Daten
Kommune
Leipzig
Dateiname
1046685.pdf
Größe
198 kB
Erstellt
24.11.15, 12:00
Aktualisiert
08.05.16, 07:33
Stichworte
Inhalt der Datei
Petition Nr. VI-P-02133
Status: öffentlich
Beratungsfolge:
Gremium
Termin
Zuständigkeit
Petitionsausschuss
22.01.2016
Vorberatung
Ratsversammlung
24.02.2016
Beschlussfassung
Eingereicht von
Petitionsausschuss
Betreff
Umbenennung des Richard-Wagner-Platzes in den Refugees-Welcome-Platz. Leipzig
ist eine weltoffene, tolerante und vielfältige Stadt.
Beschlussvorschlag:
Der Petition wird nicht abgeholfen.
Sachverhalt:
Der Petent schlägt vor, den Richard-Wagner-Platz in Refugees-Welcome-Platz umzubenennen.
Er begründet seine Petition wie folgt:
1.Regelmäßig auf dem Platz geäußerter Hass und Hetze stehe einer langen Leipziger Tradition
von Weltoffenheit, Toleranz und Humanismus entgegen.
2.Der Ruf des Richard-Wagner-Platzes sei zerstört.
3.Mit der Umbenennung solle ein Ort geschaffen werden, der Tradition und Kultur deutlich
macht.
Entscheidungsgründe:
Straßen- und Platzbenennungen bedürfen aufgrund des öffentlichen Interesses und der
Betroffenheit zahlreicher Bürger, Unternehmen und anderer Namensnutzer einer sorgfältigen
Bearbeitung. Bei der Namensauswahl steht der Gemeinde ein weiterer Gestaltungsspielraum zu,
der nur durch die Ordnungs- und Erschließungsfunktion des Straßennamens, den Rahmen der
verfassungsrechtlichen Ordnung und der Gesetze, von Sitte und Anstand und vom Willkürverbot
begrenzt ist. In der Praxis wird die Orientierungsfunktion oft von einer in der Benennung
liegenden Gestaltungsfunktion überlagert, denn Straßenbenennungen sind eine mögliche und
zugleich herausragende Form, an Personen, Ereignisse und Örtlichkeiten zu erinnern und diese
im öffentlichen „Gedächtnis“ der Stadt zu bewahren. Auch mit der Stadt Leipzig, die seit vielen
Jahrhunderten ein bedeutendes politisches, wissenschaftliches und kulturelles Zentrum bildet,
sind eine Vielzahl von Persönlichkeiten und Ereignissen verbunden, deren Nicht-Vergessen
wünschenswert und wichtig ist.
Zu diesen Personen zählt unbestritten auch der 1813 in Leipzig geborene Komponist Richard
Wagner.
Dessen Geburtshaus stand in unmittelbarer Nähe des zur Umbenennung vorgeschlagenen
Platzes, der anlässlich Wagners 100. Geburtstages den Namen Richard-Wagner-Platz erhielt.
Der Platzname gehört somit zu den ältesten Straßennamen in der Stadt Leipzig und zu den
seltenen Straßen- bzw. Platzbenennungen, bei denen der Name unmittelbar mit der historischen
Örtlichkeit verbunden ist. Ein Wegfall des Platznamens wäre aus dieser Sicht national und
international kaum zu vermitteln, wie u. a. Aus einem Schreiben der WAGNER SOCIETY of New
York an die Stadt Leipzig hervorgeht.
Die vorgeschlagene Umbenennung des Richard-Wagner-Platzes in Refugees-Welcome-Platz
greift die derzeitige Zuwanderung von Flüchtlingen auf. Der Namensvorschlag stellt dabei eine
dem Inhalt und der Form nach politische Aussage dar, mit der die Überzeugung vermittelt
werden soll, dem verfassungsrechlich gewährten Grundrecht auf Asyl mit einer
Willkommenskultur besonderen Ausdruck zu verleihen.
Wie der Petent in seiner Begündung selbst ausführt, soll mit der vorgeschlagenen
Umbenennung – im Kontext zu den auf dem zur Umbenennung vorgeschlagenen Platz
wiederholt stattgefundenen Versammlungen – ein „Zeichen“ gesetzt werden. Versammlungen
sind Formen politischer Meinungsäußerung, wobei die Versammlungsfreiheit ein im Artikel 8 des
deutschen Grundgesetzes verankertes Grundrecht ist.
In Leipzig finden seit jeher eine Vielzahl von Versammlungen und Demonstrationen an den
verschiedensten Orten statt.
Aus dieser Tatsache heraus lässt sich weder eine „Zerstörung“ des Rufes der betroffenen
Straßen und Plätze, noch die Notwendigkeit, deren Namen zu entfernen, ableiten.
Weltoffenheit, Toleranz und Kultur sind in Leipzig an vielen Orten erlebbar. Ihre vielfältigen
Formen sind stets auch von aktuellen Ereignissen und Entwicklungen beeinflusst worden.
Deutschland bietet jetzt Flüchtlingen aus anderen Ländern Unterkunft und Unterstützung. Ob, zu
welchem Zeitpunkt und in welcher Form daran erinnert werden soll, wäre unabhängig von den
aktuellen politischen Ereignissen noch grundsätzlich zu überdenken, denn bei
ereignisbezogenen Namensgebungen im öffentlichen Raum ist stets eine angemessene zeitliche
Distanz zu wahren, um die Bedeutung des namensgebenden Ereignisses und dessen
Einordnung in die Geschichte umfassend bewerten zu können. Insbesondere sind im Fall einer
Straßen- oder Platzbenennung unter der Prämisse, dass Straßennamen üblicherweise
jahrzehnte- bis jahrhundertelang Bestand haben (sollen), um die Gültigkeit der Adressen für die
Nutzer langfristig zu gewährleisten, bei der Namenswahl hohe Maßstäbe an eine dauerhafte
Benennungseignung anzulegen.
BESCHLUSSAUSFERTIGUNG
Ratsversammlung vom 24.02.2016
zu 10.3
Umbenennung des Richard-Wagner-Platzes in den Refugees-WelcomePlatz. Leipzig ist eine weltoffene, tolerante und vielfältige Stadt.
Vorlage: VI-P-02133
Beschluss:
Der Petition wird nicht abgeholfen.
Abstimmungsergebnis:
mehrheitlich angenommen bei einigen Gegenstimmen und 3 Enthaltungen
Leipzig, den 25. Februar 2016
Seite: 1/1
VI-P-02133
Umbenennung des Richard-Wagner-Platzes in den Refugees-Welcome-Platz. Leipzig ist
eine weltoffene, tolerante und vielfältige Stadt.
Einreicher: Martin Linke
Text: Wir Leipziger_innen sehen uns in einer langen Leipziger Tradition von Weltoffenheit, Toleranz
und Humanismus. Es passt nicht in unsere Stadt, dass ein Platz in der innenstadt regelmäßig mit
Hass und menschenfeindlicher Hetze überzogen wird. Der Ruf des Richard-Wagner-Platzes ist
zerstört. Wir wollen ein Zeichen setzen und Leipzig einen Ort geben, der unsere Tradition und
Kultur deutlich macht.
Wir rufen alle Bürgerinnen und Bürger auf, unser Anliegen zu unterstützen und Unterschriften zu
sammeln. Es ist unser aller Refugees-Welcome-Platz!