Daten
Kommune
Leipzig
Dateiname
1033604.pdf
Größe
72 kB
Erstellt
27.07.15, 12:00
Aktualisiert
06.12.18, 13:35
Stichworte
Inhalt der Datei
Anfrage Nr. VI-F-01675
Status: öffentlich
Beratungsfolge:
Gremium
Termin
Ratsversammlung
16.09.2015
Zuständigkeit
mündliche Beantwortung
Eingereicht von
Fraktion Bündnis 90/Die Grünen
Betreff
70 Jahre nach Hiroshima und Nagasaki – das Verbot von Atomwaffen: (K)ein Thema
für Leipzig?
Prüfung der Übereinstimmung mit den strategischen Zielen:
Sachverhalt:
Am 8. Juli 2015 setzten zahlreiche Bürgermeister vor ihrem Rathaus ein sichtbares Zeichen, für
eine friedliche Welt ohne Atomwaffen: Die Flagge des weltweiten Städtebündnisses „Bürgermeister
für den Frieden“ (Mayors for Peace). Das Netzwerk, dem allein in Deutschland neben Leipzig 435
deutsche Städte angehören, fordert mit dem Flaggentag den Verhandlungsbeginn für ein
ausnahmsloses Verbot von Atomwaffen.
Um so größer ist unsere Verwunderung, dass es dem Oberbürgermeister bzw. der
Verwaltungsspitze – obwohl im Netzwerk augenscheinlich aktiv präsent, mit Foto auch auf der
Webseite als aktiver Unterstützer – nicht möglich war, sich an der diesjährigen Flaggenaktion zu
beteiligen.
Auch wurde die parallel stattfindende Fahrraddemonstration der „Peacemakers“ und ihres
Fahrradmarathons von Stuttgart nach Berlin mit Station vor dem Leipziger Rathaus nicht
wahrnehmbar von der Verwaltung unterstützt.
Wir fragen daher in der Stadtratssitzung am 16. September 2015 an:
1.
Betrachtet der Oberbürgermeister das aktive Engagement für die weltweite atomare
Abrüstung weiterhin als elementar wichtige Angelegenheit aller Menschen, Organisationen und
Regierungen und damit auch der Stadtverwaltung Leipzig?
2.
Wird sich Leipzig zukünftig als verlässlicher Partner und Förderer des Netzwerkes „Mayors of
peace“ erweisen wollen und wenn ja, in welcher Form?
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3.
Welche Aktivitäten über das Hissen der Flagge und dem Engagement bei „Mayors of peace“
hinaus werden als sinnvoll angesehen?
Zum Hintergrund:
Der Flaggentag erinnert an ein Rechtsgutachten des Internationalen Gerichtshofes vom 8. Juli 1996.
Darin heißt es, dass die Androhung und der Einsatz von Atomwaffen gegen internationales Recht
und gegen Prinzipien des humanitären Völkerrechts verstoßen. Darüber hinaus hat der IGH die
völkerrechtlich verbindliche Verhandlungspflicht zur Realisierung vollständiger atomarer Abrüstung
festgestellt.
Weltweit befinden sich nach aktuellen Angaben des Stockholmer Friedensforschungsinstitut SIPRI
immer noch mehr als 15.000 Atomwaffen im Besitz von neun Ländern: USA, Russland, China,
Großbritannien, Frankreich, Indien, Pakistan, Israel und Nordkorea. Das sind zwar 500 Sprengköpfe
weniger als noch in 2014, doch steht der Reduzierung der Waffen eine Modernisierung des
vorhandenen Arsenals gegenüber. Das betrifft auch die US-Atombomben, die in Deutschland bei
Büchel in der Eifel stationiert sind.
Ende Mai ging in New York die vierwöchige Überprüfungskonferenz des Atomwaffensperrvertrages
von 1970 ohne Einigung zu Ende. Die Abrüstungsverpflichtung des Atomwaffensperrvertrags
besteht zwar weiterhin, ist aber bisher kraftlos geblieben. Bereits aus den Entwürfen für ein
Abschlussdokument sind auf Druck der Atomwaffenstaaten alle Formulierungen zur
Abrüstungsverpflichtung gestrichen worden. Schließlich gab es auch keinen Konsens über die
Einberufung einer Konferenz über einen nuklearwaffenfreien Nahen Osten.
Als einziges positives Ergebnis der New Yorker Konferenz ist die große Unterstützung für die
„Humanitäre Initiative zu den Folgen einer Nuklearwaffendetonation“ (ehemals Austrian Pledge)
festzuhalten. Mehr als 100 Staaten haben in New York erklärt, sich dem „Humanitarian Pledge“
anzuschließen, einer von Österreich 2014 initiierten Erklärung. Die Unterstützer verpflichten sich, für
ein Verbot und die vollständige Vernichtung von Atomwaffen einzutreten.
Die Pacemakers kämpfen seit Jahren um die atomare Abrüstung und sind vor allem im Westen
Deutschlands bekannt, wo sie jedes Jahr Fahrraddemonstrationen organisieren. Zum ersten Mal
fand nun der Radmarathon zwischen Stuttgart und Berlin mit einem Halt am 17.07.15 in Leipzig
statt. Ihr Ziel ist es, für ein weltweites Verbot von Atomwaffen zu werben, in Kooperation mit „Mayors
for Peace Städten“, die sich auch mit dem Thema Atomkraft beschäftigen.
http://www.mayorsforpeace.de
http://www.pace-makers.de/
Anlagen:
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