Daten
Kommune
Leipzig
Dateiname
1059883.pdf
Größe
81 kB
Erstellt
19.04.16, 12:00
Aktualisiert
01.06.16, 07:48
Stichworte
Inhalt der Datei
Verwaltungsstandpunkt Nr. VI-A-02501-VSP-01
Status: öffentlich
Beratungsfolge:
Gremium
Termin
Zuständigkeit
Jugendparlament
Vorberatung
Jugendbeirat
Vorberatung
Seniorenbeirat
Vorberatung
Fachausschuss Allgemeine Verwaltung
31.05.2016
Vorberatung
Fachausschuss Umwelt und Ordnung
31.05.2016
Vorberatung
Ratsversammlung
22.06.2016
Beschlussfassung
Eingereicht von
Dezernat Umwelt, Ordnung, Sport
Betreff
Menschenwürdige Pfandsammlung
Rechtliche Konsequenzen
Der gemäß Ursprungsantrag gefasste Beschluss wäre
Rechtswidrig und/oder
Zustimmung
Nachteilig für die Stadt Leipzig.
X Ablehnung
Zustimmung mit Ergänzung
Ablehnung, da bereits Verwaltungshandeln
Alternativvorschlag
Sachstandsbericht
Beschlussvorschlag:
Der Antrag wird abgelehnt.
Sachverhalt:
Tests in mehreren Kommunen haben ergeben, dass Pfandringe bzw. Pfandkisten die damit
verbundenen Erwartungen und verfolgten Ziele in der praktischen Umsetzung nicht erfüllen konnten.
So wird berichtet, dass nur wenige Einrichtungen sachgemäß genutzt wurden. Die meisten
Kommunen bauen zwar die Test-Pfandringe nicht wieder ab, montieren aber keine weiteren. Köln
und Freiburg haben die Pfandringe nach einer Testphase wieder demontiert.
Folgende Gründe werden in einer Studie des Verbandes kommunaler Unternehmen (VKU) in 16
Kommunen vom September 2015 dafür angegeben:
1.
In der Regel sind es nicht mehr die „Bedürftigen“, die die Pfandflaschen aus den Ringen entnehmen.
Das erhoffte Ergebnis, den Flaschensammlern einen menschenwürdigen Nebenverdienst zu
ermöglichen, wird damit nicht erreicht.
2.
Die Behälter werden auch trotz des angebrachten Pfandrings durchsucht.
3.
Die Pfandringe werden in der Regel nicht mit Pfandflaschen, sondern mit den unterschiedlichsten
Dingen wie „to-go“-Bechern, Flaschen ohne Pfand und kleinteiligen (organischen) Abfällen bestückt.
Dadurch entsteht hoher Zeitaufwand für das Personal bei der Leerung, denn die Abfälle müssen von
Hand aussortiert werden. Das verteuert die Sammlung.
4.
Die Stadtsauberkeit wird durch Pfandringe nicht verbessert, sondern eher verschlechtert. Der
Glasbruch nimmt zu.
5.
Aufkleber (Punkt 1 des Antrages) halten aufgrund der Prägungen und der Oberflächengestaltung
nicht auf allen Gefäßen. Werden die zum Teil sehr leichten Flaschen neben den Behältern
abgestellt, verweht sie der Wind. Sie müssen vom Reinigungspersonal mühevoll wieder
eingesammelt werden.
6.
Pfandringe sind nicht für alle Behältertypen geeignet. Bei vielen Behältern muss für die Entleerung
der komplette Grundkörper abgenommen werden. Das betrifft beispielsweise den Typ „P 50“, von
dem fast 1.000 Stück im Stadtgebiet von Leipzig vorhanden sind. Des Weiteren gibt es
Abfallbehälter, die für den Entleerungsvorgang in ihrem Gestell gekippt werden müssen. Hier müsste
der Mitarbeiter des Eigenbetriebes Stadtreinigung die Pfandflaschen entweder vor dem Kippvorgang
aus dem Pfandring entnehmen und danach wieder einsortieren oder die Flaschen gleich mit
entsorgen, was der eigentlichen Pfandringidee vollkommen widerspräche.
7.
Pfandringe kosten zwischen 70 und 450 Euro pro Stück. Die Preisspanne ist so groß, weil für die
einzelnen Papierkorbtypen passende und damit unterschiedliche Ringe angefertigt werden müssen.
Das heißt, die Pfandringe kosten mitunter mehr als der eigentliche Papierkorb. Hinzu kommen noch
die
Kosten
für
den
Anbau
und
Ersatz
durch
Verschleiß
und
Vandalismus.
Durch das Anbringen an den Behältern erlischt zudem die Garantiepflicht für die Gefäßhersteller.
8.
In Leipzig sind derzeit rund 3.400 Behälter aufgestellt und mehr als 20 unterschiedliche Typen im
Einsatz. Setzt man Durchschnittskosten von 300 Euro pro Behälter für den Kauf und die Montage
der Pfandringe an, ergeben sich für die Erstausstattung Kosten von rund 1 Million Euro.
Zum Vergleich: In 2016 stehen dem Eigenbetrieb Stadtreinigung für die gesamte
Papierkorbsammlung 860.000 Euro zur Verfügung.
Diese Abhandlung des VKU kann unter http://www.vku.de/presse/publikationen/information-86streitfall-flaschenhalterungen.html kostenpflichtig bezogen werden. Alternativ ist eine Einsichtnahme
in ein Druckexemplar im Dezernatsbüro des Dezernates Umwelt, Ordnung, Sport möglich.
Ebenfalls liegt der Verwaltung der Abschlussbericht der Stadt Köln zum Pilotprojekt „Pfandsammelsysteme und Papierkorbinhalte“ aus 2015 vor. Eine Einsichtnahme ist ebenfalls im Dezernatsbüro
des Dezernates Umwelt, Ordnung, Sport möglich.
In diesem Abschlussbericht wird insbesondere darauf abgestellt, dass es bei diesem Pilotprojekt in
der Stadt Köln nur zu einer geringfügig weiteren, aber nicht signifikanten Abschöpfung bepfandeter
Gebinde aus dem Papierkorbabfall kam.
Weiterhin wurden im Umfeld der Papierkörbe mit Pfandringen eine leicht höhere Verschmutzung
sowie Defekte an der Aufhängung der Pfandringe selbst verzeichnet.
Allerdings hat die Analyse auch deutlich gezeigt, dass es an den Papierkörben mit Pfandringen zu
einer um 30 % erhöhten Bearbeitungszeit bei der Entleerung dieser Behälter kam, was die Kosten je
Papierkorbentleerung erheblich beeinflusst.
Hinweis
Durch die im Rahmen des Papierkorbkonzeptes beschlossene Aufstockung der Zahl der Mitarbeiter
soll der Entleerungsrhythmus künftig bedarfsgerecht erfolgen. Außerdem ist geplant, die Zahl der
Behälter in den Gebieten mit hohem Aufkommen an Unterwegsabfällen zu erhöhen.
Sollten künftig Pfandringe für alle Behälter obligatorisch werden, würden die Kosten der
Papierkorbsammlung beträchtlich steigen. Das beschlossene Papierkorbkonzept könnte dann nicht
umgesetzt werden.