Daten
Kommune
Leipzig
Dateiname
1032849.pdf
Größe
1,2 MB
Erstellt
14.07.15, 12:00
Aktualisiert
06.12.18, 13:33
Stichworte
Inhalt der Datei
Ratsversammlung
Informationsvorlage Nr. VI-DS-01641
Status: öffentlich
Beratungsfolge:
Gremium
Termin
Zuständigkeit
Dienstberatung des Oberbürgermeisters
Information zur Kenntnis
Fachausschuss Jugend, Soziales, Gesundheit und Schule
Information zur Kenntnis
Fachausschuss Umwelt und Ordnung
Information zur Kenntnis
Jugendhilfeausschuss
Information zur Kenntnis
Ratsversammlung
28.10.2015
Eingereicht von
Dezernat Jugend, Soziales, Gesundheit und Schule
Betreff
Suchtbericht 2015
Der Suchtbericht 2015 wird zur Kenntnis genommen.
Prüfung der Übereinstimmung mit den strategischen Zielen:
nicht relevant
Anlagen:
Suchtbericht
Information zur Kenntnis
Suchtbericht
2015
Dezernat Jugend, Soziales, Gesundheit und Schule
Gesundheitsamt
Impressum:
Herausgeber:
Verantwortlich:
Redaktion:
Druck:
Redaktionsschluss:
Foto Deckblatt:
Stadt Leipzig
Der Oberbürgermeister
Dezernat Jugend, Soziales, Gesundheit und Schule
Gesundheitsamt
Dr. Regine Krause-Döring
Sylke Lein, Ina Stein, Manuela Hübner
Hauptamt, Zentrale Vervielfältigung und Formularservice
SZL Suchtzentrum gGmbH, 2014
Vorwort
Liebe Leserinnen und Leser,
Alkohol ist auch in Leipzig nach wie vor die
meist konsumierte Droge. Die meisten
Menschen, die Hilfe in den Suchtberatungsund behandlungsstellen suchen, sind alkoholabhängig. Opioide wie Heroin nehmen
den zweiten Platz ein.
Sorge bereitet uns seit Jahren die schnelle
Verbreitung der Stimulanzien wie Methamphetamin (Crystal). In diesem Jahr wurden
in den Suchtberatungsstellen fast so viele
Menschen mit Stimulanzienmissbrauch beraten wie Fälle mit Opioidmissbrauch. Die
Folgen für die Suchtabhängigen und ihre
Angehörigen sind dramatisch.
Unser Ziel ist es, Suchterkrankungen möglichst gar nicht erst entstehen zu lassen.
Prävention hat deshalb einen hohen Stellenwert. Es ist wichtig, besonders Kinder,
Jugendliche und junge Erwachsene frühzeitig in ihrem Lebensumfeld zu erreichen.
Wir haben unsere Aktivitäten der Weiterbildung und Schulung von Multiplikatoren in
den vergangenen Jahren verstärkt, damit
Personen, die täglich mit Kindern und Jugendlichen arbeiten, in ihrer Kompetenz
zum Thema Sucht gestärkt werden. Die
Veranstaltungen der Leipziger Reihe für
Suchtprävention werden gut angenommen.
Das Thema Crystal nimmt dabei einen breiten Raum ein – hier besteht nach wie vor
hoher Informationsbedarf.
Zudem werden die Beratungs- und Präventionsangebote für Eltern weiterentwickelt, so
dass Eltern frühzeitig in die Lage versetzt
werden, Drogen und deren Wirkungsweisen
zu kennen, Substanzkonsum an ihren Kindern wahrzunehmen und geeignete Interventionsstrategien zu entwickeln.
Der vorliegende Suchtbericht dokumentiert
das Engagement und die aufeinander abgestimmten Arbeiten aller Akteure. Er beschreibt Entwicklungen und Trends, analysiert und informiert. Er spiegelt die Vielfalt
der Ansätze und Angebote in den fünf Leitlinien der Leipziger Sucht- und Drogenpolitik
Prävention, Beratung/Behandlung/Reintegration, Maßnahmen zur Schadensreduzierung, Repression sowie Kooperation und
Vernetzung wieder.
Ich möchte an dieser Stelle allen Partnern
für die Zusammenarbeit danken. Die Umsetzung unserer Ziele wird auch zukünftig
nur im gemeinsamen und abgestimmten
Handeln gelingen.
Ihr
Prof. Dr. Thomas Fabian
Bürgermeister und Beigeordneter für Jugend, Soziales, Gesundheit und Schule
Inhaltsverzeichnis
Vorwort.........................................................................................................................................1
1. Schlaglichter.............................................................................................................................6
1.1 Projekt DRAHTSEIL und Suchtberatungs- und Behandlungsstellen....................................6
1.2 Kliniken..................................................................................................................................6
1.3 Suchtprävention....................................................................................................................7
2. Projekte im Arbeitsbereich Suchtbeauftragte am Gesundheitsamt....................................8
2.1 Leipziger Reihe für Suchtprävention.....................................................................................8
2.2 HaLT......................................................................................................................................8
2.3 HaLT-Videoclips für die Alkoholprävention ..........................................................................9
2.4 2014 ist die 10. Auflage des Suchthilfewegweisers der Stadt Leipzig erschienen.............10
3. Suchtprävention und Vernetzung zur Jugendhilfe.............................................................10
3.1 Angebote der Stadt Leipzig.................................................................................................10
3.1.1
Kinder- und Jugendschutz.........................................................................................10
3.1.2
Jugendgerichtshilfe ...................................................................................................13
3.1.3
Straßensozialarbeit....................................................................................................14
3.1.4
Allgemeiner Sozialdienst (ASD)................................................................................18
3.2 Suchtprävention der Sächsischen Bildungsagentur, Regionalstelle Leipzig.....................19
3.3 Angebote freier Träger........................................................................................................20
3.3.1
Diakonie Leipzig - Projekt Drahtseil..........................................................................20
3.3.2
Deutscher Kinderschutzbund Ortsverband Leipzig e.V.............................................21
3.3.3
Drug Scouts...............................................................................................................25
3.3.4
Städtisches Klinikum „St. Georg“, Leipzig, Zentrum für Drogenhilfe, Alkohol-Präven-
tionsprojekt „Wandelhalle Sucht“ .........................................................................................28
4. Ambulante Suchtkrankenhilfe...............................................................................................30
4.1 Diakonisches Werk - Innere Mission Leipzig e. V. Projekt „DRAHTSEIL“.........................30
4.1.1
Jugendliche in der Beratung des Mobilen Jugendkonfliktdienstes............................30
4.1.2
Drogensprechstunde.................................................................................................31
4.2 Suchtberatungs- und Behandlungsstellen (SBB)................................................................32
4.2.1
Klientinnen und Klienten in den Suchtberatungs- und Behandlungsstellen..............33
4.2.2
Vermittlungen der Klienten........................................................................................33
4.2.3
Hauptsubstanzen.......................................................................................................33
4.2.4
Soziodemografische Angaben..................................................................................35
4.2.5
Einige Leistungsarten................................................................................................37
4.2.6
Substitutionsbehandlung...........................................................................................37
4.2.7
Suchtberatung hörgeschädigter Menschen in der Suchtberatungs- und
Behandlungsstelle Blaues Kreuz..........................................................................................38
4.2.8
Fachbereich Familienhilfe - Hilfen für Kinder und Jugendliche aus suchtbelasteten
Familien und deren Eltern.....................................................................................................39
4.2.9
Elternberatung - Das internetbasierte Beratungsangebot „ELSA“............................40
5. Stationäre Suchtkrankenhilfe................................................................................................40
5.1 Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie am HELIOS
Park-Klinikum Leipzig, Station Teen Spirit Island.....................................................................40
5.2 Soteria Klinik Leipzig – Fachklinik für Suchterkrankungen am
HELIOS Park-Klinikum Leipzig ................................................................................................41
5.3 HELIOS Park-Klinikum Leipzig – Klinik für Psychiatrie,
Psychosomatik und Psychotherapie.........................................................................................43
5.4 Sächsisches Krankenhaus Altscherbitz in Schkeuditz........................................................43
5.5 Städtisches Klinikum "St. Georg" Leipzig,
Klinik für Forensische Psychiatrie.............................................................................................45
5.6 Aufsuchende Angebote Streetwork.....................................................................................45
5.6.1
Straßensozialarbeit für drogenabhängige Menschen im Leipziger Osten
am Zentrum für Drogenhilfe des Klinikums „St. Georg“ Leipzig............................................45
5.6.2
Mobile Streetwork „Von der Straße ins Leben“ der SZL Suchtzentrum gGmbH......46
6. Vernetzung Suchtkrankenhilfe und Wohnhilfen.................................................................49
6.1 Ambulant betreutes Wohnen (ABW)...................................................................................49
6.1.1
„Drogenfreie Wohngemeinschaften“ der SZL Suchtzentrum gGmbH......................49
6.1.2
Betreutes Wohnen – Alkoholbereich der SZL Suchtzentrum gGmbH......................50
6.1.3
„Ambulant betreutes Wohnen für alkohol- und/oder medikamentenabhängige
Männer und Frauen“ des Diakonischen Werkes, Innere Mission Leipzig.............................52
6.2 Stationäre Wohnformen.....................................................................................................54
6.2.1
Wohnprojekt Haus Alt-Schönefeld (Zentrum für Drogenhilfe)..................................54
6.2.2
Niedrigschwellige Angebote im Rahmen der Lebens- und Überlebenshilfen für dro-
genabhängige Menschen des Zentrums für Drogenhilfe in der Suchtberatungs- und
-behandlungsstelle (SBB) „Alternative I“...............................................................................55
6.2.3
Wohnprojekt „Domizil“ (WPD) SZL Suchtzentrum gGmbH......................................57
6.2.4
Verein zur sozialen Rehabilitation von Abhängigkeitskranken (VRA) e. V...............59
6.3 Notunterbringung im Übernachtungshaus für wohnungslose Männer ...............................60
7. Arbeit und Beschäftigung......................................................................................................63
7.1 SZL Suchtzentrum gGmbH ................................................................................................63
7.2 Städtisches Klinikum „St. Georg“, Zentrum für Drogenhilfe................................................63
7.2.1
„teamWENDEPUNKT“ in der Suchtberatungs- und -behandlungsstelle (SBB)
„ALTERNATIVE II“.................................................................................................................63
7.2.2
AGH-MAE „BuP – Beschäftigung und Perspektive“ im „Haus Alt-Schönefeld“........65
7.2.3
Begegnungszentrum der Suchtberatungs- und -behandlungsstelle (SBB)
„Regenbogen“ (Suchtselbsthilfe)...........................................................................................65
8. Maßnahmen des Ordnungsamtes der Stadt Leipzig..........................................................67
8.1 Mitarbeit im Aktionsbündnis Sicherheit im Leipziger Osten................................................67
8.2 Maßnahmen gegen Beschaffungsprostitution....................................................................68
8.3 Jugendschutzkontrollen .....................................................................................................69
8.4 Bußgeldbehörde..................................................................................................................70
8.5 Fahrerlaubnisbehörde.........................................................................................................71
9. Rauschgiftlagebild der Polizeidirektion Leipzig .................................................................73
9.1 Rauschgiftkriminalität..........................................................................................................73
9.1.1
Fallzahlenentwicklung mit Bewertung.......................................................................73
9.2 Beschaffungskriminalität.....................................................................................................74
9.2.1
Direkte Beschaffungskriminalität...............................................................................74
9.2.2
Indirekte Beschaffungskriminalität............................................................................74
9.2.3
Schadensumfang......................................................................................................76
9.3 Fallentwicklung der Rauschgiftdelikte.................................................................................76
9.4 Sicherstellungsmengen.......................................................................................................77
9.4.1
Gesamtsicherstellungsmengen nach Substanzen....................................................77
9.4.2
Anzahl der Einzelsicherstellung.................................................................................78
9.5 Tatverdächtigenstruktur......................................................................................................79
9.5.1
Tatverdächtige nach Alter ........................................................................................79
9.6 Rauschgifttote.....................................................................................................................79
9.7 Lokale Schwerpunkte..........................................................................................................80
9.8 Prävention...........................................................................................................................81
9.9 Prognosen und Maßnahmebedarf .....................................................................................82
1. Schlaglichter
1.1
Projekt DRAHTSEIL und Suchtberatungs- und Behandlungsstellen
Im Projekt „DRAHTSEIL“ wurden 288 Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene unter 25 Jahre mit
vorwiegend Alkohol-, Drogen- und Medienmissbrauch betreut. Gemeinsam mit der Therapiestation für
abhängigkeitserkrankte Kinder und Jugendliche „Teen Spirit Island“ (TSI) des HELIOS Park-Klinikums
Leipzig wurden 172 Klientinnen und Klienten in der Drogensprechstunde betreut. Zusätzlich wurden
202 Angehörige beraten.
In den sieben Suchtberatungs- und Behandlungsstellen (SBB) wurden 4.179 Klientinnen und Klienten
betreut, beraten und behandelt. Darunter waren 3.683 Klientinnen und Klienten, die selbst von einer
Suchtkrankheit betroffen waren (88 %). Darüber hinaus wurden 498 Angehörige und sonstige Bezugspersonen (12 %) beraten.
In den Suchtberatungs- und Behandlungsstellen war die am häufigsten konsumierte Droge Alkohol. Alkoholmissbrauch oder -abhängigkeit bleibt die am meisten vergebene Diagnose.
Opioide (meist Heroin) war 2014 die zweithäufigste Diagnose und ist tendenziell rückläufig zu beobachten (Rückgang um ca. 13 %). Cannabinoidabhängigkeit wurde ebenso häufig festgestellt wie im
Vorjahr.
Demgegenüber stieg um rund 32 % die Hauptdiagnose Stimulanzien. Der Trend zeigt eine zunehmende, deutliche Verschiebung in den SBB zugunsten der Menschen mit Stimulanzienabhängigkeit
(„Crystalkonsum“). Diese Klientengruppe hat sich um das Achtfache vergrößert und führte zu einer
vielfachen Veränderung der Aufgabenfelder der Suchtberater und -beraterinnen und Therapeuten. Die
Kooperationsbeziehungen zu anderen Sozialdiensten (vorrangig ASD und Ärzte) nahmen deutlich zu.
Die Behandlungsfälle Glücksspielsucht in den Suchtberatungs- und Behandlungsstellen stiegen um
ca. 16 %.
1.2
Kliniken
Unter den Patientinnen und Patienten der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und
Psychotherapie am HELIOS Park-Klinikum Leipzig, Station Teen Spirit Island wurden viele mit der
Hauptdroge Crystal behandelt. Die unter polytoxikomanem Konsum angegebenen Jugendlichen haben
Crystal und Cannabis auf Abhängigkeitsniveau konsumiert. Der bei einigen Jugendlichen zusätzliche
Alkoholkonsum erfolgte oft auf Missbrauchsniveau.
Das Sächsische Krankenhaus Altscherbitz in Schkeuditz beschreibt, dass viele der neu aufgenommene Patientinnen und Patienten in die stationären und teilstationären Bereiche der Drogenstation und
Tagesklinik eine Abhängigkeit von Crystal als Hauptsubstanz oder als multiplen Substanzkonsum aufwiesen. Häufig wurden neben Crystal auch Cannabis und Alkohol missbräuchlich oder abhängig konsumiert. Die Patientinnen und Patienten erschienen oft in beeinträchtigtem Allgemein- und Ernährungszustand und mit auffälligen kognitiven Defiziten. Zunehmend häufig wurde bei ihnen Wohnungslosigkeit und fehlende Krankenversicherungsverhältnisse sichtbar.
6
1.3
Suchtprävention
In Leipzig gibt eine sehr große Anzahl von unterschiedlichsten Projekten für die Suchtprävention, die
im wesentlichen Kinder und Jugendliche im Blick haben. So wurden z. B. im HaLT-Projekt 63 junge
Menschen im Alter von 12-18 Jahren nach einer akuten Alkholintoxikation direkt in der Universitätskinderklinik betreut. Das Projekt Drahtseil bei der Diakonie Leipzig führte 63 suchtpräventive Projekte für
mehr als 1.300 Teilnehmende durch. Die Wandelhalle Sucht, ein Selbsthilfeprojekt des Zentrums für
Drogenhilfe für die Alkoholprävention, bot 120 Veranstaltungen für mehr als 1.500 Teilnehmende an.
Auch die Polizeidirektion konnte 2014 ihre Aktivitäten in der Suchtprävention steigern: der Fachdienst
Prävention bot mehr als 300 Veranstaltungen mit über 8.000 Teilnehmenden an.
7
2. Projekte im Arbeitsbereich Suchtbeauftragte am Gesundheitsamt
2.1
Leipziger Reihe für Suchtprävention
2014 konnte die Leipziger Reihe für Suchtprävention in bewährter Form fortgesetzt werden. Ziel dieses
kontinuierlich stattfindenden Weiterbildungsangebotes ist es, aktuelle Themen der Suchtprävention
aufzugreifen und für die Multiplikatorinnen und Multiplikatoren anzubieten. Die Angebote wurden vorrangig von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Jugendhilfen, der Polizei, des Jobcenters und der
Suchthilfe genutzt.
Tabelle 1: Veranstaltungen Leipziger Reihe für Suchtprävention 2014
Datum
Titel
TN-Zahl
Referent/in:
12.02.2014
Drogen & Psychosen
43
Frau Dr. Fromme,
Helios-Park-Klinikum Leipzig
13.02.2014
13.-15.03.2014
Glücksspielsucht
10
Frau Allstedt, SBB Impuls
MOVE – Motivierende Kurzinterventi- 16
Herr Gahrig, Diakonie Kamenz,
on bei konsumierenden Jugendli-
Frau Schneider, Stadt Leipzig
chen
22.05.2014
Drugtails & Alcojoints
17
Herr Rost, Projekt Drahtseil
Herr Graubaum, Drug Scouts
10.07.2014
Crystal
28
Herr Rost, Projekt Drahtseil
Herr Graubaum, Drug Scouts
29.09.2014
Drogen & Psychosen
34
Frau Dr. Fromme,
Helios-Park-Klinikum Leipzig
Quelle: Gesundheitsamt, 2014
2.2
HaLT
Das Alkoholpräventionsprojekt „HaLT - Hart am Limit“ startete in Leipzig am 01. August 2010 (bis
31. Dezember 2011 zunächst noch als Modellprojekt) und kann mittlerweile auf einen mehrjährigen Erfahrungsschatz zurückgreifen.
Das Projekt gliedert sich in die Bausteine HaLT-proaktiv und HaLT-reaktiv. Im reaktiven Baustein werden Jugendliche, die mit einer Alkoholintoxikation in eine Klinik eingeliefert werden, noch vor Ort durch
Sozialarbeiter/-innen beraten. Der reaktive Baustein wird vom Gesundheitsamt, Bereich Suchtbeauftragte koordiniert und vom Projekt Drahtseil bei der Diakonie Leipzig umgesetzt. Die Leistung wird in
der Universitätsklinik für Kinder- und Jugendmedizin Leipzig vorgehalten.
8
2014 wurden insgesamt 103 Jugendliche in die Klinik eingeliefert. Darunter waren vergleichsweise viele Patientinnen und Patienten, die nicht bei einer der HaLT-assoziierten Krankenkassen versichert waren.
Es fanden 63 Brückengespräche und 60 Elterngespräche statt. 2014 wurden drei Risiko-Checks angeboten, an denen 22 Jugendliche teilnahmen. Mit elf Familien wurden Abschlussgespräche geführt. Im
Jahresvergleich stellen sich die Zahlen wie folgt dar:
Abbildung 1: HaLT-Ergebnisse im Jahresvergleich
120
104
100
103
95
78 75
80
75
67 66
67 65
63 60
60
40
34
20
22
17
12
eingelieferte Patienten
Brückengespräche
Elterngespräche
Teilnehmende an RisikoChecks
0
2011
2012
2013
2014
Quelle: Gesundheitsamt, 2014
Waren in den vorangegangen Jahren die Jungen in deutlicher Überzahl, hielt sich 2014 die Anzahl der
Jungen (32) und Mädchen (31) fast die Waage. Der Altersdurchschnitt lag bei 15,8 Jahren, wobei die
Mädchen insgesamt ein wenig jünger waren (15,6 zu 16,0). Der Durchschnittspromillewert lag 2014 bei
1,77‰, wobei die Mädchen mit 1,72‰ leicht unter den Jungen mit 1,90‰ lagen.
2.3
HaLT-Videoclips für die Alkoholprävention
Gemeinsam mit einer Klasse der Berufsfachschule für Sozialwesen der Euro-Schulen gemeinnützige
Gesellschaft für berufliche Bildung und Beschäftigung Sachsen mbH (Euro-Akademie Leipzig) und den
Picturesound Studios im Soziokulturellen Zentrum Kuhstall e. V. wurden drei Videoclips für die Alkoholprävention erstellt. Ergänzend ist ein Handbuch verfügbar, das Vorschläge für die Verwendung und
weitere Methoden enthält.
Die Videoclips wurden von den Jugendlichen selbst entworfen und gespielt und sind dadurch sehr authentisch und jugendnah. Sie stellen Situationen dar, in der es durch übermäßigen Alkoholkonsum zu
kritischen Gegebenheit kommt und zeigen einen alternativen, weniger riskanten Weg auf.
Die Clips und das Handbuch sind über die Internetseite www.leipzig.de/suchthilfe verfügbar.
9
2.4
2014 ist die 10. Auflage des Suchthilfewegweisers der Stadt Leipzig erschienen
Der Wegweiser enthält Angebote für Menschen
mit Suchtproblemen und deren Angehörige sowie zur Suchtprävention in Leipzig.
Das Faltblatt ist im Gesundheitsamt erhältlich sowie im Netz als PDF-Download unter:
www.leipzig.de/suchthilfe.
3. Suchtprävention und Vernetzung zur Jugendhilfe
3.1
3.1.1
Angebote der Stadt Leipzig
Kinder- und Jugendschutz
Kernelement des Jugendschutzes ist die Prävention möglicher Gefährdungen, welche die Entwicklungschancen junger Menschen negativ beeinflussen können.
Als zentrales Anliegen verfolgt der Fachbereich Kinder- und Jugendschutz die Sicherung einer positiven gesundheitlichen und psychosozialen Entwicklung sowie die Förderung der Erziehung junger Menschen zu eigenverantwortlichen und gemeinschaftsfähigen Persönlichkeiten gemäß der Zielstellung
des Achten Buches Sozialgesetzbuches (SGB VIII).
Im Leistungsbereich erzieherischer Kinder- und Jugendschutz (durch freie Träger der Jugendhilfe sowie durch den Fachbereich Kinder- und Jugendschutz) werden jungen Menschen unter 27 Jahren Angebote unterbreitet, um deren Kritik- und Entscheidungsfähigkeit zu fördern.
Eltern und andere am Erziehungsprozess beteiligte Personen erhalten Unterstützung, Gefahren für
Kinder und Jugendliche besser erkennen und sie vor negativen Einflüssen schützen zu können.
Die suchtpräventiven Angebote sind gemäß der Nationalen Strategie zur Sucht- und Drogenpolitik sowie der sucht- und drogenpolitischen Leitlinien der Stadt Leipzig zielgruppenspezifisch ausgerichtet.
Schwerpunkte bilden Maßnahmen der universellen, selektiven und strukturellen Prävention.
10
Die Stadt Leipzig fördert zur Verwirklichung der Zielstellungen Angebote freier Träger der Jugendhilfe
u. a. als Maßnahmen des erzieherischen Kinder- und Jugendschutzes gemäß § 14 SGB VIII. Dazu gehören
Diakonisches Werk, Innere Mission Leipzig e. V.
•
◦
Projekt: Drahtseil
Deutscher Kinderschutzbund OV Leipzig e. V.
•
◦
Projekt: Free Your Mind
◦
Projekt: Kinder- und Jugendtelefon (anonyme und kostenlose Beratung von Kindern und
Jugendlichen u. a zu Sucht/ Suchtprävention)
◦
Wege durch den Mediendschungel (Medienkompetenzprojekt für Eltern und Multiplikator/innen)
SZL Suchtzentrum gGmbH
•
◦
Projekt Drug Scouts
Abbildung 2: Anzahl & Themen der Projekte im Bereich erzieher. Kinder- und Jugendschutz
300
250
Anzahl
200
150
249
211
100
106
50
76
33
3
0
Suchtprävention
allg. Lebenskompetenzförd.
Gew altprävention
Medien
Sekten/Kulte
Liebe &
Sexualität
Quelle: Amt für Jugend, Familie und Bildung, 2015
Die freien Träger der Jugendhilfe führten mehr als 249 Projekte im Bereich Suchtprävention durch.
Hauptzielgruppen waren junge Menschen unter 27 Jahren, Eltern, Multiplikatoren und Multiplikatorinnen. Insgesamt konnten im Jahr 2014 im Bereich Suchtprävention 3.006 junge Menschen und 3.632
Eltern, Multiplikatoren und Freiwillige erreicht werden.
Auch der Bereich Jugendmedienschutz wird seit einigen Jahren nicht nur durch den Fachbereich Kinder- und Jugendschutz im Amt für Jugend, Familie und Bildung, sondern auch von freien Trägern der
Jugendhilfe bedient. Inhaltliche Verbindung zur Suchtprävention besteht insbesondere im Bereich Prävention von Computerspiel- und Online- sowie Glücksspielsucht.
11
In 76 durchgeführten Projekten konnten 1.127 Jugendlichen und jungen Erwachsenen und 458 teilnehmende Eltern, Multiplikatoren und Ehrenamtlichen Inhalte des Jugendmedienschutzes vermittelt werden.
Als Basis gesunden Aufwachsens junger Menschen in unserer Gesellschaft fördert die Stadt Leipzig
explizit Maßnahmen zur allgemeinen Lebenskompetenzförderung. Die darin enthaltenen Fähigkeiten
gelten in der Forschung als eine Art „Schlüssel des gesunden Aufwachsens“. Sie ermöglichen jungen
Menschen, mit schwierigen Lebenssituationen umgehen zu können und sich trotz massiver psychischer Belastungen und widrigster Lebensumstände zu gesunden Erwachsenen zu entwickeln.
2014 wurden im Leistungsbereich erzieherischer Kinder- und Jugendschutz insgesamt 211 Projekte
der allgemeinen Lebenskompetenzförderung mit 2.239 teilnehmenden Kindern und Jugendlichen und
448 Eltern und MultiplikatorInnen/Freiwilligen durchgeführt.
Abbildung 3: Anzahl der Teilnehmenden nach Themenkategorien und Nutzergruppen
7.000
6.000
Anzahl
5.000
3.632
4.000
3.000
468
233
2.817
2.842
2.000
3.006
1.000
458
1.127
335
347
Medien
Sekten/Kulte
0
Suchtprävention
allg. Lebenskompetenzförd.
Gew altprävention
Multiplikatoren
29
Liebe &
Sexualität
Kinder, Jugendliche, junge Volljährige
Quelle: Amt für Jugend, Familie und Bildung, 2015
Dem Fachbereich Kinder- und Jugendschutz im Amt für Jugend, Familie und Bildung obliegt die Fachkoordination der Projekte der freien Träger im Leistungsbereich erzieherischer Kinder- und Jugendschutz und die Verantwortung für die Vernetzungs- und Vermittlungsangebote zu Kooperationspartnern vor Ort. Eine bedarfs- und ressourcenorientierte Steuerung ist dabei essentieller Bestandteil der
Koordination.
2014 war der Fachbereich Kinder- und Jugendschutz wiederholt Ansprechpartner bei Hinweisen auf
Verstöße gegen das Jugendschutzgesetz, insbesondere dem Verstoß gegen die Bestimmungen zur
Abgabe von Alkohol und Tabakwaren an Minderjährige. Analog der vergangenen Jahre fand in diesen
Fällen der bewährte und konstruktive Austausch sowie ein abgestimmtes Vorgehen mit anderen beteiligten Institutionen und Behörden statt.
Die Droge „Crystal/Meth“ hob sich auch im Fachbereich Kinder- und Jugendschutz von anderen Themeninhalten im Komplex Sucht ab. In der Regel erfolgte hier die Vermittlung an geeignete
Präventionsanbieter oder der Kontakt zu Suchtberatungs- und Behandlungsstellen.
12
Dem Thema soll auch weiterhin in der Leipziger Reihe für Suchtprävention Rechnung getragen werden. Zudem werden die Bereiche Suchtprävention im Gesundheitsamt und Fachbereich Kinder- und
Jugendschutz im Amt für Jugend, Familie und Bildung unter Beteiligung der freien Träger der Jugendhilfe sowie weiterer Partner Beratungs- und Präventionsangebote für die Zielgruppe Eltern in den Planungsräumen Leipzigs entwickeln und implementieren. Eltern sollen damit frühzeitig in die Lage versetzt werden, Drogen und deren Wirkungsweisen zu kennen, Substanzkonsum an ihren Kindern wahrzunehmen und geeignete Interventionsstrategien zu entwickeln.
Der Fachbereich Kinder- und Jugendschutz beteiligt sich seit der Implementierung des Alkoholpräventionsprojektes HaLT - Hart am Limit in Leipzig an dessen Weiterentwicklung. Für 2015 ist der Ausbau
des proaktiven Bausteines des Projektes mittels neuer öffentlichkeitswirksamer Maßnahmen und einer
gezielten Vernetzung der lokalen Aktionspartner geplant.
3.1.2
Jugendgerichtshilfe
Mitwirkung der Jugendhilfe im Verfahren nach dem Jugendgerichtsgesetz
Das Sachgebiet Jugendgerichtshilfe betreut junge Menschen, die in der Altersspanne von 14 bis unter
21 Jahren Straftaten begangen haben. Die Betreuung umfasst das gesamte Jugendstrafverfahren, mit
Beginn der Ermittlungen gegen Tatverdächtige bis zur Eingliederungshilfe nach der Entlassung aus
dem Strafvollzug. Die Aufgaben umfassen die Bereitstellung von Beratungsangeboten, Interventionsmaßnahmen, Vermittlung, Diversionsverfahren, Erarbeitung von gutachtlichen Stellungnahmen, die
Teilnahme an Hauptverhandlungen sowie die Vermittlung und Kontrolle von Weisungen und Auflagen.
Im Rahmen ihrer Aufgabenerfüllung arbeitet die Jugendgerichtshilfe mit den verschiedensten Behörden, Institutionen, Trägern der öffentlichen und freien Jugendhilfe sowie mit Psychiatrien und Beratungsstellen des Gesundheitsamtes, insbesondere mit den Suchtberatungsstellen zusammen.
Im Jahr 2014 lagen im Sachgebiet Jugendgerichtshilfe zum Stichtag 31.12.2014 4.782 jugendliche Täter an. Die aufgewandte Betreuungsintensität ist verschieden. Sie orientiert sich entsprechend des erzieherischen Ansatzes an den persönlichen Problemlagen und dem individuellen Beratungs- und Hilfebedarf, der ggf. die Straffälligkeit verursacht, mit dem Ziel, diese zukünftig zu vermeiden.
Es wird statistisch nicht erhoben, wie viele der betreuten jungen Menschen alkohol- und drogengebrauchende, -konsumierende oder -probierende sind. Nach den subjektiven Wahrnehmungen der Sozialarbeiter/-innen in der Jugendgerichtshilfe ist etwa jeder Zweite mit Drogen in Kontakt gekommen
bzw. konsumiert übermäßig oder regelmäßig Alkohol. Mit steigender Tendenz wird Crystal konsumiert.
Bei diesen Konsumenten scheitern im wesentlichen alle erzieherischen Angebote und Maßnahmen auf
Grund nicht herstellbarer Mitwirkung. Dies ist unmittelbare Folge der spezifischen gesundheitlichen
Schadwirkungen dieser Droge.
2014 wurden während der Hauptverhandlung bei Gericht 365 Straftaten wegen des Verstoßes gegen
das Betäubungsmittelgesetz bekannt. 59 Straftäter gaben bei Gericht an, die Straftat unter Alkohol begangen zu haben. 68 Straftäter standen unter dem Einfluss von Drogen. Regionale Schwerpunkte sind
dabei nicht auszumachen.
13
3.1.3
Straßensozialarbeit
2014 wurden neben den bekannten Schwerpunkten in der Straßensozialarbeit der Stadt Leipzig verstärkt Bedarfe in den Planungsräumen Nord, Nordost/Innerer Osten und Ost/Südost (vgl. Fachplan
Kinder- und Jugendhilfe 2012 – 2016) eruiert. Ziel war, das Angebot der drei Teams Nord, Ost und
Südost bekannt zu machen und neue Zugänge zu jungen Menschen herzustellen. Im Ergebnis ist festzustellen, dass der öffentliche Raum sich in den letzten Jahren verändert hat. Dieser öffentliche Raum
hat für jugendliche Gruppen nicht mehr den Reiz und die Attraktivität wie vor Jahren. Vielmehr finden
Treffen, Konsum und Partys in privaten Räumen statt. Eher vereinzelt und stark saisonal werden öffentliche Plätze genutzt.
Im Zentrum der Stadt und im Inneren Osten blieben die Verhältnisse fast unverändert. Sowohl um den
Hauptbahnhof, in der City als auch in der Eisenbahnstraße und Umgebung sind junge Menschen anzutreffen. Drogenhandel und Drogenkonsum mit unterschiedlichen Folgeerscheinungen bestimmen bei
einigen den Alltag. Auch in Zukunft bleibt es ein Ziel, diesen jungen Menschen Angebote zur Lebensund Problembewältigung zur Verfügung zu stellen. Besonders der Umgang mit Crystal-Konsumenten
ist herausfordernd. Die Wirkungen dieser Substanz sind oftmals unberechenbar. Die Kontaktaufnahme
und -pflege ist erschwert. Bisherige Routinen und Angebote müssen für die spezifische Bedarfslage
passend entwickelt werden. Es braucht Erfahrungen, Qualifizierung und Personal, um spezifische Angebote entwickeln zu können, aufzuklären und intervenieren zu können.
Auch weiterhin geht es um Unterstützung für Drogen gebrauchende und abhängige junge Menschen.
Gemäß den drogenpolitischen Leitlinien der Stadt Leipzig wird vorrangig im Bereich Risiko- und Schadensminimierung (risc reduction und harm reduction) gearbeitet. Ziel ist es, Lebenslagen zu stabilisieren, Motivation und Zugang zur Inanspruchnahme höherschwelliger Einrichtungen aufzubauen und
einen Einstieg in abstinenzorientierte Angebote zu ermöglichen. In den kommunalen Gremien wird sich
für gegenseitige Akzeptanz und Balance zwischen Repression und Hilfesystem eingesetzt und verbindliche Kooperationen zu Einrichtungen der Jugend-, Sozial- und Suchtkrankenhilfe gepflegt.
Team Südost
Das Team Südost arbeitet mit jungen Menschen, deren Lebensmittelpunkt die Straße ist bzw. die im
öffentlichen Raum auffällig werden. Ein Großteil der Zielgruppe ist „jugendhilfeerfahren“, weist komplexe Problemlagen auf und muss schon sehr zeitig Verantwortung für sich übernehmen.
Das Team Südost arbeitet im Rahmen der aufsuchenden Arbeit im Innenstadtbereich und im Planungsraum Ost-Südost. Häufig weisen die Jugendlichen Problemlagen wie fehlende Schul- und Berufsabschlüsse, Schulden, Wohnungslosigkeit, Delinquenz und einen schlechten gesundheitlichen Zustand auf.
Ein Großteil der Klientinnen und Klienten des Teams Südost praktiziert einen massiven bis missbräuchlichen Alkoholkonsum, wobei ein unreflektierter Konsum von Cannabis und sogenannten „legal
highs“ festgestellt werden muss. Ein geringerer Teil der Klientel konsumiert politoxikoman diverse verfügbare Drogen (häufig Methamphetamin/Crystal oder Heroin).
14
Im Rahmen der aufsuchenden Arbeit im öffentlichen Raum werden unterschiedliche Jugendgruppen
mit einem differenzierten Konsumverhalten angetroffen:
•
Jugendliche Peergroups mit experimentellem, bisweilen riskantem Konsum von Alkohol. Diese
treffen sich meist an Wochenenden und in den Ferien in den frühen Abendstunden. Die meisten dieser Gruppenmitglieder sind im Alter von 14 bis 20 Jahre.
•
Jugendliche und junge Volljährige, deren Konsum fast ausschließlich als Lebensbewältigungsstrategie dient und die zahlreiche Symptome eines Alkoholmissbrauchs und/oder einer -abhängigkeit aufweisen. Bei einem Großteil dieser Klientel besteht ein ebenfalls unreflektierter
Konsum von illegalen Substanzen, vor allem Cannabis.
•
Junge Volljährige mit regelmäßigem Konsum von Crystal und (weniger häufig) Heroin. Bei diesen Klientinnen und Klienten verschlechtert sich der Allgemeinzustand oft innerhalb weniger
Tage. Zu den Begleiterscheinungen gehören nicht zuletzt ein vollkommen verschobener Tages-Nacht-Rhythmus, psychische Auffälligkeiten wie neurotische Schübe, Halluzinationen und
eine gesteigerte Aggressivität. Daneben kommt es oft zu einer gestörten Selbst- und Fremdwahrnehmung und zur Selbstüberschätzung. Die Konsumformen reichen von nasalem bis intravenösem Gebrauch. In Folge intravenöser Gebrauchsmuster treten häufig Folgeerkrankungen auf.
Das Konsumverhalten in Bezug auf Crystal hat sich im Vergleich zu 2013 nicht nennenswert geändert.
Das Probierverhalten ist mitunter schon im Jugendalter zu erkennen, oft über Tage und Wochen. Typische Abhängigkeitsmuster sind in dieser Phase nicht zu erkennen. Durch die lang andauernde Wirkung von Methamphetamin (bis drei Tage) und dem damit verbundenen Anschein drogenfreier Phasen kommt es anfangs nicht zu einer Auseinandersetzung mit dem eigenen Konsum und möglichen
Folgen.
Der Konsum bzw. Missbrauch legaler und illegaler Substanzen wird häufig thematisiert. Das ausliegende Aufklärungs- und Informationsmaterial zu Substanzen und deren Wirkungsweisen wird von der Klientel gut angenommen.
Drogenkonsum im öffentlichen Raum bleibt eher ein typisch männliches Verhalten.
Team Ost
Zielgruppenorientierte Arbeit mit Drogen gebrauchenden jungen Menschen war auch 2014 ein wesentlicher Schwerpunkt in der Arbeit des Teams Ost. Hierbei besteht die Zielgruppe aus Personen, in deren Biographie illegale Drogen einen besonderen Stellenwert eingenommen haben. Bei den Betroffenen ist oftmals eine Bündelung defizitärer Lebensumstände festzustellen, wodurch ein Hilfebedarf indiziert ist. Die Klientel, die durch Streetwork sowie durch die vorgehaltenen Öffnungszeiten der Kontaktund Beratungsstelle und der Busstandzeiten erreicht wird, ist im Alter von 18 bis 26 Jahren, wovon ca.
70 % männlich sind und ca. 10 % einen Migrationshintergrund aufweisen.
Das „Aktionsprogramm zur Verbesserung des Hilfesystems und der Erhöhung der Sicherheit im Leipziger Osten“ hat die Zielsetzung, eine ausgewogene Balance zwischen unterstützenden und repressiven
Aktionen herzustellen und damit Lösungen sowohl für Anwohner/-innen als auch für Drogenkonsument(inn)en zu finden. Innerhalb der Beratungen des Aktionsbündnisses „Sicherheit im Leipziger Osten“ wurde weiter intensiv am Aufzeigen und Lösen von Problemlagen im Bereich der Eisenbahnstraße
mitgewirkt.
15
Obwohl es sich um ein öffentliches Forum handelt, beteiligen sich die Anwohner/-innen der betroffenen
Ortsteile wenig direkt, dafür nehmen Vertreter/-innen der Bürgervereine regelmäßig teil. Bei Mitteilungen von den Bürger/-innen oder auch von Wohnungsbaugesellschaften in Bezug auf Drogenkonsum,
Verschmutzung o. a. Problemen durch augenscheinlich obdachlose Menschen sucht das Team diese
Gebiete verstärkt auf.
Aufgrund von Beschwerden aus der Sporthalle Konradstraße wurde der Streetmobilstandort des
Teams Ost und der Mobilen Alternative (Zentrum für Drogenhilfe) hinter die Sporthalle verlegt. Das hat
negative Auswirkungen auf die Außenwahrnehmung dieses Angebotes. Es soll wieder ein Standort in
den Anlagen des Rabet gefunden werden. Das trägt zu mehr Transparenz gegenüber der Bevölkerung
bei.
Um der Situation öffentlichen Drogenhandels und -konsums wirkungsvoll zu begegnen, wurde die Präsenz von Polizei und Ordnungsamt im Jahr 2014 deutlich erhöht, was sich nicht zuletzt in der Etablierung eines Polizeipostens in der Eisenbahnstraße widerspiegelt. Diese verstärkte Präsenz wird laut
Aussage der Bürgervereine positiv aufgenommen.
Die Parkanlagen am Bernhardiplatz und an der Koehlerstraße haben sich als Treffpunkte verstetigt. In
den Vormittagsstunden werden hier zwischen 10 und 20 Personen angetroffen. Diese verhalten sich
zumeist unauffällig, die „Szene“ ist von älteren Alkoholiker/-innen durchsetzt. Fast alle Klientinnen und
Klienten trinken parallel zum Konsum von illegalen Drogen in exzessivem Maß Alkohol. Ab Mittag sind
nur noch vereinzelte Personen im Park anzutreffen. Das öffentliche Urinieren und die Verschmutzung
der Grünflächen sowie die potentielle Möglichkeit des Entsorgens benutzter Spritzen in den Büschen
sorgt immer wieder für Verärgerung. In unmittelbarer Nähe befindliche Büsche werden als 'Konsumorte' genutzt, insbesondere in der Nähe einer Kindertagesstätte sowie in einem umfriedeten Areal am
Bernhardiplatz. Durch einen radikalen Rückschnitt der Grünanlagen 2014 und das Entfernen eines alten Bauwagens durch das Grünflächenamt konnte kurzzeitig ein Rückgang der Spritzenfunde für dieses Gebiet verzeichnet werden. Der anhaltende Verschluss und die Sanierung baufälliger Häuser im
Stadtteil führt jedoch, trotz lokaler Verbesserungen, weiterhin zu Spritzenfunden im öffentlichen Raum.
Ein erheblicher Anteil von Drogenkonsument(inn)en ist ohne festen Wohnsitz und lehnt Notschlafstellen aus unterschiedlichsten Gründen ab. Die Wohnraumsuche gestaltet sich wegen der Wohnungsmarktsituation immer schwieriger. Trotz engem Kooperieren mit den Mitarbeiter/-innen der Abteilung
Soziale Wohnhilfen des Sozialamtes zur Vermittlung in eigenen Wohnraum konnte in der Regel keine
kurzfristige Abhilfe geschaffen werden. Insbesondere das Klientel mit exzessivem Crystal-Meth-Konsum bringt kaum Energie für die unabdingbare Mitwirkung auf. Die Inanspruchnahme niedrigschwelliger Angebote in der Beratungs- und Kontaktstelle oder bei den Streetworkern ist an dieser Stelle sehr
wichtig.
Im Rahmen der langjährigen Kooperation mit der JVA mit Krankenhaus Leipzig fanden zahlreiche Beratungs- und Kontaktgespräche statt. Meist sind es lebenspraktische Anliegen, zu denen beraten und
unterstützt wird.
Team Nord
Das Team Nord arbeitet sozialraumorientiert im Planungsraum Nord, vorrangig in den Gebieten Gohlis, Gohlis-Nord, Eutritzsch, Möckern und Wahren. Grundsätzlich sind im Norden Leipzigs wenige
Treffpunkte junger Menschen festzustellen. Der Konsum von Rauschmitteln im öffentlichen Raum wird
kaum wahrgenommen.
16
Im Zusammenhang mit dem Konsum von illegalen Substanzen nimmt das Team Nord wahr, dass Crystal Meth häufig eine große Rolle spielt. Zugänge zu dieser Droge sind einfach. Gehandelt und konsumiert wird v. a. im Privatraum. Die Klient/-innen, die regelmäßig Crystal konsumieren, haben häufig
Folgeerscheinungen wie Hautirritationen, Gewichtsverlust, Wahrnehmungsstörungen, Realitätsverlust,
mangelndes Unrechtsbewusstsein bis hin zu psychischen Auffälligkeiten. Besonders im Rahmen der
Einzelfallhilfe wurde erkennbar, wie sich die jeweiligen Lebenslagen durch Wohnungsverluste, fehlende Inanspruchnahme sozialstaatlicher Leistungen, mangelnde ärztliche Versorgung und die oft damit
verbundenen Ausgrenzungen bei diesen jungen Menschen als problematisch darstellen. Auch aus diesen Gründen lag der Schwerpunkt der sozialpädagogischen Arbeit im Team Nord 2014 darin, mit jungen Crystalkonsumenten im Rahmen von Einzelfallhilfe auftrags-, bedarfsorientiert und flexibel zu arbeiten. Grundversorgung und andere niedrigschwellige Hilfen wurden nur punktuell angenommen. Ursächlich dafür sind u. a. die instabilen Lebenssituationen und die damit einhergehenden Folgeerscheinungen.
Nikotin wird von fast allen erreichten Jugendlichen/jungen Volljährigen abhängig konsumiert, häufig
schon seit dem Kindesalter. Eine kritische Auseinandersetzung erfolgt nicht.
An den wenigen kontinuierlichen Treffpunkten im Planungsraum wird in der wärmeren Jahreszeit häufig missbräuchlich Alkohol konsumiert. Dort vermischen sich Szenen und machen auch für jüngere
Menschen den Zugang zu Alkohol möglich. Teilweise bringen Erwachsene ihre Kinder an diese Treffpunkte mit. 2014 wurde an einigen dieser Treffpunkte eine wöchentliche Standzeit eingerichtet.
2014 wurden eine Schwangere und eine junge Mutter aufgrund von Konsum von Suchtmitteln intensiv
und erfolgreich sozialpädagogisch begleitet. Beide Hilfemaßnahmen wurden erfolgreich abgeschlossen.
In Kooperation mit dem Gesundheitsamt Leipzig arbeitet das Team Nord zielgruppenorientiert mit sich
prostituierenden Frauen, die vorrangig in der illegalen Straßenprostitution tätig sind. Die Mehrzahl dieser Klientinnen hat einen polytoxikomanen Substanzgebrauch, bei dem Amphetamine/Methamphetamin, vorrangig Crystal, Benzodiazepine und Substitutionsmedikamente, selten aber Heroin konsumiert werden. Beim Konsum werden kaum Safer-Use Regeln beachtet. Die Klientinnen nutzen häufig
Rauschmittel zur Selbstmedikation, um Traumatisierungen und die aktuelle, i. d. R. prekäre Lebenslage zu bewältigen. Durch den überwiegenden Konsum von Crystal sind neben einer rapiden Verschlechterung des körperlichen und geistigen Gesundheitszustandes gehäuft Aggressionen und gewalttätiges Verhalten zu beobachten. Die erhöhte Libido (Nebenwirkung von Crystal) birgt das Risiko
von ungeschütztem Geschlechtsverkehr und damit einer vermehrten Übertragung sexuell übertragbarer Krankheiten.
Die massive Verdrängung dieser Zielgruppe aus dem öffentlichen Raum (Polizeiverordnung) und die
psychischen Gesundheitszustände der Klientinnen erschweren den Zugang. Im Jahr 2014 nahmen
entsprechend wenige dieser Adressatinnen das Angebot außerhalb der Grundversorgung und Kondomvergabe wahr.
Mitte des Jahres löste das Team Nord den regelmäßigen wöchentlichen Streetmobileinsatz am Nordplatz auf. Die Erreichbarkeit der Mitarbeiter/-innen wurde weiterhin über Streetwork vor Ort und die
Kontakt- und Beratungsstelle in der Humboldtstraße abgesichert.
17
Nightlife Streetwork
Das Projekt „Nightlife-Streetwork“ in Kooperation mit dem Verein Mobile Jugendarbeit Leipzig e. V. ist
eine monatliche „Vor-Ort-Prävention“ im Partykontext. Ziel ist es, durch Verteilen von „One-NightStand“-Packs und Kurzberatungen junge Menschen zu Risiken im Partykontext aufzuklären. Die jungen Menschen werden sensibilisiert und ein Problembewusstsein entwickelt mit dem Ziel, in diesem
speziellen (Party-)Setting für sich und andere Verantwortung zu übernehmen. Die sich ergebenen Gespräche und Fragen zu den Themen Alkohol, Drogen und sexuell übertragbaren Krankheiten lassen
auf den guten Zugang zur Zielgruppe schließen. An den aufgesuchten Treffpunkten, Diskotheken und
öffentlichen Plätzen musste teilweise exzessiver Alkohol- und Drogengebrauch festgestellt werden.
Das Projekt wird 2015 fortgeführt.
3.1.4
Allgemeiner Sozialdienst (ASD)
Die Problemlagen der Familien und alleinstehenden Personen, die durch den ASD in psychosozialen
Fragen beraten, unterstützt und vermittelt werden, sind vielschichtig und nehmen an Komplexität weiter zu. In der sozialpädagogischen Arbeit mit Familien mit Kindern stehen die Wahrnehmung der elterlichen Sorge und die Sicherung des Kindeswohls im Vordergrund. Suchtmittelmissbrauch sowohl bei
den Eltern als auch den Kindern und Jugendlichen sind zunehmend ein zentrales Thema im Hilfeprozess.
Die nachstehenden Zahlen beziehen sich auf alle Hilfen, welche im Jahr 2014 durch den ASD bearbeitet wurden (im Jahr abgeschlossene und über das Jahresende laufende Hilfen). Zu beachten ist, dass
es eine Schnittmenge in den Fällen gibt, in denen die Familie zuerst im Eingangsmanagement ohne
Hilfe zur Erziehung betreut wurde und anschließend eine Hilfe zur Erziehung gewährt wurde. Diese Familien wurden doppelt gezählt.
Tabelle 2: Risikogruppen im ASD
Risikogruppen
Betreute Familien im Rahmen
Betreute Familien im Rahmen
erzieherischer Hilfen (Fallma-
„andere Hilfen“ (weitestge-
nagement)
hend Eingangsmanagement)
„Illegale Drogen“
498 (2013: 370)
513 (2013: 364)
„andere Süchte“
182 (2013: 165)
161 (2013: 170)
Quelle: Amt für Jugend, Familie und Bildung 2015
Es ist weiter ein Anstieg an Fällen zu verzeichnen, in denen eine Drogenproblematik das Handeln des
ASD wesentlich bestimmt (um fast 35 % im Rahmen HzE und um 41 % bei der Betreuung im Eingangsmanagement). Dabei bleibt das Hauptproblem der Konsum von Crystal.
Einen anderer Aufgabenschwerpunkt stellen Drogen konsumierende und/oder sich in der Substitution
befindende Schwangere und junge Mütter dar. Auch für diese Gruppe ist eine nochmalige deutliche
Zunahme der Fallzahlen zu verzeichnen. Ziel des ASD in der Arbeit mit drogenkonsumierenden bzw.
substituierenden Schwangeren ist es, die Kooperationsbereitschaft der Mütter und Väter herzustellen
und diese partizipatorisch zu beteiligen, um gemeinsam positive Bedingungen für die Entwicklung der
Kinder zu gestalten und Voraussetzungen zu schaffen, das Wohl dieser Kinder zu sichern.
18
Bei der Planung, Organisation und Kontrolle notwendiger Hilfen zur Unterstützung suchtbelasteter Familien ist festzustellen, dass betroffene Eltern die erforderlichen Mindestkompetenzen zur Versorgung,
Pflege und zum Schutz ihres Kindes oft nicht sicherstellen können. In der Arbeit mit Drogen konsumierenden Müttern/Vätern/Eltern ist daher von längerfristigen Hilfeverläufen auszugehen.
Zentrales Element der Hilfegestaltung ist die Zusammenarbeit mit professionellen Netzwerk- und Kooperationspartnern (u. a. Frauenärzte, substituierende Ärzte, Kliniken, Suchtberatungs- und Behandlungsstellen). Eine strukturell und inhaltlich vernetzte Zusammenarbeit professioneller Netzwerkpartner
ist eine notwendige Voraussetzung für die Minimierung von Risikofaktoren für die Kinder. Das Netzwerk pregnant steht in diesem Prozess unterstützend zur Verfügung.
Die effektivste Form der Prävention, Unterstützung und Kontrolle ist die Netzwerkarbeit auf der Grundlage eines sich am Einzelfall orientierenden Schutzkonzeptes, welches in Verantwortung der fallzuständigen Sozialarbeiter/-innen geplant, organisiert, umgesetzt und kontrolliert werden muss.
Der ASD verfügt seit dem Jahr 2012 über eine definierte Handlungsgrundlage, die den steigenden Anforderungen im Kinderschutz im Zusammenhang mit illegalen Drogen gerecht wird. Die Vernetzung
zwischen Jugendhilfe und Suchthilfe ist dabei ein wesentlicher Schwerpunkt, die im Einzelfallkontext
und in der Mitwirkung im AK pregnant durch die Mitarbeiter/-innen des ASD intensiv genutzt wird.
3.2
Suchtprävention der Sächsischen Bildungsagentur, Regionalstelle Leipzig
In Sachsen sind an allen Schulen Beratungslehrer/-innen bestellt, die neben der Beratung von
Schüler/-innen, Lehrkräften und Eltern für die Initiierung und Anleitung der suchtpräventiven Konzepte
zuständig sind.
Obwohl der gesamte Komplex der schulischen Prävention in den vergangenen Jahren um eine Vielzahl an neuen und aktuellen Themen erweitert worden ist, bleibt die Suchtprävention eine tragende
Säule der präventiven Arbeit an den Schulen.
Die Koordination der verschiedenen Angebote obliegt den Koordinator/-innen der Sächsischen Bildungsagentur, Regionalstelle Leipzig (SBAL) sowie den jeweiligen Schulreferenten in den schulfachlichen Referaten.
Die Aktivitäten der Koordinatorinnen für Suchtprävention an der SBAL umfassen folgende Arbeitsschwerpunkte:
•
Koordination von suchtpräventiven Aufgaben
•
Kooperation mit der Abteilung Unterstützungssysteme/Schulpsychologen
•
Unterstützung der Beratungslehrer/-innen bei ihrer Tätigkeit in den Schulen, z. B. bei der Erstellung der schulischen Suchtpräventionspläne als Bestandteil des Schulprogramms
•
Beratung von Lehrer/-innen, Eltern, Schüler/-innen zu suchtpräventiven Fragen und bei der
Auswahl von Lehr-, Lern- und Informationsmaterial
•
•
19
Zusammenarbeit mit Elterngremien und regionalen Anbietern aus dem Suchtbereich
Vernetzung der Arbeit mit der Fachstelle für Suchtprävention
•
Personelle und qualitative Absicherung des Unterrichtsprojektes „Erwachsen werden“; inhaltliche Ausgestaltung des Wettbewerbs und Zertifizierungsprozesses sowie Mitarbeit im Auswahlverfahren bei der Vergabe des Qualitätssiegels
•
Kooperation mit präventiven Grundschulprojekten wie „Schule 2000“ und „Eigenständig werden“
Ergänzend wird das Beratungsangebot durch Schulsozialarbeiter/-innen bzw. Schulsozialpädagogen in
vielen Einrichtungen, insbesondere in Oberschulen und Gymnasien, erweitert. Der Lehrerarbeitskreis
Suchtprävention für Oberschulen und Gymnasien macht aktuelle Beratungs-, Veranstaltungs- und Projektangebote an den Schulen bekannt und unterstützt Schulen bei ihrer suchtpräventiven Arbeit. Vertreter/-innen der SBAL sind Mitglied im Drogenbeirat und dem Drogenrapport, der Arbeitskreisleitung
Suchtprävention der Stadt Leipzig und damit eng vernetzt mit der Polizeidirektion Leipzig, Zentrale
Dienste sowie dem Arbeitskreis Schulsozialarbeit.
3.3
3.3.1
Angebote freier Träger
Diakonie Leipzig - Projekt Drahtseil
Im Jahr 2014 wurden 67 suchtpräventive Projekte (3 Stunden bis ganztägig) für insgesamt 1.321
Schülerinnen und Schüler angeboten. Zum Thema Umgang mit Medien fanden 36 Projekte statt (darunter 14 Wochenprojekte).
Aufgrund von Anfragen der Lehrer wurden im Jahr 2014 die Suchtprojekte individueller an die Themen
der einzelnen Klassen angepasst. Somit war eine zeitintensive Vorbereitung notwendig. In den Projekten wurde verstärkt Wissen über die Wirkung und die Folgen von Crystalkonsum vermittelt. Generell
ist festzustellen, dass die eigenen Konsumerfahrungen das Wissen über Sucht und Drogen von Klasse zu Klasse sehr unterschiedlich sind. Energy-Drinks, E-Zigaretten und die Droge Krokodil sind Themen, welche von den Schülerinnen und Schülern 2014 neu eingebracht wurden.
Die meisten Projekte wurden in Gymnasien (29), gefolgt von Oberschulen (18) durchgeführt. Veranstaltungen in Grund- (8), Förder- (7) und Berufsschulen (5) benötigten eine besonders intensive, zielgruppenorientierte Vorbereitung in Kooperation mit den Lehrerinnen und Lehrern.
20
Tabelle 3: Anzahl der Projektbausteine Drahtseil
Projektthemen
Anzahl der Projekte
Sucht & Drogen allgemein ab Sek. 1
43
Sucht und Drogen allgemein (Grundschule)
8
Tom & Lisa (Planspiel Alkoholprävention)
4
„Die Fluppe ist mit schnuppe“ (Nikotin)
1
Illegale Drogen
1
Essstörungen
9
Gesunde Ernährung
1
Quelle: Diakonie Leipzig
Zum Thema Essstörungen wurde ein komplett neues Konzept für Klassenstufen 6, 7 und 8 entwickelt.
Esskulturen (z. B. Veganismus und Rohkostler) sowie die Unzufriedenheit mit dem eigenen Aussehen
waren die wichtigsten Themen der Jugendlichen. In dem Projekt wird die Auseinandersetzung mit dem
eigenen Essverhalten angeregt, Informationen zu Magersucht, Bulimie und Binge-Eating werden vermittelt und die verschiedenen Dimensionen von Schönheit diskutiert. Zum Abschluss der Projekte gestalten die Schüler einen Podcast (Hörbeitrag), eine Collage oder einen Film zum Thema und präsentieren ihre Ergebnisse in der Schule. Damit besteht die Möglichkeit, dass das Thema schulweit Beachtung findet.
3.3.2
Deutscher Kinderschutzbund Ortsverband Leipzig e.V.
Schülermultiplikatorenprojekt „FREE YOUR MIND“
Junge Heranwachsende langfristig für die Suchtprävention und
Gesundheitsförderung zu gewinnen, indem sie anhand des Lebenskompetenzansatzes (WHO, 1994) zu sogenannten Schülermultiplikator/-innen ausgebildet und anschließend bei der Umsetzung ihrer Ideen für ihre Mitschüler/-innen (peer to peer) begleitet
werden, unterstreicht die Besonderheit des Projektes in der Stadt Leipzig. Dabei stehen Partizipation,
Freiwilligkeit und Selbstbestimmung der Jugendlichen im Mittelpunkt.
Die Max-Klinger-Schule konnte als neuer Kooperationspartner gewonnen werden. Damit wurde FREE
YOUR MIND im Jahr 2014 in Leipzig an elf Schulen (vier Gymnasien, sechs Oberschulen sowie eine
Schule zur Lernförderung) umgesetzt. Es engagierten sich rund 85 Jugendliche als
FREE YOUR MIND-Schülermultiplikator/-innen, indem sie für ihre Mitschüler/-innen Veranstaltungen
planten und durchführten.
21
Unterstützung erhielten sie von insgesamt 16 FREE YOUR MIND-Schulkoordinator/-innen (Lehrer/-innen bzw. Schulsozialarbeiter/-innen) sowie 14 Trainer/-innen (Studentinnen und Studenten der Fachbereiche Sozialpädagogik/Lehramt/Erziehungswissenschaften bzw. Erzieher/-innen in Ausbildung),
ohne deren ehrenamtliches Engagement die Umsetzung des Projektes im Jahr 2014 nicht möglich gewesen wäre. Die rund 60 realisierten Projekte der Schülermultiplikator/-innen zeichneten sich durch
eine breite Themenvielfalt aus: Beispielhaft sind hier das Planspiel zur Alkoholprävention „Party mit
Ohne“ zu nennen oder auch „Der Joint ist heiß“ zum Thema „Sucht und Drogen“ allgemein.
Im Bereich der stoffungebundenen Süchte kam vor allem das Programm „bauchgefühl“ zur Prävention
von Essstörungen zum Einsatz, während dem zunehmenden Bedarf an medienkompetenzfördernden Angeboten mit der Spieleaktion „Real Profil“ begegnet wurde.
Das Programm wurde von der Schülermultiplikatorengruppe der
Gustav-Hertz-Schule im Rahmen des Programms „Hoch vom
Sofa!“ (Deutsche Kinder- und Jugendstiftung) entwickelt und thematisiert vor allem den Umgang mit persönlichen Daten in sozialen Netzwerken.
Am häufigsten wurden Angebote unterbreitet, die weniger auf substanzspezifische Informationsvermittlung als vielmehr auf die Förderung der allgemeinen Lebenskompetenzen abzielten. Gemeint sind
Team- und Kennenlernnachmittage bzw. -nächte für die Klassenstufe 5, Bastel- und Mitmachangebote
als besondere Pausenaktionen sowie das in Zusammenarbeit mit der Fachstelle für Suchtprävention
im Direktionsbezirk Leipzig entwickelte Stationsspiel „Lebenskünstler“.
In diesem Jahr neu hinzugekommen ist das von der Schule am Adler konzipierte Spiel „Mensch mobb
mich nicht“ zum Thema „(Cyber-) Mobbing“, welches zukünftig auch an anderen Schulen eingesetzt
werden soll.
Darüber hinaus beteiligten sich die Schülermultiplikator/-innen
an Schulveranstaltungen (z. B. Tage der offenen Tür) oder
schulübergreifenden FREE YOUR MIND-Aktionen. Mit ihrer
Unterstützung konnte an den Kooperationsschulen im September die Pausenaktion „Check the Snack“ durchgeführt werden.
Ziel dieser vom „Verbundnetz der Wärme“ (VNG-Stiftung) geförderten Aktion war es, Schüler/-innen für eine abwechslungsreiche und ausgewogene Ernährung zu begeistern und gleichzeitig für das Thema „Essstörungen“ zu sensibilisieren. In diesem Kontext entstand auch das Plakat „Niemand ist perfekt,
aber jeder ist schön“, welches Jugendliche zeigt, die sich gegen überzogene Schönheitsideale einsetzen. Das Plakat wurde an alle interessierten Leipziger Schulen gesandt.
22
Fachstelle für Suchtpävention
Die Fachstelle für Suchtprävention ist im Direktionsbezirk Leipzig (Stadt Leipzig, Landkreis Nordsachsen, Landkreis Leipzig) aktiv und engagiert sich auch sachsenweit für die Suchtprävention. Die Mitarbeit im sachsenweiten Gremium „Landesfachausschuss zur Suchtprävention“ und verschiedenen regionalen Arbeitskreisen sowie die aktive Mitwirkung in mehreren Präventionsprogrammen ermöglichen
es, weitere Perspektiven der präventiven Arbeit einzunehmen. Nachfolgend aufgeführte Leistungen
der Fachstelle wurden für die Stadt Leipzig erbracht.
Es wurden 21 Beratungsgespräche zur Entwicklung von maßgeschneiderten Konzepten für Pädagoginnen und Pädagogen durchgeführt, für deren Zielgruppe herkömmliche Programme nicht greifen.
Fachkräfte aus den Arbeitsbereichen Förderschulen, Oberschulen, Berufsorientierungs-/ Aktivierungsmaßnahmen, offene Treffs und Kindertageseinrichtungen ließen sich zu suchtpräventiven Maßnahmen
beraten.
Die Fachstelle setzt auf Kontinuität und Nachhaltigkeit früher Präventionsmaßnahmen. Die Förderung,
Verbreitung und Umsetzung von Programmen zur Sucht- und Gewaltprävention wie „FREUNDE“ und
„Kinder lösen Konflikte selbst“ im Elementar- und Primarbereich sowie „Klasse2000“ im Primärbereich
sind Schwerpunkte der Fachstellenarbeit.
Im Berichtsjahr wurde die zweijährige Begleitung des FREUNDE-Programms von sieben Einrichtungen
(Kitas und Horte) mit einer Auszeichnungsveranstaltung abgeschlossen. Projektvorstellungen zum
FREUNDE-Programm an verschiedenen Einrichtungen lassen auf neue Fortbildungsmodule in 2015
hoffen.
Als eine Präventionsmaßnahme für den Sekundarbereich I bietet die Fachstelle das in Kooperation mit
dem Schülermultiplikatorenprojekt FREE YOUR MIND entwickelte Stationenspiel LEBENSKÜNSTLER
an, welches im Berichtsjahr überarbeitet und aktualisiert wurde. Damit weitere Schulen das Material
nutzen können, wurde in Leipzig ein Workshop zur Spieleinführung angeboten. Auf Anfrage wurden
auch individuelle Beratungen zum Einsatz des Spieles durchgeführt.
Unter dem Titel „Lieber vorbeugen als nach hinten fallen“ wurde für eine Projektgruppe des Fachbereichs Sozialwesen der HTWK ein Seminar zu Strategien und Methoden der Suchtprävention gestaltet.
Die Fachstelle begleitete neben anderen Beteiligten die Filmproduktion der picturesound studios „anders als bei anderen – Kinder aus suchtbelasteten Familien“. Mit dem vom Sächsischen Staatsministerium für Soziales und Verbraucherschutz geförderten Film steht den Fachstellen für Suchtprävention
Sachsens ein wertvolles Material für die Seminarreihe „Alles total geheim“ zur Verfügung. Darüber wird
der Film von Fachkräften und Interessierten angefragt, welcher als DVD auch über die Fachstelle angefordert werden kann (www.youtube.com; Suchbegriff: anders als bei anderen).
Zum o. g. Thema wurde in Leipzig ein Tagesseminar „Alles total geheim“ für Erzieher/-innen von Kindertageseinrichtungen durchgeführt.
23
Im Rahmen des 2. Landespräventionstages „Prävention macht Schule – Schule macht Prävention“
wurden Teilnehmer/-innen im Referat „Der Köder muss dem Fisch schmecken, nicht dem Angler“
Strategien der Suchtprävention für die Praxis vermittelt. Zudem unterbreiteten die Fachstellen für
Suchtprävention Sachsens an einem Informationsstand Interessierten ihre Angebote.
Im Bereich betriebliche Suchtprävention wurden zwei Tagesveranstaltungen mit Auszubildenden und
ein Führungskräfteseminar in Großunternehmen Leipzigs sowie ein Referat im Rahmen des Sächsischen Fachtags für Ausbilder/-innen der IHK Leipzig durchgeführt.
Der Verleih von suchtpräventiven Medien und Materialien und die Beratung zum Einsatz sind ein ständiges Angebot der Fachstelle, auf das pädagogische Fachkräfte zurückgreifen.
Auf der Internetseite der Fachstellen für Suchtprävention www.suchtpraevention-sachsen.de können
sowohl ausleihbare Materialien als auch aktuelle Angebote der Fachstelle eingesehen werden.
Im Dezember 2014 ist die Fachstelle in ein neues Büro gezogen. Die Projekte des DKSB Leipzig e. V.
sind nun in der Johannisallee 20 unter einem Dach vereint.
Kinder- und Jugendtelefon (KJT)
Das Kinder- und Jugendtelefon ist ein bundesweites Angebot (www.nummergegenkummer.de) für Kinder und
Jugendliche zwischen 8 und 27 Jahren. Es arbeitet niederschwellig, themenoffen und anonym.
Die Berater/-innen sind montags bis samstags von
14:00 - 20:00 Uhr unter der kostenfreien Nummer
0800 111 0 333 oder unter der europaweiten, ebenfalls kostenfreien Nummer 116 111 erreichbar.
Europaweit wurden in Zusammenarbeit mit Child Helpline International (CHI) telefonische Beratungsangebote für Kinder und Jugendliche unter einer einheitlichen Nummer entwickelt und vernetzt. Um diesem europaweiten Gedanken Rechnung zu tragen, wurde das Logo durch Nummer gegen Kummer e. V.
so aktualisiert, dass die 116 111 jetzt zentral hervorgehoben wird. Die 0800 111 0 333 bleibt aber auch
weiterhin bestehen.
Im Jahr 2014 wurden an 307 Tagen (je sechs Stunden Beratungszeit) insgesamt 11.552 Anrufe von 38
erwachsenen und 11 jugendlichen Berater/-innen angenommen, die diese Aufgabe ehrenamtlich ausüben. Das entspricht in etwa 38 Kinder und Jugendliche pro Beratungstag. Die Anzahl besonders intensiver Beratungsgespräche beläuft sich auf 3.122.
Im Vergleich zum Vorjahr ist die Anzahl der angenommenen Gespräche um 2,3 % gestiegen. Dies
spricht für eine Stabilisierung der Anruferzahlen. Gleichwohl ist das veränderte Nutzungsverhalten der
Kinder und Jugendlichen deutlich ablesbar, denn die Nachfrage nach em@il-Beratung bleibt auch
2014 hoch. Bundesweit wurden über 13.000 Mails beantwortet. Dabei waren die Themenschwerpunkte
psychosoziale Themen/Gesundheit, Probleme in der Familie und Sucht/selbstgefährdendes Verhalten.
Der Einzelthemenvergleich zeigt, dass schwerwiegende Probleme wie
selbstverletzendes Verhalten oder Suizidgedanken zunehmen und auch
die 2013 neu eingeführte Kategorie „psychische Probleme“ direkt unter
den Top 10 der Einzelthemen zu finden ist.
24
Da diese Tendenz bundesweit schon ersichtlich war, hat der Deutsche Kinderschutzbund e. V. seit Januar 2014 in Kooperation mit Nummer gegen Kummer e. V. die em@il-Beratung auch in Leipzig angeboten. Dieses Projekt ist ausschließlich spendenfinanziert.
Das Themenspektrum, mit denen sich Kinder und Jugendliche an das KJT wenden, ist sehr vielfältig.
Während in den letzten Jahren die Themen „Partnerschaft und Liebe“ sowie „Sexualität“ am häufigsten
vertreten waren, wurde das KJT in 2014 erstmalig für das Themengebiet „psychosoziale Probleme/Gesundheit“ mit 23,16 % am meisten genutzt. Zu dieser Kategorie zählen die Indikatoren: Körper/Aussehen, Krankheit/Behinderung, Trauer/Verlust/Tod, Einsamkeit, Freizeitgestaltung/Hobby, Furcht/Angst,
Selbstvertrauen, Identität/Sinn des Lebens, psychische Probleme. Am auffälligsten ist der Zuwachs der
Anruferzahlen in den Bereichen Einsamkeit, Furcht/Angst und psychische Probleme.
Der Bereich Sucht und selbstverletzendes Verhalten ist mit 8 % auf ähnlich starkem Niveau geblieben
wie im Vorjahr. Dabei spielten vor allem die Anrufe zum selbstverletzenden Verhalten in Kombination
mit sexuellem Missbrauch eine Rolle. Diese sind in 2014 innerhalb dieser Kategorie um 9 % gestiegen.
Hier spiegelt sich die Kooperation der Kinder- und Jugendtelefone mit der BzgA im Rahmen des Präventionsprojekts „Trau dich!“ wider. Die Anrufe zum Drogengebrauch sind auf dem gleich hohen Niveau wie im Jahr 2013.
Bei Anrufen zum Themenbereich Sucht wurden Probleme mit dem Rauchen, Alkohol, Essstörungen,
übermäßiges Onlinespielen o. a. unkontrollierter Mediengebrauch angesprochen. Der prozentuale Anteil von Anrufen zum Thema Sucht liegt seit Jahren unverändert bei ca. 8 %.
Zu den Hauptnutzern des Kinder- und Jugendtelefons zählen seit mehreren Jahren die 12- bis 14-Jährigen sowie die 15- bis 17-Jährigen. Der Anteil beider Altersgruppen lag im Jahr 2014 bei 75,5 %.
Gleichzeitig nutzten in 2014 eher die älteren Jugendlichen das Angebot, denn ihr Anteil ist um 4 % gestiegen.
Tabelle 4: Gründe für Anrufe beim Kinder- und Jugendtelefon
Gründe für Anrufe
2013
2014
Problemklärung
1.768
1.939
emotionale Entlastung/Aussprachebedürfnis
95
877
Vermittlung von Sachinformationen
318
306
Quelle: Nummer gegen Kummer e. V. 2014
In 706 Fällen war aufgrund besonderer Lebensumstände und Lebenslagen eine Weitervermittlung an
andere Stellen (z. B. Jugendamt, Schule, medizinische Beratung, Schwangerschaftsberatung, Suchtberatung usw.) notwendig. Im Jahr 2013 war das in 571 Fällen notwendig.
3.3.3
Drug Scouts
Information und Beratung
Das Beratungsangebot im „Drug Store“, welches an vier Nachmittagen pro Woche wahrgenommen
werden kann, wurde 2014 von 107 Menschen (2013: 118) nachgefragt (46 % Konsumierende, außerdem v. a. Angehörige, Schüler/-innen und Studierende sowie (Sozial)pädagog/-innen).
25
Etwas mehr als die Hälfte der Ratsuchenden nutzte die Möglichkeit, ein Gespräch zu führen, ohne vorher einen Termin vereinbart zu haben. Über das Telefon wandten sich 589 (2013: 473) Personen an
das Projekt, um Informationen, Beratung oder Unterstützung zu erhalten (48 % User, gefolgt von (Sozial)Pädagog/-innen und Angehörigen). Von den Nutzer/-innen waren 48 % (Drug Store) und 56 % (Telefon) unter 27 Jahre alt. Bei allen Beratungsangeboten (Telefon, Infoladen, Web) dominierten Fragen
zu Cannabis, Speed, MDMA, Crystal, Alkohol und Mischkonsum mit Medikamenten. Auch 2014 waren
die Themenschwerpunkte Nachweismöglichkeiten und -zeiten von Konsum, Konsequenzen von Drogenkonsum bei Teilnahme am Straßenverkehr, gesundheitliche Aspekte wie körperliche und psychische Langzeitschäden (z. B. Wirkmechanismen, Mischkonsum, Persönlichkeitsveränderungen, Ängste, Verarbeitung schlechter Drogenerlebnisse, Unzufriedenheit mit der eigenen Situation oder Beziehungsstress), Wechselwirkungen (mit Medikamenten) sowie Unterstützungsbedarf bei einer Konsumreduktion oder Abstinenz.
Bei Konsumentinnen und Konsumenten, die weder abstinenzwillig noch -fähig waren, ging es vor allem
um die Vermittlung von Risikokompetenz (bspw. Thematisierung individueller Warnmerkmale für problematischen Konsum, um dazu beizutragen, dass sich die Konsumfrequenz zumindest nicht erhöht)
sowie das Aufzeigen von Möglichkeiten für eine Konsumreduktion. In den Gesprächen wurden verschiedene Hilfsangebote der Stadt Leipzig vorgestellt sowie Zugangswege und eventuelle Schwierigkeiten (z. B. lange Wartezeiten) thematisiert. Insgesamt konnten viele Ratsuchende an weiterführende
Hilfen und Angebote vermittelt werden: 52 (Drug Store) und 263 (Telefon). Bei 62 Beratungsgesprächen wurden Faltblätter mit Substanzinformationen ausgegeben.
Zudem wandten sich 47 (Sozial)Pädagog/-innen an das Projekt, um Präventionsveranstaltungen anzufragen. Neben allgemeinen Informationen zu Drogenkonsum und damit verbundenen Risiken lag der
Fokus auf Crystal und Cannabis sowie Risikomanagement.
An elf Präventionsveranstaltungen für Schüler/-innen, Auszubildende und Studierende nahmen 275
Personen teil. An sieben Veranstaltungen für Multiplikator/-innen nahmen 150 Personen teil. Darin enthalten sind zwei Veranstaltungen zu Crystal/Methamphetamin und Mischkonsum von Alkohol und anderen psychoaktiven Substanzen, die in Zusammenarbeit mit dem Projekt Drahtseil und mit dem Gesundheitsamt im Rahmen der Leipziger Reihe zur Suchtprävention stattfanden.
Vor-Ort-Arbeit/Infomaterialien
Im Jahr 2014 führten die Drug Scouts in Leipzig 13 Infostände auf Partys und in Clubs inklusive eines
mehrtägigen Festivals (Nachtdigital) und eines Infostands an 2 Tagen beim Campusfest an der Universität Leipzig mit insgesamt 1.425 Kontakten und 479 Informations- und Beratungsgesprächen durch.
Am häufigsten wurden Infomaterialien zu MDMA, Speed, LSD und Ketamin mitgenommen, weiterhin
Infos zu psilocybinhaltigen Pilzen, 2C-B, Cannabis, 1. Hilfe im (Drogen-)Notfall, Führerschein und Drogen, Kokain, Crystal und Konsumreflexion (insgesamt 2.660 Faltblätter). Informations- und Gesprächsbedarf gab es vor allem zu den Substanzen MDMA und Crystal, gefolgt von Alkohol, Cannabis und
LSD, GHB/GBL, Speed, Ketamin und neuen psychoaktiven Substanzen (NPS). Hierbei ging es vor allem um Risiko und Risikominimierung; Hauptthemen waren Safer Hören, Mischkonsum, Safer Sniefen, Drug-Checking-Möglichkeiten und -ergebnisse sowie Fragen zum Umgang mit (konsumierenden)
Angehörigen. Ein großes Interesse gab es zudem an Infos zu unserem Projekt.
26
Darüber hinaus wurden etwa 2.500 Safer-Use-Materialien ausgegeben. In Kooperation mit dem Präventionsprojekt Chill Out in Potsdam konnten im ersten Halbjahr Sniefpaper mit risikominimierenden
Botschaften entwickelt und ab der zweiten Jahreshälfte ausgegeben werden.
2014 wurden die Aktivitäten zur Risikominimierung im Nachtleben (Safer Clubbing) fortgeführt und
ausgebaut. Zur Bewerbung der Angebote wurde ein Imagefilm erstellt und im Netz veröffentlicht
(https://www.youtube.com/watch?v=3IUaZaxX26w). Zudem führten die Drug Scouts in Leipzig sechs
Schulungen mit Club- und Securitypersonal zu (Erster) Hilfe in Krisensituationen sowie im Rahmen des
jährlichen Treffens des Sonics-Netzwerks eine Podiumsdiskussion zu Anliegen und Inhalten von Safer-Clubbing sowie Möglichkeiten der Implementierung durch. Positiv zu bewerten ist, dass auch die
Zahl an Info- und Safer-Use-Materialien, die Leipziger Party-Veranstalter/-innen bzw. Mitarbeiter/-innen
von Leipziger Clubs für ihre Veranstaltungen mitnahmen (3.600 Infoflyer, 1.360 Safer-Use-Materialien)
zugenommen hat.
Außerhalb des Partysettings fanden zwei weitere Infostände zur Projektvorstellung an der Universität
Leipzig statt, im Rahmen der StuRa-Vorstellungsstraße und bei der Konferenz „Sucht am Arbeitsplatz“.
2014 wurden zahlreiche Infomaterialien überarbeitet und waren deshalb vorübergehend nicht verfügbar; dennoch konnten über Bestellungen, Infostände und andere Veranstaltungen insgesamt 34.000
Faltblätter an User und Fachpersonal ausgegeben werden.
Webseite
Die Website drugscouts.de verzeichnete 2.380.000 Besuche (50 % mehr als 2013). Davon erfolgten
78.327 Besuche aus Sachsen (2013: 66.905) und davon wiederum 34.798 aus Leipzig (2013: 31.509).
Damit ist http://drugscouts.de nach wie vor eine der meistbesuchten Drogen-Aufklärungs-Seiten im
deutschsprachigen Raum. Am häufigsten wurden Drug-Checking-Warnmeldungen („Pillenwarnungen“
– 624.598 Aufrufe), die Informationen zu Nachweiszeiten (222.734 Aufrufe) sowie die Substanzübersicht (91.466 Aufrufe) angeklickt. Ein Viertel aller Zugriffe entfiel auf die Rubrik „Pillenwarnungen“, in
der hauptsächlich Drug-Checking-Ergebnisse aus anderen europäischen Ländern veröffentlicht werden.
Bei den abgefragten Substanzinformationen lagen Stimulanzien (Speed, Crystal, Ecstasy/MDMA, Kokain) ganz vorn, gefolgt von Opiaten/Opioiden (Codein, Tilidin), GHB/GBL, Ketamin, LSD, Cannabis,
2C-B und synthetischen Cannabinoiden/Räuchermischungen.
Die Rubriken „Hilfe in Leipzig“ und Hilfe für „Eltern und Angehörige“ wurden insgesamt 914 Mal aufgerufen. Das PDF-Dokument „Angebote für Menschen mit Suchtproblemen und deren Angehörige sowie
zur Suchtprävention“ der Stadt Leipzig ist auf der Startseite verlinkt.
Eine weitere Möglichkeit, aktuelle Informationen schnell zu verbreiten, ist die Facebookseite, die zum
Jahresende über 1.017 Likes verfügte. Mit 176 Posts (davon 103 Pillenwarnungen) konnten insgesamt
42.000 Mal Menschen und Institutionen erreicht werden.
Sonstiges
Das Projekt wird von vielen ehrenamtlichen Helfer/-innen unterstützt, die im Jahr 5.212 Stunden für die
Arbeit im Projekt investierten. Auf Bundesebene konnte die gemeinsame Vor-Ort-Arbeit von Freiwilligen verschiedener Partydrogenprojekte weiter ausgebaut werden, auf europäischer Ebene wurde dies
durch das NEWNet-Netzwerk ermöglicht, welches aus dem NEWIP-Projekt hervorgegangen ist.
27
3.3.4
Städtisches Klinikum „St. Georg“, Leipzig, Zentrum für Drogenhilfe, Alkohol-Präventionsprojekt „Wandelhalle Sucht“
Das Alkoholpräventionsprojekt „Wandelhalle Sucht“
feierte im Juni 2014 sein 7-jähriges Bestehen. Unter
dem Motto „Willst du etwas lernen, frage Erfahrene
nicht Gelehrte“ referieren abstinent lebende Suchtkranke authentisch und vermitteln ohne „erhobenen
Zeigefinger“ zahlreiche Informationen rund um das
Thema Alkohol. Eingebunden in die Wissensvermitt-
lung sind relevante Jugendthemen wie „Alkohol und Schwangerschaft“, „Alkohol und das Gesetz“, „Alkohol – der Stoff“ mit Promilleberechnung und Beschreibung der Stadien des Rausches oder Alkohol
in der Wechselwirkung mit Nikotin, Crystal und Cannabis.
76 % der Teilnehmer/-innen an den Präventionsveranstaltungen waren zwischen 11 und 18 Jahre alt.
Damit sind es in dieser Altersgruppe 10 % mehr als der Durchschnitt des im gesamten Erfassungszeitraum von 2009 bis 2014 erhobenen Daten. Dafür lag die Teilnehmerzahl der jungen Erwachsenen von
19 - 24 Jahren um 5 % geringer als der Durchschnitt der vorangegangenen Jahre.
44 % der gelisteten Leipziger Schulen von Förderschule bis Berufsschulen haben seit Bestehen des
Projektes das Alkoholpräventionsangebot für die Jugendlichen in Anspruch genommen. Auch Schulen
des Landkreises nutzen das Angebot.
Abbildung 4: Inanspruchnahme der Wandelhalle Sucht durch Leipziger Schulen
50
44
45
40
35
30
27
25
18
20
15
15
10
5
insgesamt
haben das Projekt besucht
13
9
6
5
0
Oberschulen
Lernförderschulen
Berufsschulen
Gymnasien
Quelle: Zentrum für Drogenhilfe, 2015
Im Jahr 2014 wurden 112 Veranstaltungen als Gruppenveranstaltungen in der Friesenstraße 8 durchgeführt. Acht Veranstaltungen wurden außerhalb der Einrichtung durchgeführt, u. a. die Multiplikatorenschulung der Mitarbeiter/-innen der AOK Plus Leipzig.
28
Abbildung 5: Veranstaltungen und Anzahl der Teilnehmer/-innen im Jahresvergleich
2000
1.869
1.710
1800
1.652
1600
1400
1.181
1200
1.034
Veranstaltungen
Teilnehmer/-innen
1000
800
600
400
200
97
98
93
138
120
0
2010
2011
2012
2013
2014
Quelle: Zentrum für Drogenhilfe, 2015
Das Projekt „Wandelhalle Sucht“ wird in Kooperation zwischen dem Eigenbetrieb der Stadt Leipzig
Städtisches Klinikum „St. Georg“ und dem Förderverein Zentrum für Drogenhilfe e. V. aufrecht gehalten. Finanziell wird es zu ca. 70 % durch den Förderverein Zentrum für Drogenhilfe e. V. Leipzig getragen.
Weitere Informationen unter www.fzd-leipzig.de/Förderprojekte
29
4. Ambulante Suchtkrankenhilfe
4.1
Diakonisches Werk - Innere Mission Leipzig e. V. Projekt „DRAHTSEIL“
Das Projekt „DRAHTSEIL“ bietet präventive Angebote zu den Themen Sucht, Gewalt und Umgang mit
Medien an. Die Angebote richten sich an Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene (bis 27 Jahre),
deren Angehörige und Fachkräfte. Im Beratungsbereich Mobiler Jugendkonfliktdienst arbeiten zwei
Fachkräfte (38 Fachkraftstunden).
Im Berichtszeitraum 2014 wurden 288 Klientinnen und Klienten bis unter 25 Jahre betreut. In 999 Einzelberatungen konnten bestehende Konsummuster reflektiert und die Abstinenz- und Veränderungsmotivation erhöht werden. Insgesamt war ein Anstieg in den Beratungen, aber auch bei den Fallzahlen
zu verzeichnen. Zusätzlich wurden 202 Angehörige in 289 Einzelterminen beraten.
4.1.1
Jugendliche in der Beratung des Mobilen Jugendkonfliktdienstes
Tabelle 5: Altersgruppen im Mobilen Jugendkonfliktdienst
< 14 Jahre
14 – 18 Jahre
19 – 25 Jahre
Gesamt
männlich
15
151
21
187
weiblich
5
74
43
101
Gesamt
20
225
43
288
Quelle: Projekt DRAHTSEIL, 2015
Der Erstkontakt erfolgte meist telefonisch und wurde in der Regel über die Eltern oder Betreuer hergestellt. Auch der ASD und die Jugendgerichtshilfe nutzten das Angebote regelmäßig. Die Zusammenarbeit mit dem ASD hat sich deutlich verbessert.
Neben dem Konsum von Methamphetaminen (Crystal) nahm auch der Konsum von Cannabisprodukten wieder einen größeren Stellenwert in der Beratung ein. Auffällig war, dass verstärkt junge Konsumenten (Alter 13/14 Jahre) mit durchaus kritischen Konsummustern die Beratung aufsuchten. Es war
zu beobachten, dass bei den jugendlichen Klientinnen und Klienten häufig keine Änderungsmotivation
vorlag. Dies unterschied sich häufig zu älteren Konsumenten (Alter 18/19), die deutlich reflektierter mit
der Thematik umgingen und zunehmend auch einen Veränderungswunsch hatten. Gerade die Arbeit
mit jungen Konsumenten zeigte deutlich, dass eine frühe Intervention einen positiven Einfluss auf den
Konsumverlauf nehmen kann. Deutlich wurde in der Beratung aber auch die wichtige Rolle der Eltern.
Häufige Themen waren „getrennte Eltern“ und „konsumierende Eltern“.
Auffällig war 2014 der nach wie vor hohe Anteil an Fällen mit Mischkonsum. Häufig wurden Alkohol,
Cannabis und Crystal gleichzeitig oder nacheinander benutzt. Dabei waren alle Kombinationsmöglichkeiten in der Beratung vertreten. Tabak wird im Kontext von Mischkonsum nie betrachtet, in der Arbeit
mit Kindern und Jugendlichen muss diese Substanz jedoch stärker berücksichtigt werden!
30
Da die Hilfebedarfe hier häufig sehr komplex angelegt sind, machte sich eine enge und oft zeitaufwendige Netzwerkarbeit notwendig.
Im Bereich des pathologischen Medienkonsums stiegen die Zahlen 2014 weiter an (2014: 48 Fälle).
Ein Großteil der Beratungsfälle hatte eher ein pädagogisches Problem und nur selten waren wirklich
pathologische Verläufe erkennbar. Bei männlichen Klienten überwogen Spiele, vor allem aus dem Bereich der MOBA’s und Egoshooter, während bei Klientinnen vor allem das Handy eine große Bedeutung hatte. Neben hohen Spielzeiten sind vor allem hohe Kosten ein Punkt, der zu einem Beratungskontakt führte. Auch das Vernachlässigen von anderen Interessen und die Verschlechterung der schulischen Leistung gaben häufig den Anlass für eine Beratung. Im Falle einer längeren Behandlungsrelevanz gab es gute Kooperationen mit dem Helios-Parkklinikum Leipzig und niedergelassenen Psychologen.
Zur Thematik der Essstörungen wurde 2014 in Einzelfällen beraten (12 Fälle). Da in diesem Themenbereich die Angebotsstruktur fehlt, ergeben sich immer wieder lange Wartezeiten und Vermittlungsschwierigkeiten.
Die Arbeit mit einer Elterngruppe wurde fortgesetzt. Für Eltern stellte dieses Setting eine gute Möglichkeit des Austausches dar. Die monatlichen Treffen waren gut besucht und ergänzten die Einzelberatungen sinnvoll. Für Eltern stellte diese Gruppe einen stabilisierenden und motivierenden Faktor dar.
Die rege Teilnahme und die gute Zusammenarbeit der Gruppe führen zu einem effektiven Arbeitsklima.
4.1.2
Drogensprechstunde
Gemeinsam mit der Therapiestation für abhängigkeitserkrankte Kinder und Jugendliche „Teen Spirit
Island“ (TSI) des HELIOS Park-Klinikums Leipzig wurden die Klientinnen und Klienten innerhalb der
Drogensprechstunde wie folgt betreut:
Tabelle 6: Drogensprechstunde
2013
2014
Anzahl der Gespräche
229
265
Anzahl der betreuten Personen
126
172
Gesamtfälle im Bereich Medien
3
10
21
49
Einweisung in das HELIOS Park-Klinikum Leipzig
Quelle: Projekt DRAHTSEIL, 2015
Besonders für die Hauptzielgruppe im Alter von 14 - 18 Jahren ermöglichte die Drogensprechstunde
einen niedrigschwelligen Zugang bzw. eine Informationsplattform zur qualifizierten Entzugsbehandlung
im Krankenhaus.
31
Für das Projekt DRAHTSEIL ist die Therapiestation für abhängigkeitserkrankte Kinder und Jugendliche „Teen Spirit Island“ des HELIOS Park-Klinikums Leipzig ein wichtiger Kooperationspartner, da neben der engen inhaltlichen und thematischen Zusammenarbeit vor allem in der unmittelbaren Arbeit
mit den Klientinnen und Klienten die Vermittlung in diese spezifische Hilfe sehr zeitnah und unkompliziert („Hilfen aus einer Hand“) angeboten werden kann. Da der Großteil der zu betreuenden Jugendlichen (einschließlich deren Angehörigen) direkt aus dem Beratungskontext des Projektes DRAHTSEIL
kommt, konnten in diesem Rahmen die Vorgespräche bzw. Orientierungen auf den stationären Aufenthalt stattfinden (ca. 87 Vorgespräche). Diese dienen in erster Linie dazu, das Gefährdungspotenzial
sowie den konkreten Hilfebedarf der Betroffenen zu ermitteln. Auffällig war auch 2014 ein hoher Anteil
von Klienten, bei denen bereits ein Verfahren bezüglich einer geschlossenen Unterbringung lief.
Die Vorgespräche dienen dabei nicht zwangsläufig einer Überführung in die Drogensprechstunde, hier
erfolgt stets eine gemeinsame Abwägung mit den Familien bezüglich des ambulanten und stationären
Hilfeangebots. Teilweise wurden auch Vermittlungen in den ambulanten Klinikbereich (z. B. für Diagnostik) vorgenommen. Insgesamt 46 Klienten aus dem direkten Beratungskontext des Projektes DRAHTSEIL konnten auf die Station TSI vermittelt werden.
Die Drogensprechstunde fand nach Möglichkeit in regelmäßigem 14-tägigem Rhythmus in den Räumen des Projektes DRAHTSEIL statt, mindestens aber zweimal im Monat. Im Rahmen von Kriseninterventionen bzw. Zeiten starker Nachfrage wurden teilweise zusätzliche Termine direkt im Krankenhaus vereinbart, damit lange Wartezeiten vermieden werden konnten. Dies ist besonders zur Aufrechterhaltung der Änderungsmotivation sehr wichtig. Die Kombination der Zusammenarbeit im multiprofessionellen Team hat sich auch im Jahr 2014 deutlich bewährt.
4.2
Suchtberatungs- und Behandlungsstellen (SBB)
Die Daten folgender Übersichten stammen aus der Basisdokumentation easy-BADO-K der Firma easy
soft GmbH Dresden, die in allen Suchtberatungsstellen Anwendung findet und im Gesundheitsamt
zentral ausgewertet werden.
An der Erhebung der Basisdaten waren 2014 sieben Suchtberatungs- und Behandlungsstellen und der
Fachbereich Familienhilfe beteiligt. Träger der Suchtberatungsstellen sind das Diakonische Werk Innere Mission Leipzig e. V. (eine SBB), die SZL Suchtzentrum Leipzig gGmbH (eine SBB) und das Städtische Klinikum „St. Georg“ Leipzig, Eigenbetrieb der Stadt Leipzig, Zentrum für Drogenhilfe (fünf SBB).
Im Berichtszeitraum arbeiteten 40 Fachkräfte auf 30 Fachkraftstellen in den Suchtberatungsstellen.
Entsprechend der Versorgungsverträge der Kommune mit den Trägern der Suchtkrankenhilfe werden
in den Beratungsstellen Menschen mit Alkohol- und Drogenproblemen, bei Glücksspielsucht oder/und
übermäßigem Medienkonsum beraten, begleitet und betreut. Außerhalb der Grundversorgung werden
in einigen Beratungsstellen darüber hinaus ambulante Rehabilitationsbehandlungen durchgeführt.
Mit über 4.000 Beratungsfällen waren die Suchtberatungs- und Behandlungsstellen auch 2014 stark
nachgefragt. Der gestiegene Bedarf nach Beratung und Behandlung schlug sich in stetig zunehmenden Wartezeiten für Klientinnen und Klienten nieder: In nahezu allen Suchtberatungs- und Behandlungsstellen konnten Ersttermine nur mit Wartezeiten von zwei bis vier Wochen vergeben werden.
32
4.2.1
Klientinnen und Klienten in den Suchtberatungs- und Behandlungsstellen
Abbildung 6: Selbst betroffene Klienten und Angehörige in SBB
2014 wurden 4.179 Klientinnen und Klienten in
Selbst betroffene
Klienten
Suchtberatungsstellen betreut, beraten und behan-
Angehörige
delt.
496
Darunter waren 3.683 Klientinnen und Klienten, die
selbst von einer Suchtkrankheit betroffen waren
(88 %). Unter den Betroffenen befanden sich 1.093
Frauen und 2.590 Männer.
Darüber hinaus wurden 496 Angehörige und sonstige Bezugspersonen (12 %) in den Suchtberatungsstellen beraten, darunter 375 Frauen und 123
3.683
Männer.
Quelle: Gesundheitsamt, 2015
Unter den 4.179 insgesamt Betreuten befanden sich 2.719 neu- oder wiederaufgenommene Klientinnen und Klienten; d. h. 65 % aller Betreuten kamen erstmals oder nach längerer Pause wieder in die
Beratungsstellen. Ca. ein Drittel befand sich bereits im Vorjahr oder noch länger im Betreuungsprozess.
4.2.2
Vermittlungen der Klienten
Etwa ein Drittel der selbst betroffenen Klienten und Klientinnen (1.119) kam auf Eigeninitiative in die
SBB , 92 wurden über Angehörige vermittelt.
298 Vermittlungen stammten aus Kliniken und Krankenhäusern und 242 wurden vom Jobcenter Leipzig an die Suchtberatungsstellen vermittelt. 130 weitere Klienten und Klientinnen kamen aus der JVA,
Maßregelvollzug oder über die Justiz . 112 Klienten und Klientinnen wurden vom Jugendamt vermittelt,
60 von Ärzten und Psychotherapeuten in Praxen. Die restlichen Betroffenen kamen über verschiedene
andere Einrichtungen.
4.2.3
Hauptsubstanzen
In der Dokumentation und statistischen Auswertung der Klientendaten in Suchtberatungsstellen werden Hauptsubstanzen oder Glücksspielsucht als Hauptdiagnose festgelegt. Diese Hauptdiagnose
spielte nach diagnostischen Kriterien die größte Rolle am Beginn einer Behandlungsepisode. Die
Mehrheit der Betroffenen konsumierte jedoch mehr als eine Substanz. In vielen Fällen muss man von
Mehrfachabhängigkeit bzw. Polytoxikomanie sprechen. Auch Klienten mit Alkoholabhängigkeit oder
Glücksspielsucht missbrauchen häufig zusätzlich Alkohol, Medikamente und Drogen.
Die Klientinnen und Klienten in den Suchtberatungsstellen erhielten folgende Hauptdiagnosen. Die
Verteilung ist in der Abbildung 7 dargestellt. Danach ist die am meisten konsumierte Droge Alkohol
33
(1.955), ähnlich wie 2013 und in allen vorangegangenen Jahren. Alkoholmissbrauch oder -abhängigkeit bleibt die am häufigsten vergebene Diagnose in Suchtberatungsstellen.
Opioidabhängigkeit (meist Heroin) wurde mit 613 Fällen am zweithäufigsten diagnostiziert, (gegenüber
2013: 706) und ist tendenziell rückläufig zu beobachten (Rückgang um ca. 13 %).
Demgegenüber stieg die Hauptdiagnose Stimulanzien (meist Crystal) um rund 32 % an und erreicht
damit das Niveau der Opioidabhängigen.
Cannabinoidabhängigkeit als Hauptsubstanz wurde ebenso häufig festgestellt wie im Vorjahr (255).
Die Glücksspielsucht lag bei 107 und stieg damit um ca. 16 %.
Weitere Hauptdiagnosen bei Substanzabhängigkeit oder Verhaltensstörung wurden nur im geringen
Maße vergeben.
Hauptproblembereich
Abbildung 7: Hauptsubstanz- und -diagnosegruppen nach Häufigkeit
Alkohol
1.955
Opioide
613
585
608
Stimulanzien
Cannabinoide
255
path. Spielverhalten
107
Medikamente
23
Kokain
18
0
500
1000
1500
2000
2500
Anzahl der betroffenen Klienten
Quelle: Gesundheitsamt, 2015
In der folgenden Übersicht sind die Diagnosen in ihrer Häufung der letzten sechs Jahre abgebildet.
Alkoholhauptdiagnosen fielen tendenziell leicht zurück. Die Diagnose einer Opioidabhängigkeit wurde
weniger gestellt.
Der Trend zeigt eine zunehmende, deutliche Verschiebung der Diagnosen in den SBB zugunsten der
Menschen mit Stimulanzienabhängigkeit („Crystalkonsum“). Diese Klientengruppe hat sich um das
Achtfache vergrößert und führte zu einer vielfachen Veränderung der Aufgabenfelder der Suchtberater
und Therapeuten. Besonders in dieser Gruppe verstärkten sich zwingend die Kooperationsbeziehungen zu anderen Sozialdiensten (vorrangig ASD und Ärzte) und erforderte häufig den Einbezug der Familien (Partner und Kinder) in die Arbeit.
Die Betreuung dieser Gruppe zieht in der Regel einen enormen organisatorischen und zeitlichen Mehraufwand nach sich: veränderte Terminvergaben, Einbezug der Familien, verstärkte Sozialarbeit u. a.
Die SBB mussten und müssen ihre Konzepte an diese Herausforderungen anpassen. Lange Wartezei-
34
ten für Terminvergaben und Neuaufnahmen, die inzwischen zwei bis sechs Wochen betragen können,
sind eine der Folgen.
Abbildung 8: Klienten in SBB im Jahresvergleich 2009 bis 2014
2500
Klienten
2000
1500
1000
500
0
Cannabinoide
2009
Opioide
2010
2011
Alkohol
2012
2013
Stimulanzien
2014
Quelle: Gesundheitsamt 2015
4.2.4
Soziodemografische Angaben
Nationalitäten
Mehr als 95 % der Klientinnen und Klienten sind deutsche Staatsbürger. Weniger als 5 % der Hilfesuchenden, stammen aus europäischen und anderen Ländern. In den Beratungsstellen gibt es keine besonderen Hilfeangebote wie sprachkundige Berater für Migranten ohne Deutschkenntnisse.
Altersverteilung
In der Übersicht der Altersverteilungen wird deutlich: Drogenabhängige sind primär zwischen 25 und
40 Jahren alt; alkoholabhängige Personen werden häufig erst zwischen dem 30. und 60. Lebensjahr in
Suchtberatungs- und Behandlungsstellen vorstellig.
262 Klientinnen und Klienten über 60 Jahre wurden in SBB betreut, diese Altersgruppe wächst kontinuierlich.
Kinder und Jugendliche mit Alkohol- oder Drogenmissbrauch werden vorwiegend vom Projekt Drahtseil betreut und vermittelt (Abschnitt 4.1.1).
35
Abbildung 9: Altersverteilung
800
Anzahl der Klienten
700
600
500
400
Alkohol
illegale Drogen
300
200
100
0
14-18
21- 25
30- 40
50- 60
unter 14
18- 21
25- 30
40- 50
über 60
Lebensalter
Quelle: Gesundheitsamt 2015
Berufliche und Einkommenssituation
Abbildung 10: Berufliche oder Einkommenssituation
Sozialhilfe nach SGB XII
unbekannt
Ausbildung, Umschulung
Rentenbezug
Berufstätigkeit (alle Formen)
arbeitslos gemeldet
1.992
0
500
1000
1500
2000
2500
betroffene Klienten, absolut
Quelle: Gesundheitsamt 2015
Etwa die Hälfte der Klientinnen und Klienten in den Suchtberatungsstellen der Stadt war im Berichtszeitraum 2014 arbeitslos gemeldet, die meisten darunter bezogen Arbeitslosengeld II.
36
4.2.5
Einige Leistungsarten
Tabelle 7: Ausgewählte Leistungen
Ausgewählte Leistungsbereiche
Beratungsgespräche
Vermittlungen in KrankenhausEntzugsbehandlungen
Vermittlungen in amb. u. stationäre
Alkoholentwöhnungsbehandlungen
Vermittlungen in amb. u. stationäre
Drogenentwöhnungsbehandlungen
2012
2013
2014
17.829
15.630
16.488
259
196
182
237
237
257
155
135
164
10
8
20
219
213
229
438
360
390
Vermittlungen in Therapie wegen
Glücksspielsucht und übermäßigem
Mediengebrauch
Nachsorgefälle nach
Entwöhnungsbehandlungen
Psychosoziale Begleitung bei
Substitution
Quelle: Gesundheitsamt 2015
Der unmittelbarer Vergleich von Beratungszahlen ist aufgrund unterschiedlicher Dauer der Gespräche und
Schwankungen in der Zahl der Fachkräfte in den einzelnen Suchtberatungs- und Behandlungsstellen nicht
möglich. Die sinkende Zahl der Vermittlungen in Entzugsbehandlungen hängt von den unterschiedlichen
Aufnahmeprozedere der Kliniken ab. Häufig wird erwartet, dass sich behandlungsmotivierte Klientinnen und
Klienten selbstständig anmelden und sich auf Wartelisten setzen lassen. Die Zahl der Vermittlungen in Kliniken wegen einer Spiel- und Glücksspielsucht ist auf 20 gestiegen. Die Vermittlungen in Langzeitrehabilitationen wegen Alkohol- oder Drogenabhängigkeit und die Nachsorge (nach einer Therapie) als Kernaufgaben der Suchtberatungs- und Behandlungsstellen sind relativ konstant geblieben. Die Zahl der Psychosozialen Begleitungen bei Substitution ist leicht gestiegen gegenüber dem Vorjahr.
4.2.6
Substitutionsbehandlung
Im Jahr 2014 wurden in Leipzig 640 Patientinnen und Patienten im Wesentlichen in zwei Arztpraxen
mit diesem speziellen Leistungsangebot substituiert (2013: 784). Zum Stichtag 01.10.2014 befanden
sich 362 Patientinnen und Patienten in der Behandlung.
Elf Ärztinnen und Ärzte in Leipzig verfügten 2014 über die Qualifikation zur Substitutionsbehandlung für
opiatabhängige Patientinnen und Patienten (Betäubungsmittel-Verschreibungsverordnung).
37
Ein Mal jährlich werden vom Gesundheitsamt alle substituierenden Ärztinnen und Ärzte und Vertreter der
Suchtberatungs- und Behandlungsstellen, die die psychosoziale Begleitung dieser Patientengruppe leisten,
im „Netzwerk Substitution“ zur gemeinsamen Fortbildung und zum Erfahrungsaustausch eingeladen. Darüber hinaus trifft sich die Arbeitsgruppe „Psychosoziale Begleitung“ Träger übergreifend und unter Einbezug
der Beratungsstellen des Landkreises Leipzig zum Fachaustausch.
Tabelle 8: Substitutionsbehandlungen in Leipzig
Substituierte Patienten
Patienten zum Stichtag
2014
01.10.2014
Direktionsbezirk Leipzig
654
374
Stadt Leipzig
640
362
Quelle: Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte 2015
4.2.7
Suchtberatung hörgeschädigter Menschen in der Suchtberatungs- und
Behandlungsstelle Blaues Kreuz
Das langjährige Beratungsangebot für gehörlose Suchtkranke und deren Angehörige sowie die Selbsthilfegruppe ist weiterhin ein fester Bestandteil der Beratungsstelle Blaues Kreuz. Die ab 2013 durch
eine gehörlose Mitarbeiterin neu besetzte Fachkraftstelle konnte 2014 auf eine Vollzeitstelle erweitert
werden, wobei die zukünftige Finanzierungsgrundlage des Projektes weiterhin unsicher ist.
Insgesamt 23 Klientinnen und Klienten wurden individuell beraten und z. T. intensiv begleitet. Auch die
wöchentlich stattfindende Selbsthilfegruppe wurde von der Mitarbeiterin betreut. Neben der klassischen Suchtberatung besteht ein sehr hoher Bedarf an Sozialberatung und sozialarbeiterischer Begleitung. Die Sozialisation von gehörlos geborenen Menschen ist häufig durch übermäßige Verantwortungsübernahme der Angehörigen gekennzeichnet, was eine ausgeprägte Unselbständigkeit der Klienten und stark coabhängige Verhaltensmuster im familiären Umfeld nach sich zieht.
Durch Nutzung der Online-Beratung über Skype konnten zusätzlich auch Klientinnen und Klienten aus
dem sächsischen Umland besser erreicht werden bzw. wurden kurze Absprachen mit Klientinnen und
Klienten erleichtert. Unter Einbeziehung von Gebärdendolmetschern war erstmals die Teilnahme einzelner gehörloser Klientinnen und Klienten an den therapeutischen Gruppenangeboten der Beratungsstelle (z. B. Kunst des Genießens) möglich.
Neben der klassischen Beratungsarbeit liegt ein Schwerpunkt auf der Netzwerk- und Öffentlichkeitsarbeit, um die Zugangswege für die Klientel zu erleichtern. Es wurden Präventionsveranstaltungen zum
Thema Sucht durch die Mitarbeiterin durchgeführt. Einen besonderen Höhepunkt bildete die Seminarwoche in Bad Blankenburg, die jährlich durch eine Vernetzung bundesweiter Angebote für Gehörlose
organisiert wird.
38
4.2.8
Fachbereich Familienhilfe - Hilfen für Kinder und Jugendliche aus suchtbelasteten Familien und deren Eltern
Das Zentrum für Drogenhilfe des Städtischen Klinikums "St. Georg" Leipzig hat im Jahr 2009 damit begonnen, für Leipzig ambulante Hilfen für suchtkranke Mütter bzw. Väter und ihre Kinder aufzubauen.
Mit der Implementierung des Fachbereichs Familienhilfe als zusätzliches Leistungsangebot ist das
Städtische Klinikum "St. Georg" Leipzig/Zentrum für Drogenhilfe nicht nur Träger der ambulanten
Suchtkrankenhilfe, sondern auch als Träger der Kinder- und Jugendhilfe anerkannt worden und integriert beide Hilfebereiche.
Im Fachbereich sind innerhalb eines Gesamtteams sowohl Familienhelfer, begleitet durch suchtspezifische Co-Helfer (ambulantes Team Familienhilfe), als auch Mitarbeiter der Suchtkrankenhilfe tätig. Diese Schnittstellenarbeit zwischen Kinder- und Jugendhilfe und Suchthilfe erfolgt somit durch das multiprofessionelle Team des Fachbereiches Familienhilfe selbst und wird als direkter und teaminterner
Prozess verstanden. Die integrative Zusammenarbeit gewährleistet ein einheitliches Fallverständnis
mit abgestimmter Betreuungsstrategie zwischen den Fachkräften des ambulanten Teams und den
Fachkräften der Suchthilfe.
Der Fachbereich Familienhilfe bietet spezifische Hilfsangebote für Kinder/Jugendliche aus suchtbelasteten Familien und deren Eltern an:
•
Sozialpädagogische Familienhilfe „Sucht“ (SPFH nach § 31 SGB VIII)
•
Erziehungsbeistand (nach § 30 SGB VIII)
•
Gruppenangebot MUT! (Mütter/Väter-Unterstützungstraining)
•
Gruppenangebote für Kinder aus suchtbelasteten Familien, Trampolin
•
angeleitete Motivationsgruppe für suchtkranke Mütter und Väter
•
Suchtberatung für suchtkranke Mütter und Väter
Die Wirksamkeit der Angebote des Fachbereichs Familienhilfe wird deutlich durch:
•
die Inanspruchnahme von MUT! (Mütter/Väter-Unterstützungstraining) nimmt markant zu, derzeit wurde bereits der 13. Kurs beendet,
•
die Beratung und der Informationsbedarf von Kooperationspartnern zur Problematik „Sucht
und Familie“ ist hoch und wird in Anspruch genommen,
•
kontinuierlich hohe Zahl an Fallanfragen SPFH und Erziehungsbeistand durch das Amt für Jugend, Familie und Bildung.
Im Bereich der ambulanten Hilfen zur Erziehung mit dem Schwerpunkt „Sucht“ wurden in diesem Tandem-Modell von Co-Suchtmitarbeitern und Familienhelfern in den letzten 5 Jahren 109 Familien mit
insgesamt 176 Kindern stundenweise betreut. 33 Familien werden zzt. durch Fachmitarbeiter unterstützt. Die Familiensysteme zeigen einen multiplen Substanzgebrauch mit einem Anteil von ca. 98 % illegaler Drogen. Nicht alle Anfragen können aktuell bedient werden.
39
4.2.9 Elternberatung - Das internetbasierte Beratungsangebot „ELSA“
Seit dem 01.12.2012 beteiligt sich die Suchtberatungsstelle Impuls als eine von elf Beratungsstellen in
Deutschland an einem Projekt der Angehörigenarbeit. Das Programm ELSA, Elternberatung bei Suchtgefährdung und Abhängigkeit von Kindern und Jugendlichen, bietet Eltern professionelle, kostenfreie
und anonyme Online-Beratung zu den zentralen Themen Substanzkonsum, übermäßige Computernutzung und problematisches Glücksspiel ihrer Kinder. Die Beratung erfolgt je nach Wunsch im Chat oder
per Mail-Anfrage.
Eltern können sich zugleich auch entscheiden, das mehrwöchige ELSA-Beratungsprogramm zu nutzen. Dabei erhalten sie regelmäßige Rückmeldungen vom Berater/-innen zu Einträgen in ein OnlineTagebuch und bearbeiteten Modulen.
Die Entwicklung und Evaluation von ELSA wurden als Modellprojekt vom Bundesministerium für Gesundheit gefördert. Die Konzeptualisierung und der technische Support des Angebots obliegt der delphi Gesellschaft für Forschung, Beratung und Projektentwicklung mbH. Derzeit werden Finanzierungsund Angliederungsmöglichkeiten für das Projekt geprüft, um ELSA langfristig als Online- Beratungsangebot zu etablieren. Die Homepage ist zu finden unter: www.elternberatung-sucht.
5. Stationäre Suchtkrankenhilfe
5.1
Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie am HELIOS Park-Klinikum Leipzig, Station Teen Spirit Island
2014 wurden 104 Patientinnen und Patienten auf der Station für abhängigkeitserkrankte Kinder und
Jugendliche behandelt. Die häufigste Hauptdroge war Crystal (auch bei Mehrfachabhängigkeiten).
Tabelle 9: Hauptdiagnosen Psychische Verhaltensstörungen durch psychotrope Substanzen
unter 18 Jahre
über 18 Jahre
Gesamt 104
m
w
m
w
Alkohol
4
0
0
0
4
Stimulanzien
(Crystal)
0
9
0
0
9
Cannabinoide
24
12
0
0
36
Multipler Substanzgebrauch
28
22
3
1
54
1
0
0
0
1
Medien
Quelle: HELIOS Park-Klinikum Leipzig, 2015
40
Bei den Cannabiskonsumenten überwogen die Jungen. Auffällig war, dass einige Mädchen ausschließlich Crystal konsumierten, während die Jungen Crystal und Cannabis kombinieren.
Die unter polytoxikomanen Konsum angegebenen Jugendlichen haben Crystal und Cannabis auf Abhängigkeitsniveau konsumiert. Der bei einigen Jugendlichen zusätzliche Alkoholkonsum erfolgte oft
auf Missbrauchsniveau. Die vier Jugendlichen mit Alkoholkonsum als Hauptdiagnose wurden extra erfasst.
5.2
Soteria Klinik Leipzig – Fachklinik für Suchterkrankungen am
HELIOS Park-Klinikum Leipzig
Die Soteria Klinik Leipzig – Fachklinik für Suchterkrankungen am HELIOS Park-Klinikum Leipzig verfügt über eine Abteilung für qualifizierten Entzug (56 Betten), eine Abteilung Rehabilitation (154 Plätze)
für alkohol-, medikamenten- und drogenabhängige Patientinnen und Patienten, eine Adaptionseinrichtung in der Ludwig-Erhard-Straße (23 Plätze), Betreutes Wohnen. Folgende Behandlungszahlen des
Jahres 2014 wurden von der Klinik für die Bereiche Rehabilitation und Adaption bekannt gegeben.
Bereich Rehabilitation
Es stehen 154 Betten zur Verfügung. 2014 wurden insgesamt 528 Patientinnen und Patienten aufgenommen, darunter 421 Männer und 107 Frauen.
Tabelle 10: Aufnahmen Soteria-Klinik nach Alter und Diagnosen
Alkohol
Opioide
Cannabinoide
Kokain
Stimulanzien
Multipler
Substanzgebrauch
m
w
m
w
m
w
m
w
m
w
m
w
18 – unter 26 Jahre
6
1
0
0
3
1
2
0
11
9
12
3
26 – unter 40 Jahre
95
12
3
0
9
0
1
0
27
17
32
6
40 – unter 60 Jahre
198
51
0
0
2
1
0
0
2
0
2
2
16
4
0
0
0
0
0
0
0
0
0
0
315
68
3
0
14
2
3
0
40
26
46
11
Über 60 Jahre
Gesamt
421
Quelle: HELIOS Park-Klinikum Leipzig, 2015
41
Bereich Adaption
Es stehen 23 Betten zur Verfügung. Insgesamt wurden 109 Patientinnen und Patienten aufgenommen,
darunter 80 Männer und 29 Frauen.
Tabelle 11: Aufnahmen Soteria-Klinik/Bereich Adaption nach Alter und Diagnosen
Alkohol
m
w
Opioide
Cannabinoide
Stimulanzien
Multipler Sub- Pathologistanzgesches Spiebrauch
len
m
m
m
m
w
18 – unter 26 Jahre
3
0
0
26 – unter 40 Jahre
17
4
0
40 – unter 60 Jahre
16
11
1
37
über 60 Jahre
Gesamt
109
w
w
m
w
3
0
2
2
5
3
1
0
1
0
9
3
18
3
2
0
0
0
0
0
1
1
1
1
0
0
0
0
0
0
0
0
0
0
0
15
0
4
0
11
6
24
7
4
0
Quelle: HELIOS Park-Klinikum Leipzig, 2015.
42
w
1
1
5.3
HELIOS Park-Klinikum Leipzig – Klinik für Psychiatrie, Psychosomatik
und Psychotherapie
Dieser Klinikbereich hält 260 vollstationäre Betten vor. 2014 wurden 4.877 Patientinnen und Patienten
aufgenommen, darunter 1.904 Männer und 566 Frauen (gesamt 2.270) mit den Hauptdiagnosen Psychische Verhaltensstörungen durch psychotrope Substanzen (ICD 10).
Tabelle 12 : Aufnahmen Park-Klinikum nach Alter und Geschlecht
Alkohol
Männer
Gesamt
Frauen
Gesamt
Opioide
Cannabinoide
Sedative
oder Hypnotika
Kokain
Stimulanzien
Multipler
Substanzgebrauch
18 – unter
26 Jahre
52
2
24
0
1
50
40
26 – unter
40 Jahre
368
41
24
4
0
90
113
40 – unter
60 Jahre
858
9
2
6
0
6
18
über 60
Jahre
195
0
0
1
0
0
0
1.473
52
50
11
1
146
171
18 – unter
26 Jahre
22
1
3
0
0
36
15
26 – unter
40 Jahre
82
14
10
3
0
30
48
40 – unter
60 Jahre
219
1
0
4
0
1
1
Über 60
Jahre
66
2
0
8
0
0
0
566
389
18
13
15
0
67
64
1.904
Quelle: HELIOS Park-Klinikum Leipzig, 2015
5.4
Sächsisches Krankenhaus Altscherbitz in Schkeuditz
Viele der 2014 neu aufgenommenen Patientinnen und Patienten in die stationären und teilstationären
Bereichen der Drogenstation und Tagesklinik wiesen eine Abhängigkeit von Crystal als Hauptsubstanz
oder als multiplen Substanzkonsum auf.
Häufig wurden neben Crystal auch Cannabis und Alkohol missbräuchlich oder abhängig konsumiert.
Die Klinik schätzt ein, dass der Alkoholmissbrauch neben dem Drogenkonsum auch in anderen Suchtbehandlungsstellen stärker thematisiert werden muss.
Die Patientinnen und Patienten erschienen häufig in beeinträchtigtem Allgemein- und Ernährungszustand und mit auffälligen kognitiven Defiziten.
43
Zunehmend häufig wurde bei ihnen Wohnungslosigkeit und fehlende Krankenversicherungsverhältnisse sichtbar.
Die Aufnahmen drogenabhängiger Frauen mit Kindern oder Schwangere nahmen zu, was die verstärkte Kooperation mit den Jugendämtern notwendig machte.
In der Klinik wurden und werden sehr viele Asylbewerber angemeldet, die über keine Deutschkenntnisse verfügen und damit geringe Behandlungsmöglichkeiten bestehen. Erschwerend für die Behandlungsverläufe erwiesen sich Unzuverlässigkeit und geringe Behandlungsmotivation dieser Menschen.
Tabelle 13: stationäre Aufnahmen KH Altscherbitz nach Alter, Geschlecht und Suchthauptsubstanz
Hauptdiagnosen
Psychische u. Verhaltensstörungen durch
psychotrope Substanzen (ICD- 10):
18 – unter
26 Jahre
m
26 – unter 40 40 – unter 60 über 60 JahJahre
Jahre
re
w
m
w
m
w
m
Gesamt
W
Alkohol
9
3
121
39
363
141
130
23
829
Opioide
0
0
6
3
6
1
2
2
20
13
8
12
7
3
1
0
0
44
Sedativa u.Hypnotika
0
0
5
1
4
6
2
8
26
Stimulanzien,Kokain, Halluzinogene
6
15
27
9
3
0
0
0
60
50
13
172
65
52
7
0
0
359
Cannabinoide
Multipler Substanzgebrauch
Tabelle 14: teilstationäre Aufnahmen nach Alter, Geschlecht und Suchthauptsubstanz
Hauptdiagnosen
Psychische u. Verhaltensstörungen durch
psychotrope Substanzen (ICD- 10):
18 – unter 26 26 – unter 40 40 – unter 60 über 60 Jah- GeJahre
Jahre
Jahre
re
samt
m
w
m
w
m
w
m
W
Alkohol
1
0
5
6
17
12
2
0
43
Opioide
0
0
0
0
0
0
0
0
0
Cannabinoide
1
1
1
2
0
0
0
0
5
Sedativa. Hypnotika
0
0
0
0
0
1
1
1
3
Stimulanzien, Kokain, Halluzinogene
0
0
2
1
0
0
0
0
3
Multipler Substanzgebrauch
0
0
11
7
2
0
0
0
20
Quellen: Sächsisches Krankenhaus Altscherbitz, 2015
44
5.5
Städtisches Klinikum "St. Georg" Leipzig,
Klinik für Forensische Psychiatrie
Die Klinik für Forensische Psychiatrie ist für die Maßregelbehandlung alkohol- und drogenabhängiger
Rechtsbrecher aus den Landgerichtsbezirken Zwickau, Chemnitz und Leipzig zuständig und bietet
gleichzeitig ein spezielles Angebot für suchtkranke Frauen aus ganz Sachsen. Für die Behandlung stehen insgesamt 118 Behandlungsplätze zur Verfügung.
Die gesetzliche Grundlage der Maßregel ist der § 64 StGB. Nach Diagnostik und Motivationsklärung
stehen in einer zweiten Behandlungsphase die psychotherapeutische, sozialtherapeutische und medizinische Bearbeitung der Persönlichkeitsanteile im Vordergrund, die der Sucht und Straftat zugrunde
liegen. Ziel ist die soziale Wiedereingliederung. Eine forensisch-psychiatrische Nachsorgeambulanz
begleitet die Patienten im Rahmen der Führungsaufsicht.
Von 117 Patientinnen und Patienten (Januar 2015) waren 50 vom Landgericht Leipzig und 11 vom
Amtsgericht Leipzig verurteilt worden. Es stammen ca. 52 % aller Inhaftierten aus Leipzig und dem
Raum Leipzig. 65 Personen waren vor ihrer Inhaftierung in Leipzig oder Regierungsbezirk Leipzig gemeldet (55,5 %).
Tabelle 15: Aufnahmen in der Klinik für Forensische Psychiatrie
Hauptdiagnosen
Psychische u. Verhaltensstörungen durch
psychotrope Substanzen (ICD- 10)
18- unter 26
Jahre
m
w
26- unter 40
Jahre
m
w
40- unter 60
Jahre
m
w
über 60
Jahre
m
Gesamt
w
Alkohol
3
0
10
1
3
0
0
0
17
Opioide
1
0
0
0
0
0
0
0
1
Cannabinoide
1
0
1
0
0
0
0
0
2
Stimulanzien
1
1
18
2
1
0
0
0
23
Multipler Substanzgebrauch
4
0
22
1
0
1
0
0
28
10
1
51
4
4
1
0
0
71
Gesamt
Quelle: Städtisches Klinikum "St. Georg" Leipzig, Klinik für Forensische Psychiatrie, 2015
5.6
5.6.1
Aufsuchende Angebote Streetwork
Straßensozialarbeit für drogenabhängige Menschen im Leipziger Osten am
Zentrum für Drogenhilfe des Klinikums „St. Georg“ Leipzig
Das im Rahmen des „Aktionsbündnisses Sicherheit im Leipziger Osten“ 2009 entstandene Projekt
Straßensozialarbeit für erwachsene Drogenabhängige wurde 2014 in die Regelfinanzierung der Stadt
Leipzig aufgenommen und die Sozialarbeiterstellen (2 x 0,8 VK), welche an die Suchtberatungs- und
-behandlungsstelle „Alternative I“ angegliedert sind, konnten unbefristet erhalten werden. Neben der
Straßensozialarbeit ist die „Mobile Alternative“ viermal wöchentlich mit aufsuchenden Angeboten im
Bereich Konradstraße/Freizeitanlage Rabet im Leipziger Osten unterwegs.
45
Die Angebote der „Mobile Alternative“ umfassen u. a. Beratung, Vermittlung, Überlebenshilfe, Krisenintervention, ambulante Notversorgung, Spritzentausch. Ziele des Projektes sind, den Anwohner/-innen
des Stadtteils ein besseres Sicherheitsgefühl zu vermitteln, der Konsumentenszene Hilfeangebote zu
unterbreiten und in diese weiterzuvermitteln sowie Unterstützung zur Alltagsbewältigung zu leisten.
Bei der Auswertung der Evaluation für 2014 wurden insgesamt 1.903 Kontakte gezählt, das sind ca.
400 Kontakte weniger als im Vorjahr 2013 (2.300 Kontakte).
Durch eine hohe Präsenz von Polizei und Ordnungsamt isteine größere räumliche Aufteilung der Szene zu beobachten.
Infolgedessen sind die aufsuchenden Kontakte (266/2014) im Vergleich zum Vorjahr um fast 130 Kontakte gesunken (390/2013). Auch die Kontakte in der Suchtberatungsstelle (82/2014, 127/2013) sind
erstmals wieder gesunken. Die Annahme der Klientel für Hilfe und Unterstützung, auch die Suchtberatungsstelle aufzusuchen, resultiert aus der Nachhaltigkeit und Verlässlichkeit der Beziehungsarbeit auf
der Straße, was durch die im Zeitraum festgestellte Rückläufigkeit der Kontaktzahlen nochmals betont
wird.
Im Vergleich zum Vorjahr sank die Anzahl der durchgeführten Beratungen (240/2014) um fast die Hälfte. Ebenso ist bei den Vermittlungen in andere Einrichtungen bzw. in weiterführende Angebote ein
Rückgang zu verzeichnen, was einer Senkung um 21 % entspricht. Es wurde 1.668 Mal Grundversorgung geleistet, 226 Mal tauschten Personen Spritzen am Beratungsmobil und es wurden 28 Wundversorgungen erbracht. Im Vergleich zum letzten Jahr ist der Anteil an Frauen (mit 37 %) und der von
Personen mit Migrationshintergrund (mit 10 %) nahezu gleich geblieben.
Es wurde festgestellt, dass 2014 durchschnittlich 79 % (72 %/2013) der Zielgruppe aufgrund ihres Alters bedingt keine Unterstützung von Jugendhilfeträgern in Anspruch nehmen können. Nur weniger als
3 % (6,5 %/2013) der Klientinnen und Klienten war unter 23 Jahre alt, etwa 97 % der Personen, die die
Hilfen in Anspruch nahmen, waren älter, z. T. über 40-jährig.
Netzwerk- und Öffentlichkeitsarbeit besaßen und besitzen eine besondere Priorität. Die regelmäßige
Teilnahme eines Mitarbeiters im „Aktionsbündnis Sicherheit im Leipziger Osten“, Arbeitskreis Ost, Arbeitsgemeinschaft Jugend Kultur Soziales (AG JKS) sowie der AG „Aufsuchende Arbeit“ sind ein wichtiger Bestandteil der Projektarbeit. Es gibt eine enge Zusammenarbeit mit dem Leipziger Arbeitskreis
„pregnant“ sowie mit dem Allgemeinen Sozialdienst im Amt für Jugend, Familie und Bildung.
5.6.2
Mobile Streetwork „Von der Straße ins Leben“ der SZL Suchtzentrum gGmbH
Das Projekt „Mobile Streetwork“ der SZL Suchtzentrum gGmbH arbeitet seit Dezember 2009 in Lindenau und Plagwitz, seit 01.06.2012 in Grünau und seit März 2014 in Leutzsch und Kleinzschocher.
Das Team besteht aus drei ausgebildeten und erfahrenen Sozialpädagogen, die regelmäßig nach einem festgelegten Laufplan sogenannte Trinkplätze in den oben genannten Stadtteilen aufsuchen. Die
Arbeits- und Einsatzzeiten sind durch einen Rahmendienstplan strukturiert. Dieser orientiert sich am
Konsumverhalten, den aktuellen Witterungsbedingungen und den Bedarfen der Klienten/-innen. Die
Einzelkontakte werden anonymisiert erfasst. Diese Evaluation ist die Grundlage für alle im Folgenden
gemachten statistischen Angaben.
Das Team des Mobile Streetwork trat im Jahr 2014 mit insgesamt 2.199 Klienten (2013: 2.614 Klienten) in Kontakt. Die Kontakte teilten sich wie folgt auf:
46
Tabelle 16: Klientenkontakte „Mobile Streetwork“ nach Orten
Plätze mit Klientenkontakten
2013
in Lindenau und Plagwitz
2014
1.023
818
933
780
in Grünau
in Leutzsch
94
Im Büro
382
186
An anderen Orten
276
162
Quelle: SZL Suchtzentrum gGmbH, 2014
Damit ist insgesamt ein Rückgang der Klientenkontakte zu verzeichnen, besonders bei den Bürokontakten. Dieser Rückgang ist mit der Veränderung der Beratungszeiten (seit Januar 2014 nur noch eine
Beratungszeit pro Woche) zu erklären.
Der allgemeine Rückgang geht mit einem Rückgang von Trinkplätzen insgesamt einher. So werden in
Lindenau von anfänglich 18 Trinkplätzen im Jahr 2010 noch 8 im Jahr 2014 genutzt. Bedingt durch
Wegzug, Verringerung bezahlbaren Wohnraumes im ursprünglichen Stadtteil oder/und Trinken in privaten Räumen nimmt die Zahl der Nutzer von Trinkplätzen weiterhin ab. Dadurch bedingt kann das
Team seit März 2014 auch an Plätzen in Leutzsch und Kleinzschocher arbeiten.
Bei Auswertung der anonymen Evaluation im Jahresrückblick 2014 sind täglich 5 bis 20 Kontakte zu
verzeichnen.
Die Monatsflyer zu Veranstaltungen und Angeboten der SZL Suchtzentrum gGmbH werden weiter bei
kooperierenden Institutionen und Vereinen (z. B.: Sozialamt, Bürgerämter, Jobcenter, Tafel) und bei
Gewerbetreibenden ausgelegt (Spätverkäufe, Imbisse).
Im Jahr 2014 wurde eine Verschiebung von öffentlichen Plätzen zu aufsuchender Arbeit im gesamten
Stadtteil, im Besonderen mit wohnungslosen und von Wohnungslosigkeit betroffenen Menschen, vollzogen. Im Schnitt hat sich die Zahl wohnungsloser Menschen von 2013 zu 2014 nicht verändert (rund
5 % der Gesamtkontakte). Betrachtet man jedoch die Stadtteile separat wird sichtbar, dass vor allem
in Leutzsch, Lindenau und Kleinzschocher die Zahl der wohnungs- und obdachlosen Menschen unter
den Klienten sehr hoch ist (Leutzsch: rund 17 %, Lindenau: rund 7,5 %, Kleinzschocher 8 %).
Damit ist das Thema Wohnen und Wohnungssuche neben den Themen Sucht und Sozialleistungsbezug in den Beratungen ein Schwerpunkt. Über die statistischen Angaben hinaus ist zu bemerken, dass
die Einzelfallhilfe mit Menschen in besonders schwierigen Lebenslagen einen steigenden Anteil im
Streetwork einnimmt. Gerade Kriseninterventionen bei Obdachlosigkeit, akuter Unterversorgung, fehlenden Sozialleistungen (kein ALG-II-Bezug, keine Krankenversicherung etc.) sind äußerst arbeits- und
zeitintensiv. Im Rahmen solcher Krisen werden Klienten in psychiatrische und allgemeine Krankenhäuser, Entgiftungsstationen oder Übernachtungshäuser vermittelt.
Ein weiterer sozialpädagogischer Schwerpunkt besteht darin, Veränderungen in der Tagesstruktur der
Klienten zu erreichen. Hierbei waren trinkplatzalternative Angebote sehr wichtig.
47
Das Team führte mit Klienten Fahrradtouren und Tagesfahrten (z. B.: Cospudener See, Feengrotten
Saalfeld, Muldetal usw.) durch. Die SZL-Urlaubsfahrt führte an die Mecklenburger Seenplatte. Andere
regelmäßig stattfindende Freizeitaktivitäten waren Skat, Bowling und Grillnachmittage, die zum Teil
von den Klienten selbst organisiert wurden.
Das Projekt beteiligte sich zum fünften Mal am von der Stadt Leipzig initiierten Frühjahrsputz und bereinigten mit Klienten, Gewerbetreibenden und Anwohnern zusammen verschiedene Plätze und Brachflächen in Lindenau und Grünau.
Seit Oktober 2014 wird in Zusammenarbeit mit der mobilen Jugendarbeit Leipzig donnerstags zwischen 16:00 und 18:00 Uhr eine Standzeit auf dem Lindenauer Markt abgesichert. Hier konnten im
Jahr 2014 insgesamt 39 Menschen beraten werden.
48
6. Vernetzung Suchtkrankenhilfe und Wohnhilfen
6.1
6.1.1
Ambulant betreutes Wohnen (ABW)
„Drogenfreie Wohngemeinschaften“ der SZL Suchtzentrum gGmbH
Die DROGENFREIEN WOHNGEMEINSCHAFTEN der SZL Suchtzentrum gGmbH sind ein geschütztes Wohnangebot für abstinent lebende drogenabhängige Menschen. 2014 wurden 27 Wohngemeinschaften vorgehalten. Zusätzlich werden ehemals Drogenabhängige im eigenen Wohnraum betreut. In
der Regel erfolgt die Aufnahme direkt nach regulärer Beendigung einer stationären Rehabilitationsbehandlung (Entwöhnungsbehandlung) oder aus den Kliniken für Forensische Psychiatrie (Maßregelvollzüge).
Es wird ein Wohn- und Betreuungsangebot für drogenabhängige Mütter mit ihren Kindern (Mutter-KindWohnen) vorgehalten. Die Betreuung erfolgt in enger Kooperation mit den flankierenden spezifischen
Angeboten.
Die Drogenfreien Wohngemeinschaften sind im Netzwerk der Forensischen Nachsorge etabliert, die
Kooperationspartner befinden sich in kontinuierlicher Abstimmung (Transparenz der Hilfen).
Es besteht eine enge Kooperation mit der Marianne von Weizsäcker Stiftung (Entschuldungshilfe).
Insgesamt wurden 142 Personen betreut, davon 28 Frauen und 114 Männer.
Altersstruktur:
18. - 21. Lebensjahr:
6
22. - 25. Lebensjahr:
25
26. - 29. Lebensjahr:
50
30 Jahre und älter:
61
Zum Aufnahmezeitpunkt hatten 61 Klientinnen und Klienten einen Berufsabschuss und 81 Klientinnen
und Klienten wurden ohne Berufsabschluss aufgenommen.
Während der Betreuung konnten nachstehend erfolgte berufliche Eingliederungen (Mehrfachnennungen möglich) erreicht werden:
Schule/Studium:
12
Lehrausbildung:
34
1. Arbeitsmarkt:
33
Beschäftigung (AGH o. ä., Arbeitsprojekt):
47
Qualifizierungsmaßnahme/Umschulung:
17
49
Die Fallzahl ist im Vergleich zu 2013 leicht rückläufig. Das ist nicht in einer geringere Nachfrage begründet, sondern resultiert aus der verbesserten Haltequote und der Begrenztheit der Plätze.
Die stark gesunkene Anzahl von Personen in Qualifikationsmaßnahmen (Kurse, Zertifikatserwerb) begründet sich u. a. in der Strategie seitens des zuständigen Jobcenters, die Leistungsempfänger in Arbeitserprobungsmaßnahmen und anschließend direkt in Ausbildungen zu vermitteln. Dieser Kurs hat
sich in der Praxis bewährt und zeigt positive Ergebnisse.
6.1.2
Betreutes Wohnen – Alkoholbereich der SZL Suchtzentrum gGmbH
Entwicklungstendenzen & Klientenarbeit
Die Schwerpunkte der Arbeit des ambulant betreuten Wohnens lagen 2014 u. a. in folgenden Bereichen:
Zur Schaffung von „schwellenfreien“ Zugängen zum Betreuten Wohnen wird seit Januar 2015 wöchentlich eine Clearingrunde durchgeführt, in der alle Projekte des Netzwerkes vertreten sind. Ziel der
Clearingrunde ist die bestmögliche Versorgung der Klienten durch ein geeignetes Projekt der SZL
Suchtzentrum gGmbH bzw. die Vermittlung zu einem geeigneten Hilfsangebot.
Das Angebot „Clearing“ sowie der gemeinsam erstellte Fragebogen zur Vermittlung in das „SZL- Netzwerk“ wurde durch die Teamleiter von Streetwork und Betreutes Wohnen im ASD Leutzsch vorgestellt.
Als weitere Möglichkeit des „schwellenfreien Zugangs“ wurden zusammen mit den Mitarbeiter/-innen
des ASD Absprachen und Verfahren zur Hilfebedarfsermittlung vor Ort entwickelt und erprobt.
Insgesamt konnte festgestellt werden, dass sich auch die Klientel aus der Notübernachtung Rückmarsdorfer Straße, die Unterstützung sucht, verändert hat. Nicht nur Männer, welche wohnungslos und
größtenteils alkoholkrank sind, bewarben sich um einen Platz im Betreuten Wohnen, sondern auch
junge Männer mit ungesichertem, polytoxikomanem Suchtmittelgebrauch bei häufig fehlender Krankheitseinsicht stellten sich vor. Damit bestätigte sich die 2013 bereits angedeutete Tendenz.
Verglichen mit 2013 erhöhte sich die Zahl der zu betreuenden Klienten. U. a. aus diesem Grund wurde
das Wohnangebot um zwei weitere Wohngemeinschaften auf derzeit 10 WG`s erweitert.
Da die Bürgerarbeitsstellen nur bis Sommer 2014 befristet waren, fehlen diese Mitarbeiter/-innen für
weiterführende und zusätzliche Angebote bei gleichzeitig steigender Klientenzahl. Deshalb war es notwendig, das Team BeWo zumindest zeitweilig um eine weitere Stelle zu erweitern.
Mit den langjährigen Partnern in der Suchtkranken- und Wohnungslosenhilfe war die Zusammenarbeit
unverändert gut (VRA e. V.; Soteriaklinik, Adaption, Haus für wohnungslose Männer, SBB „Regenbogen“/Friesenstraße, Sozialamt/Sachgebiete Notunterbringung und Wohnungsnotfallhilfe sowie der
stadtteilbezogenen ASD).
Nach wie vor erwähnenswert sind die angebotenen Freizeitveranstaltungen der Netzwerkpartner im
Rahmen der SZL Suchtzentrum gGmbH. Neben den bekannten Festen (Frühjahrsfest mit Eröffnung
des Volleyballplatzes sowie Fahrradselbsthilfewerkstatt; Sportfest; Feiern im Tagestreff) fanden 2014
auch wieder regelmäßige Tagesfahrtangebote und eine gemeinsame Urlaubsfahrt statt.
50
Statistisches
Nachfolgende Übersichten geben einen statistischen Überblick über die im Alkoholbereich betreuten
Klienten im Jahresvergleich. Dabei wurden nur Klienten mit bestehender Kostenzusage berücksichtigt.
Abbildung 11: Anzahl der Klientinnen und Klienten insgesamt im Jahresvergleich
200
174
180
152
160
140
140
159
143
120
100
Spalte 1
80
60
40
20
0
2010
2011
2012
2013
2014
Quelle: SZL Suchtzentrum gGmbH, 2013
Tabelle 17: Betreuungsgrund nach Suchtmittel/Diagnostik (Mehrfachnennungen möglich)
Suchtmittel/Diagnostik
2010
2011
2012
2013
2014
Alkoholabhängigkeit
106
117
96
108
124
3
12
21
15
16
Medikamentenabhängigkeit
3
4
4
1
10
Andere Suchtformen
8
3
3
6
32
Psychiatrische Zweitdiagnose
53
34
36
45
51
CMA
39
41
42
35
29
(„nur“) bes. soziale Schwierigkeiten
35
18
30
36
12
Alkoholmissbrauch bzw. ungesicherte
Diagnose
Quelle: SZL Suchtzentrum gGmbH, 2013
51
Tabelle 18: Nutzung tagesstrukturierender Angebote
Tagesstruktur durch festes Anstel-
2010
2011
2012
2013
2014
17
21
16
14
14
30
38
47
35
37
52
48
35
56
97
nicht er-
47
49
57
68
lungsverhältnis
Teilnahme an Beschäftigungsprojekten
Teilnahme an sonstigen tagesstrukturierenden Maßnahmen.
Keine regelmäßige Tagesstruktur
hoben
Quelle: SZL Suchtzentrum gGmbH, 2014
Tabelle 19: Betreuungsverlauf
§ 53
§ 67
Gesamt
seit vor 2014 laufende Hilfe
72
28
100
Neuaufnahmen 2014
37
37
74
2014 beendete Hilfe
18
27
45
Quelle: SZL Suchtzentrum gGmbH, 2013
6.1.3
„Ambulant betreutes Wohnen für alkohol- und/oder medikamentenabhängige
Männer und Frauen“ des Diakonischen Werkes, Innere Mission Leipzig
Die Nachfrage nach ambulant betreutem Wohnen (ABW) von suchtkranken Menschen ist weiterhin
gestiegen. Im Jahr 2014 wurden insgesamt 88 Klientinnen und Klienten (Vorjahr: 82) betreut. Zum
Stichtag 31.12.13 waren 73 Klientinnen und Klienten in Betreuung. Aufgrund der erhöhten Klientenzahl
wurde eine Kapazitätserweiterung beim Kommunalen Sozialverband Sachsen (KSV) beantragt und es
erfolgte eine personelle Aufstockung.
Die Klientengruppe besteht vordergründig aus chronisch mehrfach geschädigten Abhängigkeitskranken mit fortgeschrittenem Schädigungsgrad. Wobei eine Wendung von älteren alleinstehenden Alkoholkranken zu jüngeren Abhängigen mit einer Crystalproblematik zu verzeichnen ist. Zunehmend werden aber auch Klienten mit Kindern betreut, wo eine enge Zusammenarbeit mit dem ASD des Jugendamtes eine Rolle spielt. Die Lage auf dem Leipziger Wohnungsmarkt hat sich verschlechtert. Die Verringerung des Leerstandes führt zu einem verringerten Wohnungsangebot und zu komplizierteren Vermittlungen in geeigneten Wohnraum.
52
Abbildung 12: Klienten im ABW
100
88
90
80
82
75
73
70
60
60
64
2012
2013
2014
50
40
28
30
20
20
24
15
14
15
10
0
Gesamt im Jahr
Neuaufnahmen
Beendigungen
Auslastung 31.12.
Quelle: Diakonisches Werk, Innere Mission Leipzig, 2014
In der Klientenarbeit wurde weiterhin auf gemeinsame Freizeitangebote zur Überwindung der sozialen
Isolation geachtet, so wurden neben den wöchentlichen Angeboten der Ergotherapie und des Donnerstagsfrühstücks viermal gemeinsam gekocht, eine Tagesausfahrt gemacht sowie Ausflüge mit Minigolf und Bowling durchgeführt. Diese Veranstaltungen dienen der Stärkung sozialer Kontakte, aber
auch der Verbesserung der Freizeitaktivitäten der Klienten.
Wohn- und Nachbarschaftsprojekt „Funke“
Das Wohn- und Nachbarschaftsprojekt „Funke“, welches in Kooperation mit der LWB mbH betrieben
wird, konnte im Jahr 2014 erfolgreich weitergeführt werden. Es stehen insgesamt 12 Ein-Raum-Wohnungen für Klienten zur Verfügung.
In diesem Projekt soll vor allem der Nachbarschafts- und Gemeinschaftsgedanke gestärkt und so bei
den Klienten Ressourcen aktiviert werden. Dabei handelt es sich um ein Übergangswohnen mit dem
Ziel, die Wohnkompetenz zu testen und den Hilfebedarf genau einzuschätzen. Häufig wird die Betreuung in Form des klassischen ambulant betreuten Wohnens in einer eigenen Wohnung fortgeführt, teilweise auch in stationäre Wohnprojekte und Heime vermittelt.
Ein besonderer Höhepunkt war die Feier zum 7-jährigen Bestehen des Wohnprojektes, zu welcher das
Projekt auf eine erfolgreiche Klientenarbeit und eine gute Zusammenarbeit mit der LWB mbH zurückblickten konnte. Zum Tag der offenen Tür wurden 30 - 40 Gäste begrüßt. Bei dieser und weiteren Veranstaltungen (Frühlingsfest, Dienstberatung der SBB im Projekt sowie Adventsfeier) wirkten die Bewohner bei den Vor- und Nachbereitungen mit.
Bis Anfang 2014 wurde die Assistenzstelle im Projekt über Bürgerarbeit finanziert. Nach Auslaufen der
Förderung konnte die Stelle mit einer Bundesfreiwilligendienstleistenden ab September neu besetzt
werden.
53
6.2
6.2.1
Stationäre Wohnformen
Wohnprojekt Haus Alt-Schönefeld (Zentrum für Drogenhilfe)
Das Wohnprojekt „Haus Alt-Schönefeld“ besteht seit Februar 2004 und wird von wohnungslosen, chronisch mehrfachgeschädigten alkoholkranken Männern mit aktuellem Alkoholkonsum genutzt. Die Altersstruktur der Klientel besteht konstant zwischen 40 und 75 Jahren. Die Inanspruchnahme der Hilfe
und die damit verbundene Auslastungszahl lag im Jahr 2014 bei 99,18 %.
Das Wohnhaus „Haus Alt-Schönefeld“ ist keine therapeutische Einrichtung, sondern versteht sich als
„niedrigschwelliges Angebot“ für chronisch mehrfachgeschädigte alkoholabhängige und wohnungslose
Männer gem. § 67 SGB XII. Diese werden bei Hilfebedarf per Einweisungsverfügung über das Sozialamt Abt. Wohnungslosenhilfe vermittelt. Die Männer sind in der Regel nicht bereit und/oder in der
Lage, ihren Alkoholkonsum einzuschränken bzw. aufzugeben. Motivation zur (Punkt) Abstinenz der
Hausnutzer bildet einen fortlaufenden Prozess innerhalb der täglichen Arbeitsaufgaben der
Mitarbeiter/-innen.
Den Bewohnern des Hauses werden tagesstrukturierende Angebote und Beschäftigungsmöglichkeiten
unterbreitet. Existenzsichernde Maßnahmen und lebenspraktische Hilfen stehen ihnen ebenfalls zur
Verfügung.
Die Mitarbeit im Haus, die benachbarte Werkstatt, ein Gartenbereich mit Gewächshaus, die Parkpflege, therapeutisches Kochen, die im Haus ansässige Suchtberatungsstelle, ein Kontaktcafé und fünf
Betreuer/-innen für soziale Arbeit im Wohnhaus selbst stellen in ihrer Vernetzung die Grundlagen der
Arbeit dar.
Die Nähe zur Suchtberatungsstelle ist von deutlichem Vorteil. So konnten im Jahr 2014 insgesamt 16
Klienten zur Einzelberatung motiviert werden. Vier Klienten mit comorbiden Störungen konnten in eine
stationäre Entwöhnungsbehandlung mit anschließender Adaption vermittelt werden. Fünf Nutzer des
Hauses nahmen im Jahr 2014 Entgiftungsbehandlungen in Anspruch.
Die Gründe für die Beendigung der Betreuung im Haus sind in nachstehender Tabelle erfasst.
Tabelle 20: Beendigung der Betreuungsepisoden 2014
Vermittlungen/Beendigung der Betreuung
Anzahl der Personen
Umzug in eigenen Wohnraum ohne Betreuung
1 Person
Ambulant betreutes Wohnen
-
Vermittlung in Langzeittherapie + Adaption
4 Personen
Kündigung wegen Abwesenheit
1 Person
Unbekannt evrzogen
1 Person
Betreutes Wohnen/Pflege
2 Personen
Inhaftiert
2 Personen
Verstorben
-
Quelle: Zentrum für Drogenhilfe, 2014
54
Ein eigenständiges Wohnen der Klienten ist in Folge der Zunahme und des Fortschreites von Folgeerkrankungen, ausgelöst durch pathologischen Alkoholkonsum, nur noch bedingt möglich.
Einzelne Klienten sind nicht mehr in der Lage, die alltäglichen Hygienemaßnahmen einzuhalten. Demzufolge bildete die Vermittlung in Hilfen der Krankenkassen mittels Pflegestufe 0 und/oder Hilfe zur
Pflege (durch das zuständige Sozialamt gewährt) einen wesentlichen Bestandteil der Arbeit.
Die Umsetzung der angebotenen Hilfeleistungen erfolgte im Jahr 2014 erstmalig durch den Mobilen
Behindertendienst Leipzig e. V. für nunmehr 13 Personen.
Andere Klienten sind nicht mehr dazu befähigt, sich gesund und eigenständig zu ernähren, so dass elf
Klienten durch einen Menü-Bringedienst mit einer warmen Mahlzeit versorgt werden. Eine alle sechs
Wochen stattfindende Arztsprechstunde (Allgemeinärztin) ist gewährleistet und wird durch zehn Bewohner stabil angenommen. Insgesamt lässt sich auch im Jahr 2014 bei den älter werdenden CMAKlienten ein zunehmender, dramatischer Verlust der Eigenverantwortung erkennen, was zu Mehraufwendungen und zu Mehrbelastungen für den bestehenden Personalbestand des Hauses führt. Einen
weiteren Schwerpunkt bilden die Schnittstellen zwischen Alkoholerkrankung und psychiatrischer Auffälligkeit. Der Arbeitskreis Wohnungslosenhilfe hat sich dieses Themas auch im Jahr 2014 angenommen und ist im Dialog mit den entsprechenden Hilfeprofessionen.
Der Prozess, den gesamten Nutzungsbereich im „Haus Alt-Schönefeld“ gemäß § 67 SGB XII (Personen in besonderen Lebensverhältnissen mit sozialen Schwierigkeiten) zu strukturieren, wurde auch im
Jahr 2014 weiterverfolgt und konsequent umgesetzt.
Eine Vernetzung mit dem Wohnprojekt „Domizil“ des SZL Suchtzentrum und allen an der Suchtkrankenhilfe Beteiligten wird in Form der gemeinsamen Fallbesprechungen und dem geplanten, zeitlich begrenzten Wechsel von Klienten realisiert.
Eine intensive Außenorientierung im Zusammenwirken mit der Suchtberatungs- und behandlungsstelle
und dem Haus Altschönefeld wurde im Interesse der Klientel auch im Jahr 2014 als gewinnbringend
ausgebaut. Ein Projekt Außenwohngruppe befindet sich in der Diskussionsphase.
6.2.2
Niedrigschwellige Angebote im Rahmen der Lebens- und Überlebenshilfen für
drogenabhängige Menschen des Zentrums für Drogenhilfe in der Suchtberatungs- und -behandlungsstelle (SBB) „Alternative I“
Die SBB „Alternative I“ im Zentrum für Drogenhilfe (Städtisches Klinikum „St. Georg“ Leipzig) übernimmt als Beratungs- ,Behandlungs- , Anlauf- und Aufnahmestelle mit Angeboten der Überlebenshilfe
eine Brückenfunktion zwischen drogengebundenem Lebensstil in der Szene und weiterführenden abstinenzorientierten Hilfen.
Der Zugang zur „Alternative I“ erfolgt im Sinne der Soforthilfe ohne Erbringung von Vorleistungen. Die
Angebote beinhalten ergänzend zur klassischen Suchtberatung zahlreiche niedrigschwellige, das
Überleben sichernde und stabilisierende Maßnahmen, um obdachlose und oft im Szenebereich lebende Menschen zu erreichen, die von illegalen Drogen abhängig sind.
Neben Streetwork und dem Kontaktbereich als erste Anlaufstellen besteht die Möglichkeit der Vermittlung in die suchtspezifische Übernachtungsstelle innerhalb der Einrichtung. Diese bietet zehn Betten
als niedrigschwellige Notübernachtung sowie zehn Betten für Motivationswohnen an. Die Erstaufnahme zur Notübernachtung erfolgt für obdachlose Drogenkonsumenten ohne Vorbedingungen.
55
Der Wechsel in den Motivationsbereich erfordert neben entsprechender Motivation die Bereitschaft zur
Teilnahme an Gruppen- und Einzelgesprächen. Im Motivationsbereich werden die Klienten auf weiterführende Angebote vorbereitet. Für die Bewohner werden neben Angeboten zur Tagesstrukturierung
auch verstärkte Rückzugsmöglichkeiten vorgehalten. Im Jahr 2014 ist die Gesamtauslastung beider
Bereiche erneut mit 96,52 % leicht gestiegen.
Tabelle 21: Gesamtauslastung im Jahresvergleich
Bereich
2011
2012
2013
2014
Notschlafstelle
3.357
3.563
3.837
3.965
Motivationswohnen
3.555
3.322
3.202
3.081
Gesamt
6.912
6.885
7.039
7.046
Quelle: Zentrum für Drogenhilfe, 2014
Ein starker Zuwachs ist im Bereich der Notschlafstelle festzustellen. Bereits seit 2012 ist ein Rückgang
der Belegungszahlen des Motivationsbereiches zu Gunsten der Notschlafstelle zu beobachten. Dies ist
auf die bereits im Vorjahr beschriebenen veränderten Konsummuster (intravenöser Crystalkonsum in
Verbindung mit anderen Substanzen wie Alkohol oder Heroin) zurück zu führen, welche neben dem
verstärkten Auftreten drogeninduzierter Psychosen einen Anstieg an Gewalt- und Aggressionsbereitschaft hervorrufen. Eine kontinuierliche Motivationsarbeit gestaltet sich auch aufgrund des stark veränderten Lebensrhythmus der Klienten und damit einhergehender fehlender Kontinuität wesentlich
schwieriger und langwieriger. Die Voraussetzungen für eine Aufnahme in den Motivationsbereich (kontinuierliche Nutzung der tagesstrukturierenden Angebote und regelmäßige Gespräche zur Motivationsentwicklung und -förderung) können dadurch immer weniger Klienten erfüllen.
Tabelle 22: Übernachtung/Vermittlung Motivationsbereich im Jahresvergleich
Jahr
2011
2012
2013
2014
Übernachtungen
3.555
3.322
3.202
3.081
29
23
19
17
Eigenen Wohnraum
5
4
3
3
Entgiftungen
12
11
7
4
stationäre/ambulante Therapie
5
5
3
1
ALTERNATIVE I (Motivationsbereich)
9
9
9
8
ALTERNATIVE I (Rückstufung Notschlaf-
3
4
2
1
JVA
2
1
0
2
Abbruch
2
1
2
0
Klienten
Vermittlungen in:
stelle)
Quelle: Zentrum für Drogenhilfe, 2014
56
6.2.3
Wohnprojekt „Domizil“ (WPD) SZL Suchtzentrum gGmbH
Seit Januar 2004 bietet das Wohnprojekt „Domizil“ nichtabstinenten chronisch mehrfach beeinträchtigten alkoholkranken Männern die Möglichkeit einer menschenwürdigen Unterkunft. Darüber hinaus werden durch das Betreuungsteam existenzsichernde Maßnahmen und lebenspraktische Hilfen angeboten. Seit dem Jahr 2014 werden im Auftrag der Stadt Leipzig neben 30 Plätzen für diese Zielgruppe
auch fünf Clearingplätze bereitgestellt. Die Klienten bewohnen 19 Einzelzimmer und acht Zweibettzimmer. Das elfköpfige Team besteht aus Sozialarbeiter/-innen und pädagogischen Fachkräften und wurde bis 30.06.2014 durch drei Bürgerarbeiter/-innen unterstützt.
Das Wohnprojekt ist keine therapeutische Einrichtung, sondern versteht sich als „niedrigschwelliges
Angebot“ für chronisch mehrfachbeeinträchtigte suchtmittelabhängige wohnungslose Männer. Hier finden Betroffene Aufnahme, die zurzeit nicht bereit bzw. in der Lage sind, ihren Alkoholmissbrauch einzuschränken bzw. aufzugeben.
Vorwiegend handelt es sich dabei um Klienten, die im Haus für Wohnungslose der Stadt Leipzig durch
ihren Alkoholmissbrauch und andere Beeinträchtigungen auffällig wurden. Nach Aufnahme erfolgen
mehrere ausführliche Hilfeplangespräche mit allen an der Betreuung Beteiligten. Hierbei stehen Zielfindungen und Zielvereinbarungen im Vordergrund. Diese Ziele und Vereinbarungen bilden die Orientierungsgrundlage in der Betreuungsarbeit zwischen Mitarbeiter/-innen und Hausbewohnern. Dabei reicht
das Spektrum von niedrigschwelligen Zielen, wie z. B. Einhaltung von Hygienemaßnahmen und regelmäßigen Gesundheitskontrollen beim Hausarzt, bis hin zur Reduzierung der Trinkmenge und in Einzelfällen auch bis zur Abstinenz. Generell soll der akzeptierende Ansatz der Arbeit die Interventionsmöglichkeiten der Mitarbeiter/-innen verbessern helfen und Möglichkeiten zur Trinkmengenreduzierung
aufzeigen.
Für nichtabstinente Hausbewohner existieren seit mehr als neun Jahren auf dem Freigelände offene
und geschlossene „Trinkplätze“. Die “Trinkplätze“ werden von 5 - 10 Bewohnern genutzt und durch die
Mitarbeiter/-innen des WPD betreut.
Für die Clearingklienten steht zunächst die Eruierung des bisherigen Hilfeprozesses, der Ressourcen
aber auch der Defizite der Klienten sowie der vorläufigen Hilfeziele im Vordergrund. Im weiteren Hilfeverlauf werden anhand praktischer Aufgabenstellungen an den Klienten diese ersten Ergebnisse überprüft und nach Lösungen in den vorhandenen Problemlagen gesucht. In regelmäßigen Abständen erfolgt eine Überprüfung der Hilfeplanung mit dem Sachgebiet Notunterbringung. Ziel des Clearings ist
die Vermittlung des Klienten in eine ihm gerecht werdende Wohn- bzw. Unterbringungsform mit den
entsprechenden, für ihn erforderlichen Hilfen.
Die Betreuung der Bewohner erfolgt in Hilfebedarfsgruppen. Im Jahr 2014 gab es sieben verschiedene
inhaltliche Gruppen: zwei Klientengruppen mit dem Schwerpunkt „exzessiver Alkoholkonsum und psychische Auffälligkeit“, eine Gruppe für Klienten mit Veränderungsmotivation, eine Gruppe für ClearingKlienten, eine Gruppe für neue Hausbewohner, eine Gruppe für unauffällige und sich zurückziehende
Hausbewohner und eine Gruppe für ältere und körperlich beeinträchtigte Bewohner. Jede Bedarfsgruppe wird von zwei Mitarbeiter/-innen in regelmäßig stattfindenden Einzel- und Gruppenaktivitäten
betreut. Gruppenarbeit hat sich auch mit nichtabstinenten CMA-Klienten als möglich und sinnvoll erwiesen.
57
Die sozialpädagogische Betreuung im WPD erfolgte hauptsächlich in den Bereichen
•
existenzsichernde Maßnahmen;
•
lebenspraktische Hilfen;
•
Beratung im sozialen Bereich;
•
Vermittlung weiterführender Hilfeangebote.
Das Wohnprojekt „Domizil“ ist eingebunden in ein Netzwerk, bestehend aus dem Tagestreff „Insel“,
dem ambulant betreuten Wohnen für Alkoholkranke der SZL gGmbH sowie dem Streetworkprojekt für
alkoholkranke Menschen „MobileStreetwork“. Für die betreuten Klienten birgt das den Vorteil, ein breiteres Spektrum an Beratungs- und Freizeitangeboten nutzen zu können. Projektübergreifend engagierten sich auch im Jahr 2014 Klienten aus allen vier Projekten beim Frühjahrs- und Herbstputz von Straßen und öffentlichen Plätzen in der Umgebung der Betroffenen. Für einen Bewohner konnte ein nahtloser Übergang ins ambulant betreute Wohnen gestaltet werden. Der Tagestreff „Insel“ wurde von sechs
Bewohnern zur Bereicherung der Tagesstruktur genutzt. Durch das „MobileStreetwork“-Projekt erfolgte
eine unterstützende Begleitung einzelner Bewohner auf externen Trinkplätzen in der Umgebung. Neben gemeinsamen Veranstaltungen wie Tagesausfahrten, Ausgestaltung von Festen oder sportlichen
Aktivitäten wurde von allen Projekten des Netzwerkes eine gemeinsame einwöchige Klientenurlaubsfahrt zur Mecklenburger Seenplatte organisiert. Hieran beteiligten sich trotz notwendiger Alkoholabstinenz für die gesamte Dauer der Reise auch zwei Klienten des Wohnprojektes „Domizil“.
Über den Bereich der existenzsichernden Maßnahmen hinaus werden im Wohnprojekt „Domizil“ tagesstrukturierende Maßnahmen und Freizeitaktivitäten angeboten. Im Rahmen der Netzwerkarbeit
konnten vier Bewohner in ein Beschäftigungsprojekt der SZL gGmbH vermittelt werden und gehen nun
regelmäßig einer ehrenamtlichen Tätigkeit nach. Während der Arbeitszeit müssen die Klienten nüchtern sein, was zur Verlängerung der abstinenten Zeiten beiträgt.
Darüber hinaus übernehmen einige Klienten Arbeiten im Wohnprojekt zur Unterstützung der Gemeinschaft (Reinigungsarbeiten, Einkäufe, Gartenarbeit etc.). Die Arbeitsstunden der Klienten im Wohnprojekt betrugen in diesem Jahr 996 Stunden.
Im Wohnprojekt gibt es mehrere regelmäßige Freizeitangebote wie z. B. Kinoabende, Bowling,
Kochnachmittage, Ausflüge oder gemeinsame Kaffeerunden. An der hauseigenen Wandzeitung präsentieren die Bewohner ihre Erlebnisse der gemeinsamen Veranstaltungen. Den alkoholbedingten
kognitiven Abbauprozessen Rechnung tragend wird einmal wöchentlich Hirnleistungstraining durch
eine im Team angestellte Ergotherapeutin angeboten.
Im Jahr 2014 konnte ein Hausbewohner ins ambulant betreute Wohnen aufgenommen werden. Daneben gestaltet sich auch für drei ehemalige Hausbewohner der Versuch, in einer ambulant betreuten
Wohngemeinschaft zu wohnen, weiterhin positiv.
Mit dieser Betreuungsform ist es gelungen, eine Wohngemeinschaft für nicht abstinente chronisch
mehrfach beeinträchtigte Männer zu eröffnen. Dadurch wurde bestätigt, dass diese Zielgruppe unter
bestimmten Voraussetzungen ambulant betreubar ist. Für die WG-Bewohner bedeutet die neue
Wohnform mehr Lebensqualität und Selbstständigkeit. Zum Teil konnten die WG-Bewohner ihre Trinkmenge deutlich reduzieren.
58
Tabelle 23: Statistik Wohnprojekt Domizil 2013 (Stichtag 31.12.2014)
2012
2013
2014
Durchschnittsalter
57,7 Jahre
56,5 Jahre
54,6 Jahre
Alterspanne
30 - 81 Jahre
30 - 82 Jahre
22 - 83 Jahre
ALG II
18 Klienten
17 Klienten
15 Klienten
Renten
18 Klienten
16 Klienten
16 Klienten
Grundsicherung
10 Klienten
9 Klienten
11 Klienten
Sonstiges
4 Klienten
1 Klient
2 Klienten
3 Klienten
-
1 Klient
2 Klienten
-
Umzug in ambulant Betreutes Wohnen
2 Klienten
2 Klienten
1 Klient
Vermittlung in Pflegeeinrichtung
1 Klienten
2 Klienten
4 Klienten
Abbruch durch Klient/ Einrichtung
4 Klienten
4 Klienten
3 Klienten
Inhaftiert
1 Klient
4 Klienten
1 Klient
Verstorben
2 Klienten
1 Klient
2 Klienten
Einkommen (Mehrfachnennung möglich)
Beendigung der Betreuung/ Außenvermittlung
Vermittlung zur suchtmedizinischen Rehabili- 4 Klienten
tation (Therapie)
Umzug in eigenen Wohnraum ohne Betreuung
Quelle: Suchtzentrum Leipzig gGmbH, 2014
6.2.4
Verein zur sozialen Rehabilitation von Abhängigkeitskranken (VRA) e. V.
Der VRA e. V. bietet eine stationäre Langzeitbetreuung (soziale Rehabilitation) für chronisch mehrfachgeschädigte alkohol- und medikamentenabhängige Männer an. Es werden 50 bzw. 48 Behandlungsplätze in den Kerneinrichtungen Haus am Park und Haus Güldengossa vorgehalten. Weitere 22 Plätze
stehen in den zwei Außenwohngruppen im Haus Wachau zur Verfügung.
Die Stammhäuser sowie die Außenwohngruppen werden aus dem gesamten Freistaat Sachsen belegt.
In den zwei stationären Einrichtungen gibt es Wohnmöglichkeiten in Einzel- und Doppelzimmern. In
den Außenwohngruppen sind nur Einzelzimmer vorhanden. Es werden ausreichend Gemeinschaftsräume, Speiseräume, therapeutische Werkstätten, Sport- und Gymnastikräume, eine eigene Sporthalle und ein eigener Sportplatz angeboten.
Im Haus Güldengossa besteht eine teilweise behindertengerechte Ausstattung.
Seit 2013 wird auch ambulant betreutes Wohnen angeboten, welches im Jahr 2014 weiter ausgebaut
werden konnte.
59
Der Auslastungsgrad lag 2014 bei 97 %.
Der Altersdurchschnitt bei der Aufnahme in die Einrichtungen lag bei ca. 50 Jahren. Nach wie vor lässt
sich bei chronisch mehrfachgeschädigten Abhängigkeitskranken (CMA) der Trend erkennen, dass die
Klienten physisch und psychisch deutlich stärker geschädigt sind.
Der Verein zur sozialen Rehabilitation von Abhängigkeitskranken (VRA) e. V. ist zertifiziert nach DIN
EN ISO 9001 und den Qualitätsgrundsätzen der DEGEMED.
6.3
Notunterbringung im Übernachtungshaus für wohnungslose Männer
Das Übernachtungshaus für wohnungslose Männer der Stadt Leipzig, Rückmarsdorfer Str. 7 in 04179
Leipzig, hat neben administrativen Aufgaben wie Steuerung und Monitoring der Notunterbringung die
Aufgabe, Gefahren für die öffentliche Sicherheit und Ordnung durch überbrückende Notunterbringung
wohnungsloser, volljähriger, allein stehender Männer bei unfreiwilliger Obdachlosigkeit abzuwehren.
Die ordnungsrechtliche Natur der Notunterbringung findet auch in der Aufenthaltsdauer ihre Entsprechung: So kurz wie möglich, aber so lange wie nötig. Die Rahmenbedingungen der Notschlafstelle
werden in der Nutzungs- und Gebührensatzung für die Unterkünfte der Wohnungsnotfallhilfe der Stadt
Leipzig geregelt.
Bis zur Beendigung der Wohnungslosigkeit durch die (Wieder-)Erlangung einer vertraglich gesicherten
Unterkunft oder der Vermittlung in andere dauerhafte, problemadäquate Wohnformen wird den Betroffenen hier einer der 50 Notschlafplätze in Einzel-, Doppel- und Dreibettzimmern als Soforthilfe zugewiesen.
Ein Teil der wohnungslosen Klienten konsumiert in gesundheitsgefährdendem Maße Suchtmittel oder
ist mit Abhängigkeits- und Folgeerkrankungen belastet. Drogenabhängige Wohnungslose werden bei
freien Kapazitäten aus dem Übernachtungshaus in die dafür konzipierte Notschlafstelle „Alternative I“
in der Chopinstraße 13 vermittelt, die vom Zentrum für Drogenhilfe des Städtischen Klinikums „Sankt
Georg“ betrieben wird.
Die Anzahl von drogenabhängigen Männern im Übernachtungshaus stieg 2014 im Vergleich zum Vorjahr signifikant an. Im Jahr 2013 konsumierten 35 Klienten illegale Drogen, 2014 war dies von insgesamt 55 Personen bekannt.
Die Suchtberatungs- und Behandlungsstelle „Regenbogen“ des Zentrums für Drogenhilfe bietet (vor allem für alkoholkranke bzw. -gefährdete Klienten) regelmäßige Beratungsangebote durch einen Suchttherapeuten im Übernachtungshaus an. Im Jahr 2014 fanden diese wöchentlichen Suchtberatungen
37 mal statt und wurden von 73 Nutzern des Hauses überwiegend regelmäßig wahrgenommen.
Von den 425 Klienten, welche im Jahr 2014 im Übernachtungshaus Obdach und persönliche Hilfen erhielten, wiesen 106 Klienten einen problematischen Umgang mit Alkohol auf. Insgesamt wurden 100
suchtkranke bzw. missbräuchlich konsumierende Männer in spezifische Hilfeangebote (s. u.) vermittelt.
Ausgehend von insgesamt 192 Klienten des Übernachtungshauses, welche im Jahr 2014 eine Suchterkrankung aufwiesen, wurde somit jeder zweite (52 %) in adäquate Hilfen vermittelt.
60
Tabelle 24: Suchtindizierte Vermittlungen aus dem ÜNH im Jahresvergleich
Anzahl der Personen
Vermittlungen
2014
2013
Stationäre Entgiftungen
23
5
Stationäre Langzeittherapien
10
3
n. erf.
8
Domizil (nicht abstinente CMA)
10
13
Haus Altschönefeld
10
18
ALTERNATIVE I (Notschlafbereich/illegale Drogen)
35
16
Pflegeheim
12
6
Gesamt
100
69
Eigene Wohnung mit Pflegedienst bzw. ambulant
betreutes Wohnen
Quelle: Sozialamt, 2015
Die Sozialarbeiterin des Übernachtungshauses fungiert zusammen mit dem Suchttherapeuten der
SBB „Regenbogen“ als Clearingstelle für die suchtkranken Wohnungslosen. Sie organisiert und steuert vor Ort die Vermittlung in
1. die ambulante Betreuung für nicht abstinente wohnungslose, chronisch mehrfach geschädigte
Abhängigkeitskranke in den Wohnprojekten „Domizil“ und „Haus Alt-Schönefeld“ und
2. Langzeit-Entwöhnungsbehandlungen und abstinente CMA-Einrichtungen für krankheitseinsichtige und behandlungsbereite Klienten.
Wohnungslose Klienten mit Doppeldiagnosen
Unverändert problematisch gestaltete sich die Notunterbringung und Vermittlung wohnungsloser Klienten mit Doppeldiagnosen, d. h. Suchterkrankung/Polytoxikomanie i. V. m. psychiatrischen Diagnosen.
Tabelle 25: Anteil der Klienten mit Doppeldiagnosen
Jahr
Anzahl Nutzer gesamt
Doppeldiagnose Alkohol Doppeldiagnose ill. Drogen
2013
389
66 (17 %)
22 (5 %)
2014
425
21 (5 %)
37 (9 %)
Quelle: Sozialamt, 2015
Die beschriebene Problemlage trat auch 2014 häufig bei jungen drogenabhängigen Wohnungslosen
(bis 30 Jahre) auf, vor allem bei Crystalkonsumenten und bei älteren alkoholkranken wohnungslosen
Menschen (ab 50 Jahre).
61
Das deutliche Ansteigen der Zahl wohnungsloser Klienten mit psychiatrischen Diagnosen und Drogenabhängigkeit schlägt sich auch in einer zunehmenden Zahl von Strafanzeigen wegen tätlichen Angriffen auf Mitarbeiter/-innen, Einbrüchen, Diebstählen, Sachbeschädigungen und Beleidigungen nieder.
Besonders schwierig ist die Lage dann, wenn die Betroffenen keine Krankheitseinsicht und Behandlungsbereitschaft aufweisen, das gesundheitsspezifische Hilfesystem ablehnen, eine Chronifizierung
des psychiatrischen Krankheitsbildes droht bzw. besteht und ohne medizinische Versorgung für sich
und andere in den Unterkünften der Wohnungsnotfallhilfe in hohem Maße Gefährdungssituationen auftreten. Diese Verhaltensauffälligkeiten entsprechen häufig noch nicht vollumfänglich den Unterbringungskriterien nach PsychKG, sind aber auch unter den ordnungsrechtlichen Rahmenbedingungen
der Wohnungsnotfallhilfe regelmäßig schwer zu handhaben.
Ob und wie den sich daraus ergebenden, möglicherweise neuen Versorgungsbedarfen an gesundheitlichen Hilfen unter den gesetzlichen Rahmenbedingungen auf kommunaler Ebene entsprochen werden kann, wird derzeit geprüft. Im Bereich der Wohnungsnotfallhilfe wird für diese spezifische Zielgruppe seit Januar 2014 im Wohnprojekt „Domizil“ des Suchtzentrums Leipzig gGmbH ein Platz für Wohnungslose mit Doppeldiagnosen vorgehalten und vom Sozialamt finanziert. Die Maßnahme soll zielführende Hilfeprozesse unterstützen, Risiken vermindern, eine zeitnahe und regelmäßige medizinische
Behandlung der Klienten ermöglichen und tragfähige Grundlagen für eine eigenständige, weniger gefährdende Lebensperspektive schaffen.
62
7. Arbeit und Beschäftigung
7.1
SZL Suchtzentrum gGmbH
Die Beschäftigungsprojekte Handwerkliche Dienste, Reinigung, Wäscherei, Küche und Fahrdienst
konnten 2014 dank einer Mischfinanzierung aus Eigenmitteln der SZL Suchtzentrum gGmbH und den
letztmalig bewilligten Mitteln der Taurisstiftung erhalten bleiben.
Die fünf Arbeitsbereiche sind sowohl inhaltlich als auch personell eng mit den vier Basisprojekten (Betreutes Wohnen - Alkoholbereich; Wohnprojekt Domizil; Tagestreff, mobile Streetwork) verbunden.
2014 kam es jedoch auch zu einer stärkeren Vernetzung mit dem Arbeitsprojekt SWING der SZL
Suchtzentrum gGmbH.
Zur besseren Koordinierung der Projekte und zur Vereinheitlichung der Rahmenbedingungen wurde ab
2014 ein Mitarbeiter des Netzwerkes mit der Teamleitung für alle Beschäftigungsbereiche beauftragt.
In den Beschäftigungsbereichen sind nach wie vor fast ausschließlich ehemalige und aktuelle Klienten
als ehrenamtliche Helfer bzw. mit Teilzeitverträgen beschäftigt.
Tabelle 26: Personelle Entwicklung
Gesamtbeschäftigte
2010
2011
2012
2013
2014
Alle Küchenprojekte
44
47
41
43
45
Handwerkliche Hilfsdienste
17
17
12
15
14
Reinigung
16
19
12
12
13
Wäscheprojekt
7
6
4
4
4
Fahrdienst
12
19
2
2
2
Quelle: SZL Suchtzentrum gGmbH, 2014
7.2
7.2.1
Städtisches Klinikum „St. Georg“, Zentrum für Drogenhilfe
„teamWENDEPUNKT“ in der Suchtberatungs- und -behandlungsstelle (SBB)
„ALTERNATIVE II“
Projekte zur Arbeitserprobung sind in der SBB „ALTERNATIVE II“ so angelegt, dass den Teilnehmer/innen mit dem Einstieg die Erfahrung von Arbeit/Beschäftigung und deren individuellen Wirkungen ermöglicht wird. Da die Hintergründe, aus denen die Klienten/Patienten kommen, meist von jahrelanger
Arbeitslosigkeit bzw. gänzlich fehlenden Erfahrungen aus Erwerbstätigkeiten und Lebensmittelpunkten
in der Drogenszene (Beschaffung von Geld - Beschaffung der Droge – Konsum der Droge) geprägt
sind, wurden die Projekte „niedrigschwellig“ und unter zwei Einstiegsvoraussetzungen konzipiert: der
Motivation zur Teilnahme und der Beikonsum- bzw. Suchtmittelfreiheit.
63
Primär kommt es auf die Realisierung von individuellen Arbeitserfahrungen an. Darauf aufbauend wird
an der Entwicklung von so genannten „hardskills“ (Fachkompetenz) und „softskills“ (berufskulturelle
Fähigkeiten wie soziale Kompetenz und Teamfähigkeit, Zuverlässigkeit, Pünktlichkeit, Verbindlichkeit,
Ordnung und Sauberkeit am Arbeitsplatz etc.) gearbeitet. Ziel des Beschäftigungsangebotes ist es, die
Mitwirkenden langfristig zu befähigen, einer sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung nachzugehen.
Das Projekt wurde durch die Klienten der Beratungsstelle intensiv genutzt - Rekordzahlen sind zu verzeichnen. Insgesamt wurden 2014 durch die Teilnehmer ca. 7.362 Stunden geleistet (zum Vergleich:
2012: 4.000 Stunden/ fast 100 % Steigerung). Insgesamt werden zehn Plätze vorgehalten.
Tabelle 27: Beschäftigte im Jahresvergleich
Anzahl der Beschäftigten insge-
2012
2014
24
42
8
13
samt
Davon Frauen
Quelle: Zentrum für Drogenhilfe, 2014
Drei Bürgerarbeiter/-innen sowie ehrenamtliche Mitarbeiter/-innen übernehmen zusätzliche begleitende
Tätigkeiten als „Helfer in sozialen Einrichtungen“. Die Fachaufsicht wird durch die drei
Fachmitarbeiter/-innen der SBB sichergestellt.
Für die Beratungsstellenarbeit ist der suchttherapeutische Nutzen dieses Angebotes von besonderem
fachspezifischem Wert. Die Zielgruppe der SBB „ALTERNATIVE“ ist durch frühe Einstiege in den Konsum von Drogen (meist im Kindes- oder frühen Jugendalter) und chronische Verläufe gekennzeichnet.
Entwicklungspsychologisch bedeutsame Sozialisationsphasen sind zum Teil nicht durchlaufen, bestimmte alterstypische Lebenserfahrungen nicht gemacht worden. Durch die Verzahnung von klassischem Beratungsstellenangebot (Beratung, Vermittlung, Begleitung, Nachsorge, psychosozialer Begleitung der Substitution), tagesstrukturierenden Angeboten (Tagestreff, Erlebnisaktivierung, Sport)
und dem Bereich Arbeitserprobung/Beschäftigung wird mit der Möglichkeit des Erlebens oft erst die
Basis für suchtberaterische/-therapeutische Prozesse in Form des verbalen Reflektierens geschaffen.
Der Transfer der Ergebnisse der suchttherapeutischen Arbeit in die Lebenswelt des Klienten wird sichtbar und kann wiederum durch Aufgreifen von Ressourcen und Defiziten in den suchtberaterischen
Prozess zurückwirken.
Die Integration des Projektes in die klassische Beratungsstellentätigkeit entspricht den veränderten
Anforderungen an suchttherapeutische Arbeit mit Crystal-Konsumenten und wird auch bei dieser Zielgruppe die Wirkfaktoren des Angebotes in idealer Weise die Nachhaltigkeit suchtspezifischer Interventionen erhöhen.
Das Projekt ist bislang spendenbasiert. Die Finanzierung des Projektes ab 2015 ist ungeklärt und es
wird aktuell nach neuen Finanzierungsmöglichkeiten gesucht, um das Projekt fortzuführen.
64
7.2.2
AGH-MAE „BuP – Beschäftigung und Perspektive“ im „Haus Alt-Schönefeld“
1. Auch im Jahr 2014 wurde in der Suchtberatungsstelle „Haus Alt-Schönefeld“ eine Maßnahme
zur Schaffung von Arbeitsgelegenheiten (AGH) nach § 16 d SGB II (sog. „Ein-Euro-Jobs“) begonnen. In den Werkbereichen Holz, Ton/Keramik und Garten wurden Vogelhäuser für Kindertagesstätten gefertigt. Die Sammlung an Kunstobjekten für das Projekt „Der Kunst ein Obdach
geben“ auf dem Gelände und in den Räumen des „Haus Alt-Schönefeld“ wurde erweitert und
dabei ein besonderer Schwerpunkt auf die Gestaltung des Gruppenraumes gelegt. Außerdem
wurden Obst und Gemüse für ein Wohnungslosenprojekt angebaut. Elf suchtkranken bzw. von
Abhängigkeit bedrohten, langzeitarbeitslosen ALG-II-Empfänger/-innen sollte es durch die
Kombination sinnstiftender Beschäftigung mit der Anbindung an die Suchtberatungsstelle
„Haus Alt-Schönefeld“ ermöglicht werden:
•
ihre Chancen zur Wiedereingliederung auf dem ersten Arbeitsmarkt zu steigern,
•
arbeitsmarktrelevante Basisvariablen (z. B. Pünktlichkeit, Teamfähigkeit, Zuverlässigkeit) zu
verbessern,
•
handwerkliche Fähigkeiten und Fertigkeiten zu erwerben und auszubauen,
•
ihre sozialen Kompetenzen zu erweitern,
•
sich eine Tagesstruktur zu schaffen,
•
ihre Suchtmittelabstinenz zu stabilisieren und
•
Rückfallrisiken zu minimieren.
Durch Veränderungen bei den gesetzlichen Ausführungsbestimmungen für AGH-Maßnahmen ist seit
2012 keine sozialpädagogische Betreuung der Teilnehmer/-innen mehr vorgesehen. Mit der Kombination von Beschäftigung und sozialpädagogischer Betreuung stand bis dahin ein wirksames Instrument
zur persönlichen Stabilisierung, zur Stärkung der Abstinenzmotivation und -fähigkeit und damit auch
zur gesellschaftlichen Eingliederung suchtkranker bzw. von Sucht bedrohter Menschen zur Verfügung.
Der Wegfall der sozialpädagogischen Betreuung hat zu einem Defizit in den beschäftigungspolitischen
Integrationsmaßnahmen für suchtkranke Menschen geführt, dessen Folgen sich offenbar nicht nur in
der hier beschriebenen AGH auswirken.
7.2.3
Begegnungszentrum der Suchtberatungs- und -behandlungsstelle (SBB) „Regenbogen“ (Suchtselbsthilfe)
Seit über 30 Jahren kooperiert die Suchtselbsthilfe Regenbogen mit der Suchtberatungs- und Behandlungsstelle „Regenbogen“ am Städtischen Klinikum „St. Georg“ Leipzig.
Bis 2004 war die Suchtselbsthilfe Regenbogen in einer eigenen Vereinsstruktur in dem Kontakt- und
Selbsthilfezentrum für seelische Gesundheit e. V. organisiert. Nach Vereinsauflösung bot der Eigenbetrieb der Stadt Leipzig, das Städtische Klinikum „St. Georg“ Leipzig der Suchtselbsthilfe Regenbogen
Räume im ehemaligen Stadtkrankenhaus Friesenstraße 8 an, in das auch die Suchtberatungsstelle Südwest zum selben Zeitpunkt eingezogen ist. Es erfolgte eine strukturelle Eingliederung an den Eigenbetrieb. Seit dem Jahr 2007 unterstützt der Förderverein Zentrum für Drogenhilfe e. V. die Suchtselbsthilfe
Regenbogen als ein Hauptförderprojekt. Die jährliche Unterstützungssumme für das Begegnungszentrum beträgt ca. 20 % der Gesamtkosten.
65
Den Namen „Regenbogen“ erhielt die ehemalige Suchtberatungsstelle Südwest im Jahr 2005, um diese
Kooperation zu verdeutlichen. Die Mitarbeiter/-innen der Beratungsstelle übernehmen die Praxisbegleitung zu inhaltlichen, finanziellen und persönlichen Angelegenheiten. Sie steuern den Trialogprozess zwischen der Fachkompetenz, der Betroffenenkompetenz und den Angehörigen.
Ziele der Suchtselbsthilfe Regenbogen sind:
•
Selbst mit dem Leben zu recht zu kommen
•
Selbst an der Lösung eigener Probleme mitzuarbeiten
•
Sich selbst anzunehmen
In der Stadt Leipzig sind die Projekte der Suchtselbsthilfe Regenbogen Begegnungszentrum und Präventionsprojekt „Wandelhalle Sucht“ im Leipziger Sucht- und Drogenkonzept 2014 bis 2019 fest verankert.
Damit leistet die Suchtselbsthilfe mit ihrer besonderen Stärke der Betroffenenkompetenz einen unverzichtbaren Beitrag in der Suchtkrankenhilfe der Stadt Leipzig.
Projekt Begegnungszentrum/Abstinenzclub
Das Projekt verfolgt das Ziel einer zufriedenen und dauerhaften Abstinenz mittels
•
Schaffung einer Tagesstruktur
•
Aufbau sozialer Beziehungen
•
Teilnahme am gesellschaftlichen Leben
•
(Wieder-)Erlernen von Selbständigkeit und Übernahme von Verantwortung
•
Gewöhnung an Arbeitsabläufe und Regeln
•
Erreichung einer zufriedenen selbstverantwortlichen abstinenten Lebensführung mit Verhinderung von Rückfällen
•
Einbeziehung der Angehörigen / Kinder im Sinne eines familienorientierten Ansatzes und zur
Enttabuisierung des Themas.
Die Steuerung des Begegnungszentrums mit Café und tagesstrukturierenden Angeboten wie Mahlzeiten
(Frühstück, Mittagsversorgung, Kaffee und Kuchen, Abendbrot), Sport (Bowling, Tischtennis, Volleyball),
Veranstaltungen und Kultur wird durch abstinent lebende Suchtkranke getragen. 2014 konnten sich eine
suchtmittelfrei lebende Person in einer Beschäftigungsmaßnahme von 36 Stunden wöchentlich und weitere 12 suchtmittelfrei lebende Personen in einer ehrenamtlichen Tätigkeit von 20 – 60 Stunden monatlich erproben. Vielen der einst ehrenamtlich Tätigen gelang der Sprung in den 1. Arbeitsmarkt.
73 % der betreuten Klientel der Suchtberatungs- und Behandlungsstelle „Regenbogen“ sind arbeitslos,
Rentner, arbeitsunfähig oder Hausfrauen. Diese Personengruppe nutzt hauptsächlich die Angebote des
Begegnungszentrums.
Das Begegnungszentrum hatte 2014 in den Monaten Januar bis Oktober wochentags von 8-18 Uhr
(Donnerstag bis 19 Uhr) geöffnet. Ab November musste eine drastische Reduzierung der Öffnungszeiten um 10 Stunden wöchentlich vorgenommen werden, da Mitarbeiter des 2. Arbeitsmarktes weggefallen
sind und die Besetzung des Cafés ehrenamtlich nicht gewährleistet werden konnte. Damit wurden 22 Besuche monatlich weniger registriert. Ohne diese Reduzierung der Öffnungszeit wäre mit an Sicherheit
grenzender Wahrscheinlichkeit ein neuer Besucherrekord zu verzeichnen gewesen.
66
8. Maßnahmen des Ordnungsamtes der Stadt Leipzig
Im Rahmen des Konzeptes der Leipziger Sucht- und Drogenpolitik 2014 bis 2019 wurde auch im Jahr
2014 auf eine enge Zusammenarbeit der verschiedenen Behörden und Institutionen zur Bekämpfung
der Drogensucht gesetzt. Hierbei kommen den Aufgaben des Ordnungsamtes im Rahmen der Repression besondere Bedeutung zu. Diese beinhalteten, offenstehende Gebäude zu erkennen und behördliche Schritte zur Sicherung durch Eigentümer oder Ersatzvornahme einzuleiten. Somit werden
Rückzugsräume von Dealern und Konsumenten immer stärker eingeschränkt. In Kooperation mit der
Polizeidirektion Leipzig sind auch im vergangenen Jahr Maßnahmen gegen Beschaffungsprostitution
umgesetzt worden, d. h. Kontrollen der Sperrbezirksverordnung sowie der Polizeiverordnung im Hinblick auf das Ansprechverbot zur Anbahnung der Prostitution.
8.1
Mitarbeit im Aktionsbündnis Sicherheit im Leipziger Osten
Das Ordnungsamt gewährleistet den Informationsaustausch im Rahmen der Kooperationsstrukturen
des Aktionsbündnisses „Sicherheit im Leipziger Osten“. Die Zusammenarbeit hat sich bewährt und
weiter verfestigt. In den Beratungen werden Möglichkeiten der kurzen Informationswege mit den vor
Ort tätigen Vereinen, dem Quartiersmanagement, dem Amt für Stadterneuerung und Wohnungsbauförderung, Leipziger Wohnungsbaugesellschaft (LWB) und den Bürgerpolizisten in vollem Umfang genutzt. Hier wurde im Rahmen des Maßnahmepaketes „Sicherheit im Leipziger Osten“ das präventive
und repressive Handeln des Ordnungsamtes vor Ort thematisiert.
Durch verstärkten Kontrolldruck im Kreuzungsbereich Eisenbahnstraße/Ecke Hermann-LiebmannStraße sowie im Bereich Koehlerstraße/Marcusgemeinde ist die Szene in einer ständigen Bewegung.
Dieser Verdrängungsdruck verändert das Gesamterscheinungsbild an den vorgenannten Bereichen
entscheidend. Unter diesem Gesichtspunkt werden im Rahmen des ausgewogenen Verhältnisses von
Prävention und repressiven Maßnahmen die Kontrollen durch das Ordnungsamt durchgeführt.
Ein großes Anliegen besteht darin, die Sauberkeit im öffentlichen Raum und in den Grünanlagen zu erhöhen. Die zuständigen Ämter, Stadtreinigung und Ordnungsamt wurden dabei von den Beschäftigten
bzw. Teilnehmer/-innen der geförderten Sauberkeitsprojekte "Blau-Gelbe Engel" und "Zusätzliche Säuberung städtischer Grünanlagen" und dem "Sauberkeitsprojekt50" unterstützt. In diesem Rahmen wurden mögliche Gefahrenquellen wie Spritzen und Kanülen von den Mitarbeiter/-innen des Ordnungsamtes und vor Ort tätigen Streetworkern aus dem öffentlichen Raum entfernt und fachgerecht entsorgt.
Die regelmäßigen Gespräche und Kontakte zu der Kindertageseinrichtung „Montessori“ im Bereich des
Koehlerplatzes bestanden auch im Jahr 2014 fort. Tägliche Kontrollen des Ordnungsamtes sind hier
notwendig, da dieser Bereich auch von Betäubungsmittelkonsumenten und alkoholisierten Personen
stark frequentiert wird. In enger Zusammenarbeit mit den Streetworkern vom Amt für Jugend, Familie
und Bildung werden die Personen im Rahmen des Jugendschutzes und auf die Einhaltung der §§ 2
und 4 der Polizeiverordnung der Stadt Leipzig kontrolliert und aufgesucht. Bei den Kontrollen wurden
Verhaltensweisen mit öffentlichen Beeinträchtigungen, z. B. aggressives Betteln bzw. sonstiges aggressives, aufdringliches Verhalten gem. § 4 Polizeiverordnung der Stadt Leipzig festgestellt. Die Personen wurden kontrolliert bzw. belehrt und bei Wiederholungen wurden die Ordnungswidrigkeiten angezeigt.
67
Tabelle 28: Ergebnisse der Kontrollen des Ordnungsamtes 2014
Vorgang
2013
2014
Kontrollen zu leerstehenden Grundstücken
36
49
Sicherungsmaßnahmen durch Eigentümer (nach Auffor-
3
7
Anordnung von Auflagen an Eigentümer
6
3
Beräumung von Grundstücken durch Eigentümer
2
2
Spritzenfunde im gesamten Stadtgebiet
42
126
Sachverhalt/Maßnahme
Anzahl
Personenkontrollen/Identitätsfeststellung
61
52
Platzverweise
26
14
Feststellung zur Fahndung ausgeschriebenen Personen
3
0
derung)
Quelle: Ordnungsamt 2015
Die Stadt Leipzig schöpft ihre Möglichkeiten als Verfolgungsbehörde im Rahmen ihrer Zuständigkeiten
aus. Sie gewährleistet Kontrollen zur Einhaltung der gesetzlichen Bestimmungen im Bereich allgemeiner Verbote und Angebotsreduzierung (z. B. Nichtraucherschutzgesetz, Jugendschutzgesetz) sowie Informationsaustausch zu anderen Verfolgungsbehörden wie Bundes- und Landespolizei sowie Zoll.
Auch die Mitarbeiter/-innen des Ordnungsamtes haben durch ihre zusätzliche Präsenz mit dazu beigetragen, das Erscheinungsbild zu verbessern. Die Ergebnisse, die Leipzig auf diesem Gebiet in den zurückliegenden Jahren vorweisen kann, belegen dies nachdrücklich. Insbesondere sei hier auf das vertrauensvolle und koordinierte Wirken von Polizei, Ordnungsamt, Gesundheitsamt, Suchtberatungsstellen und dem Amt für Jugend, Familie und Bildung verwiesen. Sehr positiv hat sich die Zusammenarbeit der vorgenannten Behörden und Institutionen durch das stärkere Einbringen des Kriminalpräventiven Rates (KPR) ausgewirkt. Eine ständige Teilnahme eines Vertreters des KPR im Drogenbeirat ist
hier positiv zu bewerten. Beim KPR handelt es sich nicht um eine Organisationseinheit, sondern um
ein Netzwerk. Im KPR findet fall- und situationsbezogen eine ressort-, ämterübergreifende und interdisziplinäre Zusammenarbeit unter Einbindung der Bürger, Vereine etc. statt.
8.2
Maßnahmen gegen Beschaffungsprostitution
Zur Durchsetzung der Sperrbezirksverordnung wurde die Kontrollpräsenz des Ordnungsamtes im Bereich der Nordstraße und deren angrenzenden Straßen aufrecht erhalten. Hier zeigen die gemeinsamen Kontrollen durch Kräfte des IZD (Inspektion Zentrale Dienste), des Polizeivollzugsdienstes der
Polizeidirektion Leipzig, dem Polizeirevier Zentrum und des Ordnungsamtes positive Ergebnisse.
68
Im vergangenen Jahr wurden 17 Frauen und Mädchen im Alter zwischen 18 und 65 Jahren festgestellt, von denen über 90 % Drogenkonsumentinnen sind. Das ist ein Anstieg von sieben Frauen gegenüber dem Jahr 2013. Es wurden 14 Verstöße im Rahmen der Kontrollen zur Sperrbezirksverordnung der Stadt Leipzig angezeigt und vier Platzverweise ausgesprochen. Die Möglichkeiten zur Unterbindung und Feststellungen zum Verstoß der Kontaktaufnahme gestalten sich für die Mitarbeiter/-innen des Ordnungsamtes schwieriger. Aufgrund vorgenannter Zahlen besteht weiter aufgrund vorgenannter Zahlen ein erhöhter Kontrolldruck gegenüber den Freiern und Prostituierten im Sperrbezirk.
Die Zahl der angezeigten Verstößen zum § 3 Polizeiverordnung der Stadt Leipzig (Ansprechverbot) betrug im vergangenen Jahr 9 Vorgänge.
8.3
Jugendschutzkontrollen
Bei den Kontrollen im Jahr 2014 stand der Alkoholkonsum durch Jugendliche in Park- und Grünanlagen sowie beim Public Viewing besonders im Fokus.
Vor allem in den Sommermonaten lag das Hauptaugenmerk nicht nur bei den Jugendlichen, sondern
auch auf den umliegenden Verkaufseinrichtungen, um die in diesen Einrichtungen tätigen Gewerbetreibenden für den Jugendschutz zu sensibilisieren. Hierzu gab es präventiv in den Kooperationsgesprächen, aber auch vor Beginn der Veranstaltungen eine enge Abstimmung. Die Mitarbeiter/-innen
des Ordnungsamt wurden auch im Rahmen von Kontrollen bzgl. illegaler sowie legaler Technopartys
aktiv einbezogen.
Stadtordnungsdienst
Insgesamt kann aus der Sicht des Ordnungsamtes eingeschätzt werden, dass mit der erfolgten
Schwerpunktaufzählung des vergangenen Jahres die Zusammenarbeit auf den geschaffenen Arbeitsebenen, u. a. Stadtteilladen Grünau und Runder Tisch Allee-Center, fortgeführt wurde und sich
somit die Problematik mit alkoholisierten Jugendlichen deutlich entspannt hat. Die guten Erfahrungen
der Teilnahme an Beratungen „mobile Streetwork“ und der Mitarbeit an gemeinsamen Projekten konnten weiter fortgesetzt werden.
Im Rahmen der Ganzheitskontrollen in Gaststätten, Spielhallen und Spätverkaufsstellen wurde nicht
nur die Einhaltung der Bestimmungen des Gewerberechts und des Immissionsschutzgesetzes, sondern auch des Nichtraucherschutzgesetzes und des Kinder- und Jugendschutzes kontrolliert. Im letzten Jahr wurden insgesamt 1.744 Gewerbeermittlungsverfahren geführt. Es wurden dabei 5.114 Kontrollen vor Ort durchgeführt, die sich wie folgt gliedern:
4.248 - allgemeine Gewerbekontrollen (Auftrag durch Gewerbebehörde)
•
58 Nichtraucherschutzkontrollen
•
134 Preisangabenkontrollen
•
674 sonstige Gewerbeermittlungen
Daraus resultierend wurden insgesamt 53 Ordnungswidrigkeitsverfahren eingeleitet.
69
8.4
Bußgeldbehörde
In der Zentralen Bußgeldbehörde wurden im Jahr 2014 337 Anzeigen zu Fahren unter Alkohol bzw.
Betäubungsmitteln bearbeitet. 169 Verstöße entfielen dabei auf das Führen eines Fahrzeugs unter Alkoholeinfluss und 168 auf das Führen eines Fahrzeugs unter Einfluss von Betäubungsmitteln.
Abbildung 16: Anzeigen wegen Fahrens unter Alkohol oder Betäubungsmitteln
700
600
500
62
Fahren unter BtM
400
64
300
200
Fahren unter Alkohol
85
68
56
108
543
437
66
466
96
334
338
287
100
168
273
175
169
0
2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014
Quelle: Ordnungsamt der Stadt Leipzig 2015
Der Zentralen Bußgeldbehörde lagen im Jahr 2014 zwölf Anzeigen zu Ordnungswidrigkeiten gegen
Freier wegen der Kontaktaufnahme zur Vereinbarung sexueller Handlungen gegen Entgelt vor. In fünf
Fällen erfolgten Anzeigen wegen der Ausübung der Prostitution im Sperrgebiet. Im Rahmen der Anzeigenbearbeitung wurden dazu bisher in sieben Fällen Bußgeldbescheide erlassen, von denen sechs
rechtskräftig sind. In einem Fall wurde Einspruch eingelegt. Dieses Verfahren ist noch nicht abgeschlossen.
70
8.5
Fahrerlaubnisbehörde
Im Jahr 2014 wurden folgende Fallzahlen ermittelt:
Tabelle 29: Fallzahlen 2013
2013
2014
498
570
Gutachten
74
66
Fahrerlaubnisentziehungen
97
114
Mitteilungen zu Verstößen gegen das BtM-Gesetz
Anordnung ärztlicher bzw. medizinisch-psychologischer
Quelle: Ordnungsamt, 2015
Die in der Fahrerlaubnisbehörde im Jahr 2014 registrierten Mitteilungen zu Verstößen gegen das BtMGesetz sind gegenüber 2013 um 14,5 % angestiegen. Die nach Fahrerlaubnis-Verordnung eingeleiteten Verwaltungsmaßnahmen zur Anordnung eines ärztlichen oder medizinisch-psychologischen Gutachtens (Einnahme von Cannabis oder Besitz von Betäubungsmitteln) sanken gegenüber dem Vorjahr
um 10,8 %. Die erfolgten Fahrerlaubnisentzüge stiegen gegenüber dem Vorjahr um 17,5 % an.
Wie in den vorangegangenen Jahren erhielt die Fahrerlaubnisbehörde eine große Anzahl von Mitteilungen zu Drogendelikten, bei denen der Betroffene nicht im Besitz einer Fahrerlaubnis war (50,5 %).
Im Berichtsjahr 2014 führten 31,5 % der eingegangenen Mitteilungen zu Verstößen gegen das Betäubungsmittelgesetz zu Maßnahmen der Fahrerlaubnisbehörde.
Bei den Mitteilungen unterscheidet die Fahrerlaubnisbehörde in ihrer Handlungsweise zwischen Mitteilungen über nachgewiesene Einnahme sogenannter harter Drogen (z. B. Crystal, Amphetamine), der
Einnahme von Cannabis und dem Besitz von Betäubungsmitteln.
Die mit 66 ausgewiesene Anzahl der Anordnungen von ärztlichen bzw. medizinisch-psychologischen
Gutachten beinhaltet damit die Mitteilungen über die Einnahme von Cannabis und die Mitteilungen
zum Besitz von sogenannten harten Drogen.
Bei nachgewiesener Einnahme der sogenannten harten Drogen erfolgt die sofortige Entziehung der
Fahrerlaubnis (ohne Anordnung eines ärztlichen bzw. medizinisch-psychologischen Gutachtens).
18 % der Mitteilungen über Drogenkonsum führten zu keiner Maßnahme nach den Bestimmungen der
Fahrerlaubnis-Verordnung, weil entweder kein Zusammenhang zwischen der Einnahme von Cannabis
und dem Führen eines Kraftfahrzeuges bestand, zwar der Besitz von Cannabis, aber keine Einnahme
belegbar war, oder der THC-Wert unter dem Grenzwert von 1ng/ml lag.
71
Aus der gegenüber dem Vorjahr angestiegenen Zahl der Verwaltungsverfahren zu Fahrerlaubnisentzügen kann nicht gesichert der Schluss gezogen werden, dass mehr Delikte von Fahrerlaubnisinhabern
begangen wurden. Eine Ursache des Anstieges der eingehenden Mitteilungen zu Drogendelikten entsteht durch die Änderung der rechtlichen Grundlagen, wonach seit 01.05.2014 das Kraftfahrtbundesamt den Fahrerlaubnisbehörden jede Entscheidung einer Behörde wegen des Verstoßes gegen das
Betäubungsmittelgesetz mitzuteilen verpflichtet ist. Der Anstieg kann ebenso durch vermehrte Kontrollen und damit erhöhten Feststellungen bzw. besseren Nachweismöglichkeiten hervorgerufen sein.
Hierzu liegen der Fahrerlaubnisbehörde keine Informationen vor.
Ein Vergleich der letzten Jahre ist in der nachfolgenden Darstellung ersichtlich:
Abbildung 16: Mitteilungen zu Verstößen gegen das BtM-Gesetz und eingeleitete Maßnahmen
600
570
498
500
376
400
285
300
200
137
100
49
46 39
75
75 84
74
114
97
66
0
2010
2011
2012
2013
Anzahl der Mitteilungen zu Verstößen gegen das BtMGesetz
Anzahl AO ärztlicher bzw. medizinischer-psychologischer
Gutachten
Quelle: Ordnungsamt, 2015
72
2014
9. Rauschgiftlagebild der Polizeidirektion Leipzig
9.1
Rauschgiftkriminalität
9.1.1
Fallzahlenentwicklung mit Bewertung
Im Bereich der kreisfreien Stadt Leipzig ist ein deutlich steigendes Niveau der Rauschgiftdelikte zu verzeichnen. Laut Polizeilicher Kriminalstatistik (PKS) sind im Jahr 2014 im Stadtgebiet Leipzig 1.888 Delikte (2013: 1.434 Fälle) erfasst worden.
Von den registrierten Fällen wurden 1.780 Fälle mit insgesamt 1.598 Tatverdächtigen aufgeklärt, bei einer Aufklärungsquote von 94,3 % (2013: 94,9 %).
Der Anteil der Rauschgiftdelikte1 an der Gesamtkriminalität lag 2014 leicht erhöht zum Vorjahr bei 2,4 % (2013: 2,0 %).
Es wurden 1.466 (2013: 1.138) Allgemeine Verstöße und 201 (2013: 175) Straftaten des unerlaubten Handels/Schmuggels mit BtM erfasst. Die Zahl sonstiger Verstöße (z. B. unerlaubter Anbau, illegaler Handel/Herstellung/Abgabe/Besitz in nicht geringer Menge) hat sich mit
217 nahezu verdoppelt (2013: 121).
Der zahlenmäßig größte Anteil der Rauschgiftdelikte ist auf Verstöße mit Cannabis und Zubereitungen mit 817 Fällen (2013: 641 Fälle) zurückzuführen. Es folgen Delikte mit Metamphetamin/Amphetamin mit 716 Fällen (2013: 534 Fälle Amphetamin/Metamphetamin gesamt2).
In der Gesamtbetrachtung beider Substanzen ist damit eine Steigerung im Jahresvergleich
ersichtlich. Delikte mit Heroin sanken auf 78 (2013: 101 Fälle).
1
zu beachten: ohne direkte Beschaffungskriminalität zur Erlangung BtM
eine spezifische Aufschlüsselung für Metamphetamin (auch Crystal genannt) war vor dem Berichtszeitraum 2013 auf Grund ermangelnder Zählkriterien der PKS in der Gruppe der
Amphetamine/Metamphetamine ausgeschlossen
2
73
Abbildung 17: Allgemeine Verstöße nach BtMG | Anteile nach Substanzen
800
700
600
500
400
300
200
100
0
733
627
579
561
362
318
181
173
18 6
2010
448
399
360
615
35 8
13 15
2011
65
2012
83
20 8
2013
35 13
70
2014
Allgem. Verstöße mit Kokain/Crack
Allgem. Verstöße mit sonstigen BtM, ohne Amphetamin/Methampetamin (Crystal)
Allgem. Verstöße mit Amphetamin/Methamphetamin (enthält u.a. Crystal)
allgem. Verstöße mit Cannabis und Zubereitung
allgem. Verstöße mit Heroin
Quelle: Polizeidirektion Leipzig, Stand März 2015
Anmerkung: Seit 2014 existiert die gesonderte Schlüsselung der Fälle Amphetamin/Metamphetamin. Diese teilen sich im Berichtsjahr in 49 Fälle Amphetamin sowie 566 Fälle Metamphetamin.
Cannabis und Methamphetamin sind die hauptsächlich konsumierten Betäubungsmittel. Es
gilt für 2014 eine rückläufige Entwicklung der Straftaten im Zusammenhang mit Heroin. Dies
korrespondiert mit dem gleichfalls negativen Wert der Sicherstellungen von Heroin.
Bei Straftaten im Bereich der allgemeinen Verstöße mit Kokain/Crack ist eine Zunahme zu
verzeichnen, trotz eines im Maximum angestiegenen Preises für Konsumeinheiten.
9.2
9.2.1
Beschaffungskriminalität
Direkte Beschaffungskriminalität
In der PKS sind acht Delikte (2013: 27) der direkten Beschaffungskriminalität, d. h. Diebstahl, Raub von Betäubungsmitteln, Rezeptformularen bzw. Rezeptfälschungen ausgewiesen. Dies entspricht einem deutlichen Rückgang gegenüber dem Vorjahr. Die Zahlen sind
unverändert als gering zu betrachten.
9.2.2
Indirekte Beschaffungskriminalität
Fälle der indirekten Beschaffungskriminalität werden von der PKS nicht als solche explizit erfasst und sind nur mit hohem Aufwand und am Einzelfall darstellbar.
74
Die Zahlen der gestellten Tatverdächtigen nach der PKS geben bei weitem nicht das gesamte
Bild der Beschaffungskriminalität wieder, da die PKS als Täter lediglich die „Konsumenten harter Drogen“ erfasst, nicht jedoch die weiteren Täter mit BtM-Bezug (BtM-Händler, BtM-Konsumenten). Ferner sind erfahrungsgemäß nicht alle Tatverdächtigen, welche BtM-Konsumenten
sind, auch tatsächlich als solche erkennbar und im polizeilichen Datensystem erfasst.
Grundlegend ist aus polizeilichem Erfahrungswissen, insbesondere aus Vernehmungen von
Tatverdächtigen bekannt, dass einige Konsumenten harter Drogen bzw. chronisch Suchtkranke ihre Sucht durch die Begehung von Delikten der Eigentumskriminalität wie Ladendiebstahl, Diebstahl in/aus Kfz, Fahrraddiebstahl, Wohnungseinbruch, Diebstahl von Betriebsstoffen und Buntmetallen sowie Raub oder auch Prostitution und Betrug finanzieren.
Auch Methamphetamin wird als harte Droge eingestuft. Hierbei liegt aber zum einen eine geringere Preisgestaltung im Verhältnis zum hohen Wirkungsgrad vor. Es kann davon ausgegangen werden, dass die Konsumenten bei steigendem Bedarf an illegalen Drogen Straftaten begehen, um ihren Finanzbedarf zu decken. Chronisch Suchtkranke weisen die niedrigste Hemmschwelle zur Erlangung von Finanzierungsmitteln auf illegale Weise auf.
Als deliktische Schwerpunkte indirekter Beschaffungskriminalität gelten im Stadtgebiet Leipzig Raub, Wohnungseinbruch und BSD3 an/aus Kfz. Die Raubdelikte sowie die Wohnungseinbrüche bewegen sich auf einem insgesamt hohen Niveau. Nachwievor ist die Belastung
der PD Leipzig mit Straftaten des BSD an/aus Kfz sehr hoch.
Einzelne Aussagen aus Vernehmungen geben Aufschluss auf die statistisch nicht belegbare
Finanzierungsvariante der Verwendung barer und geldwerter Eigenmittel, des Haus- und Familiendiebstahls, der Verwendung von diversen Sozialleistungen sowie Betrugsformen. Abhängigkeits- sowie Finanzierungsentwicklung stünden damit in ähnlicher Weise analog zueinander. Schäden entstehen zunächst in privaten Gefügen, zunehmend in den staatlichen
Sozialbereichen und letztlich in puncto der inneren Sicherheit. Die erste Phase der Finanzierung wird insofern als äußerst schädigend betrachtet, als dass neben den Belastungen für
sozial-private Beziehungen mit diesbezüglich weitreichenden negativen Auswirkungen auf
sozial-gesellschaftliche Bereiche ausgegangen werden kann.
3
Diebstahl unter erschwerenden Umständen
75
9.2.3
Schadensumfang
Es kann davon ausgegangen werden, dass Konsumenten harter Drogen, welche chronisch
stark abhängig sind, im Raum Leipzig unverändert bis 80 Euro pro Tag benötigen, um den
BtM-Erwerb zur Befriedigung ihrer Sucht zu finanzieren. Das Ausmaß der Kosten für die Drogen- und Begleitkriminalität kann demnach nur geschätzt werden. Aufgrund der ungenügenden finanziellen Ausstattung von Konsumenten harter Drogen im Raum Leipzig ist weiterhin
davon auszugehen, dass dieser Bedarf in erster Linie durch die Begehung von Straftaten der
indirekten Beschaffungskriminalität gedeckt wird. Der direkte wirtschaftliche Schaden ist äußerst hoch einzuschätzen, unter Berücksichtigung, dass sich der Hehlpreis für gestohlene Güter regelmäßig weit unter der Hälfte des Zeitwerts bewegen dürfte. Zudem entstehen hohe
Schadensummen durch die Beifügung von Personen- und Sachschäden zur Erlangung des
Gutes. Medizinische Folgekosten (Raubopfer), Gebäudeschäden (Türen, Fenster, Schlösser),
Schäden an Kraftfahrzeugen (Scheiben, Armaturen, Schlösser, Elektronik) sind hier beispielhaft zu benennen. Weiterhin entstehen unbezifferte Schadenshöhen durch Betriebsunterbrechungskosten (Ausfall von Arbeitsmitteln) und daraus resultierenden Verzögerungen bei der
Fertigstellung von Bau- oder Produktionsprojekten. Nachhaltig negative kommunalpolitische
Auswirkungen, bedingt durch die Änderung des Sozial- und Wirtschaftsverhaltens der ansässigen sowie frequentierenden Bevölkerung und Wirtschaft erscheinen nicht ausgeschlossen.
Auswertungen oder Untersuchungen hierzu liegen in der PD Leipzig nicht vor.
9.3
Fallentwicklung der Rauschgiftdelikte
Tabelle 30: Fallentwicklung Rauschgiftdelikte im Jahresvergleich
2010
RG-Delikte
Allgemeine
Verstöße
Unerl. Handel/
Schmuggel
2011
2013
2014
1.183
1.458
1.414
1.434
1.888
877
1.146
1.119
1.138
1.466
228
219
178
175
Quelle: Polizeidirektion Leipzig, Stand März 2015
76
2012
201
9.4
Sicherstellungsmengen
9.4.1
Gesamtsicherstellungsmengen nach Substanzen
Tabelle 31: Sicherstellungsmengen im Jahresvergleich
Betäubungsmittel
2013
2014
Marihuana
42.600 g
30.665 g
Haschisch
2.110 g
479 g
494 Stück
284 Stück
Heroin
2.996 g
173 g
Kokain
345 g
20.832 g
548 ml
809 ml
Amphetamin
6.700 g
506 g
Methamphetamin
5.700 g
4.520 g
446 Stück
217 Stück
29 Stück
0
Pflanzen
GHB
Ecstasy
LSD
Quelle: Polizeidirektion Leipzig, Stand März 2015
77
9.4.2
Anzahl der Einzelsicherstellung
Tabelle 32: Einzelsicherstellungen im Jahresvergleich
Betäubungsmittel
2013
2014
Marihuana
763
1.397
Haschisch
34
19
Pflanzen
37
10
Heroin
93
12
Kokain
35
17
GHB
13
7
Amphetamin
51
29
469
158
Ecstasy
7
17
LSD
4
0
Methamphetamin
Quelle: Polizeidirektion Leipzig, Stand März 2015
In der abgebildeten Tabelle ist die Anzahl der Sicherstellungen bezogen auf die einzelnen
Betäubungsmittelarten aufgelistet, wobei zu beachten ist, dass bei polizeilichen Maßnahmen
auch zeitgleich mehrere Betäubungsmittelarten sichergestellt wurden, oft Marihuana und
Methamphetamin zusammen.
Nach wie vor stellen die Cannabisprodukte einen Schwerpunkt sowohl bei den Sicherstellungsmengen als auch bei der Anzahl der einzelnen Sicherstellungen im Bereich der Betäubungsmittelkriminalität dar. Beachtlich ist ferner die hohe Anzahl der Einzelsicherstellungen
von Methamphetamin.
78
9.5
Tatverdächtigenstruktur
9.5.1
Tatverdächtige nach Alter
Abbildung 18: Verteilung der Tatverdächtigen nach Alter
127 10
163
Kinder
Jugendliche
Heranwachsende
Erwachsene
1.298
Quelle: Polizeidirektion Leipzig, Stand März 2015
Die Veränderung der absoluten Zahlen stellt sich gegenüber 2013 wie folgt dar:
•
•
•
•
Kinder
Jugendliche
Heranwachsende
Erwachsene
+ 5
+ 38
+ 41
+ 254
Es muss davon ausgegangen werden, dass das Dunkelfeld auch im Bereich der Minderjährigen deutlich höher liegt. Indizien hierfür sind Aussagen aus verschiedenen Hilfebereichen
und sog. „Tür-und-Angel-Gesprächen“, die jedoch keinen ausreichenden Anfangsverdacht
einer verfolgungswürdigen Straftat begründen. Aufgrund des Vorranges der Hilfeleistung
und der Erziehung gegenüber Minderjährigen wird in einer Anzeige häufig ein kaum wirksames, sondern gegenteilig wirkendes Mittel gesehen. Insofern werden diesbezügliche Fälle
äußerst selten bekannt. Besorgniserregend sind die Zunahmen bei Kindern, Jugendlichen
und Heranwachsenden als Tatverdächtige, wobei dies vor allem als Aufhellung eines vermuteten Dunkelfeldes betrachtet werden kann.
9.6
Rauschgifttote
Im Berichtszeitraum wurden fünf Rauschgifttote für den Bereich kreisfreie Stadt Leipzig erfasst. Mit einer Altersspanne von 24 bis 35 liegt ein Durchschnittsalter von 30 vor. Es handelt sich in allen Fällen um männliche Deutsche. In allen Fällen handelt es sich beim Wohnsowie beim Sterbeort um die kreisfreie Stadt Leipzig.
79
In allen Fällen wiesen die rechtsmedizinischen Untersuchungen ein politoxikomanes Konsumverhalten nach. In einem Fall wurde ein Suizid durch akuten Drogen- sowie einen akuten Arzneimittelgebrauch festgestellt.
In der Mehrzahl der Fälle wurde durch Zeugenaussagen ein im Kindesalter beginnender
Drogenkonsum und in der Folge die Langzeitabhängigkeit belegt. Als frühestes Alter wurde
dabei der Erstkontakt mit zehn Jahren benannt (Aussage einer Mutter).
9.7
Lokale Schwerpunkte
Aufgrund der schwerpunktorientierten Kontrolldichte für das Stadtgebiet Leipzig resultieren
die im Folgenden beschriebenen Schwerpunkte der Rauschgiftkriminalität. Es ist jedoch darauf hinzuweisen, dass strafbare Handlungen nach dem BtMG ebenso wie der Konsum
grundsätzlich an vielen Örtlichkeiten stattfinden können. Diskotheken, Partymeilen und Wohnungen werden dabei ebenso genutzt wie Parkanlagen, Magistralen, Gewerbegebiete oder
infrastrukturelle Knotenpunkte.
Die nachfolgenden Schwerpunkte belegen die Konzentration des Betäubungsmittelhandels
und des Konsums sowie die Kontrolldichte, gemessen an Örtlichkeiten. Grundsätzlich gilt zu
beachten, dass Betäubungsmittel flächendeckend in der kreisfreien Stadt Leipzig angeboten
und konsumiert werden. In der Folge wird auf die manifestierten Territorien eingegangen.
Bereich Leipzig-Zentrum:
Ein örtlicher Schwerpunkt der Rauschgiftkriminalität im Stadtgebiet Leipzig ist nach wie vor
das Territorium in und um die Eisenbahnstraße, hier insbesondere des Handels mit Heroin
und Crystal. In diesem örtlichen Bereich sind vorwiegend arabisch- und türkischstämmige
Tatverdächtige als Anbieter aktiv. Im Juli 2014 verfestigten sich Hinweise auf Verlagerung
bzw. Erweiterung der Anbieterszene zum Leipziger Zentrum, Schwanenteich. Daher wurden
von August bis Oktober 2014 verstärkt Kontrollmaßnahmen in dem Bereich durchgeführt. Es
konnte durch den Einsatz verschiedener Kräfte gezielt gegen die zum Teil offene Anbieterszene vorgegangen werden.
Im Bereich des Leipziger Hauptbahnhofes besteht seit Jahren auf Grund der Infrastruktur,
dem schwer kontrollierbaren Gelände und der Zentrumslage eine teils offene Anbieterszene.
Das Gebiet erstreckt sich über den inneren Promenadenring vom Willy-Brand-Platz über
den Georgiring bis zum Augustusplatz, eingeschlossen des Schwanenteichs und des Bereiches um das Wintergartenhaus. Anfang 2014 konnten durch gezielte Observationsmaßnahmen in einem Strafverfahren wegen Verstoßes gegen das BtMG im Umfeld der Spielothek
„Fairplay“ in mehreren Fällen beobachtet werden, wie ausländische Tatverdächtige Betäubungsmittel an Personen offen verkauften. Bei nachfolgenden Kontrollen konnten in mehreren Fällen bei den Abnehmern und Verkäufern Betäubungsmittel sichergestellt werden, BtMHändler nutzten auch Verstecke im Freien. Die Verfahren richteten sich größtenteils gegen
Tatverdächtige nordafrikanischer Herkunft, die vorwiegend mit Cannabisprodukten handelten.
Für den Bereich des „Rabet“ kann eine Etablierung verschiedener Formen der Rauschgiftkriminalität bis hin zu den damit einhergehenden Problemen der Ordnung und Sauberkeit
80
konstatiert werden. Allein der Standort der Sozialarbeit der Streetworker kann dies perspektivisch nicht verbessern. Um den Beschwerden der Anwohner mit Besserungen nachzukommen, wird die polizeiliche Kontrolltätigkeit in gleichem Niveau fortgesetzt. Die Frage der Verunreinigungen durch weggeworfene Spritzen sollte auf ihre Ursache hin betrachtet werden.
Daher wird es als notwendig gesehen, die Herkunft der weggewordenen Spritzen zu klären,
um ausschließen zu können, dass diese aus dem Spritzentausch stammen. Hierfür wird der
Einsatz farbiger Spritzen durch die verschiedenen Beratungsstandorte vorgeschlagen, farblich jeweils getrennt nach den einzelnen Projekten/Standorten.
9.8
Prävention
Die Polizeidirektion Leipzig konnte die Maßnahmen zum Thema Drogenprävention mit hohem Aufwand quantitativ erhöhen. Der regelmäßige Fachaustausch intern, mit anderen Behörden und Institutionen sowie mit freien Trägern garantiert Qualität auf aktuellem Niveau.
Mehrere Veranstaltungen wurden im Zusammenwirken mit anderen Anbietern gehalten.
Grundlage für schulische Prävention durch die Polizei ist Maßgabe des sachsenweiten Ansatzes „Prävention im Team“ (PIT). Das Aufkommen von Anfragen unterschiedlichster Erwartungen zum Thema liegt über der Kapazität, wobei seit mehreren Jahren ein Anstieg zu
verzeichnen ist. Hauptzielgruppe stellen die Bildungseinrichtungen sowie Eltern dar, welche
nach sachsenweit verbindlichen Konzepten aufgeklärt und informiert werden.
Tabelle 33: Präventionsveranstaltungen im Jahresvergleich
Anzahl Veranstaltungen
Anzahl Teilnehmer
Veranstaltung/Zielgruppe4
2013
2014
2013
2014
240
248
4.564
5.706
Pädagogen
11
16
Eltern
24
33
Polizeibeamte
14
24
Schüler
511
2.078
1.669
372
Quelle: Polizeidirektion Leipzig, Stand März 2015
Folgende Gremien mit Bezug auf das Thema Sucht und Betäubungsmittel werden im Bereich der kreisfreien Stadt Leipzig teilnehmend durch einen Vertreter der PD Leipzig besetzt:
•
•
•
•
4
Drogenrapport (monatlich)
Drogenbeirat (sechs Mal/Jahr)
AK Suchtprävention (quartalsweise)
AK Leipziger Osten
Angaben beziehen sich auf den Bereich der PD Leipzig gesamt
81
9.9
Prognosen und Maßnahmebedarf
In den letzten Jahren etablierte sich die Rauschgiftkriminalität im Bereich der kreisfreien
Stadt Leipzig. Aufgrund der polizeilichen Kontroll- und Ermittlungsmaßnahmen stiegen die
Fallzahlen. Perspektivisch ist von einem mindestens gleichbleibenden Umfang der hier diesbezüglich anfallenden Aufgaben auszugehen. Maßgeblich für die strategische Ausrichtung
der Bekämpfung der Betäubungsmittelkriminalität im Bereich der PD Leipzig sind insbesondere
•
•
•
•
10-Punkte-Plan der Sächsischen Staatsregierung
Bekämpfungskonzeption Crystal
Konzeption zur Neuausrichtung der polizeilichen Prävention
Drogenpolitische Leitlinien der kreisfeien Stadt Leipzig.
Folgende Maßnahmen dienen der Umsetzung des langfristigen Zieles, einer Ausweitung der
BtM-Händler- und -Konsumentenszene konsequent entgegenzuwirken:
•
•
•
•
•
•
82
Interner und externer Fachaustausch auf Leitungs- und Arbeitsebene
Effiziente und optimierte Kontroll- und Ermittlungsmaßnahmen
Bedarfsorientierte Fortbildungen von Einsatzbeamten
Ausbau und Pflege der Wissensangebote zum Thema Drogen
Modifizierung und Verwendung des Flyers „Hilfe für Erstkonsumenten“
Fortführung der polizeilichen Drogenprävention
83