Daten
Kommune
Leipzig
Dateiname
1214074.pdf
Größe
260 kB
Erstellt
18.10.16, 12:00
Aktualisiert
19.04.17, 11:08
Stichworte
Inhalt der Datei
Verwaltungsstandpunkt Nr. VI-A-03232-VSP-01
Status: öffentlich
Beratungsfolge:
Gremium
Termin
Zuständigkeit
FA Stadtentwicklung und Bau
22.11.2016
Vorberatung
Ratsversammlung
14.12.2016
Beschlussfassung
Eingereicht von
Dezernat Stadtentwicklung und Bau
Betreff
Stärkung der Eigenentwicklung der neuen Ortsteile - Leipzig soll gleichmäßig
wachsen !
Rechtliche Konsequenzen
Der gemäß Ursprungsantrag gefasste Beschluss wäre
Rechtswidrig und/oder
Nachteilig für die Stadt Leipzig.
Zustimmung
Ablehnung
Zustimmung mit Ergänzung
Ablehnung, da bereits Verwaltungshandeln
x Alternativvorschlag
Sachstandsbericht
Beschlussvorschlag:
Die Verwaltung empfiehlt Zustimmung zu folgendem Alternativvorschlag:
"Die Fortschreibung der Leipziger Stadtentwicklungsstrategien (INSEK, STEP Zentren,
Wohnbauflächenkonzept etc.) folgt folgenden Prämissen:
•
Die Eigenentwicklung und die Verbesserung der Lebensqualität in jedem einzelnen Ortsteil
werden – unter Berücksichtigung der stadtweiten Rolle und Einbindung – gezielt unterstützt.
•
Die spezifischen Herausforderungen und Potenziale jedes Leipziger Ortsteils werden
berücksichtigt, um Nutzen und Lasten des Wachstums möglichst breit zu verteilen.
•
Bei der Siedlungsentwicklung finden die infrastrukturelle Ausstattung, ihre mögliche
Weiterentwicklung und Instandhaltung sowie die verkehrlichen Auswirkungen eine besondere
Berücksichtigung."
Sachverhalt:
Begründung siehe Anlage
Begründung
Um das prognostizierte Wachstum im Sinne einer nachhaltigen Entwicklung zu bewältigen und gleichzeitig
die Lebensqualität zu erhalten, bedarf es sowohl der Stärkung der Attraktivität und Eigenentwicklung aller
Ortsteile als auch die Nutzung der unterschiedlichen Potenziale jedes einzelnen Ortsteils. Daher werden im
Rahmen der Fortschreibung der Leipziger Stadtentwicklungsstrategien (INSEK, STEP Zentren,
Wohnbauflächenkonzept etc.) sämtliche Leipziger Ortsteile analytisch betrachtet (z. B. infrastrukturelle
Ausstattung, Nahversorgung, verkehrliche Anbindung) und darauf aufbauend Handlungsbedarfe und
-möglichkeiten ermittelt. Vor dem Hintergrund gesamtstädtischer Ziele bildet die kleinräumige Analyse der
Herausforderungen und Handlungsmöglichkeiten die Grundlage für die Erarbeitung gesamtstädtischer
Strategien. So werden beispielsweise derzeit im Rahmen der Fortschreibung des Integrierten
Stadtentwicklungskonzepts über alle Fachkonzepte hinweg die zentralen Handlungsbedarfe für alle 63
Ortsteile in Leipzig geprüft.
Der vorliegende Antrag geht davon aus, dass derzeit eine strukturelle Benachteiligung der „neuen Ortsteile“
in der Stadtentwicklung vorliegt und diese deshalb einer besonderen Berücksichtigung bedürfen. Eine solche
strukturelle Benachteiligung besteht nach Auffassung der Verwaltung nicht, was im Folgenden beispielhaft
dargelegt ist. Dabei ist zu berücksichtigen, dass in der nachfolgend dargestellten Einschätzung der Situation
in den Ortsteilen nicht auf das Datum der Eingemeindung der Ortsteile abgestellt wurde, sondern auf die
Stadtrandlage allgemein sowie die erkennbare baustrukurelle Prägung (historische Ortslagen mit gemischten
Nutzungen, vorwiegend ergänzt um Einfamilienhausgebiete zu unterschiedlichen zeitlichen Epochen). Daher
wird im Folgenden von randstädtischen Ortsteilen gesprochen.
Einwohnerentwicklung:
Richtig ist, dass die Einwohnerzuwächse in den letzten Jahren in den zentrumsnahen Ortsteilen, insbesondere
im Leipziger Osten und Westen deutlich stärker waren als am Stadtrand. Allerdings wurde dieser Zuzug
vorrangig durch den hohen vorhanden Wohnungsleerstand begünstigt und nur zu einem geringen Teil durch
den Bau neuer Wohnungen. Schaut man auf die langen Linien der Leipziger Stadtentwicklung, stellt sich die
Situation so dar, dass in den 1990er Jahren viele zentrumsnahe Ortsteile – aber auch Leipzig-Grünau – durch
starke Bevölkerungsverluste geprägt waren, während die – damals überwiegend noch selbstständigen –
Ortschaften deutlich an Einwohnern gewannen. Im Vergleich zwischen 1991 und 2015 stellt sich die
Bevölkerungsentwicklung ausgewählter Ortsteile z. B. so dar:
•
Schleußig:
•
Plagwitz:
•
1991 – 1997: Rückgang von 10.000 EW auf 7.900 EW
1998 – 2009: starker Zuwachs auf 12.000 EW
2010 – 2015: leichte Gewinne, zuletzt Rückgang (2015: 12.600 EW)
→ 1991 – 2015: + 26 %
1991 – 1998: Rückgang von 9.800 EW auf 8.000 EW
1999 – 2015: kontinuierliches stärkeres Wachstum auf 15.100 EW
→ 1991 – 2015: + 50 %
Volkmarsdorf 1991 – 2001: Rückgang von 12.500 EW auf 7.300 EW (tw. -10 % pro Jahr)
2002 – 2011: Stabilisierung, leichtes Wachstum auf 8.000 EW
2012 – 2015: starkes Wachstum auf 11.000 EW
→ 1991 – 2015: - 12 %
•
Grünau-Mitte 1991 – 2011: starker Rückgang von 21.500 EW auf 11.700
EW
2012 – 2015: Stabilisierung, leichtes Wachstum auf 12.300 EW
→ 1991 – 2015: - 43 %
•
Wiederitzsch
1991 – 1995: leichtes Wachstum von 3.800 EW auf 4.000 EW
1996 – 2000: starkes Wachstum auf 7.000 EW
2001 – 2015: stetes Wachstum auf 8.500 EW
→ 1991 – 2015: +124 %
•
Holzhausen:
1991 – 2015: meist kontinuierliches Wachstum von 5.100 EW auf 6.300 EW
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→ 1991 – 2015: +24 %
•
Lindenthal:
1991 – 1995: leichtes Wachstum von 3.200 EW auf 3.400 EW
1996 – 2000: starkes Wachstum auf 5.900 EW
2001 – 2015: stetes Wachstum auf 6.400 EW
→ 1991 – 2015: +100 %
Auch in der heutigen Situation ist die Differenzierung zwischen den Ortsteilen stadtweit sehr
unterschiedlich, und nicht polarisiert zwischen innen und außen. Bezogen auf den in der Begründung des
Antrages dargestellten Altersdurchschnitt sieht es z. B. so aus:
•
•
•
Das Durchschnittsalter der Bewohner der gesamten Stadt betrug 2015 43,2 Jahre.
Der Ortsteil mit den im Durchschnitt jüngsten Einwohner ist Lindenau mit 34,6 Jahren, der mit den im
Durchschnitt ältesten Einwohnern ist Grünau-Ost mit 54,6 Jahre. Auch andere durch Großsiedlungen
geprägte Stadtteile wie z. B. Schönefeld-Ost, Großzschocher, Thekla oder Mockau-Nord weisen einen
Altersdurchschnitt von über 50 Jahren auf.
Das Durchschnittsalter der Einwohner der randstädtisch gelegenen Ortsteile variiert zwischen Seehausen
(42,7 Jahre), Baalsdorf (43,2 Jahre) und Holzhausen (48,8 Jahre).
Wohnungsneubau:
•
Ein großer Teil des Wohnungsneubaus, sowohl in den innerstädtischen als auch in den randstädtischen
Ortsteilen, fand in den vergangenen 10 Jahren in Baulücken auf der Grundlage von § 34 BauGB statt.
•
Daneben gibt es in den randstädtischen Ortsteilen auf den klassischen Erweiterungsflächen (=derzeit
unbebaut und landwirtschaftlich genutzt) ein Flächenpotential für ca. 1.400 WE im
Einfamilienhaussektor und ca. 830 WE im Geschosswohnungsbau. Für diese Flächen bestehen jeweils
seit mehreren Jahren rechtskräftige Bebauungspläne. Die Gründe für die bisher nicht erfolgte
Umsetzung während der vergangenen 10 Jahre liegen vor allem in der fehlenden Nachfrage für diese
Flächen. Bei diesen bestehenden Bebauungsplänen sieht die Verwaltung teilweise einen
Anpassungsbedarf der zugrundeliegenden Konzepte an den aktuellen Bedarf (z.B. Parkstadt 2000).
•
Da aktuell die Nachfrage insbesondere nach Grundstücken für den Einfamilienhausbau spürbar steigt,
wird durch die Aufstellung weiterer B-Pläne frühzeitig Vorsorge getroffen. Insgesamt befinden sich zur
Zeit 8 B-Pläne mit einem Potential von ca. 500 WE im Einfamilienhausbau und ca. 600 WE im
Geschosswohnungsbau in den o. g. randstädtischen Ortsteilen im Verfahren.
•
Im Flächennutzungsplan sind des weiteren in den randstädtischen Ortsteilen ca. 550 ha
Erweiterungsfläche für den Wohnungsneubau dargestellt, die als Reservefläche überwiegend für den
Einfamilienhausbau, zum Teil aber auch für den Geschosswohnungsbau dienen können.
Kindertagesstätten:
Bei der Versorgung mit Plätzen in Kindertagesstätten wird in den randstädtischen Ortsteilen heute eine
Versorgungsquote von über 70 % erreicht. Mit Realisierung der geplanten Kitaneubauten wird sich die Quote
auf durchschnittlich etwa 90 % erhöhen. Durch den Bau von Kitas mit einer Kapazität von 120 Plätzen bspw.
in Lindenthal wird sich die aktuelle Versorgungsquote von 67 % auf etwa 107 % erhöhen, in Seehausen von
heute rd. 49 % auf etwa 147 % ansteigen. Den niedrigsten Wert weist Baalsdorf mit einer Versorgungsquote
von nur etwa 40 % auf. Hierbei ist allerdings zu beachten, dass mit insgesamt nur rd. 90 Kindern im KitaAlter zahlenmäßig zu wenig Kinder im Ortsteil wohnen, um eine Kita wirtschaftlich betreiben zu können. Es
werden jedoch weitere Kapazitäten im benachbarten Mölkau geschaffen.
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Einzelhandel:
In der Einzelhandelsausstattung stellt sich die Situation wie folgt dar:
Die Ausstattung der Ortsteile mit Handelsflächen weist gesamtstädtisch eine große Spannbreite auf. Auch in
den randstädtischen Ortsteilen zeigt sich ein sehr differenziertes Bild, das die Nahversorgung (insbesondere
(Nahrungs- und Genussmittel) einschließt. Sie reicht von weit über dem städtischen Durchschnitt liegend
(Ortsteile mit starkem Ortszentrum z. B. Wiederitzsch oder Fachmarktzentrum z. B. BurghausenRückmarsdorf) bis stark darunter rangierend wie z. B. Dölitz-Dösen. Die Erreichbarkeit der
Nahversorgungseinrichtungen ist in randstädtischen Ortsteilen allerdings tatsächlich häufig schlechter. Dies
ist den weiträumigen Siedlungsteilen mit geringen Siedlungsdichten begründet. Mit dem STEP Zentren
verfolgt Leipzig das Ziel der Sicherung und Stärkung einer teilräumig ausgewogenen Nahversorgung für alle
Ortsteile im Sinne gleichwertiger Lebensverhältnisse. Die Sicherung und Qualifizierung der Nahversorgung
ist ein wesentliches Ziel, für die insbesondere auch planungsrechtlichen Voraussetzungen geschaffen werden
wie z. B. zur Zeit in Engelsdorf und Mölkau.
Fazit:
Ein „vor die Klammer Ziehen“ der neuen Ortsteile durch das im Antrag formulierte Oberziel ist daher weder
gerechtfertigt noch stadtentwicklungspolitisch sinnvoll. Gesamtstädtische Ziele und räumliche
Handlungsschwerpunkte der integrierten Stadtentwicklung werden im Rahmen der INSEK-Fortschreibung
entsprechend der im Beschlussvorschlag dargelegten Prämissen überarbeitet.
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