Daten
Kommune
Leipzig
Dateiname
1042104.pdf
Größe
292 kB
Erstellt
01.10.15, 12:00
Aktualisiert
26.01.16, 12:28
Stichworte
Inhalt der Datei
Ratsversammlung
Petition Nr. VI-P-01919
Status: öffentlich
Beratungsfolge:
Gremium
Termin
Zuständigkeit
Petitionsausschuss
06.11.2015
Vorberatung
Ratsversammlung
19.11.2015
Beschlussfassung
Eingereicht von
Petitionsausschuss
Betreff
Linie 9 muss bleiben! Statt stilllegen mit der Straßenbahn zum Cospudener See
Beschlussvorschlag:
Der Petition kann nicht abgeholfen werden.
Begründung:
Ratsbeschluss
Der Leipziger Stadtrat hat sich bereits in seiner letzten Sitzung am 28. Oktober diesen Jahres mit
der Thematik befasst. Er hat mit seinem Votum zur Drucksache VI-01558 und den dazu eingereichten Änderungsanträgen die Abbestellung der Linie 9 und die Umstellung auf Busbetrieb zwischen
Connewitzer Kreuz und der Stadtgrenze zu Markkleeberg bereits beschlossen. Bereits aus diesem
Grund kann der Petition nicht abgeholfen werden.
Ausgangssituation
Die Zukunft der Straßenbahnlinie 9 nach Markkleeberg beschäftigt die Stadt Leipzig seit geraumer
Zeit. Bereits im ersten Nahverkehrsplan der Stadt Leipzig aus dem Jahr 1998 sowie in dessen erster
Fortschreibung 2007, galt der südliche Abschnitt der Linie 9 zwischen Bayerischem Bahnhof und der
Stadtgrenze als „Untersuchungsstrecke Straßenbahn – Umstellung auf Bus“. Hintergrund hierfür
waren die Untersuchungen und die Nutzen-Kosten-Analyse im Zusammenhang mit der Planung des
City-Tunnels Leipzig, in denen insbesondere die Parallelität der Streckenführung der Straßenbahnlinie 9 und der neuen S-Bahnstrecke sowie die Überdeckung der Einzugsbereiche wesentlicher Haltestellen betrachtet wurden.
Im Jahr 2009 wurden durch die Leipziger Verkehrsbetriebe (LVB) GmbH vertiefende Untersuchungen zu dieser Thematik vorgenommen. Ergebnis war u.a., dass der Straßenbahnbetrieb zumindest
auf der Arthur-Hoffmann-Straße zwischen Bayrischem Platz und Richard-Lehmann-Straße langfristig
zu erhalten und der Abschnitt somit als Untersuchungsstrecke aufzuheben ist. Im Zusammenhang
mit einer entsprechenden Vorlage wurde 2009 der Erhalt des Straßenbahnbetriebes in der Arthur-
Hoffmann-Straße zwischen Bayrischem Platz und Richard-Lehmann-Straße (RBV-81/09) durch den
Stadtrat beschlossen. In der Begründung dieser Vorlage war auch beschrieben, dass der Weiterbetrieb der Straßenbahn nach Markkleeberg-West im Wesentlichen in der Entscheidung des
Landkreises Leipzig als Besteller dieser Leistung liegt und dass die LVB, für den Fall einer Abbestellung der Straßenbahnleistung durch den Landkreis, ein Ersatzangebot mit Bussen einrichtet. Für die
Straßenbahnlinie 9 war als Variante vorgesehen, diese ab Connewitzer Kreuz über die Bornaische
Straße bis zur Wendeschleife am S-Bf. Connewitz zu führen.
Auf Wunsch des Landkreises Leipzig wurde die Entscheidung über die künftige Führung der Linie 9
auf dem entsprechenden Streckenabschnitt auf nach der Eröffnung des City-Tunnels verschoben,
um die Auswirkungen des S-Bahn-Netzes anhand von Zahlen bewerten zu können. Im vergangenen
Jahr wurde daher unter Federführung des Landkreises Leipzig und Mitwirkung verschiedenster Akteure (Mitteldeutscher Verkehrsverbund (MDV), Stadt Leipzig, Verkehrsunternehmen) ein Verkehrskonzept Markkleeberg erarbeitet, um eine abschließende Entscheidung zur Linie 9 herbeizuführen.
Dabei wurden umfangreiche Analysen (u. a. Ermittlung der Nachfrage, Verkehrserhebungen) vorgenommen, bewertet und daraus ableitend verschiedene Planungsvarianten erstellt, aus welchen letztlich von allen Akteuren eine gemeinsame Vorzugsvariante, die u. a. die Umstellung der Straßenbahnlinie 9 auf Busbetrieb bei gleichzeitiger Ausweitung des ÖPNV-Angebots in Markkleeberg durch
Einrichtung neuer oder erweiterter Buslinien als Zubringer zur S-Bahn vorsieht, erarbeitet wurde.
In den Prozess war auch die Stadt Leipzig eingebunden und die Erarbeitung wurde von Berichten in
der Lokalpresse sowie einer Bürgerversammlung in Markkleeberg begleitet. Weiterhin wurden Bürgerinnen und Bürger im Rahmen von detaillierten Verkehrserhebungen eingebunden. Diese umfassten zum einen die in Markkleeberg durchgeführte Haushaltsbefragung mit mehr als 1.000 teilnehmenden Haushalten (Fragebogen über den Internetauftritt der Stadt Markkleeberg bzw. als Einlage in den “Markkleeberger Stadtnachrichten”) und zum anderen die Fahrgastbefragungen auf den
Buslinien 107 (Connewitz, Kreuz – Markkleeberg, Bahnhof – Zwenkau, Hafen) und 108 (Probstheida
– Wachau – Markkleeberg – Großstädteln).
Entscheidungsgrundlage für die Umstellung auf Busbetrieb war, dass die Entwicklung der Fahrgastzahlen den Ersatz der Straßenbahn durch eine im gleichen Takt verkehrende Gelenkbuslinie zulässt. Mit Hilfe eines wissenschaftlichen Verkehrsmodells vorgenommene Berechnungen ergaben,
dass die Umstellung auf Bus zwar einen weiteren Fahrgastrückgang auf der heutigen Straßenbahnachse bewirken wird, diese Fahrgäste jedoch dem Gesamtsystem ÖPNV nicht verloren gehen, sondern sich lediglich auf die S-Bahn sowie andere Buslinien verlagern. Da für den Bus ein geringerer
Betriebskostenzuschuss als für die Straßenbahn erforderlich ist, kann der Landkreis Leipzig die eingesparten Zuschusszahlungen anderweitig verwenden und insgesamt ein deutlich erweitertes ÖPNV-Angebot im Stadtgebiet Markkleeberg bestellen, so dass in Summe aller Maßnahmen eine Steigerung der Fahrgastnachfrage in und nach Markkleeberg um ca. 6 % erwartet wird. Auch die Stadt
Leipzig profitiert davon, bspw. mit der erstmaligen Erschließung der Leinestraße und der damit deutlich verbesserten Anbindung eines bislang schlecht erschlossenen Gebietes durch den ÖPNV.
Auf Grundlage des Kreistagsbeschlusses erfolgt ab dem 28.11.2015 keinerlei Beauftragung und Bezuschussung der Linie 9 durch den Landkreis Leipzig mehr. Die als Ersatz für die Straßenbahnlinie 9
vom Landkreis Leipzig bestellte Buslinie 70 ist für die LVB dann verpflichtend sicherzustellen und
stellt wegen ihrer weitreichenden Einbindung in den Leipziger Osten die beste Netzoption alternativ
zur Straßenbahn dar. Das im Landkreis Leipzig entstehende Betriebskostendefizit der Linie 70 wird
vom Landkreis durch eine Erhöhung des Finanzierungsrahmenbetrags im Rahmen der „Zweckvereinbarung zur Übertragung der Aufgabenträgerschaft für gebietsüberschreitende Buslinien“ zwischen den Landkreisen Leipzig und Nordsachsen sowie der Stadt Leipzig vollumfänglich ausgeglichen. Alle Aufwendungen inklusive der notwendigen Vorhaltung zusätzlicher Busse sind damit gedeckt.
Fahrgastzahlen und -potenziale
Die Aussage zum Fahrgastrückgang von 25 % an der Stadtgrenze bezieht sich auf den Vergleich
der Fahrgastzahlen der jeweils 1. Quartale der Jahre 2012 und 2014 und wurde durch eine weitere
Zählung im 1. Quartal 2015 bestätigt. Die Anlage 1 fasst die Ergebnisse zusammen.
Als Vergleichsjahr wurde 2012 gewählt, da 2013 wegen der baubedingten Sperrung des damaligen
S-Bahn-Ostrings (Hauptbahnhof – Anger-Crottendorf – Stötteritz – Connewitz - Markkleeberg) und
Umleitung aller Züge über die „Waldbahn“ (Markkleeberg - Großzschocher) Verlagerungen zu anderen Verkehrsmitteln, insbesondere zur Linie 9 bzw. der auf Bestellung des Zweckverbandes für den
Nahverkehrsraum Leipzig (ZVNL) damals schon temporär nach Markkleeberg verlängerten Linie 70
stattfanden. Der Vergleich zu 2013 hätte sonst einen noch höheren Rückgang ergeben.
Fahrgastzahlen bzw. die Datengrundlage, nach denen im Jahr 2002 nur 250 Einsteiger und 2009
1.500 Einsteiger gezählt wurden, sind weder der Verwaltung noch der LVB bekannt und können daher nicht nachvollzogen werden. Vielmehr lagen die Fahrgastzahlen der Linie 9 in ganz Markkleeberg (nicht nur an der Endstelle) über die Jahre auf einem konstanten Niveau von 1,2 Mio. Fahrgästen pro Jahr. Diese Zahl ist nach Inbetriebnahme des MDSB-Netzes auf 0,9 Mio. gesunken. Der seit
2010 im Netz der LVB beobachtete starke Anstieg der Fahrgastzahlen fand auf der Linie 9 jedoch
bereits ohne das neue S-Bahnnetz nicht statt, das Wachstumspotential wurde im Gegensatz zu anderen Stadtteilen als minimal eingeschätzt.
Durch die ab 28.11.2015 geplante Weiterführung der Straßenbahnlinie 9 vom Connewitzer Kreuz bis
zum S-Bf. Connewitz entsteht in der Bornaischen Straße durch den engeren Takt ein deutlich
dichteres ÖPNV-Angebot. Somit sind im Bereich Bornaische Straße - sowie durch die Buslinie 108
auch in der Leinestraße/Johannishöhe - deutliche Fahrgastgewinne und damit auch zusätzliche Erlöse zu erwarten.
Investitionen in Infrastruktur
Da der Abschnitt vom Connewitzer Kreuz bis Markkleeberg-West lange Zeit als Untersuchungsstrecke galt und der Betrieb der Straßenbahnlinie 9 nach Eröffnung des City-Tunnels im Dezember 2013
zunächst bis zu einer endgültigen Entscheidung der Aufgabenträger weitergeführt wurde, waren
langfristige Investitionen in den Erhalt der Trasse nicht möglich, so dass weitestgehend nur notwendige Reparaturen zur Aufrechterhaltung des Betriebs durchgeführt worden sind. Bei einem Weiterbetrieb müssten diese Investitionen umgehend nachgeholt werden, weitere Notinstandhaltungsmaßnahmen sind nicht mehr möglich. Die Infrastruktur ist fast vollständig abgeschrieben, ein Erhalt
der Trasse erfordert die vollständige Rekonstruktion (Gleise, Fahrleitung, Signale,
Bahnstromversorgung). Diese Investitionen müssten sich mindestens über einen zwanzigjährigen
weiteren Betrieb der Strecke abschreiben lassen.
Richtig ist, dass für den Ersatz durch Busse Neuanschaffungen im Fuhrpark getätigt werden müssen. Jedoch müsste bei einem Weiterbetrieb der Straßenbahnlinie 9 für einen derzeit nur bis Ende
2015 zugelassenen und zur Aussonderung vorgesehener Tatra-Zug (die gesetzlich erlaubte maximale Laufleistung ist dann erreicht) eine Hauptuntersuchung mit Kosten i. H. v. 400 T € erfolgen.
Insgesamt stehen, bezogen auf die Fahrzeuge, 116 T € pro Jahr Mehraufwand Bus 125 T € pro Jahr
Minderaufwand für die Straßenbahn gegenüber.
Darüber hinaus muss nicht nur ausschließlich im Busbetrieb in barrierefreie Bushaltestellen investiert werden, sondern es wäre ebenfalls, und dies weitaus aufwendiger, auch in die Straßenbahnhaltestellen zu investieren, die entlang der Trasse der Linie 9 zwischen Connewitzer Kreuz und Markkleeberg-West noch nicht barrierefrei ausgebaut sind.
Weiterbetrieb der Linie 9 mindestens bis zur Stadtgrenze Leipzigs bzw. bis Markkleeberg-West
Ein Weiterbetrieb der Straßenbahnlinie 9 ausschließlich auf Stadtgebiet (d. h. bis zur Haltestelle
Forsthaus Raschwitz) ist mit den momentanen Gegebenheiten technisch nicht möglich, da sich in
diesem Bereich keine Wendemöglichkeit befindet. Somit wäre die Linie 9 grundsätzlich mindestens
bis zur Zwischenschleife in Markkleeberg-Mitte weiterzuführen, um die im Stadtgebiet Leipzig liegenden Haltestellen Mathildenstraße, Koburger Brücke und Wildpark weiter mit der Straßenbahn zu
bedienen. Die Wendeschleife befindet sich ca. 800 Meter südlich der Stadtgrenze. Insgesamt müssten dann 3,4 km Doppelgleis erhalten werden, davon 2,6 km im Stadtgebiet Leipzig und 0,8 km in
Markkleeberg. Die dafür entstehenden Kosten sind vollständig von der LVB zu tragen, so dass bei
der Kalkulation für einen möglichen Weiterbetrieb die gesamten Kosten bis Markkleeberg-Mitte zu
berücksichtigen sind.
Ein Weiterbetrieb der Linie 9 entlang der Wolfgang-Heinze-Straße und Koburger Straße in der reduzierten Form bedeutete jedoch auch einen Verlust an verkehrlicher Wirkung und Effizienz gegenüber
dem Status quo, da der Linie dann das „Hinterland“ in Form der Kernstadt Markkleeberg fehlt. Für
die Aufrechterhaltung der Betriebssicherheit müssten zudem noch in 2016 erforderliche Sofortinvestitionen i. H. v. mindestens 2,35 Mio. € aufgebracht werden (Erneuerung der Fahrleitung auf
dem gesamten Abschnitt zwischen Koburger Brücke (Auffahrt B2) und Markkleeberg-Mitte sowie
Gleisbaumaßnahmen in der Wolfgang-Heinze-/Koburger Straße zwischen Mühlholzgasse und
der B2). Hinzu kommen 400 T€ für die ungeplante Hauptuntersuchung eines Tatra-Zuges und die
dann Parallelität der Linie 9 zur Buslinie 70, da letztere zur Erfüllung der Verpflichtungen gegenüber
dem Landkreis Leipzig in jedem Fall eingerichtet werden muss. Somit würden den Kosten für den
Weiterbetrieb der Linie 9 so gut wie keine zusätzlichen Erlöse gegenüberstehen. Allein ein einjähriger Weiterbetrieb der Linie 9 bis Markkleeberg-Mitte würde bei den LVB einen Verlust i. H. v. 3 Mio.
€ verursachen.
Bei einem Weiterbetrieb der Linie 9 bis Markkleeberg-West wäre 2016 sogar ein Investitionsbedarf i.
H. v. 2,8 Mio. € allein für die Stadt Leipzig fällig, hinzu kommen 1,3 Mio. € an Investitionskosten auf
dem Gebiet des Landkreises, die jedoch ebenfalls von der Stadt zu tragen wären, da der Landkreis
Leipzig die Leistungen abbestellt hat und somit auch nicht mehr für deren Finanzierung aufkommt.
Bis 2020 würde sich bei einem Weiterbetrieb der Linie 9 bis Markkleeberg-West insgesamt ein
Investitionsbedarf i. H. v. 13,1 Mio. € ergeben.
Führung der Linie 9 zum Cospudener See
Grundsätzlich spricht nichts gegen eine detailliertere Bewertung dieses Vorschlags. Allerdings läge
die Neubaustrecke vollständig auf dem Gebiet der Stadt Markkleeberg bzw. des Landkreises Leipzig, der als Aufgabenträger dann auch das unvermeidliche Betriebskostendefizit zu tragen hätte und
einen Teil der Baukosten übernehmen müsste. Aus rechtlicher Sicht ist es grundsätzlich auch nicht
möglich, dass die Stadt Leipzig Verkehrsleistungen außerhalb ihres Territoriums (hier: Stadtgebiet)
und Zuständigkeitsbereiches auf dem Gebiet eines anderen Aufgabenträgers (hier: Landkreis Leipzig) bestellt. Dies obliegt ausschließlich dem entsprechenden Aufgabenträger, sofern dies nicht anderweitig, bspw. mittels einer Zweckvereinbarung zur Übertragung von Aufgabenträgerschaften, geregelt ist. Die Aufnahme einer Neubaustrecke für eine Straßenbahnlinie zum Cospudener See in die
bestehende Zweckvereinbarung zwischen den Landkreisen Leipzig und Nordsachsen sowie der
Stadt Leipzig erscheint äußerst unwahrscheinlich, zumal sich diese ausschließlich auf die Übertragung der Aufgabenträgerschaft im Busbereich bezieht.
Im Stadtgebiet Markkleeberg wäre darüber hinaus über weite Strecken ein Neubau erforderlich. Als
grobe Kostenschätzung kann man bei einem Straßenbahnneubau von einer unteren Grenze für die
Baukosten von 10 Mio. € pro km (für die Straßenbahntrasse selbst sowie Straßenbaukosten bzw.
Neugestaltung des Straßenraums) ausgehen, für die gesamte Neubaustrecke mit einer Länge von 3
km wäre somit mit 30 Mio. € Investitionskosten zu rechnen. Hinzu kommen die Kosten für die Erneuerung der Bestandsstrecke Connewitzer Kreuz – Forsthaus Raschwitz.
Neben einmaligen Neubaukosten würden für eine Strecke bis zum Cospudener See zudem auch
dauerhaft Betriebskosten anfallen, die es zu decken gilt. Grundsätzlich ist festzustellen, dass es
heute im Bediengebiet der LVB keine Straßenbahnstrecke gibt, die ihre vollen Kosten (variable Betriebskosten zzgl. Infrastrukturkosten) allein aus Fahrgelderlösen deckt. Es ist auch nicht zu erwarten, dass dies bei einer Neubaustrecke zum Cospudener See durch vergleichsweise dünn besiedeltes Gebiet und einem saisonal stark schwankenden Freizeitverkehr der Fall sein wird. Aus verkehrsplanerischer Sicht erscheint das Verhältnis aus Investitionsaufwand und erreichbarem Potenzial vergleichsweise ungünstig.
Da für eine Führung der Linie 9 zum Cospudener See mit einem Realisierungszeitraum von mindestens 5 Jahren zu rechnen ist (Planung inkl. Bürgerbeteiligung, Planfeststellungsverfahren, Ausschreibung der Bauleistungen, Bau), würden für die LVB zudem Jahr für Jahr weitere hohe Verluste
entstehen.
Fazit
Der Stadtrat hat in der Sache bereits in seiner Oktobersitzung entschieden, dass die Linie 9 zwischen Connewitzer Kreuz und Stadtgrenze zu Markkleeberg abbestellt und durch Busbetrieb ersetzt
wird.
Das Angebot auf dem Abschnitt zwischen Connewitzer Kreuz und Markkleeberg-West wird durch die
Umstellung von Straßenbahn- auf Busbetrieb in Takt und Fahrtweg nicht verändert / verschlechtert.
Es erfolgt jedoch ein Verkehrsträgerwechsel mit dann gegebener Umsteigenotwendigkeit für einen
Teil der Fahrgäste, der dem vorhandenen Fahrgastaufkommen Rechnung trägt. Finanzielle Mittel,
die für die kurzfristig anstehenden Investitionen sowie zur Deckung der laufenden Betriebskosten
der Linie 9 benötigt würden, führen in Summe nicht zu mehr Fahrgästen, so dass die hohen Kosten
für einen Weiterbetrieb der Linie 9 aus verkehrsplanerischer Sicht nicht im Verhältnis zum Nutzen
stehen.
Ein Erhalt der Linie 9 wird aus den zuvor beschrieben Gründen abgelehnt. Eine Untersuchung über
eine Neubaustrecke bis zum Cospudener See scheint aus heutiger Sicht wirtschaftlich wahrscheinlich zu keinem positiven Ergebnis zu führen. Es sei jedoch nochmals darauf hingewiesen, dass die
Verantwortlichkeit für eine solche Untersuchung letztlich beim Landkreis Leipzig als zuständigem
Aufgabenträger und der Stadt Markkleeberg als Gebietskörperschaft der Neubaustrecke und nicht
bei der Stadt Leipzig läge.
Anlage 1: Einsteiger Linie 9 im Abschnitt Markkleeberg-West – Connewitz, Kreuz (je Werktag,
Fahrtrichtung Stadtmitte)
BESCHLUSSAUSFERTIGUNG
Ratsversammlung vom 19.11.2015
zu 11.2
Linie 9 muss bleiben! Statt stilllegen mit der Straßenbahn zum
Cospudener See
Vorlage: VI-P-01919
Beschluss:
Der Petition kann nicht abgeholfen werden.
Abstimmungsergebnis:
mehrheitlich angenommen bei einigen Gegenstimmen und 1 Enthaltung
Leipzig, den 20. November 2015
Seite: 1/1
VI-P-01919
Linie 9 muss bleiben! Statt stilllegen mit der
Straßenbahn zum Cospudener See
Einreicher: Tino Supplies | Ökolöwe – Umweltbund Leipzig e.V.
Carsten Schulze | Fahrgastverband PRO BAHN Mitteldeutschland e.V.
Die Leipziger Verkehrsbetriebe und der Mitteldeutsche Verkehrsverbund denken derzeit hinter
verschlossenen Türen darüber nach, die Straßenbahn-Linie 9 ab Connewitzer Kreuz in Richtung
Markkleeberg stillzulegen. Das südliche Connewitz (Wohngebiete östlich und westlich der
Wolfgang-Heinze-Straße, das Conne Island, der Wildpark, das Wohngebiet Wolfswinkel) sowie
Markkleeberg-West sollen ab Dezember 2015 vom Straßenbahnnetz abgeklemmt werden. Das
widerspricht sämtlichen Entwicklungszielen der wachsenden Stadt Leipzig und ist nicht zu
akzeptieren! Der Stadtrat hat mit dem Stadtentwicklungsplan Verkehr u. öffentlicher Raum
beschlossen, den Anteil des öffentlichen Nahverkehrs (ÖPNV) von 19 auf 23 Prozent auszubauen.
Die Stilllegung der Straßenbahn widerspricht dem Beschluss in eklatanter Weise!
Wir fordern daher Frau Dorothee Dubrau in ihrer Position als Bürgermeisterin für Stadtentwicklung,
Bau und Verkehr der Stadt Leipzig, Aufsichtsratsvorsitzende der Leipziger Verkehrsbetriebe (LVB)
und Vertreterin der Stadt Leipzig im Aufsichtsrat des Mitteldeutschen Verkehrsverbund (MDV) dazu
auf, folgende Punkte durchzusetzen:
- Die Straßenbahn-Linie 9 darf nicht eingestellt werden.
- Das südliche Connewitz darf nicht vom Straßenbahnnetz abgeklemmt werden.
- Die Linie 9 muss auch zukünftig mindestens bis zur Stadtgrenze Leipzigs fahren (Wendeschleife
D.-Bonhoeffer-Platz).
- Es müssen aktiv neue Fahrgastpotentiale für die Straßenbahn erschlossen werden.
- Es muss unverzüglich mit der Vorplanung zur Neutrassierung der Linie 9 bis zum Cospudener
See begonnen werden.
- Die Leipziger und Markkleeberger Bürger sind am Entscheidungsprozess und an der Diskussion
um die Trassen-Varianten zu beteiligen.
Weitere Informationen:
www.ökolöwe.de/linie9.html
www.pro-bahn.de/mitteldeutschland
Begründung:
Straßenbahnnetz der wachsenden Region Leipzig ausbauen statt stilllegen.
Als Anlass für die Stilllegung der Linie 9 wird die veränderte Fahrgastnachfrage herangezogen.
Schuld sei angeblich die neue S-Bahn. Allerdings ist die Datengrundlage bisher nicht öffentlich.
Schwankungen in der Fahrgastnachfrage bestanden auch schon weit vor der Eröffnung des CityTunnels. So wurden im Jahr 2002 nur 250 Einsteiger an der Endhaltestelle gezählt, in 2009 dafür
1.500. Eine derart große Schwankung der Fahrgastzahlen im zweistelligen Prozentbereich kommt
auch in anderen Bereichen des Straßenbahnnetzes durchaus vor, hat dort jedoch keine
Streckenstillegung zu Folge. Die Jahresvergleiche werden jeweils im ersten Quartal eines Jahres
ermittelt, erfassen damit jedoch keineswegs den sommerlichen Freizeitverkehr. Der Freizeitverkehr
ist aber für die Linie 9 sehr bedeutsam. Im Sinne einer selbsterfüllenden Prophezeiung wurden
Anstrengungen zur Gewinnung neuer Fahrgäste über viele Jahre unterlassen, denn die
Nahverkehrsplanung in der Region Leipzig ist nach wie vor auf Schrumpfung ausgerichtet und das
obwohl im Einzugsbereich der Linie 9 die Zeichen mittlerweile eindeutig auf Wachstum stehen
(neues Wohnquartier Bayerischer Bahnhof, Bevölkerungswachstum in der Südvorstadt, Connewitz
und Markkleeberg-West). Durch eine bessere Verknüpfung der Straßenbahn mit der S-Bahn und
durch eine Anpassung des parallel verkehrenden Busses kann statt eines Fahrgastverlusts eine
Fahrgaststeigerung erzielt werden. Mit der Einstellung der Linie 9 soll nun aber durch den
Steuerzahler finanzierte Schienen-Infrastruktur vernichtet werden. Für den Ersatz durch Busse
müssen dann Neuanschaffungen im Fuhrpark getätigt werden. Es müsste in großem Umfang in
neue barrierefreie Bushaltestellen investiert werden. Dies schreibt das
Personenbeförderungsgesetz auf Basis der UN-Behindertenrechtskonvention vor. Auch im
täglichen Betrieb ist der Bus nicht zwingend wirtschaftlicher. Eine Degradierung des Angebots auf
eine Busanbindung hat weitere Fahrgastverluste zur Folge und das nicht nur auf der Linie 9. Die
Ticketerlöse sinken, die BusfahrerInnen müssen jedoch, genauso wie die StraßenbahnfahrerInnen
ein Gehalt ausgezahlt bekommen. Die Ausgaben für Diesel steigen ebenso wie der Verschleiß der
Straßen. Die dann in kürzerem Intervall notwenige Straßensanierung muss zu einem höheren
Anteil durch die Kommune finanziert werden, als das für Straßen mit Straßenbahnschienen der
Fall ist.
Linie 9 soll zukünftig bis zum Cospudener See verlaufen.
Ein großes neues Fahrgastpotential für die Straßenbahn 9 kann hingegen durch eine neue
Linienführung bis zum Cospudener See erschlossen werden. So wäre ganz Leipzig mit der
Naherholungslandschaft südliches Neuseenland direkt verbunden. Die bisherige Streckenführung
bliebe wie gewohnt bis zum Forsthaus Raschwitz erhalten. Ab dort wären verschiedene TrassenVarianten bis zum Zöbigker Hafen (Pier 1) am Cospudener See zu prüfen. Die Fahrzeit ab
Connewitzer Kreuz würde etwa 15 Minuten betragen. Mit der neuen Linienführung würden viele
Wohngebiete in Markkleeberg-West gänzlich neu an das Leipziger Straßenbahnnetz
angeschlossen.
Der Nordstrand des Cospudener Sees würde zukünftig ebenso von der neuen Straßenbahn
angesteuert, wie sämtliche Schulstandorte in Markkleeberg-West. Auch das Zentrum der Großen
Kreisstadt bliebe weiterhin von den Haltestellen zu Fuß gut zu erreichen. Die neue Endhaltestelle
läge dann unmittelbar am Zöbigker Hafen. Von hier aus sind die Badestrände am Cospudener See
sowie die Naherholungsangebote für die jährlich mehr als 600.000 Besucher nur wenige Meter
entfernt. Die Neutrassierung würde zu einem Zeitpunkt erfolgen, an dem die entsprechenden
Straßen ohnehin grundhaft saniert werden müssten. Mit der Straßenbahn bestünden dabei
gänzlich neue Möglichkeiten der Förderung durch Bund und Land. Die Investition ist sowohl auf
ökologischer, als auch auf sozialer und ökonomischer Ebene vorteilhaft und daher im besonderen
Maße nachhaltig.
Stilllegung der Bestandstrecke erst nach Fertigstellung der neuen Linie 9.
Wir fordern die Verlängerung der Linie 9 bis zum Cospudener See zu prüfen, die Trasse planerisch
freizuhalten und in die Nahverkehrs- und Flächennutzungspläne aufzunehmen. Die Leipziger und
Markkleeberger Bürger sind an der Entscheidung über die Trassen-Varianten zwingend zu
beteiligen. Das Abklemmen der südlichen Bereiche von Connewitz‘, des Wildparks und von großen
Teilen Markkleebergs vom Leipziger Straßenbahnnetz ist nicht akzeptabel. Eine etwaige
Stilllegung der Bestandsstrecke darf erst erfolgen, wenn mit dem Ausbau der neuen Linie 9 zum
Cospudener See begonnen wurde. Die Stadt Leipzig muss zumindest sicherstellen, dass die Linie
9 auch zukünftig bis zur Stadtgrenze Leipzigs verkehrt (Wendeschleife D.-Bonhoeffer-Platz).