Daten
Kommune
Leipzig
Dateiname
1062354.pdf
Größe
1,0 MB
Erstellt
11.05.16, 12:00
Aktualisiert
27.10.16, 08:30
Stichworte
Inhalt der Datei
Ratsversammlung
Informationsvorlage Nr. VI-DS-02840
Status: öffentlich
Beratungsfolge:
Gremium
Termin
Zuständigkeit
Dienstberatung des Oberbürgermeisters
Betriebsausschuss Kulturstätten
Fachausschuss Kultur
Ratsversammlung
24.08.2016
Information zur Kenntnis
Eingereicht von
Dezernat Kultur
Betreff
Kulturentwicklungsplan der Stadt Leipzig 2016 - 2020 mit den Teilkonzepten
"Kulturelle Bildung" und "Soziokultur"
(Fortschreibung Kulturentwicklungsplanung)
Die Information wird zur Kenntnis genommen.
Sachverhalt:
siehe Anlagen
Anlagen:
Begründung
Kulturentwicklungsplan der Stadt Leipzig 2016 – 2020
Teilkonzept „Kulturelle Bildung“
Teilkonzept „Soziokultur“
1. Begründung:
Mit Beschluss vom 17.09.2008 hat die Ratsversammlung den Kulturentwicklungsplan der Stadt
Leipzig für die Jahre 2008 bis 2015 angenommen. Zugleich wurde die Verwaltung beauftragt,
weiterführende Fachkonzepte in folgenden Bereichen zu erarbeiten (49. Ratsversammlung Nr. RB
IV-1332/08):
– Entwicklungskonzept für die Eigenbetriebe Kultur und für die städtischen Museen
– Konzept Kulturelle Bildung
– Konzept Soziokultur
1.1. Entwicklungskonzepte Museen, Soziokultur und Kulturelle Bildung bis 2015
Am 14.12.2011 wurden der Ratsversammlung das Entwicklungskonzept „Soziokultur“ und das
Entwicklungskonzept für die kommunalen Museen vorgestellt (Informationsvorlagen DS Nr. V/554
und DS Nr. V/1754). Am 22.11.2012 folgte das Konzept „Kulturelle Bildung“ (Informationsvorlage:
DS Nr. V/2582).
1.2. Entwicklungskonzept für die Eigenbetriebe bis 2015
Für die Eigenbetriebe Kultur wurde auf Grundlage der Anträge V/A 80 (Fraktion Bündnis 90/Die
Grünen) vom 13.09.2010 und V/A 95 (CDU-Fraktion) vom 18.11.2010 entschieden, eine externe
Agentur zu beauftragen, um Vorschläge für eine bessere Kooperation der Eigenbetriebe Kultur zu
erarbeiten. Daraufhin entwickelte die Agentur Actori Szenarien und Optimierungspotentiale für die
Oper Leipzig, das Gewandhaus zu Leipzig, das Schauspiel Leipzig und das Theater der Jungen
Welt.
Die Ergebnisse des Actori-Verfahrens wurden mit dem Beschluss „Zukünftige Struktur der
Eigenbetriebe Kultur; Festlegung der Zuschüsse für die Jahre 2013 bis 2015“ (RBV-1295/12 vom
18.07.2012) von der Ratsversammlung zur Kenntnis genommen. Der Beschluss enthielt auch
strategisch-strukturelle Ziele und Entwicklungspotenziale für die Eigenbetriebe Kultur. Über die
Umsetzung der Ziele wurde die Ratsversammlung im Rahmen der Informationsvorlage DS Nr.
V/3530 „Zukünftige Struktur der Eigenbetriebe Kultur“ am 12.02.2014 informiert.
1.3. Einberufung des Kulturforums Leipzig
Im Zusammenhang mit der Kulturentwicklungsplanung wurde beschlossen (RBV-998/11 vom
17.11.2011), ein jährlich stattfindendes Kulturforum einzuberufen, das als Diskussionsplattform
kultur- und stadtpolitischer Zielsetzungen dient. Es lädt Kulturakteure aus Leipzig und außerhalb –
unabhängig von der rechtlichen Trägerschaft – sowie ExpertInnen aus Verwaltung, Politik oder
Wissenschaft zur Diskussion über die strategische Ausrichtung der städtischen Kulturlandschaft.
Das 4. Leipziger Kulturforum im Oktober 2015 diskutierte die Fortschreibung der
Kulturentwicklungsplanung.
2. Verfahren zur Fortschreibung des Kulturentwicklungsplans 2016-2020:
Die Fortschreibung des Kulturentwicklungsplans positioniert sich innerhalb der gesamtstädtischen
Strategien (Stadtentwicklungskonzept SEKo bzw. Integriertes Stadtentwicklungskonzept INSEK),
das Verfahren ist mehrstufig strukturiert und verschränkt verschiedene methodische Zugänge:
Fachdiskussionen in Arbeitsgruppen, externe Expertenbefragungen, eine Zwischenbilanz mit
breiter Beteiligung aus Kultur, Politik, Wissenschaft und Verwaltung während des 4. Leipziger
Kulturforums.
2.1. Bezugnahme auf das SEKo- bzw. INSEK-Verfahren
Im Mai 2015 beschloss der Stadtrat, das Stadtentwicklungskonzept (bisher SEKo) unter dem Titel
„Integriertes Stadtentwicklungskonzept 2030“ (neu: INSEK) fortzuschreiben und bis zum Jahr 2017
neu zu erarbeiten. Das Integrierte Stadtentwicklungskonzept wird über einen Fachteil „Kultur“
verfügen, der sich auf den Kulturentwicklungsplan bezieht. Das Stadtentwicklungskonzept definiert
vier Oberziele, die eine verbindliche Grundlage des kommunalpolitischen Handelns darstellen:
1
(1)
(2)
(3)
(4)
Leipzig besteht im Wettbewerb
Leipzig steigert seine internationale Bedeutung
Leipzig schafft soziale Stabilität
Leipzig setzt auf Lebensqualität
Das Thema „Kultur“ spielt bei allen vier Zielen eine Rolle, wird aber vor allem unter den Punkten
„Leipzig steigert seine internationale Bedeutung“ und „Leipzig setzt auf Lebensqualität“ verhandelt.
Als übergreifende Herausforderungen der kommenden Jahre werden u. a. das nachhaltige
Wachstum der Stadt, die Entwicklung von Vielfalt sowie Integration und Inklusion benannt –
Schwerpunkte, die auch den aktuellen Kulturentwicklungsplan, vor allem in Kapitel 1: „Markenzeichen: Kulturelle Vielfalt“ und Kapitel 2: „Vision: Kulturelle Teilhabe in einer wachsenden Stadt“,
durchziehen. Der vorliegende Kulturentwicklungsplan verortet sich so innerhalb dieser
kommunalpolitischen Handlungsfelder.
2.2. Fachdiskussionen des KEP-Arbeitskreises
Innerhalb von vier Arbeitssitzungen haben die Leiterinnen und Leiter städtischer Kultureinrichtungen sowie Vertreterinnen und Vertreter der freien Kultur (Auflistung unten) die bisherigen
Schwerpunktsetzungen „Markenzeichen: Kulturelle Vielfalt“, „Vision: Kunst und Kultur in einer
jungen Stadt“, „Verpflichtende Tradition: Musikstadt“, „Potential: „Kreativwirtschaft“ evaluiert und
sich darauf verständigt, die ersten drei Schwerpunkte in akzentuierter und aktualisierter Form
fortzuschreiben. Die „Kreativwirtschaft“ hat sich zu einer erfolgreichen Wachstumsbranche
entwickelt und ist heute beim Amt für Wirtschaftsförderung der Stadt Leipzig verortet. Deshalb
findet diese innerhalb des Kulturentwicklungsplans 2016 – 2020 zwar immer wieder Erwähnung,
erhält aber kein eigenständiges Kapitel.
Die Schwerpunkte des Kulturentwicklungsplans 2016 – 2020 sind:
(1)
(2)
(3)
Kulturelle Vielfalt ist ein unverwechselbares Markenzeichen Leipzigs. Die Stadt bekennt
sich zur Pluralität der kulturellen Ausdrucksformen und erklärt deren Wertschätzung und
Förderung auch zukünftig zu einem der wichtigsten kulturpolitischen Ziele.
Die Vision, kulturelle Bildung vor allem für junge Menschen in Leipzig zugänglich zu
machen, wurde erfolgreich eingelöst und soll verstetigt werden. Zukünftig kommt es darauf
an, Konzepte für eine differenzierte und zugleich inklusive, generationsübergreifende und
interkulturelle Teilhabe zu entwickeln.
Die Musikstadt Leipzig besitzt eine herausragende Stellung in der Kulturlandschaft und soll
weiterhin profiliert werden. Es gilt, das Authentische zu bewahren, ohne es museal zu
konservieren. Verstärkt soll das Entwicklungs- und Innovationspotential der Musikstadt in
den Blick genommen werden.
2.3. Qualitative Expertenbefragung – Kulturwissenschaftliches Institut der Universität Leipzig
Im Zeitraum zwischen Mai und August 2015 fanden mit 17 ExpertInnen des kulturellen Feldes in
Leipzig Befragungen zu Besonderheiten und Herausforderungen der Kultur in Leipzig statt. Die
Gespräche wurden mit LeiterInnen der kulturellen Eigenbetriebe sowie der freien Kultur aller
Sparten entlang offener Leitfragen geführt.1 Kultur wurde von den Befragten als wesentlich für das
Image der Stadt, als Motor des Stadtwachstums und als Integrationsfaktor einer wachsenden, sich
zunehmend differenzierenden Stadtgesellschaft begriffen. Fast alle Befragten wünschen sich vor
diesem Hintergrund, dass Kultur als größte Stärke der Stadt mehr Anerkennung erfährt sowie eine
stärkere Vermarktung von Leipzig als (dynamischer) Kulturstadt mit pluraler Kulturlandschaft und
großen Leuchttürmen erfolgt.
2.4. Auswertung und Evaluation Teilkonzepte mit eigenen Verfahren
Parallel zu Arbeitsgesprächen und Expertenbefragungen wurde im Jour-Fixe der
Museumsdirektoren der Stadt Leipzig die Strategie der kommunalen Museen evaluiert und die
1 Mit einem Vertreter der freien Musikkultur konnte bis zum Präsentationstag im Oktober 2015 leider kein
Interview realisiert werden.
2
Museumskonzeption 2020 erarbeitet. Die AG-Soziokultur sowie der Jour Fixe Kulturelle Bildung
haben ebenso seit Juni 2015 die Teilkonzepte in eigenständigen Prozessen evaluiert und
aktualisiert.
2.5. Zwischenbilanzierung und Beteiligung
Das 4. Leipziger Kulturforum fand am 5. Oktober 2015 im Neuen Rathaus statt und behandelte das
Thema „Fortschreibung Kulturentwicklungsplanung. Ein Zwischenbericht.“ In einem dichten
Parcours aus sechs Impulsvorträgen wurden die Herausforderungen und Akzente der
Kulturentwicklungsplanung bis 2020 aus verschiedenen Blickwinkeln skizziert: Der Perspektive der
Verwaltung, der städtischen Kulturbetriebe, der freien Kultur und der wissenschaftlichen Analyse.
Das Thema des Forums war komplex und bewusst als vorläufige „Zwischenbilanz“ formuliert. Die
Vortragenden hatten in den zurückliegenden Monaten Evaluationsprozesse begonnen, um die
Ergebnisse in die Fortschreibung des Kulturentwicklungsplans bis 2020 einzubringen. Das
Kulturforum diente der Reflexion dieser Evaluationen und eröffnete zugleich die Möglichkeit,
Schnittstellen und Parallelen in den einzelnen Prozessen zu identifizieren sowie Erkenntnisse
abzugleichen.
Zum Kulturforum waren 90 Persönlichkeiten des kulturellen Lebens der Stadt Leipzig, der
Verwaltung, der Politik, der Wissenschaft etc. zur Diskussion und Beteiligung an der
Kulturentwicklungsplanung geladen. Zu den Ergebnissen des Kulturforums informiert die
Informationsvorlage DS Nr. VI/02252.
2.6. Redaktion und Neufassung des Kulturentwicklungsplans
Die Ausarbeitung der Textgrundlage des Kulturentwicklungsplans 2016 – 2020 erfolgte unter
Einbeziehung der Ergebnisse aus den geführten Diskussionen und Befragungen (2.1. - 2.5.) im
Zeitraum zwischen Oktober 2015 und Januar 2016. Die Redaktion des Manuskripts fand im
Dezernat Kultur unter der Leitung des Beigeordneten für Kultur statt.
3. Zeitlicher Verlauf
(1) Sitzungen des KEP- Arbeitskreises
Auftaktveranstaltung, Aufgabenstellung, Verfahren
29/09/14
Evaluation „Junge und wachsende Stadt“
01/12/14
Evaluation „Kulturelle Vielfalt und Internationalität“
01/02/15
Evaluation „Musikstadt“
16/04/15
(2) Öffentliche Diskussion kulturpolitischer Strategien
Kulturpolitischer Salon der Kulturpolitischen Gesellschaft
02/12/14
Regionalgruppe Sachsen / Leipzig im Mendelssohn-Haus:
Vision und Strategie – Kulturpolitische Konzepte in
sächsischen Kommunen unter Beteiligung des BM für Kultur
(3) Qualitative Expertenbefragung – Kulturwissenschaftliches Institut der
Universität Leipzig
Einführung der Methode in der KEP-Runde
16/04/15
Entwicklung Leitfaden / Fragebogen
Mai 2015
Expertenbefragungen (17)
Juni – Juli 2015
Auswertung und Interpretation
Aug – Sep 2015
Präsentation der Zwischenbilanzen
05/10/15
3
(4) Auswertung und Evaluation Teilkonzepte mit eigenen Verfahren
Museumskonzeption 2020
ab Juni 2015
Teilkonzept Soziokultur
ab Juni 2015
Teilkonzept Kulturelle Bildung
ab Juni 2015
(5) Zwischenbilanzierung und Zusammenführung der einzelnen Verfahren
4. Leipziger Kulturforum mit breiter Beteiligung aus Kultur,
Politik, Verwaltung und Wissenschaft
(siehe Informationsvorlage: DS Nr. VI/02252)
05/10/15
(6) Redaktion und Neufassung des Haupttextes
Die Ausarbeitung des Kulturentwicklungsplans erfolgt im
Dezernat Kultur unter der Leitung des Beigeordneten für
Kultur.
Okt – Jan 2016
4. Zusammensetzung KEP-Arbeitskreis
Michael Faber, Stadt Leipzig, Bürgermeister für Kultur
Antje Brodhun, Stadt Leipzig, Dezernat für Kultur
Karin Rolle, Stadt Leipzig, Dezernat für Kultur
Stadtverwaltung
Leipzig,
Dezernat Kultur
Prof. Andreas Schulz, Gewandhaus Leipzig
Prof. Dr. Gereon Röckrath, Gewandhaus Leipzig
Prof. Ulf Schirmer, Oper Leipzig
Dr. Christian Geltinger, Oper Leipzig
Enrico Lübbe, Schauspiel Leipzig
Torsten Buß, Schauspiel Leipzig
Jürgen Zielinski, Theater der Jungen Welt
Matthias Wiedemann Musikschule Leipzig "Johann Sebastian
Bach"
Eigenbetriebe
Kultur Leipzig
Dr. Volker Rodekamp, Stadtgeschichtliches Museum
Dr. Hans-Werner Schmidt, Museum der bildenden Künste
Ronald Schiller, Naturkundemuseum Leipzig
Dr. Olaf Thormann, Grassi Museum für Angewandte Kunst
Städtische
Museen
Susanne Kucharski-Huniat, Kulturamt Leipzig
Dr. Stefan Altner, Thomanerchor Leipzig
Rolf Sprink (neu ab September 2015: Heike Richter-Beese),
Volkshochschule
Susanne Metz, Leipziger Städtische Bibliotheken
Prof. Dr. Jörg Junhold, Zoo Leipzig
Lena Pasanen, DOK Leipzig
Dr. Detloff Schwerdtfeger (neu ab Februar 2016: Dr. Alexander
Steinhilber), Bach-Archiv Leipzig
Jürgen Ernst, Mendelssohn-Stiftung
Franciska Zólyom, Galerie für Zeitgenössische Kunst
Ämter des
Dezernats
Kultur,
Stiftungen und
Beteiligungen
Ulrike Bernard, AG Soziokultur, Freie Kultur
Thomas Farken, Jour fixe Kulturelle Bildung, Freie Kultur
Falk Elstermann (Leiter) sowie weitere Spartenvertreter,
Leipzig Plus Kultur e.V.
Freie Kultur
4
5. Zusammenfassung
Die vorliegende Fortschreibung der Kulturentwicklungsplanung ist in die strategische
Kommunalpolitik der Stadt, wie sie das Integrierte Stadtentwicklungskonzept (INSEK) erarbeitet,
eingebettet. Das Papier fokussiert die städtischen Kultureinrichtungen sowie kommunal geförderte
Träger und stellt diese im Gesamtensemble des kulturellen Feldes in Leipzig dar. Eine Leitidee ist,
mehr Verbindungen zwischen den Einrichtungen zu schaffen – egal, welche rechtliche Struktur
diese besitzen oder von wem diese getragen werden. Gemeinsam kann eine größere Wirkkraft
entfaltet werden. Weiterhin berücksichtigt der aktuelle Plan, dass Leipzig eine dynamisch
wachsende Stadt ist und fragt nach den Auswirkung für die kulturellen Einrichtungen der Stadt. Die
kulturpolitischen Ziele werden anhand folgender Kapitel formuliert: „Markenzeichen: Kulturelle
Vielfalt“, „Vision: Kulturelle Teilhabe in einer wachsenden Stadt“, „Verpflichtende Tradition und neue
Klangkulturen: Musikstadt“. Bestandteil des vorliegenden Kulturentwicklungsplans 2016 - 2020
sind zugleich die Teilkonzepte „Soziokultur“ und „Kulturelle Bildung“, die diese spezifischen
Aspekte weiter vertiefen.
Die Museumskonzeption 2020 wird separat fortgeschrieben und der Ratsversammlung in Kürze
vorgestellt. Auch die finanziell-strukturelle Entwicklung der Eigenbetriebe Kultur wird separat
ausgearbeitet. Diese soll für die Jahre 2016 bis 2020 mit einer neuen Rahmenvereinbarung
erfolgen, die bereits erstellt ist und demnächst ins Verfahren geht. Für 2016 sind die Zuschüsse
der Eigenbetriebe Kultur aufgrund des bereits beschlossenen und genehmigten Doppelhaushaltes
gesichert.
Darüber hinaus hat die Verwaltung eine Investitionsstrategie aller kommunalen Kultureinrichtungen
der Stadt Leipzig entwickelt, die dem Rat in Kürze vorgestellt wird. Darin sind Instandhaltungs- und
Investitionsbedarfe von 2016 bis 2021 aufgeführt und nach Dringlichkeit geclustert.
5
Kulturentwicklungsplan der Stadt Leipzig
für die Jahre 2016 - 2020
Inhalt
Präambel
1. Markenzeichen: Kulturelle Vielfalt
1.1. Pulsierendes Zentrum der bildenden und angewandten Künste
1.2. Traditionsreiche Stadt der Buch- und Wissenskulturen
1.3. Experimentierraum für die darstellenden Künste
1.4. Weit gefächerte Stadtteil- und Soziokultur
1.5. Naturwelten ausstellen und erleben
1.6. Lebendige Erinnerungskulturen
1.7. Festivals und Jubiläen
2. Vision: Kulturelle Teilhabe in einer wachsenden Stadt
2.1. Musik für alle: Musikschule „Johann Sebastian Bach“
2.2. Inklusion in alle Richtungen: Das Theater der Jungen Welt
2.3. Lebenslanges Lernen und Integration: Die Volkshochschule Leipzig
3. Verpflichtende Tradition und neue Klangkulturen: Musikstadt Leipzig
3.1. Renommierte Musikspielstätten mit Weltspitze Gewandhausorchester Leipzig
3.2. Traditionsreiche Bach-Pflege mit Thomanerchor und Bach-Archiv
3.3. Komponistenhäuser von Felix Mendelssohn Bartholdy bis Robert Schumann
4. Zusammenfassung und Handlungsempfehlungen bis 2020
4.1. Markenzeichen: Kulturelle Vielfalt
4.2. Vision: Kulturelle Teilhabe in einer wachsenden Stadt
4.3. Verpflichtende Tradition und neue Klangkulturen: Musikstadt Leipzig
1
Präambel
In Leipzig beeinflussen und inspirieren sich die verschiedenen kulturellen Strömungen und
Traditionen gegenseitig – Toleranz und Offenheit, die Heterogenität der Kulturszene und die Vielfalt
der Lebensformen sind Schlüsselelemente für die Identifikation der Einwohner mit dieser Stadt und
mitverantwortlich für Leipzigs Ruf als junge, dynamische und weltoffene Kulturstadt mit
internationaler Ausstrahlung. Kultur ist ein entscheidender Motor der Stadtentwicklung. Kulturpolitik
und Kulturentwicklungsplanung verstehen sich deshalb als strategische Stadtpolitik.
Die Kulturentwicklungsplanung setzt einen Rahmen und legt verbindliche Leitlinien fest, deren
Ausgestaltung in einem offenen Lern- und Verständigungsprozess verläuft. Das ausgearbeitete
Papier ist ein Desiderat dieses Prozesses, es greift Diskussionslinien auf, ordnet diese und
schreibt wichtige Impulse im Kontext des kommunalpolitischen Handelns fest. Es versteht sich als
Fortschreibung des Kulturentwicklungsplans 2008 – 2015, in dem bereits wesentliche
Schwerpunkte festgelegt wurden, die sich bewährt haben. An diese wird weiterhin – mit neuen
Akzentuierungen – angeknüpft. Diese sind:
(1) Kulturelle Vielfalt ist ein unverwechselbares Markenzeichen Leipzigs. Die Stadt bekennt
sich zur Pluralität der kulturellen Ausdrucksformen und erklärt deren Wertschätzung und
Förderung auch zukünftig zu einem der wichtigsten kulturpolitischen Ziele.
(2) Die Vision, kulturelle Bildung vor allem für junge Menschen in Leipzig zugänglich zu
machen, wurde erfolgreich eingelöst und soll verstetigt werden. Zukünftig kommt es darauf
an, Konzepte für eine differenzierte und zugleich inklusive, generationsübergreifende und
interkulturelle bzw. transkulturelle Teilhabe zu entwickeln.
(3) Die Musikstadt Leipzig besitzt eine herausragende Stellung in der Kulturlandschaft und soll
weiterhin profiliert werden. Es gilt, das Authentische zu bewahren, ohne es museal zu
konservieren. Verstärkt soll das Entwicklungs- und Innovationspotential der Musikstadt in
den Blick genommen werden.
Der vierte Schwerpunkt des Kulturentwicklungsplans 2008 – 2015 „Potential: Kreativwirtschaft“ hat
sich zu einer erfolgreichen Wachstumsbranche entwickelt. Ursprünglich von freien künstlerischen
und unternehmerischen Initiativen angestoßen, ist die Medien- und Kreativwirtschaft heute beim
Amt für Wirtschaftsförderung der Stadt Leipzig verortet. Seit 2014 hat die Kontaktstelle Medienund Kreativwirtschaft der Stadt Leipzig dort ihre Arbeit aufgenommen. Damit hat sich der
Schwerpunkt des Kulturentwicklungsplans insofern eingelöst, als dass das Cluster in der Leipziger
Wirtschaft fest verankert ist. Diese positive Entwicklung führt dazu, dass die Medien- und
Kreativwirtschaft im vorliegenden Papier zwar immer wieder Erwähnung findet, nicht aber als
eigenständiges Kapitel ausformuliert wird. Eine detaillierte Analyse des Clusters legt das Amt für
Wirtschaftsförderung der Stadt Leipzig in regelmäßigen Abständen vor.1
Das Präsidium des deutschen Städtetages hat im September 2015 ein Positionspapier unter dem
Namen „Kulturpolitik als Stadtpolitik“ beschlossen. Dort heißt es: „Gesellschaftliche Entwicklungen
wie insbesondere Migration, Digitalisierung, Ökonomisierung der Gesellschaft und deren
Auswirkungen auf Kunst und Kultur sowie veränderte finanzielle Rahmenbedingungen erfordern
1
Vgl. Lehrstuhl für Kommunikationsmanagement / Public Relations am Institut für Kommunikations- und
Medienwissenschaft der Universität Leipzig, Medien- und Kreativstandort Leipzig. Eine Studie zur Leipziger Medienund Kreativwirtschaft 2010. Leipzig 2011.
2
eine Neuausrichtung der Kulturpolitik der Städte.“2 Doch ist es ein Unterschied, ob eine Stadt
wächst oder aber sich in einem dauerhaften Schrumpfungsprozess befindet, ob sie schuldenfrei
oder ohne genehmigten Haushalt durch die Aufsichtsbehörde unter Kuratel steht, oder ob die
aktuellen Steuerflüsse einen Gestaltungsspielraum zulassen. Für Leipzig können sehr gute
Handlungsgrundlagen reklamiert werden.
Der Anteil des Kulturetats am Gesamthaushalt der Stadt von annähernd 8,6 Prozent ist überdurchschnittlich im Städte- und Ländervergleich. Der Kulturfinanzbericht aus dem Jahr 2014 hält
fest, dass die Kulturausgaben in Relation zu den Gesamtausgaben in Gemeinden deutschlandweit
durchschnittlich bei 2,3 Prozent liegen.3 Dies unterstreicht Leipzigs Selbstverständnis als lebendige
und vielfältige Kulturstadt und das Ziel, Kulturpolitik als strategische Stadtpolitik zu gestalten. Diese
positiven Weichenstellungen müssen kontinuierlich und verantwortungsvoll weiterentwickelt
werden. Unbestritten kommt es auch Leipzig zugute, dass das Land Sachsen nach statistischen
Erhebungen aus dem Jahr 2011 mit seinen Kulturausgaben deutschlandweit an Platz 4 steht.4 Das
Land hält mit dem Sächsischen Kulturraumgesetz, mit dem die Förderung von Kunst und Kultur
zur staatlichen Pflichtaufgabe erhoben wurde, sehr positive Rahmenbedingungen bereit, die
deutschlandweit einmalig sind und von denen die Stadt Leipzig zusätzlich profitiert.
Diese Gestaltungsspielräume wurden in Leipzig in den vergangenen Jahren verantwortungsvoll
genutzt. Die Sicherung und Stärkung der kommunalen Kultureinrichtungen und der freien Kultur,
um mit einem qualifizierten Personal exzellente Programme und Vermittlungsformate zu
entwickeln, ist für die kulturelle Ausstrahlung der Stadt entscheidend. Die Eigenbetriebe Kultur
wurden deshalb sukzessive gestärkt. Tarifanpassungen bei Löhnen und Gehältern bilden eine
besondere Herausforderung, um die künstlerische Qualität in allen Sparten auf sehr hohem Niveau
weiterzuentwickeln und die internationale Strahlkraft der Leipziger Kulturlandschaft auszubauen.
Innerhalb des städtischen Kulturetats wurde die Förderung der freien Kunst und Kultur, die in
besonderer Weise das Lebensgefühl und die Lebendigkeit der Stadt prägen, in den vergangenen
Jahren deutlich erhöht. Seit 2008 haben sich die Mittel fast verdoppelt und sind von 2,7 Mio auf
5,35 Mio Euro angestiegen. Seit 2016 wird diese Förderung dynamisiert: Das Budget zur
Förderung der freien Kultur wird ab 2016 auf der Basis der Vorjahressumme jeweils um 2,5
Prozent erhöht. Eine solche Dynamisierung ist deutschlandweit einmalig.
Doch nicht nur im ideellen Bereich wurden die Rahmenbedingungen verbessert. In die kulturelle
Infrastruktur flossen für bauliche Maßnahmen in den vergangenen 20 Jahren, inklusive
Fördermittel, ca. 380 Mio EUR. In den Jahren 2008 bis 2015 konnten das GRASSI Museum, das
Bosehaus als Sitz des Bacharchivs, das Thomasalumnat, die Stadtbibliothek und die Gebäude der
Volkshochschule in der Löhrstraße umfangreich saniert und teilweise erweitert werden. In
mehreren Bauabschnitten wurde der Masterplan Werk 2 abgearbeitet und die Gebäude des
Projekt Vereins (Conne Island) saniert. Für den Verein Großstadtkinder wurde in Grünau mit dem
Theatrium eine neue Spielstätte geschaffen. Im Zusammenhang mit der Erinnerung an die
Völkerschlacht 2013 erfolgte eine Teilsanierung der Russischen Gedächtniskirche und die weitere
Ausreichung von Zuschüssen an die Stiftung Völkerschlachtdenkmal zur Fortsetzung der
Baumaßnahmen am Denkmal. Mehrere Baumaßnahmen dienten der Ertüchtigung der Spielstätten
2
3
4
Vgl. URL <http://www.staedtetag.de/publikationen/materialien/075700/index.html> (24.11.2015)
Vgl. Statistische Ämter des Bundes und der Länder, Kulturfinanzbericht 2014, Wiesbaden 2015, S. 29.
Einschließlich Gemeinden / Zweckverbänden; Vgl. Statistische Ämter des Bundes und der Länder,
Kulturfinanzbericht 2014, Wiesbaden 2015, S. 30.
3
von Oper, Gewandhaus, Schauspielhaus sowie der Musikalischen Komödie. Mit Zuschüssen der
Stadt Leipzig konnte die ZOO Leipzig GmbH die Sanierung der Kongresshalle am Zoo rechtzeitig
zum Stadtjubiläum beenden. Seit Januar 2016 ist mit Ratsbeschluss festgelegt, dass die Halle 7
auf dem Gelände der Leipziger Baumwollspinnerei ertüchtigt und das Naturkundemuseum dort
neu konzipiert wird. Außerdem wurde die Schaffung einer zweiten Spielstätte des Schauspiels
Leipzig im Haupthaus Bosestraße beschlossen.
Die unverwechselbare Dichte der kulturellen Infrastruktur und die kulturelle Vielfalt sind wesentlich
für den Imagegewinn der Stadt. Leipzig hat sich in den letzten Jahren zu einem Sehnsuchtsort
entwickelt. Die Feuilletons der Welt feiern Leipzig als Stadt der Freiräume und der Kulturvielfalt.
Der mediale „Hype“ um Leipzig läuft parallel mit einem enormen Wachstumsschub: Seit Anfang
der 2010er Jahre hat sich die Zahl der Zuzügler gegenüber den 2000er Jahren auf mehr als
zehntausend jährlich verdoppelt. Im Jahr 2015 wurden 15.975 Zuzügler gezählt. Leipzig ist damit
aktuell eine der am schnellsten wachsenden Städte Deutschlands und zeigt beispielhaft einen
neuen Stadtentwicklungstrend.5
Die Stadt Leipzig steht paradigmatisch für den Prozess einer „Wiederkehr der Städte“. Denn
Leipzig war die einzige europäische Großstadt (neben Liverpool), die seit den 1930er Jahren über
sieben Jahrzehnte hinweg durch Schrumpfung geprägt war. Die Einwohnerzahl ging in dieser Zeit
um ein Drittel, von etwa 713.000 auf 437.000 zurück. Seit 2000 wächst die Einwohnerzahl wieder,
auf mittlerweile 567.846 Einwohner (Stand: Januar 2016). Keine andere geschrumpfte Stadt kann
auf eine derartige Entwicklung zurückblicken.6 Zukünftig wird der Stadt ein weiteres Wachstum
prognostiziert, dazu gehört auch die steigende Anzahl von Migrantinnen und Migranten, die hier
eine Perspektive erhalten sollen.
Um Antworten auf das rasante Stadtwachstum zu finden, werden aktuell die städtischen Herausforderungen innerhalb des Integrierten Stadtentwicklungskonzeptes (INSEK) analysiert, das bis
zum Jahr 2017 erarbeitet wird und als Fortschreibung des Stadtentwicklungskonzepts (SEKo)
angelegt ist. Das Stadtentwicklungskonzept definiert vier Oberziele, die eine verbindliche
Grundlage des kommunalpolitischen Handelns darstellen:
(1)
(2)
(3)
(4)
Leipzig besteht im Wettbewerb
Leipzig steigert seine internationale Bedeutung
Leipzig schafft soziale Stabilität
Leipzig setzt auf Lebensqualität
Das Thema „Kultur“ spielt bei allen vier Zielen eine Rolle, wird aber vor allem unter den Punkten
„Leipzig steigert seine internationale Bedeutung“ und „Leipzig setzt auf Lebensqualität“ verhandelt.
Als übergreifende Herausforderungen der kommenden Jahre werden u. a. das nachhaltige
Wachstum der Stadt, die Entwicklung von Vielfalt sowie Integration und Inklusion benannt –
Schwerpunkte, die auch den aktuellen Kulturentwicklungsplan, vor allem in Kapitel 1:
„Markenzeichen: Kulturelle Vielfalt“ und Kapitel 2: „Vision: Kulturelle Teilhabe in einer wachsenden
Stadt“, durchziehen. Der vorliegende Kulturentwicklungsplan verortet sich so innerhalb dieser
kommunalpolitischen Handlungsfelder.
5
6
Vgl. Dieter Rink: „Stadt der Extreme“, in: Kulturstiftung Leipzig (Hrsg.), Leipzig wächst. Stadt. Mensch. Umland.
Sonderausgabe der Leipziger Blätter, Leipzig 2015, S. 4 – 7, hier S. 5.
Vgl. Ibid.
4
Seit September 2014 hat das Dezernat Kultur den Kulturentwicklungsplan 2008 – 2015 evaluiert.
In vier Arbeitssitzungen des KEP-Kreises, bestehend aus Leiterinnen und Leitern städtischer
Kultureinrichtungen sowie Vertreterinnen und Vertretern der freien Kunst und Kultur, wurden
zusammen mit externen Experten die Schwerpunktsetzungen der Kulturentwicklungsplanung
ausgewertet sowie neue Zielsetzungen bis 2020 benannt. Parallel begleitete das Institut für
Kulturwissenschaften der Universität Leipzig den Prozess wissenschaftlich. Über mehrere Monate
hinweg fanden Expertenbefragungen mit Leiterinnen und Leitern städtischer Kultureinrichtungen
sowie Vertreterinnen und Vertretern der freien Kunst und Kultur statt. Die jeweiligen
Zwischenbilanzen und Auswertungen wurden im Rahmen des 4. Leipziger Kulturforums im
Oktober 2015 vorgestellt und flossen anschließend in die redaktionelle Überarbeitung des
aktuellen Papiers ein.
Verschiedene Hinweise, wie – um nur einige zu nennen – eine stärkere Wertschätzung der Kultur
als Motor der gesamten Stadtentwicklung, eine stärkere Nuancierung der vielfältigen
Kulturlandschaft Leipzigs nach künstlerischen Sparten, eine Ausweitung des Themas kulturelle
Teilhabe auf Aspekte wie Interkultur, Integration und Inklusion oder der Wunsch nach gezielten
Kooperationen zwischen etablierten Kulturinstitutionen und der freien Kunst und Kultur, wurden im
vorliegenden Kulturentwicklungsplan aufgenommen.
Deutlich wurde, dass die vielfältige Kultur Leipzigs von ganz unterschiedlichen Akteuren getragen
wird, die sich einen verstärkten Dialog wünschen. Die kulturelle Infrastruktur Leipzigs beschränkt
sich nicht auf die Bereitstellung von Mitteln durch die öffentliche Hand, sondern umfasst auch
Aktivitäten Dritter, insbesondere bürgerschaftliches Engagement und Sponsoring durch die
Wirtschaft. Ohne zivilgesellschaftliches und bürgerschaftliches Handeln in Form von
Mäzenatentum und Ehrenamt, die in Leipzig eine besondere Tradition besitzen, ist ein lebendiges
städtisches Kulturleben nicht denkbar. Diese Aktivitäten Dritter müssen weiterhin wertgeschätzt
und gefördert werden. Es bleibt eine wichtige Aufgabe der Kulturpolitik, Rahmenbedingungen für
zusätzliche öffentliche und private Finanzierungsmöglichkeiten und für bürgerschaftliches
Engagement zu schaffen.
Um kulturpolitische Entscheidungsprozesse künftig weiterhin im Dialog zu führen und möglichst
viele – auch nicht-städtische – Akteure an der Gestaltung der Kulturstadt Leipzig teilhaben zu
lassen, wird bereits seit 2012 einmal jährlich das Diskussionsformat „Kulturforum Leipzig“ vom
Dezernat Kultur veranstaltet – eine offene Diskussionsplattform zu aktuellen kulturpolitischen
Fragestellungen, an der sich Vertreterinnen und Vertreter aus Kultur, Wissenschaft, Verwaltung,
Politik sowie externe Fachexperten beteiligen. Seit 2015 kooperiert das Dezernat Kultur mit der
Kulturpolitischen Gesellschaft, Regionalgruppe Sachsen / Leipzig und initiiert öffentliche
Diskussionen des „Kulturpolitischen Salons“. Mit beiden Formaten soll zukünftig verstärkt eine
breite Beteiligung von interessierten Bürgerinnen und Bürgern an kulturpolitischen Fragestellungen
gelingen.
Leipzigs Kulturleben besitzt selbstverständlich mehr Facetten, als in einem städtischen
Kulturentwicklungsplan wiedergegeben werden können, der primär die kommunal getragene
kulturelle Infrastruktur fokussiert, ohne aber das Gesamtensemble kultureller Akteure der Stadt aus
dem Blick zu verlieren. Eine Leitidee ist, mehr Verbindungen zwischen den Einrichtungen zu
schaffen – egal, welche rechtliche Struktur diese besitzen oder von wem diese getragen werden.
5
Gemeinsam kann eine größere Wirkkraft entfaltet werden. Nachfolgend wird versucht, diese
Komplexität in den Kapiteln „1. Markenzeichen: Kulturelle Vielfalt“, „2. Vision: Kulturelle Teilhabe in
einer wachsenden Stadt“ und „3. Verpflichtende Tradition und neue Klangkulturen: Musikstadt“ zu
erörtern sowie einzelne kulturpolitische Leitlinien und Handlungsempfehlungen konkret abzuleiten.
Weiterführende Ausformulierungen zum Stellenwert der Kulturellen Bildung, der Soziokultur sowie
zu einer Gesamtstrategie der städtischen Museen werden in gesonderten Teilkonzepten
detaillierter ausgearbeitet und verstehen sich als spezielle Fachteile des vorliegenden
Kulturentwicklungsplans.
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1. Markenzeichen: Kulturelle Vielfalt
Die vielfältige und facettenreiche Kulturlandschaft ist profilbildend für das urbane Leben in Leipzig.
Tradition und Innovation verschränken sich und eröffnen unentwegt neue Räume für produktive
Auseinandersetzungen. Die unverwechselbare Vielfalt reicht von geschichtsträchtigen Institutionen
wie dem Gewandhausorchester und dem Thomanerchor bis hin zur pulsierenden zeitgenössischen
Kunst- und Clubkultur. Leipzig hat sich als europäische Kulturmetropole profiliert, in der eine junge
und experimentierfreudige Kulturszene im Dialog mit traditionsreichen kulturellen Einrichtungen
innovative Projekte entwickelt. Diese kulturelle Melange strahlt nach außen und wird in den
Feuilletons der Welt fasziniert beschrieben, zugleich sorgt sie vor Ort für ein unverwechselbares
Lebensgefühl, das viele Menschen veranlasst, nach Leipzig zu ziehen und in der Stadt zu bleiben.
In dieser Verschränkung kann Kulturpolitik nur als strategische Stadtpolitik verstanden und
gestaltet werden, denn die kulturelle Vielfalt Leipzigs ist ein entscheidender Motor der
gesamtstädtischen Entwicklung. Sie befördert das dynamische Wachstum der Stadt und ist ein
wichtiger Standortfaktor im Wettbewerb der Städte. Die kulturelle Vielfalt ist aber nicht allein ein
„Aufwerter“ urbaner Räume, sondern schafft Lebensqualität und plurale Lebensräume. In dieser
Perspektive hat eine strategisch verstandene Kulturpolitik auch eine ausgewogene stadträumliche
Verteilung und Ausformung der kulturellen Infrastruktur im Blick. Kulturell unterversorgte
Stadtquartiere, wie im Norden oder im Osten Leipzigs, erhalten in diesem Sinne eine besondere
Aufmerksamkeit, um die kulturelle Vielfalt im gesamten Stadtgebiet ernst zu nehmen.
Kulturelle Vielfalt bedeutet nicht allein, dass Leipzig ein unverwechselbar reichhaltiges und
lebendiges kulturelles Angebot in vielen Teilen der Stadt bereit hält, vielmehr ist hier auch die
Vielfalt der Ausdrucksformen, die Vielfalt der Kulturen gemeint. Die nach Leipzig ziehenden
Menschen bringen ihre eigene Geschichte und ihre eigenen Erfahrungen mit. Die Stadtgesellschaft
wird heterogener und internationaler, sie setzt sich zusammen aus unterschiedlichen Generationen
und sozialen Gruppen, aus Menschen mit vielfältigen ethnischen Hintergründen und religiösen
Orientierungen, mit ganz unterschiedlichen Kulturbegriffen. Die interkulturellen und internationalen
Einflüsse sollten zukünftig verstärkt sichtbar werden. Etablierte Einrichtungen und freie Träger sind
vor diesem Hintergrund aufgefordert, ihr Repertoire zu überprüfen und kontinuierlich zu erneuern.
(Siehe auch Kapitel 2 „Vision: Kulturelle Teilhabe in einer wachsenden Stadt“).
Leipzig bekennt sich zur kulturellen Vielfalt und gestaltet und entwickelt diese auch zukünftig
strategisch. Die freie Kultur trägt in allen Nuancen entscheidend zur Lebendigkeit und Offenheit
der Stadt bei. Deshalb hat die Stadt die kommunale Förderung der freien Kultur in den
vergangenen Jahren erheblich gesteigert. Zwischen 2008 und 2015 haben sich die ausgereichten
Fördermittel für die freie Kultur fast verdoppelt und sind von 2,7 Mio auf 5,35 Mio Euro gestiegen.
Seit 2016 wird diese – wie eingangs beschrieben – dynamisiert.
Das Kulturamt ist die zentrale Förder- und Beratungsstelle für Träger freier Kunst- und Kulturprojekte und Einrichtungen. Dazu gehören die Durchführung des jährlichen Förderverfahrens
inklusive Beratung, Erarbeiten der Vergabelisten, Ausfertigung von Förderbescheiden und
Mittelabwicklung sowie die Beratung und Unterstützung bei der Einwerbung von Drittmitteln und
Sponsoring. Mit der institutionellen Förderung freier Träger werden in den Fördergebieten
Bildende Kunst, Darstellende Kunst, Kulturelle Bildung, Literatur, Musik, Sozio- und Stadtteilkultur
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sowie Stadtgeschichte Prioritäten gesetzt. Zur fachlichen Beurteilung der beantragten Projekte in
diesen Fördergebieten werden vom Kulturamt ausgewiesene Experten als Berater hinzugezogen.
Auf dieser Grundlage erstellt die Verwaltung den jährlichen Vergabevorschlag für die Fördermittel
freie Kultur. Mit dem Fachausschuss Kultur ist dazu Einvernehmen herzustellen. Das
Förderverfahren wird laufend evaluiert. Im Austausch mit Akteuren der freien Kunst und Kultur
und unter Berücksichtigung von politischen Entscheidungen und gesellschaftlichen
Entwicklungen werden jährlich Förderschwer-punkte ausgearbeitet und mit dem Fachausschuss
Kultur als zuständigem Gremium des Stadtrates beraten. Ziel ist es, die evaluierte
Fachförderrichtlinie Kultur nach Stadtratsbeschluss für den Haushalt 2017/18 zur Anwendung zu
bringen.
Zur kulturellen Vielfalt Leipzigs tragen wesentlich die städtischen Museen bei – das Museum der
bildenden Künste, das GRASSI Museum für Angewandte Kunst und das Stadtgeschichtliche
Museum, das Völkerschlachtdenkmal –, die einen wichtigen Imagefaktor darstellen und pro Jahr
nahezu eine Million Besucher generieren. Sie zählen damit zu den stärksten Kulturträgern
Leipzigs. Es gelang in den vergangenen Jahren, die Gebäude dieser Museen vollumfänglich zu
sanieren bzw. neue Infrastrukturen sowie attraktive Dauerausstellungen zu schaffen. In Fortschreibung des Kulturentwicklungsplanes Museen 2011 bis 2015 wird für die drei genannten Museen
eine Entwicklungskonzeption bis 2020 extra vorgelegt. Das Naturkundemuseum befindet sich in
der Neukonzeption, die auf der Grundlage des Stadtratsbeschlusses vom Januar 2016 erfolgen
soll.
Die kulturelle Vielfalt Leipzigs wird nachfolgend in Unterkapiteln entlang von vielfältigen Sparten,
von den bildenden Künsten bis zur Erinnerungskultur, beschrieben. Das Thema „Musikstadt“ sowie
Überlegungen zu einer breiten „kulturellen Teilhabe“ erhalten gesonderte Kapitel, um deren
Stellenwert besonders herauszuarbeiten.
1.1. Pulsierendes Zentrum der bildenden und angewandten Künste
Leipzig bietet eine breite Infrastruktur sowie offene Experimentierräume für die bildenden Künste.
Angestoßen durch den internationalen Erfolg der „Leipziger Schule“ hat sich die Kunstszene
besonders vital entwickelt und internationale Aufmerksamkeit erlangt. Renommierte und
traditionsreiche Ausbildungsstätten wie die Hochschule für Grafik und Buchkunst, etablierte
städtische Museen wie das Museum der bildenden Künste und das GRASSI Museum für
Angewandte Kunst, die Stiftung Galerie für Zeitgenössische Kunst, kommerzielle Sammlungen,
Galerien und Messen sowie zahlreiche freie Kunstzentren und Off-Spaces wie die Leipziger
Baumwollspinnerei oder das Tapetenwerk stellen ein unverwechselbar anregendes Umfeld für
Kunstakteure und Besucher aus aller Welt dar. Die Kunstorte sind ein wesentlicher Imagefaktor der
Stadt und zählen zu den stärksten Kulturträgern Leipzigs.
Um eine Auseinandersetzung mit den bildenden Künsten im Stadtraum zu ermöglichen, realisiert
die Stadt Leipzig Projekte zur Kunst im öffentlichen Raum. Bei der Umsetzung der Kunstvorhaben
wird die Stadtverwaltung seit dem Jahr 2008 durch ein unabhängiges Fachgremium beraten. Es ist
weiterhin Ziel, der „Kunst am Bau“ bei Hochbauvorhaben der Stadt Leipzig zukünftig einen
größeren Stellenwert einzuräumen.
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Das Museum der bildenden Künste ist mit dem Museumsneubau und der Präsentation der
historisch gewachsenen Sammlungen nach über sechzig Jahren interimistischer Unterbringungen
2004 in die Reihe der bedeutenden deutschen Museen zurückgekehrt.
Die Sammlungen des Museums der bildenden Künste wurden begründet durch die Initiativen und
Ankäufe des Leipziger Kunstvereins (seit 1837). In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts
erfuhren die Bestände hervorragende Zuwächse durch Schenkungen Leipziger Sammlerfamilien.
Aus dem wirtschaftlichen Wohlergehen erfolgten mäzenatische Handlungsräume. Diese
Stiftertradition ist in der heutigen Sammlungspräsentation im Museum der bildenden Künste
präsent. Das Museum der bildenden Künste kooperiert gegenwärtig eng mit dem Neuen Leipziger
Kunstverein (1990), den Förderern des Museums der bildenden Künste (1994), der Maximilian
Speck von Sternburg Stiftung (1996) und dem Freundeskreis Max Klinger (2002).
Die Sammlungen des Museums der bildenden Künste (Malerei, Skulptur, Installation, Graphische
Künste, Fotografie, Video) vereinen Werke der europäischen Kunstgeschichte (15. bis 19. Jh.) und
belegen zudem lokale Bindungen (19. bis 21. Jh.) an den Kunststandort Leipzig. Bei der
zukünftigen Erweiterung des Sammlungsbestandes gilt es, Traditionspflege mit engagierter
Hinwendung zur zeitgenössischen Kunst zu verbinden. Dabei liegt auch ein Augenmerk auf dem
Medium Fotografie. Durch die erschwerten Bedingungen, unter denen die Kunstwerke an den
Interimsstandorten jahrzehntelang ausgestellt und magaziniert waren, ergibt sich für erhebliche
Teile der Bestände ein dringender Restaurierungsbedarf.
Eine rege Ausstellungstätigkeit war die Hauptaufgabe des Leipziger Kunstvereins seit 1837 und ist
nach wie vor ein Arbeitsschwerpunkt für das Museum. Besondere Aufmerksamkeit gilt dabei
künstlerischen Positionen am Ort mit überregionaler Strahlkraft. Es ist zudem sinnvoll, die
Ausstellungsaktivitäten mit dem Sammlungsbestand in Korrespondenz zu bringen. Das Museum
erhält auf diese Weise ein unverwechselbares Gesicht. Die Konzepte der Ausstellungen sollen das
jeweilige Œuvre oder Thema vielschichtig darstellen und so Sichten öffnen, die landläufige
Standards ergänzen, wenn nicht gar korrigieren: Unbekanntes bekannt und Ungewohntes
begreifbar machen, Zusammenhänge und Verbindungen offen legen. Ein Mehr an Internationalität
ist dabei geboten angesichts der Strahlkraft Leipzigs und der globalen Vernetzungen.
Für Jugendliche und junge Erwachsene werden spezifische Formen der Vermittlung entwickelt, die
weder schulische Pädagogik reproduzieren noch sich im einmaligen Event erschöpfen. Sie werden
im Teilkonzept „Museumskonzeption 2020“ weiter ausformuliert.
Die Stiftung Galerie für Zeitgenössische Kunst Leipzig (GfZK) ist ein einzigartiges Beispiel für
die Zusammenarbeit von öffentlicher und privater Hand und wird seit ihrem Bestehen zu gleichen
Teilen durch die Stadt Leipzig, den Freistaat Sachsen und den Förderkreis der GfZK Leipzig
getragen. Die GfZK bespielt zwei preisgekrönte Gebäude, eine vom Dresdner Architekten Peter
Kulka umgebaute Gründerzeitvilla und einen von den Berliner Architekten AS-IF errichteten
Neubau, dessen Grundriss veränderbar ist.
Die GfZK ist eine lokal, regional und international etablierte Kunstinstitution, ein Ausstellungshaus
für zeitgenössische Kunst und Museum für Kunst nach 1945. Die GfZK fördert und vermittelt
internationale und nationale künstlerische Positionen in eigenen und in öffentlichen Räumen,
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initiiert und realisiert Kooperations- und Forschungsprojekte. Die Sammlung spiegelt in ihrem
Bestand das Interesse an einer selbstverständlichen Integration verschiedener künstlerischer
Ausdrucksformen, Positionen und Generationen wider.
Seit Bestehen der GfZK ist es ein Anliegen, lokale Themen im Zusammenhang mit globalen
Entwicklungen zu bearbeiten. Die Veränderungen des politischen, gesellschaftlichen und urbanen
Umfelds, Migration und transkulturelle Phänomene bieten wichtige Ansatzpunkte, auch um die
Handlungsweisen der GfZK zu reflektieren. In den Sammlungspräsentationen, künstlerischen
Neuproduktionen und Forschungsprojekten geht es darum, verschiedene Betrachtungsperspektiven zu ermöglichen und neue Arbeitsmethoden zu entwickeln. In diesem Sinne fokussiert sich die
Arbeit der GfZK weniger auf die Festschreibung eines Wertekanons, vielmehr werden die
Potenziale der künstlerischen und kuratorischen Arbeit sowie der Kunstvermittlung erforscht. Die
GfZK begreift sich nicht nur als Ausstellungsraum, sondern positioniert sich mit zahlreichen
darüber hinaus reichenden Aktivitäten als Ort, an dem Denk- und Handlungsmöglichkeiten einer
offenen Gesellschaft durchgespielt und Traditionen auf ihr gegenwärtiges Potential durchleuchtet
werden. Gezielt wird – im Sinne einer weitreichenden Vernetzung – die Kooperation mit anderen
Einrichtungen, mit kulturellen Institutionen und Unternehmen angestrebt.
Die öffentlich zugängliche Bibliothek, Publikationen, Veranstaltungen, zwei jährlich ausgelobte
Kunstpreise sowie ein anspruchsvolles Angebot an Kunstvermittlung in Kindergärten, Schulen und
in den Räumen der GfZK stehen für den Anspruch, künstlerische Kompetenz in die
unterschiedlichsten gesellschaftlichen Bereiche zu tragen.
Zukünftig ist geplant, die sammlungsbezogene Forschung in der GfZK stärker zu etablieren und
Kooperationen mit lokalen und überregionalen Forschungsinstituten durchzuführen. Die sich
verändernde Rolle und Ausrichtung von Museen in einer Migrationsgesellschaft soll dabei eine
wichtige Rolle spielen. Mittelfristig sollen weitere Angebote der Kunstvermittlung etabliert werden,
die sich an Erwachsene und Senioren richten.
Das GRASSI Museum für Angewandte Kunst zählt zu den ältesten und traditionsreichsten
Einrichtungen seiner Art in Europa. In seiner Geschichte und in seinen Sammlungen spiegeln sich
die von Bildungsstreben, Kunstbegeisterung und öffentlichem Engagement geprägten Traditionen
Leipziger Bürgerkultur wider. Zugleich ist das Museum der künstlerischen Avantgarde verpflichtet.
Nach der baulichen Sanierung (2000-2005), der schrittweisen Eröffnung der drei Teile der
ständigen Ausstellung (2007, 2010, 2012) und der Sonderausstellungsflächen (2008) sowie der
originalgetreuen Rekonstruktion der einzigartigen Art-déco-Pfeilerhalle (2006-2010), der großen
Fenster des Bauhausmeisters Josef Albers (2011) und der expressiven Aufsatzleuchten des
Haupttreppenhauses (2015) verfügt das Haus nun wieder über Grundvoraussetzungen für eine
erfolgreiche Ausstellungs- und Vermittlungstätigkeit.
Mit der auch international viel beobachteten ständigen Ausstellung und einem weiter zu
profilierenden thematisch vielfältigen und abwechslungsreichen Sonderausstellungsprogramm ist
das Haus in die Reihe der bedeutendsten Museen für angewandte Kunst in der internationalen
Museumslandschaft zurückgekehrt und wird ebenso als ein Herzstück Leipziger Kultur erlebbar.
Das umfängliche Spektrum des Museums reicht von der Antike bis zur unmittelbaren Gegenwart.
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Einen festen Platz im Ausstellungsprogramm beansprucht die Grassimesse als Qualitäts-Forum für
zeitgenössische angewandte Kunst und experimentelles Design.
Die Erschließung wertvoller Bestände, die Vermittlung kultureller und ästhetischer Bildung, das
Anregen von Kreativität und Experimentierfreude sind Hauptziele des Museums. Es ist offen für
alle, wendet sich an unterschiedlich gestaffelte Zielgruppen, von Kindern und Jugendlichen bis zu
Senioren und fördert in Veranstaltungen die Integration der Generationen.
Kooperationen mit den beiden weiteren Museen im GRASSI – dem Museum für Völkerkunde zu
Leipzig und dem Museum für Musikinstrumente – werden genauso gesucht, wie die mit den
weiteren städtischen Museen oder freien Partnern. Gepflegt wird die ertragreiche Zusammenarbeit
mit Stiftern und Sammlern sowie dem Freundeskreis des Museums.
1.2. Traditionsreiche Stadt der Buch- und Wissenskulturen
Leipzig hat eine lange und große Tradition als Buch- und Literaturstadt. Bereits 1481 gab es hier
eine Druckerei, und am 1. Juli 1650 erschien in Leipzig die erste Tageszeitung der Welt. Über
Jahrhunderte hinweg waren wirtschaftliche und kulturelle Identität der Stadt wesentlich durch das
polygraphische Gewerbe und namhafte Verlage geprägt. Das Deutsche Buch- und Schriftmuseum
in der Deutschen Nationalbibliothek Leipzig erzählt einen Teil dieser Geschichte. An die Tradition
Leipzigs als historisches Zentrum für Druckqualität und Buchkunstpflege erinnert heute die
Verleihung des Gutenberg-Preises. Der Preis wird von der Stadt Leipzig jährlich im Wechsel mit
der Stadt Mainz an Personen und Einrichtungen vergeben, die hervorragende Leistungen auf dem
Gebiet der Buchkunst und Buchherstellung erbracht haben.
Auch wenn an die große Verlagsgeschichte heute nicht in gleichem Maße angeknüpft werden
kann, so ist Leipzig als Stadt der Buch- und Wissenskulturen lebendig. Die Leipziger Buchmesse,
veranstaltet von der Leipziger Messe GmbH, mit dem größten europäische Lesefest „Leipzig liest“,
das von der Stadt Leipzig finanziell unterstützt wird, trägt die Buchtradition in die Zukunft und hat
sich zu einem einzigartigen Besuchermagnet entwickelt. Für internationales Renommee sorgt der
Leipziger Buchpreis zur Europäischen Verständigung, der alljährlich zur Buchmesseeröffnung von
einem Kuratorium aus Stadt Leipzig, Freistaat Sachsen, Börsenverein des Deutschen
Buchhandels e.V. und Leipziger Messe GmbH vergeben wird. Zwei Preisträger, die in der
Vergangenheit mit dem Leipziger Buchpreis zur Europäischen Verständigung ausgezeichnet
wurden, haben später den Nobelpreis für Literatur erhalten: Imre Kertész und Swetlana
Alexijwitsch.
In Leipzig leben und arbeiten über 100 Autorinnen und Autoren. Starke Impulse für das literarische
Leben in der Stadt wie für den literarischen Nachwuchs im gesamten deutschsprachigen Raum
gehen vom Deutschen Literaturinstitut der Universität Leipzig aus. Zusammen mit weiteren
Studiengängen zum Verlagsmanagement an der Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur
und zur Buchillustration an der Hochschule für Grafik und Buchkunst entsteht so ein verdichtetes
Ausbildungsgeflecht für die Literaturproduktion. Bedeutende freie Institutionen und
Literaturfestivals – wie das Haus des Buches oder der Leipziger Literarische Herbst – bieten
Autorinnen und Autoren Orte für Lesungen, Gespräche und Diskussionen.
Leipzig verfügt durch die Ansammlung verschiedenster Bibliotheken an einem Ort über eine
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bundesweit bedeutende Bibliothekslandschaft. Das Angebot reicht von der Gründungseinrichtung
der Deutschen Nationalbibliothek – der Deutschen Bücherei – über die Universitätsbibliothek
Leipzig, diverse weitere Hochschul- und Spezialbibliotheken und die Deutsche Zentralbücherei für
Blinde bis zu den Leipziger Städtischen Bibliotheken.
Die in kommunaler Trägerschaft geführten Leipziger Städtischen Bibliotheken (LSB) sind ein
wichtiger Teil der Leipziger Kultur- und Bildungslandschaft sowie Zentren für Kommunikation und
Information. Sie vereinen drei Entwicklungslinien und Traditionen in sich: die der 1677 aus einer
Stiftung hervorgegangenen wissenschaftlichen Leipziger Stadtbibliothek, die der 1914
gegründeten Städtischen Bücherhallen sowie die der 1861 gegründeten Musikbibliothek Peters,
einer herausragenden wissenschaftlichen Spezialbibliothek, die 2013 in städtischen Besitz
überging.
Die zentralen Aufgaben der LSB sind der Aufbau, die Strukturierung, die Bereitstellung sowie die
Vermittlung von Wissen und Informationen. Entsprechend stellen die LSB Medien sowie
Beratungs- und Informationsdienste für alle Bürgerinnen und Bürger, die Gäste Leipzigs sowie für
die Kultur-, Bildungs- und Sozialeinrichtungen der Stadt, Einrichtungen in freier Trägerschaft,
Gruppen und Initiativen kultureller Stadtteilarbeit zur Verfügung. Sie unterstützen lebenslanges
Lernen für die nachhaltige Teilhabe an der Wissensgesellschaft, betreiben Leseförderung und
vermitteln Informations- und Medienkompetenz.
Seit 2003 planen und agieren die LSB auf der Grundlage einer vom Stadtrat beschlossenen
Bibliotheksentwicklungskonzeption (BEK), die alle fünf Jahre fortgeschrieben wird. Durch diesen
mehrstufigen Strategieprozess konnte in den letzten Jahren eine Vielzahl an Neuerungen und
Serviceverbesserungen umgesetzt werden, wie die umfangreiche Sanierung der Leipziger
Stadtbibliothek, die flächendeckende Einführung einer modernen Verbuchungstechnik mit RFID,
die Neuanschaffung einer modernen Fahrbibliothek oder der Aufbau des neuen Sachbereichs
Online-Dienste. Messbare Leistungsstandards runden die BEK ab und machen Arbeit und
Leistungen der LSB für Bürgerinnen und Bürger, den Stadtrat und Partner transparent und
nachvollziehbar.
Angesichts einer wachsenden Stadt, des demografischen Wandels und der Veränderungen der
Medienangebote und -nutzung behandelt die Fortschreibung der BEK für den Zeitraum 2016-2020
die wichtigsten Zukunftsthemen anhand von fünf Entwicklungszielen und dazugehörigen
Maßnahmen. Drei dieser Entwicklungsziele widmen sich den zukünftigen Aufgaben und Angeboten
der LSB unter den Überschriften: "LSB als realer und virtueller Ort der Bücher und der
Medienvielfalt", "LSB als Brückenbauer und aktiver Bildungspartner" sowie "LSB als Öffentlicher
Raum für Begegnung und Aufenthalt". Die übrigen zwei – "Interaktion und Teilhabe" sowie "Platz
für Experimente und Innovation" – beschreiben das "Wie", also die Art und Weise der
Zielerreichung.
1.3. Experimentierraum für die darstellenden Künste
Leipzig ist eine Stadt mit einem traditionell reichen Theaterangebot. Die Bühnen Leipzigs arbeiten
häufig interdisziplinär und können sich in ihrer Bedeutung überregional messen. Wichtige
Ausbildungsstätten, wie die Hochschule für Musik und Theater „Felix Mendelssohn Bartholdy“,
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schulen Dramaturgen und Schauspieler, die sich auf den Bühnen Leipzigs erproben und später
deutschlandweit Engagements folgen. Neben den städtischen Institutionen, wie dem Schauspiel
Leipzig und dem Theater der Jungen Welt, agieren einige von städtischer Seite institutionell
geförderte freie Bühnen (bspw. LOFFT oder Schaubühne Lindenfels) erfolgreich.
Leipzigs Theatergeschichte wurde im 18. Jahrhundert von der Theaterreformatorin, Schauspielerin
und Theaterprinzipalin Friederike Caroline Neuber geprägt, die das sächsische Privileg erhielt, ein
festes Theater zu führen. Sie arbeitete eng mit Johann Christoph Gottsched zusammen. Seit 1998
vergibt die Stadt Leipzig alle zwei Jahre den Caroline-Neuber-Preis ausschließlich an weibliche
Theaterschaffende aus ganz Deutschland. Die Auszeichnung erfolgt in Anerkennung
hervorragender künstlerischer Leistungen, die neue Maßstäbe setzen.
Zukunftsweisende Entwicklungen stehen der freien Theaterlandschaft Leipzigs seit Januar 2016
bevor. Mit Stadtratsbeschluss wurde entschieden, dass das Off-Theater LOFFT und das Leipziger
Tanztheater (LTT) auf das Gelände der Leipziger Baumwollspinnerei ziehen werden. In
Nachbarschaft mit einer vitalen und international ausstrahlenden Künstlerszene sowie weiteren
Akteuren der Theater- und Tanzszene entsteht so ein verdichteter Produktions- und Spielort für die
zeitgenössischen darstellenden Künste, der neue Experimentierräume eröffnet. Auch die Nähe
zum Naturkundemuseum, das ebenso auf das Gelände der Leipziger Baumwollspinnerei ziehen
wird, bietet Anknüpfungspunkte für innovative interdisziplinäre Formate, an der Schnittstelle von
naturwissenschaftlichen Fragestellungen und künstlerischen Ausdrucksformen.
Der Vielfalt und Fülle differenzierter ästhetischer Ansichten zu begegnen, ist das Programm des
Intendanten Enrico Lübbe am Schauspiel Leipzig. Das als Eigenbetrieb der Stadt Leipzig
organisierte Haus gehört zu den großen Sprechtheatern im deutschsprachigen Raum. Seine
Tradition reicht bis zur Gründung des „Alten Theaters“ im Jahr 1766 zurück. Gegenwärtig gehört
Leipzig zu den wachsenden Städten, die im Fokus des Interesses vieler Menschen stehen;
infolgedessen nimmt auch der Grad an Internationalität stetig zu. Eine breite Basis an
Zuschauerinnen und Zuschauern für das Schauspiel Leipzig zu interessieren, soll auch weiterhin
Aufgabe des Schauspiels sein – um gleichzeitig mit dieser Arbeit weit über Leipzig hinaus
erfolgreich zu sein.
Die vom Schauspiel Leipzig betriebene Vernetzung und Kooperation mit bedeutenden kulturellen
Institutionen der Stadt, wie dem Gewandhausorchester, Oper und Ballett Leipzig, Zoo Leipzig, dem
Museum der bildenden Künste und der freien Kunst und Kultur führte in den letzten Jahren zu
markanten und höchst erfolgreichen Projekten – sowohl was die Reaktionen der Leipzigerinnen
und Leipziger betrifft als auch die überregionale Wirkung. Diese Projekte markieren einen neuen
Standard der Zusammenarbeit in der Stadt, der fortgeführt und weiterentwickelt werden soll,
ebenso wie die engen Beziehungen zu den großen Leipziger internationalen Festivals wie DOK
Leipzig und euro-scene Leipzig.
Die enorme Bandbreite in der Definition von Schauspiel, die vom Klassiker bis zur Uraufführung
eines Gegenwartstexts reicht, vom Literaturtheater bis hin zu experimentellen und nichtwortbasierten Theaterformen, wird weiterhin die Arbeit des Hauses bestimmen. Dafür wird in den
kommenden Jahren die Struktur weiter geschärft, die sich in drei große Begriffe bringen lässt:
Literatur- und Ensembletheater, Gegenwartsdramatik und Performance.
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2014 konnte das Schauspiel Leipzig unter Enrico Lübbe die Welturaufführung der Bühnenfassung
von Richard Yates' Roman „Zeiten des Aufruhrs“ zeigen. 2015 brachte das Schauspielhaus einen
der wichtigsten zeitgenössischen Texte zur Weltlage, Jelineks „Die Schutzbefohlenen“, als erstes
Theater in den neuen Bundesländern auf die Bühne und war das erste Theater überhaupt, das
Jelineks Text mit seiner antiken Vorlage, Aischylos’ „Schutzflehenden“, verknüpfte. Diese Projekte
verdeutlichen die sowohl inhaltlich-literarische als auch gesellschaftspolitisch-aktuelle
Theaterauffassung, wie sie dem Schauspiel wichtig ist – und wie sie mittlerweile als deutliches
Profil des Hauses wahrgenommen wird, sowohl regional als auch überregional.
Die Programmatik der „Diskothek“, als Spielstätte ausschließlich der zeitgenössischen Dramatik
reserviert zu sein und diese oft in Ur- oder Erstaufführungen zu zeigen, ist in dieser konzeptuellen
Verdichtung und in ihrer Qualität einzigartig in der deutschsprachigen Theaterlandschaft. Dass
Produktionen, die hier ihre Uraufführung erlebten, festival- und preisgekrönt wurden, wie Wolfram
Hölls „Und dann“, Ferdinand Schmalz' „am beispiel der butter“, Nolte/Decars „Das Tierreich“ oder
Lukas Linders „Der Mann aus Oklahoma“, unterstreicht dieses Niveau.
Mit dem Umbau der Räume der ehemaligen Diskothek „Schauhaus“ zu einer den aktuellen
bühnentechnisch-ästhetischen Ansprüchen für Gegenwartsdramatik entsprechenden Bühne soll
2017 ein weiterer Schritt erfolgen, diese Programmatik zu untermauern. Als Element sowohl der
dauerhaften Qualitätssicherung als auch der Nachwuchsförderung wird das Schauspiel Leipzig
weiterhin junge AutorInnen mit Auftragsarbeiten an das Haus binden.
Die Spielstätte „Residenz“ auf dem Areal der Leipziger Baumwollspinnerei etabliert sich als
gefragter Partner für freie Performance-Gruppen und ist damit einer der bundesweit beispielhaften
Orte für die Zusammenarbeit zweier prägender Produktionsweisen, freier und institutioneller
Theaterarbeit. Mit großer Neugierde wird die Arbeit der „Residenz“ fortgesetzt, die nicht zuletzt
auch das Areal der Leipziger Baumwollspinnerei in seiner überregionalen Bedeutung als Ort der
ästhetisch-künstlerischen Auseinandersetzung unterfüttert.
Das Selbstverständnis des Schauspiel Leipzig als Stadttheater, das möglichst vielen Bürgerinnen
und Bürgern theatrales Erleben ermöglichen möchte, bedeutet auch weiterhin, in den Bereichen
Inklusion und Integration aktiv zu sein und diese Aktivitäten auszubauen. Mit seinem Engagement
im Bereich der Inklusion in Form regelmäßiger Vorstellungen in Audiodeskription ist das
Schauspiel Leipzig in diesem Bereich aktuell das bundesweit führende Schauspielhaus und wird
national entsprechend wahrgenommen.
Um auch fremdsprachigen Gästen den Theaterbesuch zu ermöglichen, werden Vorstellungen in
Audiosimultan Englisch und Spanisch angeboten – auch mit diesem Angebot ist das Schauspiel
Leipzig einer der bundesweiten Vorreiter.
Die European Theatre Convention (ETC), in der das Schauspiel Leipzig seit 2013 Mitglied ist, ist
ein wichtiges Forum der europaweiten Vernetzung und Zusammenarbeit. Formen integrativer
Theaterangebote als Öffnung des Theaterbetriebs für Laien, ihre Themen und ihre Erfahrungen
werden gegenwärtig immer wichtiger. Das Schauspiel ist hier bereits mit mehreren Spielclubs aktiv
und wird diese Aktivitäten in Zukunft gezielt weiter ausbauen. Ein wichtiger Bereich hierzu ist die
Theaterpädagogik, die seit 2013 massiv gestärkt wurde als ein elementarer Schnittpunkt, sowohl
die Arbeit des Schauspiel Leipzig als auch generell Kompetenzen ästhetischen Erlebens nicht nur
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in den Schulen, sondern zunehmend auch in der Erwachsenenbildung und Laienarbeit zu
vermitteln und zu verankern.
1.4. Weit gefächerte Stadtteil- und Soziokultur
In den Einrichtungen der Soziokultur wird kulturelle Vielfalt gelebt, sie sind Anbieter von und
Rahmen für vielfältige kulturelle Angebote. Soziokultur hat eine Querschnittsfunktion zu erfüllen:
Mit einer engen Bindung an Gemeinwesen und Bürgerinteressen stehen Arbeitsfelder wie
kulturelle Bildung, Jugend- und Sozialarbeit, Migration, Integration, Inklusion, Demokratieentwicklung, Stadt- und Stadtteilgestaltung und aktuelle gesellschaftspolitische Themen im
Fokus. Soziokultur bedient sich dabei aller künstlerischen Sparten und Genres und trägt damit zu
deren Entwicklung bei. Eine lebendige Soziokultur schafft nicht nur die unverzichtbare Basis für
das Entstehen und die Weiterentwicklung eines breiten kulturellen Interesses in der Bevölkerung,
sie fördert über die aktive Beteiligung an Kunst und Kultur die gesellschaftliche Teilhabe und das
tägliche Miteinander.
Seit mehr als zwanzig Jahren betreiben gemeinnützige Vereine bis dahin städtisch geführte
Kulturzentren. Die soziokulturellen Zentren leisten einen unverzichtbaren Beitrag zum Kulturleben
der Stadt. Sowohl die Rahmenbedingungen für die städtische Förderung als auch Angebot und
Nachfrage bei der freien Kultur haben sich in den vergangenen Jahren weiter entwickelt.
Dementsprechend konnten wesentliche Fortschritte bei der Sicherung der soziokulturellen
Angebotsstruktur erfolgen. Die seit Jahren laufende Anpassung der Förderhöhe wird als
Strukturförderung auf der Basis des aktuellen Kriterienkataloges Soziokultur des Landesverbandes Soziokultur für alle institutionell geförderten soziokulturellen Zentren fortgesetzt. Im
Zeitraum zwischen 2008 und 2015 wurde die Förderung der Sparte um nahezu eine Mio EUR
erhöht. Das Teilkonzept „Soziokultur“ wird fortgeschrieben und ist Bestandteil des vorliegenden
Kulturentwicklungsplans.
1.5. Naturwelten ausstellen und erleben
Längst hat der Mensch die Natur überformt und eine untrennbare Verkettung von industriellem
Stoffwechsel, Klimawandel, Verstädterung, Bodenerosion und Artensterben in Gang gesetzt.
Leipzig ist Teil dieser globalen Zusammenhänge und schult in Museen und naturnahen
Erlebniswelten einen sensibilisierten Umgang mit der Natur- und Artenvielfalt.
Das städtische Naturkundemuseum Leipzig versteht sich als „Erlebnislabor Umwelt“, als
Bildungs-, Ausstellungs- und Sammlungszentrum. Damit werden grundlegende Ansatzpunkte zum
Erhalt und Schutz der Umwelt und im weiteren zum Verständnis globaler Umweltprobleme
geschaffen.
Bildungsauftrag ist es, die Entwicklungen und ökologischen Beziehungen in den Natur- und
Kulturlandschaften Nordwestsachsens allen Bevölkerungskreisen in der ständigen
Ausstellung, thematischen Wechselausstellungen und begleitenden Veranstaltungen nahe zu
bringen. Das Naturkundemuseum steht in der Pflicht, die bedeutenden Bestände seiner
Sammlungen von naturkundlichen Sachzeugen und Belegen der Ur- und Frühgeschichte zu
bewahren, zu mehren, wissenschaftlich zu erschließen und öffentlich zugänglich zu machen
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(Rolle als „Archiv der Natur“).
Die Erfüllung dieser Aufgaben ist in der derzeitigen Situation des Museums nur sehr eingeschränkt
möglich. Mit Stadtratsbeschluss vom Januar 2016 wurde die Neukonzeption und die Standortfrage
des Naturkundemuseums festgelegt. Zukünftig angesiedelt auf dem Gelände der Leipziger
Baumwollspinnerei entsteht in Nachbarschaft mit einer vitalen und international ausstrahlenden
Kunstszene eine einmalige Chance zur Neuinterpretation und Vernetzung des Museums.
Die Zoo Leipzig GmbH, die als Tochtergesellschaft der Stadt Leipzig dem Dezernat Kultur
zugeordnet ist, setzt seit dem Jahr 2000 das strategische Unternehmenskonzept „Zoo der Zukunft“
um, das die Errichtung eines Naturerlebnisparks mit sechs Themenwelten zum Ziel hat. Das
Vorhaben vereint globales Engagement für den Arten- sowie Umweltschutz und artgemäße
Tierhaltung mit außergewöhnlichen Tierbegegnungen für die Besucher in einer einmaligen
Symbiose. Die Tierwelt wird wie auf einer Safari in ihrer natürlichen Umgebung erlebbar. Der Zoo
betrachtet die ihm anvertrauten Lebewesen als Botschafter ihrer oft bedrohten Artgenossen im
natürlichen Lebensraum und leistet damit als größte außerschulische Bildungseinrichtung einen
wichtigen Beitrag bei der Sensibilisierung für Themen rund um den Umweltschutz und die
Biodiversität. Zudem bereichert er die Lebensqualität in der Stadt Leipzig.
In der ersten Entwicklungsphase wurden international wegweisende Anlagen wie Pongoland, die
Kiwara-Savanne und der Elefantentempel Ganesha Mandir eröffnet. In der zweiten Phase wurde
v. a. die Tropenerlebniswelt Gondwanaland errichtet, in der die Evolution und der tropische
Regenwald mit seiner einzigartigen Tier- und Pflanzenwelt sowie seine Bedrohung durch Raubbau
erlebbar sind. Eine multimediale Bootsfahrt, ein Baumwipfelpfad und naturnahe Gehege machen
den Aufenthalt unvergesslich und haben die Besucherzahlen auf mehr als zwei Millionen
(2011/2012) steigen lassen. Inzwischen planen wir dauerhaft mit etwa 1,8 Mio Besucher jährlich.
Nach Fertigstellung und Evaluierung des Projektes Gondwanaland hat der Zoo Leipzig seinen
Masterplan bis zum Jahr 2020 fortgeschrieben und damit in die UN-Dekade der Biodiversität 20112020 eingeordnet. In der dritten und letzten Entwicklungsphase werden die ausstehenden
historischen Zoobereiche überarbeitet. Mit der Neugestaltung des Ein- und Ausgangsbereiches, im
Zuge derer auch die Sanierung der historischen Kongresshalle am Zoo abgeschlossen wurde, der
Eröffnung der Kiwara-Kopje und dem Umbau der historischen Bärenburg in einen
Abenteuerspielplatz sind erste Projekte realisiert. Zudem werden die Themenbereiche Asien und
Südamerika Wirklichkeit. Die Wasserwelt Feuerlands, eine Inselwelt sowie ein neuer Lebensraum
für die vom Aussterben bedrohten Schneeleoparden in einer Himalaya-Anlage gehören zu den
zentralen bevorstehenden Projekten.
Der Zoo Leipzig will sich in dem komplexer werdenden Angebotsgefüge der pulsierenden Stadt
Leipzig weiter als Marke mit nationaler Ausstrahlung profilieren sowie als Imageträger und
touristischer Faktor die Entwicklung Leipzigs mit vorantreiben.
Mit der konsequenten Umsetzung des Masterplanes „Zoo der Zukunft“ will der Zoo Leipzig weiter
als Modellprojekt eines Zoos im 21. Jahrhundert Maßstäbe setzen und seine Bedeutung in und für
die Region ausbauen.
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1.6. Lebendige Erinnerungskulturen
Das kulturelle Gedächtnis der Stadt Leipzig ist von positiven Erinnerungsmomenten aber auch
schmerzhaften Einschnitten geprägt. Der bewusste Umgang mit der Geschichte und ein
verantwortungsvolles Weiterdenken der Erfahrungen sind wichtige Ziele der Kulturpolitik.
So ist es unabdingbar, die reiche jüdische Kultur, die Leipzig zu einer blühenden europäischen
Metropole entwickelte, zu weiterer Kontinuität und lebendiger Entfaltung zu verhelfen. Die Brüche
und Abfolgen von totalitären Regimes und demokratischen Ordnungen haben sich tief in das
Selbstverständnis der Stadt eingeschrieben. Mit dem 9. Oktober 1989 haben die Leipzigerinnen
und Leipziger Weltgeschichte geschrieben. Die aktive Erinnerung an den Herbst '89 und die
Friedliche Revolution sind ein wesentlicher Bestandteil des Kulturlebens und der Imagebildung der
Stadt.
Eine Vielzahl an Museen, Gedenkstätten und Initiativen in städtischer und freier Trägerschaft
erzählen Leipzigs Geschichte und Geschichten in einem europäischen Zusammenhang. Hinzu
kommt das renommierte von der Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland
getragene Ausstellungshaus, das Zeitgeschichtliche Forum Leipzig, das die deutsche Geschichte
von der Nachkriegszeit bis zur Gegenwart thematisiert.
Um eine künstlerische und erinnerungspolitische Auseinandersetzung unmittelbar in der Öffentlichkeit erlebbar zu machen, leisten zahlreiche Projekte zur Kunst im öffentlichen Raum einen
entscheidenden Beitrag. Sie sind seit Jahrhunderten ein fester Bestandteil von Stadtkultur, nicht
selten stehen bedeutende Werke symbolisch für die ganze Stadt. In Leipzig gelang es im Rahmen
der Erinnerungskultur und Aufarbeitung in den letzten 25 Jahren wegweisenden Kunstwerke im
öffentlichen Raum, wie das Goerdeler Denkmal von Jenny Holzer und die Gedenkstätte am Ort der
Großen Gemeindesynagoge von Anna Dilengite und Sebastian Helm, zu realisieren. Mit der
Verwirklichung des Richard-Wagner-Denkmals von Stephan Balkenhol auf dem von Max Klinger
geschaffenen Denkmalsockel (das geplante Gesamtwerk blieb unvollendet) und der Aufstellung
einer Replik des Mendelssohn-Denkmals wurden ebenfalls „Fehlstellen“ aus der Vergangenheit
geschlossen.
Nach dem 2014 ohne Ergebnis beendeten Wettbewerb für ein Leipziger Freiheits- und Einheitsdenkmal wird an dem Vorhaben der würdigen Erinnerung an die Ereignisse vom Herbst 1989 im
öffentlichen Raum der Stadt Leipzig festgehalten. Es soll ein partizipatives Verfahren entwickelt
und umgesetzt werden.
Auf Anregung von Bürgerinnen und Bürgern hat die Stadt Leipzig ein Haus- und Gedenktafelprogramm entwickelt, das wichtige Persönlichkeiten der Stadtgeschichte sichtbar macht. In den
kommenden Jahren werden beispielsweise Gedenktafeln zu Max Reger (2016) oder Günther
Ramin (2018) angebracht.
Das Stadtgeschichtliche Museum Leipzig wurde 1909 gegründet. Seitdem ist es das historische
Gedächtnis der Stadt. Es ist heute ein Netzwerk acht musealer Einrichtungen mit unterschiedlichen thematischen Schwerpunkten und ermöglicht generationsübergreifende Begegnungen mit
der Vergangenheit; Geschichte wird lebendig und anschaulich vermittelt. Die Arbeit des Museums
prägt nachhaltig die historische Identität der Stadt. Der Standortvorteil und die herausragende
touristische Bedeutung von Altem Rathaus, Alter Börse, Neubau im Böttergäßchen, Arabischem
17
Coffe Baum und Schillerhaus sind Ansporn für die inhaltliche Arbeit: Das Museum ist
Geschichtslabor und zentraler Ort des Dialogs mit Bürgerinnen und Bürgern sowie Gästen über ein
lebendiges und dynamisches Geschichtsbild. Weltoffenheit ist in Leipzig kein Slogan, sondern
Lebensgefühl. Aktuelle Diskussionen, die zunehmende Vielfalt kultureller Einflüsse sowie
Konkurrenzformate medialer Geschichtsvermittlung stellen die Arbeit des Stadtgeschichtlichen
Museums stets vor neue Herausforderungen.
In den zurückliegenden Jahren konnte sich das Stadtgeschichtliche Museum positiv entwickeln.
Die Häuser wurden mehrheitlich saniert und zeitgemäß ausgestattet. Die Besucherzahlen sind
gestiegen und das öffentliche Interesse ist so groß wie nie zuvor. Kontinuierliche wissenschaftliche
Forschung, weiterführende Publikationen und interessante Ausstellungsformate präsentieren
Leipziger Stadtgeschichte als Teil der europäischen Kulturgeschichte. Das Museum legt heute
seinen Schwerpunkt auf kulturelle Bildungsarbeit. Seine Programmatik ist auf die wichtigsten
kulturpolitischen Arbeitsfelder der Stadt ausgerichtet.
Mit dem neu eröffneten Kindermuseum „Kinder machen Messe“ entstand eine Mitmachmuseum,
das Kindern im Alter von sechs bis zehn Jahren die Möglichkeit bietet, spielerisch und aktiv
Geschichte selbst zu erleben und zu begreifen. Mit seiner thematischen Ausrichtung ist es ein
einzigartiges Erlebnismuseum, das sich mit einem prägenden Aspekt der Leipziger Geschichte
beschäftigt.
Das Stadtgeschichtliche Museum Leipzig will seine deutschlandweite Führungsrolle in der
Digitalisierung ausbauen. Durch die Bereitstellung von Objekt- und Kontextinformationen will es
Trends setzen und aktuelle Themen in der Museumsarbeit aufgreifen.
Seitdem das Völkerschlachtdenkmal im Jahr 2002 in eine Stiftung überführt wurde, betreibt das
Stadtgeschichtliche Museum im Auftrag der Stiftung das Denkmal sowie das Museum „Forum
1813“. Die neu ausgerichtete Programmatik des Denkmals als Ort der Begegnung und
Versöhnung trägt dazu bei, Leipzig als Stadt der europäischen Freiheits- und Friedensgeschichte
glaubwürdig zu vermitteln.
Das Sportmuseum Leipzig – organisatorisch eine Abteilung des Stadtgeschichtlichen Museums –
ist seit Jahren eine „offene Baustelle“. Es ist bisher nicht gelungen, diese sporthistorische
Einrichtung von nationaler Bedeutung angemessen zu entwickeln. Die Sammlungen können unter
den derzeitigen Bedingungen lediglich bewahrt und erschlossen, mangels geeigneter
Ausstellungsräume jedoch nicht präsentiert werden. Hier ist dringender Handlungsbedarf
angezeigt.
In den kommenden Jahren sieht sich das Museum vor einer Vielzahl neuer Herausforderungen.
Für die Zukunft gilt es daher, die bisherigen positiven Trends fortzuschreiben. Gleichzeitig werden
zusätzliche Aufgaben an das Museum herangetragen. Weiterführende Ausführungen zur Strategie
der städtischen Museen sind im Teilkonzept „Museumskonzeption 2020“ der städtischen Museen
ausformuliert, das sich im Kontext der Kulturentwicklungsplanung bis 2020 verortet.
Besonderen Themen der jüngeren Stadtgeschichte – von der Zeit der NS-Herrschaft über
Bezirksstadt unter SED-Herrschaft bis zur Friedliche Revolution und der Überwindung des SED18
Regimes – widmen sich vier von der Stadt Leipzig geförderte Einrichtungen in freier
Trägerschaft.
Die Gedenkstätte für Zwangsarbeit Leipzig wird seit 2015 institutionell gefördert und informiert
am authentischen Ort, auf dem Gelände des früheren Rüstungsbetriebes HASAG, mit einer
Dauerausstellung über Hintergründe und Zustände der Zwangsarbeit während des NS-Regimes,
vor allem in der Region Leipzig. Außerdem ist sie Anlaufstelle für ehemalige Zwangsarbeiterinnen
und Zwangsarbeiter, erforscht noch unbeleuchtete Aspekte des Themas, arbeitet mit Lehrerinnen
und Lehrern sowie Schülerinnen und Schülern in Bildungsprojekten zusammen. Eine
Überarbeitung der Dauerausstellung ist in den nächsten Jahren geplant.
Die Ephraim Carlebach Stiftung Leipzig widmet sich der Erforschung und Darstellung der
Vergangenheit und Gegenwart der Leipziger Juden. Sie informiert mit Publikationen,
Ausstellungen, Stadtführungen, Zeitzeugengesprächen und Konzerten über die Rolle jüdischer
Bürgerinnen und Bürger bei der stadt- und lokalgeschichtlichen Entwicklung in Leipzig.
Das Bürgerkomitee Leipzig e. V. etablierte 1990 am Dittrichring im ehemaligen Amtssitz der
Stasi-Bezirksverwaltung das Museum in der „Runden Ecke“. Der Verein präsentiert am
authentischen Ort die Ausstellung „Stasi - Macht und Banalität", klärt über Geschichte, Struktur
und Arbeitsweise des Ministeriums für Staatssicherheit auf und beteiligt sich am gesellschaftlichen
Diskurs über Diktaturen sowie Bürger- und Menschenrechte. Eine zeitgemäße konzeptionelle und
museumspädagogische Weiterentwicklung der Dauerausstellung soll in den nächsten Jahren
umgesetzt werden. Der Verein präsentiert außerdem seit 2009 die Sonderausstellung „Leipzig auf
dem Weg zur Friedlichen Revolution“ im ehemaligen Stasi-Kinosaal sowie die Stelenausstellung
„Orte der Friedlichen Revolution“ im Leipziger Stadtraum. Sie führt zu 20 Originalschauplätzen des
demokratischen Aufbruchs 1989/90, an denen bedeutende Aktionen stattfanden, die zum Sturz der
SED-Diktatur beitrugen. Die Besonderheit, Vielschichtigkeit und Einmaligkeit des
Gesamtereignisses Friedliche Revolution in Leipzig wird anhand von Fotos sowie deutschen und
englischen Texten vermittelt. Mit einer im Jahr 2015 entwickelten Applikation können die Inhalte
der Ausstellung über einen mehrsprachigen Audioguide in Ton und Text eigenständig und
multimedial erschlossen werden.
Das Archiv Bürgerbewegung sammelt und präsentiert die hinterlassenen Selbstzeugnisse der
DDR-Opposition, der Bürgerbewegung und der in den Jahren 1989/90 entstandenen Initiativen
und Parteien, um diese zu sichern, dauerhaft aufzubewahren, zu erschließen und der Öffentlichkeit
zugänglich zu machen. Die Sammlung wird durch ein umfassendes Foto-, Presse-, Ton- und
Videoarchiv ergänzt. Im 25. Jubiläumsjahr der Friedlichen Revolution wurde das Archiv wegen
seines Engagements für die Erinnerung an die Friedliche Revolution mit dem „Deutschen
Nationalpreis 2014 für die Leipziger Montagsdemonstrationen“ gewürdigt.
Neben der ständigen Ausstellung „Bürger auf dem Weg“ ist ein Schwerpunkt der Vereinsarbeit das
Erstellen von Wanderausstellungen und die Koordination des Erinnerungsprojektes
Stolpersteine. Seit 2005 beteiligt sich die Stadt Leipzig mit bisher 287 Stolpersteinen an 127
Orten an dem europaweiten Erinnerungsprojekt für die Opfer der nationalsozialistischen
Gewaltherrschaft. Durch steigendes Interesse und die Vielfalt der laufenden und geplanten
Aktionen ist die Verlegung und Dokumentation der Stolpersteine zweimal im Jahr inzwischen ein
19
fester Bestandteil der städtischen Erinnerungskultur. Es regt zur Auseinandersetzung mit der
Vergangenheit an, erinnert an Einzelschicksale und fördert soziale Kompetenzen.
1.7. Festivals und Jubiläen
International anerkannte Festivals prägen im Jahresverlauf das Gesicht der Stadt und die
Vielfalt des Leipziger Kulturlebens. Die Festivals bringen zahlreiche internationale Gäste sowie
Künstlerinnen und Künstler in die Stadt. Sie tragen entscheidend zum Image der weltoffenen
Kulturmetropole bei. In städtischer Trägerschaft befinden sich:
Das Bachfest Leipzig stellt alljährlich im Frühsommer die ungebrochene Bach-Tradition und
die Vitalität Leipzigs als Musikstadt unter Beweis. Die vom Gewandhaus zu Leipzig in Kooperation
mit der Mendelssohn-Stiftung und weiteren Partnern veranstalteten Mendelssohn-Festtage
verstehen sich als das herbstliche Pendant zum Bachfest (siehe dazu das Kapitel 3:
„Verpflichtende Tradition und neue Klangkulturen: Musikstadt Leipzig“).
DOK Leipzig – das Internationale Leipziger Festival für Dokumentar- und Animationsfilm ist das
größte deutsche und eines der führenden internationalen Festivals für den künstlerischen
Dokumentar- und Animationsfilm wie auch für interaktives Storytelling. Das DOK Leipzig ist
international bekannt für sein hohes künstlerisches Niveau und sein besonderes Interesse für die
osteuropäische Filmkultur. Das DOK Leipzig ist auch das älteste Dokumentarfilmfestival der Welt.
Das Festival findet jedes Jahr Ende Oktober/Anfang November statt und bringt eine eindrucksvolle
Zahl an internationalen Filmemachern, Produzenten, Fernsehentscheidern und anderen
Fachbesuchern nach Leipzig. Jährlich schauen ca. 44.000 Zuschauer in nahezu ausverkauften
Vorstellungen rund 350 Filme aus 60 Ländern. Zusätzlich wird ein umfangreiches Programm für
ca. 1.800 internationale Fachbesucher zum Networken, zum Austausch über aktuelle Fragen des
Dokumentar- und Animationsfilms, für Projektpräsentationen oder zum Finden von Koproduzenten
oder Kofinanzierungen organisiert.
Die seit 2009 jährlich veranstaltete Museumsnacht Leipzig – Halle ist ein ausgezeichnetes
Ereignis, um die vielfältige Museums- und Sammlungslandschaft öffentlich zu präsentieren, neue
Formate zu erproben sowie die Arbeit der Museen in eine breite Öffentlichkeit zu tragen. In den
vergangenen Jahren hat sich die Museumsnacht zu einem kulturellen Großereignis mit mehr als
21.000 Besuchern, die durchschnittlich 3,5 Museen anschauen (d.h. etwa 76.000 Besuchen), und
mehr als 80 teilnehmenden Museen und Sammlungen entwickelt. Die erfolgreiche Kooperation mit
der Stadt Halle wird fortgesetzt.
Gemeinsam mit dem Ariowitsch-Haus e.V. und der Ephraim Carlebach Stiftung veranstaltet die
Stadt Leipzig seit 1995 alle zwei Jahre „Schalom“, die Jüdische Woche. Sie bietet vielfältige
Begegnungen mit der Kultur des Judentums, die in Leipzig über Jahrhunderte tief verwurzelt war
und bis zum Nationalsozialismus Wesentliches zur Entwicklung der Stadt beigetragen hat. Diese
Woche zeigt die Vielfalt jüdischer Kunst und Kultur in Vergangenheit und Gegenwart. Das 2009
eröffnete Kultur- und Begegnungszentrum Ariowitsch-Haus ist Mittelpunkt zahlreicher Veranstaltungen und zeigt, dass die jüdische Gemeinde zu Leipzig auch gegenwärtig eine der aktivsten
Gemeinden in Deutschland ist.
20
Mit mehr als 60 Veranstaltungspartnern und 10.000 Besuchern sollen die Vielfalt und der
Festivalcharakter der Jüdischen Woche in den nächsten Jahre beibehalten werden. Zentrales
Thema für die Jüdische Woche 2017 wird das 170-jährige Jubiläum der Israelitischen
Religionsgemeinde in Leipzig sein. Neue Veranstaltungsformen zum interreligiösen Dialog sind
geplant.
Die zahlreichen in freier Trägerschaft veranstalteten und mit städtischen Mitteln geförderten
Festivals sind für die kulturelle Vielfalt in Leipzig unverzichtbar. Die euro-scene Leipzig
bringt experimentelles Theater und innovativen Tanz aus ganz Europa nach Leipzig. Es ist
eines der wichtigsten Festivals für zeitgenössisches Theater und modernen Tanz in den neuen
Bundesländern, das sich europaweit einen Namen gemacht hat. Das Theaterfestival Off-Europa
rückt wenig bekannte Theaterkulturen aus Nord-, Ost- sowie Südosteuropa in den Blick und
verwandelt Peripherien zu einem pulsierenden Zentrum der Theaterwelt.
Die Leipziger Jazztage sind eines der traditionsreichsten und größten Jazzfestivals in
Deutschland und wirken als besonderer Besuchermagnet (Siehe auch das Kapitel: „Verpflichtende
Tradition und neue Klangkulturen: Musikstadt Leipzig“). Weitere Veranstaltungen wie a-cappella Internationales Festival für Vokalmusik, die Lachmesse, Deutschlands größtes internationales
Kabarett- und Kleinkunstfestival, das Wave-Gotik-Treffen und viele andere mehr bereichern den
Kulturkalender der Stadt mit besonderen Höhepunkten.
Jahrestage und Jubiläen spielen eine besondere Rolle in der Planung der städtischen
Kulturereignisse und im Kulturmarketing. In den vergangenen Jahren beging Leipzig auf Grund
vieler namhafter Persönlichkeiten und der Wiederkehr herausragender geschichtlicher und
kultureller Ereignisse einen Reigen von Jubiläen, darunter der 200. Geburtstag von Felix
Mendelssohn Bartholdy im Jahr 2009, 800 Jahre Thomanerchor im Jahr 2012, der 200. Geburtstag
von Richard Wagner im Jahr 2013, das Gedenken an die Völkerschlacht vor 200 Jahren im Jahr
2013, 25 Jahre Friedliche Revolution im Jahr 2014 oder die 1000-jährige Ersterwähnung der Stadt
im Jahr 2015. Die Großereignisse wirken sich hervorragend auf den internationalen
Kulturtourismus und die Identifikation mit Leipzigs lebendiger Erinnerungskultur aus. Mit
vergleichbaren großen Ereignissen gilt es auch zukünftig, den Ruf Leipzigs als Kulturstadt national
wie international zu festigen und auszubauen. Für diese Vorhaben gelang es, feste Stellen im
Dezernat Kultur zu verankern.
Folgende herausragende Jubiläen in den Bereichen Kultur, Wissenschaft und Stadtgeschichte
stehen bis 2020 in Leipzig bevor. Für all diese Jahrestage werden gegenwärtig vielfältige und
anspruchsvolle Programme geplant:
2016: 300. Todestag Gottfried Wilhelm Leibniz, am 14.11.1716 stirbt der Universalgelehrte in
Hannover (*1.7.1646 in Leipzig)
100. Todestag Max Reger, am 11.5.1916 stirbt der Komponist, Pianist und Dirigent in Leipzig
(*19.3.1873 in Brand/Oberpfalz)
2017: 500 Jahre Thesenanschlag und Reformation, 31.10.1517 Thesenanschlag Martin Luthers an
der Schlosskirche zu Wittenberg
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2018: 275 Jahre Großes Concert am Gewandhaus Leipzig
525 Jahre Leipziger Buchmesse, 1493 findet die erste Buchmesse in Leipzig statt
2019: 500 Jahre Leipziger Disputation (1519)
30 Jahre Friedliche Revolution (9.10.1989)
2020: 100. Todestag Max Klinger, am 4.7.1920 stirbt der Bildhauer und Maler (*18.2.1857 in
Leipzig)
22
2. Vision: Kulturelle Teilhabe in einer wachsenden Stadt
Kunst und Kultur zu rezipieren und aktiv zu gestalten, leistet einen unverzichtbaren Beitrag zur
Lebensqualität. Für das kulturelle Flair, die Lebendigkeit und Vielfalt Leipzigs sorgen wesentlich
die Kulturinstitutionen aller Sparten sowie die lebendige, sich immer wieder neu erfindende freie
Kunst und Kultur in allen Nuancen. Sie tragen entscheidend dazu bei, dass die Menschen die
Stadt dauerhaft als Wohnort wählen, hier Familien gründen oder ihren Alterswohnsitz planen.
Kunst und Kultur laden zur aktiven Wahrnehmung und Mitgestaltung der Stadtkultur ein, bieten
viele Möglichkeiten der persönlichen Weiterentwicklung und unterstützen und befördern damit die
soziale Stabilität. Sie sind wichtige Anziehungs-, Bildungs- und Bindungsfaktoren.
Rückblickend wird deutlich: Aus der Vision des Kulturentwicklungsplans 2008-2015 „Kunst und
Kultur in einer jungen Stadt“ ist Wirklichkeit geworden. Die Stadt Leipzig wächst und verjüngt sich,
die Kulturlandschaft hat darauf reagiert. Bei städtischen Kultureinrichtungen und freien Trägern
sind Stellen für den Bereich der Vermittlung und Pädagogik entstanden, Räume für die kreative
Betätigung für Kinder, Jugendliche und Erwachsene wurden eingerichtet, Formate für
unterschiedlichste Zielgruppen wurden neu erdacht und der freie Eintritt für Kinder und
Jugendliche bis zum vollendeten 19. Lebensjahr in städtischen Museen eingeführt. Anzahl und
Vielfalt der kulturellen Beteiligungsmöglichkeiten sind in den vergangenen Jahren erheblich
gestiegen.
Die im Kulturamt eingerichtete Stelle für kulturelle Bildung u. a. als fachlicher Knotenpunkt und
Vernetzungsort hat sich bewährt. Der dort angesiedelte Jour fixe kulturelle Bildung bietet den
Pädagoginnen und Pädagogen der städtischen Einrichtungen und Vertreterinnen und Vertretern
der freien Kultur die Möglichkeit, sich regelmäßig fachlich auszutauschen, thematische
Schwerpunkte zu setzen und Qualitätsdiskurse zu führen. Viele neue Partnerschaften – etwa
zwischen freier Kultur und etablierten Kultureinrichtungen oder gemeinsam mit Schulen – konnten
so erfolgreich aufgebaut und umgesetzt werden.
Leipzig wächst. Vor allem jüngere Menschen im mittleren Erwachsenenalter zieht es aus
beruflichen und familiären Gründen nach Leipzig. Zugleich steigt die Geburtenzahl in den letzten
Jahren stetig. Insgesamt wird der Leipziger Stadtgesellschaft eine Verjüngung prognostiziert. Aber
auch ein Anwachsen der älteren Generationen wird vorausgesagt. Der Anteil an Migrantinnen und
Migranten ist inzwischen auf über 12 Prozent gestiegen und wird sich weiter vergrößern. Für die
Zukunft wird der Stadt Leipzig weiterhin ein Bevölkerungswachstum prognostiziert.7
Mit dem Wachstum der Stadt, der zunehmenden Mobilität von Menschen sowie dem Ankommen
von Migrantinnen und Migranten wird sich die Leipziger Stadtgesellschaft verändern; sie wird
vielfältiger und heterogener werden. Sie setzt sich zusammen aus unterschiedlichen Generationen
und sozialen Gruppen, aus Menschen mit vielfältigen ethnischen Hintergründen und
verschiedenen religiösen Orientierungen. Das Leipzig der Zukunft wird vielstimmig und bunter.
Eine Herausforderung an die kulturelle Bildung in Leipzig wird es daher sein, Konzepte für eine
differenzierte und zugleich inklusive, generationsübergreifende und interkulturelle Teilhabe zu
entwickeln.
7
Vgl. Stadt Leipzig, Der Oberbürgermeister, Amt für Statistik und Wahlen, Bevölkerungsvorausschätzung 2016.
Methoden- und Ergebnisbericht. Leipzig 2016.
23
Die bisherige Schwerpunktsetzung der kulturellen Bildung primär auf Kinder und Jugendliche
bedarf vor der Hintergrund der Verjüngung der Stadt einer Verstetigung – aber auch einer
Erweiterung. Die Veränderung der Leipziger Stadtgesellschaft lässt die Kultureinrichtungen und die
freie Kunst und Kultur nicht unverändert. Deren Programmatik und Vermittlungsprogramme
beziehen verstärkt alle Gesellschaftsschichten ein und fördern den Dialog – sowohl
generationsübergreifend als auch interkulturell – und ermöglichen so den vielfältigen Milieus, am
gesellschaftlichen Leben teilzunehmen. Etablierte Kultureinrichtungen und Träger der freien Kunst
und Kultur haben das Potential, gesellschaftlicher Ausgrenzung entgegen zu wirken. Diese
entscheidende Integrationsleistung gilt es anzuerkennen und zu stärken.
Ein wichtiger Schritt ist die Umsetzung der UN-Behindertenkonvention. Viele Kultureinrichtungen
und freie Träger haben sich auf den Weg gemacht, die baulichen, technischen und inhaltlichen
Voraussetzungen zu schaffen, um Menschen mit Behinderungen den gleichberechtigten Zugang
zu ihren Angeboten zu ermöglichen. Dieser Weg soll konsequent weiter beschritten und im
Teilhabeplan der Stadt Leipzig mit konkreten Zielen und Maßnahmen untersetzt werden. Es soll
ein ganzheitliches Inklusionskonzept entstehen, das auch andere Ausgrenzungsmechanismen –
z. B. gegenüber Menschen mit Migrationshintergrund oder sozial Schwächeren – in den Blick
nimmt und dem Anspruch gerecht wird, eine umfassende Teilhabe zu ermöglichen.8
Um Menschen mit Migrationshintergrund in die Stadtgesellschaft einzubinden, hat die Stadt
Leipzig ein „Gesamtkonzept zur Integration der Migrantinnen und Migranten in Leipzig“ entwickelt,
in dem auch vielfältige Maßnahmen der Kultureinrichtungen enthalten sind. Es gilt weiterhin, eine
Willkommenskultur zu gestalten, die die kulturelle Mehrstimmigkeit und Internationalität der Stadt
zum Ausdruck bringt, Sprachbarrieren abbaut sowie Aushandlungs- und Verständigungsprozesse
begleitet.9
Mit der Arbeit des Kulturamtes im Kulturforum des europäischen Städtenetzwerkes EUROCITIES
und der Leitung dessen Arbeitsgruppe „Kulturelle Teilhabe ermöglichen und sichern“ können
Erfahrungen europäischer Städte aktiv genutzt und interkulturelle Kompetenzen ausgebaut
werden. Gleichzeitig wird Leipzig als Gestalter in diesem Themenfeld international
wahrgenommen.
Den Diskurs einer gesellschaftlichen Veränderung offen zu führen und Kunst und Kultur dabei
einen entscheidenden Anteil bei Verständigungsprozessen beizumessen, wird eine Aufgabe der
kommenden Jahre sein. Angebote zur kulturellen Teilhabe und Vermittlung sind dabei nicht einfach
„Beigabe“, sondern eine zentrale Säule im kulturellen Feld. Anlässlich des 3. Leipziger
Kulturforums wurde formuliert: „Kultur wird nicht vermittelt, Kultur ist Vermittlung. Dies befähigt
dazu, eine nie abgeschlossene Diskussion darüber führen zu können, was eine Gesellschaft im
Ganzen für wichtig hält. Das bedeutet auch, sich immer wieder damit auseinanderzusetzen, warum
andere Menschen sich für andere Dinge interessieren und somit die Gewissheit des eigenen
Denkens in Frage gestellt wird.“10
Die nachfolgenden Einrichtungen illustrieren modellhaft Aspekte einer umfassenden „kulturellen
8
9
Siehe Definition Inklusion, Handbuch „Barrierefrei“ des Landesverbands Soziokultur Sachsen e. V.
Vgl. Stadt Leipzig. Referat für Migration und Integration, Gesamtkonzept zur Integration der Migratinnen und
Migranten in Leipzig. Leipzig 2013.
10 Dr. Daniel Tyradellis, Philosoph und Ausstellungskurator, während des 3. Leipziger Kulturforums im Jahr 2014.
24
Teilhabe“ in der wachsenden Stadt Leipzig. Selbstredend entwickeln alle Kulturakteure Leipzigs
vielfältige kulturelle Vermittlungsprogramme. Diese werden auch im Kapitel 1 „Markenzeichen:
Kulturelle Vielfalt“ und im Kapitel 3 „Verpflichtende Tradition und neue Klangkulturen: Musikstadt
Leipzig“ behandelt.
2.1. Musik für alle: Musikschule „Johann Sebastian Bach“
Die Musikschule „Johann Sebastian Bach“ ist eine kulturelle Bildungseinrichtung für Kinder,
Jugendliche und Erwachsene. Sie ist als Eigenbetrieb der Stadt Leipzig organisiert und ist Teil der
kommunalen Bildungslandschaft. Sie versteht sich als Kompetenzzentrum für die Förderung von
musikalischen und tänzerischen Fähigkeiten ihrer Schülerinnen und Schülern.
Mit dem Anspruch der Inklusion ist es erklärtes Ziel der Musikschule, für alle Musikinteressierte
das passende Ausbildungsangebot bereitzuhalten und an der positiven Wirkung musikalischer und
tänzerischer Betätigung teilhaben zu lassen. Die Möglichkeiten lebenslangen Lernens für alle
Generationen an der Musikschule beinhalten sowohl die Angebote der musischen
Elementarfächer, bei denen bereits Kinder im Babyalter zusammen mit ihren Eltern an
musikalische Ausbildung herangeführt werden, als auch Unterrichtsangebote, die für alle
Interessierte ohne Altersbegrenzung offenstehen. Die inklusive Ausrichtung der Musikschularbeit
zeigt sich in der binnendifferenzierten Angebotsvielfalt vom Einzel- bis zum Klassenunterricht in
verschiedenen Fachrichtungen, die ein ausgewogenes Verhältnis von Breitenausbildung und
Spitzenförderung garantiert.
Dabei ist die Musikschule nicht nur auf das Vermitteln instrumentaler, vokaler und tänzerischer
Fertigkeiten beschränkt, sondern entfaltet ihre ganz besondere Stärke mit den vielfältigen
Möglichkeiten ergänzender Angebote, wie dem Austesten von Instrumenten beim „Instrumentenkarussell“ oder den zahlreichen Ensemblefächern, wie dem Jugendsinfonieorchester. Die
pädagogische Leitidee ist die individuelle Förderung aller Schülerinnen und Schüler sowie deren
Hinführung zum aktiven, eigenständigen und vor allem gemeinschaftlichen Musizieren in einem
der zahlreichen Musikschulensembles. Durch diese vielfältigen Mitspielmöglichkeiten für Schüler in
allen Ausbildungsstufen wird Musikschule für sie zum Ort der Begegnung, des Austauschs, der
gegenseitigen Bestärkung und der Persönlichkeitsentwicklung.
Die Erfüllung der Aufgabe einer möglichst flächendeckenden Versorgung aller Kinder und
Jugendlichen mit musikalischer Bildung im ganzen Stadtgebiet wird durch die Musikschule durch
vielfältige Kooperationen mit kommunalen Bildungspartnern angestrebt und gewährleistet. Zu
ihnen gehören der Unterricht der musischen Elementarfächer in zahlreichen Kindertagesstätten
sowie die Angebote des Klassenmusizierens und das Projekt „SINGT EUCH EIN!“ in allgemein
bildenden Schulen. Ebenso große Bedeutung haben im Spektrum der Musikschulaufgaben die
Begabtenfindung und -förderung, die Berufsorientierung sowie die Studienvorbereitung der
Schülerinnen und Schüler.
Die Nachfrage nach Angeboten der Musikschule „Johann Sebastian Bach“ ist in den vergangenen
Jahren stark gestiegen. Wurden im Jahr 2008 noch ca. 5.000 Schüler an der Musikschule
unterrichtet, so waren es im Jahr 2015 bereits ca. 7.500. Die Warteliste an interessierten
Schülerinnen und Schülern liegt heute bei etwa 900 Personen (2008: etwa 600 Personen). Der
25
Abbau der Warteliste gehört zu einem wichtigen kulturpolitischen Ziel der Stadt Leipzig.
Für das Gelingen dieser musikalischen Bildung durch die Musikschule tragen ihre künstlerisch und
pädagogisch höchst kompetenten Lehrkräfte Verantwortung, die sich in ihrem Qualitätsanspruch
regelmäßig praxisnah und zukunftsorientiert fortbilden. Im Schuljahr 2015/16 konnten drei
zusätzliche Stellen für festangestellte Pädagogen eingerichtet werden, wodurch ein Abschmelzen
der Warteliste zu erwarten ist.
Als Bestandteil eines sich weiter entwickelnden kulturellen Netzwerkes in Leipzig bereichert die
Musikschule das Konzertleben der Stadt mit zahlreichen öffentlichen Veranstaltungen, die auch in
Partnerschaften mit dem Gewandhaus, der Oper, dem Schauspiel, dem MDR, dem Theater der
Jungen Welt, der Hochschule für Musik und Theater sowie der Universität Leipzig durchgeführt
werden.
2.2. Inklusion in alle Richtungen: Das Theater der Jungen Welt
Das Theater der Jungen Welt (TdJW), organisiert als Eigenbetrieb der Stadt Leipzig, ist eines der
wenigen eigenständigen Theater für Kinder und Jugendliche in Deutschland. Es ist das älteste
seiner Art und begeht 2016 sein siebzigstes Jubiläum. Als Stadttheater für Kinder, Jugendliche,
junge Erwachsene und Familien richtet sich das TdJW an alle Generationen und hat somit das
Selbstverständnis eines Theaters der Zukunft.
Qualitätsvolles Kinder- und Jugendtheater bietet die Chance, nicht nur generationsübergreifend zu
wirken, sondern alle sozialen Schichten zu erreichen sowie inklusive Angebote zu realisieren.
Kinder und Jugendliche machen im TdJW ihre ersten ästhetisch kulturellen Erfahrungen, können
hier ihre medialen und sozialen Kompetenzen schulen und zudem Orientierungshilfe sowie einen
Identifikationsort finden.
Die Beschäftigung mit aktuellen, gesellschaftlich relevanten Themen bildet einen inhaltlichen
Schwerpunkt des TdJW. Die Spielzeit 2015/16 stand unter dem Motto „Lust auf Anders“ und
brachte zwölf Neuinszenierungen auf die Bühne. Partizipative Angebote sowie Aktivitäten zur
kulturellen Teilhabe bestimmen das Theaterprogramm zentral: In der Inszenierung „Brennpunkt: X“
(2015/16) begegneten sich Leipziger Migrantinnen und Migranten, Bürgerinnen und Bürger sowie
Spieler des TdJW-Ensembles. Die Begegnung mit dem Anderen wird über den städtischen Kontext
hinaus auch immer wieder international gesucht: Theaterkooperationen und Bildungsprojekte
führen das TdJW u.a. nach Israel und Polen.
Das Theater der Jungen Welt hat sich in den vergangenen Jahren erfolgreich zu einem hoch
produktiven, qualitativ anspruchsvollen Theater entwickelt. Mit rund 700 Vorstellungen pro Spielzeit
in den Sparten Schauspiel und Puppenspiel ist es der meistspielende Kulturbetrieb Leipzigs. Eine
Steigerung der Zuschauerzahlen um etwa 20 Prozent in den Jahren 2008 bis 2014 untermauert
die positive Entwicklung. Ausgehend von einer Auslastung von 89 Prozent in 2014 orientiert sich
die Zielvorstellung für die kommenden Jahre an etwa 50.000 Besuchern pro Jahr. Auch die
theaterpädagogischen Angebote wurden kontinuierlich quantitativ und qualitativ ausgebaut.
Seit der Spielzeit 2015/16 firmiert die Theaterpädagogik unter dem Namen „Junge Wildnis“.
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Fernab gängiger Klischees von Schönheit und Talent, Klugheit und Normalität interessiert sie sich
für das andere und die Andersdenkenden. Die Theaterpädagogik sucht nach Inklusionen in alle
Richtungen. Darüber hinaus machen die Schul- und Partizipationsprojekte, die Studentenclubs,
der Theaterkinder- und der Theaterjugendclub das TdJW zu einem offenen Haus weit über den
Repertoirebetrieb hinaus. Die Vorstellungsangebote werden durch eine intensive und umfassende
theaterpädagogische Arbeit ergänzt.
Ziele der kommenden Jahre sind die weitere Etablierung des Theaters der Jungen Welt als ein
kulturelles Zentrum der Stadt. Durch dem Umzug des freien Theaters LOFFT auf das Gelände der
Leipziger Baumwollspinnerei erhält das TdJW neue Flächen, die zukünftig inhaltlich zu besetzen
sind. Die ausgesprochen hohe Qualität bei der altersgemäßen Vermittlung eines ästhetisch
anspruchsvollen Theaterangebots für Kinder und Jugendliche soll weiter gefestigt werden.
Überdies wird das TdJW die außerschulischen Lernorte sowie die interkulturelle und internationale
Profilierung des Hauses durch Kooperationen im europäischen und außereuropäischen Ausland
weiterentwickeln.
2.3. Lebenslanges Lernen und Integration: Die Volkshochschule Leipzig
Die Volkshochschule (VHS) Leipzig, organisiert als ein Amt des Dezernats Kultur, spricht unter
dem Leitmotiv „Bildung – Erlebnis – Kommunikation“ mit ihren Kursen und Veranstaltungen alle
Bevölkerungsgruppen an. Sie ermöglicht mit ihren öffentlich gestützten Entgelten auch
einkommensschwachen Bürgerinnen und Bürgern Zugang zur Weiterbildung in den Bereichen
Politik, Gesellschaft und Zeitgeschehen, Pädagogik, Psychologie und Philosophie, Kulturelle
Bildung, Gesundheit, Sprachen mit Deutsch als Fremdsprache, Berufliche Bildung sowie
Computer, Internet, Neue Medien.
Die Künste sind Kern der kulturellen Bildung an der Volkshochschule. Hier wird ein Angebot
organisiert und gemanagt, das den Teilnehmerinnen und Teilnehmern Bildung und Selbstbildung
im Medium und durch das Medium von Kunst und Kultur ermöglicht. Eine steigende Nachfrage
verzeichnet die VHS bei speziellen Kursen der „Jungen VHS“ ebenso wie bei Angeboten für
Seniorinnen und Senioren. Dies zeigt, dass die Gesamtheit der unterschiedlichen kulturellkünstlerischen Angebote und das Erleben in der Gemeinschaft für alle Altersgruppen interessant
sind. Der kulturellen Bildung gelang es so, stetig zu wachsen und sich als drittstärkster Bereich an
der VHS zu platzieren. Die Zahl der Kurse hat sich in den vergangenen Jahren mehr als
verdreifacht: Es werden jährlich 450 Angebote mit 5.000 förderfähigen Unterrichtseinheiten von ca.
3.300 Kursteilnehmerinnen und -teilnehmern wahrgenommen.
Der Kursleiterpool hat sich verjüngt. Gleichzeitig wirkt die Volkshochschule als „Arbeitgeber“ für
freiberuflich tätige Leipziger Künstlerinnen und Künstler. In jedem Semester führen ca. 90
Dozentinnen und Dozenten ihre Kurse durch. Der Anteil von Kursleiterinnen und Kursleitern sowie
Teilnehmerinnen und Teilnehmern mit Migrationshintergrund ist gestiegen. Migration, Integration,
Inklusion und generationsübergreifendes Lehren und Lernen werden an der Leipziger
Volkshochschule gelebt und sind zunehmend Herausforderung und Chance.
Die Volkshochschule ist zertifiziert, Kurse zur sprachlichen und kulturellen Integration von
Asylbewerbern anzubieten. Leipzig steht vor der historischen Kraftanstrengung und Chance,
tausende Flüchtlinge schnellstmöglich in ihr neues Lebensumfeld und Arbeitsleben zu integrieren.
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Die Volkshochschule hat deshalb u. a. folgende umfassenden Kursangebote für Asylsuchende
entwickelt: Beratungsleistungen, Sprachkurse in unterschiedlichen Stufen, Kurse zur Vorbereitung
auf den Arbeitsmarkt, Qualifizierungsangebote für freiwillige Helferinnen und Helfer, Kurse zur
Politischen Bildung. Mit diesem Angebot ist die Volkshochschule ein entscheidender
Integrationsmotor der Leipziger Stadtgesellschaft.
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3. Verpflichtende Tradition und neue Klangkulturen: Musikstadt Leipzig
Leipzigs Entwicklung zur Handels-, Kultur- und Bildungsmetropole verbindet sich wie in nur
wenigen europäischen Städten eng mit dem Musikleben. Nachhaltig prägten über Jahrhunderte
hinweg eng verzahnte Musikinstitutionen sowie international bedeutende Komponisten Leipzigs
Weg zu einer europäischen Bürgerstadt. Musik besitzt in Leipzig eine starke Authentizität und ein
hohes Entwicklungspotenzial. In der weit gefächerten Kulturlandschaft Leipzigs nimmt die Musikstadt mit ihrer Geschichte und ihrer internationalen Ausstrahlung eine herausragende Stellung ein.
In den vergangenen Jahrhunderten lebten und arbeiteten in Leipzig über 500 Komponisten:
Johann Sebastian Bach wirkte 27 Jahre als Thomaskantor und Director musices in der Stadt. Felix
Mendelssohn Bartholdy war Gewandhauskapellmeister und Studiendirektor des Konservatoriums.
Robert Schumann gründete die „Neue Zeitschrift für Musik“ als Sprachrohr für die Moderne und
beschäftigte international vernetzte Auslandskorrespondenten. Die Genannten, zudem Hanns
Eisler, Edvard Grieg, Gustav Mahler, Max Reger, Clara Schumann, Georg Philipp Telemann,
Richard Wagner und viele mehr nehmen im Kanon der europäischen Musik einen unverzichtbaren
Platz ein. Bedeutende Komponistenhäuser erinnern heute an authentischen Orten an die Präsenz
dieser Größen in Leipzig.
Im 18. Jahrhundert wurde in Leipzig der Notendruck revolutioniert und der Musikalienhandel in
eine Richtung gelenkt, die allmählich zur Herausbildung von eigenständigen Musikverlagen führte.
Im Jahr 1719 wurde Breitkopf & Härtel durch Bernhard Christoph Breitkopf in Leipzig gegründet
und ist damit der älteste Musikverlag der Welt. Seit 1800 verlegte C. F. Peters Werke der
bedeutendsten Komponisten der Musikgeschichte in Leipzig. Auch etablierte sich die Stadt
besonders auf dem Sektor des Klavier- und Blasinstrumentenbaues zur traditionsreichen
Musikinstrumentenbauer-Hochburg und ab Ende des 19. Jahrhunderts als weltweites Zentrum für
die Herstellung selbst spielender Musikinstrumente.
In Leipzig sind renommierte Ensembles und Chöre, wie das Gewandhausorchester Leipzig und
der traditionsreiche Thomanerchor mit seiner über 800jährigen Geschichte, beheimatet. Die Oper
Leipzig zählt zu den ältesten bürgerlichen Musiktheaterbühnen Europas. In Leipzig ist auch der
Sitz der Klangkörper des Mitteldeutschen Rundfunks. An der Hochschule für Musik und Theater
„Felix Mendelssohn Bartholdy“studieren musikalische Talente aus aller Welt. Die kommunal
getragene Musikschule „Johann Sebastian Bach“ sichert eine erste professionelle musikalische
Ausbildung (Kapitel 2: Vision: Kulturelle Teilhabe in einer wachsenden Stadt). Jährlich richtet die
Stadt das internationale Bachfest Leipzig sowie die Mendelssohn-Festtage aus. In freier
Trägerschaft finden die Schumann-Festwoche, die Richard-Wagner-Festtage und die Leipziger
Chopin-Tage statt. Zahlreiche freie Ensembles, Chöre und musikbegeisterte Bürgerinnen und
Bürger leben die Musikstadt Leipzig.
Das Experimentelle der Musikstadt Leipzig entfaltet sich zugleich vielfältig in den Sound- und
Klangkulturen der freien Musikkultur, die von Jazz über Pop bis hin zur elektronischen Clubmusik
reicht. Der städtisch unterstützte Jazzclub Leipzig e.V. veranstaltet seit fast 40 Jahren eines der
renommiertesten Jazzfestivals in Deutschland und Europa. Seit 2012 organisiert der Jazzclub
Leipzig e.V. in Zusammenarbeit mit der Stadt Leipzig die Preisverleihung und das Preisträgerkonzert des Leipziger Jazznachwuchspreises der Marion Ermer Stiftung. Die städtisch geförderten
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soziokulturellen Zentren, wie ANKER, naTo, Conne Island oder Werk 2, bieten ein breites
popkulturelles Musikprogramm. Das Forum für Zeitgenössische Musik e.V. verpflichtet sich der
Neuen Musik. Daneben etablieren sich kommerziell betriebene Bühnen, von denen einzelne für ihr
hervorragendes Live-Musikprogramm auf Bundesebene ausgezeichnet wurden. Auch die
elektronische Clubkultur, wie in der Distillery, ist international renommiert.
Leipzig besitzt nicht nur eine unverwechselbare Musiktradition, sondern auch das Potential einer
wegweisenden Musikstadt mit Modellcharakter. Dafür müssen internationale Vernetzungen weiter
intensiviert sowie Neukompositionen, Erst- und Uraufführungen im Repertoire verankert werden.
Etablierte Einrichtungen und freie Träger sind gefordert, mit zukunftsweisenden Formaten die
Musikgeschichte Leipzigs immer wieder neu zu interpretieren, zu vergegenwärtigen und
zukunftsfähig zu machen, um so profilbildend im zeitgenössischen Musikdiskurs zu wirken.
Die „Musikstadt Leipzig“ wird nachfolgend entlang vielfältiger Einrichtungen, Formate und
Initiativen beschrieben.
3.1. Renommierte Musikspielstätten mit der Weltspitze Gewandhausorchester Leipzig
Gewandhausorchester und Gewandhaus sind eine untrennbare organisatorische und
künstlerische Einheit, die als Eigenbetrieb der Stadt Leipzig zugeordnet sind. Die drei Spielstätten
des Gewandhausorchesters – Gewandhaus, Oper und Thomaskirche – sind im internationalen
Vergleich einmalig. Kein anderes Orchester weltweit spielt Konzert, Oper und Kirchenmusik in
dieser Vielfalt und Häufigkeit. Das Gewandhausorchester ist ein internationales Spitzenorchester
und gehört heute weltweit unter die Top 10-Orchester. Mit seinen internationalen Tourneen ist das
Gewandhausorchester ein herausragender musikalische Botschafter der Musikstadt Leipzig.
Das Leitbild des Gewandhausorchesters und Gewandhauses richtet sich am Motto „Res severa
verum gaudium“ (Wahre Freude ist eine ernste Sache) aus. Mission, Leitbild und Vision liegen im
Konzept „Gewandhaus 2020“ vor und werden, untermauert von wichtigen strategischen Zielen und
darauf fußenden Maßnahmen, schrittweise umgesetzt. Das Gewandhausorchester steht als
erfolgreiche Weltmarke für künstlerische Exzellenz und profiliert sich mit einem breitgefächerten
und anspruchsvollen Konzertangebot international. Das Gewandhaus ist ein nachgefragter sowie
moderner Veranstaltungsort, der den internationalen Ruf der Musikstadt Leipzig nachhaltig prägt.
Seit der Saison 2005/2006 ist Riccardo Chailly als 20. Gewandhauskapellmeister tätig. Seine
künstlerische Arbeit mit dem Gewandhausorchester ist außergewöhnlich erfolgreich, nicht nur in
Leipzig, sondern auch im internationalen Tourneegeschäft. Besondere Komponistenzyklen
(Schumann, Beethoven, Brahms, Mahler, Strauss-Mozart u.a.) und exklusive Residencies in
London, Paris und Wien belegen dies ebenso wie regelmäßige Einladungen zu den wichtigsten
Musikfestivals in London (PROMS), Luzern und Salzburg.
Zahlreiche Konzerte und Zyklen wurden bislang für CD, DVD, TV oder als Live Streams produziert.
Das Gewandhausorchester hat mit diesen medialen Produktionen sehr viele internationale
Musikpreise gewonnen. Für die kommenden Jahre stehen weitere Produktionen mit DECCA und
ACCENTUS auf dem Plan. Zahlreiche Medienpartner, mit denen das Gewandhaus intensiv
kooperiert, wie der MDR oder ARTE, unterstützen diese Projekte.
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Durch das höchst erfolgreiche Mahler-Festival 2011 sowie die herausragenden und
maßstabsetzenden Mahler-Interpretationen von Riccardo Chailly ist Leipzig zu einem Zentrum der
Pflege der Sinfonien von Gustav Mahler geworden. 2021 soll ein weiteres internationales MahlerFestival folgen.
Im Juni 2016 wird Riccardo Chailly mit der 3. Sinfonie von Gustav Mahler sein Abschiedskonzert
beim Gewandhausorchester dirigieren. In der Saison 2017/2018 wird Andris Nelsons die Position
des Gewandhauskapellmeisters übernehmen. Von der bewussten Entscheidung für einen
Generationswechsel am Dirigentenpult erhofft sich die Stadt Leipzig für das Gewandhausorchester
viele positive Impulse. Neben der Fortführung der erfolgreichen Tourneestrategie und der
Produktion hochwertiger Aufnahmen wird Andris Nelsons die musikalische Tradition des
Gewandhausorchesters weiterentwickeln und eigene innovative Schwerpunkte in der Spielplanung
setzen.
Das anspruchsvolle Veranstaltungsangebot des Gewandhauses spiegelt sich in zahlreichen
attraktiven Angeboten, die sich in den letzten Jahren erfolgreich etabliert haben: Neben steigenden
Abonnementzahlen lassen sich auch immer mehr Besucher bei Veranstaltungen der
Musikvermittlung sowie bei Chor- und Orgelkonzerten verzeichnen. Die Auslastung der Großen
Concerte liegt seit vielen Jahren auf einem außergewöhnlich hohen Niveau. Das kontinuierliche
Wachstum der Stadt Leipzig bietet dem Gewandhaus die Chance, neue Publikumssegmente für
seine Angebote zu begeistern. Ein kreatives Miteinander der Leipziger Kultureinrichtungen kann
dabei die Basis für die eigene Profilschärfung und erfolgreiche Kooperationen bilden.
Das Gewandhaus wird in den kommenden Saisons neue Konzertreihen (Vokal), neue Festivals
(Orgel) und erweiterte Musikvermittlungsprojekte initiieren. Die Mendelssohn-Festtage werden
intensiver mit dem Bachfest Leipzig kooperieren. Ein mittelfristiges Ziel ist, ein gemeinsames
international hochkarätiges Festival in Leipzig zu etablieren. Das Gewandhaus wird seine
innerstädtischen Kooperationen ausbauen.
Mit dem Relaunch des Erscheinungsbildes und der Markenarchitektur des Gewandhausorchesters
soll die Markenwahrnehmung verstärkt werden. Die zeitgemäße Gestaltung und das
Nebeneinander von analogen und digitalen Werbemitteln sollen für eine ausgewogenere
Ansprache der Zielgruppen (auch jüngerer Publikumsschichten) sorgen. Von der erhöhten
Aufmerksamkeit der Marke verspricht sich das Gewandhaus positive Effekte für den Ticketverkauf.
Tradition – Qualität – Vielfalt, so lautet das programmatische Bekenntnis, das sich die Oper
Leipzig mit ihren Sparten Oper, Leipziger Ballett und Musikalische Komödie auf die Fahnen
geschrieben hat. Seit 2011 hat Ulf Schirmer die Intendanz der Häuser, die als Eigenbetrieb der
Stadt Leipzig organisiert sind, inne. Die Oper Leipzig beruft sich auf eine über 300jährige Tradition
als drittältestes bürgerliches Opernhaus Europas, auf die Qualität, die nicht zuletzt einem
Spitzenorchester wie dem Gewandhausorchester und einem der besten Opernchöre Deutschlands
geschuldet ist, die dieses Haus wieder unter die ersten Opernhäuser im deutschsprachigen Raum
gebracht haben, sowie die Vielfalt, auf die eine moderne, stark wachsende Stadt im Sinne der
Diversifizierung der Gesellschaft reagieren muss. Die Oper Leipzig ist damit ein wichtiger
Standortfaktor für den Wirtschaftsstandort Leipzig.
31
Die Oper Leipzig versteht sich als ein Theater für alle Menschen, die in dieser Stadt leben. In
diesem Zusammenhang ist vor allen Dingen der verstärkte Fokus auf die heranwachsenden
Generationen zu nennen. Die Teilhabe an Kultur und Bildung darf dabei keine Frage der sozialen
oder kulturellen Herkunft sein. Die Oper Leipzig übernimmt damit einen wesentlichen Beitrag des
städtischen Bildungsauftrags. Der Oper Leipzig ist es gelungen, insbesondere in den Jahren seit
2012, die Publikums- und Vorstellungszahlen zu erhöhen, das Image des Hauses in der Leipziger
Öffentlichkeit zu verbessern sowie sich zu einem positiven Aushängeschild der Stadt zu
entwickeln. Die Oper Leipzig wirkt durch zahlreiche Kooperationen mit städtischen Institutionen,
mit den Nachbarhäusern wie dem Gewandhaus und dem Schauspiel, den Verbänden und nicht
zuletzt der freien Szene in die Breite der städtischen Bevölkerung hinein.
Die Oper Leipzig ist ein Haus mit internationaler Ausstrahlungskraft. Durch internationale
Kooperationen mit anderen Theatern ist die Oper Leipzig ein global agierendes Opernhaus. Das
betrifft die unterschiedlichen Sparten mit ihren Gastspielen und Kooperationen ebenso wie die
internationalen Austauschprogramme des Kinder- und Jugendchores.
Das Ziel der Oper ist der Ausbau des Opernrepertoires auf insgesamt 40 Titel. Angestrebt sind ca.
90 Opernvorstellungen pro Spielzeit auf der großen Bühne. Dabei stehen zunächst die
Repertoireklassiker im Vordergrund, die von einem regelmäßigen Theaterbesucher auf dem
Spielplan erwartet werden. Der Spielplan entsteht in einem ständigen Dialogprozess mit den
Menschen dieser Stadt. Ein zentraler Bestandteil des Spielplans sind die Opern des Leipziger
Komponisten Richard Wagners. Darüber hinaus wird der Spielplan sukzessive erweitert um
Klassiker des 20. Jahrhunderts sowie Erst- und Uraufführungen.
Das Leipziger Ballett mit seinem Ballettdirektor und Chefchoreografen Mario Schröder, der die
Leitung seit 2011 inne hat, genießt eine breite Anerkennung in der Leipziger Bevölkerung,
insbesondere beim jungen Publikum. Das Ensemble mit der jüngsten Altersstruktur schafft es,
gemäß seinem Motto „Jung – urban – eigenwillig“ neue Publikumsschichten zu erreichen. Als
ehemaliger Tänzer und Weggefährte von Uwe Scholz pflegt Mario Schröder das Erbe einer
Choreografenlegende, die eng mit dem Namen dieser Stadt verbunden ist. Mit seinen eigenen
Arbeiten prägt er die zeitgenössische Tanzszene und positioniert damit Leipzig in der
internationalen Tanzwelt. Im Gegenzug gastieren beim Leipziger Ballett renommierte Choreografen
aus aller Welt. Darüber hinaus findet das klassische Handlungsballett wieder Einzug ins
Opernhaus. Auf der großen Bühne sind ca. 40 Vorstellungen des Leipziger Balletts angestrebt.
Die Musikalische Komödie ist neben der Staatsoperette Dresden das letzte eigenständige
Operetten- und Musicaltheater im deutschsprachigen Raum. Es ist fest im Stadtteil Lindenau
verankert und ist mit seinen Genres – Operette, Komische Oper, Musical und Kinderoper – ein
Theater für alle Generationen. Das Orchester der Musikalischen Komödie hat sich darüber hinaus
verstärkt der Musikvermittlung verschrieben. Insgesamt kommt die Musikalische Komödie auf ca.
130 Vorstellungen pro Spielzeit.
In den vergangenen Jahren ist es gelungen, für die Musikalische Komödie einen
Sanierungsprozess einzuleiten. Die schrittweise Renovierung der Spielstätte trägt dem breiten
Zuspruch dieses familiären Hauses Rechnung. Durch die Renovierung des Zuschauerraums und
die Öffnung des ersten Ranges soll die Musikalische Komödie nicht nur eine Attraktivitäts32
steigerung, sondern auch eine höhere Platzkapazität erhalten. Gemäß der Besucherentwicklung
an diesem Haus wird eine Akzentverschiebung in Richtung Musical erfolgen. Auf diesem Gebiet
soll das Haus nach einigen Ur- und Erstaufführungen zu einer führenden Adresse im
deutschsprachigen Raum werden.
Mit der Einrichtung der Education-Abteilung hat Ulf Schirmer die Kulturelle Bildung zur Chefsache
erklärt; sie ist eine zentrale Säule des Hauses. Durch die Verknüpfung von Dramaturgie und
Education hat diese Abteilung einen größeren Einfluss auf die Spielplangestaltung, so dass in allen
Sparten regelmäßig Produktionen für ein junges Publikum herausgebracht werden. Die Oper
Leipzig erreicht über 600 Schulen in und um Leipzig und steht im engen Dialog mit den
Pädagogen. Die Oper Leipzig ist ein Theater für die ganze Familie und bietet altersgerechte
Vorstellungen, Projekte und Workshops für Menschen vom Säuglingsalter bis zum Senior an. Eine
zentrale Säule der Bildungsarbeit ist der Kinder- und Jugendchor mit seinen über 200 Mitgliedern,
die an der Oper Leipzig eine differenzierte Ausbildung erfahren. Perspektivisch strebt die Oper
Leipzig die Wiedereröffnung des Kellertheaters als Spielstätte für das Kinder- und Jugendtheater,
aber auch die freie Szene an.
3.2. Traditionsreiche Bach-Pflege mit Thomanerchor und Bach-Archiv
Der Thomanerchor Leipzig blickt auf eine 800jährige Tradition zurück, er ist einer der ältesten
Knabenchöre weltweit. Seit 1539 befindet sich der Thomanerchor in städtischer Trägerschaft. Das
vielbeachtete und nachhaltig wirksame Jubiläumsjahr 2012 fasste unter dem Motto „GLAUBEN –
SINGEN – LERNEN“ die Trias von Thomanerchor, Thomasschule und Thomaskirche zusammen.
Der Thomanerchor ist eine der erfolgreichsten Musikeinrichtungen der Stadt Leipzig. In weit mehr
als 100 Veranstaltungen ziehen die Thomaner jährlich viele Besucher in Leipzig, vor allem in der
Thomaskirche und auf Konzertreisen in aller Welt magnetisch an. Sie künden von einer reichen
Leipziger Chor- und Bildungstradition, in deren Mittelpunkt die musikalische Ausgestaltung der
Gottesdienste in der Thomaskirche sowie die Pflege des Bachschen Werkes stehen. Johann
Sebastian Bachs 27jähriges Leipziger Thomaskantorat gibt dem Thomanerchor und der
Thomaskirche – an authentischer Wirkungsstätte – im Verbund mit dem Bach-Archiv Leipzig ein
Alleinstellungsmerkmal auf dem komplexer werdenden internationalen Musikmarkt, das es
nunmehr mit einem neu zu wählenden Thomaskantor strategisch auszubauen und weiter zu
popularisieren gilt.
Heute steht der Thomanerchor weltweit an der Spitze vielfältiger Spezialensembles unterschiedlicher Musikepochen und kann sich weiterhin erfolgreich gegen die Konkurrenz behaupten. Dies
gilt es im Interesse Leipzigs und der Region mit immer aktualisierten Konzepten im Verbund mit
den Partnern (Thomaskirche, Thomasschule, Anna-Magdalena-Bach-Grundschule, Bach-Archiv,
Gewandhaus, Musikhochschule und der forum thomanum-Schulen GmbH et al.) zu sichern.
Wenngleich sich die Kernaufgaben des Chors in der langen Geschichte kaum verändert haben, so
unterlagen die institutionellen, sozialen und schulpolitischen Rahmenbedingungen immer wieder
neuen Herausforderungen. So ist es heute nicht mehr selbstverständlich, dass musische Bildung
im Vor- und Grundschulbereich im Mittelpunkt stehen. Daher wird es immer komplizierter,
ausreichend gut gebildeten Nachwuchs für den Thomanerchor zu gewinnen. Die meisten
33
Chorknaben verlieren ihre Knabenstimme eher als früher üblich, durch die Akzeleration oft schon
im Alter von 12 Jahren, sodass die Ausbildung noch stärker in die Zeit vor der Aufnahme in den
Thomanerchor (in der Regel mit der 4. Klasse) verlagert werden muss.
Mit dem Konzept „forum thomanum“ im Bildungsbereich wurde eine offensive Antwort auf diese
Herausforderungen gefunden. Das forum thomanum soll die Lebens-, Freizeit- und Probenbedingungen der Thomaner deutlich verbessern, den musikalischen Nachwuchs für den Chor
sichern sowie musikalische Begegnungen und kulturellen Austausch für junge Menschen aus aller
Welt ermöglichen. Dieses international ausgerichtete Bildungszentrum mit unterschiedlichen
Trägerschaften entsteht gegenwärtig. Der damit entstehende Campus gruppiert sich um
Thomanerchor, Thomasschule und Lutherkirche. Er umfasst Kindergarten, städtische (die
Grundschule Anna-Magdalena-Bach) und freie Grundschule, Gymnasium und ein internationales
Begegnungszentrum. Ziel ist die Förderung von musischer Erziehung, Kunst und Kultur, mit dem
Werk und Erbe Bachs im Zentrum.
In originär städtischer Verantwortung wurden durch den im Jahr 2013 abgeschlossenen
umfangreichen und kostenintensiven Um- und Ausbau des Alumnats, die Anmietung der „villa
thomana“ sowie durch die Aufstockung des pädagogischen Personals die Wohn-, Proben-,
Versorgungs- und Freizeitbedingungen der Alumnen (Mitglieder des Thomanerchores) erheblich
verbessert.
Das Bach-Archiv Leipzig, als Stiftung von Bund, Stadt und Land getragen, versteht sich als
musikalisches Kompetenzzentrum am Hauptwirkungsort Johann Sebastian Bachs. Sein Zweck ist,
Leben, Werk und Wirkungsgeschichte des Komponisten und der weit verzweigten Musikerfamilie
Bach zu erforschen, sein Erbe zu bewahren und als Bildungsgut zu vermitteln. Im Bewusstsein der
Bedeutung Bachs erfüllt es im historischen Bosehaus am Thomaskirchhof einen umfassenden und
vielfältigen Auftrag für eine breite internationale Öffentlichkeit. Zugleich leistet es damit einen
Beitrag zur Profilierung der Musikstadt Leipzig, deren kulturelle Identität der Name Bach
maßgeblich prägt. Die wissenschaftliche Arbeit des Bach-Archivs bietet die Grundlage für die
Gestaltung des Bach-Museums und prägt auch das jährliche Bachfest und den zweijährlichen
Bach-Wettbewerb. Das Bach-Archiv ist Mitglied der Konferenz Nationaler Kultureinrichtungen und
gehört zu Deutschlands „Kulturellen Leuchttürmen“. Es zählt laut einer vom Beauftragten der
Bundesregierung für Kultur und Medien erstellten Studie zu den „wichtigsten gesamtstaatlich
bedeutsamen Kultureinrichtungen“ in den neuen Bundesländern.
Nach Umbau und Sanierung des Bosehauses durch die Stadt Leipzig in den Jahren 2008 bis 2010
hat das Bach-Archiv international an Reputation gewonnen. Die Sammlung konnte durch
bedeutende Leihgaben und Schenkungen wie die Sammlung E. Kulukundis (insbes. C. P. E.
Bach / Bach-Söhne), wertvolle Leihgaben der Städtischen Bibliotheken Leipzig aus der
Musikbibliothek Peters oder die Schenkung des originalen Bach-Portraits von E. G. Haußmann
durch Dr. h. c. William H. Scheide prominent erweitert werden.
Auf rund 450 m² Fläche präsentiert das klingende und interaktive Bach-Museum Leben und Wirken
Johann Sebastian Bachs und seiner Familie. Die im Jahr 2010 neu gestaltete und erweiterte
Dauerausstellung und die regelmäßigen Sonderausstellungen ziehen Besucher aus aller Welt an.
Das Bach-Museum bietet ein vielseitiges Angebot an Führungen, Tagen der offenen Tür,
34
museumspädagogischen Programmen und Workshops für Besuchergruppen aller Altersstufen und
Bildungsgrade. Die kulturelle Bildung für Kinder und Jugendliche, langfristige BildungsKooperationen mit Schulen und Horten sowie die Barrierefreiheit bilden dabei einen besonderen
Schwerpunkt.
Das Bachfest Leipzig wird jährlich im Auftrag der Stadt Leipzig organisiert. Es gilt als kultureller
Höhepunkt im Kulturkalender und ist weltweit einzigartig durch die Verbindung der originalen
Spielstätten mit Aufführungen des Thomanerchors und der Präsentation von Archivalien und
Bachiana im Bach-Museum. Es bündelt die musikalisch herausragenden Kräfte der Region und
stellt sie in einen Kontext mit international anerkannten Interpreten. Weit über 75.000 Besucher
zählt das jährliche Festival im Juni. Beim zweijährlichen Internationalen Bach-Wettbewerb Leipzig
werden Nachwuchsmusiker neu entdeckt, die die Interpretation der Werke Bachs in Zukunft
erhalten und weiter entwickeln werden.
3.3. Komponistenhäuser von Felix Mendelssohn Bartholdy bis Robert Schumann
Eine besondere Rolle spielen für die Musikstadt Leipzig die sich in freier Trägerschaft befindenden
oder als Stiftung organisierten Komponistenhäuser: Das Mendelssohn-Haus, das SchumannHaus und die Edvard Grieg-Begegnungsstätte. Weitere Komponisten Leipzigs werden in
Ausstellungen thematisiert, wie Richard Wagner in einer Dauerausstellung in der Alten
Nikolaischule.
Das Mendelssohn-Haus ist das einzige erhaltene Wohngebäude von Felix Mendelssohn
Bartholdy. Es beherbergt heute ein bedeutendes Museum, das das Erbe Mendelssohns
umfassend und differenziert vermittelt. Nach der Neugestaltung des Museums gelingt dies seit
2014 mit modernsten Ausstellungsdesigns und zeitgemäßen interaktiven Kommunikationsformen.
Das Museum beschreibt den Einfluss Felix Mendelssohns auf die europäische Musikgeschichte.
Unter seiner Leitung entwickelte sich das Gewandhausorchester zum erstklassigen Klangkörper,
er gilt als Wiederentdecker Bachs und gründete 1843 das „Conservatorium der Musik“, das erste
Musikkonservatorium Deutschlands. Ein breites Vermittlungsprogramm – von mehrsprachigen
Führungen bis hin zur Internationalen Mendelssohn-Akademie – ist Teil des Museumskonzepts.
Das Mendelssohn-Haus ist heute auch Sitz der Felix Mendelssohn-Bartholdy-Stiftung, zu deren
umfangreichen Aktivitäten auch die Vergabe des Mendelssohn-Preises der Stadt Leipzig gehört.
Im Auftrag der Stadt Leipzig organisiert das Gewandhaus in Kooperation mit der Felix
Mendelssohn-Bartholdy-Stiftung die jährlichen Mendelssohn-Festtage.
Das 1838 im klassizistischen Stil erbaute Schumann-Haus Leipzig war von 1840-1844 erster
gemeinsamer Wohnort von Robert und Clara Schumann. In dieser Zeit entwickelte es sich zu
einem der bedeutendsten kulturellen Zentren Leipzigs und war Begegnungsstätte vieler bekannter
Künstler und Verleger ganz Europas. Robert Schumann pflegte von hier aus ein europaweites
Korrespondentennetzwerk für seine „Neue Zeitschrift für Musik“.
Heute zeugen die renommierten Kammerkonzerte im historischen Musiksalon, die jährlich
stattfindende Schumann-Festwoche, besonders aber die ebenfalls im Schumann-Haus
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beherbergte Freie Grundschule „Clara Schumann“ mit musischem Profil und integrierter
Musikschule für eine lebendige Musik- und Wertevermittlung weit über Leipzigs Grenzen hinaus.
Die ab 2015 begonnen Umbauarbeiten, die durch das Engagement der Europäische Stiftung der
Rahn Dittrich Group ermöglicht werden, sollen das Schumann-Museum erweitern.
Leipzig entwickelte sich im 19. Jahrhundert, nicht zuletzt durch das rege Verlagswesen, zu einer
europäischen Musikmetropole. Zu den bedeutendsten Musikverlagen gehörte C. F. Peters. Das in
seinem ursprünglichen Zustand erhalten gebliebene Wohn- und Geschäftshaus des Verlags C. F.
Peters beherbergt heute die Grieg-Begegnungsstätte. Seit Beginn seines Studiums am Leipziger
Konservatorium war Edvard Grieg eng mit der Stadt verbunden. Er war häufig Gast im
Verlagshaus C. F. Peters. Hier komponierte er u.a. seine Peer Gynt Suite Nr. 1.
Im Verlag C. F. Peters publizierten u.a. Felix Mendelssohn Bartholdy, Johannes Brahms, Franz
Liszt, Richard Wagner und Carl Maria von Weber; hier wurde die erste Gesamtausgabe der
Klavierwerke Johann Sebastian Bachs verlegt. 2013 gelang der Stadt Leipzig mit weiteren
Partnern der Ankauf der herausragenden 1893 gegründeten Musikbibliothek Peters, die
wertvolle Handschriften und Erstausgaben umfasst. Sie hat heute ihr Domizil in den Leipziger
Städtischen Bibliotheken. Der Verlag Edition Peters, seit 2014 wieder mit Hauptsitz in Leipzig,
macht bis heute klassische Musik weltweit zugänglich.
Auf die einzigartige Dichte authentischer Wohn- und Wirkungsstätten international renommierter
Komponisten verweist die 2012 eröffnete und maßgeblich städtisch finanzierte Leipziger
Notenspur, initiiert von der Leipziger Notenspur-Initiative. Die wichtigsten und traditionsreichsten
Originalschauplätze werden durch das öffentlich zugängliche Musik- und Wegleitsystem im
städtischen Raum verbunden und touristisch erschlossen. Leipzigs Musikgeschichte wird so auf
rund 5 Kilometern hörbar. Eine Erweiterung der Notenrouten ist zukünftig in Planung.
Um Touristen aus ganz Europa auf die Musikstadt Leipzig aufmerksam zu machen, hat sich der
Verbund „Leipzigs Musikerbe-Stätten“ im Jahr 2015 unter städtischer Federführung um das
Europäische Kulturerbe-Siegel beworben. Votiert die Kultusministerkonferenz 2016 den Antrag
positiv, kann in einer zweiten Stufe die Bewerbung auf europäischer Ebene folgen.
36
4. Zusammenfassung und Handlungsempfehlungen bis 2020
4.1. Markenzeichen: Kulturelle Vielfalt
1. Kulturelle Vielfalt ist ein unverwechselbares Markenzeichen Leipzigs. Die Stadt bekennt
sich zur Pluralität der kulturellen Ausdrucksformen und erklärt deren Wertschätzung und
Förderung auch zukünftig zu einem der wichtigsten kulturpolitischen Ziele.
2. Experimentierfreudige und innovative Formate, die durch Kooperationen zwischen
etablierten Kultureinrichtungen und der freien Kunst und Kultur entstehen, profilieren
weiterhin Leipzigs Ausstrahlung als lebendige Kulturmetropole und werden befördert.
3. Kulturelle Vielfalt als Markenzeichen zu verstehen, bedeutet zugleich ein Bekenntnis zur
Internationalität und Interkulturalität der Stadt, die in den kommenden Jahren weiter
zunehmen werden. Die vielfältigen Kulturen sollen zukünftig verstärkt sichtbar werden.
4. Kulturelle Vielfalt wird im Kontext einer stadträumlichen Gesamtentwicklung verstanden.
Kulturpolitische Entscheidungen nehmen vor dem Hintergrund des Wachstums der Stadt
die stadträumliche Ansiedlung und ausgewogene Verteilung kultureller Angebote in den
Blick.
5. Die kulturelle Vielfalt der Stadt wird in weiterführenden und vertiefenden Teilkonzepten
ausformuliert: Das Teilkonzept „Soziokultur“ und die „Museumskonzeption 2020“ werden
(separat) fortgeschrieben.
4.2. Vision: Kulturelle Teilhabe in einer wachsenden Stadt
1. An Kunst und Kultur teilzuhaben und die eigene Kultur leben zu dürfen, ist ein zentrales
Recht, zu dem sich die städtische Kulturpolitik ausdrücklich bekennt.
2. Konzepte zur kulturellen Teilhabe und kulturellen Bildung sollen weiterhin eine zentrale
Säule der Kulturinstitutionen und freien Träger bilden; Fragen der Vermittlung sollen bei der
Programm- und Konzeptentwicklung von Anfang an mitgedacht werden.
3. Die Vision, kulturelle Bildung vor allem für junge Menschen in Leipzig zugänglich zu
machen, wurde erfolgreich eingelöst und muss verstetigt werden. Zukünftig kommt es
darauf an, kulturelle Teilhabe verstärkt generationsübergreifend, inklusiv und interkulturell
zu verstehen.
4. Um vor dem Hintergrund des Wachstums der Stadt eine breite kulturelle Teilhabe zu
ermöglichen, werden zukünftig steigende Ressourcen notwendig sein.
5. Das Teilkonzept „Kulturelle Bildung“, das die Überlegungen des vorliegenden
Kulturentwicklungsplans weiter vertieft, wird fortgeschrieben.
4.3. Verpflichtende Tradition und neue Klangkulturen: Musikstadt Leipzig
1. Die Musikstadt Leipzig besitzt eine herausragende Stellung für die internationale
Ausstrahlung der Stadt. Sie soll weiterhin profiliert werden. Es gilt, das Authentische zu
bewahren, ohne es museal zu konservieren.
2. Leipzig besitzt das Potential einer wegweisenden Musikstadt mit Modellcharakter. Dafür
müssen internationale Vernetzungen weiter intensiviert sowie Neukompositionen, Erst- und
Uraufführungen im Repertoire verankert werden. Etablierte Einrichtungen und freie Träger
sind gefordert, mit zukunftsweisenden Formaten die Musikgeschichte Leipzigs immer
37
wieder neu zu interpretieren und zukunftsfähig zu machen
3. Ein mittelfristiges Ziel vieler Akteure der Leipziger Musiklandschaft ist, ein gemeinsames
international hochkarätiges Musikfestival in Leipzig zu etablieren. Dazu finden weiterhin
Abstimmungen statt.
4. Die wichtigsten und traditionsreichsten Musikinstitutionen werden seit 2012 durch das
öffentlich zugängliche Musik- und Wegleitsystem der „Leipziger Notenspur“ vernetzt und
touristisch erschlossen. Die Umsetzung weiterer Teilprojekte der Notenrouten ist
vorgesehen.
5. Um die Musikstadt Leipzig in Europa zu vernetzen und touristisch zu bewerben, haben sich
„Leipzigs Musikerbe-Stätten“ um das Europäische Kulturerbe-Siegel beworben. Votiert die
Kultusministerkonferenz 2016 den Antrag positiv, kann die zweite Stufe einer Bewerbung
auf europäischer Ebene folgen.
Leipzig, Mai 2016
38
KULTURENTWICKLUNGSPLANUNG
Fortschreibung
Entwicklungskonzept
kulturelle Bildung 2016-2020
Inhalt
1.
Vorwort
Begriffsbestimmung und Zielgruppen der kulturellen Bildung
2.
2.1.
2.2.
2.3.
2.4.
2.5.
2.6.
Entwicklungen 2012-2015
Vielfalt der Träger und Angebote
Sozialräumliche Verteilung
Zusammenarbeit mit formalen Bildungsinstitutionen
Ressortübergreifende Zusammenarbeit
Chancengleichheit und Bildungsgerechtigkeit
Öffentliche Wahrnehmung und Finanzierung der kulturellen Bildung
3.
3.1.
3.2.
3.3.
3.5.
3.6.
Fortschreibung der Ziele und Handlungsableitungen
Angebote qualifizieren und Informationswege erschließen
Partizipation ermöglichen und Ergebnisse wertschätzen
Ausgewogene sozialräumliche Verteilung von kulturellen Angeboten
unterstützen
Kooperationsbeziehungen zwischen formalen und non-formalen
Bildungsinstitutionen stärken
Chancengleichheit und Bildungsgerechtigkeit fördern
Öffentliche Wahrnehmung und Wertschätzung der kulturellen Bildung steigern
4.
5.
Arbeitsstrukturen
Leitlinien
3.4.
ANHANG 1: Jour fixe kulturelle Bildung, Fachtage und Fortbildungsveranstaltungen
im Bereich kulturelle Bildung unter Federführung oder in Kooperation mit dem
Kulturamt.
1
Vorwort
Mit dem Beschluss des Stadtrates zum Kulturentwicklungsplan 2008-2015 wurde die
kulturelle Bildung als ein wichtiger Schwerpunkt künftigen politischen Handelns in
Leipzig benannt. Die Kulturverwaltung wurde vom Stadtrat beauftragt, ein
eigenständiges Konzept zur Entwicklung der kulturellen Bildung zu erarbeiten.
Dieses wurde nach Besetzung der Stelle kulturelle Bildung in der Kulturförderung des
Kulturamtes mit den Pädagoginnen und Pädagogen der kommunal geförderten
Kultureinrichtungen erarbeitet und für die Jahre 2012-2015 vorgelegt. Das folgende
Papier versteht sich als Fortschreibung dieses Entwicklungskonzeptes.
Das Themenfeld kulturelle Bildung hat sich in den vergangenen Jahren sowohl auf
der Bundes- als auch auf Landes- und kommunaler Ebene stark weiterentwickelt.
Dank neuer Förderprogramme konnten vielfältige Konzepte ausprobiert und
Angebote aufgebaut werden. Dabei lag der Fokus insbesondere auf der Gewinnung
bisher unterrepräsentierter Gruppen im Kinder- und Jugendbereich. Mit den meisten
Programmen wurde versucht, elternunabhängige Zugänge zu kulturellen Angeboten
zu schaffen und damit die Teilhabemöglichkeiten für alle Kinder und Jugendlichen zu
verbessern. Je nach Förderstelle wurde auf unterschiedliche Herangehensweisen
gesetzt. Das Bundesprogramm „Kultur macht stark“ 1 baut zum Beispiel auf
Bündnisse von mindestens drei lokalen Partnern, die so eine größere Zielgruppe
erreichen können. Das länderübergreifende Programm „KulturAgenten“ 2 der
Kulturstiftung des Bundes und der Mercator Stiftung forciert die Zusammenarbeit von
Schulen und Kultureinrichtungen. Durch die Förderrichtlinie des Sächsischen
Ministeriums für Wissenschaft und Kunst werden in den sächsischen Kulturräumen
Netzwerkstellen unterstützt, die Akteure qualifizieren, miteinander in Kontakt bringen
und Kooperationen ausbauen.3 Parallel zur zunehmenden Anzahl von Projekten stieg
auch die Anzahl der Gremien, die sich der Erforschung des Themenfelds kulturelle
Bildung widmen, einen Qualitätsdiskurs führen und versuchen, das Thema zu
schärfen und langfristige Zielsetzungen zu formulieren. 4
1
BMBF: Kultur macht stark. Bündnisse für Bildung. Es werden von 2014 -2017 insgesamt 230 Mio.
Euro für kulturelle Projekte zur Verfügung gestellt. Eine Verlängerung des Programms wurde bereits
angekündigt. http://www.buendnisse-fuer-bildung.de/
2
Das Programm KulturAgenten fand von 2011-2015 in Kooperation mit Stiftungen in fünf
Bundesländern statt. Seit 2016 wird das Programm von den jeweiligen Ländern weitergeführt.
http://www.kulturagenten-programm.de
3
http://www.medienservice.sachsen.de/medien/news/202058
4
z. B.:
- Gründung des Rates für kulturelle Bildung als unabhängiges Beratungsgremium, das sich
umfassend mit der Lage und der Qualität Kultureller Bildung in Deutschland befasst im Jahr 2012.
Der Rat veröffentlicht jährliche Denkschriften und Analysen, nimmt Stellung zu einschlägigen
Themen und bringt seine fachliche Kompetenz aktiv sowie auf Nachfrage in Beratungen ein.
http://www.rat-kulturelle-bildung.de
- Bockhorst, Reinwand, Zacharias (Hrsg.), Handbuch kulturelle Bildung, kopaed Verlag 2012
2
Das Kulturdezernat der Stadt Leipzig hat die vielfältigen Entwicklungen der kulturelle
Bildung im Jahr 2014 in seinem jährlich ausgerichteten Kulturforum aufgegriffen und
im Leipziger Kontext mit Vertreter/-innen verschiedenster Kulturinstitutionen
diskutiert.5 Dabei wurde die Rolle der kulturellen Bildung in Hinsicht auf die
Herausforderungen der kommenden Jahre thematisiert: die anhaltend hohen
Wachstumsprognosen mit den daraus folgenden Verschiebungen in der
Altersstruktur der Stadt sowie die steigende Anzahl von Menschen mit
Migrationshintergrund und damit einhergehend die Notwendigkeit der Erarbeitung
von transkulturellen Konzepten und neuen inklusiven Ansätzen. Bei der Auswertung
des bis 2015 gültigen Entwicklungskonzeptes kulturelle Bildung mit den
Pädagoginnen und Pädagogen der Kultureinrichtungen wurden weitere
Herausforderungen benannt. Darunter vor allem die notwendige Reaktion auf die
Weiterentwicklung technischer und virtueller Möglichkeiten sowie der weiterhin große
Bedarf mit Kindern und Jugendlichen zu arbeiten, die durch soziale oder emotionale
Belastungen in ihren Möglichkeiten stark eingeschränkt werden.
Die vorliegende Fortschreibung des Entwicklungskonzeptes kulturelle Bildung nimmt
diese gesellschaftlichen Veränderungen zum Anlass die Zielsetzungen aus den
vergangenen Jahren zu überprüfen und neue Akzente zu setzen. Das Konzept
versteht sich als eine dynamische Arbeitsgrundlage für den weiteren Ausbau des
Themenfeldes in den kommunalen und kommunal geförderten Einrichtungen bis zum
Jahr 2020.
1. Begriffsbestimmung und Zielgruppen der kulturellen Bildung
Allgemeine Grundlage bildet nach wie vor die folgende Definition, die gemeinsam mit
den unterschiedlichen Trägern der kulturellen Bildung 2012 erarbeitet und
abgestimmt wurde:
Kulturelle Bildung kann jeden einzelnen Menschen dazu befähigen, Kunst und Kultur
von Grund auf kennen und verstehen zu lernen, zu gestalten und aktiv am Leben
teilzuhaben. Neben der Rezeption steht dabei vor allem die aktive Beteiligung im
Mittelpunkt, die zur Entwicklung von Kreativität und subjektivem Ausdrucksvermögen
führt.
Kulturelle Bildung entsteht durch das Zusammenspiel von Interaktion, Dialog und
Reflexion. Dafür ist eine qualitativ hochwertige Anleitung notwendig, die neben einer
künstlerischen auch eine pädagogische Eignung voraussetzt. Gleichzeitig entfalten
besonders die Formate eine längerfristige Wirkung, die zum selber Tun befähigen
und über den einmaligen Event hinaus gehen.
Verschiedenste Studien belegen, dass die Beschäftigung mit Kunst und Kultur nicht
nur zur ästhetischen Bildung beiträgt, sondern dass sich kulturelle Bildung auf die
Persönlichkeitsbildung des Menschen insgesamt auswirkt. Es geht um Erfahrungen
wie Selbstwirksamkeit, die Schulung von Wahrnehmungsfähigkeiten und die
5
http://www.leipzig.de/freizeit-kultur-und-tourismus/kunst-und-kultur/kulturforum/
3
Beförderung der emotionalen Kompetenz. Der bundesweite Kongress Kinder zum
Olymp, der von der Kulturstiftung der Länder und des Bundes alle zwei Jahre
gemeinsam ausgerichtet wird, stellte bereits 2004 im sog. Leipziger Manifest klar:
„Ästhetische Bildung vermittelt Schlüsselkompetenzen der modernen
Informationsgesellschaft: Kreativität, Teamfähigkeit, Flexibilität, Leistungsbereitschaft
und Toleranz. Trotzdem darf ästhetische Bildung nicht allein an ihrer Verwertbarkeit
gemessen werden, sondern die Erfahrung des Schönen als Bereicherung des
Lebens, die Vermittlung von Freude und Begeisterung im Umgang mit den Künsten
sollten gleichermaßen als unumgänglich für den Einzelnen und die Gesellschaft
erkannt werden.“6
In diesem Sinne ist kulturelle Bildung ein unverzichtbarer Teil allgemeiner Bildung.
Sie formuliert den Anspruch, für jeden erlebbar zu sein, unabhängig vom sozialen,
wirtschaftlichen oder ethnischen Hintergrund. Sie schafft Zugangsmöglichkeiten zu
demokratischen Grundwerten und trägt damit zur konstruktiven Gestaltung des
eigenen Lebens und zur Offenheit gegenüber andern Lebensentwürfen bei.
Kulturelle Bildung ist damit auch ein lebensbegleitender Prozess, der alle
Altersgruppen einschließt. Der in den vergangenen Jahren praktizierte Ansatz,
Kinder und Jugendliche in den Fokus der kulturellen Bildung zu rücken, hat sich
dennoch bewährt. So ist es gelungen, eine Vielfalt von Angeboten für die Zielgruppe
der 3- bis 27-jährigen zu entwickeln und explizit aktivierende und partizipative
Formate für diese zu etablieren. Dieser Schwerpunkt soll weiter beibehalten und
ausgebaut werden, denn Forschung und Erfahrung aus den Projekten stimmen darin
überein, dass durch kulturelle Bildungsprozesse gerade in der Kindheit besonders
große Effekte erzielt werden können.
Gleichzeitig wurde in den vergangenen Jahren aber auch offensichtlich, dass
vermehrt Konzepte entstehen müssen, die sich an eine erweiterte Zielgruppe richten:
Kinder und Jugendliche können nur schwer erreicht werden, wenn ihre Eltern und
Großeltern, Lehrer/-innen und Erzieher/-innen von den Möglichkeiten und der
Wichtigkeit kultureller Bildung nicht überzeugt sind. Eine wachsende Zahl älterer
Menschen hat ebenso Anspruch auf entsprechende Angebote und Formate. Nicht
zuletzt birgt die Veränderung in der Zusammensetzung der Gesellschaft durch den
steigenden Anteil von Menschen mit Migrationshintergrund, die ihre eigenen
Erfahrungen und kulturellen Hintergründe einbringen, wesentliche neue Chancen
und Herausforderungen.
Viele Träger haben daher damit begonnen, weiterführende inklusive, inter- oder
transkulturelle und generationsübergreifende Formate zu entwickeln bzw.
beschreiten neue Wege, um auch Menschen im Erwachsenenalter zu erreichen und
zu ermutigen, an kulturellen Angeboten teilzunehmen. Hier soll in Zukunft ein
weiterer Schwerpunkt gelegt werden.
6
Kinder zum Olymp! Zur Notwendigkeit ästhetischer Bildung von Kindern und Jugendlichen, Kongress
29./30. Juni 2004, Leipzig, Leipziger Manifest.
4
2. Entwicklungen 2012-2015
Das folgende Kapitel umreißt die wichtigsten Entwicklungen im Bereich kulturelle
Bildung in Leipzig in den vergangenen vier Jahren. Gleichzeitig werden die
Herausforderungen benannt, die zum jetzigen Zeitpunkt absehbar sind und in den
kommenden Jahren im Fokus stehen werden. Die daraus abgeleiteten mittelfristigen
Zielstellungen werden im anschließenden Kapitel mit konkreten Maßnahmen und
Handlungsempfehlungen untersetzt.
2.1. Vielfalt der Träger und Angebote
Leipzig verfügt über ein vielfältiges Angebotsspektrum zur kulturellen Bildung, das
sich über die letzten vier Jahre weiter qualifiziert und verstetigt hat. Dieses wird
getragen von Vereinen und gemeinnützigen GmbH, Körperschaften öffentlichen
Rechts und gewerblichen Anbietern. Das Angebotsspektrum reicht dabei von
Theater- und Musikaufführungen über Museumspädagogik und Kunstvermittlung,
Leseförderung, Fortbildungsangebote und Workshops bis hin zu Kulturangeboten,
die von Kindern und Jugendlichen sowie von Erwachsenen selbständig organisiert
und umgesetzt werden. Ergänzt werden diese Formate durch eine Reihe von
Wettbewerben und Festivals.
Die überwiegende Mehrzahl der städtischen und städtisch geförderten Institutionen
haben zu ihren Aufführungen und Ausstellungen, Konzerten und Lesungen ein
kulturelles Bildungsangebot entwickelt. Hierzu gehören die städtischen Museen 7, die
Galerie für Zeitgenössische Kunst, das Bach-Museum, die Leipziger Städtischen
Bibliotheken, die kulturellen Eigenbetriebe und GmbHs der Stadt Leipzig 8 und freie
Träger in den unterschiedlichen Kunstsparten. Zusätzlich gibt es Institutionen, die
sich bereits aufgrund ihres Auftrages fast ausschließlich mit Bildung und Vermittlung
beschäftigen, wie die Volkshochschule (VHS) und die Musikschule „Johann
Sebastian Bach“. Dieses Angebot wird ergänzt von einer Vielzahl freier Träger, die
sich entweder innerhalb einer Kunstsparte der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen
widmen wie das Theatrium des großstadtKINDER e. V., das Leipziger Tanztheater,
die Buchkinder und das Unikatum Kindermuseum oder die per Definition einen
Schwerpunkt ihrer Arbeit auf niedrigschwellige Beteiligungsprojekte gelegt haben und
Angebote in verschiedenen Kunstsparten, politischer Bildung etc. vorhalten wie die
soziokulturellen Zentren (→ vgl. Entwicklungskonzept Soziokultur).
Deutliche Entwicklungen gab es in den vergangenen Jahren in der Steigerung der
Qualität der bestehenden Angebote. Gemeinsam mit den Pädagogen der städtischen
Kultureinrichtungen und freien Träger wurden Qualitätskriterien erarbeitet und auf
leipzig.de veröffentlicht.9
7
8
Museum der bildenden Künste, Stadtgeschichtliches Museum, GRASSI Museum für Angewandte
Kunst, Naturkundemuseum Leipzig
Oper Leipzig, Schauspiel Leipzig, Theater der Jungen Welt, Gewandhaus zu Leipzig, Leipziger
DOK-Filmwochen GmbH, Zoo Leipzig GmbH,
5
Fast alle Einrichtungen haben in den vergangenen Jahren Konzepte entwickelt, die
es ermöglichen, auch Erwachsene in ihre kulturelle Bildungsarbeit mit einzubinden,
sei es als Praktikant/-innen, als Ehrenamtler/-innen oder als Teilnehmer/-innen an
Workshops und weiteren Angeboten. Auch für andere Zielgruppen wurden spezielle
Angebote erstellt: zum Beispiel für Menschen mit Beeinträchtigungen oder auch für
Kinder und Erwachsene mit Migrationshintergrund oder Fluchterfahrung.
Während generationsübergreifende Konzepte langsam zunehmen, wird es in den
kommenden Jahren eine große Herausforderung bleiben, inklusiv zu arbeiten und
damit Angebote zu konzipieren, in denen die Trennung in verschiedene Zielgruppen
aufgehoben und die bisher gewonnenen Erfahrungen vielmehr dazu genutzt werden,
verbindende Elemente hervorzuheben. Kulturelle Bildung hat hier ein besonderes
Potenzial, das es zu entwickeln und auszubauen gilt. (→ Kapitel 3.5)
Mit einer wachsenden Zielgruppe, die nicht oder nur zu einem sehr kleinen Teil über
Einrichtungen der formalen Bildung wie Schulen oder Kitas zu erreichen ist, steigt
außerdem erneut der Bedarf nach einem angemessenen Überblick über das
vorhandene Angebot. Zurzeit können sich Privatpersonen im Internet nur über die
Suche auf den Seiten einzelner Institutionen oder über käuflich erwerbbare Medien
wie die LVZ oder den Kreuzer informieren. (→ Kapitel 3.1)
2.2. Sozialräumliche Verteilung
Die Zugänglichkeit von Angeboten der kulturellen Bildung steht besonders für Kinder
und Jugendliche in einem engen Zusammenhang mit der sozialräumlichen
Verortung. Die Mobilität dieser Zielgruppe ist abhängig von Begleitpersonen und
öffentlichen Verkehrsverbindungen und steht im direkten Zusammenhang mit dem
Bildungshintergrund der Eltern. Neu hinzu gekommen ist die Gruppe der Personen,
die in einer Flüchtlingsunterkunft lebt. Auch hier zeigt die Erfahrung, dass lange
Wege die Teilnahme an kulturellen Projekten verhindern. Eine sozialräumlich
ausgewogene Verteilung der Angebote ist daher besonders wichtig, um dem
Anspruch gerecht werden zu können, durch kulturelle Bildung gesellschaftliche
Teilhabe zu fördern.
In der Leipziger Kultur ist es vor allem im Bereich der städtischen Bibliotheken
gelungen, eine ausgewogene sozialräumliche Verteilung zu erreichen. Auch die
Volkshochschule und die Musikschule „Johann Sebastian Bach“ bieten Kurse und
Unterrichtsstunden an mehreren Standorten an. Die Ballung von soziokulturellen
Zentren und freien Trägern im Süden der Stadt ist historisch begründet. Hier kann
nur auf lange Sicht auf Veränderungen hingearbeitet werden.(→ Kapitel 3.3. und
Entwicklungskonzept Soziokultur).
In den vergangenen vier Jahren wurden verschiedene Maßnahmen ergriffen, um
einerseits eine bessere Verteilung von Angeboten in die unterschiedlichen
9
http://www.leipzig.de/freizeit-kultur-und-tourismus/kunst-und-kultur/kinder-undjugendkultur/kulturelle-bildung/
6
Stadtbezirke zu ermöglichen und andererseits die vorhandenen Träger und Angebote
besser zu vernetzen. Letzteres konnte zum Teil durch die Aufteilung der Stadt in sog.
Planungsräume umgesetzt werden, in denen ein Mitarbeiter/eine Mitarbeiterin des
Amtes für Jugend, Familie und Bildung (AfJFB) als Planungsraumkoordinator/-in
gemeinsam mit einem Träger mit Managementfunktion für den Ausbau von
Netzwerken sorgt. Im Fokus stehen allerdings Aufgaben der Jugendhilfe, kulturelle
Angebote konnten in diese Strukturen nur teilweise eingebunden werden. Eine
Planungsraumkoordinatorin wurde mit dem speziellen Fokus kulturelle Bildung
betraut. Hier erfolgt eine enge Abstimmung mit dem Kulturamt. Das Mitdenken
kultureller Strukturen in den Planungsräumen ist jedoch noch ausbaufähig und sollte
in Zukunft noch mehr Gewicht bekommen. (→ Kapitel 4)
Vereine und Institutionen der kulturellen Bildung haben ihrerseits erste Formate
entwickelt, um auch in unterversorgten Stadtteilen präsent zu sein. So konnten
mehrere soziokulturelle Zentren über Bundesmittel kleine Satelliten in anderen
Stadtteilen aufbauen und das know how und die Arbeitsansätze ihrer jeweiligen
Einrichtung auf diese neuen Orte übertragen. Beispiele sind unter anderem der
Frauenkultur e. V. aus dem Leipziger Süden, der im Leipziger Osten den
Mädchentreff MIO mit Angeboten der kulturellen und politischen Bildung
insbesondere für Mädchen und Frauen mit Migrationshintergrund erfolgreich etabliert
hat oder der Haus Steinstraße e. V., ebenfalls aus dem Leipziger Süden, der im
Leipziger Westen gemeinsam mit einer Schule die Zusammenarbeit mit Kindern aus
DaZ-Klassen erprobt.
Über die Fördermittel des Kulturamtes wurden zudem aufsuchende Angebote
unterstützt und ausgebaut, wie z. B. die Dropper Box des Kulturbahnhof e. V., der mit
einer mobilen Ausstellung und dazugehörigen Workshops zu Jugendeinrichtungen
kommt, die aufgrund ihrer Lage eher selten Angebote im Zentrum der Stadt
wahrnehmen können.
2.3. Zusammenarbeit mit formalen Bildungsinstitutionen
Die regelmäßige Zusammenarbeit mit formalen Bildungsinstitutionen war und bleibt
ein großes Ziel der kulturellen Einrichtungen in Leipzig. Angebote der kulturellen
Bildung ergänzen nicht nur feststehende Lehrplaninhalte, sie tragen auch dazu bei,
den Gruppenzusammenhalt und besondere Begabungen zu fördern sowie die
Schülerinnen und Schüler zu stärken, die mit dem formalen Bildungssystem nicht
oder nicht so gut zurechtkommen.
In Leipzig wurde in den vergangenen Jahren auf mehreren Ebenen am Ausbau
dieser Zusammenarbeit gearbeitet. Mit Unterstützung des Projektes Lernen vor Ort
und der Sächsischen Bildungsagentur wurde bereits 2012 der Ordner “kulturelle
Bildung in Leipzig“ ins Leben gerufen, der einen Überblick über alle öffentlich
geförderten Kulturangebote gibt und auf mehreren Wegen eine Suche nach
passenden Trägern ermöglicht. Der Ordner wurde allen Schulen, Horten und Kitas in
städtischer Trägerschaft kostenfrei zur Verfügung gestellt. Bereits nach einem Jahr
7
Nutzung konnte ein sehr positives Feedback eingeholt werden. Seitdem wurde der
Ordner bereits zweimal aktualisiert und steht auf leipzig.de auch als digitale Version
zur Verfügung. Eine Onlinesuche nach aktuellen Angeboten ist darüber aber nach
wie vor nicht möglich. (→ Kapitel 3.1)
Für die Kindertagesstätten wurde im Jahr 2014 ein Stempelbuch entwickelt, das
Vorschulkinder in ihrem letzten Kindergartenjahr begleitet. Fotos regen die Kinder
dazu an, bei der Wahl der Angebote mitzuentscheiden. Die Erzieher/-innen erhalten
weiterführende Informationen zu den beteiligten Einrichtungen und zum Planen ihres
Kulturbesuchs. Bei jedem Besuch einer Kultureinrichtung können sich Kinder und
Erzieher anschließend einen Stempel abholen. Nach einem Auswertungstreffen im
Juli 2015 wurde das Projekt verlängert und soll zukünftig in Fachtage und
Fortbildungen zum Thema eingebettet werden. (→ Kapitel 3.4)
In Zusammenarbeit mit der Bildungsagentur Regionalstelle Leipzig und dem Amt für
Jugend, Familie und Bildung konnten in den vergangenen Jahren weitere Fachtage
und Fortbildungsveranstaltungen durchgeführt werden, die sich sowohl an Lehrer/innen und Erzieher/-innen als auch an Vertreter/-innen von Kultureinrichtungen
richteten. Diese Angebote mit einer Zielgruppe, die sich aus unterschiedlichsten
Bildungseinrichtungen zusammensetzt, haben sich neben dem Jour fixe kulturelle
Bildung10 durchweg als wichtige Weiterbildungs-, Austausch- und
Vernetzungsformate bewährt. (ANLAGE 1)
Auf der strukturellen Ebene sind in den vergangenen Jahren keine großen
Veränderungen zu verzeichnen, so dass Kooperationen zwischen formalen
Bildungsträgern und Kultureinrichtungen weiter vor allem vom persönlichen
Engagement der beteiligten Pädagog/-innen und Künstler/-innen abhängig sind.
Diese Situation ist für alle Beteiligten unbefriedigend und geht insbesondere zu
Lasten von Kindern und Jugendlichen, die nicht von ihren Eltern beim Aufsuchen
passender Angebote unterstützt werden. Abhilfe kann hier nur durch eine klare
Positionierung auf Landesebene, etwa im Landeskonzept kulturelle Bildung erreicht
werden.
Beispiele aus anderen Städten zeigen, dass sich die Zusammenarbeit mit den
Kindertagesstätten einfacher gestaltet. Der Bildungsplan bietet hier eine gute Basis
10
Der sog. Jour fixe kulturelle Bildung wurde bereits 2007 durch den damaligen Kulturbürgermeister
Dr. Giradet gegründet und bis Ende 2010 durch die Museumspädagogin des Stadtgeschichtlichen
Museums, Frau Schaar, geleitet und von Frau Prof. Dr. Weiss der HTWK moderiert. 2011
übernahm das Kulturamt die inhaltliche Vorbereitung und Moderation. Der Jour fixe diente
zunächst der gegenseitigen Vorstellung unterschiedlicher pädagogischer Ansätze und Methoden in
den städtischen Einrichtungen und sollte vor allem zur Vernetzung der Einrichtungen untereinander
beitragen. Seit 2012 widmet er sich 6- 7 Mal im Jahr gemeinsam festgelegten Schwerpunktthemen.
Hierzu werden zum Teil Gäste und Referenten eingeladen. Dem Jour fixe gehören die Pädagogen
der städtischen Kultureinrichtungen und Eigenbetriebe und zwei Vertreter/-innen der Soziokultur
sowie Pädagog/-innen der in der kulturellen Bildung vom Kulturamt institutionell geförderten Träger
an. Das Amt für Jugend, Familie und Bildung ist mit der für kulturelle Bildung zuständigen
Planungsraumkoordinatorin und einer Vertreterin der Abteilung Bildung vertreten. Daneben können
je nach Themenstellung auch weitere freie Träger teilnehmen. Seit 2016 ist das Referat für
Migration und Integration regelmäßig einbezogen.
8
für längerfristige Kooperationen ohne Zeit- und Notendruck. Bedarf besteht bei den
Kulturanbietern vor allem in der Entwicklung von Projekten und Methoden für die
Zielgruppe der Drei- bis Sechsjährigen. (→ Kapitel 3.4)
2.4. Ressortübergreifende Zusammenarbeit
Im Schlussbericht der Enquete-Kommission des Deutschen Bundestages »Kultur in
Deutschland« vom Dezember 2007 heißt es u. a. zum besonders gewichteten
Thema kulturelle Bildung:
„Da kulturelle Bildung im Wechselspiel von schulischen, kulturellen und
jugendbildenden Einrichtungen wahrgenommen wird, sind die unterschiedlichen
Handlungsfelder Schule, Bildung, Jugend und Kultur angesprochen. Alle Bereiche
stehen in einer Verantwortungsgemeinschaft für ein integrales Gesamtangebot
kultureller Bildung. Die Sicherung der Infrastruktur ist daher als eine
Gemeinschaftsaufgabe zu verstehen, in die die jeweiligen Beteiligten und politisch
Verantwortlichen ihre spezifischen Kompetenzen und Ressourcen einbringen
sollten.“
Die Querschnittsaufgabe kulturelle Bildung fällt auch in Leipzig in verschiedene
Zuständigkeitsbereiche, allen voran die Kernbereiche der Kulturförderung und der
Jugendhilfe. Hier existiert eine Förderpraxis für entsprechend engagierte freie Träger
im Bereich der Soziokultur und der kulturellen Bildung. Es handelt sich dabei oft um
die gleichen Antragsteller. Die gegenseitige Abstimmung zwischen den beiden
Ämtern findet regelmäßig statt, zum einen über die Förderung, zum anderen aber
auch über den „Jour fixe kulturelle Bildung“ des Kulturamtes und den „Arbeitskreis
Kinder- und Jugendkulturarbeit“ des Amtes für Jugend, Familie und Bildung.
Im Rahmen der internen Umstrukturierungen des Jugendamtes und des
Schulverwaltungsamtes zum Amt für Jugend, Familie und Bildung (AfJFB) sind für
die kulturelle Bildung auch noch inhaltliche Anknüpfungspunkte in der Abteilung
Bildung des AfJFB insbesondere in Hinsicht auf gemeinsame Fachtage und die
Themen Jugendbeteiligung, Teilhabe und demokratische Bildung entstanden.
Durch die unter 2.3. bereits genannten Ganztagsangebote werden Projekte
kultureller Bildung auch über die Förderrichtlinie Ganztagsangebote des Sächsischen
Ministeriums für Kultus gefördert. Zuständig ist an dieser Stelle die Sächsische
Bildungsagentur, Regionalstelle Leipzig (SBA L). Hier existiert seit Oktober 2013 eine
Kooperationsvereinbarung in der jährlich neue Schwerpunkte der Zusammenarbeit
zwischen der Stadt Leipzig und der SBA L festgelegt werden.
Zusätzlich können mit dem 2011 verabschiedeten Bildungspakt über das Sozialamt
Mittel für Angebote für finanziell benachteiligte Kinder und Jugendliche abgerufen
werden. In Zukunft wird es hier und mit dem Referat für Migration und Integration
weitere Überschneidungen in Hinblick auf generationsübergreifend Projekte,
Angebote mit und für Senioren und Menschen mit Migrationshintergrund geben.
9
Die Zusammenarbeit der verschiedenen Akteure konnte in den vergangenen Jahren
vertieft und gefestigt werden, zunächst vor allem durch bilaterale Vereinbarungen.
2.5. Chancengleichheit und Bildungsgerechtigkeit
Chancengleichheit und Bildungsgerechtigkeit im Kontext kultureller Bildung können
auf mehreren Wegen erreicht werden. Zum einen geht es dabei um den Ausschluss
finanzieller Barrieren, die dazu führen könnten, das einzelne Teilnehmer/-innen nicht
in der Lage sind, sich an einem Angebot zu beteiligen. Zum anderen geht es um die
Schaffung persönlicher Zugänge und den Aufbau von Vertrauen und
Regelmäßigkeiten. Hierfür sind Methoden und Konzepte notwendig, die nach der
Erfahrung der letzten Jahre neben einer besonderen pädagogischen Eignung einen
hohen Betreuungsschlüssel erfordern. Gleichzeitig muss in diesem Zusammenhang
der öffentliche Auftrag der Kulturinstitutionen immer wieder hinterfragt und ggf. an die
gesellschaftlichen Veränderungen angepasst werden.
Erste Schritte zur Chancengleichheit und Bildungsgerechtigkeit wurden über die
Gewährung eines freien Eintritts für Jugendliche bis zum vollendeten 19. Lebensjahr
in alle städtische Museen und die Befreiung von Nutzergebühren für Jugendliche bis
zum selben Alter in den städtischen Bibliotheken in die Wege geleitet (DSV/2601).
Die Museumsnacht übernimmt die Entgeltfreiheit in dieser Altersstruktur 2016
erstmals in ihr Ticketsystem (DS-01887).
Auch für die spezielle Gruppe der Geflüchteten werden von unterschiedlichen
Trägern in Zusammenhang mit bestimmten Veranstaltungen rabattierte Karten oder
sogar kostenfreie Angebote unterbreitet. Die KulturLeben Leipzig & Region 11
vermittelt zudem an Menschen mit geringem Einkommen kostenfreie Tickets, die von
Kultureinrichtungen zur Verfügung gestellt werden. Auf leipzig.de wird ein Überblick
zu Eintrittsfreiheit bzw. eintrittsfreien Tagen bei den Leipziger Museen ermöglicht.
Über den Ferienpass des Amts für Jugend, Familie und Bildung können Angebote
der kulturellen Bildung in den Ferien kostenlos oder vergünstigt in Anspruch
genommen werden, viele Institutionen bieten zusätzlich außerhalb der Ferien
Vergünstigungen für Leipzig-Pass-Inhaber/innen an. Auch das Teilhabepaket der
Bundesregierung trägt zu einer Entlastung betroffener Familien bei. Dennoch ist die
Finanzierung nur ein Schritt auf dem Weg zu mehr Chancengleichheit, dem weitere
folgen müssen.
Erfolge lassen sich bisher besonders in Projekten verzeichnen, in denen sich
mehrere Träger mit unterschiedlichen Zielgruppen zusammengeschlossen haben.
Kooperationen zwischen freien Trägern und großen städtischen Einrichtungen haben
sich in diesem Zusammenhang besonders bewährt. Diesen Ansatz hat das
Bundesministerium für Bildung und Forschung auch zur Grundlage des
bundesweiten Programms „Kultur macht stark. Bündnisse für Bildung“ gemacht.
Verbünde aus drei Bildungspartnern können sich für die Förderung eines kulturellen
11
http://kulturleben-leipzig.de/
10
Projektes für benachteiligte Kinder und Jugendliche bewerben und profitieren von
insgesamt 230 Mio. Euro, die das Ministerium bis 2017 zur Verfügung stellt. Eine
Verlängerung wurde bereits in Aussicht gestellt. Allein in der Stadt Leipzig haben bis
zum ersten Quartal 2015 über 40 Projekte und Maßnahmen in einem Umfang von
über einer Million Euro stattgefunden. Die Landesvereinigung kulturelle
Jugendbildung Sachsen und das Kulturamt haben sich auf bisher zwei Fachtagen
darum bemüht, die Akteure des Programms zu vernetzen und einen Austausch zu
den bisherigen Projekten anzuregen. Es wird sich zeigen, ob die Erfahrungen des
Programms, das ausschließlich auf Honorarkräfte baut, in die Strukturen der
städtischen Einrichtungen einfließen und dort nachhaltig verankert werden können.
Zusammenfassend ist hier festzustellen, dass es neben Leuchtturmprojekten und
niedrigen Gebühren insbesondere um eine Transformation der Einrichtungen selber
gehen muss. Parallel zu einer sich immer schneller verändernden Gesellschaft in
Hinsicht auf ihre Altersstruktur, ihre kulturelle Diversität und die zunehmende
Technologisierung des Alltags muss auch das Selbstverständnis der kulturellen
Institutionen immer wieder neu hinterfragt und ausgehandelt werden. Anpassungen,
die sich allein auf Methoden und Konzepte der Vermittlung beziehen, um traditionelle
Inhalte der jeweiligen Einrichtung neuen Zielgruppen zu erklären, werden auf lange
Sicht nicht ausreichen. (→ Kapitel 3.6)
2.6 Öffentliche Wahrnehmung und Finanzierung der kulturellen Bildung
Das Thema kulturelle Bildung hat in den letzten Jahren sowohl auf der Bundes- und
Landesebene als auch in kommunalen Zusammenhängen weiter an Bedeutung
gewonnen. An den städtischen Kultureinrichtungen und Eigenbetrieben wurden neue
Stellen für Pädagog/-innen geschaffen bzw. Stellenanteile aufgestockt. Parallel
wurden neue Formate der Vermittlung getestet und zum Teil auch verstetigt.
Angebote für Schulen wurden ausgebaut. Besonders auf den Lehrplan abgestimmte
Führungen oder Vorstellungsbesuche werden gerne wahrgenommen und sind zum
Teil bereits nach kurzer Zeit ausgebucht. So müssen nach wie vor Anfragen aus
Kapazitätsgründen abgesagt werden, wie etwa beim Museum der bildenden Künste,
dem GRASSI Museum für Angewandte Kunst oder den Schulkonzerten der
Musikschule „Johann Sebastian Bach“.
Der für 2013 prognostizierte Personaleinschnitt und die damit verbundenen
Befürchtungen insbesondere der freien Träger ist in den meisten Fällen nicht
eingetreten. Durch Veränderungen in der Bundesgesetzgebung fielen zwar bis Ende
2012 durch das Arbeitsamt geförderte Stellen (AGH Entgeltvariante) ersatzlos weg,
sie konnten aber teilweise über die Aufstockung der institutionellen Förderung durch
das Kulturamt aufgefangen werden. Zudem ergriffen viele Träger interne
Umstrukturierungsmaßnahmen und nutzten den Umbruch zum Aufbau langfristig
erheblich belastbarerer Strukturen. Der Umfang der Angebote konnte dadurch nur
bedingt wachsen, dafür hat sich die Qualität deutlich erhöht, da nicht immer wieder
neue Personen eingeführt und angeleitet werden müssen. Zum Teil gibt es lange
11
Wartelisten, zum Beispiel beim Leipziger Tanztheater oder den Buchkindern.
Teilweise werden Angebote nicht mehr beworben, da sie bereits ausgelastet sind.
Die öffentliche Wahrnehmung und Wertschätzung der Angebote hat sich leider
dennoch zu wenig geändert. Es ist weiterhin zu beobachten, dass Projekte der
kulturellen Bildung vor allem im Kontext der formalen Bildung von Eltern, Lehrern und
Erziehern als „Sahnehäubchen“ und „Spaßfaktor“ betrachtet werden. Formale und
non-formale Bildungsangebote werden nach wie vor zu wenig als Möglichkeiten
wahrgenommen, die gleichwertig nebeneinander stehen und sich gegenseitig
ergänzen, da sie unterschiedliche Kompetenzen auf unterschiedlichen Wegen
fördern. Sobald es zu zeitlichen Engpässen kommt wird in der Regel die
Entscheidung für Angebote oder Aufgaben aus dem Bereich der formalen Bildung
gefällt. Dies setzt sich auch nach der Schule fort, denn Hausaufgaben haben in den
allermeisten Familien absolute Priorität.
Der Stellenwert kultureller Bildung spiegelt sich auch in der derzeitigen strukturellen
Aufstellung der meisten städtischen Kultureinrichtungen. Die Pädagoginnen und
Pädagogen sind in vielen Fällen dem Bereich Öffentlichkeitsarbeit unterstellt und
agieren als solche im Auftrag der Publikumsgewinnung und Vermittlung der
bestehenden Inhalte. (→ Kapitel 3.6)
3. Fortschreibung der Ziele und Handlungsableitungen
Grundlegende Ziele
Im Kulturentwicklungsplan 2016-2020 bekennt sich die Stadt Leipzig zu ihrer Vision
der Teilhabe unterschiedlichster Bevölkerungsgruppen an Kunst und Kultur in einer
wachsenden Stadt. Über die kulturelle Bildung für Kinder und Jugendliche, die weiter
verstetigt werden soll, trägt der Kulturentwicklungsplan den gesellschaftlichen
Veränderungen Rechnung, die bereits zu einer Heterogenisierung und
Internationalisierung geführt haben und in Zukunft vermehrt führen werden. Ein
neuer Schwerpunkt soll daher auf Konzepte gelegt werden, die dazu beitragen, eine
„differenzierte und zugleich inklusive, generationsübergreifende und transkulturelle
Teilhabe“ zu entwickeln. Dafür muss die bereits bestehende kulturelle Infrastruktur
gesichert und qualitativ ausgebaut werden. Bei der steigenden Anzahl von
Einwohnern wird sich auch die Anzahl der Angebote erhöhen müssen.
Dies betrifft alle künstlerischen Sparten sowie spartenübergreifende und
interdisziplinäre Vorhaben. Voraussetzung bleibt eine professionelle
künstlerisch/pädagogische Anleitung sowohl bei spezialisierten kunst- und
kulturpädagogischen Workshops als auch bei niedrigschwelligen Angeboten. Die
Leitziele des Entwicklungskonzeptes kulturelle Bildung 2012-2015 haben in der
Mehrzahl weiterhin Bestand. Erfolgreiche Maßnahmen werden weitergeführt und im
folgenden Kapitel noch einmal erläutert. Aufgrund der veränderten gesellschaftlichen
Bedingungen werden weitere Maßnahmen benannt. Zum Teil können diese aber
auch erst im Laufe der kommenden fünf Jahre entstehen, um so auf aktuelle
12
Herausforderungen adäquat reagieren zu können, die heute noch nicht absehbar
sind.
3.1. Angebote qualifizieren und Informationswege erschließen
Herausforderung:
Die Vielfalt der Träger und Angebote ist ein besonderes Markenzeichen Leipzigs.
Bereits 2012 wurde jedoch in einer Bestandsanalyse festgestellt, dass ein Überblick
fehlt, der es den Nutzern erleichtert, das passende Angebot für sich zu finden. Um
hier Abhilfe zu schaffen wurden für Schulen, Horte und Kindertageseinrichtungen der
bereits erwähnte Ordner kulturelle Bildung in Leipzig erstellt und kostenfrei verteilt
sowie regelmäßig aktualisiert. Das Stempelbuch für Kindertagesstätten, das 2014
erarbeitet wurde, bietet weitere Orientierungsmöglichkeiten speziell für
Vorschulkinder und ihre Erzieher/-innen. (→ Kapitel 2.3). Die technischen
Möglichkeiten einer Onlinesuche, die auch einen Überblick über aktuelle Projekte
und Angebote bieten könnte, kann mit beiden Medien jedoch nicht geboten werden.
Privatpersonen können auf die Printprodukte nur sehr bedingt zurückgreifen. Zudem
ist die Aktualisierung sehr aufwendig.
Die Angebote vieler Institutionen haben sich in den letzten Jahren erheblich
qualifiziert und ausdifferenziert. Angesprochen werden Zielgruppen, die bisher nicht
oder nur sehr schlecht erreicht wurden. Der dabei gesammelte Erfahrungsschatz
sollte dazu genutzt werden, in einem nächsten Schritt daraus inklusive Konzepte zu
entwickeln, die einer weiteren Zuschreibung von Gruppenzugehörigkeiten
entgegenwirken und kulturelle Bildung vielmehr dazu nutzt, Gemeinsamkeiten in den
Mittelpunkt zu rücken.
Ziele:
Der Überblick über Angebote kultureller Bildung wird weiter verbessert und
schließt Zielgruppen außerhalb der formalen Bildungsinstitutionen mit ein
Der Qualitätsdiskurs wird weiter geführt
Die Kultureinrichtungen entwickeln sich zu inklusiven Orten
Handlungsableitungen:
Der Ordner kulturelle Bildung in Leipzig und das Stempelbuch für
Kindertagesstätten werden weiterhin regelmäßig aktualisiert.
Die Stadt Leipzig prüft einen Einstieg in die bereits erprobte Website „Musenkuss“
der Stadt Düsseldorf, die eine ausdifferenzierte Suche nach entsprechenden
Angeboten der kulturellen Bildung ermöglicht. 12
12
Siehe: http://www.musenkuss-duesseldorf.de/, Städte wie München, Köln und Dresden haben sich
der Datenbank bereits angeschlossen und ermöglichen so einen städteübergreifenden
Qualitätsdiskurs und die regelmäßige Weiterentwicklung der Website.
13
Die Kultureinrichtungen erarbeiten und erproben generationsübergreifende und
inklusive Konzepte. Bei der Vergabe von Fördermitteln durch das Kulturamt an
freie Träger werden diese Ansätze verstärkt berücksichtigt.
3.2 Partizipation ermöglichen und Ergebnisse wertschätzen
Obwohl sich in Bezug auf die Beteiligung von Teilnehmern an der Konzeption und
Durchführung von Angeboten insbesondere bei den Pädagoginnen und Pädagogen
ein Bewusstseinswandel vollzieht, gibt es an dieser Stelle weiterhin
Handlungsbedarf. Kulturelle Angebote werden oft für eine bestimmte Gruppe, nach
wie vor aber selten mit dieser gemeinsam entwickelt. Weitaus öfter haben die
Teilnehmer die Möglichkeit, in der Ausgestaltungsphase eines speziellen Projektes
ihre Meinungen und Erfahrungen einzubringen. Insbesondere der Zielgruppe der
Kinder und Jugendlichen werden jedoch Mitsprache in der Vorbereitung und
Ausgestaltung von Projekten noch immer viel zu selten zugetraut. Dabei gibt es
inzwischen ausreichend Belege dafür, dass die Motivation der Teilnehmer, ihr
Interesse und ihre Wertschätzung für das Ergebnis erheblich steigen, wenn ihre
Meinung gleichwertig in das Projekt einfließen kann. Zudem bestehen weitaus mehr
Möglichkeiten, mit heterogenen Gruppen inklusiv zu arbeiten, wenn Beteiligung von
Anfang an eine Rolle spielt.
Für die gleichberechtigte Einbeziehung aller Teilnehmer in kulturelle Projekte braucht
es jedoch neben geeigneten Methoden vor allem ein ausreichend großes Zeitfenster
und die Bereitschaft, das Ergebnis in einem angemessen Rahmen zu präsentieren.
Nur längerfristige Projekte können wirklich partizipativ und teilnehmerorientiert
arbeiten. Sie haben das Potenzial mit den bestehenden kulturellen Angeboten in
einen Dialog zu treten und können dazu beitragen, Kultureinrichtungen konstruktiv zu
verändern. Viele Einrichtungen setzen jedoch nach wie vor ausschließlich auf zeitlich
begrenzte, einmalige Angebote, da diese eine große Anzahl an Personen erreichen,
die sich statistisch besser darstellen lassen. Die Nachhaltigkeit solcher Angebote
wird von unterschiedlichen Studien allerdings kritisch hinterfragt. 13
Im Jahr 2014 wurde u. a. zur Unterstützung des Aufbaus des ersten Leipziger
Jugendparlaments eine Steuerungsgruppe Jugendbeteiligung ins Leben gerufen und
2015 vom AfJFB ein Konzept zur Kinder- und Jugendbeteiligung vorgelegt. Das
Kinderbüro hat in diesem Zusammenhang eine Handreichung zur Beteiligung von
Kindern und Jugendlichen bei Schulbaumaßnahmen erarbeitet. Ähnliches Material
wäre auch für den kulturellen Bereich wünschenswert, da damit eine stärkere
Wahrnehmung der Potenziale in diesem Bereich gelingen würde.
Ziele:
Teilnehmerinnen und Teilnehmer werden verstärkt in die Planung und inhaltliche
Ausgestaltung von Projekten einbezogen. Hierfür wird an allen städtischen
13
Siehe z. B. Keuchel, Das 2. Jugend-KulturBarometer, Zentrum für Kulturforschung, Bonn 2012
14
Kultureinrichtungen und kulturellen Eigenbetrieben ein angemessener Rahmen
geschaffen.
Die Potenziale der kulturellen Bildung im Bereich der Beteiligung werden sichtbar
und erhalten größere Aufmerksamkeit.
Handlungsableitungen:
Gemeinsam mit den Pädagoginnen und Pädagogen der städtischen
Kultureinrichtungen und von freien Trägern wird eine Empfehlung zur Beteiligung
insbesondere von Kindern und Jugendlichen bei der Planung und Umsetzung
kultureller Projekte erarbeitet.
Das Kulturamt fördert im Bereich kulturelle Bildung weiterhin Projekte und
Maßnahmen, die zur Partizipation in künstlerischen und kulturellen Prozessen
anregen. Der Transfer erfolgreicher Modelle wird gezielt unterstützt.
Es werden entsprechende Methoden, Freiräume und Präsentationsformen
entwickelt, um die Gedanken, Erfahrungen und Beiträge von Teilnehmerinnen und
Teilnehmern in Projekte und Konzepte einfließen zu lassen.
3.3. Ausgewogene sozialräumliche Verteilung von kulturellen Angeboten
unterstützen
Bereits der erste Bildungsreport 2012 stellte eine starke sozialräumliche
Differenzierung des Leipziger Stadtgebietes fest und wies darauf hin, dass vom
Wohnort klare Rückschlüsse auf die Bildungsbiographie der dort lebenden
Bevölkerung möglich sind. Bis 2016 haben sich unter anderem durch starke
innerstädtische Wanderungsbewegungen einige Quartiere, besonders im Leipziger
Westen, positiv entwickelt. Gleichzeitig haben Gentrifizierungsprozesse eingesetzt,
die sich durch das starke Bevölkerungswachstum noch weiter verstärken werden.
Kulturelle Bildungsangebote können hier zumindest im kleinen Maßstab
gegensteuern und zu gesellschaftlicher Teilhabe der Einwohner benachteiligter
Stadtbezirke beitragen. Da sich die historisch gewachsene Infrastruktur der
Standorte kultureller Einrichtungen nur bedingt verändern lässt, müssen Konzepte
entworfen werden, die einer Unterversorgung bestimmter Stadtgebiete gezielt
entgegen wirken. Insbesondere die Einrichtungen der Soziokultur, aber auch weitere
freie Träger und Einrichtungen des Jugendamtes mit dem Schwerpunkt
Jugendkulturarbeit sind hier auf einem guten Weg. Sie haben Möglichkeiten
gefunden, ihre sozialräumliche Arbeit mit stadtweiten Angeboten zu verbinden oder
kleine Satelliten in Stadtteilen mit besonderen Bedarfen aufgebaut. Die Teilnehmer/innen ihrer Angebote kommen aus den unterschiedlichsten sozialen und kulturellen
Schichten und arbeiten inklusiv an gemeinsamen Themen. Allgemeine
Buchungsstandards sowie die Orientierung an Effizienz und Besucherzahlen
erschweren dagegen die sozialräumliche Steuerung der Angebote der Museen und
kulturellen Eigenbetriebe.
15
Durch die im Januar beschlossene Bezuschussung der Halle 7 der
Baumwollspinnerei und den damit verbunden Umzug des Leipziger Tanztheaters,
des LOFFT und des Naturkundemuseums ergeben sich spannende räumliche
Verschiebungen, die es in den kommenden Jahren ebenfalls zu nutzen gilt.
Ziel:
Bei der Entwicklung und Bewerbung von kulturellen Angeboten wird auf eine
sozialräumliche Ausgewogenheit geachtet.
Handlungsableitungen:
Kommunal geförderte Einrichtungen mit Angeboten kultureller Bildung erarbeiten
verstärkt Konzepte, die auch außerhalb der jeweiligen Institution umsetzbar sind,
so dass die jeweilige Zielgruppe auch vor Ort aufgesucht werden kann.
Im Rahmen der Förderung und bei der Suche nach neuen Räumlichkeiten
kommunal geförderter Einrichtungen wird verstärkt auf eine ausgewogene
Verteilung geachtet. Zukünftig wird das INSEK hierfür als Grundlage genutzt.
Auf gesamtstädtischer Ebene wird an einer Angebotsstruktur gearbeitet, die sich
an den sich verändernden gesellschaftlichen Bedingungen orientiert. Dabei
werden etablierte Netzwerke genutzt, um neue strategische Verknüpfungen zu
erreichen: Planungsraumkoordinatoren und Bildungskoordinatoren für
Neuzugewanderte des AfJFB, Träger mit Managementfunktion, Seniorenbüros
etc. Der Aufbau einer tragfähigen Struktur muss ämterübergreifend geprüft
werden.
3.4. Kooperationsbeziehungen zwischen formalen und non-formalen
Bildungsinstitutionen stärken
Herausforderung:
Obwohl Kooperationsbeziehungen zwischen Kitas/Schulen/Horten und
Kulturinstitutionen von allen Seiten gewünscht werden, da nur hier wirklich alle
Kinder und Jugendlichen unabhängig von ihrem sozialen, kulturellen und finanziellen
Hintergrund erreicht werden können, finden nach Aussage der Pädagoginnen und
Pädagogen nach wie vor zu wenig Zusammenarbeiten statt, die nachhaltig in den
beteiligten Institutionen verankert werden. Eine belastbare Statistik kann jedoch
weder von Seiten der Schule noch von Seiten der Kommune vorgelegt werden (→
Kapitel 2.3). Maßnahmen der Öffentlichkeitsarbeit und Vernetzung, die von der Stadt
mit gesteuert werden können, sind nur kleine Bausteine in einem wesentlich
komplizierteren Gesamtgefüge. Notwendig wären vor allem systemische
Veränderungen, die auf kommunaler Ebene schwer oder gar nicht gelöst werden
können. Die geplante Novellierung des sächsischen Schulgesetzes und das in der
Koalitionsvereinbarung festgeschriebene landesweite Konzept kulturelle Bildung
könnten hier 2017/18 zu wichtigen Neuerungen führen.
16
Für die Stadt Leipzig bedeutet die bestehende Wachstumsprognose, insbesondere
beim Geburtenzuwachs, dass erheblich mehr Ressourcen eingeplant werden
müssen, um die gewünschten Kooperationsbeziehungen bedienen und möglichst
vielen Kindern und Jugendlichen eine Teilnahme ermöglichen zu können. An dieser
Stelle bedarf es einer grundsätzlichen Klärung, aus welchem Topf die Finanzierung
von Kooperationsprojekten erfolgen kann.
Ziele:
Kulturelle Bildung wird als wertvoller Bestandteil der allgemeinen Bildung
anerkannt und in entsprechenden Vorlagen benannt.
Lang- und kurzfristige Kooperationen von Einrichtungen kultureller Bildung mit
Kindergärten, Horten und Schulen werden ausgebaut und verstärkt.
Eine tragfähige Statistik gibt Auskunft über die Entwicklung der angestrebten
Kooperationsbeziehungen.
Handlungsableitungen:
Das Kulturamt nimmt weiterhin an der interministeriellen Arbeitsgruppe (IMAG)
zur kulturellen Bildung teil und bringt sich aktiv in die Ausgestaltung des
landesweiten Konzepts kulturelle Bildung ein.
Es wird ämterübergreifend geprüft, unter welcher Voraussetzung kommunale
Förderinstrumente für Kooperationsprojekte mit Schulen, Horten und Kitas
genutzt werden können.
Kulturamt und das Amt für Jugend, Familie und Bildung prüfen gemeinsam ob für
den Ausbau von Kooperationsbeziehungen zu Kitas ein eigenes Projekt mit
einem gesonderten Fördertopf ins Leben gerufen werden kann. (Vorbild Dresden
und Düsseldorf sowie Erfahrungen aus den Kulturräumen Vogtland-Zwickau und
Oberlausitz-Niederschlesien)
Die Zusammenarbeit zwischen Horten und Kultureinrichtungen wird intensiviert.
Fachtage für Pädagogen aus dem kulturellen und dem Bereich der formalen
Bildung (Kita, Hort, Schule) sowie gemeinsam Fortbildungsveranstaltungen
werden regelmäßig angeboten. Kooperationspartner sind dabei z. B. das Amt für
Jugend, Familie und Bildung, das Referat für Migration und Integration und die
Sächsische Bildungsagentur Regionalstelle Leipzig.
17
3.5. Chancengleichheit und Bildungsgerechtigkeit fördern
Herausforderung:
Kulturelle Bildung bietet große Potenziale besonders im Bereich des sozialen
Lernens und der Kompetenzförderung. Gleichzeitig basiert die Mehrzahl der
Angebote auf dem Grundsatz der Freiwilligkeit. Die Herausforderung besteht darin,
neue Zielgruppen mit den vielfältigen Angeboten vertraut zu machen und längerfristig
zu binden ohne alte zu verlieren. Dabei ist im Kontext der wachsenden Stadt
ergänzend zum vorhergehenden Konzept eine wesentliche weitere Zielgruppe zu
berücksichtigen: In den vergangenen Jahren konnten viele Erfahrungen bei der
Gewinnung sozial benachteiligter Kinder und Jugendlicher gemacht werden. Diese
Erfahrungen müssen nun strukturell verankert werden, die Zielgruppe soll auch
weiterhin ein Schwerpunkt bleiben. Gleichzeitig gilt es, auch mit anderen Zielgruppen
Erfahrungen zu sammeln und zukünftig vermehrt inklusive Ansätze zu entwickeln.
Durch die Einführung der Entgeltbefreiung für Kinder und Jugendliche in den
städtischen Museen sind ungleiche Zugangsbedingungen zu den verschiedenen
kulturellen Einrichtungen in Leipzig entstanden, die von Trägern, die nicht oder nur
anteilig über eine städtische Förderung verfügen, nicht aufgefangen werden können.
Nutzer sind hiervon irritiert, da sie oft nicht wissen, welche Förderstruktur hinter den
einzelnen Einrichtungen steht. Es gilt, Wege zu finden, um hier zu einer Angleichung
zu kommen.
Ziele:
Gewährleistung der Teilhabe von Zielgruppen, die bisher keinen oder wenig
Zugang zu kulturellen Angeboten gefunden haben.
Entwicklung inklusiver Ansätze.
Handlungsableitungen:
Erarbeitung und Erprobung von Konzepten, um weitere Zielgruppen an öffentlich
geförderte Einrichtungen heranzuführen.
Erarbeitung und Erprobung inklusiver Konzepte als besondere
Schwerpunktsetzung bei der Förderung freier Träger über das Kulturamt.
Förderung des Erfahrungsaustauschs interessierter Institutionen z. B. im Jour fixe
kulturelle Bildung, dabei auch Transfer besonders erfolgreicher Ansätze aus dem
Bundesprogramm „Kultur macht stark“ und aus dem Erfahrungsaustausch über
das europäische Städtenetzwerk Eurocities.
Ausbau der Zusammenarbeit von Trägern mit unterschiedlichen Zielgruppen. Es
bestehen weiterhin große Potenziale in der Zusammenarbeit von freien Trägern
mit städtischen Einrichtungen.
18
Weiterbildungsangebote für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von
Kultureinrichtungen in den verschiedensten Funktionen rund um den
Themenschwerpunkt Inklusion.
3.6. Öffentliche Wahrnehmung und Wertschätzung der kulturellen Bildung
steigern
Herausforderung:
Die nach wie vor nicht zufriedenstellende Wertschätzung der kulturellen Bildung
wurde bereits in Kapitel 2.6. beschrieben. Dabei geht es zum einen um die öffentliche
Wahrnehmung und Bewertung im Kontext allgemeiner Bildung, zum anderen aber
auch um die Stellung der mit kultureller Bildung betrauten Mitarbeiterinnen und
Mitarbeiter innerhalb der Kulturinstitutionen sowie den Umgang mit den Erfahrungen
und Ergebnissen aus kulturellen Bildungsprojekten. Die Zielrichtung der Vermittlung
ist bisher zum Teil sehr einseitig und vielfach nicht darauf ausgelegt, die Erfahrungen
mit dem Publikum auch wieder in die Institution hinein zu tragen und diese damit
kontinuierlich zu verändern. Da sich die Zusammensetzung der Gesellschaft zurzeit
besonders schnell wandelt und neue Ansprüche und Umgangsformen den Diskurs
über den Auftrag von Kultureinrichtungen in den kommenden Jahren bestimmen
werden, wird es verstärkt darauf ankommen, das vorhandene Wissen der
Pädagogen zu nutzen, um einen fruchtbaren Dialog mit dem jeweiligen Publikum zu
führen und Institutionen zukunftsfähig zu machen.
Ziel:
Kulturelle Bildung hat einen höheren Stellenwert innerhalb von Institutionen der
formalen und der non-formalen Bildung.
Handlungsableitungen:
Es wird ein interner Diskurs über die Möglichkeiten und Aufgaben der kulturellen
Bildung im Rahmen der jeweiligen Institution geführt. Die Ergebnisse werden bis
zum 2. Quartal 2017 vom Kulturamt zusammengefasst und als Aktualisierung der
ehemaligen ANLAGE 3 Bestandteil dieses Konzepts.
Es werden Voraussetzungen dafür geschaffen, dass neue Ansätze erprobt und
erfolgreiche Modelle nachhaltig verankert werden können. Dazu wird u. a.
geprüft, ob bewährte Formate wie Führungen etc. auch von Honorarkräften
übernommen werden können, so dass die Pädagogen an den Einrichtungen
mehr Zeit für die konzeptionelle Weiterentwicklung und die Rückspiegelung der
Erfahrungen bekommen.
Die Erfahrungen der Pädagoginnen und Pädagogen werden verstärkt in die
Erstellung neuer Ausstellungen, Aufführungen etc. eingebunden.
19
Angeregt wird die Selbstverpflichtung jeder Einrichtung, ein bestimmtes
prozentuales Budget pro Ausstellung/Vorführung etc. für die Vermittlung zur
Verfügung zu stellen.
Es wird größerer Wert auf die regelmäßige Selbstevaluation und Reflexion der
Arbeit gelegt, mit dem Ziel Veränderungsprozesse zu begleiten und Erreichtes
kommunizieren zu können. Die bestehenden Feedbacksysteme für Besucher/innen und Teilnehmer/-innen werden überprüft.
Kulturelle Bildung ist Bestandteil der Fortschreibungen der mit Bildung befassten
städtischen Fachkonzepte. Die mit kultureller Bildung verbundenen Potenziale
werden weiterhin angemessen berücksichtigt.
20
4 Arbeitsstrukturen
Voraussetzung für die Umsetzung der grundlegenden Ziele des
Entwicklungskonzepts kulturelle Bildung ist eine regelmäßige Abstimmung mit den
beteiligten Akteuren einerseits und den mit Kindern, Jugend, Migranten, Senioren,
Bildung und Kultur befassten Referaten und Fachämtern andererseits. Dabei ist zu
berücksichtigen, dass die Zuständigkeit teilweise auf städtischer und teilweise auf
der Landesebene liegt.14
Die unterschiedlichen thematischen Schwerpunkte des Querschnittgebiets kulturelle
Bildung haben bereits in den vergangenen Jahren dazu geführt, dass Absprachen
meist bi- oder trilateral getroffen wurden. Durch die Benennung neuer Zielgruppen in
diesem Konzept wird sich der Kreis der beteiligten Fachämter und Referate noch
weiter erhöhen. Damit würde der 2012 geplante Steuerungskreis kulturelle Bildung
eine ähnliche Mitgliederzusammensetzung wie die Lenkungsgruppe Lernen vor Ort
erhalten. Eine Doppelstruktur scheint hier nicht zielführend. Es wird daher
vorgeschlagen, relevante Informationen und Fragen, die nicht bi- oder trilateral
geklärt werden können, auf die Tagesordnung der Lenkungsgruppe Lernen vor Ort zu
setzen und dort zu besprechen.
Sehr bewährt hat sich der Jour fixe kulturelle Bildung, auf dem sich die
Pädagoginnen und Pädagogen der städtischen Kultureinrichtungen, Eigenbetriebe
und Vertreter/-innen der freien Kultur regelmäßig zu thematischen Schwerpunkten
austauschen. Der Jour fixe trifft sich 6 - 7 mal im Jahr unter der Leitung des
Kulturamtes an unterschiedlichen Orten in Leipzig. Die thematischen Schwerpunkte
werden von den Teilnehmer/-innen des Jour fixe gemeinsam festgelegt und
bearbeitet. Zu spezifischen Themen können Gäste als Teilnehmer/-innen oder
Impulsgeber/-innen eingeladen werden. Der Jour fixe gibt sich eigene
Arbeitsschwerpunkte und kann auf aktuelle Anlässe und gesellschaftliche
Veränderungen direkt reagieren. Diese Struktur wird beibehalten.
Neu etabliert hat sich der Arbeitskreis Kinder- und Jugendkulturarbeit des Amtes für
Jugend, Familie und Bildung. Hier bestehen teilweise personelle Überschneidungen
mit dem Jour fixe kulturelle Bildung. Es werden jedoch schwerpunktmäßig Themen
der Jugendhilfe und der damit verbundenen Förderung im Bereich Kinder- und
Jugendkulturarbeit verhandelt. Die gegenseitige Teilnahme des AfJFB und des
Kulturamtes an den beiden Arbeitskreisen sichert den Informationsfluss und die
Absprache zu gemeinsamen Schwerpunkten, Qualitätskriterien und statistischen
Vorgaben. Dies sollte auch weiterhin so gehandhabt werden.
Durch gesellschaftliche Veränderungen werden auch in Zukunft neue Netzwerke mit
weiteren Schwerpunktsetzungen entstehen, die das Querschnittsgebiet kulturelle
Bildung berühren. Hier sollte jeweils einzeln geprüft werden, auf welchem Wege eine
Einbeziehung des Kulturamtes erfolgen kann.
14
Siehe Leitlinie 7 der Bildungspolitischen Leitlinie: „Bildung gemeinsam verantworten“
21
5 Leitlinien
Aus den benannten Herausforderungen, Zielsetzungen und Handlungsableitungen
lassen sich abschließend folgende Leitlinien für die kulturelle Bildung 2016-2020
zusammenfassen:
1. Angebote qualifizieren und Informationswege erschließen
Der Qualitätsdiskurs wird weitergeführt, inklusive Ansätze werden verstärkt
gefördert und digitale Informationswege aufgebaut.
2. Partizipation ermöglichen und Ergebnisse wertschätzen
Die Partizipation der Teilnehmer an kulturellen Projekten wird weiter gezielt
gefördert. Prozesse und Ergebnisse werden sichtbar gemacht.
3. Ausgewogene sozialräumliche Verteilung von kulturellen Angeboten
unterstützen
Bei der Entwicklung, Bewerbung und Förderung von kulturellen Angeboten wird
auf eine sozialräumliche Ausgewogenheit geachtet.
4. Kooperationsbeziehungen zwischen formalen und non-formalen
Bildungsinstitutionen stärken
Lang- und kurzfristige Kooperationen von Einrichtungen kultureller Bildung mit
Kindergärten, Horten und Schulen werden weiter ausgebaut.
5. Chancengleichheit und Bildungsgerechtigkeit fördern
Die Beteiligung bisher bildungsferner und benachteiligter Zielgruppen ist eine
Aufgabe mit höchster Priorität. Hierzu bedarf es der Auswertung und
Weiterentwicklung von Zielgruppenansprachen sowie der Etablierung inklusiver
Angebote.
6. Öffentliche Wahrnehmung und Wertschätzung der kulturellen Bildung
steigern
Die Informations- und Öffentlichkeitsarbeit zur Wirkung kultureller
Bildungsprojekte wird weiter verstärkt, um den wichtigen Beitrag von
Kultureinrichtungen in der aktuellen Bildungsdebatte sichtbar zu machen. Die
Erfahrungen aus der kulturellen Bildung fließen in die Weiterentwicklung der
Kultureinrichtungen ein.
7. Kulturelle Bildung als kommunale Querschnittsaufgabe verschiedener
Fachverwaltungen verankern
Bereits etablierte Strukturen werden für Absprachen und zur Weitergabe von
Informationen genutzt.
22
ANHANG 1
Jour fixe kulturelle Bildung, Fachtage und Fortbildungsveranstaltungen im Bereich
kulturelle Bildung unter Federführung oder in Kooperation mit dem Kulturamt.
Datum
Veranstaltung
Ort
2011
13.01.2011
Fachtag: „Kulturelle Bildung im Kontext von
VHS
Ganztagsangeboten“
Veranstalter: Kulturamt, Schulverwaltungsamt in
Kooperation mit der Volkshochschule (VHS) und der
Sächsischen Bildungsagentur, Regionalstelle Leipzig
(SBAL)
Referenten: Herr Sprink, VHS, Herr Busch,
Deutsche Kinder- und Jugendstiftung, Frau
Reißmann, SBA L, Impulsgeber Praxisprojekte aus
verschiedenen Schulen und Kulturinstitutionen.
24.01.2011
Jour fixe kulturelle Bildung
Galerie für
Thema: Zugang zu benachteiligten Kindern und
Zeitgenössische
Jugendlichen
Kunst
Ziele: Kennenlernen von Best-Practice Projekten.
Diskussion über die Möglichkeiten, diese besondere
Zielgruppe mit kulturellen Projekten zu erreichen.
Gäste: Katja Meier, Inernationaler Bund e. V.
„Kinderpaten Leipzig“, Jonas Klinkenberg, Lindenfels
Westflügel e. V. „Kinderkulturpaten“, Susanne Lose,
Fairbund e. V. „Elternkurse“.
14.03.2011
Jour fixe kulturelle Bildung
Thema: Zusammenarbeit mit Kindertagesstätten
Ziele: Kenntnis des Bildungsplans der
Kindertagesstätten mit besonderem Fokus auf dem
Aspekt der kulturellen/ästhetischen Bildung,
Verständigung über die gegenseitigen Wünsche an
eine Kooperation, Diskussion über die speziellen
Anforderungen der ZG 3-6 Jährige)
Gäste: Frau Hackl, Fachberaterin
Kindertagesstätten, Frau Kuhnert, Leiterin
Kindertagesstätte Kantatenweg, Frau Ebert,
stellvertretende Leiterin der Kindertagesstätte
Kantatenweg
Grassi Museum für
Angewandte Kunst
16.05.2011
Jour fixe kulturelle Bildung
Thema: Weiterbildung, Kompetenznachweis Kultur
Ziele: Kennenlernen von
Weiterbildungsmöglichkeiten im Bereich der
kulturellen Bildung. Diskussion zu Möglichkeiten der
gegenseitigen Unterstützung, Austausch von
Erfahrungen
Gäste: Jürgen Reichel, Personalberater RMS
Haus Steinstraße
e. V.
1
Reichel Consulting GmbH, Sandra Böttcher,
Landesvereinigung kulturelle Kinder- und
Jugendbildung
20.06.2011
Jour fixe kulturelle Bildung
Thema: Diskussion des Entwicklungskonzeptes
kulturelle Bildung 2012- 2015
Ziel: Festlegung der wichtigsten Schwerpunkte und
Leitsätze für das Konzept
Kulturamt
19.09.2011
Jour fixe kulturelle Bildung
Thema: Zusammenarbeit mit Schule
Ziel: Kenntnis der neuen Struktur der
Bildungsagentur, Erarbeitung von
Lösungsvorschlägen für die bessere Kommunikation
zwischen Schule und Kulturinstitutionen
Gäste: Hans-Rudi Fischer, Abteilungsleiter, SBA L,
Angelika Wiesner, Referatsleiterin SBA L
Verabredung: Erarbeitung eines
Informationsmaterials für Schulen zusammen mit
Bildungsagentur und Schulleitungen
Museum für
Druckkunst
15.11.2011
Workshop „Erarbeitung einer Informationsbroschüre
kulturelle Bildung für Schulen“
Veranstalter: Kulturamt, Lernen vor Ort, Sächsische
Bildungsagentur, Regionalstelle Leipzig
Teilnehmer/-innen: Schulleiter/-innen aller
Schultypen, Vertreter von Kultureinrichtungen, SBA L,
Kulturamt, Lernen vor Ort
Sächsische
Bildungsagentur,
Regionalstelle
Leipzig
21.11.2011
Jour fixe kulturelle Bildung
Thema: Zusammenarbeit mit Schule
Ziel: Festlegung eines Rasters / Suchkriterien für den
Gesamtkatalog kulturelle Bildung
Gäste: Hans-Rudi Fischer, Abteilungsleiter SBA L,
Angelika Wiesner, Referatsleiterin SBA L
Sächsische
Bildungsagentur
Regionalstelle
Leipzig
2012
16.01.2012
Jour fixe kulturelle Bildung
Kulturamt
Thema: Auswertung Jour fixe kulturelle Bildung 2011,
Aufstellung der Jahresplanung 2012
28.01.2012
Fortbildungsveranstaltung „Kinder und
Jugendliche mit besonderen Herausforderungen
im Kontext von Kulturkooperationen“
Veranstalter: Kulturamt in Kooperation mit dem
Bach-Museum
Teilnehmer/-innen: Pädagog/-innen von
Kultureinrichtungen, Lehrer/-innen
Referentin: Dipl. Sozialpädagogin Brigitte Hammer
Bach-Museum
13.02.2012
Jour fixe kulturelle Bildung
Thema: Statistik
Ziele: Entwurf eines handhabbaren statistischen
Lernen vor Ort
2
Fragebogens. Erhebung von Daten zur kulturellen
Bildung für eine Sonderpublikation zum Thema
kulturelle Bildung durch Lernen vor Ort und den
Bildungsbericht.
Gäste: Tobias Habermann, Mario Bischof, Lernen vor
Ort
19.03.2012
Jour fixe kulturelle Bildung
Thema: Zusammenarbeit von Horten und
Kulturinstitutionen
Ziele: Kenntnis der Strukturen, Bedingungen und
Herausforderungen in der Zusammenarbeit.
Besprechung gemeinsamer Ziele zwischen den
Vertretern der Kultureinrichtungen und Hortleitungen
Gäste: Frau Greif, Sachgebietsleitern Horte, AfJFB,
Frau Triandafillidu Fachberaterin Horte, AfJFB,
Hortleiterinnen
Verabredung: Vorstellung der Kulturinstitutionen in
den sog. „Hortsprengeln“ während der offiziellen
Treffen des nächsten halben Jahres.
Geyserhaus e. V.
21.05.2012
Fachtag „Konzepte für die Erreichung
Jugendkulturwerksta
bildungsbenachteiligter Zielgruppen“
tt JOJO
Veranstalter: Kulturamt, Lernen vor Ort in
Kooperation mit der Jugendkulturwerkstatt JOJO
Ziele: Vorträge, Best-Practice und Diskussion zu den
Erfahrungen und Möglichkeiten von
Kultureinrichtungen in Hinsicht auf die Zielgruppe der
sog. Benachteiligten.
Referent/innen: Dr. Christine Range,
Landesvereinigung kulturelle Kinder- und
Jugendbildung (LKJ), Tabea Krämer, Hans-Georg
Pachmann, Fördergesellschaft TdJW, Oliver Reiner,
LeISA gGmbH „Kulturloge“, Alexandra Friedrich,
GfZK, Julia Kurz, GfZK, Lena Seik, GfZK
„Zukunftswerkstatt fürs Leben Lernen“, Tobias
Habermann, Lernen vor Ort, Ute Eidson,
Jugendkulturwerkstatt JOJO, Solveig Hoffmann,
Jugendkulturwerkstatt JOJO
18.06.2012
Jour fixe kulturelle Bildung
Zeitgeschichtliches
Thema: Zusammenarbeit mit Schule
Forum
Ziele: Alle TN kennen den fertigen Katalog „kulturelle
Bildung in Leipzig“ und übernehmen Verantwortung
dafür, dass die Materialien regelmäßig aktualisiert
werden. Es werden weitere Strategien für die
zukünftige Zusammenarbeit mit Schule entwickelt.
Gäste: Angelika Wiesner, Referatsleiterin SBA L
Verabredung: Gemeinsame Erarbeitung und
Umsetzung einer Fortbildungsreihe für Lehrer und
Kulturvermittler
3
16.07.2012
Jour fixe kulturelle Bildung
Museum der
Thema: Zusammenarbeit von Kulturinstitutionen und bildenden Künste
Kindertagesstätten
Ziele: Verständigung über die gegenseitigen
Wünsche an eine Kooperation. Ideensammlung zu
möglichen Projekten.
Gäste: Stephan Hoffmann, Amt für Kultur und
Denkmalschutz, Dresden, Annika Römisch,
Eigenbetriebe Kindertagesstätten Dresden.
Vorstellung des Dresdner Programms „Kulturelle
Bildung an Kindertagesstätten“ (KuBiK)
17.09.2012
Jour fixe kulturelle Bildung
MedienpädagogiThema: Einführung in die Arbeit des
sches Zentrum
Medienpädagogischen Zentrums und der
Schulbibliotheken / Schulbibliothekarische
Arbeitsstelle
Ziele: Kenntnis der Strukturen und Möglichkeiten der
Zusammenarbeit im Bereich kulturelle Bildung
Gäste: Herr Loos, Herr Hickfang,
Medienpädagogisches Zentrum, Frau Liebich,
stellvertretende Schulleiterin Humboldt-Gymnasium,
Frau Müller, AfJFB, Frau Günther,
Schulbibliothekarische Arbeitsstelle, Frau
Sommerfeld, Mitarbeiterin Schulbibliothek
Verabredung: Fortbildungsreihe für
Bibliotheksmitarbeiterinnen der Schulbibliotheken in
den Kultureinrichtungen. Bereitstellung von
kostenfreien Materialien aus den Kultureinrichtungen
und des Ordners kulturelle Bildung für die
Schulbibliotheken und Leseräume.
15.10.2012
Jour fixe kulturelle Bildung
Thema: Vorstellung des neuen Förderprogramms
des BMBF: „Kultur macht stark“
Ziele: Kenntnis dieser neuen Fördermöglichkeit.
Austausch zu den Bundesverbänden, die Gelder
verwalten werden.
Kulturamt
2013
25.02.2013
Fortbildungsveranstaltung „Schule trifft Kultur – Leipziger Städtische
Kultur empfängt Schule“
Bibliotheken
Veranstalter: Kulturamt, SBA L in Kooperation mit den
Leipziger Städtischen Bibliotheken.
Teilnehmer/-innen: Lehrerinnen und Lehrer
verschiedener Schularten, Vertreter/-innen von
Kulturinstitutionen.
21.03.2013
Jour fixe kulturelle Bildung
Vorweg: Führung durch das Schulmuseum
Thema: Auswertung Jour fixe 2012 und
Themensetzung 2013.
Schulmuseum
4
Ziele: Festlegung Themen 2013. Untersetzung
Schwerpunkte Entwicklungskonzept kulturelle
Bildung.
18.02.2013
Jour fixe kulturelle Bildung
Vorweg: Führung durch die sanierte Stadtbibliothek
Thema: Qualität und (Selbst-)Evaluation.
Ziele: Austausch zu Bewertungskriterien und
-methoden in den Kultureinrichtungen
Leipziger Städtische
Bibliotheken
15.04.2013
Jour fixe kulturelle Bildung
Vorweg: Führung durch das Deutsche Buch- und
Schriftmuseum
Thema: Zusammenarbeit mit Kindertagesstätten.
Ziel: Kenntnis der Wünsche und Erwartungen von
Kindertagesstätten an Angebote im Vorschulbereich.
Ideensammlung zu Kooperationsprojekten
Gäste: Frau Köbler, bbw, Frau Soldner, Leiterin Kita
Hohe Straße, Frau Jacker, ITE Altestraße, Frau
Gebhardt, ITE Altestraße, Herr Harig, Leiter
Kindergarten Fröbelchen
Verabredung: Weiterentwicklung eines
Stempelbuchs für Kindertagesstätten in einer
kleineren Arbeitsgruppe. Umsetzung sobald
Finanzierung geklärt.
Deutsches Buchund Schriftmuseum
17.06.2013
Jour fixe kulturelle Bildung
Thema: Überarbeitete Richtlinie Ganztagsangebote,
Entwicklungen im Programm Kultur macht stark.
Vorstellung Entwurf Stempelbuch für
Kindertagesstätten
Ziel: Chancen und Grenzen der neuen Richtlinie
kennenlernen.
Gäste: Frau Willhöft, SBA L, Frau Dr. Schilling,
AfJFB, Frau Dr. Range, LKJ
Kulturamt
02.07.2013
Abschlussveranstaltung Netzwerkprojekt Kultur Neues Rathaus
und Schule
Kooperationsprojekt des Kulturamtes mit der
Sächsischen Bildungsagentur Regionalstelle Leipzig,
gefördert durch das SMWK.
Präsentation der Ergebnisse aus sechs
Tandemprojekten.
Teilnehmer/-innen: Kinder und Jugendliche,
Pädagog/-innen und Lehrer/-innen aus folgenden
Einrichtungen: Bach Museum, 68. Oberschule,
Albert-Schweitzer Schule, Haus Steinstraße e. V. ,
Keplergymnasium – Halle 14 e.V., Petrischule,
Theater der Jungen Welt, Schillerschule, Geyserhaus
e. V., Sportmittelschule, Oper
5
06./07.09.
2013
Kongress und Preisverleihung „Mixed up“
Bundesvereinigung kulturelle Kinder- und
Jugendbildung, BMFSFJ in Kooperation mit dem
Kulturamt und dem Museum der bildenden Künste
Auszeichnung von besonders erfolgreichen
Kooperationsprojekten Kultur + Schule
Museum der
bildenden Künste
16.09.2013
Jour fixe kulturelle Bildung
Schauspiel Leipzig
Vorweg: Führung durch das Schauspiel Leipzig
Thema: Qualität.
Ziel: Entwicklung von handhabbaren
Qualitätskriterien, die spartenübergreifend
anwendbar sind
Verabredung: Weiterarbeit in kleinerer Arbeitsgruppe
mit dem Ziel einen Qualitätsrahmen für die kulturelle
Bildung in Leipzig zu entwerfen.
18.11.2013
Jour fixe kulturelle Bildung
Stadtgeschichtliches
Vorweg: Führung durch die Ausstellung im Alten
Museum, Altes
Rathaus
Rathaus
Thema: Vorhaben kulturelle Bildung 2014 und
Jubiläumsjahr 2015
Ziele: Pädagogen kennen die Ausrichtung der
geplanten Projekte und Programme der anderen
Einrichtungen. Es entstehen gemeinsame
Veranstaltungen für das Jubiläumsjahr. Ausbau der
Kooperation mit der Universität.
Gäste: Herr Weise, Referent 1000 Jahre Leipzig,
Herr Sindermann, Universität Leipzig, Zentrum für
Lehrerbildung und Schulforschung
Verabredung: Herr Sindermann konzipiert eine
Ringvorleseung für Lehramtsstudenten. Diese wird in
verschiedenen Kultureinrichtungen der Stadt
stattfinden. Absprachen erfolgen bilateral.
09.12.2013
Jour fixe kulturelle Bildung
Thema: Themen und Formate Jour fixe kulturelle
Bildung 2014
Zeitgeschichtliches
Forum
Jour fixe kulturelle Bildung
Vorweg: Führung durch das Unikatum
Kindermuseum
Thema: Qualität
Ziel: Abstimmung des in einer kleineren
Arbeitsgruppe erarbeiteten Qualitätsrahmens zur
kulturellen Bildung
Verabredung: Gemeinsam verabschiedeter
Qualitätsrahmen wird auf leipzig.de veröffentlicht,
dem SMWK zur Verfügung gestellt und zukünftig bei
der Auswertung von Projekten in Leipzig zugrunde
gelegt.
Unikatum
Kindermuseum
2014
20.01.2014
6
17.03.2014
Fachtag: Bündnisse für Bildung
Theatrium
Veranstalter: Kulturamt in Kooperation mit der
Landesvereinigung kulturelle Kinder- und
Jugendbildung und dem Theatrium
Ziele: Akteure aus den unterschiedlichsten Bereichen
geben Hinweise zu ihren Erfahrungen mit dem
Programm: Antragstellung, Umsetzung, Erfahrungen
mit der Zielgruppe bildungsbenachteiligte Kinder und
Jugendliche. Möglichkeiten Partner für die
gemeinsame Antragstellung zu finden.
Referentin: Frau Dr. Range, LKJ
09.04.2014
Kulturforum „Visionen und Strategien kultureller Neues Rathaus
Bildung“
Veranstalter: Kulturdezernat in Kooperation mit dem
Kulturamt
Referenten: Prof. Dr. Isabella Reinwand-Weiss, Rat
für kulturelle Bildung, Dr. Daniel Tyradellis, Kurator,
Frau Grün, Netzwerk junge Ohren, Frau Prof. Dr.
Hilger, PwC-Stiftung, Herr Dr. Bernd Liebau, 94. OS,
Herr Prof. Dr. Jäschke, SMWK,
19.05.2014
Jour fixe kulturelle Bildung
Thema: Inklusive Projekte im Museum
Ziele: Einführung in das Thema Inklusion.
Gemeinsame Begriffsbestimmung. Austausch von
Erfahrungen
Gäste: Frau Prof. Dr. Popp, Universität Leipzig
Verabredung: Thema soll weiterverfolgt werden.
Gegenseitige Einladung zu Veranstaltungen /
Fortbildungen zum Thema Inklusion.
Museum der
bildenden Künste
16.06.2014
Jour fixe kulturelle Bildung
Thema: Netzwerkprojekte. Pakete schnüren
Ziele: Vorstellung Stempelheft für
Kindertagesstätten. Erster Entwurf und Ergebnisse
der Befragung von Kindern aus Kindertagesstätten.
Kennenlernen weiterer Netzwerkprojekte
Kulturamt
26.06.2014
5. Leipziger Bildungskonferenz:
Neues Rathaus
Schule + Kultur = Schulkultur?
Veranstalter: Lernen vor Ort in Kooperation mit dem
Kulturamt und der Sächsischen Bildungsagentur,
Regionalstelle Leipzig
Teilnehmer/-innen: Verterter/-innen
Kultureinrichtungen, Lehrer/-innen, Schulleiter/-innen,
Verwaltung
07.10.2016
Fortbildungsveranstaltung „Migranten,
Galerie für
Flüchtlinge, Wohnsituation, rechtliche
Zeitgenössische
Hintergründe und Grundlagen der interkulturellen Kunst
Kommunikation“
Veranstalter: Kulturamt Leipzig in Kooperation mit
7
dem Referat für Migration und Integration, Projekt
Resque Plus
Teilnehmer/-innen: Pädagog/-innen aus
unterschiedlichen Kulturinstitutionen und -vereinen.
13.10.2014
Jour fixe kulturelle Bildung
Neues Rathaus
Thema: Angebote für eine Zielgruppe mit
Migrationshintergrund
Ziele: Austausch zu Erfahrungen mit Projekten mit
der Zielgruppe Menschen mit Migrationshintergrund.
Kollegiale Beratung zu Herausforderungen
Vereinbarung: Der Fortbildungsbedarf wird weiterhin
als hoch eingeschätzt. Weitere Veranstaltungen
sollten folgen
17.11.2014
Jour fixe kulturelle Bildung
Thema: Zusammenarbeit mit dem Allgemeinen
Sozialdienst Leipzig (ASD).
Ziele: Kenntnis der Arbeit des ASD. Möglichkeiten
der Zusammenarbeit. Best-Practice Beispiele
Gast: Frau Bechmann (ASD)
Vereinbarung: Konzept zur Zusammenarbeit ASD
und Kultureinrichtungen soll von einer kleineren
Gruppe erarbeitet werden und beim BMFSFJ als
Modellprojekt eingereicht werden. Federführung:
Haus Steinstraße e. V.
15.12.2014
Jour fixe kulturelle Bildung
Haus Steinstraße
Thema: Auswertung Jour fixe kulturelle Bildung 2014 e. V.
und Verabredungen für 2015
Kulturamt
2015
26.01.2015
Jour fixe kulturelle Bildung
Thema: Auswertung des Entwicklungskonzeptes
kulturelle Bildung 2012-2015. Erarbeitung
weiterführender Schwerpunkte
Ziele: Feststellung der Entwicklungen und der
weiteren bzw. zukünftigen Herausforderungen
Kinder- und Jugendkulturzentrum
O.S.K.A.R.
16.03.2015
Jour fixe kulturelle Bildung
Vorweg: Führung durch das Gewandhaus.
Vorstellung der Programme im Bereich kulturelle
Bildung
Thema: Arbeitsschwerpunkte 2015. Besonderer
Fokus auf dem Jubiläumsjahr
Ziel: Kenntnis neuer Ansätze, Kooperationsbedarfe,
Unterstützungsbedarfe verschiedener Träger
Gäste: Frau Prof. Dr. Weiß, HTWK
„Weiterbildungsmaster Museumspädagogik“
Verabredung: Es soll einen weiteren Fachtag Kultur
und Schule geben, mit dem Ziel, die Bedarfe der
anderen kennenzulernen und neue Kooperationen
Gewandhaus
8
ins Leben zu rufen.
17.04.2015
Fachtag: Das Bundesprogramm „Kultur macht
Galerie für
stark – Bündnisse für Bildung“. Chancen für die Zeitgenössische
kulturelle Bildung in Sachsen. Eine
Kunst
Zwischenbilanz.
Veranstalter: Landesvereinigung kulturelle Kinderund Jugendbildung in Kooperation mit dem Kulturamt
und der Galerie für Zeitgenössische Kunst
Teilnehmer/-innen: Unterschiedlichste Akteure, die
bereits im Bundesprogramm aktiv sind oder es
zukünftig werden wollen.
Referent/-innen: Frau Bürvenich, BMBF, Frau
Hübner, BKJ, Herr Weppler, Paritätisches
Bildungswerk, Dr. Feist, Mitglied des Bundestages,
Herr Dr. Haase, SMWK, Herr Seifert, SMK, Frau
Geinitz, Kulturraum Vogtland-Zwickau, Frau
Kucharski-Huniat, Kulturamt Leipzig
18.05.2016
Jour fixe kulturelle Bildung
Halle 14 e. V.
Vorweg: Führung durch die Ausstellung der Halle 14
e. V. und Einblick in der kulturelle Bildungsprogramm
Thema: Inklusion. Teilhabeplan der Stadt Leipzig
Ziel: TN kennen den Stand der Erarbeitung des
Teilhabeplans. Austausch zu Herausforderungen in
der Arbeit mit inklusiven Gruppen im kulturellen
Bereich. Erarbeitung konkreter Maßnahmen, die in
den Teilhabeplan aufgenommen werden könnten.
15.06.2015
Jour fixe kulturelle Bildung
Thema: Weiterführung der Auswertung und des
Ausblicks „Entwicklungskonzept kulturelle Bildung“
Zusammenstellung aller schriftlicher Zuarbeiten.
Diskussion der Ergebnisse.
Kulturamt
06.07.2015
Fachtag: „Zusammenarbeit mit
Kindertagesstätten - Auswertung des
Stempelbuchs“
Veranstalter: Kulturamt in Kooperation mit dem
AfJFB und den Museen im Grassi
Teilnehmer/-innen: Vertreterinnen von Kitas,
Kultureinrichtungen, AfJFB, Kulturamt.
Ziel: Anpassung des Stempelbuchs an Bedarfe der
Kitas und Kultureinrichtungen. Kennenlernen der
Angebote für Vorschulkinder in den drei Grassis und
der beteiligten Kulturinstitutionen
Verabredung: Stempelbuch geht mit Anpassungen
in eine zweite Runde. Parallel soll mind. 1
Veranstaltung für die Vernetzung von
Kultureinrichtungen und Kitas stattfinden
Grassi Museum für
Völkerkunde, für
Musikinstrumente,
für Angewandte
Kunst
14.09.2015
Jour fixe kulturelle Bildung
Buchkinder e. V.
Vorab: Führung durch den Buchkindergarten und die
9
Buchkinderwerkstatt
Thema: Zusammenarbeit mit Hort / Grundschule /
GTA
Ziel: Möglichkeiten der Verbesserung der
Zusammenarbeit Kulturinstitutionen / Hort /
Grundschule
Gäste: Frau Triandafillidu, AfJFB, Frau Willhöft, SBAL
23.11.2015
Jour fixe kulturelle Bildung
Vorab: Theaterpädagogische Methoden zur Arbeit
mit heterogenen Gruppen
Thema: Angebote der kulturellen Einrichtungen im
Hinblick auf steigende Flüchtlingszahlen
Ziel: Kenntnis der unterschiedlichen Konzepte und
Angebote. Erarbeitung von Empfehlungen und
Achtungszeichen in der Entwicklung von Angeboten
für die Zielgruppe Geflüchtete.
Schauspiel Leipzig
2016
21.01.2016
Fachtag: Kulturelle Bildung im ganztägigen
Galerie für
Schulalltag im Kontext von Migration.
Zeitgenössische
Veranstalter: AfJFB, Kulturamt in Kooperation mit der Kunst
SBA L, dem Referat für Migration und Integration und
der Galerie für Zeitgenössischen Kunst
Teilnehmer/-innen: DAZ-Lehrer/-innen, Schul- und
Hortleiter/-innen, Vertreter/-innen von
Kulturinstitutionen
25.01.2016
Jour fixe kulturelle Bildung
Thema: Auswertung Jour fixe 2015 und
Themenfindung 2016
Schulmuseum
21.03.2016
Jour fixe kulturelle Bildung
Thema: Internationale Projekte, Eurocities
Ziel: Vorstellung Best-Practice Erfahrung in
internationalen Projekten. Austausch zu Impulsen
aus dem Städtenetzwerk Eurocities
Gäste: Frau Kucharski-Huniat, Kulturamt
Kulturamt
18.04.2016
Jour fixe kulturelle Bildung
Vorab: Theaterpädagogische Methoden zur Arbeit
mit der Zielgruppe
Thema: Zielgruppe Erwachsene, 60+
Ziel: Austausch zu Erfahrungen mit der
Benennung/Ansprache der Zielgruppe und
besonderen Angebotsformaten. Vorbereitung der
Tagung der Arbeitsgruppe 60+ des Bundesverbands
Museumspädagogik im Herbst in Leipzig
Zeitgeschichtliches
Forum
10
Entwicklungskonzept Soziokultur
________________________________________
KULTURENTWICKLUNGSPLANUNG
Entwicklungskonzept 2016 – 2020
Soziokultur
Entwurf Stand 10.05.2016
Inhalt
Vorwort
1.
Begriffsbestimmung und Grundlagen …..................……………..……….
2
1.1.
Arbeitsgrundlagen ....................................................................................
2
1.2.
Begrifflichkeit und Soziokultur in Leipzig ..................................................
3
2.
Entwicklungen 2011 - 2015.......................................................................
5
2.1.
Förderung ………………............................................................................ 5
2.2.
Sicherung der soziokulturellen Angebotsstruktur…………………………..
7
2.3.
Stadträumliche Entwicklung unterstützen ………………………………….
8
2.4.
Stärkung sozialer Integration ……………………………………………….
9
2.5.
Demokratieförderung und interdisziplinäre Bildungsarbeit ……………….. 9
3.
Fortschreibung der Ziele und Handlungsableitungen ............................... 10
3.1.
Sicherung der soziokulturellen Angebotsstruktur und bedarfsgerechte
Anpassung/ Erweiterung ………….…………………………………………
10
3.2.
Stadträumliche Entwicklung unterstützen …………………………………
12
3.3.
Stärkung sozialer Integration und gesellschaftlicher Teilhabe ……….…… 14
3.4.
Demokratieförderung und interdisziplinäre Bildungsarbeit …………….…. 16
4.
Weitere Aufgabenstellungen…………………………………………….…… 17
4.1.
Soziokultur im Kontext zu ressortübergreifenden Aufgabenstellungen … 17
4.2.
Rolle des bürgerschaftlichen Engagements in der soziokulturellen Arbeit 18
4.3.
Zukunftsfähigkeit der soziokulturellen Zentren und Projekte…………….. 18
________________________________________
-1-
Entwicklungskonzept Soziokultur
________________________________________
Vorwort
Das Entwicklungskonzept Soziokultur 2011-2015 wurde als Untersetzung der Kulturentwicklungsplanung 2008 - 2015 erarbeitet. In ihm wurden die bis zu diesem Zeitpunkt getrennten
Fachgebiete Stadtteilkultur, Soziokultur und Sozialkultur gemeinsam betrachtet, da es sich in
jedem Falle um Praxisformen einer „Kultur von/mit allen“ handelt, die sich gleichermaßen durch
Alltags- und Wohnortnähe sowie gleichberechtigte Zugangs- und Mitwirkungsmöglichkeiten für
alle Bürger der Stadt (Teilhabe/Inklusion) auszeichnen. In der Umsetzung des Konzeptes erwies
sich, dass alle drei Bereiche Schnittmengen miteinander haben, aber nicht ausschließlich unter
soziokulturellen Kriterien betrachtet werden können.
Im hier vorliegenden Konzept 2017 - 2020 werden Entwicklungen und Zielstellungen im Bereich
Stadtteilkultur, die über soziokulturelle Kriterien hinaus gehen, zusätzlich aufgenommen,
Aufgabenstellungen, die sich in der Sozialkultur u. a. aus dem aktuell entstehenden
Teilhabeplan ergeben, werden in die Arbeitsansätze eingebettet.
Dem Subsidiaritätsprinzip folgend, anerkennt und fördert die Stadt Leipzig die freie Trägerschaft
als tragende Säule aller Aktivitäten in der Sozio- und Stadtteilkultur. Stadtteilkultur als
kommunales Handlungsfeld umfasst darüber hinaus auch eigene Aktivitäten des Kulturamtes in
den Stadtteilen bzw. im Rahmen ämterübergreifender Maßnahmen zur Gestaltung des
Lebensumfeldes der Leipziger Bürgerinnen und Bürger.
Auf der Basis des städtischen Entwicklungskonzeptes werden für die Jahre 2017 - 2020
mittelfristige Konzepte der soziokulturellen Zentren erarbeitet - die gegenwärtig aktuellen
mittelfristigen Konzepte enden mehrheitlich im Jahr 2016. Eine Übersicht wird dazu ergänzende
über die Arbeit der einzelnen Zentren dokumentieren, weshalb hier auf weiterführende
Informationen zu den einzelnen soziokulturellen Zentren verzichtet wird.
1.
Begriffsbestimmung und Grundlagen
1.1.
Arbeitsgrundlagen
Die Arbeitsgrundlagen für das Entwicklungskonzept Soziokultur haben sich in den letzten
Jahren verändert bzw. befinden sich aktuell selbst in der Fortschreibung. Der
Kulturentwicklungsplan 2016 – 2020 benennt insbesondere das fortzuschreibende Integrierte
Stadtentwicklungskonzept (INSEK) mit den hier definierten vier Oberzielen als verbindliche
Grundlage kommunalpolitischen Handelns. Für den Bereich Sozio- und Stadtteilkultur ist neben
dem Ziel „Leipzig setzt auf Lebensqualität“ das Ziel „Leipzig schafft soziale Stabilität“ von
grundsätzlicher Bedeutung. Besonders bei diesem Ziel stehen gesellschaftliche Teilhabe,
Integration und Chancengerechtigkeit, aber auch lebenslanges Lernen und aktives
bürgerschaftliches Engagement im Fokus.
Neben den bereits im Kulturentwicklungsplan 2016 - 2020 benannten Grundlagen sind
insbesondere folgende relevant für die Arbeit im Bereich Sozio- und Stadtteilkultur:
(1) Kriterienkatalog Soziokultur des Landesverbandes Soziokultur e. V. 2013
(2) Teilhabeplan der Stadt Leipzig (in Erarbeitung)
(3) Gesamtkonzept Integration und Migration der Stadt Leipzig
(4)
(5)
Integrierte Stadtteilentwicklungskonzepte für den Leipziger Osten, Schönefeld, den
Leipziger Westen, die Georg-Schumann-Straße und Grünau
Planungsraumkonzepte des Amtes für Jugend, Familie und Bildung
________________________________________
-2-
Entwicklungskonzept Soziokultur
________________________________________
1.2.
Begrifflichkeit und Soziokultur in Leipzig
„In den 1970er Jahren forderte Hermann Glaser, dass jegliche Kultur Soziokultur sein solle.
Seither ist der Begriff der Soziokultur nicht eindeutiger geworden, er entzieht sich der
Abgrenzung und genauen Definition. Umso lebendiger und konkreter ist die dahinter stehende
Kulturarbeit.“ 1
Aus der Literatur und der öffentlichen Debatte ist eine einheitliche Definition von Soziokultur
nicht zu gewinnen. Es ist möglich, Arbeitsmethoden und Arbeitsweisen zu beschreiben, auch
Merkmale und Ziele. Das Entwicklungskonzept stützt sich daher primär auf den Kriterienkatalog
des Landesverbandes Soziokultur Sachsen e. V., der die Wirkungsfelder und Arbeitsweisen von
Soziokultur beschreibt und Kriterien für die Zuordnung zu dieser Kultursparte benennt.
Soziokultur in der Stadt Leipzig hat eine deutliche inhaltliche Ausrichtung und ist wichtiger
gleichberechtigter Bestandteil einer vielfältigen Kulturlandschaft. Die Rolle von Soziokultur ist
dabei klar umrissen: Sie nimmt wie ein Seismograf sehr sensibel und frühzeitig gesamtgesellschaftliche Themen auf, transportiert sie in die Gesellschaft, beginnt aber auch gleichzeitig
Angebote und Lösungen zu entwickeln. Beispiele hierfür sind Themen wie Integration von
Flüchtlingen, interkulturelle Öffnung, demografischer Wandel, Inklusion, Vernetzung und
kulturelle Bildung, die schon sehr früh auf der Agenda der soziokulturellen Praxis standen.
Das ist grundsätzlich deshalb möglich, weil Soziokultur durch ihre Arbeitsweise ganz nah an
den Bedürfnissen der Menschen und den Entwicklungen in der Gesellschaft dran ist.
Soziokultur ist die am engsten an das Gemeinwesen und bürgerschaftliches Engagement
gebundene Kultursparte. Sie nimmt soziale Defizite und Potenziale wahr, greift sie auf, wendet
sich bewusst allen Bürgerinnen und Bürgern zu, unabhängig von Alter, Geschlecht, sozialer,
ethnischer und geografischer Herkunft.
„Soziokultur als Methode“ ist in der Mitte der Gesellschaft angekommen und hat sich längst in
vielen kulturellen und gesellschaftlichen Bereichen durchgesetzt und wird von den
Einrichtungen der Hochkultur und Vereinen mit verschiedenen kulturell-künstlerischen oder
inhaltlichen Ausrichtungen angewandt. Das belegen insbesondere auch die Aussagen zum
zweiten Schwerpunkt der Kulturentwicklungsplanung - Vision: Kulturelle Teilhabe in einer
wachsenden Stadt. Soziokultur bezieht schon von je her „alle Gesellschaftsschichten ein,
fördert den Dialog – sowohl generationsübergreifend als auch interkulturell – und ermöglichen
so den vielfältigen Milieus, am gesellschaftlichen Leben teilzunehmen“.
„Basierend auf einem weiten, partizipativen Kulturbegriff ist Soziokultur offen für
unterschiedlichste kulturelle Konzepte aus unterschiedlichen gesellschaftlichen Gruppierungen.
Sie setzt auf Beteiligung ihrer NutzerInnen. Sie steht für eine demokratische Aktivierung und
befähigt die BürgerInnen, ihre Teilhaberechte wahrzunehmen. Soziokultur initiiert neue Formen
bürgerschaftlichen Engagements und wirkt der sozialen Spaltung der (städtischen) Gesellschaft
entgegen. Darin liegt ihre Stärke. Diesen Ansatz bringt sie vehement in die Kulturpolitik ein.“2
Wesentliche Merkmale von Soziokultur sind:
-
die Offenheit des Zugangs zu Kunst und Kultur für alle Alters- und sozialen Gruppen durch
die alltägliche Präsenz der Orte (soziokulturelle Einrichtungen, öffentlicher Raum) im
Lebensumfeld der Menschen
-
die Überwindung der tradierten Trennung von professioneller künstlerischer Produktion und
kreativem Schaffen aller einerseits und zwischen Kunstproduktion und -rezeption
andererseits durch entsprechende Angebots- und Partizipationsstrukturen
1
Bundesvereinigung der Soziokulturellen Zentren e. V.; www.soziokultur.de: Begriff Soziokultur
H.-Jörg Sievert „Wirkungsweisen der Soziokultur für Stadtteile, Regionen und ländliche Räume“ (Handbuch
Soziokultur der Stiftung Niedersachsen)
2
________________________________________
-3-
Entwicklungskonzept Soziokultur
________________________________________
-
die spartenübergreifende Sicht auf Kunst und Kultur, indem sie die tradierte Trennung der
künstlerischen Genres in der Vielfalt ihrer Angebote überwindet
-
die Einbindung künstlerischer Prozesse in die Kommunikation und Gestaltung der
alltäglichen Lebensprozesse der Menschen
-
die Beteiligungsorientierung, die generations- und milieu-übergreifend potenziell alle
Bevölkerungsgruppen zur Entwicklung und Nutzung ihrer kreativen Potenziale anregt
-
die besondere Zuwendung für sozial benachteiligte Gruppen, um Integrationschancen zu
verbessern
-
das Interdisziplinäre und die enge Verflechtung von Kultur-, Jugend-, Bildungs- und
Sozialarbeit
-
die Verflechtung der institutionalisierten, auf Dauer angelegten Arbeit in den Einrichtungen
mit der Experimentalität und Flexibilität der Projektmethode
-
die freie Trägerschaft der soziokulturellen Einrichtungen und Projektträger mit den
Potentialen demokratischer Selbstorganisation und -verwaltung
Der für die Soziokultur exemplarische integrative Arbeitsansatz von sozialpädagogischer
Begleitung, künstlerischer Anleitung und Ermutigung zur Selbstorganisation ist auch in Leipzig
ein erfolgreiches Konzept.
Die Orientierung soziokultureller Programmatik und Praxis auf Gemeinwesen und Interessen
der Bürgerinnen und Bürger ist der Grund, dass Soziokultur in enger Wechselwirkung zu
anderen „außerkulturellen“ Lebensbereichen steht. Soziokulturelle Arbeitsfelder richten sich
daher neben den vielfältigsten Formen kulturell-künstlerischen Schaffens einschließlich der
kulturellen Bildung auch auf Problemlagen in der Jugend- und Sozialarbeit, der Integration von
Flüchtlingen, Migrantinnen und Migranten, der Demokratieentwicklung, der Stadt- und
Stadtteilgestaltung u. v. a. m. Damit sind vielfältige Schnittstellen zu anderen städtischen
Bereichen und Fachplanungen wie z. B. Jugend, Familie und Bildung, Stadtentwicklung,
Soziales, Migration und Integration gegeben.
In Leipzig finden sich beide Grundorientierungen soziokultureller Arbeit: ein überwiegend
stadtteil- bzw. zielgruppenorientierter Ansatz und der kulturell-künstlerische Ansatz, wobei der
erste Ansatz zukünftig mehr Gewicht erhalten muss. Die soziokulturellen Zentren verfügen über
ein jeweils spezifisches Profil, das der Gewichtung und Vernetzung der aus dem sozialen
Umfeld und den eigenen Ressourcen abgeleiteten Arbeitsfeldern entspricht. Sie wenden sich
an alle Generationen - Kinder, Jugendliche, junge Erwachsene und zunehmend Seniorinnen
und Senioren bzw. Menschen, die aus dem Erwerbsleben ausscheiden, sind die Hauptnutzer.
2. Entwicklungen 2011 - 2015 / Sachstand
Die im Entwicklungskonzept Soziokultur 2011 - 2015 festgelegten Ziele und
Handlungsableitungen und eine Vielzahl der darin enthaltenen Maßnahmen wurden umgesetzt.
Die grundlegenden Ziele sind weiterhin aktuell und können im Wesentlichen fortgeschrieben
und den aktuellen Rahmenbedingungen angepasst werden, präzisierte und neue Aufgaben
werden den Entwicklungsprozess bis 2020 begleiten.
Leipzig verfügt über ein stabiles Netz von soziokulturellen Zentren und Einrichtungen mit
soziokulturellen Angeboten, das - bedingt durch seine Entstehungsgeschichte, die vor mehr als
25 Jahren mit dem gesellschaftlichen Umbruch begann - bei einer sehr ungleichen Verteilung
im Stadtraum.
Die Trägervereine von sechs ehemals kommunalen oder betrieblichen Einrichtungen - Conne
Island, Frauenkultur, Haus Steinstraße, Kultur- und Kommunikationszentrum naTo, Mühlstraße
14, Stadtteilzentrum Anker - haben auf der sicheren Basis institutioneller Förderung ihre
jeweiligen Gründungsideen umgesetzt, spezifische Profile ausgebildet und zugleich auf die
________________________________________
-4-
Entwicklungskonzept Soziokultur
________________________________________
infrastrukturelle und soziale Situation des unmittelbaren Umfelds reagiert. Zur Absicherung ihrer
Arbeit wurden - beispielhaft in Deutschland - erstmals 1991 Rahmenvereinbarungen mit den
Trägervereinen abgeschlossen, die klare Prioritäten bei der Förderung gesetzt haben. Diese
wurden über einen langen Zeitraum kontinuierlich erneuert und endeten planmäßig 2013. Die
vertragliche Bindung mit der Stadt schuf und sicherte Stabilität wie Kontinuität. Sie war für beide
Seiten wertvolles Planungs- und Steuerungsinstrument, für die Zentren Grundlage für
quantitative (Programmumfang, Haushaltsvolumen, Akquise von Drittmitteln) wie qualitative
(Professionalisierung, Kooperationen, Netzwerke) Entwicklungen.
Unabhängig davon entwickelten sich durch die Umnutzung geeigneter Immobilien durch freie
Kulturinitiativen weitere erfolgreich arbeitende soziokulturelle Zentren (GeyserHaus, Werk 2 Kulturfabrik, VILLA), deren Arbeit ebenfalls im Rahmen einer institutionellen Förderung
abgesichert wurde und wird. Im Jahr 2009 wurde dieses Spektrum um das Ariowitsch-Haus
erweitert, ein Kultur- und Begegnungszentrum für jüdische Kultur, und 2013 wurde die
Betreibung des Begegnungszentrums Wiederitzsch, das 1999 im Rahmen der Eingemeindung
an die Stadt Leipzig fiel, an den Verein GeyserHaus e. V. übergeben.
Im Jahr 1991 eröffnete in Leipzig-Grünau das KOMM-Haus in kommunaler Trägerschaft. „In
Ermangelung geeigneter freier Strukturen und aufgrund der Spezifik des Wohngebietes - es
existierten keine anderen Kultureinrichtungen, Veranstaltungen der Kirchgemeinden richteten
sich eher an interne Kreise - gab es zum Zeitpunkt der Eröffnung des Hauses keine Alternative
zu einer öffentlichen Trägerschaft.“3 Im Zusammenhang mit der Entwicklungsstrategie Grünau
2020 erfolgte eine Evaluation von Standort, Arbeit und inhaltlicher Ausrichtung des Hauses, die
2015 mit folgendem Ergebnis abgeschlossen wurde: „Die Nutzung der Einrichtung KOMM-Haus
hat sich im Laufe der Zeit stark gewandelt und entspricht nicht mehr dem ursprünglichen
Konzept sowie der erfolgten und zu erwartenden Entwicklung im Stadtteil. Seit einigen Jahren
ist beim inhaltlich-kulturellen Angebot unter den gegebenen Bedingungen zahlreicher
Vermietungen an Dritte kaum eine konzeptionelle Weiterentwicklung möglich, obwohl sich der
Stadtteil verändert. Es gibt in Grünau inzwischen viele soziale Angebote, aber nur wenige feste
Orte für die Kultur. Eine wachsende Stadt, ein wachsender Stadtteil, braucht nicht nur soziale,
sondern auch attraktive kulturelle Angebote. Das Konzept und die Betreibung des KOMM-Haus
müssen dementsprechend zukunftsfähig aufgestellt werden.“4 (→ Kapitel 3.1)
In den Leipziger Stadtteilen haben sich neben den soziokulturellen Zentren auch kleinere
Einrichtungen mit stadtteilbezogenen Freizeit- und Kulturangeboten wie Bürgertreffs,
Vereinshäuser, Stadtteilzentren und Stadtteilläden etabliert. Zum Gesamtbild gehören im
gegebenen Kontext auch städtische Einrichtungen wie Stadtteilbibliotheken, Außenstellen von
Volkshochschule und Musikschule sowie weitere mit städtischen Mitteln geförderte freie Träger
der Kunst und Kultur, Jugend- und Seniorenarbeit.
Daneben eignet sich eine junge ambitionierte Szene vorhandene Freiräume an wie leer
stehende Läden, Häuser (u. a. „Wächterhäuser“) und Industriegebäude. Aktuell ist dabei
aufgrund veränderter Nutzungskonditionen eine Verschiebung vom Westen in den Osten der
Stadt zu beobachten. Verschiedene Projekte und das Etablieren neuer kultureller Orte werden
hier zunächst oft ohne städtische Förderung realisiert.
2.1.
Förderung
Institutionelle Förderung
Die Arbeit aller soziokulturellen Zentren, die in der AG Soziokultur Leipzig verankert sind, wird
durch eine stabile institutionelle Förderung unterstützt. Alle Trägervereine erhalten durch das
Kulturamt eine Strukturförderung auf der Basis des aktuellen Kriterienkataloges Soziokultur
zuzüglich Mittel für Projekte bzw. inhaltliche Arbeit. Auf dieser Basis konnten sie sich
3
Dezernat Kultur: Überprüfung Standort und Konzept KOMM-Haus Stand: August 2015
ebenda
4
________________________________________
-5-
Entwicklungskonzept Soziokultur
________________________________________
konzeptionell und wirtschaftlich zu wichtigen Säulen der freien Kultur in der Stadt bzw. den
Stadtteilen entwickeln und profilieren. In den Jahren 2011 - 2015 konnte die institutionelle
Förderung der soziokulturellen Zentren um ca. 245.000 € erhöht werden. Die Stabilität der
kommunalen Förderung war und ist eine wesentliche Grundlage für die Entwicklung der
kontinuierlichen und qualitativ anspruchsvollen soziokulturellen Angebote in Leipzig. Dadurch
sind die Zentren auch in der Lage, ihre personellen, technischen und sächlichen Ressourcen
(Infrastruktur) anderen Vereinen und Initiativen zur Verfügung zu stellen, ihnen - teilweise
unentgeltlich - Rahmenbedingungen für Projekte und bürgerschaftliches Engagement zu
gewährleisten.
Für die soziokulturellen Zentren, die anerkannter Träger der freien Jugendhilfe sind, kommt zur
institutionellen Förderung durch das Kulturamt meist eine projektbezogene Anteilsfinanzierung
durch das Amt für Jugend, Familie und Bildung, teilweise auch das Sozialamt hinzu. Diese
städtische Förderung sichert zusammen mit Eigenmitteln und Drittmitteln die Finanzierung des
ganzjährigen Angebots. Ergänzt wird die Finanzierung durch die Beantragung von Drittmitteln
bei öffentlichen Förderprogrammen, Stiftungen und Sponsoren.
Über Zweckbetriebe bzw. wirtschaftliche Geschäftsbetriebe erwirtschaften die soziokulturellen
Zentren Eigenmittel und verfügen somit über eigene - allerdings sehr unterschiedliche wirtschaftliche Potenziale, die sowohl von Art und Größe des genutzten Objekts als auch vom
inhaltlichen Konzept mitbestimmt werden. Der erwirtschafte Eigenanteil ist bei allen relativ
stabil, jedoch kaum noch zu erhöhen.
Projektförderung
Der Kriterienkatalog Soziokultur benennt als die wichtigsten Merkmale soziokultureller
Projektarbeit:
- den Beteiligungsansatz,
- die Wirkung ins Gemeinwesen,
- die Auseinandersetzung mit der Gesellschaft, Kultur und Leben.
Als Mittel der Umsetzung wählt das soziokulturelle Projekt in der Regel künstlerische Formate
bzw. Methoden der kulturellen Bildung.5
Soziokulturelle Projekte sind temporär angelegt, haben einen rezeptiven und/oder partizipativen
Ansatz und wenden sich über die unmittelbar beteiligten Zielgruppen hinaus an eine breite
Öffentlichkeit bzw. versuchen breite Nutzerschichten aktiv in die Umsetzung einzubeziehen.
Die Förderung orientiert sich an stadträumlichen und ggf. zielgruppenspezifischen
Schwerpunkten. Gefördert werden soziokulturelle und stadtteilkulturelle Projekte freier Träger
mit unterschiedlichen Zielgruppen und in verschiedenen Stadträumen, denen gemeinsam ist,
dass sie sich am Bedarf im Sozialraum orientieren und häufig auf der Arbeit bestehender
Einrichtungen oder Netzwerke aufbauen bzw. diese unterstützen. Sie dient folgenden Zielen:
- Rahmenbedingungen für selbstorganisierte kulturelle und gemeinwesenorientierte Angebote
schaffen,
- das bürgerschaftliche Engagement stärken und Eigeninitiativen anregen,
- die Lebensqualität des unmittelbaren Lebensumfelds der Bürgerinnen und Bürger spürbar
erhöhen
- kreative Betätigung anregen,
- durch Begegnung und Austausch die Integration unterschiedlicher Altersgruppen und
sozialer Schichten ermöglichen und die Vielfalt der Kulturen sichtbar machen,
- die bedarfsorientierte kulturelle Entwicklung von Stadtteilen mit besonderem
Entwicklungsbedarf sichern,
- Netzwerkbildungen in den Stadtteilen und darüber hinaus anregen.
5
vergl. Kriterienkatalog Soziokultur S. 24
________________________________________
-6-
Entwicklungskonzept Soziokultur
________________________________________
Stadtteilkultur orientiert sich an der Urbanität von Stadt und Stadtteilen mit ihrer kulturellen und
sozialen, aber auch funktionalen und baulichen Vielfalt und will die selbstbestimmte und
gleichberechtigte Teilhabe aller ermöglichen. Sie ist in Leipzig eng gebunden an Gemeinwesen
und bürgerschaftliches Engagement - Projekte und Veranstaltungen sind gekennzeichnet durch
den unmittelbaren örtlichen Bezug, tragen den Bedingungen und Notwendigkeiten im jeweiligen
Sozialraum unmittelbar Rechnung, sie sind daher untereinander kaum vergleichbar und können
nur bedingt an künstlerischen Ansprüchen gemessen werden. Gefördert werden auch Projekte
von Kultureinrichtungen in Stadt- bzw. Ortsteilen, die maßgeblich zur kulturellen Belebung vor
Ort beitragen und deren Angebot sich an den Interessenlagen der Einwohner orientiert und auf
Kontinuität ausgerichtet ist.
Projektträger sind neben den soziokulturellen Zentren Vereine und freie Initiativen in den
Stadtteilen, die ihre kulturellen und künstlerischen Vorhaben im Kontext der Stadtteilbelebung,
der Jugend- und Sozialarbeit oder der Arbeit für und mit Migrantinnen und Migranten
konzipieren. Dabei handelt es sich meist um mit dem Gemeinwesen des Stadtteils stark
verbundene Stadtteilvereine und -initiativen, Bürgervereine, Kirchgemeinden, Kultur- und
Heimatvereine, die meist in enger Partnerschaft mit weiteren lokalen Akteurinnen und Akteuren
und Netzwerken agieren.
Über die Projektförderung werden auch Angebote jener Träger unterstützt, die hauptsächlich in
der offenen Kinder- und Jugendarbeit bzw. Jugendkulturarbeit oder in der Integration und
Sozialhilfe tätig sind. Wesentliche Rahmenbedingungen dieser Angebote werden meist durch
die Förderung anderer städtischer Ämter wie Amt für Jugend, Familie und Bildung bzw.
Sozialamt bezuschusst. Die Projektförderung des Kulturamtes für kulturelle Vorhaben trägt zur
Stabilisierung und weiteren inhaltlichen Profilierung der Einrichtung sowie zur Erweiterung der
Zielgruppen bei.
Projekte kultureller Bildung, insbesondere für Kinder und Jugendliche, spielen in der Soziokultur
eine besondere Rolle. Sie zielen darauf, die kreativen Potenziale und Fähigkeiten der
Beteiligten, ihr Erfahrungswissen zu nutzen und zu stärken. (→ vgl. Entwicklungskonzept
Kulturelle Bildung)
2.2.
Sicherung der soziokulturellen Angebotsstruktur
In den vergangenen fünf Jahren ist es gelungen, die vorhandene Angebotsstruktur weiter zu
sichern. Das Netz soziokultureller Zentren wurde erhalten, eine bedarfsgerechte Erweiterung
erfolgte bei den Angeboten. Die historisch gewachsene ungleiche stadträumliche Verteilung
blieb jedoch bestehen.
Alle in Leipzig arbeitenden soziokulturellen Zentren erhalten nunmehr eine institutionelle
Förderung, deren Höhe in den vergangenen Jahren mehrfach nach oben angepasst wurde.
Mit regelmäßigen Anpassungen bei Personalkosten konnte die Absicherung des ganzjährigen
Betriebes der Einrichtungen gewährleistet, eingetretene Änderungen in der bundesdeutschen
Gesetzgebung zur Arbeitsförderung (u. a. Wegfall AGH) allerdings nicht kompensiert werden.
Die Ertüchtigung der für soziokulturelle Arbeit genutzten städtischen Immobilien nach
bauordnungsrechtlichen Bestimmungen wurden weitgehend abgeschlossen, notwendige
Sanierungsmaßnahmen konnten darüber hinaus auch an der Parkbühne Eutritzsch
(GeyserHaus e. V.) und dem Soziokulturellen Zentrum die VILLA gefördert werden. Es erfolgte
eine schrittweise Erneuerung der materiell-technischen Ausstattung aller soziokulturellen
Zentren - hilfreich war hier die mögliche Kopplung mit Strukturfördermitteln des Sächsischen
Staatsministeriums für Wissenschaft und Kunst. (→ Kapitel 3.1)
________________________________________
-7-
Entwicklungskonzept Soziokultur
________________________________________
2.3.
Stadträumliche Entwicklung unterstützen
Die Leipziger Stadtteile haben sich, auch historisch bedingt, sehr unterschiedlich entwickelt.
Das vitale, kulturell vielfältige urbane Leben konzentriert sich v. a. auf das Zentrum und jene
Stadtteile, in denen es bereits kurz nach der Wende entsprechende Entwicklungen gab
(Connewitz, Südvorstadt) bzw. solche, bei denen in den letzten Jahren im Zusammenhang mit
Städtebauförderprogrammen, Schwerpunktsetzungen der Stadtentwicklung, kulturellen und
kulturwissenschaftlichen Initiativen neue Entwicklungen erfolgten (Lindenau, Plagwitz). Zu
verzeichnen ist dabei eine enge Wechselbeziehung zwischen Bevölkerungsentwicklung,
Bewegung im Stadtraum und dem kulturell-künstlerischen Bereich.
Auf Grund der stadträumlichen Ausrichtung von Sozio- und Stadtteilkultur wurden die
Aufgabenstellungen durch die räumlichen Schwerpunktsetzungen im Integrierten
Stadtentwicklungskonzept (SEKo) und dem darin enthaltenen Fachkonzept Kultur bestimmt.
Besonderer Entwicklungsbedarf wurde für folgende Schwerpunkträume der Stadtentwicklung
festgestellt und dazu jeweils integrierte Handlungsansätze beschlossen:
- die Altbauquartiere im Leipziger Osten und Leipziger Westen (Fortführung der Integrierten
Stadtteilentwicklung mit präzisierter Schwerpunktsetzung),
-
die Großsiedlung Leipzig-Grünau (differenziertes Herangehen im Kernbereich und im
Stadtumbaugürtel entsprechend der "Entwicklungsstrategie Grünau 2020"),
-
die Georg-Schumann-Straße (längste Magistrale der Stadt mit ressortübergreifendem
Handlungsbedarf),
-
Schönefeld (mit Blick auf die demografische Entwicklung im Nordosten Leipzigs und als
Stabilisierungspotenzial an der Schnittstelle zwischen Altbau- und Plattenbauquartieren).
Diese Gebiete wurden bei Schwerpunktsetzungen im Rahmen der Projektförderung adäquat
berücksichtigt. Erfolge bei der Etablierung von (sozio-) kulturellen Angeboten und Projekten
sind insbesondere im Leipziger Westen, in den letzten beiden Jahren auch im Leipziger Osten,
an der Georg-Schumann-Straße und in Grünau zu verzeichnen.
Eine fachübergreifende Prüfung und Bewertung von Projekten mit einer Verortung in den
städtebaulichen Schwerpunkträumen wurde im Kulturamt begonnen, insbesondere mit dem
Fördergebiet kulturelle Bildung.
Die Intensivierung der Arbeit mit und von soziokulturellen Zentren im Rahmen von
Stadterneuerungsprozessen ist in einzelnen Teilräumen erfolgt und muss fortgesetzt werden.
Das teilweise umfangreiche Engagement von soziokulturellen Zentren in Schwerpunkträumen
wie dem Leipziger Osten (Mühlstraße 14 e. V. und Frauenkultur Leipzig e. V.) wurde bei der
Höhe der institutionellen Förderungen entsprechend berücksichtigt. (→ Kapitel 3.2.)
An Neufassung bzw. Erarbeitung von Integrierten Stadtteilentwicklungskonzepten für den
Leipziger Osten (aktuell Monitoring), Schönefeld, die Georg-Schumann-Straße und Grünau
(aktuell Endphase der Erarbeitung) wurde fachbezogen mitgearbeitet.
Die durch das Kulturamt etablierten Stadtteilkulturfestivals „Grünauer Kultursommer“ und
„OSTLichter“ konnten jährlich im Netzwerk mit Akteuren aus dem jeweiligen Stadtraum
organisiert und durchgeführt werden, wobei Konzept, Inhalt und die Trägerstruktur jährlich
überprüft und angepasst wurden. Nachdem im Jahr 2010 der Verein Mühlstraße 14 e. V. die
organisatorische Trägerschaft für die „OSTLichter“ übernommen hat und seitdem gemeinsam
mit dem Kulturamt Veranstalter ist, gelang der Beginn einer solchen Partnerschaft im Jahr 2015
auch für den „Grünauer Kultursommer“. Der Verein großstadtKINDER e. V., der in Grünau das
Theatrium betreibt, ist nach der erfolgten Konzeptanpassung in den Jahren 2014/15 erfolgreich in
die gemeinsame Organisation eingestiegen. (→ Kapitel 3.2.)
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Entwicklungskonzept Soziokultur
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2.4.
Stärkung sozialer Integration
Die Teilhabe am gesellschaftlichen und kulturellen Leben und die Stärkung sozialer Integration
sind untrennbar miteinander verbunden.
Neben der institutionellen Förderung der soziokulturellen Zentren hat die Projektförderung des
Kulturamtes dazu beigetragen, dass freie Kultur auf Veränderungen und Entwicklungen in
einzelnen Stadtteilen bzw. Sozialräumen gezielt reagieren kann.
Insbesondere im Leipziger Osten, dem Stadtraum mit dem höchsten Anteil an Migrantinnen und
Migranten aber auch Transferleistungsempfängerinnen und -empfängern (SGB II), haben in den
letzten beiden Jahren nachhaltige Entwicklungen begonnen. Viele Künstlerinnen und Künstler,
Kreative und Kulturschaffende, aber auch alternative Projekte entdecken den Stadtteil und
versuchen mit ihren Mitteln einen Beitrag zur sozialen Stabilität zu leisten und den
generationsübergreifenden und transkulturellen Dialog zu fördern. Einzelne soziokulturelle
Zentren leisten hier seit Jahren wertvolle Unterstützung und Netzwerkarbeit.
Eine besondere Herausforderung ist die Ansprache von und der Zugang zu sog. kulturfernen
Schichten, die noch zu selten gelingen. Erfolg versprechend ist hier z. B. die Arbeit des
Projektes KulturLeben Leipzig & Region in der VILLA, das kostenlos Tickets für Kultur- und
Sportveranstaltungen an Menschen mit besonders geringen Einkommen vermittelt.
Die sozialen und demografischen Entwicklungen in den einzelnen Stadtteilen bestätigten den
prognostizierten besonderen Förderbedarf bei Vereinen und freien Trägern, die in den
vergangenen Jahren zielgruppenspezifische und integrative kulturelle Projekte entwickelten.
Die Schwerpunktsetzung auf spezifische Zielgruppen, insbesondere Kinder und Jugendliche,
aber auch ältere Menschen, hat sich im Sinne von Inklusion auf alle in den Stadtteilen lebenden
Bürger - mit oder ohne Zugangshemmnisse - ausgeweitet.
In den Jahren 2011 - 2015 konnte eine kontinuierliche bedarfsgerechte Erweiterung der
Angebote für Senioren bzw. deren aktiver Teilhabe erreicht werden. Durch das Sozialamt
geförderte Seniorenbüros wurden u. a. in Trägerschaft der Vereine Mühlstraße 14 und
GeyserHaus eröffnet und etabliert, mit vielen Effekten auch für die soziokulturelle Arbeit beider.
Auch im Haus Steinstraße (Mehrgenerationen-Haus) und in der VILLA konnten Angebote für
diese Zielgruppe erweitert werden.
Durch Projektförderung des Kulturamtes konnte sich auch die Arbeit in kleineren Einrichtungen
wie Stadtteilzentren, Bürgertreffs, Vereinshäusern, Begegnungsstätten für Senioren und
Behinderte, Stadtteilläden und anderen Standorten profilieren und stabilisieren. Hier konnten
sich bedarfsorientiert Angebote für unterschiedliche Zielgruppen entwickeln. Stadtteilfeste
haben niedrigschwellig zur Vermittlung kultureller und gesellschaftlicher Werte beigetragen und
allen Anwohnern barrierefrei Partizipation ermöglicht.
Die weitere Förderung gegenwärtig erfolgreicher Projekte ist notwendig, um Erhalt und
Stabilisierung der vorhandenen Angebote und Netzwerke weiterhin zu sichern. (→ Kapitel 3.3.)
2.5.
Demokratieförderung und interdisziplinäre Bildungsarbeit
Die soziokulturellen Zentren vermitteln durch kulturelle und politische Bildung ein solidarisches,
tolerantes und humanistisches Miteinander, sie sind beständige Orte und Podien für
pluralistisches bürgerschaftliches Engagement.
Neben den vielfältigen kulturellen und sozialen Angeboten, die insbesondere der Chancengleichheit bei der Teilhabe am gesellschaftlichen Leben und der Förderung des Gemeinwohls
dienen, bieten soziokulturelle Zentren auch Plattformen für das Gemeinwesen sowie das
bürgerschaftliche / ehrenamtliche Engagement und fördern kulturelle bzw. lebenslange Bildung.
Neben der künstlerisch-ästhetischen Bildung ist - vor dem Hintergrund der aktuellen
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Entwicklungskonzept Soziokultur
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gesellschaftlichen Situation - zunehmend ein Bedarf an politisch-sozialer Bildung zu
verzeichnen. Die Rolle der soziokulturellen Zentren ist hier im Kriterienkatalog Soziokultur klar
beschrieben „als Forum politischer Bildung und demokratischer Aktivierung, ohne parteipolitisch
gebunden zu sein.“6 Insbesondere gelingt es den soziokulturellen Zentren, sehr niedrigschwellig
demokratische Bildung zu vermitteln. Außerdem zeigt sich, dass sich die Bewohner vermehrt in
die Ausgestaltung ihrer Lebensräume einbringen wollen. Hier sind soziokulturelle Zentren mit
ihren breiten Netzwerken geeignete Anlaufstellen. (→ Kapitel 3.4.)
3. Fortschreibung der Ziele und Handlungsableitungen
Die drei wesentlichen Schwerpunkte der Kulturentwicklungsplanung 2016 - 2020 sind:
(1) Kulturelle Vielfalt als unverwechselbares Markenzeichen Leipzigs
(2) Vision: Kulturelle Teilhabe in einer wachsenden Stadt
(3) Verpflichtende Tradition und neue Klangkulturen: Musikstadt
Besonders in den ersten beiden werden Inhalte, Methoden und Kriterien soziokultureller Arbeit
gespiegelt, auf ihnen basieren die umfangreichen Ziele und Aufgaben im Querschnittsbereich
Soziokultur in den nächsten Jahren:
Soziokultur ist einerseits ein wichtiger Teil der kulturellen Vielfalt Leipzigs, gleichzeitig wird in
den Zentren gerade diese Vielfalt auch gelebt, mit verschiedenen kulturell/künstlerischen
Angebotsformen, unterschiedlichen Zielgruppen und in gesamtgesellschaftlich wichtigen
Arbeitsfeldern. Teilhabe am kulturellen und sozialen Leben inklusiv für alle
Bevölkerungsgruppen zu gewährleisten ist eines der Grundprinzipien soziokultureller Arbeit.
Hierbei stehen aktuell Kinder- und Jugendliche, Flüchtlinge und Migranten und andere
Mitbürger mit besonderem Teilhabebedarf im Fokus. In vielen soziokulturellen Zentren erfolgt
der Zugang zu Kindern und jungen Menschen über die Musikkultur. Neben einem breiten
popkulturellen Musikprogramm schafft Soziokultur Raum für Experimente und die Entwicklung
kreativer Potentiale, leistet einen Beitrag zu Nachwuchsförderung und Identitätsfindung.
Sich verändernde gesellschaftliche Bedingungen bringen neue Herausforderungen mit sich. Bei
der künftigen Entwicklung von Soziokultur und Stadtteilkultur in Leipzig ist die unterschiedliche
Entwicklung der Stadtteile im städtischen Gesamtkontext ebenso zu berücksichtigen wie es die
bevorstehenden demografischen und strukturellen Veränderungen in der Bevölkerung sind.
Soziokultur kann mit ihren Mitteln rasch auf gesellschaftliche Veränderungen reagieren und
Kompetenz im Umgang mit Wandlungsprozessen entwickeln.
Verbunden mit der Intention, immer mehr Bürgerinnen und Bürger zur aktiven Wahrnehmung
ihrer Interessen zu motivieren, Eigeninitiative und bürgerschaftliches Engagement zu fördern,
trägt das Kulturamt nicht nur als Dienstleister Verantwortung, sondern auch als partnerschaftlich
Anregender, Moderator und Unterstützer kultureller Initiativen.
Im Folgenden werden die Herausforderungen, Ziele und Handlungsableitungen bis zum Jahr
2020 dargestellt, wie sie sich aus den Entwicklungen der letzten Jahre und den aktuellen
gesellschaftlichen Rahmenbedingungen ergeben.
3.1.
Sicherung der soziokulturellen Angebotsstruktur und bedarfsgerechte
Anpassung/Erweiterung (Struktur)
Herausforderung:
Gesellschaftliche Veränderungen wie eine wachsende Stadt und damit verbundene
Veränderungen der Zielgruppen, die starke Zunahme von Kindern und Jugendlichen sowie der
sog. jungen Alten, aber auch die Integration von Geflüchteten und Migranten beeinflussen die
Nutzerstrukturen, eröffnen erweiterte Aufgabenspektren und Themenfelder wie lebenslange
kulturelle Bildung, Seniorenarbeit und erfordern eine inklusive Ausrichtung der Arbeit.
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Kriterienkatalog Soziokultur
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Entwicklungskonzept Soziokultur
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Diese und andere aktuelle Veränderungen zu berücksichtigen ist grundlegende Aufgabe
soziokultureller Arbeit. Auf Grund der stadträumlich ungleichen Verteilung sind die
Trägervereine der soziokulturellen Zentren dabei verstärkt auch außerhalb ihres eigentlichen
Sozialraumes mit mobilen Angeboten tätig bzw. haben temporär Projekträume angemietet.
Erweiterte Aufgabenstellungen sind zugleich Chancen für die Erweiterung von
bürgerschaftlichem Engagement, für das es Rahmenbedingungen zu sichern gilt, bringen aber
auch erweiterten Ressourcenbedarf mit sich.
Ziel:
Ziel ist es, den jetzigen Standard soziokultureller Zentren und Angebote zu sichern und
die Weiterentwicklung bedarfsgerecht zu begleiten. Priorität erlangen Konzepte und
Vorhaben, die in Kenntnis der Lebensumstände der potenziellen Nutzerinnen und Nutzer
deren Ansprüchen an kulturelle Teilhabe ebenso Rechnung tragen wie deren differenzierten Zugangsvoraussetzungen zu Kunst und Kultur. Soziokultur muss dabei nicht nur
sich wandelnde Interessen ihrer potentiellen Nutzer und deren zahlungsfähige Nachfrage
berücksichtigen, sondern auch neue gesellschaftliche Problemlagen und Diskurse.
Handlungsableitung
Künftig gilt es, weiterhin die notwendigen Rahmenbedingungen für die Arbeit in den
soziokulturellen Zentren sowie den Erhalt eines funktionierenden Netzes soziokultureller
Zentren und Projekte zu gewährleisten, aber eben auch, dieses Netz zu qualifizieren und bei
Bedarf auszubauen. Dementsprechend soll Soziokultur in Leipzig auch zukünftig umfassend
gefördert werden: einerseits die Struktur sichernd und andererseits durch Begleitung/Beratung
in Bezug auf Konzeptionen, Projekte, Qualitätsentwicklung und Vernetzung - im kontinuierlichen
Austausch mit der AG Soziokultur Leipzig als Interessenvertreterin der soziokulturellen Zentren.
Um die Strukturen und die Finanzierbarkeit soziokultureller Arbeit zu sichern ist es notwendig,
dass die Zentren selbst die inhaltlichen Bereiche ihrer Arbeit überprüfen und durch das
Erschließen weiterer Aufgabenbereiche ihre Arbeit mittel- bis langfristig sichern. Auch die
Projektmittelakquise muss bei einigen der Zentren deutlich an Bedeutung gewinnen, denn
städtische Förderung allein wird dauerhaft nicht ausreichen, um den erkennbaren finanziellen
Mehrbedarf der Einrichtungen zu decken.
In den Jahren bis 2020 sind folgende Maßnahmen vorgesehen:
1. Nutzbarkeit der städtischen Immobilien dauerhaft sichern durch
- den Abschluss notwendiger Sanierungs- und Umbaumaßnahmen, der Schwerpunkt liegt
dabei bis Ende 2017 auf dem Stadtteilzentrum Anker;
- Sicherungsmaßnahmen nach bauordnungsrechtlichen Bestimmungen;
- Unterstützung von baulichen Maßnahmen, um Menschen mit Behinderungen einen
gleichberechtigten Zugang zu den Angeboten der soziokulturellen Zentren zu ermöglichen;
- Prüfung ggf. notwendiger (Standort-) Veränderungen auf Grund sich ändernder Bedarfe.
2. Struktursicherung der Arbeit in den soziokulturellen Zentren durch
- Kontinuität und Verlässlichkeit sowie bedarfsgerechte Ausrichtung der städtischen
Förderung;
- Unterstützung bei der Verbesserung der materiell-technischen Ausstattung, dem
regelmäßigen Erneuerungsbedarf Rechnung tragend;
- Gewährleistung der personellen Absicherung des ganzjährigen Betriebes der Einrichtungen
entsprechend Kriterienkatalog Soziokultur durch Förderung von mindesten zwei
Vollzeitstellen bei differenzierter Betrachtung der einzelnen Aufgabenfelder und Projekte;
- wirtschaftliche Stärkung der Arbeit jener soziokulturellen Zentren, die mittelfristig Aufgaben
der Stadt übernehmen bzw. übernommen haben und/oder zusätzlich zu ihren Standorten
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Entwicklungskonzept Soziokultur
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weitere Aufgaben in „unterversorgten“ Gebieten oder in Themenfeldern wie Integration und
Bildung übernehmen.
3. Strukturanpassungen anregen und begleiten durch
- aktive Unterstützung von Struktur- und Standortveränderungen soziokultureller Zentren,
wenn diese aus konzeptionellen oder baulichen Gründen notwendig werden;
-
Zukunftsfähige Ausrichtung von Konzept und Betreibung des KOMM-Hauses Grünau und
Erhalt dieses Angebotes im Sozialraum WK 8 - angestrebt wird eine freie Trägerschaft auf
der Grundlage eines tragfähigen Konzepts;
- Unterstützung zusätzlicher soziokultureller Angebote/Projekte bzw. der Etablierung
soziokulturell arbeitender Einrichtungen in den Schwerpunkträumen der Stadtentwicklung
von Leipzig Ost/Nord-Ost.
4. Effektivere ämterübergreifende Zusammenarbeit durch
- effiziente Verwaltung, die flexibles und bedarfsgerechtes Handeln der soziokulturellen
Einrichtungen ermöglicht und den Notwendigkeiten von Transparenz und Sparsamkeit in
der Verwendung von Fördermitteln gerecht wird;
- Prüfung der ämterübergreifenden Zusammenführung administrativer Aufgaben bei der
Förderung freier Träger.
3.2. Stadträumliche Entwicklung unterstützen
Herausforderung
Von den bisherigen Schwerpunktbereichen des integrierten Stadtentwicklungskonzeptes sind
insbesondere der Leipziger Osten, Schönefeld und Grünau in den nächsten Jahren von
besonderer Bedeutung. Hier wurden mit Unterstützung der bisher wirksamen Förderprogramme
Entwicklungen angestoßen, die – um nachhaltig wirken zu können – weiterer Begleitung und
Förderung bedürfen.
Für die Umsetzung der städtischen Ziele entsprechend der gebietsbezogenen integrierten
Handlungsansätze in den Stadtteilentwicklungskonzepten wird die ämterübergreifende Arbeit
weiterhin an Bedeutung gewinnen, ebenso die gleichberechtigte Zusammenarbeit
soziokultureller Zentren mit verschiedenen Partnern aus dem jeweiligen Sozialraum.
In den Stadtteilen im Leipziger Osten/ Nordosten, in Grünau und den Kerngebieten von
Planungsräumen der Jugendhilfeplanung, in denen sozial besonders benachteiligte
Bevölkerungsgruppen mit einem überdurchschnittlichen Anteil an Migrantinnen und Migranten
zusammentreffen, steht die Entwicklung und Unterstützung von Projekten mit deutlichem
Sozialraumbezug im Fokus. Zur Förderung von Vielfalt und sozialem Zusammenhalt im
jeweiligen Stadtraum arbeiten soziokulturelle Zentren sehr eng mit den lokalen Initiativen
zusammen, befördern Vernetzung und nachhaltig angelegte Kooperation vor Ort. Mit den
vorhandenen Ressourcen werden Initiativen und Akteure gestärkt, um diese Stadtteile mit den
Mitteln alltagsnaher Kultur sozial zu stabilisieren.
Es gilt jetzt, diese Strukturen zu stabilisieren und die begonnene Entwicklung langfristig
abzusichern, Freiräume für kulturelle Entwicklungen zu sichern und nutzbar zu machen.
Ziel
Ziel ist es, in den nächsten Jahren die Stärkung von Strukturen und Entwicklung von
Projekten zu unterstützen, die wohnortnah den offenen Zugang zu kulturellen Angeboten
für die von den Folgen des demografischen Wandels und von Veränderungen der
Sozialstruktur besonders betroffenen Stadtteile und Bevölkerungsgruppen zu sichern.
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Entwicklungskonzept Soziokultur
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Handlungsableitung
Der Kulturentwicklungsplan 2016 - 2020 sieht die kulturelle Vielfalt als entscheidenden Motor im
Rahmen von Stadtentwicklung: „In dieser Perspektive hat eine strategisch verstandene
Kulturpolitik auch eine ausgewogene stadträumliche Verteilung und Ausformung der kulturellen
Infrastruktur im Blick. Kulturell unterversorgte Stadtquartiere, wie im Norden oder im Osten
Leipzigs, erhalten in diesem Sinne eine besondere Aufmerksamkeit, um die kulturelle Vielfalt im
gesamten Stadtgebiet ernst zu nehmen.“
Grundsätzlich wird die begonnene erfolgreiche Arbeit und die gezielte Unterstützung in den sich
weiter verändernden Schwerpunkträumen fortgesetzt. Es geht dabei um die Entwicklung neuer
Angebote und Modellprojekte bzw. die partnerschaftliche konzeptionelle und logistische
Unterstützung beim Aufbau von Strukturen oder der Stärkung von Netzwerken in Stadtteilen mit
besonderem Entwicklungsbedarf, aktive kulturelle und bürgerschaftliche Initiativen sollen
unterstützt und mit einbezogen werden.
Für strukturell unterversorgte Stadträume wird die modellhafte Bereitstellung eines
ämterübergreifenden Verfügungsfonds zur Entwicklung stadtteilbezogener und Integration
unterstützender Projekte geprüft, der eine unterjährige Projektförderung ermöglicht.
Im Mittelpunkt stehen folgende Aufgaben:
1. Konzeptentwicklungen und Teilhabe im Rahmen von Stadterneuerungsprozessen
Fortsetzung der Arbeit mit und von soziokulturellen Zentren in Stadterneuerungsprozessen,
Einbindung als Partner und ausgewiesene Experten im Rahmen von Konzeptentwicklungen
in den Schwerpunkträumen bzw. dort wo demografische Entwicklungsprozesse oder soziale
Problemlagen dies anzeigen.
Stadtentwicklung mit ihrem unmittelbaren Einfluss auf Aktionsräume und Lebensqualitäten
der Bewohnerinnen und Bewohner soll in ihrer Gestaltbarkeit und Orientierung auf
Beteiligung stärker in das Bewusstsein gerückt werden. Die Übernahme von Verantwortung
für den Stadtteil soll angeregt werden über das direkte Wahrnehmen von, die Diskussion
über und die Mitarbeit an Stadtentwicklungsprozessen im Stadtteil.
2. Sicherung soziokultureller Arbeit in den Schwerpunkträumen
Gezielte Entwicklung von sozio- und stadtteilkulturellen Angeboten in den benannten
Schwerpunkträumen der Stadtentwicklung.
Soziokulturelle Zentren entwickeln zunehmend „Gehstrukturen“ und zeigen mit Projekten
Präsenz in den Stadt- und Ortsteilen, wo es strukturell Lücken gibt. Diese mobile bzw.
temporäre soziokulturelle Arbeit soll unabhängig von neuen (dauerhaften) Standorten
gesichert werden.
Unterstützung der Entwicklung soziokultureller Standorte im Leipziger Osten/Nordosten.
3. Unterstützung bei der Etablierung neuer Angebote durch soziokulturelle Zentren (Starthilfe)
Nutzung der personellen, technischen und sächlichen Ressourcen, um junge Initiativen zu
unterstützen, z. B. durch (unentgeltliche) Beratungsleistungen zu Projektorganisation und
-durchführung, Hilfe bei Fördermittelbeantragung und -abrechnung, Bereitstellung von
technischem und sächlichem Equipment.
Unterstützung neuer Partner: Mit umfassender Kenntnis von Projekten und Akteuren
erleichtern sie diesen, sich im Gebiet zu verorten und ebnen den Weg in die Netzwerke.
Entwicklung von Projekten und/oder aktive Unterstützung von Kooperationsprojekten, bei
denen die Entwicklung lebendiger Nachbarschaften im Mittelpunkt steht.
Eine besondere Rolle kommt bei der Umsetzung dieses Ziels auch den etablierten
Stadtteilkulturfestivals „Grünauer Kultursommer“ und „OSTLichter“ zu, die durch das Kulturamt
gemeinsam mit den jeweiligen Partnern jährlich weiter dem Bedarf anzupassen sind.
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Entwicklungskonzept Soziokultur
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3.3 Stärkung sozialer Integration und gesellschaftlicher Teilhabe
Herausforderung
Der Kulturentwicklungsplan 2016 - 2020 stellt fest, dass das Wachstum der Stadt die
Stadtgesellschaft verändern wird und dass freie Kunst und Kultur stellen ihre Programmatik und
ihre Angebote verstärkt darauf einstellt.
Grundlegende gesellschaftliche Veränderungen wie der demografische Wandel, insbesondere
im Kontext von Migration und Integration, der Wertewandel in den Familien, die zunehmende
Mobilität im Bildungs- und Arbeitsmarkt und die Entwicklung neuer Kommunikationsstandards
im Alltag ziehen Veränderungen im Zusammenleben der Menschen nach sich, die sich auch als
soziale Benachteiligung oder Ausgrenzung auswirken können. Letzterem ist mit der Stärkung
sozialer und kultureller Kompetenzen entgegenzusteuern, besonders bei den bereits
betroffenen Bevölkerungsgruppen.
Soziokultur als Teil der offenen Alltags- und Willkommenskultur in Leipzig braucht
entsprechende Ressourcen, um in den nächsten Jahren u. a. niedrigschwelligen Zugang und
kostenfreie Erreichbarkeiten für die entsprechenden Zielgruppen zu ermöglichen. Dabei stehen
auch Begegnungen von Menschen mit und ohne Migrationshintergrund im inhaltlichen Fokus:
kulturelle oder kreative gemeinsame Aktivitäten mit Optionen zu verbinden – wie
Sprachkenntnisse im Alltäglichen erweitern, kulturelle Verschiedenheiten wechselseitig kennen
lernen oder auch geltende Rechte vermitteln. Hier stellt sich auch die Frage, wie Mitbürger gleich welcher Zielgruppe - erreicht werden können, die nicht von selbst kulturell aktiv sind?
Vor dem Hintergrund der weiteren Zuwanderung von Menschen aus verschiedenen
Herkunftsländern in die Stadt existiert ein deutlicher gesellschaftlicher Handlungsbedarf, der
alle Bereiche des öffentlichen Gemeinwesens betrifft, auch die Soziokultur. Die soziokulturellen
Zentren haben sich bereits seit Ende 2014 sehr intensiv der Einbindung von Menschen mit
Migrationshintergrund, Asylsuchenden und Geflüchteten gewidmet, Veranstaltungen, Foren und
Projekte zum Thema angeboten, mit Akteuren aus dem Gemeinwesen gemeinsam entwickelt
bzw. Prozesse der interkulturellen Öffnung begleitet.
Inklusion, seit vielen Jahren erfolgreiche Arbeitspraxis und Methodik der soziokulturellen Zentren in Leipzig, ist in den Mittelpunkt der aktuellen Teilhabediskussion gerückt. Es ist notwendig,
auch in der gesellschaftlichen Diskussion den Inklusionsbegriff bzw. die inklusive Arbeit auf
Menschen mit ausländischer Herkunft sowie sozial Schwächere auszuweiten.
Das Engagement der soziokulturellen Zentren in diesen Arbeitsfeldern muss weiterhin abgesichert werden.
Ziel
Ziel ist es, sozialintegrative, generationsübergreifende sowie multikulturelle
Arbeitsansätze besonders zu stärken und die Entwicklung neuer Formate der kulturellen
Interaktion zu unterstützen. Dabei ist die aktive Teilhabe von Menschen aller
Generationen und sozialen Gruppen unabhängig von ihren ethnischen Hintergründen
und religiösen Orientierungen zu gewährleisten.
Eine besondere Herausforderung ist es, Asylsuchende und Geflüchtete, die oft langjährig im
Duldungsstatus verharren, als Zielgruppe soziokultureller Angebote einzubeziehen, wobei auf
die unterschiedlichen Zugangshemmnisse (wirtschaftlich, sprachlich, kulturell) in geeigneter
Weise reagiert werden muss. Die damit verbundene interkulturelle Kommunikation fördert die
Integration, soll aber auch die Aufnahmegesellschaft für Lebenswirklichkeit und Erfahrungen
von Flucht, Asyl und Migration sensibilisieren. Die Soziokultur sucht nach Formen und Mitteln,
mit denen man Vorbehalte und Vorurteile in der deutschen Mehrheitsgesellschaft gegenüber
Geflüchteten und Menschen mit Migrationshintergrund abbauen kann (s. a. → Ziel 4).
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Entwicklungskonzept Soziokultur
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Integration ist auch als ein beiderseitiger Prozess zu verstehen und bedarf ebenso der
Integrationsbereitschaft und -bemühungen von Migrantinnen und Migranten.
Handlungsableitung
Integration und gleichberechtigte Teilhabe am gesellschaftlichen, sozialen und kulturellen
Leben als dynamischer Prozess der Entwicklung eines solidarischen Gemeinwesens aller, die
in der Stadt leben, ist Querschnittsaufgabe der Stadtverwaltung. Fachliche Zuständigkeiten
bzw. Schnittmengen sind unter diesem Aspekt neu zu definieren bzw. überlappend zu
erweitern, um breitgefächerte, sich positiv ergänzende Prozesse zu ermöglichen.
Notwendig ist ein intensiver und zielorientierter Austausch aller gesellschaftlichen Akteure im
Themenspektrum, um nachhaltige und motivierende Angebote zu schaffen, auch durch die
Bereitstellung zusätzlicher Ressourcen/Finanzmittel.
Grundlage sind u. a. der in Erarbeitung befindliche Teilhabeplan der Stadt Leipzig und das
„Gesamtkonzept zur Integration von Migrantinnen und Migranten“ aus dem Jahr 2012.
Zu den inhaltlichen Hauptzielen (→ Ziel 3 und → Ziel 4) entstehen konkrete Maßnahmen im
sich dynamisch entwickelnden Prozess, weshalb es eher möglich und sinnvoll ist, den
inhaltlichen Rahmen dafür zu definieren, in dem sich die Unterstützung durch die Stadt Leipzig
vollziehen wird.
Soziokulturelle Projekte tangieren bzw. spiegeln über künstlerisch-kulturelle Mittel und die
methodisch-konzeptionellen Herangehensweisen in den Inhalten gesellschaftliche
Spannungsfelder, vermitteln Wissen, stärken künstlerisch-kreative Fähigkeiten und die
Entwicklung sozialer Kompetenzen. Sie bieten also soziokulturelle bzw. künstlerisch-kreative
Aktionsräume, die immer auch wichtige soziale Räume der Begegnung, des Lernens und der
Erfahrungen sind.
-
Schwerpunkt bleibt die Förderung von Projekten, die Produktion und Rezeption von Kunst
und Medien mit der Reflexion im Alltag relevanter Themen verknüpfen. Anzustreben ist,
dass Vielfalt und Qualität bei Projekten der lebenslangen kulturellen Bildung und
generationsübergreifenden Projekten in den kommenden Jahren weiter wachsen.
-
Besonders förderwürdig sind innovative Arbeitsansätze, die vor allem Kindern und
Jugendlichen aus bildungsfernen Schichten die Teilhabe ermöglichen. Gleiches gilt für
Projekte, die an gelebte Jugendkulturen anknüpfen.
-
Die kontinuierliche bedarfsgerechte Erweiterung von Teilhabemöglichkeiten und Angeboten
für die Altersgruppe 60+ ist fortzusetzen. Dabei geht es in erster Linie um Nutzung und
Erhalt der individuellen Kompetenzen dieser Zielgruppe.
Aufgabe wird es sein, gemeinsam mit den soziokulturellen Zentren und abgestimmt mit dem
Fachgebiet kulturelle Bildung tragfähige Konzepte für eine „differenzierte und zugleich
generationsübergreifende, transkulturelle Teilhabe“ zu entwickeln.
Bei der Förderung von Projekten werden die Kriterien für eine flexible, auf inhaltliche wie
räumliche Ziele bezogene Förderung von stadtteilkulturellen und gemeinwesenorientierten
Vorhaben weiterhin regelmäßig angepasst. Spezifische Schwerpunkte liegen dabei auf
Projekten und Angeboten, die
-
sich speziell am Bedarf im Sozialraum orientieren, auf vorhandene Netzwerke aufbauen
oder neue schaffen, Heimatverbundenheit und bürgerschaftliches Engagement stärken;
Stadtteil- und Heimatfeste, die sich an diesen Kriterien orientieren, können unterstützt werden,
wenn sie das einzige kulturrelevante Angebot vor Ort sind, einen für alle offenen Zugang zu
Kunst und Kultur ermöglichen und einen Beitrag zur Integration/Partizipation im Stadtteil leisten;
-
professionelle künstlerische Angebote ergänzen wie Laienkunst und Brauchtum;
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Entwicklungskonzept Soziokultur
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Integration kulturell, sozial, ethnisch befördern und kulturelle Teilhabe vor allem für solche
Bevölkerungsgruppen ermöglichen, deren Zugang zu Kunst und Kultur bisher aus
unterschiedlichen Gründen an Grenzen gestoßen ist.
-
Dabei sind etablierte und in den Stadtteilen notwendige Projekte weiterhin zu sichern, aber die
Palette ist auch zu erweitern etwa um Stadtteilkulturfestivals, -rundgänge und weitere
Veranstaltungen mit ersichtlichem Stadtteilbezug sowie Laienkunst und Brauchtum mit
vordergründigem Stadtteilbezug.
Im Mittelpunkt stehen jene Stadtgebiete, die von sozialen Problemlagen und demografischem
Wandel stärker als andere betroffen sind, einen steigenden Anteil an Bürgerinnen und Bürgern
mit Migrationshintergrund verzeichnen oder aus stadtplanerischer Sicht einen besonderen
Entwicklungsbedarf haben.
3.4. Demokratieförderung und interdisziplinäre Bildungsarbeit
Herausforderung:
Zunehmend ist in allen sozialen Schichten zu beobachten, dass individuelle politische
Handlungsmöglichkeiten seltener genutzt bzw. als gesellschaftlicher Moment des Wirkens oder
der demokratischen Mitgestaltung begriffen werden. So ist es auch Aufgabe der Soziokultur,
dafür zu sorgen, dass demokratische Teilhabe nicht in sozialen Netzwerken endet, sondern in
die Tat umgesetzt wird.
Im Zentrum interdisziplinärer Ansätze von Bildungsarbeit stehen die Verflechtung von Kultur
und Bildung, die Bezugnahme auf Erfahrungswelten und Interessen der Menschen im Stadtteil
bzw. der Stadt, die aktive Teilnahme an lebenslangen Lernprozessen.
Klassische Bildungsstrukturen müssen angesichts wachsender sozialer Probleme und
Veränderungen neu überdacht und ergänzt werden, um Schlüsselkompetenzen zu stärken und
der Entwicklung von Defiziten im Demokratieverständnis entgegen zu wirken.
Durch die Arbeit mit Geflüchteten, Migrantinnen und Migranten findet ein Lernprozess in den
Bereichen interkultureller Bildung, kultureller Teilhabe und soziokultureller Begegnung statt.
Dieser wird die Akteure und deren Sichtweisen, aber auch die Inhalte der Arbeit verändern.7
Für die Förderung des ehrenamtlichen Engagements, aber auch für die Stärkung der Bürgerbeteiligung werden vermehrt Ressourcen (räumlich, technisch, strukturell, personell) der soziokulturellen Zentren benötigt.
Ziel
Ziel ist es, die Soziokultur weiterhin als Resonanzraum gesellschaftlicher Meinungsbildung und Entwicklungsort lebenslangen Lernens zu stärken, besonders ihre Potenziale
für die Entwicklung neuer Arbeits- und Kommunikationsformen – bis hin zu Modellprojekten und dem Etablieren effizienter Netzwerke.
Handlungsableitung:
Ein wichtiger Schwerpunkt für die Soziokultur wird weiterhin in der generationsübergreifenden
kulturellen Bildung in Verbindung mit lebenslangem Lernen sowie demokratiefördernden
Beteiligungsprozessen – zur Leistung einer erfolgreichen Integrationsarbeit verstärkt auch von
MigrantInnengruppen – liegen. Dabei geht es auch um den nachhaltigen Ausbau von Projekten
der kulturellen Bildung, insbesondere in Netzwerken mit Schulen und Kindereinrichtungen vor
7
vergl. Werk 2 – Kulturfabrik Leipzig: Antrag auf institutionelle Förderung 2016
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Entwicklungskonzept Soziokultur
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Ort zu deren Profilierung als außerschulische Lernorte und Projektträger.
Im Sinne der Vorbeugung jeglicher Form von Gewalt sollen Projekte und Angebote entwickelt
bzw. ermöglicht werden, die für die jeweiligen Zielgruppen – insbesondere Kinder und
Jugendliche – Angebote der kulturellen Bildung, der Rezeption wie Produktion von Kunst und
Medien verknüpfen mit der Reflexion alltagsrelevanter Themen und/oder demokratischer
Bildung.
Folgende Aufgaben stehen im Mittelpunkt:
- Ausbau von Projekten und Angeboten, die auf die Stabilisierung demokratischer
Grundwerte abzielen;
- Stärkung demokratischer Grundeinstellungen, um die Entwicklung von extremistischen
Einstellungen und Bestrebungen zu verhindern;
- Weiterentwicklung und Stabilisierung demokratischer Strukturen und Prozesse, um damit
frühzeitig mit geeigneten Projekten das Verständnis für Demokratie zu fördern;
- Ausbau von Angeboten der interkulturellen Begegnung, bei denen durch gleichberechtigte
Zusammenarbeit hier beheimateter und geflüchteter Menschen gegenseitiges Kennenlernen
und Verständnis für kulturelle, historische, politische und weltanschauliche Hintergründe
gefördert werden;
- Stärkung von Demokratie und Toleranz/Pluralität der Interessen, Fördern des
gesellschaftlichen Zusammenhalts; Im Mittelpunkt stehen dabei Vielfalt und
Meinungsfreiheit - auch der Andersdenkenden, der Umgang miteinander, das voneinander
Lernen und co-kreatives Schaffen;
- Verstärkung der kulturellen Bildung mit den Schwerpunkten Demokratie und Toleranz,
insbesondere bei der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen;
- Thematisierung einer neuen Wertedebatte: Was sind unserer Werte (Freiheit,
Frieden...)wirklich wert? - wobei globale Ansätze mehr in den Mittelpunkt rücken;
- Wiederbelebung der „Streitkultur“ und lebendiger Formen der Gremienarbeit.
4 . Weitere Aufgabenstellungen
4.1. Soziokultur im Kontext zu ressortübergreifenden Aufgabenstellungen
Soziokulturelle Einrichtungen sind grundsätzlich Kultureinrichtungen.8
Der Schnittstellencharakter der Soziokultur stellt sie in die Verantwortungsbereiche
unterschiedlicher städtischer Dezernate und Ämter - vor allem Kultur, Jugend, Familie und
Bildung bzw. Soziales. Die Finanzierung etablierter soziokultureller Standorte muss auch
weiterhin gemeinsam aus diesen Etats gewährleistet werden. Die Fördermittel mehrerer
städtischer Ämter sind in den Haushalten der Einrichtungen eng verzahnt. Deutliche
Mittelkürzungen eines Zuschussgebers ziehen Defizite in der Gesamtstruktur des Angebotes
nach sich. Zentren und Ämter müssen daher im gemeinsamen Aushandlungsprozess die
Leistungen vereinbaren und wie diese im gegebenen Finanzrahmen zu erbringen sind.
Ein einheitliches städtisches ressortübergreifendes Förderprogramm Soziokultur, das
die städtischen Leistungen bezogen auf Institutionen, Standorte und Leistungen
bündelt, ist in den nächsten Jahren zu prüfen.
Im Kontext mit der Fortschreibung des Integrieren Stadtentwicklungskonzeptes und den
enthaltenen Fachkonzepten wird eine ämterübergreifende Analyse des konkreten
soziokulturellen Bedarfs und die Ableitung künftigen Handlungsbedarfs für die Stadt angeregt.
Dabei sind alle nutzbaren Ressourcen zu erfassen und gemeinsame Aufgaben abzuleiten.
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Kriterienkatalog Soziokultur
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Entwicklungskonzept Soziokultur
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4.2. Rolle des bürgerschaftlichen Engagements in der soziokulturellen Arbeit
Der Themenkomplex bürgerschaftliches bzw. zivilgesellschaftliches Engagement und Ehrenamt
muss in der Diskussion in den nächsten Jahren neu fokussiert werden.
Längst klagen einige der soziokulturellen Zentren über personelle Überlastungen durch nicht
ausreichende personelle Ausstattung bzw. ungenügende Bezahlung der Mitarbeiterinnen und
Mitarbeiter. Der Forderung nach mehr finanzieller Unterstützung durch die Stadt, insbesondere
bei Stellenanteilen, kann nicht immer im dargestellten Umfang entsprochen werden, auch wenn
die Aufgaben, die soziokulturelle Zentren heute zu leisten haben, vielfältiger werden und immer
neue Herausforderungen bergen. Das Kulturamt der Stadt Leipzig hält jedoch an der bisherigen
Förderung fest und wird gemeinsam mit den soziokulturellen Zentren hier nach Lösungen
suchen. "Grundlegende Aufgaben, die für die Einrichtung, das Profil oder den Betrieb von
existenzieller Bedeutung sind, sollten...unbedingt langfristig durch hauptamtliche Arbeit
abgesichert sein.“ 9
Um die zukünftigen Aufgaben lösen zu können, muss sich Soziokultur auf ihre
Entstehungsgeschichte zurückbesinnen, die untrennbar mit freiwilligem (unbezahltem)
Engagement verbunden ist. Bürgerschaftliches Engagement ist die Grundlage für Vielfalt in
Inhalt, Arbeitsweise und Teilhabe am Prozess. Bürgerschaftlich Engagierte geben wichtige
Impulse für die soziokulturelle Arbeit, und nicht zuletzt ermöglicht erst der hohe Anteil freiwillig
und unbezahlt geleisteter Arbeit die Umsetzung von Projekten in der Soziokultur.
Ein Teil der soziokulturellen Zentren geht bereits diesen Weg, bietet die Rahmenbedingungen
für freiwilliges Engagement, bindet die ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sinnvoll
in die Struktur der Einrichtung ein und profitiert von einem sinnvollen Nebeneinander der
verschiedenen Mitarbeiterformen.
Grundsätzlich ist allerdings zu beachten: „Bürgerschaftlich Engagierte sind weder eine
(schnelle) Entlastung der Hauptamtlichen, noch stellen sie eine betriebswirtschaftliche
Ressource dar. Im Gegenteil: Freiwillige brauchen zusätzliche – auch finanzielle – Ressourcen,
Hauptamtliche müssen zusätzlich zu bestehenden Aufgaben Zeit für die Betreuung der
Freiwilligen aufwenden, wenn die Chancen, die im Engagement Freiwilliger auf beiden Seiten
liegen, wirklich genutzt werden sollen.“10
4.3 Zukunftsfähigkeit der soziokulturellen Zentren und Projekte
Die Frage nach der Zukunftsfähigkeit der soziokulturellen Zentren im Rahmen der alltäglichen
Arbeit muss gestellt werden. Ist das über viele Jahre aus Sicht der Einrichtung erfolgreiche
Konzept noch zeitgemäß? Wie können die individuellen Konzepte passfähig gemacht werden,
welche Rolle spielt man in der Stadt, im Stadtteil, im Quartier? Welche Rahmenbedingungen
werden gebraucht und was kann Soziokultur selbst dazu beitragen?
Die Arbeit der soziokulturellen Zentren muss gemessen werden an ihrer Funktion im und für
das Gemeinwesen und nicht am individuellen Profil.
Gemeinsam mit den freien Trägern ist vorausschauend zu erörtern, welche Defizite
entstehen könnten und mit welchen Maßnahmen gegengesteuert werden kann, um die
neu entwickelten Potenziale weiter nutzen zu können.
Im Rahmen der Projektförderung ist es Ziel, das Spektrum der Träger zu erweitern, mehr als
bisher Vereine und Initiativen aus dem Jugend- und Sozialbereich und aus künstlerischen
Sparten in die Stadtteilarbeit einzubinden, um diese inhaltlich zu qualifizieren, die vorhandenen
Netzwerke zu stärken und auf demografische Veränderungen zu reagieren. Eine wichtige Rolle
kommt dabei den etablierten Vereinen und Einrichtungen – auch den soziokulturelle Zentren –
9
Corinne Eichner: „Chancen, Risiko und Möglichkeiten des Ehrenamtes in der Soziokultur“ (Handbuch Soziokultur
der Stiftung Niedersachsen)
10
ebenda
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Entwicklungskonzept Soziokultur
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zu, die als Partner, Unterstützer oder Mentoren Stadtteile "von außen" durch die Entwicklung
von neuen Angeboten und Modellprojekten, die Übertragung erfolgreicher Projekte oder
Arbeitsansätze beleben können. Das gilt besonders dann, wenn sich im Gebiet keine eigenen
kulturellen oder bürgerschaftlichen Initiativen entwickelt haben.
Die Veränderungen bei den Inhalten und Akteuren von kulturellen Projekten in den Stadtteilen
werden bei den zukünftigen Schwerpunktsetzungen zu berücksichtigen sein:
Der experimentelle Charakter bei Veranstaltungen von jungen Akteuren und Initiativen nimmt
zu, langfristige, an Strukturen gebundene Verbindungen werden immer seltener; hier geht es oft
auch um Selbstverwirklichung von Gruppen oder von Einzelnen.
Um die hier benannten Aufgaben unter sich ständig verändernden Rahmenbedingungen
zu meistern, wird in den Jahren 2017/18 gemeinsam mit den soziokulturellen Zentren/
der AG Soziokultur Leipzig ein Maßnahmenpaket zur nachhaltigen Sicherung der
soziokulturellen Arbeit in Leipzig entwickelt. Geprüft wird dabei, ob und in welcher Form
städtische Förderungen zukünftig anzupassen wäre. Berücksichtigt werden auch zeitlich
befristete Förderprogramme (EU, Bund, Land), sofern durch deren Finanzierung in den
soziokulturellen Zentren Strukturen neu aufgebaut oder stabilisiert wurden.
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