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Daten

Kommune
Leipzig
Dateiname
1059808.pdf
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Erstellt
19.04.16, 12:00
Aktualisiert
14.09.16, 12:38

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Ratsversammlung Informationsvorlage Nr. VI-DS-02705 Status: öffentlich Beratungsfolge: Gremium Termin Zuständigkeit Dienstberatung des Oberbürgermeisters Fachausschuss Kultur Ratsversammlung 22.06.2016 Information zur Kenntnis Eingereicht von Dezernat Kultur Betreff Bewerbung Leipzigs zur Kulturhauptstadt Europas 2025 – Sachstandsbericht und Handlungsempfehlung Die Information wird zur Kenntnis genommen. Prüfung der Übereinstimmung mit den strategischen Zielen: nicht relevant Sachverhalt: siehe Begründung Informationsvorlage: Bewerbung Leipzigs zur Kulturhauptstadt Europas 2025 – Sachstandsbericht, Handlungsempfehlung 1. Sachstand 2. Hintergrund: Zum Programm "Kulturhauptstadt Europas" 2.1. Welche Vorteile bringt der Titel "Kulturhauptstadt Europas" mit sich? 2.2. Welche Finanzierung ist mit dem Programm "Kulturhauptstadt Europas" verbunden? 2.3. Was wird für eine erfolgreiche Bewerbung vor allem benötigt? 3. Vergleiche und Analysen 3.1. Vergleich Weimar 1999 und Ruhr.2010 3.2. Ergänzendes zu Ruhr.2010 4. (Potenzielle) Bewerberstädte "Kulturhauptstadt 2025" 4.1. Dresden 4.2. Magdeburg 4.3. Mannheim 4.4. Kassel 4.5. Nürnberg 5. Die Leipziger Diskussion und Konzeptvorschläge 5.1. Leipziger Kulturforum 2012 5.2. Positionen städtischer Kulturinstitutionen im September 2015 5.3. Beratende Diskussionen auf Bürgermeisterebene im August und September 2015 6. Empfehlung: Thema und Chance einer Leipziger Bewerbung 6.1. Zukunftsprojekt Transformation von Kulturlandschaften: Leipziger Wasserwege und Seenlandschaften 6.2. Kulturhauptstadtbewerbung als Win-Win-Szenario 6.3. Leuchtturmprojekte 6.4. Ökonomische Dimension 6.5. Politische Konstellation: Gegenbewerbung zur Landeshauptstadt 1 1. Sachstand Im Jahr 2025 wird Deutschland eine der beiden Kulturhauptstädte Europas stellen. Der Titel "Kulturhauptstadt Europas" ist für Städte im europäischen Vergleich eine der renommiertesten Ehrungen, er verspricht breite internationale Aufmerksamkeit. Die Vergabe ist mit hohen künstlerischen und kulturellen Anforderungen verbunden. Das Programm ist zugleich von der EU-Kommission mit relativ geringen Mitteln ausgestattet, es setzt auf die Finanzierung durch Dritte. Sowohl die Fraktionen der CDU als auch DIE LINKE haben sich im Stadtrat für eine Bewerbung Leipzigs zur "Kulturhauptstadt Europas" stark gemacht (Antrag Nr. V/A 147 und Nr. A-00366/14). Mit Beschluss der Ratsversammlung vom 28.08.2011 (RBV-895/11) wurde das Dezernat Kultur beauftragt, alle erforderlichen Fakten zum Thema zu sammeln und zu einem Bericht zu bündeln. Eine mögliche Bewerbung der Stadt wurde dabei unter den Vorbehalt der Evaluation des Programms durch die EU-Kommission gestellt, die für das erste Halbjahr 2012 angekündigt war. Mit erheblicher Verzögerung hat am 24.03.2014 der Ministerrat den überarbeiteten Vorschlag der EU-Kommission zur Weiterführung der Initiative "Kulturhauptstädte Europas" angenommen, der die Vergabe des Titels für die Jahre 2019 bis 2033 neu regelt. Der nächstmögliche Zeitpunkt, als deutsche Stadt den Titel "Kulturhauptstadt Europas" zu tragen, ist das Jahr 2025. Die Veröffentlichung des Bewerbungsverfahrens soll im Jahr 2019 erfolgen (nationale Ebene). In Umsetzung des Ratsbeschlusses vom 28.08.2011 (RBV-895/11) hat am 28.03.2012 das 1. Leipziger Kulturforum zum Thema "Risiken und Chancen einer Bewerbung zur Kulturhauptstadt Europas" stattgefunden (Vgl. Informationsvorlage Nr. V/2213). Weiterhin berichten die Informationsvorlage Nr. V/2527 vom 22.11.2012 und der Verwaltungsstandpunkt A-00366/14-VSP-001 vom 25.11.2014 über den Sachstand einer möglichen Bewerbung. Im Januar 2015 hat der Stadtrat den Oberbürgermeister erneut beauftragt, die Fakten über Chancen und Risiken einer Bewerbung Leipzigs zur "Kulturhauptstadt Europas" zu bündeln und bis Ende des Jahres zu werten. Der Ratsversammlung soll im 1. Quartal 2016 ein Bericht vorgelegt werden, der die Voraussetzungen einer Bewerbung prüft und ggf. zur Grundlage einer Ratsentscheidung zur Bewerbung Leipzigs werden kann (Vorlage – A-00366/14-NF-002). Die folgenden Ausführungen bündeln die bisher geführten Diskussionen, liefern einen Bericht und formulieren abschließend Empfehlungen. 2 2. Hintergrund: Zum Programm "Kulturhauptstadt Europas" Das Programm "Kulturhauptstadt Europas" wird seit 1985 von der Europäischen Union durchgeführt. Ziel des Programms ist es, die Vielfalt und den kulturellen Reichtum Europas in den Blick zu rücken.1 Nach einer umfassenden Evaluation und mit Beschluss vom 24. März 2014 hat die Europäische Kommission entschieden, das Programm "Kulturhauptstadt Europas" fortzuführen. Es wurde die Vergabe des Titels für die Jahre 2020 bis 2033 neu geregelt. Der nächstmögliche Zeitpunkt für eine Bewerbung aus Deutschland ist das Jahr 2025 (neben Slowenien). Die Veröffentlichung des Bewerbungsverfahrens soll 2019 erfolgen (nationale Ebene). Sollten konkurrierende Bewerbungen auf Landesebene vorliegen, muss ein Auswahlverfahren auf Landesebene vorgeschaltet werden (noch nicht bekannt - vgl. 6.5.). Nach der Veröffentlichung des Bewerbungsverfahrens auf Bundesebene (2019) bleiben ca. 10 Monate für die Erarbeitung einer Bewerbung. Ca. 2020 findet eine nationale Vorauswahl zusammen mit einer europäischen Jury statt. Wird die Stadt ausgewählt, erhält diese anschließend die Möglichkeit der Überarbeitung der Bewerbung (ca. 9 Monate). Eine europäische Endauswahl würde ca. 2021 erfolgen. 2.1. Welche Vorteile bringt der Titel "Kulturhauptstadt Europas" mit sich? ► Das Programm "Kulturhauptstadt Europas" stellt eine der sichtbarsten und renommiertesten EU-Initiativen dar. ► Es steigert die Imagewirkung einer Stadt und bietet die Chance zum Imagewandel. ► Es führt zur Internationalisierung und Europäisierung einer Stadt. Die Tourismusbranche gewinnt erheblich. ► Das Wachstum neuer Industrien, wie der Kultur- und Kreativwirtschaft, wird befördert. ► Es werden städtebauliche Entwicklungen und Erneuerungen unterstützt und beschleunigt umgesetzt. ► Die kulturelle Vielfalt und Lebendigkeit einer Stadt gewinnen in erheblichem Maße. 2.2. Welche Finanzierung ist mit dem Programm "Kulturhauptstadt Europas" verbunden? ► EU Fördermittel im Rahmen des Melina-Mercouri-Preises: max. 1,5 Mio EUR ► Gesamtbudget der Kulturhauptstädte (seit 2005) durchschnittlich: 64 Mio EUR (Linz 2009: 75,2 Mio EUR, Tallin 2011: 14,4 Mio EUR; RUHR.2010: 81 Mio EUR) ► Der Hauptanteil der Finanzierung erfolgt durch: Unterstützung Bund, Land, Kommune sowie dem Einwerben von Sponsoring / Erlöse aus den Programmen. 1 Die folgenden Ausführungen beziehen sich auf: Generaldirektion interne Politikbereiche, Struktur- und Kohäsionspolitik, Kultur und Bildung: "Kulturhauptstädte Europas: Erfolgsstrategien und langfristige Auswirkungen", November 2013. 3 2.3. Was wird für eine erfolgreiche Bewerbung vor allem benötigt? "Kulturhauptstadt Europas" zu sein, ist auf keinen Fall ein Erfolgsprojekt per se. Es bedarf einer langfristigen Ausrichtung der städtischen und regionalen Kulturpolitik, einer seriösen Kostenkalkulation, eines präzisen Fokus auf die eigenen Potentiale, einer professionellen und nachhaltigen Planung und Umsetzung des Projektes und nicht zuletzt einer intensiven, kontinuierlichen und transparenten Kommunikation mit der Öffentlichkeit. In Themenböcken: ► Klares Bekenntnis und Engagement der Politik sowie ein frühzeitiges Beginnen des Bewerbungsprozesses (Essen 2010 – 9 Jahre; Lund 2014 – 15 Jahre; Mons 2015 – 11 Jahre) ► Frühe Festlegung einer klaren Zukunfts-Vision hat Priorität gegenüber Einzelprojekten und einer detaillierten Programmgestaltung ► Entwicklung eines qualitativ hochwertigen Kulturprogramms auf der Grundlage lokaler Kulturstrategien, sowie eine strategische Kulturpolitik, die auch infrastrukturelle, städtebauliche, ökonomische und ökologische Prozesse in den Blick nimmt 4 3. Vergleiche und Analysen 3.1. Vergleich Weimar 1999 und Ruhr.2010 In Deutschland wurde der Titel "Kulturhauptstadt Europas" bisher drei Mal verliehen. 1988 an West-Berlin, 1999 an Weimar und 2010 an Ruhr.2010. Während in den Anfangsjahren vor allem nationale Hauptstädte mit historischer und kultureller Weltgeltung den Titel trugen, setzte in den späten 1990er Jahren eine konzeptionelle Neuausrichtung ein: Das Programm wurde vermehrt als Instrument der Stadtentwicklung verstanden, und der Titel wurde verstärkt an kleinere Städte verliehen. Sowohl Weimar 1999 als auch Ruhr.2010 stellten Stadtentwicklungskonzepte sowie einen Imagewandel der Stadt ins Zentrum des Kulturhauptstadtjahres. Weimar 1999 Ruhr.2010 Konzept Selbstbewusste Kulturstadt und Symbol für die Wiedervereinigung Imagewandel vom Industriestandort hin zur Kulturmetropole Leitidee "Erinnern, Vergegenwärtigen und Entwerfen" "Kultur durch Wandel – Wandel durch Kultur" Gesamtbudget (ohne Investitionen) 38,34 Mio EUR öffentliche Mittel + 6,49 Mio EUR Sponsoring, Kartenerlöse, Merchandising (= 44,83 Mio EUR gesamt) 81 Mio EUR insgesamt, davon öffentliche Mittel 61,7 % (ca. 50 Mio EUR) Tourismus Steigerung von 2 auf 7 Mio Besucher, Erhöhung der Übernachtungen um 17 % 10 Mio Besucher, Erhöhung der Übernachtungen in Essen um 27,1 %, in der gesamten Region um 13 % Kulturprojekte ca. 180 Projekte > historische Besonderheit und Herausforderung der Stadt: Klassik vs. KZ Buchenwald > ernstes und forderndes (eher hochkulturelles) Programm ca. 300 Projekte, 5.500 Veranstaltungen > Erzeugung starker und eindrücklicher Bilder, Massenevents, Markenbildung Stadtentwicklung und Bauinvestitionen besondere Nachwendesituation, umfangreiche Bauinvestitionen, Stadtentwicklungskonzept als zentraler Bestandteil des Kulturhauptstadtjahres (Investitionsvolumen der Stadt im Kulturhauptstadtjahr: ca. 191 Mio EUR – daneben weitere Investitionen durch andere Träger)3 einzelne Städte haben jeweils eigene Großprojekte in Konkurrenz realisiert; bei den städtebaulichen Projekten hatte Ruhr.2010 die meisten Rückschläge zu verkraften (Museum Küppersmühle, Dortmunder U); infrastrukturelle Investitionen ca. 500 Mio EUR4 2 3 4 Bund: 22,2 % (ca. 18 Mio EUR) Land NRW: 15,4 % (ca. 12,5 Mio EUR) Regionalverband Ruhr: 14,8 % (ca. 12 Mio) Stadt Essen: 7,4 % (ca. 6 Mio EUR) EU Mittel: 1,9 % (ca. 1,5 Mio EUR)2 Vgl. Zentrum für Kulturforschung, ICG Culturplan, "Mit Kultur zur Metropole? Evaluation der Kulturhauptstadt Europas RUHR.2010", Juni 2011. Vgl. Prossek, Achim: "Berlin, Weimar, Ruhr - die deutschen Europäischen Kulturhauptstädte zwischen Kulturfestival, Stadtentwicklung und Identitätspolitik", in: Informationen zur Raumentwicklung. Heft 11/12.2012. Vgl. URL <http://www.du2010.de/> (18.09.2015) 5 3.2. Ergänzendes zu Ruhr.20105 Das Projekt Ruhr.2010 soll als Vergleichsbeispiel näher betrachtet werden – die Region, an die zuletzt in Deutschland der Titel verliehen wurde. Das angeführte Zahlenmaterial sowie die Organisationsstruktur können als belastbare Beispiele herangezogen werden. Eine intensive Auseinandersetzung mit Ruhr.2010 erfolgte auch während des 1. Leipziger Kulturforums 2012, zu dem auch Prof. Dr. Oliver Scheytt geladen war. Die Vision der Kulturhauptstadt Ruhr.2010 lautete: "Kultur durch Wandel – Wandel durch Kultur". Das Ziel war der Imagewandel von einer Region der Schwerindustrie hin zu einer kulturellen Metropole. Ziele und Maßnahmen: 5 Vgl. Zentrum für Kulturforschung, ICG Culturplan, "Mit Kultur zur Metropole? Evaluation der Kulturhauptstadt Europas RUHR.2010“, Juni 2011. 6 Programm Ruhr 20.10 Infrastruktur Ruhr 20.10 Ca. 300 Projekte, 5.500 Einzelveranstaltungen (Vielzahl, z.T. Kritik an einer fehlenden Stringenz, fehlende Intendanz). Bauliche Großprojekte waren nicht direkt Teil der Programmplanung; gleichwohl war die Kulturhauptstadt Katalysator für Bauten und bauliche Infrastrukturen. (1) Local Heroes (2) Feste Feiern (3) Mythos Ruhr begreifen (4) Musik erleben - !SING DAY OF SONG (5) Feste feiern – Still-Leben Ruhrschnellweg (6) Bilder entdecken – RuhrKunstMuseen (7) Europa bewegen – TWINS (8) Europa bewegen – MELEZ … etc. (1) Museum Folkwang, Essen (2) Küppersmühle Duisburg (3) Dortmunder U (4) NRW Staatsarchiv, Duisburg (5) Zeche Nordstern, Gelsenkirchen (6) Visitor Center (7) Bahnhöfe in Essen und Bochum (8) Verkehrsinfrastruktur Budget: Gesamtbudget: 81 Mio EUR; Förderung der EU: 1,5 Mio EUR (1,9 Prozent) 7 4. (Potentielle) Bewerberstädte "Kulturhauptstadt 2025" In einigen Städten Deutschlands wird über eine Bewerbung zur „Kulturhauptstadt Europas 2025“ öffentlich diskutiert. In manchen Kommunen liegt bereits ein Stadtratsbeschluss für eine Bewerbung vor. Die Zusammenstellung ergibt sich aus öffentlich zugänglichen Daten mit dem Stand März 2016. 4.1. Dresden Im November 2014 hat der Dresdner Stadtrat die damalige Oberbürgermeisterin einstimmig beauftragt, die Debatte um eine Bewerbung der Landeshauptstadt als "Europäische Kulturhauptstadt 2025" aufzunehmen und zu prüfen. Daraufhin wurde ein Initiativkreis aus Dresdner Kulturschaffenden und Wissenschaftlern ins Leben gerufen. Aufgabe des Initiativkreises soll es sein, eine breite Öffentlichkeit für das Thema zu schaffen und den Kulturbegriff für eine erfolgreiche Bewerbung weiter zu fassen, als er derzeit öffentlich wie politisch verwendet wird. Im Januar 2015 hat die Stadt Dresden unter der Überschrift "Dresden – Kultur der Zukunft" verkündet, dass die Stadt eine Bewerbung vorantreiben wird, da Dresden bereits national den Ruf als bedeutende Kulturmetropole besitzt und den Anspruch verfolgt, diesen auch auf europäischer und internationaler Ebene auszubauen. Dresdens Bewerbung zur "Europäischen Kulturhauptstadt 2025" wird die kulturhistorische Vergangenheit mit der nicht minder bedeutenden Entwicklung bis in die Gegenwart verbinden und enge Kooperationen mit der Wissenschaftslandschaft eingehen.6 Die Dresdner Bewerbung verfolgt offenkundig das Primärziel, die Internationalität und Gastfreundschaft einer europäischen Metropole vor dem Hintergrund der Aktivitäten von PEGIDA zu unterstreichen und dem damit im Zusammenhang stehenden Imageverlust entgegen zu wirken. 4.2. Magdeburg Dass Magdeburg sich für das Jahr 2025 um den Titel "Kulturhauptstadt Europas" bewirbt, geht auf einen Beschluss des Stadtrates aus dem Jahr 2011 zurück.7 Im Mittelpunkt der Bewerbung soll die für Europa beispielgebende geschichtliche Bedeutung Magdeburgs sowie der erfolgreiche Strukturwandel von einer Stadt des Schwermaschinenbaus zu einer modernen Wissenschafts- und Dienstleistungsstadt stehen. Entscheidend ist das historische Erbe der Stadt aus Kaiser Ottos Zeiten. Von der 6 7 Stadt Dresden, Pressemitteilung „Dresden – Kultur der Zukunft“, 07.01.2015, URL <http://www.dresden.de/de/rathaus/aktuelles/pressemitteilungen/2015/01/pm_008.php> (14.01.2016) Beschluss-Nr. 771-29(V)11, Siehe Bürgerinfoportal Magdeburg: Vgl. URL <http://ratsinfo.magdeburg.de/infobi.asp> (14.01.2016) 8 Landeshauptstadt aus hatte sich einst das so genannte Magdeburger Recht vor allem in Richtung Osteuropa ausgebreitet. Seit 2010 nennt sich Magdeburg offiziell auch "Ottostadt", eine Marketingkampagne auf dem Fundament der Geschichte.8 4.3. Mannheim Im Jahr 2009 hat der Stadtrat in Mannheim die Vorbereitung einer möglichen Bewerbung zur Europäischen Kulturhauptstadt 2020 in Abstimmung mit der Metropolregion RheinNeckar beschlossen.9 Unter dem Motto "Kultur Raum Stadt" hat Mannheim ein umfassendes Stadtentwicklungsprojekt angestoßen, das in eine Bewerbung um den Titel "Europäische Kulturhauptstadt 2025" münden soll. Mannheim will sich gemeinsam mit der Metropolregion Rhein-Neckar den Herausforderungen des 21. Jahrhunderts stellen und diese mit im umfassenden Sinn kulturellen Mitteln in Angriff nehmen.10 4.4. Kassel Die Stadt Kassel treibt die Bemühungen um eine Bewerbung als "Kulturhauptstadt Europa 2025" voran. Mit großer Mehrheit hat die Kasseler Stadtverordnetenversammlung im November 2015 beschlossen, eine Bewerbung prüfen zu lassen.11 Deren inhaltliche Orientierung umriss Oberbürgermeister Bertram Hilgen in der Neujahrsansprache 2016 wie folgt: "Bis dahin (2015) ist die Neuordnung der Kasseler Museumslandschaft weitgehend vollendet. Nach dieser kulturellen Aufbauleistung und dem zusätzlichen kreativen Potenzial in unserer Stadt bin ich zuversichtlich, dass es uns gelingen sollte, eine Bewerbung abzugeben, die in Europa begeistert". 4.5. Nürnberg In Nürnberg wird diskutiert, ob sich die Stadt für das Jahr 2025 als "Kulturhauptstadt Europas" bewerben soll. Offenbar gibt es allerdings noch Bedenken, eine Bewerbung voranzutreiben.12 Diskutiert wird die Bewerbung mit der "Metropolregion Nürnberg" als regionale Allianz aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Kultur. Die Region ist Zusammenschluss aus 22 Landkreisen und 11 kreisfreien Städten mit insgesamt 3,5 Millionen Einwohnern. 8 9 10 11 12 Vgl. URL <http://www.magdeburg.de/index.php?&ModID=255&FID=37.12995.1&object=tx%7C698.6.1> (14.01.2016) Beschlussvorlage Nr. 633 / 2009, Vgl. URL <https://www.mannheim.de/sites/default/files/page/320/kulturhaupstadt_beschlussvorlage.pdf> (14.01.2016) Vgl. URL <https://www.mannheim.de/node/320/> (14.01.2016) Vgl. URL <http://www.hna.de/kassel/kulturhauptstadt-europas-2025-stadtverordnete-lassen-erneutebewerbung-pruefen-5882235.html> (14.01.2016) Vgl. URL <http://www.sueddeutsche.de/bayern/bewerbung-zur-kulturhauptstadt-frankenszaudermetropole-1.2544810> (14.01.2016) 9 5. Die Leipziger Diskussion und Konzeptvorschläge 5.1. Leipziger Kulturforum 2012 Bereits 2012 diskutierte des 1. Leipziger Kulturforum mit namhaften Vertretern, wie Prof. Dr. Oliver Scheytt, eine mögliche Bewerbung Leipzigs für das Jahr 2020 als "Kulturhauptstadt Europas" (Informationsvorlage-Nr.: DSV/ 2213) und verzeichnete folgende Ergebnisse: Eine Bewerbung muss von Beginn an einen weiten Kulturbegriff im Blick haben, zum Beispiel auch die Umformung von Kulturlandschaften (Leipziger Gewässerverbund) berücksichtigen. Damit werden Stadtentwicklung und Stadterneuerung zu zentralen konzeptionellen Wegmarken einer möglichen Bewerbung zur "Kulturhauptstadt Europas". Wenn eine Bewerbung zur "Europäischen Kulturhauptstadt" der aktiven Debatte der Transformationsprozesse der Leipziger Kulturlandschaft dient, so stellte das Kulturforum in breiter Einmütigkeit fest, sei sie im Sinne der objektiven Aufgaben der nächsten Jahre letztendlich zielführend – unabhängig davon, ob die Diskussion tatsächlich in eine Bewerbung mündet bzw. eine Bewerbung zum Erfolg führt. Eine Vielzahl der städtischen Kulturakteure steht einer Bewerbung weitgehend positiv gegenüber. Die meisten Stimmen unterstrichen, dass vor allem der Prozess der Verständigung und der Freiraum, neue Zukunftsvorstellungen zu entwickeln, produktiv erscheinen. Deutlich wurde, dass der Inhalt einer Bewerbung nicht lediglich feststellen sollte, dass Leipzig eine traditionsreiche und innovative Kulturstadt ist, die Event auf Event erzeugen kann, sondern dass nachhaltige strukturelle Überlegungen schlüssig in eine zukunftsweisende und europäisch relevante Gesamtpositionierung der Stadt einfließen sollten.13 5.2. Positionen städtischer Kulturinstitutionen im September 2015 Im September 2015 wurden die städtischen Eigenbetriebe sowie die städtischen Museen erneut gebeten, ihre Haltung zu einer möglichen Bewerbung Leipzigs zur "Kulturhauptstadt Europas 2025" zu formulieren. Im Ergebnis lässt sich folgendes Meinungsbild festhalten: Kultur spielt für das Selbstverständnis der Stadt Leipzig sowie die Außendarstellung eine besondere Rolle. Leipzig ist eine Stadt der kulturellen Vielfalt. Leipzig ist eine herausragende international ausstrahlende Musikstadt sowie eine lebendige Kunst- und 13 Vgl. „Kulturhauptstadt Leipzig? Ruhr.2010-Chef Oliver Scheytt zu Chancen und Risiken der Bewerbung“, 06. September 2011, URL < http://www.lvz-online.de/kultur/news/kulturhauptstadt-als-erfolgsmodell-interview-mit-oliverscheytt-chef-der-ruhr-2010/r-news-a-103580.html> (07.11.2014) 10 Kreativstadt, in der Tradition und Innovation immer wieder neue Konstellationen eingehen. Die Kultureinrichtungen der Stadt besitzen die besonders hohe Qualität und das Können, das Vorhaben "Kulturhauptstadt Europas" mit künstlerischen Ideen erfolgreich zu gestalten. Der Titel festigt und erweitert das Image Leipzigs als europäische Kulturmetropole. Unter dem Titel "Kulturhauptstadt Europas" kann ein herausragendes Kultur- und Innovationsprogramm mit internationaler Strahlkraft entstehen, das sich so nur mit Sondermitteln (EU, Bund, Land) verwirklichen lässt. Die Programme setzen zugleich auf eine breite kulturelle Teilhabe und die Integrationskraft von Kultur. Leipziger Kultureinrichtungen haben bereits positive Erfahrungen mit dem Format "Kulturhauptstadt Europas" gesammelt: Das Theater der Jungen Welt kooperiert mit der Stadt Wrocław / Breslau, die im Jahr 2016 den Titel trägt, und entwickelt Projekte auf Einladung der polnischen Stadt. Bereits ein Vorab-Treffen im Juni 2015 war aus Sicht des Theaters ein Erlebnis, das Reichtum sowie Vielfalt eines kulturellen europäischen Erbes widerspiegelt. 5.3. Beratende Diskussionen auf Bürgermeisterebene im August und September 2015 Die Bürgermeister berieten sich, um Konzepte im Sinne eines erweiterten Kulturbegriffs zu entwickeln, die auch Stadtentwicklung und Stadterneuerung in den Blick nehmen. Die Diskussion hatte folgende Ergebnisse: Die Dezernenten stehen einer Bewerbung zurückhaltend gegenüber. Bei der Vorbereitung einer möglichen Bewerbung für 2020 standen die Ideen eines demokratischen Wandels von Gesellschaften nach 1989 bis hin zur Veränderung von Stadt-, Kultur- und Naturlandschaften im Mittelpunkt. Die städtebauliche Revitalisierung, die Freilegung des Gewässernetzes, das Leipziger Neuseenland, die Umnutzung von Industriearchitektur waren dabei wichtige Themen. Eine Bewerbung kann keine reine "Leistungsschau" sein. Sie muss hingegen eine innovative Schlüsselaufgabe und Ideen formulieren, die auch auf europäischer Ebene beispielgebend sind. Ein Scheitern der Bewerbung darf den Themenkomplex und das Image der Stadt nicht beschädigen. Im Jahr 2025 könnte auch eine Bundesgartenschau stattfinden. Zum Zeitpunkt der Gespräche wurde ein mögliches Bewerbungsverfahren thematisiert. Es erschien sinnvoll, nur eines der beiden Projekte für das Jahr 2025 voranzutreiben. Inzwischen wurde das BUGA Projekt eingehend geprüft, seine Weiterverfolgung wird derzeit nicht mehr erwogen. 11 6. Thema und Chance einer Leipziger Bewerbung 6.1. Zukunftsprojekt Transformation von Kulturlandschaften: Leipziger Wasserwege und Seenlandschaften Der Titel "Europäische Kulturhauptstadt" gehört zu den renommiertesten EUProgrammen. Die hohe internationale Aufmerksamkeit und die Mittelzuwendungen von Seiten der EU sowie Bund und Land stehen außer Frage. In einem bereits jetzt starken Mitbewerberfeld hat Leipziger Bewerbung vor allem dann Aussichten auf Erfolg, wenn sie nicht in erster Linie auf die Stärkung der bekannten Qualitätsmerkmale einer Kulturstadt beschränkt. Nicht allein die möglichst schöne Präsentation der Schätze aus der Tradition (wie sie in Magdeburg oder Dresden m.o.w. im Mittelpunkt stehen werden) sollte der Schwerpunkt sein, sondern lebendige Gestaltungsprozesse künftiger Lebensräume einer wachsenden Metropolregion. An diesem Punkt müssen die weitreichenden Um- bzw. Neuformungen von großflächigen Kulturlandschaften, die im Zuge des Braunkohlenbergbaus unwiederbringlich zerstört schienen, sowie die Renaissance einer lebendigen Wasserstadt in den Mittelpunkt der Betrachtung rücken. Mit dieser allumfassenden ökonomischen, ökologischen und kulturellen Metamorphose stehen die Stadt, ihr engeres Umfeld und die Groß-Region vor einer Aufgabe, deren Realisierung bis weit in die zweite Hälfte des Jahrhunderts Thema sein wird. Die Erschaffung einer Landschaft im großen Maßstab mit weitreichenden Folgen für die gesamte Infrastruktur nach den Anforderungen künftiger Generationen und unter den Bedingungen einer weitgehend postindustriellen Entwicklung ist im europäischen Maßstab für ähnliche Langzeitentwicklungen ebenso beispielhaft für andere urbane Räume, wie sie in ihrer konkreten Ausformung und Dimension in der entstehenden Leipziger Seenlandschaft mit fließendem Anschluss an angrenzende Regionen einmalig ist. Das Eingreifen des Menschen in eine Naturlandschaft und deren Umgestaltung zu einem neuen nachhaltigen Lebensraum ist die These des "Anthropozäns"14, wie sie in jüngster Zeit in führenden Kultureinrichtungen Deutschlands diskutiert wird. Eine Kulturhauptstadtbewerbung mit dem Thema Landschaftswandel / Anthropozän ist in dieser Perspektive von hoher Brisanz, sie ist beispielgebend und vielversprechend auf europäischer Ebene. 14 Vgl. Jürgen Renn / Bernd Scherer (Hrg.), Das Anthropozän. Zum Stand der Dinge. Berlin 2015. 12 6.2. Kulturhauptstadtbewerbung als Win-Win-Szenario Der für eine Bewerbung zentrale Punkt ist: Ausnahmslos alle im Zusammenhang mit diesem Schwerpunkt stehenden und perspektivisch zu lösenden Fragen stünden vor Stadt und Region auch ohne Bewerbung. Speziell die Aufgabe, einen Großraum mit einem kulturell hochwertigen urbanen Zentrum für einen nachhaltigen internationalen Tourismus zu erschließen, der das bis heute erreichte beachtliche Niveau quantitativ und qualitativ noch einmal um ein Vielfaches übersteigen muss, wird auch ohne Kulturhauptstadtbewerbung eine der zentralen Aufgaben zukünftiger ökonomischer Entwicklung sein. Ebenso außer Frage steht, dass bereits die Kommunikation der Auseinandersetzung mit den Konzepten von Mitbewerbern eine starke überregionale und internationale Aufmerksamkeit für das eigene Anliegen generieren wird: Das Thema ist so stark und die Notwenigkeit der intensiven Beschäftigung mit ihm so offenkundig, dass eine Bewerbung unabhängig von ihrem letztlichen Ausgang Denk- und Umsetzungsprozesse anstößt und befördert, die ohnehin auf der Agenda stehen. 6.3. Leuchtturmprojekte Mit dem Großprojekt einer Kulturhauptstadtbewerbung könnten einige Einzelprojekte in den direkten Fokus genommen werden, deren Realisierung in jedem Falle sinnvoll wäre und auf diesem Wege entscheidende Beschleunigungsimpulse erfahren könnten15. ► Großprojekt ökologischer Tourismus bei hoher naturnaher Mobilität und großer kultureller Reichweite in einer faszinierenden Landschaft, die vom Touristen weitgehend klimaneutral erschlossen werden kann – realisiert durch die Verbindung der Gebiete des Neuseenlandes mit den innerstädtischen Wasserstraßen ► Stadtraum Leipzig: Intensivierung der "Flüsse ans Licht" - Projekte ► Stadthafen - Projekte als Schlussfolgerung. Entwicklung der Marina in Lindenau ebenso wie des Stadthafens nahe Kollwitzstraße; Verbindung beider, Anschluss an das Gewässernetz im Süden und gfs. nach Westen und Nordwesten; Verbindung der Themen Wasser, Sport, Kultur gfs. mit der Ansiedlung des Sportmuseums in Hafennähe (dessen Standortfrage bisher ungeklärt ist) ► Saale-Elster-Kanal zur Anbindung größerer Erholungsräume als Fernziel-Leitprojekt mit Initiationswirkung auf den gesamten Großraum (Schiffshebewerk als touristische Attraktion) 15 Ausführliche Listung in: "Gewässerlandschaft im Mitteldeutschen Raum. Das Tourismuswirtschaftliche Gesamtkonzept im Überblick", herausgegeben von der Wirtschaftsförderungsgesellschaft AnhaltBitterfeld / Dessau / Wittenberg GmbH, der Stadt Leipzig, Dezernat Umwelt, Ordnung, Sport sowie dem Grünen Ring Leipzig, 2014. 13 ► Geologische Ausstellungszentren, Nutzung der Bergbaufolgelandschaften für „Außenstellen“ des Naturkundemuseums, Entwicklung eines neuen, flächigen Konzepts für das neue Museum - das ohnehin auszuarbeitende neue Gesamtkonzeption erführe auf diese Weise von Beginn an eine zukunftsfähige Erweiterung ► Kulturstätten am und im Wasser: Ausbau der vorhandenen Spielorte von der Magdeborner Halbinsel (Highfield-Festival) und der schwimmenden Kirche Vineta am Störmthaler See über die Biedermeierstrand-Bühne Hayna am Schladitzer See bis zur Eisenstadt Ferropolis; Entwicklung neue Projekte, etwa einer schwimmenden Bühne aus Modulen, die innerhalb des Gewässerverbundes ortsbeweglich ist ► Zukunftswerkstätten für die Renaturalisierung der Groß-Tagebaue „Vereinigtes Schleenhain“ und Profen, die zwischen 2030 und 2060 von der Kohleförderung in die Zukunftslandschaften integriert werden. All diese Ansätze bedürfen - ein weiterer offenkundiger Vorteil einer Bewerbung mit dieser Themensetzung - keiner neuen Überlegungen, sie sind bereits in akribischen Machbarkeitsanalysen u.a. durch die Wirtschaftsförderung Bitterfeld/ Dessau/ Wittenberg, der Stadt Leipzig (Dezernat III) und den Grünen Ring auf ihre Zukunftsfähigkeit hinterfragt. Entscheidende Vorarbeiten sind also schon in hoher Qualität geleistet und können als Basis der Bewerbung genutzt werden. 6.4. Ökonomische Dimension Die auf den ersten Blick äußerst beeindruckendend erscheinenden Zahlen des Hauptstadtjahres im Ruhrgebiet (Gesamtbudget: 81 Mio Euro) scheinen den Schluss nahezulegen, dass es sich bei einer Leipziger Kulturhauptstadtbewerbung um ein Vorhaben handeln könnte, das der realen Wirtschaftskraft der Kommune nicht adäquat sei. Dem gegenüber stehen erreichbare und bereits erreichte Wertschöpfungspotenziale. Sie lassen die zu tätigenden Ausgaben im Zusammenhang mit der Bewerbung zu zwingend erforderlichen Investitionen in die aufzubauende Struktur der Zukunftsregion erscheinen. In der bereits zitierten Untersuchung „Gewässerlandschaft im mitteldeutschen Raum“ wurde ermittelt, dass die von der touristischen Nachfrage angestoßene Bruttowertschöpfung von 2002 bis 2012 insgesamt rund 25,6 Milliarden Euro betrug, pro Jahr also durchschnittlich 2,3 Milliarden Euro. Das ist bis zum Jahr 2025 und prognostisch weit darüber hinaus ein erheblich steigerbarer Wert. Expertenschätzungen zufolge zog im Prozess der Bewerbung zur Kulturhauptstadt und im Jahr der Umsetzung selbst jeder investierte Euro einen Ertrag von acht bis zehn Euro nach sich. Das Programm kann somit einen deutlichen Beitrag zu Wachstum und 14 Beschäftigung leisten. Nicht zu unterschätzen ist in diesem Zusammenhang auch die wirtschaftliche Kraft der Medien.16 Fazit auch hier: Alle notwendigen Prozesse zur Entwicklung einer Struktur und Verwerbung einer de facto neu geschaffenen Erholungslandschaft stehen mit oder ohne Bewerbung zur Kulturhauptstadt Europas unausweichlich auf der Tagesordnung. Stadt, Region und Anliegen können durch die positiven Effekte einer öffentlichkeitswirksamen Bewerbung nur gewinnen. Eine detaillierter Analyse und Bewertung der ökonomischen Chancen und Risiken muss eine separate Untersuchung leisten. 6.5. Politische Konstellation: Gegenbewerbung zur Landeshauptstadt Dresden Gründlich zu bedenken ist, inwieweit eine Bewerbung gegen die Landeshauptstadt Dresden sinnvoll erscheint. Im November 2014 hat der Dresdner Stadtrat die Oberbürgermeisterin einstimmig beauftragt, die Debatte um eine Bewerbung Dresdens zur Europäischen Kulturhauptstadt 2025 aufzunehmen und zu prüfen. Am 7. Januar 2015 verkündete die Stadt unter der Überschrift "Dresden – Kultur der Zukunft", dass man eine Bewerbung vorantreiben wird. Die Staatsministerin für Wissenschaft und Kunst, Dr. Eva Maria Stange, hat sich sowohl als Fraktions-Mitglied der SPD als auch während ihres Wahlkampfes zur Oberbürgermeisterin der Stadt Dresden im Frühjahr 2015 dezidiert für eine Bewerbung Dresdens zur "Kulturhauptstadt Europas 2025" stark gemacht. Auch der Sächsische Staatsminister des Innern, Markus Ulbig, der sich im Frühjahr 2015 ebenso im Wahlkampf zum Oberbürgermeister der Stadt Dresden befand und nach Niederlage weiterhin Staatsminister blieb, unterstützt die Bewerbung Dresdens. Im Gespräch mit dem Kulturbürgermeister äußerte Herr Staatssekretär Uwe Gaul, dass die Bewerbung der Landeshauptstadt derzeit auch im Kabinett Zustimmung fände. Auf Landesebene sprechen sich auch weitere Schlüsselakteure für eine Bewerbung Dresdens zur "Kulturhauptstadt Europas 2025" aus. So optimistisch der Ausgang eines fairen Wettbewerbs der Konzepte für die Stadt Leipzig beurteilt werden darf, so unglücklich kann eine Bewerbung gegen eine durch die Staatsregierung deutlich präferierte Landeshauptstadt von außen wirken. Diese politische Gemengelage ist vorher abzuklären. 16 Nicola Halder-Hass, Förderung von deutschen Welterbestätten – finanzielle Rahmenbedingungen, in: ICOMOS: Hefte des Deutschen Nationalkomitees, Bd. 57 (2013), S. 33 – 40, hier S. 39. 15