastruktur, die vorausschauend und
bedarfsgerecht reagiert. Wichtige Handlungsfelder bleiben auch zukünftig die
Mobilität (Smart Mobility), die Energieversorgung (Smart Energy), verbrauchsnahe
Dienstleistungen (Smart Living) sowie das Management von natürlichen Ressourcen
(Wasser, Abwasser und Abfall). Beispielsweise wird der Individualverkehr, der Wirtschaftsverkehr und der öffentliche Nahverkehr über Mobilitätsplattformen stärker
vernetzt und im verfügbaren Stadtraum effizienter gesteuert.
Eine Vielzahl öffentlicher und privater Gebäude produzieren lokal Strom und Wärme, sind über eine Energieplattform vernetzt und tauschen überschüssige Energie
über die Energienetze aus. Stadtquartiere reagieren vorausschauender auf lokale
Starkregen-Ereignisse. Diese Szenarien veranschaulichen die zentrale Rolle unserer Unternehmensgruppe in diesem Prozess und die vor uns liegenden Herausforderungen.
6
leipzig.leben.morgen.
Das vorliegende Impulspapier konkretisiert unsere Beiträge in den nächsten Jahren,
die in besonderer Weise die Entwicklung hin zu einer „smarten“ Stadt Leipzig unterstützen. Es greift die aktuelle strategische Ausrichtung in unseren drei Geschäftsfeldern auf und markiert mit wahrnehmbaren Projekten die Stoßrichtung. Es gibt
unserer Konzernstrategie und unserem Markenversprechen ein wahrnehmbares
Gesicht: wir machen Leipzig lebens- und liebenswert – jeden Tag auf’s Neue! Und
schließlich konkretisiert das Impulspapier Entwicklungspotentiale, die insbesondere auf der Nahtstelle zur Stadt und Region Leipzig liegen.
Bei allen Vorhaben bleibt Wirtschaftlichkeit ein bestimmender Maßstab unseres
Handelns. Wichtig für den nachhaltigen Erfolg ist ein strukturierter Prozess, der die
Vernetzung untereinander, die Vernetzung mit den Leipzigerinnen und Leipzigern,
die Vernetzung mit Prozessen der Stadtentwicklung sowie die Vernetzung mit Partnern aus Wirtschaft und Wissenschaft verstärkt. Auch hierzu kann das Impulspapier
einen Beitrag leisten.
Dr. Norbert Menke
7
leipzig.leben.morgen.
8
leipzig.leben.morgen. | 1. Die urbanen Herausforderungen der Stadt Leipzig
1. Die urbanen Heraus
forderungen der Stadt Leipzig
Städtische Ballungsräume im Wandel
Die Welt verändert sich und die Städte brauchen
neue zukunftsfähige Lösungen. Der Klimawandel
und die Anforderungen des Klimaschutzes, die
wachsenden Mobilitätsbedürfnisse der städ
tischen Bewohner, die Vermeidung von Lärm, Feinstaub und weiteren Umweltemissionen, die sozi
alen Ungleichheiten, wirtschaftlicher Wettbewerb
der Städte und Regionen, die Ressourcenknappheit
sowie der demographische Wandel, aber auch die
Bedürfnisse der Bürgerinnen und Bürger nach
mehr gesellschaftlicher Teilhabe sowie Steigerung
ihrer Lebenschancen stellen die urbanen Ballungsräume vor erhebliche Herausforderungen.
„Der Umzug der Menschheit könnte
der wirkungsmächtigste Prozess
sozialen Wandels im 21. Jahrhun
dert werden. An den Problemen im
Umgang mit dem starken Anstieg der
Flüchtlingszahlen in Deutschland und
Europa in den Jahren 2015/16 zeigt
sich, dass rasche demographische
Veränderungen und der schnelle
Zuzug von Menschen in Städte selbst
wohlhabende Länder vor enorme
Herausforderungen stellen. In den
öffentlichen Debatten wird die Frage
diskutiert, wie urbane Lebensquali
tät, Integration, sozialer Frieden ge
wahrt und zugleich auch ökologisch
nachhaltige Stadtentwicklung unter
Bedingungen eines raschen Zuzugs
von Menschen gelingen kann.“
Auszug aus dem „Gutachten zur
Transformation“ vom 16.09.2016/
Wissenschaftlicher Beitrag der Bundes
regierung globale Umweltveränderung.
9
leipzig.leben.morgen. | 1. Die urbanen Herausforderungen der Stadt Leipzig
Nach Berechnungen der Vereinten Nationen wird
etwa 75 Prozent der weltweit eingesetzten Energie
von Städten verbraucht, was 85 Prozent aller
Treibhausgasemissionen verursacht. Zusätzlich
gibt es auf der ganzen Welt einen Trend der Urbanisierung: In Europa leben mehr als zwei Drittel
der Bevölkerung in städtischen Ballungsräumen.
Bis 2050 werden weltweit weitere 2,5 Milliarden
Menschen in die Städte drängen.
Der Wissenschaftliche Beirat der Bundesregierung
Globale Umweltauswirkungen formuliert die beobachtbare Entwicklung so: „Der ‚Umzug der Menschheit‘ gestaltet sich als demographisches Wachstum
innerhalb von Städten, durch Zuzug von Menschen
vom Land in die Stadt oder von Klein- und Mittelstädten in die Metropolen, durch die Migration zwischen
armen und reichen Ländern sowie durch sozialen
Aufstieg aus Armutssiedlungen in die Quartiere der
Mittelschichten. Der Umzug der Menschheit könnte
der wirkungsmächtigste Prozess sozialen Wandels
im 21. Jahrhundert werden. An den Problemen im
Umgang mit dem starken Anstieg der Flüchtlingszahlen in Deutschland und Europa in den Jahren
2015/16 zeigt sich, dass rasche demographische Veränderungen und der schnelle Zuzug von Menschen in
Städte selbst wohlhabende Länder vor enorme Herausforderungen stellen. In den öffentlichen Debatten
wird die Frage diskutiert, wie urbane Lebensqualität,
Integration, sozialer Frieden gewahrt und zugleich
auch ökologisch nachhaltige Stadtentwicklung unter
Bedingungen eines raschen Zuzugs von Menschen
gelingen kann.“
10
leipzig.leben.morgen. | 1. Die urbanen Herausforderungen der Stadt Leipzig
Auslöser und Treiber der Veränderung: die digitale Transformation
In praktisch allen Lebensbereichen verändert die
digitale Transformation nicht nur unseren privaten Alltag, sie hat auch immer mehr Einfluss auf
unsere Arbeit, unser soziales Miteinander, das
Wirken der städtischen Institutionen wie auch auf
unsere Freizeit. Mittlerweile gibt es praktisch fast
keinen Bereich mehr, der nicht vom technologischen
Wandel spürbar betroffen ist. Die drei wesentlichen Kennzeichen der digitalen Transformation
sind charakterisiert durch Information in Echtzeit,
selbstlernende Datenanalyseverfahren und zunehmende Vernetzung der Systeme untereinander. Der
digitale Wandel verändert unsere Art und Vielfalt
der Kommunikation und führt zu einer flexibleren
Arbeits- und Privatzeit. Außerdem ermöglicht er allen Beteiligten, (weitgehend) unabhängig vom Ort zu
kommunizieren und zu handeln und verändert damit
auch sämtliche Kunden- und Arbeitsprozesse. Die
Digitalisierung der gewohnten Alltagsgegenstände,
das sogenannte Internet der Dinge, vernetzt für
Entwickler und Anwender die physische Welt miteinander und schafft ganz neue Möglichkeiten. Kurzum:
die Veränderungen sind grundlegend und erstrecken
sich auf alle Lebensbereiche und Lebensphasen.
Diese sich schnell beschleunigte Entwicklung ist
Chance und Herausforderung zugleich für alle
wachsenden Städte. Sie betrifft deshalb die Stadt
Leipzig direkt und unmittelbar.
11
leipzig.leben.morgen. | 1. Die urbanen Herausforderungen der Stadt Leipzig
Die Entwicklung der wachsenden
Stadt Leipzig
Jahrelang befand sich die Stadt Leipzig in einem
Schrumpfungsprozess und hat fast 100.000 Bürgerinnen und Bürger verloren. Seit einigen Jahren wächst
Leipzig nach einem markanten Trendwechsel wieder
und zieht jedes Jahr etwa 10.000 neue Einwohner an.
Die städtischen Prognosen gehen von einem weiteren
deutlichen Bevölkerungswachstum aus: die mittleren
Szenarien erwarten einen Anstieg der Bevölkerung
auf 720.000 Einwohner in den nächsten 15 Jahren.
Mit dieser prognostizierten Entwicklung ist Leipzig
inzwischen diejenige Großstadt in Deutschland, die –
relativ gesehen – am stärksten wächst.
760 000
760 000
740 000
740 000
720 000
720 000
700 000
700 000
680 000
680 000
660 000
660 000
640 000
Hauptvariante
620 000
obere Variante
600 000
2029
2028
2026
2025
2024
2023
2022
2021
2020
2019
2018
2017
2016
560 000
2015
580 000
2027
untere Variante
620 000
600 000
580 000
560 000
2030
640 000
Abbildung 1: Erwartete Einwohner
entwicklung in den drei Varianten
Quelle: Amt für Statistik und Wahlen Leipzig
12
Viele positive Entwicklungen sind mit diesem Bevölkerungswachstum verbunden. Sie zeigen sich
insbesondere in einer hohen Wirtschaftsdynamik
im städtischen Raum. Leipzig ist bereits heute eine
Großstadt mit hohem wirtschaftlichem und kulturellem Stellenwert im ostdeutschen Raum, deren
Bedeutung in Zukunft weiter anwachsen wird.
leipzig.leben.morgen. | 1. Die urbanen Herausforderungen der Stadt Leipzig
Zugleich stellen das Bevölkerungswachstum und
die dynamische Entwicklung der Wirtschaftsstrukturen den urbanen Raum vor erhebliche
Anforderungen: Leipzig benötigt eine zukunftsfähige Weiterentwicklung der städtischen Infrastruktur. Weiterhin müssen Verwaltungsstrukturen
angepasst, notwendige Klimaschutzmaßnahmen
forciert bzw. die Auswirkungen des fortschreitenden Klimawandels durch Maßnahmen eingedämmt
sowie die soziale Stabilität der städtischen Gesellschaft gesichert werden. Die Herausforderung für
die Stadt besteht besonders darin, die Lebensqualität für alle Bürgerinnen und Bürger nachhaltig
zu sichern bzw. zu steigern und gleichzeitig die
regionale und kommunale Wertschöpfung kontinuierlich weiterzuentwickeln.
Notizen
Energie- und klimapolitische Zielsetzungen in Deutschland
Die Bundesregierung hat im Sommer 2011
beschlossen, vollständig aus der Kernenergienutzung auszusteigen und die Energiewende in
Deutschland zu beschleunigen. Damit wurde auf
politischer Ebene die Basis für einen grundlegenden Umbau aller Energieversorgungssysteme
geschaffen. Im Mittelpunkt der Zielsetzungen der
deutschen Energiewende steht die Minimierung
des Primärenergieeinsatzes, verbunden mit einer
weitgehenden Dekarbonisierung durch Kappung
der klimarelevanten Treibhausgasemissionen. Damit soll die Energiewende, die langfristig bis zum
Jahr 2050 angelegt ist, dem Klimaschutz, einer
Verringerung der Importabhängigkeit von Energieträgern sowie einer Risikominimierung in der
Energieversorgung dienen. Um diese ambitionierten Zielsetzungen zu erreichen, kommt es darauf
an in allen Bereichen unnötigen Energieverbrauch
zu vermeiden (Energieeinsparung), die Energieeffizienz maßgeblich zu steigern und die erneuerbaren Energien massiv auszubauen.
13
leipzig.leben.morgen. | 1. Die urbanen Herausforderungen der Stadt Leipzig
Die zentralen Zielsetzungen der Energiewende
in Deutschland werden in nachstehender Tabelle
zusammengefasst. Neben den für das Jahr 2050
definierten Zielsetzungen hat die Bundesregierung
eine Reihe von Zwischenzielen definiert, die den
Weg in das Jahr 2050 strukturieren sollen. Ein
entscheidendes Eckdatum der deutschen Energiewende ist das Jahr 2022: Bis dahin sollen die
letzten Kernkraftwerke vom Netz gehen und der
Ausstieg aus der Kernenergienutzung in Deutschland vollständig abgeschlossen werden.
Zentrale Zielsetzungen der Energiewende in Deutschland bis 2050
Energiewende-Zielsetzung
Zielwert im Jahr 2050
Reduktion des Primärenergieverbrauchs
50 % (bezogen auf 2008),
bzw. Steigerung der Energieproduktivität um
2,1 % p.a.
Reduktion der Treibhausgasemissionen
80–95 % (Basis 1990)
Anteil erneuerbarer Energien
am Endenergieverbrauch
60 %
Anteil erneuerbarer Energien
am Bruttostromverbrauch
80 %
Reduktion des Primärenergiebedarfs in Gebäuden 80 % (Basis 2008), bzw. Erreichung eines nahezu klimaneutralen Gebäudebestands
Reduktion des Endenergieverbrauchs
im Verkehrssektor
40 % (Basis 2005)
Abbildung 2: Zentrale Zielsetzungen der
Energiewende in Deutschland bis 2050
Die Veränderungen durch die Energiewende in
Deutschland sind erheblich und von grundlegender
Natur. Insbesondere im Bereich der Stromversorgung sind seit Verabschiedung des Energiekonzepts
der Bundesregierung im Jahr 2010 mit dem Ausbau
der Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien
grundlegende Strukturveränderungsprozesse eingeleitet worden. Der Ausbau dezentraler Energieerzeuger, massiv veränderte Anforderungen an die
erforderliche Netzinfrastruktur, die Veränderung
der Energiemärkte durch Ausbau regenerativer
Erzeugung mit sehr geringen Grenzkosten und nicht
14
leipzig.leben.morgen. | 1. Die urbanen Herausforderungen der Stadt Leipzig
zuletzt die stetig wachsende Volatilität der Stromerzeugung aufgrund fluktuierender Erzeugung
aus Wind und Sonne, haben bereits zu erheblichen
Anpassungen in der Betriebsweise der technischen
Systeme wie auch in den Marktprozessen geführt.
Neue Akteure prägen die Energiewirtschaft in
Deutschland (und Europa): Investoren im Bereich
der erneuerbaren Energien, Bürgerenergiegenossenschaften, aber auch der sogenannte Prosumer1,
der in Energie-Anlagen investiert, um sich künftig
weitgehend autark zu versorgen und vielleicht zusätzlich noch Energie an Dritte zu verkaufen.
Notizen
Während mit dem stetigen Ausbau der erneuerbaren Energien die Transformation des Stromsystems
in Deutschland in hohem Tempo voranschreitet,
befindet sich die Umgestaltung der weiteren
Bereiche des Energiesystems – insbesondere die
Transformation des Gebäudebestands, der Umbau
der Wärmeversorgungssysteme wie die Gestaltung einer klimaverträglichen Mobilität – noch am
Anfang. Aber in diesen Bereichen stehen grundlegende Veränderungen bevor. So sind sich die
Energie-Experten weltweit weitgehend einig, dass
der Energieträger Elektrizität zukünftig erheblich
an Bedeutung gewinnen wird. Die Stromerzeugung
aus erneuerbaren Energien wird über innovative
Ansätze der Sektor-Kopplung verstärkten Eingang
in die Wärme- und Mobilitätsversorgung finden.
Neue Akteure – die teilweise im Zuge der Digitalisierung der Wirtschaft in Erscheinung treten – tragen
dazu bei, technische Systeme und Märkte (rasant)
umzugestalten.
Während der Ausbau der erneuerbaren Energien
in Deutschland sich vorrangig im ländlichen Raum
durch den Ausbau der Windenergienutzung und
die Errichtung von Photovoltaikanlagen vollzieht,
steht der Umbau der Energieversorgungssysteme
im städtischen Raum vielfach noch am Anfang.
1
Anwender und Konsument
15
leipzig.leben.morgen. | 1. Die urbanen Herausforderungen der Stadt Leipzig
Städtische Räume stellen jedoch für die weitere
Realisierung der Energiewende ein zentrales
Handlungsfeld dar. Den Primärenergiebedarf im
Bereich der Wohn- und Nicht-Wohngebäude zu reduzieren, Mobilitätssysteme ressourcenschonend
umzubauen sowie erneuerbare Stromerzeugungssysteme zu nutzen, sind konkrete Maßnahmenbereiche, um die Energiewende im urbanen Raum zu
verankern.
Leipzigs Ziele und Heraus
forderungen in der Energiewende
Leipzig verbraucht nach Berlin am meisten Energie im ostdeutschen Raum. Die Stadt Leipzig ist
bereits seit 1994 Mitglied im „Klimabündnis der
europäischen Städte mit den indigenen Völkern
der Regenwälder“ und hat im Jahr 2005 ihr erstes
Klimaschutzprogramm verabschiedet. Verbunden
mit dem Engagement im Klimabündnis der europäischen Städte lautet die Zielsetzung, den CO 2 Ausstoß im städtischen Raum alle fünf Jahre um
zehn Prozent zu reduzieren. Langfristig wollen alle
Partner des Klimabündnisses den CO 2 -Ausstoß auf
2,5 Tonnen pro Einwohner und Jahr reduzieren.
Seit 2009 ist die Stadt Leipzig Teilnehmer im
Programm des „European Energy Award“ und
hat 2011 erstmals die zugehörige Auszeichnung
erhalten. Die Umsetzung des definierten Maßnahmenkatalogs wird seitens der Stadt kontinuierlich
vorangetrieben. Erklärte Zielsetzung der Leipziger
Stadtverwaltung ist es, im Rahmen der zukünftigen Zertifizierungen den „European Energy
Award“-Gold-Standard zu erreichen.
Mit ihrem Energie- und Klimaschutzkonzept
2014–2020, das im Frühjahr 2014 verabschiedet
wurde, hat die Stadt Leipzig ihre ambitionierten
Ziele fortgeschrieben. Das Konzept erfüllt alle Anforderungen an den „European Energy Award“ und
bildet auch die Grundlage für ein damit verbunde-
16
leipzig.leben.morgen. | 1. Die urbanen Herausforderungen der Stadt Leipzig
Einordnung des Smart-City-Ansatzes für die Stadt Leipzig
in die nationalen und globalen Klimaschutzprogramme
1990
2020
2030
2040
2050
THG-Emissionen in Mio. t THG pro Jahr
1.250
750
375
187,5
62,5
Relative THG-Reduktion bezogen auf Basis 1990
100 %
40 %
70 %
85 %
95 %
9,4
4,7
2,3
0,8
THG-Emissionen in t THG pro Einwohner und Jahr
15,6
nes Steuerungsinstrument der Stadtverwaltung.
Trotz der umfangreichen Bemühungen der Stadtverwaltung für den Klimaschutz, steht Leipzig als
wachsende Stadt in diesem Bereich vor enormen
Herausforderungen.
Die Anstrengungen der Stadt Leipzig zur Begrenzung des Klimawandels und für den langfristigen
Klimaschutz müssen an den Erfordernissen der
weltweiten Klimaschutzbemühungen gemessen
werden. Die im Rahmen der Weltklimakonferenz
in Paris im Herbst 2015 getroffenen Beschlüsse
erfordern jedoch eine weitere Intensivierung der
Klimaschutzbemühungen auch in Leipzig. Die mit
dem Paris-Abkommen der Staatengemeinschaft
verbundene Zielsetzung, die weltweite Temperatursteigerung auf „deutlich unter 2 Grad begrenzen“ zu wollen, zielt konkret auf eine Begrenzung
der globalen Erwärmung auf ca. 1,5 Grad.
Im Zuge der Erarbeitung des Smart-City-Ansatzes
hat die Leipziger Gruppe versucht, die Beschlüsse
der Pariser Weltklimakonferenz für Deutschland
abzuschätzen. In Abbildung 3 wird diese Abschätzung unter der vereinfachenden Annahme einer
konstanten Bevölkerungsentwicklung in Deutschland bis 2050 dargelegt.
Nach Angaben des Amtes für Umweltschutz lagen
im Jahr 2011 die CO 2 -Emissionen pro Einwohner
in Leipzig bei 6,61 Tonnen. Dieser CO 2 -Kennwert
ist nicht direkt mit den Angaben zu Treibhausgasemissionen in dieser Tabelle vergleichbar.2
Abbildung 3: Vereinfachte Abschätzung
des Treibhausgas-(THG)-Minderungspfads
für Deutschland auf der Basis des
1,5-Grad-Ziels
Die Treibhausgase umfassen neben
Kohlendioxid (CO2) weitere Gase. Zu den
Treibhausgasen (THG) zählen zusätzlich
Methan (CH4), und Lachgas (N2 O) sowie
die fluorierten Treibhausgase (F-Gase):
wasserstoffhaltige Fluorkohlenwasserstoffe
(HFKW), perfluorierte Kohlenwasserstoffe
(FKW), Schwefelhexafluorid (SF6) und Stick
stofftrifluorid (NF3). Gemäß Umweltbundes
amt entfielen im Jahr 2014 in Deutschland
87,9 Prozent der Freisetzung von Treibhaus
gasen auf Kohlendioxid, 6,2 Prozent auf
Methan, 4,3 Prozent auf Lachgas und 1,6
Prozent auf die F-Gase.
2
Beim Klimawandel sind die unterschied
lichen Klimawirksamkeiten sowie die unter
schiedlichen Verweildauern der Gase in der
Atmosphäre zu beachten: So ist beispiels
weise Methan 25 Mal klimawirksamer als
Kohlendioxid. Die Verweildauer von Methan
in der Atmosphäre liegt mit 9–15 Jahren aber
deutlich unterhalb der Verweildauer von CO2 ,
die durchschnittlich bei 120 Jahren liegt.
17
leipzig.leben.morgen. | 1. Die urbanen Herausforderungen der Stadt Leipzig
Notizen
18
leipzig.leben.morgen. | 2. Smart City als Lösungsansatz für eine nachhaltige Stadtentwicklung
2. Smart City als Lösungsansatz für eine nachhaltige
Stadtentwicklung
Leitbild einer Smart City
Smart City beschreibt einen strukturierten Prozess hin zu einer zukunftsfähigen Stadt, welche
die Lebensqualität ihrer Bürgerinnen und Bürger
kontinuierlich verbessert und die wirtschaftliche
Entwicklung im urbanen Raum dauerhaft stärkt.
Der Begriff Smart City steht für eine Stadt, die
optimierte Lösungen und Angebote für das städtische Leben schafft. Smart City integriert und
vernetzt daher die Bereiche Energie, Mobilität,
Wasser, Wertstoffe, Informations- und Kommunikationstechnik sowie Governance und unterstützt
eine breite Zusammenarbeit städtischer Akteure.
Im Zuge der Digitalisierung (fast)
aller gesellschaftlicher Bereiche
und der damit verbundenen tech
nologischen und kommunikativen
Möglichkeiten haben verschiedene
Akteure in Politik, Wirtschaft und
Verwaltung in den letzten Jahren die
Leitidee der Smart City entwickelt.
Der Sammelbegriff vereint Konzepte
für eine smarte, zukunftsorientierte
und nachhaltige Stadtentwicklung in
Mittel-, Groß- und Megastädten auf
der ganzen Welt.
19
leipzig.leben.morgen. | 2. Smart City als Lösungsansatz für eine nachhaltige Stadtentwicklung
Notizen
Dadurch sollen ökologische, ökonomische und
soziale Verbesserungspotenziale freigesetzt und
im Interesse der gesamten Stadtgesellschaft
genutzt werden.
Von zentraler Bedeutung ist hierbei, die Aspekte
der Stadtgesellschaft zu berücksichtigen und den
Bürgerinnen und Bürgern einen partizipativen
Zugang in Form aktiver, konstruktiver Gestaltungsmöglichkeiten zu schaffen. Die Bürgerinnen
und Bürger sind als Ideengeber, kritische Reflektoren und aktiv Mitwirkende der städtischen
Weiterentwicklung gefragt. Konkret heißt das, die
städtischen Entscheidungsprozesse transparent
zu kommunizieren und mit attraktiven Angeboten
zur aktiven Mitgestaltung durch die Bürgerinnen
und Bürger zu verbinden.
Leipzig auf dem Weg zur smarten
Zukunftsstadt
Die Stadt Leipzig setzt sich aktiv mit dem Transformationsprozess zu einer Smart City auseinander:
Leipzig ist Partner des europäischen Projekts
„Triangulum“, welches Smart-City-Konzepte
bereits in drei Leuchtturm-Städten fördert und
die Entwicklung von „Smart-Lösungen“ in drei
Nachahmer-Städten, zu denen auch Leipzig zählt,
unterstützt. Auf Basis von Quartierskonzepten in
Leipzig-Plagwitz sollen gemäß dem Prinzip eines
Stadtlabors Smart-City-Ansätze innerhalb der
Laufzeit dieses EU-Vorhabens entworfen werden.
Im Zentrum des EU-Smart-City-Projekts steht
eine gemeinsame Architektur aus Informationsund Kommunikationstechniken, mit deren Hilfe die
einzelnen Technologien in der Stadt vernetzt und
aufeinander abgestimmt werden. Wichtig ist es
dabei, heute bereits vorhandene, aber voneinander
getrennte Kommunikationsinfrastrukturen zu vereinen, wie beispielsweise Sensor-, Informationsund Mobilfunknetze.
20
leipzig.leben.morgen. | 2. Smart City als Lösungsansatz für eine nachhaltige Stadtentwicklung
Für die Umsetzung der in diesem EU-Vorhaben
zu entwerfenden Smart-City- Konzepte können
grundsätzlich in einer zweiten – noch zu beantragenden – Projektphase weitere EU-Fördermittel
eingeworben werden. Die Stadtverwaltung Leipzig
plant, sich mit konkreten Umsetzungsvorhaben im
Stadtteil Plagwitz für diese zweite Projektphase zu
bewerben.
Smart City – Schritt für Schritt
modular entwickeln
Die Smart City Leipzig wird als Leitbild einer zukunftsfähigen Stadt verstanden, die grundsätzlich
auf sämtliche Rahmenbedingungen und Herausforderungen lösungsorientiert reagieren kann.
Eine wesentliche Voraussetzung hierfür ist die
intelligente Vernetzung sämtlicher städtischer
Strukturen, Subsysteme und Akteure. Dadurch
wird die Grundlage geschaffen, um eine nachhaltige gesamtstädtische Entwicklung und die
flexible Anpassung an wechselnde Anforderungen zu realisieren.
Der Quartiersansatz unterstützt einen räumlich
und inhaltlich modular gestalteten Smart-CityTransformationsprozess. Auf der Quartiersebene
verflechten sich die Energie- und Stoffströme, die
durch die städtische Infrastruktur (z. B. Energieund Wassernetze) und gebäudetechnische Anlagen
geprägt werden. Die Smart-City-Vorhaben können
und sollen in Zukunft auch mit neuen Entwicklungsthemen – z. B. mit den Handlungsfeldern
Wohnen, Soziales und Bildung – verknüpft und
somit das Gesamtkonzept sukzessive ausgebaut
werden. Dieser modular ausgeprägte Strategieansatz erlaubt die flexible Anpassung an sich ändernde Rahmenbedingungen und sichert die Nachhaltigkeit des Gesamtansatzes, da auch zukünftige
Stadtentwicklungsstrategien und Einzelprojekte in
den Smart-City-Ansatz integriert werden können.
21
leipzig.leben.morgen. | 2. Smart City als Lösungsansatz für eine nachhaltige Stadtentwicklung
Notizen
Von der Stadtverwaltung Leipzig wird im Rahmen
des EU-Vorhabens „Triangulum“ die Möglichkeit
genutzt, Bürgerinnen und Bürger zu mobilisieren
und in den Gestaltungsprozess zu integrieren.
Denn die Akteure sind als Eigentümer, Mieter,
Nutzer usw. unmittelbar betroffen. Die Bürgerinnen und Bürger kennen auch die Bedürfnisse und
Anforderungen an die Lebensqualität im städtischen Raum.
Die energetische Quartiersbilanz und die quartiersbezogene Energieversorgung bilden einen
wichtigen Handlungsbereich für Lösungen in der
Smart City, insbesondere im Kontext städtebaulicher, stadtgestalterischer, sozialer, ökologischer
und ökonomischer Ziele.
22
leipzig.leben.morgen. | 3. Der Beitrag der Leipziger Gruppe zur nachhaltig wachsenden Stadt Leipzig
3. Der Beitrag der Leipziger
Gruppe zur nachhaltig
wachsenden Stadt Leipzig
Ausgangspunkt für
die Leipziger Gruppe
Mit ihrem breiten Dienstleistungsspektrum im
Energie-, Wasser- und Mobilitätsbereich ist die
Leipziger Gruppe der zentrale Versorger in der
Region. Aufgrund der engen Verflechtungen mit
dem gesamten städtischen Organismus ist die
Leipziger Gruppe in besonderer Weise mit Zukunftsaufgaben und allen sich daraus ergebenden
Konsequenzen konfrontiert. Die Leipziger Gruppe
reflektiert zudem die deutlichen Umbrüche und
Veränderungen in den Energie- und Mobilitätssektoren.
23
leipzig.leben.morgen. | 3. Der Beitrag der Leipziger Gruppe zur nachhaltig wachsenden Stadt Leipzig
Dies wirft für die Zukunft eine Vielzahl von Fragen auf:
•• Wie sieht die Mobilität der Zukunft aus? Was
bedeutet es, Mobilitätsdienstleister zu sein? Wie
wird die weitere Elektrifizierung der Mobilität
gestaltet?
•• Wie wird die Wasserversorgung und Abwasser
entsorgung in der wachsenden Stadt Leipzig auf
hohem Niveau abgesichert?
•• Wie kann die Energiewende in Leipzig gelingen?
Wie sieht die Energieversorgung in Zukunft aus?
•• Wie lassen sich die vorhandenen Ressourcen
und Wertstoffe nachhaltiger nutzen?
•• Welche Rolle spielen Informations- und Kom-
munikationstechnologien und die Digitalisierung? Wie wird die Digitalisierung den Lebensalltag der Stadtgesellschaft verändern?
•• Welche Möglichkeiten aktiver Teilhabe werden
für Bürgerinnen und Bürger geschaffen?
•• Welche Auswirkungen haben Innovationen auf
die Geschäftsmodelle der Zukunft? Wie lässt
sich durch Innovationen ein Mehrwert schaffen?
•• Welche Rahmenbedingungen für eine erfolgrei-
che wirtschaftliche Betätigung müssen gegeben
sein?
•• Wie gelingt es, langfristige Investitionsentschei-
dungen trotz kurzfristiger Umbrüche robust zu
gestalten?
•• Welche Konsequenzen ergeben sich aus den
aufgeworfenen Fragen im Ergebnis für das
Selbstverständnis der Leipziger Gruppe und
das Markenversprechen, Leipzig jeden Tag auf's
Neue lebens- und liebenswerter zu machen?
24
leipzig.leben.morgen. | 3. Der Beitrag der Leipziger Gruppe zur nachhaltig wachsenden Stadt Leipzig
Bedeutung des Konzepts
leipzig.leben.morgen. für Leipzig
aus Sicht der Leipziger Gruppe
Notizen
Mit dem Impulspapier leipzig.leben.morgen. hat die
Leipziger Gruppe einen Smart-City-Ansatz entwickelt, unter dem zentrale Innovationsvorhaben des
Stadtkonzerns, die auf eine nachhaltige Entwicklung
der Stadt Leipzig und der Region gerichtet sind,
strukturiert vorangetrieben werden sollen.
Damit möchten wir einen Anstoß zur Diskussion
über die Ausgestaltung der Smart City Leipzig geben. Unser Ansatz versteht sich als erstes Angebot, als Impuls und Katalysator für einen Prozess,
der gerade im Entstehen ist und sich gemeinsam
mit allen Akteuren in Breite und Tiefe entwickelt.
Nach unserem Verständnis beschreibt die Smart
City im Zielbild einen städtischen Lebensraum, in
dem emissionsarme Energieträger zum Einsatz
kommen, Ressourcen geschont sowie die Lebensqualität der Bürgerinnen und Bürger, aber
auch die Wettbewerbsfähigkeit der ansässigen
Wirtschaft dauerhaft erhöht wird. Die Gestaltung
der Smart City ist für alle Bürgerinnen und Bürger
offen, das heißt Mitwirkung und Teilhabe hieran
werden angestrebt.
Für eine erfolgreiche Transformation der Stadt
Leipzig zu einer Smart City leistet die Leipziger
Gruppe einen messbaren Beitrag und unterstützt
die Stadt in ihrem Gesamtprozess zur Steigerung
der Zukunftsfähigkeit.
25
leipzig.leben.morgen. | 3. Der Beitrag der Leipziger Gruppe zur nachhaltig wachsenden Stadt Leipzig
Die Leipziger Gruppe als Motor
einer urbanen Energiewende
Der Smart-City-Transformationsprozess hin zu
einer ressourcenschonenden Zukunftsstadt ist
eng verbunden mit den Notwendigkeiten und
Herausforderungen des Klimaschutzes sowie mit
der Anpassung des städtischen Lebensraums
an die bereits erfahrbaren Auswirkungen des
Klimawandels. Zugleich bietet der Smart-CityTransformationsprozess eine große Chance, die
Klimaschutzanstrengungen unter Nutzung digitaler Technologien und integrierter Stadtentwicklungskonzepte im urbanen Raum zu verstärken
und damit zugleich die Aktivitäten der Energiewende zu forcieren.
Um diese Rolle eines zentralen Akteurs für die Verankerung der Energiewende in Leipzig gerecht zu
werden, benötigen wir substanzielle Veränderungen
im Verantwortungsbereich der Leipziger Gruppe.
Die Energieversorgungssysteme müssen schrittweise in eine CO2 -arme Strom-, Wärme- und Kälteversorgung, die zugleich sicher und bezahlbar sind,
umgebaut werden (schrittweise Dekarbonisierung).
Gleiches gilt für den Nahverkehr. Langfristiges Ziel
ist ein CO2 -armer Nahverkehr unter Nutzung strombasierter Antriebe (Sektor-Kopplung).
Parallel entwickeln wir neue technische Konzepte, innovative Geschäftsmodelle und nachhaltige
Kundenprodukte, welche die Bedürfnisse unserer
Kunden – beispielsweise in Form moderner, ressourcenschonender Mobilitätslösungen – erfüllen.
Die zentralen Handlungsfelder der Energiewende
in der Stadt Leipzig und der Leipziger Gruppe umfassen eine klimafreundliche Wärmeversorgung,
eine ressourcenschonende Stromversorgung, eine
energetische Sanierung bestehender Wohnquartiere und die Umsetzung und Steuerung innovativer Energiestandards in neu zu errichtenden
Stadtquartieren.
26
leipzig.leben.morgen. | 3. Der Beitrag der Leipziger Gruppe zur nachhaltig wachsenden Stadt Leipzig
Um diese Herausforderungen im gesamtstäd
tischen Raum erfolgreich zu meistern, agiert die
Leipziger Gruppe als zentraler Nachhaltigkeitsund Energiewende-Partner der Stadt.
Einordnung des Smart-City-Ansatzes für die Stadt Leipzig in die nationalen
und globalen Klimaschutzprogramme
Fokus Leipzig
Nationaler Fokus
Globaler Fokus
Smart-City-Ansatz
Leipzig
Ableitung von Zielen und Maßnahmen,
Aufsetzen eines Handlungsprogramms
Smart City Leipzig
Nationaler
Umsetzungsplan
Ziele und Maßnahmen
(Umsetzung in nationales Recht)
Weltklimakonferenz
Paris
THG-Minderungsziele,
langfristige Dekarbonisierung
Auf die Maßnahmenbereiche Energieeinsparung,
Energieeffizienz, erneuerbare Energien und lokale
Energiesteuerung will die Leipziger Gruppe ihre
künftigen Geschäftsaktivitäten ausrichten. Mit der
eingeleiteten Energiewende haben sich die Rahmenbedingungen für Unternehmen der Energieund Versorgungswirtschaft grundlegend verändert. Die Märkte, die Bedürfnisse der Nachfrager
sowie Geschäftsmodelle und Produkte durchliefen
bereits einen erheblichen Wandel. Als Leipziger
Gruppe wollen wir diesen Wandel aktiv mitgestalten und uns den damit verbundenen Herausforderungen stellen. Wir entwickeln neue Dienstleistungen für unsere Kunden, suchen Kooperationen mit
neuen Marktteilnehmern und erproben neue technische Systeme. Die Leipziger Gruppe gestaltet die
Energiewende vor Ort aktiv mit. Unser Smart-CityAnsatz soll – im Einklang mit den Zielsetzungen
des integrierten Stadtentwicklungskonzepts der
Stadt Leipzig – einen Motor für einen städtischen
„Energiewende-Rollout“ schaffen.
Abbildung 4: Einordnung des SmartCity-Ansatzes für die Stadt Leipzig in die
nationalen und globalen Klimaschutz
programme
27
leipzig.leben.morgen. | 3. Der Beitrag der Leipziger Gruppe zur nachhaltig wachsenden Stadt Leipzig
Konzern- und Markenstrategie
der Leipziger Gruppe
Konzernstrategie Leipziger 2020
Die Ratsversammlung der Stadt Leipzig hat im
Jahr 2008 für die Leipziger Stadtholding dezidierte
Eigentümerziele beschlossen. Auf Basis dieser
Ziele, wurde im Jahr 2015 für die Leipziger Gruppe –
bestehend aus den Kernaktivitäten Energie, Wasser
und Mobilität – die neue Konzernstrategie Leipziger
2020 erarbeitet. Die Eigentümerziele sind somit
weiterhin fest in der Leipziger Gruppe verankert.
Hinter der Konzernstrategie steckt der Anspruch, die
hohe Lebensqualität der Stadt Leipzig noch weiter zu
steigern, auch ökonomisch und ökologisch. Die logische Schlussfolgerung daraus ist der neue strategisch-unternehmerische Anspruch, erste Wahl für
integrierte Infrastrukturlösungen für Leipzig und
seine Bürgerinnen und Bürger, vor allem in Sachen
Energie, Wasser und Mobilität zu sein.
Die Konzernstrategie hat die Leipziger Gruppe mit
konkreten Finanz-, Markt-, Prozess- sowie Mitarbeiter- und Potenzialzielen hinterlegt:
•• Die finanzielle Unabhängigkeit des Konzerns hat
die höchste Priorität.
•• Sicherung der Marktführerschaft in Leipzig durch
hohe Kundenzufriedenheit und Kundenloyalität
sowie durch integrierte und effiziente Kommunikation. Das heißt, Wachstumsperspektiven in
Leipzig und der Region stärker zu nutzen, Kundenerwartungen zu erfüllen, wahrgenommenen
Kundennutzen zu schaffen und diesen zu halten.
•• Effizienz und Qualität der Prozesse verbessern.
Dazu sollen insbesondere Effizienzsteigerungen
durch die Nutzung von Synergiepotenzial in den
Querschnittsfunktionen beitragen. Ebenso werden
substanzielle Ergebnisbeiträge durch Effizienzsteigerungen in den marktnahen Prozessen erwartet.
28
leipzig.leben.morgen. | 3. Der Beitrag der Leipziger Gruppe zur nachhaltig wachsenden Stadt Leipzig
•• Attraktivität als Arbeitgeber erhalten. Mit einer
effizienten, vorausschauenden und zielgerichteten
Personalentwicklung wird ein qualifizierter Beitrag zur Wirtschaftlichkeit der Leipziger Gruppe
geleistet und auch in Zukunft Verantwortung für
die Erfolgsorientierung und Leistungsfähigkeit
der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Leipziger
Gruppe übernommen.
•• Regionales Potenzial ausschöpfen und Leipzig
aktiv entwickeln. Unter anderem sollen Marktchancen, die beispielsweise mit der Energiewende verbunden sind, genutzt werden, um nachhaltig profitable Ergebnisbeiträge zu generieren.
Mit unserem Smart-City-Ansatz konkretisieren wir
insbesondere unsere strategische Zielkategorie
Potenziale und unterstreichen unser Anliegen, die
lokalen und regionalen Potenziale in Zusammenarbeit mit Dritten zu nutzen und zu entwickeln,
Innovationen zu nutzen und die nachhaltige Stadtentwicklung zu fördern.
Die Familienmarke Leipziger
Mit Jahresbeginn 2016 hat die Leipziger Gruppe die
Markenpositionierung und das Erscheinungsbild
der Leipziger Stadtholding , der Stadtwerke, der
Verkehrsbetriebe und der Wasserwerke unter dem
Markendach „Leipziger“, entsprechend harmonisiert.
Die Leipziger Gruppe hat den Anspruch, auch in
Zukunft eine zuverlässige und effiziente Daseinsvorsorge für die Menschen in Leipzig und der
Region zu gewährleisten. Unsere neu geschaffene
Marke der Leipziger Gruppe steht für Offenheit,
Echtheit, Aktivität, Professionalität und Überraschung. Mit unserem Impulspapier leipzig.leben.
morgen. untersetzen wir unser Markenversprechen mit konkreten Zielen, Inhalten und Maßnahmen.
Markenversprechen
der Leipziger Gruppe
Leipzig bleibt nie stehen.
Wir – die Leipziger Gruppe –
auch nicht. Wir lieben Leipzig.
Wir gehören zu dieser Stadt.
Wir sind Stadtwerke, Verkehrs
betriebe, Wasserwerke. Im
Auftrag der Stadt Leipzig übernehmen wir Verantwortung für
die Versorgung und Entwicklung unserer Stadt, unserer
Region und ihrer Menschen.
Weil wir jeden Tag am Puls
der Stadt sind, haben wir eins
verstanden: Nicht nur die Stadt
verändert sich, sondern auch
unsere Aufgabe als Versorger.
Deshalb versorgen wir die
Bürgerinnen und Bürger dieser
Stadt nicht nur mit Energie,
Wasser und Mobilität, sondern
auch mit jeder Menge Leipziger
Kraft.
Wir machen Zukunft möglich.
29
leipzig.leben.morgen. | 3. Der Beitrag der Leipziger Gruppe zur nachhaltig wachsenden Stadt Leipzig
Notizen
30
leipzig.leben.morgen. | 4. leipzig.leben.morgen. – Der Smart-City-Ansatz der Leipziger Gruppe
4. leipzig.leben.morgen. –
Der Smart-City-Ansatz der
Leipziger Gruppe
Die Einordnung von
leipzig.leben.morgen.
Mit dem in diesem Impulspapier dargelegten
Smart-City-Ansatz will die Leipziger Gruppe
anhand konkreter Maßnahmen einen Beitrag für
die erfolgreiche Transformation unserer Stadt
und unserer Region hin zu einer smarten Zukunft
leisten. Gleichzeitig zielen die Maßnahmen darauf,
die klimarelevanten Treibhausgasemissionen im
urbanen Raum zu minimieren und den Weg zur
klimaneutralen Stadt Leipzig zu beschreiten. Das
Maßnahmen-Portfolio leipzig.leben.morgen. soll
kontinuierlich überprüft und fortgeschrieben
werden.
Energie- und klimapolitische
Zielsetzungen in Deutschland:
Die Bundesregierung hat im Som
mer 2011 beschlossen, vollständig
aus der Kernenergienutzung
auszusteigen und die Energiewende
in Deutschland zu beschleunigen.
Damit wurde auf politischer Ebene
die Basis für einen grundlegenden
Umbau unserer Energieversor
gungssysteme geschaffen.
31
leipzig.leben.morgen. | 4. leipzig.leben.morgen. – Der Smart-City-Ansatz der Leipziger Gruppe
Leipzig wächst
nachhaltig
Smart-CityAnsatz der
Leipziger
Gruppe
Abbildung 5: Der Smart-City-Ansatz der
Leipziger Gruppe als integraler Bestand
teil der Smart City Leipzig
Die Leipziger Gruppe fügt sich mit ihrem SmartCity-Ansatz leipzig.leben.morgen. in die Gesamtaktivitäten der integrierten Stadtentwicklung in
Leipzig ein. Die Abbildung 5 veranschaulicht mit
einer schematischen Darstellung dieses Zusammenwirken.
In Verbindung mit unserem Smart-City-Ansatz
und durch den Ausbau der digitalen Infrastruktur
wollen wir neue Lösungen in den verschiedenen
Handlungsfeldern (z. B. Energie, Mobilität, Wasser,
Wertstoffe/Abfall) identifizieren. Diese gilt es, in
„Stadtlaboren“ zu erproben und die gewonnenen
Erkenntnisse auf den gesamtstädtischen Raum zu
übertragen.
Wir wollen durch nachhaltige und integrierte Infrastrukturlösungen, durch Nutzung und Förderung
von Innovationen sowie durch Teilhabe und Zusammenarbeit der städtischen Akteure einen spürbaren Beitrag zur zukünftigen Entwicklung Leipzigs
leisten. Die Informations- und Kommunikationstechnik sowie die Technologie der Digitalisierung
sind dabei nützliche Instrumente und Hilfsmittel.
Diese unterstützen maßgeblich eine integrierte
Analyse und Planung der städtischen Lebens- und
Wirtschaftsräume und erleichtern die technischen
Prozesse beim Erreichen einer ressourcenschonenden Betriebsweise. Diese Technologien sind
von zentraler Bedeutung für die Planung und
Umsetzung unseres Smart-City-Ansatzes, jedoch
nicht Ziel und Zweck des notwendigen Veränderungs- und Anpassungsprozesses.
Darüber hinaus möchte die Leipziger Gruppe in einen intensiven Austausch mit der Stadtverwaltung
und den Bürgerinnen und Bürgern der Stadt Leipzig treten. Wir wollen unsere strategische Positionierung im Kontext der zukunftsfähigen Weiterentwicklung des Lebensraums in Stadt und Region
mit allen gesellschaftlichen Akteuren diskutieren
und reflektieren. Hierbei sind wir offen für neue
Ideen und Impulse der Bürgergesellschaft.
32
leipzig.leben.morgen. | 4. leipzig.leben.morgen. – Der Smart-City-Ansatz der Leipziger Gruppe
Die Grundpfeiler unseres SmartCity-Ansatzes leipzig.leben.morgen.
Digitalisierung
Smart City nutzt die technischen Möglichkeiten der
Digitalisierung von Gesellschaft und Wirtschaft,
um übergeordnete Ziele zu erreichen, die Lebensqualität und den Ressourceneinsatz zu optimieren
und die regionale und kommunale Wertschöpfung
nachhaltig zu steigern. Die Digitalisierung des
städtischen Lebensraums ist jedoch nicht das
eigentliche Ziel der Smart City, sondern sie übernimmt als Instrument und Werkzeug der SmartCity-Transformation eine zentrale Querschnittsaufgabe sowie eine integrierende Funktion. Auch
innerhalb der Leipziger Gruppe verstärken wir die
Digitalisierung unserer Prozesse in Verwaltung,
Technik und Systembetrieb, um auf dieser Basis
unsere Leistungen für unsere Kunden noch zielgenauer und schneller erbringen zu können. Auf
der Basis einer digitalen Agenda wird die Leipziger
Gruppe zukünftig diesen Weg beschreiten und
schrittweise umsetzen. Außerdem werden wir den
Austausch und die Marktbeziehungen mit unseren Kunden unter Nutzung digitaler Technologien
weiterentwickeln.
Die Leipziger Gruppe setzt sich dafür ein, die
Chancen der Digitalisierung allen Leipziger Bürgerinnen und Bürgern zugänglich zu machen und die
Risiken der vielfach diskutierten „digitalen Kluft“
zu vermeiden. Mit der Zielsetzung, die digitale
Teilhabe zu erhöhen und im städtischen Raum zu
inkludieren, engagiert sich die Leipziger Gruppe
für den Aufbau eines freien WLAN in Leipzig, das
kostenfrei für alle zugänglich ist.
33
leipzig.leben.morgen. | 4. leipzig.leben.morgen. – Der Smart-City-Ansatz der Leipziger Gruppe
Notizen
Gleichzeitig wird sich die Leipziger Gruppe mit der
Frage auseinandersetzen, welchen Einfluss die zunehmende Digitalisierung unserer Lebenswelten auf die
Trends, die Anforderungen, die Wünsche und Bedürfnisse unserer Kunden von morgen hat. Wie müssen
und können wir darauf kunden- und dienstleistungsorientiert reagieren? Wie müssen und können wir
unsere Dienstleistungen, Produkte und Kommunikationsinhalte und -wege sowie unsere Organisationen
und Prozesse zukunftsorientiert verändern?
Nachhaltigkeit
Der Transformationsprozess hin zu einer ressourcenschonenden Zukunftsstadt, die den langfristigen Erhalt der städtischen Lebensgrundlagen und
die Steigerung der Lebensqualität in den Mittelpunkt der Gestaltungsprozesse im Gemeinwesen
stellt, gründet auf den Prinzipien der Nachhaltigkeit. Nachhaltigkeit ist in diesem Zusammenhang
als mehrdimensionale Optimierungsaufgabe zu
verstehen: Wir wollen die ökologischen, ökonomischen und sozialen Lebensbedingungen der Stadtbewohner dauerhaft erhalten und verbessern. Die
nachhaltige Stadtentwicklung beschreibt für den
Ansatz der Leipziger Gruppe eine zentrale Wirkungsdimension, deren spezifische Ausprägung
sowohl im städtischen Gesamtraum als auch für
die einzelnen Vorhaben und Projekte mit konkreten Zielsetzungen zu hinterlegen ist.
Innovation
Innovation im urbanen Raum ist der Motor hin zu
einer zukunftsfähigen smarten Stadt und umfasst
in unserem Kontext die verschiedenen Formen der
Innovation: technologische Innovationen wie auch
Prozess-, Organisations- und Produktinnovati
onen, aber auch soziale Innovationen. Diese liefern
eine wesentliche Grundlage, um die übergeordneten Zielsetzungen zu erreichen, die Lebensqualität
der Bürgerinnen und Bürger zu steigern sowie die
34
leipzig.leben.morgen. | 4. leipzig.leben.morgen. – Der Smart-City-Ansatz der Leipziger Gruppe
regionale Wertschöpfung zu sichern und zu erhöhen. Die zentralen Maßnahmen sind folglich darauf
ausgerichtet, ein förderliches Stadtklima für die
Entwicklung und Erprobung von Innovationen zu
schaffen und als Schlüsselaufgabe den Übergang
innovativer Technologien vom Status der Forschung und Entwicklung in die Markteinführung
und Marktdurchdringung zu unterstützen. Die Mitwirkung an einem inspirierenden Innovationsklima
ist für die Leipziger Gruppe essentiell.
Zusammenarbeit
Die Kooperation der städtischen Akteure soll auf
institutioneller Ebene intensiviert werden. Eine
verstärkte Zusammenarbeit zwischen Kommunalverwaltung, Wirtschaftsunternehmen und Institutionen aus Sozial- und Kulturwirtschaft sowie aus
Wissenschaft und Forschung, wie auch die intensivierte Zusammenarbeit von Unternehmen und Institutionen untereinander, können die Entwicklung
innovativer und nachhaltiger Lösungen in allen
städtischen Bereichen maßgeblich unterstützen.
Vor allem aber ist eine breite Zusammenarbeit die
wesentliche Grundlage für eine dauerhafte Verankerung der Zielsetzungen und Maßnahmen der
ressourcenschonenden Zukunftsstadt.
Teilhabe und Partizipation
als Gestaltungselement in
leipzig.leben.morgen.
Teilhabe und Partizipation sind Schlüssel für das
Gelingen von leipzig.leben.morgen. Sie sind eine
wichtige Voraussetzung, um gesellschaftliche Akzeptanz in Gestaltungs- und Veränderungsprozessen zu ermöglichen. Die Herausforderungen der
wachsenden Stadt Leipzig und die zu ihrer Bewältigung notwendigen Schritte, brauchen Akzeptanz
und Unterstützung aus der Bevölkerung.
35
leipzig.leben.morgen. | 4. leipzig.leben.morgen. – Der Smart-City-Ansatz der Leipziger Gruppe
Neben den formellen Verfahren der Bürgerbeteiligung wollen wir bei der Weiterentwicklung und
Umsetzung unseres Smart-City-Ansatzes vor
allem informelle Verfahren der Teilhabe und Mitwirkung verstärkt entwickeln und implementieren.
Kooperieren
Mitgestalten
Je nach Grad der Mitwirkung lässt sich Partizipation als ein mehrstufiger Prozess beschreiben, der
in Abbildung 6 schematisch dargestellt ist.
Unser Verständnis der einzelnen Formen bzw. Stufen der Partizipation lässt sich wie folgt charakterisieren:
•• Informieren: ausgewogene und objektive Infor-
Konsultieren
Informieren
Abbildung 6: Differenzierung des Grads
der Mitwirkung von Bürgerinnen und
Bürgern
mationen und damit eine Basis für Akzeptanz
von anstehenden Aufgaben und Lösungsalternativen schaffen
•• Konsultieren: Aufnehmen von Anliegen/Erwartungen und Rückmeldung zu Analysen, Handlungsalternativen oder Entscheidungen geben
•• Mitgestalten: aktives Einbeziehen und konsequentes Berücksichtigen während des gesamten Prozesses
•• Kooperieren: partnerschaftliches Agieren bei
jedem Aspekt der Entscheidung und der Entwicklung von Alternativen etc.
Auf dem Weg der Mitwirkung – als Bestandteil
des Smart-City-Ansatzes der Leipziger Gruppe –
versprechen wir uns vor allem wertvollen Input
zur Weiterentwicklung unserer Initiative und die
Nutzung des kollektiven Know-hows. Wir wünschen uns einen Wettbewerb der Ideen und das
Einwerben vieler Unterstützer für diese Ideen.
Gemeinsam wollen wir die Frage beantworten,
wie Leipzig und wie der einzelne Bürger von einer
smarten Stadt profitiert.
Um eine hohe Güte und Qualität im Verfahren zu
gewährleisten und die abgesteckten Ziele im Hinblick auf breite Akzeptanz auf Seiten der Bürgerinnen und Bürger in Leipzig zu erreichen, wollen
36
leipzig.leben.morgen. | 4. leipzig.leben.morgen. – Der Smart-City-Ansatz der Leipziger Gruppe
wir uns in der Ausgestaltung an den Kriterien der
Fairness, Kompetenz, Effizienz, Legitimation und
Kontinuität halten.
Eine besondere Beachtung legen wir dabei auf den
Open Innovation Prozess, der den Bürgerinnen
und Bürgern – unseren Kunden – ein Angebot zur
Mitgestaltung von leipzig.leben.morgen. unterbreiten soll (vgl. Abschnitt Leuchtturm-Projekte/
Leuchtturm-Projekt Open Innovation). Im Mittelpunkt der Teilhabeangebote wollen wir die Debatte
um die weitere Ausgestaltung des Smart-CityAnsatzes der Leipziger Gruppe stellen. Darüber,
mit welchen Zielen und Strategien wir konkret die
Energiewende und den Klimaschutz vorantreiben
und wie die städtische Mobilität für die Bürgerinnen und Bürger in Zukunft aussehen soll, möchten
wir einen Austausch führen. Darüber hinaus werden wir im Zuge der Detailplanung und Umsetzung
unseres Smart-City-Ansatzes – bei der Umsetzung der Leuchtturm-Projekte und der weiteren
Projektvorhaben – Teilhabe und Partizipation für
ausgewählte Einzelvorhaben ermöglichen.
Eine weitergehende Überlegung ist, ggf. mit der
Stadtverwaltung zusammen eine kontinuierliche
Plattform zu implementieren, auf deren Basis
sich ein stetiger Dialog zum Smart-City-Ansatz
ausgestalten kann
Zusätzlich zu den Angeboten der Partizipation bei
der Ausgestaltung unseres Smart-City-Ansatzes
im Allgemeinen und bei den zugehörigen Projektvorhaben im Speziellen, beabsichtigt die Leipziger
Gruppe, Angebote für Bürger-Finanzierungsmöglichkeiten für ausgewählte Smart-City-Vorhaben
zu entwickeln. Damit sollen den Leipziger Bürgerinnen und Bürgern konkrete Angebote für die
wirtschaftliche Teilhabe in der Ausgestaltung
von leipzig.leben.morgen. unterbreitet und die
Verankerung des Strategieansatzes unterstützt
werden. Die Implementierung von Bürger-Finanzierungsangeboten ist ein Leuchtturm in unserem
Smart-City-Ansatz.
Auch bei großen städtischen
Bauvorhaben, wie zuletzt in
der Karl-Liebknecht-Straße
und der Könneritzstraße
wird der Information und der
Stimme der Bürgerinnen und
Bürger ein großes Gewicht
beigemessen. Nur dadurch
ist gewährleistet, dass eine
möglichst hohe Akzeptanz
erreicht wird.
Die Bürgerinnen und Bürger
stehen deshalb im Mittelpunkt
des Smart-City-Konzepts und
damit auch im Mittelpunkt
des Smart-City-Ansatzes
der Leipziger Gruppe. Unser
Tun richten wir explizit am
Nutzen für die Bürgerinnen
und Bürger, die zugleich auch
meist unsere Kunden sind,
aus.
37
leipzig.leben.morgen. | 4. leipzig.leben.morgen. – Der Smart-City-Ansatz der Leipziger Gruppe
Notizen
Die Handlungsfelder des Smart-CityAnsatzes leipzig.leben.morgen.
Die Handlungsfelder einer Smart City umfassen
grundsätzlich alle städtischen Bereiche. Dennoch
ist die Entwicklung der Smart City selbst ein Veränderungsprozess, der in Laboren und Pilotprojekten zu erproben und dann im Weiteren auf den
Makrokosmos der Stadt auszuweiten ist. Auch
wenn die Erprobung neuer smarter Stadtlösungen
oftmals in räumlich eingegrenzten Stadtgebieten geboten ist, ist dabei zu beachten, dass es
im städtischen Veränderungsprozess dennoch
Handlungsbereiche gibt, die auf gesamtstäd
tischer Ebene (z. B. energetische Optimierung der
Fernwärmeversorgung) gelöst werden müssen,
während andere Aufgabenbereiche auf Quartiersoder Stadtteilebene (z. B. energetische Gebäude
sanierung) angepasste Lösungen benötigen.
Die Kern-Handlungsfelder im Smart-City-Ansatz
leipzig.leben.morgen. adressieren insbesondere
die direkten Einflussbereiche der Unternehmen
der Leipziger Gruppe. Außerdem umfassen sie
ergänzende Handlungsbereiche, die den Transformationsprozess unseres Ansatzes maßgeblich
unterstützen (z. B. Infrastruktur der Informationsund Kommunikationstechnik). Aufbauend auf den
inhaltlichen Entwicklungsfeldern Energie, Mobilität, Wasser, Wertstoffe sowie der Informationsund Kommunikationstechnik (IKT) ist der Ansatz
leipzig.leben.morgen. als modularer Ansatz zur
Implementierung und Entwicklung einer Smart
City Leipzig zu verstehend, der die Chance bietet,
eine bedarfsgerechte Ausgestaltung und flexible
Anpassung der verschiedenen (zu erprobenden)
Lösungen zu ermöglichen.
38
leipzig.leben.morgen. | 4. leipzig.leben.morgen. – Der Smart-City-Ansatz der Leipziger Gruppe
Abbildung 7 skizziert die Kern-Handlungsfelder
der Leipziger Gruppe im Smart-City-Ansatz, die
nachfolgend inhaltlich kurz umrissen werden.
Die Kern-Handlungsfelder des Smart-City-Ansatzes der Leipziger Gruppe
Mobilität
Gesundheit
Bildung
Energie
Teilhabe
Zusammenhalt
Identität
Wir-Gefühl
Wasser
Triangulum
Wohnen
Wertstoffe/kreisläufe
IKT/
Digitalisierung
Abbildung 7: Die Kern-Handlungsfelder
des Smart-City-Ansatzes der Leipziger
Gruppe
39
leipzig.leben.morgen. | 4. leipzig.leben.morgen. – Der Smart-City-Ansatz der Leipziger Gruppe
Handlungsfeld Energie
(Energie 2.0 – effizient, erneuerbar, urban)
Wir gestalten in und um Leipzig die Energiewende von morgen – effizient, erneuerbar und urban
(dezentral). Dabei kommt der Vernetzung von
Systemen, Quartieren und Sektoren über intelligente Steuerung, Speicherung und modernes Management eine besondere Rolle zu. Energiewende
bedeutet für uns auch, konsequent die Energieeffizienz (sektorübergreifend) zu steigern und langfristig auf eine Energieversorgung umzusteigen,
die zu hohen Anteilen erneuerbare Energien nutzt.
Eine intelligente Kombination vorhandener und
weiterhin nutzbarer Energieinfrastrukturen im
Zusammenspiel mit innovativen, dezentralen,
erneuerbaren Ansätzen für Energieversorgungslösungen bildet dabei eine wesentliche Basis.
Handlungsfeld Mobilität
(Mobilität – intelligent und elektrisch)
Die Mobilität der Zukunft ist elektrisch und sie
wird zunehmend intelligenter und vernetzter – im
MIV (Motorisierter Individualverkehr) und ÖPNV;
eine intelligente Steuerung sowie vernetzte Mobilitätsangebote für die Bürgerinnen und Bürger
unter Nutzung neuer Technologien, Produkte und
Dienstleistungen schaffen intelligente Mobilitätslösungen für das urbane Leben und den Kunden
von morgen. Diese zu entwickeln und sich zum
Mobilitätsdienstleister und -manager weiterzuentwickeln ist eine wesentliche Herausforderung.
Daneben besteht das Ziel, das Angebot des ÖPNV
in den kommenden 10-15 Jahren komplett mit
elektrischen Antrieben abzusichern und diese intelligent mit den anderen Verkehrsarten effizient
zu vernetzen und zu managen.
40
leipzig.leben.morgen. | 4. leipzig.leben.morgen. – Der Smart-City-Ansatz der Leipziger Gruppe
Handlungsfeld Wasser
(Wasser – nachhaltig nutzen)
Wasser ist lebensnotwendig. Es nachhaltig zu
fördern, zur Verfügung zu stellen, es zu reinigen
und wieder in den Kreislauf zu geben, und dies
alles mit einer hohen Qualität und Effizienz, ist
eine Daueraufgabe. Wasser ist zudem eine Ressource, die für die Lebensqualität eine zentrale
Rolle spielt. Dazu gehört ein zukunftsweisendes
Wasserkonzept für Leipzig, verbunden mit einer
Anpassungsstrategie für Starkregen und innovativen Lösungen für die Energierückgewinnung aus
Abwasser (Abwasser-Wärmenutzung).
Handlungsfeld Wertstoffe
(Wertstoffe/Ressourcen – effizient managen)
Wertstoffe in der Stadt werden meist als Abfall –
als unnütz und wertlos – angesehen und dementsprechend behandelt. Diese Wertstoffe zu nutzen,
zu recyceln oder zu verwerten und damit ressourcenschonend wie auch effizient und kostensparend
einzusetzen, ist ein weiterer wichtiger Baustein
unseres Smart-City-Ansatzes. Das Handlungsfeld
umfasst Kreislaufmanagement und Wertstoffströme. Intelligentes Ressourcenmanagement schließt
die Nutzung brachliegender Energie bei gleichzeitiger Entwicklung neuer Wertstoffströme und
innovativer Recyclingkonzepte ein.
41
leipzig.leben.morgen. | 4. leipzig.leben.morgen. – Der Smart-City-Ansatz der Leipziger Gruppe
Handlungsfeld Digitalisierung/Informationsund Kommunikationstechnologie
(Digitalisierung/IKT – der Kunde von morgen)
Die Informations- und Kommunikationstechnologien sind Basis, Auslöser und Katalysator der Smart
City. Der rasante, digitale Fortschritt hat großen
Einfluss auf den Lebensalltag, auf unsere Arbeitsprozesse bis hin zu unserem sozialen Miteinander.
Diese Entwicklung birgt riesige Potenziale und
Chancen für die wachsende Stadt und Region. Sie
macht unsere Lebenswelt effizienter, schafft neue
Möglichkeiten und Optionen für eine nachhaltige
Stadtentwicklung und mehr Lebensqualität.
Das besondere Augenmerk gilt dabei dem Kunden
von morgen. Die Digitalisierung unserer Lebenswelten hat spürbaren Einfluss auf seine Erwartungen, seine Wünsche, seine Bedürfnisse. Uns auf
den Kunden von morgen einzustellen und ihm mit
den neuen Möglichkeiten der Digitalisierung eine
bessere, effizientere und nachhaltige Versorgung
mit Leistungen und Produkten anzubieten, die
die Lebensqualität des Einzelnen und in der Stadt
insgesamt steigern, ist das Ziel dieses Handlungsfeldes.
Diese fünf Kern-Handlungsfelder bestimmen die
weitere Entwicklung des Smart-City-Ansatzes der
Leipziger Gruppe. Die ausgewählten LeuchtturmProjekte (vgl. Abschnitt Leuchtturm-Projekte) und
die weiteren Vorhaben (Abschnitt Weitere Projektvorhaben) unseres Smart-City-Ansatzes werden
jeweils diesen Kern-Handlungsfeldern zugeordnet. Dennoch bedürfen diese Kern-Handlungsfelder einer fortlaufenden Prüfung im Hinblick
auf Relevanz und Weiterentwicklungsbedarf und
-potenzial in der nachhaltig wachsenden Stadt
Leipzig. Zukünftig können grundsätzlich weitere
Handlungsfelder, z. B. im Zuge der Zusammenarbeit mit weiteren städtischen Akteuren aus der
Wohnungswirtschaft, hinzukommen.
42
leipzig.leben.morgen. | 4. leipzig.leben.morgen. – Der Smart-City-Ansatz der Leipziger Gruppe
Notizen
43
leipzig.leben.morgen. | 4. leipzig.leben.morgen. – Der Smart-City-Ansatz der Leipziger Gruppe
Notizen
44
leipzig.leben.morgen. | 5. Die Projekte und Maßnahmen aus leipzig.leben.morgen
5. Die Projekte
und Maßnahmen aus
leipzig.leben.morgen.
Ausgehend von den Kern-Handlungsfeldern der
Leipziger Gruppe werden mit dem Smart-CityAnsatz leipzig.leben.morgen. verschiedenste
Projektvorhaben in Leipzig entwickelt und umgesetzt. Im ersten Schritt werden hierfür beispielgebende Leuchtturm-Projekte, die den Leitgedanken
einer nachhaltigen, innovativen und auf Teilhabe
ausgestalteten Smart-City-Ansatz zum Ausdruck
bringen, identifiziert. Diese Vorhaben werden um
weitere Vorhaben, die den Ansatz der Leipziger
Gruppe unterstützen, ergänzt.
Die im Abschnitt Leuchtturm-Projekte und im
Abschnitt Weitere Projektvorhaben dargelegten
Einzelvorhaben stellen gewissermaßen einen
Nukleus des Smart-City-Ansatzes der Leipziger
Gruppe dar. Das Projekt-Portfolio soll zukünftig
45
leipzig.leben.morgen. | 5. Die Projekte und Maßnahmen aus leipzig.leben.morgen
Notizen
über die einzelnen Vorhaben aus diesem Impulspapier hinaus kontinuierlich fortgeschrieben und
erweitert werden – unter Nutzung der gesammelten Erfahrungen mit dem Smart-City-Ansatz.
Ihrem unternehmerischen Auftrag folgend, legt
die Leipziger Gruppe an ihre Projekte aus leipzig.
leben.morgen. den Maßstab der Wirtschaftlichkeit
an. Das heißt, die einzelnen Smart-City-Vorhaben
sollen einen positiven Deckungsbeitrag erwirtschaften. Als Wirtschaftlichkeitskriterium definieren wir, dass ein Projekt in der Regel eine für
Infrastukturgeschäfte übliche Kapitalverzinsung
erzielt.
Projektauswahl unter zentraler Berücksichtigung der Wirtschaftlichkeit
Im Zuge der Prüfung von Projektideen für den
Smart-City-Ansatz der Leipziger Gruppe wird die
Wirtschaftlichkeit einer jeden Idee vorab bestimmt. Wenn sich hierbei ergibt, dass das oben
benannte Wirtschaftlichkeitskriterium erreicht
wird, dann ist eine notwendige – aber noch nicht
hinreichende – Voraussetzung gegeben, die Projektidee in den Smart-City-Katalog aufzunehmen.
Sollte die Projektidee jedoch für sich genommen
nicht wirtschaftlich sein, so ist zu prüfen, ob
Fördermittel der öffentlichen Hand (auf regionaler,
nationaler oder europäischer Ebene) oder anderer
Fördermittelgeber (z. B. Stiftungen) akquiriert
werden können, die einen Beitrag zur projektbezogenen Wirtschaftlichkeit leisten. Sollte das im
Einzelfall gelingen, so ist auch hier eine notwendige Voraussetzung gegeben, diese Projektidee
in den Smart-City-Katalog der Leipziger Gruppe
aufzunehmen.
46
leipzig.leben.morgen. | 5. Die Projekte und Maßnahmen aus leipzig.leben.morgen
Neben der grundsätzlichen Anforderung, dass
diese Vorhaben im Rahmen von leipzig.leben.
morgen. der Leipziger Gruppe das Kriterium der
Wirtschaftlichkeit erfüllen sollen, kann es im
Einzelfall durchaus unternehmerisch sinnvoll
sein, auch Vorhaben in die Umsetzung zu bringen,
die aus heutiger Sicht noch nicht wirtschaftlich
sind. In diesem Fall ist die mittel- bis langfristige
(erwartete) strategische Relevanz des Vorhabens
grundlegend für die Entscheidungsfindung. Für aus
heutiger Sicht nicht wirtschaftliche Vorhaben ist
innerhalb der Leipziger Gruppe eine Entscheidung
herbeizuführen, ob die entsprechende Projektidee
unter dem Aspekt z. B. der Forschung und Entwicklung oder aus Gesichtspunkten der gesellschaftlichen Verantwortung oder des Marketings heraus,
dennoch in die Umsetzung gebracht werden soll.
47
leipzig.leben.morgen. | 5. Die Projekte und Maßnahmen aus leipzig.leben.morgen
Alle anderen aufgrund mangelnder Wirtschaftlichkeit nicht in die Realisierung gebrachten Projektvorhaben sollen in einen „Smart-City-Ideenspeicher“
vermerkt werden. Die im Ideenspeicher verwalteten
Projekte sollen mindestens einmal jährlich im
Hinblick auf ihre mögliche Realisierungschancen
überprüft werden. Dabei ist regelmäßig zu fragen:
•• Ist das Vorhaben ggf. aufgrund veränderter
Marktbedingungen wirtschaftlich darstellbar?
•• Hat sich die Förderkulisse für diese Smart-City-
Projektidee geändert und kann unter den veränderten Rahmenbedingungen eine Wirtschaftlichkeit für dieses Vorhaben erreicht werden?
•• Oder hat sich die Einschätzung der Leipziger
Gruppe unter Forschung und Entwicklung (F&E)
oder anderen Gesichtspunkten verändert und
sollte deshalb trotz fehlender Wirtschaftlichkeit
eine Umsetzung angestrebt werden?
Messbare Beiträge zur nachhaltigen
Stadtentwicklung
Der Smart-City-Ansatz fügt sich sachlogisch in
die Kern-Handlungsfelder der Leipziger Gruppe
ein und erhöht damit die Stringenz des Unternehmenshandelns. Zugleich ist es uns ein Anliegen,
mit dem Smart-City-Ansatz optimierte Schnittstellen zur Stadt Leipzig und ihren Verwaltungseinheiten zu reaktivieren, um eine Verzahnung mit
den von der Stadt Leipzig entwickelten Smart-CityAktivitäten sicherzustellen.
Die von der Leipziger Gruppe aufzusetzenden
Smart-City-Aktivitäten sollen sich sinnvoll mit
den strategischen Ansätzen einer nachhaltigen
Stadtentwicklung der Stadt Leipzig, die aus der
Perspektive der integrierten Stadtentwicklung in
Verbindung mit dem EU-Vorhaben „Triangulum“
derzeit entwickelt und erprobt werden, verbinden.
48
leipzig.leben.morgen. | 5. Die Projekte und Maßnahmen aus leipzig.leben.morgen
Um die gewünschten messbaren Beiträge zur
Leipziger Stadtentwicklung in die politischen Rahmenbedingungen in der Stadt Leipzig einzupassen,
leiten wir das Ziel- und Bewertungssystem für
unsere Smart-City-Vorhaben von den Zielsetzungen der Ausarbeitung „Leipzig! Arbeitsprogramm
2020“ des Oberbürgermeisters ab.
Abbildung 8: Zielstellungen der Leipziger
Kommunalpolitik gemäß „Leipzig! Ar
beitsprogramm 2020“
Diese übergeordneten Zielsetzungen für die
möglichen Projekte innerhalb von leipzig.leben.
morgen. charakterisieren sich durch die Wirkungsdimensionen:
•• Nachhaltigkeit: entsteht ein messbarer Beitrag
zur nachhaltigen Stadtentwicklung mit den
Kategorien Klimaeffizienz, Wirtschaftlichkeit
und Beitrag zur sozialen Stabilität der Stadtgesellschaft
49
leipzig.leben.morgen. | 5. Die Projekte und Maßnahmen aus leipzig.leben.morgen
•• Innovation: kommen neue innovative Verfahren
Notizen
und/oder die Einführung neuer Techniken zur
Anwendung bei einem erweiterten Innovationsbegriff, der soziale, kulturelle und prozesstechnische Innovationen mit einschließt
•• Teilhabe/Partizipation und Zusammenarbeit:
werden die Teilhabe der Bürgerinnen und
Bürger an der Planung und Umsetzung sowie
die Zusammenarbeit verschiedener Akteure und
Institutionen im städtischen Umfeld gefördert.
Zwei weitere Wirkungs- und Zieldimension kommen hinzu, die zusätzlich aus Sicht der Leipziger
Gruppe eine wichtige Bedeutung haben:
•• strategische Bedeutung: wird langfristig ein
messbarer Beitrag zur erfolgreichen Unternehmensentwicklung und zur Umsetzung der
Konzernstrategie der Leipziger Gruppe geleistet
sowie
•• Imagewirkung: kann ein Beitrag für eine positive Wahrnehmung der Leipziger Gruppe im
öffentlichen Umfeld, insbesondere in der Stadt
und Region Leipzig sowie bei der Vielzahl der
Leipziger Stakeholder erzielt werden.
Für jedes Smart-City-Vorhaben der Leipziger
Gruppe sollen im Zuge der Projektauswahl die
Zielsetzungen dieser Wirkungsdimensionen
berücksichtigt und eine zugehörige Bewertungsmatrix konkret definiert werden.
Gleichzeitig dient die Definition der Zielsetzungen
für jedes Smart-City-Vorhaben als Grundlage und
Bezugsbasis für ein Monitoring-Verfahren, das die
Ausgestaltung der Smart City begleiten soll.
50
leipzig.leben.morgen. | 5. Die Projekte und Maßnahmen aus leipzig.leben.morgen
Vorläufige Ziel- und Bewertungsmatrix für die Smart-City-Vorhaben
der Leipziger Gruppe.
Klimaeffizienz
mittlere Effekte
keine Effekte
1
Wirtschaft
lichkeit
ausgeprägte
Unterdeckung
Soziale
Stabilität
keine Effekte
Innovation
keine
Innovation
Partizipation/
Kollaboration
keine
Strategie
geringe
Relevanz
Image
2
3
hohe Effekte
4
5
Break-Even/neutral
1
2
1
2
1
2
1
2
1
2
1
2
3
4
5
4
5
4
5
4
5
4
5
4
5
mittlere Effekte
3
hohe Effekte
mittlere Innovation
3
mittlere Effekte
3
hohe Relevanz
mittlere Effekte
keine Effekte
3
Im ersten Ansatz wurde zur Beurteilung der
Smart-City-Leuchtturm-Vorhaben (vorläufig) eine
qualitative Einordnung der Zieldimensionen anhand eines einfachen Punkte-Bewertungsschemas
unter Verwendung einer 1-5-Punkte-Skala entwickelt. Der Ausprägungsraum dieser Punkte-Skala
wird je Zieldimension im Bereich von 1 (keine/
geringe Effekte) bis 5 (hohe/ausgeprägte Effekte)
festgelegt. Eine quantitative Zieldefinition ist in
diesem ersten Schritt nicht vorgenommen worden,
soll aber im Zuge der weiteren Konzeptentwicklung
erfolgen. Angestrebt wird die Bestimmung konkreter, quantifizierbarer Messgrößen, insbesondere
für die Wirkungsdimensionen Nachhaltigkeit, Innovation sowie Partizipation/Zusammenarbeit.
ausgeprägte
Innovation
hohe Effekte
mittlere Relevanz
3
ausgeprägte
Überdeckung
hohe Effekte
Abbildung 9: Vorläufige Ziel- und Bewer
tungsmatrix für die Smart-City-Vorhaben
der Leipziger Gruppe.
51
leipzig.leben.morgen. | 5. Die Projekte und Maßnahmen aus leipzig.leben.morgen
Meine Ideen
Leuchtturm-Projekte
Mit der Entwicklung unseres Smart-City-Ansatzes
leipzig.leben.morgen. wird grundsätzlich die
Vorstellung verfolgt, einzelne Projektvorhaben
zu identifizieren, die eine besondere strategische
Bedeutung und Strahlkraft im Transformationsprozess hin zur ressourceneffizienten und nachhaltigen Entwicklung Leipzigs besitzen. Die strategische Bedeutung der Vorhaben soll ihrerseits die
Positionierung der Leipziger Gruppe im Rahmen
der nachhaltigen Stadtentwicklung innerhalb von
Leipzig und in der Metropolregion unterstützen
und entsprechende Strahlkraft entfalten.
Im Ergebnis der Suche nach möglichen Leuchtturm-Projekten wurden 15 Vorhaben identifiziert,
die besondere Bedeutung und Strahlkraft in
Verbindung mit der nachhaltigen Stadtentwicklung
entfalten sollen. Hierbei handelt es sich um die
nachfolgend kurz charakterisierten Projektvorhaben. Die meisten Leuchtturm-Projekte können
grundsätzlich einem Kern-Handlungsfeld des
Smart-City-Ansatzes der Leipziger Gruppe zugeordnet werden. Da jedoch der Transformationsprozess hin zu einer Smart City stets eine integrierte
und vernetzte Betrachtung der Handlungsfelder
erfordert, stellt diese Zuordnung nur ein mögliches
Ordnungsprinzip dar. Die Leuchtturm-Projekte
umreißen im jeweiligen Handlungsfeld ein Schwerpunktthema des Smart-City-Ansatzes, das zukünftig durch weitere Vorhaben vertieft werden soll.
52
Zuordnung Smart-City-Leuchtturm-Projekte
Hier aufschlagen
Gesamtüberblick Projekte –
leipzig.leben.morgen.
Energie 2.0 |
erneuerbar, effizient, urban
n
Energiewende |
Infrastruktur Katasterr
Stadtbeleuchtung
……
„GRÜNE“
FERNWÄRME
Initiative
´Wir-Gefühl´
Talentmanagement
Beleuchtung
Holding
grüner
Strom
Holding
Familienmarke
´Leipziger´
PLATTFORM
LEIPZIG MOBIL
OPEN INNOVATION
Identität und Wir-Gefühl –
stärken und leben
Beitrag zur nachhaltigen Stadtentwicklung
Triangulum INSEK
Wasserkonzept
ENERGIEWENDE |
INFRASTRUKTUR
KATASTER
Open Data
……
IKT/Digitalisierung |
der Kunde von morgen
100 % ELEKTRISCHE
MOBILITÄT IM ÖPNV
FREIES WLAN
IN LEIPZIG
OnlineStrategie
Abbildung 10: Zuordnung der SmartCityLeuchtturmProjekte auf die einzelnen KernHandlungsfelder
Step Energie
NVP
BÜRGERFINANZIERUNGSPLATTFORM
Open
Innovation
PLATTFORM VERKEHRSMANAGEMENT
Wertstoffe |
Ressourcen
effizient managen
Bayrischer Bahnhof
Teilhabe – ermöglichen (CSR)
BürgerApp
StakeholderForum
……
Fahrzeugflotte
Leipziger Gruppee
(Mobilitätsmanagement)
leipzig.leben.morgen.
– Smart City-Ansatz in der Leipziger Gruppe –
ENERGIEDIENSTLEISTUNG
KOMMUNALE FAMILIE
Digitale
Agenda
Prozess
intelligente
Mobilität
Mobilität |
intelligent und elektrisch
……
ENERGETISCHE
NUTZUNG BIOABFÄLLE
Wasserkonzept
Energie aus
Abwasser
……
ANPASSUNGSSTRATEGIE
STARKREGEN
Wasser |
nachhaltig nutzen
leipzig.leben.morgen. | 5. Die Projekte und Maßnahmen aus leipzig.leben.morgen
Energiedienstleistungen für
die kommunale Familie
Das Leuchtturm-Projekt ist schwerpunktmäßig
dem Handlungsfeld Energie zugeordnet: Mit dem
in Kraft getretenen Energiedienstleistungsgesetz
(EDL-G) im April 2015, wurden auch die kommunalen Einrichtungen verpflichtet Energie-Audits
durchzuführen. Die Leipziger Gruppe hat die
gesamte kommunale Familie der Stadt Leipzig
im Hinblick auf die Notwendigkeit der Umsetzung
bewertet. Die Leipziger Stadtwerke steuerten die
Durchführung bei den verpflichteten kommunalen
Betrieben mit dem Ziel, die betrieblichen Energieeffizienzpotenziale zu analysieren. Für jedes analysierte Unternehmen bzw. jede Einrichtung wurde
ein spezifisches Maßnahmenportfolio erstellt, wie
das Objekt/der Betrieb energetisch bei vertretbarem wirtschaftlichem Aufwand optimiert werden
kann. Die Durchführung der Energie-Audits war
aus Sicht der Leipziger Gruppe ein wichtiger
Aufschlag innerhalb der Stadt und der kommunalen Familie, sich gemeinsam dem Thema Energiewende zu nähern. Die Leipziger Stadtwerke
werden zukünftig bedarfsgerecht zugeschnittene
Energiedienstleistungsangebote für die einzelnen
Unternehmen und Einrichtungen der kommunalen
Familie sowie die Stadtverwaltung entwickeln,
die als Smart-City-Leuchtturm dazu beitragen,
Energie einzusparen sowie durch Effizienzsteigerung, verbesserte Steuerung und die Nutzung
von erneuerbaren Energien die Energiewende in
Leipzig zu verankern und voranzutreiben. Nach
unserem Selbstverständnis, sollte die kommunale
Öffentlichkeit eine Vorreiter-Rolle bei der Umsetzung der Energiewende einnehmen. Insofern sind
kommunale Liegenschaften ein besonderer Fokus
unserer Aktivitäten.
53
leipzig.leben.morgen. | 5. Die Projekte und Maßnahmen aus leipzig.leben.morgen
„Grüne“ Fernwärme
Das Leuchtturm-Projekt ist schwerpunktmäßig
dem Handlungsfeld Energie zugeordnet: Das
Vorhaben grüne Fernwärme beschäftigt sich
mit der zukünftigen Wärmeversorgung in Leipzig. Ausgehend von einer langfristigen Ablösung
kohlebasierter Erzeugungsanlagen, geht es bei
diesem Vorhaben insbesondere darum, wie eine
intelligente Kombination vorhandener und weiterhin nutzbarer Wärmeinfrastruktur mit innovativen
dezentralen Ansätzen gelingen kann. Hierfür soll
im Zuge der Entwicklung und Umsetzung dieses Smart-City-Projekts eine technologieoffen
ausgestaltete Untersuchung mit dem Schwerpunkt der CO 2 -Vermeidung und des Einsatzes
erneuerbarer Energieträger angestoßen und ihre
Umsetzung eingeleitet werden. Mit Blick auf die
Wirtschaftlichkeit entsprechender Vorhaben soll
ein Transformationspfad für die Stadt Leipzig bis
2050 (Paris-Abkommen) entwickelt und unter
Implementierung von Modell- und Pilotvorhaben
für eine grüne – überwiegend aus erneuerbaren
Energien gespeiste – Wärmeversorgung erprobt
und schrittweise begonnen werden.
100 Prozent elektrische Mobilität im
Öffentlichen Personennahverkehr
Das Leuchtturm-Projekt ist schwerpunktmäßig dem Handlungsfeld Mobilität zugeordnet:
Zielsetzung dieses Vorhabens ist es, innerhalb
eines Zeitraums von zehn bis 15 Jahren eine
vollständige Elektrifizierung des öffentlichen
Personennahverkehrs in Leipzig zu erreichen,
sofern entsprechende Antriebe wirtschaftlich
und technisch ausgereift zur Verfügung stehen.
Da Straßenbahn- und S-Bahnangebot in Leipzig
bereits voll elektrische Transportsysteme darstellen, zielt das Vorhaben – unter der Voraussetzung, dass entsprechende Antriebe wirtschaftlich
und technisch ausgereift zur Verfügung stehen –
auf die Elektrifizierung der öffentlichen Busflotte.
54
leipzig.leben.morgen. | 5. Die Projekte und Maßnahmen aus leipzig.leben.morgen
Angestrebt werden die vollständige Stromversorgung aus erneuerbaren Energien für den öffentlichen Personennahverkehr sowie der notwendige
Aufbau der zugehörigen Ladeinfrastrukturen für
die Busbetriebsflotte.
Plattform Leipzig mobil
Dieses Leuchtturm-Projekt ist schwerpunktmäßig dem Handlungsfeld Mobilität zugeordnet: Das
Angebot Leipzig mobil verknüpft umfangreiche
Informationsangebote mit der Buchungs- und
Bezahlfunktion für die Mobilitätsangebote unterschiedlicher Verkehrsdienstleister und Mobilitätsformen in der Stadt Leipzig. Eine einheitlich und
einfach zu handhabende Abrechnung wird über den
Mobilitätsdienstleister, die Leipziger Verkehrsbetriebe, gewährleistet. Darüber hinaus wird die Weiterentwicklung bestehender Produkte, insbesondere die Vernetzung zu Corporate Carsharing und
Job-Ticket, geprüft. Ebenso steht die Entwicklung
neuer Mobilitätsangebote (z. B. Berücksichtigung/
Integration von Mitfahrdienstleistungen oder anderen Sharing-Konzepten) in enger Verbindung mit
der Weiterentwicklung des Angebots Leipzig mobil.
Plattform Verkehrsmanagement
Dieses Leuchtturm-Projekt ist schwerpunktmäßig
dem Handlungsfeld Mobilität zugeordnet: Infolge
der Urbanisierung wird der städtische Raum knapper. Andererseits müssen die verkehrsbedingten
Emissionen gesenkt werden. Diese Trends stellen
die effiziente Steuerung des Verkehrsaufkommens vor große Herausforderungen. Durch die
Anwendung moderner und intelligenter Informations- und Kommunikationstechnologien soll eine
Plattform zum Management des städtischen Verkehrsaufkommens, insbesondere für die Bereiche
Verkehrsüberwachung, Beförderungsmanagement
(inkl. ÖPNV) und mobiler Informationsservice,
implementiert werden.
55
leipzig.leben.morgen. | 5. Die Projekte und Maßnahmen aus leipzig.leben.morgen
Anpassungsstrategie Starkregen
Dieses Leuchtturm-Projekt ist schwerpunktmäßig dem Handlungsfeld Wasser zugeordnet: Auch
wenn unabweisbar die Klimaschutzbemühungen
im städtischen Raum zunehmen müssen, sind
bereits heute schon Folgen des Klimawandels
spürbar, die sich voraussichtlich in den nächsten
Jahren noch verstärken werden. Hierzu zählen die
veränderten Starkregenereignisse, die massive
Auswirkungen auf die städtische Abwassersysteme und andere Infrastruktur- und Lebensbereiche
haben. Vor diesem Hintergrund hat die Leipziger
Gruppe die Idee einer zukunftsweisenden Anpassungsstrategie Starkregen entwickelt, die konzeptionell im Leuchtturm-Projekt verankert werden
soll. Im Kern geht es um ein Risikomanagement
für die öffentliche und nicht-öffentliche Infrastruktur, das ggf. perspektivisch mit weiteren relevanten Stadtthemen wie beispielweise Hitzestau,
Gebäudebegrünung, „urbane Wälder“ etc. sinnvoll
verknüpft werden kann. Die ersten konzeptionellen Bausteine dieser Anpassungsstrategie sollen
zügig gemeinsam mit den zuständigen Ämtern der
Stadtverwaltung Leipzig (Umwelt, Grünflächen und
Gewässer, Stadtplanung, Verkehrs- und Tiefbau)
entwickelt werden.
Energetische Nutzung von Bioabfällen
Dieses Leuchtturm-Projekt ist schwerpunktmäßig
dem Handlungsfeld Wertstoffe zugeordnet: Im
Rahmen dieses Projektes wollen wir den Wertstoffkreislauf für Bioabfälle, Grünschnitt und Gartenabfälle in Leipzig energetisch nutzbar machen.
Ziel ist es, eine Anlage zur Bioabfallvergärung in
der Region Leipzig zu errichten und zu betreiben,
die eine energetische Verwertung der Bioabfälle in
Form erneuerbarer Energien ermöglicht. Insgesamt sind CO 2 -Einsparungen von mindestens ca.
4.200 Tonnen pro Jahr möglich. Der grüne Strom
kann rechnerisch ca. 1.400 Haushalte versorgen.
56
leipzig.leben.morgen. | 5. Die Projekte und Maßnahmen aus leipzig.leben.morgen
Der als zusätzliches Endprodukt entstehende Kompost ist hochwertig und kann separat vermarktet
werden. Erste positive Gespräche mit der Stadt (den
relevanten Akteuren: Dezernat Umwelt, Ordnung und
Sport, ZAW und Stadtreinigung etc.) wurden bereits
geführt. Eine übergreifende Projektgruppe soll
relevante offene Fragen klären und eine Entscheidung in den nächsten Wochen und Monaten mit den
Gremien vorbereiten. Eine zeitnahe Konkretisierung
des Projekts ist realistisch.
Freies WLAN in Leipzig
Dieses Leuchtturm-Projekt ist schwerpunktmäßig
dem Handlungsfeld Informations- und Kommunikationstechnologien und Digitalisierung zugeordnet: Die Leipziger Gruppe engagiert sich intensiv
für den Aufbau einer für die Nutzer kostenfreien
WLAN-Infrastruktur in Leipzig. Grundgedanke ist
hierbei, unter Nutzung vorhandener Infrastrukturen, die von kommunalen Unternehmen genutzt
bzw. erprobt werden, einen Ausgangspunkt für
ein stadtweites freies WLAN zu schaffen. Durch
die Einbindung weiterer privater WLAN-Anbieter
und die Schaffung einer Community soll das freie
WLAN-Angebot sukzessive erweitert und ausgebaut werden. Das erste freie WLAN-Teilnetz
ist bereits Ende November 2015 gestartet und
erfolgreich getestet worden. Aufbauend auf dem
Community-Gedanken soll im Weiteren eine
kostengünstige und schnelle Erweiterung des
WLAN-Netzes unter Federführung der Leipziger
Gruppe realisiert werden. Es handelt sich um ein
dreistufiges Ausbaukonzept: Beginnend in der
Leipziger Innenstadt (Stufe 1) soll in der 2. Stufe
das freie WLAN entlang der Leipziger Magistralen
entwickelt werden, um dann in der 3. Stufe ein flächendeckendes freies WLAN in den Kernbereichen
zwischen den Magistralen zu implementieren.
Gespräche mit dem für das Thema zuständigen
Bürgermeister bestätigen die vorhersehbare große Bedeutung eines freien WLANs für die Attrak-
57
leipzig.leben.morgen. | 5. Die Projekte und Maßnahmen aus leipzig.leben.morgen
tivität und die Standortentwicklung Leipzigs. Die
Vorbereitungen für entsprechende Förderanträge
laufen gemeinsam mit dem Dezernat für Wirtschaft und Arbeit.
Open Data Ansatz der Leipziger Gruppe
Dieses Leuchtturm-Projekt ist schwerpunktmäßig dem Handlungsfeld Informations- und
Kommunikationstechnologien und Digitalisierung
zugeordnet: Im Zuge der Umsetzung des SmartCity-Ansatzes beabsichtigen wir, im engen Zusammenwirken mit der Stadt Leipzig ein Open Data
Angebot für die Bürgerinnen und Bürger sowie für
die Unternehmen der Stadt Leipzig zu schaffen.
Damit wollen wir ergebnisoffen eine Grundlage
dafür bereitstellen, dass interessierte Dritte
öffentlich zugängliche Infrastruktur- und Umweltdaten aus Leipzig zur Entwicklung neuer digitaler
Produkte im städtischen Raum nutzen können. Sie
sind geeignet, die spezifischen Bedürfnisse der
Bürgerinnen und Bürger abzudecken und Potenziale für eine zusätzliche regionale Wertschöpfung
zu erschließen. Die Forderungen des Daten
schutzes bleiben gewahrt.
Energiewende/Infrastruktur-Kataster
Dieses Leuchtturm-Projekt ist schwerpunktmäßig
dem Handlungsfeld Informations- und Kommunikationstechnologien und Digitalisierung zugeordnet (und hat einen sehr starken Bezug zum
Kern-Handlungsfeld Energie): Die Entwicklung
eines Energiewende-Katasters, das als Basis und
Planungsinstrument konzipiert ist, soll die schrittweise Umsetzung der Energiewende auf Block-,
Quartiers- und gesamtstädtischer Ebene unterstützen. Im Zusammenwirken mit den zuständigen
Ämtern der Stadtverwaltung Leipzig (zunächst
Hauptamt, Gebäudemanagement, Amt für Geoinformationen, Umweltamt) und dem federführenden
58
leipzig.leben.morgen. | 5. Die Projekte und Maßnahmen aus leipzig.leben.morgen
Bürgermeister bereitet die Leipziger Gruppe – mit
Unterstützung durch die LeCoS – derzeit ein webbasiertes Energiewende-Kataster vor, das Daten
zu Energieträgern, Verbräuchen und Energieströmen unter Nutzung der Daten der Stadtverwaltung
und der kommunalen Familie (kommunale Unternehmen und Eigenbetriebe) liefern soll. Hierzu
wird unter Nutzung bestehender Softwarelösungen des städtischen Facility Managements, unter
Zusammenführung bestehender Datenbanken bei
Stadt und Leipziger Gruppe sowie unter Nutzung
des städtischen Geoinformationssystems (LeipziGIS) ein neues Planungsinstrument entwickelt.
Dieses Instrument soll im Ergebnis eine wichtige
Informations- und Planungsgrundlage für die
urbane Weiterentwicklung und Verankerung der
Energiewende in Leipzig liefern, die der Stadt und
der Leipziger Gruppe zur Verfügung steht. In einem
weiteren Schritt soll das Energiewende-Kataster
auch den Wohnungsunternehmen, Gewerbekunden
und anderen Partnern wertvolle Informationen für
strategische Entscheidungen zur effizienten Umsetzung von Energiewende-Maßnahmen liefern.
In Zukunft soll es sich zum Infrastruktur-Kataster
weiterentwickeln, in dem neben der gegenseitigen
Bereitstellung von Infrastrukturdaten der Stadtverwaltung und der Leipziger Gruppe auch Prozesse wie Rechnungslegung oder Genehmigungen
digital abgebildet und damit deutlich einfacher und
schneller bearbeitet bzw. erledigt werden können.
Innerstädtisches Smart-City-Quartier
Dieses Leuchtturm-Projekt ist nicht prioritär
einem Kern-Handlungsfeld zuzuordnen. Das Vorhaben deckt vielmehr eine Querschnittsaufgabe
im Smart-City-Ansatz der Leipziger Gruppe ab. Es
zielt auf die Entwicklung eines innerstädtischen
Smart-City-Quartiers. Die Unterstützung einer
Quartiersentwicklung durch die Leipziger Gruppe
soll die sozialverträgliche und modellhafte Umsetzung eines nachhaltigen, wegweisenden Stadt-
59
leipzig.leben.morgen. | 5. Die Projekte und Maßnahmen aus leipzig.leben.morgen
quartiers ermöglichen und hierfür erneuerbare
Energien, eine ressourcenschonende Infrastruktur
und eine nachhaltige Baukultur umfassend nutzen.
Modellhaft soll das Smart-City-Vorhaben die Umsetzung der urbanen Energiewende im ausgewählten Quartier anschaulich machen und die Energiewende-Themen (hohe Energieeffizienzstandards
der zu errichtenden Gebäude, innerstädtische
Nutzung erneuerbarer Energien, Sektor-Kopplung
etc.) mit weiteren zentralen Themen der nachhaltigen Stadtentwicklung (neue Mobilitätsangebote
unter Nutzung von Sharing-Angeboten, soziale
Durchmischung im Quartier, Angebote der sozialen
Infrastruktur etc.) verknüpfen.
Bürgerfinanzierungsplattform zur Beteiligung an
Smart-City-Vorhaben
Dieses Leuchtturm-Projekt ist nicht prioritär
einem Kern-Handlungsfeld zuzuordnen. Das Vorhaben deckt vielmehr eine Querschnittsaufgabe im
Smart-City-Ansatz der Leipziger Gruppe ab. Es bildet einen zentralen Baustein für den auf Teilhabe
setzenden Ansatz und zielt auf die finanzielle Teilhabe an Smart-City-Vorhaben im Zusammenhang
mit leipzig.leben.morgen. Es soll den Bürgerinnen
und Bürgern der Stadt Leipzig eine Möglichkeit
eröffnen, sich bei der Realisierung ausgewählter
Smart-City-Vorhaben finanziell zu engagieren
und vom wirtschaftlichen Erfolg dieser Vorhaben
monetär zu profitieren. Mit dieser Zielstellung soll
ein Bürgerfinanzierungsplattform in Verbindung
mit den einzelnen Smart-City-Vorhaben aufgelegt
werden, das allen Leipzigern offen steht.
60
leipzig.leben.morgen. | 5. Die Projekte und Maßnahmen aus leipzig.leben.morgen
Akquisition von Fördermittel für
leipzig.leben.morgen.
Dieses Leuchtturm-Projekt ist nicht prioritär
einem Kern-Handlungsfeld zuzuordnen. Das
Vorhaben deckt vielmehr eine Querschnittsaufgabe im Smart-City-Ansatz der Leipziger Gruppe
ab: Damit die Vielzahl von Maßnahmen (teilweise
mit ausgeprägten Innovationcharakter) im Kontext
des Smart-City-Ansatzes umgesetzt werden
kann, bedarf es der Unterstützung durch öffentliche Fördermittel. Hierzu werden fortlaufend die
verschiedenen Förderprogramme der EU, des
Bundes, des Landes Sachsens sowie weiterer
Fördermittelgeber (z. B. Deutsche Bundesstiftung
Umwelt (DBU)) auf ihre Anwendbarkeit für die
Einzelprojekte des Smart-City-Ansatzes geprüft.
So wirkt die Leipziger Gruppe beispielsweise bei
den Triangulum-Aktivitäten mit.
Open Innovation Prozesse der Leipziger Gruppe
Dieses Leuchtturm-Projekt ist nicht prioritär
einem Kern-Handlungsfeld zuzuordnen. Das Vorhaben deckt vielmehr eine Querschnittsaufgabe
im Smart-City-Ansatz der Leipziger Gruppe ab:
Bestandteil der angestrebten Teilhabe ist die Einbindung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der
Leipziger Gruppe in die Entwicklung und Umsetzung der Smart-City-Aktivitäten. Ebenso möchte
die Leipziger Gruppe zukünftig einen lebendigen
Dialog mit den Bürgerinnen und Bürgern, ihren
(potenziellen) Kunden, über die Ausgestaltung von
leipzig.leben.morgen. wie auch über die Ausgestaltung des Projekt-Portfolios der Leipziger
Gruppe führen. Mit der Implementierung eines
Open Innovation Ansatzes wollen wir die Themen
Mobilität, Energie, Wasser und Wertstoffströme in
einer wachsenden Stadt im Dialog behandeln.
61
leipzig.leben.morgen. | 5. Die Projekte und Maßnahmen aus leipzig.leben.morgen
Dienstleistungsgesellschaft Stadt –
Leipziger Gruppe
Dieses Leuchtturm-Projekt ist schwerpunktmäßig
dem Kern-Handlungsfeld Energie zugeordnet: Ziel
ist die Gründung einer gemeinsamen Gesellschaft
mit der Stadt Leipzig, die schnell und unkompliziert Leistungen der Leipziger Gruppe für die
Stadt (und ihre Beteiligungen) ermöglichen soll
(z. B. Strom- und Gaseinkauf, Umrüstung öffentlicher Gebäude auf LED-Beleuchtung, Lösungen
zur dezentralen Strom- und Wärmenutzung) und
zugleich die zentrale Rolle der Leipziger Gruppe
als Energiewende- und Smart-City-Partner der
Stadt unterstützen soll.
Weitere Projektvorhaben
Neben den oben vorgestellten Leuchtturm-Projekten und Maßnahmen will die Leipziger Gruppe
weitere Smart-City-Vorhaben konzipieren und
umsetzen, die nachstehend kurz skizziert werden.
Wasserkonzept (Zukunftskonzept Wasser 2030)
Das Smart-City-Projekt ist schwerpunktmäßig
dem Handlungsfeld Wasser zugeordnet: Die Erarbeitung und Umsetzung eines zukunftsorientierten
Wasserkonzepts für den infolge des Bevölkerungswachstums steigenden Wasserverbrauch in
der Region Leipzig ist ein wichtiger konzeptioneller
Baustein für das nachhaltig wachsende Leipzig
und damit auch Bestandteil des Smart-CityAnsatzes der Leipziger Gruppe. Hierfür haben die
Leipziger Wasserwerke ein innovatives Konzept
erarbeitet. Es beinhaltet eine Restrukturierung
der Wassergewinnung, der äußeren Wasserverteilung sowie die Anpassung der Behälterstandorte
und -größen. Bei der Umsetzung der konzipierten,
optimierten Investitionsstrategie können erhebliche Investitionsmittel gegenüber einem reinen Er-
62
leipzig.leben.morgen. | 5. Die Projekte und Maßnahmen aus leipzig.leben.morgen
satz der bestehenden Anlagen eingespart werden.
Darüber hinaus werden durch eine Reduzierung
der Hebungen Energieverbrauch und Energiekosten sowie CO 2 -Emissionen erheblich reduziert.
Zudem werden die Versorgungssicherheit und
-qualität langfristig verbessert.
Aufbau eines innerstädtischen Kältenetzes
Das Smart-City-Projekt ist schwerpunktmäßig
dem Handlungsfeld Energie zugeordnet: Geplant
ist der Aufbau und sukzessive Ausbau eines
Kältenetzes zur Versorgung innerstädtischer
Liegenschaften (beispielsweise Augustusplatz –
Universität Leipzig, Gewandhaus, Oper etc.) mit
Klima-Kälte. Das innerstädtische Kältenetz soll
mit der zentralen Fernwärmeversorgung der Stadt
Leipzig verknüpft werden. Damit verbunden ist die
Zielsetzung der Leipziger Gruppe, die Kälteversorgung aus Fernwärme zu optimieren und zugleich
eine verbesserte Auslastung und Nutzung des
Fernwärmeverbundes außerhalb der Heizperiode
zu erreichen. Dieses Projekt befindet sich in der
Ideen- und ersten Konzeptionsphase. Die Gespräche mit allen Beteiligten sollen zeitnah beginnen
und zu einer Entscheidung 2017 geführt werden.
Smarte Stadtbeleuchtung
Das Smart-City-Projekt ist schwerpunktmäßig
dem Handlungsfeld Energie zugeordnet: Die
Umstellung der Beleuchtung im öffentlichen
Raum auf LED-Technik und damit verbunden eine
dauerhafte Reduzierung der Stromverbräuche und
des Wartungs- und Instandhaltungsaufwandes
ist Kern dieses Projektes. Verknüpft werden soll
dies mit einer intelligenten Steuerung, ggf. dem
weiteren Ausbau des WLAN-Netzes und neuer
Beleuchtungskonzepte, sowie der Nutzung dieser
Infrastruktur für die notwendige Sensorik für eine
zukünftige gesamtstädtische Verkehrssteuerung
63
leipzig.leben.morgen. | 5. Die Projekte und Maßnahmen aus leipzig.leben.morgen
(siehe auch Leuchtturm Plattform Verkehrsmanagement). Dieses Projekt befindet sich in der Ideenphase, die weiterführenden Gespräche mit der
zuständigen Bürgermeisterin und dem Verkehrsund Tiefbauamt sollen zeitnah geführt werden.
Bürger-App
Das Smart-City-Projekt ist schwerpunktmäßig
dem Handlungsfeld Informations- und Kommunikationstechnologien und Digitalisierung zugeordnet: Zielsetzung dieses Projekts ist es, für die
Leipziger Bürgerinnen und Bürger eine nutzerfreundliche App anzubieten, die ein umfangreiches Informationsangebot im regionalen Kontext
bereithält. Im Ideenstatus sind hierbei neben
einem Veranstaltungskalender, insbesondere in
Zusammenarbeit mit der Stadtverwaltung Leipzig
ein Behördenwegweiser (Informationsangebot zu
Zuständigkeiten, Ansprechpartnern und weiteren wesentlichen Strukturdaten), eine geeignete
Aufbereitung zentraler Service-Angebote der
Stadtverwaltung sowie Instrumente der Bürgerinnen- und Bürgerbeteiligung an städtischen Entscheidungsprozessen. Darüber hinaus beabsichtigen wir, diese App zur Darbietung spezifischer
Vertriebsangebote der Leipziger Gruppe, Informationen über Störmeldungen in den Bereichen
Wasser, Energie und Mobilität sowie Angebote zur
individuellen Energieverwaltung in Verbindung
mit Smart-Meter- und Smart-Home-Angeboten zu
nutzen. Nach dem Abschluss der Konzeptionsphase Anfang 2017 soll die App schrittweise Gestalt
annehmen und umgesetzt werden.
64
leipzig.leben.morgen. | 5. Die Projekte und Maßnahmen aus leipzig.leben.morgen
Abwasser-Wärmenutzung
Das Smart-City-Projekt ist schwerpunktmäßig dem
Handlungsfeld Wasser zugeordnet: Zielsetzung ist
es, pilothaft die Energierückgewinnung aus städtischen Abwassersystemen zu erproben und zugleich
den Anteil alternativer Energien in der Wärmeversorgung zu erhöhen. Im ersten Schritt werden hierfür ortskonkrete Hotspots für die Energierückgewinnung aus städtischen Abwässern mit besonders
günstigen technischen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen und einem realistischen Absatzpotenzial erarbeitet, um dann für einen Standort, (evtl.
auch für zwei Standorte), eine konkrete Planung und
Umsetzung zu beginnen. Der erste Schritt soll Ende
2016 weitgehend abgeschlossen werden.
Energetische Optimierung der Leipziger Gruppe
Das Smart-City-Projekt ist schwerpunktmäßig
dem Handlungsfeld Energie zugeordnet: Dieses
Projekt-Cluster, unter dem verschiedene Einzelprojekte gebündelt werden, zielt auf die energetische Optimierung innerhalb der Gebäude, Liegenschaften und technischen Systeme der Leipziger
Gruppe in einem mittelfristigen Zeitraum. Beispielweise werden verschiedene Vorhaben zur Nutzung
der Photovoltaik auf geeigneten Dachflächen der
Leipziger Gruppe oder die energetische Optimierung
der Beleuchtungssysteme in den von der Leipziger
Gruppe genutzten Gebäuden in diesem ProjektCluster umgesetzt. Erste Projekte sind bereits 2016
geplant und umgesetzt worden (z. B. Photovoltaik
auf Flächen der Leipziger Wasserwerke).
Fahrzeugflotte Leipziger Gruppe
(Mobilitätsmanagement)
Das Smart-City-Projekt ist schwerpunktmäßig dem
Handlungsfeld Mobilität zugeordnet: Das Vorhaben
hat das Ziel, die Mobilität in der Leipziger Gruppe
durch die Einführung entsprechender Angebote
65
leipzig.leben.morgen. | 5. Die Projekte und Maßnahmen aus leipzig.leben.morgen
und Mobilitätskonzepte wirtschaftlich effizienter
und ökologisch nachhaltiger zu organisieren. Zur
optimierten Auslastung des Konzernfuhrparks soll
dabei insbesondere die Implementierung eines
Corporate Carsharings und der vornehmliche Einsatz von Elektrofahrzeugen vorgenommen werden.
Darüber hinaus soll geprüft werden, inwieweit
Corporate Carsharing für andere Unternehmen
(mit Schwerpunkt auf die kommunale Familie)
durch die Leipziger Gruppe angeboten werden
kann. Eine Verknüpfung dieses Vorhabens mit dem
Smart-City-Vorhaben „Plattform Leipzig Mobil“ ist
geplant. Im ersten Schritt soll der Einsatz von Corporate Carsharing in der Leipziger Gruppe (Leipziger Stadtholding und Verkehrsbetriebe) erprobt
werden, bevor ein konzernweiter Einsatz stattfinden wird. Perspektivisch ist der Aufbau eines
Mobilitätsmanagements innerhalb der Leipziger
Gruppe das Ziel, bei dem die Mobilität innerhalb der
Gruppe für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter
optimal gesteuert und organisiert wird.
Fernauslesbare Kurzschlussanzeiger Strom
Das Smart-City-Projekt ist schwerpunktmäßig
dem Handlungsfeld Energie zugeordnet: Zielsetzung ist die Ausrüstung von Transformatorstationen im Leipziger Stromverteilnetz mit
fernauslesbaren Kurzschlussanzeigern, um eine
Reduzierung der Dauer von störungsbedingten
Versorgungsunterbrechungen durch schnellere
Wiederversorgung der Kunden zu erreichen. Der
Einsatz fernauslesbarer Kurzschlussanzeiger
ermöglicht einen deutlich positiven Effekt in der
Einzelauswertung von Störungen sowie ein zielgenaues Wiederanfahren des Teilnetzes nach einem
Störungsfall. Das Projektvorhaben umfasst die
Installation einer Empfangseinheit mit Verbindung
zum Netzleitsystem der Netz Leipzig GmbH sowie
eine Ausrüstung der einzelnen Transformatorstationen mit fernauslesbaren Kurzschlussanzeigern
und Sendeeinheiten.
66
leipzig.leben.morgen. | 5. Die Projekte und Maßnahmen aus leipzig.leben.morgen
Grüne Stromversorgung in der Leipziger Gruppe
Das Smart-City-Projekt ist schwerpunktmäßig
dem Handlungsfeld Energie zugeordnet: Als Leipziger Gruppe beabsichtigen wir, kurz- bis mittelfristig den gesamten Strombezug zur Versorgung
sämtlicher Betriebseinheiten und Infrastrukturen
des Konzerns auf die Nutzung erneuerbarer Energien umzustellen. Um die Qualität der regenerativen Stromversorgung nachhaltig zu sichern, ist
vorgesehen, zertifizierte Grünstromprodukte für
die Versorgung der Leipziger Gruppe einzukaufen.
Digitalisierung im Fernwärmeverbund
Das Smart-City-Projekt ist schwerpunktmäßig dem
Handlungsfeld Energie zugeordnet: Zielsetzung ist
es, den Fernwärmeverbund der Leipziger Stadtwerke in den nächsten Jahren schrittweise zu digitalisieren. Hierfür sollen die bestehenden und künftigen
Hausübergabestationen mit digitaler Technik zur
kontinuierlichen Überwachung des Anlagenzustandes ausgerüstet werden. Damit schaffen wir eine
Grundlage für die Integration erneuerbarer Energien in die Fernwärmeversorgung der Stadt Leipzig.
Smarte Energieeffizienz-Netzwerke (SEEN)
Das Smart-City-Projekt ist schwerpunktmäßig
dem Handlungsfeld Energie zugeordnet: Die Leipziger Gruppe plant die Gründung und kontinuierliche Umsetzung so genannter smarter Energieeffizienz-Netzwerke (SEEN). Hierfür sollen unter
Federführung der Leipziger Stadtwerke mehrere
SEEN zur Unterstützung von Industrie- und Gewerbeunternehmen aus der Leipziger Region bei
der Identifikation und Umsetzung wirtschaftlicher
Energieeffizienzmaßnahmen initiiert werden. In
einem SEEN schließen sich in der Regel fünf bis
zehn Unternehmen zu einem Netzwerk zusammen,
führen einen ständigen Erfahrungsaustausch und
geben sich ein gemeinsames Energieeinsparziel
67
leipzig.leben.morgen. | 5. Die Projekte und Maßnahmen aus leipzig.leben.morgen
vor, das durch die Erschließung wirtschaftlicher
Energieeffizienzpotenziale in den beteiligten
Unternehmen erreicht werden soll. Durch eine von
der Leipziger Gruppe moderierte und mit technischem Know-how unterstützte Netzwerkarbeit
wird die Umsetzung der Energiewende in den
beteiligten Betrieben und in der Region verankert.
Die Gründung von smarten Energieeffizienz-Netzwerken steht im Zusammenhang mit der Vereinbarung der Bundesregierung und der führenden
Verbände und Organisationen der deutschen
Wirtschaft vom Dezember 2014 über die Gründung
von 500 Energieeffizienz-Netzwerken bis 2020.
Finanzierung eines Lehrstuhls im Kontext von
leipzig.leben.morgen.
Dieses Smart-City-Vorhaben ist nicht prioritär
einem Kernhandlungsfeld zugeordnet. Das Vorhaben deckt vielmehr eine Querschnittsaufgabe im
Smart-City-Ansatz der Leipziger Gruppe ab: Die
Verknüpfung unserer Aktivtäten mit dem Bereich
Forschung und Entwicklung ist eine wichtige, nachhaltig wirkende Facette. Sie sichert die Weiterentwicklung und wissenschaftliche Unterstützung unseres Smart-City-Ansatzes leipzig.leben.morgen.
ab und ist zugleich Grundlage für eine erfolgreiche
Transformation. Vor diesem Hintergrund beabsichtigen wir die (Teil-) Finanzierung eines Lehrstuhls
(eine halbe Stelle) an einer Leipziger Hochschule
im Smart-City-Kontext. Zielsetzung ist es, den
wechselseitigen Wissenstransfer zwischen Kommune, Wirtschaft und Wissenschaft zu unterstützen
und zu verstetigen. Zugleich verbinden wir hiermit die Zielsetzung, als Leipziger Gruppe eigene
Forschungsvorhaben auf dem Gebiet „Smart City –
smarte Technologien – smarte Effizienzsysteme“
zu initiieren und zu fördern. Die zu erwartenden
Forschungsergebnisse möchten wir fortlaufend in
die Umsetzung der Smart-City-Aktivitäten einbringen und damit der Stadt und der Region Leipzig, den
Leipziger Unternehmen sowie den Bürgerinnen und
Bürgern zur Verfügung stellen.
68
leipzig.leben.morgen. | 5. Die Projekte und Maßnahmen aus leipzig.leben.morgen
Ausblick
Kommende Herausforderungen sind vielschichtig
und werfen komplexe Fragen auf. Mit dem SmartCity-Ansatz leipzig.leben.morgen. der Leipziger
Gruppe wollen wir Antworten geben und Lösungen
unterstützen, die eine nachhaltige Stadtentwicklung in Leipzig vorantreiben.
Die Smart City Leipzig als zukunftsfähige Stadt,
die Ressourcen schonend und nachhaltig im
Stadtraum nutzt, Innovationen fördert sowie
die Bürger-Mitwirkung und soziale Teilhabe im
Stadtgeschehen vorantreibt und das kooperative
Zusammenwirken der städtischen Stakeholder
unterstützt, bestimmt als Leitbild das unternehmerische Wirken der Leipziger Gruppe. leipzig.
leben.morgen. unterlegt die Konzernstrategie
und gibt der Marke Leipziger der Leipziger Gruppe
(Wir wollen Leipzig lebens- und liebenswerter
machen. Jeden Tag auf's Neue!) mit konkreten
Projekten und Maßnahmen, die auf die Zukunftsfähigkeit unserer Unternehmensgruppe und der
gesamten Stadt Leipzig ausstrahlen ein Gesicht.
69
leipzig.leben.morgen. | 5. Die Projekte und Maßnahmen aus leipzig.leben.morgen
Mit den in diesem Impulspapier dargelegten
Zielsetzungen, der zugehörigen Strategie und dem
umfangreichen Maßnahmen-Portfolio möchten wir
einen Anstoß geben, den Smart-City-Gedanken in
Leipzig nachhaltig zu verankern. Der Smart-CityAnsatz der Leipziger Gruppe soll sich eng mit den
Aktivitäten der Stadtverwaltung für eine nachhaltig wachsende Stadt verzahnen, diese ergänzen
und unterstützen.
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1: Erwartete Einwohnerentwicklung
in den drei Varianten
Abbildung 2: Zentrale Zielsetzungen der
Energiewende in Deutschland bis 2050
Abbildung 3: Vereinfachte Abschätzung
des Treibhausgas-(THG)-Minderungspfads
für Deutschland auf der Basis des 1,5-Grad-Ziels
Abbildung 4: Einordnung des Smart-City-Ansatzes
für die Stadt Leipzig in die nationalen und globalen
Klimaschutzprogramme
Abbildung 5: Der Smart-City-Ansatz der Leipziger Gruppe
als integraler Bestandteil der Smart City Leipzig
Abbildung 6: Differenzierung des Grads
der Mitwirkung von Bürgerinnen und Bürgern
Abbildung 7: Die Kern-Handlungsfelder
des Smart-City-Ansatzes der Leipziger Gruppe
Abbildung 8: Zielstellungen der Leipziger Kommunalpolitik gemäß „Leipzig! Arbeitsprogramm 2020“
Abbildung 9: Vorläufige Ziel- und Bewertungsmatrix
für die Smart-City-Vorhaben der Leipziger Gruppe
Abbildung 10: Zuordnung der Smart-City-LeuchtturmProjekte auf die einzelnen Kern-Handlungsfelder
70
12
14
17
27
32
36
39
49
51
Absender
Bitte
freimachen,
falls Marke
zur Hand
Mich interessieren insbesondere:
Ich habe eine spezielle Nachfrage:
Leipziger Versorgungs- und
Verkehrsgesellschaft mbH (LVV)
Projektgruppe leipzig.leben.morgen.
Reichsstraße 4
Speck’s Hof (Aufgang A)
04109 Leipzig
Absender
Bitte
freimachen,
falls Marke
zur Hand
Meine Ideen:
Leipziger Versorgungs- und
Verkehrsgesellschaft mbH (LVV)
Projektgruppe leipzig.leben.morgen.
Reichsstraße 4
Speck’s Hof (Aufgang A)
04109 Leipzig
Ich möchte mehr zum
Thema Smart City
erfahren!
Was ich zum Thema
Smart City schon immer
mal sagen wollte ...
leipzig.leben.morgen.
Impressum
Herausgeber
Leipziger Versorgungs- und Verkehrsgesellschaft mbH (LVV)
Reichsstraße 4, Speck’s Hof (Aufgang A)
04109 Leipzig
Telefon: 0341 355300-66
Fax: 0341 355300-10
E-Mail: leipzig.leben.morgen.stadtholding@L.de
Internet: www.L.de
Verantwortlicher:
Christoph Hansel – Leipziger Versorgungs- und
Verkehrsgesellschaft mbH
Projektgruppe
Annegret-Cl. Agricola – Tilia GmbH,
Christoph Friedrich – Leipziger Versorgungs- und
Verkehrsgesellschaft mbH,
Julia Hänel – Beratungsgesellschaft für
Beteiligungsverwaltung Leipzig mbH,
Sebastian Heinemann – Beratungsgesellschaft für
Beteiligungsverwaltung Leipzig mbH,
Doreen Petzold – Leipziger Verkehrsbetriebe (LVB) GmbH,
Holger Rudert – Stadtwerke Leipzig GmbH,
Dr. Uwe Winkler – Kommunale Wasserwerke Leipzig GmbH
Gestaltung
Centralgestalt GmbH, Leipzig
Bildnachweis
Bertram Bölkow, Jeibmann Photografik, Michael Moser,
©monkeybusinessimages/thinkstock
Druck
PögeDruck, Leipzig
Auflage
600 Stück
Stand
Oktober 2016