Daten
Kommune
Leipzig
Dateiname
1031484.pdf
Größe
85 kB
Erstellt
09.06.15, 12:00
Aktualisiert
17.01.16, 10:42
Stichworte
Inhalt der Datei
Ratsversammlung
Verwaltungsstandpunkt Nr. VI-A-01389-VSP-001
Status: öffentlich
Beratungsfolge:
Gremium
Termin
Zuständigkeit
Dienstberatung des Oberbürgermeisters
Bestätigung
Fachausschuss Stadtentwicklung und Bau
15.09.2015
Vorberatung
Ratsversammlung
16.09.2015
Beschlussfassung
Eingereicht von
Dezernat Stadtentwicklung und Bau
Betreff
Erhalt der Straßenbahnanbindung an den Wildpark und das Wohngebiet "Am
Wolfswinkel"
Rechtliche Konsequenzen
Der gemäß Ursprungsantrag gefasste Beschluss wäre
Rechtswidrig und/oder
x
Nachteilig für die Stadt Leipzig.
Zustimmung
Ablehnung
Zustimmung mit Ergänzung
Ablehnung, da bereits Verwaltungshandeln
Alternativvorschlag
Sachstandsbericht
Beschluss:
Alternativvorschlag:
Die Stadt Leipzig verlängert die Buslinie 70 als Ersatz für die Straßenbahnlinie 9 ab Connewitzer
Kreuz bis Markkleeberg-West. Es wird der selbe 10-Minuten-Takt angeboten, wie bisher mit der
Linie 9.
Prüfung der Übereinstimmung mit den strategischen Zielen:
Seite 1/5
Sachverhalt:
Zur Linie 9 wurde von der Verwaltung eine umfassende Informationsvorlage vorbereitet und in die
Dienstberatung des Oberbürgermeisters eingebracht.
In ihren Kernaussagen unterscheidet sich die angekündigte Informationsvorlage nicht von den
nachfolgenden Ausführungen, deren Grundlage Zuarbeiten der Leipziger Verkehrsbetriebe (LVB)
sowie des Mitteldeutschen Verkehrsverbundes (MDV) bilden.
Der Landkreis Leipzig bestellt ab 28.11.2015 keinen Verkehr mit der Linie 9 mehr. Als Alternative mit
verbesserter Effektivität, wird die Buslinie 70 als attraktive Verbindung in Richtung Markkleeberg
geführt. Ein alternativer Weiterbetrieb der Linie 9 wäre nur mit Vollständiger Finanzierung durch die
Stadt Leipzig möglich. Dies beträfe sowohl den Betrieb als auch die Investitionen und den Unterhalt
der Infrastruktur außerhalb des Stadtgebeites von Leipzig.
Im Zusammenhang mit der Fortschreibung des Verkherskonzeptes Cospudener See kann der
Verlauf der Buslinien in Richtung Hafen Zöbigker sowie in Richtung Nordstrand optimiert werden.
Durch die Stadt Markkleeberg wird gleichzeitig angestrebt, die ÖPNV- und SPNV-Haltepunkte
barrierefrei umzugestalten.
In den Zuarbeiten von LVB und MDV wird vor allem auf die sprunghaft verbesserte Anbindung des
Markleeberger Raumes durch die Eröffnung des City-Tunnels im Dezember 2013 Bezug
genommen. Seitdem können Fahrgäste für viele Ziele zwischen den S-Bahnlinien (S2, S4, S5/S5X)
und der Straßenbahnlinie 9 (Leipzig Thekla – Markkleeberg-West) zwischen Leipzig und
Markkleeberg
wählen.
Bereits zu Beginn der Planungen zum Leipziger City-Tunnel (CTL) wurde die die Einkürzung der
Linie 9 auf dem dann entsprechend parallel verkehrenden Abschnitt betrachtet und in der NutzenKosten-Analyse ein Entfall auf dem Streckenabschnitt Bayrischer Platz – Markkleeberg-West
unterstellt. Dies wurde mit der Parallelität der Linienführung der Linie 9 in diesem Abschnitt zur
neuen S-Bahn-Stammstrecke und zur Stadtbahn in der Karl-Liebknecht-Straße sowie mit der
Überdeckung der Einzugsbereiche wesentlicher Haltestellen begründet. Seitdem galt der südliche
Abschnitt der Linie 9 zwischen Bayerischem Bahnhof und der Stadtgrenze als
„Untersuchungsstrecke Straßenbahn – Umstellung auf Bus“ (siehe Nahverkehrsplan, NVP, 1998
sowie Erste Fortschreibung 2007).
Vertiefende Untersuchungen der Leipziger Verkehrsbetriebe (LVB) GmbH im Jahr 2009 kamen zu
dem Ergebnis, dass eine Streckenstilllegung zumindest in der Arthur-Hoffmann-Straße nicht zu
empfehlen ist. In diesem Zusammenhang wurde vom Stadtrat ebenfalls im Jahr 2009 beschlossen,
den Straßenbahnbetrieb auf der Arthur-Hoffmann-Straße zwischen Bayrischem Platz und RichardLehmann-Straße (Linie 9) langfristig zu erhalten und somit den Status als Untersuchungsstrecke
aufzuheben (RBV-81/09). Für den Abschnitt südlich des Connewitzer Kreuzes sah der Beschluss
vor, dass die Entscheidung zur Einkürzung bzw. zum Erhalt der Linie 9 in Abstimmung mit der Stadt
Markkleeberg durch den Landkreis Leipzig als wesentlich betroffener Aufgabenträger erfolgt. Die
Stadt Leipzig würde im Bedarfsfall die Linie 9 bis zum S-Bf. Connewitz führen.
Die Entscheidung über die Weiterführung der Linie 9 im Streckenabschnitt zwischen Connewitz,
Kreuz und Markkleeberg bzw. deren Einkürzung wurde auf Wunsch des Landkreises Leipzig auf
einen Zeitpunkt nach Eröffnung des CTL verschoben, um die Auswirkungen des S-Bahnbetriebes
auf die Straßenbahnlinie 9 nicht nur zu prognostizieren, sondern auch mit reellen Zahlen bewerten
zu können. Im Jahr 2014 wurde deshalb unter Federführung des Landkreises Leipzig das
Verkehrskonzept Markkleeberg mit dem Ziel, eine abschließenden Entscheidung zur Linie 9
herbeizuführen, begonnen.
Dieses Verkehrskonzept liegt nach einem Jahr Bearbeitungszeit nun vor. Die LVB, der MDV, der
ZVNL sowie die Stadt Leipzig (Verkehrs- und Tiefbauamt) waren im Rahmen einer Arbeitsgruppe
beteiligt. Ziel der Auftraggeber des Verkehrskonzepts (Landkreis Leipzig und Stadt Markkleeberg)
war es, das Nahverkehrsangebot in Markkleeberg auszubauen, neue Verbindungen zu schaffen und
Seite 2/5
bislang nicht oder schlecht erschlossene Gebiete an den ÖPNV anzuschließen. Eine von mehreren
Fragestellungen dabei war, ob die Linie 9 nach Leipzig erhalten bleiben soll oder nicht. Es wurden
mehrere Varianten erarbeitet und mit einem Verkehrsmodell bewertet, dabei gab es Varianten
sowohl mit als auch ohne Linie 9. Letztlich entschieden sich die Auftraggeber für eine
Vorzugsvariante, die bis Ende des Jahres umgesetzt werden soll. Sie sieht u. a. die Einstellung der
Linie 9 in Markkleeberg und den Ersatz durch die Verlängerung der Buslinie 70 vor. Die Linie 70 soll
dafür auf demselben Linienweg und in derselben Taktung wie die Linie 9 von ihrer heutigen
Endstelle Connewitz, Kreuz bis Markkleeberg-West verlängert werden. Durch den Entfall der
Betriebskostenzuschüsse für die Straßenbahn werden Mittel frei, die dem Landkreis Leipzig den
Ausbau von Busverkehren im Stadtgebiet Markkleeberg ermöglicht.
Die Beschlussfassung der Vorzugsvariante soll in der nächsten Sitzung des Kreistages des
Landkreis Leipzig am 08.07.2015 erfolgen. Die Stadt Markkleeberg hat dem Verkehrskonzept bereits
in der Stadtratssitzung am 27.05.2015 zugestimmt und die Vorzugsvariante zur Umsetzung
empfohlen.
Seit der Eröffnung des CTL im Dezember 2013 hat die Linie 9 im Abschnitt zwischen Connewitz,
Kreuz und Markkleeberg-West bis zu 25% der Fahrgäste verloren. Da auch künftig von einer
deutlich geringeren Auslastung auszugehen ist, sind einerseits die hohen Kosten für den Erhalt der
Straßenbahninfrastruktur und andererseits die im Vergleich zum Bus höheren Betriebskosten nicht
mehr zu rechtfertigen.
Zudem bleiben sowohl der Wildpark als auch das zur Stadt Leipzig gehörende Wohngebiet „Am
Wolfswinkel“ künftig mit der Buslinie 70 hochwertig an das Nahverkehrsnetz der Stadt Leipzig
angebunden. Da die Buslinie genau so häufig verkehrt wie die Straßenbahn, ändert sich das
Fahrplanangebot nicht, sondern nur das Verkehrsmittel. Mit der Umstellung von Straßenbahn auf
Bus wird lediglich dem durch den Fahrgastrückgang bewirkten geringeren Kapazitätsbedarf
Rechnung getragen und damit die Wirtschaftlichkeit insgesamt verbessert. Die Bewohner des
„Wolfswinkels“ haben zudem noch die Möglichkeit, die S-Bahn über den Haltepunkt MarkkleebergNord zu nutzen, der in rund 500 m Entfernung vom Wohngebiet liegt. Somit bleibt die Anbindung im
städtischen Vergleich auch weiterhin überdurchschnittlich gut.
Ebenso ist geprüft worden, ob durch die Umstellung eine Verlagerung zum motorisierten
Individualverkehr (MIV) zu befürchten ist. Im Ergebnis kann eingeschätzt werden, dass insgesamt
gesehen der MIV nicht zunimmt. Die prognostizierten Verlagerungen der Verkehrsströme von der
Koburger Straße erfolgen auf die S-Bahn. Die in Markkleeberg geplanten Buslinien sind als direkte
Anschlusslinien zur S-Bahn geplant, so dass sich auch hier günstige Übergänge in alle Stadtteile
und in Richtung der beiden Seen (Cospudener See und Markkleeberger See in den Bereichen
Hafen Zöbigker, Seepromenade und Auenhain) ergeben.
Hingegen wäre der vollständige oder teilweise Erhalt der Straßenbahnlinie 9 mit den folgenden
hohen Kosten verbunden, die in keinem Verhältnis zum Nutzen stehen:
Allein für eine Teilsanierung der Strecke müssten kurzfristig mehr als 10 Mio. € auf Leipziger und
Markkleeberger Flur investiert werden, für die Komplettsanierung wären mittelfristig etwa 25 Mio. €
zu veranschlagen. Unter den Rahmenbedingungen, dass die Einstellung der Straßenbahn in
Markkleeberg West Bestandteil der Nutzen-Kosten-Untersuchung City-Tunnel ist, sind für diese
Investitionen in die Straßenbahninfrastruktur keine Fördermittel zu erwarten. Das heißt, die
Investitionskosten müssten die LVB aus eigener Kraft aufbringen, ein hoher Betrag wäre zudem
sofort fällig und würde zwangsläufig bedeuten, dass andere dringende Vorhaben auf Jahre hinaus
zurückgestellt werden müssten.
Es gibt keine wirtschaftlich sinnvollen Möglichkeiten, nur einen Teil der Straßenbahnstrecke weiter
zu betreiben. So existiert auf dem Gebiet der Stadt Leipzig keine Wendemöglichkeit für die
Straßenbahn. Die nächste Wendemöglichkeit besteht erst in Markkleeberg-Mitte (Wendeschleife am
Dietrich-Bonhoeffer-Platz in Höhe der Haltestelle Markkleeberg, Parkstraße). Hierfür müssten aber
75 % der Gesamtstrecke erhalten werden (3,4 von 4,5 km Streckenlänge), so dass der
Investitionsbedarf weiterhin sehr hoch wäre. Das wäre sogar insgesamt die unwirtschaftlichste
Lösung, da es vom Landkreis Leipzig hierfür keinen Zuschuss gäbe und in Markkleeberg nur ein
äußerst nachfrageschwaches Gebiet erschlossen würde, das zudem im unmittelbaren
Einzugsbereich des S-Bahnhofs Markkleeberg-Nord liegt, während das einzige Gebiet mit einer für
Seite 3/5
die Straßenbahn nennenswerten Nachfrage im Bereich der Endstelle Markkleeberg-West nicht mehr
angefahren würde. Zudem müsste bei einer solchen Lösung ein teurer Parallelverkehr mit Bussen
vorgehalten werden, da eine eingekürzte Straßenbahnlinie ja nicht mehr alle bislang erschlossenen
Gebiete in Markkleeberg erreicht.
Aus Sicht der Stadt Leipzig ist es bedauerlich, dass die Linie 9 zukünftig nicht mehr nach
Markkleeberg fährt. Mit der Verlängerung der Buslinie 70 wird aber auch weiterhin eine attraktive
ÖPNV-Anbindung gewährleistet sein. Die Veränderungen sollen ab dem 28.11.2015 gelten.
Seite 4/5