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Daten

Kommune
Leipzig
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Erstellt
14.07.15, 12:00
Aktualisiert
06.12.18, 13:33

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Ratsversammlung Informationsvorlage Nr. VI-DS-01641 Status: öffentlich Beratungsfolge: Gremium Termin Zuständigkeit Dienstberatung des Oberbürgermeisters Information zur Kenntnis Fachausschuss Jugend, Soziales, Gesundheit und Schule Information zur Kenntnis Fachausschuss Umwelt und Ordnung Information zur Kenntnis Jugendhilfeausschuss Information zur Kenntnis Ratsversammlung 28.10.2015 Eingereicht von Dezernat Jugend, Soziales, Gesundheit und Schule Betreff Suchtbericht 2015 Der Suchtbericht 2015 wird zur Kenntnis genommen. Prüfung der Übereinstimmung mit den strategischen Zielen: nicht relevant Anlagen: Suchtbericht Information zur Kenntnis Suchtbericht 2015 Dezernat Jugend, Soziales, Gesundheit und Schule Gesundheitsamt Impressum: Herausgeber: Verantwortlich: Redaktion: Druck: Redaktionsschluss: Foto Deckblatt: Stadt Leipzig Der Oberbürgermeister Dezernat Jugend, Soziales, Gesundheit und Schule Gesundheitsamt Dr. Regine Krause-Döring Sylke Lein, Ina Stein, Manuela Hübner Hauptamt, Zentrale Vervielfältigung und Formularservice SZL Suchtzentrum gGmbH, 2014 Vorwort Liebe Leserinnen und Leser, Alkohol ist auch in Leipzig nach wie vor die meist konsumierte Droge. Die meisten Menschen, die Hilfe in den Suchtberatungsund behandlungsstellen suchen, sind alkoholabhängig. Opioide wie Heroin nehmen den zweiten Platz ein. Sorge bereitet uns seit Jahren die schnelle Verbreitung der Stimulanzien wie Methamphetamin (Crystal). In diesem Jahr wurden in den Suchtberatungsstellen fast so viele Menschen mit Stimulanzienmissbrauch beraten wie Fälle mit Opioidmissbrauch. Die Folgen für die Suchtabhängigen und ihre Angehörigen sind dramatisch. Unser Ziel ist es, Suchterkrankungen möglichst gar nicht erst entstehen zu lassen. Prävention hat deshalb einen hohen Stellenwert. Es ist wichtig, besonders Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene frühzeitig in ihrem Lebensumfeld zu erreichen. Wir haben unsere Aktivitäten der Weiterbildung und Schulung von Multiplikatoren in den vergangenen Jahren verstärkt, damit Personen, die täglich mit Kindern und Jugendlichen arbeiten, in ihrer Kompetenz zum Thema Sucht gestärkt werden. Die Veranstaltungen der Leipziger Reihe für Suchtprävention werden gut angenommen. Das Thema Crystal nimmt dabei einen breiten Raum ein – hier besteht nach wie vor hoher Informationsbedarf. Zudem werden die Beratungs- und Präventionsangebote für Eltern weiterentwickelt, so dass Eltern frühzeitig in die Lage versetzt werden, Drogen und deren Wirkungsweisen zu kennen, Substanzkonsum an ihren Kindern wahrzunehmen und geeignete Interventionsstrategien zu entwickeln. Der vorliegende Suchtbericht dokumentiert das Engagement und die aufeinander abgestimmten Arbeiten aller Akteure. Er beschreibt Entwicklungen und Trends, analysiert und informiert. Er spiegelt die Vielfalt der Ansätze und Angebote in den fünf Leitlinien der Leipziger Sucht- und Drogenpolitik Prävention, Beratung/Behandlung/Reintegration, Maßnahmen zur Schadensreduzierung, Repression sowie Kooperation und Vernetzung wieder. Ich möchte an dieser Stelle allen Partnern für die Zusammenarbeit danken. Die Umsetzung unserer Ziele wird auch zukünftig nur im gemeinsamen und abgestimmten Handeln gelingen. Ihr Prof. Dr. Thomas Fabian Bürgermeister und Beigeordneter für Jugend, Soziales, Gesundheit und Schule Inhaltsverzeichnis Vorwort.........................................................................................................................................1 1. Schlaglichter.............................................................................................................................6 1.1 Projekt DRAHTSEIL und Suchtberatungs- und Behandlungsstellen....................................6 1.2 Kliniken..................................................................................................................................6 1.3 Suchtprävention....................................................................................................................7 2. Projekte im Arbeitsbereich Suchtbeauftragte am Gesundheitsamt....................................8 2.1 Leipziger Reihe für Suchtprävention.....................................................................................8 2.2 HaLT......................................................................................................................................8 2.3 HaLT-Videoclips für die Alkoholprävention ..........................................................................9 2.4 2014 ist die 10. Auflage des Suchthilfewegweisers der Stadt Leipzig erschienen.............10 3. Suchtprävention und Vernetzung zur Jugendhilfe.............................................................10 3.1 Angebote der Stadt Leipzig.................................................................................................10 3.1.1 Kinder- und Jugendschutz.........................................................................................10 3.1.2 Jugendgerichtshilfe ...................................................................................................13 3.1.3 Straßensozialarbeit....................................................................................................14 3.1.4 Allgemeiner Sozialdienst (ASD)................................................................................18 3.2 Suchtprävention der Sächsischen Bildungsagentur, Regionalstelle Leipzig.....................19 3.3 Angebote freier Träger........................................................................................................20 3.3.1 Diakonie Leipzig - Projekt Drahtseil..........................................................................20 3.3.2 Deutscher Kinderschutzbund Ortsverband Leipzig e.V.............................................21 3.3.3 Drug Scouts...............................................................................................................25 3.3.4 Städtisches Klinikum „St. Georg“, Leipzig, Zentrum für Drogenhilfe, Alkohol-Präven- tionsprojekt „Wandelhalle Sucht“ .........................................................................................28 4. Ambulante Suchtkrankenhilfe...............................................................................................30 4.1 Diakonisches Werk - Innere Mission Leipzig e. V. Projekt „DRAHTSEIL“.........................30 4.1.1 Jugendliche in der Beratung des Mobilen Jugendkonfliktdienstes............................30 4.1.2 Drogensprechstunde.................................................................................................31 4.2 Suchtberatungs- und Behandlungsstellen (SBB)................................................................32 4.2.1 Klientinnen und Klienten in den Suchtberatungs- und Behandlungsstellen..............33 4.2.2 Vermittlungen der Klienten........................................................................................33 4.2.3 Hauptsubstanzen.......................................................................................................33 4.2.4 Soziodemografische Angaben..................................................................................35 4.2.5 Einige Leistungsarten................................................................................................37 4.2.6 Substitutionsbehandlung...........................................................................................37 4.2.7 Suchtberatung hörgeschädigter Menschen in der Suchtberatungs- und Behandlungsstelle Blaues Kreuz..........................................................................................38 4.2.8 Fachbereich Familienhilfe - Hilfen für Kinder und Jugendliche aus suchtbelasteten Familien und deren Eltern.....................................................................................................39 4.2.9 Elternberatung - Das internetbasierte Beratungsangebot „ELSA“............................40 5. Stationäre Suchtkrankenhilfe................................................................................................40 5.1 Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie am HELIOS Park-Klinikum Leipzig, Station Teen Spirit Island.....................................................................40 5.2 Soteria Klinik Leipzig – Fachklinik für Suchterkrankungen am HELIOS Park-Klinikum Leipzig ................................................................................................41 5.3 HELIOS Park-Klinikum Leipzig – Klinik für Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie.........................................................................................43 5.4 Sächsisches Krankenhaus Altscherbitz in Schkeuditz........................................................43 5.5 Städtisches Klinikum "St. Georg" Leipzig, Klinik für Forensische Psychiatrie.............................................................................................45 5.6 Aufsuchende Angebote Streetwork.....................................................................................45 5.6.1 Straßensozialarbeit für drogenabhängige Menschen im Leipziger Osten am Zentrum für Drogenhilfe des Klinikums „St. Georg“ Leipzig............................................45 5.6.2 Mobile Streetwork „Von der Straße ins Leben“ der SZL Suchtzentrum gGmbH......46 6. Vernetzung Suchtkrankenhilfe und Wohnhilfen.................................................................49 6.1 Ambulant betreutes Wohnen (ABW)...................................................................................49 6.1.1 „Drogenfreie Wohngemeinschaften“ der SZL Suchtzentrum gGmbH......................49 6.1.2 Betreutes Wohnen – Alkoholbereich der SZL Suchtzentrum gGmbH......................50 6.1.3 „Ambulant betreutes Wohnen für alkohol- und/oder medikamentenabhängige Männer und Frauen“ des Diakonischen Werkes, Innere Mission Leipzig.............................52 6.2 Stationäre Wohnformen.....................................................................................................54 6.2.1 Wohnprojekt Haus Alt-Schönefeld (Zentrum für Drogenhilfe)..................................54 6.2.2 Niedrigschwellige Angebote im Rahmen der Lebens- und Überlebenshilfen für dro- genabhängige Menschen des Zentrums für Drogenhilfe in der Suchtberatungs- und -behandlungsstelle (SBB) „Alternative I“...............................................................................55 6.2.3 Wohnprojekt „Domizil“ (WPD) SZL Suchtzentrum gGmbH......................................57 6.2.4 Verein zur sozialen Rehabilitation von Abhängigkeitskranken (VRA) e. V...............59 6.3 Notunterbringung im Übernachtungshaus für wohnungslose Männer ...............................60 7. Arbeit und Beschäftigung......................................................................................................63 7.1 SZL Suchtzentrum gGmbH ................................................................................................63 7.2 Städtisches Klinikum „St. Georg“, Zentrum für Drogenhilfe................................................63 7.2.1 „teamWENDEPUNKT“ in der Suchtberatungs- und -behandlungsstelle (SBB) „ALTERNATIVE II“.................................................................................................................63 7.2.2 AGH-MAE „BuP – Beschäftigung und Perspektive“ im „Haus Alt-Schönefeld“........65 7.2.3 Begegnungszentrum der Suchtberatungs- und -behandlungsstelle (SBB) „Regenbogen“ (Suchtselbsthilfe)...........................................................................................65 8. Maßnahmen des Ordnungsamtes der Stadt Leipzig..........................................................67 8.1 Mitarbeit im Aktionsbündnis Sicherheit im Leipziger Osten................................................67 8.2 Maßnahmen gegen Beschaffungsprostitution....................................................................68 8.3 Jugendschutzkontrollen .....................................................................................................69 8.4 Bußgeldbehörde..................................................................................................................70 8.5 Fahrerlaubnisbehörde.........................................................................................................71 9. Rauschgiftlagebild der Polizeidirektion Leipzig .................................................................73 9.1 Rauschgiftkriminalität..........................................................................................................73 9.1.1 Fallzahlenentwicklung mit Bewertung.......................................................................73 9.2 Beschaffungskriminalität.....................................................................................................74 9.2.1 Direkte Beschaffungskriminalität...............................................................................74 9.2.2 Indirekte Beschaffungskriminalität............................................................................74 9.2.3 Schadensumfang......................................................................................................76 9.3 Fallentwicklung der Rauschgiftdelikte.................................................................................76 9.4 Sicherstellungsmengen.......................................................................................................77 9.4.1 Gesamtsicherstellungsmengen nach Substanzen....................................................77 9.4.2 Anzahl der Einzelsicherstellung.................................................................................78 9.5 Tatverdächtigenstruktur......................................................................................................79 9.5.1 Tatverdächtige nach Alter ........................................................................................79 9.6 Rauschgifttote.....................................................................................................................79 9.7 Lokale Schwerpunkte..........................................................................................................80 9.8 Prävention...........................................................................................................................81 9.9 Prognosen und Maßnahmebedarf .....................................................................................82 1. Schlaglichter 1.1 Projekt DRAHTSEIL und Suchtberatungs- und Behandlungsstellen Im Projekt „DRAHTSEIL“ wurden 288 Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene unter 25 Jahre mit vorwiegend Alkohol-, Drogen- und Medienmissbrauch betreut. Gemeinsam mit der Therapiestation für abhängigkeitserkrankte Kinder und Jugendliche „Teen Spirit Island“ (TSI) des HELIOS Park-Klinikums Leipzig wurden 172 Klientinnen und Klienten in der Drogensprechstunde betreut. Zusätzlich wurden 202 Angehörige beraten. In den sieben Suchtberatungs- und Behandlungsstellen (SBB) wurden 4.179 Klientinnen und Klienten betreut, beraten und behandelt. Darunter waren 3.683 Klientinnen und Klienten, die selbst von einer Suchtkrankheit betroffen waren (88 %). Darüber hinaus wurden 498 Angehörige und sonstige Bezugspersonen (12 %) beraten. In den Suchtberatungs- und Behandlungsstellen war die am häufigsten konsumierte Droge Alkohol. Alkoholmissbrauch oder -abhängigkeit bleibt die am meisten vergebene Diagnose. Opioide (meist Heroin) war 2014 die zweithäufigste Diagnose und ist tendenziell rückläufig zu beobachten (Rückgang um ca. 13 %). Cannabinoidabhängigkeit wurde ebenso häufig festgestellt wie im Vorjahr. Demgegenüber stieg um rund 32 % die Hauptdiagnose Stimulanzien. Der Trend zeigt eine zunehmende, deutliche Verschiebung in den SBB zugunsten der Menschen mit Stimulanzienabhängigkeit („Crystalkonsum“). Diese Klientengruppe hat sich um das Achtfache vergrößert und führte zu einer vielfachen Veränderung der Aufgabenfelder der Suchtberater und -beraterinnen und Therapeuten. Die Kooperationsbeziehungen zu anderen Sozialdiensten (vorrangig ASD und Ärzte) nahmen deutlich zu. Die Behandlungsfälle Glücksspielsucht in den Suchtberatungs- und Behandlungsstellen stiegen um ca. 16 %. 1.2 Kliniken Unter den Patientinnen und Patienten der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie am HELIOS Park-Klinikum Leipzig, Station Teen Spirit Island wurden viele mit der Hauptdroge Crystal behandelt. Die unter polytoxikomanem Konsum angegebenen Jugendlichen haben Crystal und Cannabis auf Abhängigkeitsniveau konsumiert. Der bei einigen Jugendlichen zusätzliche Alkoholkonsum erfolgte oft auf Missbrauchsniveau. Das Sächsische Krankenhaus Altscherbitz in Schkeuditz beschreibt, dass viele der neu aufgenommene Patientinnen und Patienten in die stationären und teilstationären Bereiche der Drogenstation und Tagesklinik eine Abhängigkeit von Crystal als Hauptsubstanz oder als multiplen Substanzkonsum aufwiesen. Häufig wurden neben Crystal auch Cannabis und Alkohol missbräuchlich oder abhängig konsumiert. Die Patientinnen und Patienten erschienen oft in beeinträchtigtem Allgemein- und Ernährungszustand und mit auffälligen kognitiven Defiziten. Zunehmend häufig wurde bei ihnen Wohnungslosigkeit und fehlende Krankenversicherungsverhältnisse sichtbar. 6 1.3 Suchtprävention In Leipzig gibt eine sehr große Anzahl von unterschiedlichsten Projekten für die Suchtprävention, die im wesentlichen Kinder und Jugendliche im Blick haben. So wurden z. B. im HaLT-Projekt 63 junge Menschen im Alter von 12-18 Jahren nach einer akuten Alkholintoxikation direkt in der Universitätskinderklinik betreut. Das Projekt Drahtseil bei der Diakonie Leipzig führte 63 suchtpräventive Projekte für mehr als 1.300 Teilnehmende durch. Die Wandelhalle Sucht, ein Selbsthilfeprojekt des Zentrums für Drogenhilfe für die Alkoholprävention, bot 120 Veranstaltungen für mehr als 1.500 Teilnehmende an. Auch die Polizeidirektion konnte 2014 ihre Aktivitäten in der Suchtprävention steigern: der Fachdienst Prävention bot mehr als 300 Veranstaltungen mit über 8.000 Teilnehmenden an. 7 2. Projekte im Arbeitsbereich Suchtbeauftragte am Gesundheitsamt 2.1 Leipziger Reihe für Suchtprävention 2014 konnte die Leipziger Reihe für Suchtprävention in bewährter Form fortgesetzt werden. Ziel dieses kontinuierlich stattfindenden Weiterbildungsangebotes ist es, aktuelle Themen der Suchtprävention aufzugreifen und für die Multiplikatorinnen und Multiplikatoren anzubieten. Die Angebote wurden vorrangig von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Jugendhilfen, der Polizei, des Jobcenters und der Suchthilfe genutzt. Tabelle 1: Veranstaltungen Leipziger Reihe für Suchtprävention 2014 Datum Titel TN-Zahl Referent/in: 12.02.2014 Drogen & Psychosen 43 Frau Dr. Fromme, Helios-Park-Klinikum Leipzig 13.02.2014 13.-15.03.2014 Glücksspielsucht 10 Frau Allstedt, SBB Impuls MOVE – Motivierende Kurzinterventi- 16 Herr Gahrig, Diakonie Kamenz, on bei konsumierenden Jugendli- Frau Schneider, Stadt Leipzig chen 22.05.2014 Drugtails & Alcojoints 17 Herr Rost, Projekt Drahtseil Herr Graubaum, Drug Scouts 10.07.2014 Crystal 28 Herr Rost, Projekt Drahtseil Herr Graubaum, Drug Scouts 29.09.2014 Drogen & Psychosen 34 Frau Dr. Fromme, Helios-Park-Klinikum Leipzig Quelle: Gesundheitsamt, 2014 2.2 HaLT Das Alkoholpräventionsprojekt „HaLT - Hart am Limit“ startete in Leipzig am 01. August 2010 (bis 31. Dezember 2011 zunächst noch als Modellprojekt) und kann mittlerweile auf einen mehrjährigen Erfahrungsschatz zurückgreifen. Das Projekt gliedert sich in die Bausteine HaLT-proaktiv und HaLT-reaktiv. Im reaktiven Baustein werden Jugendliche, die mit einer Alkoholintoxikation in eine Klinik eingeliefert werden, noch vor Ort durch Sozialarbeiter/-innen beraten. Der reaktive Baustein wird vom Gesundheitsamt, Bereich Suchtbeauftragte koordiniert und vom Projekt Drahtseil bei der Diakonie Leipzig umgesetzt. Die Leistung wird in der Universitätsklinik für Kinder- und Jugendmedizin Leipzig vorgehalten. 8 2014 wurden insgesamt 103 Jugendliche in die Klinik eingeliefert. Darunter waren vergleichsweise viele Patientinnen und Patienten, die nicht bei einer der HaLT-assoziierten Krankenkassen versichert waren. Es fanden 63 Brückengespräche und 60 Elterngespräche statt. 2014 wurden drei Risiko-Checks angeboten, an denen 22 Jugendliche teilnahmen. Mit elf Familien wurden Abschlussgespräche geführt. Im Jahresvergleich stellen sich die Zahlen wie folgt dar: Abbildung 1: HaLT-Ergebnisse im Jahresvergleich 120 104 100 103 95 78 75 80 75 67 66 67 65 63 60 60 40 34 20 22 17 12 eingelieferte Patienten Brückengespräche Elterngespräche Teilnehmende an RisikoChecks 0 2011 2012 2013 2014 Quelle: Gesundheitsamt, 2014 Waren in den vorangegangen Jahren die Jungen in deutlicher Überzahl, hielt sich 2014 die Anzahl der Jungen (32) und Mädchen (31) fast die Waage. Der Altersdurchschnitt lag bei 15,8 Jahren, wobei die Mädchen insgesamt ein wenig jünger waren (15,6 zu 16,0). Der Durchschnittspromillewert lag 2014 bei 1,77‰, wobei die Mädchen mit 1,72‰ leicht unter den Jungen mit 1,90‰ lagen. 2.3 HaLT-Videoclips für die Alkoholprävention Gemeinsam mit einer Klasse der Berufsfachschule für Sozialwesen der Euro-Schulen gemeinnützige Gesellschaft für berufliche Bildung und Beschäftigung Sachsen mbH (Euro-Akademie Leipzig) und den Picturesound Studios im Soziokulturellen Zentrum Kuhstall e. V. wurden drei Videoclips für die Alkoholprävention erstellt. Ergänzend ist ein Handbuch verfügbar, das Vorschläge für die Verwendung und weitere Methoden enthält. Die Videoclips wurden von den Jugendlichen selbst entworfen und gespielt und sind dadurch sehr authentisch und jugendnah. Sie stellen Situationen dar, in der es durch übermäßigen Alkoholkonsum zu kritischen Gegebenheit kommt und zeigen einen alternativen, weniger riskanten Weg auf. Die Clips und das Handbuch sind über die Internetseite www.leipzig.de/suchthilfe verfügbar. 9 2.4 2014 ist die 10. Auflage des Suchthilfewegweisers der Stadt Leipzig erschienen Der Wegweiser enthält Angebote für Menschen mit Suchtproblemen und deren Angehörige sowie zur Suchtprävention in Leipzig. Das Faltblatt ist im Gesundheitsamt erhältlich sowie im Netz als PDF-Download unter: www.leipzig.de/suchthilfe. 3. Suchtprävention und Vernetzung zur Jugendhilfe 3.1 3.1.1 Angebote der Stadt Leipzig Kinder- und Jugendschutz Kernelement des Jugendschutzes ist die Prävention möglicher Gefährdungen, welche die Entwicklungschancen junger Menschen negativ beeinflussen können. Als zentrales Anliegen verfolgt der Fachbereich Kinder- und Jugendschutz die Sicherung einer positiven gesundheitlichen und psychosozialen Entwicklung sowie die Förderung der Erziehung junger Menschen zu eigenverantwortlichen und gemeinschaftsfähigen Persönlichkeiten gemäß der Zielstellung des Achten Buches Sozialgesetzbuches (SGB VIII). Im Leistungsbereich erzieherischer Kinder- und Jugendschutz (durch freie Träger der Jugendhilfe sowie durch den Fachbereich Kinder- und Jugendschutz) werden jungen Menschen unter 27 Jahren Angebote unterbreitet, um deren Kritik- und Entscheidungsfähigkeit zu fördern. Eltern und andere am Erziehungsprozess beteiligte Personen erhalten Unterstützung, Gefahren für Kinder und Jugendliche besser erkennen und sie vor negativen Einflüssen schützen zu können. Die suchtpräventiven Angebote sind gemäß der Nationalen Strategie zur Sucht- und Drogenpolitik sowie der sucht- und drogenpolitischen Leitlinien der Stadt Leipzig zielgruppenspezifisch ausgerichtet. Schwerpunkte bilden Maßnahmen der universellen, selektiven und strukturellen Prävention. 10 Die Stadt Leipzig fördert zur Verwirklichung der Zielstellungen Angebote freier Träger der Jugendhilfe u. a. als Maßnahmen des erzieherischen Kinder- und Jugendschutzes gemäß § 14 SGB VIII. Dazu gehören Diakonisches Werk, Innere Mission Leipzig e. V. • ◦ Projekt: Drahtseil Deutscher Kinderschutzbund OV Leipzig e. V. • ◦ Projekt: Free Your Mind ◦ Projekt: Kinder- und Jugendtelefon (anonyme und kostenlose Beratung von Kindern und Jugendlichen u. a zu Sucht/ Suchtprävention) ◦ Wege durch den Mediendschungel (Medienkompetenzprojekt für Eltern und Multiplikator/innen) SZL Suchtzentrum gGmbH • ◦ Projekt Drug Scouts Abbildung 2: Anzahl & Themen der Projekte im Bereich erzieher. Kinder- und Jugendschutz 300 250 Anzahl 200 150 249 211 100 106 50 76 33 3 0 Suchtprävention allg. Lebenskompetenzförd. Gew altprävention Medien Sekten/Kulte Liebe & Sexualität Quelle: Amt für Jugend, Familie und Bildung, 2015 Die freien Träger der Jugendhilfe führten mehr als 249 Projekte im Bereich Suchtprävention durch. Hauptzielgruppen waren junge Menschen unter 27 Jahren, Eltern, Multiplikatoren und Multiplikatorinnen. Insgesamt konnten im Jahr 2014 im Bereich Suchtprävention 3.006 junge Menschen und 3.632 Eltern, Multiplikatoren und Freiwillige erreicht werden. Auch der Bereich Jugendmedienschutz wird seit einigen Jahren nicht nur durch den Fachbereich Kinder- und Jugendschutz im Amt für Jugend, Familie und Bildung, sondern auch von freien Trägern der Jugendhilfe bedient. Inhaltliche Verbindung zur Suchtprävention besteht insbesondere im Bereich Prävention von Computerspiel- und Online- sowie Glücksspielsucht. 11 In 76 durchgeführten Projekten konnten 1.127 Jugendlichen und jungen Erwachsenen und 458 teilnehmende Eltern, Multiplikatoren und Ehrenamtlichen Inhalte des Jugendmedienschutzes vermittelt werden. Als Basis gesunden Aufwachsens junger Menschen in unserer Gesellschaft fördert die Stadt Leipzig explizit Maßnahmen zur allgemeinen Lebenskompetenzförderung. Die darin enthaltenen Fähigkeiten gelten in der Forschung als eine Art „Schlüssel des gesunden Aufwachsens“. Sie ermöglichen jungen Menschen, mit schwierigen Lebenssituationen umgehen zu können und sich trotz massiver psychischer Belastungen und widrigster Lebensumstände zu gesunden Erwachsenen zu entwickeln. 2014 wurden im Leistungsbereich erzieherischer Kinder- und Jugendschutz insgesamt 211 Projekte der allgemeinen Lebenskompetenzförderung mit 2.239 teilnehmenden Kindern und Jugendlichen und 448 Eltern und MultiplikatorInnen/Freiwilligen durchgeführt. Abbildung 3: Anzahl der Teilnehmenden nach Themenkategorien und Nutzergruppen 7.000 6.000 Anzahl 5.000 3.632 4.000 3.000 468 233 2.817 2.842 2.000 3.006 1.000 458 1.127 335 347 Medien Sekten/Kulte 0 Suchtprävention allg. Lebenskompetenzförd. Gew altprävention Multiplikatoren 29 Liebe & Sexualität Kinder, Jugendliche, junge Volljährige Quelle: Amt für Jugend, Familie und Bildung, 2015 Dem Fachbereich Kinder- und Jugendschutz im Amt für Jugend, Familie und Bildung obliegt die Fachkoordination der Projekte der freien Träger im Leistungsbereich erzieherischer Kinder- und Jugendschutz und die Verantwortung für die Vernetzungs- und Vermittlungsangebote zu Kooperationspartnern vor Ort. Eine bedarfs- und ressourcenorientierte Steuerung ist dabei essentieller Bestandteil der Koordination. 2014 war der Fachbereich Kinder- und Jugendschutz wiederholt Ansprechpartner bei Hinweisen auf Verstöße gegen das Jugendschutzgesetz, insbesondere dem Verstoß gegen die Bestimmungen zur Abgabe von Alkohol und Tabakwaren an Minderjährige. Analog der vergangenen Jahre fand in diesen Fällen der bewährte und konstruktive Austausch sowie ein abgestimmtes Vorgehen mit anderen beteiligten Institutionen und Behörden statt. Die Droge „Crystal/Meth“ hob sich auch im Fachbereich Kinder- und Jugendschutz von anderen Themeninhalten im Komplex Sucht ab. In der Regel erfolgte hier die Vermittlung an geeignete Präventionsanbieter oder der Kontakt zu Suchtberatungs- und Behandlungsstellen. 12 Dem Thema soll auch weiterhin in der Leipziger Reihe für Suchtprävention Rechnung getragen werden. Zudem werden die Bereiche Suchtprävention im Gesundheitsamt und Fachbereich Kinder- und Jugendschutz im Amt für Jugend, Familie und Bildung unter Beteiligung der freien Träger der Jugendhilfe sowie weiterer Partner Beratungs- und Präventionsangebote für die Zielgruppe Eltern in den Planungsräumen Leipzigs entwickeln und implementieren. Eltern sollen damit frühzeitig in die Lage versetzt werden, Drogen und deren Wirkungsweisen zu kennen, Substanzkonsum an ihren Kindern wahrzunehmen und geeignete Interventionsstrategien zu entwickeln. Der Fachbereich Kinder- und Jugendschutz beteiligt sich seit der Implementierung des Alkoholpräventionsprojektes HaLT - Hart am Limit in Leipzig an dessen Weiterentwicklung. Für 2015 ist der Ausbau des proaktiven Bausteines des Projektes mittels neuer öffentlichkeitswirksamer Maßnahmen und einer gezielten Vernetzung der lokalen Aktionspartner geplant. 3.1.2 Jugendgerichtshilfe Mitwirkung der Jugendhilfe im Verfahren nach dem Jugendgerichtsgesetz Das Sachgebiet Jugendgerichtshilfe betreut junge Menschen, die in der Altersspanne von 14 bis unter 21 Jahren Straftaten begangen haben. Die Betreuung umfasst das gesamte Jugendstrafverfahren, mit Beginn der Ermittlungen gegen Tatverdächtige bis zur Eingliederungshilfe nach der Entlassung aus dem Strafvollzug. Die Aufgaben umfassen die Bereitstellung von Beratungsangeboten, Interventionsmaßnahmen, Vermittlung, Diversionsverfahren, Erarbeitung von gutachtlichen Stellungnahmen, die Teilnahme an Hauptverhandlungen sowie die Vermittlung und Kontrolle von Weisungen und Auflagen. Im Rahmen ihrer Aufgabenerfüllung arbeitet die Jugendgerichtshilfe mit den verschiedensten Behörden, Institutionen, Trägern der öffentlichen und freien Jugendhilfe sowie mit Psychiatrien und Beratungsstellen des Gesundheitsamtes, insbesondere mit den Suchtberatungsstellen zusammen. Im Jahr 2014 lagen im Sachgebiet Jugendgerichtshilfe zum Stichtag 31.12.2014 4.782 jugendliche Täter an. Die aufgewandte Betreuungsintensität ist verschieden. Sie orientiert sich entsprechend des erzieherischen Ansatzes an den persönlichen Problemlagen und dem individuellen Beratungs- und Hilfebedarf, der ggf. die Straffälligkeit verursacht, mit dem Ziel, diese zukünftig zu vermeiden. Es wird statistisch nicht erhoben, wie viele der betreuten jungen Menschen alkohol- und drogengebrauchende, -konsumierende oder -probierende sind. Nach den subjektiven Wahrnehmungen der Sozialarbeiter/-innen in der Jugendgerichtshilfe ist etwa jeder Zweite mit Drogen in Kontakt gekommen bzw. konsumiert übermäßig oder regelmäßig Alkohol. Mit steigender Tendenz wird Crystal konsumiert. Bei diesen Konsumenten scheitern im wesentlichen alle erzieherischen Angebote und Maßnahmen auf Grund nicht herstellbarer Mitwirkung. Dies ist unmittelbare Folge der spezifischen gesundheitlichen Schadwirkungen dieser Droge. 2014 wurden während der Hauptverhandlung bei Gericht 365 Straftaten wegen des Verstoßes gegen das Betäubungsmittelgesetz bekannt. 59 Straftäter gaben bei Gericht an, die Straftat unter Alkohol begangen zu haben. 68 Straftäter standen unter dem Einfluss von Drogen. Regionale Schwerpunkte sind dabei nicht auszumachen. 13 3.1.3 Straßensozialarbeit 2014 wurden neben den bekannten Schwerpunkten in der Straßensozialarbeit der Stadt Leipzig verstärkt Bedarfe in den Planungsräumen Nord, Nordost/Innerer Osten und Ost/Südost (vgl. Fachplan Kinder- und Jugendhilfe 2012 – 2016) eruiert. Ziel war, das Angebot der drei Teams Nord, Ost und Südost bekannt zu machen und neue Zugänge zu jungen Menschen herzustellen. Im Ergebnis ist festzustellen, dass der öffentliche Raum sich in den letzten Jahren verändert hat. Dieser öffentliche Raum hat für jugendliche Gruppen nicht mehr den Reiz und die Attraktivität wie vor Jahren. Vielmehr finden Treffen, Konsum und Partys in privaten Räumen statt. Eher vereinzelt und stark saisonal werden öffentliche Plätze genutzt. Im Zentrum der Stadt und im Inneren Osten blieben die Verhältnisse fast unverändert. Sowohl um den Hauptbahnhof, in der City als auch in der Eisenbahnstraße und Umgebung sind junge Menschen anzutreffen. Drogenhandel und Drogenkonsum mit unterschiedlichen Folgeerscheinungen bestimmen bei einigen den Alltag. Auch in Zukunft bleibt es ein Ziel, diesen jungen Menschen Angebote zur Lebensund Problembewältigung zur Verfügung zu stellen. Besonders der Umgang mit Crystal-Konsumenten ist herausfordernd. Die Wirkungen dieser Substanz sind oftmals unberechenbar. Die Kontaktaufnahme und -pflege ist erschwert. Bisherige Routinen und Angebote müssen für die spezifische Bedarfslage passend entwickelt werden. Es braucht Erfahrungen, Qualifizierung und Personal, um spezifische Angebote entwickeln zu können, aufzuklären und intervenieren zu können. Auch weiterhin geht es um Unterstützung für Drogen gebrauchende und abhängige junge Menschen. Gemäß den drogenpolitischen Leitlinien der Stadt Leipzig wird vorrangig im Bereich Risiko- und Schadensminimierung (risc reduction und harm reduction) gearbeitet. Ziel ist es, Lebenslagen zu stabilisieren, Motivation und Zugang zur Inanspruchnahme höherschwelliger Einrichtungen aufzubauen und einen Einstieg in abstinenzorientierte Angebote zu ermöglichen. In den kommunalen Gremien wird sich für gegenseitige Akzeptanz und Balance zwischen Repression und Hilfesystem eingesetzt und verbindliche Kooperationen zu Einrichtungen der Jugend-, Sozial- und Suchtkrankenhilfe gepflegt. Team Südost Das Team Südost arbeitet mit jungen Menschen, deren Lebensmittelpunkt die Straße ist bzw. die im öffentlichen Raum auffällig werden. Ein Großteil der Zielgruppe ist „jugendhilfeerfahren“, weist komplexe Problemlagen auf und muss schon sehr zeitig Verantwortung für sich übernehmen. Das Team Südost arbeitet im Rahmen der aufsuchenden Arbeit im Innenstadtbereich und im Planungsraum Ost-Südost. Häufig weisen die Jugendlichen Problemlagen wie fehlende Schul- und Berufsabschlüsse, Schulden, Wohnungslosigkeit, Delinquenz und einen schlechten gesundheitlichen Zustand auf. Ein Großteil der Klientinnen und Klienten des Teams Südost praktiziert einen massiven bis missbräuchlichen Alkoholkonsum, wobei ein unreflektierter Konsum von Cannabis und sogenannten „legal highs“ festgestellt werden muss. Ein geringerer Teil der Klientel konsumiert politoxikoman diverse verfügbare Drogen (häufig Methamphetamin/Crystal oder Heroin). 14 Im Rahmen der aufsuchenden Arbeit im öffentlichen Raum werden unterschiedliche Jugendgruppen mit einem differenzierten Konsumverhalten angetroffen: • Jugendliche Peergroups mit experimentellem, bisweilen riskantem Konsum von Alkohol. Diese treffen sich meist an Wochenenden und in den Ferien in den frühen Abendstunden. Die meisten dieser Gruppenmitglieder sind im Alter von 14 bis 20 Jahre. • Jugendliche und junge Volljährige, deren Konsum fast ausschließlich als Lebensbewältigungsstrategie dient und die zahlreiche Symptome eines Alkoholmissbrauchs und/oder einer -abhängigkeit aufweisen. Bei einem Großteil dieser Klientel besteht ein ebenfalls unreflektierter Konsum von illegalen Substanzen, vor allem Cannabis. • Junge Volljährige mit regelmäßigem Konsum von Crystal und (weniger häufig) Heroin. Bei diesen Klientinnen und Klienten verschlechtert sich der Allgemeinzustand oft innerhalb weniger Tage. Zu den Begleiterscheinungen gehören nicht zuletzt ein vollkommen verschobener Tages-Nacht-Rhythmus, psychische Auffälligkeiten wie neurotische Schübe, Halluzinationen und eine gesteigerte Aggressivität. Daneben kommt es oft zu einer gestörten Selbst- und Fremdwahrnehmung und zur Selbstüberschätzung. Die Konsumformen reichen von nasalem bis intravenösem Gebrauch. In Folge intravenöser Gebrauchsmuster treten häufig Folgeerkrankungen auf. Das Konsumverhalten in Bezug auf Crystal hat sich im Vergleich zu 2013 nicht nennenswert geändert. Das Probierverhalten ist mitunter schon im Jugendalter zu erkennen, oft über Tage und Wochen. Typische Abhängigkeitsmuster sind in dieser Phase nicht zu erkennen. Durch die lang andauernde Wirkung von Methamphetamin (bis drei Tage) und dem damit verbundenen Anschein drogenfreier Phasen kommt es anfangs nicht zu einer Auseinandersetzung mit dem eigenen Konsum und möglichen Folgen. Der Konsum bzw. Missbrauch legaler und illegaler Substanzen wird häufig thematisiert. Das ausliegende Aufklärungs- und Informationsmaterial zu Substanzen und deren Wirkungsweisen wird von der Klientel gut angenommen. Drogenkonsum im öffentlichen Raum bleibt eher ein typisch männliches Verhalten. Team Ost Zielgruppenorientierte Arbeit mit Drogen gebrauchenden jungen Menschen war auch 2014 ein wesentlicher Schwerpunkt in der Arbeit des Teams Ost. Hierbei besteht die Zielgruppe aus Personen, in deren Biographie illegale Drogen einen besonderen Stellenwert eingenommen haben. Bei den Betroffenen ist oftmals eine Bündelung defizitärer Lebensumstände festzustellen, wodurch ein Hilfebedarf indiziert ist. Die Klientel, die durch Streetwork sowie durch die vorgehaltenen Öffnungszeiten der Kontaktund Beratungsstelle und der Busstandzeiten erreicht wird, ist im Alter von 18 bis 26 Jahren, wovon ca. 70 % männlich sind und ca. 10 % einen Migrationshintergrund aufweisen. Das „Aktionsprogramm zur Verbesserung des Hilfesystems und der Erhöhung der Sicherheit im Leipziger Osten“ hat die Zielsetzung, eine ausgewogene Balance zwischen unterstützenden und repressiven Aktionen herzustellen und damit Lösungen sowohl für Anwohner/-innen als auch für Drogenkonsument(inn)en zu finden. Innerhalb der Beratungen des Aktionsbündnisses „Sicherheit im Leipziger Osten“ wurde weiter intensiv am Aufzeigen und Lösen von Problemlagen im Bereich der Eisenbahnstraße mitgewirkt. 15 Obwohl es sich um ein öffentliches Forum handelt, beteiligen sich die Anwohner/-innen der betroffenen Ortsteile wenig direkt, dafür nehmen Vertreter/-innen der Bürgervereine regelmäßig teil. Bei Mitteilungen von den Bürger/-innen oder auch von Wohnungsbaugesellschaften in Bezug auf Drogenkonsum, Verschmutzung o. a. Problemen durch augenscheinlich obdachlose Menschen sucht das Team diese Gebiete verstärkt auf. Aufgrund von Beschwerden aus der Sporthalle Konradstraße wurde der Streetmobilstandort des Teams Ost und der Mobilen Alternative (Zentrum für Drogenhilfe) hinter die Sporthalle verlegt. Das hat negative Auswirkungen auf die Außenwahrnehmung dieses Angebotes. Es soll wieder ein Standort in den Anlagen des Rabet gefunden werden. Das trägt zu mehr Transparenz gegenüber der Bevölkerung bei. Um der Situation öffentlichen Drogenhandels und -konsums wirkungsvoll zu begegnen, wurde die Präsenz von Polizei und Ordnungsamt im Jahr 2014 deutlich erhöht, was sich nicht zuletzt in der Etablierung eines Polizeipostens in der Eisenbahnstraße widerspiegelt. Diese verstärkte Präsenz wird laut Aussage der Bürgervereine positiv aufgenommen. Die Parkanlagen am Bernhardiplatz und an der Koehlerstraße haben sich als Treffpunkte verstetigt. In den Vormittagsstunden werden hier zwischen 10 und 20 Personen angetroffen. Diese verhalten sich zumeist unauffällig, die „Szene“ ist von älteren Alkoholiker/-innen durchsetzt. Fast alle Klientinnen und Klienten trinken parallel zum Konsum von illegalen Drogen in exzessivem Maß Alkohol. Ab Mittag sind nur noch vereinzelte Personen im Park anzutreffen. Das öffentliche Urinieren und die Verschmutzung der Grünflächen sowie die potentielle Möglichkeit des Entsorgens benutzter Spritzen in den Büschen sorgt immer wieder für Verärgerung. In unmittelbarer Nähe befindliche Büsche werden als 'Konsumorte' genutzt, insbesondere in der Nähe einer Kindertagesstätte sowie in einem umfriedeten Areal am Bernhardiplatz. Durch einen radikalen Rückschnitt der Grünanlagen 2014 und das Entfernen eines alten Bauwagens durch das Grünflächenamt konnte kurzzeitig ein Rückgang der Spritzenfunde für dieses Gebiet verzeichnet werden. Der anhaltende Verschluss und die Sanierung baufälliger Häuser im Stadtteil führt jedoch, trotz lokaler Verbesserungen, weiterhin zu Spritzenfunden im öffentlichen Raum. Ein erheblicher Anteil von Drogenkonsument(inn)en ist ohne festen Wohnsitz und lehnt Notschlafstellen aus unterschiedlichsten Gründen ab. Die Wohnraumsuche gestaltet sich wegen der Wohnungsmarktsituation immer schwieriger. Trotz engem Kooperieren mit den Mitarbeiter/-innen der Abteilung Soziale Wohnhilfen des Sozialamtes zur Vermittlung in eigenen Wohnraum konnte in der Regel keine kurzfristige Abhilfe geschaffen werden. Insbesondere das Klientel mit exzessivem Crystal-Meth-Konsum bringt kaum Energie für die unabdingbare Mitwirkung auf. Die Inanspruchnahme niedrigschwelliger Angebote in der Beratungs- und Kontaktstelle oder bei den Streetworkern ist an dieser Stelle sehr wichtig. Im Rahmen der langjährigen Kooperation mit der JVA mit Krankenhaus Leipzig fanden zahlreiche Beratungs- und Kontaktgespräche statt. Meist sind es lebenspraktische Anliegen, zu denen beraten und unterstützt wird. Team Nord Das Team Nord arbeitet sozialraumorientiert im Planungsraum Nord, vorrangig in den Gebieten Gohlis, Gohlis-Nord, Eutritzsch, Möckern und Wahren. Grundsätzlich sind im Norden Leipzigs wenige Treffpunkte junger Menschen festzustellen. Der Konsum von Rauschmitteln im öffentlichen Raum wird kaum wahrgenommen. 16 Im Zusammenhang mit dem Konsum von illegalen Substanzen nimmt das Team Nord wahr, dass Crystal Meth häufig eine große Rolle spielt. Zugänge zu dieser Droge sind einfach. Gehandelt und konsumiert wird v. a. im Privatraum. Die Klient/-innen, die regelmäßig Crystal konsumieren, haben häufig Folgeerscheinungen wie Hautirritationen, Gewichtsverlust, Wahrnehmungsstörungen, Realitätsverlust, mangelndes Unrechtsbewusstsein bis hin zu psychischen Auffälligkeiten. Besonders im Rahmen der Einzelfallhilfe wurde erkennbar, wie sich die jeweiligen Lebenslagen durch Wohnungsverluste, fehlende Inanspruchnahme sozialstaatlicher Leistungen, mangelnde ärztliche Versorgung und die oft damit verbundenen Ausgrenzungen bei diesen jungen Menschen als problematisch darstellen. Auch aus diesen Gründen lag der Schwerpunkt der sozialpädagogischen Arbeit im Team Nord 2014 darin, mit jungen Crystalkonsumenten im Rahmen von Einzelfallhilfe auftrags-, bedarfsorientiert und flexibel zu arbeiten. Grundversorgung und andere niedrigschwellige Hilfen wurden nur punktuell angenommen. Ursächlich dafür sind u. a. die instabilen Lebenssituationen und die damit einhergehenden Folgeerscheinungen. Nikotin wird von fast allen erreichten Jugendlichen/jungen Volljährigen abhängig konsumiert, häufig schon seit dem Kindesalter. Eine kritische Auseinandersetzung erfolgt nicht. An den wenigen kontinuierlichen Treffpunkten im Planungsraum wird in der wärmeren Jahreszeit häufig missbräuchlich Alkohol konsumiert. Dort vermischen sich Szenen und machen auch für jüngere Menschen den Zugang zu Alkohol möglich. Teilweise bringen Erwachsene ihre Kinder an diese Treffpunkte mit. 2014 wurde an einigen dieser Treffpunkte eine wöchentliche Standzeit eingerichtet. 2014 wurden eine Schwangere und eine junge Mutter aufgrund von Konsum von Suchtmitteln intensiv und erfolgreich sozialpädagogisch begleitet. Beide Hilfemaßnahmen wurden erfolgreich abgeschlossen. In Kooperation mit dem Gesundheitsamt Leipzig arbeitet das Team Nord zielgruppenorientiert mit sich prostituierenden Frauen, die vorrangig in der illegalen Straßenprostitution tätig sind. Die Mehrzahl dieser Klientinnen hat einen polytoxikomanen Substanzgebrauch, bei dem Amphetamine/Methamphetamin, vorrangig Crystal, Benzodiazepine und Substitutionsmedikamente, selten aber Heroin konsumiert werden. Beim Konsum werden kaum Safer-Use Regeln beachtet. Die Klientinnen nutzen häufig Rauschmittel zur Selbstmedikation, um Traumatisierungen und die aktuelle, i. d. R. prekäre Lebenslage zu bewältigen. Durch den überwiegenden Konsum von Crystal sind neben einer rapiden Verschlechterung des körperlichen und geistigen Gesundheitszustandes gehäuft Aggressionen und gewalttätiges Verhalten zu beobachten. Die erhöhte Libido (Nebenwirkung von Crystal) birgt das Risiko von ungeschütztem Geschlechtsverkehr und damit einer vermehrten Übertragung sexuell übertragbarer Krankheiten. Die massive Verdrängung dieser Zielgruppe aus dem öffentlichen Raum (Polizeiverordnung) und die psychischen Gesundheitszustände der Klientinnen erschweren den Zugang. Im Jahr 2014 nahmen entsprechend wenige dieser Adressatinnen das Angebot außerhalb der Grundversorgung und Kondomvergabe wahr. Mitte des Jahres löste das Team Nord den regelmäßigen wöchentlichen Streetmobileinsatz am Nordplatz auf. Die Erreichbarkeit der Mitarbeiter/-innen wurde weiterhin über Streetwork vor Ort und die Kontakt- und Beratungsstelle in der Humboldtstraße abgesichert. 17 Nightlife Streetwork Das Projekt „Nightlife-Streetwork“ in Kooperation mit dem Verein Mobile Jugendarbeit Leipzig e. V. ist eine monatliche „Vor-Ort-Prävention“ im Partykontext. Ziel ist es, durch Verteilen von „One-NightStand“-Packs und Kurzberatungen junge Menschen zu Risiken im Partykontext aufzuklären. Die jungen Menschen werden sensibilisiert und ein Problembewusstsein entwickelt mit dem Ziel, in diesem speziellen (Party-)Setting für sich und andere Verantwortung zu übernehmen. Die sich ergebenen Gespräche und Fragen zu den Themen Alkohol, Drogen und sexuell übertragbaren Krankheiten lassen auf den guten Zugang zur Zielgruppe schließen. An den aufgesuchten Treffpunkten, Diskotheken und öffentlichen Plätzen musste teilweise exzessiver Alkohol- und Drogengebrauch festgestellt werden. Das Projekt wird 2015 fortgeführt. 3.1.4 Allgemeiner Sozialdienst (ASD) Die Problemlagen der Familien und alleinstehenden Personen, die durch den ASD in psychosozialen Fragen beraten, unterstützt und vermittelt werden, sind vielschichtig und nehmen an Komplexität weiter zu. In der sozialpädagogischen Arbeit mit Familien mit Kindern stehen die Wahrnehmung der elterlichen Sorge und die Sicherung des Kindeswohls im Vordergrund. Suchtmittelmissbrauch sowohl bei den Eltern als auch den Kindern und Jugendlichen sind zunehmend ein zentrales Thema im Hilfeprozess. Die nachstehenden Zahlen beziehen sich auf alle Hilfen, welche im Jahr 2014 durch den ASD bearbeitet wurden (im Jahr abgeschlossene und über das Jahresende laufende Hilfen). Zu beachten ist, dass es eine Schnittmenge in den Fällen gibt, in denen die Familie zuerst im Eingangsmanagement ohne Hilfe zur Erziehung betreut wurde und anschließend eine Hilfe zur Erziehung gewährt wurde. Diese Familien wurden doppelt gezählt. Tabelle 2: Risikogruppen im ASD Risikogruppen Betreute Familien im Rahmen Betreute Familien im Rahmen erzieherischer Hilfen (Fallma- „andere Hilfen“ (weitestge- nagement) hend Eingangsmanagement) „Illegale Drogen“ 498 (2013: 370) 513 (2013: 364) „andere Süchte“ 182 (2013: 165) 161 (2013: 170) Quelle: Amt für Jugend, Familie und Bildung 2015 Es ist weiter ein Anstieg an Fällen zu verzeichnen, in denen eine Drogenproblematik das Handeln des ASD wesentlich bestimmt (um fast 35 % im Rahmen HzE und um 41 % bei der Betreuung im Eingangsmanagement). Dabei bleibt das Hauptproblem der Konsum von Crystal. Einen anderer Aufgabenschwerpunkt stellen Drogen konsumierende und/oder sich in der Substitution befindende Schwangere und junge Mütter dar. Auch für diese Gruppe ist eine nochmalige deutliche Zunahme der Fallzahlen zu verzeichnen. Ziel des ASD in der Arbeit mit drogenkonsumierenden bzw. substituierenden Schwangeren ist es, die Kooperationsbereitschaft der Mütter und Väter herzustellen und diese partizipatorisch zu beteiligen, um gemeinsam positive Bedingungen für die Entwicklung der Kinder zu gestalten und Voraussetzungen zu schaffen, das Wohl dieser Kinder zu sichern. 18 Bei der Planung, Organisation und Kontrolle notwendiger Hilfen zur Unterstützung suchtbelasteter Familien ist festzustellen, dass betroffene Eltern die erforderlichen Mindestkompetenzen zur Versorgung, Pflege und zum Schutz ihres Kindes oft nicht sicherstellen können. In der Arbeit mit Drogen konsumierenden Müttern/Vätern/Eltern ist daher von längerfristigen Hilfeverläufen auszugehen. Zentrales Element der Hilfegestaltung ist die Zusammenarbeit mit professionellen Netzwerk- und Kooperationspartnern (u. a. Frauenärzte, substituierende Ärzte, Kliniken, Suchtberatungs- und Behandlungsstellen). Eine strukturell und inhaltlich vernetzte Zusammenarbeit professioneller Netzwerkpartner ist eine notwendige Voraussetzung für die Minimierung von Risikofaktoren für die Kinder. Das Netzwerk pregnant steht in diesem Prozess unterstützend zur Verfügung. Die effektivste Form der Prävention, Unterstützung und Kontrolle ist die Netzwerkarbeit auf der Grundlage eines sich am Einzelfall orientierenden Schutzkonzeptes, welches in Verantwortung der fallzuständigen Sozialarbeiter/-innen geplant, organisiert, umgesetzt und kontrolliert werden muss. Der ASD verfügt seit dem Jahr 2012 über eine definierte Handlungsgrundlage, die den steigenden Anforderungen im Kinderschutz im Zusammenhang mit illegalen Drogen gerecht wird. Die Vernetzung zwischen Jugendhilfe und Suchthilfe ist dabei ein wesentlicher Schwerpunkt, die im Einzelfallkontext und in der Mitwirkung im AK pregnant durch die Mitarbeiter/-innen des ASD intensiv genutzt wird. 3.2 Suchtprävention der Sächsischen Bildungsagentur, Regionalstelle Leipzig In Sachsen sind an allen Schulen Beratungslehrer/-innen bestellt, die neben der Beratung von Schüler/-innen, Lehrkräften und Eltern für die Initiierung und Anleitung der suchtpräventiven Konzepte zuständig sind. Obwohl der gesamte Komplex der schulischen Prävention in den vergangenen Jahren um eine Vielzahl an neuen und aktuellen Themen erweitert worden ist, bleibt die Suchtprävention eine tragende Säule der präventiven Arbeit an den Schulen. Die Koordination der verschiedenen Angebote obliegt den Koordinator/-innen der Sächsischen Bildungsagentur, Regionalstelle Leipzig (SBAL) sowie den jeweiligen Schulreferenten in den schulfachlichen Referaten. Die Aktivitäten der Koordinatorinnen für Suchtprävention an der SBAL umfassen folgende Arbeitsschwerpunkte: • Koordination von suchtpräventiven Aufgaben • Kooperation mit der Abteilung Unterstützungssysteme/Schulpsychologen • Unterstützung der Beratungslehrer/-innen bei ihrer Tätigkeit in den Schulen, z. B. bei der Erstellung der schulischen Suchtpräventionspläne als Bestandteil des Schulprogramms • Beratung von Lehrer/-innen, Eltern, Schüler/-innen zu suchtpräventiven Fragen und bei der Auswahl von Lehr-, Lern- und Informationsmaterial • • 19 Zusammenarbeit mit Elterngremien und regionalen Anbietern aus dem Suchtbereich Vernetzung der Arbeit mit der Fachstelle für Suchtprävention • Personelle und qualitative Absicherung des Unterrichtsprojektes „Erwachsen werden“; inhaltliche Ausgestaltung des Wettbewerbs und Zertifizierungsprozesses sowie Mitarbeit im Auswahlverfahren bei der Vergabe des Qualitätssiegels • Kooperation mit präventiven Grundschulprojekten wie „Schule 2000“ und „Eigenständig werden“ Ergänzend wird das Beratungsangebot durch Schulsozialarbeiter/-innen bzw. Schulsozialpädagogen in vielen Einrichtungen, insbesondere in Oberschulen und Gymnasien, erweitert. Der Lehrerarbeitskreis Suchtprävention für Oberschulen und Gymnasien macht aktuelle Beratungs-, Veranstaltungs- und Projektangebote an den Schulen bekannt und unterstützt Schulen bei ihrer suchtpräventiven Arbeit. Vertreter/-innen der SBAL sind Mitglied im Drogenbeirat und dem Drogenrapport, der Arbeitskreisleitung Suchtprävention der Stadt Leipzig und damit eng vernetzt mit der Polizeidirektion Leipzig, Zentrale Dienste sowie dem Arbeitskreis Schulsozialarbeit. 3.3 3.3.1 Angebote freier Träger Diakonie Leipzig - Projekt Drahtseil Im Jahr 2014 wurden 67 suchtpräventive Projekte (3 Stunden bis ganztägig) für insgesamt 1.321 Schülerinnen und Schüler angeboten. Zum Thema Umgang mit Medien fanden 36 Projekte statt (darunter 14 Wochenprojekte). Aufgrund von Anfragen der Lehrer wurden im Jahr 2014 die Suchtprojekte individueller an die Themen der einzelnen Klassen angepasst. Somit war eine zeitintensive Vorbereitung notwendig. In den Projekten wurde verstärkt Wissen über die Wirkung und die Folgen von Crystalkonsum vermittelt. Generell ist festzustellen, dass die eigenen Konsumerfahrungen das Wissen über Sucht und Drogen von Klasse zu Klasse sehr unterschiedlich sind. Energy-Drinks, E-Zigaretten und die Droge Krokodil sind Themen, welche von den Schülerinnen und Schülern 2014 neu eingebracht wurden. Die meisten Projekte wurden in Gymnasien (29), gefolgt von Oberschulen (18) durchgeführt. Veranstaltungen in Grund- (8), Förder- (7) und Berufsschulen (5) benötigten eine besonders intensive, zielgruppenorientierte Vorbereitung in Kooperation mit den Lehrerinnen und Lehrern. 20 Tabelle 3: Anzahl der Projektbausteine Drahtseil Projektthemen Anzahl der Projekte Sucht & Drogen allgemein ab Sek. 1 43 Sucht und Drogen allgemein (Grundschule) 8 Tom & Lisa (Planspiel Alkoholprävention) 4 „Die Fluppe ist mit schnuppe“ (Nikotin) 1 Illegale Drogen 1 Essstörungen 9 Gesunde Ernährung 1 Quelle: Diakonie Leipzig Zum Thema Essstörungen wurde ein komplett neues Konzept für Klassenstufen 6, 7 und 8 entwickelt. Esskulturen (z. B. Veganismus und Rohkostler) sowie die Unzufriedenheit mit dem eigenen Aussehen waren die wichtigsten Themen der Jugendlichen. In dem Projekt wird die Auseinandersetzung mit dem eigenen Essverhalten angeregt, Informationen zu Magersucht, Bulimie und Binge-Eating werden vermittelt und die verschiedenen Dimensionen von Schönheit diskutiert. Zum Abschluss der Projekte gestalten die Schüler einen Podcast (Hörbeitrag), eine Collage oder einen Film zum Thema und präsentieren ihre Ergebnisse in der Schule. Damit besteht die Möglichkeit, dass das Thema schulweit Beachtung findet. 3.3.2 Deutscher Kinderschutzbund Ortsverband Leipzig e.V. Schülermultiplikatorenprojekt „FREE YOUR MIND“ Junge Heranwachsende langfristig für die Suchtprävention und Gesundheitsförderung zu gewinnen, indem sie anhand des Lebenskompetenzansatzes (WHO, 1994) zu sogenannten Schülermultiplikator/-innen ausgebildet und anschließend bei der Umsetzung ihrer Ideen für ihre Mitschüler/-innen (peer to peer) begleitet werden, unterstreicht die Besonderheit des Projektes in der Stadt Leipzig. Dabei stehen Partizipation, Freiwilligkeit und Selbstbestimmung der Jugendlichen im Mittelpunkt. Die Max-Klinger-Schule konnte als neuer Kooperationspartner gewonnen werden. Damit wurde FREE YOUR MIND im Jahr 2014 in Leipzig an elf Schulen (vier Gymnasien, sechs Oberschulen sowie eine Schule zur Lernförderung) umgesetzt. Es engagierten sich rund 85 Jugendliche als FREE YOUR MIND-Schülermultiplikator/-innen, indem sie für ihre Mitschüler/-innen Veranstaltungen planten und durchführten. 21 Unterstützung erhielten sie von insgesamt 16 FREE YOUR MIND-Schulkoordinator/-innen (Lehrer/-innen bzw. Schulsozialarbeiter/-innen) sowie 14 Trainer/-innen (Studentinnen und Studenten der Fachbereiche Sozialpädagogik/Lehramt/Erziehungswissenschaften bzw. Erzieher/-innen in Ausbildung), ohne deren ehrenamtliches Engagement die Umsetzung des Projektes im Jahr 2014 nicht möglich gewesen wäre. Die rund 60 realisierten Projekte der Schülermultiplikator/-innen zeichneten sich durch eine breite Themenvielfalt aus: Beispielhaft sind hier das Planspiel zur Alkoholprävention „Party mit Ohne“ zu nennen oder auch „Der Joint ist heiß“ zum Thema „Sucht und Drogen“ allgemein. Im Bereich der stoffungebundenen Süchte kam vor allem das Programm „bauchgefühl“ zur Prävention von Essstörungen zum Einsatz, während dem zunehmenden Bedarf an medienkompetenzfördernden Angeboten mit der Spieleaktion „Real Profil“ begegnet wurde. Das Programm wurde von der Schülermultiplikatorengruppe der Gustav-Hertz-Schule im Rahmen des Programms „Hoch vom Sofa!“ (Deutsche Kinder- und Jugendstiftung) entwickelt und thematisiert vor allem den Umgang mit persönlichen Daten in sozialen Netzwerken. Am häufigsten wurden Angebote unterbreitet, die weniger auf substanzspezifische Informationsvermittlung als vielmehr auf die Förderung der allgemeinen Lebenskompetenzen abzielten. Gemeint sind Team- und Kennenlernnachmittage bzw. -nächte für die Klassenstufe 5, Bastel- und Mitmachangebote als besondere Pausenaktionen sowie das in Zusammenarbeit mit der Fachstelle für Suchtprävention im Direktionsbezirk Leipzig entwickelte Stationsspiel „Lebenskünstler“. In diesem Jahr neu hinzugekommen ist das von der Schule am Adler konzipierte Spiel „Mensch mobb mich nicht“ zum Thema „(Cyber-) Mobbing“, welches zukünftig auch an anderen Schulen eingesetzt werden soll. Darüber hinaus beteiligten sich die Schülermultiplikator/-innen an Schulveranstaltungen (z. B. Tage der offenen Tür) oder schulübergreifenden FREE YOUR MIND-Aktionen. Mit ihrer Unterstützung konnte an den Kooperationsschulen im September die Pausenaktion „Check the Snack“ durchgeführt werden. Ziel dieser vom „Verbundnetz der Wärme“ (VNG-Stiftung) geförderten Aktion war es, Schüler/-innen für eine abwechslungsreiche und ausgewogene Ernährung zu begeistern und gleichzeitig für das Thema „Essstörungen“ zu sensibilisieren. In diesem Kontext entstand auch das Plakat „Niemand ist perfekt, aber jeder ist schön“, welches Jugendliche zeigt, die sich gegen überzogene Schönheitsideale einsetzen. Das Plakat wurde an alle interessierten Leipziger Schulen gesandt. 22 Fachstelle für Suchtpävention Die Fachstelle für Suchtprävention ist im Direktionsbezirk Leipzig (Stadt Leipzig, Landkreis Nordsachsen, Landkreis Leipzig) aktiv und engagiert sich auch sachsenweit für die Suchtprävention. Die Mitarbeit im sachsenweiten Gremium „Landesfachausschuss zur Suchtprävention“ und verschiedenen regionalen Arbeitskreisen sowie die aktive Mitwirkung in mehreren Präventionsprogrammen ermöglichen es, weitere Perspektiven der präventiven Arbeit einzunehmen. Nachfolgend aufgeführte Leistungen der Fachstelle wurden für die Stadt Leipzig erbracht. Es wurden 21 Beratungsgespräche zur Entwicklung von maßgeschneiderten Konzepten für Pädagoginnen und Pädagogen durchgeführt, für deren Zielgruppe herkömmliche Programme nicht greifen. Fachkräfte aus den Arbeitsbereichen Förderschulen, Oberschulen, Berufsorientierungs-/ Aktivierungsmaßnahmen, offene Treffs und Kindertageseinrichtungen ließen sich zu suchtpräventiven Maßnahmen beraten. Die Fachstelle setzt auf Kontinuität und Nachhaltigkeit früher Präventionsmaßnahmen. Die Förderung, Verbreitung und Umsetzung von Programmen zur Sucht- und Gewaltprävention wie „FREUNDE“ und „Kinder lösen Konflikte selbst“ im Elementar- und Primarbereich sowie „Klasse2000“ im Primärbereich sind Schwerpunkte der Fachstellenarbeit. Im Berichtsjahr wurde die zweijährige Begleitung des FREUNDE-Programms von sieben Einrichtungen (Kitas und Horte) mit einer Auszeichnungsveranstaltung abgeschlossen. Projektvorstellungen zum FREUNDE-Programm an verschiedenen Einrichtungen lassen auf neue Fortbildungsmodule in 2015 hoffen. Als eine Präventionsmaßnahme für den Sekundarbereich I bietet die Fachstelle das in Kooperation mit dem Schülermultiplikatorenprojekt FREE YOUR MIND entwickelte Stationenspiel LEBENSKÜNSTLER an, welches im Berichtsjahr überarbeitet und aktualisiert wurde. Damit weitere Schulen das Material nutzen können, wurde in Leipzig ein Workshop zur Spieleinführung angeboten. Auf Anfrage wurden auch individuelle Beratungen zum Einsatz des Spieles durchgeführt. Unter dem Titel „Lieber vorbeugen als nach hinten fallen“ wurde für eine Projektgruppe des Fachbereichs Sozialwesen der HTWK ein Seminar zu Strategien und Methoden der Suchtprävention gestaltet. Die Fachstelle begleitete neben anderen Beteiligten die Filmproduktion der picturesound studios „anders als bei anderen – Kinder aus suchtbelasteten Familien“. Mit dem vom Sächsischen Staatsministerium für Soziales und Verbraucherschutz geförderten Film steht den Fachstellen für Suchtprävention Sachsens ein wertvolles Material für die Seminarreihe „Alles total geheim“ zur Verfügung. Darüber wird der Film von Fachkräften und Interessierten angefragt, welcher als DVD auch über die Fachstelle angefordert werden kann (www.youtube.com; Suchbegriff: anders als bei anderen). Zum o. g. Thema wurde in Leipzig ein Tagesseminar „Alles total geheim“ für Erzieher/-innen von Kindertageseinrichtungen durchgeführt. 23 Im Rahmen des 2. Landespräventionstages „Prävention macht Schule – Schule macht Prävention“ wurden Teilnehmer/-innen im Referat „Der Köder muss dem Fisch schmecken, nicht dem Angler“ Strategien der Suchtprävention für die Praxis vermittelt. Zudem unterbreiteten die Fachstellen für Suchtprävention Sachsens an einem Informationsstand Interessierten ihre Angebote. Im Bereich betriebliche Suchtprävention wurden zwei Tagesveranstaltungen mit Auszubildenden und ein Führungskräfteseminar in Großunternehmen Leipzigs sowie ein Referat im Rahmen des Sächsischen Fachtags für Ausbilder/-innen der IHK Leipzig durchgeführt. Der Verleih von suchtpräventiven Medien und Materialien und die Beratung zum Einsatz sind ein ständiges Angebot der Fachstelle, auf das pädagogische Fachkräfte zurückgreifen. Auf der Internetseite der Fachstellen für Suchtprävention www.suchtpraevention-sachsen.de können sowohl ausleihbare Materialien als auch aktuelle Angebote der Fachstelle eingesehen werden. Im Dezember 2014 ist die Fachstelle in ein neues Büro gezogen. Die Projekte des DKSB Leipzig e. V. sind nun in der Johannisallee 20 unter einem Dach vereint. Kinder- und Jugendtelefon (KJT) Das Kinder- und Jugendtelefon ist ein bundesweites Angebot (www.nummergegenkummer.de) für Kinder und Jugendliche zwischen 8 und 27 Jahren. Es arbeitet niederschwellig, themenoffen und anonym. Die Berater/-innen sind montags bis samstags von 14:00 - 20:00 Uhr unter der kostenfreien Nummer 0800 111 0 333 oder unter der europaweiten, ebenfalls kostenfreien Nummer 116 111 erreichbar. Europaweit wurden in Zusammenarbeit mit Child Helpline International (CHI) telefonische Beratungsangebote für Kinder und Jugendliche unter einer einheitlichen Nummer entwickelt und vernetzt. Um diesem europaweiten Gedanken Rechnung zu tragen, wurde das Logo durch Nummer gegen Kummer e. V. so aktualisiert, dass die 116 111 jetzt zentral hervorgehoben wird. Die 0800 111 0 333 bleibt aber auch weiterhin bestehen. Im Jahr 2014 wurden an 307 Tagen (je sechs Stunden Beratungszeit) insgesamt 11.552 Anrufe von 38 erwachsenen und 11 jugendlichen Berater/-innen angenommen, die diese Aufgabe ehrenamtlich ausüben. Das entspricht in etwa 38 Kinder und Jugendliche pro Beratungstag. Die Anzahl besonders intensiver Beratungsgespräche beläuft sich auf 3.122. Im Vergleich zum Vorjahr ist die Anzahl der angenommenen Gespräche um 2,3 % gestiegen. Dies spricht für eine Stabilisierung der Anruferzahlen. Gleichwohl ist das veränderte Nutzungsverhalten der Kinder und Jugendlichen deutlich ablesbar, denn die Nachfrage nach em@il-Beratung bleibt auch 2014 hoch. Bundesweit wurden über 13.000 Mails beantwortet. Dabei waren die Themenschwerpunkte psychosoziale Themen/Gesundheit, Probleme in der Familie und Sucht/selbstgefährdendes Verhalten. Der Einzelthemenvergleich zeigt, dass schwerwiegende Probleme wie selbstverletzendes Verhalten oder Suizidgedanken zunehmen und auch die 2013 neu eingeführte Kategorie „psychische Probleme“ direkt unter den Top 10 der Einzelthemen zu finden ist. 24 Da diese Tendenz bundesweit schon ersichtlich war, hat der Deutsche Kinderschutzbund e. V. seit Januar 2014 in Kooperation mit Nummer gegen Kummer e. V. die em@il-Beratung auch in Leipzig angeboten. Dieses Projekt ist ausschließlich spendenfinanziert. Das Themenspektrum, mit denen sich Kinder und Jugendliche an das KJT wenden, ist sehr vielfältig. Während in den letzten Jahren die Themen „Partnerschaft und Liebe“ sowie „Sexualität“ am häufigsten vertreten waren, wurde das KJT in 2014 erstmalig für das Themengebiet „psychosoziale Probleme/Gesundheit“ mit 23,16 % am meisten genutzt. Zu dieser Kategorie zählen die Indikatoren: Körper/Aussehen, Krankheit/Behinderung, Trauer/Verlust/Tod, Einsamkeit, Freizeitgestaltung/Hobby, Furcht/Angst, Selbstvertrauen, Identität/Sinn des Lebens, psychische Probleme. Am auffälligsten ist der Zuwachs der Anruferzahlen in den Bereichen Einsamkeit, Furcht/Angst und psychische Probleme. Der Bereich Sucht und selbstverletzendes Verhalten ist mit 8 % auf ähnlich starkem Niveau geblieben wie im Vorjahr. Dabei spielten vor allem die Anrufe zum selbstverletzenden Verhalten in Kombination mit sexuellem Missbrauch eine Rolle. Diese sind in 2014 innerhalb dieser Kategorie um 9 % gestiegen. Hier spiegelt sich die Kooperation der Kinder- und Jugendtelefone mit der BzgA im Rahmen des Präventionsprojekts „Trau dich!“ wider. Die Anrufe zum Drogengebrauch sind auf dem gleich hohen Niveau wie im Jahr 2013. Bei Anrufen zum Themenbereich Sucht wurden Probleme mit dem Rauchen, Alkohol, Essstörungen, übermäßiges Onlinespielen o. a. unkontrollierter Mediengebrauch angesprochen. Der prozentuale Anteil von Anrufen zum Thema Sucht liegt seit Jahren unverändert bei ca. 8 %. Zu den Hauptnutzern des Kinder- und Jugendtelefons zählen seit mehreren Jahren die 12- bis 14-Jährigen sowie die 15- bis 17-Jährigen. Der Anteil beider Altersgruppen lag im Jahr 2014 bei 75,5 %. Gleichzeitig nutzten in 2014 eher die älteren Jugendlichen das Angebot, denn ihr Anteil ist um 4 % gestiegen. Tabelle 4: Gründe für Anrufe beim Kinder- und Jugendtelefon Gründe für Anrufe 2013 2014 Problemklärung 1.768 1.939 emotionale Entlastung/Aussprachebedürfnis 95 877 Vermittlung von Sachinformationen 318 306 Quelle: Nummer gegen Kummer e. V. 2014 In 706 Fällen war aufgrund besonderer Lebensumstände und Lebenslagen eine Weitervermittlung an andere Stellen (z. B. Jugendamt, Schule, medizinische Beratung, Schwangerschaftsberatung, Suchtberatung usw.) notwendig. Im Jahr 2013 war das in 571 Fällen notwendig. 3.3.3 Drug Scouts Information und Beratung Das Beratungsangebot im „Drug Store“, welches an vier Nachmittagen pro Woche wahrgenommen werden kann, wurde 2014 von 107 Menschen (2013: 118) nachgefragt (46 % Konsumierende, außerdem v. a. Angehörige, Schüler/-innen und Studierende sowie (Sozial)pädagog/-innen). 25 Etwas mehr als die Hälfte der Ratsuchenden nutzte die Möglichkeit, ein Gespräch zu führen, ohne vorher einen Termin vereinbart zu haben. Über das Telefon wandten sich 589 (2013: 473) Personen an das Projekt, um Informationen, Beratung oder Unterstützung zu erhalten (48 % User, gefolgt von (Sozial)Pädagog/-innen und Angehörigen). Von den Nutzer/-innen waren 48 % (Drug Store) und 56 % (Telefon) unter 27 Jahre alt. Bei allen Beratungsangeboten (Telefon, Infoladen, Web) dominierten Fragen zu Cannabis, Speed, MDMA, Crystal, Alkohol und Mischkonsum mit Medikamenten. Auch 2014 waren die Themenschwerpunkte Nachweismöglichkeiten und -zeiten von Konsum, Konsequenzen von Drogenkonsum bei Teilnahme am Straßenverkehr, gesundheitliche Aspekte wie körperliche und psychische Langzeitschäden (z. B. Wirkmechanismen, Mischkonsum, Persönlichkeitsveränderungen, Ängste, Verarbeitung schlechter Drogenerlebnisse, Unzufriedenheit mit der eigenen Situation oder Beziehungsstress), Wechselwirkungen (mit Medikamenten) sowie Unterstützungsbedarf bei einer Konsumreduktion oder Abstinenz. Bei Konsumentinnen und Konsumenten, die weder abstinenzwillig noch -fähig waren, ging es vor allem um die Vermittlung von Risikokompetenz (bspw. Thematisierung individueller Warnmerkmale für problematischen Konsum, um dazu beizutragen, dass sich die Konsumfrequenz zumindest nicht erhöht) sowie das Aufzeigen von Möglichkeiten für eine Konsumreduktion. In den Gesprächen wurden verschiedene Hilfsangebote der Stadt Leipzig vorgestellt sowie Zugangswege und eventuelle Schwierigkeiten (z. B. lange Wartezeiten) thematisiert. Insgesamt konnten viele Ratsuchende an weiterführende Hilfen und Angebote vermittelt werden: 52 (Drug Store) und 263 (Telefon). Bei 62 Beratungsgesprächen wurden Faltblätter mit Substanzinformationen ausgegeben. Zudem wandten sich 47 (Sozial)Pädagog/-innen an das Projekt, um Präventionsveranstaltungen anzufragen. Neben allgemeinen Informationen zu Drogenkonsum und damit verbundenen Risiken lag der Fokus auf Crystal und Cannabis sowie Risikomanagement. An elf Präventionsveranstaltungen für Schüler/-innen, Auszubildende und Studierende nahmen 275 Personen teil. An sieben Veranstaltungen für Multiplikator/-innen nahmen 150 Personen teil. Darin enthalten sind zwei Veranstaltungen zu Crystal/Methamphetamin und Mischkonsum von Alkohol und anderen psychoaktiven Substanzen, die in Zusammenarbeit mit dem Projekt Drahtseil und mit dem Gesundheitsamt im Rahmen der Leipziger Reihe zur Suchtprävention stattfanden. Vor-Ort-Arbeit/Infomaterialien Im Jahr 2014 führten die Drug Scouts in Leipzig 13 Infostände auf Partys und in Clubs inklusive eines mehrtägigen Festivals (Nachtdigital) und eines Infostands an 2 Tagen beim Campusfest an der Universität Leipzig mit insgesamt 1.425 Kontakten und 479 Informations- und Beratungsgesprächen durch. Am häufigsten wurden Infomaterialien zu MDMA, Speed, LSD und Ketamin mitgenommen, weiterhin Infos zu psilocybinhaltigen Pilzen, 2C-B, Cannabis, 1. Hilfe im (Drogen-)Notfall, Führerschein und Drogen, Kokain, Crystal und Konsumreflexion (insgesamt 2.660 Faltblätter). Informations- und Gesprächsbedarf gab es vor allem zu den Substanzen MDMA und Crystal, gefolgt von Alkohol, Cannabis und LSD, GHB/GBL, Speed, Ketamin und neuen psychoaktiven Substanzen (NPS). Hierbei ging es vor allem um Risiko und Risikominimierung; Hauptthemen waren Safer Hören, Mischkonsum, Safer Sniefen, Drug-Checking-Möglichkeiten und -ergebnisse sowie Fragen zum Umgang mit (konsumierenden) Angehörigen. Ein großes Interesse gab es zudem an Infos zu unserem Projekt. 26 Darüber hinaus wurden etwa 2.500 Safer-Use-Materialien ausgegeben. In Kooperation mit dem Präventionsprojekt Chill Out in Potsdam konnten im ersten Halbjahr Sniefpaper mit risikominimierenden Botschaften entwickelt und ab der zweiten Jahreshälfte ausgegeben werden. 2014 wurden die Aktivitäten zur Risikominimierung im Nachtleben (Safer Clubbing) fortgeführt und ausgebaut. Zur Bewerbung der Angebote wurde ein Imagefilm erstellt und im Netz veröffentlicht (https://www.youtube.com/watch?v=3IUaZaxX26w). Zudem führten die Drug Scouts in Leipzig sechs Schulungen mit Club- und Securitypersonal zu (Erster) Hilfe in Krisensituationen sowie im Rahmen des jährlichen Treffens des Sonics-Netzwerks eine Podiumsdiskussion zu Anliegen und Inhalten von Safer-Clubbing sowie Möglichkeiten der Implementierung durch. Positiv zu bewerten ist, dass auch die Zahl an Info- und Safer-Use-Materialien, die Leipziger Party-Veranstalter/-innen bzw. Mitarbeiter/-innen von Leipziger Clubs für ihre Veranstaltungen mitnahmen (3.600 Infoflyer, 1.360 Safer-Use-Materialien) zugenommen hat. Außerhalb des Partysettings fanden zwei weitere Infostände zur Projektvorstellung an der Universität Leipzig statt, im Rahmen der StuRa-Vorstellungsstraße und bei der Konferenz „Sucht am Arbeitsplatz“. 2014 wurden zahlreiche Infomaterialien überarbeitet und waren deshalb vorübergehend nicht verfügbar; dennoch konnten über Bestellungen, Infostände und andere Veranstaltungen insgesamt 34.000 Faltblätter an User und Fachpersonal ausgegeben werden. Webseite Die Website drugscouts.de verzeichnete 2.380.000 Besuche (50 % mehr als 2013). Davon erfolgten 78.327 Besuche aus Sachsen (2013: 66.905) und davon wiederum 34.798 aus Leipzig (2013: 31.509). Damit ist http://drugscouts.de nach wie vor eine der meistbesuchten Drogen-Aufklärungs-Seiten im deutschsprachigen Raum. Am häufigsten wurden Drug-Checking-Warnmeldungen („Pillenwarnungen“ – 624.598 Aufrufe), die Informationen zu Nachweiszeiten (222.734 Aufrufe) sowie die Substanzübersicht (91.466 Aufrufe) angeklickt. Ein Viertel aller Zugriffe entfiel auf die Rubrik „Pillenwarnungen“, in der hauptsächlich Drug-Checking-Ergebnisse aus anderen europäischen Ländern veröffentlicht werden. Bei den abgefragten Substanzinformationen lagen Stimulanzien (Speed, Crystal, Ecstasy/MDMA, Kokain) ganz vorn, gefolgt von Opiaten/Opioiden (Codein, Tilidin), GHB/GBL, Ketamin, LSD, Cannabis, 2C-B und synthetischen Cannabinoiden/Räuchermischungen. Die Rubriken „Hilfe in Leipzig“ und Hilfe für „Eltern und Angehörige“ wurden insgesamt 914 Mal aufgerufen. Das PDF-Dokument „Angebote für Menschen mit Suchtproblemen und deren Angehörige sowie zur Suchtprävention“ der Stadt Leipzig ist auf der Startseite verlinkt. Eine weitere Möglichkeit, aktuelle Informationen schnell zu verbreiten, ist die Facebookseite, die zum Jahresende über 1.017 Likes verfügte. Mit 176 Posts (davon 103 Pillenwarnungen) konnten insgesamt 42.000 Mal Menschen und Institutionen erreicht werden. Sonstiges Das Projekt wird von vielen ehrenamtlichen Helfer/-innen unterstützt, die im Jahr 5.212 Stunden für die Arbeit im Projekt investierten. Auf Bundesebene konnte die gemeinsame Vor-Ort-Arbeit von Freiwilligen verschiedener Partydrogenprojekte weiter ausgebaut werden, auf europäischer Ebene wurde dies durch das NEWNet-Netzwerk ermöglicht, welches aus dem NEWIP-Projekt hervorgegangen ist. 27 3.3.4 Städtisches Klinikum „St. Georg“, Leipzig, Zentrum für Drogenhilfe, Alkohol-Präventionsprojekt „Wandelhalle Sucht“ Das Alkoholpräventionsprojekt „Wandelhalle Sucht“ feierte im Juni 2014 sein 7-jähriges Bestehen. Unter dem Motto „Willst du etwas lernen, frage Erfahrene nicht Gelehrte“ referieren abstinent lebende Suchtkranke authentisch und vermitteln ohne „erhobenen Zeigefinger“ zahlreiche Informationen rund um das Thema Alkohol. Eingebunden in die Wissensvermitt- lung sind relevante Jugendthemen wie „Alkohol und Schwangerschaft“, „Alkohol und das Gesetz“, „Alkohol – der Stoff“ mit Promilleberechnung und Beschreibung der Stadien des Rausches oder Alkohol in der Wechselwirkung mit Nikotin, Crystal und Cannabis. 76 % der Teilnehmer/-innen an den Präventionsveranstaltungen waren zwischen 11 und 18 Jahre alt. Damit sind es in dieser Altersgruppe 10 % mehr als der Durchschnitt des im gesamten Erfassungszeitraum von 2009 bis 2014 erhobenen Daten. Dafür lag die Teilnehmerzahl der jungen Erwachsenen von 19 - 24 Jahren um 5 % geringer als der Durchschnitt der vorangegangenen Jahre. 44 % der gelisteten Leipziger Schulen von Förderschule bis Berufsschulen haben seit Bestehen des Projektes das Alkoholpräventionsangebot für die Jugendlichen in Anspruch genommen. Auch Schulen des Landkreises nutzen das Angebot. Abbildung 4: Inanspruchnahme der Wandelhalle Sucht durch Leipziger Schulen 50 44 45 40 35 30 27 25 18 20 15 15 10 5 insgesamt haben das Projekt besucht 13 9 6 5 0 Oberschulen Lernförderschulen Berufsschulen Gymnasien Quelle: Zentrum für Drogenhilfe, 2015 Im Jahr 2014 wurden 112 Veranstaltungen als Gruppenveranstaltungen in der Friesenstraße 8 durchgeführt. Acht Veranstaltungen wurden außerhalb der Einrichtung durchgeführt, u. a. die Multiplikatorenschulung der Mitarbeiter/-innen der AOK Plus Leipzig. 28 Abbildung 5: Veranstaltungen und Anzahl der Teilnehmer/-innen im Jahresvergleich 2000 1.869 1.710 1800 1.652 1600 1400 1.181 1200 1.034 Veranstaltungen Teilnehmer/-innen 1000 800 600 400 200 97 98 93 138 120 0 2010 2011 2012 2013 2014 Quelle: Zentrum für Drogenhilfe, 2015 Das Projekt „Wandelhalle Sucht“ wird in Kooperation zwischen dem Eigenbetrieb der Stadt Leipzig Städtisches Klinikum „St. Georg“ und dem Förderverein Zentrum für Drogenhilfe e. V. aufrecht gehalten. Finanziell wird es zu ca. 70 % durch den Förderverein Zentrum für Drogenhilfe e. V. Leipzig getragen. Weitere Informationen unter www.fzd-leipzig.de/Förderprojekte 29 4. Ambulante Suchtkrankenhilfe 4.1 Diakonisches Werk - Innere Mission Leipzig e. V. Projekt „DRAHTSEIL“ Das Projekt „DRAHTSEIL“ bietet präventive Angebote zu den Themen Sucht, Gewalt und Umgang mit Medien an. Die Angebote richten sich an Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene (bis 27 Jahre), deren Angehörige und Fachkräfte. Im Beratungsbereich Mobiler Jugendkonfliktdienst arbeiten zwei Fachkräfte (38 Fachkraftstunden). Im Berichtszeitraum 2014 wurden 288 Klientinnen und Klienten bis unter 25 Jahre betreut. In 999 Einzelberatungen konnten bestehende Konsummuster reflektiert und die Abstinenz- und Veränderungsmotivation erhöht werden. Insgesamt war ein Anstieg in den Beratungen, aber auch bei den Fallzahlen zu verzeichnen. Zusätzlich wurden 202 Angehörige in 289 Einzelterminen beraten. 4.1.1 Jugendliche in der Beratung des Mobilen Jugendkonfliktdienstes Tabelle 5: Altersgruppen im Mobilen Jugendkonfliktdienst < 14 Jahre 14 – 18 Jahre 19 – 25 Jahre Gesamt männlich 15 151 21 187 weiblich 5 74 43 101 Gesamt 20 225 43 288 Quelle: Projekt DRAHTSEIL, 2015 Der Erstkontakt erfolgte meist telefonisch und wurde in der Regel über die Eltern oder Betreuer hergestellt. Auch der ASD und die Jugendgerichtshilfe nutzten das Angebote regelmäßig. Die Zusammenarbeit mit dem ASD hat sich deutlich verbessert. Neben dem Konsum von Methamphetaminen (Crystal) nahm auch der Konsum von Cannabisprodukten wieder einen größeren Stellenwert in der Beratung ein. Auffällig war, dass verstärkt junge Konsumenten (Alter 13/14 Jahre) mit durchaus kritischen Konsummustern die Beratung aufsuchten. Es war zu beobachten, dass bei den jugendlichen Klientinnen und Klienten häufig keine Änderungsmotivation vorlag. Dies unterschied sich häufig zu älteren Konsumenten (Alter 18/19), die deutlich reflektierter mit der Thematik umgingen und zunehmend auch einen Veränderungswunsch hatten. Gerade die Arbeit mit jungen Konsumenten zeigte deutlich, dass eine frühe Intervention einen positiven Einfluss auf den Konsumverlauf nehmen kann. Deutlich wurde in der Beratung aber auch die wichtige Rolle der Eltern. Häufige Themen waren „getrennte Eltern“ und „konsumierende Eltern“. Auffällig war 2014 der nach wie vor hohe Anteil an Fällen mit Mischkonsum. Häufig wurden Alkohol, Cannabis und Crystal gleichzeitig oder nacheinander benutzt. Dabei waren alle Kombinationsmöglichkeiten in der Beratung vertreten. Tabak wird im Kontext von Mischkonsum nie betrachtet, in der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen muss diese Substanz jedoch stärker berücksichtigt werden! 30 Da die Hilfebedarfe hier häufig sehr komplex angelegt sind, machte sich eine enge und oft zeitaufwendige Netzwerkarbeit notwendig. Im Bereich des pathologischen Medienkonsums stiegen die Zahlen 2014 weiter an (2014: 48 Fälle). Ein Großteil der Beratungsfälle hatte eher ein pädagogisches Problem und nur selten waren wirklich pathologische Verläufe erkennbar. Bei männlichen Klienten überwogen Spiele, vor allem aus dem Bereich der MOBA’s und Egoshooter, während bei Klientinnen vor allem das Handy eine große Bedeutung hatte. Neben hohen Spielzeiten sind vor allem hohe Kosten ein Punkt, der zu einem Beratungskontakt führte. Auch das Vernachlässigen von anderen Interessen und die Verschlechterung der schulischen Leistung gaben häufig den Anlass für eine Beratung. Im Falle einer längeren Behandlungsrelevanz gab es gute Kooperationen mit dem Helios-Parkklinikum Leipzig und niedergelassenen Psychologen. Zur Thematik der Essstörungen wurde 2014 in Einzelfällen beraten (12 Fälle). Da in diesem Themenbereich die Angebotsstruktur fehlt, ergeben sich immer wieder lange Wartezeiten und Vermittlungsschwierigkeiten. Die Arbeit mit einer Elterngruppe wurde fortgesetzt. Für Eltern stellte dieses Setting eine gute Möglichkeit des Austausches dar. Die monatlichen Treffen waren gut besucht und ergänzten die Einzelberatungen sinnvoll. Für Eltern stellte diese Gruppe einen stabilisierenden und motivierenden Faktor dar. Die rege Teilnahme und die gute Zusammenarbeit der Gruppe führen zu einem effektiven Arbeitsklima. 4.1.2 Drogensprechstunde Gemeinsam mit der Therapiestation für abhängigkeitserkrankte Kinder und Jugendliche „Teen Spirit Island“ (TSI) des HELIOS Park-Klinikums Leipzig wurden die Klientinnen und Klienten innerhalb der Drogensprechstunde wie folgt betreut: Tabelle 6: Drogensprechstunde 2013 2014 Anzahl der Gespräche 229 265 Anzahl der betreuten Personen 126 172 Gesamtfälle im Bereich Medien 3 10 21 49 Einweisung in das HELIOS Park-Klinikum Leipzig Quelle: Projekt DRAHTSEIL, 2015 Besonders für die Hauptzielgruppe im Alter von 14 - 18 Jahren ermöglichte die Drogensprechstunde einen niedrigschwelligen Zugang bzw. eine Informationsplattform zur qualifizierten Entzugsbehandlung im Krankenhaus. 31 Für das Projekt DRAHTSEIL ist die Therapiestation für abhängigkeitserkrankte Kinder und Jugendliche „Teen Spirit Island“ des HELIOS Park-Klinikums Leipzig ein wichtiger Kooperationspartner, da neben der engen inhaltlichen und thematischen Zusammenarbeit vor allem in der unmittelbaren Arbeit mit den Klientinnen und Klienten die Vermittlung in diese spezifische Hilfe sehr zeitnah und unkompliziert („Hilfen aus einer Hand“) angeboten werden kann. Da der Großteil der zu betreuenden Jugendlichen (einschließlich deren Angehörigen) direkt aus dem Beratungskontext des Projektes DRAHTSEIL kommt, konnten in diesem Rahmen die Vorgespräche bzw. Orientierungen auf den stationären Aufenthalt stattfinden (ca. 87 Vorgespräche). Diese dienen in erster Linie dazu, das Gefährdungspotenzial sowie den konkreten Hilfebedarf der Betroffenen zu ermitteln. Auffällig war auch 2014 ein hoher Anteil von Klienten, bei denen bereits ein Verfahren bezüglich einer geschlossenen Unterbringung lief. Die Vorgespräche dienen dabei nicht zwangsläufig einer Überführung in die Drogensprechstunde, hier erfolgt stets eine gemeinsame Abwägung mit den Familien bezüglich des ambulanten und stationären Hilfeangebots. Teilweise wurden auch Vermittlungen in den ambulanten Klinikbereich (z. B. für Diagnostik) vorgenommen. Insgesamt 46 Klienten aus dem direkten Beratungskontext des Projektes DRAHTSEIL konnten auf die Station TSI vermittelt werden. Die Drogensprechstunde fand nach Möglichkeit in regelmäßigem 14-tägigem Rhythmus in den Räumen des Projektes DRAHTSEIL statt, mindestens aber zweimal im Monat. Im Rahmen von Kriseninterventionen bzw. Zeiten starker Nachfrage wurden teilweise zusätzliche Termine direkt im Krankenhaus vereinbart, damit lange Wartezeiten vermieden werden konnten. Dies ist besonders zur Aufrechterhaltung der Änderungsmotivation sehr wichtig. Die Kombination der Zusammenarbeit im multiprofessionellen Team hat sich auch im Jahr 2014 deutlich bewährt. 4.2 Suchtberatungs- und Behandlungsstellen (SBB) Die Daten folgender Übersichten stammen aus der Basisdokumentation easy-BADO-K der Firma easy soft GmbH Dresden, die in allen Suchtberatungsstellen Anwendung findet und im Gesundheitsamt zentral ausgewertet werden. An der Erhebung der Basisdaten waren 2014 sieben Suchtberatungs- und Behandlungsstellen und der Fachbereich Familienhilfe beteiligt. Träger der Suchtberatungsstellen sind das Diakonische Werk Innere Mission Leipzig e. V. (eine SBB), die SZL Suchtzentrum Leipzig gGmbH (eine SBB) und das Städtische Klinikum „St. Georg“ Leipzig, Eigenbetrieb der Stadt Leipzig, Zentrum für Drogenhilfe (fünf SBB). Im Berichtszeitraum arbeiteten 40 Fachkräfte auf 30 Fachkraftstellen in den Suchtberatungsstellen. Entsprechend der Versorgungsverträge der Kommune mit den Trägern der Suchtkrankenhilfe werden in den Beratungsstellen Menschen mit Alkohol- und Drogenproblemen, bei Glücksspielsucht oder/und übermäßigem Medienkonsum beraten, begleitet und betreut. Außerhalb der Grundversorgung werden in einigen Beratungsstellen darüber hinaus ambulante Rehabilitationsbehandlungen durchgeführt. Mit über 4.000 Beratungsfällen waren die Suchtberatungs- und Behandlungsstellen auch 2014 stark nachgefragt. Der gestiegene Bedarf nach Beratung und Behandlung schlug sich in stetig zunehmenden Wartezeiten für Klientinnen und Klienten nieder: In nahezu allen Suchtberatungs- und Behandlungsstellen konnten Ersttermine nur mit Wartezeiten von zwei bis vier Wochen vergeben werden. 32 4.2.1 Klientinnen und Klienten in den Suchtberatungs- und Behandlungsstellen Abbildung 6: Selbst betroffene Klienten und Angehörige in SBB 2014 wurden 4.179 Klientinnen und Klienten in Selbst betroffene Klienten Suchtberatungsstellen betreut, beraten und behan- Angehörige delt. 496 Darunter waren 3.683 Klientinnen und Klienten, die selbst von einer Suchtkrankheit betroffen waren (88 %). Unter den Betroffenen befanden sich 1.093 Frauen und 2.590 Männer. Darüber hinaus wurden 496 Angehörige und sonstige Bezugspersonen (12 %) in den Suchtberatungsstellen beraten, darunter 375 Frauen und 123 3.683 Männer. Quelle: Gesundheitsamt, 2015 Unter den 4.179 insgesamt Betreuten befanden sich 2.719 neu- oder wiederaufgenommene Klientinnen und Klienten; d. h. 65 % aller Betreuten kamen erstmals oder nach längerer Pause wieder in die Beratungsstellen. Ca. ein Drittel befand sich bereits im Vorjahr oder noch länger im Betreuungsprozess. 4.2.2 Vermittlungen der Klienten Etwa ein Drittel der selbst betroffenen Klienten und Klientinnen (1.119) kam auf Eigeninitiative in die SBB , 92 wurden über Angehörige vermittelt. 298 Vermittlungen stammten aus Kliniken und Krankenhäusern und 242 wurden vom Jobcenter Leipzig an die Suchtberatungsstellen vermittelt. 130 weitere Klienten und Klientinnen kamen aus der JVA, Maßregelvollzug oder über die Justiz . 112 Klienten und Klientinnen wurden vom Jugendamt vermittelt, 60 von Ärzten und Psychotherapeuten in Praxen. Die restlichen Betroffenen kamen über verschiedene andere Einrichtungen. 4.2.3 Hauptsubstanzen In der Dokumentation und statistischen Auswertung der Klientendaten in Suchtberatungsstellen werden Hauptsubstanzen oder Glücksspielsucht als Hauptdiagnose festgelegt. Diese Hauptdiagnose spielte nach diagnostischen Kriterien die größte Rolle am Beginn einer Behandlungsepisode. Die Mehrheit der Betroffenen konsumierte jedoch mehr als eine Substanz. In vielen Fällen muss man von Mehrfachabhängigkeit bzw. Polytoxikomanie sprechen. Auch Klienten mit Alkoholabhängigkeit oder Glücksspielsucht missbrauchen häufig zusätzlich Alkohol, Medikamente und Drogen. Die Klientinnen und Klienten in den Suchtberatungsstellen erhielten folgende Hauptdiagnosen. Die Verteilung ist in der Abbildung 7 dargestellt. Danach ist die am meisten konsumierte Droge Alkohol 33 (1.955), ähnlich wie 2013 und in allen vorangegangenen Jahren. Alkoholmissbrauch oder -abhängigkeit bleibt die am häufigsten vergebene Diagnose in Suchtberatungsstellen. Opioidabhängigkeit (meist Heroin) wurde mit 613 Fällen am zweithäufigsten diagnostiziert, (gegenüber 2013: 706) und ist tendenziell rückläufig zu beobachten (Rückgang um ca. 13 %). Demgegenüber stieg die Hauptdiagnose Stimulanzien (meist Crystal) um rund 32 % an und erreicht damit das Niveau der Opioidabhängigen. Cannabinoidabhängigkeit als Hauptsubstanz wurde ebenso häufig festgestellt wie im Vorjahr (255). Die Glücksspielsucht lag bei 107 und stieg damit um ca. 16 %. Weitere Hauptdiagnosen bei Substanzabhängigkeit oder Verhaltensstörung wurden nur im geringen Maße vergeben. Hauptproblembereich Abbildung 7: Hauptsubstanz- und -diagnosegruppen nach Häufigkeit Alkohol 1.955 Opioide 613 585 608 Stimulanzien Cannabinoide 255 path. Spielverhalten 107 Medikamente 23 Kokain 18 0 500 1000 1500 2000 2500 Anzahl der betroffenen Klienten Quelle: Gesundheitsamt, 2015 In der folgenden Übersicht sind die Diagnosen in ihrer Häufung der letzten sechs Jahre abgebildet. Alkoholhauptdiagnosen fielen tendenziell leicht zurück. Die Diagnose einer Opioidabhängigkeit wurde weniger gestellt. Der Trend zeigt eine zunehmende, deutliche Verschiebung der Diagnosen in den SBB zugunsten der Menschen mit Stimulanzienabhängigkeit („Crystalkonsum“). Diese Klientengruppe hat sich um das Achtfache vergrößert und führte zu einer vielfachen Veränderung der Aufgabenfelder der Suchtberater und Therapeuten. Besonders in dieser Gruppe verstärkten sich zwingend die Kooperationsbeziehungen zu anderen Sozialdiensten (vorrangig ASD und Ärzte) und erforderte häufig den Einbezug der Familien (Partner und Kinder) in die Arbeit. Die Betreuung dieser Gruppe zieht in der Regel einen enormen organisatorischen und zeitlichen Mehraufwand nach sich: veränderte Terminvergaben, Einbezug der Familien, verstärkte Sozialarbeit u. a. Die SBB mussten und müssen ihre Konzepte an diese Herausforderungen anpassen. Lange Wartezei- 34 ten für Terminvergaben und Neuaufnahmen, die inzwischen zwei bis sechs Wochen betragen können, sind eine der Folgen. Abbildung 8: Klienten in SBB im Jahresvergleich 2009 bis 2014 2500 Klienten 2000 1500 1000 500 0 Cannabinoide 2009 Opioide 2010 2011 Alkohol 2012 2013 Stimulanzien 2014 Quelle: Gesundheitsamt 2015 4.2.4 Soziodemografische Angaben Nationalitäten Mehr als 95 % der Klientinnen und Klienten sind deutsche Staatsbürger. Weniger als 5 % der Hilfesuchenden, stammen aus europäischen und anderen Ländern. In den Beratungsstellen gibt es keine besonderen Hilfeangebote wie sprachkundige Berater für Migranten ohne Deutschkenntnisse. Altersverteilung In der Übersicht der Altersverteilungen wird deutlich: Drogenabhängige sind primär zwischen 25 und 40 Jahren alt; alkoholabhängige Personen werden häufig erst zwischen dem 30. und 60. Lebensjahr in Suchtberatungs- und Behandlungsstellen vorstellig. 262 Klientinnen und Klienten über 60 Jahre wurden in SBB betreut, diese Altersgruppe wächst kontinuierlich. Kinder und Jugendliche mit Alkohol- oder Drogenmissbrauch werden vorwiegend vom Projekt Drahtseil betreut und vermittelt (Abschnitt 4.1.1). 35 Abbildung 9: Altersverteilung 800 Anzahl der Klienten 700 600 500 400 Alkohol illegale Drogen 300 200 100 0 14-18 21- 25 30- 40 50- 60 unter 14 18- 21 25- 30 40- 50 über 60 Lebensalter Quelle: Gesundheitsamt 2015 Berufliche und Einkommenssituation Abbildung 10: Berufliche oder Einkommenssituation Sozialhilfe nach SGB XII unbekannt Ausbildung, Umschulung Rentenbezug Berufstätigkeit (alle Formen) arbeitslos gemeldet 1.992 0 500 1000 1500 2000 2500 betroffene Klienten, absolut Quelle: Gesundheitsamt 2015 Etwa die Hälfte der Klientinnen und Klienten in den Suchtberatungsstellen der Stadt war im Berichtszeitraum 2014 arbeitslos gemeldet, die meisten darunter bezogen Arbeitslosengeld II. 36 4.2.5 Einige Leistungsarten Tabelle 7: Ausgewählte Leistungen Ausgewählte Leistungsbereiche Beratungsgespräche Vermittlungen in KrankenhausEntzugsbehandlungen Vermittlungen in amb. u. stationäre Alkoholentwöhnungsbehandlungen Vermittlungen in amb. u. stationäre Drogenentwöhnungsbehandlungen 2012 2013 2014 17.829 15.630 16.488 259 196 182 237 237 257 155 135 164 10 8 20 219 213 229 438 360 390 Vermittlungen in Therapie wegen Glücksspielsucht und übermäßigem Mediengebrauch Nachsorgefälle nach Entwöhnungsbehandlungen Psychosoziale Begleitung bei Substitution Quelle: Gesundheitsamt 2015 Der unmittelbarer Vergleich von Beratungszahlen ist aufgrund unterschiedlicher Dauer der Gespräche und Schwankungen in der Zahl der Fachkräfte in den einzelnen Suchtberatungs- und Behandlungsstellen nicht möglich. Die sinkende Zahl der Vermittlungen in Entzugsbehandlungen hängt von den unterschiedlichen Aufnahmeprozedere der Kliniken ab. Häufig wird erwartet, dass sich behandlungsmotivierte Klientinnen und Klienten selbstständig anmelden und sich auf Wartelisten setzen lassen. Die Zahl der Vermittlungen in Kliniken wegen einer Spiel- und Glücksspielsucht ist auf 20 gestiegen. Die Vermittlungen in Langzeitrehabilitationen wegen Alkohol- oder Drogenabhängigkeit und die Nachsorge (nach einer Therapie) als Kernaufgaben der Suchtberatungs- und Behandlungsstellen sind relativ konstant geblieben. Die Zahl der Psychosozialen Begleitungen bei Substitution ist leicht gestiegen gegenüber dem Vorjahr. 4.2.6 Substitutionsbehandlung Im Jahr 2014 wurden in Leipzig 640 Patientinnen und Patienten im Wesentlichen in zwei Arztpraxen mit diesem speziellen Leistungsangebot substituiert (2013: 784). Zum Stichtag 01.10.2014 befanden sich 362 Patientinnen und Patienten in der Behandlung. Elf Ärztinnen und Ärzte in Leipzig verfügten 2014 über die Qualifikation zur Substitutionsbehandlung für opiatabhängige Patientinnen und Patienten (Betäubungsmittel-Verschreibungsverordnung). 37 Ein Mal jährlich werden vom Gesundheitsamt alle substituierenden Ärztinnen und Ärzte und Vertreter der Suchtberatungs- und Behandlungsstellen, die die psychosoziale Begleitung dieser Patientengruppe leisten, im „Netzwerk Substitution“ zur gemeinsamen Fortbildung und zum Erfahrungsaustausch eingeladen. Darüber hinaus trifft sich die Arbeitsgruppe „Psychosoziale Begleitung“ Träger übergreifend und unter Einbezug der Beratungsstellen des Landkreises Leipzig zum Fachaustausch. Tabelle 8: Substitutionsbehandlungen in Leipzig Substituierte Patienten Patienten zum Stichtag 2014 01.10.2014 Direktionsbezirk Leipzig 654 374 Stadt Leipzig 640 362 Quelle: Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte 2015 4.2.7 Suchtberatung hörgeschädigter Menschen in der Suchtberatungs- und Behandlungsstelle Blaues Kreuz Das langjährige Beratungsangebot für gehörlose Suchtkranke und deren Angehörige sowie die Selbsthilfegruppe ist weiterhin ein fester Bestandteil der Beratungsstelle Blaues Kreuz. Die ab 2013 durch eine gehörlose Mitarbeiterin neu besetzte Fachkraftstelle konnte 2014 auf eine Vollzeitstelle erweitert werden, wobei die zukünftige Finanzierungsgrundlage des Projektes weiterhin unsicher ist. Insgesamt 23 Klientinnen und Klienten wurden individuell beraten und z. T. intensiv begleitet. Auch die wöchentlich stattfindende Selbsthilfegruppe wurde von der Mitarbeiterin betreut. Neben der klassischen Suchtberatung besteht ein sehr hoher Bedarf an Sozialberatung und sozialarbeiterischer Begleitung. Die Sozialisation von gehörlos geborenen Menschen ist häufig durch übermäßige Verantwortungsübernahme der Angehörigen gekennzeichnet, was eine ausgeprägte Unselbständigkeit der Klienten und stark coabhängige Verhaltensmuster im familiären Umfeld nach sich zieht. Durch Nutzung der Online-Beratung über Skype konnten zusätzlich auch Klientinnen und Klienten aus dem sächsischen Umland besser erreicht werden bzw. wurden kurze Absprachen mit Klientinnen und Klienten erleichtert. Unter Einbeziehung von Gebärdendolmetschern war erstmals die Teilnahme einzelner gehörloser Klientinnen und Klienten an den therapeutischen Gruppenangeboten der Beratungsstelle (z. B. Kunst des Genießens) möglich. Neben der klassischen Beratungsarbeit liegt ein Schwerpunkt auf der Netzwerk- und Öffentlichkeitsarbeit, um die Zugangswege für die Klientel zu erleichtern. Es wurden Präventionsveranstaltungen zum Thema Sucht durch die Mitarbeiterin durchgeführt. Einen besonderen Höhepunkt bildete die Seminarwoche in Bad Blankenburg, die jährlich durch eine Vernetzung bundesweiter Angebote für Gehörlose organisiert wird. 38 4.2.8 Fachbereich Familienhilfe - Hilfen für Kinder und Jugendliche aus suchtbelasteten Familien und deren Eltern Das Zentrum für Drogenhilfe des Städtischen Klinikums "St. Georg" Leipzig hat im Jahr 2009 damit begonnen, für Leipzig ambulante Hilfen für suchtkranke Mütter bzw. Väter und ihre Kinder aufzubauen. Mit der Implementierung des Fachbereichs Familienhilfe als zusätzliches Leistungsangebot ist das Städtische Klinikum "St. Georg" Leipzig/Zentrum für Drogenhilfe nicht nur Träger der ambulanten Suchtkrankenhilfe, sondern auch als Träger der Kinder- und Jugendhilfe anerkannt worden und integriert beide Hilfebereiche. Im Fachbereich sind innerhalb eines Gesamtteams sowohl Familienhelfer, begleitet durch suchtspezifische Co-Helfer (ambulantes Team Familienhilfe), als auch Mitarbeiter der Suchtkrankenhilfe tätig. Diese Schnittstellenarbeit zwischen Kinder- und Jugendhilfe und Suchthilfe erfolgt somit durch das multiprofessionelle Team des Fachbereiches Familienhilfe selbst und wird als direkter und teaminterner Prozess verstanden. Die integrative Zusammenarbeit gewährleistet ein einheitliches Fallverständnis mit abgestimmter Betreuungsstrategie zwischen den Fachkräften des ambulanten Teams und den Fachkräften der Suchthilfe. Der Fachbereich Familienhilfe bietet spezifische Hilfsangebote für Kinder/Jugendliche aus suchtbelasteten Familien und deren Eltern an: • Sozialpädagogische Familienhilfe „Sucht“ (SPFH nach § 31 SGB VIII) • Erziehungsbeistand (nach § 30 SGB VIII) • Gruppenangebot MUT! (Mütter/Väter-Unterstützungstraining) • Gruppenangebote für Kinder aus suchtbelasteten Familien, Trampolin • angeleitete Motivationsgruppe für suchtkranke Mütter und Väter • Suchtberatung für suchtkranke Mütter und Väter Die Wirksamkeit der Angebote des Fachbereichs Familienhilfe wird deutlich durch: • die Inanspruchnahme von MUT! (Mütter/Väter-Unterstützungstraining) nimmt markant zu, derzeit wurde bereits der 13. Kurs beendet, • die Beratung und der Informationsbedarf von Kooperationspartnern zur Problematik „Sucht und Familie“ ist hoch und wird in Anspruch genommen, • kontinuierlich hohe Zahl an Fallanfragen SPFH und Erziehungsbeistand durch das Amt für Jugend, Familie und Bildung. Im Bereich der ambulanten Hilfen zur Erziehung mit dem Schwerpunkt „Sucht“ wurden in diesem Tandem-Modell von Co-Suchtmitarbeitern und Familienhelfern in den letzten 5 Jahren 109 Familien mit insgesamt 176 Kindern stundenweise betreut. 33 Familien werden zzt. durch Fachmitarbeiter unterstützt. Die Familiensysteme zeigen einen multiplen Substanzgebrauch mit einem Anteil von ca. 98 % illegaler Drogen. Nicht alle Anfragen können aktuell bedient werden. 39 4.2.9 Elternberatung - Das internetbasierte Beratungsangebot „ELSA“ Seit dem 01.12.2012 beteiligt sich die Suchtberatungsstelle Impuls als eine von elf Beratungsstellen in Deutschland an einem Projekt der Angehörigenarbeit. Das Programm ELSA, Elternberatung bei Suchtgefährdung und Abhängigkeit von Kindern und Jugendlichen, bietet Eltern professionelle, kostenfreie und anonyme Online-Beratung zu den zentralen Themen Substanzkonsum, übermäßige Computernutzung und problematisches Glücksspiel ihrer Kinder. Die Beratung erfolgt je nach Wunsch im Chat oder per Mail-Anfrage. Eltern können sich zugleich auch entscheiden, das mehrwöchige ELSA-Beratungsprogramm zu nutzen. Dabei erhalten sie regelmäßige Rückmeldungen vom Berater/-innen zu Einträgen in ein OnlineTagebuch und bearbeiteten Modulen. Die Entwicklung und Evaluation von ELSA wurden als Modellprojekt vom Bundesministerium für Gesundheit gefördert. Die Konzeptualisierung und der technische Support des Angebots obliegt der delphi Gesellschaft für Forschung, Beratung und Projektentwicklung mbH. Derzeit werden Finanzierungsund Angliederungsmöglichkeiten für das Projekt geprüft, um ELSA langfristig als Online- Beratungsangebot zu etablieren. Die Homepage ist zu finden unter: www.elternberatung-sucht. 5. Stationäre Suchtkrankenhilfe 5.1 Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie am HELIOS Park-Klinikum Leipzig, Station Teen Spirit Island 2014 wurden 104 Patientinnen und Patienten auf der Station für abhängigkeitserkrankte Kinder und Jugendliche behandelt. Die häufigste Hauptdroge war Crystal (auch bei Mehrfachabhängigkeiten). Tabelle 9: Hauptdiagnosen Psychische Verhaltensstörungen durch psychotrope Substanzen unter 18 Jahre über 18 Jahre Gesamt 104 m w m w Alkohol 4 0 0 0 4 Stimulanzien (Crystal) 0 9 0 0 9 Cannabinoide 24 12 0 0 36 Multipler Substanzgebrauch 28 22 3 1 54 1 0 0 0 1 Medien Quelle: HELIOS Park-Klinikum Leipzig, 2015 40 Bei den Cannabiskonsumenten überwogen die Jungen. Auffällig war, dass einige Mädchen ausschließlich Crystal konsumierten, während die Jungen Crystal und Cannabis kombinieren. Die unter polytoxikomanen Konsum angegebenen Jugendlichen haben Crystal und Cannabis auf Abhängigkeitsniveau konsumiert. Der bei einigen Jugendlichen zusätzliche Alkoholkonsum erfolgte oft auf Missbrauchsniveau. Die vier Jugendlichen mit Alkoholkonsum als Hauptdiagnose wurden extra erfasst. 5.2 Soteria Klinik Leipzig – Fachklinik für Suchterkrankungen am HELIOS Park-Klinikum Leipzig Die Soteria Klinik Leipzig – Fachklinik für Suchterkrankungen am HELIOS Park-Klinikum Leipzig verfügt über eine Abteilung für qualifizierten Entzug (56 Betten), eine Abteilung Rehabilitation (154 Plätze) für alkohol-, medikamenten- und drogenabhängige Patientinnen und Patienten, eine Adaptionseinrichtung in der Ludwig-Erhard-Straße (23 Plätze), Betreutes Wohnen. Folgende Behandlungszahlen des Jahres 2014 wurden von der Klinik für die Bereiche Rehabilitation und Adaption bekannt gegeben. Bereich Rehabilitation Es stehen 154 Betten zur Verfügung. 2014 wurden insgesamt 528 Patientinnen und Patienten aufgenommen, darunter 421 Männer und 107 Frauen. Tabelle 10: Aufnahmen Soteria-Klinik nach Alter und Diagnosen Alkohol Opioide Cannabinoide Kokain Stimulanzien Multipler Substanzgebrauch m w m w m w m w m w m w 18 – unter 26 Jahre 6 1 0 0 3 1 2 0 11 9 12 3 26 – unter 40 Jahre 95 12 3 0 9 0 1 0 27 17 32 6 40 – unter 60 Jahre 198 51 0 0 2 1 0 0 2 0 2 2 16 4 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 315 68 3 0 14 2 3 0 40 26 46 11 Über 60 Jahre Gesamt 421 Quelle: HELIOS Park-Klinikum Leipzig, 2015 41 Bereich Adaption Es stehen 23 Betten zur Verfügung. Insgesamt wurden 109 Patientinnen und Patienten aufgenommen, darunter 80 Männer und 29 Frauen. Tabelle 11: Aufnahmen Soteria-Klinik/Bereich Adaption nach Alter und Diagnosen Alkohol m w Opioide Cannabinoide Stimulanzien Multipler Sub- Pathologistanzgesches Spiebrauch len m m m m w 18 – unter 26 Jahre 3 0 0 26 – unter 40 Jahre 17 4 0 40 – unter 60 Jahre 16 11 1 37 über 60 Jahre Gesamt 109 w w m w 3 0 2 2 5 3 1 0 1 0 9 3 18 3 2 0 0 0 0 0 1 1 1 1 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 15 0 4 0 11 6 24 7 4 0 Quelle: HELIOS Park-Klinikum Leipzig, 2015. 42 w 1 1 5.3 HELIOS Park-Klinikum Leipzig – Klinik für Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie Dieser Klinikbereich hält 260 vollstationäre Betten vor. 2014 wurden 4.877 Patientinnen und Patienten aufgenommen, darunter 1.904 Männer und 566 Frauen (gesamt 2.270) mit den Hauptdiagnosen Psychische Verhaltensstörungen durch psychotrope Substanzen (ICD 10). Tabelle 12 : Aufnahmen Park-Klinikum nach Alter und Geschlecht Alkohol Männer Gesamt Frauen Gesamt Opioide Cannabinoide Sedative oder Hypnotika Kokain Stimulanzien Multipler Substanzgebrauch 18 – unter 26 Jahre 52 2 24 0 1 50 40 26 – unter 40 Jahre 368 41 24 4 0 90 113 40 – unter 60 Jahre 858 9 2 6 0 6 18 über 60 Jahre 195 0 0 1 0 0 0 1.473 52 50 11 1 146 171 18 – unter 26 Jahre 22 1 3 0 0 36 15 26 – unter 40 Jahre 82 14 10 3 0 30 48 40 – unter 60 Jahre 219 1 0 4 0 1 1 Über 60 Jahre 66 2 0 8 0 0 0 566 389 18 13 15 0 67 64 1.904 Quelle: HELIOS Park-Klinikum Leipzig, 2015 5.4 Sächsisches Krankenhaus Altscherbitz in Schkeuditz Viele der 2014 neu aufgenommenen Patientinnen und Patienten in die stationären und teilstationären Bereichen der Drogenstation und Tagesklinik wiesen eine Abhängigkeit von Crystal als Hauptsubstanz oder als multiplen Substanzkonsum auf. Häufig wurden neben Crystal auch Cannabis und Alkohol missbräuchlich oder abhängig konsumiert. Die Klinik schätzt ein, dass der Alkoholmissbrauch neben dem Drogenkonsum auch in anderen Suchtbehandlungsstellen stärker thematisiert werden muss. Die Patientinnen und Patienten erschienen häufig in beeinträchtigtem Allgemein- und Ernährungszustand und mit auffälligen kognitiven Defiziten. 43 Zunehmend häufig wurde bei ihnen Wohnungslosigkeit und fehlende Krankenversicherungsverhältnisse sichtbar. Die Aufnahmen drogenabhängiger Frauen mit Kindern oder Schwangere nahmen zu, was die verstärkte Kooperation mit den Jugendämtern notwendig machte. In der Klinik wurden und werden sehr viele Asylbewerber angemeldet, die über keine Deutschkenntnisse verfügen und damit geringe Behandlungsmöglichkeiten bestehen. Erschwerend für die Behandlungsverläufe erwiesen sich Unzuverlässigkeit und geringe Behandlungsmotivation dieser Menschen. Tabelle 13: stationäre Aufnahmen KH Altscherbitz nach Alter, Geschlecht und Suchthauptsubstanz Hauptdiagnosen Psychische u. Verhaltensstörungen durch psychotrope Substanzen (ICD- 10): 18 – unter 26 Jahre m 26 – unter 40 40 – unter 60 über 60 JahJahre Jahre re w m w m w m Gesamt W Alkohol 9 3 121 39 363 141 130 23 829 Opioide 0 0 6 3 6 1 2 2 20 13 8 12 7 3 1 0 0 44 Sedativa u.Hypnotika 0 0 5 1 4 6 2 8 26 Stimulanzien,Kokain, Halluzinogene 6 15 27 9 3 0 0 0 60 50 13 172 65 52 7 0 0 359 Cannabinoide Multipler Substanzgebrauch Tabelle 14: teilstationäre Aufnahmen nach Alter, Geschlecht und Suchthauptsubstanz Hauptdiagnosen Psychische u. Verhaltensstörungen durch psychotrope Substanzen (ICD- 10): 18 – unter 26 26 – unter 40 40 – unter 60 über 60 Jah- GeJahre Jahre Jahre re samt m w m w m w m W Alkohol 1 0 5 6 17 12 2 0 43 Opioide 0 0 0 0 0 0 0 0 0 Cannabinoide 1 1 1 2 0 0 0 0 5 Sedativa. Hypnotika 0 0 0 0 0 1 1 1 3 Stimulanzien, Kokain, Halluzinogene 0 0 2 1 0 0 0 0 3 Multipler Substanzgebrauch 0 0 11 7 2 0 0 0 20 Quellen: Sächsisches Krankenhaus Altscherbitz, 2015 44 5.5 Städtisches Klinikum "St. Georg" Leipzig, Klinik für Forensische Psychiatrie Die Klinik für Forensische Psychiatrie ist für die Maßregelbehandlung alkohol- und drogenabhängiger Rechtsbrecher aus den Landgerichtsbezirken Zwickau, Chemnitz und Leipzig zuständig und bietet gleichzeitig ein spezielles Angebot für suchtkranke Frauen aus ganz Sachsen. Für die Behandlung stehen insgesamt 118 Behandlungsplätze zur Verfügung. Die gesetzliche Grundlage der Maßregel ist der § 64 StGB. Nach Diagnostik und Motivationsklärung stehen in einer zweiten Behandlungsphase die psychotherapeutische, sozialtherapeutische und medizinische Bearbeitung der Persönlichkeitsanteile im Vordergrund, die der Sucht und Straftat zugrunde liegen. Ziel ist die soziale Wiedereingliederung. Eine forensisch-psychiatrische Nachsorgeambulanz begleitet die Patienten im Rahmen der Führungsaufsicht. Von 117 Patientinnen und Patienten (Januar 2015) waren 50 vom Landgericht Leipzig und 11 vom Amtsgericht Leipzig verurteilt worden. Es stammen ca. 52 % aller Inhaftierten aus Leipzig und dem Raum Leipzig. 65 Personen waren vor ihrer Inhaftierung in Leipzig oder Regierungsbezirk Leipzig gemeldet (55,5 %). Tabelle 15: Aufnahmen in der Klinik für Forensische Psychiatrie Hauptdiagnosen Psychische u. Verhaltensstörungen durch psychotrope Substanzen (ICD- 10) 18- unter 26 Jahre m w 26- unter 40 Jahre m w 40- unter 60 Jahre m w über 60 Jahre m Gesamt w Alkohol 3 0 10 1 3 0 0 0 17 Opioide 1 0 0 0 0 0 0 0 1 Cannabinoide 1 0 1 0 0 0 0 0 2 Stimulanzien 1 1 18 2 1 0 0 0 23 Multipler Substanzgebrauch 4 0 22 1 0 1 0 0 28 10 1 51 4 4 1 0 0 71 Gesamt Quelle: Städtisches Klinikum "St. Georg" Leipzig, Klinik für Forensische Psychiatrie, 2015 5.6 5.6.1 Aufsuchende Angebote Streetwork Straßensozialarbeit für drogenabhängige Menschen im Leipziger Osten am Zentrum für Drogenhilfe des Klinikums „St. Georg“ Leipzig Das im Rahmen des „Aktionsbündnisses Sicherheit im Leipziger Osten“ 2009 entstandene Projekt Straßensozialarbeit für erwachsene Drogenabhängige wurde 2014 in die Regelfinanzierung der Stadt Leipzig aufgenommen und die Sozialarbeiterstellen (2 x 0,8 VK), welche an die Suchtberatungs- und -behandlungsstelle „Alternative I“ angegliedert sind, konnten unbefristet erhalten werden. Neben der Straßensozialarbeit ist die „Mobile Alternative“ viermal wöchentlich mit aufsuchenden Angeboten im Bereich Konradstraße/Freizeitanlage Rabet im Leipziger Osten unterwegs. 45 Die Angebote der „Mobile Alternative“ umfassen u. a. Beratung, Vermittlung, Überlebenshilfe, Krisenintervention, ambulante Notversorgung, Spritzentausch. Ziele des Projektes sind, den Anwohner/-innen des Stadtteils ein besseres Sicherheitsgefühl zu vermitteln, der Konsumentenszene Hilfeangebote zu unterbreiten und in diese weiterzuvermitteln sowie Unterstützung zur Alltagsbewältigung zu leisten. Bei der Auswertung der Evaluation für 2014 wurden insgesamt 1.903 Kontakte gezählt, das sind ca. 400 Kontakte weniger als im Vorjahr 2013 (2.300 Kontakte). Durch eine hohe Präsenz von Polizei und Ordnungsamt isteine größere räumliche Aufteilung der Szene zu beobachten. Infolgedessen sind die aufsuchenden Kontakte (266/2014) im Vergleich zum Vorjahr um fast 130 Kontakte gesunken (390/2013). Auch die Kontakte in der Suchtberatungsstelle (82/2014, 127/2013) sind erstmals wieder gesunken. Die Annahme der Klientel für Hilfe und Unterstützung, auch die Suchtberatungsstelle aufzusuchen, resultiert aus der Nachhaltigkeit und Verlässlichkeit der Beziehungsarbeit auf der Straße, was durch die im Zeitraum festgestellte Rückläufigkeit der Kontaktzahlen nochmals betont wird. Im Vergleich zum Vorjahr sank die Anzahl der durchgeführten Beratungen (240/2014) um fast die Hälfte. Ebenso ist bei den Vermittlungen in andere Einrichtungen bzw. in weiterführende Angebote ein Rückgang zu verzeichnen, was einer Senkung um 21 % entspricht. Es wurde 1.668 Mal Grundversorgung geleistet, 226 Mal tauschten Personen Spritzen am Beratungsmobil und es wurden 28 Wundversorgungen erbracht. Im Vergleich zum letzten Jahr ist der Anteil an Frauen (mit 37 %) und der von Personen mit Migrationshintergrund (mit 10 %) nahezu gleich geblieben. Es wurde festgestellt, dass 2014 durchschnittlich 79 % (72 %/2013) der Zielgruppe aufgrund ihres Alters bedingt keine Unterstützung von Jugendhilfeträgern in Anspruch nehmen können. Nur weniger als 3 % (6,5 %/2013) der Klientinnen und Klienten war unter 23 Jahre alt, etwa 97 % der Personen, die die Hilfen in Anspruch nahmen, waren älter, z. T. über 40-jährig. Netzwerk- und Öffentlichkeitsarbeit besaßen und besitzen eine besondere Priorität. Die regelmäßige Teilnahme eines Mitarbeiters im „Aktionsbündnis Sicherheit im Leipziger Osten“, Arbeitskreis Ost, Arbeitsgemeinschaft Jugend Kultur Soziales (AG JKS) sowie der AG „Aufsuchende Arbeit“ sind ein wichtiger Bestandteil der Projektarbeit. Es gibt eine enge Zusammenarbeit mit dem Leipziger Arbeitskreis „pregnant“ sowie mit dem Allgemeinen Sozialdienst im Amt für Jugend, Familie und Bildung. 5.6.2 Mobile Streetwork „Von der Straße ins Leben“ der SZL Suchtzentrum gGmbH Das Projekt „Mobile Streetwork“ der SZL Suchtzentrum gGmbH arbeitet seit Dezember 2009 in Lindenau und Plagwitz, seit 01.06.2012 in Grünau und seit März 2014 in Leutzsch und Kleinzschocher. Das Team besteht aus drei ausgebildeten und erfahrenen Sozialpädagogen, die regelmäßig nach einem festgelegten Laufplan sogenannte Trinkplätze in den oben genannten Stadtteilen aufsuchen. Die Arbeits- und Einsatzzeiten sind durch einen Rahmendienstplan strukturiert. Dieser orientiert sich am Konsumverhalten, den aktuellen Witterungsbedingungen und den Bedarfen der Klienten/-innen. Die Einzelkontakte werden anonymisiert erfasst. Diese Evaluation ist die Grundlage für alle im Folgenden gemachten statistischen Angaben. Das Team des Mobile Streetwork trat im Jahr 2014 mit insgesamt 2.199 Klienten (2013: 2.614 Klienten) in Kontakt. Die Kontakte teilten sich wie folgt auf: 46 Tabelle 16: Klientenkontakte „Mobile Streetwork“ nach Orten Plätze mit Klientenkontakten 2013 in Lindenau und Plagwitz 2014 1.023 818 933 780 in Grünau in Leutzsch 94 Im Büro 382 186 An anderen Orten 276 162 Quelle: SZL Suchtzentrum gGmbH, 2014 Damit ist insgesamt ein Rückgang der Klientenkontakte zu verzeichnen, besonders bei den Bürokontakten. Dieser Rückgang ist mit der Veränderung der Beratungszeiten (seit Januar 2014 nur noch eine Beratungszeit pro Woche) zu erklären. Der allgemeine Rückgang geht mit einem Rückgang von Trinkplätzen insgesamt einher. So werden in Lindenau von anfänglich 18 Trinkplätzen im Jahr 2010 noch 8 im Jahr 2014 genutzt. Bedingt durch Wegzug, Verringerung bezahlbaren Wohnraumes im ursprünglichen Stadtteil oder/und Trinken in privaten Räumen nimmt die Zahl der Nutzer von Trinkplätzen weiterhin ab. Dadurch bedingt kann das Team seit März 2014 auch an Plätzen in Leutzsch und Kleinzschocher arbeiten. Bei Auswertung der anonymen Evaluation im Jahresrückblick 2014 sind täglich 5 bis 20 Kontakte zu verzeichnen. Die Monatsflyer zu Veranstaltungen und Angeboten der SZL Suchtzentrum gGmbH werden weiter bei kooperierenden Institutionen und Vereinen (z. B.: Sozialamt, Bürgerämter, Jobcenter, Tafel) und bei Gewerbetreibenden ausgelegt (Spätverkäufe, Imbisse). Im Jahr 2014 wurde eine Verschiebung von öffentlichen Plätzen zu aufsuchender Arbeit im gesamten Stadtteil, im Besonderen mit wohnungslosen und von Wohnungslosigkeit betroffenen Menschen, vollzogen. Im Schnitt hat sich die Zahl wohnungsloser Menschen von 2013 zu 2014 nicht verändert (rund 5 % der Gesamtkontakte). Betrachtet man jedoch die Stadtteile separat wird sichtbar, dass vor allem in Leutzsch, Lindenau und Kleinzschocher die Zahl der wohnungs- und obdachlosen Menschen unter den Klienten sehr hoch ist (Leutzsch: rund 17 %, Lindenau: rund 7,5 %, Kleinzschocher 8 %). Damit ist das Thema Wohnen und Wohnungssuche neben den Themen Sucht und Sozialleistungsbezug in den Beratungen ein Schwerpunkt. Über die statistischen Angaben hinaus ist zu bemerken, dass die Einzelfallhilfe mit Menschen in besonders schwierigen Lebenslagen einen steigenden Anteil im Streetwork einnimmt. Gerade Kriseninterventionen bei Obdachlosigkeit, akuter Unterversorgung, fehlenden Sozialleistungen (kein ALG-II-Bezug, keine Krankenversicherung etc.) sind äußerst arbeits- und zeitintensiv. Im Rahmen solcher Krisen werden Klienten in psychiatrische und allgemeine Krankenhäuser, Entgiftungsstationen oder Übernachtungshäuser vermittelt. Ein weiterer sozialpädagogischer Schwerpunkt besteht darin, Veränderungen in der Tagesstruktur der Klienten zu erreichen. Hierbei waren trinkplatzalternative Angebote sehr wichtig. 47 Das Team führte mit Klienten Fahrradtouren und Tagesfahrten (z. B.: Cospudener See, Feengrotten Saalfeld, Muldetal usw.) durch. Die SZL-Urlaubsfahrt führte an die Mecklenburger Seenplatte. Andere regelmäßig stattfindende Freizeitaktivitäten waren Skat, Bowling und Grillnachmittage, die zum Teil von den Klienten selbst organisiert wurden. Das Projekt beteiligte sich zum fünften Mal am von der Stadt Leipzig initiierten Frühjahrsputz und bereinigten mit Klienten, Gewerbetreibenden und Anwohnern zusammen verschiedene Plätze und Brachflächen in Lindenau und Grünau. Seit Oktober 2014 wird in Zusammenarbeit mit der mobilen Jugendarbeit Leipzig donnerstags zwischen 16:00 und 18:00 Uhr eine Standzeit auf dem Lindenauer Markt abgesichert. Hier konnten im Jahr 2014 insgesamt 39 Menschen beraten werden. 48 6. Vernetzung Suchtkrankenhilfe und Wohnhilfen 6.1 6.1.1 Ambulant betreutes Wohnen (ABW) „Drogenfreie Wohngemeinschaften“ der SZL Suchtzentrum gGmbH Die DROGENFREIEN WOHNGEMEINSCHAFTEN der SZL Suchtzentrum gGmbH sind ein geschütztes Wohnangebot für abstinent lebende drogenabhängige Menschen. 2014 wurden 27 Wohngemeinschaften vorgehalten. Zusätzlich werden ehemals Drogenabhängige im eigenen Wohnraum betreut. In der Regel erfolgt die Aufnahme direkt nach regulärer Beendigung einer stationären Rehabilitationsbehandlung (Entwöhnungsbehandlung) oder aus den Kliniken für Forensische Psychiatrie (Maßregelvollzüge). Es wird ein Wohn- und Betreuungsangebot für drogenabhängige Mütter mit ihren Kindern (Mutter-KindWohnen) vorgehalten. Die Betreuung erfolgt in enger Kooperation mit den flankierenden spezifischen Angeboten. Die Drogenfreien Wohngemeinschaften sind im Netzwerk der Forensischen Nachsorge etabliert, die Kooperationspartner befinden sich in kontinuierlicher Abstimmung (Transparenz der Hilfen). Es besteht eine enge Kooperation mit der Marianne von Weizsäcker Stiftung (Entschuldungshilfe). Insgesamt wurden 142 Personen betreut, davon 28 Frauen und 114 Männer. Altersstruktur: 18. - 21. Lebensjahr: 6 22. - 25. Lebensjahr: 25 26. - 29. Lebensjahr: 50 30 Jahre und älter: 61 Zum Aufnahmezeitpunkt hatten 61 Klientinnen und Klienten einen Berufsabschuss und 81 Klientinnen und Klienten wurden ohne Berufsabschluss aufgenommen. Während der Betreuung konnten nachstehend erfolgte berufliche Eingliederungen (Mehrfachnennungen möglich) erreicht werden: Schule/Studium: 12 Lehrausbildung: 34 1. Arbeitsmarkt: 33 Beschäftigung (AGH o. ä., Arbeitsprojekt): 47 Qualifizierungsmaßnahme/Umschulung: 17 49 Die Fallzahl ist im Vergleich zu 2013 leicht rückläufig. Das ist nicht in einer geringere Nachfrage begründet, sondern resultiert aus der verbesserten Haltequote und der Begrenztheit der Plätze. Die stark gesunkene Anzahl von Personen in Qualifikationsmaßnahmen (Kurse, Zertifikatserwerb) begründet sich u. a. in der Strategie seitens des zuständigen Jobcenters, die Leistungsempfänger in Arbeitserprobungsmaßnahmen und anschließend direkt in Ausbildungen zu vermitteln. Dieser Kurs hat sich in der Praxis bewährt und zeigt positive Ergebnisse. 6.1.2 Betreutes Wohnen – Alkoholbereich der SZL Suchtzentrum gGmbH Entwicklungstendenzen & Klientenarbeit Die Schwerpunkte der Arbeit des ambulant betreuten Wohnens lagen 2014 u. a. in folgenden Bereichen: Zur Schaffung von „schwellenfreien“ Zugängen zum Betreuten Wohnen wird seit Januar 2015 wöchentlich eine Clearingrunde durchgeführt, in der alle Projekte des Netzwerkes vertreten sind. Ziel der Clearingrunde ist die bestmögliche Versorgung der Klienten durch ein geeignetes Projekt der SZL Suchtzentrum gGmbH bzw. die Vermittlung zu einem geeigneten Hilfsangebot. Das Angebot „Clearing“ sowie der gemeinsam erstellte Fragebogen zur Vermittlung in das „SZL- Netzwerk“ wurde durch die Teamleiter von Streetwork und Betreutes Wohnen im ASD Leutzsch vorgestellt. Als weitere Möglichkeit des „schwellenfreien Zugangs“ wurden zusammen mit den Mitarbeiter/-innen des ASD Absprachen und Verfahren zur Hilfebedarfsermittlung vor Ort entwickelt und erprobt. Insgesamt konnte festgestellt werden, dass sich auch die Klientel aus der Notübernachtung Rückmarsdorfer Straße, die Unterstützung sucht, verändert hat. Nicht nur Männer, welche wohnungslos und größtenteils alkoholkrank sind, bewarben sich um einen Platz im Betreuten Wohnen, sondern auch junge Männer mit ungesichertem, polytoxikomanem Suchtmittelgebrauch bei häufig fehlender Krankheitseinsicht stellten sich vor. Damit bestätigte sich die 2013 bereits angedeutete Tendenz. Verglichen mit 2013 erhöhte sich die Zahl der zu betreuenden Klienten. U. a. aus diesem Grund wurde das Wohnangebot um zwei weitere Wohngemeinschaften auf derzeit 10 WG`s erweitert. Da die Bürgerarbeitsstellen nur bis Sommer 2014 befristet waren, fehlen diese Mitarbeiter/-innen für weiterführende und zusätzliche Angebote bei gleichzeitig steigender Klientenzahl. Deshalb war es notwendig, das Team BeWo zumindest zeitweilig um eine weitere Stelle zu erweitern. Mit den langjährigen Partnern in der Suchtkranken- und Wohnungslosenhilfe war die Zusammenarbeit unverändert gut (VRA e. V.; Soteriaklinik, Adaption, Haus für wohnungslose Männer, SBB „Regenbogen“/Friesenstraße, Sozialamt/Sachgebiete Notunterbringung und Wohnungsnotfallhilfe sowie der stadtteilbezogenen ASD). Nach wie vor erwähnenswert sind die angebotenen Freizeitveranstaltungen der Netzwerkpartner im Rahmen der SZL Suchtzentrum gGmbH. Neben den bekannten Festen (Frühjahrsfest mit Eröffnung des Volleyballplatzes sowie Fahrradselbsthilfewerkstatt; Sportfest; Feiern im Tagestreff) fanden 2014 auch wieder regelmäßige Tagesfahrtangebote und eine gemeinsame Urlaubsfahrt statt. 50 Statistisches Nachfolgende Übersichten geben einen statistischen Überblick über die im Alkoholbereich betreuten Klienten im Jahresvergleich. Dabei wurden nur Klienten mit bestehender Kostenzusage berücksichtigt. Abbildung 11: Anzahl der Klientinnen und Klienten insgesamt im Jahresvergleich 200 174 180 152 160 140 140 159 143 120 100 Spalte 1 80 60 40 20 0 2010 2011 2012 2013 2014 Quelle: SZL Suchtzentrum gGmbH, 2013 Tabelle 17: Betreuungsgrund nach Suchtmittel/Diagnostik (Mehrfachnennungen möglich) Suchtmittel/Diagnostik 2010 2011 2012 2013 2014 Alkoholabhängigkeit 106 117 96 108 124 3 12 21 15 16 Medikamentenabhängigkeit 3 4 4 1 10 Andere Suchtformen 8 3 3 6 32 Psychiatrische Zweitdiagnose 53 34 36 45 51 CMA 39 41 42 35 29 („nur“) bes. soziale Schwierigkeiten 35 18 30 36 12 Alkoholmissbrauch bzw. ungesicherte Diagnose Quelle: SZL Suchtzentrum gGmbH, 2013 51 Tabelle 18: Nutzung tagesstrukturierender Angebote Tagesstruktur durch festes Anstel- 2010 2011 2012 2013 2014 17 21 16 14 14 30 38 47 35 37 52 48 35 56 97 nicht er- 47 49 57 68 lungsverhältnis Teilnahme an Beschäftigungsprojekten Teilnahme an sonstigen tagesstrukturierenden Maßnahmen. Keine regelmäßige Tagesstruktur hoben Quelle: SZL Suchtzentrum gGmbH, 2014 Tabelle 19: Betreuungsverlauf § 53 § 67 Gesamt seit vor 2014 laufende Hilfe 72 28 100 Neuaufnahmen 2014 37 37 74 2014 beendete Hilfe 18 27 45 Quelle: SZL Suchtzentrum gGmbH, 2013 6.1.3 „Ambulant betreutes Wohnen für alkohol- und/oder medikamentenabhängige Männer und Frauen“ des Diakonischen Werkes, Innere Mission Leipzig Die Nachfrage nach ambulant betreutem Wohnen (ABW) von suchtkranken Menschen ist weiterhin gestiegen. Im Jahr 2014 wurden insgesamt 88 Klientinnen und Klienten (Vorjahr: 82) betreut. Zum Stichtag 31.12.13 waren 73 Klientinnen und Klienten in Betreuung. Aufgrund der erhöhten Klientenzahl wurde eine Kapazitätserweiterung beim Kommunalen Sozialverband Sachsen (KSV) beantragt und es erfolgte eine personelle Aufstockung. Die Klientengruppe besteht vordergründig aus chronisch mehrfach geschädigten Abhängigkeitskranken mit fortgeschrittenem Schädigungsgrad. Wobei eine Wendung von älteren alleinstehenden Alkoholkranken zu jüngeren Abhängigen mit einer Crystalproblematik zu verzeichnen ist. Zunehmend werden aber auch Klienten mit Kindern betreut, wo eine enge Zusammenarbeit mit dem ASD des Jugendamtes eine Rolle spielt. Die Lage auf dem Leipziger Wohnungsmarkt hat sich verschlechtert. Die Verringerung des Leerstandes führt zu einem verringerten Wohnungsangebot und zu komplizierteren Vermittlungen in geeigneten Wohnraum. 52 Abbildung 12: Klienten im ABW 100 88 90 80 82 75 73 70 60 60 64 2012 2013 2014 50 40 28 30 20 20 24 15 14 15 10 0 Gesamt im Jahr Neuaufnahmen Beendigungen Auslastung 31.12. Quelle: Diakonisches Werk, Innere Mission Leipzig, 2014 In der Klientenarbeit wurde weiterhin auf gemeinsame Freizeitangebote zur Überwindung der sozialen Isolation geachtet, so wurden neben den wöchentlichen Angeboten der Ergotherapie und des Donnerstagsfrühstücks viermal gemeinsam gekocht, eine Tagesausfahrt gemacht sowie Ausflüge mit Minigolf und Bowling durchgeführt. Diese Veranstaltungen dienen der Stärkung sozialer Kontakte, aber auch der Verbesserung der Freizeitaktivitäten der Klienten. Wohn- und Nachbarschaftsprojekt „Funke“ Das Wohn- und Nachbarschaftsprojekt „Funke“, welches in Kooperation mit der LWB mbH betrieben wird, konnte im Jahr 2014 erfolgreich weitergeführt werden. Es stehen insgesamt 12 Ein-Raum-Wohnungen für Klienten zur Verfügung. In diesem Projekt soll vor allem der Nachbarschafts- und Gemeinschaftsgedanke gestärkt und so bei den Klienten Ressourcen aktiviert werden. Dabei handelt es sich um ein Übergangswohnen mit dem Ziel, die Wohnkompetenz zu testen und den Hilfebedarf genau einzuschätzen. Häufig wird die Betreuung in Form des klassischen ambulant betreuten Wohnens in einer eigenen Wohnung fortgeführt, teilweise auch in stationäre Wohnprojekte und Heime vermittelt. Ein besonderer Höhepunkt war die Feier zum 7-jährigen Bestehen des Wohnprojektes, zu welcher das Projekt auf eine erfolgreiche Klientenarbeit und eine gute Zusammenarbeit mit der LWB mbH zurückblickten konnte. Zum Tag der offenen Tür wurden 30 - 40 Gäste begrüßt. Bei dieser und weiteren Veranstaltungen (Frühlingsfest, Dienstberatung der SBB im Projekt sowie Adventsfeier) wirkten die Bewohner bei den Vor- und Nachbereitungen mit. Bis Anfang 2014 wurde die Assistenzstelle im Projekt über Bürgerarbeit finanziert. Nach Auslaufen der Förderung konnte die Stelle mit einer Bundesfreiwilligendienstleistenden ab September neu besetzt werden. 53 6.2 6.2.1 Stationäre Wohnformen Wohnprojekt Haus Alt-Schönefeld (Zentrum für Drogenhilfe) Das Wohnprojekt „Haus Alt-Schönefeld“ besteht seit Februar 2004 und wird von wohnungslosen, chronisch mehrfachgeschädigten alkoholkranken Männern mit aktuellem Alkoholkonsum genutzt. Die Altersstruktur der Klientel besteht konstant zwischen 40 und 75 Jahren. Die Inanspruchnahme der Hilfe und die damit verbundene Auslastungszahl lag im Jahr 2014 bei 99,18 %. Das Wohnhaus „Haus Alt-Schönefeld“ ist keine therapeutische Einrichtung, sondern versteht sich als „niedrigschwelliges Angebot“ für chronisch mehrfachgeschädigte alkoholabhängige und wohnungslose Männer gem. § 67 SGB XII. Diese werden bei Hilfebedarf per Einweisungsverfügung über das Sozialamt Abt. Wohnungslosenhilfe vermittelt. Die Männer sind in der Regel nicht bereit und/oder in der Lage, ihren Alkoholkonsum einzuschränken bzw. aufzugeben. Motivation zur (Punkt) Abstinenz der Hausnutzer bildet einen fortlaufenden Prozess innerhalb der täglichen Arbeitsaufgaben der Mitarbeiter/-innen. Den Bewohnern des Hauses werden tagesstrukturierende Angebote und Beschäftigungsmöglichkeiten unterbreitet. Existenzsichernde Maßnahmen und lebenspraktische Hilfen stehen ihnen ebenfalls zur Verfügung. Die Mitarbeit im Haus, die benachbarte Werkstatt, ein Gartenbereich mit Gewächshaus, die Parkpflege, therapeutisches Kochen, die im Haus ansässige Suchtberatungsstelle, ein Kontaktcafé und fünf Betreuer/-innen für soziale Arbeit im Wohnhaus selbst stellen in ihrer Vernetzung die Grundlagen der Arbeit dar. Die Nähe zur Suchtberatungsstelle ist von deutlichem Vorteil. So konnten im Jahr 2014 insgesamt 16 Klienten zur Einzelberatung motiviert werden. Vier Klienten mit comorbiden Störungen konnten in eine stationäre Entwöhnungsbehandlung mit anschließender Adaption vermittelt werden. Fünf Nutzer des Hauses nahmen im Jahr 2014 Entgiftungsbehandlungen in Anspruch. Die Gründe für die Beendigung der Betreuung im Haus sind in nachstehender Tabelle erfasst. Tabelle 20: Beendigung der Betreuungsepisoden 2014 Vermittlungen/Beendigung der Betreuung Anzahl der Personen Umzug in eigenen Wohnraum ohne Betreuung 1 Person Ambulant betreutes Wohnen - Vermittlung in Langzeittherapie + Adaption 4 Personen Kündigung wegen Abwesenheit 1 Person Unbekannt evrzogen 1 Person Betreutes Wohnen/Pflege 2 Personen Inhaftiert 2 Personen Verstorben - Quelle: Zentrum für Drogenhilfe, 2014 54 Ein eigenständiges Wohnen der Klienten ist in Folge der Zunahme und des Fortschreites von Folgeerkrankungen, ausgelöst durch pathologischen Alkoholkonsum, nur noch bedingt möglich. Einzelne Klienten sind nicht mehr in der Lage, die alltäglichen Hygienemaßnahmen einzuhalten. Demzufolge bildete die Vermittlung in Hilfen der Krankenkassen mittels Pflegestufe 0 und/oder Hilfe zur Pflege (durch das zuständige Sozialamt gewährt) einen wesentlichen Bestandteil der Arbeit. Die Umsetzung der angebotenen Hilfeleistungen erfolgte im Jahr 2014 erstmalig durch den Mobilen Behindertendienst Leipzig e. V. für nunmehr 13 Personen. Andere Klienten sind nicht mehr dazu befähigt, sich gesund und eigenständig zu ernähren, so dass elf Klienten durch einen Menü-Bringedienst mit einer warmen Mahlzeit versorgt werden. Eine alle sechs Wochen stattfindende Arztsprechstunde (Allgemeinärztin) ist gewährleistet und wird durch zehn Bewohner stabil angenommen. Insgesamt lässt sich auch im Jahr 2014 bei den älter werdenden CMAKlienten ein zunehmender, dramatischer Verlust der Eigenverantwortung erkennen, was zu Mehraufwendungen und zu Mehrbelastungen für den bestehenden Personalbestand des Hauses führt. Einen weiteren Schwerpunkt bilden die Schnittstellen zwischen Alkoholerkrankung und psychiatrischer Auffälligkeit. Der Arbeitskreis Wohnungslosenhilfe hat sich dieses Themas auch im Jahr 2014 angenommen und ist im Dialog mit den entsprechenden Hilfeprofessionen. Der Prozess, den gesamten Nutzungsbereich im „Haus Alt-Schönefeld“ gemäß § 67 SGB XII (Personen in besonderen Lebensverhältnissen mit sozialen Schwierigkeiten) zu strukturieren, wurde auch im Jahr 2014 weiterverfolgt und konsequent umgesetzt. Eine Vernetzung mit dem Wohnprojekt „Domizil“ des SZL Suchtzentrum und allen an der Suchtkrankenhilfe Beteiligten wird in Form der gemeinsamen Fallbesprechungen und dem geplanten, zeitlich begrenzten Wechsel von Klienten realisiert. Eine intensive Außenorientierung im Zusammenwirken mit der Suchtberatungs- und behandlungsstelle und dem Haus Altschönefeld wurde im Interesse der Klientel auch im Jahr 2014 als gewinnbringend ausgebaut. Ein Projekt Außenwohngruppe befindet sich in der Diskussionsphase. 6.2.2 Niedrigschwellige Angebote im Rahmen der Lebens- und Überlebenshilfen für drogenabhängige Menschen des Zentrums für Drogenhilfe in der Suchtberatungs- und -behandlungsstelle (SBB) „Alternative I“ Die SBB „Alternative I“ im Zentrum für Drogenhilfe (Städtisches Klinikum „St. Georg“ Leipzig) übernimmt als Beratungs- ,Behandlungs- , Anlauf- und Aufnahmestelle mit Angeboten der Überlebenshilfe eine Brückenfunktion zwischen drogengebundenem Lebensstil in der Szene und weiterführenden abstinenzorientierten Hilfen. Der Zugang zur „Alternative I“ erfolgt im Sinne der Soforthilfe ohne Erbringung von Vorleistungen. Die Angebote beinhalten ergänzend zur klassischen Suchtberatung zahlreiche niedrigschwellige, das Überleben sichernde und stabilisierende Maßnahmen, um obdachlose und oft im Szenebereich lebende Menschen zu erreichen, die von illegalen Drogen abhängig sind. Neben Streetwork und dem Kontaktbereich als erste Anlaufstellen besteht die Möglichkeit der Vermittlung in die suchtspezifische Übernachtungsstelle innerhalb der Einrichtung. Diese bietet zehn Betten als niedrigschwellige Notübernachtung sowie zehn Betten für Motivationswohnen an. Die Erstaufnahme zur Notübernachtung erfolgt für obdachlose Drogenkonsumenten ohne Vorbedingungen. 55 Der Wechsel in den Motivationsbereich erfordert neben entsprechender Motivation die Bereitschaft zur Teilnahme an Gruppen- und Einzelgesprächen. Im Motivationsbereich werden die Klienten auf weiterführende Angebote vorbereitet. Für die Bewohner werden neben Angeboten zur Tagesstrukturierung auch verstärkte Rückzugsmöglichkeiten vorgehalten. Im Jahr 2014 ist die Gesamtauslastung beider Bereiche erneut mit 96,52 % leicht gestiegen. Tabelle 21: Gesamtauslastung im Jahresvergleich Bereich 2011 2012 2013 2014 Notschlafstelle 3.357 3.563 3.837 3.965 Motivationswohnen 3.555 3.322 3.202 3.081 Gesamt 6.912 6.885 7.039 7.046 Quelle: Zentrum für Drogenhilfe, 2014 Ein starker Zuwachs ist im Bereich der Notschlafstelle festzustellen. Bereits seit 2012 ist ein Rückgang der Belegungszahlen des Motivationsbereiches zu Gunsten der Notschlafstelle zu beobachten. Dies ist auf die bereits im Vorjahr beschriebenen veränderten Konsummuster (intravenöser Crystalkonsum in Verbindung mit anderen Substanzen wie Alkohol oder Heroin) zurück zu führen, welche neben dem verstärkten Auftreten drogeninduzierter Psychosen einen Anstieg an Gewalt- und Aggressionsbereitschaft hervorrufen. Eine kontinuierliche Motivationsarbeit gestaltet sich auch aufgrund des stark veränderten Lebensrhythmus der Klienten und damit einhergehender fehlender Kontinuität wesentlich schwieriger und langwieriger. Die Voraussetzungen für eine Aufnahme in den Motivationsbereich (kontinuierliche Nutzung der tagesstrukturierenden Angebote und regelmäßige Gespräche zur Motivationsentwicklung und -förderung) können dadurch immer weniger Klienten erfüllen. Tabelle 22: Übernachtung/Vermittlung Motivationsbereich im Jahresvergleich Jahr 2011 2012 2013 2014 Übernachtungen 3.555 3.322 3.202 3.081 29 23 19 17 Eigenen Wohnraum 5 4 3 3 Entgiftungen 12 11 7 4 stationäre/ambulante Therapie 5 5 3 1 ALTERNATIVE I (Motivationsbereich) 9 9 9 8 ALTERNATIVE I (Rückstufung Notschlaf- 3 4 2 1 JVA 2 1 0 2 Abbruch 2 1 2 0 Klienten Vermittlungen in: stelle) Quelle: Zentrum für Drogenhilfe, 2014 56 6.2.3 Wohnprojekt „Domizil“ (WPD) SZL Suchtzentrum gGmbH Seit Januar 2004 bietet das Wohnprojekt „Domizil“ nichtabstinenten chronisch mehrfach beeinträchtigten alkoholkranken Männern die Möglichkeit einer menschenwürdigen Unterkunft. Darüber hinaus werden durch das Betreuungsteam existenzsichernde Maßnahmen und lebenspraktische Hilfen angeboten. Seit dem Jahr 2014 werden im Auftrag der Stadt Leipzig neben 30 Plätzen für diese Zielgruppe auch fünf Clearingplätze bereitgestellt. Die Klienten bewohnen 19 Einzelzimmer und acht Zweibettzimmer. Das elfköpfige Team besteht aus Sozialarbeiter/-innen und pädagogischen Fachkräften und wurde bis 30.06.2014 durch drei Bürgerarbeiter/-innen unterstützt. Das Wohnprojekt ist keine therapeutische Einrichtung, sondern versteht sich als „niedrigschwelliges Angebot“ für chronisch mehrfachbeeinträchtigte suchtmittelabhängige wohnungslose Männer. Hier finden Betroffene Aufnahme, die zurzeit nicht bereit bzw. in der Lage sind, ihren Alkoholmissbrauch einzuschränken bzw. aufzugeben. Vorwiegend handelt es sich dabei um Klienten, die im Haus für Wohnungslose der Stadt Leipzig durch ihren Alkoholmissbrauch und andere Beeinträchtigungen auffällig wurden. Nach Aufnahme erfolgen mehrere ausführliche Hilfeplangespräche mit allen an der Betreuung Beteiligten. Hierbei stehen Zielfindungen und Zielvereinbarungen im Vordergrund. Diese Ziele und Vereinbarungen bilden die Orientierungsgrundlage in der Betreuungsarbeit zwischen Mitarbeiter/-innen und Hausbewohnern. Dabei reicht das Spektrum von niedrigschwelligen Zielen, wie z. B. Einhaltung von Hygienemaßnahmen und regelmäßigen Gesundheitskontrollen beim Hausarzt, bis hin zur Reduzierung der Trinkmenge und in Einzelfällen auch bis zur Abstinenz. Generell soll der akzeptierende Ansatz der Arbeit die Interventionsmöglichkeiten der Mitarbeiter/-innen verbessern helfen und Möglichkeiten zur Trinkmengenreduzierung aufzeigen. Für nichtabstinente Hausbewohner existieren seit mehr als neun Jahren auf dem Freigelände offene und geschlossene „Trinkplätze“. Die “Trinkplätze“ werden von 5 - 10 Bewohnern genutzt und durch die Mitarbeiter/-innen des WPD betreut. Für die Clearingklienten steht zunächst die Eruierung des bisherigen Hilfeprozesses, der Ressourcen aber auch der Defizite der Klienten sowie der vorläufigen Hilfeziele im Vordergrund. Im weiteren Hilfeverlauf werden anhand praktischer Aufgabenstellungen an den Klienten diese ersten Ergebnisse überprüft und nach Lösungen in den vorhandenen Problemlagen gesucht. In regelmäßigen Abständen erfolgt eine Überprüfung der Hilfeplanung mit dem Sachgebiet Notunterbringung. Ziel des Clearings ist die Vermittlung des Klienten in eine ihm gerecht werdende Wohn- bzw. Unterbringungsform mit den entsprechenden, für ihn erforderlichen Hilfen. Die Betreuung der Bewohner erfolgt in Hilfebedarfsgruppen. Im Jahr 2014 gab es sieben verschiedene inhaltliche Gruppen: zwei Klientengruppen mit dem Schwerpunkt „exzessiver Alkoholkonsum und psychische Auffälligkeit“, eine Gruppe für Klienten mit Veränderungsmotivation, eine Gruppe für ClearingKlienten, eine Gruppe für neue Hausbewohner, eine Gruppe für unauffällige und sich zurückziehende Hausbewohner und eine Gruppe für ältere und körperlich beeinträchtigte Bewohner. Jede Bedarfsgruppe wird von zwei Mitarbeiter/-innen in regelmäßig stattfindenden Einzel- und Gruppenaktivitäten betreut. Gruppenarbeit hat sich auch mit nichtabstinenten CMA-Klienten als möglich und sinnvoll erwiesen. 57 Die sozialpädagogische Betreuung im WPD erfolgte hauptsächlich in den Bereichen • existenzsichernde Maßnahmen; • lebenspraktische Hilfen; • Beratung im sozialen Bereich; • Vermittlung weiterführender Hilfeangebote. Das Wohnprojekt „Domizil“ ist eingebunden in ein Netzwerk, bestehend aus dem Tagestreff „Insel“, dem ambulant betreuten Wohnen für Alkoholkranke der SZL gGmbH sowie dem Streetworkprojekt für alkoholkranke Menschen „MobileStreetwork“. Für die betreuten Klienten birgt das den Vorteil, ein breiteres Spektrum an Beratungs- und Freizeitangeboten nutzen zu können. Projektübergreifend engagierten sich auch im Jahr 2014 Klienten aus allen vier Projekten beim Frühjahrs- und Herbstputz von Straßen und öffentlichen Plätzen in der Umgebung der Betroffenen. Für einen Bewohner konnte ein nahtloser Übergang ins ambulant betreute Wohnen gestaltet werden. Der Tagestreff „Insel“ wurde von sechs Bewohnern zur Bereicherung der Tagesstruktur genutzt. Durch das „MobileStreetwork“-Projekt erfolgte eine unterstützende Begleitung einzelner Bewohner auf externen Trinkplätzen in der Umgebung. Neben gemeinsamen Veranstaltungen wie Tagesausfahrten, Ausgestaltung von Festen oder sportlichen Aktivitäten wurde von allen Projekten des Netzwerkes eine gemeinsame einwöchige Klientenurlaubsfahrt zur Mecklenburger Seenplatte organisiert. Hieran beteiligten sich trotz notwendiger Alkoholabstinenz für die gesamte Dauer der Reise auch zwei Klienten des Wohnprojektes „Domizil“. Über den Bereich der existenzsichernden Maßnahmen hinaus werden im Wohnprojekt „Domizil“ tagesstrukturierende Maßnahmen und Freizeitaktivitäten angeboten. Im Rahmen der Netzwerkarbeit konnten vier Bewohner in ein Beschäftigungsprojekt der SZL gGmbH vermittelt werden und gehen nun regelmäßig einer ehrenamtlichen Tätigkeit nach. Während der Arbeitszeit müssen die Klienten nüchtern sein, was zur Verlängerung der abstinenten Zeiten beiträgt. Darüber hinaus übernehmen einige Klienten Arbeiten im Wohnprojekt zur Unterstützung der Gemeinschaft (Reinigungsarbeiten, Einkäufe, Gartenarbeit etc.). Die Arbeitsstunden der Klienten im Wohnprojekt betrugen in diesem Jahr 996 Stunden. Im Wohnprojekt gibt es mehrere regelmäßige Freizeitangebote wie z. B. Kinoabende, Bowling, Kochnachmittage, Ausflüge oder gemeinsame Kaffeerunden. An der hauseigenen Wandzeitung präsentieren die Bewohner ihre Erlebnisse der gemeinsamen Veranstaltungen. Den alkoholbedingten kognitiven Abbauprozessen Rechnung tragend wird einmal wöchentlich Hirnleistungstraining durch eine im Team angestellte Ergotherapeutin angeboten. Im Jahr 2014 konnte ein Hausbewohner ins ambulant betreute Wohnen aufgenommen werden. Daneben gestaltet sich auch für drei ehemalige Hausbewohner der Versuch, in einer ambulant betreuten Wohngemeinschaft zu wohnen, weiterhin positiv. Mit dieser Betreuungsform ist es gelungen, eine Wohngemeinschaft für nicht abstinente chronisch mehrfach beeinträchtigte Männer zu eröffnen. Dadurch wurde bestätigt, dass diese Zielgruppe unter bestimmten Voraussetzungen ambulant betreubar ist. Für die WG-Bewohner bedeutet die neue Wohnform mehr Lebensqualität und Selbstständigkeit. Zum Teil konnten die WG-Bewohner ihre Trinkmenge deutlich reduzieren. 58 Tabelle 23: Statistik Wohnprojekt Domizil 2013 (Stichtag 31.12.2014) 2012 2013 2014 Durchschnittsalter 57,7 Jahre 56,5 Jahre 54,6 Jahre Alterspanne 30 - 81 Jahre 30 - 82 Jahre 22 - 83 Jahre ALG II 18 Klienten 17 Klienten 15 Klienten Renten 18 Klienten 16 Klienten 16 Klienten Grundsicherung 10 Klienten 9 Klienten 11 Klienten Sonstiges 4 Klienten 1 Klient 2 Klienten 3 Klienten - 1 Klient 2 Klienten - Umzug in ambulant Betreutes Wohnen 2 Klienten 2 Klienten 1 Klient Vermittlung in Pflegeeinrichtung 1 Klienten 2 Klienten 4 Klienten Abbruch durch Klient/ Einrichtung 4 Klienten 4 Klienten 3 Klienten Inhaftiert 1 Klient 4 Klienten 1 Klient Verstorben 2 Klienten 1 Klient 2 Klienten Einkommen (Mehrfachnennung möglich) Beendigung der Betreuung/ Außenvermittlung Vermittlung zur suchtmedizinischen Rehabili- 4 Klienten tation (Therapie) Umzug in eigenen Wohnraum ohne Betreuung Quelle: Suchtzentrum Leipzig gGmbH, 2014 6.2.4 Verein zur sozialen Rehabilitation von Abhängigkeitskranken (VRA) e. V. Der VRA e. V. bietet eine stationäre Langzeitbetreuung (soziale Rehabilitation) für chronisch mehrfachgeschädigte alkohol- und medikamentenabhängige Männer an. Es werden 50 bzw. 48 Behandlungsplätze in den Kerneinrichtungen Haus am Park und Haus Güldengossa vorgehalten. Weitere 22 Plätze stehen in den zwei Außenwohngruppen im Haus Wachau zur Verfügung. Die Stammhäuser sowie die Außenwohngruppen werden aus dem gesamten Freistaat Sachsen belegt. In den zwei stationären Einrichtungen gibt es Wohnmöglichkeiten in Einzel- und Doppelzimmern. In den Außenwohngruppen sind nur Einzelzimmer vorhanden. Es werden ausreichend Gemeinschaftsräume, Speiseräume, therapeutische Werkstätten, Sport- und Gymnastikräume, eine eigene Sporthalle und ein eigener Sportplatz angeboten. Im Haus Güldengossa besteht eine teilweise behindertengerechte Ausstattung. Seit 2013 wird auch ambulant betreutes Wohnen angeboten, welches im Jahr 2014 weiter ausgebaut werden konnte. 59 Der Auslastungsgrad lag 2014 bei 97 %. Der Altersdurchschnitt bei der Aufnahme in die Einrichtungen lag bei ca. 50 Jahren. Nach wie vor lässt sich bei chronisch mehrfachgeschädigten Abhängigkeitskranken (CMA) der Trend erkennen, dass die Klienten physisch und psychisch deutlich stärker geschädigt sind. Der Verein zur sozialen Rehabilitation von Abhängigkeitskranken (VRA) e. V. ist zertifiziert nach DIN EN ISO 9001 und den Qualitätsgrundsätzen der DEGEMED. 6.3 Notunterbringung im Übernachtungshaus für wohnungslose Männer Das Übernachtungshaus für wohnungslose Männer der Stadt Leipzig, Rückmarsdorfer Str. 7 in 04179 Leipzig, hat neben administrativen Aufgaben wie Steuerung und Monitoring der Notunterbringung die Aufgabe, Gefahren für die öffentliche Sicherheit und Ordnung durch überbrückende Notunterbringung wohnungsloser, volljähriger, allein stehender Männer bei unfreiwilliger Obdachlosigkeit abzuwehren. Die ordnungsrechtliche Natur der Notunterbringung findet auch in der Aufenthaltsdauer ihre Entsprechung: So kurz wie möglich, aber so lange wie nötig. Die Rahmenbedingungen der Notschlafstelle werden in der Nutzungs- und Gebührensatzung für die Unterkünfte der Wohnungsnotfallhilfe der Stadt Leipzig geregelt. Bis zur Beendigung der Wohnungslosigkeit durch die (Wieder-)Erlangung einer vertraglich gesicherten Unterkunft oder der Vermittlung in andere dauerhafte, problemadäquate Wohnformen wird den Betroffenen hier einer der 50 Notschlafplätze in Einzel-, Doppel- und Dreibettzimmern als Soforthilfe zugewiesen. Ein Teil der wohnungslosen Klienten konsumiert in gesundheitsgefährdendem Maße Suchtmittel oder ist mit Abhängigkeits- und Folgeerkrankungen belastet. Drogenabhängige Wohnungslose werden bei freien Kapazitäten aus dem Übernachtungshaus in die dafür konzipierte Notschlafstelle „Alternative I“ in der Chopinstraße 13 vermittelt, die vom Zentrum für Drogenhilfe des Städtischen Klinikums „Sankt Georg“ betrieben wird. Die Anzahl von drogenabhängigen Männern im Übernachtungshaus stieg 2014 im Vergleich zum Vorjahr signifikant an. Im Jahr 2013 konsumierten 35 Klienten illegale Drogen, 2014 war dies von insgesamt 55 Personen bekannt. Die Suchtberatungs- und Behandlungsstelle „Regenbogen“ des Zentrums für Drogenhilfe bietet (vor allem für alkoholkranke bzw. -gefährdete Klienten) regelmäßige Beratungsangebote durch einen Suchttherapeuten im Übernachtungshaus an. Im Jahr 2014 fanden diese wöchentlichen Suchtberatungen 37 mal statt und wurden von 73 Nutzern des Hauses überwiegend regelmäßig wahrgenommen. Von den 425 Klienten, welche im Jahr 2014 im Übernachtungshaus Obdach und persönliche Hilfen erhielten, wiesen 106 Klienten einen problematischen Umgang mit Alkohol auf. Insgesamt wurden 100 suchtkranke bzw. missbräuchlich konsumierende Männer in spezifische Hilfeangebote (s. u.) vermittelt. Ausgehend von insgesamt 192 Klienten des Übernachtungshauses, welche im Jahr 2014 eine Suchterkrankung aufwiesen, wurde somit jeder zweite (52 %) in adäquate Hilfen vermittelt. 60 Tabelle 24: Suchtindizierte Vermittlungen aus dem ÜNH im Jahresvergleich Anzahl der Personen Vermittlungen 2014 2013 Stationäre Entgiftungen 23 5 Stationäre Langzeittherapien 10 3 n. erf. 8 Domizil (nicht abstinente CMA) 10 13 Haus Altschönefeld 10 18 ALTERNATIVE I (Notschlafbereich/illegale Drogen) 35 16 Pflegeheim 12 6 Gesamt 100 69 Eigene Wohnung mit Pflegedienst bzw. ambulant betreutes Wohnen Quelle: Sozialamt, 2015 Die Sozialarbeiterin des Übernachtungshauses fungiert zusammen mit dem Suchttherapeuten der SBB „Regenbogen“ als Clearingstelle für die suchtkranken Wohnungslosen. Sie organisiert und steuert vor Ort die Vermittlung in 1. die ambulante Betreuung für nicht abstinente wohnungslose, chronisch mehrfach geschädigte Abhängigkeitskranke in den Wohnprojekten „Domizil“ und „Haus Alt-Schönefeld“ und 2. Langzeit-Entwöhnungsbehandlungen und abstinente CMA-Einrichtungen für krankheitseinsichtige und behandlungsbereite Klienten. Wohnungslose Klienten mit Doppeldiagnosen Unverändert problematisch gestaltete sich die Notunterbringung und Vermittlung wohnungsloser Klienten mit Doppeldiagnosen, d. h. Suchterkrankung/Polytoxikomanie i. V. m. psychiatrischen Diagnosen. Tabelle 25: Anteil der Klienten mit Doppeldiagnosen Jahr Anzahl Nutzer gesamt Doppeldiagnose Alkohol Doppeldiagnose ill. Drogen 2013 389 66 (17 %) 22 (5 %) 2014 425 21 (5 %) 37 (9 %) Quelle: Sozialamt, 2015 Die beschriebene Problemlage trat auch 2014 häufig bei jungen drogenabhängigen Wohnungslosen (bis 30 Jahre) auf, vor allem bei Crystalkonsumenten und bei älteren alkoholkranken wohnungslosen Menschen (ab 50 Jahre). 61 Das deutliche Ansteigen der Zahl wohnungsloser Klienten mit psychiatrischen Diagnosen und Drogenabhängigkeit schlägt sich auch in einer zunehmenden Zahl von Strafanzeigen wegen tätlichen Angriffen auf Mitarbeiter/-innen, Einbrüchen, Diebstählen, Sachbeschädigungen und Beleidigungen nieder. Besonders schwierig ist die Lage dann, wenn die Betroffenen keine Krankheitseinsicht und Behandlungsbereitschaft aufweisen, das gesundheitsspezifische Hilfesystem ablehnen, eine Chronifizierung des psychiatrischen Krankheitsbildes droht bzw. besteht und ohne medizinische Versorgung für sich und andere in den Unterkünften der Wohnungsnotfallhilfe in hohem Maße Gefährdungssituationen auftreten. Diese Verhaltensauffälligkeiten entsprechen häufig noch nicht vollumfänglich den Unterbringungskriterien nach PsychKG, sind aber auch unter den ordnungsrechtlichen Rahmenbedingungen der Wohnungsnotfallhilfe regelmäßig schwer zu handhaben. Ob und wie den sich daraus ergebenden, möglicherweise neuen Versorgungsbedarfen an gesundheitlichen Hilfen unter den gesetzlichen Rahmenbedingungen auf kommunaler Ebene entsprochen werden kann, wird derzeit geprüft. Im Bereich der Wohnungsnotfallhilfe wird für diese spezifische Zielgruppe seit Januar 2014 im Wohnprojekt „Domizil“ des Suchtzentrums Leipzig gGmbH ein Platz für Wohnungslose mit Doppeldiagnosen vorgehalten und vom Sozialamt finanziert. Die Maßnahme soll zielführende Hilfeprozesse unterstützen, Risiken vermindern, eine zeitnahe und regelmäßige medizinische Behandlung der Klienten ermöglichen und tragfähige Grundlagen für eine eigenständige, weniger gefährdende Lebensperspektive schaffen. 62 7. Arbeit und Beschäftigung 7.1 SZL Suchtzentrum gGmbH Die Beschäftigungsprojekte Handwerkliche Dienste, Reinigung, Wäscherei, Küche und Fahrdienst konnten 2014 dank einer Mischfinanzierung aus Eigenmitteln der SZL Suchtzentrum gGmbH und den letztmalig bewilligten Mitteln der Taurisstiftung erhalten bleiben. Die fünf Arbeitsbereiche sind sowohl inhaltlich als auch personell eng mit den vier Basisprojekten (Betreutes Wohnen - Alkoholbereich; Wohnprojekt Domizil; Tagestreff, mobile Streetwork) verbunden. 2014 kam es jedoch auch zu einer stärkeren Vernetzung mit dem Arbeitsprojekt SWING der SZL Suchtzentrum gGmbH. Zur besseren Koordinierung der Projekte und zur Vereinheitlichung der Rahmenbedingungen wurde ab 2014 ein Mitarbeiter des Netzwerkes mit der Teamleitung für alle Beschäftigungsbereiche beauftragt. In den Beschäftigungsbereichen sind nach wie vor fast ausschließlich ehemalige und aktuelle Klienten als ehrenamtliche Helfer bzw. mit Teilzeitverträgen beschäftigt. Tabelle 26: Personelle Entwicklung Gesamtbeschäftigte 2010 2011 2012 2013 2014 Alle Küchenprojekte 44 47 41 43 45 Handwerkliche Hilfsdienste 17 17 12 15 14 Reinigung 16 19 12 12 13 Wäscheprojekt 7 6 4 4 4 Fahrdienst 12 19 2 2 2 Quelle: SZL Suchtzentrum gGmbH, 2014 7.2 7.2.1 Städtisches Klinikum „St. Georg“, Zentrum für Drogenhilfe „teamWENDEPUNKT“ in der Suchtberatungs- und -behandlungsstelle (SBB) „ALTERNATIVE II“ Projekte zur Arbeitserprobung sind in der SBB „ALTERNATIVE II“ so angelegt, dass den Teilnehmer/innen mit dem Einstieg die Erfahrung von Arbeit/Beschäftigung und deren individuellen Wirkungen ermöglicht wird. Da die Hintergründe, aus denen die Klienten/Patienten kommen, meist von jahrelanger Arbeitslosigkeit bzw. gänzlich fehlenden Erfahrungen aus Erwerbstätigkeiten und Lebensmittelpunkten in der Drogenszene (Beschaffung von Geld - Beschaffung der Droge – Konsum der Droge) geprägt sind, wurden die Projekte „niedrigschwellig“ und unter zwei Einstiegsvoraussetzungen konzipiert: der Motivation zur Teilnahme und der Beikonsum- bzw. Suchtmittelfreiheit. 63 Primär kommt es auf die Realisierung von individuellen Arbeitserfahrungen an. Darauf aufbauend wird an der Entwicklung von so genannten „hardskills“ (Fachkompetenz) und „softskills“ (berufskulturelle Fähigkeiten wie soziale Kompetenz und Teamfähigkeit, Zuverlässigkeit, Pünktlichkeit, Verbindlichkeit, Ordnung und Sauberkeit am Arbeitsplatz etc.) gearbeitet. Ziel des Beschäftigungsangebotes ist es, die Mitwirkenden langfristig zu befähigen, einer sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung nachzugehen. Das Projekt wurde durch die Klienten der Beratungsstelle intensiv genutzt - Rekordzahlen sind zu verzeichnen. Insgesamt wurden 2014 durch die Teilnehmer ca. 7.362 Stunden geleistet (zum Vergleich: 2012: 4.000 Stunden/ fast 100 % Steigerung). Insgesamt werden zehn Plätze vorgehalten. Tabelle 27: Beschäftigte im Jahresvergleich Anzahl der Beschäftigten insge- 2012 2014 24 42 8 13 samt Davon Frauen Quelle: Zentrum für Drogenhilfe, 2014 Drei Bürgerarbeiter/-innen sowie ehrenamtliche Mitarbeiter/-innen übernehmen zusätzliche begleitende Tätigkeiten als „Helfer in sozialen Einrichtungen“. Die Fachaufsicht wird durch die drei Fachmitarbeiter/-innen der SBB sichergestellt. Für die Beratungsstellenarbeit ist der suchttherapeutische Nutzen dieses Angebotes von besonderem fachspezifischem Wert. Die Zielgruppe der SBB „ALTERNATIVE“ ist durch frühe Einstiege in den Konsum von Drogen (meist im Kindes- oder frühen Jugendalter) und chronische Verläufe gekennzeichnet. Entwicklungspsychologisch bedeutsame Sozialisationsphasen sind zum Teil nicht durchlaufen, bestimmte alterstypische Lebenserfahrungen nicht gemacht worden. Durch die Verzahnung von klassischem Beratungsstellenangebot (Beratung, Vermittlung, Begleitung, Nachsorge, psychosozialer Begleitung der Substitution), tagesstrukturierenden Angeboten (Tagestreff, Erlebnisaktivierung, Sport) und dem Bereich Arbeitserprobung/Beschäftigung wird mit der Möglichkeit des Erlebens oft erst die Basis für suchtberaterische/-therapeutische Prozesse in Form des verbalen Reflektierens geschaffen. Der Transfer der Ergebnisse der suchttherapeutischen Arbeit in die Lebenswelt des Klienten wird sichtbar und kann wiederum durch Aufgreifen von Ressourcen und Defiziten in den suchtberaterischen Prozess zurückwirken. Die Integration des Projektes in die klassische Beratungsstellentätigkeit entspricht den veränderten Anforderungen an suchttherapeutische Arbeit mit Crystal-Konsumenten und wird auch bei dieser Zielgruppe die Wirkfaktoren des Angebotes in idealer Weise die Nachhaltigkeit suchtspezifischer Interventionen erhöhen. Das Projekt ist bislang spendenbasiert. Die Finanzierung des Projektes ab 2015 ist ungeklärt und es wird aktuell nach neuen Finanzierungsmöglichkeiten gesucht, um das Projekt fortzuführen. 64 7.2.2 AGH-MAE „BuP – Beschäftigung und Perspektive“ im „Haus Alt-Schönefeld“ 1. Auch im Jahr 2014 wurde in der Suchtberatungsstelle „Haus Alt-Schönefeld“ eine Maßnahme zur Schaffung von Arbeitsgelegenheiten (AGH) nach § 16 d SGB II (sog. „Ein-Euro-Jobs“) begonnen. In den Werkbereichen Holz, Ton/Keramik und Garten wurden Vogelhäuser für Kindertagesstätten gefertigt. Die Sammlung an Kunstobjekten für das Projekt „Der Kunst ein Obdach geben“ auf dem Gelände und in den Räumen des „Haus Alt-Schönefeld“ wurde erweitert und dabei ein besonderer Schwerpunkt auf die Gestaltung des Gruppenraumes gelegt. Außerdem wurden Obst und Gemüse für ein Wohnungslosenprojekt angebaut. Elf suchtkranken bzw. von Abhängigkeit bedrohten, langzeitarbeitslosen ALG-II-Empfänger/-innen sollte es durch die Kombination sinnstiftender Beschäftigung mit der Anbindung an die Suchtberatungsstelle „Haus Alt-Schönefeld“ ermöglicht werden: • ihre Chancen zur Wiedereingliederung auf dem ersten Arbeitsmarkt zu steigern, • arbeitsmarktrelevante Basisvariablen (z. B. Pünktlichkeit, Teamfähigkeit, Zuverlässigkeit) zu verbessern, • handwerkliche Fähigkeiten und Fertigkeiten zu erwerben und auszubauen, • ihre sozialen Kompetenzen zu erweitern, • sich eine Tagesstruktur zu schaffen, • ihre Suchtmittelabstinenz zu stabilisieren und • Rückfallrisiken zu minimieren. Durch Veränderungen bei den gesetzlichen Ausführungsbestimmungen für AGH-Maßnahmen ist seit 2012 keine sozialpädagogische Betreuung der Teilnehmer/-innen mehr vorgesehen. Mit der Kombination von Beschäftigung und sozialpädagogischer Betreuung stand bis dahin ein wirksames Instrument zur persönlichen Stabilisierung, zur Stärkung der Abstinenzmotivation und -fähigkeit und damit auch zur gesellschaftlichen Eingliederung suchtkranker bzw. von Sucht bedrohter Menschen zur Verfügung. Der Wegfall der sozialpädagogischen Betreuung hat zu einem Defizit in den beschäftigungspolitischen Integrationsmaßnahmen für suchtkranke Menschen geführt, dessen Folgen sich offenbar nicht nur in der hier beschriebenen AGH auswirken. 7.2.3 Begegnungszentrum der Suchtberatungs- und -behandlungsstelle (SBB) „Regenbogen“ (Suchtselbsthilfe) Seit über 30 Jahren kooperiert die Suchtselbsthilfe Regenbogen mit der Suchtberatungs- und Behandlungsstelle „Regenbogen“ am Städtischen Klinikum „St. Georg“ Leipzig. Bis 2004 war die Suchtselbsthilfe Regenbogen in einer eigenen Vereinsstruktur in dem Kontakt- und Selbsthilfezentrum für seelische Gesundheit e. V. organisiert. Nach Vereinsauflösung bot der Eigenbetrieb der Stadt Leipzig, das Städtische Klinikum „St. Georg“ Leipzig der Suchtselbsthilfe Regenbogen Räume im ehemaligen Stadtkrankenhaus Friesenstraße 8 an, in das auch die Suchtberatungsstelle Südwest zum selben Zeitpunkt eingezogen ist. Es erfolgte eine strukturelle Eingliederung an den Eigenbetrieb. Seit dem Jahr 2007 unterstützt der Förderverein Zentrum für Drogenhilfe e. V. die Suchtselbsthilfe Regenbogen als ein Hauptförderprojekt. Die jährliche Unterstützungssumme für das Begegnungszentrum beträgt ca. 20 % der Gesamtkosten. 65 Den Namen „Regenbogen“ erhielt die ehemalige Suchtberatungsstelle Südwest im Jahr 2005, um diese Kooperation zu verdeutlichen. Die Mitarbeiter/-innen der Beratungsstelle übernehmen die Praxisbegleitung zu inhaltlichen, finanziellen und persönlichen Angelegenheiten. Sie steuern den Trialogprozess zwischen der Fachkompetenz, der Betroffenenkompetenz und den Angehörigen. Ziele der Suchtselbsthilfe Regenbogen sind: • Selbst mit dem Leben zu recht zu kommen • Selbst an der Lösung eigener Probleme mitzuarbeiten • Sich selbst anzunehmen In der Stadt Leipzig sind die Projekte der Suchtselbsthilfe Regenbogen Begegnungszentrum und Präventionsprojekt „Wandelhalle Sucht“ im Leipziger Sucht- und Drogenkonzept 2014 bis 2019 fest verankert. Damit leistet die Suchtselbsthilfe mit ihrer besonderen Stärke der Betroffenenkompetenz einen unverzichtbaren Beitrag in der Suchtkrankenhilfe der Stadt Leipzig. Projekt Begegnungszentrum/Abstinenzclub Das Projekt verfolgt das Ziel einer zufriedenen und dauerhaften Abstinenz mittels • Schaffung einer Tagesstruktur • Aufbau sozialer Beziehungen • Teilnahme am gesellschaftlichen Leben • (Wieder-)Erlernen von Selbständigkeit und Übernahme von Verantwortung • Gewöhnung an Arbeitsabläufe und Regeln • Erreichung einer zufriedenen selbstverantwortlichen abstinenten Lebensführung mit Verhinderung von Rückfällen • Einbeziehung der Angehörigen / Kinder im Sinne eines familienorientierten Ansatzes und zur Enttabuisierung des Themas. Die Steuerung des Begegnungszentrums mit Café und tagesstrukturierenden Angeboten wie Mahlzeiten (Frühstück, Mittagsversorgung, Kaffee und Kuchen, Abendbrot), Sport (Bowling, Tischtennis, Volleyball), Veranstaltungen und Kultur wird durch abstinent lebende Suchtkranke getragen. 2014 konnten sich eine suchtmittelfrei lebende Person in einer Beschäftigungsmaßnahme von 36 Stunden wöchentlich und weitere 12 suchtmittelfrei lebende Personen in einer ehrenamtlichen Tätigkeit von 20 – 60 Stunden monatlich erproben. Vielen der einst ehrenamtlich Tätigen gelang der Sprung in den 1. Arbeitsmarkt. 73 % der betreuten Klientel der Suchtberatungs- und Behandlungsstelle „Regenbogen“ sind arbeitslos, Rentner, arbeitsunfähig oder Hausfrauen. Diese Personengruppe nutzt hauptsächlich die Angebote des Begegnungszentrums. Das Begegnungszentrum hatte 2014 in den Monaten Januar bis Oktober wochentags von 8-18 Uhr (Donnerstag bis 19 Uhr) geöffnet. Ab November musste eine drastische Reduzierung der Öffnungszeiten um 10 Stunden wöchentlich vorgenommen werden, da Mitarbeiter des 2. Arbeitsmarktes weggefallen sind und die Besetzung des Cafés ehrenamtlich nicht gewährleistet werden konnte. Damit wurden 22 Besuche monatlich weniger registriert. Ohne diese Reduzierung der Öffnungszeit wäre mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit ein neuer Besucherrekord zu verzeichnen gewesen. 66 8. Maßnahmen des Ordnungsamtes der Stadt Leipzig Im Rahmen des Konzeptes der Leipziger Sucht- und Drogenpolitik 2014 bis 2019 wurde auch im Jahr 2014 auf eine enge Zusammenarbeit der verschiedenen Behörden und Institutionen zur Bekämpfung der Drogensucht gesetzt. Hierbei kommen den Aufgaben des Ordnungsamtes im Rahmen der Repression besondere Bedeutung zu. Diese beinhalteten, offenstehende Gebäude zu erkennen und behördliche Schritte zur Sicherung durch Eigentümer oder Ersatzvornahme einzuleiten. Somit werden Rückzugsräume von Dealern und Konsumenten immer stärker eingeschränkt. In Kooperation mit der Polizeidirektion Leipzig sind auch im vergangenen Jahr Maßnahmen gegen Beschaffungsprostitution umgesetzt worden, d. h. Kontrollen der Sperrbezirksverordnung sowie der Polizeiverordnung im Hinblick auf das Ansprechverbot zur Anbahnung der Prostitution. 8.1 Mitarbeit im Aktionsbündnis Sicherheit im Leipziger Osten Das Ordnungsamt gewährleistet den Informationsaustausch im Rahmen der Kooperationsstrukturen des Aktionsbündnisses „Sicherheit im Leipziger Osten“. Die Zusammenarbeit hat sich bewährt und weiter verfestigt. In den Beratungen werden Möglichkeiten der kurzen Informationswege mit den vor Ort tätigen Vereinen, dem Quartiersmanagement, dem Amt für Stadterneuerung und Wohnungsbauförderung, Leipziger Wohnungsbaugesellschaft (LWB) und den Bürgerpolizisten in vollem Umfang genutzt. Hier wurde im Rahmen des Maßnahmepaketes „Sicherheit im Leipziger Osten“ das präventive und repressive Handeln des Ordnungsamtes vor Ort thematisiert. Durch verstärkten Kontrolldruck im Kreuzungsbereich Eisenbahnstraße/Ecke Hermann-LiebmannStraße sowie im Bereich Koehlerstraße/Marcusgemeinde ist die Szene in einer ständigen Bewegung. Dieser Verdrängungsdruck verändert das Gesamterscheinungsbild an den vorgenannten Bereichen entscheidend. Unter diesem Gesichtspunkt werden im Rahmen des ausgewogenen Verhältnisses von Prävention und repressiven Maßnahmen die Kontrollen durch das Ordnungsamt durchgeführt. Ein großes Anliegen besteht darin, die Sauberkeit im öffentlichen Raum und in den Grünanlagen zu erhöhen. Die zuständigen Ämter, Stadtreinigung und Ordnungsamt wurden dabei von den Beschäftigten bzw. Teilnehmer/-innen der geförderten Sauberkeitsprojekte "Blau-Gelbe Engel" und "Zusätzliche Säuberung städtischer Grünanlagen" und dem "Sauberkeitsprojekt50" unterstützt. In diesem Rahmen wurden mögliche Gefahrenquellen wie Spritzen und Kanülen von den Mitarbeiter/-innen des Ordnungsamtes und vor Ort tätigen Streetworkern aus dem öffentlichen Raum entfernt und fachgerecht entsorgt. Die regelmäßigen Gespräche und Kontakte zu der Kindertageseinrichtung „Montessori“ im Bereich des Koehlerplatzes bestanden auch im Jahr 2014 fort. Tägliche Kontrollen des Ordnungsamtes sind hier notwendig, da dieser Bereich auch von Betäubungsmittelkonsumenten und alkoholisierten Personen stark frequentiert wird. In enger Zusammenarbeit mit den Streetworkern vom Amt für Jugend, Familie und Bildung werden die Personen im Rahmen des Jugendschutzes und auf die Einhaltung der §§ 2 und 4 der Polizeiverordnung der Stadt Leipzig kontrolliert und aufgesucht. Bei den Kontrollen wurden Verhaltensweisen mit öffentlichen Beeinträchtigungen, z. B. aggressives Betteln bzw. sonstiges aggressives, aufdringliches Verhalten gem. § 4 Polizeiverordnung der Stadt Leipzig festgestellt. Die Personen wurden kontrolliert bzw. belehrt und bei Wiederholungen wurden die Ordnungswidrigkeiten angezeigt. 67 Tabelle 28: Ergebnisse der Kontrollen des Ordnungsamtes 2014 Vorgang 2013 2014 Kontrollen zu leerstehenden Grundstücken 36 49 Sicherungsmaßnahmen durch Eigentümer (nach Auffor- 3 7 Anordnung von Auflagen an Eigentümer 6 3 Beräumung von Grundstücken durch Eigentümer 2 2 Spritzenfunde im gesamten Stadtgebiet 42 126 Sachverhalt/Maßnahme Anzahl Personenkontrollen/Identitätsfeststellung 61 52 Platzverweise 26 14 Feststellung zur Fahndung ausgeschriebenen Personen 3 0 derung) Quelle: Ordnungsamt 2015 Die Stadt Leipzig schöpft ihre Möglichkeiten als Verfolgungsbehörde im Rahmen ihrer Zuständigkeiten aus. Sie gewährleistet Kontrollen zur Einhaltung der gesetzlichen Bestimmungen im Bereich allgemeiner Verbote und Angebotsreduzierung (z. B. Nichtraucherschutzgesetz, Jugendschutzgesetz) sowie Informationsaustausch zu anderen Verfolgungsbehörden wie Bundes- und Landespolizei sowie Zoll. Auch die Mitarbeiter/-innen des Ordnungsamtes haben durch ihre zusätzliche Präsenz mit dazu beigetragen, das Erscheinungsbild zu verbessern. Die Ergebnisse, die Leipzig auf diesem Gebiet in den zurückliegenden Jahren vorweisen kann, belegen dies nachdrücklich. Insbesondere sei hier auf das vertrauensvolle und koordinierte Wirken von Polizei, Ordnungsamt, Gesundheitsamt, Suchtberatungsstellen und dem Amt für Jugend, Familie und Bildung verwiesen. Sehr positiv hat sich die Zusammenarbeit der vorgenannten Behörden und Institutionen durch das stärkere Einbringen des Kriminalpräventiven Rates (KPR) ausgewirkt. Eine ständige Teilnahme eines Vertreters des KPR im Drogenbeirat ist hier positiv zu bewerten. Beim KPR handelt es sich nicht um eine Organisationseinheit, sondern um ein Netzwerk. Im KPR findet fall- und situationsbezogen eine ressort-, ämterübergreifende und interdisziplinäre Zusammenarbeit unter Einbindung der Bürger, Vereine etc. statt. 8.2 Maßnahmen gegen Beschaffungsprostitution Zur Durchsetzung der Sperrbezirksverordnung wurde die Kontrollpräsenz des Ordnungsamtes im Bereich der Nordstraße und deren angrenzenden Straßen aufrecht erhalten. Hier zeigen die gemeinsamen Kontrollen durch Kräfte des IZD (Inspektion Zentrale Dienste), des Polizeivollzugsdienstes der Polizeidirektion Leipzig, dem Polizeirevier Zentrum und des Ordnungsamtes positive Ergebnisse. 68 Im vergangenen Jahr wurden 17 Frauen und Mädchen im Alter zwischen 18 und 65 Jahren festgestellt, von denen über 90 % Drogenkonsumentinnen sind. Das ist ein Anstieg von sieben Frauen gegenüber dem Jahr 2013. Es wurden 14 Verstöße im Rahmen der Kontrollen zur Sperrbezirksverordnung der Stadt Leipzig angezeigt und vier Platzverweise ausgesprochen. Die Möglichkeiten zur Unterbindung und Feststellungen zum Verstoß der Kontaktaufnahme gestalten sich für die Mitarbeiter/-innen des Ordnungsamtes schwieriger. Aufgrund vorgenannter Zahlen besteht weiter aufgrund vorgenannter Zahlen ein erhöhter Kontrolldruck gegenüber den Freiern und Prostituierten im Sperrbezirk. Die Zahl der angezeigten Verstößen zum § 3 Polizeiverordnung der Stadt Leipzig (Ansprechverbot) betrug im vergangenen Jahr 9 Vorgänge. 8.3 Jugendschutzkontrollen Bei den Kontrollen im Jahr 2014 stand der Alkoholkonsum durch Jugendliche in Park- und Grünanlagen sowie beim Public Viewing besonders im Fokus. Vor allem in den Sommermonaten lag das Hauptaugenmerk nicht nur bei den Jugendlichen, sondern auch auf den umliegenden Verkaufseinrichtungen, um die in diesen Einrichtungen tätigen Gewerbetreibenden für den Jugendschutz zu sensibilisieren. Hierzu gab es präventiv in den Kooperationsgesprächen, aber auch vor Beginn der Veranstaltungen eine enge Abstimmung. Die Mitarbeiter/-innen des Ordnungsamt wurden auch im Rahmen von Kontrollen bzgl. illegaler sowie legaler Technopartys aktiv einbezogen. Stadtordnungsdienst Insgesamt kann aus der Sicht des Ordnungsamtes eingeschätzt werden, dass mit der erfolgten Schwerpunktaufzählung des vergangenen Jahres die Zusammenarbeit auf den geschaffenen Arbeitsebenen, u. a. Stadtteilladen Grünau und Runder Tisch Allee-Center, fortgeführt wurde und sich somit die Problematik mit alkoholisierten Jugendlichen deutlich entspannt hat. Die guten Erfahrungen der Teilnahme an Beratungen „mobile Streetwork“ und der Mitarbeit an gemeinsamen Projekten konnten weiter fortgesetzt werden. Im Rahmen der Ganzheitskontrollen in Gaststätten, Spielhallen und Spätverkaufsstellen wurde nicht nur die Einhaltung der Bestimmungen des Gewerberechts und des Immissionsschutzgesetzes, sondern auch des Nichtraucherschutzgesetzes und des Kinder- und Jugendschutzes kontrolliert. Im letzten Jahr wurden insgesamt 1.744 Gewerbeermittlungsverfahren geführt. Es wurden dabei 5.114 Kontrollen vor Ort durchgeführt, die sich wie folgt gliedern: 4.248 - allgemeine Gewerbekontrollen (Auftrag durch Gewerbebehörde) • 58 Nichtraucherschutzkontrollen • 134 Preisangabenkontrollen • 674 sonstige Gewerbeermittlungen Daraus resultierend wurden insgesamt 53 Ordnungswidrigkeitsverfahren eingeleitet. 69 8.4 Bußgeldbehörde In der Zentralen Bußgeldbehörde wurden im Jahr 2014 337 Anzeigen zu Fahren unter Alkohol bzw. Betäubungsmitteln bearbeitet. 169 Verstöße entfielen dabei auf das Führen eines Fahrzeugs unter Alkoholeinfluss und 168 auf das Führen eines Fahrzeugs unter Einfluss von Betäubungsmitteln. Abbildung 16: Anzeigen wegen Fahrens unter Alkohol oder Betäubungsmitteln 700 600 500 62 Fahren unter BtM 400 64 300 200 Fahren unter Alkohol 85 68 56 108 543 437 66 466 96 334 338 287 100 168 273 175 169 0 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 Quelle: Ordnungsamt der Stadt Leipzig 2015 Der Zentralen Bußgeldbehörde lagen im Jahr 2014 zwölf Anzeigen zu Ordnungswidrigkeiten gegen Freier wegen der Kontaktaufnahme zur Vereinbarung sexueller Handlungen gegen Entgelt vor. In fünf Fällen erfolgten Anzeigen wegen der Ausübung der Prostitution im Sperrgebiet. Im Rahmen der Anzeigenbearbeitung wurden dazu bisher in sieben Fällen Bußgeldbescheide erlassen, von denen sechs rechtskräftig sind. In einem Fall wurde Einspruch eingelegt. Dieses Verfahren ist noch nicht abgeschlossen. 70 8.5 Fahrerlaubnisbehörde Im Jahr 2014 wurden folgende Fallzahlen ermittelt: Tabelle 29: Fallzahlen 2013 2013 2014 498 570 Gutachten 74 66 Fahrerlaubnisentziehungen 97 114 Mitteilungen zu Verstößen gegen das BtM-Gesetz Anordnung ärztlicher bzw. medizinisch-psychologischer Quelle: Ordnungsamt, 2015 Die in der Fahrerlaubnisbehörde im Jahr 2014 registrierten Mitteilungen zu Verstößen gegen das BtMGesetz sind gegenüber 2013 um 14,5 % angestiegen. Die nach Fahrerlaubnis-Verordnung eingeleiteten Verwaltungsmaßnahmen zur Anordnung eines ärztlichen oder medizinisch-psychologischen Gutachtens (Einnahme von Cannabis oder Besitz von Betäubungsmitteln) sanken gegenüber dem Vorjahr um 10,8 %. Die erfolgten Fahrerlaubnisentzüge stiegen gegenüber dem Vorjahr um 17,5 % an. Wie in den vorangegangenen Jahren erhielt die Fahrerlaubnisbehörde eine große Anzahl von Mitteilungen zu Drogendelikten, bei denen der Betroffene nicht im Besitz einer Fahrerlaubnis war (50,5 %). Im Berichtsjahr 2014 führten 31,5 % der eingegangenen Mitteilungen zu Verstößen gegen das Betäubungsmittelgesetz zu Maßnahmen der Fahrerlaubnisbehörde. Bei den Mitteilungen unterscheidet die Fahrerlaubnisbehörde in ihrer Handlungsweise zwischen Mitteilungen über nachgewiesene Einnahme sogenannter harter Drogen (z. B. Crystal, Amphetamine), der Einnahme von Cannabis und dem Besitz von Betäubungsmitteln. Die mit 66 ausgewiesene Anzahl der Anordnungen von ärztlichen bzw. medizinisch-psychologischen Gutachten beinhaltet damit die Mitteilungen über die Einnahme von Cannabis und die Mitteilungen zum Besitz von sogenannten harten Drogen. Bei nachgewiesener Einnahme der sogenannten harten Drogen erfolgt die sofortige Entziehung der Fahrerlaubnis (ohne Anordnung eines ärztlichen bzw. medizinisch-psychologischen Gutachtens). 18 % der Mitteilungen über Drogenkonsum führten zu keiner Maßnahme nach den Bestimmungen der Fahrerlaubnis-Verordnung, weil entweder kein Zusammenhang zwischen der Einnahme von Cannabis und dem Führen eines Kraftfahrzeuges bestand, zwar der Besitz von Cannabis, aber keine Einnahme belegbar war, oder der THC-Wert unter dem Grenzwert von 1ng/ml lag. 71 Aus der gegenüber dem Vorjahr angestiegenen Zahl der Verwaltungsverfahren zu Fahrerlaubnisentzügen kann nicht gesichert der Schluss gezogen werden, dass mehr Delikte von Fahrerlaubnisinhabern begangen wurden. Eine Ursache des Anstieges der eingehenden Mitteilungen zu Drogendelikten entsteht durch die Änderung der rechtlichen Grundlagen, wonach seit 01.05.2014 das Kraftfahrtbundesamt den Fahrerlaubnisbehörden jede Entscheidung einer Behörde wegen des Verstoßes gegen das Betäubungsmittelgesetz mitzuteilen verpflichtet ist. Der Anstieg kann ebenso durch vermehrte Kontrollen und damit erhöhten Feststellungen bzw. besseren Nachweismöglichkeiten hervorgerufen sein. Hierzu liegen der Fahrerlaubnisbehörde keine Informationen vor. Ein Vergleich der letzten Jahre ist in der nachfolgenden Darstellung ersichtlich: Abbildung 16: Mitteilungen zu Verstößen gegen das BtM-Gesetz und eingeleitete Maßnahmen 600 570 498 500 376 400 285 300 200 137 100 49 46 39 75 75 84 74 114 97 66 0 2010 2011 2012 2013 Anzahl der Mitteilungen zu Verstößen gegen das BtMGesetz Anzahl AO ärztlicher bzw. medizinischer-psychologischer Gutachten Quelle: Ordnungsamt, 2015 72 2014 9. Rauschgiftlagebild der Polizeidirektion Leipzig 9.1 Rauschgiftkriminalität 9.1.1 Fallzahlenentwicklung mit Bewertung Im Bereich der kreisfreien Stadt Leipzig ist ein deutlich steigendes Niveau der Rauschgiftdelikte zu verzeichnen. Laut Polizeilicher Kriminalstatistik (PKS) sind im Jahr 2014 im Stadtgebiet Leipzig 1.888 Delikte (2013: 1.434 Fälle) erfasst worden. Von den registrierten Fällen wurden 1.780 Fälle mit insgesamt 1.598 Tatverdächtigen aufgeklärt, bei einer Aufklärungsquote von 94,3 % (2013: 94,9 %). Der Anteil der Rauschgiftdelikte1 an der Gesamtkriminalität lag 2014 leicht erhöht zum Vorjahr bei 2,4 % (2013: 2,0 %). Es wurden 1.466 (2013: 1.138) Allgemeine Verstöße und 201 (2013: 175) Straftaten des unerlaubten Handels/Schmuggels mit BtM erfasst. Die Zahl sonstiger Verstöße (z. B. unerlaubter Anbau, illegaler Handel/Herstellung/Abgabe/Besitz in nicht geringer Menge) hat sich mit 217 nahezu verdoppelt (2013: 121). Der zahlenmäßig größte Anteil der Rauschgiftdelikte ist auf Verstöße mit Cannabis und Zubereitungen mit 817 Fällen (2013: 641 Fälle) zurückzuführen. Es folgen Delikte mit Metamphetamin/Amphetamin mit 716 Fällen (2013: 534 Fälle Amphetamin/Metamphetamin gesamt2). In der Gesamtbetrachtung beider Substanzen ist damit eine Steigerung im Jahresvergleich ersichtlich. Delikte mit Heroin sanken auf 78 (2013: 101 Fälle). 1 zu beachten: ohne direkte Beschaffungskriminalität zur Erlangung BtM eine spezifische Aufschlüsselung für Metamphetamin (auch Crystal genannt) war vor dem Berichtszeitraum 2013 auf Grund ermangelnder Zählkriterien der PKS in der Gruppe der Amphetamine/Metamphetamine ausgeschlossen 2 73 Abbildung 17: Allgemeine Verstöße nach BtMG | Anteile nach Substanzen 800 700 600 500 400 300 200 100 0 733 627 579 561 362 318 181 173 18 6 2010 448 399 360 615 35 8 13 15 2011 65 2012 83 20 8 2013 35 13 70 2014 Allgem. Verstöße mit Kokain/Crack Allgem. Verstöße mit sonstigen BtM, ohne Amphetamin/Methampetamin (Crystal) Allgem. Verstöße mit Amphetamin/Methamphetamin (enthält u.a. Crystal) allgem. Verstöße mit Cannabis und Zubereitung allgem. Verstöße mit Heroin Quelle: Polizeidirektion Leipzig, Stand März 2015 Anmerkung: Seit 2014 existiert die gesonderte Schlüsselung der Fälle Amphetamin/Metamphetamin. Diese teilen sich im Berichtsjahr in 49 Fälle Amphetamin sowie 566 Fälle Metamphetamin. Cannabis und Methamphetamin sind die hauptsächlich konsumierten Betäubungsmittel. Es gilt für 2014 eine rückläufige Entwicklung der Straftaten im Zusammenhang mit Heroin. Dies korrespondiert mit dem gleichfalls negativen Wert der Sicherstellungen von Heroin. Bei Straftaten im Bereich der allgemeinen Verstöße mit Kokain/Crack ist eine Zunahme zu verzeichnen, trotz eines im Maximum angestiegenen Preises für Konsumeinheiten. 9.2 9.2.1 Beschaffungskriminalität Direkte Beschaffungskriminalität In der PKS sind acht Delikte (2013: 27) der direkten Beschaffungskriminalität, d. h. Diebstahl, Raub von Betäubungsmitteln, Rezeptformularen bzw. Rezeptfälschungen ausgewiesen. Dies entspricht einem deutlichen Rückgang gegenüber dem Vorjahr. Die Zahlen sind unverändert als gering zu betrachten. 9.2.2 Indirekte Beschaffungskriminalität Fälle der indirekten Beschaffungskriminalität werden von der PKS nicht als solche explizit erfasst und sind nur mit hohem Aufwand und am Einzelfall darstellbar. 74 Die Zahlen der gestellten Tatverdächtigen nach der PKS geben bei weitem nicht das gesamte Bild der Beschaffungskriminalität wieder, da die PKS als Täter lediglich die „Konsumenten harter Drogen“ erfasst, nicht jedoch die weiteren Täter mit BtM-Bezug (BtM-Händler, BtM-Konsumenten). Ferner sind erfahrungsgemäß nicht alle Tatverdächtigen, welche BtM-Konsumenten sind, auch tatsächlich als solche erkennbar und im polizeilichen Datensystem erfasst. Grundlegend ist aus polizeilichem Erfahrungswissen, insbesondere aus Vernehmungen von Tatverdächtigen bekannt, dass einige Konsumenten harter Drogen bzw. chronisch Suchtkranke ihre Sucht durch die Begehung von Delikten der Eigentumskriminalität wie Ladendiebstahl, Diebstahl in/aus Kfz, Fahrraddiebstahl, Wohnungseinbruch, Diebstahl von Betriebsstoffen und Buntmetallen sowie Raub oder auch Prostitution und Betrug finanzieren. Auch Methamphetamin wird als harte Droge eingestuft. Hierbei liegt aber zum einen eine geringere Preisgestaltung im Verhältnis zum hohen Wirkungsgrad vor. Es kann davon ausgegangen werden, dass die Konsumenten bei steigendem Bedarf an illegalen Drogen Straftaten begehen, um ihren Finanzbedarf zu decken. Chronisch Suchtkranke weisen die niedrigste Hemmschwelle zur Erlangung von Finanzierungsmitteln auf illegale Weise auf. Als deliktische Schwerpunkte indirekter Beschaffungskriminalität gelten im Stadtgebiet Leipzig Raub, Wohnungseinbruch und BSD3 an/aus Kfz. Die Raubdelikte sowie die Wohnungseinbrüche bewegen sich auf einem insgesamt hohen Niveau. Nachwievor ist die Belastung der PD Leipzig mit Straftaten des BSD an/aus Kfz sehr hoch. Einzelne Aussagen aus Vernehmungen geben Aufschluss auf die statistisch nicht belegbare Finanzierungsvariante der Verwendung barer und geldwerter Eigenmittel, des Haus- und Familiendiebstahls, der Verwendung von diversen Sozialleistungen sowie Betrugsformen. Abhängigkeits- sowie Finanzierungsentwicklung stünden damit in ähnlicher Weise analog zueinander. Schäden entstehen zunächst in privaten Gefügen, zunehmend in den staatlichen Sozialbereichen und letztlich in puncto der inneren Sicherheit. Die erste Phase der Finanzierung wird insofern als äußerst schädigend betrachtet, als dass neben den Belastungen für sozial-private Beziehungen mit diesbezüglich weitreichenden negativen Auswirkungen auf sozial-gesellschaftliche Bereiche ausgegangen werden kann. 3 Diebstahl unter erschwerenden Umständen 75 9.2.3 Schadensumfang Es kann davon ausgegangen werden, dass Konsumenten harter Drogen, welche chronisch stark abhängig sind, im Raum Leipzig unverändert bis 80 Euro pro Tag benötigen, um den BtM-Erwerb zur Befriedigung ihrer Sucht zu finanzieren. Das Ausmaß der Kosten für die Drogen- und Begleitkriminalität kann demnach nur geschätzt werden. Aufgrund der ungenügenden finanziellen Ausstattung von Konsumenten harter Drogen im Raum Leipzig ist weiterhin davon auszugehen, dass dieser Bedarf in erster Linie durch die Begehung von Straftaten der indirekten Beschaffungskriminalität gedeckt wird. Der direkte wirtschaftliche Schaden ist äußerst hoch einzuschätzen, unter Berücksichtigung, dass sich der Hehlpreis für gestohlene Güter regelmäßig weit unter der Hälfte des Zeitwerts bewegen dürfte. Zudem entstehen hohe Schadensummen durch die Beifügung von Personen- und Sachschäden zur Erlangung des Gutes. Medizinische Folgekosten (Raubopfer), Gebäudeschäden (Türen, Fenster, Schlösser), Schäden an Kraftfahrzeugen (Scheiben, Armaturen, Schlösser, Elektronik) sind hier beispielhaft zu benennen. Weiterhin entstehen unbezifferte Schadenshöhen durch Betriebsunterbrechungskosten (Ausfall von Arbeitsmitteln) und daraus resultierenden Verzögerungen bei der Fertigstellung von Bau- oder Produktionsprojekten. Nachhaltig negative kommunalpolitische Auswirkungen, bedingt durch die Änderung des Sozial- und Wirtschaftsverhaltens der ansässigen sowie frequentierenden Bevölkerung und Wirtschaft erscheinen nicht ausgeschlossen. Auswertungen oder Untersuchungen hierzu liegen in der PD Leipzig nicht vor. 9.3 Fallentwicklung der Rauschgiftdelikte Tabelle 30: Fallentwicklung Rauschgiftdelikte im Jahresvergleich 2010 RG-Delikte Allgemeine Verstöße Unerl. Handel/ Schmuggel 2011 2013 2014 1.183 1.458 1.414 1.434 1.888 877 1.146 1.119 1.138 1.466 228 219 178 175 Quelle: Polizeidirektion Leipzig, Stand März 2015 76 2012 201 9.4 Sicherstellungsmengen 9.4.1 Gesamtsicherstellungsmengen nach Substanzen Tabelle 31: Sicherstellungsmengen im Jahresvergleich Betäubungsmittel 2013 2014 Marihuana 42.600 g 30.665 g Haschisch 2.110 g 479 g 494 Stück 284 Stück Heroin 2.996 g 173 g Kokain 345 g 20.832 g 548 ml 809 ml Amphetamin 6.700 g 506 g Methamphetamin 5.700 g 4.520 g 446 Stück 217 Stück 29 Stück 0 Pflanzen GHB Ecstasy LSD Quelle: Polizeidirektion Leipzig, Stand März 2015 77 9.4.2 Anzahl der Einzelsicherstellung Tabelle 32: Einzelsicherstellungen im Jahresvergleich Betäubungsmittel 2013 2014 Marihuana 763 1.397 Haschisch 34 19 Pflanzen 37 10 Heroin 93 12 Kokain 35 17 GHB 13 7 Amphetamin 51 29 469 158 Ecstasy 7 17 LSD 4 0 Methamphetamin Quelle: Polizeidirektion Leipzig, Stand März 2015 In der abgebildeten Tabelle ist die Anzahl der Sicherstellungen bezogen auf die einzelnen Betäubungsmittelarten aufgelistet, wobei zu beachten ist, dass bei polizeilichen Maßnahmen auch zeitgleich mehrere Betäubungsmittelarten sichergestellt wurden, oft Marihuana und Methamphetamin zusammen. Nach wie vor stellen die Cannabisprodukte einen Schwerpunkt sowohl bei den Sicherstellungsmengen als auch bei der Anzahl der einzelnen Sicherstellungen im Bereich der Betäubungsmittelkriminalität dar. Beachtlich ist ferner die hohe Anzahl der Einzelsicherstellungen von Methamphetamin. 78 9.5 Tatverdächtigenstruktur 9.5.1 Tatverdächtige nach Alter Abbildung 18: Verteilung der Tatverdächtigen nach Alter 127 10 163 Kinder Jugendliche Heranwachsende Erwachsene 1.298 Quelle: Polizeidirektion Leipzig, Stand März 2015 Die Veränderung der absoluten Zahlen stellt sich gegenüber 2013 wie folgt dar: • • • • Kinder Jugendliche Heranwachsende Erwachsene + 5 + 38 + 41 + 254 Es muss davon ausgegangen werden, dass das Dunkelfeld auch im Bereich der Minderjährigen deutlich höher liegt. Indizien hierfür sind Aussagen aus verschiedenen Hilfebereichen und sog. „Tür-und-Angel-Gesprächen“, die jedoch keinen ausreichenden Anfangsverdacht einer verfolgungswürdigen Straftat begründen. Aufgrund des Vorranges der Hilfeleistung und der Erziehung gegenüber Minderjährigen wird in einer Anzeige häufig ein kaum wirksames, sondern gegenteilig wirkendes Mittel gesehen. Insofern werden diesbezügliche Fälle äußerst selten bekannt. Besorgniserregend sind die Zunahmen bei Kindern, Jugendlichen und Heranwachsenden als Tatverdächtige, wobei dies vor allem als Aufhellung eines vermuteten Dunkelfeldes betrachtet werden kann. 9.6 Rauschgifttote Im Berichtszeitraum wurden fünf Rauschgifttote für den Bereich kreisfreie Stadt Leipzig erfasst. Mit einer Altersspanne von 24 bis 35 liegt ein Durchschnittsalter von 30 vor. Es handelt sich in allen Fällen um männliche Deutsche. In allen Fällen handelt es sich beim Wohnsowie beim Sterbeort um die kreisfreie Stadt Leipzig. 79 In allen Fällen wiesen die rechtsmedizinischen Untersuchungen ein politoxikomanes Konsumverhalten nach. In einem Fall wurde ein Suizid durch akuten Drogen- sowie einen akuten Arzneimittelgebrauch festgestellt. In der Mehrzahl der Fälle wurde durch Zeugenaussagen ein im Kindesalter beginnender Drogenkonsum und in der Folge die Langzeitabhängigkeit belegt. Als frühestes Alter wurde dabei der Erstkontakt mit zehn Jahren benannt (Aussage einer Mutter). 9.7 Lokale Schwerpunkte Aufgrund der schwerpunktorientierten Kontrolldichte für das Stadtgebiet Leipzig resultieren die im Folgenden beschriebenen Schwerpunkte der Rauschgiftkriminalität. Es ist jedoch darauf hinzuweisen, dass strafbare Handlungen nach dem BtMG ebenso wie der Konsum grundsätzlich an vielen Örtlichkeiten stattfinden können. Diskotheken, Partymeilen und Wohnungen werden dabei ebenso genutzt wie Parkanlagen, Magistralen, Gewerbegebiete oder infrastrukturelle Knotenpunkte. Die nachfolgenden Schwerpunkte belegen die Konzentration des Betäubungsmittelhandels und des Konsums sowie die Kontrolldichte, gemessen an Örtlichkeiten. Grundsätzlich gilt zu beachten, dass Betäubungsmittel flächendeckend in der kreisfreien Stadt Leipzig angeboten und konsumiert werden. In der Folge wird auf die manifestierten Territorien eingegangen. Bereich Leipzig-Zentrum: Ein örtlicher Schwerpunkt der Rauschgiftkriminalität im Stadtgebiet Leipzig ist nach wie vor das Territorium in und um die Eisenbahnstraße, hier insbesondere des Handels mit Heroin und Crystal. In diesem örtlichen Bereich sind vorwiegend arabisch- und türkischstämmige Tatverdächtige als Anbieter aktiv. Im Juli 2014 verfestigten sich Hinweise auf Verlagerung bzw. Erweiterung der Anbieterszene zum Leipziger Zentrum, Schwanenteich. Daher wurden von August bis Oktober 2014 verstärkt Kontrollmaßnahmen in dem Bereich durchgeführt. Es konnte durch den Einsatz verschiedener Kräfte gezielt gegen die zum Teil offene Anbieterszene vorgegangen werden. Im Bereich des Leipziger Hauptbahnhofes besteht seit Jahren auf Grund der Infrastruktur, dem schwer kontrollierbaren Gelände und der Zentrumslage eine teils offene Anbieterszene. Das Gebiet erstreckt sich über den inneren Promenadenring vom Willy-Brand-Platz über den Georgiring bis zum Augustusplatz, eingeschlossen des Schwanenteichs und des Bereiches um das Wintergartenhaus. Anfang 2014 konnten durch gezielte Observationsmaßnahmen in einem Strafverfahren wegen Verstoßes gegen das BtMG im Umfeld der Spielothek „Fairplay“ in mehreren Fällen beobachtet werden, wie ausländische Tatverdächtige Betäubungsmittel an Personen offen verkauften. Bei nachfolgenden Kontrollen konnten in mehreren Fällen bei den Abnehmern und Verkäufern Betäubungsmittel sichergestellt werden, BtMHändler nutzten auch Verstecke im Freien. Die Verfahren richteten sich größtenteils gegen Tatverdächtige nordafrikanischer Herkunft, die vorwiegend mit Cannabisprodukten handelten. Für den Bereich des „Rabet“ kann eine Etablierung verschiedener Formen der Rauschgiftkriminalität bis hin zu den damit einhergehenden Problemen der Ordnung und Sauberkeit 80 konstatiert werden. Allein der Standort der Sozialarbeit der Streetworker kann dies perspektivisch nicht verbessern. Um den Beschwerden der Anwohner mit Besserungen nachzukommen, wird die polizeiliche Kontrolltätigkeit in gleichem Niveau fortgesetzt. Die Frage der Verunreinigungen durch weggeworfene Spritzen sollte auf ihre Ursache hin betrachtet werden. Daher wird es als notwendig gesehen, die Herkunft der weggewordenen Spritzen zu klären, um ausschließen zu können, dass diese aus dem Spritzentausch stammen. Hierfür wird der Einsatz farbiger Spritzen durch die verschiedenen Beratungsstandorte vorgeschlagen, farblich jeweils getrennt nach den einzelnen Projekten/Standorten. 9.8 Prävention Die Polizeidirektion Leipzig konnte die Maßnahmen zum Thema Drogenprävention mit hohem Aufwand quantitativ erhöhen. Der regelmäßige Fachaustausch intern, mit anderen Behörden und Institutionen sowie mit freien Trägern garantiert Qualität auf aktuellem Niveau. Mehrere Veranstaltungen wurden im Zusammenwirken mit anderen Anbietern gehalten. Grundlage für schulische Prävention durch die Polizei ist Maßgabe des sachsenweiten Ansatzes „Prävention im Team“ (PIT). Das Aufkommen von Anfragen unterschiedlichster Erwartungen zum Thema liegt über der Kapazität, wobei seit mehreren Jahren ein Anstieg zu verzeichnen ist. Hauptzielgruppe stellen die Bildungseinrichtungen sowie Eltern dar, welche nach sachsenweit verbindlichen Konzepten aufgeklärt und informiert werden. Tabelle 33: Präventionsveranstaltungen im Jahresvergleich Anzahl Veranstaltungen Anzahl Teilnehmer Veranstaltung/Zielgruppe4 2013 2014 2013 2014 240 248 4.564 5.706 Pädagogen 11 16 Eltern 24 33 Polizeibeamte 14 24 Schüler 511 2.078 1.669 372 Quelle: Polizeidirektion Leipzig, Stand März 2015 Folgende Gremien mit Bezug auf das Thema Sucht und Betäubungsmittel werden im Bereich der kreisfreien Stadt Leipzig teilnehmend durch einen Vertreter der PD Leipzig besetzt: • • • • 4 Drogenrapport (monatlich) Drogenbeirat (sechs Mal/Jahr) AK Suchtprävention (quartalsweise) AK Leipziger Osten Angaben beziehen sich auf den Bereich der PD Leipzig gesamt 81 9.9 Prognosen und Maßnahmebedarf In den letzten Jahren etablierte sich die Rauschgiftkriminalität im Bereich der kreisfreien Stadt Leipzig. Aufgrund der polizeilichen Kontroll- und Ermittlungsmaßnahmen stiegen die Fallzahlen. Perspektivisch ist von einem mindestens gleichbleibenden Umfang der hier diesbezüglich anfallenden Aufgaben auszugehen. Maßgeblich für die strategische Ausrichtung der Bekämpfung der Betäubungsmittelkriminalität im Bereich der PD Leipzig sind insbesondere • • • • 10-Punkte-Plan der Sächsischen Staatsregierung Bekämpfungskonzeption Crystal Konzeption zur Neuausrichtung der polizeilichen Prävention Drogenpolitische Leitlinien der kreisfeien Stadt Leipzig. Folgende Maßnahmen dienen der Umsetzung des langfristigen Zieles, einer Ausweitung der BtM-Händler- und -Konsumentenszene konsequent entgegenzuwirken: • • • • • • 82 Interner und externer Fachaustausch auf Leitungs- und Arbeitsebene Effiziente und optimierte Kontroll- und Ermittlungsmaßnahmen Bedarfsorientierte Fortbildungen von Einsatzbeamten Ausbau und Pflege der Wissensangebote zum Thema Drogen Modifizierung und Verwendung des Flyers „Hilfe für Erstkonsumenten“ Fortführung der polizeilichen Drogenprävention 83