Daten
Kommune
Leipzig
Dateiname
1030260.pdf
Größe
6,3 MB
Erstellt
23.06.15, 12:00
Aktualisiert
06.12.18, 13:28
Stichworte
Inhalt der Datei
Informationsvorlage Nr. VI-DS-01566
Status: öffentlich
Beratungsfolge:
Gremium
Termin
Dienstberatung des Oberbürgermeisters
Zuständigkeit
Information zur Kenntnis
Fachausschuss Jugend, Soziales, Gesundheit und Schule
27.08.2015
Information zur Kenntnis
Jugendhilfeausschuss
31.08.2015
Information zur Kenntnis
Fachausschuss Stadtentwicklung und Bau
01.09.2015
Information zur Kenntnis
Ratsversammlung
16.09.2015
Information zur Kenntnis
Kinder- und Familienbeirat
30.09.2015
Information zur Kenntnis
Eingereicht von
Dezernat Jugend, Soziales, Gesundheit und Schule
Betreff
Sozialreport 2014
Beschluss:
Die Ratsversammlung nimmt den Sozialreport 2014 zur Kenntnis.
Prüfung der Übereinstimmung mit den strategischen Zielen:
nicht relevant
Seite 1/3
Finanzielle Auswirkungen
nein
wenn ja,
ja, Ergebnis siehe Anlage zur Begründung
Kostengünstigere Alternativen geprüft
nein
Folgen bei Ablehnung
nein
ja, Erläuterung siehe Anlage zur
Begründung
Handelt es sich um eine Investition (damit aktivierungspflichtig)?
nein
ja, Erläuterung siehe Anlage zur
Begründung
Im Haushalt wirksam
von
Ergebnishaushalt
bis
Höhe in EUR
wo veranschlagt
Erträge
Aufwendungen
Finanzhaushalt
Einzahlungen
Auszahlungen
Entstehen Folgekosten oder Einsparungen?
Folgekosten Einsparungen wirksam
Zu Lasten anderer OE
wenn ja,
nein
von
bis
Höhe in EUR (jährlich)
wo veranschlagt
Ergeb. HH Erträge
Ergeb. HH Aufwand
Nach Durchführung
der Maßnahme
Ergeb. HH Erträge
zu erwarten
Ergeb. HH Aufwand (ohne
Abschreibungen)
Ergeb. HH Aufwand aus jährl.
Abschreibungen
Auswirkungen auf den Stellenplan
Beantragte Stellenerweiterung:
Beteiligung Personalrat
nein
wenn ja,
Vorgesehener Stellenabbau:
nein
ja,
Sachverhalt:
Anlagen:
Seite 2/3
Seite 3/3
Sozialreport 2014
Mit den Themen:
Bevölkerung, Haushalte, Wohnen
Lebensunterhalt
Kinder und Familie
Jugend
Seniorinnen und Senioren
Menschen mit Behinderung
Einwohner/-innen
mit Migrationshintergrund
Bildung
Gesundheit
Kommunaler Haushalt nach sozialpoliti
schen Aufgabenfeldern
Exkurs: Alleinerziehende
Dezernat Jugend, Soziales, Gesundheit und Schule
Impressum
Herausgeber:
Stadt Leipzig
Dezernat Jugend, Soziales, Gesundheit und Schule
V.i.S.d.P.
Dr. Nicolas Tsapos
Redaktion:
Dr. Heike Förster, Nicole Brodowski
Autoren:
Martin Berger (Sozialamt), Nicole Brodowski (Dezernat
Jugend, Soziales, Gesundheit und Schule), Peter Düt
thorn (Amt für Statistik und Wahlen), Thomas Ehlert
(Amt für Jugend, Familie und Bildung), Elke Hundham
mer (Amt für Jugend, Familie und Bildung), Susanne
Kranepuhl (Stadtplanungsamt), Dr. Cornelia Pauschek
(Amt für Jugend, Familie und Bildung), Dr. Karoline
Schubert (Gesundheitsamt), Martin Bischof (Amt für
Jugend, Familie und Bildung)
Layout:
Stadt Leipzig, Nicole Brodowski
Kartengestaltung:
Stadt Leipzig, Stadtplanungsamt, Abteilung Stadtent
wicklungsplanung
Druck:
Stadt Leipzig, Zentrale Vervielfältigung
Redaktionsschluss:
31.12.2014
Der Sozialreport 2014 kann im Internet unter www.leipzig.de/sozialreport gelesen
und heruntergeladen werden.
Inhaltsverzeichnis
Vorwort ................................................................................................................................................................................. 4
1.
Einführung............................................................................................................................................................... 5
1.1
Konzeption............................................................................................................................................................... 5
1.2
Methodik.................................................................................................................................................................. 5
1.3
Überblick zu sozialen Diensten in der Stadt Leipzig...............................................................................................6
1.4
Überblick zur Kinder- und Familienfreundlichkeit....................................................................................................7
2.
Zusammenfassung.................................................................................................................................................. 8
3.
Bevölkerung, Haushalte, Wohnen........................................................................................................................ 13
3.1
Bevölkerungsentwicklung...................................................................................................................................... 13
3.2
Wanderungen........................................................................................................................................................ 16
3.3
Altersstruktur......................................................................................................................................................... 17
3.4
Haushaltsstruktur.................................................................................................................................................. 21
3.5
Wohnungsbestand und Leerstand........................................................................................................................ 22
3.6
Mietpreise und Wohnfläche................................................................................................................................... 23
3.7
Hilfe für Wohnungslose und von Wohnungslosigkeit bedrohte Menschen..........................................................25
4.
Lebensunterhalt..................................................................................................................................................... 28
4.1
Einkommensentwicklung....................................................................................................................................... 28
4.2
Einkommensarmut................................................................................................................................................ 30
4.3
Einkommensunterschiede..................................................................................................................................... 31
4.4
Einkommensquellen.............................................................................................................................................. 32
4.5
Arbeitslosigkeit...................................................................................................................................................... 32
4.6
Unterbeschäftigung............................................................................................................................................... 33
4.7
Empfänger/-innen von Leistungen der sozialen Mindestsicherung......................................................................35
4.7.1
Empfänger/-innen von Leistungen nach dem SGB II............................................................................................36
4.7.2
Empfänger/-innen von Leistungen nach dem SGB XII.........................................................................................39
4.7.3
Wohngeld ............................................................................................................................................................. 41
4.7.4
Leistungen für Bildung und Teilhabe nach SGB II, SGB XII und Bundeskindergeldgesetz (BKGG)
(Bildungs- und Teilhabepaket).............................................................................................................................. 42
4.8
Soziale Dienste und Leistungen............................................................................................................................ 43
4.8.1
Schuldnerberatung................................................................................................................................................ 43
4.8.2
Leipzig-Pass.......................................................................................................................................................... 44
5.
Kinder und Familie................................................................................................................................................ 46
5.1
Geburten, Elternschaft und Familientyp................................................................................................................46
5.1.1
Familien nach Lebensformen................................................................................................................................ 46
5.1.2
Lebensformtyp Alleinerziehende........................................................................................................................... 47
5.1.3
Prognose der Geburten in Leipzig........................................................................................................................ 48
5.1.4
Kinder- und familienfreundliches Umfeld..............................................................................................................49
5.2
Familieninfobüro.................................................................................................................................................... 49
5.3
Leistungen für Kinder und ihre Familien...............................................................................................................50
5.3.1
Eltern-, Erziehungs- und Betreuungsgeld.............................................................................................................51
5.3.2
Unterhaltsvorschusszahlung nach Altersgruppen der Kinder...............................................................................52
5.4
Kindertageseinrichtungen und Kindertagespflege................................................................................................54
5.4.1
Platzkapazitäten in Kindertageseinrichtungen......................................................................................................54
5.4.2
Betreute Kinder..................................................................................................................................................... 55
5.4.3
Elternbeiträge, Freiplätze und Ermäßigungen......................................................................................................55
5.5
Familienbildung und -beratung.............................................................................................................................. 56
5.5.1
Angebote des Mütterzentrum Leipzig e. V............................................................................................................56
5.5.2
Familienbildung in Kooperation mit Kindertagesstätten........................................................................................57
5.5.3
Kinder- und Familienzentren................................................................................................................................. 57
5.5.4
Erziehungs- und Familienberatung....................................................................................................................... 58
Sozialreport Leipzig 2014
1
5.6
Allgemeiner Sozialer Dienst.................................................................................................................................. 59
5.6.1
Leistungen des Allgemeinen Sozialdienstes.........................................................................................................59
5.6.2
Hilfen zur Erziehung.............................................................................................................................................. 60
6.
Jugend................................................................................................................................................................... 62
6.1
Demografische Entwicklung.................................................................................................................................. 62
6.2
Angebote der Kinder- und Jugendförderung.........................................................................................................63
6.2.1
Ferienpass............................................................................................................................................................. 64
6.2.2
Jugendberatung.................................................................................................................................................... 64
6.2.3
Kinder- und Jugendtelefon.................................................................................................................................... 65
6.2.4
Schulsozialarbeit................................................................................................................................................... 66
6.3 Ausbildung und Berufsfindung...................................................................................................................................... 67
6.3.1 Bewerber/-innen und Berufsausbildungsstellen........................................................................................................67
6.3.2 Jugendarbeitslosigkeit .............................................................................................................................................. 68
6.3.3 Arbeitsweltbezogene Jugendsozialarbeit.................................................................................................................. 69
6.4
Mobile Jugendarbeit/Straßensozialarbeit (Streetwork).........................................................................................70
6.5
Jugendgerichtshilfe............................................................................................................................................... 71
7.
Seniorinnen und Senioren..................................................................................................................................... 73
7.1
Demografische Entwicklung ................................................................................................................................. 73
7.1.1
Räumliche Verteilung ........................................................................................................................................... 74
7.1.2
Prognose der demografischen Entwicklung bis 2032...........................................................................................75
7.2
Träger und Angebote der Altenpflege................................................................................................................... 75
7.2.1
Ambulante Dienste................................................................................................................................................ 76
7.2.2
Teilstationäre Angebote........................................................................................................................................ 76
7.2.3
Stationäre Pflege................................................................................................................................................... 77
7.2.4
Entwicklung der Kapazität .................................................................................................................................... 77
7.3
Hilfe zur Pflege...................................................................................................................................................... 78
7.4
Entwicklung der Pflegebedürftigkeit (SGB XI).......................................................................................................79
7.5
Offene Seniorenarbeit........................................................................................................................................... 80
7.5.1
Seniorenbüros....................................................................................................................................................... 80
7.5.2
Beratungsstelle Wohnen und Soziales für ältere und behinderte Bürger/-innen..................................................80
7.5.3
Seniorenbesuchsdienst......................................................................................................................................... 81
8.
Menschen mit Behinderungen...............................................................................................................................82
8.1
Entwicklung........................................................................................................................................................... 83
8.2
Ursachen und Arten der Behinderung................................................................................................................... 85
8.3
Eingliederungshilfe für behinderte Menschen.......................................................................................................86
8.4
Institutionelle Wohnformen für Menschen mit Behinderung.................................................................................87
8.5
Arbeitsmarkt für Menschen mit Behinderungen....................................................................................................87
8.6
weitere Leistungen und soziale Dienste................................................................................................................89
8.6.1
Leistungen der Betreuungsbehörde...................................................................................................................... 89
8.6.2
Beratung Behindertenhilfe..................................................................................................................................... 90
8.6.3
Feststellung der Schwerbehinderteneigenschaft und Schwerbehindertenausweise............................................90
8.6.4
Leistungen nach dem Landesblindengeldgesetz..................................................................................................91
9.
Einwohnerinnen und Einwohner mit Migrationshintergrund..................................................................................92
9.1
Datenlage.............................................................................................................................................................. 92
9.2
Migrantinnen und Migranten in Leipzig.................................................................................................................93
9.2.1
Anzahl und Entwicklung........................................................................................................................................ 93
9.2.2
Altersstruktur......................................................................................................................................................... 94
9.2.3
Herkunft/ Staatsangehörigkeit............................................................................................................................... 96
9.2.4
Räumliche Verteilung............................................................................................................................................ 96
9.3
Aufenthaltsstatus................................................................................................................................................... 99
10.
Bildung................................................................................................................................................................. 100
2
Sozialreport Leipzig 2014
10.1
Allgemeinbildende Schulen ................................................................................................................................ 100
10.1.1 Entwicklung der Schülerzahlen und des Schulnetzes in der Stadt Leipzig........................................................100
10.1.2 Zusammensetzung der Schülerschaft.................................................................................................................102
10.1.3 Schüler/-innen mit sonderpädagogischem Förderbedarf....................................................................................103
10.1.4 Übergänge........................................................................................................................................................... 106
10.1.5 Abschlüsse und Abgänge................................................................................................................................... 108
10.2
Berufliche Bildung............................................................................................................................................... 109
10.2.1 Struktur der beruflichen Bildung.......................................................................................................................... 109
10.2.2 Zusammensetzung der Schülerschaft.................................................................................................................110
10.3
Zweiter Bildungsweg........................................................................................................................................... 112
11.
Gesundheit.......................................................................................................................................................... 114
11.1
Kindergesundheit................................................................................................................................................ 114
11.1.1 Untersuchung der Kinder in Kindertageseinrichtungen .....................................................................................114
11.1.2 Untersuchungsergebnisse.................................................................................................................................. 115
11.1.3 Sprachauffälligkeiten/-störungen bei Kindern 2008/09 bis 2013/14 in Kinderta geseinrichtungen....................115
11.1.4 Schulaufnahmeuntersuchung............................................................................................................................. 116
11.1.5 Jugendärztliche Schulempfehlung...................................................................................................................... 117
11.2.1 Suchtberatungsstellen......................................................................................................................................... 118
11.2.2 Ambulante und stationäre Wohnangebote für suchtkranke Menschen..............................................................119
11.3
Psychiatrie........................................................................................................................................................... 120
11.3.1 Leistungs- und Versorgungsübersicht.................................................................................................................121
11.3.2 Sozialpsychiatrischer Dienst im Verbund Gemeindenahe Psychiatrie Leipzig...................................................122
11.3.3 Ausgewählte Schwerpunkte der Selbsthilfe- und Angehörigenarbeit im Bereich Psychiatrie...........................123
11.4
Ausgewählte soziale Dienste.............................................................................................................................. 123
11.4.1 Beratung zu HIV, AIDS und anderen sexuell übertragbaren Krankheiten..........................................................124
11.4.2 Selbsthilfekontakt- und Informationsstelle..........................................................................................................124
11.4.3 Schwangeren- und Familienberatung................................................................................................................. 124
11.4.4 Familienhebammen............................................................................................................................................. 125
12.
Kommunaler Haushalt nach sozialpolitischen Aufgabenfeldern.........................................................................127
12.1
Sozialaufwendungen im Bezug zum Gesamthaushalt der Stadt Leipzig............................................................127
12.2
Leistungen der Kinder- und Jugendhilfe nach dem SGB VIII.............................................................................129
12.3
Schulträgeraufgaben........................................................................................................................................... 132
12.4
Leistungen der Grundsicherung nach Sozialgesetzbuch II.................................................................................132
12.5
Zuwendungen an Vereine und Verbände...........................................................................................................134
13.
Exkurs: Alleinerziehende..................................................................................................................................... 136
13.1
Begriff Alleinerziehende...................................................................................................................................... 136
13.2
Gesamtzahl, Anteil an Bevölkerung und Haushaltsstruktur................................................................................136
13.3
Lebensunterhalt................................................................................................................................................... 137
13.4
Empfänger/-innen von Leistungen nach dem Sozialgesetzbuch II.....................................................................140
13.5
Wohnsituation..................................................................................................................................................... 142
13.6
Mobilität............................................................................................................................................................... 142
Sozialreport Leipzig 2014
3
Vorwort
Sehr geehrte Damen und Herren,
der Sozialreport der Stadt Leipzig führt Daten aus
Berichtssystemen der Verwaltung zusammen und
bündelt sie thematisch. Dabei beschreibt er nicht
nur eine Ist-Situation von Daten, sondern auch
das sozialpolitische Handeln.
Der Sozialreport 2014 kann, wie seine Vorgänger,
wertvolle Impulse für die sozialpolitische Diskussi
on in Leipzig geben. Als Arbeitsmaterial für Politik,
Verwaltung, aber auch die interessierte Bürger
schaft hat er sich bewährt. Ich hoffe, dass er wie
der viele aufmerksame Leserinnen und Leser fin
det.
Auch in diesem Jahr wurde der Sozialreport fort
entwickelt. Eine Abbildung zur Entwicklung der Ju
gendquote wurde aufgenommen und das Kapitel
zum kommunalen Haushalt wurde um Daten zu
Investitionen in Kindertagesstätten und Schulen
sowie um Daten zur Förderung von Vereinen er
gänzt.
4
In einem gesonderten Exkurs wird in diesem Sozi
alreport das Thema „Alleinerziehende“ betrachtet.
Mein Dank gilt der dezernatsübergreifenden Ar
beitsgruppe „Sozialberichterstattung“ für die ge
leistete Arbeit.
Leipzig, im Juni 2014
Prof. Dr. Thomas Fabian
Bürgermeister und Beigeordneter
für Jugend, Soziales, Gesundheit und Schule
Sozialreport Leipzig 2014
1.
Einführung
Die Ratsversammlung der Stadt Leipzig hat in ihrer Sitzung vom 21. Januar 2004 die Verwaltung beauftragt,
im Jahr 2005 einen Sozialreport zu erstellen, der die wesentlichen sozialpolitischen Entwicklungen in der
Stadt Leipzig abbildet.1 In dieser Beschlussfassung sind Festlegungen zur Ausführung getroffen, die sowohl
wesentliche Lebenslagen wie Wohnen, Arbeit, Bildung, Einkommen, Gesundheit betreffen, als auch be
stimmte Zielgruppen ansprechen, z. B. Kinder, Familien, Jugend oder Senioren. Durch eine Konzentration
auf diese zentralen Themen bzw. Teilgruppen der Bevölkerung sollen der Politik aktuelles Datenmaterial zur
Verfügung gestellt und relevante sozialpolitische Entwicklungen in gebündelter Form zeitnah erfasst werden,
um einen fundierten Diskurs sozialer Verhältnisse und Erscheinungsformen führen zu können.
1.1
Konzeption
Der Sozialreport bietet durch eine überschaubare Darstellung statistischer Angaben und deren Beschreibung
ein Sozialmonitoring für die Stadt Leipzig zu den Lebenslagen der Leipziger Bevölkerung sowie den kommu
nalen Leistungen, die innerhalb der Planungs- und Berichterstattung der Organisationseinheiten der Verwal
tung kontinuierlich bearbeitet und weiter entwickelt werden.
Die Zielstellung dieses Monitorings besteht darin, Entwicklungen in den unterschiedlichen Bereichen zu ver
folgen, kommunale Strukturprobleme und soziale Handlungsbedarfe rechtzeitig zu erkennen und zu analysie
ren sowie notwendige sozialpolitische Weichenstellungen abzuleiten und vorzubereiten.
Der Sozialreport hat sich als Instrument der systematischen Berichterstattung in seinen zehn Jahren in Leip
zig bewährt und ist inzwischen zu einer Art Frühwarnsystem geworden. Er dient als Grundlage sozialpoliti
scher Diskurse sowie zur gezielten Formulierung und Fortschreibung bzw. Steuerung von Fachplanungspro
zessen und kann für die Kommunalpolitik als Instrument zur Entscheidungsfindung genutzt werden.
Adressaten dieses Sozialreportes sind deshalb neben der Fachöffentlichkeit und der Bürgerschaft insbeson
dere die politischen Gremien der Stadt Leipzig.
1.2
Methodik
Die Umsetzung dieser Zielstellung erfolgt mehrdimensional:
–
themenorientiert,
d. h. es wird zu sozialpolitischen Zentralthemen berichtet,
–
zeitreihenbezogen,
d. h. es werden Entwicklungen im Zeitverlauf (i.d.R. zum Jahresende) beschrieben,
–
raumbezogen,
d. h. es werden stadt-/sozialräumliche Unterschiede aufgezeigt,
–
zielgruppenbezogen,
d. h. es werden Entwicklungsverläufe an sozialpolitisch besonders relevanten Teilgruppen der
Bevölkerung untersucht,
–
entscheidungsvorbereitend,
d. h. es werden Hinweise gegeben für die Überprüfung von Fachkonzepten, Fachplanungen und
politische Steuerung gegeben.
Der Sozialreport Leipzig 2014 stellt Kernthemen bzw. Zielgruppen als sozialpolitisch für die Stadt Leipzig be
sonders relevante Untersuchungsgrößen vor:
1
–
Bevölkerung, Haushalte, Wohnen
–
Lebensunterhalt
–
Kinder und Familie
–
Jugend
–
Seniorinnen und Senioren
–
Menschen mit Behinderung
Vgl.: Drucksache III/3379 „Sozialreport Leipzig 2005“
Sozialreport Leipzig 2014
5
–
Einwohner/innen mit Migrationshintergrund
–
Bildung
–
Gesundheit
–
Kommunaler Haushalt nach sozialpolitischen Aufgabenfeldern
In einem gesonderten Kapitel wird in diesem Sozialreport das Thema „Alleinerziehende“ betrachtet.
Die Daten sind jahresweise aufbereitet und werden regelmäßig fortgeschrieben, um eine kontinuierliche
Zeitreihenbezogenheit sicherzustellen. Die Daten sind überwiegend gesamtstädtisch aufbereitet.
Bestimmte Teilgruppen der Bevölkerung sind in ihren Lebenslagen besonders gewichtet (z. B. Kinder, Ju
gend, Familien). Die Indikatoren wurden so ausgewählt, dass sie auf fachplanerischen bzw. sozialpolitischen
Handlungsbedarf hinweisen (z. B. Kindertagesstättenplanung, Behindertenhilfeplanung oder Schulentwick
lungsplanung).
Der Sozialreport bietet methodisch in dieser Weise eine Grundlage, verschiedene kommunale Fachberichte
bzw. Fachplanungen (Kinder- und Jugendförderung, Jugendhilfereport, Gesundheitsplanung, Schulnetzpla
nung, Kindertagesstättenplanung, Erzieherische Hilfen, Altenhilfeplan etc.) fortzuschreiben, mit der Stadtent
wicklungsplanung zu verzahnen und zu verdichten. Das Leipziger integrierte Stadtentwicklungskonzept wur
de dabei besonders berücksichtigt.
1.3
Überblick zu sozialen Diensten in der Stadt Leipzig
Gemäß RBIV-1376/08 „Analyse und Steuerung der sozialen Dienste in Leipzig“ werden im Sozialreport Leis
tungen sozialer Dienste in der Stadt Leipzig dargestellt. Dabei wird ein sozialer Dienst wie folgt definiert:
–
Der Dienst umfasst Leistungen der Sozialarbeit.
–
Die Leistung wird von Fachkräften der sozialen Arbeit erbracht.
– Der Dienst dient dazu, soziale Probleme von Einzelnen, Gruppen oder dem Gemeinwesen zu lösen
bzw. durch Prävention zu verhindern.
–
Die Leistung wird durch eine fachlich abgegrenzte Organisationseinheit erbracht.
–
Der Dienst befindet sich in öffentlicher, freier oder privater Trägerschaft.
–
Die Bürgerinnen und Bürger haben unmittelbaren Zugang zu der Leistung.
–
Für die Leistungserbringung ist kein formalisiertes Verfahren als Grundlage nötig.
–
Die Finanzierung der Leistung ist nicht einzelfallbezogen.
Die Leistungen sozialer Dienste sind den jeweiligen thematischen Kapiteln zugeordnet. Sie finden sich wie
folgt in den Kapiteln:
Bevölkerung, Haushalte, Wohnen:
–
Hilfe für Wohnungslose und von Wohnungslosigkeit bedrohte Menschen
Lebensunterhalt:
Schuldnerberatung
–
Kinder und Familie:
–
Erziehungs- und Familienberatung
–
Allgemeiner Sozialer Dienst (ASD)
Jugend:
6
–
Jugendberatung
–
Kinder- und Jugendtelefon
–
Schulsozialarbeit
–
mobile Jugendarbeit / Straßensozialarbeit (Streetwork)
–
Jugendgerichtshilfe
Sozialreport Leipzig 2014
Seniorinnen und Senioren:
–
Beratungsstelle Wohnen und Soziales für ältere und behinderte Menschen
Menschen mit Behinderung:
–
Beratung Behindertenhilfe im Gesundheitsamt
Gesundheit:
–
Suchtberatungs- und behandlungsstellen
–
Sozialpsychiatrischer Dienst
–
Beratung zu HIV, AIDS und anderen sexuell übertragbaren Krankheiten
–
Selbsthilfekontakt- und Informationsstelle
–
Schwangeren- und Familienberatung
1.4
Überblick zur Kinder- und Familienfreundlichkeit
Wie attraktiv ist Leipzig für Familien? In welchem Maße konnte das Ziel, in Leipzig eine ausgeglichene Alter
sstruktur zu erreichen, bislang verwirklicht werden? Was tut die Stadt Leipzig, damit Familien in der Stadt
gute Lebensbedingungen vorfinden und Beruf und Familie gut vereinbaren können? Insbesondere anhand
folgender Daten kann verfolgt werden, inwiefern sich Leipzig seinem strategischen Ziel annähern konnte und
Entwicklungen vorangebracht werden konnten.
Im Kapitel Bevölkerung, Haushalte, Wohnen:
–
Geburten und Sterbefälle
–
Mittlere Kinderzahl je Frau
–
Wanderungssaldo der Einwohner/-innen nach Altersgruppen
Im Kapitel Kinder und Familie:
–
Familien nach Lebensformtyp
–
Familien nach Anzahl der Kinder
–
Kinder- und familienfreundliches Umfeld (Spielplätze)
–
Kontakte im Familieninfobüro
–
Begrüßungspaket „Willkommen im Leben“
–
Zuwachs von Platzkapazitäten in Kindertagesstätten nach Versorgungsräumen
–
Betreute Kinder in Kindertageseinrichtungen und Kindertagespflege
Sozialreport Leipzig 2014
7
2.
Zusammenfassung
In den folgenden Teilkapiteln werden zentrale Themenbereiche der sozialen Kommunalpolitik dargestellt, wo
bei die Entwicklung der letzten Jahre einen Schwerpunkt darstellt. Es werden insbesondere jene Themen ge
nauer betrachtet, die dem Steuerungseinfluss des Dezernates Jugend, Soziales, Gesundheit und Schule un
terliegen. In schlaglichtartigen Betrachtungen werden wichtige Erkenntnisse aus den vorliegenden Daten do
kumentiert. Vertiefende Einblicke sind über Fachberichte bzw. Fachplanungen der jeweiligen Ressorts mög
lich.
In den folgenden Abschnitten werden die wesentlichen Inhalte der Kapitel zusammengefasst.
Bevölkerung, Haushalte, Wohnen
2014 ist die Einwohnerzahl aufgrund der erneut hohen Wanderungsgewinne um 2,3 % auf 551.871 ange
wachsen. Der Wanderungsgewinn (+12.933 Personen) rührt vor allem von Zuwanderungen aus den neuen
Bundesländern, in geringerem aber wachsenden Maße aber auch aus den alten Bundesländern und dem
Ausland her. Die natürliche Bevölkerungsentwicklung war 2014 erstmalig seit 1965 wieder positiv.
Die Einwohnerentwicklung verläuft räumlich differenziert. Die größten Gewinne verzeichnen die vorwiegend
gründerzeitlich geprägten Ortsteile in der inneren Stadt, wobei sich das Einwohnerwachstum im Vergleich zu
den Vorjahren südlich des Zentrums etwas abgeschwächt hat, während es nördlich und östlich des Zentrums
und im Leipziger Westen zunahm. Einwohnerrückgänge wurden in durch Großwohnsiedlungen geprägten
Ortsteilen festgestellt.
Laut Kommunaler Bürgerumfrage betrug die durchschnittliche Nettokaltmiete 2013 im Bestand 5,08 €/m², die
Gesamtmiete (inkl. Heizungs- und sonstige Nebenkosten) 7,23 €/m². Seit 2003 haben sich die durchschnittli
che Nettokaltmiete um etwa 6 % sowie die Gesamtmiete um etwa 11 % erhöht. Aufgrund ebenfalls gestiege
ner Haushaltseinkommen blieb die Mietbelastung stabil: wie in den Vorjahren wendet ein Leipziger Haushalt
im Durchschnitt rund ein Drittel seines Nettoeinkommens für die Gesamtmiete der Wohnung auf.
2013 umfasste der Wohnungsbestand 330.703 Wohnungen. Vor dem Hintergrund der Einwohnerentwicklung
und der Bau- und Sanierungstätigkeit wird geschätzt, dass der Leerstand auf ca. 27.000 zurückgegangen ist,
was einer Leerstandsquote von ca. 8 % entspricht.
Lebensunterhalt
Das durchschnittliche Haushaltsnettoeinkommen lag 2013 mit 1.549 € um 46 € höher als im Jahr 2012. Das
durchschnittliche persönliche Nettoeinkommen (Median) betrug im Jahr 2013 insgesamt 1.152 € und lag da
mit um 17 € höher als im Jahr 2012.
Die Einkommensunterschiede haben sich im Jahr 2013 etwas erhöht. Während die Einkommen der einkom
mensschwächsten 20 Prozent um 1,1 % anstiegen, legten die Einkommen der einkommensstärksten 20 Pro
zent um 7,2 % zu. Der Einkommensunterschied zwischen Männern und Frauen hat sich von 278 € (2012) auf
283 € (2013) erhöht.
16,8 % der Leipziger/-innen sind relativ einkommensarm (2012: 16,0 %), da ihr Einkommen unterhalb der Ar
mutsgefährdungsschwelle (60 % des durchschnittlichen Äquivalenzeinkommens) liegt.
Die Zahl der Arbeitslosen hat sich weiter verringert. Die Arbeitslosenquote, bezogen auf alle zivilen Erwerbs
personen, lag Ende 2013 bei 10,3 % und war somit niedriger als Ende 2012 (10,8 %).
Der Anteil der Einwohner/-innen, die ihren überwiegenden Lebensunterhalt aus Erwerbs- oder Berufstätigkeit
bezieht, betrug 2013 insgesamt 44,4 % und ist damit gegenüber dem Vorjahr um 0,7 Prozentpunkte ange
stiegen. Der Anteil derer, die überwiegend von staatlichen Unterstützungen, wie Arbeitslosengeld, Sozialgeld,
Grundsicherung u.ä. leben, hat sich im Jahr 2013 weiter verringert auf 9,8 % (2012: 10,3 %).
Die Zahl der Leistungsempfänger/-innen nach SGB II hat sich auch im Jahr 2013 auf den bisher niedrigsten
Jahreswert verringert. Insgesamt erhielten 70.731 Personen derartige Leistungen, das waren 16,6 % aller
Einwohner/-innen unter 65 Jahre. 27,0 % aller Kinder unter 15 Jahren bezogen im Jahr 2013 Sozialgeld (Vor
jahr: 27,9 %). Insgesamt 1.152 Personen erhielten 2013 Hilfe zum Lebensunterhalt, das sind 9,9 % mehr als
im Vorjahr (1.048). Die Zahl der Empfänger/-innen von Grundsicherung im Alter und bei Erwerbsminderung
ist auf 3.818 angestiegen (2012: 3.691).
Mindestens ein Antrag auf Bildung und Teilhabe wurde 2013 für 19.389 Kinder, Jugendliche und junge Er
wachsene gestellt, in etwa so viele wie 2012. Im Vergleich zu 2012 wurden 2013 insgesamt weniger Leistun
gen bewilligt.
8
Sozialreport Leipzig 2014
Die Anzahl der Schuldnerberatungen hat sich von 2007 bis 2013 mehr als verdoppelt. Beratungen mit kom
plexen Schuldenproblematiken nehmen zu.
Insgesamt 61.221 Personen nutzten 2014 den Leipzig-Pass (2013: 62.447). Das waren 11,1 % der
Leipziger/-innen.
Kinder und Familie
Mit 5.834 Geburten gab es 2013 weiterhin konstant hohe und wachsende Geburtenzahlen (plus 268 Gebur
ten).
Die Anzahl der Haushalte mit Kindern stieg 2013 auf 61.791 (plus 2.854). Die Anzahl alleinerziehender El
ternteile stieg auf 13.810 Haushalte (plus 510).
Im Familieninfobüro wurden im Jahr 2013 insgesamt 12.317 Kontakte gezählt. Im Vergleich zum Vorjahr wa
ren das 899 Kontakte mehr. Das Willkommenspaket für Neugeborene haben im Jahr 2013 4.885 Eltern ab
geholt (plus 691 Pakete).
Im Jahr 2013 wurden für 9.881 Anträge auf Eltern- und Erziehungsgeld insgesamt 48,4 Mio. € ausgezahlt
(plus 4,5 Mio. €). Für 5.130 Unterhaltsvorschussempfänger/-innen wurden im Jahr 2013 insgesamt
9,73 Mio. € Unterhaltsvorschuss ausgezahlt.
Das Netz der Kindertageseinrichtungen wurde durch die Eröffnung von fünf neuen Kindertagesstätten und
Erweiterungen erweitert. Die Platzkapazitäten der Kindertageseinrichtungen wurden im Jahr 2013 um 2.683
Plätze erweitert. Davon waren 334 Krippenplätze, 744 Kindergartenplätze, 1.327 Hortplätze sowie 278 Kin
dertagespflegeplätze.
In den Erziehungs- und Familienberatungsstellen gab es im Jahr 2013 im Vergleich zum Vorjahr konstant
hohe Beratungshilfen. Durch Neuanmeldungen und Übernahmen aus dem Vorjahr wurden insgesamt 5.423
Rat Suchenden Hilfen angeboten.
Der Allgemeine Soziale Dienst wurde im Jahr 2013 außerhalb kostenpflichtiger erzieherischer Leistungen in
2.626 Fällen (plus 66 Fälle) für die Bürger/-innen der Stadt Leipzig tätig.
Die jahresdurchschnittlich vergebenen erzieherischen Hilfen stiegen im Jahr 2013 auf 2.077 Hilfen, davon
94,9 % für die Altersgruppe der Minderjährigen und 5,1 % für junge Volljährige, an.
Jugend
Im Jahr 2013 lebten 78.938 Jugendliche, Heranwachsende und junge Erwachsene zwischen 14 und 27 Jah
ren mit Hauptwohnsitz in Leipzig.
2013 wurden Angebote der Kinder- und Jugendförderung mit 9,5 Mio. € bezuschusst (plus 2,2 %).
Die Inanspruchnahme des Ferienpasses hat sich weiter erhöht, 72,1 % aller Schüler/-innen nutzen ihn. Ins
gesamt 28.824 Ferienpässe wurden 2013 verkauft, davon 25,8 % ermäßigt.
Im Schuljahr 2013/2014 wurde an 12 Grundschulen, 23 Oberschulen, 8 Förderschulen und 7 Berufsschulen
Schulsozialarbeit angeboten.
Seit dem Schuljahr 2008/2009 ist ein Rückgang von Auszubildenden beobachtbar, da aktuell die geburten
schwachen Jahrgänge die Schulen verlassen. Im Berichtsjahr 2013/2014 gab es wieder mehr Bewerber/-in
nen (2.864) als Berufsausbildungsstellen (2.467) zur Verfügung standen.
Der Anteil der unbesetzten Berufsausbildungsstellen stieg auf 8,2 % (203).
Im Jahr 2013 ist die Zahl der arbeitslosen unter 25-Jährigen auf jahresdurchschnittlich 2.871 (minus 6,4 %)
gesunken. Maßnahmen arbeitsweltbezogener Jugendsozialarbeit wie Beschäftigungsprojekte oder Kompe
tenzagenturen sollen auch weiterhin Jugendlichen helfen, die Schwelle von der Schule in Ausbildung oder
Qualifizierung erfolgreich zu überschreiten und Arbeitslosigkeit zu verhindern.
Die mobile Jugendarbeit/Streetwork verzeichnet im Jahr 2013 durch die Einbeziehung des Fußball-Fan-Pro
jektes in den Leistungsbereich einen Anstieg um 28,9 % der Kontakte zu ihren Zielgruppen.
Durch die Jugendgerichtshilfe wurden im Jahr 2013 insgesamt 5.264 Jugendliche betreut.
Seniorinnen und Senioren
Die Zahl der über 60-Jährigen betrug zum 31.12.2013 insgesamt 145.981 Personen, das sind über 1.500
Personen mehr als im Vorjahr und 27,1 % der Gesamtbevölkerung der Stadt. Die Zahl der Hochaltrigen (85
Sozialreport Leipzig 2014
9
Jahre und älter) stieg um 546 auf 14.261 Personen und beträgt trotz deutlichen Wachstums der Gesamtein
wohnerzahl 2,6 % der Bevölkerung.
In der vollstationären Pflege gab es gegenüber dem Vorjahr erstmals keine Erweiterung der Platzkapazität.
Es stehen unverändert 6.385 Plätze in 58 Heimen zur Verfügung. Die Kapazität der Tagespflegeplätze stieg
gegenüber dem Vorjahr um 44 Plätze auf 349. Zwei Tagespflegeeinrichtungen wurden neu eröffnet.
Innerhalb von Einrichtungen (im stationären Bereich) stieg die Anzahl der Empfänger/-innen von Grundsiche
rung im Alter um 12 % (26 Personen), die der Hilfe zum Lebensunterhalt um 20 % (59 Personen), während
die Anzahl der Personen mit Leistungen Hilfe zur Pflege gegenüber dem Vorjahr fast unverändert (1.138 Per
sonen) blieb.
Die Anzahl der Leistungsempfänger/-innen der Pflegeversicherung betrug 2013 16.283 Personen, somit
1.063 mehr als bei der letzten Erhebung 2011.
Die Zahl der Beratungen in der Beratungsstelle „Wohnen und Soziales“ stieg im Jahr 2013 gegenüber dem
Vorjahr um 25 % auf ca.1.000 (2012: 732). Die Zahl der Wohnungsanpassungen hat sich mit 59 realisierten
Projekten nahezu verdoppelt.
Menschen mit Behinderung
Am Stichtag 31.12.13 lebten in Leipzig 54.629 Personen mit einem Grad der Behinderung von 50 und mehr
und gelten damit als schwerbehindert. Im Vergleich zum Vorjahr nahm die Anzahl schwerbehinderter Men
schen um 2,5 Prozentpunkte (1.359 Personen) zu.
Im Jahr 2013 hatten 45.756 Personen in Leipzig einen gültigen Schwerbehindertenausweis, dies sind 3,5 %
(1.647) mehr als 2012.
Während die Anzahl der Arbeitslosen in Leipzig in den letzten Jahren kontinuierlich sank, jedoch der Anteil
der behinderten Menschen an allen Arbeitslosen stieg, ging 2013 erstmals auch der Anteil behinderter Men
schen an allen Arbeitslosen um 0,2 Prozentpunkte zurück, auf 5,3 % (1.497 Personen) gegenüber dem Vor
jahr.
Bei den institutionellen Wohnangeboten für Menschen mit Behinderungen setzt sich der Trend des Vorjahres
fort. Die Kapazität in den Wohnheimen für Erwachsene blieb 2013 unverändert gegenüber den Vorjahren.
Zwei neue Angebote für Außenwohngruppen und mit 26 neuen Bewohner/-innen im ambulant betreuten
Wohnen, stieg ihre Anzahl auf 941 Personen (2012: 915 Personen). Damit setzte sich die bisherige Entwick
lung fort. Die Kapazität im stationären Wohnen für Kinder und Jugendliche wurde um 38 Plätze durch Schlie
ßung einer Einrichtung gesenkt.
Einwohnerinnen und Einwohner mit Migrationshintergrund
In Leipzig lebten 2013 fast 54.000 Personen mit Migrationshintergrund. Das sind 10,0 % aller Leipziger. Da
von waren 32.854 Ausländer/-innen und 20.922 Deutsche mit Migrationshintergrund. Im Vergleich zum Vor
jahr ist die Zahl der Einwohner/-innen mit Migrationshintergrund um 4.453 Personen bzw. 9,0 % gestiegen.
Der Anteil der Einwohner/-innen mit Migrationshintergrund ist in der Stadt Leipzig zwar höher als im Durch
schnitt der fünf ostdeutschen Länder (2012: 4,8 %), aber wesentlich niedriger als im deutschen Durchschnitt
insgesamt (19,6 %).
Leipziger/-innen mit Migrationshintergrund sind deutlich jünger als jene ohne Migrationshintergrund. Das
Durchschnittsalter aller Leipziger/-innen mit Migrationshintergrund lag 2013 bei 31,8 Jahren, dass der Leipzi
ger/ -innen ohne Migrationshintergrund bei 44,7 Jahren. Besonders niedrig ist mit 26,9 Jahren das Durch
schnittsalter der Deutschen mit Migrationshintergrund.
Fast jedes sechste Kind in Leipzig, 17,4 % der unter 15-Jährigen, hat ausländische Wurzeln.
Die Leipziger Migrantinnen und Migranten stammen aus insgesamt 167 heute existierenden Staaten. Die
größte Gruppe bilden mit einem Anteil von 13,1 % die Migranten, die ihre Wurzeln in der russischen Fördera
tion haben.
Insgesamt 12.227 deutsche Staatsangehörige haben neben dem deutschen auch einen ausländischen Pass.
Die räumliche Verteilung der Leipziger/-innen mit Migrationshintergrund ist verschieden. Der Anteil an der
Gesamtbevölkerung reicht von 32,6 % in Zentrum-Südost, 32, 5 % in Volkmarsdorf und 32,2 % in NeustadtNeuschönefeld bis zu 1,6 % in Baalsdorf, 2,0 % in Knautkleeberg-Knauthain und 2,1 % in Liebertwolkwitz.
10
Sozialreport Leipzig 2014
Bildung
Die demografische Entwicklung Leipzigs der letzten Jahre führte seit dem Schuljahr 2003/04 zu steigenden
Schülerzahlen in den Grundschulen und zunehmend auch in den weiterführenden Schulen. Dementspre
chend wird in den kommenden Jahren im Bereich der allgemeinbildenden Schulen weiterhin ein Netzausbau
erforderlich sein. Im Schuljahr 2013/14 wurden an Leipzigs allgemeinbildenden Schulen insgesamt 41.780
Schüler/-innen unterrichtet, das bedeutete eine Zunahme zum Vorjahr um 4,5 % (1.786 Schüler/-innen).
Die Anzahl und der Anteil der Schüler/-innen mit Migrationshintergrund stieg in den letzten Jahren kontinuier
lich an. Im Schuljahr 2013/14 betrug ihr Anteil insgesamt 13,3 %. Am höchsten fiel er an Grundschulen
(14,9 %) und Oberschulen (14,5 %) aus.
Die Anzahl der Schüler/-innen mit sonderpädagogischem Förderbedarf nahm, nach mehreren Jahren des
Anstiegs, im Vergleich zum Vorjahr erstmals wieder ab. Dieser Rückgang fiel mit zehn Schüler/-innen aller
dings schwach aus. Der Anteil an der gesamten Schülerschaft betrug 2013/14 9,2 %. Die Anzahl der integra
tiv unterrichteten Schüler/-innen und ihr Anteil an allen Schüler/-innen mit sonderpädagogischem Förderbe
darf stieg in den letzten Jahren kontinuierlich an. 2013/14 waren es 1.251 Schüler/-innen. 5,0 % mehr als im
Vorjahr und 73,8 % mehr als fünf Jahre zuvor. 2013/14 wurde insgesamt knapp jede/-r dritte Schüler/-in mit
sonderpädagogischem Förderbedarf an einer Regelschule unterrichtet.
Im Mittel der letzten drei Schuljahre lag der städtische Durchschnitt für eine gymnasiale Bildungsempfehlung
bei 50,3 %. Im Schuljahr 2013/14 erhielten 52,1 % der Viertklässler/-innen eine Bildungsempfehlung für das
Gymnasium. Die Spannweite innerhalb Leipzigs reichte von 17,9 % bis 88,2 %.
Der Anteil der Schüler/-innen, welche die allgemeinbildende Schule ohne mindestens einen Hauptschulab
schluss verließen, lag 2013 unverändert hoch bei 15,3 %. Zwar stammten mehr als die Hälfte von ihnen von
Förderschulen, aber auch an Oberschulen lag der Anteil mit 11,0 % doppelt so hoch wie der Vergleichswert
auf Landesebene.
Die sozialräumliche Differenzierung wies in allen betrachteten Merkmalen auf die Schwerpunkträume der in
tegrierten Stadtentwicklung hin: im innenstadtnahen Osten und Westen der Stadt sowie in Grünau finden
sich die höchsten Lernförderquoten, die geringsten gymnasialen Bildungsempfehlungen sowie überdurch
schnittliche Anteile von Abgänger/-innen von Oberschulen ohne mindestens einen Hauptschulabschluss.
Gesundheit
Seit Jahren werden bei den Kindertagesstätten- und Schulaufnahmeuntersuchungen am häufigsten im Be
fundbereich Sprache Auffälligkeiten festgestellt. Im vergangenen Untersuchungsjahr 2013/14 betraf das 39%
der untersuchten Kinder in Kindertagesstätten und ca. 35 % der untersuchten Schulanfänger/-innen. Der Vor
sorge- und Impfstatus der Leipziger Vorschulkinder kann insgesamt als gut bewertet werden. Der Anteil der
Schulanfänger/-innen, die keine jugendärztliche Empfehlung für die Regelschule erhielten, lag im vergange
nen Untersuchungszeitraum bei 14 %.
In den Suchtberatungsstellen werden in erster Linie Menschen mit abhängigem Alkohol- und/oder illegalem
Drogenkonsum betreut. Im Jahr 2013 nahmen 4.062 Menschen die Angebote von Beratungsstellen an. 447
Personen drunter konsumierten Metamphetamin (Hauptsubstanz „Crystal“), das sind rund 30% mehr Klien
ten und Klientinnen mit dieser Diagnose als 2012. Problematisch sind die Auswirkungen der Abhängigkeit
von verschiedenen Substanzen und die Folgen psychiatrischer Begleiterkrankungen.
In den zwei Bereichen der gemeindenahen Psychiatrie, den psychosozialen Gemeindezentren und dem So
zialpsychiatrischen Dienst ist die Inanspruchnahme gegenüber dem Vorjahr in etwa gleich geblieben. Die
psychosozialen Gemeindezentren erreichten als niedrigschwelliger Anlaufpunkt ca. 1.500 chronisch psy
chisch kranke Menschen. Der Sozialpsychiatrische Dienst betreute 2013 ca. 2.000 Menschen.
Auf Grundlage der Bundesinitiative Frühe Hilfen und Familienhebammen haben zum 01.07.2013 sieben Fa
milienhebammen/Familien-Gesundheits- und Kinderkrankenpflegerinnen sowie eine Koordinatorin ihre Arbeit
aufgenommen. Im 2. Halbjahr 2013 wurden 79 Anfragen verzeichnet. In 80 % der Fälle wurde den Familien
Unterstützung durch die Familienhebammen angeboten.
Kommunaler Haushalt nach sozialpolitischen Aufgabenfeldern
Im Planjahr 2014 waren für das Sozialbudget (Amt für Jugend, Familie und Bildung, Sozialamt und Gesund
heitsamt) 768,2 Mio. € vorgesehen. Das sind 56 % der Aufwendungen im Ergebnishaushalt der Stadt Leipzig.
Die Sozialaufwendungen sind im Vergleich zu 2013 weiter gestiegen. Dies geht vor allem auf steigende Aus
gaben für den Bereich der Kindertageseinrichtungen aufgrund steigender Bevölkerungszahlen und eine
wachsende Inanspruchnahme durch den Rechtsanspruch auf Kindertagesbetreuung zurück.
Sozialreport Leipzig 2014
11
Das Sozialbudget beinhaltet auch Aufwendungen für Schulträgeraufgaben. Dafür wurden im Jahr 2014 Mittel
in Höhe von 78,1 Mio. € eingeplant.
Der kostenintensivste Aufgabenbereich sind die Kindertageseinrichtungen/ Kindertagespflege mit der Über
nahme der Elternbeiträge. Dafür wurden 2014 im Ergebnishaushalt 226,3 Mio. € bereitgestellt. Das Aufga
benfeld Grundsicherung nach Sozialgesetzbuch II verzeichnete im Haushaltsplan 2014 die zweithöchsten
Aufwendungen in Höhe von 180,7 Mio. €.
Im Jahr 2013 wurden für Aufgaben der Jugendhilfe, Sozialhilfe und Gesundheitsförderung gemäß den För
derrichtlinien der Stadt Leipzig Zuwendungen in Höhe von 13.553.167 € an Vereine und Verbände bewilligt.
Exkurs: Alleinerziehende
Am Jahresende 2013 gab es in der Stadt Leipzig insgesamt 13.845 Alleinerziehende, davon 12.621 Frauen
und 1.224 Männer. Der Anteil der Alleinerziehenden an allen Haushalten in der Stadt Leipzig hat sich von
4,1 % im Jahr 2008 auf 4,5 % im Jahr 2013 erhöht.
Jedes vierte Kind unter 18 Jahren lebt in einem Alleinerziehenden-Haushalt.
Das durchschnittliche monatliche Nettoeinkommen von Alleinerziehenden lag im Jahr 2013 bei 1.426 € und
somit um 143 € höher als im Vorjahr.
Die Mehrzahl der Alleinerziehenden bestreitet ihren Lebensunterhalt hauptsächlich durch Erwerbseinkom
men, 2013 waren das 70 %. 26 % aller Alleinerziehenden leben hauptsächlich von Arbeitslosengeld II. Im
Jahr 2013 erhielten 7.375 Alleinerziehende Leistungen nach dem Sozialgesetzbuch II.
Alleinerziehende haben im Jahr 2013 durchschnittlich 38 % ihres Haushaltsnettoeinkommens für die Woh
nungsmiete (einschl. Betriebskosten) aufgewendet.
12
Sozialreport Leipzig 2014
3.
Bevölkerung, Haushalte, Wohnen
Zusammenfassung
2014 ist die Einwohnerzahl aufgrund der erneut hohen Wanderungsgewinne um 2,3 % auf 551.871 ange
wachsen. Der Wanderungsgewinn (+12.933 Personen) rührt vor allem von Zuwanderungen aus den neuen
Bundesländern, in geringerem aber wachsenden Maße aber auch aus den alten Bundesländern und dem
Ausland her. Die natürliche Bevölkerungsentwicklung war 2014 erstmalig seit 1965 wieder positiv.
Die Einwohnerentwicklung verläuft räumlich differenziert. Die größten Gewinne verzeichnen die vorwiegend
gründerzeitlich geprägten Ortsteile in der inneren Stadt, wobei sich das Einwohnerwachstum im Vergleich zu
den Vorjahren südlich des Zentrums etwas abgeschwächt hat, während es nördlich und östlich des Zentrums
und im Leipziger Westen zunahm. Einwohnerrückgänge wurden in durch Großwohnsiedlungen geprägten
Ortsteilen festgestellt.
Laut Kommunaler Bürgerumfrage betrug die durchschnittliche Nettokaltmiete 2013 im Bestand 5,08 €/m², die
Gesamtmiete (inkl. Heizungs- und sonstige Nebenkosten) 7,23 €/m². Seit 2003 haben sich die durchschnittli
che Nettokaltmiete um etwa 6 % sowie die Gesamtmiete um etwa 11 % erhöht. Aufgrund ebenfalls gestiege
ner Haushaltseinkommen blieb die Mietbelastung stabil: wie in den Vorjahren wendet ein Leipziger Haushalt
im Durchschnitt rund ein Drittel seines Nettoeinkommens für die Gesamtmiete der Wohnung auf.
2013 umfasste der Wohnungsbestand 330.703 Wohnungen. Vor dem Hintergrund der Einwohnerentwicklung
und der Bau- und Sanierungstätigkeit wird geschätzt, dass der Leerstand auf ca. 27.000 zurückgegangen ist,
was einer Leerstandsquote von ca. 8 % entspricht.
3.1
Bevölkerungsentwicklung
2014 ist die Zahl der Einwohner/-innen im Vergleich zum Vorjahr um 12.523 (+ 2,3 %) auf 551.871 gestiegen.
Damit setzt sich die dynamische Einwohnerentwicklung der drei vorangegangenen Jahre fort, als Leipzig
ebenfalls um je 10.000 Einwohner/-innen wuchs. Zuvor lag das jährliche Wachstum zwischen 3.000 und
5.000 Personen.
Abb. 3.1
Bevölkerungsentwicklung 2000 bis 2014
570.000
481.390
484.121
485.643
489.335
494.771
497.791
502.371
505.559
508.775
2000
2001
2002
2003
2004
2005
2006
2007
2008
2009
2010
539.348
479.590
470.000
479.996
490.000
528.540
510.000
551.871
530.000
517.838
Einwohner
550.000
450.000
2011
2012
2013
2014
Jahr
Quelle: Ordnungsamt/Einwohnermelderegister
Sozialreport Leipzig 2014
Rührten noch in den Vorjahren die Einwohnergewinne ausschließlich von einer positiven Wanderungsbilanz,
so wurde 2014 erstmals seit 1965 wieder eine positive natürliche Bevölkerungsentwicklung festgestellt. Hinzu
kommt ein neuer Rekord beim Wanderungssaldo in Höhe von 12.933 Personen.
Sozialreport Leipzig 2014
13
Abb. 3.2
Bevölkerungsentwicklung 2000 bis 2014 nach natürlicher Bevölkerungsentwicklung
und Wanderungssaldo
14.000
12.000
10.000
11.353
6.059
-660
-322
-474
-503
-180
-115
-183
2007
2008
2009
2010
2011
2012
2013
-1.563
2001
2002
2003
-1.372
-1.743
2000
-1.069
-1.572
-4.000
-1.664
2004
2005
9.449
352
3.560
3.227
0
-2.000
4.728
3.053
2.113
4.057
1.514
2.000
3.494
4.000
12.933
11.679
5.232
-852
2006
6.000
1.806
Einwohner
8.000
2014
Jahr
natürliche Bevölkerungsentw icklung
Wanderungssaldo
Quelle: Ordnungsamt/Einwohnermelderegister
Abb. 3.3
Sozialreport Leipzig 2014
Geburten und Sterbefälle 2000 bis 2014
7.000
6.000
3.976
5.539
4.251
5.320
4.370
5.742
4.378
5.230
4.690
5.350
5.263
5.585
4.997
5.471
5.303
5.806
5.602
5.782
5.566
5.681
5.834
6.017
6.241
5.889
2.000
3.749
5.492
3.000
3.781
5.353
4.000
3.757
5.421
Einwohner
5.000
2000
2001
2002
2003
2004
2005
2006
2007
2008
2009
2010
2011
2012
2013
2014
1.000
0
Jahr
Lebendgeborene
Quelle: Ordnungsamt/Einwohnermelderegister
Gestorbene
Sozialreport Leipzig 2014
2014 wurden im Einwohnerregister 352 mehr Geburten (6.241) als Sterbefälle (5.889) gezählt. Damit war die
natürliche Bevölkerungsentwicklung erstmals seit 1965 wieder positiv. Einen Geburtenüberschuss wiesen vor
allem die gründerzeiltich geprägten Ortsteile entlang des Auwaldes von Gohlis-Mitte bis Connewitz und im
Leipziger Westen sowie im Leipziger Osten auf. Die durch Großsiedlungen geprägten Ortsteile hingegen wa
ren durch Geburtendefizite geprägt.
Die mittlere Kinderzahl, die die Zahl der Lebendgeborenen auf 1.000 Frauen im gebährfähigen Alter zwi
schen 15 und 45 Jahren ausdrückt, lag 2013 bei 1,44. Daten für Deutschland liegen derzeit noch nicht vor.
14
Sozialreport Leipzig 2014
Abb. 3.4
Mittlere Kinderzahl je Frau 2002 bis 2013
1,40
1,20
1,28
1,34
1,34
1,33
1,30
1,37
1,45
1,37
1,34
1,36
1,42
1,39
1,46
1,36
1,40
1,38
1,44
0,60
1,29
1,35
0,80
1,21
1,34
1,00
1,17
1,34
Lebendgeborene
auf 1.000 Frauen
im gebährfähigen Alter
zwischen 15 und 45 Jahren
1,60
2002
2003
2004
2005
2006
2007
2008
2009
2010
2011
2012
2013
0,40
0,20
0,00
Jahr
Leipzig
Deutschland
Quelle: Statistisches Landesamt Sachsen, Amt f ür Statistik und Wahlen
Karte 3.1
Sozialreport Leipzig 2014
Entwicklung der Bevölkerung 2008 bis 2013 (Hauptwohnsitz)
Die Einwohnerentwicklung Leipzigs verläuft räumlich verschieden. Zwischen 2008 und 2013 verzeichneten
viele vorwiegend gründerzeitlich geprägte Ortsteile in der inneren Stadt – von Neulindenau bis Volkmarsdorf
– hohe Einwohnergewinne von mehr als 12 %. Mit einem Plus von 25,9 % in den vergangenen 5 Jahren wies
Lindenau den größten Einwohnergewinn auf. Im Vergleich zu vorangegangenen Jahren hat sich das Einwoh
nerwachstum südlich des Zentrums etwas abgeschwächt, während es nördlich und östlich des Zentrums und
im Leipziger Westen zunahm. Der größte Einwohnerrückgang wurde in Schönau festgestellt (-13,6 %), da
Sozialreport Leipzig 2014
15
hier zur Vorbereitung von Abrissen Wohnungen leergezogen wurden. Die Einwohnerentwicklung in den rand
städtischen Ortsteilen ist weitgehend ausgeglichen. Einwohnergewinne von mehr als 4 % verzeichneten En
gelsdorf, Baalsdorf, Lindenthal und Hartmannsdorf-Knautnaundorf. Der Rückgang der Einwohnerzahlen in
den durch Großwohnsiedlungen geprägten Ortsteilen in Grünau sowie im Osten und Nordosten der Stadt
(Paunsdorf, Schönefeld-Ost und Heiterblick) hat sich in den vergangenen Jahren auf unter 4 % (zw. 2008
und 2013) abgeschwächt.
Abb. 3.5
Einwohnerprognosen bis 2032
700.000
600.000
Einwohner
500.000
400.000
Einw ohnerentw icklung bis 2013
300.000
Bevölkerungsvorausschätzung
Stadt Leipzig 2013
200.000
100.000
Bevölkerungsprognose
Sachsen 2010 (Variante 1)
0
Bevölkerungsprognose
Sachsen 2010 (Variante 2)
2000 2002 2004 2006 2008 2010 2012 2014 2016 2018 2020 2022 2024
Jahr
Quelle:Amt f ür Statistik und Wahlen, Statistische Landesamt Sachsen
Sozialreport Leipzig 2014
In den Prognosen des Freistaates Sachsen und der Stadt Leipzig wird für die Zukunft von einem weiteren
Einwohnerwachstum in der Stadt Leipzig ausgegangen. Dabei ist die Bevölkerungsvorausschätzung der
Stadt Leipzig von 2013 deutlich optimistischer und erwartet in den nächsten 20 Jahren einen Anstieg auf
598.000 Einwohner/-innen. Die Bevölkerungsvorausschätzung geht dabei von einem leichten Anstieg der to
talen Fertilitätsrate und weiterhin positiven Wanderungssalden aus. Die Hauptvariante der regionalisierten
Bevölkerungsprognose des Freistaates Sachsen aus dem Jahr 2010 erwartet hingegen einen Anstieg der
Einwohnerzahl auf 539.000 im Jahr 2025 mit anschließender leicht rückläufiger Tendenz. In der pessimisti
schen Variante des Freistaates Sachsen wird ein Einwohnerwachstum bis 2014 auf etwa 523.000 Einwohner,
danach ein Rückgang auf 512.000 Einwohner im Jahr 2025 vorausgesagt. Die städtische Bevölkerungsvor
ausschätzung prognostiziert für 2025 einen Bevölkerungsbestand von 585.000 Einwohnern. Allerdings ist zu
beachten, dass den Prognosen von Sachsen im Jahr 2010 ausgehend von den damaligen Einwohnerent
wicklungen andere Annahmen zugrunde gelegt wurden. Insbesondere der verstärkte Zuzug in den letzten
drei Jahren war in diesen Prognosen nicht erwartet worden.
3.2
Wanderungen
Dem Trend der vergangenen Jahre folgend stieg die Zahl der Zuzüge 2013 erneut an. Im Gegensatz zu den
Vorjahren stieg parallel dazu auch die Zahl der Fortzüge. 2013 standen 32.355 Zuzügen 21.006 Fortzüge ge
genüber, woraus ein Wanderungsgewinn von 11.349 Personen resultiert. Damit verblieb der Wanderungsge
winn auf dem Niveau des Vorjahres.
Leipzig erzielte 2013 mit Ausnahme der Gruppe der unter 6-Jährigen in allen Altersgruppen Wanderungsge
winne. Die Gruppe der 18- bis unter 25-Jährigen stellt dabei nach wie vor mit einem Wanderungsgewinn von
5.560 Personen die größte Zuwanderungsgruppe dar. Aber auch bei den 25- bis unter 45-Jährigen war mit
einem Saldo von +4.118 Personen ein deutlicher Wanderungsgewinn zu verzeichnen. Das deutet darauf hin,
dass die Wanderungsgewinne der letzten Jahre nicht allein auf Ausbildungswanderung zurückzuführen ist.
Der negative Wanderungssaldo bei den unter 6-Jährigen deutet darauf hin, dass mehr Familien mit Kindern
unter 6 Jahre Leipzig verlassen als nach Leipzig ziehen.
16
Sozialreport Leipzig 2014
Tabelle 3.1
Altersgruppe in
Jahren
Wanderungssaldo der Einwohner/-innen 2000, 2005 bis 2013 nach Altersgruppen
2000
2005
2006
2007
2008
2009
2010
2011
2012
2013
0 - unter 6
-80
-137
-6
-201
-135
-125
-73
-262
-64
-32
6 - unter 18
-129
24
209
-6
155
100
258
273
424
395
18 - unter 25
2.155
3.119
3.278
3.261
3.721
4.569
5.052
5.916
5.921
5.560
25 - unter 45
119
-4
1.003
31
946
848
2.220
2.554
3.930
4.118
45 - unter 65
-411
-79
-46
281
342
486
719
904
1.077
937
65 - unter 80
10
84
82
101
122
150
250
226
327
323
80 und älter
-1
38
114
10
72
36
24
79
54
48
1.663
3.045
4.634
3.477
5.223
6.064
8.450
9.690
11.669
11.349
Gesamt
Quelle: Statistisches Landesamt Sachsen, Amt für Statistik und Wahlen
Sozialreport Leipzig 2014
Die 2013 erzielten Wanderungsgewinne beruhen zum größten Teil aus den neuen Bundesländern (+5.581),
wobei der Wanderungsgewinn aus den Umlandkreisen (+691) weiter rückläufig ist. Auch gegenüber den al
ten Bundesändern (+1.592) sowie zunehmend dem Ausland (+3.485) wurden Wanderungsgewinne regis
triert.
Abb. 3.6
Wanderungen ab 2002 bis 2013 nach Region
6.000
5.000
Einwohner
4.000
3.000
2.000
1.000
0
2009
2010
2011
2012
2013
Jahr
neue Bundesländer (ohne Umlandkreise)
Quelle: Statistisches Landesamt Sachsen, Amt f ür Statistik und Wahlen
3.3
Umlandkreise
alte Bundesländer
Ausland
Sozialreport Leipzig 2014
Altersstruktur
14,2 % der Leipziger Einwohner/-innen sind Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren. Dabei ist der Anteil der
Kinder unter 6 Jahren seit 2000 kontinuierlich gestiegen. Der Anteil der 6- bis unter 18-Jährigen steigt seit
2009. Das Niveau von 2000 ist allerdings noch nicht erreicht, hier wirken die Geburtenausfälle aus den
1990er Jahren nach. Diese beeinflussen auch die Altersgruppe der 18- bis unter 25-Jährigen: trotz hoher
Wanderungsgewinne in der Altersgruppe geht die Anzahl und der Anteil der Leipziger/-innen zwischen 18
und 25 Jahren zurück. Dagegen steigt der Anteil der 25- bis unter 45-Jährigen und 45- bis 55-Jährigen. Der
Anteil der Leipziger/-innen zwischen 55 und 65 Jahre verbleibt auf dem Niveau der Vorjahre. Die Zahl der Se
niorinnen und Senioren über 65 Jahre in Leipzig in den vergangenen 3 Jahren auf gleichbleibendem Niveau.
Dabei nimmt die Zahl und der Anteil der Hochaltrigen (80 Jahre und älter) zu. Die Zahl und der Anteil der 65bis unter 80-Jährigen sind seit 2010 leicht rückläufig, hier wirken sich die Geburtenausfälle nach dem 2.
Weltkrieg aus.
Sozialreport Leipzig 2014
17
Der Altersdurchschnitt der Leipziger Einwohner/-innen betrug 2013 43,6 Jahre und ist – beeinflusst durch die
hohen Wanderungsgewinne der vergangenen Jahre – von 44,0 Jahre im Jahr 2009 gesunken, nachdem das
Durchschnittsalter seit 2002 von 43,7 auf 44,0 Jahre angestiegen war.
Tabelle 3.2
Bevölkerungsentwicklung 2000, 2005, 2010 bis 2013 nach Altersgruppen
Altersgruppen in Jahren anteilig in %
unter 18
2000
2005
2010
2011
2012
2013
14,6
13,0
13,2
13,5
13,8
14,2
0 - unter 6
3,9
4,8
5,5
5,6
5,7
5,9
6 - unter 18
10,8
8,2
7,6
7,8
8,1
8,3
66,8
65,5
64,1
64,3
64,4
64,5
18 - unter 25
9,3
10,1
9,3
9,1
8,7
8,3
25 - unter 45
29,4
29,9
30,0
30,2
30,7
31,3
45 - unter 55
12,9
13,4
13,6
13,6
13,5
13,5
55 - unter 65
15,2
12,2
11,2
11,4
11,4
11,4
18,6
21,5
22,7
22,2
21,8
21,4
65 - unter 80
14,2
16,6
17,1
16,6
16,2
15,8
80 und älter
4,4
4,9
5,6
5,6
5,6
5,6
493.208
489.335
508.775
517.838
528.540
539.348
davon
18 bis 65
davon
über 65
davon
Anzahl der Gesamtbevölkerung
Quelle: Amt für Statistik und Wahlen
Sozialreport Leipzig 2014
Infolge der räumlich differenzierten Einwohnerentwicklung verändert sich das Durchschnittsalter der Bevölke
rung stadträumlich unterschiedlich. Ortsteile mit hohem und weiter steigendem Durchschnittsalter am Stadt
rand und in den durch Großsiedlungen geprägten Ortsteilen, stehen jungen und sich verjüngenden Ortsteilen
in der inneren Stadt gegenüber. Das Durchschnittsalter variiert in den Ortsteilen zwischen 35,3 Jahre in
Schleußig und 55,2 Jahre in Grünau-Ost. Den größten Rückgang des Durchschnittsalters verzeichnen jene
Ortsteile, die in den vergangenen Jahren starken Zuzug zu verzeichnen hatten. So ging der Altersdurch
schnitt innerhalb der letzten fünf Jahre in Zentrum-Ost, Zentrum-Südost, Plagwitz und Lindenau um 2 Jahre
und mehr zurück. Parallel dazu stieg das Durchschnittsalter in Schönau, Heiterblick und Miltitz um 3 Jahre
und mehr.
In der Überschneidung der Einwohnerentwicklung insgesamt und der Entwicklung des Durchschnittsalters im
Zeitraum von 2003 bis 2013 wird deutlich, dass fast alle innerstädtischen Ortsteile weiterhin an Einwohnern
gewinnen und sich zugleich verjüngen. Das sind die Gebiete, die durch Zuzug Jüngerer und im städtischen
Vergleich teils hohe Geburtenzahlen auffallen. Die durch Großsiedlungen gekennzeichneten Ortsteile im
Übergangsbereich von innerer Stadt zum Stadtrand sowie die randstädtischen Ortsteile sind durch Alterung
gekennzeichnet. Während im überwiegenden Teil der randstädtischen, ländlich geprägten Ortsteile zwischen
2003 und 2013 dabei die Einwohnerzahl vor allem durch innerstädtische Umzüge wuchs, haben die durch
Großsiedlungen geprägten Ortsteile wie z. B. die Grünauer Ortsteile aber auch das Zentrum deutlich an Ein
wohnern verloren.
18
Sozialreport Leipzig 2014
Karte 3.2
Altersdurchschnitt 2013 und Entwicklung des Altersdurchschnitts 2008 – 2013 nach
Ortsteilen
Sozialreport Leipzig 2014
19
Karte 3.3
Entwicklung des Durchschnittsalters im Verhältnis zur Entwicklung der Bevölkerung
in den Ortsteilen 2013 gegenüber 2003
Tabelle 3.3
Bevölkerungsvorausschätzung bis 2032 nach Altersgruppen
Ist-Wert
Altersgruppe in
Jahren
2013
absolut
unter 18
längerfristige
Vorausschätzung
mittelfristige Vorausschätzung
2018
in %
absolut
2025
in %
absolut
2032
in %
absolut
in %
76.420
14
87.638
16
95.600
16
96.011
16
0 - unter 6
31.557
6
35.102
6
34.803
6
33.459
6
6 - unter 18
44.524
8
52.536
9
60.797
10
62.553
10
347.627
65
355.673
63
364.052
62
366.431
61
18 - unter 25
44.524
8
42.875
8
44.421
8
47.037
8
25 - unter 45
168.927
31
175.673
31
175.732
30
168.675
28
45 - unter 55
72.589
14
71.447
13
72.478
12
82.983
14
55 - unter 65
61.587
11
65.678
12
71.422
12
67.736
11
115.3301
21
120.363
21
125.233
21
135.593
23
65 - unter 80
85.282
16
82.527
15
79.985
14
90.295
15
80 und älter
30.019
6
37.835
7
45.249
8
45.297
8
539.248
100
563.674
100
584.886
100
598.036
100
davon
18 bis 65
davon
über 65
davon
Gesamt
Quelle: Amt für Statistik und Wahlen
20
Sozialreport Leipzig 2014
Sozialreport Leipzig 2014
Die Bevölkerungsvorausschätzung der Stadt Leipzig von 2013 geht von einem weiteren Einwohnerzuwachs
auf rund 598.000 Einwohner im Jahr 2032 aus. Dabei wachsen mittelfristig die Zahl und der Anteil der unter
18-Jährigen stark, während bei den 18- bis unter 65-Jährigen und den über 65-Jährigen zwar die Einwohner
zahl, nicht aber ihr Anteil an der Gesamtbevölkerung wächst. So steigt die Zahl der unter 18 Jährigen bis
2025 um 22.000 Einwohner, wobei vor allem die Zahl der Schüler/-innen (6- unter 18-Jährige) zunimmt. In
der längerfristigen Perspektive bleibt die Zahl der unter 18-Jährigen und der 18- bis unter 65-Jährigen etwa
stabil, während die Zahl und der Anteil der über 65-Jährigen stark steigt. Dabei wird der größte Zuwachs bei
den über 80-Jährigen erfolgen.
3.4
Haushaltsstruktur
Für den Wohnungsmarkt ist neben der Einwohnerentwicklung die Betrachtung der Zahl der Haushalte be
deutsam, da Haushalte als Nachfrager auf dem Wohnungsmarkt auftreten. Die vom Amt für Statistik und
Wahlen ermittelte2 Zahl der Haushalte 2013 betrug 310.279 Haushalte.
Tabelle 3.4
Anzahl der Haushalte nach Haushaltsgröße 2008 bis 2013
2008
Haushalte
2009
2010
2011
2012
2013
Veränderung
2008-2013
285.705
288.444
289.870
294.810
303.465
310.279
8,6 %
142.316
144.644
145.369
149.474
157.221
162.391
14,1 %
2 Personen
88.371
89.335
89.969
90.898
92.148
93.330
5,6 %
3 Personen
34.503
33.989
33.740
33.342
32.571
32.420
- 6,0 %
4 Personen und mehr
20.515
20.456
20.792
21.096
21.525
22.138
7,9 %
1,79
1,78
1,78
1,78
1,76
1,75
darunter mit
1 Person
Durchschnittliche Haushaltsgröße
Quelle: Statistisches Landesamt Sachsen, Amt für Statistik und Wahlen
Sozialreport Leipzig 2014
Seit 2008 ist die Zahl der Haushalte um 8,6 % gewachsen, wobei sie entsprechend der Einwohnerentwick
lung besonders in den letzten drei Jahren stieg. Mehr als die Hälfte der Haushalte sind Einpersonenhaushalte
(52,3 %). Da die Zahl der Einpersonenhaushalte seit 2008 um 14,1 % zunahm, erhöhte sich auch der Anteil
an allen Haushalten (+2,5 %-Punkte). Zugleich verringerte sich die durchschnittliche Haushaltsgröße von
1,79 auf 1,75 Personen je Haushalt. Auch die Zahl der Mehrpersonenhaushalte insgesamt stieg seit 2008 an.
Dabei treten Unterschiede zwischen den Haushaltsgrößen auf. Während die Zahl der Zweipersonenhaushal
te und der großen Haushalte mit 4 und mehr Personen jeweils über 5 % wuchs, ging die Zahl der Dreiperso
nenhaushalte um 6,0 % zurück. Entsprechend verringerte sich ihr Anteil an allen Haushalten um 1,7 %-Punk
te.
2
Das Amt für Statistik und Wahlen der Stadt Leipzig generiert regelmäßig Strukturdaten für die Leipziger Haushalte aus den Daten des
Einwohnerregisters. Hier fließen neben den Einwohnern mit Hauptwohnsitz in Leipzig auch die mit Nebenwohnsitz ein. Außen vor
gelassen werden Bewohner von Alten-, Pflege- und Kinderheimen sowie Justizvollzugsanstalten. Die in Studentenheimen lebenden
Einwohner werden hingegen als Einpersonenhaushalte gewertet.
Sozialreport Leipzig 2014
21
Abb. 3.7
Anteil der Haushalte nach Haushaltsgröße 2008 bis 2013
100%
Anteil der Haushalte nach
Haushaltsgröße
90%
7,2
7,1
7,2
7,2
7,1
7,1
12,1
11,8
11,6
11,3
10,7
10,4
30,9
31,0
31,0
30,8
30,4
30,1
49,8
50,1
50,1
50,7
51,8
52,3
2008
2009
2010
2011
2012
2013
80%
70%
60%
50%
40%
30%
20%
10%
0%
Jahr
4 Personen und mehr
3 Personen
2 Personen
1 Person
Quelle: Amt f ür Statistik und Wahlen
3.5
Sozialreport Leipzig 2014
Wohnungsbestand und Leerstand
2013 wurden in Leipzig 1.441 Wohnungen fertiggestellt, etwa 400 mehr als im Jahr zuvor. 40 Prozent der
neuen Wohnungen entstanden in bestehenden Wohngebäuden etwa durch Wohnungsteilung oder Dachge
schossausbau. Ein Drittel der Wohnungen wurden als neue Ein- und Zweifamilienhäuser errichtet, 353 Woh
nungen entstanden in neu errichteten Mehrfamilienhäusern. Zugleich wurden in Leipzig 2013 101 Wohnungs
abgänge registriert.
Abb.3.8
Entwicklung von Baufertigstellungen und Wohnungsabgängen von 2000 bis 2013
4.500
4.000
3.500
2.500
782
1.556
1.069
927
1.290
308
2004
2005
2006
2007
2008
2009
2010
2011
2012
0
2000
1.441
101
1.016
2.080
2003
1.066
396
881
1.231
2002
914
215
1.112
1.128
2001
661
131
1.298
1.731
500
253
1.000
984
1.687
2.525
1.500
798
2.000
4.079
Wohnungen
3.000
2013
Jahr
Baufertigstellungen
Quelle: Statistisches Landesamt Sachsen, Amt f ür Statistik und Wahlen
Wohnungsabgänge
Sozialreport Leipzig 2014
2013 umfasste der Wohnungsbestand in Leipzig 330.703 Wohnungen. Mit 87,8 % befand sich der überwie
gende Anteil der Wohnungen in Mehrfamilienhäusern, 12,2 % in Ein- und Zweifamilienhäusern. Gemessen
an der Zahl der Räume – dabei zählt die Statistik die Küche als Wohnraum – dominieren in Leipzig mit je
weils über 100.000 Wohnungen die 3- und 4-Raum-Wohnungen. Zusammen machen dieses zwei Drittel des
Wohnungsbestands aus. Etwa 63.000 Wohnungen sind kleinere Wohnungen mit einem Raum (16.287) oder
22
Sozialreport Leipzig 2014
zwei Räumen (46.569). Darüber hinaus gibt es mehr als 36.700 5-Raum-Wohnungen und 19.200 Wohnun
gen mit sechs Räumen und mehr. Dabei nahmen in den vergangenen beiden Jahren die Zahl der kleinen
Wohnungen mit nur einem Raum sowie die der großen Wohnungen mit 5 Räumen und mehr stärker zu als
Wohnungen mittlerer Größe.
Zum Zensusstichtag im Mai 2011 wurden in Leipzig knapp 40.000 leerstehende Wohnungen registriert, was
einer Leerstandsquote von etwa 12 % entsprach. Vor dem Hintergrund der Einwohnerentwicklung und der
Bau- und Sanierungstätigkeit wird geschätzt, dass der Leerstand auf ca. 27.000 zurückgegangen ist, was ei
ner Leerstandsquote von ca. 8 % entspricht.
Abb. 3.9
Wohnungsbestand nach Raumzahl am 31.12.2013
Anzahl der Wohnräume
6 Räume und mehr
19.239
5 Räume
36.721
4 Räume
102.437
3 Räume
109.450
2 Räume
46.569
1 Raum
16.287
0
20.000
40.000
60.000
80.000
100.000
120.000
Wohnungen
Quelle: Statistisches Landesamt Sachsen, Amt f ür Statistik und Wahlen
3.6
Mietpreise und Wohnfläche
Abb. 3.10
Entwicklung der durchschnittlichen Kalt- und Gesamtmiete 2001 bis 2013
8,00
7,00
Miete in € je m²
Sozialreport Leipzig 2014
6,00
6,76
6,90
6,92
6,95
7,12
7,08
7,20
7,23
4,67
4,86
4,83
4,98
4,98
5,12
5,00
5,15
5,08
2005
2006
2007
2008
2009
2010
2011
2012
2013
6,53
6,53
4,82
2003
6,39
4,73
5,00
4,00
3,00
2,00
1,00
0,00
2001
Jahr
Kaltmiete (in €/m²)
Quelle: Kommunale Bürgerumf ragen, Amt f ür Statistik und Wahlen
Sozialreport Leipzig 2014
Gesamtmiete* (in €/m²)
Sozialreport Leipzig 2014
23
Die Kommunale Bürgerumfrage ermittelt über die Befragung von Leipziger Haushalten deren Ausgaben für
die Kosten ihrer Wohnung. Damit bilden die ermittelten durchschnittlichen Mietpreise die Bestandsmiete ab.
Laut Kommunaler Bürgerumfrage 2013 betrug die durchschnittliche Nettokaltmiete 5,08 €/m², die Gesamt
miete (inkl. Heizungs- und sonstige Nebenkosten) 7,23 €/m². In der längerfristigen Perspektive stiegen so
wohl die Nettokaltmiete als auch die Gesamtmiete. Während die durchschnittliche Nettokaltmiete je Quadrat
meter seit 2003 um knapp 7 % anstieg, verteuerte sich die durchschnittliche Gesamtmiete je Quadratmeter
um mehr als 10 %.
Abb. 3.11
Durchschnittliche Mietbelastung nach Haushaltstypen 2013
insgesamt
35
Rentnerpaare
28
Haushaltstyp
alleinstehende Rentner
39
Paare ohne Kinder
27
Paare mit Kindern
25
Alleinerziehende
38
Singles
39
0
5
10
15
20
25
30
35
40
45
Anteil der Gesamtmiete am Haushaltsnettoeinkommen in %
Quelle: Kommunale Bürgerumf ragen, Amt f ür Statistik und Wahlen
Sozialreport Leipzig 2014
Die Gesamtmiete (inkl. Heiz- und sonstigen Betriebskosten) betrug 2013 durchschnittlich 425 €. Ein Leipziger
Haushalt wendet – wie in den letzten Jahren – im Durchschnitt weiterhin rund ein Drittel seines Nettoeinkom
mens für die Gesamtmiete der Wohnung auf3. Die durchschnittliche Mietbelastung stellt sich für die verschie
denen Haushaltstypen unterschiedlich dar. Paare mit und ohne Kinder sowie Rentnerpaare müssen, wie in
den Vorjahren, lediglich 25-28 % ihres monatlichen Haushaltsnettoeinkommens für die Gesamtmiete aufwen
den. Die Mietbelastung für Alleinerziehende, Singles und alleinstehende Rentner ist mit 38-39 % deutlich hö
her.
Während die Kommunale Bürgerumfrage Informationen zur Bestandsmiete bietet, liefern die Angaben des
Immobilienverbandes Deutschland (IVD) Informationen zu den Neuvermietungsmieten. Da jährliche Schwan
kungen auftreten, ist die Entwicklung über mehrere Jahre zu betrachten.
Die vom IVD ermittelten Neuvermietungsmieten sind vor allem seit 2010 gestiegen, wobei deutliche Unter
schiede zwischen den Wohnungen verschiedenen Baualters und Wohnwertes bestehen. Die höchsten Mie
ten und die größten Anstiege (seit 2010) sind bei Wohnungen im nach 1990 errichteten Neubau mit gutem
Wohnwert und bei Wohnungen im Neu- und vor 1948 errichteten Altbau mit sehr gutem Wohnwert zu ver
zeichnen. 2013 lagen die durchschnittlichen Neuvermietungsmieten im Neubau mit gutem Wohnwert und im
Altbau mit sehr gutem Wohnwert bei 8,40 €/m². Wohnungen mit sehr gutem Wohnwert im Neubau kosteten
im Durchschnitt 10,00 €/m². Deutlich darunter liegt die durchschnittliche Neuvermietungsmiete für Neubau
wohnungen mit mittlerem Wohnwert (6,50 €/m²) sowie Altbauwohnungen mit einfachem (4,40 €/m²), mittle
rem (5,20 €/m²) und gutem Wohnwert (6,50 €/m²). Für diese Wohnungen fällt der Mietpreisanstieg geringer
aus als für die zuvor genannten.
3
Bei der Befragung im Rahmen der Kommunalen Bürgerumfrage zählen Empfänger von Sozialleistungen diese oftmals nicht zum
Nettohaushaltseinkommen hinzu, so dass aufgrund dieser statistischen Fehlerquelle das ermittelte durchschnittliche
Nettohaushaltseinkommen sinkt und die Mietbelastung steigt. Mit zunehmender Zahl der Transferempfängerhaushalte vergrößert sich
der Einfluss dieser Fehlerquelle.
24
Sozialreport Leipzig 2014
Abb. 3.12
Nettokaltmieten bei Neuvermietung 2006 – 2013
9,00
Neubau (ab 1991)
Altbau (bis 1948)
Nettokaltmiete in € je m²
8,00
sehr guter Wohnw ert
guter Wohnw ert
mittlerer Wohnw ert
einfacher Wohnw ert
7,00
6,00
5,00
4,00
3,00
2,00
1,00
0,00
2006
2007
2008
2009
2010
2011
2012
2013
Jahr
Quelle: Immobilienv erband Deutschland
Sozialreport Leipzig 2014
Die durchschnittliche Wohnfläche je Einwohner/-in ist laut Kommunaler Bürgerumfrage seit 2003 Jahre um
5,5 m² auf 47,6 m² im Jahr 2013 gewachsen. Ursache für den Anstieg ist einerseits die wachsende Zahl von
Einpersonenhaushalten, die pro Kopf über die größte Wohnfläche verfügen (2013: 59,5 m²). Andererseits
stieg auch in den Mehrpersonenhaushalten die durchschnittliche Wohnfläche je Einwohner/-in.
Tabelle 3.5
Haushalte
mit
Durchschnittliche Wohnfläche je Einwohner/-in in m² 2001 bis 2013 nach
Haushaltsgröße
2001
2002
2003
2005
2006
2007
2008
2009
2010
2011
2012
2013
1 Person
54,3
56,0
54,3
52,7
55,9
53,9
54,6
55,4
55,7
56,1
57,4
59,5
2 Personen
37,0
34,0
36,2
35,1
36,4
36,6
37,2
37,6
36,9
37,7
38,5
38,2
3 Personen
27,9
28,0
28,2
28,6
28,7
29,5
30,0
30,6
30,0
29,9
30,1
30,6
4 und mehr
Personen
23,7
24,7
25,3
25,8
25,9
28,2
27,3
26,1
26,5
26,7
27,1
26,5
Gesamt
41,4
42,1
42,1
41,6
42,2
44,4
44,8
45,6
45,4
46,3
47,0
47,6
Quelle: Amt für Statistik und Wahlen, Kommunale Bürgerumfrage
3.7
Sozialreport Leipzig 2014
Hilfe für Wohnungslose und von Wohnungslosigkeit bedrohte Menschen
Von Wohnungslosigkeit bedroht sind Menschen in Haushalten, deren Wohnraum durch eine Kündigung, eine
Räumungsklage oder einen noch nicht vollstreckten Räumungstitel oder eine unmittelbar bevorstehende
Zwangsräumung verloren zu gehen droht. Häufig sind diese Haushalte nicht in der Lage sich selbst zu hel
fen. Menschen gelten als wohnungslos, wenn sie nicht über einen vertraglich abgesicherten angemessenen
Wohnraum verfügen können, ein Obdach nur in wechselnden ungesicherten Unterkunftsverhältnissen, zum
Beispiel bei Freunden und Bekannten finden, oder gänzlich ohne Dach über dem Kopf im Freien übernach
ten. Wohnungslos sind auch alle durch die Stadt Leipzig notuntergebrachten Haushalte und Personen. Die
vorübergehende Notunterbringung alleinstehender Personen erfolgt in jeweils einem Übernachtungshaus für
Männer und Frauen.
Sind Familien mit Kindern von einem Räumungstermin betroffen und wurde bis zur Zwangsräumung, auch
mit sozial dienstlicher Unterstützung, keine neue Unterkunft gefunden, erfolgt die temporäre Notunterbrin
gung in Wohnungen. Diese Wohnungen werden vom Sozialamt als sogenannte Gewährleistungswohnungen
angemietet und Haushalten mit Kindern, zur befristeten Nutzung zur Verfügung gestellt.
Sozialreport Leipzig 2014
25
Tabelle 3.6
Von Wohnungslosigkeit bedrohte Haushalte 2004 bis 2013 nach der Stufe der
Bedrohung
Stufen der Bedrohung
2004
Räumungsklagen
1.273
1.210
987
943
1.081
1.177
1.178
1.210
1.306
1.300
775
828
665
630
704
786
810
897
876
896
Räumungstermine
2005
2006
2007
2008
2009
2010
2011
Quelle: Sozialamt
2012
2013
Sozialreport Leipzig 2014
Im Jahr 2013 wurden 1.300 Räumungsklagen erfasst, 6 weniger als im Vorjahr. Die Zahl der Räumungster
mine betrug 896, 20 mehr als 2012. In den Jahren 2008 bis 2011 war ein deutlicher Anstieg, der über das Ni
veau von 2004 hinausgeht, zu verzeichnen.
Tabelle 3.7
Notunterbringung für obdachlose Frauen, Männer und Kinder 2007 bis 20134
Notunterbringung für Obdachlose
untergebrachte Personen insgesamt
2007
2008
2009
2010
2011
2012
2013
266
251
237
252
231
189
180
männlich
30
31
27
20
21
23
22
weiblich
20
16
17
14
17
10
13
24
29
25
24
23
10
11
männlich
20
26
23
22
20
7
9
weiblich
4
3
2
2
3
2
2
männlich
5
7
5
8
8
0
0
weiblich
1
0
0
0
0
0
0
186
168
163
186
162
147
134
bis unter 18 Jahre
70
55
52
73
66
62
61
18 Jahre oder älter
116
113
111
113
96
85
73
männlich
60
56
59
59
47
37
32
weiblich
56
57
52
54
29
48
41
davon
Übernachtungshäuser für Erwachsene (75 Plätze)
davon
Notschlafstelle für Erwachsene (25 Plätze)
davon
Nachtcafé für Erwachsene
davon
Gewährleistungswohnungen
davon
Quelle: Statistisches Landesamt Sachsen, Sozialamt
Sozialreport Leipzig 2014
Für obdachlose Personen stehen mehrere Einrichtungen als Übernachtungshäuser (getrennt nach Ge
schlechtern) und eine Notschlafstelle für drogenabhängige Frauen und Männer ganzjährig zur Verfügung. In
den so genannten Gewährleistungswohnungen werden hauptsächlich Mehrpersonenhaushalte mit Kindern
vorübergehend untergebracht.
2013 wurden im täglichen Durchschnitt 180 obdachlose Personen notuntergebracht. Dies betraf auch 61 Kin
der und Jugendliche. Die Anzahl der Personen in Übernachtungs-häusern bewegt sich mit 35 Personen im
Jahr 2013 auf Vorjahresniveau. In der Notschlafstelle für drogenabhängige Personen „Alternative I“ erhielten
im täglichen Durchschnitt 9 Männer und 2 Frauen eine Notunterkunft.
Die Anzahl der in Gewährleistungswohnungen notuntergebrachten Personen konnte weiter reduziert werden.
Waren im Jahresmittel 2010 täglich noch 186 Personen untergebracht so waren es im Jahr 2013 im Durch
schnitt nur noch 134 Personen.
4
Da die Belegung Schwankungen unterliegt, wurden für die Jahreswerte jeweils Mittelwerte aus der Belegung zum Stichtag am
Monatsende verwendet.
26
Sozialreport Leipzig 2014
Tabelle 3.8
Integration von Wohnungsnotfällen 2006 bis 2013
Art der Integration
2006
2007
2008
2009
2010
2011
2012
Haushalte im ambulant betreuten Wohnen
gemäß § 67 SGB XII
191
196
184
181
194
195
203
Personen, die Beratungen in Anspruch
nahmen
488
569
539
504
583
688
603
281
375
349
320
404
515
402
2013
201
darunter
Personen mit erstmaliger Beratung
Wohnungsnotfälle, die Beratungen in
Anspruch nahmen
1.837
darunter
Wohnungsnotfälle mit erstmaliger Beratung
Quelle: Sozialamt
1.438
Sozialreport Leipzig 2014
Ziel der sozialen Beratung und persönlichen Hilfe für wohnungslose oder von Wohnungslosigkeit bedrohter
Haushalte ist die Verhinderung von Wohnverlusten. Wohnungslose Personen werden aktiv in vertraglich ab
gesicherte angemessene Wohnverhältnisse integriert. Damit sollen auch die besonderen sozialen Schwierig
keiten der Leistungsberechtigten überwunden oder zumindest eine weitere Verschlimmerung der sozialen
Schwierigkeiten verhütet werden. Ein wichtiges Instrument zur Überwindung besonderer sozialer Schwierig
keiten sind Maßnahmen des Ambulant betreuten Wohnens. Diese Form der individuellen sozialen Betreuung
erfolgt in Wohnprojekten oder direkt in den Wohnungen der betreffenden Haushalte. 2013 wurden im Durch
schnitt 201 Haushalte betreut. Die Anzahl bewegt sich damit weiter auf dem Niveau der Vorjahre.
2012/2013 erfolgte eine Neuausrichtung der inhaltlichen Arbeit der städtischen Wohnungsnotfallarbeit. Die
Aufgaben des Sozialdienstes und der Beratungsstelle „Vier Wände“ wurden erweitert. Neben der Beratung
überwiegend alleinstehender wohnungsloser Personen werden nun auch alle Haushalte beraten und aufge
sucht, denen der Wohnungsverlust unmittelbar z.B. auf Grund einer Zwangsräumung bevorsteht. Obdachlo
sigkeit soll verhindert werden. Darüber hinaus betreut der Sozialdienst auch diejenigen Haushalte welche
vorübergehend in den Gewährleistungswohnungen notuntergebracht wurden. Die Notunterbringung soll stets
nur so kurz wie möglich erfolgen. Wohnungslose Personen sollen aktiv in den Wohnungsmarkt integriert wer
den.
Der Sozialdienst bearbeitet nun auch eine erhebliche Anzahl an Mehrpersonenhaushalten. In der Berichter
stattung werden neu alle Wohnungsnotfälle/Haushalte gezählt und von der Zählung einzelner Personen die
Beratungen in Anspruch nahmen abgesehen. 2013 wurden im Jahresverlauf 1.837 Wohnungsnotfälle/Haus
halte bearbeitet. 1.438 Fälle wurden erstmalig als Wohnungsnotfall bekannt.
Sozialreport Leipzig 2014
27
4.
Lebensunterhalt
Zusammenfassung
Das durchschnittliche Haushaltsnettoeinkommen lag 2013 mit 1.549 € um 46 € höher als im Jahr 2012. Das
durchschnittliche persönliche Nettoeinkommen (Median) betrug im Jahr 2013 insgesamt 1.152 € und lag da
mit um 17 € höher als im Jahr 2012.
Die Einkommensunterschiede haben sich im Jahr 2013 etwas erhöht. Während die Einkommen der einkom
mensschwächsten 20 Prozent um 1,1 % anstiegen, legten die Einkommen der einkommensstärksten 20 Pro
zent um 7,2 % zu. Der Einkommensunterschied zwischen Männern und Frauen hat sich von 278 € (2012) auf
283 € (2013) erhöht.
16,8 % der Leipziger/-innen sind relativ einkommensarm (2012: 16,0 %), da ihr Einkommen unterhalb der Ar
mutsgefährdungsschwelle (60 % des durchschnittlichen Äquivalenzeinkommens) liegt.
Die Zahl der Arbeitslosen hat sich weiter verringert. Die Arbeitslosenquote, bezogen auf alle zivilen Erwerbs
personen, lag Ende 2013 bei 10,3 % und war somit niedriger als Ende 2012 (10,8 %).
Der Anteil der Einwohner/-innen, die ihren überwiegenden Lebensunterhalt aus Erwerbs- oder Berufstätigkeit
bezieht, betrug 2013 insgesamt 44,4 % und ist damit gegenüber dem Vorjahr um 0,7 Prozentpunkte ange
stiegen. Der Anteil derer, die überwiegend von staatlichen Unterstützungen, wie Arbeitslosengeld, Sozialgeld,
Grundsicherung u.ä. leben, hat sich im Jahr 2013 weiter verringert auf 9,8 % (2012: 10,3 %).
Die Zahl der Leistungsempfänger/-innen nach SGB II hat sich auch im Jahr 2013 auf den bisher niedrigsten
Jahreswert verringert. Insgesamt erhielten 70.731 Personen derartige Leistungen, das waren 16,6 % aller
Einwohner/-innen unter 65 Jahre. 27,0 % aller Kinder unter 15 Jahren bezogen im Jahr 2013 Sozialgeld (Vor
jahr: 27,9 %). Insgesamt 1.152 Personen erhielten 2013 Hilfe zum Lebensunterhalt, das sind 9,9 % mehr als
im Vorjahr (1.048). Die Zahl der Empfänger/-innen von Grundsicherung im Alter und bei Erwerbsminderung
ist auf 3.818 angestiegen (2012: 3.691).
Mindestens ein Antrag auf Bildung und Teilhabe wurde 2013 für 19.389 Kinder, Jugendliche und junge Er
wachsene gestellt, in etwa so viele wie 2012. Im Vergleich zu 2012 wurden 2013 insgesamt weniger Leistun
gen bewilligt.
Die Anzahl der Schuldnerberatungen hat sich von 2007 bis 2013 mehr als verdoppelt. Beratungen mit kom
plexen Schuldenproblematiken nehmen zu.
Insgesamt 61.221 Personen nutzten 2014 den Leipzig-Pass (2013: 62.447). Das waren 11,1 % der
Leipziger/-innen.
4.1
Einkommensentwicklung
Alle Aussagen zur Entwicklung der Einkommen beruhen auf den Ergebnissen der kommunalen Bürgerumfra
gen zum Haushaltseinkommen. Dabei ist zu beachten, dass in die kommunalen Bürgerumfragen nur Perso
nen mit Hauptwohnsitz in Leipzig im Alter von 18 bis zu 85 Jahren einbezogen werden. Bei der Bewertung
der Ergebnisse der Bürgerumfragen sind Veränderungen in der Erhebung der Einkommensdaten zu berück
sichtigen. In den Jahren bis 2006 wurde das genaue Einkommen erfragt. Seit 2008 wurde die Zugehörigkeit
zu einer von 20 Einkommensgruppen erfragt. Damit wurde, wenn auch mit Einschränkungen, die Berech
nung von durchschnittlichen Einkommen wieder möglich.
Tabelle 4.1
Entwicklung des Haushaltsnettoeinkommens 2001 bis 2013 nach Haushaltsgröße
Haushaltsgröße
Haushalte insgesamt
2001
2003
2005
2006
2008
2009
2010
2011
2012
2013
mittleres Haushaltsnettoeinkommen in € (Median)
1.534
1.436
1.450
1.400
1.379
1.427
1.414
1.414
1.503
1.549
1
1.023
995
890
971
983
1.081
1.062
1.051
1.074
1.148
2
1.790
1.800
1.800
1.800
1.827
1.835
1.872
1.881
2.019
2.054
3
2.124
2.154
2.200
2.015
2.371
2.298
2.346
2.292
2.490
2.581
4 und mehr
2.408
2.381
2.400
2.400
2.605
2.436
2.830
2.662
3.048
3.036
Personen im Haushalt
Quelle: Amt für Statistik und Wahlen, Kommunale Bürgerumfrage
28
Sozialreport Leipzig 2014
Sozialreport Leipzig 2014
Im Jahr 2013 betrug das durchschnittliche monatliche Haushaltsnettoeinkommen in der Stadt Leipzig 1.549 €
und lag damit um 46 € höher als im Jahr 2012. Der Anstieg des durchschnittlichen Haushaltsnettoeinkom
mens ist bei allen Haushaltsgrößen außer bei den Haushalten mit 4 und mehr Personen, wenn auch mit un
terschiedlichen Zuwachsraten, zu verzeichnen.
Abb. 4.1
Monatliches Haushaltsnettoeinkommen 2013 nach vorwiegender Einkommensquelle,
Haushaltstyp und Haushaltsgröße
Gesamt
1.549
Erw erbstätigkeit
vorw ie ge nde
Einkom m ensquelle
2.006
Arbeitslosenbezüge
681
Rente
1.373
Singles (unter 65 Jahre)
1.162
Alleinerziehende
1.426
Paare mit Kind(ern)
Haushalts typ
2.877
Paare ohne Kind(er)
2.460
Alleinstehende Rentner
1.126
Rentnerpaare
1.896
1
1.148
2
Haus halts größe
(Pers one n)
2.054
3
2.581
4 und mehr
3.036
0
500
1000
1500
2000
2500
3000
3500
m onatliches Haus haltsnettoeink om m e n in €
Quelle: Amt f ür Statistik und Wahlen, Kommunale Bürgerumf rage
Sozialreport Leipzig 2014
Teilweise beachtliche Einkommensunterschiede bestehen nicht nur hinsichtlich der Haushaltsgröße, sondern
auch zwischen verschiedenen Haushaltstypen.
Der Anteil der einzelnen Einkommensgruppen an allen Leipziger Haushalten hat sich in den letzten Jahren
nur geringfügig verändert. Tendenziell sinkt der Anteil der unteren Einkommensgruppen leicht, während der
Anteil der oberen Einkommensgruppen ansteigt. Im Jahr 2013 verfügten 29 % aller Haushalte monatlich über
weniger als 1.100 €, während in 12 % der Haushalte mindestens 3.200 € pro Monat zur Verfügung standen.
Abb. 4.2
Entwicklung der monatlichen Haushaltsnettoeinkommen 2003 bis 2013
100%
90%
6
7
7
7
8
9
8
10
12
14
11
11
11
11
12
12
13
48
44
47
50
47
46
46
46
33
36
35
36
32
33
33
31
29
2003
2005
2006
2008
2009
2010
2011
2012
2013
12
80%
Anteil
70%
60%
46
50%
40%
30%
20%
10%
0%
Jahr
3.200 € u. mehr
2.300 bis unter 3.200 €
Quelle: Amt f ür Statistik und Wahlen, Kommunale Bürgerumf rage
1.100 bis unter 2.300 €
bis unter 1.100 €
Sozialreport Leipzig 2014
Das durchschnittliche persönliche Nettoeinkommen (Median) betrug im Jahr 2013 insgesamt 1.152 € und lag
damit um 17 € höher als im Jahr 2012. Im Jahr 2013 betrug das durchschnittliche persönliche Nettoeinkom
Sozialreport Leipzig 2014
29
men der Männer 1.292 € (2012: 1.289 €) gegenüber einem durchschnittlichen Nettoeinkommen der Frauen
von 1.009 € (2012: 1.011 €).
Von großem Einfluss auf das persönliche Einkommen ist der Bildungsabschluss. In Leipzig verfügen Einwoh
ner/-innen mit einem Universitäts- oder Hochschulabschluss über ein durchschnittliches persönliches Netto
einkommen von 1.625 €. Leipziger/-innen mit Fachhochschulabschluss erreichen 1.596 €; Meister, Techniker
und Fachschulabsolventen erzielen 1.268 €. Bei Einwohnern mit Berufsausbildung einschließlich Teilfachar
beitern liegt das Nettoeinkommen bei durchschnittlich 1.120 €. Bei Personen ohne Berufsabschluss (einschl.
noch in Ausbildung befindlichen Personen) liegt das Nettoeinkommen bei 520 €.
4.2
Einkommensarmut
Aussagen zu relativer Einkommensarmut sind auf Basis der Nettoäquivalenzeinkommen möglich. Die Ar
mutsgefährdungsquote gibt dabei den Anteil der Personen an, die über ein Äquivalenzeinkommen von weni
ger als 60 % des durchschnittlichen Äquivalenzeinkommens (Median) der Bevölkerung verfügen. Aus metho
dischen Gründen wird für die Angaben zur Armutsgefährdungsquote auch auf Daten aus dem vom Statisti
schen Landesamt durchgeführten Mikrozensus zurückgegriffen, die auch für die 15 größten deutschen Städ
te ermittelt und veröffentlicht werden. In Auswertung der Ergebnisse des Zensus 2011 wurden auch die bis
her veröffentlichten Angaben zur Armutsgefährdungsquote für die Jahre 2011 und 2012 korrigiert.
Bezogen auf die 60 %-Grenze des Leipziger Äquivalenzeinkommens ergibt sich für die Stadt Leipzig im Jahr
2013 eine Armutsgefährdungsquote von 16,8 %. Die Armutsgefährdungsquote lag somit höher als in den
Vorjahren, aber deutlich unter dem Höchststand von 2009 (19,1 %).
Die Einkommen in Leipzig sind sowohl niedriger als im Durchschnitt des Freistaates Sachsen als auch im ge
samtdeutschen Durchschnitt. Dies führt dazu, dass die Armutsgefährdungsquoten, bezogen auf den sächsi
schen bzw. den gesamtdeutschen Median der Äquivalenzeinkommen höher ausfallen. Legt man den sächsi
schen Landesmedian zugrunde, ergibt sich eine Armutsgefährdungsquote von 17,8 %; gemessen am Bun
desmedian liegt diese Quote sogar bei 25,1 %.
Abb. 4.3
Armutsgefährdungsquote in Leipzig 2005 bis 2013 (gemessen am Median der Stadt
Leipzig, dem Landesmedian des Freistaates Sachsen und dem Bundesmedian)
16,8
17,8
25,1
25,4
16,0
17,6
15,8
16,8
24,5
26,4
15,9
18,7
19,1
20,7
27,0
18,3
20,7
25,3
16,7
18,5
16,1
17,8
15,0
23,6
23,9
20,0
16,7
17,8
Quote in Prozent
25,0
27,2
30,0
10,0
5,0
,0
2005
2006
2007
2008
Median der Stadt Leipzig
Quelle: IT.NRW, Mikrozensus
2009
Jahr
2010
Landesmedian
2011
2012
2013
Bundesmedian
Sozialreport Leipzig 2014
In den letzten Jahren ist der Median des monatlichen Nettoäquivalenzeinkommens in der Stadt Leipzig ten
denziell wieder angestiegen, von 1.050 € im Jahr 2005 über 1.151 € im Jahr 2009 und 1.141 € im Jahr 2011
auf 1.267 € im Jahr 2013.
30
Sozialreport Leipzig 2014
Für ausgewählte Haushaltsarten ergeben sich rechnerisch folgende Armutsgefährdungsschwellen:
–
Einpersonenhaushalt:
–
Familien:
1 Erwachsene/r, 1 Kind unter 14 Jahren:
–
760 € (Vorjahr:
731 €)
988 € (Vorjahr:
951 €)
1 Erwachsene/r, 2 Kinder unter 14 Jahren:
1.216 € (Vorjahr: 1.170 €)
2 Erwachsene, 1 Kind unter 14 Jahren:
1.368 € (Vorjahr: 1.317 €)
2 Erwachsene, 2 Kinder unter 14 Jahren:
1.596 € (Vorjahr: 1.536 €)
2 Erwachsene, 3 Kinder unter 14 Jahren:
1.824 € (Vorjahr: 1.755 €)
Paare ohne Kinder:
1.140 € (Vorjahr: 1.097 €)
4.3
Einkommensunterschiede
Die Einkommensunterschiede haben sich im Jahr 2013 etwas erhöht. Während die Einkommen der einkom
mensschwächsten 20 Prozent von 793 € auf 802 € um 1,1 % angestiegen sind, legten die Einkommen der
einkommensstärksten 20 Prozent von 1.750 € auf 1.876 € und damit 7,2 % zu. Im Zeitraum 2008 bis 2013
sind die Einkommen der einkommensschwächsten 20 Prozent um insgesamt 10,6 % gestiegen, die der ein
kommensstärksten 20 Prozent um insgesamt 18,8 %. Damit haben sich die Unterschiede in den letzten Jah
ren geringfügig vergrößert. Im bundesweiten Vergleich sind die Einkommensunterschiede in Leipzig ver
gleichsweise gering. So haben die einkommensstärksten 20 Prozent in Leipzig etwas mehr als doppelt (2,3)
so viel Einkommen zur Verfügung als die einkommensschwächsten 20 Prozent. Im Bundesdurchschnitt ver
fügen die einkommensstärksten 20 Prozent dagegen über mehr als das Vierfache (4,3) als die einkommens
schwächsten 20 Prozent.
monatliches
Nettoäquivalenzeinkommen in €
Abb. 4.4
Entwicklung der Nettoäquivalenzeinkommen der niedrigsten 20 Prozent und der
höchsten 20 Prozent 2008 bis 2013 (Median in €)
1.800
1.578
1.600
1.616
1.676
1.678
1.750
1.400
1.200
1.000
725
741
752
771
793
2008
2009
2010
2011
2012
800
600
400
200
0
Jahr
einkommensschw ächste 20 Prozent
Quelle: Amt f ür Statistik und Wahlen, Kommunale Bürgerumf rage
einkommensstärkste 20 Prozent
Sozialreport Leipzig 2013
Auch regional sind innerhalb der Stadt Leipzig deutliche Einkommensunterschiede festzustellen. Im Stadtbe
zirk Nord war im Jahr 2013 mit 1.485 € das höchste Nettoäquivalenzeinkommen zu verzeichnen. Dieser Wert
lag 31,4 % höher als der niedrigste Stadtbezirksdurchschnitt mit 1.130 € im Stadtbezirk West
Sozialreport Leipzig 2014
31
Abb. 4.5
4.4
Nettoäquivalenzeinkommen in Leipzig 2013 nach Stadtbezirken (Median in Euro)
Einkommensquellen
Der Anteil der Leipziger/-innen, die ihren Lebensunterhalt vorwiegend aus Erwerbstätigkeit bestritten, ist in
den letzten Jahren tendenziell angestiegen und erreichte 2013 den bisherigen Höchstwert von 44,4 %. Der
Anteil der Leipziger/-innen, die überwiegend von staatlichen Unterstützungen, wie Arbeitslosengeld, Sozial
geld, Grundsicherung u.ä. leben, ist im Jahr 2013 weiter gesunken, auf 9,8 %. Knapp ein Viertel der Leipziger
Einwohner/-innen (23,8 %) lebte 2013, wie auch in den Vorjahren, überwiegend von Renten bzw. Pensionen.
Auch der Anteil der Personen, deren vorwiegende Einkommensquelle der Unterhalt durch Angehörige ist, ist
nahezu gleich geblieben und lag 2013 bei 17,5 %.
Tabelle 4.2
Bevölkerung 2001 bis 2013 nach der Quelle des überwiegenden Lebensunterhalts 5
Einkommensquelle
Erwerbs- / Berufstätigkeit
2001
2006
2008
2009
2010
2011
2012
2013
Anteil der Bevölkerungsgruppe an der Gesamtbevölkerung in %
39,8
39,8
41,0
42,4
43,0
43,9
43,7
44,4
0,0
12,4
13,5
12,8
11,7
10,6
10,3
9,8
Rente / Pension
27,1
24,9
24,5
24,2
24,4
24,8
24,3
23,8
Unterhalt durch Angehörige
19,3
17,9
16,7
16,7
16,9
17,0
17,3
17,5
5,2
5,0
4,3
4,3
4,1
3,7
4,4
4,4
Arbeitslosengeld einschl. Sozialgeld u.ä.
Sonstiges
Quelle: Statistisches Landesamt, Mikrozensus
4.5
Sozialreport Leipzig 2014
Arbeitslosigkeit
Seit dem Höchststand im Jahr 2005 hat sich die Zahl der Arbeitslosen von Jahr zu Jahr verringert und dies
bei ständig steigenden Einwohnerzahlen. Am Jahresende 2013 waren insgesamt 28.085 Personen als ar
beitslos gemeldet. Im Vergleich zum Jahresende 2012 hat sich die Zahl der Arbeitslosen um 578 Personen
5
Die Daten zu den Einkommensquellen der Leipziger/-innen, wie sie im Sozialreport dargestellt werden, basieren auf einer
personenbezogenen Auswertung der des Mikrozensus. Andere Veröffentlichungen des Amtes für Statistik und Wahlen nehmen eine
haushaltsbezogene Auswertung vor mit deutlich anderen Ergebnissen. So fällt der Anteil derer, deren vorwiegende Einkommensquelle
aus Erwerbsarbeit stammt, bei der haushaltsbezogenen Auswertung höher aus. Dies liegt darin begründet, dass zum Beispiel in einem
zwei-Personen-Haushalt geringe Arbeitslosengeldbezüge einer Person in Anbetracht eines höheren Erwerbseinkommens der anderen
Person bei der Abfrage nach der vorwiegenden Einkommensquelle nicht benannt werden.
32
Sozialreport Leipzig 2014
verringert. Die Arbeitslosenquote bezogen auf alle zivilen Erwerbspersonen betrug 10,3 %, Ende 2012 waren
es 10,8 %, Ende 2005 lag die Quote bei 19,2 %. Während die Arbeitslosenquote am Jahresende 2013 bei
den Männern bei 11,1 % lag, waren es bei den Frauen 9,4 %. Im Jahr 2013 hat sich die Zahl der arbeitslosen
Frauen stärker reduziert (- 327) als die der Männer (- 251).
Von den insgesamt 28.085 arbeitslos gemeldeten Personen waren 6.017 (21,4 %) Arbeitslose im Rechts
kreis SGB III und 22.068 (78,6 %) Arbeitslose im Rechtskreis SGB II.
Auch im Jahr 2013 hat sich der Anteil der Langzeitarbeitslosen (mindestens ein Jahr arbeitslos) an den Ar
beitslosen weiter verringert. Zum Jahresende 2013 waren in Leipzig 9.053 Langzeitarbeitslose registriert, das
waren 324 weniger als ein Jahr zuvor bzw. 32,2 % aller arbeitslos gemeldeten Leipziger/-innen (Vorjahr:
33,8 %).
Entwicklung der Anzahl der Arbeitslosen 2001 bis 2013
18
18
19
18
20
18
17
16
40.000
15
12
8
30.141
33.127
34.609
36.808
38.089
42.273
46.870
12
10
20.213
19.898
20.025
17.701
15.865
13.441
12.553
11.380
9.677
9.053
6
20.476
5.000
10
18.524
10.000
11
16.372
15.000
43.957
44.767
20.000
45.376
25.000
14
13
30.000
43.402
Personen
35.000
16
14
2001
2002
2003
2004
2005
2006
2007
2008
2009
2010
2011
2012
2013
0
4
Arbeitslosenquote in %
45.000
18
28.085
50.000
28.663
Abb. 4.6
2
0
Jahr
Arbeitslose insgesamt
Quelle: Statistik der Bundesagentur f ür Arbeit
dar. Langzeitarbeitslose
Arbeitslosenquote
Sozialreport Leipzig 2014
Kleinräumig betrachtet, ergeben sich innerhalb der Stadt Leipzig große Unterschiede bei der Arbeitslosigkeit.
Da für die Berechnung von Arbeitslosenquoten auf Ebene der Ortsteile oder Stadtbezirke die entsprechende
Bezugsbasis (zivile bzw. abhängige zivile Erwerbspersonen) nicht ermittelt werden kann, werden die Arbeits
losen dort in Bezug zur Bevölkerung im Alter von 15 bis 65 Jahren gesetzt. Der Anteil der arbeitslos gemelde
ten Personen an dieser Bevölkerungsgruppe reicht von 3,2 % im Ortsteil Baalsdorf bis zu 17,4 % in Volk
marsdorf. In 24 der 63 Ortsteile liegt der Anteil der Arbeitslosen über dem gesamtstädtischen Durchschnitt
von 7,9 %. Im Vergleich zum Vorjahr hat sich die Spreizung zwischen den Ortsteilen verringert und liegt bei
14,2 Prozentpunkten (2012: 14,5).
4.6
Unterbeschäftigung
Am Jahresende 2013 waren insgesamt 38.653 Personen in der Stadt Leipzig von Unterbeschäftigung (ohne
Kurzarbeit) betroffen. Das waren im Vergleich zum Vorjahr 1.470 Personen weniger. Die größte Gruppe der
Unterbeschäftigten bilden die 28.085 Arbeitslosen. Weitere 6.122Leipziger/-innen waren zum Jahresende
2013 nah am Arbeitslosenstatus, wurden aber nicht als arbeitslos gezählt. Dazu gehören hauptsächlich 1.697
Personen in beruflicher Weiterbildung, 1.210 Personen in Fremdförderung und 1.210 Personen in Arbeitsge
legenheiten.
In der Tabelle sind die verschiedenen Komponenten der Unterbeschäftigung detailliert dargestellt.
Sozialreport Leipzig 2014
33
Karte 4.1
Arbeitslose und Anteil der Arbeitslosen an den 15- bis unter 65-Jährigen 20136
6
Eine Auswertung der Arbeitslosenquote bezogen auf alle zivilen Erwerbspersonen (2013: 10,3 %) ist auf Ortsteilebene nicht möglich.
Deshalb wird für die kleinräumige Darstellung der Arbeitslosigkeit, der Anteil der Arbeitslosen bezogen auf die Bevölkerung im Alter
von 15 bis 65 Jahren dargestellt.
34
Sozialreport Leipzig 2014
Tabelle 4.3
unterbeschäftigte Personen in Leipzig im Dezember 2010 bis 2013
Aspekt der Unterbeschäftigung
Unterbeschäftigung (ohne Kurzarbeit)
2010
2.011
2012
2013
Personen
44.146
41.777
40.123
38.653
1.376
1.486
1.306
1.095
1.225
1.300
492
338
151
186
102
60
42.770
40.291
38.817
37.558
6.700
7.395
7.130
6.122
Berufliche Weiterbildung
2.312
1.848
1.871
1.697
Arbeitsgelegenheiten
3.894
1.780
1.685
1.195
151
16
-
-
Fremdförderung
.
836
1.042
1210
Beschäftigungsphase Bürgerarbeit
.
340
504
488
118
55
33
23
davon:
Personen, fern vom Arbeitslosenstatus in Maßnahmen,
die gesamtwirtschaftlich entlasten
darunter:
Gründungszuschuss
Einstiegsgeld - Variante: Selbständigkeit
Unterbeschäftigung im engeren Sinne
davon:
Personen, die nah am Arbeitslosenstatus sind
davon:
Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen
Beschäftigungszuschuss
Förderung von Arbeitsverhältnissen
x
x
85
131
Vorruhestandsähnliche Regelungen
3
1.618
960
518
222
902
950
860
36.070
32.896
31.687
31.436
2.943
2.755
3.024
3.351
Aktivierung u. berufliche Eingliederung
1.428
1.068
1.098
1.197
Vorruhestandsähnliche Regelung
1.515
1.687
1.926
2.154
33.127
30.141
28.663
28.085
kurzfristige Arbeitsunfähigkeit
Arbeitslosigkeit im weiteren Sinne
davon:
Personen, die im weiteren Sinne arbeitslos sind
davon:
Arbeitslosigkeit
Quelle: Statistik der Bundesagentur für Arbeit
4.7
Sozialreport Leipzig 2014
Empfänger/-innen von Leistungen der sozialen Mindestsicherung
Insgesamt 77.824 Leipziger Einwohner/-innen (14,6 % aller Einwohner/-innen) bezogen 2013 Leistungen der
sozialen Mindestsicherung. Nach Jahren ständigen Rückgangs ist die Empfängerzahl im Jahr 2013 geringfü
gig angestiegen, bedingt durch die wachsende Einwohnerzahl hat sich die Empfängerquote jedoch gegen
über dem Vorjahr um 0,3 Prozentpunkte verringert. Im Jahr 2006 bezogen noch 89.091 Personen bzw.
17,6 % der Bevölkerung Leistungen der sozialen Mindestsicherung. Je nach Rechtsgrundlage ist diese Ent
wicklung verschieden: während die Zahl der Empfänger/-innen von Leistungen nach dem SGB II rückläufig
ist, nimmt die Zahl der Empfänger/-innen nach SGB XII zu.
Neben den 70.731 Personen, die Leistungen nach SGB II erhalten, gab es 2013 insgesamt 5.531 Empfän
ger/-innen von Sozialhilfeleistungen nach SGB XII (Laufende Hilfe zum Lebensunterhalt außerhalb von Ein
richtungen und Grundsicherung im Alter und bei Erwerbsminderung) sowie 1.562 Empfänger/-innen von Re
gelleistungen nach dem Asylbewerberleistungsgesetz.
Sozialreport Leipzig 2014
35
Tabelle 4.4
Empfänger/-innen von Leistungen der sozialen Mindestsicherung in Leipzig
2006 bis 2013
Kennziffer
2006
2007
2008
2009
2010
2011
2012
2013
89.091
88.505
85.381
85.700
83.139
79.797
77.637
77.824
Leistungen nach SGB II
84.439
83.734
80.323
80.553
77.648
74.049
71.124
70.731
Sozialhilfe nach SGB XII
3.686
3.956
4.301
4.332
4.551
4.836
5.255
5.531
966
815
757
815
940
912
1.258
1.562
17,6
17,4
16,6
16,6
15,9
15,0
14,9
14,6
Leistungsempfänger insgesamt
davon:
Regelleistungen nach
Asylbewerberleistungsgesetz
Anteil an Einwohnern in %
Quelle: Statistik der Bundesagentur für Arbeit, Statistisches Landesamt Sachsen
4.7.1
Sozialreport Leipzig 2014
Empfänger/-innen von Leistungen nach dem SGB II
Insgesamt 70.731 Leipziger/-innen erhielten 2013 Leistungen nach SGB II. Das entspricht 16,6 % aller Ein
wohner/-innen im Alter bis 65 Jahre. Im Vergleich zum Vorjahr ist das ein Rückgang um 393 Personen. Die
Zahl der Leistungsempfänger/-innen liegt damit auf dem niedrigsten Jahresendstand seit Einführung dieser
Leistungen im Jahr 2005.
Der Anteil der Empfänger/-innen von Leistungen nach SGB II im Alter bis 65 Jahre an der Bevölkerung ist
zwischen den Leipziger Ortsteilen sehr unterschiedlich verteilt. Der Anteil reicht von 3,4 % in Baalsdorf bis zu
42,8 % in Volkmarsdorf. Gegenüber dem Vorjahr hat sich die Spannweite zwischen den Ortsteilen erhöht. Im
Jahr 2013 reichte die Quote der SGB II-Empfänger/-innen von 4,1 % in Burghausen-Rückmarsdorf bis zu
42,5 % in Volkmarsdorf.
Von den 70.731 Leistungsempfängern erhielten 52.864 Personen Arbeitslosengeld II (minus 577 zum Vor
jahr) und 17.867 Personen Sozialgeld (plus 184 zum Vorjahr).
Im Jahr 2013 waren insgesamt 17.483 Leipziger Kinder unter 15 Jahren auf Sozialgeldzahlungen angewie
sen, das waren 163 mehr als ein Jahr zuvor; als der bisher niedrigste Jahreswert seit 2005 registriert wurde.
Anteilig beziehen damit 27,0 % aller Leipziger Kinder im Alter bis 15 Jahren Sozialgeld. Dieser Wert liegt we
gen der gestiegenen Zahl aller Kinder unter 15 Jahren um 0,9 Prozentpunkte unter dem Vorjahreswert. Der
Anteil ist territorial verschieden. In vier Ortsteilen lebt mehr als die Hälfte aller Kinder unter 15 Jahren von So
zialgeld, in weiteren acht Ortsteilen mehr als 40 %. In Volkmarsdorf, dem Ortsteil mit dem höchsten Anteil,
hat sich die Quote im Vergleich zum Vorjahr von 66,8 % auf 68,3 % erhöht. Die niedrigsten Anteile sind in
den Ortsteilen Zentrum (2,5 %), Baalsdorf (3,7 %) und Zentrum-Nordwest (3,9 %) festzustellen.
Der Anteil der Kinder unter 15 Jahren, die Sozialgeld erhalten, ist seit mehreren Jahren rückläufig. So verrin
gerte sich der Anteil der Sozialgeldempfänger/-innen unter 15 Jahren an allen unter 15-Jährigen von 2006 bis
2013 um 11 Prozentpunkte von 38,1 % auf 27,0 %. Diese Entwicklung ist tendeziell auch im Ortsteil mit der
höchsten Kinderarmut, in Volkmarsdorf, zu beobachten. Von 2007 bis 2012 verringerte sich dort der Anteil
der Sozialgeldempfänger/-innen unter 15 Jahren an allen unter 15-Jährigen um knapp 8 Prozentpunkte von
76,0 % auf 68,3 %.
Insgesamt 42.487 Bedarfsgemeinschaften in Leipzig bezogen zum Jahresende 2013 Leistungen nach
SGB II. Das waren 123 weniger als Ende 2012. In 11.002 Bedarfsgemeinschaften (25,9 % aller Bedarfsge
meinschaften) lebte mindestens ein Kind. Insgesamt 7.375 Bedarfsgemeinschaften bestanden aus Alleiner
ziehenden und ihren Kindern, das sind zwei Drittel aller Bedarfsgemeinschaften mit Kindern.
36
Sozialreport Leipzig 2014
Karte 4.2
Anteil der Empfänger/-innen von ALG II und Sozialgeld an den unter 65-Jährigen 2013
Sozialreport Leipzig 2014
37
Karte 4.3
38
Anteil der Sozialgeldempfänger/-innen an den unter 15-Jährigen 2013
Sozialreport Leipzig 2014
Leipziger Kinder unter 15 Jahre, die Sozialgeld erhalten von 2006 bis 2013
38
19.000
40
37
34
33
18.500
18.000
Anzahl
35
30
29
28
30
27
17.500
17.000
25
18.799
20
18.879
18.217
16.500
18.437
17.973
17.529
16.000
17.320
15
17.483
Prozent
Abb. 4.7
10
15.500
5
15.000
0
2006
2007
2008
2009
2010
2011
2012
2013
Jahr
Sozialgeldempfänger/-innen unter 15 Jahre
Anteil der Sozialgeldempfänger/-innen unter 15 Jahre an allen unter 15-Jährigen
Sozialreport Leipzig 2014
Quelle: Amt f ür Statistik und Wahlen
4.7.2
Empfänger/-innen von Leistungen nach dem SGB XII
4.7.2.1 Hilfen zum Lebensunterhalt
Hilfe zum Lebensunterhalt nach SGB XII erhalten Personen unter 65 Jahren, die durch Krankheit zeitweise
erwerbsunfähig sind, noch nicht als dauerhaft erwerbsgemindert begutachtet wurden, im Vorruhestand sind
und/oder ihren Lebensunterhalt nicht aus eigenem Einkommen und Vermögen bestreiten können (vgl. § 19
Abs. 1 SGB XII). Hilfe zum Lebensunterhalt gilt als Hilfe in „Übergangssituationen“.
Tabelle 4.5
Hilfe zum Lebensunterhalt – Empfänger/-innen 2005 bis 2013 nach dem SGB XII nach
verschiedenen Gruppen
Empfänger/-innen verschiedener
Gruppen
2005
insgesamt
2006
2007
2008
2009
2010
2011
2012
2013
738
709
745
783
771
797
996
1.048
1.152
472
411
419
425
365
384
474
502
564
85
60
51
40
50
72
96
99
105
in Einrichtungen
376
339
349
323
253
232
233
238
297
außerhalb von Einrichtungen
362
370
396
460
518
565
763
810
855
unter 15 Jahre7
114
141
130
141
160
170
221
207
207
15 bis unter 65 Jahre
197
272
296
350
387
420
559
618
660
65 Jahre und älter
427
296
319
292
224
207
217
223
285
5,6
2,8
3,2
3,5
3,8
3,9
3,5
4,0
4,6
7.588
3.949
4.296
4.470
4.929
4.893
3.514
3.860
3.987
darunter
weiblich
Ausländer/-innen
davon nach Aufenthalt
davon nach Alter
Ausgaben in Mio. €
Ausgaben je Empfänger/-in in €
Quelle: Statistisches Landesamt Sachsen, Sozialamt
Sozialreport Leipzig 2014
7
Bei Kindern unter 15 Jahren, die Leistungen nach dem SGB XII erhalten, handelt es sich u. a. um Minderjährige, die bei ihren
Großeltern oder sonstigen Verwandten leben.
Sozialreport Leipzig 2014
39
Ziele der Leistungsgewährung sind:
–
Hilfe zur Sicherung des notwendigen Lebensunterhaltes,
–
Sicherung von Ansprüchen auf Kranken- und Pflegeversicherung,
–
Wiederherstellung der Erwerbsfähigkeit.
Die Gesamtzahl der Leistungsempfänger/-innen von Hilfe zum Lebensunterhalt stieg 2013 um 10 % auf
1.1.52. Dabei ist die Zahl der Leistungsempfänger/-innen innerhalb von Einrichtungen um 25 % auf 297 und
derer außerhalb von Einrichtungen um 6 % auf 855 gestiegen. Die Aufwendungen sind im Vergleich zum
Vorjahr um 15 % auf 4,6 Mio. € gestiegen.
4.7.2.2 Grundsicherung im Alter (über 65-Jährige) und bei Erwerbsminderung
Grundsicherung im Alter und bei Erwerbsminderung ist Personen zu leisten, die das 65. bzw. das 18. Le
bensjahr vollendet haben und dauerhaft voll erwerbsgemindert sind, sofern sie ihren notwendigen Lebens
unterhalt nicht oder nicht ausreichend aus eigenen Kräften und Mitteln, insbesondere aus ihrem Einkommen
und Vermögen, bestreiten können (vgl. § 19 Abs. 2 SGB XII). Ziele des seit 2003 geltenden Gesetzes der be
darfsorientierten Grundsicherung im Alter und bei Erwerbsminderung sind sowohl die Reduzierung der „ver
schämten Altersarmut“ als auch die Verbesserung der Lebenssituation erwerbsgeminderter Menschen über
18 Jahre.
Tabelle 4.6
Empfänger/-innen Grundsicherung im Alter und bei Erwerbsminderung 2005 bis 2013
zum 31.12. des jeweiligen Jahres 8
Leistungsempfänger/-innen
Empfänger/-innen gesamt
2005
2006
2007
2008
2009
2010
2011
2012
2013
2.611
2.716
2.948
3.121
3.114
3.233
3.325
3.691
3.818
1.558
1.592
1.717
1.782
1.752
1.789
1.814
2.008
2.034
Ausländer/-innen
680
745
789
815
839
867
795
872
931
Empfänger/-innen unter 65 Ja.
862
823
883
957
985
1.068
1.095
1.215
1.279
2.362
2.490
2.652
2.847
2.894
3.028
3.132
3.505
3.606
in Einrichtungen
249
226
296
274
220
205
193
186
212
Ausgaben in Mio. €
9,4
10,4
12,5
13,5
14,4
15,5
16,8
18,2
19,3
3.608
3.818
4.220
4.310
4.621
4.791
5.043
4.917
5.058
darunter
weiblich
davon nach Aufenthaltsort
außerhalb von Einrichtungen
Ausgaben je Empfänger/-in in €
Quelle: Statistisches Landesamt Sachsen, Sozialamt
Sozialreport Leipzig 2014
Zum Jahresende 2013 waren, ebenso wie in den Vorjahren, ca. zwei Drittel der Grundsicherungsempfänger/innen Rentner/-innen über 65 Jahre. Der Anteil der Leistungsempfänger/-innen, die in Einrichtungen wohnen,
ist nach jahrelangem Rückgang im Jahr 2013 etwas angestiegen. Die Zahl der Personen mit Bezug von Leis
tungen der Grundsicherung stieg seit 2005 auf fast das Anderthalbfache. Gleichzeitig sind die Ausgaben und
die Ausgaben je Empfänger/-in deutlich gestiegen.
Der Anteil der Frauen, die Leistungen der Grundsicherung erhalten, liegt bei 53,3 % (2005: 59,7 %). Gründe
sind die höhere Lebenserwartung und die häufig geringeren Renten. Kontinuierlich ansteigend ist der Anteil
der Grundsicherungsempfänger/-innen aufgrund einer Erwerbsminderung, d.h. Personen unter 65 Jahren.
8
nach Träger Sozialamt; nach Wohnort ist Empfängeranzahl 4.644 Personen
40
Sozialreport Leipzig 2014
Abb. 4.8
Empfänger/innen von Grundsicherung im Alter und bei dauerhafter
Erwerbsminderung 2005 bis 2013 nach Alter und Geschlecht
4.500
3.818
1.215
1.095
1.068
1.279
2.008
3.325
1.814
3.233
985
957
883
1.789
3.114
1.752
1.782
2.948
1.717
2.716
500
823
1.000
862
1.500
1.592
2.611
2.000
1.558
2.500
3.121
3.000
3.691
3.500
2.034
Empfänger/-innen von
Grundsicherung im Alter
und bei Erwerbsminderung
4.000
0
2005
2006
2007
2008
2009
2010
2011
2012
2013
Jahr
Personen gesamt
davon w eiblich
davon unter 65 Jahre
Sozialreport Leipzig 2014
Quelle: Statistisches Landsamt Sachsen
4.7.3
Wohngeld
Wohngeld ist eine staatliche Leistung, die einen Zuschuss zur Miete oder bei Kosten für Haus- oder Wohnei
gentum darstellt. Andere Zuschüsse zu Mietkosten (z.B. Kosten der Unterkunft nach dem SGB II und XII)
werden bei der Bedarfsermittlung mit angerechnet. Für die Miete gibt es Belastungshöchstgrenzen. Das
Wohngeld ist vom (Hauhalts-) Familieneinkommen abhängig.
Abb. 4.9
Wohngeldempfänger/-innen 2006 bis 2013 nach Personengruppen
4.601
5.363
5.822
5.288
5.233
4000
2.658
970
360
2.684
824
414
2.459
610
376
2.108
586
401
2.076
498
380
1000
1.877
587
330
2000
1.850
571
343
3000
2.169
772
421
Haushalte
5000
5.317
6000
6.292
6.375
7000
2006
2007
2008
2009
2010
2011
2012
2013
0
Jahr
Rentner/Pensionäre
Quelle:Statistisches Landesamt Sachsen
Arbeitnehmer
Arbeitslose
Selbständige
Sozialreport Leipzig 2014
Auch im Jahr 2013 hat sich die Zahl der Haushalte, die Wohngeld empfangen, gegenüber dem Vorjahr ver
ringert. Dies gilt für alle Personengruppen, die Wohngeld erhalten. Das durchschnittliche monatliche Wohn
geld lag 2013 bei 97 € und damit etwas unter dem Wert der beiden Vorjahre (98 €). Der Anstieg der Wohn
geldempfänger/-innen im Jahr 2009 ist auf die Novellierung des Wohngeldgesetzes zurück zu führen. Als Zu
gehörige eines Haushalts gelten seit dem alle Personen, die in einer Verantwortungs- und Einstehensge
meinschaft leben.
Sozialreport Leipzig 2014
41
Seit der letzten Novellierung des Wohngeldgesetzes und der damit verbundenen Anpassung der Wohngeld
grenzen im Jahr 2009 ist die Zahl der Empfänger/-innen wieder rückläufig. Dies liegt darin begründet, dass
die Wohngeldgrenzen nicht an die Miet- und Einkommensentwicklung angepasst wurden. Gleichzeitig steigt
die Zahl der Haushalte, die statt Wohngeld aufstockende Leistungen nach dem SGB II für Kosten der Unter
kunft in Anspruch nehmen, da hier die Regelsätze und damit die Anspruchsgrenzen regelmäßig angepasst
werden.
4.7.4
Leistungen für Bildung und Teilhabe nach SGB II, SGB XII und
Bundeskindergeldgesetz (BKGG) (Bildungs- und Teilhabepaket)
Vorrangiges Ziel der Leistungen für Bildung und Teilhabe ist es, Kindern, Jugendlichen und Heranwachsen
den die Möglichkeit zu geben, Lern- und Freizeitangebote in Anspruch zu nehmen und ihnen somit bessere
Bildungs- und Entwicklungschancen zu eröffnen. Potentiell leistungsberechtigt sind Kinder (0 bis unter 14
Jahre), Jugendliche (14 bis unter 18 Jahre) und junge Erwachsene (18 bis unter 25 Jahre), die mindestens
eine der folgenden Leistungen beziehen:
–
Arbeitslosengeld II/Sozialgeld nach dem SGB II,
–
Hilfe zum Lebensunterhalt/Sozialhilfe nach dem SGB XII,
–
Wohngeld nach dem Wohngeldgesetz (WoGG),
–
Kinderzuschlag nach dem Bundeskindergeldgesetz (BKGG),
–
Leistungen nach § 2 Asylbewerberleistungsgesetz (AsylbLG).
Insbesondere bei den über 20-Jährigen fehlt jedoch in vielen Fällen oft die tatsächliche Anspruchsberechti
gung, weil sie zum Beispiel vorübergehend erwerbsgemindert sind, in Ausbildung mit Ausbildungsvergütung
stehen oder arbeitslos gemeldet sind. Tatsächlichen Anspruch haben nur Personen, die eine allgemein- oder
berufsbildende Schule besuchen und keine Ausbildungsvergütung erhalten. Verantwortlicher Leistungsträger
ist für Leistungsberechtigte nach dem SGB II das Jobcenter Leipzig und nach den anderen Rechtskreisen
das Sozialamt. Die Leistungen Bildung und Teilhabe umfassen:
–
eintägige Ausflüge von Kindertagesstätten und Schulen,
–
mehrtägige Fahrten von Kindertageseinrichtungen und Schulklassen,
–
Schulbedarf,
–
Schülerbeförderung,
–
Lernförderung,
–
gemeinschaftliches Mittagessen an Schulen und Kindertagesstätten und
–
Teilhabe am sozialen und kulturellen Leben (z. B. Mitgliedsbeiträge für Sportvereine).
In den einzelnen Rechtskreisen wurden in den Jahren 20129 und 2013 folgende Einzelleistungen gewährt.
Tabelle 4.7
Anzahl der Leistungsberechtigten, für die mindestens ein Antrag auf Leistungen zur
Bildung und Teilhabe gestellt wurde nach Rechtskreisen 2012 und 2013
Rechtskreis
2012
2013
potentiell Leistungsberechtigte
32.470
31.621
Leistungsberechtigte, für die mindestens ein Antrag gestellt wurde
19.369
19.389
13.559
13.859
SGB XII
313
292
Asylbewerberleistungsgesetz
162
150
5.335
5.088
davon
SGB II
Bundeskindergeldgesetz, Wohngeldgesetz
Quelle: Sozialamt, Jobcenter Leipzig
9
Sozialreport Leipzig 2014
Wenngleich die Leistungen seit dem 01.01.2011 gewährt werden, wird eine offizielle Landesstatistik erst seit 2012 geführt.
42
Sozialreport Leipzig 2014
2013 wurde für 19.389 Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene mindestens ein Antrag auf Leistungen zur
Bildung und Teilhabe gestellt, das sind 20 Anträge mehr als 2012. Die Zahl der potentiell Leistungsberechtig
ten ist 2013 im Vergleich zum Vorjahr um 2,6 % auf 31.621 leicht gesunken.
Bewilligte Leistungen10 Bildung und Teilhabe 2013
Abb. 4.10
Schulbedarf
11.906
Art der Leistung
Mittagsverpf legung
10.462
mehrtägige Fahrten
5.100
soziale/kulturelle Teilhabe
4.243
Tagesausflüge
2.480
Schülerbeförderung
1.306
Lernförderung
444
0
2.000
4.000
6.000
8.000
10.000
12.000
14.000
bewilligte Leistungen
Quelle: Sozialamt
Sozialreport Leipzig 2014
4.8
Soziale Dienste und Leistungen
4.8.1
Schuldnerberatung
Die Leistungen der Schuldnerberatung werden sowohl nach dem SGB II (flankierende soziale Leistungen)
als auch nach dem SGB XII erbracht, um betroffene Menschen in ihren Problemlagen zu unterstützen und
Entschuldung zu erreichen.
Tabelle 4.8
Fallzahlen und Finanzierung der Schuldnerberatung 2007 bis 2013
Fallzahl und Art der Finanzierung
Fallzahl (allg. und erweiterte)
Beratungen
Kommunale Ausgaben in 1.000 €
2007
2008
2009
2010
2011
2012
2013
1.116
1.391
1.650
2.198
2.350
2.110
2.478
280
460
580
709
628
489
550
210
360
460
554
491
343
356
70
100
120
155
137
146
194
davon
nach SGB II
nach SGB XII
Quelle: Sozialamt
Sozialreport Leipzig 2014
Die Anzahl der Beratungen hat sich seit 2007, mit Ausnahme des Jahres 2012, von Jahr zu Jahr erhöht. Be
ratungen mit komplexen Schuldenproblematiken steigen.
10
Die Einzelleistungen werden nur einmal je Kind und Jugendlichen gezählt, sodass die Zahl der bewilligten Leistungen bei
Schulbedarf, Schülerbeförderung, Lernförderung, Mittagsverpflegung und soziale und kulturelle Teilhabe der Anzahl der jeweils
leistungsberechtigten Kinder und Jugendlichen entspricht. Bei den Tagesausflügen ist die Anzahl der leistungsberechtigten Kinder und
Jugendlichen mit den Einzelleistungen nicht identisch. Dies liegt daran, dass Tagesausflüge entweder nach jedem einzelnen Ausflug
abgerechnet werden können oder am Ende eines Bewilligungszeitraumes eine Endabrechnung für den gesamten Zeitraum erfolgen
kann. Bei den mehrtägigen Fahrten wird die Anzahl der Leistungen im betrachteten Zeitraum gezählt, d. h. nimmt ein Kind an zwei
Fahrten im entsprechenden Zeitraum teil, gehen zwei Leistungen in die Zählung ein.
Sozialreport Leipzig 2014
43
4.8.2
Leipzig-Pass
Der Leipzig-Pass wurde durch Stadtratsbeschluss als ein Instrument zur Förderung sozial benachteiligter
Personen eingeführt. Der Leipzig-Pass ist an Einkommensgrenzen gebunden und hat eine einjährige Gültig
keit. Der Leipzig-Pass wird für folgende Personengruppen ausgestellt:
–
Personen, die Leistungen nach SGB II (Jobcenter) erhalten.
–
Personen mit geringem Einkommen. Für sie sind je nach Haushaltsgröße und Kosten der Unterkunft
Einkommensgrenzen vorgegeben. Diese errechnen sich aus dem 1½-fachen des maßgeblichen
Regelsatzes zzgl. des jeweiligen Anteils an den tatsächlichen Unterkunftskosten.
–
Leistungsempfänger/-innen von Hilfe zum Lebensunterhalt , Grundsicherung nach SGB XII sowie für
antragsberechtigte Asylbewerber/-innen.
Der Leipzig-Pass berechtigt zu (in der Regel) 50 % Ermäßigung bei Bildungsangeboten (z. B. Volkshoch
schule, Musikschule), beim Besuch kultureller Einrichtungen (z. B. Oper, Museen, Gewandhaus) bzw. bei der
Nutzung von Freizeitangeboten (Sport, Bäder). Seit dem 01.08.2009 wird die Leipzig-Pass-Mobilcard zur Nut
zung des ÖPNV zu einem Preis von 29,50 € als Monatskarte (Stand 08/2014) angeboten.
Mit der Einführung des Gesetzes zur Ermittlung von Regelbedarfen und zur Änderung des SGB II und SGB
XII zum 01.01.2011, auch bekannt als Bildungs- und Teilhabepaket, wurden Leistungen des Leipzig-Passes
neu geregelt.
Abb. 4.11
Leipzig-Pass-Inhaber/-innen 2006 bis 2014
61.447
61.221
66.053
62.293
40000
56.727
50000
52.890
Personen
60000
65.464
70000
74.578
80000
2012
2013
2014
30000
20000
10000
0
2007
2008
2009
2010
2011
Jahr
Quelle:Sozialamt
Sozialreport Leipzig 2014
Die Anzahl der ausgestellten Leipzig-Pässe stieg von 2006 bis 2010 um ca. 50 %. Mit dem In-Kraft-Treten
des Gesetzes zur Ermittlung von Regelbedarfen und zur Änderung des SGB II und SGB XII, dem sogenann
ten „Bildungs- und Teilhabepaket“, sank die Zahl der beantragten Leipzig-Pässe. 2014 sank die Anzahl der
Leipzig-Pässe nochmals geringfügig um ca. 0,4 % gegenüber dem Vorjahr. Für den Rückgang seit 2011 gibt
es zwei Gründe. Zum einen werden bisherige Leistungen des Leipzig-Passes für Kinder und Jugendliche
nunmehr nach den Regelungen des „Bildungs- und Teilhabepaketes“ gewährt wie z.B. die finanzielle Unter
stützung des Mittagessens in Kindertagesstätten und Schulen, Schulfahrten und Teilhabe am sozialen und
kulturellen Leben. Auch die in den Jahren 2011 bis 2014 gesunkene Zahl der Leistungsempfänger/-innen
nach SGB II hat Auswirkungen auf die Zahl der Leipzig-Pass-Inhaber/-innen.
Mit 55 % war die deutliche Mehrzahl der Leipzig-Pass-Inhaber/-innen 2014 weiblich. Die größte Gruppe der
Inhaber/-innen (72 %) empfängt Leistungen nach dem SGB II, etwas weniger als im Vorjahr. Ca. 20 % der
Pass-Inhaber/-innen erhält diesen auf Grund geringer Einkommen (Sonstige), d.h. Personen mit ergänzen
den Leistungen des Jobcenters, z. B. zum Arbeitslosengeld I, Wohngeldempfänger/-innen oder Studierende.
4,1 % der Inhaber/-innen erhalten Leistungen nach dem Asylbewerberleistungsgesetz, eine Zunahme gegen
über dem Vorjahr um 1,2 Prozentpunkte (+ 680 Personen). Der Anteil von Personen 65 Jahre und älter ist
mit 6,2 % etwas höher als in den Vorjahren (2012: 5,7 %, 2013: 5,9 %).
44
Sozialreport Leipzig 2014
Tabelle 4.9
Leipzig-Pass-Inhaber/-innen nach Alter und Grund der Bewilligung 2014
Personen
Altersgruppe
SGB II
gesamt
weibl.
61.221
0 bis unter 7
7 bis unter 18
18 bis unter 65
Leipzig-Pass-Inhaber/innen insgesamt
Grund der Bewilligung
SGB XII
gesamt
weibl.
33.855
44.150
23.974
7.091
3.379
5.556
9.769
4.740
7.620
40.568
23.133
3.793
2.603
gesamt
AsylbLG
weibl.
gesamt
Sonstiges
weibl.
gesamt
weibl.
2.422
1.357
2.518
981
12.118
7.536
2.657
49
18
278
126
1.205
573
3.702
113
68
416
170
1.620
800
30.601
17.466
997
500
1.746
642
7.216
4.520
373
127
1.263
771
78
40
2.075
1.643
davon
65 und älter
Quelle: Sozialamt
Sozialreport Leipzig 2014
2014 hatten 11,1% der Leipziger/-innen einen Leipzig-Pass, wobei es deutliche Unterschiede in der räumli
chen Verteilung gibt. Die Spannweite des Anteils der Leipzig-Pass-Inhaber/-innen an der Ortsteilbevölkerung
reicht von 1,6 % (Baalsdorf und Althen-Kleinpösna) bis 26,9 % (Volkmarsdorf).
Bezogen auf die Anzahl der Pässe wurden im Jahr 2014 in den Ortsteilen Altlindenau und Paunsdorf mit je
ca. 2.900 Leipzig-Pässen die größte Anzahl ausgestellt. Im Leipziger Osten sind es die Ortsteile NeustadtNeuschönefeld, Volkmarsdorf und südöstlich Reudnitz-Thonberg, in denen besonders viele Leipzig-Pass-In
haber/-innen wohnen. Ebenfalls viele Personen mit Leipzig-Pass wohnen in Grünau-Mitte und Schöne
feld-Abtnaundorf. Die geringste Zahl an Leipzig-Pässen wurde für Bürger/-innen in den Ortsteilen am nördli
chen und südwestlichen Stadtrand ausgestellt.
Karte 4.4
Leipzig-Pass-Inhaber/-innen je Ortsteil 2014
Sozialreport Leipzig 2014
45
5.
Kinder und Familie
Zusammenfassung
Mit 5.834 Geburten gab es 2013 weiterhin konstant hohe und wachsende Geburtenzahlen (plus 268 Gebur
ten).
Die Anzahl der Haushalte mit Kindern stieg 2013 auf 61.791 (plus 2.854). Die Anzahl alleinerziehender El
ternteile stieg auf 13.810 Haushalte (plus 510).
Im Familieninfobüro wurden im Jahr 2013 insgesamt 12.317 Kontakte gezählt. Im Vergleich zum Vorjahr wa
ren das 899 Kontakte mehr. Das Willkommenspaket für Neugeborene haben im Jahr 2013 4.885 Eltern ab
geholt (plus 691 Pakete).
Im Jahr 2013 wurden für 9.881 Anträge auf Eltern- und Erziehungsgeld insgesamt 48,4 Mio. € ausgezahlt
(plus 4,5 Mio. €). Für 5.130 Unterhaltsvorschussempfänger/-innen wurden im Jahr 2013 insgesamt
9,73 Mio. € Unterhaltsvorschuss ausgezahlt.
Das Netz der Kindertageseinrichtungen wurde durch die Eröffnung von fünf neuen Kindertagesstätten und
Erweiterungen erweitert. Die Platzkapazitäten der Kindertageseinrichtungen wurden im Jahr 2013 um 2.683
Plätze erweitert. Davon waren 334 Krippenplätze, 744 Kindergartenplätze, 1.327 Hortplätze sowie 278 Kin
dertagespflegeplätze.
In den Erziehungs- und Familienberatungsstellen gab es im Jahr 2013 im Vergleich zum Vorjahr konstant
hohe Beratungshilfen. Durch Neuanmeldungen und Übernahmen aus dem Vorjahr wurden insgesamt 5.423
Rat Suchenden Hilfen angeboten.
Der Allgemeine Soziale Dienst wurde im Jahr 2013 außerhalb kostenpflichtiger erzieherischer Leistungen in
2.626 Fällen (plus 66 Fälle) für die Bürger/-innen der Stadt Leipzig tätig.
Die jahresdurchschnittlich vergebenen erzieherischen Hilfen stiegen im Jahr 2013 auf 2.077 Hilfen, davon
94,9 % für die Altersgruppe der Minderjährigen und 5,1 % für junge Volljährige, an.
5.1
Geburten, Elternschaft und Familientyp
Der bestimmende Lebens- und Erfahrungsraum für das Heranwachsen von Kindern ist in aller Regel die Fa
milie. Für die Zukunftsvorstellungen junger Menschen ist die Familie von zentraler Bedeutung. Häufig wird sie
gleichgesetzt mit Emotionalität, Glück, Hilfe, Verlässlichkeit, Zuneigung und Partnerschaft. Das System Fami
lie wandelt sich. Die Stadt Leipzig unterstützt Familien auf vielfältige Art und Weise. Die Unterstützung reicht
z. B. von der Gewährung von freien und ermäßigten Plätzen in der Kindertagesstättenbetreuung, über Eltern
geld und Unterhaltsvorschusszahlungen bis hin zur Förderung der Angebote im Ferienpass. Ziel aller Bemü
hungen ist, die gesellschaftliche Teilhabe von Kindern und Familien zu ermöglichen und Bedingungen und
Wege aufzuzeigen, die Kinder und Familien stärken und ihre Entwicklung fördern.
5.1.1
Familien nach Lebensformen
Familien nach dem Lebensformenkonzept sind Eltern-Kind-Gemeinschaften, das heißt Ehepaare, nichteheli
che Lebensgemeinschaften sowie alleinerziehende Mütter und Väter mit ledigen Kindern im Haushalt.
Die Zahl der Familien stieg im Jahr 2013 auf 61.791 (plus 2.854 Familien) an.
Die Mehrzahl der Leipziger Familien (48,2 %) ist dem Lebensformtyp unverheiratetes Paar mit Kindern zuzu
rechnen. 2013 nahm diese Gruppe um 1.504 Haushalte im Vergleich zum Vorjahr zu. 29,4 % der Familien
sind Ehepaare mit Kindern. Im Vergleich zum Vorjahr nahm auch diese Gruppe um 840 Haushalte zu. In
22,4 % aller Familien leben alleinerziehende Elternteile mit Kindern zusammen. 2013 waren das 510 mehr
Haushalte als 2012. In den Jahren 2000 bis 2013 hat sich die Verteilung der Familien nach Lebensformtyp
verändert. Lebten im Jahr 2000 noch 35,1 % aller Familien als Ehepaare mit Kindern, so waren dies 2013 nur
noch 29,4 %. Dagegen nahm der Anteil der unverheirateten Paare mit Kindern zu, von 42,1 % im Jahr 2000
auf 48,2 % im Jahr 2013. Der Anteil der Alleinerziehenden hat sich seit 2000 (22,8 %) nur geringfügig verän
dert.
46
Sozialreport Leipzig 2014
Abb. 5.1
Familien von 2000 bis 2013 nach Lebensformtyp
35.000
5.000
29.800
13.810
13.300
18.181
28.296
12.741
17.341
26.891
12.361
16.492
25.628
15.871
21.827
13.982
10.000
15.910
15.000
13.734
20.000
21.130
Anzahl
25.000
25.356
30.000
0
2000
2005
2010
2011
2012
2013
Jahr
Ehepaare mit Kindern
Paare mit Kindern
Alleinerziehende
Quelle: Amt f ür Statistik und Wahlen/Amt f ür Jugend, Familie und Bildung
Abb. 5.2
Sozialreport Leipzig 2014
Familien von 2000 bis 2013 nach Anzahl der Kinder
33.962
6.003
5.633
20.563
5.205
19.286
21.826
32.741
31.633
4.849
5.000
18.300
4.154
10.000
3.928
15.000
16.033
20.000
19.203
Anzahl
25.000
30.711
30.000
31.758
35.000
36.863
40.000
0
2000
2005
2010
2011
2012
2013
Jahr
Familien mit 1 Kind
Familien mit 2 Kindern
Quelle: Amt f ür Statistik und Wahlen/Amt f ür Jugend, Familie und Bildung
Familien mit 3 und mehr Kindern
Sozialreport Leipzig 2014
Die meisten Leipziger Familien haben ein Kind. 2013 waren das 55,0 % aller Familien mit insgesamt 33.962
Haushalten (plus 1.221). Mit 21.826 Haushalten (plus 1.263) lebten in 35,3 % aller Familien zwei Kinder.
9,7 % aller Familien haben drei und mehr Kinder – insgesamt 6.003 Haushalte (plus 370). Im Vergleich mit
dem Jahr 2000 ist ein zunehmender Anteil von Mehrkindfamilien festzustellen. Lebten im Jahr 2000 in 38,8 %
aller Familien zwei und mehr Kinder, so waren es 2013 schon 45,0 % aller Familien. Dies geht einher mit
dem Geburtenanstieg der letzten Jahre.
5.1.2
Lebensformtyp Alleinerziehende
Alleinerziehende sind Mütter und Väter, die ohne Ehe oder Lebenspartner/-in mit ihren minder- oder volljähri
gen Kindern in einem Haushalt zusammenleben. Im Unterschied hierzu sind Elternteile mit Lebenspartner/-in
im Haushalt nichteheliche Lebensgemeinschaften mit Kindern. Alleinerziehende Mütter und Väter stehen vor
der besonderen Situation, die Kindererziehung, die Organisation des Alltags und die Erwerbstätigkeit allein
Sozialreport Leipzig 2014
47
verantwortlich gestalten zu müssen. Die Familien- und Sozialpolitik unterstützt Alleinerziehende mit staatli
chen Leistungen wie z. B. Elterngeld, Unterhaltsvorschuss oder steuerlichen Regelungen.
Abb. 5.3
Alleinerziehende von 2000 bis 2013 nach Kinderanzahl
16.000
14.000
Anzahl
12.000
3.966
4.028
10.000
4.035
4.231
8.931
9.265
9.579
2011
2012
2013
3.683
3.810
8.678
2010
8.000
6.000
4.000
9.706
10.016
2000
2005
2.000
0
Jahr
Alleinerziehende mit 2 und mehr Kindern (eigene Berechnung)
Alleinerziehende mit 1 Kind
Quelle: Amt f ür Statistik und Wahlen/Amt f ür Jugend, Familie und Bildung
Sozialreport Leipzig 2014
Die Anzahl alleinerziehender Elternteile stieg im Jahr 2013 auf 13.810 Alleinerziehende (plus 510 Alleinerzie
hende). Davon betrug der Anteil alleinerziehender Elternteile mit einem Kind 69,4 % (plus 314 Alleinerziehen
de mit einem Kind) und von Alleinerziehenden mit zwei oder mehr Kindern 30,6 % (plus 196 Alleinerziehende
mit zwei oder mehr Kindern). Der Anteil alleinerziehender Elternteile an allen Familien hat sich seit 2000 nur
geringfügig verändert und lag 2013 bei 22,4 %.
5.1.3
Prognose der Geburten in Leipzig
Abb. 5.4
Prognose der Geburten nach Bevölkerungsvorausschätzung 2013
6.400
6.300
Anzahl
6.200
6.100
6.000
5.900
5.800
5.700
0
2013
2014
2016
2015
2018
2017
2020
2019
2022
2021
2024
2023
2026
2025
2028
2027
2030
2029
2032
2031
Jahr
Quelle: Amt f ür Statistik und Wahlen/Amt f ür Jugend, Familie und Bildung
Sozialreport Leipzig 2014
Im Jahr 2013 wurden laut Einwohnermelderegister der Stadt Leipzig 5.834 Kinder geboren. Die in Leipzig seit
dem Jahr 2002 registrierten steigenden Einwohnerzahlen sind primär auf Wanderungsgewinne, vor allem
48
Sozialreport Leipzig 2014
von Personen im jungen Erwachsenenalter, zurückzuführen. Mit den steigenden Zuzügen junger Frauen und
Männer geht auch ein stetiger Anstieg von Geburten einher.
Im letzten Jahrzehnt kamen von Jahr zu Jahr immer mehr Kinder zur Welt. Dieser Trend wird prognostisch
weiter anhalten und bis zum Jahr 2020 sogar zu einem Geburtenüberschuss (Differenz aus Geburten und
Sterbefällen) führen. Bis 2026 werden pro Jahr mehr als 6.000 Geburten erwartet. Als Hauptgrund wird die
Zuwanderung vieler junger Frauen und Männer angenommen, so dass die eigentlich gering besetzten Alters
kohorten (auf Grund des Geburtenknicks der 90er Jahre) „aufgefüllt“ werden. Damit steigt im Prognosezeit
raum die Anzahl der fertilen Frauen (15- bis 50-Jährige).
5.1.4
Kinder- und familienfreundliches Umfeld
Die Anzahl der öffentlichen Kinderspielplätze hat sich in den letzten Jahren kontinuierlich erhöht. Von 392 öf
fentlichen Spielplätzen im Jahr 2004 erhöhte sich die Anzahl auf 426 im Jahr 2013. Dies ein Anstieg um
8,7 % bzw. ein Zuwachs um 34 öffentliche Spielplätze. Im Vergleich zum Vorjahr erhöhte sich die Anzahl der
Spielplätze um drei. Im Jahr 2013 wurden 312.900,- € für für die Instandsetzung und Entwicklung von elf
Spielplätzen aufgewendet (im Vorjahr 300.000,- €).
5.2
Familieninfobüro
Zentral in der Innenstadt gelegen bietet das Familieninfobüro insbesondere für junge Eltern und zugezogene
Familien einen wichtigen ersten Anlaufpunkt, von dem aus sie die Angebote der Stadt Leipzig effektiv erkun
den und nutzen können. Seit der Eröffnung im Dezember 2008 bis zum Ende des Jahres 2013 haben insge
samt 36.112 Familien oder Einzelpersonen das Angebot genutzt. Im Jahr 2013 zählte das Familieninfobüro
12.317 Kontakte, 899 mehr als im Vorjahr. Auch die Nutzung des Wickel- und Stillraums hat sich 2013 um
212 auf 1.242 Nutzungen erhöht.
Tabelle 5.1
Kontakte im Familieninfobüro 2009 bis 2013
Art der Kontakte
Kontakte insgesamt
2009
2010
2011
2012
2013
3.375
4.361
4.641
11.418
12.317
Beratung persönlich
746
758
907
2.071
1.978
Beratung telefonisch/per Mail
206
403
388
989
1.189
4.194
4.885
darunter
Ausgabe des Willkommenspaketes*
Nutzung des Wickel- und Stillraums
Informationen zu anderen Themen/anderen Ämtern
Besucher bei Veranstaltungen
283
385
417
1.030
1.242
1.987
2.583
2.702
2.532
2.179
153
226
60
326
674
39
16
105
99
126
55
6
-
Besucher der Seniorensprechstunde*
Besucher bei Kindersprechstunden/-Rathausrallye
162
Sonstige (Schüler/auswärtige Besucher)
Kinderbetreuung
Quelle: Amt für Jugend, Familie und Bildung
* erst seit März 2012
6
5
Sozialreport Leipzig 2014
Die vom Familieninfobüro organisierten Informationsabende zum Thema Schwangerschaft und Geburt be
suchten im Jahr 2013 insgesamt 642 Teilnehmer. Bei dieser Veranstaltung können sich werdende Eltern zu
allen Fragen rund um die Geburt informieren. Seit der Eröffnung des Büros wurde der Abend 14 mal durch
geführt, insgesamt 1.101 junge Eltern haben dieses Angebot genutzt.
Sozialreport Leipzig 2014
49
2013 wurde zum 5. Mal eine Willkommensveranstaltung für zugezogene Familien veranstaltet, um die neuen
Leipziger/-innen beim Ankommen in der Stadt zu unterstützen und ihre Fragen zu beantworten. Bisher nutz
ten 100 Personen dieses Angebot, im Jahr 2013 waren es 33. Im Jahr 2013 erschien ein Bericht zur Tätigkeit
des Familieninfobüros 2008 bis 2013, der die Arbeit des Büros umfassend beschreibt.
Begrüßungspaket „Willkommen im Leben“
Seit März 2012 wird im Familieninfobüro ein Begrüßungspaket für alle neugeborenen Leipziger Kinder ausge
geben. Mit dieser Aktion will die Stadt Leipzig jungen Eltern Wertschätzung entgegen bringen und das Gefühl
vermitteln, dass Kinder in Leipzig willkommen sind. Gleichfalls sollen Eltern von Anfang an über Angebote in
der Stadt informiert werden. Insbesondere junge Eltern mit dem ersten Kind sollen frühzeitig mit Angeboten
für Familien und Strukturen von öffentlichen Einrichtungen bekannt gemacht werden.
So befindet sich im Paket z. B. das Angebotsverzeichnis „Leipzig für Familien“, die Broschüre „Familienbil
dung – Mach mit!“ sowie Faltblätter von aufsuchend arbeitenden Hilfsangeboten. Im Jahr 2013 haben insge
samt 4.885 Eltern das Begrüßungspaket abgeholt. Zusätzlich zum Paket erhalten Eltern seit Juni 2012 im Fa
milieninfobüro Babyschuhe, welche von ca. 70 Leipziger Seniorinnen für die Neugeborenen gestrickt werden.
Im Jahr 2012 wurden 2.260 Stricksachen ausgegeben, im Jahr 2013 waren es 4.417.
Familienfreundlichkeitspreis
Bereits zum fünften Mal zeichnete Oberbürgermeister Burkhard Jung am 31.05.2013 in der Kuppelhalle der
Leipziger Volkszeitung familienfreundliche Leipziger/-innen mit einem Preis aus. Es waren insgesamt 203 Zu
schriften mit 65 verschiedenen Vorschlägen für den Preis eingegangen.
Der mit 3.000 Euro dotierte Hauptpreis ging an den Verein Wurzeln und Flügel e. V., der mit großem Enga
gement und Durchhaltevermögen in Schleußig einen Waldkindergarten mit naturpädagogischem Konzept ge
gründet hat. Den zweiten Platz und damit 2.000 Euro erhielt Karin Fahnert mit ihrem Erlebnisrestaurant.
1.000 Euro für den dritten Platz erhielt das Projekt „wellcome“ des FAIRbund e.V., bei dem ehrenamtliche
Helferinnen Familien mit neugeborenen Kindern unterstützen. Eine vom Kinderbüro Leipzig unterstützte Kin
derjury hat alle Vorschläge aus dem Blickwinkel von Kindern bewertet und einen Preisträger ausgesucht –
die Toys Company Leipzig. Hier wird gebrauchtes Spielzeug gesammelt, ggf. repariert und gereinigt und an
schließend an bedürftige Kinder ausgegeben. Weiterhin wurden Sonderpreise an Rüdiger Ulrich vergeben
sowie an die get AG, die seecon Ingenieure GmbH, die Zahntechnik Leipzig Inhaber Henry Göpel e.K. sowie
das Gromke Hörzentrum.
5.3
Leistungen für Kinder und ihre Familien
Für Eltern von Neugeborenen wird Beratung und Unterstützung gewährt, um die grundlegenden Ansprüche
von Kindern und Jugendlichen auf Kenntnis ihrer Abstammung sowie auf Sicherung ihres Unterhaltes im Zu
sammenwirken mit ihren Eltern durchzusetzen. Das Leistungsspektrum umfasst:
•
die Beratung und Unterstützung nach § 18 SGB VIII (Fragen zur Ausübung der Personensorge,
Geltendmachung von Unterhalts- oder Unterhaltsersatzansprüchen, Abgabe einer
Sorgeerklärung),
•
die Beratung und Unterstützung nach § 52 a SGB VIII bei der Vaterschaftsfeststellung und
Geltendmachung von Unterhaltsansprüchen,
•
die Übernahme und Führung von Beistandschaften gemäß §§ 1712 ff BGB i.V.m.
§§ 55, 56 SGB VIII sowie
•
Beurkundungen und Beglaubigungen, die Erteilung vollstreckbarer Urkunden nach §§ 59 und
60 SGB VIII.
Der Anteil in Leipzig geborener Kinder nicht verheirateter Eltern nimmt seit 1991 tendenziell zu und ist mit
über 60 % relativ hoch, womit absolut steigende Fallzahlen verbunden sind. Dieser in Leipzig im Vergleich
zum Bundesgebiet überdurchschnittliche Trend zum "Kind ohne Trauschein" zieht u. a. auch die Inanspruch
nahme anderer Aufgaben und Leistungen des Jugendamtes, insbesondere des Beratungs- und Beurkun
dungsangebots, nach sich.
50
Sozialreport Leipzig 2014
Tabelle 5.2
Leistungen für Kinder und ihre Familie
2001
Mütterbriefe
2005
2010
2011
2012
2013
684
927
819
936
1.026
693
1.605
935
1.180
1.588
977
393
161
679
296
308
310
221
Erstberatung Vaterschaftsfeststellung
1.118
1.911
1.864
1.660
1.936
1.427
Vaterschaftsfeststellungen
1.158
2.035
2.979
2.229
2.637
3.311
x
876
1.016
966
990
947
Beratungen bei Terminvergabe
Anschreiben an Kindesväter
Unterhaltsberechnungen
Quelle: Amt für Jugend, Familie und Bildung
Sozialreport Leipzig 2014
Im Jahr 2013 wurden 393 Beratungen bei einer Terminvergabe (im Vergleich zum Vorjahr minus 59,8 %) und
1.427 Erstberatungen zur Vaterschaftsfeststellung (im Vergleich zum Vorjahr minus 16,3 %) durchgeführt. Es
wird vermutet, dass der Beratungsbedarf bei Terminvergabe durch vorab besser informierte Eltern weiter
sank. Unterhaltsberechnungen wurden im Jahr 2013 in 947 Fällen (im Vergleich zum Vorjahr minus 4,4 %)
durchgeführt.
In den Fällen, in denen sich mögliche Väter nicht zur Vaterschaft bekennen und Unterhaltszahlungen verwei
gern, werden sie durch das Jugendamt schriftlich zur Vaterschaftsanerkennung und zur Unterhaltszahlung
aufgefordert. Dies war im Jahr 2013 in 221 Fällen erforderlich. Im Streitfall werden gerichtliche Entscheidun
gen herbeigeführt.
Tabelle 5.3
Beratungsgespräche zum Unterhalt für Kinder sowie Beistandschaften 2000 bis 2013
2001
Beratungen Minderjähriger
2005
2010
2011
2012
2013
20.198
12.276
12.144
10.457
11.751
12.827
Beratungen Volljähriger
2.089
986
1.112
832
696
779
Beistandschaften Minderjähriger
1.556
1.219
1.089
1.132
1.134
1.143
Quelle: Amt für Jugend, Familie und Bildung
Sozialreport Leipzig 2014
Im Jahr 2013 wurden insgesamt 13.606 Beratungen zum Unterhalt (im Vergleich zum Vorjahr plus 9,3 %)
durchgeführt. Davon waren 94,3 % Beratungen zum Unterhalt für Minderjährige. Dies ist gegenüber dem
Vorjahr ein Anstieg um 9,2 % (plus 1.076). In 5,7 % aller Unterhaltsberatungen im Jahr 2013 waren die Hilfe
suchenden Volljährige. Dies ist gegenüber dem Vorjahr ein Anstieg um 11,9 % (plus 83).
Auf schriftlichen Antrag eines Elternteiles wird das Jugendamt Beistand des Kindes. Als Beistand vertritt das
Jugendamt die Interessen des Kindes bei der Vaterschaftsfeststellung bzw. bei der Geltendmachung von Un
terhaltsansprüchen gegenüber dem Elternteil, mit dem es nicht in einem Haushalt lebt. Spätestens mit
Vollendung des 18. Lebensjahres erlischt die Beistandschaft des Jugendamtes, wenn deren Beendigung
nicht bereits vorher durch Erledigung des Auftrages erklärt werden konnte. Die Beistandschaften bestehen
im Durchschnitt über 6 bis 8 Jahre. Im Jahr 2013 betrug die Anzahl bestehender Beistandschaften 1.143 Fäl
le. Im Vergleich zum Vorjahr ist dies ein annähernd konstanter Wert bei einem leichten plus um neun Bei
standschaften.
5.3.1
Eltern-, Erziehungs- und Betreuungsgeld
Aufgabe des Sachgebietes Elterngeld ist der Vollzug des Bundeserziehungsgeldgesetzes, des Bundeselter
geld- und Elternzeitgesetzes und des Sächsischen Landeserziehungsgeldgesetzes für alle in Leipzig woh
nenden Antragsteller.
Zentrales Element der täglichen Arbeit ist die Bearbeitung der Anträge auf Elterngeld. Hierzu gehört neben
dem eigentlichen Antragsverfahren auch die Beratung der Bürger im Vorfeld der Antragstellung bei Fragen
zum Elterngeld und zur Elternzeit. In Sachsen besteht weiterhin die Möglichkeit, im Anschluss an das Eltern
geld Landeserziehungsgeld als einkommensabhängige Sozialleistung zu beziehen. Voraussetzung dafür ist
Sozialreport Leipzig 2014
51
jedoch unter anderem, dass kein mit staatlichen Mitteln geförderter Platz in einer Kindereinrichtung oder Ta
gespflege in Anspruch genommen wird.
Ferner trat zum 01.08.2013 das Gesetz zur Einführung eines Betreuungsgeldes in Kraft. Betreuungsgeld wird
für ab dem 01.08.2012 geborene Kinder gezahlt. Das Betreuungsgeld soll diejenigen Eltern unterstützen, die
eine Alternative zur Kindertagesstätte wünschen und deshalb die Betreuung ihres ein- oder zweijährigen Kin
des selbst übernehmen oder familiär organisieren möchten. Betreuungsgeld kann ab dem Ende des Bezuges
von Elterngeld bis zur Vollendung des 36. Lebensmonats des Kindes höchstens für 22 Lebensmonate bezo
gen werden, wenn keine frühkindliche Förderung in einer Kindertageseinrichtung oder Kindertagespflege in
Anspruch genommen wird. Bis Jahresende 2013 sind für das Betreuungsgeld 435 Anträge eingegangen. Für
die davon bewilligten Fälle kamen 69.000 Euro zur Auszahlung.
Abb. 5.5
Erstanträge von Eltern-, Erziehungs- und Betreuungsgeld 2009 bis 2013
12.000
60
48,4
8.000
41,2
50
43,9
36,6
36,2
40
6.000
8.953
8.674
8.856
9.617
8.959
30
4.000
20
2.000
10
0
721
479
436
1.061
894
2009
2010
2011
2012
2013
in Mio. €
Anzahl
10.000
0
Jahr
Zugänge
offene Vorgänge aus Vorjahr
Auszahlungen (T€)
Quelle: Amt f ür Jugend, Familie und Bildung
Sozialreport Leipzig 2014
Die Geburtenzahlen in Leipzig stehen in direktem Zusammenhang zum Antragsaufkommen für das Eltern
geld, das mit über 7.000 Anträgen die Hauptaufgabe in der täglichen Fallbearbeitung repräsentiert. Da grund
sätzlich beide Elternteile die Möglichkeit haben, Elterngeld zu beziehen, sind die Antragszugänge zahlenmä
ßig größer als die Geburtenzahlen. In diesen Fällen sind pro Kind zwei Anträge zu bearbeiten. Der Anstieg
der Geburtenzahlen in den letzten Jahren spiegelt sich in den deutlich gestiegenen Antragszahlen wider. Der
scheinbar leicht rückläufige Trend der erledigten Vorgänge beim Eltern- und Erziehungsgeld im Vergleich zu
2009 ergibt sich aus einem erheblichen Stau bei der Antragserfassung aus dem Jahr 2008, der erst Anfang
2009 in die Datenbank eingepflegt werden konnte.
Im Jahr 2013 konnten von den 10.511 Erstanträgen auf Eltern-, Erziehungs- und Betreuungsgeld 9.881 bear
beitet werden. Dafür wurden insgesamt 48,4 Mio. € ausgezahlt. Dies ist gegenüber dem Vorjahr ein Anstieg
um 8,3 % der bearbeiteten Erstanträge (plus 758 Erstanträge) und 4,5 Mio. Euro der Auszahlbeträge.
5.3.2
Unterhaltsvorschusszahlung nach Altersgruppen der Kinder
Die rechtliche Grundlage für die Gewährung von Unterhaltsvorschuss ist das Gesetz zur Sicherung des Un
terhaltes von Kindern allein stehender Mütter und Väter durch Unterhaltsvorschüsse oder -ausfallleistungen
(Unterhaltsvorschussgesetz). Es sichert den Unterhalt von Kindern alleinerziehender Mütter oder Väter. Da
nach kann für Kinder, die nur mit einem Elternteil zusammen leben und keinen oder nicht ausreichend Unter
halt vom anderen Elternteil erhalten, Unterhaltsvorschuss beantragt werden. Das Bewilligungsalter beginnt
mit der Geburt des Kindes und reicht maximal bis zur Vollendung des 12. Lebensjahres. Der gesamte Bewilli
gungszeitraum ist auf 72 Monate beschränkt.
Das Kindergeld beträgt monatlich für das erste und zweite Kind jeweils 184 Euro, für das dritte Kind 190 Euro
und für das vierte und jedes weitere Kind jeweils 215 Euro. Der Kinderfreibetrag beträgt 4.368 Euro. Nach
§ 1612 a Bürgerliches Gesetzbuch betrug der Mindestunterhalt ab 01. Januar 2010 in der ersten Altersstufe
317 Euro und in der zweiten Altersstufe 364 Euro.
52
Sozialreport Leipzig 2014
Die Zahlbeträge für Unterhaltsvorschussleistungen betragen in der ersten Altersstufe 133 Euro und in der
zweiten Altersstufe 180 Euro. Auf die Unterhaltsvorschussleistungen werden Unterhaltszahlungen des ande
ren Elternteiles bzw. Waisenbezüge angerechnet.
Abb. 5.6
Unterhaltsvorschussempfänger/-innen 2000 bis 2013 nach Altersgruppen
3.500
3.000
3.006
Anzahl
2.500
2.518
1.968
2.817
2.767
2.389
2.380
2.347
2.274
2.000
2.958
2.363
1.774
1.500
1.000
500
0
2000
2005
2010
2011
2012
2013
Jahr
unter 6-Jährige
6- bis unter 12-Jährige
Quelle: Amt f ür Jugend, Familie und Bildung
Sozialreport Leipzig 2014
Die Anzahl der Unterhaltsvorschussempfänger für die Altersgruppe der unter 6-jährigen Kinder ist bis zum
Jahr 2010 stetig angestiegen. In den letzten drei Jahren ist hier ein leichter Rückgang festzustellen. Dennoch
waren im Jahr 2013 mit 53,9 % mehr als die Hälfte aller Unterhaltsvorschussempfänger/-innen Kinder unter
sechs Jahren. Die Zahl der 6- bis unter 12-jährigen Unterhaltsvorschuss beziehenden Kinder steigt nach zu
nächst sinkenden Zahlen in den Jahren zwischen 2000 und 2005 seither wieder stetig an. Im Jahr 2013 be
trug der Anteil aller Unterhaltsvorschussempfänger/-innen in der Altersgruppe der 6- bis unter 12-jährigen
Unterhaltsvorschuss beziehenden Kinder 46,1 %.
Unterhaltsleistungen und Rückholquote 2000 bis 2013
12,0
24,0
10,0
20,0
14,7
8,0
16,0
6,0
4,0
12,0
6,8
6,3
6,4
6,7
7,0
2,0
0,0
8,0
Rückholquote in %
Auszahlungen in Mio. €
Abb. 5.7
4,0
6,1
6,3
9,7
10,0
9,9
9,7
2000
2005
2010
2011
2012
2013
0,0
Jahr
Auszahlungen in Mio. €
Quelle: Amt f ür Jugend, Familie und Bildung
Rückholquote in %
Sozialreport Leipzig 2014
Im Jahr 2013 wurden 9,73 Millionen Euro Unterhaltsvorschuss ausgezahlt. Die Rückholquote konnte auf
7,03 % gesteigert werden. Die absoluten Einnahmen stiegen um rund 100.000 EUR auf 670.000 EUR.
Sozialreport Leipzig 2014
53
Indikatoren, wie die Arbeitslosenquote, die Zahl an Beziehern von Leistungen nach dem SGB II oder den so
genannten "Aufstockern" (sozialversicherungspflichtig Beschäftigte, deren Einkommen so niedrig sind, dass
sie zusätzlich Leistungen nach dem SGB II erhalten), geben Auskunft über soziodemographische Strukturen
in Leipzig und wirken sich auf die Leistungsfähigkeit der Unterhaltsschuldner aus. Damit beeinflusst die finan
zielle Situation der Unterhaltspflichtigen die Einnahmen der Unterhaltsvorschussstellen, da bei geringem Ein
kommen die Möglichkeit des Rückgriffs kaum oder gar nicht gegeben ist. Dies ist auch ein Indiz für die Ver
ringerung der Rückholquote seit 2005. Die Ansprüche unterliegen z. T. einer Verjährungsfrist von 30 Jahren,
so dass die Einkommenslage vorübergehend nicht zahlungsfähiger Unterhaltsschuldner regelmäßig zu über
prüfen ist.
5.4
Kindertageseinrichtungen und Kindertagespflege
Kindertageseinrichtungen umfassen Kinderkrippen, Kindergärten und Horte. Kindertagespflege ist die Betreu
ung und Förderung von Kindern durch eine Tagespflegeperson im Haushalt der Kindertagespflegeperson
oder der Personensorgeberechtigten.
Die Stadt Leipzig hat mit der Bereitstellung von Kindertagesstätten und Kindertagespflege einen wesentlichen
Gestaltungsauftrag im Bereich der frühkindlichen Bildung und Erziehung. Stetig steigende Geburtenzahlen,
die Debatte um frühkindliche Bildung sowie der gezielte Ausbau von Kindertagesstätten als Familienzentren
sind dabei wichtige sozialpolitische Herausforderungen in Leipzig.
Es besteht ein Rechtsanspruch auf einen Kinderbetreuungsplatz ab dem vollendeten ersten Lebensjahr.
Platzkapazitäten in Kindertageseinrichtungen
Zuwachs von Platzkapazitäten in Kindertagesstätten nach Versorgungsräumen im
Jahresvergleich 2005 zu 2013
4.500
+1.564
0
Westliches
Zentrum
Innerer
Osten
Süd
Ost/
Südost
3.263
Innerer
Westen
Südw est
Nordw est
Nord
2.170
1.744
1.734
1.198
1.017
West
2.426
2.605
2.064
+181
+174
702
500
+111
+426
528
1.000
632
1.500
+728
+692
+541
2.400
2.470
2.000
521
Kapazität
2.500
2.987
+517
3.000
+863
2.509
3.500
1.781
4.000
3.962
Abb. 5.8
2.398
5.4.1
Nordost
Versorgungsraum
Kapazität bis Schuleintritt 2005
Quelle: Amt f ür Jugend, Familie und Bildung
Kapazität bis Schuleintritt 2013
Sozialreport Leipzig 2014
Im Jahr 2013 wurden die Platzkapazitäten und das Netz der Kindertageseinrichtungen weiter ausgebaut. Es
entstanden 1.037 Plätze für Kinder bis Schuleintritt (davon 335 Krippenplätze) und 1.302 Hortplätze. Das
Netz der Kindertageseinrichtungen wurde durch die Eröffnung von vier neuen Kindertagesstätten erweitert.
Im Jahr 2013 stieg das Angebot an verfügbaren Tagespflegeplätzen von 2.488 Plätzen im Januar auf 2.706
Plätzen im Dezember. Im Jahr 2013 wurden für 17,1 % der in Leipzig wohnhaften Kinder von 0 bis 3 Jahren
(2.688 Plätze) sowie 0,2 % der Kinder von 3 Jahren bis zum Schuleintritt (38 Plätze) Plätze in Tagespflege
geplant. Im Vergleich zum Jahr 2005 sind die Platzkapazitäten in allen Versorgungsräumen gestiegen. Stadt
weit betrug der Anstieg innerhalb von acht Jahren 34,8 % (plus 5.797 Plätze).
54
Sozialreport Leipzig 2014
5.4.2
Betreute Kinder
Im Jahr 2013 wurden 39.749 Kinder in Kindertageseinrichtungen und der Kindertagespflege betreut. Dies ist
gegenüber dem Vorjahr ein Anstieg um 4,7 % (plus 1.802 betreute Kinder). Im Zeitraum von 2000 bis 2013
erhöhte sich, in Abhängigkeit von der Bevölkerungsentwicklung, die Anzahl belegter Plätze bis zum Schulein
tritt um 78,7 % (plus 9.471 belegte Plätze). Bei den Horten gab es im Betrachtungszeitraum einen Anstieg
um 84,5 % (plus 7.197 belegte Plätze). Die Anzahl aller angemeldeten Kinder in der Tagespflege stieg im
Jahr 2012 auf 2.535 Kinder erneut an.
Abb. 5.9
Betreute Kinder in Kindertageseinrichtungen und Kindertagespflege 2000 bis 2013
45.000
Anzahl belegter Plätze
40.000
35.000
2.039
30.000
25.000
592
20
10.000
5.000
0
14.927
2.535
15.712
13.656
14.204
14.207
14.847
15.529
16.093
4.944
5.206
5.409
2011
2012
2013
8.515
12.408
9.036
2.995
3.562
4.849
2000
2005
2010
Kindertagespflege
Jahr
Hort
Quelle: Amt f ür Jugend, Familie und Bildung
5.4.3
2.285
10.030
20.000
15.000
2.083
Kindergarten
Kinderkrippe
Sozialreport Leipzig 2014
Elternbeiträge, Freiplätze und Ermäßigungen
Elternbeiträge für die Betreuung von Kindern in Kindertageseinrichtungen und Kindertagespflege werden ge
mäß § 15 Abs. 1 Sächsisches Gesetz zur Förderung von Kindern in Tageseinrichtungen in Verbindung mit
dem gültigen Stadtratsbeschluss der Stadt Leipzig erhoben. Eltern erhalten somit Absenkungen hinsichtlich
der Geschwister. Ebenso erhalten Alleinerziehende Vergünstigungen. Die Berechnung der Kostenbeteiligung
der Eltern schreibt der § 15 Abs. 5 des Sächsischen Gesetzes zur Förderung von Kindern in Tageseinrich
tungen vor. Hier können die Eltern gemäß § 90 Abs. 3 und 4 des SGB VIII einen Antrag auf Ermäßigung des
Elternbeitrages stellen.
Der Anteil der (teil-)finanzierten Plätze in Kinderkrippen und -gärten hat vom Jahr 2000 bis zum Jahr 2008
stetig zugenommen. Als Ursache für den Rückgang in den Jahren 2009 und 2010 wird die vom 1. März 2009
bis 31.12.2010 geltende Beitragsfreiheit des letzten Kindergartenjahres gesehen. Rund 1.200 Kinder waren
durch das beitragsfreie Vorschuljahr laut aus der Berechnung der Ermäßigung herausgefallen. Ab Januar
2011 sind diese durch die gesetzliche Änderung des Sächsischen Gesetzes zur Förderung von Kindern in
Tageseinrichtungen wieder in die Statistik eingeflossen und führten erneut zum Anstieg gewährter Freiplätze
und Ermäßigungen. Im Jahr 2013 wurden 10.916 (teil-)finanzierte Plätze (plus 376 Plätze) registriert. Dies
entspricht einem Anteil von 27,5 % aller belegten Plätze in Kindertagesstätten und Kindertagespflege.
Sozialreport Leipzig 2014
55
Freiplätze und gewährte Ermäßigungen in Kindertagesstätten und Kindertagespflege
2000 bis 2013
Anzahl frei-/ermäßigte Plätze
12.000
35,0
31,2
10.000
26,1
213
2.910
6.000
2.000
28,8
606
8.000
4.000
641
25,6
3.585
704
769
30,0
27,5
27,8
3.713
3.874
25,0
20,0
3.400
15,0
1.860
5.184
6.160
4.900
3.501
6.123
6.273
10,0
Anteil in %
Abb. 5.10
5,0
0
0,0
2000
2005
2010
2011
2012
2013
Jahr
Kindertagespflege
Horte
Kindertagesstätten
Quelle: Amt f ür Jugend, Familie und Bildung
5.5
Frei-/ermäßigte Plätze in %
Sozialreport Leipzig 2014
Familienbildung und -beratung
Familienbildung und -beratung leistet einen Beitrag dazu, Familien zu stabilisieren, Eltern bei Hilfebedarf zu
unterstützen und die Bildungs- und Entwicklungschancen von Kindern in Familien zu verbessern. Das Spek
trum reicht von niedrigschwelligen Angeboten über Bildungsangebote bis zum Auf- und Ausbau von Erzie
hungspartnerschaften. Dies spiegelt sich in den Angeboten, die von Familienbildungs- und -begegnungsstät
ten, Elternbildung, Elternkursen, Mütterzentren bis zur Familienbildung in Kooperation mit Kindertagesstätten
und Schulen reichen, wider.
5.5.1
Angebote des Mütterzentrum Leipzig e. V.
Im Jahr 2013 wurden vier Familienzentren des freien Trägers der Jugendhilfe „Mütterzentrum e.V. Leipzig“
durch die öffentliche Jugendhilfe bezuschusst. Die vier Familienzentren richten sich an Eltern mit ihren Kin
dern hauptsächlich im Alter von 0 bis 6 Jahren. Sie befinden sich in den vier Planungsräumen der Kinderund Jugendförderung Westen, Grünau, Nordost und Innerer Osten der Stadt Leipzig.
Das Angebot der Familienzentren begleitet bereits werdende Eltern in der Schwangerschaft, Eltern in der El
ternzeit über die Kindergartenzeit bis zur Einschulung und darüber hinaus. Es wirkt präventiv der sozialen
Isolation von Eltern in der Elternzeit entgegen, bestärkt Eltern in ihrer Erziehungskompetenz, fördert Kinder in
ihren ersten Lebensjahren und knüpft ein soziales Netzwerk von und für Familien in Leipzig. Durch die Teil
nahme am Modellprojekt Kinder- und Familienzentren der Stadt Leipzig wurde die Erziehungspartnerschaft
von pädagogischen Fachkräften und Eltern in den Kindergärten und Familienzentren weiter gestärkt. Speziel
le Zielgruppen wie z. B. Alleinerziehende oder Familien mit Migrationserfahrung werden durch individuelle
Angebote unterstützt.
Die Koordinator/-innen der Familienzentren stehen den Besuchern während der Öffnungszeiten für niedrig
schwellige Beratung zu Alltagsfragen und in Krisensituationen zur Verfügung. Im Falle eines weiteren Unter
stützungsbedarfs vermitteln sie an spezifische Beratungsangebote der Stadt Leipzig.
Im Jahr 2013 wurden insgesamt 43.946 Nutzungen aller Angebote in den vier Familienzentren von Eltern und
Kindern gezählt. Die Gesamtzahl ist im Vergleich zum Vorjahr um 4,6 % gestiegen. Die Nutzer/-innen der Fa
milienzentren im Jahr 2013 teilen sich in den einzelnen Angebotsbereichen in folgende Nutzergruppen:
23.741 Eltern (21.565 Frauen und 2.176 Männer) nutzten mit 20.205 Kindern die gesamten Angebote.
56
Sozialreport Leipzig 2014
Abb. 5.11
Nutzung der Angebote des Mütterzentrum Leipzig e. V. von Eltern und Kindern in den
Jahren 2008 bis 2013
50.000
45.000
1.829
831
747
Anzahl
40.000
853
35.000
30.000
2.176
2.154
23.724
21.307
19.749
21.333
21.565
16.326
25.000
20.000
15.000
10.000
18.620
17.982
2008
2009
21.370
20.487
18.529
20.205
2012
2013
5.000
0
2010
Väter
Jahr
2011
Mütter
Quelle: Amt f ür Jugend, Familie und Bildung
5.5.2
Kinder
Sozialreport Leipzig 2014
Familienbildung in Kooperation mit Kindertagesstätten
Familienbildung in Kooperation mit Kindertageseinrichtungen war ursprünglich ein sächsisches Landesmo
dellprojekt in zwei Modellphasen mit den freien Trägern der Jugendhilfe Caritasverband Leipzig e. V. und
FAIRbund e. V. Aus beiden Modellstandorten sind eigenständige Projekte erwachsen, die Familienbildung in
Kooperation mit Kindertagesstätten anbieten und weiter entwickeln. Beide freien Träger der Jugendhilfe ar
beiten mit Kindertagesstätten freier Träger und des kommunalen Trägers zusammen und wirken im Netz
werk Familien- und Elternbildung mit.
Nahezu jedes Kind in Sachsen im Alter von drei Jahren bis zum Schulbeginn besucht einen Kindergarten.
Fast alle Eltern dieser Kinder stehen damit im Kontakt zu einer Kindertageseinrichtung. Die familienergän
zende und familienunterstützende Funktion des Kindergartens sollte daher auch im Bereich der Elternbildung
genutzt werden. In der Stadt Leipzig haben im Förderjahr 2013 zwei freie Träger der Jugendhilfe Angebote
im Sinne einer Familienbildung in Kooperation mit Kindertagesstätten unterbreitet. Während beim FAIRbund
e. V. das Projekt den Namen „Familien und Kitas – Miteinander lernen“ trägt, heißt es beim Caritasverband
Leipzig e. V. „FaBiKoo“ für Familienbildung in Kooperation mit Kindertagesstätten.
Insgesamt 32 Kindertagesstätten waren im Jahr 2013 Kooperationspartner der Anbieter von Familienbildung
in Kooperation mit Kindertagesstätten. Im Vergleich zum Vorjahr ist dies eine Kindertagesstätte eines freien
Trägers der Jugendhilfe weniger. Neben Team- und Gruppenangeboten für Erzieher/-innen und Leiter/-innen
wurden auch Einzelgespräche und Praxisreflexionen für einzelne pädagogische Mitarbeiter/-innen und
Leiter/-innen sowie Aktionen für Eltern und Kinder angeboten.
5.5.3
Kinder- und Familienzentren
In Leipzig haben sich bis April 2014 insgesamt 14 Kindertageseinrichtungen zu Kinder- und Familienzentren
in neun verschiedenen Trägerschaften weiter entwickelt. Die Leipziger Kinder- und Familienzentren tragen
wesentlich dazu bei, das Handlungsziel 4 des bis 2015 reichenden Aktionsplans „Kinder- und familienfreund
liche Stadt Leipzig“ zu erreichen. Damit sollen Familien in der Wahrnehmung ihrer erzieherischen Funktion
unterstützt und gestärkt werden.
Träger von Kindertageseinrichtungen bewarben sich 2012 für die Weiterentwicklung einer ihrer Einrichtungen
zu einem Kinder- und Familienzentrum. Über ein entsprechendes Auswahlverfahren im Rahmen einer Fin
dungskommission wurden vier weitere Kindertagesstätten ausgewählt, welche sich in 2013 zu Kinder- und
Familienzentren weiterentwickelten und 2014 das Gütesiegel als Leipziger Kinder- und Familienzentrum er
halten haben. Dies sind die Kindertageseinrichtungen in der Erich-Zeigner-Allee 77 vom Träger FAIRbund e.
V., „Die Wasserfrösche“, An der Querbreite 4 vom Träger Internationaler Bund Mitte gGmbH, „Dr. Bärchen“
Sozialreport Leipzig 2014
57
in der Friedrichshafner Str. 21 vom Träger DRK, Kreisverband Leipzig-Stadt e. V. und die Einrichtung in der
Diderotstr. 13/13a vom Amt für Jugend, Familie und Bildung.
Bei der Standortwahl für weitere Kinder- und Familienzentren wurden schwerpunktmäßig Sozialräume ge
wählt, in denen ein erhöhter Bedarf bei der Umsetzung von Bildungschancen besteht.
In Kinder- und Familienzentren sind sozialräumlich und trägerübergreifend tätige Sprach- und Kulturmittler/innen an ausgewählten Standorten etabliert. 2013 wurde von den KiFaZ-Mitarbeiter/-innen unter Begleitung
der HTWK ein Konzept zum Einsatz der Sprach- und Kulturmittler/-innen in Kitas und Horten entwickelt und
verabschiedet.
In den Kindertagesstätten und Horten mit Kindern mit Migrationshintergrund, vor allem aber in den Kinderund Familienzentren, waren bis März 2014 acht Sprach- und Kulturmittler/-innen über Honorarverträge im
Einsatz. Ab April 2014 sind noch sieben Sprach- und Kulturmittler/-innen tätig, deren Einsatzorte von der
Dienst- und Fachaufsicht Kindertagesstätten/ Kindertagespflege im Amt für Jugend, Familie und Bildung ko
ordiniert wird.
Zusätzlich sind zwei Mitarbeiterinnen der Integrativen Tageseinrichtung Regenbogenland in der Konrad
str. 70/72 sowohl als Erzieherinnen als auch Sprach- und Kulturmittlerinnen in Einsatz.
5.5.4
Erziehungs- und Familienberatung
Erziehungs- und Familienberatung leistet gemäß § 28 SGB VIII sowie in Verbindung mit §§ 17 und 18 SGB
VIII einen wesentlichen Beitrag dazu, dass Familien in ihrer Erziehungsaufgabe gegenüber ihren Kindern un
terstützt werden.
Abb. 5.12
Erziehungs- und Familienberatungsstellen 2000 bis 2013 nach Neuanmeldungen,
Übernahmen aus dem Vorjahr und beendeten Fällen
6.000
5.000
Anzahl
4.000
3.392
3.000
2.000
1.000
0
3.679
3.809
3.904
3.683
3.965
3.788
2.197
1.696
2.618
3.587
1.841
500
979
1.280
1.475
1.479
1.635
2000
2005
2010
2011
2012
2013
Jahr
Neuanmeldungen
Quelle: Amt f ür Jugend, Familie und Bildung
Übernahmen aus dem Vorjahr
davon beendet
Sozialreport Leipzig 2014
Im Jahr 2013 konnten durch Neuanmeldungen und Übernahmen aus dem Vorjahr insgesamt 5.423 Ratsu
chenden Beratungen angeboten werden. Die Anzahl aller Hilfefälle ist im Jahr 2013 im Vergleich zum Vorjahr
etwa konstant. Die Zahl der Neuanmeldungen ist um 177 Hilfen gesunken. Demgegenüber ist die Zahl der
Übernahmen aus dem Vorjahr um 156 Hilfen gestiegen. Trotz einer anhaltend hohen Zahl beendeter Hilfen
steigen die Zahlen der Übernahmen von Hilfen aus den Vorjahren weiter. Um Rat Suchenden zeitnah (mög
lichst innerhalb von vier Wochen) einen Gesprächstermin anzubieten, konnten präventive Angebote nicht
mehr so umfangreich angeboten werden.
58
Sozialreport Leipzig 2014
5.6
Allgemeiner Sozialer Dienst
Der Allgemeine Sozialdienst (ASD) stellt als Teil der kommunalen Selbstverwaltung innerhalb der Fachbehör
de Jugendamt kommunale soziale Dienstleistungen auf der Grundlage des Grundgesetzes bereit. Im Jahr
2013 war der ASD Leipzig in neun Sozialbezirke gegliedert und Anlaufstelle für hilfesuchende Menschen in
vielfältigen Notlagen. Insbesondere auf der Grundlage des SGB VIII (Kinder- und Jugendhilfe) und des SGB
XII (Sozialhilfe) gewährt der ASD ganzheitliche, gesetzes- und generationenübergreifende soziale Hilfen.
Das Handeln des ASD bewegt sich in einem ständigen Spannungsfeld zwischen Beratung und Unterstützung
im Sinne von Partizipation und Freiwilligkeit einerseits und Kontrolle und Intervention andererseits hinsichtlich
der Ermittlung und Feststellung von Sachverhalten im Rahmen des Wächteramtes.
Auf der Grundlage der sozialpädagogischen Diagnostik entwickeln die Sozialarbeiter/-innen gemeinsam mit
den Betroffenen einen Hilfeplan auf der Basis eines standardisierten Hilfeplanverfahrens. Dabei arbeitet der
ASD ressourcenorientiert, bezieht soziale Netzwerke ein und vermittelt in weitergehende Angebote und Hil
fen. Ebenso prüft und gewährt der ASD notwendige und geeignete Hilfen zur Erziehung.
Die Hilfe erfolgt unabhängig davon, ob es sich um Familien, Lebensgemeinschaften mit und ohne Kinder
oder um Einzelpersonen handelt; und unabhängig von Alter, Geschlecht, Nationalität, Konfession und Ein
kommen. Der ASD wird aktiv durch Nachfrage der Betroffenen, Informationen an den ASD über mögliche Hil
febedarfe und Gefährdungen, Einschätzungen des ASD von Hilfebedürftigkeit und Gefährdungen bzw. im
Rahmen der Gerichtshilfe sowie der Amtshilfe.
5.6.1
Leistungen des Allgemeinen Sozialdienstes
Neben der Fallsteuerung kostenpflichtiger Hilfen nach SGB VIII erbringt der ASD weitere Hilfeleistungen.
Darunter fallen einerseits Beratungsleistungen zu den Themen Trennung, Scheidung, Sorgerecht, Umgang
oder Erziehungsberatung.
Als Beteiligter in familiengerichtlichen Verfahren gibt der ASD nach § 50 SGB VIII und §§ 1666 und 1631 b
BGB Stellungnahmen ab. Darüber hinaus erstellt der ASD sozialpädagogische Stellungnahmen für andere
Ämter, Behörden und Leistungsträger. Im Rahmen des Krisendienstes prüft der ASD Anzeigen von Kindes
wohlgefährdungen nach § 8a SGB VIII, veranlasst bei Kindeswohlgefährdungen geeignete Maßnahmen zum
Schutz der Kinder und prüft Anzeigen von einer Gefährdung des Erwachsenenwohls.
Das weitere Aufgabengebiet des ASD umfasst niedrigschwellige Hilfen in Form von Beratung bzw. Vermitt
lung ins Versorgungssystem für Senioren bei drohender Vereinsamung, Überforderung, bei finanziellen Pro
blemen und bei offenen Behördenangelegenheiten. Darunter fällt beispielsweise auch die Vermittlungen an
ehrenamtliche Hilfsdienste wie den Seniorenbesuchsdienst des Sozialamtes.
Abb. 5.13
Leistungen des ASD außerhalb kostenpflichtiger Hilfen des SGB VIII 2012 und 2013
1.400
1.200
1.000
Anzahl
800
600
1.262
1.087
906
400
925
200
163
0
familiengerichtliche
Stellungnahmen
Kindesw ohlprüfungen
Dienstleistungen
SGB VIII, II, XII
2012
Quelle: Amt f ür Jugend, Familie und Bildung
Sozialreport Leipzig 2014
270
362
127
Stellungnahmen
für andere Behörden/
Leistungsträger
42
42
Erw achsenenw ohlprüfungen
2013
Sozialreport Leipzig 2014
59
Die im Jahr 2013 insgesamt 2.626 Fälle außerhalb kostenpflichtiger erzieherischer Leistungen bilden nicht
umfassend das Alltagsgeschäft des ASD ab (im Vorjahr 2.560 Fälle). Erfasst werden nur Fälle nach mindes
tens drei Kontakten. Gegenüber dem Vorjahr stieg die Anzahl dieser Fälle gering um 2,6 % (plus 66 Fälle).
Von diesen Leistungen des ASD im Jahr 2013 stieg der Anteil von familiengerichtlichen Stellungnahmen auf
48,1 % (im Vorjahr 42,5 %) und von Dienstleistungen nach SGB VIII, II und XII auf 10,3 % (im Vorjahr 6,4 %).
Kindeswohlprüfungen blieben mit 35,2 % (im Vorjahr 35,4 %) und Erwachsenenwohlprüfungen mit 1,6 % (im
Vorjahr 1,6 %) anteilig auf dem gleichen Niveau wie 2012. Der Anteil von Stellungnahmen für andere Behör
den/Leistungsträger sank auf 4,8 % (im Vorjahr 14,1 %).
5.6.2
Hilfen zur Erziehung
Als Aufgabe der „Hilfen zur Erziehung“ steht die Gewährung von geeigneten und notwendigen Hilfen für die
Familien mit einem Bedarf an staatlicher Unterstützung bei der Erziehung, Versorgung und Betreuung ihrer
Kinder sowie für junge Volljährige, die eine eigenständige Lebensführung noch nicht bewältigen, mit dem Ziel
des Unabhängigmachens der Betroffenen von öffentlicher Hilfe.
Erzieherische Hilfen 2000 bis 2013 nach Jahresdurchschnittswerten und dem Anteil
an der Altersgruppe
2.500
25,0
21,5
22,9
Ø Gesamtzahl
Hilfe zur Erziehung
2.000
21,0
21,3
22,9
20,0
17,5
1.500
1.000
15,0
2.142
1.808
1.768
1.500
1.859
2.077
500
10,0
Anteil in %
Abb. 5.14
5,0
0
0,0
2000
2005
2010
2011
2012
2013
Jahr
Hilfen nach SGB VIII
Quelle: Amt f ür Jugend, Familie und Bildung
Ø Hilfen/1000 unter 21-Jährige
Sozialreport Leipzig 2014
Im Leistungsbereich Erzieherische Hilfen wurden im Jahr 2013 durchschnittlich 2.077 Hilfefälle gezählt. Im
Vergleich zum Vorjahr ist die jahresdurchschnittliche Anzahl der vergebenen Hilfen um 11,7 % (plus 218 Hil
fen) gestiegen.
Der seit 2012 zu verzeichnende Fallanstieg liegt zum einen an der Zunahme der 0 bis unter 21-Jährigen so
wie an der Qualifizierung verschiedener rechtlicher Grundlagen zur Sicherung des Kindeswohls. Mit Einfüh
rung des Bundeskinderschutzgesetzes am 1.1.2012 sind nunmehr alle Professionen, die mit Kindern und Fa
milien arbeiten in der Verantwortung, bei Verdacht auf Kindeswohlgefährdung Familien entsprechende Hilfs
angebote zu unterbreiten bzw. Schutzmaßnahmen im Sinne von Meldungen an das Jugendamt vorzuneh
men. Diese erhöhte Sensibilität sorgt in der Folge für eine wachsende Fallzahl im Bereich von Prüfungen des
Kindeswohls mit weiterführenden kostenrelevanten Schutz-, Unterstützungs- und Hilfemaßnahmen in den Er
zieherischen Hilfen.
Die aktuelle Entwicklung in Leipzig zeigt, dass insbesondere Fälle mit Sucht belasteten Eltern und/oder Kin
dern und Jugendlichen voraussichtlich auch weiter zunehmen werden. Die Drogenproblematik von Eltern ver
bunden mit daraus resultierender Vernachlässigung ihrer Kinder führt immer häufiger zur dauerhaften statio
nären Fremdunterbringung der Kinder bzw. zu einer Zunahme an betreuten Wohnformen für junge
Mütter/Väter mit ihren Kindern (§ 19 SGB VIII).
Weitere Gründe für die Fallzahlsteigerung ist die zunehmende finanzielle Armut von Familien und deren Aus
wirkungen auf die Erziehungsfähigkeit der Eltern einschließlich der Gestaltung von Teilhabe und Inanspruch
nahme von Bildung. In der Folge entwickeln sich Rechtsansprüche von Familien und Kindern zur Kompensa
60
Sozialreport Leipzig 2014
tion und Unterstützung über Erzieherische Hilfen. Ein weiterer Grund für die Fallanstiege besteht, trotz der
Debatten zur Umsetzung der Inklusion, in der aktuell zunehmenden Selektion durch andere Institutionen wie
z. B. Schulsuspendierungen oder Zunahme von Förderschulverfahren in Schulen. Strukturelle, inhaltliche und
Zuständigkeitsgrenzen benachbarter Helfersysteme führen in Familien nicht selten zur Verschärfung von
Problemlagen und in der Folge wiederum zu einem Rechtsanspruch auf Kompensation und Unterstützung
durch Erzieherische Hilfen.
Tabelle 5.4
Hilfen zur Erziehung 2000 bis 2013 nach Minderjährigen und Volljährigen
sowie Hilfeart
2000
Minderjährige
2005
2010
2011
2012
2013
1.960
1.405
1.704
1.674
1.764
1.972
ambulant
864
533
695
684
732
815
teilstationär
115
75
74
82
80
86
stationär
623
418
501
492
528
625
Pflegestellen
358
379
434
416
424
446
182
95
104
94
95
105
ambulant
84
49
50
46
48
54
stationär
87
37
38
35
31
32
Pflegestellen
11
9
16
13
16
19
davon
Volljährige
davon
Quelle: Amt für Jugend, Familie und Bildung
Sozialreport Leipzig 2014
Auch im Jahr 2013 wurden am häufigsten ambulante Hilfen vergeben. Diese stiegen im Vergleich zum Vor
jahr um 11,4 % (plus 89 Hilfen). Die durchschnittlich vergebenen stationären Hilfen stiegen im Vergleich zum
Vorjahr um 17,5 % (plus 98 Hilfen) und die durchschnittlich vergebenen Pflegestellen stiegen um 5,7 % (plus
25 Hilfen). Die teilstationären Hilfen stiegen um sechs Hilfen.
Sozialreport Leipzig 2014
61
6.
Jugend
Zusammenfassung
Im Jahr 2013 lebten 78.938 Jugendliche, Heranwachsende und junge Erwachsene zwischen 14 und 27 Jah
ren mit Hauptwohnsitz in Leipzig.
2013 wurden Angebote der Kinder- und Jugendförderung mit 9,5 Mio. € bezuschusst (plus 2,2 %).
Die Inanspruchnahme des Ferienpasses hat sich weiter erhöht, 72,1 % aller Schüler/-innen nutzen ihn. Ins
gesamt 28.824 Ferienpässe wurden 2013 verkauft, davon 25,8 % ermäßigt.
Im Schuljahr 2013/2014 wurde an 12 Grundschulen, 23 Oberschulen, 8 Förderschulen und 7 Berufsschulen
Schulsozialarbeit angeboten.
Seit dem Schuljahr 2008/2009 ist ein Rückgang von Auszubildenden beobachtbar, da aktuell die geburten
schwachen Jahrgänge die Schulen verlassen. Im Berichtsjahr 2013/2014 gab es wieder mehr Bewerber/-in
nen (2.864) als Berufsausbildungsstellen (2.467) zur Verfügung standen.
Der Anteil der unbesetzten Berufsausbildungsstellen stieg auf 8,2 % (203).
Im Jahr 2013 ist die Zahl der arbeitslosen unter 25-Jährigen auf jahresdurchschnittlich 2.871 (minus 6,4 %)
gesunken. Maßnahmen arbeitsweltbezogener Jugendsozialarbeit wie Beschäftigungsprojekte oder Kompe
tenzagenturen sollen auch weiterhin Jugendlichen helfen, die Schwelle von der Schule in Ausbildung oder
Qualifizierung erfolgreich zu überschreiten und Arbeitslosigkeit zu verhindern.
Die mobile Jugendarbeit/Streetwork verzeichnet im Jahr 2013 durch die Einbeziehung des Fußball-Fan-Pro
jektes in den Leistungsbereich einen Anstieg um 28,9 % der Kontakte zu ihren Zielgruppen.
Durch die Jugendgerichtshilfe wurden im Jahr 2013 insgesamt 5.264 Jugendliche betreut.
6.1
Demografische Entwicklung
Im Jahr 2013 lebten 78.938 Jugendliche, Heranwachsende und junge Erwachsene zwischen 14 und 27 Jah
ren mit Hauptwohnsitz in Leipzig. Davon waren 12.745 Jugendliche zwischen 14 und 18 Jahren, 12.322 Her
anwachsende zwischen 18 und 21 Jahren und 53.871 junge Erwachsene zwischen 21 und 27 Jahren (Quel
le: Ordnungsamt/Einwohnerregister).
Abb. 6.1
Entwicklung der Jugendquote
Jugendquote in Prozent
24,0
22,0
20,0
18,0
16,0
Prognose
14,0
Ist-Wert
12,0
10,0
2001 2003 2005 2007 2009 2011 2013 2015 2017 2019 2021 2023 2025 2027 2029 2031
2000 2002 2004 2006 2008 2010 2012 2014 2016 2018 2020 2022 2024 2026 2028 2030 2032
Jahr
Quelle: Amt f ür Statistik und Wahlen
Sozialreport Leipzig 2014
Die Jugendquote, das heißt die Zahl der Einwohner/-innen im Alter von unter 15 Jahren zur Zahl der Einwoh
ner/-innen im Alter von 15 bis unter 65 Jahren steigt seit 2005 kontinuierlich. Auch in den kommenden Jahren
ist mit einem weiteren Anstieg zu rechnen.
62
Sozialreport Leipzig 2014
Abb. 6.2
Prognose nach Altersgruppen bis zum Jahr 2024
35.000
Anzahl der Personen
30.000
25.000
20.000
15.000
10.000
0
2013
2014
2015
2016
2017
2018
2019
2020
2021
2022
2023
2024
Jahr
14 bis unter 18 Jahre
18 bis unter 21 Jahre
Quelle: Amt f ür Statistik und Wahlen/Amt f ür Jugend, Familie und Bildung
21 bis unter 24 Jahre
24 bis unter 27 Jahre
Sozialreport Leipzig 2014
Die Prognose der Bevölkerungsentwicklung 2013 geht davon aus, dass sich die Stadtbevölkerung insgesamt
zunächst verjüngen wird. Dies hängt vor allem mit einem erwarteten starken Zuwachs von Kindern im Alter
unter 15 Jahren zusammen.
Auch die Altersgruppe der 14 bis unter 18-jährigen Jugendlichen zeigt ein deutliches und stetiges Ansteigen
in den nächsten Jahren. Der Anteil an der Stadtbevölkerung wird sich von 2,4 % im Jahr 2013 auf 3,1 % im
Jahr 2024 erhöhen. Etwas moderater fällt der Anstieg der 18 bis unter 21-jährigen Heranwachsenden aus. Ihr
Anteil an der Stadtbevölkerung wird sich von 2,3 % im Jahr 2013 auf 2,6 % im Jahr 2024 erhöhen.
Dagegen sinken die Altersgruppen der 21 bis 24-Jährigen von 4,2 % im Jahr 2013 auf 3,6 % und die der 24
bis unter 27-Jährigen sogar von 5,7 % im Jahr 2013 auf 4,3 % im Jahr 2024.
6.2
Angebote der Kinder- und Jugendförderung
Jugendarbeit ist mit ihren Angeboten auf das unmittelbare Aufnehmen von Bedürfnissen junger Menschen
ausgerichtet und hilft jungen Menschen mit ihren Möglichkeiten der Gestaltung von Freizeit, soziale Bezüge
aufzubauen, Gruppenleben zu ermöglichen und sozialen Ausgrenzungsprozessen vorzubeugen.
Die Leistungen der Kinder- und Jugendförderung umfassen nach dem zweiten Kapitel des SGB VIII:
•
§ 11 Jugendarbeit
•
§ 12 Förderung der Jugendverbände
•
§ 13 Jugendsozialarbeit
•
§ 14 erzieherischer Kinder- und Jugendschutz
•
§ 16 Allgemeine Förderung der Erziehung in der Familie
Entsprechend des Subsidiaritätsprinzips werden Leistungen der Kinder- und Jugendförderung insbesondere
von freien Trägern der Jugendhilfe vorgehalten. Ergänzend zu dem Leistungsangebot der freien Träger der
Jugendhilfe unterhält die Stadt Leipzig zum Jahresende 2013 noch vier offene Freizeittreffs in kommunaler
Trägerschaft, zwei Jugendkulturzentren, Straßensozialarbeiter mit drei Teams, Maßnahmen der internationa
len Jugendarbeit sowie eine Koordinierungsstelle im Bereich Kinder- und Jugendschutz.
Der Leistungsbereich der Kinder- und Jugendförderung wurde im Jahr 2013 mit über 9,5 Millionen Euro ge
fördert. Im Vergleich zum Vorjahr ist dies ein Anstieg um 2,2 % (plus 208.921 €).
Sozialreport Leipzig 2014
63
6.2.1
Ferienpass
Der Ferienpass bietet Leipziger Schülerinnen und Schülern seit 1981 vielfältige Möglichkeiten zum individuel
len bzw. gemeinsamen Besuch verschiedener Einrichtungen, Veranstaltungen, Sehenswürdigkeiten, Work
shops und Fahrten. Auch im Jahr 2013 wurden zahlreiche Veranstaltungen auf hohem Niveau durchgeführt.
Die vielen preiswerten Angebote entlasten vor allem Familien, die nur geringe finanzielle Mittel für die Frei
zeitgestaltung ihrer Kinder bereitstellen können.
Abb. 6.3
Inanspruchnahme des Ferienpasses 2000 bis 2013
35.000
2005
2006
2007
2008
2009
2010
5.747
16.495
2004
6.705
6.849
15.529
2003
6.548
14.693
2002
6.158
14.711
2001
5.677
14.228
11.808
4.018
11.738
3.181
11.209
3.285
11.921
5.000
3.167
5.762
12.355
10.000
3.046
13.393
3.941
15.000
13.166
20.000
1.487
2.773
5.956
18.608
1.263
2.387
25.000
15.874
verkaufte Ferienpässe
30.000
0
2000
2011 2012 a) 2013 a)
Jahr
ermäßigt verkaufte Ferienpässe (LVB-Aktion)
ermäßigt verkaufte Ferienpässe
Quelle: Amt f ür Jugend, Familie und Bildung
verkaufte Ferienpässe (LVB-Aktion)
verkaufte Ferienpässe
a) LVB-Aktion: kostenlose Abgabe an SchülerMobilCard-Inhaber
Sozialreport Leipzig 2014
Im Jahr 2013 wurden insgesamt 28.824 Ferienpässe ausgegeben. Dies sind 11,3 % mehr als im Vorjahr
(plus 2.932 Ferienpässe). Auch 2013 erhielten Inhaber einer Schüler Mobil Card (SMC) von den Leipziger
Verkehrsbetrieben (LVB) den Ferienpass kostenlos. Der Anteil der zum Vollpreis verkauften Ferienpässe lag
im Jahr 2013 bei 74,2 % (im Vorjahr 72,9 %). Davon wurden durch die LVB-Aktion an SMC-Inhaber 2.773
Stück kostenlos ausgegeben (im Vorjahr 2.387). Der Anteil aller ermäßigt verkauften Ferienpässe betrug
25,8 % (im Vorjahr 27,1 %). Davon wurden durch die LVB-Aktion an SMC-Inhaber 1.487 Stück kostenlos
ausgegeben.
Gemessen an den 39.994 Schüler/-innen allgemeinbildender Schulen des Schuljahres 2012/2013 in Leipzig
(Quelle: Statistisches Landesamt Sachsen) wurden im Jahr 2013 von 72,1 % aller Schüler/-innen Ferienpäs
se in Anspruch genommen (im Vorjahr 67,8 %).
Im Jahr 2013 wurden im Rahmen des Ferienpass 4.275 Veranstaltungen durchgeführt an denen 112.891
Kinder und Jugendliche teilgenommen haben.
6.2.2
Jugendberatung
Die Jugendberatung nach § 13 SGB VIII bietet ein Hilfsangebot für sozial benachteiligte oder individuell be
einträchtigte Jugendliche und junge Erwachsene. Sie hat die umfassende Förderung des einzelnen jungen
Menschen im Blick, und zwar unabhängig vom Erfolg seiner Einbindung in Lern-, Arbeits- und Leistungspro
zesse. Als eigenständiges Angebot der Jugendsozialarbeit kooperiert die Jugendberatung in Leipzig intensiv
mit Maßnahmen der arbeitsweltbezogenen Jugendsozialarbeit. Die Hilfsangebote der Jugendberatungsstel
len stehen grundsätzlich jedem jungen Menschen offen.
64
Sozialreport Leipzig 2014
Abb. 6.4
Jugendberatung 2001 bis 2013 nach Neuanmeldungen, Übernahmen und beendeten
Fällen
Fälle der Jugendberatung
1.200
1.000
800
836
981
800
807
815
827
818
743
806
773
811
807
156
161
2012
2013
683
600
400
910
871
446
489
367
836
982
860
793
683
200
367
446
489
0
2001
2002
2003
2004
2005
78
98
108
134
162
228
2006
2007
2008
2009
2010
2011
Jahr
Neuanmeldungen
Übernahmen aus den Vorjahren*
davon beendet
* Erf assung der Übernahmen erst ab 2006 v erf ügbar
Quelle: Amt f ür Jugend, Familie und Bildung
Sozialreport Leipzig 2014
Die Gesamtzahlen der Beratungshilfen in den Beratungsstellen der Stadt Leipzig ist im Jahr 2013 etwa kon
stant geblieben. Im Jahr 2013 sind bei Neuanmeldungen und Übernahmen aus den Vorjahren etwa die Wer
te des Vorjahres festzustellen. Die Anzahl der im Jahr 2013 beendeten Hilfen ist im Vergleich zum Vorjahr
um 4,1 % zurückgegangen (minus 33 beendete Hilfen)
6.2.3
Kinder- und Jugendtelefon
Das Kinder- und Jugendtelefon Leipzig beim Deutschen Kinderschutzbund e. V. ist ein Leistungsangebot
nach § 14 SGB VIII und erhält im Rahmen der Kinder- und Jugendförderung finanzielle Zuwendungen. Es ist
ein niederschwelliges, themenoffenes und anonymes Gesprächsangebot für Kinder und Jugendliche zwi
schen 8 und 27 Jahren, mit dem Ziel, einen Beitrag zur Verbesserung der Lebenssituation von Kindern und
Jugendlichen zu leisten und sie vor schädigenden Einflüssen zu schützen.
Abb. 6.5
Beratungsgespräche des Kinder- und Jugendtelefons 2000 bis 2013 nach
Altersklassen
5.000
Beratungsgespräche
4.500
578
491
4.000
3.500
3.000
2.500
290
336
248
559
700
1.040
1.333
1.000
500
0
1.317
490
374
1.124
1.275
1.267
488
1.048
387
1.045
491
459
1.098
1.132
385
1.033
923
2.000
1.500
388
317
2.262
2.465
2.158
2.301
2.484
2.456
1.977
1.841
296
422
454
380
2010
2011
2012
2013
1.962
1.604
1.563
1.690
463
396
403
321
489
549
481
635
595
528
2000
2001
2002
2003
2004
2005
2006
2007
2008
2009
1.566
1.529
Jahr
über 18 Jahre
Quelle: Amt f ür Jugend, Familie und Bildung
Sozialreport Leipzig 2014
14 bis unter 18 Jahre
12 bis unter 14 Jahre
unter 12 Jahre
Sozialreport Leipzig 2014
65
Täglich erreichen das Kinder- und Jugendtelefon in der 6-stündigen Beratungszeit ca. 37 Anrufer/-innen. Um
all diesen Anrufenden mit ihren persönlichen Fragen, Sorgen und Nöten hilfreich zur Seite stehen zu können,
engagieren sich über 40 qualifizierte, ehrenamtliche Berater/-innen für das Projekt.
Im Jahr 2013 sind beim Kinder- und Jugendtelefon Leipzig insgesamt 11.331 Anrufe eingegangen. Davon
waren 29,4 % Beratungsgespräche (im Vorjahr 24,9 %) und 70,6 %. Sonstige Gespräche (im Vorjahr 75,1 %)
mit allgemeinen Anfragen zum Kinder- und Jugendtelefon oder Rückmeldungen zu früheren Gesprächen be
treffend, sowie Testanrufe, „Aufleger“ und „Schweiger“. Damit ist im Jahr 2013 der Anteil der Beratungsge
spräche um 4,5 Prozentpunkte gegenüber den sonstigen Gesprächen gestiegen.
Zu den Hauptnutzern des Kinder- und Jugendtelefons zählen seit mehreren Jahren die 12 bis 14-Jährigen,
sowie die 15 bis 17-Jährigen. Der Anteil beider Altersgruppen lag im Jahr 2013 bei 77 %.
Das Themenspektrum, mit denen sich Kinder und Jugendliche an das Kinder- und Jugendtelefon wenden, ist
sehr vielfältig. Die häufigsten Themen sind „Partnerschaft und Liebe“ sowie „Sexualität“. Aber auch die The
men „psychosoziale Probleme/Gesundheit“ und „Sucht“ sind breit angefragte Themen, die seit Jahren wach
sende Bedeutung erfahren. Gerade der Bereich „psychosoziale Probleme/Gesundheit“ ist 2013 um etwa 3 %
gestiegen. In diese Kategorie zählen Anrufe mit Themen wie Körper/Aussehen, Krankheit/Behinderung, Trau
er/Verlust/Tod, Einsamkeit, Freizeitgestaltung, Furcht/Angst, Selbstvertrauen, Identität/Sinn des Lebens, psy
chische Probleme, Suizidgedanken.
Die Gesprächsdauer der Beratungsgespräche, die länger als 30 Minuten dauern, hat sich im Jahr 2013 stark
erhöht. Dem gegenüber sind die Beratungsgespräche, die maximal 10 Minuten dauern, gesunken. Die zeit
lich intensivere Begleitung der Anrufenden schlägt sich hier in der niedrigeren Gesamtzahl der Anrufe nieder.
6.2.4
Schulsozialarbeit
Schulsozialarbeit hat sich in der Stadt Leipzig als ein Schwerpunkt der Jugendsozialarbeit nach § 13 SGB VIII
entwickelt. Die kommunalpolitische Schwerpunktsetzung liegt hierbei zunächst auf allen Förderschulen zur
Lernförderung, dem Förderzentrum für Erziehungshilfe, dem Förderzentrum Sprachheilschule, Oberschulen,
Berufsschulen mit Berufsvorbereitungsjahr und Grundschulen in Stadtgebieten mit sozialem Entwicklungsbe
darf.
Die jeweiligen Angebote von Schulsozialarbeit durch Träger der Jugendhilfe beruhen auf individuell abge
stimmten Kooperationsvereinbarungen mit der jeweiligen Partnerschule. Sie werden vor Ort an der Schule für
die Schüler/-innen umgesetzt. Die Verknüpfung der Leistungen von Schule und Jugendhilfe wurde in den zu
rückliegenden Jahren verstärkt und ein Kooperationsvertrag zur Thematik Schulpflichtverletzung zwischen
der Sächsischen Bildungsagentur Regionalstelle Leipzig und dem Amt für Jugend, Familie und Bildung abge
schlossen.
Tabelle 6.1
Schulsozialarbeit Schuljahr 2008/2009 bis 2013/2014 nach Schularten
Anzahl
öffentlicher Schulen
davon mit
Schulsozialarbeit
Anzahl
öffentlicher Schulen
davon mit
Schulsozialarbeit
117
18
115
26
114
31
114
50
114
50
114
50
Grundschulen
65
1
65
2
65
2
65
12
65
12
65
12
Oberschulen
24
9
22
9
22
14
22
22
22
22
22
22
1
1
1
1
1
1
Schulart
Alle Schularten
davon mit
Schulsozialarbeit
davon mit
Schulsozialarbeit
2013/2014
Anzahl
öffentlicher Schulen
2012/2013
Anzahl
öffentlicher Schulen
2011/2012
davon mit
Schulsozialarbeit
2010/2011
Anzahl
öffentlicher Schulen
2009/2010
davon mit
Schulsozialarbeit
2008/2009
Anzahl
öffentlicher Schulen
Schuljahr
davon:
Gemeinschaftsschule
1
1
1
Förderschulen1
16
8
16
8
16
8
16
8
16
8
16
8
Berufsschulen2
11
0
11
7
10
7
10
7
10
7
10
7
Quelle: Statistisches Landesamt Sachsen/Amt für Jugend, Familie und Bildung
Sozialreport Leipzig 2014
1
Schulsozialarbeit beim Förderzentrum für Erziehungshilfe an drei Schulteilen, 2 neun berufliche Schulzentren und eine medizinische
Berufsfachschule an der Klinikum St. Georg gGmbH
66
Sozialreport Leipzig 2014
Schulsozialarbeit war im Schuljahr 2013/2014 mit seinen sozialpädagogischen Angeboten an 50 öffentlichen
Schulen in der Stadt Leipzig tätig. Damit konnte der Anteil aus dem vorigen Schuljahr gehalten werden. In der
Schulart Förderschulen wurde an allen sechs Förderschulen zur Lernförderung, an der Sprachheilschule so
wie an allen drei Schulteilen des Förderzentrums für Erziehungshilfe Schulsozialarbeit angeboten. Auch an
allen 22 öffentlichen Oberschulen sowie der kommunalen Gemeinschaftsschule für die Klassen 1 bis 10
(Nachbarschaftsschule) gab es im Schuljahr 2013/2014 Schulsozialarbeit. Darüber hinaus wurde an 12 öf
fentlichen Grundschulen Schulsozialarbeit angeboten. Dies wurde zum Teil über die Bundesfinanzierung für
Bildung und Teilhabe möglich.
Weiterhin existierten Schulsozialarbeitsprojekte an sieben Berufsschulzentren der Stadt Leipzig, an denen
ein Berufsvorbereitungsjahr eingerichtet ist. Über Mittel des Sächsischen Staatsministeriums für Kultus wer
den Zuwendungen für die sozialpädagogische Betreuung im Berufsvorbereitungsjahr als Projektförderung
gewährleistet. Gefördert werden 90 % der zuwendungsfähigen Ausgaben. Die Projektbeantragung läuft über
ein jährliches Verfahren. Antragsteller ist die Stadt Leipzig, sie sichert die 10-prozentige Kofinanzierung über
den Haushalt des Amtes für Jugend, Familie und Bildung.
6.3
Ausbildung und Berufsfindung
Ein zentrales Thema für Leipziger Jugendliche ist der Übergang von der Schule in das Berufsleben. Arbeits
weltbezogene Jugendsozialarbeit soll hierbei sozialpädagogische Maßnahmen für junge Menschen anbieten
und anwaltschaftlich für Jugendliche in der (fach-)politischen Diskussion zur kommunalen Beschäftigungspo
litik auftreten. In den letzten Jahren wurde dafür ein stabiles Netzwerk zur beruflichen Förderung und der so
zialen Integration junger Menschen aufgebaut.
Einen weiteren Schwerpunkt stellt die Umsetzung der Vereinbarung zwischen der Stadt Leipzig und dem
Jobcenter Leipzig zu Maßnahmen nach SGB II, III und VIII dar. In dieser Vereinbarung sind u. a. die Förde
rung von Einrichtungen und Diensten für Leistungen zur Eingliederung in Ausbildung, Arbeit oder Beschäfti
gung geregelt.
6.3.1
Bewerber/-innen und Berufsausbildungsstellen
Als Bewerber/-innen für Berufsausbildungsstellen zählen laut der Definition der Bundesagentur für Arbeit die
jenigen gemeldeten Personen, die im Berichtsjahr individuelle Vermittlung in eine betriebliche oder außer
betriebliche Berufsausbildungsstelle in anerkannten Ausbildungsberufen nach dem Berufsbildungsgesetz
wünschen und deren Eignung dafür geklärt ist bzw. deren Voraussetzungen dafür gegeben sind.
Als Berufsausbildungsstellen zählen gemäß der Definition der Bundesagentur für Arbeit alle mit einem Auf
trag zur Vermittlung gemeldeten und im Berichtsjahr zu besetzenden betrieblichen und außerbetrieblichen
Berufsausbildungsstellen für anerkannte Ausbildungsberufe nach dem Berufsbildungsgesetz, einschließlich
der Ausbildungsplätze in Berufsbildungswerken und sonstigen Einrichtungen, die Ausbildungsmaßnahmen
für Behinderte durchführen. Das Berichtsjahr ist der Zeitraum vom 1. Oktober bis zum 30. September des fol
genden Jahres.
Die Bundesagentur für Arbeit zählte für die Stadt Leipzig zum 30.09.2014 insgesamt 2.864 gemeldete Bewer
ber/-innen für Berufsausbildungsstellen. Gegenüber dem Vorjahr ist dies ein Anstieg um 3,4 % (plus 93 ge
meldete Bewerber/-innen). Davon waren 2.604 gemeldete und versorgte Bewerber/-innen (plus 113) sowie
260 gemeldete aber unversorgte Bewerber/-innen (minus 20). Der Anteil der unversorgten Bewerber/-innen
sank um einen Prozentpunkt auf 9,1 %. Zu den unversorgten Bewerbern zählen jene Personen, für die weder
die Einmündung in eine Berufsausbildung, noch ein weiterer Schulbesuch, eine Teilnahme an einer Förder
maßnahme oder eine andere Alternative zum 30.9. bekannt ist und für die sich um eine Vermittlung bemüht
wird.
Bei den Daten zu gemeldeten und unbesetzten Berufsausbildungsstellen gab es durch die Bundesagentur für
Arbeit im Berichtsjahr 2013/2014 rückwirkend, bis einschließlich Januar 2013, eine Revision. Durch die Ein
beziehung von weiteren Stellen von Arbeitgebern erhöhte sich der Bestand im Berichtsjahr 2012/2013 und
2013/2014.
Im Berichtsjahr 2013/14 standen demnach 2.467 gemeldete Berufsausbildungsstellen zur Verfügung. Dies ist
zum Vorjahr ein Anstieg um 5,6 % (plus 131). Davon waren 2.264 Stellen besetzt und 203 Stellen unbesetzt.
Der Anteil der unbesetzten Stellen stieg auf 8,2 % (plus 4,1 Prozentpunkte zum Vorjahr). Darunter befanden
sich hauptsächlich Berufsausbildungsstellen in den Branchen Verkehr, Logistik, Schutz und Sicherheit oder
auch kaufmännische Dienstleistungen, Handel, Vertrieb, Tourismus sowie Bau, Architektur, Vermessung,
Gebäudetechniker und Berufsausbildungsstellen bei der Rohstoffgewinnung, Produktion, Fertigung.
Sozialreport Leipzig 2014
67
Tabelle 6.2
gemeldete Bewerber/-innen und Berufsausbildungsstellen in der Stadt Leipzig nach
Berichtsjahren zum Stichtag 30.09. des Jahres
2003/
2004
gemeldete Bewerber/-innen
2005/
2006
2006/
2007
2007/
2008
2008/
2009
2009/
2010
2010/
2011
2011/
2012
2012/
2013
2013/
2014
5.754
6.223
6.965
5.141
2.874
2.449
2.314
2.859
2.771
2.864
5.303
5.876
6.230
5.024
2.834
2.419
2.230
2.669
2.491
2.604
451
347
735
117
40
30
84
190
280
260
7,8
5,6
10,6
2,3
1,4
1,2
3,6
6,6
10,1
9,1
3.873
3.434
3.628
4.736
3.061
2.787
2.606
2.621
2.336
2.467
3.869
3.327
3.166
4.723
3.051
2.756
2.536
2.490
2.240
2.264
4
107
462
13
10
31
70
131
96
203
0,1
3,1
12,7
0,3
0,3
1,1
2,7
5,0
4,1
8,2
davon:
versorgte Bewerber/-innen
unversorgte Bewerber/-innen
Anteil unversorgter Bewerber/innen in %
gemeldete
Berufsausbildungsstellen
davon:
besetzte Stellen
unbesetzte Stellen
Anteil unbesetzter Stellen in %
Quelle: Statistik der Bundesagentur für Arbeit
Abb. 6.6
Sozialreport Leipzig 2014
Gemeldete Bewerber/-innen und Berufsausbildungsstellen in der Stadt Leipzig zum
Stichtag 30.09. des Jahres nach Berichtsjahren
8.000
6.965
7.000
Anzahl
6.000
5.754
5.908
6.223
5.141
5.000
4.736
4.000
3.000
3.873
3.061
3.725
3.434
3.628
2.606
2.449
2.314
09/10
10/11
2.874
2.000
1.000
0
2.787
03/04
04/05
05/06
06/07
07/08
08/09
2.859
2.621
11/12
2.771
2.864
2.336
2.467
12/13
13/14
Jahr
gemeldete Bew erber/-innen
Quelle: Bundesagentur f ür Arbeit/Amt f ür Jugend, Familie und Bildung
gemeldete Berufsausbildungsstellen
Sozialreport Leipzig 2014
Zum Berichtszeitpunkt des 30.09.2014 überstieg die Anzahl der gemeldeten Bewerber/-innen erneut die zur
Verfügung stehenden Berufsausbildungsstellen. Die Arbeitsverfahren bei den Trägern der Ausbildungsstel
lenvermittlung sind darauf ausgerichtet, bis zum 30. September möglichst für alle Bewerber eine Einmün
dung in eine Ausbildungsstelle zu erreichen oder eine Alternative zur Berufsausbildung herbeizuführen. Auch
danach werden die Vermittlungsbemühungen für unversorgte Bewerber fortgesetzt.
6.3.2
Jugendarbeitslosigkeit
Als arbeitslose Jugendliche gelten arbeitsuchende Personen, die mindestens 15 und höchstens 24 Jahre alt
sind und vorübergehend nicht in einem Beschäftigungsverhältnis stehen oder nur eine weniger als 15 Stun
den wöchentlich umfassende Beschäftigung ausüben, eine versicherungspflichtige Beschäftigung suchen
und dabei den Vermittlungsbemühungen der Agentur für Arbeit oder des Jobcenters Leipzig zur Verfügung
stehen, also arbeitsfähig und -bereit sind.
68
Sozialreport Leipzig 2014
Abb. 6.7
Arbeitslose Leipziger/-innen bis zum Alter von 25 Jahren (Jahresdurchschnittswerte)
2005 bis 2013
7.000
Anzahl der Arbeitslosen
6.000
498
606
431
509
5.000
2.301
4.000
1.966
3.000
2.000
3.290
1.000
2.746
360
450
1.888
2.429
330
416
1.705
267
347
1.550
221
292
1.436
216
262
1.320
181
244
177
229
1.094
1.017
2.242
2.218
1.914
1.750
1.549
1.448
2008
2009
2010
2011
2012
2013
0
2005
2006
2007
Jahr
w eiblich unter 20 Jahre
männlich unter 20 Jahre
w eiblich 20 bis unter 25 Jahre
Quelle: Bundesagentur f ür Arbeit/Amt f ür Jugend, Familie und Bildung
männlich 20 bis unter 25 Jahre
Sozialreport Leipzig 2014
Die von der Bundesagentur für Arbeit gemeldeten Arbeitslosenzahlen der unter 20-Jährigen und der 20 bis
unter 25-Jährigen weisen für die Stadt Leipzig seit 2005 stark rückläufige Entwicklung auf. Gleichbleibend ist
die Tendenz, dass mehr junge Männer (58,4 %) als junge Frauen (41,6 %) von Arbeitslosigkeit betroffen
sind. Im Jahresdurchschnitt des Jahres 2013 waren 2.871 Leipziger/-innen unter 25 Jahren als arbeitslos re
gistriert. Im Vergleich zum Vorjahr ist dies ein Rückgang um 6,4 % (minus 197). Davon waren 406 Leipziger/innen unter 20 Jahren (im Vorjahr 425) und 2.465 zwischen 20 und 25 Jahren (im Vorjahr 2.643).
Das Amt für Jugend, Familie und Bildung arbeitet eng mit dem Jobcenter Leipzig zusammen, um die Jugend
arbeitslosigkeit zu senken. So wurden z. B. Aktivierungshilfen für Jugendliche, die im Rahmen der vorhande
nen Angebote noch nicht in den Arbeits- oder Ausbildungsmarkt eingegliedert werden konnten, bereit ge
stellt. Darüber hinaus vermitteln Kompetenzagenturen intensiv sozialpädagogisch begleitete Qualifizierungsund Beschäftigungsvorhaben für benachteiligte Jugendliche.
6.3.3
Arbeitsweltbezogene Jugendsozialarbeit
Maßnahmen der arbeitsweltbezogenen Förderung und Berufsorientierung nach § 13 SGB VIII richten sich an
Jugendliche, die ohne diese Angebote nicht in der Lage sind, die Schwelle von der Schule in Ausbildung oder
Qualifizierung erfolgreich zu überschreiten. Die Angebote erschließen den Jugendlichen unter sozial
pädagogischer Begleitung berufspraktische Erfahrungsräume und Lern- bzw. Qualifizierungsmöglichkeiten in
enger Verbindung von Theorie und Praxis.
Im Jahr 2013 wurden von neun freien Trägern der Jugendhilfe zehn Maßnahmen zur arbeitsweltbezogenen
Jugendsozialarbeit und fünf Schulverweigererprojekte im Sinne von Maßnahmen zur Beschäftigung und Ein
gliederung durch die Jugendhilfe und weiteren Co-Finanzierungen gefördert. Die Anbieter arbeiten hierbei
stadtweit.
Im Jahr 2013 haben insgesamt 745 Teilnehmer/-innen die Beschäftigungsangebote arbeitsweltbezogener Ju
gendsozialarbeit genutzt. Dies ist gegenüber dem Vorjahr ein Anstieg um 8,6 % (plus 59 Teilnehmer/-innen).
Jede/-r fünfte Teilnehmer/-in (21,5 %) hat die Maßnahme bereits im Vorjahr begonnen und im Jahr 2013 fort
geführt. 78,5 % der Teilnehmer/-innen haben die Maßnahme im Jahr 2013 begonnen. Vier von fünf Teilneh
mer/-innen von Angeboten arbeitsweltbezogener Jugendsozialarbeit (79,5 %) haben die Maßnahme im Jahr
2013 beendet.
Kompetenzagenturen unterstützen besonders benachteiligte Jugendliche dabei, ihren Weg in Beruf und Ge
sellschaft zu finden und befähigen sie zu einer eigenständigen Lebensführung. Im Jahr 2013 haben insge
samt 106, fast ausschließlich Heranwachsende und junge Erwachsene die Angebote der Kompetenzagentu
ren genutzt – etwa so viele wie im Vorjahr. Die im Vergleich der Jahre rückläufigen Zahlen der Nutzer/-innen
der Kompetenzagenturen sind auf die Reduzierung der Standorte auf eine Kompetenzagentur zurückzufüh
ren.
Sozialreport Leipzig 2014
69
Darüber hinaus wurden die Schulverweigererprojekte „Youth Start“ und „TAKE OFF“ im Sinne von Maßnah
men der arbeitsweltbezogenen Förderung und Berufsorientierung durch die Jugendhilfe gefördert. Im Schul
jahr 2012/2013 gab es 49 Teilnehmer/-innen an den beiden Schulverweigererprojekten. Davon kamen
75,5 % aller Teilnehmer/-innen aus einer Oberschule (im Vorjahr 57,1 %) und 22,4 % aus einer Förderschule
(im Vorjahr 42,9 %).
Nach der Teilnahme am Schulverweigererprojekt im Schuljahr 2012/2013 blieben 8,2 % aller Teilnehmer/-in
nen weiter im Projekt und 91,8 % beendeten die Maßnahme. Mit 51,0 % begann jeder Zweite eine berufsvor
bereitende Maßnahme wie Berufsvorbereitungsjahr, berufsvorbereitende Bildungsmaßnahme oder Berufs
grundbildungsjahr (im Vorjahr 37,5 %). Weitere 12,2 % der Teilnehmer/-innen kehrten an ihre allgemeinbil
dende Schule zurück (im Vorjahr 12,5 %), 10,2 % fanden Aufnahme in einer anderen therapeutischen Ein
richtung und 8,2 % aller Teilnehmer/-innen verblieben weiter im Projekt. 18,4 % der beendeten Projektteil
nehmer/-innen wurden entweder nach der Probezeit aufgenommen, haben die Maßnahme abgebrochen
bzw. wurden ausgeschlossen, wurden in ein anderes Schulprojekt aufgenommen oder haben eine Lehraus
bildung begonnen.
Tabelle 6.3
Teilnehmer/-innen arbeitsweltbezogener Jugendsozialarbeit 2009 bis 2013 nach Alter
und Geschlecht
Arbeitsweltbezogene Maßnahme
Teilnehmer/-innen Beschäftigungsprojekte
2009
2010
2011
2012
2013
794
710
776
686
745
Jugendliche (unter 18 Jahren)
516
561
408
290
328
Heranwachsende (18 bis unter 21 Jahren)
188
71
201
174
154
junge Erwachsene (21 bis unter 27 Jahren)
90
78
167
222
263
männlich
554
491
502
457
459
weiblich
240
219
274
229
286
246
216
173
103
106
Jugendliche (unter 18 Jahren)
95
82
44
21
1
Heranwachsende (18 bis unter 21 Jahren)
60
55
54
31
25
junge Erwachsene (21 bis unter 27 Jahren)
91
79
75
51
80
männlich
105
110
82
51
56
weiblich
141
106
91
52
50
115
160
152
178
152
115
160
152
177
151
1
1
davon:
Nutzer/-innen Kompetenzagenturen
davon:
Teilnehmer/-innen 2. Chance
davon:
Jugendliche (unter 18 Jahren)
Heranwachsende (18 bis unter 21 Jahren)
junge Erwachsene (21 bis unter 27 Jahren)
männlich
50
88
94
98
93
weiblich
65
72
58
80
59
Quelle: Träger arbeitsweltbezogener Jugendsozialarbeit
6.4
Sozialreport Leipzig 2014
Mobile Jugendarbeit/Straßensozialarbeit (Streetwork)
Straßensozialarbeit nach § 13 SGB VIII versteht sich als aufsuchender, zielgruppen- und lebensweltorientier
ter Handlungsansatz der Jugendhilfe. Die Aktivitäten der Sozialarbeiter/-innen konzentrieren sich besonders
auf die Bereiche Kontaktaufnahme und pflege, Beratung, Begleitung sowie Vermittlung zu Institutionen und
Behörden.
Im Jahr 2013 wurden zehn Projekte von sechs Trägern der freien Jugendhilfe in der mobilen Jugendarbeit
bzw. Straßensozialarbeit durch das Amt für Jugend, Familie und Bildung der Stadt Leipzig gefördert. Darun
ter auch das Fußball-Fan-Projekt, welches in einer Mischfinanzierung vom Land Sachsen, dem Deutschen
70
Sozialreport Leipzig 2014
Fußball Bund und der Stadt Leipzig betrieben wird. Darüber hinaus hat der kommunale Träger in drei Teams
aufsuchende Jugendsozialarbeit angeboten.
Abb. 6.8
Hilfeentwicklung mobiler Jugendarbeit/Streetwork 2009 bis 2013 nach Kontakten
30.000
Anzahl der Kontakte
25.000
25.760
20.000
15.000
19.995
19.558
19.381
19.165
15.673
10.000
12.838
11.363
13.664
12.390
10.499
5.000
4.006
4.033
2009
2010
5.497
7.177
0
2011
2012
2013
Jahr
Kontakt-/Beratungsstelle
Quelle: Amt f ür Jugend, Familie und Bildung
medial (Telefon, Internet)
aufsuchend
Sozialreport Leipzig 2014
Im Jahr 2013 gab es insgesamt 49.923 Kontakte von mobiler Jugendarbeit/Streetwork zu ihren Zielgruppen.
Dies ist bedingt durch die Eingliederung des Fußball-Fan-Projektes in den Leistungsbereich ein Anstieg um
28,9 % (plus 11.191 Kontakte).
Streetwork ist eine wirksame Form mobiler Jugendarbeit. Im Jahr 2013 waren 51,6 % aller Kontakte durch
aufsuchende Arbeit entstanden (im Vorjahr 49,5 %). Die Jahreszeiten und Wetterbedingungen spielen in der
aufsuchenden Arbeit eine große Rolle. So kommt es beispielsweise in den Sommermonaten zu häufigeren
Kontaktzahlen, da die Zielgruppen hier auch häufiger an den aufgesuchten Orten angetroffen werden. In 27,4
% aller hergestellten Kontakte zu den Zielgruppen erfolgte dies im Jahr 2013 in einer Kontakt- und Bera
tungsstelle (im Vorjahr 32,0 %). Die Kontakte über mediale Formen wie Telefon oder Internet sind im Jahr
2013 weiter gestiegen auf 21,0 % aller Kontakte (im Vorjahr 18,5 %). Dies ist gegenüber dem Vorjahr ein An
stieg um 3.322 mediale Kontakte.
Im Jahr 2013 wurden insgesamt 514 Gruppenangebote unterbreitet (im Vorjahr 667). Davon waren 263 An
gebote für Gruppen- und Projektarbeit und 251 freizeit- und erlebnispädagogische Angebote. An den Grup
penangeboten der mobilen Jugendarbeit/Streetwork haben im Jahr 2013 insgesamt 7.778 Kinder, Jugendli
che und junge Volljährige teilgenommen (im Vorjahr 10.703).
Einzelfallhilfen sind intensive Betreuungen der Klienten, mit denen ein gemeinsames Ziel (analog Hilfeplan)
vereinbart wurde. Im Jahr 2013 wurden durch die mobile Jugendarbeit/Streetwork insgesamt 706 Einzelfall
hilfen geleistet. Dies ist gegenüber dem Vorjahr ein Rückgang um 26,8 % (minus 258 Einzelfallhilfen). Von
diesen Hilfeempfängern hatten 4,1 % einen Migrationshintergrund (im Vorjahr 4,3 %). Mehr als Dreiviertel al
ler Hilfeempfänger/-innen von Einzelfallhilfen (75,8 %) waren im Jahr 2013 bereits über 18 Jahre alt (im Vor
jahr 79,8 %). Der Anteil der 14 bis 18-Jährigen betrug 21,1 % (im Vorjahr 17,0 %) und 3,1 % aller Hilfeemp
fänger/-innen waren unter 14 Jahre alt (im Vorjahr 3,2 %). 64,0 % (im Vorjahr 56,2 %) der Hilfeempfänger/innen sind männlich, 36,0 % (im Vorjahr 43,8 %) sind weiblich.
Häufige Problemlagen der Klientinnen und Klienten waren im Jahr 2013 wirtschaftliche Schwierigkeiten wie
Schulden, Probleme mit der Wohnsituation, Delinquenz, gesundheitliche Probleme durch unzureichende Ver
sorgung, Krankheiten oder andere Gefährdungen wie beispielsweise der Umgang mit legalen sowie illegalen
Drogen, Probleme in sozialen Beziehungen wie z. B. im Umgang mit anderen Menschen, Freunden, Proble
me werdender Eltern und Probleme in der Schule, der Ausbildung oder der Arbeit.
6.5
Jugendgerichtshilfe
Das Sachgebiet Jugendgerichtshilfe sichert gemäß § 52 SGB VIII in Verbindung mit § 38 Jugendgerichtsge
setz den Rechtsanspruch junger straffällig gewordener Menschen im Alter von 14 bis zur Vollendung des 21.
Sozialreport Leipzig 2014
71
Lebensjahres auf Mitwirkung der Jugendgerichtshilfe im Jugendstrafverfahren und unterstützt gleichzeitig die
verfahrensbeteiligten Behörden. Die Sozialarbeiter/-innen des Spezialdienstes arbeiten stadtteilorientiert.
Die Mitwirkung der Jugendgerichtshilfe beginnt mit der polizeilichen Information über die Feststellung eines
jungen Menschen als Beschuldigter einer Tat. Die Betreuung endet mit Abschluss des Jugendstrafverfah
rens, das heißt sie umfasst auch die Eingliederungshilfe nach der Haftentlassung. Das Tätigwerden der Ju
gendgerichtshilfe im Rahmen von Beratung und Begleitung erfolgt auch bei Ordnungswidrigkeitsverfahren
sowie bei der Verhängung von Strafbefehlen.
Anzahl der Neueingänge von Fällen
Abb. 6.9
Neueingänge der Jugendgerichtshilfe 2000 bis 2013 nach
Erst- und Mehrfachtäter/-innen
4.500
4.000
3.500
1.536
3.000
946
1.556
2.500
2.000
1.094
1.476
1.350
1.322
2.581
1.000
1.373
1.368
1.375
1.369
1.446
1.177
1.500
500
1.328
1.757
1.758
2001
2002
2.540
2.418
2.271
1.697
1.586
1.626
1.567
1.546
1.352
2007
2008
2009
2010
2011
2012
814
1.752
0
2000
2003
2004
2005
2006
2013
Jahr
Ersttäter/-innen
Quelle: Amt f ür Jugend, Familie und Bildung
Mehrfachtäter/-innen
Sozialreport Leipzig 2014
Insgesamt wurden im Jahr 2013 von der Jugendgerichtshilfe 5.264 Täter/-innen betreut (im Vorjahr 5.116).
Davon waren 2.566 Neueingänge oder im Jahr 2013 erneut strafrechtlich in Erscheinung getretene Perso
nen, die bereits in Vorjahren erfasst waren (im Vorjahr 2.529). Durch die Jugendgerichtshilfe betreut wurden
weitere 2.698 Täter/-innen, die zwar nicht wieder strafrechtlich in Erscheinung getreten sind, deren richterli
che Verfahren aber noch nicht beendet waren (im Vorjahr 2.587).
Im Jahr 2013 ist die Anzahl der Mehrfachtäter/-innen im Vergleich zum Vorjahr um 29,6 % gestiegen (plus
400). Die Zahl der Ersttäter/-innen ist im Vergleich zum Vorjahr um 30,8 % gesunken (minus 697). Der Rück
gang der Ersttäter/-innen steht vermutlich in einem engen Zusammenhang mit dem Geburtenrückgang der
heute 14 bis 21-Jährigen. Als Ursache für den Anstieg der Mehrfachtäter/-innen wird der Anstieg der Strafta
ten gegen die körperliche Unversehrtheit (Körperverletzungen), Raub, Betrug und Verstöße gegen das Be
täubungsmittelgesetz gesehen.
Der Anteil männlicher Straftäter betrug im Jahr 2013 68,4 % und der Anteil der Täterinnen 31,6 %. Größte
Gruppe waren im Jahr 2013 – wie in den Vorjahren – die männlichen Heranwachsenden zwischen 18 bis un
ter 21 Jahren mit 37,4 %, gefolgt von den männlichen Jugendlichen mit 30,9 %. Der Anteil weiblicher Heran
wachsender betrug 15,4 % und der Anteil der weiblichen Jugendlichen 16,1 %.
72
Sozialreport Leipzig 2014
7.
Seniorinnen und Senioren
Zusammenfassung
Die Zahl der über 60-Jährigen betrug zum 31.12.2013 insgesamt 145.981 Personen, das sind über 1.500
Personen mehr als im Vorjahr und 27,1 % der Gesamtbevölkerung der Stadt. Die Zahl der Hochaltrigen (85
Jahre und älter) stieg um 546 auf 14.261 Personen und beträgt trotz deutlichen Wachstums der Gesamtein
wohnerzahl 2,6 % der Bevölkerung.
In der vollstationären Pflege gab es gegenüber dem Vorjahr erstmals keine Erweiterung der Platzkapazität.
Es stehen unverändert 6.385 Plätze in 58 Heimen zur Verfügung. Die Kapazität der Tagespflegeplätze stieg
gegenüber dem Vorjahr um 44 Plätze auf 349. Zwei Tagespflegeeinrichtungen wurden neu eröffnet.
Innerhalb von Einrichtungen (im stationären Bereich) stieg die Anzahl der Empfänger/-innen von Grundsiche
rung im Alter um 12 % (26 Personen), die der Hilfe zum Lebensunterhalt um 20 % (59 Personen), während
die Anzahl der Personen mit Leistungen Hilfe zur Pflege gegenüber dem Vorjahr fast unverändert (1.138 Per
sonen) blieb.
Die Anzahl der Leistungsempfänger/-innen der Pflegeversicherung betrug 2013 16.283 Personen, somit
1.063 mehr als bei der letzten Erhebung 2011.
Die Zahl der Beratungen in der Beratungsstelle „Wohnen und Soziales“ stieg im Jahr 2013 gegenüber dem
Vorjahr um 25 % auf ca.1.000 (2012: 732). Die Zahl der Wohnungsanpassungen hat sich mit 59 realisierten
Projekten nahezu verdoppelt.
7.1
Demografische Entwicklung
Die Gruppe der 60- bis unter 65-Jährigen nahm seit 2002 bedingt durch die schwächeren Geburtsjahrgänge
1945 bis 1949 stetig ab. Mit dem Eintritt der geburtenstarken Jahrgänge ab 1950 in diese Altersgruppe be
gann ein deutliches Wachstum. So stieg die Zahl der Personen in dieser Altersgruppe von 2008 bis 2013 um
17 % (5.151 Personen). Der Anteil an der Gesamtbevölkerung stieg jedoch wegen der höheren Einwohner
zahl nur gering. Die schwächeren Geburtsjahrgänge sind nun in der Altersgruppe der 65 bis unter 70-Jähri
gen „angekommen“. Die Zahl der über 85-Jährigen und damit der potentiell besonders Pflegebedürftigen war
bis 2004 relativ konstant. In den Jahren seit 2004 wuchs diese Altersgruppe um ca. 4.250 Personen (ca.
43 %).
Tabelle 7.1
Entwicklung des Anteils der Seniorinnen und Senioren an der Gesamtbevölkerung
2000 bis 2013 nach Altersgruppen ab 60 Jahre
Altersgruppen in Jahren
und anteilig in %
Einwohner insgesamt
2000
2002
2004
2006
2008
2010
2012
2013
493.208
494.795
498.491
506.578
515.469
522.883
528.540
539.348
38.880
39.765
37.319
29.345
25.529
26.303
29.090
30.680
darunter
60 - 65
% aller Einwohner
65 und älter
% aller Einwohner
7,9
8,0
7,5
5,8
5,0
5,0
5,5
5,7
89.615
95.241
102.691
112.081
115.257
117.167
115.322
115.301
18,2
19,3
20,6
22,1
22,4
22,4
21,8
21,4
9.904
12.899
13.783
13.428
14.349
15.722
15.979
15.758
2,0
2,6
2,8
2,7
2,8
3,0
3,0
2,9
11.439
10.094
10.003
11.687
12.498
13.040
13.715
14.261
2,3
2,1
2,0
2,3
2,4
2,5
2,6
2,6
darunter
80 -unter 85
% aller Einwohner
85 und älter
% aller Einwohner
Quelle: Amt für Statistik und Wahlen
Sozialreport Leipzig 2014
Sozialreport Leipzig 2014
73
7.1.1
Räumliche Verteilung
Karte 7.1
Anteil über 65-Jähriger an der Gesamtbevölkerung nach Ortsteilen 2013
Karte 7.2
Anteil über 85-Jähriger an der Gesamtbevölkerung nach Ortsteilen 2013
74
Sozialreport Leipzig 2014
Die Karte „Anteil über 65-Jähriger“ zeigt, dass in 22 (vier Ortsteile weniger als 2012) der 63 Ortsteile mehr als
25 % der Bevölkerung über 65 Jahre sind. Dies sind Ortsteile mit einer Großsiedlungsbebauung der 1950er
bis Ende der 1980er Jahre und Bewohner/-innen, die zum Teil mit Errichtung der Häuser eingezogen sind.
Verringert hat sich der Anteil in Neustadt-Neuschönefeld und Volkmarsdorf, auch auf Grund eines wachsen
den Anteils an Migrantenfamilien. Ebenso gesunken ist der Anteil westlich des Zentrums in Alt-West (Lin
denau, Altlindenau), der Südvorstadt und dem Ortsteil Schleußig. In diesen Ortsteilen leben jüngere Bewoh
ner/-innen, die ab Ende der 1990er Jahre dorthin gezogen sind, so dass hier der Anteil der 65-Jährigen unter
15 % und somit deutlich unter dem städtischen Durchschnitt liegt.
Die Karte „Anteil der über 85-Jährigen“ weist in sechs Ortsteilen eine besonders hohe Konzentration hochalt
riger Menschen aus, drei Ortsteile weniger als im Vorjahr. Die Ortsteile mit besonders hohem Anteil sind:
Thekla, Alten-Kleinpösna, Probstheida, Grünau-Ost, Neulindenau und Zentrum. In den genannten Ortsteilen
bestehen Altenpflegeheime (vgl. Übersicht der Altenpflegeheimkapazitäten nach Stadtbezirken) und/ oder
Wohnanlagen des Betreuten Wohnens im Alter. Der einzige Ortsteil mit einem Anteil von unter 1 % Hochaltri
ger an der Ortsteilbevölkerung ist Hartmannsdorf-Knautnaundorf.
7.1.2
Prognose der demografischen Entwicklung bis 2032
Grundlage für die Prognose der demografischen Entwicklung ist die „Bevölkerungsvorausschätzung Leipzig
2012“ des Amtes für Statistik und Wahlen. Dabei wird besonders auf die künftige Entwicklung der über 80Jährigen eingegangen.
Die Zahl der über 60-jährigen Einwohner/-innen wird von 145.900 im Jahr 2013 auf ca.150.700 im Jahr 2018
und auf ca. 161.000 im Jahr 2025 steigen. Bei der Gruppe der über 80-Jährigen ist bis zum Jahr 2025 ein
Wachstum auf 45.300 Personen (ca. 8 % der Gesamtbevölkerung) zu erwarten. Dies sind ca. 15.200 Perso
nen mehr als im Jahr 2013.
Tabelle 7.2
Altersgruppe
Bevölkerungsvorausschätzung bis 2025 nach Altersgruppen ab 60 Jahren
Einwohner/-innen 2013
in Tausend
gesamt männl. weibl.
Anteil
an der
Bevölkerung
in %
Einwohner/-innen 2018
in Tausend
gesamt männl weibl.
.
Anteil
Einwohner/-innen 2025
an der
in Tausend
Bevölgesamt männl. weibl.
kerung
in %
Anteil
an der
Bevölkerung
in %
60 bis
unter 70
54,7
25,4
29,3
10,2
60,0
28,3
31,7
10,6
65,9
32,6
33,3
11,3
70 bis
unter 80
61,1
26,5
34,6
11,4
52,8
22,9
29,9
9,4
49,9
22,3
27,7
8,5
80 bis
unter 90
25,2
8,8
16,4
4,7
31,9
12,1
19,7
5,7
37,1
14,4
22,7
6,3
4,9
0,9
3,9
0,9
6,0
1,5
4,5
1,1
8,2
2,6
5,6
1,4
536,7
261,2
275,5
100,0
563,7
277,7
285,9
100,0
584,9
291,2
293,7
100,0
90 und
älter
Gesamtbevölkerung
Quelle. Amt für Statistik und Wahlen, Bevölkerungsvorausschätzung 2013
7.2
Sozialreport Leipzig 2014
Träger und Angebote der Altenpflege
Das „Pflege-Weiterentwicklungsgesetz“ sichert den Anspruch auf individuelle Beratung und Hilfestellung bei
der Auswahl und Inanspruchnahme von pflegerischen Leistungen. Im Gesetz sind als Ergänzung der Pflege
beratung Pflegestützpunkte vorgesehen. Das Sächsische Staatsministerium für Soziales und Verbraucher
schutz hat an Stelle der Pflegestützpunkte in Zusammenarbeit mit den Pflegekassen und den sächsischen
Kommunen das Internetportal (www.pflegenetzsachsen.de) entwickelt. Ziel ist die Information über und Nut
zung von Hilfen in der häuslichen Pflege. Zugleich wird über voll- und teilstationäre Einrichtungen informiert.
Pflegende Angehörige sollen unterstützt werden und Pflegebedürftige gezielt Hilfen in Anspruch nehmen.
Sozialreport Leipzig 2014
75
7.2.1
Ambulante Dienste
Die Zahl der ambulanten Pflegedienste stieg seit der Einführung der sozialen Pflegeversicherung bis zum
Jahr 2013 auf 113 (2012:111) wobei große Träger auch mehrere eigenständige Sozialstationen unterhalten.
Der größte Anteil der Pflegedienste ist in privater Trägerschaft (91 Dienste, ca. 81 %). Ambulante Dienste
werden von Trägern der Wohlfahrtspflege als Sozialstationen betrieben und an drei Standorten werden Pfle
gedienste von kommunalen Trägern (St. Georg Nachsorge und ambulante Pflege GmbH, Städtische Alten
pflegeheime gGmbH, Ambulante Dienste und Ambulanter Pflegedienst Städtischer Eigenbetrieb Behinder
tenhilfe) betrieben.
7.2.2
Teilstationäre Angebote
Zu diesen Einrichtungen gehören die Tages- und Nachtpflege sowie Angebote der Kurzzeitpflege. Die Tagesund Nachtpflege erfolgt in teilstationären Einrichtungen, wenn dies zur Ergänzung der häuslichen Pflege er
forderlich ist. Sie umfasst auch die notwendige Beförderung des Pflegebedürftigen zwischen Wohnung und
Einrichtung. Die Kurzzeitpflege ist eine auf vier Wochen pro Kalenderjahr beschränkte Leistung. Sie kann im
Anschluss an eine stationäre Behandlung oder in sonstigen Krisensituationen, in denen vorübergehend häus
liche oder teilstationäre Pflege nicht möglich ist, in einer vollstationären Einrichtung erbracht werden.
Tabelle 7.3
Plätze und Einrichtungen der Tages- und Kurzzeitpflegen März 2014 nach
Trägerschaft
Trägerschaft
Insgesamt
Tagespflege
Plätze
Kurzzeitpflege1
Einrichtungen
Plätze
Einrichtungen
349
23
111
9
150
11
32
3
Städtische Altenpflegeheime GmbH
26
2
-
-
Freie Träger
96
7
32
3
28
2
nach Bedarf
199
12
79
6
-
-
15
1
81
5
17
1
118
7
47
4
davon:
Altenheimen angegliedert
davon:
Private Träger
Solitäre Einrichtungen
2
davon:
St. Georg Nachsorge und ambulante
Pflege GmbH
Freie Träger
Private Träger
Quelle: Sozialamt
Sozialreport Leipzig 2014
Die Zahl der Tagespflegeplätze hat sich gegenüber dem Vorjahr weiter erhöht. Es wurden zwei neue Ein
richtungen und Kapazitätserweiterungen mit insgesamt 44 Plätzen geschaffen, davon eine solitäre Einrich
tungen und eine einem Altenpflegeheim angegliedert. Je eine der neuen Tagespflegen ist in freier und in pri
vater Trägerschaft. Das Angebot an Kurzzeitpflegeplätzen wurde durch eine Erweiterung um sieben Plätze
gegenüber dem Vorjahr erhöht.
1
Ist eine Person, die eine pflegebedürftige Person mindestens ein halbes Jahr lang gepflegt und hierfür Pflegegeld aus der
Pflegeversicherung erhalten hat, an der Erbringung der Pflege – in der Regel aus Krankheits- oder Urlaubsgründen – gehindert, besteht
für 28 Tage im Kalenderjahr ein Anspruch darauf, dass der/die Pflegebedürftige durch ambulante oder in teilstationären
Pflegeeinrichtungen gepflegt wird (vgl. § 39 SGB XI).
2
Solitäre Einrichtungen sind wirtschaftlich selbständige Institutionen und nicht Teil einer größeren Einrichtung wie z. B. eines
Altenpflegeheimes.
76
Sozialreport Leipzig 2014
7.2.3
Stationäre Pflege
Stationäre Pflegeeinrichtungen erbringen dauerhafte Pflege, bieten jedoch auch Kurzzeit-, Tages- und Nacht
pflege an.
Tabelle 7.4
Art der Träger stationärer Einrichtungen nach Kapazität und Auslastung Juni 2014
Kapazität
Gesamt
Zahl der Altenpflegeheime
Freie Träger
Städtische
Altenpflegeheime
gGmbH
Private Träger
58
21
28
9
bis 60
10
4
6
0
61 bis 100
24
12
9
3
101 bis 200
18
4
10
4
6
0
4
2
Platzkapazität
6.385
1.768
3.290
1.327
belegte Plätze
k.A.
k.A.
k.A.
k.A.
Auslastung in %
k.A.
k.A.
k.A.
k.A.
davon Altenheimen angegliedert
über 200
Quelle: Sozialamt
Sozialreport Leipzig 2014
Die Zahl der Altenpflegeheime war 2014 gegenüber 2013 unverändert. Eine Erhebung zum Stichtag 30.06.
des Jahres wurde 2014 nicht durchgeführt. Damit liegen für die Belegung/Auslastung und die Verteilung der
Pflegestufen keine aktuellen Daten vor. 2013 waren 613 Plätze nicht belegt. Die freien Plätze befanden sich
vorwiegend in neu eröffneten Einrichtungen und in Einrichtungen mit einem höheren Anteil von 2-Bett-Zim
mern.
7.2.4
Entwicklung der Kapazität
Abb. 7.1
Platzkapazität und Trägerschaft – Entwicklung 2000- 2014 (Stichtag 30.06. d. J)
3290
3080
2950
2872
1.768
1.327
1.768
1.327
1.740
1.289
1.617
1.253
1.622
1.289
1.577
1.343
2065
583
500
1.599
1000
1.472
1500
1.841
2000
2402
2500
1.548
Kapazität in Plätzen
3000
3290
3500
0
2000
2004
2006
2008
2010
2012
2013
2014
Jahr
SAH gGmbH
Quelle: Sozialamt
Freie Träger
Private Träger
Sozialreport Leipzig 2014
Der Vergleichszeitraum von 2000 bis 2014 zeigt eine deutliche Veränderung der Angebote nach Kapazität
(Plätze) und Trägerschaft. Anzahl und Anteil der Heimplätze privater Anbieter stiegen um etwa das Fünffache
auf 3.290 Plätze, d. h. über 50 % aller Heimplätze. Die Kapazität der kommunalen Einrichtungen der Städti
schen Altenpflegeheime gGmbH (SAH) sank im gleichen Zeitraum um etwa ein Drittel auf 1.327 Plätze wäh
rend das Platzangebot in Freier Trägerschaft um ca. 12 % stieg. Der größte Teil der Plätze in Trägerschaft
Sozialreport Leipzig 2014
77
der Städtischen Altenpflegeheime gGmbH und freier Träger wurde mit Fördermitteln errichtet, so dass die
Bewohner/-innen eine geringere monatliche Belastung selbst tragen, im Unterschied zu nicht geförderten
Plätzen, bei denen die Investitionen vollständig auf die Kosten umgelegt werden.
Der durchschnittliche Versorgungsgrad5 mit stationären Heimplätzen in der Stadt Leipzig lag 2014 bei 5,5 %
(2013 bei 5,4 %), so dass von einer ausreichenden Versorgung ausgegangen werden kann. Nur im Stadtbe
zirk West ist der Versorgungsgrad auf Grund der wachsenden Anzahl von Personen, die 65 Jahre und älter
sind, um 0,3 % gesunken. Die Spannbreite des Versorgungsgrades reicht von 2,9 % im Stadtbezirk Nord bis
zu 10,7 % im Stadtbezirk Südost.
Tabelle 7.5
Vollstationäre Heimplätze 2014 nach Stadtbezirken
Vollstationäre Pflegeplätze
Anzahl
Altenpflegeheime
Stadtbezirk
Anzahl
Einwohner/-innen
65 Jahre und älter,
Versorgungsgrad
in %
Anteil in %
Stichtag 31.12.2013
Mitte
8
1.010
15,8
9,9
10.145
Nordost
5
497
7,8
3,9
12.504
Ost
7
857
13,4
5,5
15.490
11
1.296
20,1
10,7
12.049
Süd
5
558
9,1
4,4
12.676
Südwest
5
543
8,7
5,4
9.284
West
7
774
12,1
5,5
13.984
Alt-West
4
330
5,2
3,5
9.343
Nordwest
2
156
2,4
2,2
7.163
Nord
4
364
5,76
2,9
12.662
58
6.385
100
5,5
115.300
Südost
Insgesamt
Quelle: Sozialamt
7.3
Sozialreport Leipzig 2014
Hilfe zur Pflege
Hilfe zur Pflege ist für Personen zu leisten, die wegen körperlicher, geistiger oder seelischer Krankheit oder
Behinderung für die gewöhnlichen und regelmäßig wiederkehrenden Verrichtungen im Ablauf des täglichen
Lebens auf Dauer, voraussichtlich für mindestens sechs Monate, in erheblichem oder höherem Maße der Hil
fe bedürfen. Hilfe zur Pflege umfasst häusliche Pflege, Hilfsmittel, teilstationäre Pflege, Kurzzeitpflege und
stationäre Pflege (für weitere Regelungen vgl. § 61 SGB XII).
Empfänger/-innen von Leistungen der Hilfe zur Pflege nach Altersgruppe
497
2.243
453
394
2.193
2.411
2.017
351
2.288
1.937
311
2.098
1.787
285
258
1.908
1.650
243
500
1.748
1.505
1.000
244
1.500
2.017
1.732
2.000
2.646
2.500
2.740
3.000
1.706
1.462
Empfänger/-innen Hilfe zur Pflege
Abb. 7.2
0
2005
2006
2007
2008
2009
2010
2011
2012
2013
Jahr
5
Der Versorgungsgrad ist das Verhältnis der im Gebiet zur Verfügung stehenden Heimplätze zur Anzahl der Bewohner ab 65 Jahre.
Empfänger/-innen
gesamt
davon 65
Jahre
und älter
davon unter
65 Jahre
Richtwert für die Planung, für welche
die Kommunen bis
zum Auslaufen
des
Investitionsprogramms
2002 die
Planungsverantwortung
hatten,
war
ein
Platzangebot
in
Höhe
von
3,5
%
der
über
65-Jährigen.
Sozialreport Leipzig 2014
Quelle: Sozialamt
78
Sozialreport Leipzig 2014
Wie in der Grundsicherung für Ältere steigt die Zahl der Leistungsempfänger/-innen von Hilfe zur Pflege seit
Jahren stetig an. 2013 erhielten insgesamt 2.740 Personen diese Leistung, das waren nochmals 9 % mehr
als im Vorjahr. Die deutliche Mehrzahl der Empfänger/-innen ist 65 Jahre und älter (2013: 2.243). Darüber
hinaus erhielten 2013 weitere 497 Personen, die unter 65 Jahre alt waren und eine Behinderung aufwiesen,
Hilfe zur Pflege, das waren 44 Personen mehr als im Vorjahr.
Die Anzahl der Personen, die Hilfe zur Pflege erhält, ist außerhalb von Einrichtungen deutlich höher als in
Einrichtungen. Dies ist auch darauf zurückzuführen, dass Pflegebedürftige solange als möglich in ihrem ge
wohnten Umfeld verbleiben möchten und hier professionelle Hilfe benötigen.
Tabelle 7.6
Empfänger/-innen Hilfe zur Pflege im laufenden Jahr 2005 bis 2013
Personen
2005
Empfänger/-innen insgesamt
2006
2007
2008
2009
2010
2011
2012
2013
1.706
1.748
1.908
2.017
2.098
2.288
2.411
2.646
2.740
1.251
1.281
1.286
1.461
1.480
1.555
1.625
1.727
1.798
216
264
231
239
343
423
439
489
545
644
706
787
933
1.014
1.177
1.305
1.499
1.603
darunter
weiblich
Ausländer/-innen
davon nach Aufenthaltsort
außerhalb von Einrichtungen
in Einrichtungen
1.062
1.042
1.121
1.084
1.084
1.111
1.106
1.147
1.138
Ausgaben in Mio €
x
6,7
6,2
6,7
7,7
8,3
9,9
11,9
13,2
Ausgaben je Empfänger/-in in €
x
3.833
3.249
3.322
3.670
3.628
4.116
4.497
4.819
Quelle: Statistisches Landesamt Sachsen, Sozialamt
Sozialreport Leipzig 2014
Gründe für die steigende Anzahl von Empfänger/-innen sind einerseits in der steigenden Lebenserwartung
und damit einem erhöhten Pflegebedarf zu sehen. Andererseits resultieren die gestiegenen Kosten je Emp
fänger/-in vor allem aus der schwindenden Möglichkeit auf familiäre oder private Pflegehilfen zurück zu grei
fen. Insoweit ist zunehmend eine Inanspruchnahme professioneller Pflegekräfte zu verzeichnen und damit
verbunden höhere Ausgaben.
7.4
Entwicklung der Pflegebedürftigkeit (SGB XI)
Die Erhebung der Bundespflegestatistik zum Stichtag 15. Dezember erfolgt in zweijährigem Rhythmus.
Tabelle 7.7
Leistungsempfänger/-innen der Pflegeversicherung 1999 bis 2013 nach Geschlecht
und Leistungsart
Leistungsempfänger/-innen
Jahr
gesamt
darunter
weiblich
Leistungsart
darunter 65
Jahre und älter
ambulant
vollstationär
Pflegegeld
1999
12.335
8.774
3.219
3.293
5.823
2001
12.849
9.096
3.604
3.744
5.501
2003
12.581
8.791
3.051
4.549
4.981
2005
13.205
9.234
10.905
3.217
5.108
4.880
2007
13.351
9.307
11.075
3.069
5.431
4.851
2009
14.272
9.781
11.895
3.747
5.483
5.042
2011
15.220
10.152
12.655
4.080
5.727
5.413
2013
16.283
10.514
13.360
4.666
5.576
6.041
Quelle:Statistisches Landesamt Sachsen
Sozialreport Leipzig 2014
Die Zahl der Leistungsempfänger/-innen stieg kontinuierlich. Im Bereich der vollstationären Leistungen (Per
sonen in Pflegeheimen) hat die Anzahl von 1999 bis 2013 um ca. 70 % zugenommen, allerdings ist sie im
Vergleich zur Erhebung 2011 gesunken. Auch die Anzahl der in der Häuslichkeit gepflegten Personen mit
Sozialreport Leipzig 2014
79
Leistungsanspruch stieg. Besonders stark ist der Anstieg von 2011 zu 2013 um 1.214 Personen, während es
von 2009 zu 2011 noch 704 Personen waren. Fast 2/3 der Leistungsempfänger/-innen leben in der Häuslich
keit.
7.5
Offene Seniorenarbeit
Als offene Alten- bzw. Seniorenarbeit wird „die Summe all jener Einrichtungen, Maßnahmen, Angebote und
Veranstaltungen, die sich nicht ausschließlich oder vorrangig auf die Erbringung professioneller Pflegehilfen
beziehen, sondern eher dem Bereich der allgemeinen Beratung, des Wohnens, der Freizeitgestaltung und
Beschäftigung und der damit verbundenen Probleme und Hilfebedarfe Älterer zuzurechnen sind“ verstan
den11. Es sollen Schwierigkeiten, die durch das Alter entstehen, verhütet, überwunden oder gemildert und äl
teren Bürger/-innen die Möglichkeit gegeben werden, am gesellschaftlichen Leben teilzuhaben. Die Angebote
der offenen Seniorenhilfe dienen vorrangig der Unterstützung älterer Menschen in der eigenen Wohnung
bzw. häuslichen Umgebung. Sie sollen eine möglichst langfristige selbständige und eigenverantwortliche Le
bensweise fördern.
7.5.1
Seniorenbüros
Tabelle 7.8
Seniorenbüros in der Stadt Leipzig
Stadtbezirk
Straße
Leipzig
Träger
Mitte
Johannisplatz 2
04103
Caritasverband Leipzig e. V.
Nord
Kleiststraße 52
04157
GeyserHaus e. V.
Nordost
Kieler Straße 63-65
04357
Volkssolidarität Stadtverband Leipzig e. V.
Ost
Eisenbahnstraße 66
04315
Mühlstraße 14 e. V.
Südost
Mattheuerbogen 6
04289
Arbeiter-Samariter-Bund, Regionalverb. Leipzig e. V.
Süd
Prinz-Eugen-Straße 1
04277
Volkssolidarität Stadtverband Leipzig e. V.
Südwest
Dieskaustraße 138
04249
BGL Nachbarschaftshilfeverein e. V.
West
Stuttgarter Allee 18
04209
Arbeiterwohlfahrt Kreisverband Leipzig-Stadt e. V.
Alt-West
Saalfelder Straße 12
04179
Volkssolidarität Stadtverband Leipzig e. V.
Nordwest
Horst-Heilmann-Straße 4
4159
Volkssolidarität Stadtverband Leipzig e. V.
Quelle: Sozialamt
Sozialreport Leipzig 2014
Am 22.11.2012 beschloss die Ratsversammlung das Förderprogramm zur Neuausrichtung der offenen Se
niorenarbeit. Diese beinhaltet die Einrichtung von Seniorenbüros und den Aufbau von Netzwerken der Senio
renarbeit in allen zehn Stadtbezirken. In zehn Seniorenbüros mit Begegnungsstätte werden die Leistungen
Information, Beratung, Begegnung und Vernetzung angeboten. Die Gruppe von geförderten Seniorenbegeg
nungsstätten ist vorrangig auf niedrigschwellige Angebote der Begegnung und Information ausgerichtet. Er
gänzt wird die Struktur durch die Förderung innovativer und sozialräumlich orientierter Projekte.
7.5.2
Beratungsstelle Wohnen und Soziales für ältere und behinderte Bürger/-innen
Die Beratungsstelle Wohnen und Soziales ist zentrale Anlaufstelle in Bezug auf das Wohnen im Alter und mit
Behinderung. Das Leistungsangebot umfasst:
•
Beratung im Rahmen der Eingliederungshilfe zu möglichen Anpassungsmaßnahmen im
bisherigen Wohnraum, Beratung bei der Planung und Finanzierung,
•
Umzugsberatung in Bezug auf alters- und behindertengerechtes Wohnen und Unterstützung bei
der Wohnungssuche,
•
Information und Beratung zum Wohnen und Betreuung,
•
Unterstützung bei der Übernahme von Genossenschaftsanteilen,
•
Information zu begleitenden Hilfsangeboten,
11
Deutscher Verein 2003
80
Sozialreport Leipzig 2014
Musterausstellung zur alters- und behindertengerechten Gestaltung von Küchen und Bädern
(entsprechend der DIN-Normen).
•
Die Wohnungsanpassungen werden durch Mittel der Eingliederungshilfe und der Pflegekassen finanziert. Die
Beratungsleistungen sind kostenfrei.
Tabelle 7.9
Inanspruchnahme von Beratungen der Beratungsstelle Wohnen und Soziales 2001 bis
2013
Beratungen
2001
Anzahl Beratungsfälle
2005
2010
2011
2012
2013
195
581
667
722
732
1.007
Anträge auf Wohnungsanpassungen
22
21
48
43
50
246
erfolgte Wohnungsanpassungen
26
13
28
26
31
59
darunter:
Quelle: Sozialamt
Sozialreport Leipzig 2014
Der Anstieg der Beratungsfälle beruht auf folgenden Entwicklungen: Deutlich verbesserter Bekanntheitsgrad
der Einrichtung und damit der Besucherzahlen z. B. durch Öffentlichkeitsarbeit (Tag der offenen Tür). Ver
stärkte Nutzung betrieblicher (z.B. Pflegedienste) und überbetrieblicher Ausbildungsträger (Altenpfleger, So
zialassistenten u.a.) sowie überregionaler Bekanntheitsgrad. Wachsender Beratungsbedarf älterer Menschen
vor allem bei Wohnungsanpassungen und mobilen Treppensteiggeräten. Durch Rechtssprechung wurde die
Finanzierung von Anpassungsmaßnahmen neu geregelt.
Die Gesamtzahl der Beratungen gliedert sich anteilig wie folgt:
7.5.3
•
40 % Wohnen, Wohnformen (Betreutes Wohnen, Wohnen in Gemeinschaft, Servicewohnen),
•
30 % Menschen mit Behinderung, Rollstuhlfahrer (barrierefreies Planen und Bauen,
Wohnungsbörse für Rollstuhlfahrer),
•
15 % Pflege, Pflegedienste (ambulante Dienste, Hauswirtschaft),
•
10 % Pflegehilfsmittel,
•
5 % Leistungen und Leistungsträger bei Schwerbehinderten und Leistungen nach SGB II und
SGB XII.
Seniorenbesuchsdienst
Mit dem ehrenamtlichen Seniorenbesuchsdienst soll Hochbetagten bzw. hilfebedürftigen Bürger/-innen der
Stadt die Möglichkeit gegeben werden, möglichst lange in der eigenen Wohnung zu verbleiben. Kontakt soll
gepflegt und Vereinsamung vermieden werden. Der Besuchsdienst wird seit 1994 durch das Sozialamt geför
dert.
Die Anzahl der Besuchshelfer/-innen beträgt seit 2004 rund 200 Personen. In den Jahren 2010 bis 2013 wur
den weitere Besuchshelfer/-innen gewonnen. Die Anzahl der besuchten Seniorinnen und Senioren lag 2013
bei 521, etwa 10 % mehr als im Vorjahr. Die Besuchshelfer/-innen besuchen eine Person mindestens zwei
mal im Monat und erhalten dafür eine Aufwandsentschädigung von 13,- €.
Tabelle 7.10
Seniorenbesuchsdienst 2000 bis 2013
2000
2002
2004
2006
2008
2010
2011
2012
2013
Anzahl der Besuchshelfer/-innen
130
170
200
199
201
200
219
229
234
Anzahl der besuchten älteren
und hilfebedürftigen Menschen
260
365
428
480
394
420
491
467
521
Aufwandsentschädigungen in €
30.000
50.000
57.800
53.000
46.000
51.000
52.000
55.000
57.000
geleistete Stunden
15.000
26.540
30.846
28.231
23.597
26.440
25.032
27.116
26.880
Quelle: Sozialamt
Sozialreport Leipzig 2014
Sozialreport Leipzig 2014
81
8.
Menschen mit Behinderungen
Zusammenfassung
Am Stichtag 31.12.13 lebten in Leipzig 54.629 Personen mit einem Grad der Behinderung von 50 und mehr
und gelten damit als schwerbehindert. Im Vergleich zum Vorjahr nahm die Anzahl schwerbehinderter Men
schen um 2,5 Prozentpunkte (1.359 Personen) zu.
Im Jahr 2013 hatten 45.756 Personen in Leipzig einen gültigen Schwerbehindertenausweis, dies sind 3,5 %
(1.647) mehr als 2012.
Während die Anzahl der Arbeitslosen in Leipzig in den letzten Jahren kontinuierlich sank, jedoch der Anteil
der behinderten Menschen an allen Arbeitslosen stieg, ging 2013 erstmals auch der Anteil behinderter Men
schen an allen Arbeitslosen um 0,2 Prozentpunkte zurück, auf 5,3 % (1.497 Personen) gegenüber dem Vor
jahr.
Bei den institutionellen Wohnangeboten für Menschen mit Behinderungen setzt sich der Trend des Vorjahres
fort. Die Kapazität in den Wohnheimen für Erwachsene blieb 2013 unverändert gegenüber den Vorjahren.
Zwei neue Angebote für Außenwohngruppen und mit 26 neuen Bewohner/-innen im ambulant betreuten
Wohnen, stieg ihre Anzahl auf 941 Personen (2012: 915 Personen). Damit setzte sich die bisherige Entwick
lung fort. Die Kapazität im stationären Wohnen für Kinder und Jugendliche wurde um 38 Plätze durch Schlie
ßung einer Einrichtung gesenkt.
8.1
Entwicklung
Unter Behinderung versteht man nach dem Sozialgesetzbuch IX jede körperliche, seelische oder geistige
Veränderung, die nicht nur vorübergehend zu Einschränkungen und sozialen Beeinträchtigungen führt. Als
nicht nur vorübergehend gilt ein Zeitraum von mehr als sechs Monaten. Von einer drohenden Behinderung
spricht man, wenn eine solche Beeinträchtigung noch nicht vorliegt, aber zu erwarten ist. Die Ursache der
Behinderung ist dabei nicht relevant, ob sie nun auf Krankheit oder Unfall beruht bzw. angeboren ist. Der
Grad der Behinderung (GdB) ist die zahlenmäßige Bezifferung des Ausmaßes der festgestellten Behinderung
bzw. allgemeiner Maßstab für den Schweregrad einer Behinderung.
Die Zahl der Behinderten steigt mit zunehmendem Alter. Viele Menschen werden mit dem Alter durch eine
Funktionseinschränkung der Gliedmaßen, der inneren Organe, durch Sehstörungen oder Blindheit behindert.
Menschen, deren körperliche Funktionen, geistige Fähigkeiten oder seelische Gesundheit von dem für das
Lebensalter typischen Zustand abweichen (§ 2 Abs.1 Satz 1 SGB IX), können einen Schwerbehindertenaus
weis beantragen, mit dem bestimmte Nachteilsausgleiche in Anspruch genommen werden können.
Abb. 8.1
Anzahl der Personen mit Schwerbehinderung und gültigem
Schwerbehindertenausweis 2000 bis 2013
45.756
54.629
44.109
40.475
51.944
36.262
47.730
36.028
45.095
35.059
43.465
33.610
30.000
39.029
Personen
40.000
40.762
50.000
53.270
60.000
20.000
10.000
0
2000
2002
2004
2006
2008
2010
2012
2013
Jahr
Schw erbehinderte insgesamt
Quelle: Kommunaler Sozialv erband Sachsen
82
darunter mit gültigem Ausw eis
Sozialreport Leipzig 2014
Sozialreport Leipzig 2014
Im Zeitraum von 2000 bis 2013 stieg die Anzahl der Menschen mit Schwerbehinderung kontinuierlich. Eine
Ursache für die Differenz der Schwerbehinderten mit und ohne gültigem Ausweis liegt darin, dass u.a. ältere
Menschen häufig die Gültigkeit ihres Ausweises nicht verlängern lassen. Über den Gesamtzeitraum von 2000
bis 2013 beträgt der Zuwachs an schwerbehinderten Personen ca. 37 %. Der Anteil Schwerbehinderter an
der Gesamtbevölkerung stieg von 7,9 % im Jahr 2000 auf 10,1 % im Jahr 2013.
Abb. 8.2
Entwicklung der Schwerbehinderten von 2000 bis 2013 nach Altersgruppen
30.979
29.618
26.563
23.393
26.624
25.720
20.000
2006
2008
2010
12.913
2004
882
982
753
1.009
12.150
2002
12.660
670
1.052
11.147
2000
837
993
653
1.173
11.699
5.000
658
1.228
11.421
10.000
703
1.138
12.297
15.000
736
1.095
11.478
Personen
25.000
30.158
30.000
31.570
35.000
0
2012
2013
Jahr
0 bis unter 15
15 bis unter 25
25 bis unter 60
60 und älter
Sozialreport Leipzig 2014
Quelle: Kommunaler Sozialv erband Sachsen, Amt f ür Statistik und Wahlen
Für die Jahre bis 2006 liegt die Auswertung nach Altersgruppen nur für alle Schwerbehinderten, unabhängig
von der Gültigkeit der Ausweise, vor. Ab 2008 werden nur Personen mit gültigem Ausweis berücksichtigt.
Zwischen 2000 und 2013 erfolgte ein Anstieg in allen Altersgruppen. Der stärkste Zuwachs ist in der Alters
gruppe der über 60-Jährigen zu verzeichnen. Die Zahl der Menschen mit Behinderungen in der Altersgruppe
0 bis 15 Jahre wuchs seit 2006 stetig, jedoch bleibt ihr Anteil an der Gesamtaltersgruppe unverändert bei ca.
1,3 %.
Tabelle 8.1
Personen mit gültigem Schwerbehindertenausweis nach Altersgruppen und
Geschlecht 2013
Altersgruppen in Jahren
Gesamt
Insgesamt
männlich
weiblich
45.756
21.458
24.298
0 – unter 15
882
527
355
15 – unter 25
982
550
432
25 – unter 60
12.913
6.688
6.225
60 und älter
30.979
13.693
17.286
davon:
Quelle: KSV Sachsen, Amt für Statistik und Wahlen
Sozialreport Leipzig 2014
Der Anteil schwerbehinderter Männer in den Altersgruppen bis 60 Jahre ist etwas höher als bei den Frauen,
was sich ab der Altersgruppe über 60 Jahre umkehrt. Ursache ist der höhere Anteil von angeborenen Behin
derungen bei männlichen Personen. Ebenso ist bei Unfallopfern die Zahl der Männer deutlich größer als die
von Frauen.
Der Anteil der nichtdeutschen Personen mit Schwerbehinderung an allen Schwerbehinderten liegt bei ca.
1,5 % (711 Personen).
Sozialreport Leipzig 2014
83
Karte 8.1
Anteil der Personen mit Schwerbehindertenausweis an der Ortsteilbevölkerung 2013
Ortsteile mit einem besonders hohen Anteil von Menschen mit Schwerbehindertenausweis an der Wohnbe
völkerung sind grundsätzlich Stadtteile mit sehr vielen älteren Menschen. Dies sind 2013 insgesamt 20 Orts
teile, unverändert zum Vorjahr (Zentrum, Schönefeld-Ost, Mockau-Süd, Mockau-Nord, Thekla, SellerhausenStünz, Paunsdorf, Heiterblick, Alten-Kleinpösna, Probstheida, Meusdorf, Marienbrunn, Lößnig, die Ortsteile
von Grünau und Schönau sowie Neulindenau und Gohlis-Nord). In den jeweiligen Ortsteilen befinden sich
häufig auch Einrichtungen für altersgerechtes und betreutes Wohnen. In Grünau sind die Wohnungen aus
den 1970er und 1980er Jahren zudem weitgehend altenfreundlich und barrierearm, so dass viele Menschen
mit Behinderungen dorthin gezogen sind bzw. auch im Alter dort verbleiben. Acht Ortsteile haben unter 6 %
Schwerbehinderte, 17 Ortsteile 6-8 % und 18 Ortsteile 8-10 %.
84
Sozialreport Leipzig 2014
Schwerbehinderte nach dem Grad der Behinderung (GdB) 2007 bis 201312
Abb. 8.3
16.000
2009
2011
2012
4.764
5.933
2.709
11.586
13.586
7.178
11.246
6.980
10.888
12.645
6.843
9.593
11.389
2007
4.609
5.707
2.516
0
4.446
5.526
2.412
2.000
4.001
5.067
2.144
4.000
6.346
6.000
8.766
8.000
10.483
10.000
5.918
3.794
4.633
1.931
Personen
12.000
13.051
14.000
2013
Jahr
GdB 50
GdB 60
GdB 70
GdB 80
GdB 90
GdB 100
Sozialreport Leipzig 2014
Quelle: Kommunaler Sozialv erband Sachsen, Amt f ür Statistik und Wahlen
In allen Klassifizierungen nach dem Grad der Behinderung erfolgte von 2007 bis 2013 ein Anstieg. Beson
ders häufig vertreten sind die Grade der Behinderung von 50 und 100.
8.2
Ursachen und Arten der Behinderung
Eine Klassifizierung von Behinderungen erfolgt z. B. nach den Ursachen. Danach wird die Zuordnung nach
angeborenen Behinderungen und denen, die durch Unfälle verursacht wurden, vorgenommen. Weiter wird
unterschieden nach anerkannten Kriegs-, Wehrdienst-, oder Zivildienstbeschädigungen, allgemeiner Krank
heit und der Gruppe, in der mehrere oder ungenügend bezeichnete Ursachen zusammengefasst werden. Für
die beiden folgenden Tabellen wurden die Angaben von 45.397 Personen mit gültigem Schwerbehinderten
ausweis ausgewertet.
Tabelle 8.2
Schwerbehinderte mit gültigem Schwerbehindertenausweis 2013 nach der Ursache
ihrer schwersten Behinderung
Ursache
Gesamt
davon Altersgruppen in Jahren
0 - unter 15
Angeborene Behinderung
Unfall
Kriegs-, Wehr- oder Zivildienst
allgemeine Krankheiten
sonstige ungenügend bezeichnete Ursachen
Insgesamt
15 – unter 25 25 – unter 60
60 und älter
2.912
203
290
1.821
598
804
2
2
305
495
185
0
0
10
144
40.784
652
657
10.413
29.062
734
14
23
205
492
45.397
871
972
12.754
30.800
Quelle: KSV Sachsen, Amt für Statistik und Wahlen
Sozialreport Leipzig 2014
Die Zahl der Personen mit angeborenen Behinderungen ist seit 2008 (3.052 Personen) mit geringen Schwan
kungen relativ unverändert (nicht in der Tabelle enthalten). Während in der Altersgruppe der bis 15-Jährigen
durchschnittlich 14 Kinder pro Jahrgang mit „angeborener Behinderung“ leben (in den Altersgruppen der bis
6-Jährigen sogar unter 10 Personen), sind es in der Altersgruppe der 15- bis 25-Jährigen fast 35 Personen
und bei den Jahrgängen der 25- bis 60-Jährigen mehr als 50 Personen.
12
Nur Schwerbehinderte mit gültigem Schwerbehindertenausweis
Sozialreport Leipzig 2014
85
In den Altersgruppen der 25- bis 60-Jährigen sowie ab 60-Jährigen häufen sich als Ursache Unfälle. Ab dem
25. Lebensjahr und deutlicher noch ab dem 60. Lebensjahr treten verstärkt allgemeine Krankheiten als Ursa
che einer Behinderung auf.
Eine weitere Klassifizierung der Behinderungen nach Art wird wie folgt vorgenommen:
–
Bewegungsapparat (z. B. Verlust oder Funktionseinschränkung der Gliedmaßen),
–
Sinnesorgane (z. B. Blindheit und Sehbehinderung, Sprach- und Sprechstörungen, Taubheit),
–
Innere Organe (z. B. Herz),
–
Gehirn, Psyche (z. B. zerebrale Störungen, geistig-seelische Behinderung, Suchtkrankheiten),
–
Sonstige und ungenügend bezeichnete Behinderungen.
Tabelle 8.3
Schwerbehinderte mit gültigem Schwerbehindertenausweis 2013 nach Art der
schwersten Behinderung und Altersgruppen
Art der Schwersten
Behinderung
insgesamt
0 - unter 15
Anzahl
Bewegungsapparat
in %
8.979
19,8
Sinnesorgane
6.168
13,6
Innere Organe
12.415
27,3
Gehirn, Psyche
10.942
24,1
6.893
45.397
Sonstige
Insgesamt
davon Altersgruppen nach Jahren
Anzahl
26
15 – unter 25
in %
Anzahl
25 – unter 60
in %
Anzahl
3,0
37
3,8
1.535
74
8,5
125
12,8
116
13,3
115
11,9
446
51,2
529
15,2
209
23,9
100,0
871
100,0
60 und älter
in %
Anzahl
in %
12,1
7.381
23,9
1.247
9,7
4.722
15,3
3.186
25,0
8.998
29,3
54,4
4.483
35,1
5.484
17,8
166
17,1
2.303
18,1
4.215
13,7
972
100,0
12.754
100,0
30.800
100,0
Quelle: KSV Sachsen, Amt für Statistik und Wahlen
Sozialreport Leipzig 2014
Nach Art der schwersten Behinderung bilden Erkrankungen der inneren Organe die größte Gruppe. Betrach
tet man jedoch nur die Behinderten bis zum 60. Lebensjahr, so überwiegen geistige bzw. psychische Behin
derungen. In den Altersgruppen der bis unter 15-Jährigen und 15- bis unter 25-Jährigen haben über 50 % der
Personen eine Behinderung auf Grund der Erkrankung von Gehirn/Psyche, die auch Suchtkrankheiten um
fasst. In der Altersgruppe über 60 Jahre führen vorwiegend Schädigungen der inneren Organe und des Be
wegungsapparates zur Behinderung.
8.3
Eingliederungshilfe für behinderte Menschen
Menschen, die durch eine Behinderung wesentlich in ihrer Fähigkeit an der Gesellschaft teilzuhaben einge
schränkt oder von einer solchen wesentlichen Behinderung bedroht sind, erhalten Leistungen der Eingliede
rungshilfe. Der Anspruch besteht solange, wie Aussicht besteht, dass die Aufgabe der Eingliederungshilfe er
füllt werden kann. Aufgabe der Eingliederungshilfe ist es, eine drohende Behinderung zu verhindern oder
eine Behinderung und deren Folgen zu mindern und zu beseitigen. Ziel ist es, die behinderten Menschen in
die Gesellschaft einzugliedern. Die Leistungen umfassen Maßnahmen zur schulischen und beruflichen Aus
bildung sowie der Sicherung der Teilhabe behinderter Menschen am Leben in der Gemeinschaft sowie Maß
nahmen zur Sicherung ärztlich verordneter Leistungen.
Tabelle 8.4
Leistungen der Eingliederungshilfe von 2006 bis 2013
2006
Empfänger/-innen
Ausgaben in Mio. €
Ausgaben je Empfänger/-in
2007
2008
2009
2010
2011
2012
2013
2.014
2.035
2.090
2.354
2.483
2.517
2.638
2.693
11,9
12,4
13,1
13,6
13,7
14,0
15,4
16,8
5.909
6.093
6.268
5.777
5.638
5.957
5.837
6.238
Quelle: Statistisches Landesamt Sachsen, Sozialamt
Sozialreport Leipzig 2014
2013 wurde gegenüber dem Vorjahr in 55 Fällen (2 %) häufiger Leistungen der Eingliederungshilfe gewährt,
jedoch stiegen die Ausgaben um ca. 8 %. Die Ursachen für den Anstieg der Leistungen von 2006 bis 2012 ist
vielfältig. Die Ursache für die Erhöhung der Anzahl der Leistungsempfänger/-innen sind u.a. der Geburtenzu
86
Sozialreport Leipzig 2014
wachs, der steigende Zuzug von jungen Familien mit Kindern, die verbesserte medizinische Versorgung und
die wachsende Lebenserwartung behinderter Menschen. Die zahlenmäßig größte Gruppe der Leistungsemp
fänger/-innen sind Kinder in integrativen Kindertagesstätten.
Immer mehr behinderte Menschen entscheiden sich für das persönliche Budget. Die damit zu erreichende
höhere Selbständigkeit ist Ausdruck für den beginnenden Paradigmenwechsel in der Behindertenhilfe.
8.4
Institutionelle Wohnformen für Menschen mit Behinderung
Im Bereich der Wohnangebote für Menschen mit Behinderungen gibt es deutliche Veränderungen zu Guns
ten niedrigschwelliger Wohnformen. Die Kapazität in den 16 Wohnheimen für Erwachsene ist unverändert,
jedoch wurden 2013 zwei neue Außenwohngruppen für Erwachsene eröffnet. Somit stehen in dieser Wohn
form 29 Wohnangebote für 197 Personen zur Verfügung. Im Jahr 2013 lebten 941 Personen (2012: 915) im
ambulant betreuten Wohnen, eine Steigerung um ca. 3 %.
Wohnheime für Kinder und Jugendliche – hier konnte eine der bisher sieben stationäre Einrichtungen mit 38
Plätzen auf Grund des Bedarfsrückganges geschlossen werden. Gründe für den Bedarfsrückgang sind: Bei
der Versorgung von Kindern mit Behinderung im nicht schulpflichtigen Alter werden Alternativen außerhalb
der Heimunterbringung der Vorrang eingeräumt (z. B. Pflegefamilien). Des Weiteren erfolgte der Ausbau von
unterstützenden Angeboten für Eltern mit behinderten Kindern, so dass ambulante Einrichtungen den Wohn
heimen vorgezogen werden. Deutlich mehr Eltern suchen die integrative Beschulung ihrer Kinder mit Behin
derung. Nur ca. 15 % der Kinder bzw. Jugendliche in den g. Der hohe Anteil von 'Nicht-Leipzigern' resultiert
daraus, dass in Leipzig deutlich mehr Möglichkeiten der Förderung bestehen als in Orten außerhalb der
Stadt. So befindet sich z. B. mit dem Wohnheim „Samuel Heinicke“ eine Einrichtung in Trägerschaft des Frei
staates in Leipzig, in der Kinder und Jugendliche aus ganz Sachsen wohnen.
Abb. 8.4
Entwicklung der institutionellen Wohnformen für Menschen mit Behinderung
2008 bis 2013
772
800
668
658
658
657
700
600
941
915
900
655
500
400
0
Wohnheime Erw achsene
Wohnheime Jugendliche
197
197
192
156
128
100
166
200
166
300
191
Plätze in Wohnheimen/
Personen in Wohngruppen
1.000
Außenw ohngruppen
Ambulant betreutes Wohnen
Wohnformen
2008
2010
2012
Quelle: Kommunaler Sozialv erband Sachsen, Sozialamt
8.5
2013
erst 2014
Sozialreport Leipzig 2014
Arbeitsmarkt für Menschen mit Behinderungen
Die gesetzlichen Regelungen der Leistungen für behinderte Menschen im Bereich Arbeit sind im SGB IX fest
gelegt. Die Zuständigkeit für die berufliche Ausbildung sowie die Arbeitsvermittlung liegt bei der Agentur für
Arbeit, die Träger der Leistungen des SGB IX ist, sowie dem Kommunalen Sozialverband Sachsen mit dem
Integrationsamt.
Auf besondere Maßnahmen zur Beschäftigung, wie sie im Schwerbehindertenrecht festgeschrieben sind
(z. B. die Ausgleichsabgabe), wird hier nur verwiesen. Damit wurden Rahmenbedingungen geschaffen, mit
denen eine relativ stabile Beschäftigungsquote, vor allem im öffentlichen Dienst, erreicht wurde. Dennoch ist
Sozialreport Leipzig 2014
87
die Erwerbsquote der Menschen mit Behinderung ab dem 25. Lebensjahr deutlich geringer als bei nicht be
hinderten Menschen.
Tabelle 8.5
Entwicklung des Anteils arbeitsloser erwerbsfähiger Schwerbehinderter von 15 bis 65
Jahren 2000 bis 2013
Arbeitslose gesamt
2000
2002
2004
2006
2008
2010
2011
2012
2013
41.401
45.370
43.957
42.273
36.808
33.139
29.888
28.663
28.085
1.333
1.285
1.442
1.753
1.630
1.637
1.667
1.580
1.497
3,2
2,8
3,3
4,1
4,4
4,9
5,5
5,5
5,3
davon
schwerbehindert
Anteil in %
Quelle: Statistisches Landesamt Sachsen, Amt für Statistik und Wahlen
Sozialreport Leipzig 2014
Der Anteil der arbeitslosen schwerbehinderten Menschen an allen Arbeitslosen in Leipzig lag 2013 bei ca.
5,3 % und folgt damit verzögert der positiven Entwicklung am Arbeitsmarkt. Von 2002 bis 2012 stieg der An
teil der Schwerbehinderten an allen Arbeitslosen kontinuierlich, wobei die Anzahl der arbeitslosen Schwerbe
hinderten 2012 erstmals wieder seit 2008 sank.
Eine wichtige Rolle bei den Arbeitsmöglichkeiten für Menschen mit Behinderung haben die Werkstätten für
behinderte Menschen in Zuständigkeit des überörtlichen Sozialhilfeträgers Kommunaler Sozialverband Sach
sen. Diese Werkstätten verfügen über einen Arbeitsbereich und einen Berufsbildungsbereich. Im Berufsbil
dungsbereich sollen Menschen mit Behinderungen in ihrer Leistungsfähigkeit und Persönlichkeitsentwicklung
soweit gefördert werden,dass sie eine geeignete Beschäftigung im Arbeitsbereich der Werkstätten aufneh
men können.In der Regel gliedert sich der Berufsbildungsbereich in einen Grund- und einen Aufbaukurs von
jeweils 12-monatiger Dauer. Menschen mit Behinderungen, deren Leistungsvermögen nicht ausreicht für
eine Aufnahme in die Werkstätten können im Förder- und Betreuungsbereich integriert werden, die unter
dem Dach der Werkstätten angesiedelt sind. Die Leistungen in den Werkstätten werden erbracht, um die
Leistungs- oder Erwerbsfähigkeit von Menschen mit Behinderungen zu erhalten, zu entwickeln, zu verbes
sern oder wiederherzustellen. Eine Beschäftigung ist bis zum Eintritt des Rentenalters möglich.
Tabelle 8.6
Belegungsentwicklung des Arbeits- und Berufsbildungsbereiches der Werkstätten für
behinderte Menschen 2005 bis 2013
Einrichtung und Träger
2005
2007
2009
2010
2011
2012
2013
Diakonie am Thonberg
Träger: Diakonische Leipziger gGmbH
352
380
414
434
428
430
422
Lebenshilfe-Werkstatt Leipzig
Träger: Lebenshilfe Leipzig e. V.
296
298
304
303
302
296
301
WfbM St. Michael
Träger: Christliches Sozialwerk gGmbH
124
131
167
143
152
157
156
Stötteritzer Werkstätten
Träger: Verein zur Wiedereingliederung psychosozial geschädigter Menschen e.V.
73
77
73
77
90
93
95
Lindenwerkstätten Leipzig
Träger: Diakonisches Werk Innere Mission e.V.
129
137
138
144
141
145
145
AWO Werkstätten Sachsen-West
Träger: AWO Senioren u. Sozialzentrum
gGmbH Sachsen-West
256
260
261
257
254
255
261
1.230
1.283
1.357
1.358
1.367
1.376
1.380
Stadt Leipzig insgesamt
Quelle: Kommunaler Sozialverband Sachsen
Sozialreport Leipzig 201
Im Jahr 2013 waren die sechs Werkstätten für Menschen mit Behinderungen im Arbeitsbereich und im Be
rufsbildungsbereich mit gesamt 1.380 Mitarbeitern belegt. Die Förder- und Betreuungsbereich, die nur lokal
„unter dem Dach der Werkstätten“ angesiedelt sind waren mit 83 Personen belegt, so dass gesamt 1.463
Personen in den Werkstätten für Menschen mit Behinderungen beschäftigt waren.
Bis zum Jahr 2009 stieg jährlich der Bedarf an Arbeitsplätzen für geistig und psychisch Behinderte in Leipzig
um ca. 25 Plätze. Sowohl der Kommunale Sozialverband Sachsen als auch die Stadt Leipzig versuchen, die
ser Entwicklung gegenzusteuern, durch die Schaffung geeigneter Rahmenbedingungen, z. B. Förderung von
88
Sozialreport Leipzig 2014
Integrationsprojekten. Bei den Integrationsprojekten (§§ 132 ff. SGB IX) handelt es sich um eine neu geregel
te Form der Beschäftigung für schwerbehinderte Menschen, die rechtlich dem Arbeitsmarkt zuzurechnen ist,
faktisch aber eine Brücke zwischen den Werkstätten für behinderte Menschen und dem Arbeitsmarkt dar
stellt.
Im vierten Bericht zur Lage der Menschen mit Behinderung im Freistaat Sachsen (Januar 2009) wird ein Zu
wachs der Belegung im Arbeitsbereich von ca. 4 % jährlich ab 2004 abgebildet (d.h. ca. 500 Plätze jährlich
im Freistaat Sachsen). Der Bedarf wird entsprechend der Prognose steigen. Grund ist auch die längere Le
bensarbeitszeit der Mitarbeiter/-innen in den Werkstätten, die sich in der Altersstruktur der Beschäftigten wi
derspiegelt.
Die folgende Abbildung basiert auf den Daten der 1.211 Mitarbeiter/-innen im Arbeitsbereich - ohne Berufsbil
dungsbereich und Förder- und Betreuungsbereich. Die sinkende Anzahl von Personen in der Altersgruppe
der 18- bis 24-Jährigen ist vor allem auf die schwächeren Geburtsjahrgänge zurück zu führen.
Abb. 8.5
Altersstruktur in Werkstätten für Menschen mit Behinderung 2008 bis 2013 im
Arbeitsbereich
55
63
71
74
150
153
150
140
157
148
152
141
96
103
115
136
100
154
139
135
154
166
174
172
141
150
116
106
Personen
200
224
231
231
223
207
198
250
11
22
25
31
50
1
1
0
18-24
25-29
30-34
35-39
40-44
45-49
50-54
55-59
60-64
Altersgruppen
2008
2010
Quelle: Kommunaler Sozialv erband Sachsen
8.6
weitere Leistungen und soziale Dienste
8.6.1
Leistungen der Betreuungsbehörde
2012
2013
2014
Sozialreport Leipzig 2014
Ziel des Betreuungsbehördengesetzes ist es das Selbstbestimmungsrecht der betroffenen Personen zu stär
ken. Voraussetzung für eine Betreuung ist eine körperliche, geistige oder seelische Behinderung. Die Betrof
fenen können auf Grund ihrer Behinderung ihre Rechtsangelegenheiten nicht selbst erledigen.
Aufgabe der Betreuungsbehörde ist die betreuungsgerichtliche Hilfestellung gegenüber dem Betreuungsge
richt sowie die Beratung und Unterstützung von ehrenamtlichen Betreuern, Vereins- und Berufsbetreuern so
wie Vollmachtnehmern bei der Umsetzung der Betreuungstätigkeit bzw. der Umsetzung der Vorsorgevoll
macht.
Die Anzahl der Betreuungen erhöhte sich von 2004 bis 2013 um ca. 20 %. 2012 wurden weniger Betreuun
gen als im Vorjahr gezählt. Grund war eine höhere Anzahl von 'schwebenden Verfahren' (vor Gericht nicht
abgeschlossen). 2013 stieg die Zahl der aktuellen Betreuung auf den höchsten Stand seit 2008, bei einer
leicht sinkenden Anzahl von Neuverfahren seit 2011.
Sozialreport Leipzig 2014
89
Tabelle 8.7
Betreuungen und Neuverfahren 2004 bis 2013
Art der Entwicklung
Aktuelle
Betreuungen
2004
2005
2006
2007
2008
2009
2010
2011
2012
2013
5.201
5.389
5.612
0
6.642
6.527
6.127
6.522
6.495
6.556
848
960
1.039
0
1.078
1.237
1.210
1.232
1.094
1.072
Gericht
417
471
495
0
522
581
564
576
521
498
Behörde
431
489
544
0
556
656
646
656
573
574
Neuverfahren
davon
Quelle: Sozialamt
8.6.2
Sozialreport Leipzig 2014
Beratung Behindertenhilfe
Die Behindertenhilfe des Gesundheitsamtes berät Menschen mit Behinderungen oder chronischen Erkran
kungen sowie u. a. zu Nachteilsausgleichen bei Schwerbehinderung. Hier erfolgt auch die Ausgabe der Be
rechtigungskarten zur Nutzung des Behindertenfahrdienstes der Stadt Leipzig. Diese Berechtigungskarten
werden seit 2014 nicht mehr ausgegeben. Der Behindertenfahrdienst kann mit einem gültigen Ausweis mit
dem Merkzeichen „aG“ genutzt werden.
Tabelle 8.8
Leistungen der Behindertenberatungsstelle 2005 – 2013
2005
Beratungen
ausgestellte Berechtigungskarten
für den Behindertenfahrdienst
2006
2007
2008
2009
2010
2011
2012
2013
2.870
2.021
1.229
448
426
374
453
422
446
97
95
78
80
101
88
117
113
131
Quelle: Sozialamt
Sozialreport Leipzig 2014
Der Rückgang der Beratungen im Bereich Behindertenhilfe ab 2008 war Folge der Personalreduzierung. Par
allel dazu besteht seit 2008 eine zusätzliche Beratungsmöglichkeit für Menschen mit Behinderungen im Sozi
alamt durch die neu geschaffene Abteilung Feststellung Schwerbehinderteneigenschaft/Landesblindengeld.
8.6.3
Feststellung der Schwerbehinderteneigenschaft und Schwerbehindertenausweise
Für die Ausstellung eines Schwerbehindertenausweises ist ein Grad der Behinderung von mindestens 50
Voraussetzung. Abhängig vom Grad der Behinderung und dem Merkzeichen können behinderte Menschen
einen Nachteilsausgleich in Anspruch nehmen.
Tabelle 8.9
Feststellung der Schwerbehinderteneigenschaft 2009 – 2013
2009
2010
2011
2012
2013
Entscheidungen Erstantrag SGB IX
4.592
5.077
4.597
4.485
4.177
Entscheidungen Neufeststellungen SGB IX
4.511
5.898
5.166
5.170
5.229
Anträge gesamt
9.103
10.357
10.535
10.823
9.746
Quelle: Sozialamt
Sozialreport Leipzig 2014
Die Zahl der Schwerbehinderten mit gültigem Ausweis stieg von 2008 (36.262) bis 2013 (45.756) um 9.494.
Die Entscheidungen über Erstanträge sind seit 2010 gesunken, was aber keine Schlussfolgerung auf die
künftige Entwicklung beinhaltet.
90
Sozialreport Leipzig 2014
8.6.4
Leistungen nach dem Landesblindengeldgesetz
Die Leistungen nach dem Sächsischen Landesblindengeldgesetz dienen dem Ausgleich der behinderungs
bedingten Mehraufwendungen. Folgende Leistungen werden unabhängig vom Einkommen und Vermögen
monatlich als Nachteilsausgleich gewährt: Für Blinde 333 €, für hochgradig Sehschwache 52 €, für Gehörlo
se 103 € und für schwerstbehinderte Kinder 77 €. Beim Bezug bestimmter anderer Sozialleistungen kann der
Anspruch ganz oder teilweise entfallen.
Tabelle 8.10
Leistungen nach dem Landesblindengeldgesetz 2008 – 2013
2008
2009
2010
2011
2012
2013
Erstantrag
114*
320
424
303
353
256
Neufeststellung
243*
684
1.000
642
842
611
1.016
1.015
994
980
958
922
Nachteilsausgleich hochgradig Sehschwache
646
645
660
676
656
650
Nachteilsausgleich Gehörlose
519
513
525
528
522
517
Nachteilsausgleich für schwerstbehinderte Kinder
203
202
206
212
218
224
Zahlfälle
Landesblindengeld
Quelle: Sozialamt
* Zählung Erstanträge und Neufeststellung für August-Dezember 2008 auf Grund der
Kommunalisierung der Aufgabe
Sozialreport Leipzig 2014
Die Anzahl der Personen, die Nachteilsausgleiche erhält, ist im Zeitraum von 2008 bis 2013 relativ gleichbleibend und nur bei Empfängern des Landesblindengeld leicht rückläufig.
Sozialreport Leipzig 2014
91
9.
Einwohnerinnen und Einwohner mit Migrationshintergrund
Zusammenfassung
In Leipzig lebten 2013 fast 54.000 Personen mit Migrationshintergrund. Das sind 10,0 % aller Leipziger. Da
von waren 32.854 Ausländer/-innen und 20.922 Deutsche mit Migrationshintergrund. Im Vergleich zum Vor
jahr ist die Zahl der Einwohner/-innen mit Migrationshintergrund um 4.453 Personen bzw. 9,0 % gestiegen.
Fast jedes sechste Kind in Leipzig, 17,4 % der unter 15-Jährigen, hat ausländische Wurzeln.
Der Anteil der Einwohner/-innen mit Migrationshintergrund ist in der Stadt Leipzig zwar höher als im Durch
schnitt der fünf ostdeutschen Länder (2012: 4,8 %), aber wesentlich niedriger als im deutschen Durchschnitt
insgesamt (19,6 %).
Leipziger/-innen mit Migrationshintergrund sind deutlich jünger als jene ohne Migrationshintergrund. Das
Durchschnittsalter aller Leipziger/-innen mit Migrationshintergrund lag 2013 bei 31,8 Jahren, dass der Leipzi
ger/ -innen ohne Migrationshintergrund bei 44,7 Jahren. Besonders niedrig ist mit 26,9 Jahren das Durch
schnittsalter der Deutschen mit Migrationshintergrund.
Die Leipziger Migrantinnen und Migranten stammen aus insgesamt 167 heute existierenden Staaten. Die
größte Gruppe bilden mit einem Anteil von 13,1 % die Migranten, die ihre Wurzeln in der russischen Fördera
tion haben. Insgesamt 12.227 deutsche Staatsangehörige haben neben dem deutschen auch einen ausländi
schen Pass.
Die räumliche Verteilung der Leipziger/-innen mit Migrationshintergrund ist verschieden. Der Anteil an der
Gesamtbevölkerung reicht von 32,6 % in Zentrum-Südost, 32, 5 % in Volkmarsdorf und 32,2 % in NeustadtNeuschönefeld bis zu 1,6 % in Baalsdorf, 2,0 % in Knautkleeberg-Knauthain und 2,1 % in Liebertwolkwitz.
9.1
Datenlage
Für die Darstellung der Daten im Sozialreport wird wiederum die auch durch das Statistische Bundesamt
verwendete begriffliche Abgrenzung für „Personen mit Migrationshintergrund“ verwendet:
Bei Personen mit Migrationshintergrund handelt es sich um solche, die nach 1949 auf das heutige Gebiet der
Bundesrepublik Deutschland zugezogen sind, sowie alle in Deutschland geborenen Ausländer/-innen und alle
in Deutschland als Deutsche Geborenen mit zumindest einem zugezogenen oder als Ausländer/-in in
Deutschland geborenen Elternteil.
Abb. 9.1
Einordnung der Personen mit Migrationshintergrund in die Bevölkerung 13
Bevölkerung insgesamt
Deutsche
Einwohner/-innen ohne
Migrationshintergrund
Deutsche mit
Migrationshintergrund
Ausländer/-innen
Einwohner/-innen mit Migrationshintergrund
Zu den Personen mit Migrationshintergrund zählen neben den Ausländern, welche die größte Migrantengrup
pe bilden, die deutschen Staatsangehörigen mit Migrationshintergrund. Zu den weiteren Personen mit Migra
tionshintergrund, die nicht in die Kategorie Ausländer fallen, gehören insbesondere Deutsche mit einer oder
mehreren weiteren Staatsbürgerschaften, Eingebürgerte, Spätaussiedler, Personen mit Geburtsort im Aus
land sowie Kinder von vorgenannten ausländischen Eltern. Dabei ist zu beachten, dass es zwischen den ver
schiedenen Gruppen der deutschen Migranten durchaus Überschneidungen geben kann, d.h. ein größerer
Teil der betreffenden Personen könnte theoretisch mehreren Gruppen zugeordnet werden.
Leider gibt es nur wenige belastbare statistische Daten über Personen mit Migrationshintergrund. In keiner
der nutzbaren Datenquellen gibt es vollständige Daten über diese Personengruppe. Für die Darstellung im
Sozialreport wird auf die Daten des Einwohnermelderegisters der Stadt Leipzig zurückgegriffen, weil diese
die größte Verlässlichkeit bieten und als einzige Datenquelle auch Aussagen zur räumlichen Verteilung der
Personen mit Migrationshintergrund innerhalb der Stadt Leipzig ermöglichen. Daneben hat das Statistische
Bundesamt bzw. das Statistische Landesamt Sachsen mit Bezug zum Zensus 2011 ebenfalls Daten zu Leip
13
Die Größe der Felder steht in keinem Bezug zur Größe der jeweiligen Gruppe
92
Sozialreport Leipzig 2014
zigern mit Migrationshintergrund veröffentlicht. Da diese im Vergleich zu den Ergebnissen aus dem Einwohn
erregister aber nicht alle Personen mit Migrationshintergrund umfassen, wird auf die Darstellung aus dieser
Quelle verzichtet.
9.2
Migrantinnen und Migranten in Leipzig
9.2.1
Anzahl und Entwicklung
Am Jahresende 2013 hatten insgesamt 53.776 Leipziger/-innen einen Migrationshintergrund. Dies entspricht
10,0 % der Bevölkerung. Gegenüber 2012 wurden 4.453 Personen mehr gezählt, was einer Zunahme von
9,0 % entspricht. Die Ausländer/-innen bilden mit 29.659 Personen und 5,6 % an der Bevölkerung die größte
Gruppe der Personen mit Migrationshintergrund. Neben den Ausländerinnen und Ausländern lebten in Leip
zig 19.664 Deutsche mit Migrationshintergrund, dies entspricht 3,7 % der Leipziger Bevölkerung.
Tabelle 9.1
Leipziger/-innen mit Migrationshintergrund 2012 und 2013
2012
Leipziger mit
Migrationshintergrund
Anteil an
Bevölkerung in
%
Anzahl
Insgesamt
2013
Entwicklung
2013 gegenüber
2012 in %
Anteil an
Bevölkerung in
%
Anzahl
49.323
9,3
53.776
10,0
+ 9,0
Ausländer
29.659
5,6
32.854
6,1
+ 10,8
Deutsche mit
Migrationshintergrund
19.664
3,7
20.922
3,9
+ 6,4
davon
Quelle: Amt für Statistik und Wahlen, Einwohnermelderegister
Abb. 9.2
Sozialreport Leipzig 2014
Anteile von Einwohner/-innen mit Migrationshintergrund an der Leipziger Bevölkerung
2000 bis 201314
10,0
Anteil in %
8,0
6,0
1,9
1,9
2,0
2,1
2,3
2,5
2,6
2,8
2,9
3,0
3,1
3,7
3,4
3,9
4,0
2,0
4,9
5,3
5,5
5,2
5,4
5,4
5,6
5,6
5,3
4,9
5,2
5,6
6,1
4,6
2000
2001
2002
2003
2004
2005
2006
2007
2008
2009
2010
2011
2012
2013
0,0
Jahr
Deutsche mit Migrationshintergrund (geschätzt)
Quelle: Amt f ür Statistik und Wahlen: Einwohnerregister
Deutsche mit Migrationshintergrund
Ausländer
Sozialreport Leipzig 2014
Sowohl der Anteil der Ausländer/-innen als auch der Deutschen mit Migrationshintergrund an der Leipziger
Bevölkerung nimmt seit dem Jahr 2000 stetig zu. Die Rückgänge in den Jahren 2004, 2009 und 2010 im Ver
gleich zum jeweiligen Vorjahr beruhen auf Registerbereinigungen.
14
Eine detaillierte Auswertung der Deutschen mit Migrationshintergrund liegt erst seit 2008 vor, die Angaben der Vorjahre wurden
geschätzt.
Sozialreport Leipzig 2014
93
9.2.2
Altersstruktur
Die Altersstrukturen der Leipziger/-innen mit bzw. ohne Migrationshintergrund unterscheiden sich deutlich
voneinander. Ebenso gibt es Unterschiede zwischen Ausländern und Deutschen mit Migrationshintergrund.
Abb. 9.3
Altersstruktur der Leipziger Bevölkerung ohne bzw. mit Migrationshintergrund
Quelle: Amt für Statistik und Wahlen, Einwohnermelderegister
Sozialreport Leipzig 2014
Die Leipziger/-innen mit Migrationshintergrund sind deutlich jünger als die Leipziger/-innen ohne Migrations
hintergrund. Das Durchschnittsalter aller Leipziger/-innen mit Migrationshintergrund lag 2013 bei 31,8 Jahren,
dass der Leipziger/-innen ohne Migrationshintergrund bei 44,7 Jahren. Zwischen den Einwohner/-innen mit
Migrationshintergrund ist ein deutlicher Unterschied zwischen den Ausländerinnen und Ausländern mit einem
Durchschnittsalter von 35,0 Jahren und den Deutschen mit Migrationshintergrund mit einem Altersdurch
schnitt von 26,9 Jahren zu erkennen. Im Gegensatz zur Gesamtbevölkerung, wo die Frauen im Schnitt 3,1
Jahre älter als die Männer waren, lag das Durchschnittsalter der Einwohner/-innen mit Migrationshintergrund
um 1,0 Jahre über dem der Einwohnerinnen mit Migrationshintergrund.
Beim Vergleich der einzelnen Altersgruppen bestätigen sich die Aussagen vorangegangener Jahre: In allen
Altersgruppen bis einschließlich der 35- bis 45-Jährigen sind die Leipziger/-innen mit Migrationshintergrund
relativ stärker besetzt als die Leipziger/-innen ohne Migrationshintergrund. Bei den Migrantinnen und Migran
ten ist der Anteil der Altersgruppen 0 bis unter 18 Jahre an allen Migrantinnen und Migranten doppelt so hoch
wie der entsprechende Anteil bei Deutschen ohne Migrationshintergrund. Etwa ein Viertel (24,4 %) aller Per
sonen mit Migrationshintergrund in der Stadt Leipzig ist jünger als 18 Jahre, 60,1 Prozent aller Migrantinnen
und Migranten sind im Alter von unter 35 Jahren. Der Anteil der Personen im Alter von 65 Jahren und älter
war bei den Deutschen ohne Migrationshintergrund wiederum etwa viermal so hoch wie bei den Migranten.
17,4 % aller Leipziger Kinder haben ausländische Wurzeln. Der Anteil der unter 15-Jährigen mit Migrations
hintergrund an allen unter 15-jährigen Leipziger/-innen steigt damit, wie schon in den Vorjahren, weiter an.
Fast drei Viertel (73,3 %) dieser Kinder hatte 2013 die deutsche (und teilweise auch eine weitere) Staatsbür
gerschaft.
94
Sozialreport Leipzig 2014
Tabelle 9.2
Einwohner/-innen mit und ohne Migrationshintergrund 2013 nach Altersgruppen
Bevölkerungsgruppe
Altersgrupppe von ... bis unter ... Jahre
0-6
6 - 15
31.557
35.594
9.269
44.524 100.136
68.791
72.589
61.587 115.301
26.113
29.383
7.782
37.687
87.791
60.101
66.648
57.781 112.286
5.444
6.211
1.487
6.837 123.456
8.690
5.941
3.806
3.015
Ausländer
1.256
1.857
565
4.816
9.548
6.877
4.246
2.105
1.584
Deutsche
4.188
4.354
922
2.021
2.797
1.813
1.695
1.701
1.431
männlich
2.776
3.173
731
3.383
6.498
5.063
3.562
2.032
1.412
weiblich
2.668
3.038
756
3.454
5.847
3.627
2.379
1.774
1.603
Einwohner insgesamt
15 - 18
18 - 25
25 - 35
35 - 45
45 - 55
55 - 65
65 u. ä.
davon:
ohne Migrationshintergrund
mit Migrationshintergrund
davon:
davon:
Quelle: Amt für Statistik und Wahlen, Einwohnermelderegister
Tabelle 9.3
Sozialreport Leipzig 2014
Anteile der Migrantenaltersgruppen 2013 an der jeweiligen Altersgruppe insgesamt
Bevölkerungsgruppe
Einwohner insgesamt in %
Altersgrupppe von ... bis unter ... Jahre
0-6
6 - 15
15 - 18
18 - 25
25 - 35
35 - 45
45 - 55
55 - 65
65 u. ä.
100,0
100,0
100,0
100,0
100,0
100,0
100,0
100,0
100,0
ohne Migrationshintergrund
82,7
82,6
84,0
84,6
87,7
87,4
91,8
93,8
97,4
mit Migrationshintergrund
17,3
17,4
16,0
15,4
12,3
12,6
8,2
6,2
2,6
Ausländer
4,0
5,2
6,1
10,8
9,5
10,0
5,8
3,4
1,4
Deutsche
13,3
12,2
9,9
4,5
2,8
2,6
2,3
2,8
1,2
männlich
8,8
8,9
7,9
7,6
6,5
7,4
4,9
3,3
1,2
weiblich
8,5
8,5
8,2
7,8
5,8
5,3
3,3
2,9
1,4
davon:
davon:
davon:
Quelle: Amt für Statistik und Wahlen, Einwohnermelderegister
Tabelle 9.4
Sozialreport Leipzig 2014
Anteile der Migrantenaltersgruppen 2013 an der jeweiligen Bevölkerungsgruppe
Bevölkerungsgruppe
Einwohner insgesamt in %
Altersgrupppe von ... bis unter ... Jahre
0- 6
6 - 15
15 - 18
18 - 25
25 - 35
35 - 45
45 - 55
55 - 65
65 u. ä.
5,9
6,6
1,7
8,3
18,6
12,8
13,5
11,4
21,4
5,4
6,1
1,6
7,8
18,1
12,4
13,7
11,9
23,1
10,1
11,5
2,8
12,7
23,0
16,2
11,0
7,1
5,6
Ausländer
3,8
5,7
1,7
14,7
29,1
20,9
12,9
6,4
4,8
Deutsche
20,0
20,8
4,4
9,7
13,4
8,7
8,1
8,1
6,8
männlich
9,7
11,1
2,6
11,8
22,7
17,7
12,4
7,1
4,9
weiblich
10,6
12,1
3,0
13,7
23,3
14,4
9,5
7,1
6,4
davon:
ohne Migrationshintergrund
mit Migrationshintergrund
davon:
davon:
Quelle: Amt für Statistik und Wahlen, Einwohnermelderegister
Sozialreport Leipzig 2014
Sozialreport Leipzig 2014
95
9.2.3
Herkunft/ Staatsangehörigkeit
Die Staatsangehörigkeiten der Ausländer/-innen und der Deutschen mit Migrationshintergrund sind breit ge
fächert. Die Leipziger Einwohner/-innen mit Migrationshintergrund stammten zum 31.12.2013 aus insgesamt
167 heute existierenden Staaten. Die größte Gruppe bilden dabei mit einem Anteil von 13,1 % die Migranten,
die ihre Wurzeln in der russischen Föderation haben. Die nächsten größeren Gruppen bilden die Leipziger/innen mit ukrainischer (5,8 %), polnischer (5,8 %) oder vietnamesischer (5,3 %) Herkunft.
Tabelle 9.5
Herkunft der Einwohner/-innen mit Migrationshintergrund in Leipzig 2013
Herkunft/
ursprüngliche
Nationalität
Insgesamt
Insgesamt
Anteil in
%
Entwicklung
gegenüber 2012
in %
davon:
Ausländer/innen
davon:
Deutsche
mit Migra
tions
hinter
grund
darunter:
(Mehrfachzuordnungen möglich)
Mehrstaater
Spätaussiedler
Eingebürgerte
53.776
100,0
9,0
32.854
20.922
12.227
8.122
12.800
darunter
1
Russ. Föderation
7.053
13,1
6,2
2.582
4.471
2.636
3.440
1.031
2
Polen
3.139
5,8
9,4
1.648
1.491
572
1.235
256
3
Ukraine
3.131
5,8
1,4
2.236
895
642
490
405
4
Vietnam
2.833
5,3
0,5
2.069
764
508
.
762
5
Kasachstan
1.976
3,7
3,7
220
1.756
1.267
1.486
270
6
Türkei
1.774
3,3
3,7
1.174
600
422
-
600
7
Rumänien
1.488
2,8
21,3
1.171
317
126
209
108
8
Irak
1.469
2,7
0,5
982
487
324
.
486
9
Ungarn
1.391
2,6
18,5
1.005
386
169
243
143
10
Italien
1.307
2,4
18,0
1.076
231
179
.
230
11
China
1.215
2,3
13,9
1.097
118
56
.
117
12
Vereinigte Staaten
1.058
2,0
16,8
697
361
275
.
356
13
Frankreich
1.026
1,9
10,4
698
328
237
-
328
14
Bulgarien
953
1,8
14,1
732
221
123
.
89
15
Griechenland
951
1,8
11,2
765
186
147
-
186
Quelle: Amt für Statistik und Wahlen, Einwohnermelderegister
Sozialreport Leipzig 2014
Wie auch schon im Vorjahr fällt der Anstieg von Migranten mit ost- und südeuropäischer Herkunft auf. Diese
trugen wesentlich zum Gesamtanstieg der Zahl der Leipziger/-innen mit Migrationshintergrund bei.
9.2.4
Räumliche Verteilung
Innerhalb der Stadt Leipzig sind große Unterschiede beim Anteil der Einwohner/-innen mit Migrationshinter
grund an der Gesamtbevölkerung festzustellen. Die höchsten Anteile von Einwohner/-innen mit Migrations
hintergrund sind in zentrumsnahen Ortsteilen festzustellen: Zentrum-Südost 32,6 %Volkmarsdorf 32,5 %, ,
Neustadt-Neuschönefeld 32,2 % und Zentrum 25,1 %. Die niedrigsten Anteile gibt es wiederum am Stadt
rand: Baalsdorf 1,6 %, Knautkleeberg-Knauthain 2,0 %, Liebertwolkwitz 2,1 %, Burghausen-Rückmarsdorf
2,7 %, Thekla 2,9 %, Lützschena-Stahmeln und Plaußig-Portitz (je 3,1 %).
Der Anteil der Einwohner/-innen mit Migrationshintergrund fällt in der Altersgruppe der unter 15-Jährigen zwi
schen den einzelnen Leipziger Ortsteilen noch deutlicher aus als bei allen Einwohnerinnen und Einwohnern
mit Migrationshintergrund. Bei den unter 15-jährigen reicht die Spannbreite von 55,1 % in Zentrum-Südost,
54,8 % in Neustadt-Neuschönefeld, 49,3 % in Volkmarsdorf und 43,8 % in Zentrum bis zu 2,3 % in Baalsdorf,
2,4 % Hartmannsdorf-Knautnaundorf, 4,0 % in Knautkleeberg-Knauthain und 4,2 % in Plaußig-Portitz.
96
Sozialreport Leipzig 2014
Karte 9.1
Anteil der Personen mit Migrationshintergrund in Leipzig 2013
Sozialreport Leipzig 2014
97
Karte 9.2
98
Anteil der Personen mit Migrationshintergrund im Alter von 0 bis unter 15 Jahren 2013
Sozialreport Leipzig 2014
9.3
Aufenthaltsstatus
Zum Jahresende 2013 besaß die Mehrheit der in Leipzig wohnenden Ausländer/-innen eine unbefristete Nie
derlassungserlaubnis oder gehörte zur Gruppe der freizügigkeitsberechtigten EU-Bürger/-innen, die Freizü
gigkeit auch hinsichtlich des Wohnsitzes genießen. Die in der Grafik ausgewiesenen Anteile der einzelnen
Ausländergruppen haben sich in den letzten Jahren kaum verändert.
Abb. 9.4
Ausländer/-innen nach Aufenthaltsstatus am Jahresende 2013
Aufenthaltsgestattung Duldung
1,6%
2,2%
Sonstige
1,2%
EU-Bürger einschließlich Familienangehörige
23,0%
befristete Aufenthaltserlaubnis
37,0%
Quelle: Ordnungsamt, Amt f ür Statistik und Wahlen
Niederlassungserlaubnis
35,0%
Sozialreport Leipzig 2014
Begriffserklärungen
Personen mit Migrationshintergrund:
Alle Personen, die einer der folgenden Gruppen zugerechnet werden können:
– Ausländerinnen und Ausländer,
– alle seit 1950 über die Grenzen Deutschlands zugewanderten Personen,
– Personen mit mindestens einem ausländischen, zugewanderten oder
eingebürgertem Elternteil
Niederlassungserlaubnis:
ist ein unbefristeter Aufenthaltstitel und wird erteilt, wenn bestimmte Voraus
setzungen für einen dauerhaften Aufenthalt gegeben sind (gesicherter Lebens
unterhalt, Erlaubnis zur Beschäftigung bzw. Erwerbstätigkeit, mindestens 5 Jah
re Aufenthaltserlaubnis mit Beiträgen zur Rentenversicherung, keine Verstöße
gegen öffentliche Sicherheit und Ordnung bzw. keine Gefahr, ausreichende
Kenntnisse der deutschen Sprache, Nachweis von Grundkenntnissen der Ge
sellschaftsordnung und Lebensverhältnisse, Wohnraum)
Aufenthaltserlaubnis:
ist ein befristeter Aufenthaltstitel, der für einen bestimmten Aufenthaltszweck
erteilt wird
Aufenthaltsgestattung:
wird einem Ausländer, der um Asyl nachsucht, zur Durchführung des Asylver
fahrens erteilt
Duldung:
Ist in der Definition des deutschen Aufenthaltsrechts eine "vorübergehende
Aussetzung der Abschiebung"
Sozialreport Leipzig 2014
99
10.
Bildung
Zusammenfassung
Die demografische Entwicklung Leipzigs der letzten Jahre führte seit dem Schuljahr 2003/04 zu steigenden
Schülerzahlen in den Grundschulen und zunehmend auch in den weiterführenden Schulen. Dementspre
chend wird in den kommenden Jahren im Bereich der allgemeinbildenden Schulen weiterhin ein Netzausbau
erforderlich sein. Im Schuljahr 2013/14 wurden an Leipzigs allgemeinbildenden Schulen insgesamt 41.780
Schüler/-innen unterrichtet, das bedeutete eine Zunahme zum Vorjahr um 4,5 % (1.786 Schüler/-innen).
Die Anzahl und der Anteil der Schüler/-innen mit Migrationshintergrund stieg in den letzten Jahren kontinuier
lich an. Im Schuljahr 2013/14 betrug ihr Anteil insgesamt 13,3 %. Am höchsten fiel er an Grundschulen
(14,9 %) und Oberschulen (14,5 %) aus.
Die Anzahl der Schüler/-innen mit sonderpädagogischem Förderbedarf nahm, nach mehreren Jahren des
Anstiegs, im Vergleich zum Vorjahr erstmals wieder ab. Dieser Rückgang fiel mit zehn Schüler/-innen aller
dings schwach aus. Der Anteil an der gesamten Schülerschaft betrug 2013/14 9,2 %. Die Anzahl der integra
tiv unterrichteten Schüler/-innen und ihr Anteil an allen Schüler/-innen mit sonderpädagogischem Förderbe
darf stieg in den letzten Jahren kontinuierlich an. 2013/14 waren es 1.251 Schüler/-innen. 5,0 % mehr als im
Vorjahr und 73,8 % mehr als fünf Jahre zuvor. 2013/14 wurde insgesamt knapp jede/-r dritte Schüler/-in mit
sonderpädagogischem Förderbedarf an einer Regelschule unterrichtet.
Im Mittel der letzten drei Schuljahre lag der städtische Durchschnitt für eine gymnasiale Bildungsempfehlung
bei 50,3 %. Im Schuljahr 2013/14 erhielten 52,1 % der Viertklässler/-innen eine Bildungsempfehlung für das
Gymnasium. Die Spannweite innerhalb Leipzigs reichte von 17,9 % bis 88,2 %.
Der Anteil der Schüler/-innen, welche die allgemeinbildende Schule ohne mindestens einen Hauptschulab
schluss verließen, lag 2013 unverändert hoch bei 15,3 %. Zwar stammten mehr als die Hälfte von ihnen von
Förderschulen, aber auch an Oberschulen lag der Anteil mit 11,0 % doppelt so hoch wie der Vergleichswert
auf Landesebene.
Die sozialräumliche Differenzierung wies in allen betrachteten Merkmalen auf die Schwerpunkträume der in
tegrierten Stadtentwicklung hin: im innenstadtnahen Osten und Westen der Stadt sowie in Grünau finden
sich die höchsten Lernförderquoten, die geringsten gymnasialen Bildungsempfehlungen sowie überdurch
schnittliche Anteile von Abgänger/-innen von Oberschulen ohne mindestens einen Hauptschulabschluss.
10.1
Allgemeinbildende Schulen
10.1.1
Entwicklung der Schülerzahlen und des Schulnetzes in der Stadt Leipzig
Im Schuljahr 2013/14 gab es in Leipzig 65 Grundschulen in kommunaler Trägerschaft. Weitere elf Grund
schulen wurden von freien Trägern betrieben. Darüber hinaus existierten 22 Oberschulen in kommunaler und
sechs in freier Trägerschaft, 16 Gymnasien in kommunaler Trägerschaft sowie fünf in freier und ein Gymna
sium in Landesträgerschaft. 15 kommunale Förderschulen15 sowie zwei in freier und eine in Landesträger
schaft, eine kommunale Gemeinschaftsschule für die Klassenstufen 1 bis 10 (Nachbarschaftsschule) und
zwei freie Waldorfschulen rundeten das Bild der Leipziger Bildungslandschaft ab.
Im Schuljahr 2013/14 besuchten im Grundschul-, Oberschul- und Förderschulbereich jeweils zwischen
11,5 % und 13,5 % der Schülerschaft eine Schule in freier oder Landesträgerschaft. Im Gymnasialbereich lag
der Anteil mit 21,9 %16 am höchsten. Damit war im Vergleich zum Vorjahr ein leichter Anstieg in allen
Schularten zu verzeichnen, welcher an Gymnasien am stärksten ausfiel.
Im Schuljahr 2013/14 besuchten insgesamt 41.780 Schüler/-innen die allgemeinbildenden Schulen in Leipzig.
Trotz anhaltenden Wachstums in den letzten Jahren wurde im langjährigen Vergleich noch immer nicht das
Niveau der Jahrtausendwende erreicht. Im Schuljahr 2000/01 lag die Schülerzahl insgesamt um 15,1 % hö
her. Nach Schularten und Trägerschaft betrachtet zeigte sich ein sehr differenziertes Bild: Höchste Verluste
verzeichneten im genannten Zeitraum die Oberschulen und Gymnasien in kommunaler Trägerschaft
(- 48,3 % bzw. - 37,1 %), während die Schulen in freier und Landesträgerschaft stark an Schülerzahlen zuleg
ten. Das Wachstum war hier an Grundschulen (+ 318,8 %) und Oberschulen (+ 239,0 %) besonders hoch.
15
Inklusive Klinik- und Krankenhausschule Dr.-Georg-Sacke Schule
16
Inklusive Waldorfschule Klassenstufen 5 bis 13
100
Sozialreport Leipzig 2014
Abb. 10.1
Entwicklung der Anzahl der Schüler/-innen von 2000/01 bis 2013/14 an
allgemeinbildenden Schulen nach Schularten
Schüler/-innen
20.000
16.000
12.000
8.000
4.000
0
2000/01
2002/03
2001/02
2004/05
2003/04
2006/07
2005/06
2008/09
2007/08
2010/11
2009/10
2012/13
2011/12
2013/14
Schuljahr
Grundschule
Oberschule
Gymnasium
Förderschule
Quelle: Statistisches Landesamt Sachsen, Amt f ür Jugend, Familie und Bildung
Tabelle 10.1
Sozialreport Leipzig 2014
Entwicklung der Schülerzahlen von 2000/01, 2005/06 und 2010/11 bis 2013/14 an
allgemeinbildenden Schulen nach Schularten und Trägerschaft
Schulart/Schuljahr
Anzahl Schüler/-innen gesamt
2000/01
2005/06
2010/11
2011/12
2012/13
2013/14
49.205
37.758
36.283
38.203
39.996
41.780
Grundschule*
12.092
12.079
14.574
15.254
15.773
16.539
Oberschule
16.795
10.378
7.902
8.531
9.191
9.636
Gymnasium**
17.360
12.504
11.196
11.810
12.386
13.027
Förderschule**
2.958
2.797
2.611
2.608
2.646
2.578
46.910
33.781
34.419
32.665
34.073
35.457
Grundschule
11.614
10.746
12.999
13.456
13.874
14.537
Oberschule
16.464
9.831
9.978
7.546
8.150
8.514
Gymnasium
16.178
10.705
9.161
9.389
9.742
10.173
2.654
2.499
2.281
2.274
2.307
2.233
2.295
3.977
4.864
5.538
5.923
6.323
Grundschule*
478
1.333
1.575
1.798
1.899
2.002
Oberschule
331
547
924
985
1.041
1.122
Gymnasium**
1.182
1.799
2.035
2.421
2.644
2.854
Förderschule
304
298
330
334
339
345
davon:
davon:
Kommunale Trägerschaft
davon:
Förderschule***
Freie und Landesträgerschaft
davon:
* inklusive Freie Waldorfschule Klassenstufe 1 – 4
** inklusive Freie Waldorfschule Klassenstufen 5 – 13
*** ohne Klinik- und Krankenhausschule Dr.-Georg-Sacke Schule
Quelle: Statistisches Landesamt Sachsen; Amt für Jugend, Familie und Bildung
Sozialreport Leipzig 2014
Sozialreport Leipzig 2014
101
Absolut gesehen setzte sich der Trend der vergangenen Jahre zu steigenden Schülerzahlen im allgemeinbil
denden Bereich fort. Im Grundschulbereich hält dieses Wachstum bereits seit dem Schuljahr 2003/04 an.
Demografisch bedingt erreichte das Wachstum der Schülerzahlen im Schuljahr 2010/11 die weiterführenden
Schulen, seitdem stiegen auch in diesem Bereich die Schülerzahlen stetig an. Im Schuljahr 2013/14 wurden
5,1 % mehr Grundschüler/-innen (+ 806) als im vorangegangenen Schuljahr beschult. Im Vergleich zum Vor
jahr lag der Zuwachs bei 4,8 % an Oberschulen und 5,2 % an Gymnasien. Der Zuwachs an Schulen in freier
und Landesträgerschaft fiel im Vergleich zum Vorjahr bei allen Schularten leicht höher aus. Die Anzahl der
Förderschüler/-innen sank bis zum Schuljahr 2009/10 von knapp 3.000 auf 2.580 und stagniert seither auf
diesem Niveau. Im Schuljahr 2013/14 war im Vergleich zum Vorjahr ein leichter Rückgang der Schülerzahl
um 2,6 % zu verzeichnen.
10.1.2
Zusammensetzung der Schülerschaft
10.1.2.1 Geschlechterdifferenzierung
Im Schuljahr 2013/14 war 49,0 % der Schülerschaft an allgemeinbildenden Schulen in Leipzig weiblich. Die
Anteile wiesen differenziert nach Schularten unterschiedliche Ausprägungen auf. In den Grundschulen waren
Schüler mit 50,9 % leicht in der Mehrheit. Vor allem im Bereich der weiterführenden Schulen und der Förder
schulen traten deutliche Unterschiede zutage. Während Schülerinnen an den Oberschulen mit 47,5 % unter
durchschnittlich vertreten waren, stellten sie im gymnasialen Bereich mit 52,3 % die Mehrheit. An den Förder
schulen hingegen war die Schülerschaft zu 62,3 % männlich.
10.1.2.2 Migrationshintergrund
Bis zum Schuljahr 2007/08 wurde in der Schulstatistik der Ausländerstatus aufgenommen, seit 2008/09 gilt
der erweiterte Begriff des Migrationshintergrundes, der neben der Herkunft und Staatsangehörigkeit der
Schüler/-innen und ihrer Familien auch die Familiensprache abfragt.
Sowohl die Anzahl als auch der Anteil von Schüler/-innen mit Migrationshintergrund an den allgemeinbilden
den Schulen in Leipzig stieg seit dem Schuljahr 2008/09 kontinuierlich an. Das Wachstum verhielt sich relativ
stabil und betrug jährlich etwa 10 %. Insgesamt nahm die Anzahl im betrachteten Zeitraum um mehr als
2.300 Schüler/-innen zu. Im Schuljahr 2013/14 hatten damit 5.543 (13,3 %) Schüler/-innen einen Migrations
hintergrund.
Abb. 10.2
Anteil der Schüler/-innen mit Migrationshintergrund 2000/01, 2005/06 und 2010/11 bis
2013/14 an allgemeinbildenden Schulen nach Schulart
7,0
11,1
10,3
14,9
7,9
9,9
10,4
9,1
14,5
14,6
13,0
13,1
8,4
13,3
2,6
1,4
0
11,4
10,7
12,5
6,1
3,2
3,1
4
6,6
6,2
7,6
8
13,0
13,7
11,9
12
6,0
Anteil der Schüler/-innen
mit Migrationshintergrund in %
16
2000/01*
2005/06
2010/11
2011/12
2012/13
2013/14
Schuljahr
Grundschule
Oberschule
Gymnasium
Förderschule
Datenquelle: Statistisches Landesamt Sachsen; * nur Schulen in kommunaler Trägerschaf t
Insgesamt
Insgesamt
Sozialreport Leipzig 2014
Hinsichtlich des Migrationshintergrundes zeigten sich überdurchschnittlich hohe Anteile von 14,9 % an den
Grundschulen und mit 14,5 % an den Oberschulen. An weiterführenden Schularten bestanden Differenzen
zwischen den Schularten. Diese blieben in den letzten Jahren konstant hoch. An Gymnasien betrug der Anteil
102
Sozialreport Leipzig 2014
2013/14 11,1 %. An beiden Schularten stiegen die Anteile stetig an. Der leichte Rückgang an Oberschulen
zwischen den Schuljahren 2010/11 und 2012/13 lag nicht am ausbleibendem Wachstum der absoluten An
zahl, sondern an der stärkeren Dynamik der wachsenden Gesamtschülerzahlen an dieser Schulart. Das
stärkste Wachstum wies die Anzahl der Schüler/-innen mit Migrationshintergrund seit 2008/09 im Förder
schulbereich auf. Hier war annähernd eine Verdreifachung zu verzeichnen (von 92 auf 266). Ihr Anteil an den
Förderschulen stieg von 3,5 % auf 10,3 %. Starke Anstiege waren konsequent in allen Förderschwerpunkten
zu beobachten.
10.1.2.3 Verteilung der Oberschüler/-innen im Real- und Hauptschulbildungsgang
Ab der Klassenstufe 7 wird in der Oberschule zwischen dem Realschul- und Hauptschulbildungsgang unter
schieden. In einer zehnjährigen Betrachtung lag der Anteil der Schüler/-innen im Realschulbildungsgang an
Oberschulen in kommunaler Trägerschaft stets über 70 %. Der Anteil der Hauptschüler/-innen stieg bis
2005/06 von 21,9 % auf 27,7 % und verblieb mit leichten Schwankungen einige Jahre auf diesem Niveau.
Seit 2010/11 wies der Anteil der Hauptschüler/-innen eine sinkende Tendenz auf und erreichte 2013/14 mit
23,7 % einen Tiefststand. Zwischen Oberschulen in kommunaler und in freier Trägerschaft bestanden jedoch
deutliche Unterschiede in der Belegung der Bildungsgänge. An den Schulen in freier Trägerschaft besuchten
die Schüler/-innen zum größten Teil (ca. 95 %) den Realschulbildungsgang.
Abb. 10.3
Verteilung der Schüler/-innen im Schuljahr 2000/01, 2005/06 und 2010/11 bis 2013/14
auf die Bildungsgänge Hauptschule und Realschule an Oberschulen in kommunaler
Trägerschaft
Anteil der Schüler/-innen in %
100
21,9
27,7
27,4
26,7
25,7
23,7
72,3
72,6
73,3
74,3
76,3
2005/06
2010/11
2012/13
2013/14
80
60
40
78,1
20
0
2000/01
2011/12
Schuljahr
Hauptschule
Realschule
Quelle: Amt f ür Jugend, Familie und Bildung; Statistisches Landesamt Sachsen
10.1.3
Sozialreport Leipzig 2014
Schüler/-innen mit sonderpädagogischem Förderbedarf
Entgegen der demografischen Entwicklung stieg die Anzahl der Schüler/-innen mit sonderpädagogischem
Förderbedarf seit Beginn der 2000er Jahre kontinuierlich an. Durch die gleichzeitige Abnahme der Gesamt
schülerzahl stieg der Anteil der Schüler/-innen mit sonderpädagogischem Förderbedarf von 6,4 % auf einen
maximalen Wert von 10,4 % im Schuljahr 2012/13. Gegenüber dem vorangegangenen Schuljahr nahm
2013/14 die Anzahl der Schüler/-innen mit sonderpädagogischem Förderbedarf um zehn ab. Dieser erste ab
solute Rückgang der Schülerzahl seit 2002/03 sorgte für ein Absinken des Anteils der Schüler/-innen mit son
derpädagogischem Förderbedarf an allen Schüler/-innen auf 9,2 %. Die stärkste Gruppe machte mit ca.
30 % der Förderschwerpunkt Lernen aus. Hier nahm die Zahl bis in das Schuljahr 2008/09 ab und stagnierte
seitdem auf einem Niveau von knapp 1.200 Schüler/-innen. Die zweit- bzw. drittgrößte Gruppe stellte 2013/14
die der Schüler/-innen mit den Förderschwerpunkten emotionale/soziale Entwicklung und Sprache ( je
18,7 %).
Im langjährigen Vergleich verschob sich die Zusammensetzung der Schülerschaft nach Förderschwerpunk
ten. Anfang der 2000er Jahre vereinte der Bereich Lernen noch die Hälfte aller Schüler/-innen auf sich. Im
Zeitverlauf pendelte sich die Anzahl der Schüler/-innen auf einem Niveau von 1.200 Schüler/-innen ein und
Sozialreport Leipzig 2014
103
andere Förderschwerpunkte erlangten größere Bedeutung. So erfuhr im Gegenzug die Anzahl der Schüler/innen mit dem Förderschwerpunkt emotionale/soziale Entwicklung mehr als eine Verdreifachung und die
Zahl der Schüler/-innen mit Sprachförderbedarf stieg um mehr als 80 %. Mit Ausnahme des Förderschwer
punktes Lernen fiel die Anzahl der Schüler/-innen in allen anderen Förderschwerpunkten 2013/14 höher aus
2000/01.
Scgüler/-innen mit
sonderpädagogischem Förderbedarf
Abb. 10.4
Anzahl der Schüler/-innen nach sonderpädagogischem Förderbedarf 2000/01, 2005/06
und 2010/11 bis 2013/14 nach Förderschwerpunkt
4.000
257
258
422
103
226
372
233
460
94
185
1.563
1.431
2000/01
2005/06
3.000
2.000
1.000
475
332
318
337
537
110
255
524
112
268
697
716
639
726
715
1.181
1.196
1.157
2011/12
2012/13
2013/14
287
307
499
102
231
507
108
245
647
657
605
1.174
0
2010/11
Schuljahr
Körperl./motor. Entw icklung
Geistige Entw icklung
Sehen
Hören
Sprache
Emotionale/soziale Entw icklung
Quelle: Statistisches Landesamt Sachsen; Amt f ür Jugend, Familie und Bildung
Lernen
Sozialreport Leipzig 2014
10.1.3.1 Förderschule
Eine Geschlechterdifferenzierung ist aus Gründen der Datenverfügbarkeit lediglich für Schüler/-innen an För
derschulen, nicht aber für alle Schüler/-innen mit sonderpädagogischem Förderbedarf möglich. Jungen stell
ten im Schuljahr 2013/14 mit 62,3 % die Mehrheit der Förderschüler/-innen. Am höchsten war der Jungenan
teil im Förderzentrum für Erziehungshilfe (93,3 %), am ausgeglichensten stellte sich das Geschlechterver
hältnis an den Schulen mit Förderschwerpunkt geistige Entwicklung (57,2 %) und an Lernförderschulen
(58,7 %) dar.
Abb. 10.5
Anteil der Schülerinnen mit sonderpädagogischem Förderbedarf nach
Förderschwerpunkt im Schuljahr 2013/14
60
49,0
37,7
in %
40
20
0
43,9
42,8
6,7
31,1
26,5
37,4
31,6
Lernen
Geistige Entw .
Emotionale/
soziale Entw .
Sehen
Sprache
Körperl./ motor.
Entw .
Hören
Förderschwerpunkt
Anteil Schülerinnen mit sonderpäd. Förderbedarf an Förderschw erpunkten in %
Durchschnitt Schülerinnen mit sonderpäd. Förderbedarf
Durchschnitt Schülerinnen an allg.bild.Schulen
Quelle:Statistisches Landesamt Sachsen, Amt f ür Jugend, Familie und Bildung
104
Sozialreport Leipzig 2014
Sozialreport Leipzig 2014
In der räumlichen Betrachtung kommen Förderbedarfe innerhalb des Stadtgebiets in unterschiedlicher Häu
figkeit vor. Bei den Schüler/-innen der Lernförderschulen waren große Unterschiede festzustellen. Gemessen
an der Bezugsgruppe der Kinder in den relevanten Altersgruppen lagen die höchsten Anteile an Lernförder
schüler/-innen bei Werten von mehr als 8,0 %. Die höchsten Werte zeigten die Ortsteile Paunsdorf, GrünauNord und Grünau-Mitte. Die Verteilung ist insbesondere mit den Stadträumen im Westen und Osten der
Stadt deckungsgleich, in denen verschiedene soziale Indikatoren Handlungsbedarf anzeigen.
Karte 10.1
Anteil der Lernförderschüler/-innen Schuljahr 2013/2014 je Ortsteil bezogen auf die im
Ortsteil wohnhaften Kinder in der relevanten Altersgruppe (6 bis unter 15-Jährige)
10.1.3.2 Integrative Beschulung
Im Schuljahr 2013/14 wurden 1.251 Schüler/-innen mit sonderpädagogischem Förderbedarf integrativ be
schult. Dies entspricht im Vergleich zum vorherigen Schuljahr einer Zunahme um knapp 5 % (+ 58 Schüler/innen). Während die Schülerzahl an Förderschulen seit längerer Zeit auf dem gleichem Niveau verblieb, stieg
die Zahl der integrativ unterrichteten Schüler/-innen stark an. Im Fünfjahresvergleich wurden 2013/14 73,8 %
mehr Schüler/-innen integrativ unterrichtet. Neben der absoluten Anzahl stieg auch gleichzeitig der Anteil der
integrierten Schüler/-innen an allen Schüler/-innen mit sonderpädagogischem Förderbedarf. Im Schuljahr
2013/14 wurde fast jede/-r Dritte an einer Regelschule unterrichtet. Die meisten Integrationsplätze gab es in
Grundschulen (655 oder 52,4 % aller Integrationsschüler/-innen), auf Oberschulen entfielen 469 Plätze
(37,5 %) während an Gymnasien 122 Integrationsschüler/-innen (9,8 %) aufgenommen wurden.
Nach Förderschwerpunkten betrachtet wies die integrative Beschulung besonders bei der emotionalen/sozia
len Entwicklung eine große Bedeutung auf; hier lag der Integrationsanteil bei mehr als 80 %. Die Förder
schwerpunkte Sprache (54,7 %) und körperliche/motorische Entwicklung (37,4 %) weisen ebenfalls über
durchschnittliche Quoten auf. Bei den Schüler/-innen mit dem Förderschwerpunkten Lernen (1,4 %) und
geistige Entwicklung (6,3 %) spielte integrative Beschulung hingegen nur eine untergeordnete Rolle.
Sozialreport Leipzig 2014
105
Abb. 10.6
Anteil der integrativ beschulten Schüler/-innen an allen Schüler/-innen mit
sonderpädagogischem Förderbedarf 2001/02, 2005/06 und 2010/11 bis 2013/14 nach
Förderschwerpunkt
Anteil der integrativ
beschulten Schüler/-innen
an allen Schüler/-innen in %
90
80
70
60
50
40
30
20
10
8,6
13,4
28,4
31,1
32,6
2011/12
2012/13
2013/14
26,3
0
2001/02
2005/06
2010/11
Schuljahr
Emotionale
u. soziale
Entw icklung
Sprache
Körperliche u.
motorische
Entw icklung
Hören
Sehen
geistige
Entw icklung
Lernen
Quelle: Statistisches Landesamt Sachsen, Amt f ür Jugend, Familie und Bildung
10.1.4
Gesamt
Sozialreport Leipzig 2014
Übergänge
10.1.4.1 Übergang von der Grundschule: Bildungsempfehlungen in Klasse 4
Nach dem ersten Halbjahr der vierten Grundschulklasse erhalten die Schüler/-innen Bildungsempfehlungen
für die Oberschule oder das Gymnasium. Schüler/-innen mit gymnasialer Bildungsempfehlung können zwi
schen Gymnasium und Oberschule wählen. In besonderen Fällen können auch Schüler/-innen mit Ober
schulempfehlung ein Gymnasium besuchen. Dazu muss am Ende der vierten Klasse eine Prüfung bestan
den werden. Die Schwellenwerte für die gymnasiale Bildungsempfehlung wurden in den vergangenen Jahren
zwei mal geändert. Zunächst wurden zum Schuljahr 2005/06 die Zugangskriterien erleichtert, indem der ge
forderte Notendurchschnitt der Fächer Mathematik und Deutsch von 2,0 auf 2,5 angehoben wurde. Zum
Schuljahr 2010/11 wurden die Zugangsbedingungen zum Gymnasium wiederum verschärft. Seither ist ein
Notendurchschnitt in Deutsch, Mathematik und Sachkunde von 2,0 erforderlich, um eine gymnasiale Bil
dungsempfehlung zu erhalten.
Aufgrund der angesprochenen Verschärfung der Zugangskriterien für den Besuch eines Gymnasiums sank
der Anteil der gymnasialen Bildungsempfehlungen zwischen 2009 und 2010 um fast zehn Prozentpunkte auf
46,9 %. Seither fand eine stetige Aufwärtsbewegung statt, die 2012/13 erstmals seit der Novellierung dazu
führte, dass wieder mehr gymnasiale Empfehlungen als solche für die Oberschule ausgegeben wurden
(50,7 %). Diese Entwicklung setzte sich auch im Schuljahr 2013/14 fort, der Anteil gymnasialer Bildungsemp
fehlungen stieg erneut an und erreichte einen Wert von 52,1 %.
Um den Einfluss jährlicher Schwankungen zu minimieren, wurde ein Mittelwert über einen Drei-Jahres-Zeit
raum gebildet. Der städtische Mittelwert betrug für diese Jahre 50,3 %. Wie in den Vorjahren waren über das
Stadtgebiet verteilt große Unterschiede festzustellen. Eine Konzentration von Grundschulen mit geringen An
teilen gymnasialer Bildungsempfehlungen lag im Leipziger Osten. Hier erreichte keine Schule im Dreijahres
mittel Werte über 35 %. An den meisten dieser Schulen waren die Anteile noch geringer und bewegten sich
zwischen 20 % und 25 %. Weitere räumliche Schwerpunkte mit niedrigen Anteilen gymnasialer Bildungsemp
fehlungen waren darüber hinaus in Grünau auszumachen. Das andere Ende der Skala und damit die höchs
ten Anteile fanden sich in den Ortsteilen entlang des Auwaldes. Zwischen den Ortsteilen Zentrum-Nordwest
und Südvorstadt bekamen mindestens zwei Drittel der Viertklässler/-innen eine Bildungsempfehlung für ein
Gymnasium. Die städtischen Maximalwerte lagen bei über 75 % in Ortsteilen des Stadtbezirks Mitte
(Haupteinzugsgebiete: Zentrum Nordwest, Zentrum West) und Schleußig.
Geschlechtsspezifische Analysen zeigen klare Differenzen: Mädchen erhalten anteilig deutlich häufiger eine
gymnasiale Bildungsempfehlung – der Abstand zwischen den Geschlechtern betrug in den letzten fünf Jah
ren bis zu 7,5 Prozentpunkte. Im Schuljahr 2013/14 waren es 4,2. So erhielten 54,3 % der Mädchen, aber nur
50,1 % der Jungen eine Bildungsempfehlung für ein Gymnasium.
106
Sozialreport Leipzig 2014
Karte 10.2
Anteile gymnasialer Bildungsempfehlungen an kommunalen Grundschulen 2012 bis
2014
10.1.4.2 Tatsächlicher Übergang in die weiterführenden Schulen
Die Bildungsempfehlungen am Ende der Grundschulzeit sind nicht zwingend mit dem tatsächlichen Über
gang auf die empfohlene weiterführende Schule gleichzusetzen. Aufschluss über die Verteilung der Übergän
ge auf die Schularten Oberschule und Gymnasium bietet eine vergleichende Betrachtung der Schulein
gangsstufe 5.
Im Jahresvergleich ist zu erkennen, dass sich der Anteil der Schüler/-innen, die das Gymnasium als Schul
form wählen, bis 2002/03 zwischen 38 % und 43 % bewegt. Zum Schuljahr 2005/06 und den geänderten
Ausgangsvoraussetzungen für das Gymnasium stieg der Anteil an und lag von 2006/07 bis 2010/11 stetig
über dem der Oberschulen mit einem Maximum von 58,5 % im Schuljahr 2009/10. Mit den erneut geänder
ten Übergangsregelungen sank der Anteil der Fünftklässler/-innen auf Gymnasien wieder unter 50 % ab und
befand sich im Schuljahr 2011/12 bei einem Wert von 47,5 %. Seither war eine kontinuierliche Aufwärtsbe
wegung zu beobachten. Im Schuljahr 2013/14 entschied sich mit 51,2 % wieder die Mehrheit für ein Gymna
sium.
10.1.4.3 Bildungsempfehlungen in Klasse 6
Um die Durchlässigkeit und Anschlussfähigkeit zwischen den weiterführenden Schulen zu verbessern, wurde
2011/12 eine zweite Bildungsempfehlung eingeführt, die den Schüler/-innen in der 6. Klassenstufe ausge
sprochen wird. An den Oberschulen beinhaltet die Bildungsempfehlung eine Empfehlung für den Real- oder
Hauptschulbildungsgang ab Klassenstufe 7 oder – bei entsprechenden Zensuren und Leistungsbereitschaft –
die Empfehlung, auf ein Gymnasium zu wechseln. An Gymnasien wird seit dem Schuljahr 2011/12 eine
Schullaufbahnempfehlung in Form eines Elterngesprächs gegeben. Daten zu den in Klassenstufe 6 erteilten
Bildungsempfehlungen liegen für den Bereich der Oberschulen in kommunaler Trägerschaft vor. Im Schul
jahr 2013/14 wurde 97,3 % (Schuljahr 2012/13: 93,4 %) der Schüler/-innen der Verbleib auf der Oberschule
empfohlen. Nur für 2,7 % bzw. 43 Schüler/-innen wurde eine gymnasiale Bildungsempfehlung ausgespro
chen, davon waren 55,0 % Schülerinnen.
Sozialreport Leipzig 2014
107
10.1.5
Abschlüsse und Abgänge
An der Oberschule können mit erfolgreicher Vollendung der 9. Klassenstufe der Hauptschulabschluss bzw.
nach entsprechender Prüfung der qualifizierende Hauptschulabschluss erworben werden. Der Realschulab
schluss kann nach erfolgreicher Vollendung der 10. Klasse und einer entsprechenden Prüfung erworben wer
den. Der gymnasiale Bildungsgang hat das Abitur nach erfolgreicher Prüfung in der 12. Klassenstufe zum
Ziel. Schüler/-innen, die das Gymnasium vorzeitig verlassen, erhalten nach erfolgreichem Besuch der Klas
senstufe 9 einen dem Hauptschulabschluss gleichwertigen Bildungsstand bestätigt. Nach erfolgreicher Ver
setzung in die Klassenstufe 11 wird ein dem Realschulabschluss gleichwertiger Bildungsstand bestätigt. In
den Förderschulen sind in der Regel die Abschlüsse der Oberschule möglich. An Lernförderschulen und
Schulen für geistig Behinderte sind jeweils gesonderte Abschlusszeugnisse vorgesehen (Abschluss im För
derschwerpunkt Lernen bzw. im Förderschwerpunkt geistige Entwicklung). Schüler/-innen der anderen För
derschulen, die keinen der o. g. Abschlüsse erzielen, erhalten nach vollendeter Schulpflicht ein Abgangs
zeugnis.
Zum Ende des Schuljahres 2012/13 verließen 2.699 junge Menschen die allgemeinbildenden Schulen in
Leipzig. Die meisten Abgänger/-innen verließen eine Oberschule (1.398 oder 51,8 %), 36,0 % des Abgangs
jahrgangs stammte von einem Gymnasium. Förderschulen (11,3 %) und Waldorfschulen (0,9 %) vervollstän
digten das Bild. In den letzten drei Jahren blieben sowohl Anzahl der Abgänger/-innen als auch Zusammen
setzung nach Schularten weitestgehend identisch.
Abb. 10.7
Anteilige Verteilung der Schulabschlüsse in den Jahren 2001, 2005 und 2010 bis 2013
Anteil der Schulabschlüsse in %
100
80
32,0
31,3
33,5
32,5
32,9
33,0
45,7
44,0
42,8
41,8
41,7
40,2
8,6
13,1
9,6
10,5
11,4
11,5
13,6
11,5
14,0
15,2
14,0
15,3
2001
2005
2010
2011
2012
2013
60
40
20
0
Jahr
allgemeine Hochschulreife
Quelle: Statistisches Landesamt Sachsen
Realschulabschluss
Hauptschulabschluss
ohne mindestens Hauptschulabschluss
Sozialreport Leipzig 2014
Auch die Verteilung der Abschlüsse veränderte sich, nach dem starken, demografisch bedingten Umbruch im
Jahr 2010 nur noch geringfügig. So war auch 2013 der Realschulabschluss mit 40,2 % der am häufigsten ab
gelegte Abschluss. Ein Drittel der Schulabgänger/-innen erlangte die allgemeine Hochschulreife (33,0 %) und
11,5 % einen (qualifizierenden) Hauptschulabschluss. Wie in den vergangenen Jahren verblieb ein hoher An
teil der Schüler/-innen nach Verlassen der allgemeinbildenden Schulen ohne mindestens einen Hauptschul
abschluss. 2013 betraf dies mehr als 400 Schüler/-innen; anteilig 15,3 %. Gleichzeitig bedeutete dies, nach
einem kurzzeitigen Rückgang der Quote im vergangenen Jahr, einen neuen Höhepunkt. Die meisten Schü
ler/-innen ohne Abschluss stammten von den Förder- und Oberschulen. Seit 2004 stammte jährlich mehr als
die Hälfte der Schulabgänger/-innen ohne Hauptschulabschluss von Förderschulen. 2013 betrug ihr Anteil
62,6 %. Gymnasien entließen nur vereinzelt Schüler/-innen ohne Schulabschluss.
Differenziert nach Schularten zeigten sich auch im Jahr 2013 die Gymnasien als Schulart mit den höchsten
Erfolgsquoten. 90,2 % der Absolvent/-innen verließen diese mit der allgemeinen Hochschulreife (2012:
88,2 %), 9,7 % erreichten eine Realschulabschluss (2012: 11,4 %). An den Oberschulen erreichten 69,5 %
der Schüler/-innen einen Realschulabschluss, 19,5 % einen Hauptschulabschluss und 11,0 % verließen die
Oberschulen mit einem Abgangszeugnis. Von den Schüler/-innen der Förderschulen verließen 3,6 % die
Schule mit einem Realschulabschluss bzw. 11,8 % mit einem Hauptschulabschluss (2012: 4,4 % und
108
Sozialreport Leipzig 2014
13,3 %). Die Mehrzahl der Förderschüler/-innen beendete die Schule ohne mindestens einen Hauptschulab
schluss.
Eine geschlechtsspezifische Betrachtung zeigte, dass Schüler häufiger ohne Abschluss blieben als Schüle
rinnen, seltener die allgemeine Hochschulreife erlangten und Oberschulen mit niedrigeren Abschlüssen ver
ließen. So war beispielsweise die Mehrheit der Schülerschaft, welche die Schule ohne mindestens einen
Hauptschulabschluss verließ männlich (55,6 %), bei der allgemeinen Hochschulreife war es entgegengesetzt,
hier stellten Jungen nur 44,3 %.
Karte 10.4
Abgänger/-innen von Oberschulen in kommunaler Trägerschaft ohne Abschluss,
Mittelwert der Jahre 2011 bis 2013 nach den Haupteinzugsgebieten der Oberschulen
Innerhalb der Oberschulen in kommunaler Trägerschaft traten sowohl deutliche räumliche Unterschiede im
Stadtgebiet als auch eine starke Konzentration auf einige Schulen und Ortsteile zutage. Im gemittelten Drei
jahresschnitt von 2011 bis 2013 vereinten lediglich sechs Schulen mehr als die Hälfte der Schulabgänger/-in
nen ohne Hauptschulabschluss auf sich. In den fünf am stärksten betroffenen Oberschulen verließ mindes
tens jede/-r fünfte Schüler/-in die Schule ohne einen Hauptschulabschluss. Der maximale Wert lag mit mehr
als 40 % an der Georg-Schumann-Schule im Ortsteil Zentrum-Südost. In der räumlichen Verteilung waren es
vor allem die Schulen in den Schwerpunktgebieten der integrierten Stadtentwicklung, die deutlich überdurch
schnittliche Werte aufwiesen. Räumlich differenziert zeigten sich drei Schwerpunktgebiete, in denen über
durchschnittlich viele Schüler/-innen der Oberschulen ohne Abschluss blieben. Diese sind im innenstadtna
hen Osten, Westen und Grünau zu verorten. Hier betrug der Anteil der Schulabgänger/-innen ohne Ab
schluss jeweils mehr als 20 %. Niedrige Werte von unter 5 % waren im nordwestlichen Zentrum und den
Stadtrandlagen zu finden
10.2
Berufliche Bildung
10.2.1
Struktur der beruflichen Bildung
Das System der beruflichen Ausbildung lässt sich in Teilbereiche untergliedern, die sich nach Zielsetzung,
Organisationsstruktur und institutioneller Ordnung unterscheiden. Eine tragende Säule der Berufsausbildung
Sozialreport Leipzig 2014
109
stellt das duale System mit der gleichberechtigten Ausbildung in berufsbildenden Schulen und Betrieben der
Wirtschaft oder vergleichbaren Einrichtungen außerhalb der Wirtschaft (z. B. öffentlicher Dienst, freie Berufe
und Haus- oder Landwirtschaft) dar. Jugendlichen mit sonderpädagogischem Förderbedarf stehen grund
sätzlich alle beruflichen Ausbildungen offen. Für diejenigen, die über einen längeren Zeitraum sonderpädago
gischer Förderung bedürfen und auch durch den Einsatz besonderer Hilfen nicht in eine Berufsschule inte
griert werden können, besteht die Möglichkeit des Besuchs einer berufsbildenden Förderschule. Dort können
neben Berufsabschlüssen in anerkannten Ausbildungsberufen noch spezielle Berufsabschlüsse in Werkerund Helferberufen erlangt werden. Ein weiterer Baustein der beruflichen Ausbildung sind die Berufsfachschu
len. Der Schwerpunkt der Bildungsgänge liegt auf Berufen im Gesundheits- und Sozialwesen. Zudem existie
ren weitere (zumeist) Assistentenberufe. Im Übergangssystem finden sich Bildungsgänge und berufsvorbe
reitende Maßnahmen, die zu keinem berufsqualifizierenden Berufsabschluss führen. Im Fokus steht die Vor
bereitung auf eine mögliche Ausbildung. Zielgruppe sind lernbeeinträchtigte oder sozial benachteiligte junge
Menschen, bei denen nicht zu erwarten ist, dass sie ohne eine Berufsvorbereitung eine Ausbildung in einem
anerkannten Ausbildungsberuf erfolgreich bewältigen.
Alternative Wege zur (Fach-)Hochschulreife und damit zu einer Studienberechtigung werden über Berufliche
Gymnasien und Fachoberschulen geboten. Weiterhin gehören die Fachschulen zum System der berufsbil
denden Schulen, hier besteht für Fachkräfte mit Berufserfahrung die Möglichkeit, sich vollzeitschulisch oder
berufsbegleitend weiter zu qualifizieren.
In der Stadt Leipzig stehen neun Berufliche Schulzentren zur Verfügung. Dies entspricht in etwa der Hälfte al
ler Beruflichen Schulzentren im Zuständigkeitsbereich der Sächsischen Bildungsagentur, Regionalstelle Leip
zig. Durch zahlreiche Bezirks- und Landesfachklassen sowie länderübergreifenden Fachklassen kommt dem
Berufsbildungsstandort Leipzig eine überregionale Bedeutung zu. Die Schulzentren vereinen eine Reihe von
Schularten unter einem Dach. Jedes Schulzentrum kann prinzipiell in allen Schularten ausbilden. Der Unter
schied besteht in der Schwerpunktsetzung für bestimmte Berufsfelder. Eine Ausnahme bildet das Berufliche
Schulzentrum 12 „Robert Blum“. Hierbei handelt es sich um eine berufsbildende Förderschule für Lernbehin
derte. Weiterhin existieren 38 berufsbildende Schulen in freier Trägerschaft in Leipzig, darunter vorwiegend
Berufsfachschulen. Ausbildungsschwerpunkte liegen im sozialen, medizinischen und Pflegebereich. Darüber
hinaus werden auch wirtschaftliche, technische, kaufmännische und sprachliche Ausbildungen angeboten.
Die Ausrichtung der berufsbildenden Schulen in Leipzig unterscheidet sich je nach Trägerschaft. Bei den
Schulen in öffentlicher Trägerschaft lag der Schwerpunkt bei den Berufsschulen und dem damit verbunde
nem Übergangssektor. 80,5 % der Schüler/-innen befanden sich im Schuljahr 2013/14 in diesen Schularten.
Bei Schulen in freier Trägerschaft traf dies lediglich auf 564 der 7.334 Schüler/-innen zu. Hier lag der Schwer
punkt auf der Ausbildungsform der Berufsfachschulen, die 60,2 % der Schülerschaft auf sich vereinten. Wei
terhin bestand mit 1.904 Schüler/-innen ein Schwerpunkt im Bereich der Fachschulen (26,0 %).
10.2.2
Zusammensetzung der Schülerschaft
Die Schülerzahl der berufsbildenden Schulen erreichte im Schuljahr 2006/07 mit 26.897 Schüler/-innen einen
Höhepunkt und wies seither rückläufige Schülerzahlen auf. Im laufenden Schuljahr nahm die Zahl ebenfalls
ab, wenngleich der Rückgang weniger stark ausfiel. Bei den kommunalen Beruflichen Schulzentren sank die
Schülerzahl im Vergleich zum Schuljahr 2012/13 um 467 (-3,9 %). Überdurchschnittlich hoch fiel der Rück
gang der öffentlichen Schulen im Bereich der berufsbildenden Förderschulen (- 18,1 %) und in den Berufs
fachschulen (- 8,3 %) aus. Im Vergleich zum Schuljahr 2000/01 nahm die Schülerzahl an den berufsbilden
den Schulen in öffentlicher Trägerschaft fast um die Hälfte (- 44,1 %) ab und sank von mehr als 20.000 auf
11.874 Schüler/-innen. Einen Großteil dieser Einbußen verzeichneten die Berufsschulen (- 7.754 Schüler/-in
nen).
Die Zahl der Schüler/-innen an berufsbildenden Schulen in freier Trägerschaft wies hingegen bis in das
Schuljahr 2009/10 einen zunächst starken, dann moderaten Anstieg auf. Seit dem Schuljahr 2010/11 war
aber auch hier eine stetige Abnahme der Schülerzahl zu verzeichnen. Im Vergleich zum vorangegangenen
Schuljahr sank sie um 528 Schüler/-innen (- 6,7 %). Besonders stark war der Rückgang mit 9,6 % (469
Schüler/-innen) an den Berufsfachschulen. Im Vergleich zu 2000/01 lag die Zahl der Schüler/-innen an Ein
richtungen in freier Trägerschaft noch um knapp 40 % höher. Bei abnehmenden Gesamtschülerzahlen im
berufsbildenden Bereich betrug ihr Anteil an der Gesamtschülerschaft weiterhin knapp 40 %.
Im Übergangssystem war im langjährigen Vergleich zum Schuljahr 2000/01 eine Entwicklung analog zu den
Gesamtschülerzahlen festzustellen. So reduzierte sich ihre Zahl bis zum Schuljahr 2009/10 auf 875 Schüler/innen. Seither bewegte sie sich entgegen dem allgemeinen Trend auf einem relativ stabilen Niveau zwischen
800 und 900 Teilnehmer/-innen.
110
Sozialreport Leipzig 2014
Tabelle 10.2
Schüler/-innen an berufsbildenden Schulen 2000/01, 2004/05 und 2010/11 bis 2013/14
nach Schulart und Trägerschaft
Schulart/Schuljahr
2000/01
Gesamt
2004/05
2010/11
2011/12
2012/13
2013/14
25.676
26.139
22.299
20.602
19.736
18.741
16.053
13.268
10.504
9.222
8.517
8.250
972
1.091
914
776
722
658
Berufsfachschule
4.697
6.807
6.163
5.732
5.715
5.177
Übergangssektor*
1.323
1.457
830
883
857
843
Fachschule
1.336
1.772
2.020
2.255
2.303
2.281
Fachoberschule
878
1.288
1.347
1.243
1.101
1.016
Berufliches Gymnasium
387
534
521
491
521
516
20.413
18.259
14.238
12.688
11.874
11.407
16.004
13.175
10.454
9.192
8.489
8.250
543
642
594
483
426
349
Berufsfachschule
1.319
1.535
986
904
834
765
Übergangssektor*
1.107
1.224
586
588
591
588
Fachschule
403
478
437
406
403
377
Fachoberschule
650
671
660
624
610
562
Berufliches Gymnasium
387
534
521
491
521
516
5.263
7.880
8.061
7.914
7.862
7.334
49
93
50
30
28
0
429
449
320
293
296
309
3.378
5.337
5.717
4.828
4.881
4.412
Übergangssektor*
246
233
244
295
266
255
Fachschule
933
1.269
1.583
1.849
1.900
1.904
Fachoberschule
228
499
687
619
491
454
davon:
Berufsschule
Berufsbild. Förderschule
davon:
Öffentliche Trägerschaft
davon:
Berufsschule
Berufsbild. Förderschule
Freie Trägerschaft
Berufsschule
Berufsbild. Förderschule
Berufsfachschule
*inkl. Berufsgrundbildungsjahr (BGJ), Berufsvorbereitungsjahr (BVJ), Berufsvorbereitende Bildungsmaßnahme (BvB), Vorbereitungsklasse mit
berufspraktischen Aspekten (VkbA), Berufsvorbereitungsjahr Förderschule (FBVJ)
Quelle: Statistisches Landesamt Sachsen
Sozialreport Leipzig 2014
Die Anzahl der Schüler/-innen mit Migrationshintergrund an den berufsbildenden Schulen stieg seit dem
Schuljahr 2000/01 stetig an. Eine Ausnahme bildete das Jahr 2012/13, in dem die Schülerzahl mit Migrati
onshintergrund geringfügig sank. Im gleichen Zeitraum stieg ihr Anteil von unter 0,4 % auf 3,7 % im Schuljahr
2013/14 an. Ihr Anteil lag weiterhin weit unter dem Durchschnitt der allgemeinbildenden Schulen und ihrem
Anteil an der altersgleichen Bevölkerung.
Tabelle 10.3
Schüler/-innen mit Migrationshintergrund 2000/01, 2006/07 und 2009/10 bis 2013/14 an
berufsbildenden Schulen
Schuljahr
2000/01
2006/07
2009/10
2010/11
2011/12
2012/13
2013/14
Anzahl
111
249
501
590
633
624
698
Anteil (in %)
0,4
1,0
2,1
2,6
3,1
3,2
3,7
Quelle: Statistisches Landesamt; Amt für Jugend, Familie und Bildung
Sozialreport Leipzig 2014
Sozialreport Leipzig 2014
111
10.3
Zweiter Bildungsweg
Auf dem zweiten Bildungsweg besteht für Erwachsene die Möglichkeit, Abschlüsse der allgemeinbildenden
Schulen nachzuholen. Abendoberschulen und Abendgymnasien ermöglichen dies berufsbegleitend. An der
Abendoberschule können die Schüler/-innen in Form von Abendunterricht den (qualifizierenden) Hauptschul
abschluss und den Realschulabschluss erwerben, am Abendgymnasium die allgemeine Hochschulreife. Vor
aussetzung für den Besuch des Abendgymnasiums ist ein Realschulabschluss (oder gleichwertiger Schulab
schluss) sowie eine abgeschlossene Berufsausbildung oder eine mindestens zweijährige Berufstätigkeit.
Eine weitere Möglichkeit, die allgemeine Hochschulreife zu erlangen, bietet das Kolleg an. Dabei handelt es
sich um eine gymnasiale Schulart, an der Erwachsene mit abgeschlossener Berufsausbildung oder mindes
tens zweijähriger Berufserfahrung in drei- oder vierjährigem Vollzeitunterricht diesen Abschluss erreichen
können. Für Schulen des zweiten Bildungsweges standen im Schuljahr 2013/14 drei Einrichtungen in kom
munaler Trägerschaft zur Verfügung.
Die Anzahl der Schüler/-innen an den drei Einrichtungen des zweiten Bildungsweges in Leipzig bewegt sich
seit einigen Jahren auf einem Niveau um 800 Schüler/-innen. Im Schuljahr 2013/14 waren es 782 Schüler/innen, dabei lernte die Hälfte am Leipzig-Kolleg, 29,2 % besuchten die Abendoberschule und 21,7 % das
Abendgymnasium.
Abb. 10.8
Entwicklung der Schülerzahlen an Schulen des zweiten Bildungsweges
2005/06 bis 2013/14
Schüler/-innen
900
368
380
386
400
411
384
191
186
200
183
164
170
192
217
236
235
224
228
228
2007/08
2008/09
2009/10
2010/11
2011/12
2012/13
2013/14
600
424
423
405
300
184
198
184
215
190
2005/06
2006/07
0
Schuljahr
Leipzig-Kolleg
Quelle: Statistisches Landesamt Sachsen
Abendgymnasium
Abendoberschule
Sozialreport Leipzig 2014
In den drei Einrichtungen des zweiten Bildungswegs lernten überdurchschnittlich viele junge Männer
(59,6 %). Dabei zeigen sich je nach Einrichtung Unterschiede in den Anteilen: Am Leipzig-Kolleg waren
62,0 % der Schülerschaft männlich, an der Abendoberschule lag der Anteil bei 62,3 %. Ein anderes Bild er
gab sich am Abendgymnasium, an dem sich mit 50,6 % die Verhältnisse ausgeglichener zeigten.
Der Anteil der Schüler/-innen mit Migrationshintergrund in den Schulen des zweiten Bildungswegs lag
2013/14 bei 10,7 %. Nachdem er zwischen 2009/10 bis 2012/13 kontinuierlich anstieg und sich auf einen
Wert von 13,9 % verdoppelte, war nun erstmals ein Rückgang zu verzeichnen. Innerhalb der Einrichtungen
existierten diesbezüglich erhebliche Differenzen: Den höchsten Anteil wies mit 20,2 % die Abendoberschule
auf. Das Leipzig-Kolleg hatte einen Anteil von 7,0 % und das Abendgymnasium 6,5 %. Das Geschlechterver
hältnis unter den Teilnehmer/-innen mit Migrationshintergrund ähnelte dem der Gesamtschülerschaft.
An den Schulen des zweiten Bildungswegs gab es im Schuljahr 2012/13 insgesamt 166 Absolvent-/innen.
Die häufigste Abschlussart war mit über 60 % die allgemeine Hochschulreife. 29,5 % der Teilnehmer/-innen
schlossen die Schule mit einem Realschulabschluss ab. Etwa jede/r Zehnte erlangte einen Hauptschulab
schluss. Frauen stellten 2013, wie in der gesamten Zusammensetzung der Schülerschaft, mit 44,6 % etwas
weniger als die Hälfte aller Absolvent/-innen. Während sie mit 52,9 % an den Hauptschulabschlüssen mehr
heitlich vertreten waren, stellten sie mit 46,9 % an den Realschulabschlüssen und 42,0 % an den allgemei
nen Hochschulreifen die Minderheit.
112
Sozialreport Leipzig 2014
2013 hatten 3,6 % der Abgänger/-innen einen Migrationshintergrund (2011: 6,9 %; 2012: 10,2 %). 2013 stell
ten sie 11,8 % der Hauptschulabschlüsse. Dieser hohe Anteil war auch in den letzten Jahren vorhanden
(2011: 11.1 %; 2012: 18,2 %). 2013 erlangte kein/-e Schüler/-in mit Migrationshintergrund einen Realschulab
schluss und 4 % legten die Prüfung zur allgemeinen Hochschulreife erfolgreich ab.
Die Tatsache, dass Schüler/-innen mit Migrationshintergrund bei relativ hoher Beteiligung in den Bildungs
gängen nur geringe Anteile bei den Schulabschlüssen stellten, lenkt den Blick auf die Gegenüberstellung der
Schülerzahlen in den jeweiligen Abschlussjahrgängen mit den tatsächlich erreichten Abschlüssen. Jedes
Jahr muss von einer nicht unerheblichen Quote von Abbrecher/-innen ausgegangen werden. Etwa ein Drittel
eines Jahrgangs verlässt die Schule vor Erreichen eines Abschlusses. Besonders hoch ist die Quote am
Abendgymnasium und an der Abendoberschule. Aufgrund der Datenlage und -beschaffenheit können keine
weiteren Aussagen über das genaue Ausmaß oder den Verbleib getroffen werden17.
Abb. 10.9
Abschlüsse an Schulen des zweiten Bildungsweges 2005 bis 2013
250
Zahl der Abshlüsse
200
38
15
150
51
68
23
47
22
52
48
17
18
45
17
65
49
60
100
50
22
18
118
108
127
123
122
85
110
110
100
2011
2012
2013
0
2005
2006
2007
2008
2009
2010
Jahr
Hauptschulabschluss
Realschulabschluss
allgemeine Hochschulreife
Quelle: Statistisches Landesamt Sachsen
Sozialreport Leipzig 2014
17
Für weitere Ausführungen und Erklärungsansätze siehe Bildungsreport Leipzig 2012; S. 240.
Sozialreport Leipzig 2014
113
11.
Gesundheit
Zusammenfassung
Seit Jahren werden bei den Kindertagesstätten- und Schulaufnahmeuntersuchungen am häufigsten im Be
fundbereich Sprache Auffälligkeiten festgestellt. Im vergangenen Untersuchungsjahr 2013/14 betraf das 39%
der untersuchten Kinder in Kindertagesstätten und ca. 35 % der untersuchten Schulanfänger/-innen. Der
Vorsorge- und Impfstatus der Leipziger Vorschulkinder kann insgesamt als gut bewertet werden. Der Anteil
der Schulanfänger/-innen, die keine jugendärztliche Empfehlung für die Regelschule erhielten, lag im vergan
genen Untersuchungszeitraum bei 14 %.
In den Suchtberatungsstellen werden in erster Linie Menschen mit abhängigem Alkohol- und/oder illegalem
Drogenkonsum betreut. Im Jahr 2013 nahmen 4.062 Menschen die Angebote von Beratungsstellen an. 447
Personen drunter konsumierten Metamphetamin (Hauptsubstanz „Crystal“), das sind rund 30% mehr Klien
ten und Klientinnen mit dieser Diagnose als 2012. Problematisch sind die Auswirkungen der Abhängigkeit
von verschiedenen Substanzen und die Folgen psychiatrischer Begleiterkrankungen.
In den zwei Bereichen der gemeindenahen Psychiatrie, den psychosozialen Gemeindezentren und dem So
zialpsychiatrischen Dienst ist die Inanspruchnahme gegenüber dem Vorjahr in etwa gleich geblieben. Die
psychosozialen Gemeindezentren erreichten als niedrigschwelliger Anlaufpunkt ca. 1.500 chronisch psy
chisch kranke Menschen. Der Sozialpsychiatrische Dienst betreute 2013 ca. 2.000 Menschen.
Auf Grundlage der Bundesinitiative Frühe Hilfen und Familienhebammen haben zum 01.07.2013 sieben Fa
milienhebammen/Familien-Gesundheits- und Kinderkrankenpflegerinnen sowie eine Koordinatorin ihre Arbeit
aufgenommen. Im 2. Halbjahr 2013 wurden 79 Anfragen verzeichnet. In 80 % der Fälle wurde den Familien
Unterstützung durch die Familienhebammen angeboten.
11.1
Kindergesundheit
11.1.1
Untersuchung der Kinder in Kindertageseinrichtungen
Auf der Grundlage des Sächsischen Kindertagesstättengesetzes (SächsKitaG) wird seit 2003 die Untersu
chung von Kindern im vierten Lebensjahr in Kindertageseinrichtungen vom Kinder- und Jugendärztlichen
Dienst des Gesundheitsamtes durchgeführt. Sie ist eine Pflichtaufgabe des Öffentlichen Gesundheitsdiens
tes. Für die Eltern ist die Teilnahme freiwillig. Geprüft werden das Seh- und Hörvermögen sowie die fein-,
grobmotorischen und sprachlichen Fähigkeiten. Diese zusätzliche Untersuchung im Vorschulalter soll dazu
beitragen, dass die Früherkennung von Entwicklungsauffälligkeiten und -störungen verbessert wird und die
Kinder frühzeitig Förderung und/oder Therapie erhalten.
Abb. 11.1
Zu untersuchende Kinder gemäß SächsKitaG 2008/09 bis 2013/14 nach
Teilnahmestatus an der Untersuchung
zu Untersuchende (absolut)
5.000
4.500
3.500
3.000
4.045
3.955
3.852
3.082
2.500
4.675
4.522
4.394
4.000
3.343
3.029
2.670
2.402
2.000
2.326
1.500
1.000
500
2008/09
2009/10
2010/11
2011/12
2012/13
2013/14
Schuljahr
zu Untersuchende lt. Kita-Statistik
Quelle: Gesundheitsamt Leipzig, Statistisches Landesamt Sachsen
114
Untersuchte
Sozialreport Leipzig 2014
Sozialreport Leipzig 2014
Im Untersuchungsjahr 2013/14 wurden 2.670 Kinder in Kindertageseinrichtungen untersucht. Das sind 57 %
der anspruchsberechtigten Kinder in Kindertagesstätten. Ein Teil der Kinder, die nicht untersucht wurden, war
am Untersuchungstag wegen Krankheit oder Urlaub nicht in der Einrichtung. Das Angebot, diese Untersu
chung im Gesundheitsamt zu einem späteren Zeitpunkt nachzuholen, wird von den meisten Eltern nicht ge
nutzt.
In 47 Kindertageseinrichtungen konnte im vergangenen Untersuchungsjahr aus personellen Gründen keine
Untersuchung angeboten werden, im Vorjahr waren es 63 Einrichtungen.
11.1.2
Untersuchungsergebnisse
Im Rahmen der Untersuchung in Kindertageseinrichtungen werden Vorsorge- und Impfstatus mit dokumen
tiert. Beides konnte auch im Untersuchungsjahr 2013/14 für die untersuchten Kinder als gut bewertet werden.
Inzwischen stieg die Inanspruchnahmerate der Untersuchung U7a (seit 01.07.2008 neues Untersuchungsan
gebot für alle Kinder) auf ca. 83 % der untersuchten Kinder.
Abb. 11.2
Befundhäufigkeiten der untersuchten Kinder in Kindertageseinrichtungen,
Untersuchungsjahrgänge 2008/09 bis 2013/14
43,2
45,2
39,6
38,0
37,4
38,5
45
40
35
30
10
12,9
13,4
15,8
13,8
14,1
13,0
15
18,0
20,7
22,0
18,7
18,1
14,1
20
17,0
15,4
14,9
16,7
18,3
16,1
25
16,1
16,2
16,2
19,3
19,9
17,8
Befundhäufigkeiten (in %)
50
Herabs. d.
Sehschärfe
Herabs. d. Hörvermögens
Stör. d. Feinmotorik
Stör.d. Grobmotorik
5
0
Sprachauffäll.
Befundergebnisse
2008/09
Quelle: Gesundheitsamt Leipzig
2009/10
2010/11
2011/12
2012/13
2013/14
Sozialreport Leipzig 2014
Die Ergebnisse der Untersuchungen zeigten 2013/14 nur geringfügige Abweichungen von den Befundhäufig
keiten der vorangegangenen Jahre. Der Anteil der untersuchten Kinder mit Sprachauffälligkeiten/-störungen
ist erneut der mit Abstand am häufigsten dokumentierte Befundbereich und betrifft 2013/14 ca. 39 % der Un
tersuchten. Deshalb wird auf diese Befundkategorie im folgenden Abschnitt nochmals näher eingegangen.
11.1.3
Sprachauffälligkeiten/-störungen bei Kindern 2008/09 bis 2013/14 in Kinderta
geseinrichtungen
Zur Beurteilung des Sprach- und Sprechvermögens der Kinder im Vorschulalter wird seit dem Untersu
chungsjahr 2005/06 sachsenweit das Sprachscreening für das Vorschulalter (SSV) verwendet. Das Scree
ning umfasst drei Untertests, altersabhängig sind bei jedem Kind zwei davon durchzuführen. Die Bewertung
der Sprachtestergebnisse ermöglicht eine Unterteilung in:
– die Gruppe der „Risikokinder mit einer therapiebedürftigen Sprachentwicklungsstörung“: Diese Kinder
zeigen Defizite sowohl im syntaktischen als auch im phonologischen Bereich und damit auffällige Ergebnis
se in beiden Untertests. Es sind diejenigen Kinder, die mit großer Wahrscheinlichkeit Leseprobleme und
andere schulische Schwierigkeiten ausbilden.
– die Gruppe der „Verdachtskinder mit Kontrollbedarf“: Diese Kinder erreichen nur in einem Untertest (also
im syntaktischen oder phonologischen Bereich) den kritischen Normwert nicht. Im weiteren Ent
wicklungsverlauf sollten diese Kinder „im Blick behalten werden“.
Sozialreport Leipzig 2014
115
Entsprechend der sachsenweit gültigen Untersuchungs- und Dokumentationsrichtlinien gelten Kinder als
sprachauffällig, bei denen im SSV mindestens in einem der beiden Untertests der kritische Wert unterschrit
ten wurde oder Artikulations-/Redeflussstörungen trotz unauffälligem Sprachtestergebnisses erkennbar sind.
Letzteres wird seit 2008/09 unter „sonstige pathologische Sprachbefunde“ dokumentiert.
Bei der Wertung der Befundergebnisse ist zu beachten, dass in den vergangenen Jahren bei fast jedem
10. Kind (2013/14: 8%) beim Sprachtest aufgrund unsicherer oder ungenügender Mitarbeit keine validen Tes
tergebnisse ermittelt werden konnten. In diesen Fällen sind die Einschätzungen der Erzieherinnen in den Kin
dertageseinrichtungen besonders wichtig.
Es wird deutlich, dass bei den meisten Kindern Artikulations- und Redeflussstörungen Ursache für die doku
mentierten Sprachauffälligkeiten sind. Das betrifft 2013/14 fast jedes vierte untersuchte Kind.
Abb. 11.3
Sprachauffälligkeiten der untersuchten Kinder in Kindertageseinrichtungen
0
2008/09
2010/11
2011/12
23,7
38,5
2012/13
14,7
9,1
8,7
15,4
21,3
16,8
17,3
2009/10
9,1
5
14,8
10
9,2
13,2
15
9,8
20
25,8
25,9
25
22,5
30
22,6
37,4
35
38,0
39,6
43,2
40
45,2
45
7,8
Sprachauffälligkeiten (in %)
50
2013/14
Jahr
Sprachbefunde insgesamt
dar. SSV-Risiko
Quelle: Gesundheitsamt Leipzig
11.1.4
SSV-Verdacht
sonst. Path. Sprachbefunde
Sozialreport Leipzig 2014
Schulaufnahmeuntersuchung
Im Untersuchungsjahr 2013/14 wurden 5.137 Leipziger Kinder im Rahmen der Schulaufnahmeuntersuchung
vom Kinder- und Jugendärztlichen Dienst des städtischen Gesundheitsamtes untersucht, darunter 330 Kin
der, die im Vorjahr vom Schulbesuch zurückgestellt wurden.
Der Vorsorgestatus der Schulanfänger/-innen ist insgesamt als gut zu bewerten. Die aktuellen Daten belegen
aber dennoch erneut, dass mit zunehmendem Lebensalter der Kinder die U-Untersuchungen nicht mehr so
regelmäßig von allen Eltern genutzt werden.
Die Daten zum Impfstatus der Schulanfänger/-innen zeigen immer noch die Auswirkungen der veränderten
Impfempfehlungen der Sächsischen Impfkommission18 im Jahr 2002. Um den Impfschutz der
Schulanfänger/-innen vor allem bei Mumps-Masern-Röteln und Diphtherie-Polio-Tetanus weiter zu verbes
sern, sollte auch weiterhin jede Möglichkeit genutzt werden, die Eltern über die Notwendigkeit eines vollstän
digen altersentsprechenden Impfschutzes zu informieren. Seit mehreren Jahren gehört die Rotaviren-Imp
fung im Säuflingsalter zu den öffentlich empfohlenen Impfungen. Fast ein Drittel der Schulanfänger 2014
konnten einen diesbezüglichen Impfschutz nachweisen.
18
Diese besagen, dass Schulanfänger zum Zeitpunkt der Untersuchung bereits eine fünfte Diphtherie-Tetanus-Keuchhusten-Impfung
und eine zweite Mumps-Masern-Röteln-Impfung (MMR) haben müssten, um über einen vollständigen Impfschutz zu verfügen.
116
Sozialreport Leipzig 2014
Abb. 11.4
Anteil der vollständig geimpften Schulanfänger/-innen der Einschulungsjahrgänge
2009 bis 2014
100
Anteil d. vollst. geimpften
Schulanfänger/-innen (%)
90
80
70
60
50
40
30
20
10
0
HIB
Polio
Diphtherie
Keuchhusten
Mumps
HepB
Tetanus
Masern
Röteln
HepA
Varizellen
Pneumokokken
Meningokokken Rotaviren*)
Art der Impfung
2009
2010
2011
2012
2013
2014
Quelle: Gesundheitsamt Leipzig
Sozialreport Leipzig 2014
Sprachauffälligkeiten, Herabsetzung der Sehschärfe und feinmotorische Defizite sind die häufigsten Befunde
im Rahmen der Schulaufnahmeuntersuchung.
Anteil d. Schulanfänger/-innen in %
Abb. 11.5
Häufige Befunde der untersuchten Schulanfänger, Einschulungsjahrgänge 2009 bis
2014 (nach Häufigkeiten absteigend sortiert)
40
35
30
25
20
15
10
5
0
Sprache
Sehschärfe
Feinvisuelle
Verhalten
motorik Wahrnehm.
Extrem./
Gelenke
Grobmotorik
Hörvermögen
2013
2014
Haltungsschw äche
Atopien
Befundbereiche
2009
2010
Quelle: Gesundheitsamt Leipzig
11.1.5
2011
2012
Sozialreport Leipzig 2014
Jugendärztliche Schulempfehlung
Bei der Beurteilung der Schulfähigkeit wird berücksichtigt, ob bei einem Kind mit Entwicklungsrückständen
eine verstärkte pädagogische Förderung in der Grundschule ausreichend ist oder ob sonderpädagogischer
Förderbedarf besteht.
Der Anteil der Kinder, die keine jugendärztliche Empfehlung zur Einschulung in eine Regelschule erhalten, ist
in den Untersuchungsjahren von 2008/09 bis 2013/14 bei 14 % etwa konstant geblieben. In den Einschu
lungsjahren 2009 bis 2012 gab es einen kontinuierlichen Anstieg der Zahl der Schulanfänger mit einer ju
Sozialreport Leipzig 2014
117
gendärztlichen Empfehlung zur Schulrückstellung, 2013 ist ein Rückgang zu verzeichnen, 2014 erhielten
7,4 % eine jugendärztliche Empfehlung zur Rückstellung vom Schulbesuch. In den meisten Fällen werden
psychosoziale und/oder geistig-sprachliche Entwicklungsdefizite als Gründe dokumentiert. Der Anteil der Kin
der, die eine Empfehlung für den Besuch einer sonderpädagogischen Fördereinrichtung bzw. für eine Inte
gration in den Regelschulbereich bei bestehendem sonderpädagogischen Förderbedarf erhalten, unterliegt
nur geringfügigen Schwankungen.
Abb. 11.6
Jugendärztliche Schulempfehlungen im Zeitvergleich 2009 bis 2014
18
0,2
Anteil der
Schulanfänger/-innen in %
16
14
0,2
12
10
0,2
0,1
6,7
7,4
4,0
3,6
4,0
3,1
3,3
04.07.1905
05.07.1905
06.07.1905
0,1
0,3
7,1
5,4
4,0
6,4
8
6
4,6
4,9
4,9
4,6
4
2
4,1
3,9
3,1
2005
02.07.1905
03.07.1905
0
Jahr
vorzeitige Einschulung abgelehnt
Quelle: Gesundheitsamt Leipzig
11.2
11.2.1
Rückstellung
Förderschule
Integration
Sozialreport Leipzig 2014
Suchthilfe
Suchtberatungsstellen
Die Zahl der Bürgerinnen und Bürger, welche die sieben Leipziger Suchtberatungsstellen besuchten, betrug
4.062. Am häufigsten kamen Menschen mit Alkoholproblemen in die Beratungsstellen (1.971). Leicht gestie
gen ist die Zahl der Menschen mit Drogenmissbrauch oder -abhängigkeit (1.429), die 2013 Hilfe in den
Suchtberatungsstellen suchten. Darunter befanden sich 447 Klientinnen und Klienten, die wegen der Haupt
diagnose Stimulanzienabhängigkeit in die Beratung kamen. Sehr häufig wurde darunter die Droge Metham
phetamin („Crystal“) konsumiert.
Bei einem großen Teil der selbst betroffenen Klientinnen und Klienten in Beratungsstellen wurde die berufliche Situation erfasst. Mehr als die Hälfte dieser Gruppe war zum Zeitpunkt der Betreuungsaufnahme ar
beitslos und bezog Arbeitslosengeld II.
Etwa ein Viertel der Betroffenen kam aus eigener Initiative in die Beratungsstellen (über 23 %). An zweiter
Stelle der Vermittlungshäufigkeiten standen stationäre Einrichtungen, Fachkrankenhäuser und Ambulanzen,
gefolgt von Vermittlungen durch Angehörige und Facharztpraxen. Durch die Agentur für Arbeit wurden 178
Klientinnen und Klienten nach SGB II, § 16 (Leistungen zur Eingliederung für Erwerbsfähige) in die Suchtbe
ratungsstellen vermittelt. Über das Amt für Jugend, Familie und Bildung kamen 140 Suchtkranke (darunter
Schwangere, Mütter, Väter und Jugendliche) in die Beratungsstellen.
118
Sozialreport Leipzig 2014
Anzahl der Betreuten im Jahresvergleich 2006 bis 2013
3.641
4.062
3.643
4.160
3.538
3.000
4.004
3.500
3.593
4.000
4.063
4.500
4.092
5.000
4.594
1.429
1.971
2.023
1.427
500
1.338
1.000
1.334
1.398
1.500
2.112
2.000
1.994
2.500
2.429
Anzahl der betreuten Klienten/-innen
Abb. 11.7
0
2005
2010
2011
2012
2013
Jahr
Gesamtzahl aller betreuten Klienten
darunter alkoholabhängige Klienten
darunter selbstbetroffene Klienten
darunter Klienten mit illegalem Drogenkonsum
Quelle: Gesundheitsamt Leipzig
Sozialreport Leipzig 2014
Alkoholabhängige Klientinnen und Klienten sind durchschnittlich älter als Drogenabhängige, in der Regel zwi
schen Mitte 30 bis Mitte 60 Jahre alt. Am häufigsten vertreten sind 40- bis 50-Jährigen.
Abb. 11.8
Anzahl der Klientinnen und Klienten mit den Diagnosen Abhängigkeit von Alkohol und
illegalen Drogen 2013 nach Altersgruppen
900
Anzahl der Personen
800
700
632
600
599
520
500
394
400
301
300
200
100
0
236
223
112
108
5
5
unter 14
9
8
14-18
9
36
18-21
40
21-25
14
25-30
30-40
40-50
50-60
0
über 60
Alter
Alkohol
Quelle: Gesundheitsamt
11.2.2
illegale Drogen
Sozialreport Leipzig 2014
Ambulante und stationäre Wohnangebote für suchtkranke Menschen
„Drogenfreie Wohngemeinschaften“
Die drogenfreien Wohngemeinschaften der SZL Suchtzentrum gGmbH sind ein geschütztes Wohnangebot
für abstinent lebende drogenabhängige Menschen. 2013 gab es 25 dieser betreuten Wohngemeinschaften
mit 120 Plätzen sowie ein Wohn- und Betreuungsangebot für drogenabhängige Mütter mit ihren Kindern
(Mutter-Kind-Wohnen). 2013 wurden 180 Personen betreut.
Sozialreport Leipzig 2014
119
Mit der Weiterentwicklung des Netzwerkes zur Versorgung alkoholkranker und /oder wohnungsloser Men
schen konnten im betreuten Wohnen weitere 143 alkoholkranke Klienten und Klientinnen versorgt werden.
Betreutes Wohnen – Alkoholbereich der SZL Suchtzentrum gGmbH
Mit der Weiterentwicklung des Netzwerkes zur Versorgung alkoholkranker und/oder wohnungsloser Men
schen mit ca. 120 Plätzen konnten 2013 im betreuten Wohnen weitere 159 alkoholkranke Klienten und Klien
tinnen versorgt werden.
Die Schaffung von „schwellenfreien“ Zugängen zu Betreutem Wohnen durch die enge Verknüpfung Tagestreff, Betreutes Wohnen und Streetworkprojekt nahm eine zentrale Rolle ein.
Ambulant betreutes Wohnen für alkohol- und/oder medikamentenabhängige Männer und Frauen des
Diakonischen Werkes Innere Mission Leipzig e. V.
In diesem Wohnangebot wurden im Jahr 2013 insgesamt 82 Klientinnen und Klienten (Vorjahr: 75) betreut.
Wohn- und Nachbarschaftsprojekt „Funke“ des Diakonischen Werkes Innere Mission Leipzig e.V.
Das Wohn- und Nachbarschaftsprojekt „Funke“ konnte 2013 in Kooperation mit der LWB GmbH erfolgreich
weitergeführt werden. Häufig wird die Betreuung in Form des klassischen ambulant betreuten Wohnens in ei
ner eigenen Wohnung fortgeführt, teilweise auch in stationäre Wohnprojekte und Heime vermittelt. Es wur
den im Jahr 2013 in 10 zur Verfügung stehenden Wohnungen 17 Klienten betreut.
Wohnprojekt Haus Alt-Schönefeld des Zentrums für Drogenhilfe, Städtisches Klinikum „St. Georg“
Leipzig
Im Wohnprojekt „Haus Alt-Schönefeld“ mit 35 Plätzen leben wohnungslose, chronisch mehrfachgeschädigte
alkoholkranke Männer mit aktuellem Alkoholkonsum. Die Altersstruktur der Klienten lag auch im Jahr 2013
zwischen 40 und 75 Jahren.
Das Wohnhaus stellt ein „niedrigschwelliges Angebot“ dar. Die Einweisung erfolgt über das Sozial
amt, Abt. Wohnungslosenhilfe. Die Plätze des Wohnhauses waren 2013 durchschnittlich zu 92 % ausgelas
tet.
Notschlafstelle der Suchtberatungs- und -behandlungsstelle „Alternative I“ des Zentrums für Drogen
hilfe, Städtisches Klinikum „St. Georg“ Leipzig
Das Angebot der Lebens -und Überlebenshilfe richtet sich an obdachlose und im Szenebereich lebende
Menschen, die von illegalen Drogen abhängig sind. Im Jahr 2013 war die Notschlafstelle mit 3.837 Übernach
tungen ausgelastet, das waren 274 Übernachtungen mehr als im Vergleichszeitraum 2012. Die Menschen,
die die Notübernachtungsstelle nutzten, sind von langjähriger Drogenabhängigkeit und weiteren, oftmals
schweren psychiatrischen Erkrankungen gekennzeichnet. Die Vermittlung in eine weiterführende medizini
sche Versorgung ist meist unzureichend. In Folge besteht ein qualitativ und quantitativ steigender, sehr hoher
Betreuungsaufwand.
Wohnprojekt „Domizil“ der SZL Suchtzentrum gGmbH
Das Wohnangebot Domizil besteht für 35 chronisch mehrfach beeinträchtigte alkoholabhängige Männer, die
noch nicht bereit bzw. nicht mehr in der Lage sind, ihren Alkoholmissbrauch einzuschränken. Daneben wer
den existenzsichernde Maßnahmen und lebenspraktische Hilfen angeboten. 2013 wurden 53 Personen be
treut.
11.3
Psychiatrie
Die psychiatrische Versorgung in Leipzig ist in vier Bereiche (Krankenhausversorgung, komplementäre
Psychiatrie, ambulante Psychiatrie sowie Koordination und Kooperation) gegliedert, aus denen der Leipziger
Gemeindepsychiatrische Verbund gebildet wird. Dieser Verbund sichert die Versorgung psychisch kranker
Menschen in Leipzig. Traditionell sind komplementäre, ambulante Angebote und psychiatrische Krankenhäu
ser gut miteinander verzahnt und mit regionaler Verantwortung versehen (Sektorisierung und Regionalisie
rung).
Als eine Besonderheit der Stadt Leipzig kann dabei die regionale Verantwortung der Träger der komplemen
tären Versorgung (vgl. Karte zur Regionalisierung der komplementären Psychiatrie) angesehen werden, die
ein stadtweites sozialräumliches Versorgungsangebot sichern soll.
120
Sozialreport Leipzig 2014
Karte 11.1
Regionalisierung der komplementären Psychiatrie 2013
Versorgungsgebiete der psychiatrischen
Versorgung 2013
Altwest, Südwest- Das Boot gGmbH
Seehausen
Lindenthal
Lützschena
-Stahmeln
Ost, Südost- Verein zur Wiedereingliederung psychosozial
-geschädigter
Menschen e.V.
PlaußigPortitz
Wiederitzsch
Thekla
Mockau-Nord
Nordwest, Nord, Mitte- Diakonisches
Werk u. Innere Mission Leipzig e.V.
GohlisNord
Wahren
Möckern
Böhlitz-Ehrenberg
MockauGohlisSüd
Mitte Eutritzsch
Gohlis-Süd
SchönefeldOst
Nordost - Stadt Leipzig u.
EB Behindertenhilfe
Heiterblick
SchönefeldAbtnaundorf
ZentrumLeutzsch
Nord
Paunsdorf
ZentrumSellerhausen
Nordwest
ZentrumStünz
1
2
Ost
Burghausen
Altlindenau Zentrum- Zentrum
Rückmarsdorf
AngerNeulindenau
West
Crottendorf
Lindenau
ZentrumReudnitzSchönau
Mölkau
Süd
Thonberg
Miltitz
Plagwitz
GrünauGrünauSchleußig Südvorstadt ZentrumNord Grünau- Ost
Stötteritz
Südost
West - Trägerwerk Soziale Dienste
i.S. gGmbH
Engelsdorf
Baalsdorf
AlthenKleinpösna
Mitte
Kleinzschocher
Grünau-Siedlung
LausenGrünau
Connewitz
Marien
brunn
Probstheida
Holzhausen
Lößnig
Großzschocher
Dölitz- Dösen
Knautkleeberg
Knauthain
Meusdorf
1 Neustadt-Neuschönefeld
2 Volkmarsdorf
Liebertwolkwitz
Stadtgrenze
Stadtbezirk
Ortsteil
Hartmannsdorf
Knautnaundorf
Kilometer
0
4
Quelle: Gesundheitsamt
Sozialreport Leipzig 2014
11.3.1
Leistungs- und Versorgungsübersicht
Den Schwerpunkt der städtischen Versorgung gemäß Leipziger Psychiatrieplanung sowie dem Sächsischen
Gesetz über die Hilfen und die Unterbringung bei psychischen Krankheiten (SächsPsychKG) mit den darin
enthaltenen kommunalen Aufgaben wie vorsorgende, nachsorgende, begleitende und weiterführende Hilfen
bildet die Versorgung chronisch psychisch kranker Menschen, bei denen krankheitsbedingt eine längerfristi
ge Unterstützung notwendig wird. In kommunaler Verantwortung liegen die psychosozialen Gemeindezentren
und der Sozialpsychiatrische Dienst.
Tabelle 11.11 Leistungs- und Versorgungsübersicht Psychiatrie 2011 bis 2013 der Stadt Leipzig
ersorgungsbereich
Anzahl der Klienten und Klientinnen
2011
2012
2013
Komplementäre Versorgung (sechs Vereine, ein städtischer Träger)
Psychosoziale Gemeindezentren
1.427
1.359
1.641
Ambulant betreutes Wohnen
435
488
569
Heimbetreuung mit Außenwohnbereich
190
199
181
375
16.865
1.919
126
441
16.862
1.957
131
449
17.221
1.942
115
Ambulante Versorgung (nur Verbund Gemeindenahe Psychiatrie)
Tagesklinik
Psychiatrische Institutsambulanz
Sozialpsychiatrischer Dienst
Einweisungen nach SächsPsychKG
Quelle: Gesundheitsamt
Sozialreport Leipzig 2014
Die Leistungs- und Versorgungsübersicht zeigt die Klientenzahlen für das Jahr 2013 im Vergleich zu den
Jahren 2011 und 2012 in den beiden Hauptbereichen komplementäre und ambulante Versorgung. In der In
stitutsambulanz des Verbundes Gemeindenahe Psychiatrie erfolgten 2013 durch eine stabilere ärztliche Be
Sozialreport Leipzig 2014
121
setzung der Ambulanz mehr Behandlungen als in den Vorjahren. Der Sozialpsychiatrische Dienst dieser Ein
richtung hat im Jahr 2013 mit 1.942 psychisch kranken Menschen die annähernd gleiche Zahl an Menschen
erreicht wie in den Vorjahren. Psychosoziale Gemeindezentren wurden im Jahr 2013 von 1.641 Klienten auf
gesucht, der Anstieg zu den Vorjahren ergibt sich aus der Erweiterung der Datenerfassung19 für den Psychia
triebericht 2014. Die Gemeindezentren betreuten täglich (viele davon auch an Wochenenden und Feiertagen)
im Durchschnitt 200 Personen. Den dort angebotenen lebensnahen Hilfen zur Tagesstrukturierung, Betreu
ung und Beratung kommt eine besondere Bedeutung zu, sie bilden das Zentrum der komplementären Hilfe
angebote und sind so strukturiert, dass Menschen mit psychischen Störungen möglichst wenig auf institutio
nelle Angebote zurückgreifen müssen. Im Bereich der Heimbetreuung blieb die Platzzahl mit 96 Plätzen in
Leipzig konstant. Nur die Platzzahl im Außenwohnbereich ist in den letzten Jahren auf 72 Plätze angestiegen,
so dass 168 stationäre Plätze vorgehalten wurden. Die etwas gesunkene Klientenzahl im Außenwohnbereich
verweist darauf, dass weniger Klienten zwischen den Hilfeformen gewechselt haben, als in den Vorjahren. Im
Bereich ambulant betreutes Wohnen stieg sowohl die Platzzahl (2012: 443; 2013: 486) als auch die Klienten
zahl (2012: 511; 2013: 569) weiter an und zeigt, dass der Bedarf in diesem Bereich weiter steigt. Diese Hilfe
form wird dem Unterstützungsbedarf der Klienten (ambulant, in der eigenen Wohnung) am ehesten gerecht.
11.3.2
Sozialpsychiatrischer Dienst im Verbund Gemeindenahe Psychiatrie Leipzig
Der Sozialpsychiatrische Dienst – als kommunale Pflichtaufgabe nach SächsPsychKG – ist in Leipzig in den
Verbund Gemeindenahe Psychiatrie integriert, weshalb hoheitliche soziale Aufgaben mit Behandlungsange
boten (in Tageskliniken und psychiatrischen Institutsambulanzen) verknüpft werden können. Ca. ein Viertel
der angebotenen Leistungen des Dienstes werden „aufsuchend“ erbracht. Nicht selten ist der Sozialpsychia
trische Dienst der einzige Bezugspunkt für völlig in krankheitsbedingter Isolation lebende Menschen. Schwer
punkt der Arbeitsweise des Dienstes ist die schon im Namen verankerte „Gemeindenähe“, die Leipziger Bür
gerinnen und Bürgern weite Wege erspart. Die Standorte des Verbundes sind so verteilt, dass in jeder Stadt
region ein Angebot gut erreichbar ist (vgl. Karte zu den Standorten des Sozialpsychiatrischen Dienstes).
Karte 11.2
Standorte des Verbundes Gemeindenahe Psychiatrie 2013
Standorte des Verbundes Gemeindenahe
Psychiatrie 2013
Seehausen
Lindentha
l
PlaußigPortitz
Wiederitzsch
LützschenaStahmeln
Mockau-Nord
GohlisNord
Möckern
Wahren
BöhlitzEhrenberg
Leutzsch
Eitingonstraße 12, 04105 Leipzig
(Standort Nord-West, Nord, Mitte)
Tel. 0341 35534400, Fax 0341 35534451
2
Kieler Straße 65, 04357 Leipzig
(Standort Nord-Ost)
Tel. 0341 2318930, Fax 0341 23189322
3
Schönbachstraße 2, 04299 Leipzig
(Standort Ost/Süd-Ost/Süd)
Tel. 0341 8692060, Fax 0341 86920650
4
Friesenstraße 8, 04177 Leipzig
(Standort Südwest/Alt-West)
Tel. 0341 4442220, Fax 0341 4442223
5
Potschkaustraße 50, 04209 Leipzig
(Standort Grünau)
Thekla
2
MockauGohlisSüd
Mitte Eutritzsch
1
SchönefeldGohlis-Süd
Zentrum- SchönefeldOst
Nord Abtnaundorf
Heiterblick
1
Paunsdorf
Sellerhausen
ZentrumZentrumAltlindena Nordwest
1
2 - Stünz
Ost
Burghausen
u
Zentrum
ZentrumRückmarsdorf
Engelsdorf
AngerNeulindena
West
Crottendorf
u
ZentrumLindena
ReudnitzSchönau
Mölkau
Süd
u
Thonberg
Miltitz
Plagwitz
GrünauGrünauBaalsdorf
SchleußigSüdvorstadtZentrumNord Grünau- Ost
Südost
Mitte
Kleinzschoche
Stötteritz
Grünaur
MarienLausen- Siedlung
Connewitz
brunn
Grünau
Holzhause
Probstheida
n
Lößnig
Großzschocher
4
3
AlthenKleinpösn
a
Tel. 0341 4153890, Fax 0341 41538950
5
Meusdorf
Dölitz-Dösen
Knautkleeberg
- Knauthain
1 NeustadtNeuschönefeld
2 Volkmarsdorf
HartmannsdorfKnautnaundor
f
Liebertwolkwit
z
Stadtgrenze
Stadtbezirk
Ortsteil
Kilometer
0
4
Quelle: Gesundheitsamt
Sozialreport Leipzig 2014
19
Erstmals aufgenommen wurden alle Klienten des psychosozialen Gemeindezentrums beim Angehörigenverein WEGE e. V. – diese
Zahlen lagen für 2011 und 2012 nicht vor.
122
Sozialreport Leipzig 2014
In der Mehrzahl werden im Leipziger Sozialpsychiatrischen Dienst chronisch psychisch kranke Menschen, die
schwere Erkrankungen wie Schizophrenie, schizotype, wahnhafte bzw. affektive Störungen und schwere Per
sönlichkeitsstörungen haben, betreut und begleitet. Fast alle Klientinnen und Klienten leben in einer eigenen
Wohnung, 50 % leben allein und werden – wegen der Gefahr der Isolierung – auch oft zu Hause betreut oder
in tagesstrukturierende Angebote integriert.
Ein besonderer Schwerpunkt in der Arbeit des Dienstes bildet die Betreuung junger Menschen von 17 bis 27
Jahre. 2013 wurden stadtweit 187 Klientinnen und Klienten dieser Altersgruppe betreut (2011: 193, 2012:
206). Neben der Sicherung einer stabilen therapeutischen Begleitung ist immer auch der Bedarf an Maßnah
men zur beruflichen und sozialen Eingliederung sehr hoch. Dies zeigt sich nicht zuletzt am hohen Anteil jun
ger Menschen die arbeitslos sind (2013: 71 %).
11.3.3
Ausgewählte Schwerpunkte der Selbsthilfe- und Angehörigenarbeit im Bereich
Psychiatrie
In der ambulanten und komplementären Versorgung setzt die Stadt – wegen der Bedeutung der Partizipation
für Betroffene und Angehörige – Schwerpunkte bei der Selbsthilfe- und Angehörigenarbeit. Hierzu zählt auch
das Psychoseseminar, dessen Ausstrahlung inzwischen weit über die Stadt Leipzig hinausgeht.
Selbsthilfe
Eine besondere Bedeutung in der psychiatrischen Versorgung kommt der Selbsthilfe beispielsweise in
Selbsthilfegruppen zu. „Selbsthilfegruppen sind freiwillige, selbstorganisierte Zusammenschlüsse von Men
schen, deren Aktivitäten sich auf die gemeinsame Bewältigung von Krankheiten sowie psychischen oder so
zialen Problemen richten, von denen sie selber direkt oder indirekt betroffen sind. Sie dienen der Kontaktstif
tung, dem Erfahrungsaustausch, der gegenseitigen Hilfe, der Stärkung des Selbstbewusstseins und der Sta
bilisierung bis hin zu einer Selbstverwirklichung.“20 Ohne die Angebote der Selbsthilfe ist eine gute und mo
derne ambulante Nachsorge nicht möglich. Insgesamt 68 Selbsthilfegruppen wurden 2013 durch die Stadt
Leipzig und vom Land gefördert.
Betroffenen- und Angehörigenbeteiligung
Betroffene und Angehörige werden in alle wesentlichen Bereiche der psychiatrischen Versorgung aktiv einbe
zogen. Im wichtigsten Fachgremium der Stadt, dem Psychiatriebeirat, sind Betroffene und Angehörige aktiv
beteiligt.
7-8 psychiatrieerfahrene Mitarbeiter/-innen sind auch im Krisendienst der Stadt Leipzig, der an den Wochen
enden beim Verbund Gemeindenahe Psychiatrie erreicht werden kann, eingesetzt. Die Arbeit hat sich er
folgreich entwickelt und wird weitergeführt.
Eine Besonderheit der Leipziger Versorgung ist, dass sich aus der Selbsthilfe heraus zwei Vereine gegründet
haben, Durchblick e. V. für Psychiatrieerfahrene und WEGE e. V. für Angehörige, die mittlerweile unverzicht
bare Anteile in der komplementären Versorgung übernehmen.
Partizipative Arbeit zeigt sich auch in den regelmäßig stattfindenden Hausversammlungen in den Gemeinde
zentren. Dabei treffen sich die Nutzer der Einrichtungen und nehmen Einfluss auf die Ausgestaltung der An
gebote. 2013 fanden 100 Hausversammlungen statt, an denen sich jeweils 15-20 Nutzer beteiligten. In vielen
Fällen werden auch Angehörige in diese Arbeit einbezogen. Angehörige von psychisch erkrankten Menschen
haben oft einen guten Einfluss auf mögliche Behandlungserfolge, andererseits benötigen sie Entlastung und
Unterstützung. Wachsende Bedeutung kommt dabei dem Leipziger Psychoseseminar, einem „Trialog“ zwi
schen Mitarbeitern der Psychiatrie, Angehörigen und Betroffenen, zu. Er trägt dazu bei, Vorurteile zwischen
allen Beteiligten abzubauen und ein besseres gegenseitiges Verständnis zu fördern. Am Psychoseseminar
nehmen mehr als 30 Personen teil.
11.4
Ausgewählte soziale Dienste
Das Gesundheitsamt nimmt als Teil des Öffentlichen Gesundheitsdienstes eine Vielzahl von Aufgaben auf
der Grundlage des Gesetzes über den öffentlichen Gesundheitsdienst im Freistaat Sachsen (SächsGDG)
von 1991 wahr. Zum Leistungsspektrum gehören auch Beratungs-, Versorgungs- und Hilfsangebote für die
Leipzigerinnen und Leipziger, von denen einige exemplarisch aufgeführt werden.
20
Landespsychiatrieplan 2011, S. 60
Sozialreport Leipzig 2014
123
11.4.1
Beratung zu HIV, AIDS und anderen sexuell übertragbaren Krankheiten
Auf der Grundlage des Infektionsschutzgesetzes (§ 19) bietet das Gesundheitsamt bezüglich sexuell über
tragbarer Krankheiten Beratungen und Untersuchungen an. Arbeitsschwerpunkte der Beratungsstelle bilden
die anonyme, individuelle Beratung zu HIV, AIDS und anderen sexuell übertragbaren Krankheiten, verbunden
mit dem Angebot eines HIV-Testes. Untersuchungsangebote auf sexuell übertragbare Krankheiten zielen vor
allem auf besonders gefährdete Gruppen (Männer, die Sex mit Männern haben und Personen in der Sexar
beit). Die aufsuchende Sozialarbeit im Bereich Prostitution bietet ein zusätzliches, besonders niedrigschwelli
ges Präventionsangebot für diese Gruppe.
Tabelle 11.12 Leistungskennziffern STD-/AIDS-Beratung 2005 – 2013
2005
2006
2007
2008
2009
2010
2011
2012
2013
Beratungen
3.594
3.696
3.809
3.832
4.424
4.206
4.411
4.601
4.900
Untersuchungen/ Diagnostik
2.588
2.640
2.546
2.702
2.983
2.779
2.853
2.732
2.904
HIV-Tests
1.907
1.974
1.914
2.148
2.410
2.203
2.270
2.158
2.225
Quelle: Gesundheitsamt
Sozialreport Leipzig 2014
Die Zahl der Beratungen nahm in den vergangen Jahren kontinuierlich zu. Die Anzahl der Untersuchungen
auf sexuell übertragbare Krankheiten und HIV-Testungen bleibt trotz jährlicher Schwankungen auf einem
ähnlichen Niveau.
11.4.2
Selbsthilfekontakt- und Informationsstelle
Informationen bekommen, andere Lösungen und neue Ideen finden, Unterstützung und Hilfe erhalten, sich
gegenseitig beistehen, sich engagieren, neue Menschen kennen lernen - all das macht Selbsthilfe aus.
Selbsthilfegruppen und -vereine sind für viele Menschen eine wertvolle Unterstützung, um Krankheit, Behin
derung oder psychosoziale Probleme besser bewältigen zu können.
Seit der Wiedereinrichtung der Selbsthilfekontakt- und Informationsstelle im Jahr 2007 hat sich die Leipziger
Selbsthilfe vergrößert. Von ehemals 200 Selbsthilfegruppen und Selbsthilfevereinen verfügt Leipzig mittler
weile über ein Netz von etwa 300 Gruppen und Vereinen zu vielen sozialen und gesundheitsbezogenen The
men. Mehr Bürgerinnen und Bürgern wurde die Selbsthilfe bekannt und zugänglich gemacht. 2013 haben
sich die Leistungen der Selbsthilfekontakt-und Informationsstelle in allen Bereichen im Vergleich zum Vorjahr
weiter erhöht.
Tabelle 11.13 Leistungen der Selbsthilfekontakt- und Informationsstelle 2008 – 2013
2008
Kontakte
2009
2010
2011
2012
2013
968
1.096
904
1.052
1.664
1.752
318
370
320
291
561
711
Beratungen
512
603
541
458
874
852
Vermittlung
546
626
475
517
1.038
1.311
408
489
364
344
653
668
darunter
mit Selbsthilfegruppen
darunter
in Selbsthilfegruppen
Quelle: Gesundheitsamt
11.4.3
Sozialreport Leipzig 2014
Schwangeren- und Familienberatung
Die Schwangeren- und Familienberatungsstelle des Gesundheitsamtes ist eine von sieben in der Stadt Leip
zig. Die anderen sechs befinden sich in freier Trägerschaft.
Das Beratungsangebot der Schwangerschafts- und Familienberatungsstelle umfasst sowohl Beratung im
Schwangerschaftskonflikt nach § 219 StGB i.V. §§ 5 u. 6 SchKG (mit Beratungsschein), als auch Beratung,
Information und ggf. Begleitung während und nach der Schwangerschaft nach § 2 Schwangerschaftskonflikt
124
Sozialreport Leipzig 2014
gesetz. Dabei sind die wichtigsten Themen finanzielle Absicherung während der Schwangerschaft und der
Elternzeit (Mutterschaftsgeld, Elterngeld, Leistungen nach dem SGB II), finanzielle Hilfen bei der Erstausstat
tung für das Kind, Fragen zu Pränataldiagnostik und zu den verschiedenen Möglichkeiten, sich in die Eltern
rolle einzufinden. Zusätzlich bietet die Beratungsstelle Einzel- und Paarberatung in Lebenssituationen an, wo
die eigenen Ressourcen zur Problemlösung nicht mehr ausreichen.
Im Jahr 2013 wurden 682 Klientinnen beraten. Da im Bereich Schwangerschaftsberatung viele Frauen kom
plexe Problemlagen haben, werden diese im Lauf der Schwangerschaft und der Nachsorge mehrfach bera
ten. Insgesamt wurden im Jahr 2013 somit 1.174 Beratungen durchgeführt.
Tabelle 11.14 Leistungen der Schwangerschafts- und Familienberatungsstelle 2005 – 2013
2005
Beratungsfälle
darunter
Schwangerschaftskonfliktberatungsfälle
2006
2007
2008
2009
2010
2011
2013
1.307
782
686
604
613
589
678
632
682
285
243
284
264
277
320
319
309
351
Quelle: Gesundheitsamt
11.4.4
2012
Sozialreport Leipzig 2014
Familienhebammen
Auf Grundlage der Bundesinitiative Frühe Hilfen und Familienhebammen haben zum 01.07.2013 sieben Fa
milienhebammen/Familien-Gesundheits- und Kinderkrankenpflegerinnen sowie eine Koordinatorin ihre Arbeit
aufgenommen. Ziel ist es, Schwangeren, Alleinerziehenden, jungen Familien, Migrantinnen und Migranten in
besonderen Lebenslagen Unterstützung über das Regelangebot der freiberuflichen Hebammen anzubieten.
Familienhebammen richten sich nicht nur an Familien in sozial prekären Situationen, sondern sind ein univer
selles, präventives Angebot für alle werdenden Mütter und Väter.
Im 2. Halbjahr 2013 wurden 79 Anfragen verzeichnet. In 80 % der Fälle wurde den Familien Unterstützung
durch die Familienhebammen angeboten, da die Arbeitsthemen dem primär und sekundär präventiven Be
reich zugeordnet werden konnten, welche dem hauptsächlichen Arbeitsgebiet von Familienhebammen ent
sprechen. Die Anfragen wurden sowohl von den Trägern der öffentlichen und freien Jugendhilfe (ASD 34%,
PAAT 11%), den Schwangerschaftskonfliktberatungen (13%), Vertretern des Gesundheitswesen (13%) als
auch von den Bürgerinnen und Bürgern (28%) selbst gestellt. Besonders häufig benötigten Familien aus dem
Osten und Westen Unterstützung durch das Projekt.
Abb. 11.9
Anfragen an Familienhebammen nach Stadtbezirken im 2. Halbjahr 2013
25
Anzahl der Anfragen
20
20
18
15
10
11
5
6
4
0
Mitte
Nordost
Ost
2
2
Südost
Süd
7
6
3
Südw est
West
Alt-West Nordw est
Nord
Stadtbezirke
Quelle: Gesundheitsamt
Sozialreport Leipzig 2014
Sozialreport Leipzig 2014
125
Legende medizinischer Fachbegriffe
Varizellen
Windpocken
Meningokokken
Hirnhautentzündung
Pneumokokken
Lungenentzündung
Abkürzungen
DPT
Diphtherie-Polio-Tetanus
Hep
Hepatitis
HIB
Haemophilus influenzae Typ b; Hirnhautentzündung
MMR
Masern-Mumps-Röteln
SächsKitaG
Sächsisches Kindertagesstättengesetz
SächsPsychKG
Sächsisches Gesetz über die Hilfen und die Unterbringung bei psychischen
Krankheiten
SHG
Selbsthilfegruppen
SIKO
Sächsische Impfkommission
SpDi
Sozialpsychiatrischer Dienst
SSV
Sprachscreening für das Vorschulalter
STD
Sexuell übertragbare Krankeheiten (sexually transmitted diseases)
SZL
Suchtzentrum Leipzig e. V.
126
Sozialreport Leipzig 2014
12.
Kommunaler Haushalt nach sozialpolitischen Aufgabenfeldern
Zusammenfassung
Im Planjahr 2014 waren für das Sozialbudget (Amt für Jugend, Familie und Bildung, Sozialamt und Gesund
heitsamt) 768,2 Mio. € vorgesehen. Das sind 56 % der Aufwendungen im Ergebnishaushalt der Stadt Leip
zig.
Die Sozialaufwendungen sind im Vergleich zu 2013 weiter gestiegen. Dies geht vor allem auf steigende Aus
gaben für den Bereich der Kindertageseinrichtungen aufgrund steigender Bevölkerungszahlen und eine
wachsende Inanspruchnahme durch den Rechtsanspruch auf Kindertagesbetreuung zurück.
Das Sozialbudget beinhaltet auch Aufwendungen für Schulträgeraufgaben. Dafür wurden im Jahr 2014 Mittel
in Höhe von 78,1 Mio. € eingeplant.
Der kostenintensivste Aufgabenbereich sind die Kindertageseinrichtungen/ Kindertagespflege mit der Über
nahme der Elternbeiträge. Dafür wurden 2014 im Ergebnishaushalt 226,3 Mio. € bereitgestellt. Das Aufga
benfeld Grundsicherung nach Sozialgesetzbuch II verzeichnete im Haushaltsplan 2014 die zweithöchsten
Aufwendungen in Höhe von 180,7 Mio. €.
Im Jahr 2013 wurden für Aufgaben der Jugendhilfe, Sozialhilfe und Gesundheitsförderung gemäß den För
derrichtlinien der Stadt Leipzig Zuwendungen in Höhe von 13.553.167 € an Vereine und Verbände bewilligt.
12.1
Sozialaufwendungen im Bezug zum Gesamthaushalt der Stadt Leipzig
Für das Haushaltsjahr 2014 wurden in der Stadt Leipzig 768,2 Mio. € für Sozialaufwendungen bereitgestellt.
Das entspricht 56 % des Gesamthaushaltes der Stadt.
Sozialaufwendungen im Bezug zum Gesamthaushalt der Stadt Leipzig
0,6
2011
683,4
688,6
0,5
0
0,4
0,3
0,2
0,1
Anteil Sozialaufwendungen
2010
109,5
2005
98,6
2000
568,0
536,3
490,8
53,8
100
35,4
200
88,7
300
491,7
584,6
400
381,0
Mio. €
500
622,3
39%
600
644,2
700
606,7
50%
134,5
50%
56%
52%
768,2
800
53%
682,9
54%
122,5
900
732,1
Abb. 12.1
0
vorl. RE 2012 vorl. RE 2013
Plan 2014
Haushaltsjahre
Sozialaufw endungen
davon Aufw endungen für Kindertageseinrichtungen, Kindertagespflege, Übernahme von Elternbeiträgen
Sonstige Aufw endungen
Anteil Sozialaufw endungen
Quelle: Dezernat Jugend, Soziales, Gesundheit und Schule
Sozialreport Leipzig 2014
Seit dem Jahr 2000 sind die Aufwendungen für den Sozialbereich (vor allem Kindertagesbetreuung und
Grundsicherung) entsprechend dem Bevölkerungswachstum der Stadt gestiegen (plus 387,3 Mio. €). Für die
Kindertagesbetreuung haben sich die Aufwendungen fast vervierfacht. Dagegen sind die sonstigen städti
schen Aufwendungen im gleichen Zeitraum nur um 22,1 Mio. € gestiegen.
Im Haushaltsplan 2014 wurden gegenüber dem voraussichtlichem Rechnungsergebnis 2013 für soziale Auf
gaben 36,1 Mio. € mehr bereitgestellt. Die sonstigen städtischen Mittel erfuhren 2014 eine Kürzung in Höhe
von 76,2 Mio. €.
Sozialreport Leipzig 2014
127
Die mit Abstand höchsten Aufwendungen des Sozialbudgets sind wie in den vergangenen Jahren in dem
Aufgabenfeld Kindertageseinrichtungen/Kindertagespflege, Übernahme Elternbeiträge und in dem Aufgaben
feld Grundsicherung nach den Sozialgesetzbuch (SGB) II zu verzeichnen.
Abb. 12.2
Aufwendungen 2012 bis 2014 für zentrale sozialpolitische Aufgabenfelder
226,3
250
v orl. RE 2013
183,7
Plan 2014
180,7
180,1
204,8
190,1
150
14,6
13,6
12,8
19,1
17,6
17,4
19,2
12,9
8,2
62,6
62,5
62,5
64,6
62,7
53,9
67,1
64,1
78,1
57,3
50
75,4
100
70,9
Aufw e ndunge n in M io. €
200
v orl. RE 2012
0
Kindertages- Grundeinrichtungen, sicherung
Kindertages- nach SGB II
pf lege,
Übernahme
v on Elternbeiträgen
Schulträger- Leistungen
Erzieherische Umlage
Leistungen
auf gaben
nach SGB XII Hilf en
Kommunaler
f ür Asy lbeSozialv erband werber
Sachsen
Jugendarbeit, Öf f entlicher
Jugendsozial- Gesundheitsarbeit, Kinder- dienst
u. Jugendschutz
Aufgabenfelde r
Quelle: Dezernat Jugend, Soziales, Gesundheit und Schule
Sozialreport Leipzig 2014
Die wachsenden Ausgaben im Bereich der Kindertageseinrichtungen/Kindertagespflege, Übernahme Eltern
beiträge sind hauptsächlich auf die steigende Anzahl der zu betreuenden Kinder zurückzuführen. Tariferhö
hungen und Preissteigerungen wirken sich ebenfalls auf die erhöhen Kosten in diesem Leistungsbereich aus.
Auch die erhöhten Aufwendungen in den Bereichen Schulträgeraufgaben, Erzieherische Hilfen und vor allen
bei den Leistungen für Asylbewerber sind durch die Zunahme der Schülerzahlen, Hilfefälle und der Asylbe
werber zu begründen. Bei der Planung 2014 der Aufwendungen für die Grundsicherung nach SGB II wurde
von einer weiteren Senkung der Anzahl Bedarfsgemeinschaften ausgegangen.
Der Zuschuss sind die Aufwendungen gemindert um die Erträge und stellt die eigentliche Belastung der Stadt
dar. Insgesamt betrug der geplante Zuschuss im Jahr 2014 für die Ämter des Dezernates Jugend, Soziales,
Gesundheit und Schule 519,3 Mio. €. Das war ein Anstieg von 7,5 Mio. €. Für die Leistungen nach SGB XII
wurde im Haushaltsjahr 2014 eine geringer Zuschussbedarf geplant, weil die Bundesregierung 2014 100 %
der entstandenen Nettoausgaben für Geldleistungen im Rahmen der Grundsicherung im Alter und bei der Er
werbsminderung erstattete. 2013 betrug die Bundesbeteiligung nur 75 %.
128
Sozialreport Leipzig 2014
Abb. 12.3
Zuschuss 2012 bis 2014 für zentrale sozialpolitische Aufgabenfelder
160
v orl. RE 2012
140
Plan 2014
114,1
117,3
134,5
122,5
v orl. RE 2013
110,4
100
109,5
0
Kindertageseinrichtungen,
Kindertagespf lege,
Übernahme
v on Elternbeiträgen
Grundsicherung
nach SGB II
Schulträger- Umlage
Erzieherische Leistungen
auf gaben
Kommunaler Hilf en
nach SGB XII
Sozialv erband
Sachsen
8,9
7,2
3,9
Jugendarbeit, Öf f entlicher
Jugendsozial- Gesundheitsarbeit, Kinder- dienst
u. Jugendschutz
Leistungen
f ür Asy lbewerber
Aufgabe nfe lder
Quelle: Dezernat Jugend, Soziales, Gesundheit und Schule
12.2
11,8
11,2
15,5
14,1
14,1
20
10,5
47,9
42,8
59,7
47,3
40
57,9
49,4
62,6
62,5
62,5
67,3
60
66,7
80
63,4
Zus chuss in M io. €
120
Sozialreport Leipzig 2014
Leistungen der Kinder- und Jugendhilfe nach dem SGB VIII
Abb. 12.4
Entwicklung der Erträge, Aufwendungen und des Zuschusses für
Kindertageseinrichtungen/ Kindertagespflege einschließlich der Übernahme von
Elternbeiträgen 2000 bis 2014
240
20
41,3
35,4
91,8
82,2
53,8
73,6
60
51,9
76,7
80
109,5
99,4
88,8
72,9
100
134,5
122,5
80,6
120
40
173
161,6
140
105,7
Mio. €
160
190,1
180
204,7
200
226,3
220
0
2000
2005
2010
2011
vorl. RE 2012
vorl. RE 2013
Plan 2014
Haushaltsjahre
Erträge
Quelle: Amt f ür Jugend, Familie und Bildung
Sozialreport Leipzig 2014
Aufw endungen
Zuschuss
Sozialreport Leipzig 2014
129
Den größten Anteil am Sozialbudget beansprucht der Aufgabenreich Kindertageseinrichtungen/Kinderta
gespflege. Dieser beinhaltet auch die Übernahme der Elternbeiträge.
Die Erträge setzen sich hauptsächlich aus den Landeszuschüssen und Elternbeiträgen zusammen und ha
ben sich seit 2000 mehr als verdoppelt. Die Aufwendungen hingegen erreichen im Planjahr 2014 fast das
Dreifache. Der Zuschuss der Stadt Leipzig in diesem Leistungsbereich wird im Haushaltsjahr 2014 voraus
sichtlich das 3,8-Fache seit 2000 erreichen wird.
Gemäß § 90 Abs. 3 und 4 des Sozialgesetzbuches soll der Elternbeitrag in Kindertageseinrichtungen und in
der Kindertagespflege "auf Antrag ganz oder teilweise erlassen" werden, "wenn die Belastung den Eltern und
dem Kind nicht zuzumuten ist". Das Landesgesetz "Gesetz über Kindertageseinrichtungen - SächsKitaG" re
gelt im § 15, dass für Alleinerziehende und für Eltern mit mehreren Kindern, die gleichzeitig eine Kindertages
einrichtung besuchen, Absenkungen vorzusehen sind. Dafür gibt die Stadt Leipzig jährlich mehrere Millionen
Euro aus.
Abb. 12.5
Entwicklung der Aufwendungen für die Übernahme der Elternbeiträge in den
Kindertageseinrichtungen und in der Kindertagespflege von 2000 bis 2014
22,8
18,0
11,3
14,3
13,3
12,9
12,3
7,3
6,8
5
6,6
9,4
10
11,0
15
15,4
16,7
20
5,8
Aufwendungen in Mio. €
25
0
2001
2000
2003
2002
Quelle: Amt f ür Jugend, Familie und Bildung
2005
2004
2007
2006
2009
2008
Haushaltsjahr
2010
2011
vorl. RE 2013
vorl. RE 2012
Plan 2014
Sozialreport Leipzig 2014
Mit der steigenden Anzahl der zu betreuenden Kinder erhöhen sich auch jährlich Aufwendungen für die Über
nahme der Elternbeiträge aus Ermäßigungen und Absenkungen. Ausgenommen davon war das Haushalts
jahr 2010, weil sich hier die pauschale Finanzierung des beitragsfreien "Schulvorbereitungsjahr" durch den
Freistaat Sachsen auswirkte. Mit Wegfall des beitragsfreien "Schulvorbereitungsjahr" im Haushaltsjahr 2011
musste die Stadt diese Ausgaben für die Vorschulkinder wieder im Bereich der Absenkungen und Ermäßi
gungen selbst übernehmen.
Im Jahr 2012 wurden durch die Bundesregierung viele Aktivitäten zur Beschäftigungsförderung ins Leben ge
rufen. Dies hatten Auswirkungen im Bereich der Ermäßigung des Elternbeitrages. Eltern mit einer Weiterbil
dung erhalten Kinderbetreuungskosten durch das Jobcenter und werden somit nicht im Rahmen der Finan
zierung der Ermäßigungen der Elternbeiträge gefördert.
Mit den Förderprogrammen "Kinderbetreuungsfinanzierung 2008-2013" und "Kinderbetreuungsfinanzierung
2013-2014" der Bundes- und Landesregierung konnte in der Stadt Leipzig die Platzkapazität der Kindertages
einrichtungen gesichert und weiter ausgebaut werden. Bis zum 31.12.2013 wurden aus diesen beiden Pro
grammen 118 Maßnahmen umgesetzt. Beantragte und nicht abgerufene Fördermittel aus 2013 konnten un
ter Zustimmung des Fördermittelgebers ins Jahr 2014 übertragen werden.
Die Drittmittel werden vorwiegend von den freien Trägern der Jugendhilfe und teilweise auch von privaten
Unternehmen bereitgestellt. Mit dem neuen Finanzierungsmodell wird ein Großteil dieser Drittmittel in den
darauffolgenden Jahren als Betriebskostenzuschuss aus dem städtischen Ergebnishaushalt den Betreibern
der Kindertageseinrichtungen zurückgezahlt.
130
Sozialreport Leipzig 2014
Investitionsauszahlungen in Mio. €
Abb. 12.6
Entwicklung der Investitionen für Kindertageseinrichtungen von 2012 bis 2014
(Stand 11.02.2015)
30
26,8
25
19,6
20
15
12,5
9,6
8,9
10
11,8
3,1
2,2
9,5
3,6
0,5
vorl. RE 2012
vorl. RE 2013
5
0
2,5
V-Ist 2014
Haushaltsjahre
Drittmittel
Fördermittel
Eigenmittel
Summe Kita Investitionen
Sozialreport Leipzig 2014
Quelle: Amt f ür Jugend, Familie und Bildung
Abb. 12.7
Entwicklung der Aufwendungen für Erzieherische Hilfen nach SGB VIII
von 2000 bis 2014
Aufwenungen
erzieherischer Hilfen in Mio. €
60
50
52,7
40
30
35,4
42,5
41,7
2010
2011
54,6
44,1
32,1
20
10
0
2000
2005
vorl. RE 2012
vorl. RE 2013
Plan 2014
Haushaltsjahr
Quelle: Amt f ür Jugend, Familie und Bildung
Sozialreport Leipzig 2014
Die Höhe der finanziellen Aufwendungen für Erzieherische Hilfen wird vordergründig durch die Anzahl der Hil
fefälle bestimmt. Tariferhöhungen und allgemeine Preissteigerungen sind weitere Einflussfaktoren.
Für das Jahr 2014 wurden 54,6 Mio. € für Aufwendungen der Erzieherische Hilfen eingeplant. Seit dem
Haushaltsjahr 2000 sind diese um 54,2 % (plus 19,2 Mio. €) gestiegen. In den Jahren 2000 bis 2011
schwankten die jährlichen Aufwendungen. Seit dem Jahr 2012 sind wegen der steigenden Hilfefälle jährlich
höhere Aufwendungen zu verzeichnen.
Die Erzieherischen Hilfen beinhalten auch die Erziehungsberatungsstellen. Deren jährlichen Aufwendungen
betrugen in den Jahren 2000 bis 2013 zwischen 1,8 und 2,6 Mio. €.
Sozialreport Leipzig 2014
131
12.3
Schulträgeraufgaben
Für Investitionen in Schulbauten, d.h. für Neubau- und Sanierungsmaßnahmen, aber auch für Instandhal
tung, konnten seit 2008 die Mittel deutlich erhöht werden. 2009 bis 2011 wurden viele Investitionen durch
Fördermittel aus dem Pakt für Beschäftigung und Stabilität in Deutschland zur Sicherung der Arbeitsplätze,
Stärkung der Wachstumskräfte und Modernisierung des Landes (Konjunkturpaket II) umgesetzt.
Im Rahmen des Schulhausbauprogramms erhielt die Stadt Leipzig für Investitionen sowie für Instandhal
tungsmaßnahmen aus dem Sonderprogramm Kreisfreie Städte 2013 bis 2014 Zuwendungsbescheide für
59 Maßnahmen in Höhe von 32 Mio. €. mit einem Bauvolumen von 82,8 Mio. €, die vereinzelt auch 2015 fort
geführt werden. Aus den EFRE21-Fördermitteln 2013, welche auch zum Schulhausbauprogramm gehören,
wurden weitere 6 Baumaßnahmen an Berufsschulzentren in Höhe von 4,7 Mio.€ mit 1,9 Mio. € Förderung be
schieden.
Abb. 12.8
Investitionen in Schulbau 2000 bis 2014
45.000
40.000
Tausend Euro
35.000
30.000
25.000
20.000
15.000
10.000
5.000
0
2000
2001
2002
2003
2004
2005
2006
2007
2008
2009
2010
2011
2012
2013Plan 2014
Jahre
Fördermittel
Eigenmittel
Summe Schulbauinvestitionen
Quelle: Amt f ür Jugend, Familie und Bildung
12.4
Sozialreport Leipzig 2014
Leistungen der Grundsicherung nach Sozialgesetzbuch II
Die Leistungen der Grundsicherung nach dem SGB II beanspruchen bei den Aufwendungen und Zuschüssen
den zweithöchsten Anteil des Sozialbudget.
Die Aufwendungen und der damit verbundene Zuschuss sind u.a. durch Erhöhung der durchschnittlichen
Aufwendungen pro Bedarfsgemeinschaft gegenüber 2012 von 278 € auf 290 € gestiegen, wobei die Anzahl
der Bedarfsgemeinschaften von 44.150 auf 43.392 gesunken ist.
Die Beteiligung des Bundes an den Kosten der Unterkunft gemäß § 46, Abs. 6 SGB II orientiert sich an den
tatsächlichen Aufwendungen und wird maßgeblich von der Entwicklung der Bedarfsgemeinschaften bundes
weit geprägt. Für die Planung 2013 wurde ein Bundesanteil in Höhe von 35,8 % zu Grunde gelegt (2005 bis
2006: 29,1 %, 2007: 31,2 %, 2008: 28,6 %, 2009: 25,4 %, 2010: 23,0 %, 2011 bis 2012: 35,8 %). Am
21.08.2013 wurde die Verordnung zur Festsetzung der der Revision unterliegenden Bundesbeteiligung an
den Kosten der Unterkunft und Heizung für das Jahr 2013 verkündet. Sie legt rückwirkend zum 01.01.2013
einen bundesdurchschnittlichen Wert in Höhe von 3,3 Prozentpunkten für die erhöhte Bundesbeteiligung an
den Kosten der Unterkunft und Heizung nach § 46 Abs. 6 Satz 1 SGB II fest. Daraus wurde für das Jahr 2013
sowie für das Jahr 2014 ein länderspezifischer Wert von 3,0 % für den Freistaat Sachsen abgeleitet. Ab dem
01.01.2013 ergibt sich damit für den Freistaat Sachsen ein Beteiligungssatz des Bundes an den Leistungen
für Unterkunft und Heizung nach § 22 Abs. 1 SGB II in Höhe von 33,4 % (Plan 35,8 % = 2,4 % weniger) und
bedeutet somit Mindererträge im Jahr 2013 von ca. 3,3 Mio. €.
21
Europäischer Fonds für regionale Entwicklung
132
Sozialreport Leipzig 2014
Abb. 12.9
Erträge und Aufwendungen für die Grundsicherung für Arbeitsuchenden nach dem
Sozialgesetzbuch II (ohne Verwaltungsaufwendungen Jobcenter)
100
124,5
110,4
108,0
103,7
117,3
180,7
114,1
20
66,6
56,3
36,1
40
40,9
60
66,3
80
69,6
Mio. €
120
164,3
144,6
140
160,6
160
180,1
180
183,7
200
0
2005
2010
2011
vorl. RE 2012
vorl. RE 2013
Plan 2014
Jahr
Erträge
Aufw endungen
Zuschuss
Quelle: Sozialamt
Sozialreport Leipzig 2014
Die Aufwendungen für die Grundsicherung für Arbeitssuchende nach SGB II beinhalten u.a. folgende Leis
tungen:
Sonstige Leistungen nach § 22 SGB II:
–
Wohnungsbeschaffungskosten
–
Umzugskosten
–
Mietkautionen
–
Mietschulden (Übernahme als Darlehen)
Einmalige Leistungen nach § 23 SGB II
–
Erstausstattung Wohnung einschl. Haushaltsgeräte
–
Erstausstattung Bekleidung einschl. Schwangerschaft und Geburt
Leistungen zur Eingliederung nach § 16 SGB II
–
Betreuung minderjähriger und behinderter Kinder oder die häusliche Pflege von Angehörigen
–
Schuldnerberatung
–
psychosoziale Betreuung
–
Suchtberatung
–
Übernahme von Energie- und Mietschulden zur Vermeidung von Obdachlosigkeit
Die direkte Verbindung zwischen den laufenden Kosten der Unterkunft und Aufwendungen gemäß § 22 und
teilweise § 23 ergibt sich aus der strikten Umsetzung der Angemessenheitskriterien für die Kosten der Unter
kunft. Je größer der Kostendruck im Bereich der laufenden Leistungen ist, umso höher sind die Kosten für
die Wohnungsbeschaffung, Kautionen und Erstausstattung. Anderseits führen Aufwendungen im Bereich der
sonstigen Leistungen (§ 22) tendenziell zu sinkenden laufenden Unterkunftskosten.
Sozialreport Leipzig 2014
133
Abb. 12.10
Entwicklung ausgewählter einmaliger Leistungen und Leistungen für Bildung und
Teilhabe nach SGB II
2,5
Bildung und Teilhabe
Leistungen
1,8
2,1
Erstausstattung Wohnung
2,5
2,1
2,5
1,4
1,0
Wohnbeschaffungskosten, Mietkautionen, Umzugskosten
2,8
2,7
1,6
1,4
1,2
1,1
1,1
1,3
Erstausstattung Bekleidung
0
0,5
1
1,5
2
2,5
3
Mio.€
2011
vorl. RE 2012
vorl. RE 2013
Plan 2014
Sozialreport Leipzig 2014
Quelle: Sozialamt
Bundestag und Bundesrat haben Ende Februar 2011 das Gesetz zur Ermittlung von Regelbedarfen und zur
Änderung des SGB II sowie SGB XII und in diesem Rahmen ein Bildungs- und Teilhabepaket für Kinder aus
Familien mit sozialstaatlichen Transferleistungen beschlossen. Das Bildungs- und Teilhabepaket wurde am
29.03.2011 veröffentlicht und ist rückwirkend zum 01.01.2011 in Kraft getreten. Die Leistungen wurden rück
wirkend zum 01.01.2011 gewährt.
Das Bildungs- und Teilhabepaket umfasst dabei einen Zuschuss für Schul- bzw. Mittagessen in Kindertages
stätten, Klassenfahrten (somit Verschiebung der Ausgaben für Klassenfahrten aus § 23 SGB II), eintägige
Schul- und Kindertagesstättenausflüge, Schulmaterial, Teilhabeleistungen zur Teilnahme am sozialen und
kulturellen Leben (u.a. Mitgliedsbeiträge, Teilnahme an organisierten Freizeiten) sowie bei Bedarf die Über
nahme von Lernförderung oder Schülerbeförderung zur weiterführenden Schule.
12.5
Zuwendungen an Vereine und Verbände
Abb. 12.11
bewilligte Zuwendungen an Vereine im Jahr 2013
Bereich
Gesundheit
400.429
Soziales
3.302.891
Jugend, Familie und Bildung
9.849.847
0
2.000.000
4.000.000
6.000.000
8.000.000
10.000.000
bewilligte Zuwendung in Euro
Quelle: Zuwendungsbericht der Stadt Leipzig f ür das Haushaltsjahr 2013
134
Sozialreport Leipzig 2014
Sozialreport Leipzig 2014
Im Jahr 2013 wurden für soziale Aufgaben gemäß den Förderrichtlinien
–
Fachförderrichtlinie der Stadt Leipzig über die Förderung von Trägern der freien Jugendhilfe,
–
Richtlinie der Stadt Leipzig zur Förderung freier Träger und Selbsthilfegruppen der Sozialhilfe sowie
–
Fachförderrichtlinie für das Gesundheitsamt der Stadt Leipzig über die Förderung von Vereinen,
Verbänden und Selbsthilfegruppen
Zuwendungen in Höhe von 13.553.167 Euro an Vereine und Verbände bewilligt. Die meisten Mittel wurden
für Aufgaben im Bereich Jugend, Familie und Bildung ausgereicht. Dafür wurden 9.849.847 Euro bewilligt.
Für Aufgaben im Bereich Soziales wurden 3.302.891 Euro und im Bereich Gesundheit 400.429 bewilligt.
Sozialreport Leipzig 2014
135
13.
Exkurs: Alleinerziehende
Zusammenfassung
Am Jahresende 2013 gab es in der Stadt Leipzig insgesamt 13.845 Alleinerziehende, davon 12.621 Frauen
und 1.224 Männer. Der Anteil der Alleinerziehenden an allen Haushalten in der Stadt Leipzig hat sich von
4,1 % im Jahr 2008 auf 4,5 % im Jahr 2013 erhöht.
Jedes vierte Kind unter 18 Jahren lebt in einem Alleinerziehenden-Haushalt.
Das durchschnittliche monatliche Nettoeinkommen von Alleinerziehenden lag im Jahr 2013 bei 1.426 € und
somit um 143 € höher als im Vorjahr.
Die Mehrzahl der Alleinerziehenden bestreitet ihren Lebensunterhalt hauptsächlich durch Erwerbseinkom
men, 2013 waren das 70 %. 26 % aller Alleinerziehenden leben hauptsächlich von Arbeitslosengeld II. Im
Jahr 2013 erhielten 7.375 Alleinerziehende Leistungen nach dem Sozialgesetzbuch II.
Alleinerziehende haben im Jahr 2013 durchschnittlich 38 % ihres Haushaltsnettoeinkommens für die Woh
nungsmiete (einschl. Betriebskosten) aufgewendet.
13.1
Begriff Alleinerziehende
Unter dem Begriff „Alleinerziehende“ werden üblicherweise Haushalte verstanden, in denen neben einer Per
son ab 18 Jahren mindestens ein Kind unter 18 Jahren lebt. Leider ist eine exakte Ermittlung der Zahl der Al
leinerziehenden nicht möglich. Die Zahl der Alleinerziehenden kann nur näherungsweise ermittelt werden. In
vielen deutschen Großstädten, so auch in der Stadt Leipzig, erfolgt diese auf Grundlage der im Einwohner
melderegister vorhandenen Angaben, insbesondere durch Auswertung der im Register vorhandenen Ver
knüpfung von Kindern unter 18 Jahren mit den jeweiligen gesetzlichen Vertretern. Neben den Einwohnerin
nen und Einwohnern mit Hauptwohnsitz werden dabei auch die in den Haushalten wohnenden Einwohner/-in
nen mit Nebenwohnsitz einbezogen. Bei diesem Haushaltegenerierungsverfahren werden Alten- und Pflege
heime, Kinderheime sowie Justizvollzugsanstalten nicht berücksichtigt. Die Ermittlung der Zahl der Alleiner
ziehenden durch ein Haushaltegenerierungsverfahren ist natürlich mit einer gewissen Unschärfe verbunden.
Dies wird auch deutlich, wenn man das Ergebnis der kommunalen Haushaltegenerierung mit Daten aus an
deren Quellen verglicht. Beim Zensus 2011 wurde eine wesentlich höhere Zahl von Alleinerziehenden be
rechnet; der beim Zensus 2011 ermittelte Wert wird seitdem auch als Grundlage für die Ermittlung von Haus
haltsangaben aus dem Mikrozensus verwendet. Angaben zu Alleinerziehenden, die im Rahmen der kommu
nalen Bürgerumfragen des Amtes für Statistik und Wahlen der Stadt Leipzig ermittelt wurden, sind bedingt
durch die relativ kleinen Fallzahlen ebenfalls mit Unschärfen behaftet. Vergleichsweise exakte Angaben zur
Zahl der Alleinerziehenden dürfte es im Gegensatz dazu bei den Angaben der Bundesagentur für Arbeit zu
den Leistungsempfängern nach Sozialgesetzbuch II geben, da hier alle Kunden Angaben zu ihrer Haus
haltsstruktur machen.
13.2
Gesamtzahl, Anteil an Bevölkerung und Haushaltsstruktur
Die Einwohnerzahl der Stadt Leipzig steigt seit 2001 an, in den letzten Jahren um ca. 2 % jährlich. Am Jah
resende 2013 gab es in Leipzig insgesamt 310.279 Privathaushalte, darunter 13.845 Haushalte von Alleiner
ziehenden.22 Die Zahl der Alleinerziehenden hat sich in den letzten Jahren deutlich erhöht. Seit 2008 ist ein
Anstieg um 18,1 % (+ 2.123) zu verzeichnen. Der Anteil der Alleinerziehenden an allen Haushalten in der
Stadt Leipzig stieg ebenfalls an, von 4,1 % im Jahr 2008 auf 4,5 % im Jahr 2013.
Alleinerziehende sind meistens Frauen, auch wenn der Anteil der Männer angestiegen ist. Ende 2013 gab es
unter den 13.845 Alleinerziehenden 12.621 Frauen (Anteil: 91,2 %) und 1.224 Männer (8,8 %). Im Jahr 2008
waren es 92,7 % Frauen und 7,3 % Männer.
In mehr als zwei Dritteln aller Haushalte (69,3 % im Jahr 2013) von Alleinerziehenden lebt ein Kind, in fast ei
nem Viertel (23,7 %) sind es zwei Kinder, in 5,2 % leben drei Kinder und bei 1,7 % sind es vier oder mehr
Kinder. Diese Strukturen haben sich den letzten Jahren nur geringfügig geändert. Bei den 13.845 Alleinerzie
henden lebten zum Jahresende 2013 insgesamt 19.400 Kinder unter 18 Jahren, das waren 25,4 % aller Kin
der unter 18 Jahren.
22
Das Statistische Landesamt hat im Rahmen des Mikrozensus eine Zahl von 21.300 Alleinerziehenden für die Stadt Leipzig
berechnet.
136
Sozialreport Leipzig 2014
Karte 13.1
Alleinerziehende und Anteil an allen Haushalten in Leipzig 2013
Anzahl und Anteil der Alleinerziehenden unterscheiden sich in den Leipziger Ortsteilen sehr deutlich, wie in
Karte 13.1 ersichtlich ist. Der Anteil der Alleinerziehenden an allen Haushalten erstreckt sich bei einem ge
Sozialreport Leipzig 2014
137
samtstädtischen Durchschnittswert von 4,5 % in den Leipziger Ortsteilen von 1,3 % im Ortsteil Zentrum, 1,8
% in Zentrum-Ost bis zu 6,8 % in Schönefeld-Abtnaundorf und 6,9 % in Grünau-Nord.
Tabelle 13.1
Anzahl Alleinerziehende in Leipzig 2008 bis 2013
Haushaltsart
2008
Haushalte insgesamt
2009
2010
2011
2012
2013
285.705
288.444
289.872
294.811
303.465
310.279
11.722
12.094
12.408
12.783
13.340
13.845
Frauen
10.861
11.179
11.429
11.746
12.190
12.621
Männer
861
915
979
1.037
1.150
1.224
mit 1 Kind
8.287
8.515
8.712
8.961
9.293
9.601
mit 2 Kindern
2.684
2.795
2.913
3.012
3.167
3.288
mit 3 Kindern
570
602
614
627
671
718
mit 4 und mehr Kindern
181
182
169
183
209
238
4,1
4,2
4,3
4,3
4,4
4,5
darunter:
Alleinerziehende
davon:
davon:
Anteil der Alleinerziehenden an allen
Haushalten in %
Quelle: Amt für Statistik und Wahlen
13.3
Sozialreport Leipzig 2014
Lebensunterhalt
Für die meisten Leipziger Haushalte stellt das Einkommen aus Erwerbstätigkeit die Haupteinkommensquelle
dar, dies trifft auch auf die Alleinerziehenden zu. Im Jahr 2013 stellten die Erwerbseinkommen für 58 % aller
Leipziger Haushalte die Haupteinkommensquelle dar, bei den Alleinerziehenden waren es 70 %. Beim Ver
gleich dieser Werte muss aber berücksichtigt werden, dass die Gruppe der Renten-/Pensionsbezieher bei
der Gesamtbevölkerung mehr als ein Viertel ausmacht, während derartige Haushalte bei Alleinerziehenden
kaum vorkommen. Deutlich verringert hat sich in den letzten Jahren der Anteil der Alleinerziehenden, die ih
ren Lebensunterhalt hauptsächlich durch Transferzahlungen (Arbeitslosengeld II) bestreiten und zwar von
33 % im Jahr 2011 auf 26 % im Jahr 2013.
Abb. 13.1
Hauptquelle des Lebensunterhaltes 2013
Haushaltsform
Alle Haushalte
Alleinerziehende
0%
10%
20%
30%
40%
50%
60%
70%
80%
90%
100%
Hauptquelle des Lebensunterhalts
Übrige
Einkommen
Renten/
Pensionen
Quelle: Amt f ür Statistik und Wahlen, Kommunale Bürgerumf rage
138
ALG II
ALG I
Erw erbseinkommen
Sozialreport Leipzig 2014
Sozialreport Leipzig 2014
Median des monatlichen
Haushaltsnettoeinkommens in €
Abb. 13.2
Median des monatlichen Haushaltsnettoeinkommen 2011 bis 2013
1800
1600
1400
1200
1.549
1.503
1.414
1.426
1.283
1.275
1000
800
600
400
200
0
2011
2012
2013
Jahr
Alle Haushalte
Alleinerziehende
Quelle: Amt f ür Statistik und Wahlen, Kommunale Bürgerumf rage
Sozialreport Leipzig 2014
Im Jahr 2013 erzielten die Leipziger Haushalte ein durchschnittliches monatliches Haushaltsnettoeinkommen
von 1.549 €. Das Haushaltsnettoeinkommen ist insgesamt geringfügig gegenüber dem Vorjahr um 46 € an
gestiegen. Haushalte von Alleinerziehenden lagen mit einem Nettoeinkommen von 1.426 € unter dem Ge
samtdurchschnitt, wobei im Vergleich zu den Vorjahren (2012: 1.283 €, 2011: 1.275 €) ein deutlicher Zu
wachs zu verzeichnen ist.
monatliches
Haushaltsnettoeinkommen
Abb. 13.3
Verteilung der monatlichen Haushaltsnettoeinkommen 2013
3.200 €
u. mehr
10
2.3003.200 €
9
12
13
50
1.1002.300 €
46
31
unter
1.100 €
29
0
10
20
30
40
50
60
Anteil in Prozent
Alle Haushalte
Quelle: Amt f ür Statistik und Wahlen, Kommunale Bürgerumf rage
Alleinerziehende
Sozialreport Leipzig 2014
Die Verteilung der Einkommen zeigt, dass Alleinerziehende bei den unteren Einkommensgruppen stärker
und den höheren Einkommensgruppen geringer vertreten sind.
Das monatliche Nettoäquivalenzeinkommen berücksichtigt im Vergleich mit dem Haushaltsnettoeinkommen
zusätzlich die Anzahl und das Alter aller Personen im Haushalt durch die Berücksichtigung sogenannter Be
darfsgewichte. Für die erste Person über 18 Jahre wird ein Bedarfsgewicht von 1,0 angesetzt, für jede weite
re Person über 14 Jahre 0,5 und für jede Person unter 14 Jahre 0,3. Das Nettoäquivalenzeinkommen in Leip
zig liegt für das Jahr 2013 bei 1.267 € im Monat und ist im Vergleich zu den Vorjahren leicht angestiegen
(2012: 1.219 €, 2011: 1.141 €). Für Deutschland lag das mittlere Nettoäquivalenzeinkommen im Jahr 2013
bei 1.487 €, für die alten Bundesländer (ohne Berlin) bei 1.583 €, für die neuen Bundesländer (einschl. Berlin)
Sozialreport Leipzig 2014
139
bei 1.310 € und für den Freistaat Sachsen bei 1.292 €. Auf Grundlage des Nettoäquivalenzeinkommens sind
auch Angaben zur Armutsgefährdung möglich, wobei dafür die sogenannte Armutsgefährdungsschwelle von
60 % des durchschnittlichen Nettoäquivalenzeinkommens als Maßstab gilt. In der Stadt Leipzig liegt dieser
Wert für das Jahr 2013 bei 760 € für einen Einpersonenhaushalt. Für Alleinerziehende mit einem Kind unter
14 Jahren ergibt sich ein Wert von 988 €, für Alleinerziehende mit zwei Kindern unter 14 Jahren liegt die Ar
mutsgefährdungsschwelle bei 1.216 €.
13.4
Empfänger/-innen von Leistungen nach dem Sozialgesetzbuch II
Im Gegensatz zur Gesamtzahl der Alleinerziehenden in der Stadt Leipzig, die nur durch Schätzverfahren er
mittelt werden kann, liegen für die Alleinerziehenden, die Leistungen nach Sozialgesetzbuch II beziehen, ex
akte Angaben vor, da die Alleinerziehenden als ein Typ von Bedarfsgemeinschaften in der Statistik der Bun
desagentur für Arbeit erfasst und ausgewiesen werden.
Alleinerziehende mit Leistungen nach Sozialgesetzbuch II von 2005 bis 2013
Anzahl der
Bedarfsgemeinschaften
60000
20
50000
18
40000
30000
16,7
15,7
15,8
15,9
15,9
15,6
17,1
17,4
16
15,9
14
20000
Anteil in %
Abb. 13.4
12
10000
0
10
2005
2006
2007
2008
2009
2010
2011
2012
2013
Jahr
Bedarfsgemeinschaften insgesamt
darunter Alleinerziehende
Anteil Alleinerziehende an allen Bedarfsgemeinschaften
Quelle: Statistik der Bundesagentur f ür Arbeit
Sozialreport Leipzig 2014
Zum 31.12.2013 bezogen in der Stadt Leipzig insgesamt 70.731 Personen in 42.487 Bedarfsgemeinschaften
Leistungen nach Sozialgesetzbuch II. Zu diesen Bedarfsgemeinschaften gehörten 7.375 Alleinerziehende,
das sind 17,4 % aller Bedarfsgemeinschaften. Somit ist der Anteil der Alleinerziehenden an den Bedarfsge
meinschaften fast viermal so hoch wie der Anteil der Alleinerziehenden an allen Haushalten der Stadt Leipzig
(4,5 %).
Seit Einführung der Leistungsgewährung nach SGB II im Jahr 2005 hat sich in der Stadt Leipzig tendenziell
nicht nur die Zahl aller Leistungsempfänger und aller Bedarfsgemeinschaften verringert,sondern auch die
Zahl der Alleinstehenden, die Leistungen nach SGB II beziehen. Allerdings fällt der Rückgang der Alleinste
henden-Bedarfsgemeinschaften nicht so deutlich aus wie der Rückgang der Anzahl aller Bedarfsgemein
schaften, so dass der Anteil der Alleinerziehenden an allen Bedarfsgemeinschaften seit 2005 tendenziell
steigt, von 15,7 % in Jahr 2005 auf 17,4 % im Jahr 2013.
Bezogen auf alle Alleinerziehenden in der Stadt Leipzig ist festzustellen, dass jeder zweite Haushalt (53,4 %)
von Alleinerziehenden Leistungen nach dem Sozialgesetzbuch II erhält. Aus Karte 13.2 wird ersichtlich, dass
hier zwischen den Leipziger Ortsteilen große Unterschiede bestehen, insbesondere im Osten und Westen
der Stadt Leipzig erhalten mehr als zwei Drittel aller Alleinerziehenden Leistungen nach dem Sozialgesetz
buch II.
140
Sozialreport Leipzig 2014
Karte 13.2
Anteil der Alleinerziehenden mit Leistungen nach Sozialgesetzbuch II an allen
Alleinerziehenden 2013
Sozialreport Leipzig 2014
141
Tabelle 13.2
Alleinerziehende mit Leistungen nach Sozialgesetzbuch II in Leipzig nach Zahl der
Kinder 2005 bis2013
Bedarfsgemeinschaftstyp
Alleinerziehende insgesamt
2005
2006
2007
2008
2009
2010
2011
2012
2013
7.900
7.670
7.666
7.474
7.433
7.375
7.416
7.280
7.375
34
43
31
21
22
17
12
23
16
7.866
7.627
7.635
7.453
7.411
7.358
7.404
7.257
7.359
mit 1 Kind
5.136
5.012
4.996
4.807
4.762
4.693
4.701
4.550
4.581
mit 2 Kindern
2.045
1.957
1.960
1.970
1.953
1.951
1.998
1.980
1.996
mit 3 Kindern
521
514
514
500
511
531
525
530
562
mit 4 Kindern
115
106
120
134
126
127
129
141
155
49
38
45
42
59
56
51
56
65
davon:
Alleinerziehende bis 18 Jahre
Alleinerziehende über 18 Jahre
davon:
mit 5 und mehr Kindern
Quelle: Statistik der Bundesagentur für Arbeit
Sozialreport Leipzig 2014
Mehr als die Hälfte aller über 18-jährigen Alleinerziehenden (62 %) mit Leistungen nach dem Sozialgesetz
buch II, lebt mit einem Kind zusammen. 27 % leben mit zwei Kindern zusammen und knapp 8 % mit drei Kin
dern.
13.5
Wohnsituation
Im Jahr 2013 haben 86 % aller Leipziger Haushalte in einer Mietwohnung (einschließlich Haus zur Miete) ge
wohnt. Im Vergleich zum Vorjahr gab es dabei kaum Veränderungen. Bei den Alleinerziehenden sieht der
Wohnstatus für das Jahr 2013 wie folgt aus:
Haus/Wohnung zur Miete:
86 %
Eigentumswohnung:
6%
eigenes Haus:
6%
woanders:
2%
Alleinerziehende haben im Jahr 2013 durchschnittlich 38 % ihres Haushaltsnettoeinkommens für Miete aus
gegeben (Durchschnittswert für alle Haushalte: 35 %). Alleinerziehende in Leipzig leben auf durchschnittlich
78 qm und zahlen dafür eine Gesamtmiete von 460 € (Median) bei einer Grundmiete von 332 €. Die Wohn
kosten liegen somit bei Alleinerziehenden höher als im Durchschnitt aller Mieter (Gesamtmiete: 425 €,
Grundmiete: 300 €).
Als Bestandteil der Leistungen nach dem Sozialgesetzbuch II erhielten im Dezember 2013 in der Stadt Leip
zig 4.532 Alleinerziehende mit einem Kind und 1.973 Alleinerziehende mit zwei Kindern Zahlungen für laufen
de Kosten für Unterkunft und Heizung. Die anerkannten Kosten für Unterkunft und Heizung betrugen dabei
bei den Alleinerziehenden mit einem Kind 382,07 € je Bedarfsgemeinschaft (Unterkunftskosten: 247,02 €,
laufende Betriebskosten: 67,47 €, Heizkosten: 67,59 €) , bei den Alleinerziehenden mit zwei Kindern wurden
insgesamt 467,29 € gezahlt (Unterkunftskosten: 300,25 €, laufende Betriebskosten: 82,13 €, Heizkosten:
84,90 €).
13.6
Mobilität
Aus den Ergebnissen der kommunalen Bürgerumfrage 2013 sind auch Angaben zur Ausstattung der Haus
halte mit Verkehrsmitteln möglich. Insgesamt verfügen 63 % aller Haushalte in Leipzig über einen Pri
vat-PKW, bei den Alleinerziehenden sind dies 57 %. Während in insgesamt 6 % der Leipziger Haushalte ein
Motorrad oder Moped vorhanden ist, verfügen nur 2 % der Alleinstehenden-Haushalte über ein Motorrad/Mo
ped. Haushalte von Alleinerziehenden verfügen häufiger über Fahrräder als der städtische Durchschnitt. Bei
den Alleinerziehenden gibt es in 80 % aller Haushalte mindestens ein Fahrrad, während es im Leipziger
Durchschnitt nur 71 % der Haushalte sind.
142
Sozialreport Leipzig 2014