Daten
Kommune
Leipzig
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1039859.pdf
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685 kB
Erstellt
21.09.15, 12:00
Aktualisiert
04.03.16, 14:22
Stichworte
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Ratsversammlung
Beschlussvorlage Nr. VI-DS-01881
Status: öffentlich
Beratungsfolge:
Gremium
Termin
Dienstberatung des Oberbürgermeisters
Zuständigkeit
Bestätigung
Fachausschuss Kultur
20.11.2015
1. Lesung
Fachausschuss Finanzen
23.11.2015
1. Lesung
Fachausschuss Kultur
04.12.2015
2. Lesung
Fachausschuss Finanzen
07.12.2015
2. Lesung
Ratsversammlung
16.12.2015
Beschlussfassung
Eingereicht von
Dezernat Kultur
Betreff
"Kirchentag auf dem Weg" 25. - 28. Mai 2017
Beschlussvorschlag:
1. Zur Vorbereitung und Durchführung des "Kirchentages auf dem Weg" von 25. bis 28. Mai 2017
stellt die Stadt Leipzig dem "Reformationsjubiläum 2017 e.V." eine Zuwendung i.H.V. 950.000 Euro
als Festbetragsfinanzierung im Vorgriff auf die Beschlussfassung des Haushaltes 2017 zur
Verfügung. Die Mittel werden mit der Haushaltsplanung für das Jahr 2017 im PSP-Element
"Dezernat IV" (1.100.11.1.1.02.24) veranschlagt.
2. Mit Beschlussfassung zur Vorlage durch den Stadtrat wird seitens der Verwaltung gegenüber dem
veranstaltenden „Reformationsjubiläum 2017 e.V.“ zeitnah eine Zusage bezüglich der finanziellen
Unterstützung des Kirchentages 2017 in Leipzig abgegeben.
Prüfung der Übereinstimmung mit den strategischen Zielen:
Hinweis: Finanzielle Auswirkungen
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Finanzielle Auswirkungen
nein
x
wenn ja,
Kostengünstigere Alternativen geprüft
nein
x
ja, Ergebnis siehe Anlage zur
Begründung
Folgen bei Ablehnung
nein
x
ja, Erläuterung siehe Anlage zur
Begründung
Handelt es sich um eine Investition (damit aktivierungspflichtig)?
nein
Im Haushalt wirksam
Ergebnishaushalt
von
bis
ja, Erläuterung siehe Anlage zur
Begründung
Höhe in EUR
wo veranschlagt
950000
1.100.11.1.1.02.24
Erträge
Aufwendungen
Finanzhaushalt
Einzahlungen
Auszahlungen
Entstehen Folgekosten oder Einsparungen?
Folgekosten Einsparungen wirksam
Zu Lasten anderer OE
x
von
nein
wenn ja,
bis
Höhe in EUR
(jährlich)
wo veranschlagt
Ergeb. HH Erträge
Ergeb. HH Aufwand
Nach Durchführung
der Maßnahme zu
erwarten
Ergeb. HH Erträge
Ergeb. HH Aufwand (ohne
Abschreibungen)
Ergeb. HH Aufwand aus
jährl. Abschreibungen
Auswirkungen auf den Stellenplan
Beantragte Stellenerweiterung:
Beteiligung Personalrat
x
nein
wenn ja,
nein
ja,
Vorgesehener Stellenabbau:
x
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Sachverhalt:
1. Deutscher Evangelischer Kirchentag - Geschichte, Struktur
2. Deutscher Evangelischer Kirchentag: Inhalt, Ausstrahlung, Eckdaten
2.1. Inhalt, Ziele
2.2. Programm
2.3. Ausstrahlung / Zahl und Zusammensetzung des Publikums
3. Das 500. Reformationsjubiläum 2017
4. Kirchentag auf dem Weg 25. bis 28. Mai 2017
4.1. Organisatorischer Ansatz
4.2. Kirchentag auf dem Weg in Mitteldeutschland 25. bis 28. Mai 2017
4.3. "Leipziger Stadtklang: Musik. Disput. Leben." Das Konzept für Leipzig
4.4. Vorbereitungsstruktur
5. Der „Kirchentag auf dem Weg“ und seine Wertschöpfungspotenziale
Anhänge
Anlage 1: Kosten- und Finanzierungsplan Kirchentag auf dem Weg – Übersicht
Anlage 2: Kosten- und Finanzierungsplan Kirchentag auf dem Weg – Details
Anlage 3: Grundriss Personalplanung
Anlage 4: Mittelrückfluss: Verausgabung von Mitteln des Kirchentags für
städtische Unternehmen, Immobilen etc.
Anlage 5: Wirtschaftlichkeitsberechnung „Kirchentag auf dem Weg“ 2017 :
Wertschöpfung / Umwegrentabilität
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1. Deutscher Evangelischer Kirchentag - Geschichte, Struktur
Der Deutsche Evangelische Kirchentag (DEKT) versteht sich als eine freie Bewegung von
Menschen, die der christliche Glaube und das Engagement für die Zukunft von Kirche und Welt
zusammenführt. Er organisiert in einer gegenüber der „Evangelischen Kirche in Deutschland“ (EKD)
unabhängigen Struktureinheit evangelische Laien, Kern seiner Arbeit ist die Durchführung
mehrtägiger Großveranstaltungen (Kirchentage) aller zwei Jahre.
Rechtsträger des Deutschen Evangelischen Kirchentages ist der „Verein zur Förderung des
Deutschen Evangelischen Kirchentages e.V.“ mit Sitz in Fulda. Er unterhält dort ein zentrales Büro.
An der Spitze des Vereins steht für eine Amtszeit von zwei Jahren der Präsident bzw. die
Präsidentin. Die Leitung des Kirchentags obliegt dem Präsidium, dem Vorstand des Präsidiums, der
Präsidialversammlung, der Konferenz der Landesausschüsse und dem Kollegium. In keinem der
Gremien des Kirchentages gibt es institutionelle Vertretungen, sondern nur persönliche Mitglieder.
Für alle Gremien gilt: Wenigstens die Hälfte der Mitglieder sollen Menschen sein, die nicht
hauptberuflich in der Kirche tätig sind. Zu mindestens einem Drittel sollen Frauen vertreten sein.
Die evangelischen Kirchentage sind seit über 60 Jahren ein für die gesamte Zivilgesellschaft des
Landes bedeutsames Ereignis. Es gab in der deutschen Kirchengeschichte bereits vor 1949
Zusammenschlüsse und Treffen unter dem Namen Deutscher Evangelischer Kirchentag; sie haben
mit der heutigen Struktur keine direkte Verbindung.
Die erste als Kirchentag bezeichnete Veranstaltung fand 1848 als Versammlung „evangelischer
Männer“ in Wittenberg statt. Bis 1872 wurden 15 solcher Kirchentage durchgeführt. Nach dem
Ersten Weltkrieg entstand eine zweite Kirchentagsbewegung. In Dresden fand im Jahr 1919 ein
Kirchentag statt, zu dem vor allem die einzelnen Landeskirchen, mit dem Ziel der Gründung eines
Kirchenbundes, zusammenkamen. daraus erwuchs letztlich die EKD.
Die Tradition der heutigen Evangelischen Kirchentage begann 1949 mit einer Kirchenwoche in
Hannover. Zunächst fanden diese Treffen jährlich statt, bis dann Mitte der 1950er Jahre ein
zweijährlicher Rhythmus eingeführt wurde. Diese Kirchentage waren vor dem Bau der Mauer
gesamtdeutsche Ereignisse, der Kirchentag 1951 in Gesamt-Berlin wurde auch von den Ostberliner
Behörden unterstützt.
Die mächtigste Kundgebung in der Geschichte der Kirchentage war die Schlussversammlung des
Leipziger Kirchentages 1954, als sich im Rosental etwa 600.000 Menschen versammelten.
2. Deutscher Evangelischer Kirchentag: Inhalt, Ausstrahlung, Eckdaten
2.1. Inhalt, Ziele
In der Präambel zur Ordnung des DEKT heißt es: „Der Deutsche Evangelische Kirchentag will
Menschen zusammenführen, die nach dem christlichen Glauben fragen. Er will evangelische
Christen sammeln und im Glauben stärken. Er will zur Verantwortung in der Kirche ermutigen, zu
Zeugnis und Dienst in der Welt befähigen und zur Gemeinschaft der weltweiten Christenheit
beitragen.“
Der DEKT hat sowohl als Bewegung als auch als Veranstaltung erklärtermaßen folgende
Grundinhalte:
■ Einmischung der Christen in die Gesellschaft: Wahrnehmung ihrer Verantwortung
■ Erneuerung der Kirche
■ Annäherung der Gläubigen weltweit: Internationalismus
■ Bewahrung der Schöpfung: Ökologie
■ Inklusion aller in die Gesellschaft, egal, ob gesund, krank oder behindert
Neben der Sammlung lutherischer Christen wird intensiv der Dialog mit anderen
Bevölkerungsgruppen, konfessionell organisierten und nichtreligiösen gesucht, um die Probleme der
Gegenwart und Zukunft der Gesellschaft zu thematisieren. Die Bewahrung der Schöpfung spielt eine
entscheidende Rolle: Kirchentage gehören zu den umweltfreundlichsten Großveranstaltungen in
Deutschland, der Klimaschutz ist zentrales Thema.
2.2. Programm
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Ein wichtiges Merkmal der Kirchentage ist, dass ein großer Teil der Besucher (bis zu einem Drittel
der Dauerbesucher) gleichzeitig auch das Programm gestaltet. Auf den kulturellen Bühnen stehen
vor allem begeisterte Amateure vom Kulturscheunen-Kabarett bis zum Gospelchor. Dieser von
unten wachsenden Vielfalt verdanken Kirchentage ihren besonderen Reiz, dank dieser Konstellation
dürfen sich nahezu alle Programme hoher Aufmerksamkeit sicher sein.
Im Gesamtablauf haben sich in den vergangenen Jahrzehnten eine Reihe inhaltlicher und
organisatorischer Konstanten herauskristallisiert, die die Grundstruktur gegenwärtiger Kirchentage
prägen und ihr charakteristisches Bild ausmachen.
Die Konstanten des Programms sind:
► Eröffnungsgottesdienst
► Abend der Begegnung
Die Regionen der gastgebenden Landeskirche stellen sich mit vielfältigen kulinarischen und
künstlerischen Köstlichkeiten vor; zudem wird ein breites Bühnenprogramm auf zahlreichen Bühnen
über die Innenstadt angeboten. Der Abend der Begegnung ist in den letzten Jahren mit etwa
300.000 Besuchern in den vergangenen Jahren eines der größten Straßenfeste Deutschlands.
►Bibelarbeiten
Die einzelnen Tage beginnen mit Bibelarbeiten, wobei von Laien wie Künstlern oder Politikern, aber
auch von Theologen vor unterschiedlichem Besuchermengen Bibeltexte interpretiert werden
► Markt der Möglichkeiten
Hier präsentieren sich Hunderte kirchliche und nichtkirchliche Initiativen in der gastgebenden Stadt.
Es gibt Stände zu fast allen streitbaren Themen in Gesellschaft und Religion.
►Vorträge und Diskussionsveranstaltungen
Am Vor- und Nachmittag werden die thematischen Schwerpunkte des Kirchentags durch Vorträge
und Podiumsdiskussionen vertieft. Daran nehmen auch zahlreiche Prominente aus Politik, Kirche
und Gesellschaft teil, unter denen Mitglieder der Bundesregierung genauso zu finden sind wie
Schauspieler, Musiker oder Fernsehmoderatoren. Die Zahl der Zuhörer schwankt von mehreren
Dutzend bis zu mehr als 10.000, je nach Thema und Besetzung des Podiums.
►Abendveranstaltungen
An den Abenden finden kulturell oder gottesdienstlich geprägte Veranstaltungen für unterschiedliche
Zielgruppen statt. So gibt es Konzerte bekannter Popmusiker: Beim Kirchentag in Dresden 2011
traten unter anderem Nina Hagen, die Wise Guys, Laith Al-Deen und Andreas Bourani auf. Zum
reichhaltigen Kulturprogramm zählen Aufführungen von Theater- und Kabarettgruppen und Konzerte
religiöser Bläsergruppen in den unterschiedlichsten Zusammensetzungen. In den letzten Jahren
wurden auch zunehmend die bildenden Künstler zur Mitarbeit angeregt. Üblich sind große Open-Air
Veranstaltungen, zu denen alle Bürger der Stadt bei freiem Eintritt eingeladen sind.
►Abschlussgottesdienst
Der Kirchentag endet am Sonntag mit einer zentralen Schlussversammlung mit einem
Abschlussgottesdienst, bei den vergangenen Kirchentagen jeweils mit über 100.000
Teilnehmenden.
2.3. Ausstrahlung / Zahl und Zusammensetzung des Publikums
Kirchentage werden seit 1999 von deutlich über 100.000 Dauergästen und einer schwer
überschaubaren Anzahl Tagesgästen besucht. Beim 27. Deutschen Evangelischen Kirchentag vom
18. bis 22. Juni 1997 in Leipzig waren 98.659 Dauerteilnehmende gezählt worden. Dazu kamen
täglich über 5000 Tagesgäste. Beim jüngsten Kirchentag im Sachsen, 2011 in Dresden, gab es
119.000 Dauerteilnehmende.
Etwa die gleiche Zahl wurde beim Kirchentag 2013 in Hamburg erzielt. Dieser 34. Kirchentag bot
vom 1. bis 5. Mai 2013 unter der Losung „Soviel du brauchst“ fünf Tage lang über 2500
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Veranstaltungen. Die dabei erhobenen statistischen Eckdaten vermitteln ein eindrucksvolles Bild von
der Zusammensetzung der Kirchentagsbesucherinnen und -besucher: Das Durchschnittsalter liegt
bei 36,6 Jahre, also erheblich unter dem Durchschnittsalter der Gesamtbevölkerung (derzeit: 43
Jahre). 60% der befragten BesucherInnen hatten Abitur oder einen Studienabschluss, das
Einkommensniveau war vergleichsweise hoch. Nach Hamburg reisten 92% der Teilnehmenden von
außerhalb an.
Weder Macher noch Gästen sehen Kirchentage als innerkirchliche Nabelschau mit ausschließlich
theologischen Themen. Auf die Frage nach dem, was sie vor allem vom Kirchentag erwarten,
antworteten 53% der Befragten in Hamburg mit "Glaube / Spiritualität". 83 % jedoch freuten sich auf
das "Gemeinschaftserlebnis", 81% auf "Begegnungen miteinander", 69% auf "Musik und Konzerte".
Die Auswirkungen auf den Tourismus sind nicht nur durch die Übernachtungszahlen während des
Ereignisses erheblich, sondern vor allem danach: Selbst eine Millionenstadt wir Hamburg
registrierte, dass es für ein Viertel der Besucher unter 35 Jahren der erste Besuch in der Hafenstadt
war. Knapp 60% dieser Gruppe gaben an, unbedingt wiederkommen zu wollen.
Zum 35. DEKT 2015 in Stuttgart waren 97.000 Dauerteilnehmende und 32.000 Tagesgäste zu Gast,
die sich vor allen in der Stuttgarter Innenstadt und im Stadtteil Bad Cannstatt ("Cannstatter Wasen")
konzentrierten.
Das Jahr der 500. Wiederkehr der Veröffentlichung der 95 Thesen gegen den Ablasshandel durch
Martin Luther wird von der weltweiten evangelischen Kirche mit besonderen Großveranstaltungen
begangen.
Der 36. Deutsche Evangelische Kirchentag 2017 wird in Berlin stattfinden.
3. Das 500. Reformationsjubiläum 2017
Um die Veranstaltungen zum Jubiläum, insbesondere zum Reformationssommer 2017 zu planen,
haben die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) und der Deutsche Evangelische Kirchentag
(DEKT) gemeinsam Menschen aus Kirche und Gesellschaft in einen Leitungskreis berufen.
Hier sind außer Vertreterinnen und Vertretern des Rates der EKD und des Präsidiums des DEKT die
Landeskirchen Mitteldeutschlands, die Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Deutschland, die
Europäische protestantische Ökumene (Gemeinschaft Evangelischer Kirchen in Europa), der
Lutherische Weltbund (LWB), die evangelischen Freikirchen in Deutschland und das Zentralkomitee
der deutschen Katholiken vertreten. Den Vorsitz führt Professor Dr. Gerhard Robbers, Justizminister
im Bundesland Rheinland-Pfalz.
Für die organisatorische Umsetzung und Planung der Events zum Reformationsjubiläum 2017
haben DEKT und EKD den Verein „Reformationsjubiläum 2017 e.V.“ gegründet. Die Geschäftsstelle
wird von den Geschäftsführern Hartwig Bodmann und Ulrich Schneider geführt. Sie betreibt derzeit
ein Büro in Berlin mit etwa 15 Mitarbeitenden und in Kürze ein Büro in der Lutherstadt Wittenberg.
Für Leipzig ist ein Büro für den hiesigen „Kirchentag auf dem Weg“ (KadW) vorgesehen
Der Verein koordiniert vor allem Planung, Organisation und Durchführung von sechs Ereignissen
bzw. Ereigniskomplexen, die im Mittelpunkt der Aktivitäten stehen. Geschäftsführer Ulrich Schneider
geht dabei von einem Gesam-Produktionsvolumen von ca. 50 Mio Eu aus.
Die zentralen Vorhaben sind:
►Europäischer Stationenweg zur Geschichte der Reformation
►Weltausstellung Reformation: „Tore der Freiheit“ in Wittenberg
►36. Deutscher Evangelischer Kirchentag in Berlin
►Kirchentage auf dem Weg in Mitteldeutschland
►Festgottesdienst auf den Wiesen an der Elbe vor den Toren der Lutherstadt Wittenberg
►Konfirmanden- und Jugendcamps in der Gegend von Lutherstadt Wittenberg
Für die Stadt Leipzig ist neben dem „Kirchentag auf dem Weg“ insbesondere die „Weltausstellung
Reformation“ relevant:
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Sieben „Tore der Freiheit“ und damit verbundene Themenbereiche sollen in den Wallanlagen um die
Wittenberger Altstadt den Blick für die Zukunft öffnen: Spiritualität, Jugend, Frieden, Gerechtigkeit,
Bewahrung der Schöpfung, Globalisierung, eine Welt, Kultur sowie Ökumene und Religion.
Geplant sind Präsentationen von Kirchen aus aller Welt, internationalen Institutionen,
Organisationen, Initiativen etc. Ergänzend wird in den Sommerwochen ab dem 20. Mai ein
umfangreiches Programm auf großen und kleinen Bühnen in der Stadt geboten, auf Podien und in
Veranstaltungszelten wird zu Diskussionen, Debatten, Sessions und vielem anderen eingeladen.
Motto: Zukunft heute an dem Ort, an dem vor 500 Jahren die Welt verändert wurde.
Kultureller Mittelpunkt wird ein Panorama von Yadegar Asisi zum Thema „Wittenberg 1517“ sein.
Für Leipzig ist dieser Reformationssommer in zwei Richtungen von großem Interesse:
Zunächst wird zu prüfen sein, inwieweit sich die Kommune im Rahmen der Weltausstellung als
Luther-Stätte, also als Reiseziel für spirituelle Reisende anbieten kann.
Zweitens muss die Kommune dafür Sorge tragen, dass sie für die mehreren Hunderttausend
erwartete Gäste der Weltausstellung als Ankunftsdestination und Beherbergungsort für einen
längeren Besuch interessant wird.
Diese Themenkomplexe werden Gegenstand einer weiteren Vorlage zum Thema „Jubiläum 2017“
sein.
4. Kirchentag auf dem Weg 25. bis 28. Mai 2017
4.1. Organisatorischer Ansatz
Für die Verantwortlichen in den verschiedensten Gremien der deutschen und internationalen
evangelischen Kirche(n) ist bereits länger klar, dass das 500. Jubiläum der Reformation in ganz
besonderem Maß und in außergewöhnlichen Formen gefeiert werden müsste und würde.
Die Evangelische Kirche in Deutschland rief 2006 die "Reformationsdekade" ins Leben, die mit
einzelnen Themenjahren gezielt auf das Jubiläumsjahr hinführt. Mit dem 800. Jahrestag der
THOMANA-Trias spielte auch Leipzig bereits eine zentrale Rolle im Dekadenjahr "Reformation und
Musik" 2012.
Bei der Planung der entscheidenden Feierlichkeit in Wittenberg für das Jahr 2017 war es die
inzwischen zur Legende gewordene Schlussversammlung des Leipziger Kirchentages 1954, als sich
im Rosental mehr 600.000 Menschen versammelten, die zu der Idee eines großen, festlichen
Gottesdienst in Wittenberg führte. Dabei wird mit mindestens 200.000 Menschen gerechnet.
Ebenso klar war den Planern, dass schon aus Kapazitätsgründen der Kirchentag 2017 keineswegs
in der Lutherstadt, sondern vielmehr in der Hauptstadt Berlin stattfinden müsste.
Für den Großgottesdienst in Wittenberg, wäre es schon logistisch nicht zu bewältigen, die
Kirchentagsteilnehmer am Sonntag, dem 28.05.2017, nach Wittenberg zu transportieren.
Vielmehr wird hier eine organisierte Anreise aus allen Richtungen (darunter auch Berlin) geplant.
Die Reisenden zum Festgottesdienst sollen sich vorher in bestimmten Zentren Mitteldeutschlands
sammeln und sich mit einer Vielzahl von Aktivitäten und Veranstaltungen gemeinsam auf das
Großereignis einstimmen. Dies ist der Schlüssel zum Konzept der "Kirchentage auf dem Weg"
Das Konzept erscheint einleuchtend, doch es ist neu. Im Unterschied zu den eingeführten
Kirchentagen, von denen sich die „Kirchentage auf dem Weg“ deutlich unterscheiden wollen und
müssen, gibt es noch keine Erfahrungen. Die gebündelte Kraft der EKD, die Erfahrenheit der
Umsetzer und die vorbehaltlose Unterstützung durch die sächsische Landeskirche sind wichtige
Garanten für eine erfolgreiche Umsetzung.
Für die beträchtliche Anziehungskraft eines solchen Ereignisses sprechen folgende statistische
Zahlen: Für die Evangelischen Kirchentage in Köln (2007) und Bremen (2009) waren jeweils 1900
Dauerteilnehmende aus Sachsen registriert worden. Für den Kirchentag in Dresden im Jahr 2011
hatten sich dagegen 32.000 Dauergäste aus Sachsen angemeldet. Ein deutlicher Indikator für die
Attraktivität des Kirchentags in der ausrichtenden Region.
4.2. Kirchentag auf dem Weg in Mitteldeutschland 25. bis 28. Mai 2017
Sechs Kirchentage auf dem Weg werden in acht mitteldeutschen Städten stattfinden: Leipzig,
Magdeburg, Erfurt, Jena/Weimar, Dessau-Roßlau und Halle/Eisleben: kulturelle, spirituelle und
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touristische Stationen auf dem Weg zum gemeinsamen Festgottesdienst am 28. Mai 2017 in
Wittenberg.
Dessau liegt kirchlich in der anhaltischen Landeskirche und Leipzig in der Evangelischen
Landeskirche Sachsen. Die anderen vier Städte sind Teil der Evangelischen Kirche
Mitteldeutschlands. In die attraktive Region sollen Menschen auch aus entfernteren Regionen und
dem Ausland gezogen werden, die schon immer vorhatten, eine der ältesten und interessantesten
Kulturlandschaften Deutschlands kennen zu lernen, die möglicherweise auch einen Pilgerweg gehen
wollen.
Menschen aus der Region werden angelockt von populären Open-Air-Veranstaltungen und anderen
attraktiven Kultur-Angeboten. Jugendlichen und jungen Erwachsenen wird ein abwechslungsreiches
Musik- und Konzertprogramm geboten. Christinnen und Christen sollen angesteckt werden von der
Hochstimmung vor dem Gottesdienst am Sonntag in Wittenberg.
Die einzelnen Städte werden ein Programm bieten, das sich vom Kirchentag unterscheidet und
charakteristisch für die Stadt, ihr Profil und ihre Struktur ist. Die Veranstaltungen beginnen in allen
Städten der „Kirchentage auf dem Weg“ am Donnerstag, dem 25. Mai 2017 um 09.00 Uhr. Der erste
Höhepunkt wird ein ökumenischer Himmelfahrtsgottesdienst am 25. Mai um 18.00 Uhr werden, der
in allen Städten des KadW und in Berlin gefeiert wird. Durch Bild-Ton-Übertragungen aus allen in
alle Städte soll eine Gemeinschaft über das Netz der Städte hinweg entstehen.
Die Programme der einzelnen Orte werden untereinander abgestimmt, um ungewünschte
thematischen Dopplungen auszuschließen. Trotzdem treten die Kommunen durchaus in eine
Wettbewerbssituation, denn die Attraktivität des Programms wird eine große Rolle bei der
Entscheidung der Besucher für einen Sammelpunkt spielen. Für Leipzig wird es spezielle
Abstimmungen mit Halle geben, die den Großraum in besonderer Weise herausheben.
Der "Kirchentag auf dem Weg" endet nicht mit der Abreise der Teilnehmenden nach Wittenberg. Ein
großer Teil der Gäste wird in der Stadt bleiben, ein weiterer Teil nach dem Großgottesdienst wieder
in die Ausgangsstadt zurückkehren, um von hier am Abend oder am nächsten Morgen die Heimreise
anzutreten.
4.3. "Leipziger Stadtklang: Musik. Disput. Leben." Das Konzept für Leipzig
Der wichtigste Kirchentag auf dem Weg soll in Leipzig stattfinden. Hier wird derzeit mit mindestens
30.000 Dauerteilnehmenden gerechnet, dazu sollen an drei Tagen mehr als 20.000 Tagesgäste
kommen. Darüber hinaus werden viele Tausend Interessierte aus der Stadt und aus dem Umland
erwartet, die Interesse an den frei zugänglichen Veranstaltungen haben, ohne sich am Sonntag auf
Weg nach Wittenberg machen zu wollen.
Schwerpunkt 1: Musik- und Bachstadt Leipzig
Thematisch wird sich das Programm in Leipzig vor allem auf zwei inhaltliche Schwerpunkte stützen,
mit denen die Stadt davon ausgehen darf, für die Mehrheit der nationalen und internationalen Gäste
der attraktivste Standort unter den einzelnen KadW zu sein..
Der erste Kristallisationspunkt ist die Musikstadt. In der lutherischen Religionsausübung spielt die
Kirchenmusik eine zentrale Rolle - und Leipzig spielt mit dem 800 Jahren alten Thomanerchor und
insbesondere durch das Kantorat Johann Sebastian Bachs eine herausragende Rolle in der
evangelischen Kirchenmusik. Mit Max Reger lebte und starb der bedeutendste Kirchenmusiker des
20. Jahrhunderts ebenfalls in der Messestadt. Darüber hinaus hat die Stadt reichhaltige Traditionen
auch in der weltlichen Musik. Mit diesem Pfund wird das Programm wuchern
Neben den musikalischen Highlights von hohem professionellem Anspruch werden Laienmusiker
aus den Kantoreien der gesamten sächsischen Landeskirche von der Lausitz bis ins Vogtland
regionale Akzente setzen und den Leipziger Kirchentag zur Angelegenheit ganz Kirchen-Sachsens
machen. Den SängerInnen einer Kirchgemeinde sollen möglichst auch die anderen
Gemeindemitglieder folgen.
Eine Besonderheit innerhalb des musikalischen Programms wird die Präsenz der evangelischen
Bläser sein. Nicht zum „normalen“ Kirchentag in Berlin wird sich 2017 die Mehrheit der
Kirchenmusiker versammeln, ihr Ziel wird nach den Erfahrungen des grandiosen Bläsertreffens von
2008 Leipzig sein: Etwa 10.000 Bläser werden nach Leipzig reisen und in verschiedenen
Konstellationen beim „Kirchentag auf dem Weg“ zu erleben sein. Zum Ort ihrer gemeinsamen Probe
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in Vorbereitung des Wittenberger Auftritts wird die Messehalle 1 auf der Neuen Messe werden. Am
Samstag, dem 27. Mai, wird (abgestimmt mit der Motette der Thomaner) auf einem zentralen Platz
in der Innenstadt (Augustus- oder Leuschnerplatz) ein Großkonzert stattfinden. Unvergessliche
Erlebnisse sind garantiert – bereits dieses Ereignis ist ein Alleinstellungsmerkmal des Leipziger
"Kirchentages auf dem Weg", das beachtliche Zugkraft entfalten wird.
Schwerpunkt 2: Vor der Leipziger Disputation zur Friedlichen Revolution
Der zweite inhaltliche Schwerpunkt der Veranstaltungen in Leipzig leitet sich vom wichtigsten
Ereignis der Reformationsgeschichte ab, das in Leipzig stattfand: Bei der Leipziger Disputation im
Jahre 1519 referierten Luther und Melanchthon auf der einen, sowie der katholische Theologe Dr.
Eck auf der anderen Seite über einige von Luthers Thesen, insbesondere ging es um die
Rechtmäßigkeit des Ablasshandels. Die Disputation brachte die Unvereinbarkeit zentraler Thesen
Luthers mit der Lehrmeinung der Papstkirche zutage ("Auch Konzilien können irren!") und gilt als
zentrales Ereignis bei der Loslösung des evangelischen Glaubensbekenntnisses vom katholischen.
Das Ereignis der Disputation soll weniger als Geschichtsexkurs unter Fokussierung auf ein
historisches Ereignis in den Blick genommen werden. Vielmehr soll sich die Stadt als weltoffene,
tolerante Bürgerstadt präsentieren, in der verschiedenste Meinungen vorurteilsfrei im Geist von
Offenheit und Gewaltfreiheit diskutiert werden können.
Der Bogen soll sich vom Geist der Disputation 1519 bis zu den Ereignissen der Friedlichen
Revolution im Herbst 1989 spannen, wo die Zivilcourage mündiger Leipziger beispielgebend dazu
beitrug, Veränderungsprozesse mit mindestens kontinentaler Tragweite zu initiieren.
Die Rolle der evangelischen Kirche in diesem Prozess wird Anknüpfungspunkt zu Diskussionen
darüber sein, wie der friedliche Geist von´89 auch in den aktuellen gesellschaftlichen Konfliktfeldern
wirksam werden kann.
Die Offenheit, der Stolz mündiger Bürger, die Vielfalt der Kultur und Meinungen prägen neben dem
reichhaltigen Erbe als Musik-, Buch- und Messestadt die Kommune bis heute: Das muss die
Botschaft aus Leipzig sein.
Über die konkreten Inhaltlichen Eckpfeiler hinaus soll Leipzig mit seinem Ruf als junge, lebendige,
gastfreundliche, lebenswerte, architektonisch beeindruckende Metropole punkten – und im Ergebnis
des Kirchentags diesen Ruf auch bei den Erstbesuchern dauerhaft manifestieren.
Diese Ansätze aufgreifend, soll der „Kirchentag auf dem Weg“ 2017 in Leipzig unter dem Motto:
"Leipziger Stadtklang: Musik. Disput. Leben." stehen.
4.4. Vorbereitungsstruktur
Mit dem Kirchentag auf dem Weg betritt der Kirchentag Neuland. Es bedarf gründlicher und guter
Vorarbeit, genügend Zeit und einer realistische Einschätzung und Einteilung vorhandener Mittel.
Deshalb wurden bereits im Oktober 2013 durch den zentralen Leitungskreis Lenkungsausschüsse
für die einzelnen Kommunen berufen
Lenkungssausschuss Leipzig (Sachsen)
Dietrich Bauer, Oberlandeskirchenrat, Evangelisch-lutherische Landeskirche Sachsens
Hartwig Bodmann, Reformationsjubiläum 2017 e.V., Geschäftsführer
Hedwig Deipenwisch-Ruscher, Sächsisches Staatsministerium für Kultur
Jörg-Michael Schlegel, Landesposaunenwart Sachsen
Elena Krauße, Leiterin Themenmarketing und Kooperation , LTM GmbH
Dr. Ingolf Huhn, Intendant Theater Vorsitzender Landesausschuss Sachsen des DEKT
David Timm, Universitätsmusikdirektor, Universität Leipzig
Jan Witza, Referent für Jugendbildungsarbeit, Evangelisch- lutherische Kirche Sachsens
Christoph Seele, Oberkirchenrat, Beauftragter der evangelischen Landeskirche beim Freistaat
Barbara Likus, Reformationsjubiläum 2017 e.V.
Mario Zeißig, Abteilung Studienleitung, Deutscher Evangelischer Kirchentag
Tabea Köbsch, Stabsstelle Kommunikation und Koordination, Evangelisch- lutherische Landeskirche
Sachsens
Gregor Giele, Propst, St. Trinitatis
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Martin Henker, Superintendent, Kirchenkreis Leipzig
Frank Schmidt, Referent des Superintendenten, Kirchenkreis Leipzig
Caroline Schneider, Pers. Referentin des Synodalpräsidenten, Evangelisch-lutherische
Landeskirche Sachsens
Peter Matzke, Referent für Großveranstaltungen, Stadt Leipzig, Dezernat Kultur
Der Lenkungsausschuss berief im 2. Quartal 2015 verschiedene Projektgruppen zu Detailthemen.
Die "Projektgruppe Programm" besteht derzeit aus folgenden Mitgliedern:
Markus Leidenberger, Ev.-luth. Landeskirche Sachsens, Landeskirchenmusikdirektor
Prof. Dr. Dr. h.c. Christfried Brödel, ehem. Rektor der Hochschule für Kirchenmusik Dresden
Prof. Dr. Alexander Deeg, Universität Leipzig, Institut für Praktische Theologie
Franziska Severin, Operndirektion, Oper Leipzig
Dr. Ingolf Huhn, Erzgebirgische Theater- und Orchester GmbH
David Timm, Universität Leipzig, Universitätsmusikdirektor
Andreas Mitschke, Ev.-Luth. Tabor-Kirchgemeinde in Leipzig-Kleinzschocher, Kirchenmusiker
Dr. Olaf Thormann, GRASSI Museum für Angewandte Kunst Leipzig, Direktor
Falk Elstermann, Soziokulturelles Zentrum naTo, Geschäftsführer
Jens Staude, Kirchenmusikdirektor Leipziger Land
Dr. Jeannette Stoschek, Museum der bildenden Künste Leipzig, Leiterin Graphische Sammlung
Prof. Hanns-Martin Schreiber, Prorektor für Künstlerische Praxis, Hochschule für Musik und Theater
"Felix Mendelssohn Bartholdy" Leipzig
Jörg-Michael Schlegel, Sächsische Posaunenmission e.V., Landesposaunenwart
Peter Matzke, Referent für Großveranstaltungen, Stadt Leipzig, Dezernat Kultur
Der Projektgruppe "Touristisches Programm" gehören an:
Elena Krauße, Leipziger Tourismus und Marketing GmbH (LTM), Leiterin Themenmarketing und
Kooperationen Sales Manager Deutschland, Russland
Christa Schwarz, Leipzig Erleben GmbH, Gästeführerin, Leiterin der Luther-Arbeitsgruppe
Prof. Dr. Werner Schneider, Notenspur Förderverein e. V., Leiter Leipziger Notenspur-Initiative
Kerstin Krumbholz, Amt für Gemeindedienst/Öffentlichkeitsarbeit beim Ev.-Luth. Kirchenbezirk
Leipzig, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Günther Grünewald, Reise Mission GmbH, Geschäftsführer
Weitere Projektgruppen sind in Aufbau:
Projektgruppe: „Arbeitstitel: Kneipentour“
Projektgruppe: „Arbeitstitel: Spirituelle Wasserwege“
Projektgruppe: „Arbeitstitel: Leipziger Kaffeetafel“
Projektgruppe: Diakonie
Projektgruppe: Jugend
Projektgruppe: Familienzentrum
Im Frühjahr 2016 und in Abhängigkeit von der Entscheidung des Stadtrates wird der Kirchentag auf
dem Weg Leipzig 2017 ein Büro in der Stadt eröffnen, das sukzessive bis auf 20 Mitarbeiter
anwachsen wird.
Die Zusage zur Unterstützung durch die Stadt ist für den „Reformationsjubiläum 20178 e.V.“
zur Vorbereitung der Veranstaltung unentbehrlich. Damit muss auch schon zum jetzigen
Zeitpunkt gesichert sein, dass die Mittel entsprechend Beschlusspunkt 1 im Haushaltsplan
2017 veranschlagt werden.
5. Der „Kirchentag auf dem Weg“ 2017 und seine Wertschöpfungspotenziale
Die Wertschöpfungspotenziale einer Veranstaltung mit einem hohen Publikumsdurchsatz liegen auf
verschiedenen Ebenen.
Der direkte Zugriff setzt sich aus zwei Faktoren zusammen:
1. Das Steueraufkommen, vor allem der Tourismuswirtschaft. Dieses wird mit etwa 2-3-% des
durch die Gäste generierten Nettoumsatzes angegeben. Richtwerte sind dabei anerkannte 48,50
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Euro als durchschnittliche Ausgabe eines Tagesbesuchers, 183,50 Euro als Tageskonsum für einen
Übernachtungsgast. Hier muss einschränkend ergänzt werden, dass die Übernachtungsgäste eines
Kirchentages im Wesentlichen in preisgünstigen Massenunterkünften übernachten, der Multiplikator
also geringer ist)
2. Die Wertschöpfung aus den Ausgaben der Veranstalter in der Kommune. Etwa 1 Million Euro
plant der Veranstalter direkt für Dienstleistungen der Stadt, Immobilien der Stadt und städtische
Unternehmen auszugeben (vgl. Anhang). Darüber hinaus fließt eine erhebliche Summe über
Aufträge ebenfalls in hier ansässige, arbeitgebende und steuerzahlende Unternehmen.
Die wirtschaftlichen Effekte aus dem Tourismus lassen sich in tangible und intangible
Effekte (Umwegrentabiliät) unterscheiden.
Die monetären (tangiblen) Effekte aus direkten Gästeausgaben sind bei (eher vorsichtig
angesetzten) 30.000 Dauerbesuchern, das sind deutlich weniger als sächsische Dauerbesucher
beim Kirchentag in Dresden, enorm. Über die Direktausgaben der Gäste hinaus gibt es indirekte
Effekte wie Gewinne bei Lieferanten, Vor- und Dienstleistungserbringern u.a. sowie nicht
unerhebliche induzierte Geldflüsse, die aus der höheren Kaufkraft der Beschäftigten des
Tourismusgewerbes entstehen.
Von großer Wichtigkeit, obwohl (bzw. gerade weil) nicht oder nur bedingt monetär bezifferbar sind
die intangiblen Effekte (Umwegrentabilität).
Die wichtigsten Faktoren beim „Kirchentag auf dem Weg“:
Image / Werbung / Mediawert
Kirchentage sind während ihrer Dauer Thema in allen wichtigen Nachrichtensendungen in Funk und
Fernsehen, die Berichterstattung lässt sich kaum überschauen. Das wird erst recht zum 500.
Jubiläum der Reformation so sein, auch wenn sie mehrere Ausrichter der KadW diese
Aufmerksamkeit teilen müssen und es darüber hinaus noch einen regulären Kirchentag gibt. Leipzig
wird es mit seiner Bedeutung als Stadt, seiner Geschichte und seinem Programm schaffen, hier eine
herausragende Rolle zu spielen.
Die Botschaft einer besonders gastfreundlich und toleranten Kommune wird sich schon unmittelbar
im Anschluss auszahlen, wenn Wittenberg in den Monaten der Weltausstellung Reformation
Hunderttausende anziehen wird, die Beherbergung nachfragen.
Die Imagewerte, die zu erzielen sind, sind nachhaltig.
Mehrfachbesucher-Effekt
Wenn 60% der Erstbesucher des DEKT in Hamburg angeben, sich bei diesem Besuch die
Anregungen für einen weiteren geholt zu haben, ist davon auszugehen, dass auch Leipzig einen
solchen Wert erreichen kann. Schon jetzt gehen die Tourismusexperten davon aus, dass die Zahl
der "Wiederholungstäter" unter den Leipzig-Besuchern signifikant hoch ist. Viele der KirchentagsBesucherInnen werden mit Freunden oder Verwandten wiederkommen.
Infrastruktur / Kompetenzen
Mit jeder Großveranstaltung dieser Kategorie wird nicht nur nach außen die Fähigkeit der Kommune
dokumentiert, solche Anforderungen zu bewältigen. Auch nach innen werden InfrastrukturSchnittstellen optimiert, das Angebot der Gastgewerbes besser justiert, MitarbeiterInnen geschult
etc. Mit jedem Großereignis wächst die Kompetenz in der Stadt zur Abwicklung des nächsten – ein
wichtiger Punkt bei der Akquise nationaler und internationaler Großveranstaltungen.
Seite 11/14
BESCHLUSSAUSFERTIGUNG
Ratsversammlung vom 16.12.2015
zu 18.4
"Kirchentag auf dem Weg" 25. - 28. Mai 2017
Vorlage: VI-DS-01881
Beschluss:
1. Zur Vorbereitung und Durchführung des "Kirchentages auf dem Weg" von 25. bis 28. Mai
2017 stellt die Stadt Leipzig dem "Reformationsjubiläum 2017 e.V." eine Zuwendung i.H.V.
950.000 Euro als Festbetragsfinanzierung im Vorgriff auf die Beschlussfassung des
Haushaltes 2017 zur Verfügung. Die Mittel werden mit der Haushaltsplanung für das Jahr
2017 im PSP-Element "Dezernat IV" (1.100.11.1.1.02.24) veranschlagt.
2. Mit Beschlussfassung zur Vorlage durch den Stadtrat wird seitens der Verwaltung
gegenüber dem veranstaltenden „Reformationsjubiläum 2017 e.V.“ zeitnah eine Zusage
bezüglich der finanziellen Unterstützung des Kirchentages 2017 in Leipzig abgegeben.
Abstimmungsergebnis:
mehrheitlich angenommen bei einigen Gegenstimmen und einigen Enthaltungen
Leipzig, den 17. Dezember 2015
Seite: 1/1
Anhang 1: Kosten- und Finanzierungsplan - Übersicht
Anlage 1
Kosten- und Finanzierungsplan „Kirchentag auf dem Weg!“ – Übersicht
Leipzig 25. - 28. Mai 2017
Einnahmen-Ausgaben-Schätzung: Überblick
Vorbereitungsgremien
Veranstaltungsorganisation
Anmeldung und Unterbringung
Veranstaltungsorte, Technik u. Ausstattung
Veranstaltungssachkosten
Publikationen, Öffentlichkeitsarbeit und Werbung
Verkehrsleistungen (Kombiticket Leipzig)
200.000,00 €
550.000,00 €
520.000,00 €
1.900.000,00 €
500.000,00 €
300.000,00 €
300.000,00 €
Teilnehmendenbeiträge, Eintrittskarten
(Dauer- und Tagesteilnahme,
Unterbringungspauschalen)
Veranstaltungskosten
4.270.000,00 €
Eigenmittel
Betriebs- und Verwaltungskosten
Personalkosten
Sonstige Kosten der Geschäftsstelle
390.000,00 €
2.240.000,00 €
200.000,00 €
Kirchliche Zuschüsse
Kommunale Zuschüsse
Landeszuschüsse
Betriebs-, Verwaltungs- & Personalkosten
vsl. Umsatzsteuer
2.830.000,00 €
350.000,00 €
Zuschüsse Gesamt:
Ausgaben Gesamt
7.450.000,00 €
Einnahmen Gesamt
Seite 1
Verschiedene Einnahmen
(Spenden, Merchandising)
Anhang 1: Kosten- und Finanzierungsplan - Übersicht
Übersicht
2.050.000,00 €
500.000,00 €
2.550.000,00 €
1.200.000,00 €
950.000,00 €
2.750.000,00 €
4.900.000,00 €
7.450.000,00 €
Seite 2
Anhang 2: Kosten- und Finanzierungsplan - Details
Anlage 2
Kosten- und Finanzierungsplan Kirchentag auf dem Weg – Details
Kirchentag auf dem Weg
Leipzig 25. - 28. Mai 2017
Ausgaben-Schätzung - Stand: September 2015
Vorbereitungsgremien
a) Sitzungs/Sachkosten
b) Raumkosten incl. NK
c) Übernachtungskosten
d) Fahrt- und Reisekosten
e) sonstige Kosten
200.000,00 €
50.000,00 €
25.000,00 €
39.000,00 €
39.000,00 €
47.000,00 €
Veranstaltungsorganisation
a) Sachkosten
b) Raumkosten incl. Nebenkosten
c) Verpflegung/Versorgung
d) Aufwandsentschädigung/Handgelder
e) Übernachtungskosten
f) Fahrt- und Reisekosten
g) Dienstleistungen
h) Kommunikationskosten
i) Produktion und Druckkosten
j) Leih- und Mietkosten
k) Verbrauchskosten (Energie und Treibstoffe)
l) Schulungen
m) Veranstaltungstechnik
n) Erstattungen
o) Sanität, Behindertenfahrdienst
550.000,00 €
5.000,00 €
5.000,00 €
115.000,00 €
10.000,00 €
60.000,00 €
40.000,00 €
250.000,00 €
25.000,00 €
5.000,00 €
10.000,00 €
5.000,00 €
Anmeldung und Unterbringung
a) Gäste und Protokoll
(Raumkosten, Verpflegung, Visagebühren, Auslands-KV etc.)
b) Teilnehmer-Verwaltung
(Hard- u. Software, Wartung etc.)
c) Teilnehmer-Unterbringung
Distribution, Privatquartier-Werbung etc.
Schulen (Gemeinschaftsquartiere)
520.000,00 €
40.000,00 €
Veranstaltungsorte, Technik u. Ausstattung
a) Miete und Nebenkosten
b) Bau- und Ausstattungstechnik
c) Veranstaltungstechnik (z.B. Dolmetschtechnik)
d) Geräte/Beschilderung/Beflaggung
Seite 1
20.000,00 €
55.000,00 €
125.000,00 €
300.000,00 €
1.900.000,00 €
500.000,00 €
550.000,00 €
700.000,00 €
70.000,00 €
Anhang 2: Kosten- und Finanzierungsplan - Details
e) Sanitär/Elektro
80.000,00 €
Veranstaltungssachkosten
a) Aufführungskosten
b) Versicherungen
c) Veranstaltungsmaterial, Kopier- und Vervielfältigungskosten
d) Arbeitsmaterial, Werkzeug, Transport- und Lagerkosten
e) Leih- und Mietmaterial (inkl. Geschirr)
f) Lebensmittel und Getränke, kostenloses Trinkwasser (Flaschen)
g) Baustoffe/Stoffe/Deko
Dienstleistungen, Verluste, Entschädigungen
h) sonstige/allgemeine Kosten
500.000,00 €
230.000,00 €
25.000,00 €
75.000,00 €
35.000,00 €
15.000,00 €
55.000,00 €
12.000,00 €
50.000,00 €
3.000,00 €
Publikationen, Öffentlichkeitsarbeit und Werbung
300.000,00 €
Verkehrsleistungen
a) Kombiticket Leipzig
c) Beschilderung, Absperrung, Fahrräder etc.
300.000,00 €
Zwischensumme Veranstaltungskosten
4.270.000,00 €
Betriebs- & Verwaltungskosten
Mieten, Nebenkosten, Reinigung, Entsorgung
Büromaterial, Druck- und Kopierkosten
Telekommunikation (Anlage, Gebühren)
Porto- und Versandkosten
Inventar, Büromaschinen (Mieten, Reparaturen, Wartung)
sonstige/allgemeine Kosten
390.000,00 €
195.000,00 €
15.000,00 €
25.000,00 €
25.000,00 €
30.000,00 €
100.000,00 €
Personalkosten
Gehälter, Honorare, Neben- u-. sonstige Kosten (s. Stellenplan)
2.240.000,00 €
Sonstige Kosten der Geschäftsstelle (u.a. Versicherungen)
200.000,00 €
Zwischensumme Betriebs-, Verwaltungs- & Personalkosten
vsl. Umsatzsteuer
2.790.000,00 €
350.000,00 €
Ausgaben Gesamt
7.450.000,00 €
Seite 2
Anhang 3: Personalkosten
Anlage 3: Grundriss Personalplanung
Kirchentag auf dem Weg, Leipzig, 25. - 28. Mai 2017
ENTWURF – Personalkosten - Stand September 2015
Prozent
PersoMonate
Gehalt
gesamt
100,00%
100,00%
100,00%
18
10
6
130.000,00 €
72.000,00 €
15.625,00 €
Infrastruktur
4 Infra/Orga
5 Verpflegung
6 Volunteers/Helfer
Freiw. Soziales Jahr
100,00%
100,00%
100,00%
18
18
10
54.375,00 €
56.250,00 €
26.041,67 €
9.625,00 €
Interne Dienste/IT
7 HD/IT
8 Aushilfe
9 Sitzungsbetreuung
Freiw. Soziales Jahr
100,00%
100,00%
100,00%
18
24
18
54.375,00 €
9.600,00 €
7.200,00 €
9.625,00 €
Kommunikation & Marketing
10 Öffentlichkeitsarbeit
Freiw. Soziales Jahr
100,00%
18
65.625,00 €
9.625,00 €
Programm
11 Kultur
12 Gemeinden
13 Themat. Prorgamm
14 Bläser
Freiw. Soziales Jahr
100,00%
100,00%
100,00%
100,00%
26
18
12
10
86.666,67 €
54.375,00 €
40.000,00 €
30.208,33 €
9.625,00 €
Teilnehmerservice
15 TS GQ
16 TS PQ
Freiw. Soziales Jahr
100,00%
100,00%
12
10
37.500,00 €
31.250,00 €
9.625,00 €
100,00%
100,00%
50,00%
18
18
13,5
46.875,00 €
37.500,00 €
39.656,25 €
Querschnittsaufgaben/Anteilige Erstattungen
20 Koordination DEKT
45,00%
21 Koordination KadW
45,00%
22 Orga/Infra
15,00%
23 Finanzen/Controlling
30,00%
10,8
19,35
6,9
10,8
50.625,00 €
58.453,13 €
28.031,25 €
54.000,00 €
Bau & Technik
1 Bautec
2 Bautec
3 Bauleiter
Verwaltung
17 Sekretariat
18 Empfang/Telefonservice
19 EVLKS Koordinierung
Seite 1
Anhang 3: Personalkosten
24
25
26
27
28
29
30
31
32
33
34
35
36
37
38
39
40
Marketing/KadW
Sponsoring
Abteilungsleitung TN-Service
TL Anmeldung /Datenbank/Hotline
Anmeld. International
Anmeldung
MA Anmeldung / MmB
Protokoll / VIP
Anmeldung (ab 02 /17: Hotels)
Anmeldung
Anmeldung
Anmeldung
Personal
Geschäftsführung
Referent
Bautec, Sicherheit
IT Gesamtkonzept
45,00%
15,00%
45,00%
45,00%
45,00%
45,00%
45,00%
45,00%
45,00%
45,00%
45,00%
45,00%
45,00%
30,00%
30,00%
45,00%
45,00%
Gesamt – Arbeitnehmer-Brutto:
Arbeitgeber-Brutto
9
6
19,8
11,25
9,45
9,45
8,1
7,2
5,4
5,4
4,05
4,05
10,8
14,4
48
12
31.875,00 €
21.250,00 €
59.812,50 €
29.296,88 €
21.656,25 €
21.656,25 €
18.562,50 €
16.500,00 €
12.375,00 €
11.250,00 €
8.437,50 €
8.437,50 €
33.750,00 €
140.000,00 €
170.000,00 €
33.000,00 €
42.500,00 €
551,7
1.814.716,68 €
2.232.101,50 €
(inklusive 23 %)
Personalbeschaffungskosten
Fahrkarten VG
5.000,00 €
3.000,00 €
Personalkosten
2.240.101,50 €
Seite 2
Anhang 4: Mittelrückflüsse
Anlage 4: Mittelrückfluss
Kirchentag auf dem Weg, 25. bis 28. Mai 2017
Kostenschätzung der Rückflüsse
Leipziger Messe
Halle 1
Tribünensystem (Halle 1)
Halle 3
Halle 4
Halle 5
Eingangshalle Ost
Glashalle
Freifläche 1
Freifläche 2
Nebenräume, Büros, Duschen, ca.
Kongresshalle
65.700,00 €
32.400,00 €
63.500,00 €
59.000,00 €
59.000,00 €
10.300,00 €
37.500,00 €
20.000,00 €
30.000,00 €
20.000,00 €
64.900,00 €
Zwischensumme Messe:
462.300,00 €
Öffentliche Plätze
Markt
Burgplatz
Richard-Wagner-Platz
Augustusplatz
Wilhelm-Leuschner-Platz
Nikolaikirchhof
Musik-Pavillon im Clara-Zetkin-Park
Naturkundemuseum
Altes Rathaus, Festsaal
Alte Börse
Neues Rathaus, Festsaal
Neues Rathaus, Obere Wandelhalle
Neues Rathaus, Sitzungssaal
4.725,00 €
1.890,00 €
6.510,00 €
5.250,00 €
1.260,00 €
3.100,00 €
2.000,00 €
Schulen-Gemeinschaftsquartiere
15 000 Personen/Tag vom 24.-28.05.2015
300.000,00 €
Gebühren für Bauabnahmen etc.
1.000,00 €
Kombiticket LVB
300.000,00 €
Gesamtkosten
1.083.935,00 €
Seite 1
Anhang 4: Mittelrückflüsse
ohne Betriebskosten
wie Strom/Wasser/Müll,
ohne Serviceleistungen, Personal
ohne Stellwände, Bühnen,
Beschallung etc.
incl. Stellflächen,
Toiletten,
Brandwachen, etc.
abhängig v. Nutzg. Augustusplatz
Angebot steht noch aus
mgl. Bauarbeiten
für 10 Stunden täglich
Angebot steht noch aus
noch nicht bekannt
Seite 2
Anhang 4: Mittelrückflüsse
gustusplatz
Seite 3
Anlage 5: Wirtschaftlichkeitsberechnung
Anlage 5
Wirtschaftlichkeitsberechnung „Kirchentag auf dem Weg“ 2017 :
Wertschöpfung / Umwegrentabilität
Präambel: Möglichkeiten und Grenzen dieser Berechnungen
Prognostische Erörterungen der monetären Wertschöpfung können nur Näherungswerte
hervorbringen. Berechnungen dieser Art sind nur dann genau, wenn sie auf Befragungen des
Publikums (v.a. hinsichtlich seines Konsumverhaltens) nach den Ereignissen basieren und um so
genauer, je repräsentativer und detaillierter diese Befragungen ausfallen. Aus Befragungen
danach resultieren jedoch jene Mittelwerte, die Prognosen erst ermöglichen.
Schwachpunkt der Prognosen sind die Zuverlässigkeit der Ausgangsdaten, die auf Schätzungen
beruhen. Vor allem lassen sich Zahl (die entscheidende Kenngröße für den wirtschaftlichen Erfolg
einer Veranstaltung) und Zusammensetzung des Publikums im Vorfeld nur bedingt einschätzen.
Die Praxis zeigt, dass hier auch langjährige Erfahrungen vor Fehlurteilen nicht schützen, zumal der
Besuch einer Großveranstaltung auch von zahlreichen anderen, unbeeinflussbaren Faktoren
abhängt (z.B. Wetter, unvorhersehbare Ereignisse). Daher ist vor einer Verabsolutierung von
Vorausberechnungen zu warnen.
1. Ausgaben der Besucher
Der „Kirchentag auf dem Weg“ (KadW) des Vereins zur Förderung des Deutschen Evangelischen
Kirchentages e. V. wird - ein entsprechendes Stadtratsvotum vorausgesetzt - im Umfeld des
großen Jubiläumsgottesdienstes zu „500 Jahre Reformation" am 28. Mai 2017 in Wittenberg vom
Donnerstag, dem 25. Mai, bis Sonntag, dem 28.Mai 2017, in Leipzig stattfinden.
Eher vorsichtige Schätzungen seitens der Veranstalter gehen davon aus, dass am Samstag
mindestens 30.000 Dauergäste des KadW in der Stadt weilen und an den kartenpflichtigen
Veranstaltungen teilnehmen werden. Gäste ohne Eintrittskarten bei den freien Veranstaltungen
werden hier nicht berücksichtigt – sie kommen im Wesentlichen aus der Stadt und sind für die
Berechnung zusätzlicher Wertschöpfung nicht relevant.
Die Gesamtzahl entwickelt sich erst allmählich, am Anreisetag dürfen 15.000 Gäste angenommen
werden, am Freitag, dem 25. Mai, etwa 20.000. Am Samstag wird die angestrebte
Gesamtbesucherzahl erreicht sein. Am Sonntag werden sehr viele Dauergäste im Verlauf des
Nachmittags nach dem Großgottesdienst in Wittenberg wieder in die Stadt zurückkehren, um hier
den Abend und noch eine Nacht zu verbringen. Es dürfen hier noch mindestens 15.000
Dauergäste angenommen werden. Daraus ergibt sich eine realistische Annahme von
80.000 Gesamtbesuchertagen für Dauerbesucher.
Zusätzlich werden mindestens 20.000 Tagesgäste erwartet.
Für die durchschnittlich an einem Tag ausgegebene Summe des einzelnen Besuchers werden
gegenwärtig zwei angesetzte Eckwerte verwendet: Die Leipzig Tourismus und Marketing GmbH
geht derzeit davon aus, dass ein Tagesbesucher durchschnittlich 48,50 Euro in der Stadt ausgibt,
ein Übernachtungsbesucher 185,50 Euro¹.
Dieser Wert bedarf bei Kirchentags- (respektive Katholikentags-)Besuchern jedoch einer
Relativierung, denn deren Übernachtungsgäste nehmen hier zum größten Teil nicht die Hotellerie,
sondern Privat- und Massenunterkünfte (Schulen) in Anspruch. Die Tageskonsum-Ausgaben der
Übernachter liegen trotzdem deutlich über denen der Tagesbesucher: Es werden Abende gestaltet,
1
Anlage 5: Wirtschaftlichkeitsberechnung
es fallen Kosten für Frühstück an etc.
Gemäß dieser Sätze darf bei
20.000 Tagesbesuchern von einem (Brutto)Umsatz von 970.000 Euro ausgegangen werden.
Für die
80.000 Übernachtungsgäste ergibt sich, einen Konsummittelwert von 70 Euro pro Tag und Kopf
angesetzt², eine
Umsatz-Summe von rund 5,6 Millionen Euro.
Es darf also von einem
Gesamtausgabevolumen von rund 6,6 Millionen Euro ausgegangen werden.
Von dieser Summe müssen zuerst 10% (zuverlässiger Mittelwert) subtrahiert werden, die von
einheimischen Tageskartenbesitzern erbracht werden, also keine Zusatzeinnahme bilden, es
verbleiben für die Berechnung 5,6 Millionen Euro.
Die Ermittlung der Nettosumme aus diesen Bruttoeinnahmen erfordert einen weiteren Mittelwert,
denn die abgerufenen Leistungen von Hotellerie bis Kultur, Einzelhandel bis Gastronomie werden
zu unterschiedlichen Mehrwertsteuersätzen (7% und 19%) erbracht. Die hier zu Grunde liegende
Studie³ ermittelte für den Katholikentag in Ulm (2004) und für den Kirchentag in Hannover (2005)
einen Mittelwert von ca. 11.5%, die Leipziger Studie geht von einem Mittelwert von ca. 14,2% aus.
Diesen Wert zugrunde gelegt, würde die Stadt bzw. Unternehmen in der Stadt durch die Gäste des
"Kirchentages auf dem Weg" eine
Gesamtnettoeinnahme von rund 4,8 Millionen Euro.
erzielen.
Zur Berechnung der Summe, die aus dieser Einnahme direkt als Steuer an die Stadt zurückfließt,
wird hier ein Eckwert des Deutsche Wirtschaftswissenschaftliches Institut für Fremdenverkehr an
der Universität München (DWIF) angesetzt, wo von einem Mittelwert von 2,5% ausgegangen wird.
Folglich ist zunächst von einer
Steuer-Mehreinnahme von rund 120.000 Euro
für die Kommune auszugehen.
2. Nettowertschöpfung:
Erste Umsatzstufe / Direkter Effekt / Primäreffekt
Diese Größe beschreibt die zusätzliche Nachfrage, die unmittelbar bei der Bereitstellung der
nachgefragten Güter und Dienstleistungen entsteht. Direkte touristische Wertschöpfung ist jene,
die dort entsteht, wo der Gast seine Ausgabe tätigt. Sie entäußert sich letztlich in Einkommen von
Beschäftigten (Bürgern der Kommune) und Gewinne von Unternehmen.
Dabei ist unbedingt ein gewisser Verdrängungseffekt im Handel zu berücksichtigen, denn die
durch eine Großveranstaltung generierten Mehr-Umsätze betreffen keineswegs alle Händler im
gleichen Maß; im Segment der langlebigen, hochpreisigen Konsumgüter ist für die Zeit der
Großveranstaltung – wenigstens in den Innenstädten – eher mit einem Umsatzrückgang zu
rechnen.
Für die Berechnung der Wertschöpfung für die Kommune müssen zunächst monetäre Abflüsse in
Anschlag gebracht werden, also jene innerhalb der Kommune von den Gästen getätigten Umsätze,
die durch Unternehmen und Dienstleistern aus der Region erbracht werden, also aus Sicht der
2
Anlage 5: Wirtschaftlichkeitsberechnung
Kommune ins Umland abfließen: Es gibt mobile Gastronomie, Gäste sind an der Peripherie und im
Umland untergebracht, tätigen Umsätze bei Tagesausflügen. Auf peripher betriebenen
Großveranstaltungsflächen (Beispiel Leipzig: Messegelände) sind viele Einpendler beschäftigt etc.
Die hier zu Grunde gelegte Analyse beziffert diese Abflüsse mit ca. 25% des
Gesamtnettoumsatzes der Gäste.
Es verbleiben zur Berechnung Nettoumsätze i.H.v. rund 3,6 Millionen Euro.
Nunmehr muss die Wertschöpfungsquote in Ansatz gebracht werden, jene Größe, welche die
Relation zwischen der Summe der Vorleistungen und dem Realerlös eines Unternehmens definiert.
Diese schwankt wiederum zwischen den Branchen ganz erheblich. Bei Einzelhandel liegt sie bei
etwa 15%, in Gastronomie, Hotellerie und Freizeitgewerbe (hier vor allen in Anspruch genommen)
erreicht sie 50%. Eine Resultante von 40% angesetzt, würde die Stadt durch die Gäste des
Kirchentages auf dem Weg eine
direkte Nettowertschöpfung (erste Umsatzstufe) von 1,44 Millionen Euro erzielen.
3. Umsatzstufe 2:
Indirekter Effekt / Indirekte touristische Wertschöpfung
Hierbei werden jene monetären Auswirkungen erfasst, die die veranstaltungsbedingte
Endnachfrage auf die Erbringer der Vorleistungen hat. Indirekte touristische Wertschöpfung wird
generiert bei den Vorlieferanten, den Zulieferern der Unternehmen, bei denen der Gast seine
Ausgabe tätigt.
Für Umsatzstufe 2 gilt die Kennziffer 30% von Umsatzstufe 1, die
Umsatzstufe 2 (indirekte touristische Wertschöpfung) beträgt ca: 430.000 Euro
4. Induzierte Wertschöpfung (Sekundäreffekt)
Erfasst werden die konsumtiven Ausgaben jener Einkommen, die durch Primäreffekte generiert
werden. Induzierte touristische Wertschöpfung entsteht in der Kommune/Region, weil auf Grund
der höheren Kaufkraft durch direkte und indirekte Einkommen aus dem Tourismus die Nachfrage
in der Wirtschaft weiter steigt und aus diesen zusätzlichen Produktionsaktivitäten wiederum
Einkommen erwächst.
Die induzierte Wertschöpfung aus Tourismus wird mit 60% der indirekten Wertschöpfung
angesetzt.
Die induzierte Wertschöpfung aus Tourismus beträgt im Fall KadW rund 260.000 Euro
Indirekte touristische Wertschöpfung und induzierte Wertschöpfung werden als Teil
der Umwegrentabiliät begriffen. Weitere, nur bedingt quantifizierbare Bestandteile
der Umwegrentabilität sind z.B. Image / Werbung / Mediawert, der
Mehrfachbesucher-Effekt oder der Infrastruktur- / Kompetenzeffekt (siehe Punkt 5).
5. Wertschöpfung aus den Ausgaben der Veranstalter
3
Anlage 5: Wirtschaftlichkeitsberechnung
Nach der Wertschöpfung durch die Gäste des Großereignisses muss die Wertschöpfung aus
den Ausgaben der Veranstalter in Ansatz gebracht werden.
Die Veranstalter des Katholikentags geben an, vom Gesamtbudget der Veranstaltung mindestens
1 Mio Euro direkt in der Kommune durch Mieten und Benutzungsgebühren städtischer Häuser,
lokaler Immobilien, öffentlicher Plätze etc., Inanspruchnahme des ÖPNV, Beauftragung hiesiger
Unternehmen, Dienstleister und Hotellerie zu verausgaben. Die finale Summe dürfte höher liegen.
Einen auch hier konservativ angenommen Wertschöpfungsfaktor von 25% gesetzt, werden der
Kommune über diese
Wertschöpfung aus Veranstalterausgaben mindestens: 250.000 Euro
zu Gute kommen.
In die Wertschöpfungsberechnung für die Kommune fließen also ein:
Steuereinnahmen rund:
Wertschöpfung aus Ausgaben der Gäste (alle Stufen, rund):
Wertschöpfung aus Ausgaben des Veranstalters - mindestens:
120.000 Euro
2.130.000 Euro
250.000 Euro
Die Gesamtwertschöpfung für die Kommune wird im Falle des „Kirchentags auf
dem Weg“ mithin deutlich höher als die beantragten 950.000 Euro Unterstützung
liegen.
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Anlage 5: Wirtschaftlichkeitsberechnung
Anmerkungen:
¹ Die von der der LTM GmbH veröffentlichten Zahlen werden vom Statistischen Landesamt im Freistaat
Sachsen und von der IHK ermittelt. Das Deutsche Wirtschaftswissenschaftliches Institut für
Fremdenverkehr an der Universität München (DWIF) - die in Deutschland anerkannte Zentralinstanz - ging
bereits 2009 von 195,00 Euro aus. Dieser Wert wird von der Studie der HTWK (2014) für Leipzig in Ansatz
gebracht. Der DWIF-Bericht "Wirtschaftsfaktor Tourismus in Frankfurt 2013" ermittelte 53,30 / 219,79
Euro.
² Dieser Wert wurde 2013 für die Stadt Frankfurt / Main (s.o.) ermittelt.
³ Im Wesentlichen dienen hier folgende Arbeiten als Grundlage für Berechnung, Mittelwerte und
Begriffsdefinitionen:
- „Katholiken- und Kirchentage als touristische Events“ , Dissertation Freiburg 2006
- Studie zur Umwegrentabilität der kulturelle Eigenbetriebe der Stadt Leipzig (HTWK Leipzig 2014)
- www.eventlexikon.de/ - Das Online-Lexikon für Eventmarketing (TU Chemnitz )
- periodische Veröffentlichungen der LTM GmbH
Verwendete Vergleichsstudien:
- Wirtschaftsfaktor Tourismus in Frankfurt 2013" - Ergebnisse einer Studie des Deutschen
Wirtschaftswissenschaftlichen Instituts für Fremdenverkehr (DWIF)
- "Regionalwirtschaftliche Effekte Beethoven Festspielhaus" - Studie der Industrie- und Handelskammer
Bonn/Rhein-Sieg
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