Daten
Kommune
Leipzig
Dateiname
1017693.pdf
Größe
4,7 MB
Erstellt
19.12.14, 12:00
Aktualisiert
21.02.16, 18:09
Stichworte
Inhalt der Datei
Ratsversammlung
Informationsvorlage Nr. VI-DS-00854
Status: öffentlich
Beratungsfolge:
Gremium
Termin
Dienstberatung des Oberbürgermeisters
Zuständigkeit
Information zur Kenntnis
Fachausschuss Jugend, Soziales, Gesundheit und Schule
12.03.2015
Information zur Kenntnis
Jugendhilfeausschuss
23.03.2015
Information zur Kenntnis
Ratsversammlung
15.04.2015
Information zur Kenntnis
Eingereicht von
Dezernat Jugend, Soziales, Gesundheit und Schule
Betreff
Bildungsreport Leipzig 2014
Der Bildungsreport Leipzig 2014 wird zur Kenntnis genommen.
Sachverhalt:
siehe Anlage
Anlage:
Bildungsreport 2014 (über ALLRIS abrufbar)
Bildungsreport Leipzig 2014
Vorgelegt von:
Abteilung Bildung | Kommunales Bildungsmonitoring
Bearbeitung: Bischof, Mario & Louise Krüger
Dezernat Jugend, Soziales, Gesundheit und Schule
Amt für Jugend, Familie und Bildung
Impressum
Herausgeber
Stadt Leipzig, Der Oberbürgermeister
Amt für Jugend, Familie und Bildung
Abteilung Bildung
Autoren:
Mario Bischof, Louise Krüger
Kapitel 7 „Non-formales und informelles Lernen“ unter Mitarbeit von: Berit Lahm, Rudolph Pohl,
Stefan Rauhut, Elke Urban und Harriet Völker
Redaktion:
Mario Bischof, Louise Krüger
V.i.S.d.P.:
Nicolas Tsapos
Titelbild:
Satz und Produktion:
Druck:
Redaktionsschluss: 13.02.2014
1. Auflage 2015, 500 Exemplare
ISBN:
Postanschrift:
Stadt Leipzig
Amt für Jugend, Familie und Bildung
Abteilung Bildung
04092 Leipzig
51-7@leipzig.de
Vervielfältigungen - auch auszugsweise - sind nur mit Quellenvermerk gestattet.
Allgemeiner Teil
Stand: 13.02.15
Dezernat Jugend, Soziales, Gesundheit und Schule
Amt für Jugend, Familie und Bildung
I. Einleitung
Im Rahmen des Bundesprogramms „Lernen vor Ort“ (Stadt Leipzig 2012a: 17 ff.) hat die Stadt Leipzig
ein Bildungsmonitoringsystem aufgebaut, dessen zentraler Bestandteil die kontinuierliche Bildungsberichterstattung ist. Auf Grundlage von relevanten, validen und kontinuierlich verfügbaren Daten wird ein
detailliertes Bild der Leipziger Bildungslandschaft gezeichnet, welches hilft, das lokale Geschehen
transparent zu gestalten, konkrete Handlungsschwerpunkte aufzuzeigen und tragfähige Grundlagen
für die politische Diskussion im Bildungsbereich legen zu können. Die Bildungsberichtserstattung orientiert sich am Konzept des lebenslangen Lernens. Es werden alle bildungsbiografischen Etappen betrachtet, von der frühkindlichen Bildung, Betreuung und Erziehung über die formale Schulbildung, die
berufliche Ausbildung bzw. Hochschulbildung bis hin zur allgemeinen und beruflichen Weiterbildung.
Ergänzend finden sich Analysen zu lebensübergreifenden non-formalen und informellen Lernprozessen (vgl. Abb. I.1). Ein besonderer Fokus liegt auf den Übergängen zwischen den einzelnen Bildungsphasen.
Abb. I.1: Bildungsetappen im Lebensverlauf
Non-formales und
informelles Lernen
Weiterbildung
Hochschulbildung
Berufliche Ausbildung
Schulische Bildung
Frühkindliche Bildung
Bildungsphasen
Lebensverlauf
Quelle: eigener Entwurf
In diesem ersten, allgemeinem Kapitel werden zu Beginn die konzeptionellen Grundlagen des vorliegenden Bildungsreports dargestellt und Hinweise zu den verwendeten Daten sowie zur Lesart gegeben. Im darauffolgenden Abschnitt werden die wichtigsten Ergebnisse des empirischen Teils kurz zusammengefasst. Abschließend folgt eine Synthese der querschnittsbezogenen Themenbereiche. Hierzu werden Aussagen zu Geschlecht, Migrationshintergrund, sozialräumlicher Selektivität und Integration in der Bildungsbiografie analysiert und die wichtigsten Indikatoren und deren Befunde in der kommunalen Bildungslandschaft benannt.
II. Konzeptionelle Grundlagen und Lesehinweise
II. 1 Konzept des Bildungsreports
Der Bildungsreport hat als zentrales Element der Bildungsberichterstattung die Aufgabe, die wesentlichen Aspekte der kommunalen Bildungslandschaft und deren Erträge darzustellen. Auf Grundlage von
aussagekräftigen Struktur- und Entwicklungsdaten soll er Steuerungswissen generieren und erweitern
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und damit die Möglichkeit bieten, bildungspolitische Entscheidungen transparent und zielgerichtet zu
gestalten. Darüber hinaus hat er die Funktion, sozialräumliche, institutionelle wie auch gruppenspezifische Differenzen von Bildungsbeteiligung und Bildungserträgen darzustellen und die öffentliche Debatte über Bildungsinvestitionen und -ziele anzuregen.
Der empirische Teil des Bildungsreports ist systematisch nach den bildungsbiografischen Etappen gegliedert und erfasst in Gänze alle relevanten Bereiche des Bildungssystems. Jedes Kapitel enthält Informationen zu infrastrukturellen Gegebenheiten, den Voraussetzungen, Verlaufsmerkmalen und Erträgen der jeweiligen Bildungsphase. Ziel ist es nicht, erschöpfend Auskunft über alle Aspekte in den
jeweiligen Bildungsetappen oder Bildungsinstitutionen zu geben, sondern es wurde bei der Auswahl
der Indikatoren großer Wert auf Steuerungsrelevanz, Repräsentativität und kontinuierliche Verfügbarkeit der Daten gelegt. Ziel ist es, die Qualität des Bildungswesens bezogen auf die Faktoren Bildungsbeteiligung, Bildungsverlauf und Bildungserfolg objektiv zu analysieren. Besonderer Fokus liegt hierbei
auf der Chancengerechtigkeit beim Zugang, bei Übergängen und bei den Erträgen der einzelnen Bildungsetappen. Um diesen Aspekten gerecht zu werden, wird dort, wo es die Datenverfügbarkeit zulässt, nach Geschlecht, nach Migrationshintergrund, sozioökonomischer Stellung und sozialräumlicher
Zuordnung analysiert. Um Überschneidungen zu minimieren, wird an bestimmten Stellen auf andere
kommunale Monitoringprodukte der Stadt Leipzig verwiesen, die zu spezifischen Themen vertiefter
Auskunft geben. Die kontinuierlich verfügbaren Daten werden auch im vorliegenden Bericht wieder
durch punktuelle Informationen im Rahmen von Exkursen ergänzt. Hier werden exemplarisch Projekte,
Studien und einzelne Bildungsakteure vorgestellt.
II. 2 Zur Datenlage und -qualität
Die im Rahmen des Bildungsreports verwendeten Daten entstammen unterschiedlichen Quellen.
Wichtige Datensammlungen sind die Einwohner- und Bevölkerungsstatistik des Amtes für Statistik und
Wahlen, die Arbeitsmarktstatistik der Bundesagentur für Arbeit, die Kinder- und Jugendhilfestatistik sowie die Schul- und Hochschulstatistik, die durch das statistische Landesamt des Freistaats Sachsen
bereitgestellt werden. Vorteile der amtlichen Statistiken sind die Qualitätskontrolle, der sie unterzogen
werden, sowie die überregionale Vergleichbarkeit. Von Nachteil sind die zumeist fehlende, und in der
kommunalen Berichterstattung notwendige kleinräumige Darstellung (wie bspw. auf Ortsteilebene) wie
auch die teilweise zeitverzögerte Bereitstellung der Daten.
Ebenfalls integriert wurden diverse nicht-amtliche Statistiken, die zum Teil national und regional standardisiert, zum Teil dezentral und weniger standardisiert gesammelt werden. Beispiele für nationale
Trägerstatistiken sind die Deutsche Volkshochschulstatistik und die Deutsche Bibliotheksstatistik. Beide Statistiken verfügen sowohl über standortbezogene als auch regional sowie überregional bezogene
Datensammlungen. Regionale Statistiken sind zum Beispiel die Datensammlungen der Industrie- und
Handelskammer (IHK) zu Leipzig und der Handwerkskammer (HWK) zu Leipzig. Weitere wichtige Datenquellen sind die Sächsische Bildungsagentur, Regionalstelle Leipzig (Bildungsempfehlungen, Prüfungsnotenmittelwerte), das Gesundheitsamt Leipzig (Ergebnisse jugendärztlicher Untersuchungen),
das Amt für Statistik und Wahlen der Stadt Leipzig (kleinräumige Daten des Einwohnermelderegisters,
Daten der Kommunalen Bürgerumfrage) und diverse andere Fachämter der Stadt (Besucher- und Teilnehmerdaten, Finanzdaten, Sozialdaten). Die Verfügbarkeit und Nutzbarkeit der Daten ist hierbei abhängig von datenschutzrechtlichen Bestimmungen, der Datenqualität und der sachlichen Logik der Datenhaltung. So ist es bspw. nicht möglich, Aussagen zu den Bildungsempfehlungen oder Prüfungsnotenmittelwerten an Schulen in freier Trägerschaft zu treffen, da diese nicht unter der Aufsicht der sächsischen Bildungsagentur stehen und somit nicht berichtspflichtig sind. Finanzdaten stehen oftmals erst
mit größerer Zeitverzögerung fest, so dass in Zeitreihen die aktuelleren Zahlen in der Regel Planzahlen sind.
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Für die kommunale Bildungsberichterstattung wichtige Informationsquellen sind zudem Ergebnisse repräsentativer Umfragen. Von Vorteil ist hier, dass bestimmte Zustände nicht eindimensional, sondern
mehrdimensional betrachtet werden und zulassen, dass Merkmale fallbezogen aggregiert werden können. Auf diese Weise können relevante Informationen zu Lebenslagen der Leipziger Bevölkerung gewonnen werden. Kleinräumig ist dies durch die jährlich durchgeführte Kommunale Bürgerumfrage
möglich, überregional vergleichbare Umfragedaten liefert beispielsweise der Mikrozensus.
Darüber hinaus sind viele weitere Informationen und Datenbestände zu erwähnen, die zur detaillierten
Betrachtung einzelner Bildungsetappen herangezogen wurden. So wurden beispielsweise für die Bereiche Horte, Ganztagsangebote und Schulsozialarbeit die Planungs- und Abrechnungsdaten der zuständigen Sachgebiete einbezogen. Exkurse zu Themen wie „Umweltbildung und Bildung für nachhaltige Entwicklung“ oder „Medienpädagogik“ sind zumeist aus Sonderstudien, Hintergrundrecherchen
oder Gesprächen generiert. Diese sehr heterogenen Daten und Informationen zu akquirieren, zu analysieren, zu interpretieren und zu gewichten ist die zentrale Aufgabe des kommunalen Bildungsmonito rings.
II. 3 Lesehinweise
Der vorliegende Bildungsreport folgt dem Konzept des lebenslangen Lernens. Die Kapitel widmen sich
den einzelnen bildungsbiografischen Etappen und können daher in beliebiger Reihenfolge gelesen
werden. Die folgende Kurzfassung (vgl. Kapitel III.1) bietet eine lebenslaufbezogene Darstellung der
wichtigsten Befunde sowie eine Synthese und Benennung der wichtigsten Indikatoren. Die einzelnen
Kapitel des Reports sind vergleichbar aufgebaut und thematisieren in der Regel Angebotsstruktur, Bildungsbeteiligung und, sofern Daten vorhanden, auch Personal und Finanzen im jeweiligen Bildungsfeld. Abbildungen, Karten und Tabellen dienen der Veranschaulichung der Sachverhalte und werden
im Text jeweils kommentiert. In vereinzelten Diagrammen treten wegen der Rundung auf eine Nachkommastelle Gesamtsummen von einer Dezimalstelle über bzw. unter 100 % auf; mit Rücksicht auf
mathematische Korrektheit wurde auf die Bereinigung verzichtet.
Der Bildungsreport besitzt kein eigenes Glossar. Erklärungsbedürftige Begriffe werden im Text bzw. in
einer Fußnote erklärt. Für bildungsbezogene Begrifflichkeiten seien die Leser/-innen auf das „Glossar
zum Bildungswesen in der Bundesrepublik Deutschland“1 hingewiesen, welches die zentralen Begriffe
aus dem Bereich Bildung definiert. Ein Abkürzungsverzeichnis findet sich im Anhang. Zur erleichterten
Lesbarkeit der Karten findet sich auf der eingeklappten hinteren Umschlagseite des Bildungsreports
eine Ortsteilübersicht der Stadt Leipzig.
1
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http://www.bildungsserver.de/glossar.html
III. Die wichtigsten Ergebnisse kurz und knapp
Im folgenden Unterkapitel werden die zentralen Ergebnisse des vorliegenden Bildungsreports zusammengefasst. Auf detaillierte Beschreibungen wird zugunsten der Kürze verzichtet, diese sind in den
einzelnen Kapiteln zu finden. Die Kurzfassungen widmen sich den einzelnen bildungsbiografischen
Etappen und fassen die wichtigsten Befunde kapitelweise zusammen. Es folgt eine querschnittsbezogene Zusammenfassung, in der die Ergebnisse differenziert nach Geschlecht, Migrationshintergrund,
sozialräumlicher Gliederung und unter dem Gesichtspunkt Integration und Inklusion analysiert werden.
III.1 Kurzfassungen der Kapitel
Kapitel 1: Gesamtgesellschaftliche Rahmenbedingungen
Die Bevölkerungsentwicklung Leipzigs zeigt seit einigen Jahren eine hohe Dynamik und ist durch hohe
Wanderungsgewinne, vor allem durch Menschen jüngeren Alters, und steigende Geburtenzahlen gekennzeichnet. Dies wirkt sich positiv auf die Alterszusammensetzung der Leipziger Bevölkerung aus.
Mit wenigen Ausnahmen profitierten fast alle Ortsteile der Stadt von der positiven Entwicklung. In den
demografisch jungen, zentrumsnahen Ortsteilen wird auch in den kommenden Jahren der Ausbau der
Bildungsinfrastruktur im frühkindlichen und schulischen Bereich eine der großen Herausforderungen
darstellen. In einigen anderen Ortsteilen sind zunehmend starke Alterungsprozesse zu beobachten.
Der Abstand des Durchschnittsalters zwischen den Ortsteilen nahm in den letzten Jahren stetig zu. In
diesen alternden Gebieten ist vor allem eine Netzanpassung im formalen Bildungsbereich und die Bereithaltung einer passenden Sozialinfrastruktur für Ältere und Hochbetagte wichtig.
Menschen mit Migrationshintergrund konzentrieren sich in Leipzig in erster Linie auf die Ortsteile des
zentrumsnahen Ostens, des Südostens sowie des Zentrums. Hier liegen die Anteile mit mehr als 30 %
weit über dem städtischen Durchschnitt. Schon jetzt verfügt in einigen Ortsteilen des Leipziger Ostens
jedes zweite Kind über einen Migrationshintergrund. Durch die deutlich jüngere Alterszusammensetzung in der Gruppe der Migrant/-innen kann auch von weiterhin steigenden Anteilen ausgegangen werden.
Die Lage auf dem Leipziger Arbeitsmarkt entspannte sich in den vergangenen Jahren deutlich. Dies
drückte sich durch steigende Beschäftigungszahlen und eine stetig abnehmende Arbeitslosenquote
aus. Einen Großteil des Wachstums stellten allerdings Beschäftigte in Teilzeit. Ebenso konnten nicht
alle Bevölkerungsgruppen von der positiven Entwicklung profitieren. Ältere und Ausländer/-innen waren weiterhin stärker von Arbeitslosigkeit bedroht. Parallel zur Arbeitsmarktentwicklung sank auch die
SGB-II-Quote und befand sich 2013 auf einem Tiefststand. Bei den Kindern und Jugendlichen unter 15
Jahren sank die Quote nicht ganz so stark, 2013 war immer noch mehr als jede/-r Vierte auf Transfer leistungen angewiesen. In der räumlichen Ausdifferenzierung zeigten sich in einigen Gebieten deutlich
überdurchschnittliche Werte. Zwar ging die SGB-II-Quote im Zeitvergleich flächendeckend zurück, sie
wies aber immer noch eine Spannweite von 40 Prozentpunkten (insgesamt) und mehr als 60 Prozentpunkten bei Leipziger/-innen unter 15 Jahren auf.
Kapitel 2: Frühkindliche Bildung, Betreuung und Erziehung
Durch steigende Geburtenzahlen und die Einführung des Rechtsanspruchs auf einen Betreuungsplatz
ab dem ersten vollendeten Lebensjahr seit dem 1. August 2013 besteht weiterhin ein erhöhter Hand-
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lungsbedarf, nachfrageorientierte und wohnortnahe Kapazitäten zu schaffen. Ein Indikator hierfür ist
u. a. die fehlende Passung zwischen Angebot und rechnerischem Bedarf in den demografisch jungen
Teilen der Stadt. Im Sinne einer familienfreundlichen und nachhaltigen Stadtentwicklung sollte an dem
verabschiedeten Entwicklungskonzept des Kindertagesstättennetzes festgehalten werden, Kapazitäten
ausgebaut und die Kindertagespflege stärker vernetzt werden.
Die Bildungsbeteiligung von Kindern in der frühkindlichen Bildungsphase liegt leicht unter dem Durchschnitt anderer sächsischer Großstädte und des Freistaates. Die Mehrheit der in Leipzig betreuten Kinder nutzt die Betreuungsangebote ganztags. Kinder mit Migrationshintergrund sind nach wie vor deutlich unterrepräsentiert. Ein Drittel von ihnen wurde eingeschult, ohne zuvor eine Kindertageseinrichtung besucht zu haben. Die Bildungsbeteiligung von Kindern mit heilpädagogischem Förderbedarf wird
durch eine bedarfsorientierte integrative Struktur abgedeckt, allerdings existiert derzeit noch keine Einrichtung, in der Inklusion tatsächlich umfassend umgesetzt wird.
Die personellen Rahmenbedingungen in der Kindertagesbetreuung zeichnen sich einerseits durch ein
hohes Qualifikationsniveau aus, andererseits durch einen im überregionalen Vergleich ungünstigen
Personalschlüssel, der nur begrenzt Spielräume für individuelle Ansätze der Förderung, eine Intensivierung der Dokumentation von Entwicklungsverläufen, eine Ausweitung der Elternberatung oder einen
intensiven Austausch mit aufnehmenden Einrichtungen zulässt. Die Altersentwicklung des Personals in
Kindertageseinrichtungen weist darauf hin, dass verstärkte Aufmerksamkeit auf die Gewinnung und
Pflege von pädagogischem Nachwuchs zu richten ist. In der Kindertagespflege verfügte die Mehrzahl
der Betreuungspersonen über einen abgeschlossenen Qualifizierungskurs. Diese Gegebenheit, wie
auch der gestiegene Anteil von Tagespflegepersonen, die in eigens angemieteten Räumen ihre Tagespflegekinder betreuen, spricht für einen hohen Professionalisierungs- und Verstetigungsgrad der
öffentlich geförderten Kindertagespflege in Leipzig.
Schulpflichtig gewordene Kinder zeigten im Rahmen der Schuleingangsuntersuchung besonders häufig Sprachauffälligkeiten, feinmotorische Defizite sowie eine Herabsenkungen der Sehschärfe. Nur
knapp ein Fünftel der angehenden Schulanfänger/-innen blieb bei der Untersuchung 2013 ohne Befund. Im Ergebnis der Schulaufnahmeuntersuchung erhielt jedes siebte Kind eine Empfehlung zur
Überprüfung der Notwendigkeit von sonderpädagogischen Fördermaßnahmen. Insgesamt zeigte sich,
dass viele Entwicklungsverzögerungen nicht allein auf physische Beeinträchtigungen zurückzuführen
waren, sondern einen starken Bezug zum sozialen Umfeld und den Bedingungen des Aufwachsens
aufwiesen.
Kapitel 3: Schulische Bildung
Die schulische Infrastruktur steht nach wie vor unter einem erheblichem Anpassungsdruck. Dieser resultiert überwiegend aus stetig steigenden Schülerzahlen in allen Schularten, auf die durch Neubauten
und die Reaktivierung stillgelegter Schulgebäude reagiert werden muss. Die Bereitstellung einer quantitativ ausreichenden und qualitativ angemessenen Lernumgebung wird daher auch weiterhin eine
große Aufgabe sein, der sich die verschiedenen mit Schule, Stadtentwicklung, Liegenschaften und Finanzen befassten Ämter der Stadt gemeinsam stellen müssen. Die Schullandschaft veränderte sich in
den letzten Jahren auch in ihrer Zusammensetzung. Die Anzahl der Schüler/-innen an Schulen in freier
Trägerschaft nahm jährlich stark zu. Mittlerweile lernen mehr als 5.500 der Schüler/-innen an einer dieser Schulen, dies entsprach 13,3 %.
Die Schülerschaft wird in ihrer Zusammensetzung zunehmend vielfältiger und internationaler. Das
Wachstum der Gruppe der Lernenden mit Migrationshintergrund betrug in der letzten Zeit beständig
um die 10 % pro Jahr, 2013/14 machten sie 13,3 % der gesamten Schülerschaft aus. In den einzelnen
Bildungsgängen und -institutionen sind sie jedoch unterschiedlich repräsentiert. Der stark gestiegene
Anteil an Förderschulen sollte Grund zur weiteren Beobachtung sein. Schüler/-innen mit sonderpädagogischen Förderbedarf stellen seit Jahren circa zehn Prozent der gesamten Schülerschaft. Damit
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liegt Leipzig klar über dem Landesdurchschnitt. Während die Schülerzahl an Förderschulen seit einigen Jahren stabil blieb, wies die Anzahl der integrativ unterrichteten Schüler/-innen eine starke Dynamik auf; mittlerweile wird jede/-r Dritte mit sonderpädagogischem Förderbedarf integrativ unterrichtet.
Im Zuge der Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention kann auch weiterhin von einem steigenden Interesse an integrativer Beschulung ausgegangen werden, vor allem im Bereich der weiterführenden Schulen. Die Geschlechterspezifik von Bildungsbeteiligung und Bildungserfolg ist auch in Leipzig
weiterhin ein Thema. Jungen werden häufiger von der Einschulung zurückgestellt, besuchen häufiger
Förderschulen, erhalten seltener eine gymnasiale Bildungsempfehlung, absolvieren seltener das
Gymnasium und verlassen die Schule häufiger ohne Abschluss.
Große Handlungsbedarfe zeigen sich nach wie vor an dem hohen Anteil von Schulabgänger/-innen
ohne mindestens einen Hauptschulabschluss. 2013 verließen mehr als 400 Schüler/-innen die allgemeinbildenden Schulen ohne mindestens diesen; der entsprechende Anteil von 15,3 % markierte
einen neuen Höchststand. Diese Thematik fokussiert sich vor allem auf die Förderschulen und die Mittel-/Oberschulen. An vielen Förderschulen können die Jugendlichen keinen qualifizierten Schulabschluss ablegen, sodass in den vergangenen Jahren stets zwischen 75 % und 85 % der Förderschulabgänger/-innen ohne mindestens einen Hauptschulabschluss verblieben. Neben der gesondert gelagerten Problematik der Förderschulen konzentriert sich die Situation in Leipzig auf Abgänger/-innen
von Mittel-/Oberschulen in kommunaler Trägerschaft. Hier verließ jedes Jahr mehr als jede/-r Zehnte
die Schule ohne mindestens einen Hauptschulabschluss. Die entsprechende Quote lag konstant mindestens doppelt so hoch wie der Wert auf Landesebene. Diese Abgänger/-innen wiesen zudem eine
hohe räumliche Konzentration auf. Vor allem die Schulen in den Schwerpunktgebieten der integrierten
Stadtentwicklung (SEKo 2020; Stadt Leipzig 2009: 80 f.) zeigten deutlich überdurchschnittliche Werte
auf.
Hohe sozialräumliche Selektivität findet sich auch bei anderen Indikatoren wie bspw. bei den Bildungsempfehlungen der Klassenstufe 4, Nichteinschulungen an Grundschulen oder dem Anteil von Lernförderschüler/-innen an der altersgleichen Bevölkerung. Räume mit einer hohen Konzentration an Problemlagen in den Bildungsindikatoren sind zumeist deckungsgleich mit den Schwerpunktgebieten der
integrierten Stadtentwicklung. Dies weist auf die Notwendigkeit hin, in diesen Gebieten verstärkt Anstrengungen in Form integrierter Maßnahmen anzusetzen, um Chancengerechtigkeit in der Bildungslandschaft zu erhöhen. Eine besondere Bedeutung haben dabei unterstützende Maßnahmen im schulischen Ganztag, sei es durch die weitere Etablierung von Ganztagsangeboten, die Bereitstellung von
Hortplätzen oder den Ausbau von Schulsozialarbeit.
Kapitel 4: Berufliche Ausbildung
Die abnehmende Tendenz der Schüler- und Auszubildendenzahlen an den berufsbildenden Schulen
büßte in den letzten Jahren deutlich an Dynamik ein. Die aktuelle demografische Entwicklung legt den
Schluss nahe, dass sich die Zahlen in den nächsten Jahren wieder stabilisieren werden. Die Leipziger
Schulnetzplanung geht ab dem Schuljahr 2015/16 von einer leicht steigenden Nachfrage aus.
Die Berufsausbildung steht wegen der unmittelbaren Marktbezogenheit ihres Hauptstandbeins, der
dualen Ausbildung, im doppelten Spannungsfeld zwischen der Notwendigkeit von verlässlichen Ausbildungsplatzangeboten und der Abhängigkeit von konjunkturellen Entwicklungen. Besorgniserregend
zeigt sich in den letzten beiden Jahren die Entwicklung auf dem Ausbildungsstellenmarkt. Nach einer
kurzen Phase der Entspannung, die auf die Jahre mit starken Bewerberüberhängen folgte, zeichneten
sich zunehmende Dissonanzen zwischen der Bewerberlage, den Vorstellungen der Jugendlichen und
dem zu besetzenden Lehrstellenangebot ab. So konnten in Leipzig 2013/14 knapp 300 Lehrstellen
nicht besetzt werden, während gleichzeitig ebenso viele junge Menschen keine adäquate Ausbildung
finden konnten und als unversorgte Bewerber/-innen in der Statistik verblieben. Dies betraf nicht in erster Linie junge Menschen mit fehlenden Schulabschlüssen, sondern überwiegend solche mit Haupt0-7
und Realschulabschlüssen. Formal wenig qualifizierte junge Menschen fanden sich zumeist in den
Maßnahmen des Übergangssektors wieder, welcher in Leipzig aufgrund des hohen Anteils von Schulabgänger/-innen ohne mindestens einen Hauptschulabschluss eine besondere Relevanz besitzt. Aber
auch hier setzte ein Großteil der Teilnehmer/-innen seine negative Bildungsbiografie fort. Eine geschlechtsspezifische Betrachtung zeigte zudem eine ungünstigere Situation männlicher Jugendlicher
hinsichtlich ihrer hohen Beteiligung am Übergangssektor oder der generell geringeren Erfolgsquoten.
Weiterhin zeigte sich eine sehr geringe Beteiligung von Jugendlichen mit Migrationshintergrund im Bereich der beruflichen Bildung. Im Übergangssektor waren sie hingegen überdurchschnittlich häufig vertreten.
Bildungspolitische Prioritäten sollten neben der Fachkräftesicherung in der Erhöhung der Attraktivität
und der Durchlässigkeit beruflicher Bildungsangebote liegen. Konkrete Handlungsfelder bestehen in
der Sicherung bedarfsgerechter Ausbildungsstrukturen und der Austarierung zwischen den lokalen Bedarfslagen der Wirtschaft sowie der Nachfrage und den beruflichen Interessen der jungen Menschen.
Insbesondere auf kommunaler und regionaler Ebene spielt dies eine wichtige Rolle. Weitere zentrale
Herausforderungen sind die zu verbessernde Integration von Jugendlichen mit Startschwierigkeiten,
die Optimierung des Übergangssystems sowie die Qualitätsentwicklung und -sicherung in der beruflichen Ausbildung.
Kapitel 5: Hochschulen
In Leipzig existiert eine Vielzahl an Studien- und Forschungsmöglichkeiten. Aufgrund veränderter Anforderungen des Arbeitsmarktes und des erhöhten Bedarfs an spezialisierten Fachkräften werden ne ben der klassischen akademischen Ausbildung des Direktstudiums an den Leipziger Hochschulen
zahlreiche berufsbegleitende Studiengänge bzw. Aufbaustudiengänge vorgehalten. Zudem beeinflussen Hochschulen und Forschungseinrichtungen als Arbeitgeber durch Zuwanderungsgewinne von
Hochqualifizierten nachweislich die Bevölkerungsstruktur.
Die Studienanfänger- und Studierendenzahlen an den Leipziger Hochschulen verblieben trotz des demografischen Rückgangs von Personen im studierfähigen Alter im mitteldeutschen Einzugsgebiet auf
gleichbleibendem Niveau. Gründe liegen hierfür u. a. im Wandel der regionalen Herkunft der Studienanfänger/-innen und Studierenden. Der Anteil derer, die ihre Studienberechtigung in Sachsen (inkl.
Leipzig) oder in den neuen Bundesländern erwarben, nahm kontinuierlich ab, wohingegen die Anzahl
derjenigen zunahm, die ihre allgemeine Hochschulreife bzw. Fachhochschulreife in den alten Bundesländern und Berlin sowie im Ausland erlangten. Der Anteil der Studierenden mit ausländischer Staatsbürgerschaft stieg in den vergangenen Jahren enorm und verdeutlicht die internationale Wettbewerbsfähigkeit Leipzigs. Eine Analyse der Studierenden nach einzelnen Fächergruppen macht deutlich, dass
MINT-Fächergruppen an Attraktivität gewonnen haben. Beliebteste Fächergruppe blieb jedoch, mitunter auch durch die bestehende Angebotsstruktur an den Leipziger Hochschulen, die der Sprach- und
Kulturwissenschaften. Die geschlechtsspezifische Betrachtung der Studienwahl lässt erkennen, dass
weibliche Studierende weiterhin überdurchschnittlich oft einen Studienplatz in den Geistes-, Sozial- und
Kulturwissenschaften wählen, während Männer sich mehr naturwissenschaftlichen Fächern zuwenden.
Die gestiegenen Absolventenzahlen an den Leipziger Hochschulen zeichnen die bundesweite Entwicklung nach. Zum einen nehmen die Bachelor- und Masterabschlüsse einen großen Anteil ein, zum anderen setzt sich das starke Wachstum der Absolvent/-innen als Folge der Expansion der Studiennachfrage fort. In der Fächerstruktur zeigte sich im Bundes- und Landesvergleich eine starke Position der
Leipziger Hochschulen in den Sprach- und Kulturwissenschaften. Die sächsische Absolventenstudie
kam zu dem Ergebnis, dass sich der Übergang in das Erwerbsleben je nach Fächergruppe und Studienabschluss unterschiedlich gestalten und der regionale Verbleib von verschiedensten Faktoren abhängen kann. Studiengänge mit geringer Berufsorientierung bieten prinzipiell schlechtere Anschluss-
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möglichkeiten. Umso wichtiger sind Einrichtungen, die Studierende beim Übergang in das Erwerbsleben unterstützen.
Kapitel 6: Weiterbildung
Schulische, berufliche und allgemeine Weiterbildung nimmt nicht zuletzt angesichts der steigenden Bedeutung des lebenslangen Lernens innerhalb des Bildungssystems eine wichtige Stellung ein. Neben
öffentlichen Weiterbildungsangeboten in Schulen oder der Volkshochschule (VHS) und den Angeboten
der Kammern hat eine Vielzahl von Fördermöglichkeiten einen großen Weiterbildungsmarkt entstehen
lassen. Dieser konnte bislang empirisch nicht hinreichend ausgeleuchtet werden. Insgesamt ist die Datenlage im Bereich der Weiterbildung begrenzt, vor allem über den großen Bereich der betrieblichen
Weiterbildung sind keine Aussagen möglich.
Die Nutzungszahlen schulischer Weiterbildung im Rahmen des zweiten Bildungsweges zeigten sich in
den letzten Schuljahren konstant hoch. Auch die Anzahl der Abschlüsse bewegte sich auf einem stabil
hohem Niveau. Die Tendenz zu höheren Abschlüssen hielt weiterhin an. In der Schülerschaft waren
insbesondere jene vertreten , die im allgemeinbildenden Schulsystem häufiger scheitern: Zumeist Jungen und Schüler/-innen mit Migrationshintergrund. Sie nutzen die Möglichkeiten des zweiten Bildungsweges verstärkt, um Schulabschlüsse nachzuholen.
Stellvertretend für die allgemeine Weiterbildung wird die VHS betrachtet. Diese wies in der Zeitreihe
steigende Angebots- und Belegungszahlen auf. Daten der Kommunalen Bürgerumfrage zeigten, dass
derzeit ein kleinerer Anteil von 5 % der Leipziger/-innen die Angebote der VHS nutzt, weitere 20 % haben dies in Zukunft vor. Die Verschiebung der inhaltlichen Schwerpunkte vom Bereich Sprache hin zu
Kursen aus dem Programmbereich Gesundheit setzte sich fort. Die Teilnehmenden der VHS waren
mehrheitlich Frauen, nach Programmbereichen war ihr Anteil unterschiedlich stark ausgeprägt. Die Altersgruppe mit dem größten Anteil an Teilnehmer/-innen war im Jahr 2013 die der 35- bis unter 50Jährigen mit 31,8 %.
Fachschulen als Einrichtungen der beruflichen Weiterbildung verzeichneten in den letzten Jahren im
Gegensatz zu den restlichen berufsbildenden Schulen kontinuierlich wachsende Schülerzahlen. Ebenso stieg die Anzahl der Abschlüsse stark an. Die größte Gruppe der Fachschüler/-innen wurde zur/-m
staatlich anerkannte/-n Erzieher/-in ausgebildet. Der sächsische Fachkräftemonitor geht von einer
ständig wachsenden Weiterbildungsnachfrage der Unternehmen aus. Die Weiterbildungsaktivitäten
der Handwerkskammer zu Leipzig sowie der Industrie- und Handelskammer zu Leipzig zeigten in den
letzten fünf Jahren stabil hohe Zahlen mit einer leicht steigenden Tendenz. Insbesondere die Zahl der
Ausbildereignungsprüfungen stieg bei beiden Kammern stark.
Die Evaluation der Leipziger Bildungsberatung bekräftigt die Notwendigkeit einer Orientierung im Bereich der Weiterbildung. In jährlich ca. 500 Beratungsgesprächen wird vorrangig zu den Bereichen Berufswegeplanung sowie Aus- und Weiterbildung beraten. Obwohl die Leipziger Bildungsberatung für
alle erwachsenen Bürger/-innen konzipiert ist, wird sie vorrangig von jungen Menschen, Frauen, Personen deutscher Herkunft, Menschen mit hohen Bildungsabschlüssen und von Erwerbstätigen in Anspruch genommen. Die anhaltend hohen Beratungszahlen bestätigen die erforderliche Erhöhung der
Transparenz auf diesem Gebiet. Als trägerneutrale Beratungsstelle vermittelt die Leipziger Bildungsberatung auch zukünftig nach individuellen und persönlichen Zielstellungen.
Kapitel 7: Non-formales und informelles Lernen
Non-formales und informelles Lernen, d. h. der Erwerb von Kompetenzen und Fertigkeiten in nicht-formalisierten Bildungsprozessen, gewann in den vergangenen Jahren mehr und mehr an Bedeutung. In
Leipzig wurden kommunalpolitische Maßnahmen ergriffen, die der Förderung und Qualifizierung von
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Orten non-formaler Bildung dienen. So ist es mithilfe des Entwicklungskonzepts Kultur und der darin
verankerten Leitlinien gelungen, die kulturelle Infrastruktur für Kinder und Jugendliche auszubauen,
weiterzuentwickeln und weiterführende Prozesse anzuschieben. Mit der Kulturentwicklungsplanung
konnten auch für den Bereich Soziokultur Richtlinien geschaffen werden, die die Rahmenbedingungen
für selbstorganisierte, kulturelle und gemeinwesenorientierte Angebote schaffen und es ermöglichen,
Netzwerke innerhalb der und zwischen den Quartieren zu bilden. Im Bereich der Umweltbildung und
Bildung für nachhaltige Entwicklung bietet Leipzig mittlerweile eine vielfältige Angebotsstruktur in Vereinen und Institutionen, die Kernaspekte der Bildung für nachhaltige Entwicklung selbst praktizieren
und weitergeben. Einen Überblick über das reiche Angebotsspektrum gibt neben dem Katalog „Leipziger Umweltbildungsangebote“ seit 2014 eine Internetplattform des Vereins Zukunftsakademie Leipzig
e. V. Auch Angebote der Familienbildung, die vornehmlich der Stärkung, Schulung und Förderung von
Beziehungs- und Erziehungskompetenzen dienen, gewinnen zunehmend an Bedeutung. Allerdings
stehen dem großem Kreis potenzieller Nutzer/-innen derzeit noch recht selektive Angebote gegenüber.
Eine erste Analyse der Teilnehmer/-innen zeigte tendenziell eine starke Verbindung zwischen Angebots- und Wohnort.
Orte non-formalen und informellen Lernens verzeichneten in den letzten Jahren eine überwiegend po sitive Entwicklung. Die Leipziger Städtischen Bibliotheken sorgten durch die Sanierung des Haupthauses im Jahr 2009 und den nachhaltigen Ausbau des Bestandes, insbesondere im Bereich der Onlineangebote, für messbare Erfolge. Besucherzahlen wie auch die Anzahl an Entleihungen zeigten deutliche Anstiege. Positive Zahlen schrieben in der Sparte Bildende Kunst das GRASSI Museum sowie die
Galerie für zeitgenössische Kunst. Beide Einrichtungen konnten durch ihre Veranstaltungen und Angebote für Kinder und Jugendliche notwendige Zugänge zur bildenden Kunst schaffen. Das Theater der
Jungen Welt als eine Institution der darstellenden Kunst registrierte ebenfalls einen Anstieg der Besucherzahlen. An der Musikschule Leipzig „Johann Sebastian Bach“ stiegen die Schülerzahlen und
Schülerbelegungen weiterhin kontinuierlich an; die Anzahl der Anwärter/-innen auf der Warteliste bezeugen die hohe Nachfrage der Musikschulangebote. Auch in der Oper Leipzig erhöhte sich die Besucherzahl. Lediglich das Gewandhaus zu Leipzig verzeichnete leicht rückläufige Zahlen. Im Bereich des
Sports stieg sowohl die Anzahl der Vereine als auch die der Mitgliedschaften. Laut Ergebnissen der
Kommunalen Bürgerumfrage 2013 war etwas mehr als die Hälfte der befragten Leipziger/-innen regel mäßig sportlich aktiv.
III.2 Übergreifende Ergebnisse – eine Querschnittsauswertung
Sozialräumliche Disparitäten
In vielen Etappen der Bildungsbiografie kann eine hohe sozialräumliche Selektivität von Bildungsleistungen sichtbar gemacht werden. Diese lässt sich oftmals mit dem sozialen Umfeld und den Bedingungen des Aufwachsens von Kindern und Jugendlichen in einen Zusammenhang setzen. Nicht alle verfügbaren Bildungsindikatoren lassen sich nach administrativen Grenzen trennen und darstellen, doch
dort, wo diese Möglichkeit besteht, ergibt sich ein eindeutiges Bild.
Als zentraler sozioökonomischer Indikator zeigt sich dabei die SGB-II-Quote, die sich vor allem in Hinblick auf Kinder und Jugendliche unter 15 Jahren als sehr aussagekräftig darstellt. Sie bezeichnet den
Anteil der Bevölkerung, der Leistungen nach dem zweiten Sozialgesetzbuch bezieht, z. B. Arbeitslosengeld II oder Sozialgeld.
In Leipzig sank der Anteil der unter 15-Jährigen, die auf Leistungen gemäß SGB II angewiesen waren,
in den letzten Jahren kontinuierlich. Dennoch war 2013 noch mehr als jede/-r vierte Leipziger/-in unter
15 Jahren auf diese Transferleistungen angewiesen. Stadtweit betraf das insgesamt 17.441 Kinder
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und Jugendliche. Die räumliche Verteilung zeigte eine enorme Spannweite von kaum vorhandenen Anteilen von unter 5 % in den Ortsteilen Zentrum, Baalsdorf und Zentrum-Nordwest bis hin zu einem maximalen Wert von 68,5 % in Volkmarsdorf. Die Spannweite zwischen den Ortsteilen war mit mehr als
60 Prozentpunkte enorm hoch. Nach einer Unterteilung der Ortsteile in solche mit einer sehr hohen
Transferquote2 der unter 15-Jährigen (40 % und höher) und solche mit einer stark unterdurchschnittlichen Transferquote3 (kleiner als 7 %) können verschiedene raumbezogene Indikatoren in Bezug gesetzt werden. Im Vergleich zum Bildungsreport 2012 sank zum einen der Anteil der unter 15-Jährigen,
die auf Leistungen gemäß SGB II angewiesen waren von 28,1 % auf 26,0 % ab, zum anderen wirkte
sich dieser Rückgang flächendeckend über das gesamte Stadtgebiet aus.
Die Grenze der oberen Gruppe lag 2012 noch bei 43,0 %, die der unteren bei 8,8 %. Die Zusammensetzung der Ortsteile innerhalb der beiden Gruppen veränderte sich hingegen nur geringfügig. Eine
Ausnahme ergab sich darin, dass 2013 die Ortsteile des innenstadtnahen Westens nicht mehr in der
Gruppe der Ortsteile mit den höchsten Transferquoten vertreten waren. 2011 wiesen noch Lindenau,
Altlindenau und Kleinzschocher hohe Quoten auf 4. An ihre Stelle traten Schönau, Schönefeld-Ost und
Möckern.
Karte III.1: Unterteilung der Stadt in Ortsteile mit hoher Transferquote bei Einwohner/-innen unter 15
Jahre (> 40 %) und niedriger Transferquote (< 7 %)
Datenquellen: Bundesagentur für Arbeit; Amt für Statistik und Wahlen
Kartengrundlage: Amt für Statistik und Wahlen
Nach einer Analyse verschiedener Bildungsindikatoren mit Raumbezug zeigt sich sehr deutlich, dass
die Ortsteile mit sehr hohen Transferquoten durchweg deutlich schlechtere Werte als der städtische
Durchschnitt aufweisen. Im Vergleich zu den Ortsteilen mit niedrigen Transferquoten zeigten die ausgewählten Indikatoren zum größten Teil eine mindestens doppelt so starke Ausprägung.
2
3
4
Ortsteile mit sehr hoher Transferquote: Mittelwert Leipzig plus eine Standardabweichung
Ortsteile mit sehr geringer Transferquote: Mittelwert Leipzig minus eine Standardabweichung
In diesen Ortsteilen sank die SGB-II-Quote der unter 15-Jährigen im Vergleich zu 2012 überdurchschnittlich stark ab, um
jeweils ca. 10 Prozentpunkte.
0-11
Die Differenz war bei den Schüler/-innen an Lernförderschulen am stärksten ausgeprägt und lag mehr
als zehn mal so hoch. In den Ortsteilen mit hohen SGB-II-Quoten wurden Kinder doppelt so häufig
nicht regulär eingeschult, etwas stärker war die Relation bei Abgänger/-innen von Ober-/Mittelschulen
ohne mindestens einen Hauptschulabschluss. In der Gruppe der Ortsteile mit hohen SGB-II-Quoten
verließen 2,4 Mal so viele junge Menschen die Schulen ohne einen qualifizierten Schulabschluss als in
den Ortsteilen mit geringen Quoten. Die Anteile von Grundschüler/-innen mit Migrationshintergrund
und integriert unterrichteten Kindern an Grundschulen lag ebenfalls mehr als doppelt so hoch. Bei den
Bildungsempfehlungen für Gymnasien drehte sich das Bild. Hier lag die Quote der Grundschulen in
Ortsteilen mit hohen Anteilen von SGB-II-Empfänger/-innen halb so hoch wie in den Ortsteilen mit geringen Anteilen (vgl. Abb. III.2).
Abb. III.2: Sozialräumliche Disparitäten anhand ausgewählter raumbezogener Bildungsindikatoren
64,0
Mittel-/Oberschule ohne Abschluss***
153,6
121,9
Gymnasiale Bildungsempfehlungen**
Lernförderschüler/-innen*
68,2
19,4
209,7
64,9
Grundschule: Integrationen
141,4
62,4
Grundschule: Migrationshintergrund
161,7
99,3
Einschulungen nach Rückstellung
141,0
76,0
Nichteinschulung an Grundschulen
SGB-II-Quote unter 15-Jährige
157,6
19,6
194,6
0
70
140
210
Stadt = 100
OT mit hoher SGB-II-Quote
OT mit geringer SGB-II-Quote
* Anteil von im Ortsteil wohnhaften Lernförderschüler/-innen, bezogen auf die Vergleichsaltersgruppe der 6- bis unter 15-Jährigen.
** Mittelwert 2012 bis 2014
*** Mittelwert 2011 bis 2013
Datenquellen: Amtliche Schulstatistik, Statistisches Landesamt Sachsen; Sächsische Bildungsagentur, Regionalstelle Leipzig; Amt für Jugend, Familie und Bildung; Amt für Statistik und Wahlen; Statistik der Bundesagentur für Arbeit
0-12
Geschlechterdisparitäten
Betrachtet man Bildungsverläufe differenziert nach Geschlechtern, so fallen Disparitäten ins Auge, die
sich in einem unterdurchschnittlichen Bildungserfolg von Jungen ausdrücken. Jungen waren ungleich
stärker von der Selektion in der Schuleingangsphase betroffen. Sie wurden doppelt so häufig wie Mädchen von der Einschulung zurückgestellt oder an einer Förderschule eingeschult. Im Förderzentrum für
Erziehungshilfe bestand die Schülerschaft fast ausschließlich aus Jungen. Ebenso erhielten Jungen
deutlich seltener eine gymnasiale Bildungsempfehlung und überwogen bei den abwärtsgerichteten
Schulartwechseln. Besonders ausgeprägt war der Wechsel zwischen Grund- und Förderschulen sowie
Mittel-/Oberschulen und Förderschulen. Jungen waren auch überdurchschnittlich häufig von Klassenwiederholungen betroffen. Ein Bildungsgefälle zwischen den Geschlechtern zeigte sich auch bei der
Betrachtung der Schulabschlüsse, welches besonders ausgeprägt bei den Schulabgänger/-innen ohne
mindestens Hauptschulabschluss ausfiel. Schüler verließen die Schule deutlich häufiger ohne diesen
als Schülerinnen, Mädchen erlangten dafür häufiger höherwertige Abschlüsse. Ihr Anteil an der allgemeinen Hochschulreife lag um knapp fünf, an den Realschulabschlüssen sogar um fast neun Prozentpunkte höher. Ein Teil der betroffenen Jungen holt Bildungsabschlüsse in einer späteren Etappe ihrer
Bildungsbiografie nach, das wird an ihrer vergleichsweise starken Präsenz in Schulen des zweiten Bildungswegs ersichtlich (vgl. Abb. III.3).
Ein ähnliches Bild zeigt sich bei der beruflichen Bildung. Die Erfolgsquote fiel bei Abgängerinnen in allen Bereichen der beruflichen Ausbildung positiver aus und lag zwischen eineinhalb und fünf Prozentpunkten höher. Der geringste Unterschied trat beim Verlassen der Berufsfachschulen auf, der stärkste
im Übergangssektor, wo Jungen deutlich überrepräsentiert waren. Starke geschlechtsspezifische Präferenzen zeigten sich auch bei der Berufswahl. Ausbildungsgänge aus naturwissenschaftlichen, handwerklich-technischen Bereichen wurden häufiger von Jungen gewählt, wohingegen Mädchen sich eher
für Gesundheits- oder Dienstleistungsberufe entschieden. Auch im Hochschulbereich wurden Geschlechterpräferenzen bei der Studienfachwahl deutlich. Besonders in den Fächergruppen Veterinärmedizin, Humanmedizin sowie Sprach- und Kulturwissenschaften dominierten Studentinnen. Unterrepräsentiert waren sie hingegen in den Fächergruppen Mathematik, Naturwissenschaften und Ingenieurwissenschaften sowie in der Fächergruppe Sport. Ebenfalls unterschieden sich die Art der Abschlüsse unter den Geschlechtern: Absolventen erzielten seltener einen universitären Abschluss, glichen dies jedoch durch einen überproportional hohen Anteil an Fachhochschulabschlüssen aus. In der
beruflichen Weiterbildung an Fachschulen stellten Schülerinnen die Mehrheit. Klare Geschlechterpräferenzen zeigten sich auch hier: Im Bildungsgang Erzieher/-innen waren mehr als drei Viertel der
Schülerschaft weiblich, bei den Techniker/-innen lag der Frauenanteil bei lediglich zwei Prozent.
Die geschlechtsspezifische Analyse zeigt, dass weiterhin ein Augenmerk auf die Chancengerechtigkeit
von Jungen und Mädchen hinsichtlich ihrer Bildungsbiografie zu legen ist. Dies beinhaltet geschlechtersensible Vermittlungsformen sowie Orientierungs- und Beratungsangebote. Angesichts der Bildungsleistungen von Jungen sollten jedoch nicht die Augen davor verschlossen werden, dass Mädchen nach wie vor multiplen gesellschaftlichen Benachteiligungen unterliegen. Geschlechtersensible
Unterstützungsmaßnahmen sollten demnach für beide Geschlechter vorgehalten werden.
0-13
Abb. III.3: Jungenanteil in verschiedenen Bildungsetappen
Rückstellung bei Einschulung
62,4
gymnasiale Bildungsempfehlung
48,4
Förderschule
62,3
Mittel-/Oberschule
52,5
Gymnasium
47,7
ohne (mind.) Hauptschulabschluss*
57,2
allgemeine Hochschulreife*
44,3
Beteiligung im Übergangssektor
60,3
Abendoberschule
62,3
Einwohner/-innen unter 18 Jahre
51,0
0
20
40
60
80
Jungenanteil in %
* an allgemeinbildenden Schulen
Datenquellen: Amtliche Schulstatistik, Statistisches Landesamt Sachsen; Sächsische Bildungsagentur, Regionalstelle Leipzig; Amt für Jugend, Familie und Bildung; Amt für Statistik und Wahlen; Statistik der Bundesagentur für Arbeit
Lernende mit Migrationshintergrund
Auch in Leipzig wächst der Anteil der Menschen mit Migrationshintergrund, in den einzelnen Bildungsgängen und -institutionen sind sie jedoch unterschiedlich stark vertreten.
Kinder mit Migrationshintergrund besuchen deutlich seltener Kindertageseinrichtungen oder die öffentlich geförderte Tagespflege als Kinder ohne Migrationshintergrund. Bei den unter 3-Jährigen wurde nur
jedes fünfte Kind mit Migrationshintergrund institutionell betreut. Auch im Alter von drei bis unter sechs
Jahren besuchten Kinder mit Migrationshintergrund seltener ein Betreuungsangebot; ein Drittel der
Kinder mit Migrationshintergrund wurde eingeschult, ohne zuvor mit Förderungsmöglichkeiten im Rahmen der Kindertagesbetreuung in Berührung gekommen zu sein. Angesichts der großen Bedeutung
frühkindlicher Bildung, Betreuung und Erziehung muss dies als verpasste Chance bezeichnet werden.
Die im Rahmen der Schuleingangsuntersuchung eingesetzten Screenings verfügen (noch) nicht über
interkulturelle Module (bspw. Untersuchung der Sprachentwicklung in der Herkunftssprache), weswegen sich keine Aussagen zu migrationsspezifischen Sprachförderbedarf und eventuelle Verzögerungen in der sprachlichen Entwicklung machen lassen.
Der Anteil an Schüler/-innen mit Migrationshintergrund wuchs in den vergangenen Jahren kontinuierlich an; 13,3 % der Schülerschaft an allgemeinbildenden Schulen verfügte im Schuljahr 2013/14 über
einen Migrationshintergrund. Auch in Zukunft ist durch die deutlich jüngere Bevölkerungszusammensetzung der Einwohnerschaft mit Migrationshintergrund von steigenden Schülerzahlen und Anteilen an
Leipziger Schulen auszugehen. Kinder mit Migrationshintergrund wurden seltener auf Förderschulen
überwiesen als Kinder ohne Migrationshintergrund. Aufgrund fehlender statistischer Erfassung bzw.
0-14
Dokumentation lässt sich die Beteiligung von Schüler/-innen mit Migrationshintergrund an bildungsbiografischen Einschnitten wie Schulwechsel, Klassenwiederholungen oder auch an den schulartspezifischen Bildungsempfehlungen nicht ermitteln. An Gymnasien waren Schüler/-innen mit Migrationshintergrund unterrepräsentiert, wohingegen sie überdurchschnittlich häufig eine Mittel-/Oberschule besuchten. Schüler/-innen mit Migrationshintergrund verließen häufiger eine allgemeinbildende Schule
ohne mindestens einen Hauptschulabschluss; nur jede/-r vierte/-r Abgänger/-in mit Migrationshintergrund erzielte die allgemeine Hochschulreife. Relativ häufig holten Schüler/-innen mit Migrationshintergrund Schulabschlüsse auf dem zweiten Bildungsweg nach. Im beruflichen Bildungssystem sind Jugendliche mit Migrationshintergrund insgesamt stark unterrepräsentiert, eine Ausnahme ist das Berufsvorbereitungsjahr (vgl. Abb. III.4). Dies kann verschiedene Gründe haben, u. a. sind Ungenauigkeiten
bei der statistischen Erfassung denkbar. Aber auch Diskriminierung und Entmutigung bei der Suche
nach einem Ausbildungsplatz sollten als mögliche Ursachen ins Auge gefasst und näher untersucht
werden.
Trotz dieser Befunde ist auf eine erhebliche Differenzierung der Lernenden mit Migrationshintergrund
hinzuweisen, allen voran nach Geschlecht und sozialer Herkunft, wobei sich hier die gleichen Zusam menhänge ergeben wie bei Lernenden ohne Migrationshintergrund. Bei einer Differenzierung der Bildungswege nach dem Herkunftskontext zeigten sich starke Gruppenunterschiede, die sich aus der in neren Heterogenität der Zugewanderten und ihrer Ausstattung mit sozialem und kulturellem Kapital ableiten lassen. Das heißt, dass Migrant/-innen nicht per se auf Unterstützungsmaßnahmen angewiesen
sind, jedoch manche von ihnen bzw. einzelne Gruppen (z. B. Quereinsteiger/-innen oder Jugendliche
mit geringen Bildungsvoraussetzungen) einer intensiven Förderung, Beratung und Ermutigung bedürfen, und zwar bruchlos über alle Bildungsetappen hinweg.
0-15
Abb. III.4: Migrantenanteil in verschiedenen Bildungseinrichtungen bzw. an verschiedenen Bildungsabschlüssen
Krippe
6,9
Kindergarten
13,0
Grundschule
14,9
Förderschule
10,3
Mittel-/Oberschule
14,5
Gymnasium
11,1
ohne (mind.) Hauptschulabschluss*
14,8
allgemeine Hochschulreife*
9,7
Berufsschule
2,6
Berufsvorbereitungsjahr
21,6
Zweiter Bildungsweg
10,7
Einwohner/-innen 3 bis unter 6 Jahre
17,7
Einwohner/-innen 6 bis unter 10 Jahre
18,0
Einwohner/-innen 11 bis unter 18 Jahre
16,6
0
5
10
15
20
25
Anteil Migrationshintergrund in %
* an allgemeinbildenden Schulen
Datenquellen: Einwohnermelderegister, Ordnungsamt; Amt für Statistik und Wahlen, amtliche Schulstatistik, Statistisches
Landesamt Sachsen
Gemäß der sächsischen Konzeption zur Integration von Migrant/-innen bestehen für Schüler/-innen mit
Migrationshintergrund durch das Unterrichtsfach „Deutsch als Zweitsprache“, Betreuungslehrer/-innen
und herkunftssprachliche Unterrichtsangebote integrationsfördernde Maßnahmen (SMK 2009) und bieten damit vergleichsweise günstige strukturelle Rahmenbedingungen. Um Bildungserfolge erzielen zu
können, sind eine hohe Qualität des Unterrichts „Deutsch als Zweitsprache“ und die systematische
schullaufbahnbegleitende sprachliche Förderung entscheidende Faktoren. Darüber hinaus hat die Einbeziehung der Eltern, die oftmals nicht mit dem deutschen Bildungssystem vertraut sind, eine besondere Bedeutung. Um eine ausreichende Verständigung zwischen Eltern und Lehrkräften gewährleisten
zu können, ist im Bedarfsfall der Einsatz von qualifizierten Sprach- und Integrationsmittler/-innen empfehlenswert. Weitere wichtige Impulse zur Integration von Lernenden mit Migrationshintergrund geben
die Leitlinien zur Integration von Migrant/-innen in Leipzig (Stadt Leipzig 2012b).
Integration und Inklusion
In Bezug auf die Bildungsbeteiligung von Menschen mit Behinderung müssen zunächst die Begriffe Integration und Inklusion unterschieden werden. Während unter Integration die Eingliederung von bisher
0-16
ausgesonderten Personen zu verstehen ist, so bedeutet Inklusion die Anerkennung von Verschiedenheit. Das heißt, dass der Individualität und den Bedürfnissen aller Menschen Rechnung getragen wird
und jede Person mitgestalten und mitbestimmen darf (Krög 2005). In Leipzig überwiegen Konzepte der
Integration, Inklusion findet im oben beschriebenen Sinne kaum statt.
Die Teilhabe von Lernenden mit Behinderungen lässt sich aufgrund der Datenlage nur im schulischen
und frühkindlichen Bildungsbereich genauer betrachten. Es fehlen Daten zur integrativen Beteiligung
an beruflichen und allgemeinbildenden Weiterbildungen, an der Hochschulbildung und an der non-formalen Bildung.
Abb. III.5: Integrationsquote nach ausgewählten bildungsbiografischen Bereichen
1,0
Anteil integrierter Schüler/-innen Gymnasium
2011/12
Anteil integrierter Schüler/-innen Mittel-/Oberschule
4,9
Anteil integrierter Schüler/-innen Grundschule
4,0
2013/14
32,7
Integration Schule**
0,6
Anteil integrierter Kinder Hort
2,7
Anteil integrierter Kinder Krippe/Kindergarten
72,1
Integration Krippe/Kindergarten*
0
20
40
60
80
Anteil in %
* Anteil an allen Kindern mit heilpädagogischem Förderbedarf
** Anteil an allen Schüler/-innen mit sonderpädagogischem Förderbedarf
Datenquellen: Amt für Jugend, Familie und Bildung; Sozialamt; Amtliche Schulstatistik, Statistisches Landesamt Sachsen
Bei Analyse der verfügbaren Daten lassen sich je nach bildungsbiografischer Etappe große Differenzen feststellen: Wurden in der frühkindlichen Bildung drei Viertel der Kinder mit heilpädagogischem
Förderbedarf integrativ betreut, lernte knapp ein Drittel der Schüler/-innen mit diagnostiziertem sonderpädagogischen Förderbedarf in integrativer Form (vgl. Abb. III.5). Die meisten Integrationsplätze wurden dabei an Grundschulen realisiert, die wenigsten Integrationsschüler/-innen waren an Gymnasien.
Im Vergleich zum vorherigen Berichtzeitraum stieg die Zahl der Integrationsplätze. Alle Regelschularten wiesen eine ähnlich starke Dynamik in der Ausweitung auf. Besondere Bedeutung hat dabei der integrative Unterricht im Förderschwerpunkt emotionale/soziale Entwicklung; hier wurden mehr als 80 %
integrativ beschult. Die geringsten Fallzahlen integrativer Beschulung wiesen die Förderschwerpunkte
Lernen und Geistige Entwicklung auf.
2,7 % aller betreuten Krippen- bzw. Kindergartenkinder waren Integrationskinder, im Hortbereich waren es nur 0,6 %. Bei beiden Institutionen sanken die Werte im Vergleich zum letzten Bildungsreport,
wohingegen an den allgemeinbildenden Regelschulen der Anteil an Integrationskindern stieg. Besonders stark stieg der Anteil an Grundschulen und Mittel-/Oberschulen.
0-17
In den vergangenen Jahren wurden große Anstrengungen zur Erweiterung der integrativen Bildungsmöglichkeiten unternommen. Bereits gut entwickelte Kapazitäten sind im frühkindlichen Bereich vorzufinden, auch im schulischen Bereich haben die Möglichkeiten einer integrativen Unterrichtung deutlich
zugenommen. Zur Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention sollte nun eine Weiterentwicklung
der Integration zur Inklusion folgen.
Demografische Entwicklung und Infrastruktur
Die Entwicklung der Bevölkerungszahl, Veränderungen in ihrer Zusammensetzung und die Bevölkerungsstruktur in den verschiedenen Sozialräumen sind wichtige Faktoren für das Verhältnis von Bildungsangebot und Bildungsnachfrage. Dies ist für die Planung der Bildungsinfrastruktur, gerade im
frühkindlichen und schulischen Bereich, besonders relevant. Aufgrund der dynamischen demografischen Entwicklung der letzten Jahre ist in Leipzig kurz- und mittelfristig die Sicherung und Anpassung
der Bildungsinfrastruktur eine besondere Herausforderung. Stadträumlich zeigen sich dabei sehr unterschiedliche Handlungsbedarfe.
In den vergangenen Jahren nahm die Anzahl an Kindern und Jugendlichen erheblich zu. Auch mittelfristig wird die Zahl weiter anwachsen. Prognostiziert wird, dass die Anzahl an Kindern unter 15 Jahren
um circa 25 % steigen wird, der Maximalwert wird für 2027 erwartet. Die Zahl der Vorschulkinder (un ter sechs Jahre) wird bereits 2021 ihren Höchstwert erreichen. Für einzelne Schularten (exklusive Förderschulen) werden für die nächsten zehn Jahre Wachstumsraten zwischen 30 % und 40 % angenommen. Dadurch steht die Bildungsinfrastruktur unter erheblichen Anpassungsdruck. Um benötigte Platzkapazitäten bereitstellen zu können, müssen Schulen und Kindertagesstätten neugebaut bzw. geschlossene Standorte reaktiviert werden.
Einhergehend mit dem gesamten Bevölkerungszuwachs wird auch die absolute Zahl der erwerbsfähigen Bevölkerung (15 bis 64 Jahre) steigen. Ihr Anteil an der Gesamtbevölkerung wird durch den star ken Zuwachs an Kindern und Jugendlichen jedoch leicht zurückgehen. Es ist davon auszugehen, dass
es in den kommenden Jahren große Ruhestand-Wellen geben wird, die zu Personalengpässen in bestimmten Berufsgruppen führen können. Bedingt durch die vergleichsweise niedrig besetzten Jahrgänge der Nachkriegszeit wird die Zahl der Rentner/-innen und Pensionär/-innen nur geringfügig steigen,
wohingegen die Zahl der Hochbetagten (ab 85 Jahre) sich durch die geburtenstarken Vorkriegsjahre
bis 2032 stark erhöhen (+ 166 %) wird – worauf mit einem Ausbau der sozialen Infrastruktur reagiert
werden muss (vgl. Abb. III.6).
0-18
Abb. III.6: Relative Veränderung von Altersgruppen, Prognose 2018 und 2032
166,0
90 und älter
31,2
80 bis unter 90
-6,4
70 bis unter 80
24,4
60 bis unter 70
13,1
50 bis unter 60
18,5
40 bis unter 50
7,6
30 bis unter 40
20 bis unter 30 -11,1
67,1
15 bis unter 20
38,6
6 bis unter 15
13,9
3 bis unter 6
4,9
0 bis unter 3
-25
0
25
50
75
100
125
150
175
in %
Veränderung 2018 zu 2012
Veränderung 2032 zu 2012
Datenquelle: Amt für Statistik und Wahlen
Literatur
Krög, Walter (2005): Herausforderung, Unterstützung, Perspektiven auf dem Weg zur Inklusion.
EQUAL – Entwicklungspartnerschaft MIM. Verfügbar unter: http://bidok.uibk.ac.at/library/mim-broschuere.html #idp610000 (letzter Zugriff: 17.11.2014).
Sächsisches Staatsministerium für Kultus (Hrsg.) (2009): Lehrplan für Vorbereitungsgruppen, Vorbereitungsklassen, Vorbereitungsklassen mit berufspraktischen Aspekten. Deutsch als Zweitsprache.
Verfügbar unter: http://www.schule.sachsen.de/lpdb/web/downloads/deutsch_als_zweitsprache_
2009.pdf (letzter Zugriff: 14.11.2014).
Sächsisches Staatsministerium für Kultus (Hrsg.) (2012): Förderrichtlinie des Sächsischen Staatsministeriums für Kultus zur weiteren Verbesserung der schulischen Infrastruktur in Freistaat Sachsen
(Förderrichtlinie SchulInfra – föriSIF vom 10. Mai 2012). Ministerialblatt des Sächsischen Staatsministeriums für Kultus, Nr. 7. 7.Juni 2012, Dresden, 351-355.
Stadt Leipzig, Der Oberbürgermeister, Dezernat Stadtentwicklung und Bau (Hrsg.) (2009): Integriertes
Stadtentwicklungskonzept. Leipzig 2020. Leipzig.
Stadt Leipzig, Der Oberbürgermeister, Amt für Jugend, Familie und Bildung, Stabsstelle „Lernen vor
Ort“ (Hrsg.) (2012a): Bildungsreport 2012. Verfügbar unter: http://www.leipzig.de/jugend-familie-und-soziales/schulen-und-bildung/bildungsmanagement/lernen-vor-ort/bildungsmonitoring/ (letzter Zugriff: 17.11.2014).
0-19
Stadt Leipzig, Der Oberbürgermeister, Referat für Migration und Integration (Hrsg.) (2012b): Leitlinien
zur Integration von Migrant/-innen in Leipzig. Verfügbar unter: http://www.leipzig.de/jugend-familie-und-soziales/auslaender-und-migranten/?eID=dam_frontend_push&docID=1103. (letzter Zugriff:
12.11.2014).
0-20
Kapitel 1:
Gesellschaftliche Rahmenbedingungen
Stand: 13.02.15
Dezernat Jugend, Soziales, Gesundheit und Schule
Amt für Jugend, Familie und Bildung
Inhaltsverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
2
Kartenverzeichnis
2
1.1
Einleitung
3
1.2
Bevölkerungsentwicklung
3
Bevölkerungsstruktur und -zusammensetzung
5
Bevölkerung mit Migrationshintergrund
8
Bevölkerungsprognose
1.3
1.4
1.5
10
Arbeitsmarkt
11
Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte
11
Arbeitslosigkeit
12
Soziale Lage der Bevölkerung
13
Familien- und Lebensformen
13
Bildungsstand
13
Einkommen
15
Bezieher/-innen von Leistungen gemäß Sozialgesetzbuch II
15
Fazit
18
Literatur
18
Abbildungsverzeichnis
Abb. 1.1: Bevölkerungsentwicklung in Leipzig 2003 bis 2013
4
Abb. 1.2: Bevölkerung nach Altersjahren und Geschlecht 2013
6
Abb. 1.3: Personen mit Migrationshintergrund an der Leipziger Bevölkerung 2003 bis 2013
8
Abb. 1.4: Entwicklung der Arbeitslosenzahl gesamt und für verschiedene Gruppen 2003 bis 2013
13
Abb. 1.5: Schulabschlüsse der Leipziger Bevölkerung 2008 bis 2013 nach Geschlecht
14
Abb. 1.6: Zahl der Empfänger/-innen von Leistungen von Arbeitslosengeld II und Sozialgeld; insgesamt
und unter 15-Jährige von 2008 bis 2013
16
Kartenverzeichnis
Karte 1.1: Einwohnerentwicklung nach Ortsteilen 2008 bis 2013............................................................5
Karte 1.2: Durchschnittsalter der Bevölkerung nach Ortsteilen 2013 und Veränderung zu 2003............7
Karte 1.3: Einwohner/-innen mit Migrationshintergrund nach Ortsteil 2013...........................................10
Karte 1.4: SGB-II-Quoten und Anteile von unter 15-Jährigen Leistungsbezieher/-innen nach Ortsteilen
2013...................................................................................................................................................... 17
1-2
1.1 Einleitung
Gesellschaftliche und ökonomische Rahmenbedingungen einer Stadt haben maßgeblichen Einfluss
auf die Bildungschancen und Bildungsverläufe ihrer Einwohner/-innen. Die Entwicklung der Bevölkerungszahl, Veränderungen in ihrer Zusammensetzung und die Bevölkerungsstruktur in der Stadt und
ihren Sozialräumen sind wichtige Faktoren für das Verhältnis von Bildungsangebot und Bildungsnachfrage. Demografische Kennzahlen bilden die Basis für die Beurteilung der (zukünftigen) Entwicklung
der Nachfrage. Dies ist besonders relevant für die Planung der Bildungsinfrastruktur, gerade im früh kindlichen und schulischen Bereich. Aufgrund der dynamischen demografischen Entwicklung der letzten Jahre ist in Leipzig kurz- und mittelfristig die Sicherung und Anpassung der Bildungsinfrastruktur
eine besondere Herausforderung. Stadträumlich zeigen sich dabei sehr unterschiedliche Handlungsbedarfe. Langfristig werden zunehmend die Folgen des demografischen Wandels mit einer alternden Bevölkerung, einem geringer werdenden Arbeitskräftepotenzial und einer starken Zunahme von Hochaltrigen relevant für die soziale Infrastruktur.
Eine wichtige Voraussetzung für Bildungschancen und -verläufe ist zum einen die soziale und ökono mische Situation der Stadtgesellschaft und zum anderen ihre sozialräumliche Ausdifferenzierung innerhalb der Stadt. Nicht zuletzt weisen (internationale) Studien immer wieder auf den starken Zusammenhang zwischen Bildungserfolg und sozialer Herkunft in Deutschland hin (z. b. Ergebnisse der PISAund IGLU-Studien; vgl. Solga & Dombrowski 2009). Weiterhin sind die Entwicklung der Wirtschaft und
die Situation auf dem Arbeitsmarkt relevant für die Bedarfe und die Ausgestaltung der beruflichen Ausund Weiterbildung.
Detailliertere Informationen und weiterführende Analysen zu den angesprochenen Themenfeldern können den verschiedenen Berichtssystemen der Stadt Leipzig entnommen werden. Herausgehoben seien an dieser Stelle die Publikationen des Amtes für Statistik und Wahlen mit den Statistischen Jahrbüchern und den Quartalsberichten, die Berichte zum kleinräumigen Monitoring der Abteilung Stadtentwicklungsplanung und der Sozialreport des Dezernats Jugend, Soziales, Gesundheit und Schule.
Einer Analyse der Bevölkerungsstruktur und -entwicklung sowie ihrer Verteilung im Stadtgebiet folgt
ein kurzer Abriss über Szenarien der zukünftigen Bevölkerungsentwicklung und die potenziellen Auswirkungen auf die Alterszusammensetzung. An eine Betrachtung des Leipziger Arbeitsmarktes schließen sich die Darstellung des Bildungsstands der Bevölkerung und kleinräumige Analysen zur Sozialstruktur an.
1.2 Bevölkerungsentwicklung
Zum Ende des Jahres 2013 lebten in Leipzig 539.345 Einwohner/-innen 1. Während der Freistaat Sachsen seit Jahren rückläufige Bevölkerungszahlen verzeichnete, befand sich die Zahl der Leipziger/-innen seit längerer Zeit in einem stetigen Aufwärtstrend. In den letzten zehn Jahren wuchs die Bevölke rung um 11,5 %. Eine besonders starke Dynamik trat in den letzten drei Jahren auf. Seit 2011 wurde
ein jährlicher Zuwachs von ca. 10.000 Einwohner/-innen registriert. Das entsprach einer Wachstums rate von rund zwei Prozent pro Jahr (vgl. Abb. 1.1).
Die positive Einwohnerentwicklung der letzten Jahre kann in erster Linie auf hohe und beständige
Wanderungsgewinne zurückgeführt werden. Vor allem in der Altersgruppe der 18- bis unter 35-Jährigen zeigten sich konstant hohe Wanderungsgewinne. Hierbei handelte es sich nicht ausschließlich um
eine reine Ausbildungswanderung der 18- bis unter 25-Jährigen (Stadt Leipzig 2014a: 11). Starke Gewinne in der Altersgruppe der 25- bis 35-Jährigen deuten darauf hin, dass viele junge Menschen den
Umzug nach Leipzig aus beruflichen oder familiären Gründen realisierten. Leipzig erzielte in den letz1
Einwohner/-innen mit Hauptwohnsitz. Daten des Einwohnermelderegisters (Ordnungsamt; bereitgestellt durch das Amt für
Statistik und Wahlen).
1-3
ten Jahren die höchsten Wanderungsgewinne aus den neuen Bundesländern aber auch die Wanderungsbilanz mit den alten Bundesländern wies seit 2010 stets positive Werte auf. Die Wanderungsbeziehungen mit dem Ausland waren in den letzten Jahren von Registerbereinigungen beeinflusst aber
auch hier überstieg seit 2011 die Zahl der Zuzüge die der Fortzüge. Positive Wanderungssalden erga ben sich vor allem mit ost- und südosteuropäischen Ländern (Polen, Bulgarien und Rumänien) sowie
Südwesteuropa (Portugal und Spanien) (ebd.: 11 ff.).
Abb. 1.1: Bevölkerungsentwicklung in Leipzig 2003 bis 2013
550.000
539.345
Einw ohner/-innen
525.000
517.831
505.549
497.753
500.000
489.080
483.800
475.000
450.000
2003
2004
2005
2006
2007
2008
2009
2010
2011
2012
2013
Jahr
Quelle: Einwohnerregister, Ordnungsamt; Amt für Statistik und Wahlen
Neben hohen Wanderungsgewinnen steigerte sich die Geburtenzahl in den letzten Jahren deutlich.
2013 wurden in Leipzig 5.834 Geburten registriert, damit lag die Zahl um knapp 50 % höher als noch
zehn Jahre zuvor. Auch im Vorjahresvergleich verzeichnete das Jahr 2013 eine starke Dynamik. Die
Zahl der Geburten lag um 268 (4,8 %) höher als 2012. Im Gegenzug wies die Anzahl der Sterbefälle
ein weniger starkes Wachstum auf. Die Zunahme lag seit 2003 bei 8,6 %, sodass sich der natürliche
Saldo2 einem ausgeglichenen Niveau annäherte und 2013 lediglich ein Minus von 182 aufwies.
Mit wenigen Ausnahmen profitierten die Ortsteile der Stadt fast flächendeckend von der positiven Einwohnerentwicklung der letzten fünf Jahre. In den innenstadtnahen Ortsteilen nahm die Zahl der Einwohner um mindestens 7,5 % zu. Eine Ausnahme bildete der Ortsteil Zentrum. Die stärkste Einwohnerzunahme konnten in zusammenhängenden Gebieten im zentrumsnahen Leipziger Osten und
Westen lokalisiert werden. In Lindenau (+ 25,9 %) und Zentrum-Ost (+ 20,3 %) war das Wachstum am
stärksten. Die massiven Einwohnerrückgänge in den durch Großwohnsiedlungen geprägten Ortsteilen
nahmen in den vergangenen Jahren deutlich an Dynamik ab. Die Grünauer Ortsteile wiesen im Ver gleich zu 2008 eine stabile Entwicklung auf. Eine Ausnahme war hier Schönau, dort war im Fünfjahresvergleich eine Abnahme um 13,6 % zu verzeichnen3. Weiterhin wiesen noch einige Gebiete im äuße2
3
1-4
Der natürliche Saldo ergibt sich aus der Differenz von Lebendgeburten und Sterbefällen.
Der große Einwohnerrückgang in Schönau kann zum Teil auf eine Freilenkung zur Vorbereitung von Wohnungsabrissen im
Jahr 2013 zurückgeführt werden (Stadt Leipzig 2014a: 8).
ren Osten des Stadtgebiets höhere Einwohnerrückgänge auf. Der starke Einwohnerrückgang in Heiterblick von 9,9 % konnte fast ausschließlich auf eine administrative Gebietsumgliederung zurückgeführt
werden4. Mit schwächerer Ausprägung verloren die Ortsteile Paunsdorf (- 3,8 %) und Mölkau (- 3,4 %)
Einwohner/-innen (vgl. Karte 1.1).
Karte 1.1: Einwohnerentwicklung nach Ortsteilen 2008 bis 2013
Quelle: Einwohnerregister, Ordnungsamt; Amt für Statistik und Wahlen
Kartengrundlage: Amt für Statistik und Wahlen
Bevölkerungsstruktur und -zusammensetzung
In Leipzig nimmt die Altersgruppe der 25 bis 35-Jährigen die höchste Anzahl sowie große Anteile an
der Gesamtbevölkerung ein. Weiterhin zeigte sich die jährlich zunehmende Zahl an Geburten deutlich
am unteren Ende der Bevölkerungspyramide. Die besondere demografische Entwicklung der Nachwendezeit wurde durch die tendenziell geringer besetzten Bevölkerungsgruppen zwischen 15 und 20
Jahren ersichtlich. Diese schwach besetzten Alterskohorten füllten sich allerdings zunehmend durch
junge, zuwandernde Einwohner/-innen auf. Auch 2013 gab es mehr Leipzigerinnen als Leipziger. Sie
waren mit 51,4 % leicht in der Überzahl. Während Männer bei den unter 18-Jährigen und zwischen
den 30- bis 55-Jährigen stärker vertreten waren, stellten Frauen die Mehrheit bei den 18- bis unter 30Jährigen und besonders in den höheren Altersgruppen ab 55 Jahren (vgl. Abb. 1.2).
4
2013 Gebietsumgliederung mit Wechsel von 340 Einwohnern von Heiterblick nach Engelsdorf.
1-5
Abb. 1.2: Bevölkerung nach Altersjahren und Geschlecht 2013
Datenquelle: Einwohnermelderegister, Ordnungsamt; Amt für Statistik und Wahlen
1-6
Die Wanderungsgewinne in den jungen Altersgruppen und die demografische Entwicklung der letzten
Jahre wirkten sich positiv auf das Durchschnittsalter der Leipziger Einwohner/-innen aus. Von 2008 bis
2011 stagnierte es auf einem Wert von etwa 44 Jahren und wies seither eine leichte Abwärtsbewegung auf. 2013 wurde in Leipzig mit 43,6 Jahren das jüngste Durchschnittsalter der letzten zehn Jahre
erreicht. Über das Stadtgebiet zeichnete sich eine sehr hohe Spannweite des Durchschnittsalters und
eine hochgradig unterschiedliche Entwicklung ab. Die Bevölkerung der innenstadtnahen Ortsteile und
der Süden der Stadt zeigten 2013 flächendeckend jüngere Durchschnittsalter als 2003. Der Ortsteil mit
dem jüngsten Durchschnittsalter war Lindenau mit 35,1 Jahren, das höchste wies Grünau-Ost auf. Mit
den dortigen 55,2 Jahren lag zwischen den Extremwerten eine Differenz von 20 Jahren. Randstädtische Ortsteile und vor allem jene, die baulich durch Großwohnsiedlungen geprägt sind, wiesen hohe
Zunahmen des Durchschnittsalters auf. Das betraf vor allem Ortsteile im Leipziger Nordosten (Heiter blick + 10,1 Jahre und Thekla + 4,1) und die Ortsteile Grünaus (Schönau + 6,1, Grünau-Ost + 5,8 und
Miltitz + 5,5 – siehe Karte 1.2). Durch die vorerst anhaltende Zunahme der Gruppe der Kinder- und Jugendlichen sowie der Hochaltrigen wird eine lokal angepasste Bildungs- und Sozialinfrastruktur eine
der Herausforderungen der Zukunft sein.
1-7
Karte 1.2: Durchschnittsalter der Bevölkerung nach Ortsteilen 2013 und Veränderung zu 2003
Datenquelle: Einwohnermelderegister, Ordnungsamt; Amt für Statistik und Wahlen
Kartengrundlage: Amt für Statistik und Wahlen
1-8
Bevölkerung mit Migrationshintergrund
Im Jahr 2013 lebten 53.776 Menschen mit Migrationshintergrund 5 in Leipzig. Ihr Anteil an der Gesamtbevölkerung betrug 10,0 % und stieg in den letzten Jahren stetig an6. Deutsche mit Migrationshintergrund stellten dabei 3,9 % der Leipziger Gesamtbevölkerung und Ausländer/-innen 6,1 % (vgl. Abb.
1.3). Im zehnjährigen Vergleich nahm die Anzahl der Personen mit Migrationshintergrund in Leipzig
um fast 50 % zu. Besonders stark wuchs dabei vor allem die Zahl der deutschen Einwohner/-innen mit
Migrationshintergrund. Sie verdoppelte sich von 10.160 im Jahr 2003 auf aktuell 20.845.
Abb. 1.3: Personen mit Migrationshintergrund an der Leipziger Bevölkerung 2003 bis 2013
12
8
3,7
3,9
2,9
3,4
5,5
5,6
5,2
5,6
6,1
2003
2008
2011*
2012
2013
in %
2,1
4
0
Jahr
Deutsche mit Migrationshintergrund
Deutsche mit Migrationshintergrund (geschätzt)
Ausländer/-innen
* beeinflusst von den Registerbereinigungen 2009 und 2010
Datenquelle: Einwohnermelderegister, Ordnungsamt; Amt für Statistik und Wahlen
Die Herkunft der in Leipzig lebenden Einwohner/-innen mit Migrationshintergrund verteilte sich auf
mehr als 160 heute existierdende Staaten (Stadt Leipzig 2014b: 90). Die größte Gruppe stellte die der
Migrant/-innen aus der russischen Föderation (13,1 %). Es folgten Einwohner/-innen mit polnischer
und ukrainischer (jeweils 5,8 %) sowie vietnamesischer Herkunft (5,3 %). Weitere namhafte Anteile
verzeichneten Leipziger/-innen mit Wurzeln in Kasachstan (3,7 %), der Türkei (3,3 %), Rumänien
(2,8 %) und dem Irak (2,7 %). Im Vergleich zum letzten Berichtsjahr stiegen vor allem die Anteile der
Migrant/-innen aus ost- und südosteuropäischen Staaten.
Leipziger/-innen mit Migrationshintergrund waren auch 2013 im Schnitt deutlich jünger als die Bevölkerung ohne Migrationshintergrund. Mehr als jedes sechste Kind unter sechs Jahren hatte einen Migrati onshintergrund (17,3 %) und mehr als ein Viertel der Personen mit Migrationshintergrund war 18 Jahre
oder jünger. Bei der Bevölkerung ohne Migrationshintergrund traf dies lediglich auf einen Anteil von
5
6
Als Personen mit Migrationshintergrund werden diejenigen statistisch erfasst, die nach 1949 auf das heutige Gebiet der
Bundesrepublik zugezogen sind, sowie alle in Deutschland geborenen Ausländer/-innen und alle in Deutschland als Deutsche Geborenen mit zumindest einem zugezogenen oder als Ausländer/-in in Deutschland geborenen Elternteil (Stadt
Leipzig 2012: 75).
In den Jahren 2009 und 2010 fanden Registerbereinigungen statt, die in den betreffenden Jahren die Anzahl der Ausländer/-innen beeinflussten.
1-9
13,6 % zu. Mit mehr als 70 % dieser jungen Migrant/-innen gehörte die Mehrheit zur Gruppe der Deutschen mit Migrationshintergrund. Die weitere Zuwanderungen von EU-Bürger/-innen und Drittstaatsangehörigen, das generative Verhalten, welches sich aus der jüngeren Bevölkerungszusammensetzung
ergibt und das seit 2000 geltende novellierte Staatsangehörigkeitsgesetz werden die Gruppe der Bevölkerung mit Migrationshintergrund und insbesondere die Gruppe der Deutschen mit Migrationshintergrund perspektivisch in den nächsten Jahren weiter stark wachsen lassen.
Die räumliche Verteilung der Wohnstandorte der Einwohner/-innen mit Migrationshintergrund zeigte
eine deutliche Konzentration auf die zentralen und die östlich an die Innenstadt angrenzenden Ortsteile. Hier verfügte mindestens jede/-r vierte Einwohner/-in über einen Migrationshintergrund. Die Ortsteile Zentrum-Südost (32,6 %), Volkmarsdorf und Neustadt-Neuschönefeld (je 32,5 %) sowie Zentrum
(25,1 %) wiesen dabei die höchsten Anteile auf. In den Ortsteilen am Stadtrand fielen die Anteile mit je
ca. drei Prozent deutlich unterdurchschnittlich aus. Für die zukünftige Entwicklung in Teilen der Stadt
ist insbesondere die Altersstruktur der Personen mit Migrationshintergrund interessant. 17,4 % der unter 15-Jährigen waren Menschen mit Migrationshintergrund. In den oben angeführten Ortsteilen hatte
bereits jedes zweite Kind einen Migrationshintergrund. Weitere hohe Anteile von Kindern mit Migrationshintergrund traten in den Ortsteilen Zentrum (43,8 %), Zentrum-Nord (32,4 %) und Grünau-Mitte
(29,9 %) auf. Gerade in diesen Räumen werden an Kindertagesstätten, Schulen sowie an die stadtteilbezogenen Angebote der Kinder- und Jugendhilfe erhöhte Anforderungen im Bereich Integration ge stellt. Dementsprechend sollten sie mit Ressourcen ausgestattet werden, um diesen Bedarfen begegnen zu können.
1-10
Karte 1.3: Einwohner/-innen mit Migrationshintergrund nach Ortsteil 2013
Datenquelle: Einwohnermelderegister, Ordnungsamt; Amt für Statistik und Wahlen
Kartengrundlage: Amt für Statistik und Wahlen
Bevölkerungsprognose
Das Amt für Statistik und Wahlen koordinierte 2013 eine aktualisierte Bevölkerungsvorausschätzung
für die Stadt Leipzig. Wichtige, grundlegende Parameter für die Vorausberechnung stellten das künfti1-11
ge Wanderungsverhalten und die natürliche Bevölkerungsentwicklung dar. Bei der Bevölkerungsvorausschätzung von 2009 übertraf die tatsächliche Entwicklung die prognostizierte deutlich. Dies konnte
vor allem auf zu gering angesetzte Wanderungsgewinne zurückgeführt werden. In der vorliegenden
Aktualisierung wird zum Prognosehorizont 2032 in der Hauptvariante (mittlere Variante) eine Einwohnerzahl von knapp 600.000 erwartet. Dies bedeutet eine Zunahme von knapp 11 %. Mögliche obere bzw. untere Schranken der künftigen Bevölkerungsentwicklung bilden die ausgewiesene optimistische bzw. die pessimistische Variante mit 557.500 (+ 3,4 %) bis 641.000 Einwohner/-innen (+ 18,9 %)
im Jahr 2032.
Die Alterszusammensetzung in der Stadt Leipzig wird nach den Berechnungen in den kommenden
Jahren durch steigende Geburtenzahlen und die gut besetzten Jahrgänge im jungen und mittleren Erwachsenenalter geprägt. Der Anteil von Kindern und Jugendlichen wird bis auf 14,0 % (2024) ansteigen. Auch für die Anzahl der Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter (15 bis unter 65 Jahre) wird über
den gesamten Prognosezeitraum eine leichte Steigung angenommen. Insgesamt wird zunächst von einer Verjüngung der Stadtbevölkerung ausgegangen. Der Anteil älterer Menschen über 65 Jahre steigt
prozentual gesehen demnach erst ab 2024 an. Das Durchschnittsalter verhält sich bis 2018 weiterhin
sinkend, erreicht einen Wert von 43,2 Jahren und steigt anschließend wieder leicht an.
Von den erwarteten Einwohnergewinnen werden insbesondere die Ortsteile westlich, nördlich und östlich des Stadtbezirks Mitte profitieren. Bis 2017 wurde für 24 Ortsteile ein starkes Wachstum von über
fünf Prozent und für 18 Ortsteile ein leichtes Wachstum (2 % bis unter 5 %) berechnet. Lediglich in sieben Ortsteilen wird eine schrumpfende Einwohnerzahl vermutet (vgl. Stadt Leipzig 2013).
1.3 Arbeitsmarkt
Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte
In Leipzig wirkte sich die generell gute konjunkturelle Entwicklung der letzten Jahre weiterhin positiv
auf die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten aus. Seit 2005 stieg die Zahl stetig an. 2013
waren in Leipzig 228.990 Personen sozialversicherungspflichtig beschäftigt, das bedeutete eine Zunahme während der letzten fünf Jahre um 11,4 % (+ 23.500 Beschäftigte). Besonders hoch fiel der Zuwachs bei Teilzeit-Beschäftigten aus. Ihre Zahl stieg im Vergleich zu 2008 um mehr als 60 %. Damit
machten sie den Großteil des gesamten Wachstums auf dem Arbeitsmarkt aus. Die Anzahl der Beschäftigten in Vollzeit verblieb hingegen auf einem ähnlichen Niveau wie vor fünf Jahren. Der Anteil der
Beschäftigten im Vollzeitarbeitsverhältnis an allen sozialversicherungspflichtig Beschäftigten setzte somit die Abwärtsbewegung fort und sank zwischen 2008 und 2013 von 81,5 % auf 73,2 %. 2013 wurden
etwas mehr als 20 % der Beschäftigten geringfügig entlohnt7. Dies entsprach 45.871 Personen. Die
Zahl der geringfügig entlohnten Beschäftigten stieg mit 10,1 % (4.208 Beschäftigte) etwas schwächer
an als die gesamte Entwicklung.
Wie in den letzten Jahren waren etwas mehr als die Hälfte (51,4 %) der Beschäftigten Frauen. Während sie an den Vollzeitbeschäftigten mit 42,3 % unterrepräsentiert waren, stellten sie mit 76,0 % die
deutliche Mehrheit der Teilzeitbeschäftigten.
7
Eine geringfügig entlohnte Beschäftigung liegt vor, wenn das Arbeitsentgelt aus dieser Beschäftigung regelmäßig im Monat
450,- € nicht überschreitet. Bei Kombination einer sozialversicherungspflichtigen Hauptbeschäftigung mit einem Mini-Job
bleibt dieser sozialversicherungsfrei.
1-12
Arbeitslosigkeit
Arbeitslosigkeit beinhaltet das Risiko einer verringerten Teilhabe am gesellschaftlichen Leben und an
Bildungsmöglichkeiten. Zudem ist ein erhöhtes Armutsrisiko vorhanden. Seit mehreren Jahren verzeichnete Leipzig analog zur überregionalen Entwicklung eine kontinuierliche und starke Abnahme der
Arbeitslosenzahl. Ende 2013 waren 28.085 Personen in Leipzig arbeitslos gemeldet, im Vergleich zu
2005, dem Jahr der höchsten Arbeitslosigkeit, bedeutete dies ein Rückgang um 40,1 %. Bezogen auf
alle zivilen Erwerbspersonen lag die Arbeitslosenquote Ende 2013 bei 10,8 % und damit leicht über
dem sächsischen Vergleichswert von 9,4 %. Neben dem Rückgang der allgemeinen Arbeitslosenquote
sank auch die Anzahl der Langzeitarbeitslosen8. Ende 2013 zählte sie noch 9.053 Personen. Der
Rückgang fiel mit mehr als 50 % stärker aus als die gesamte Entwicklung. Der Anteil von Langzeitarbeitslosen an allen Arbeitslosen sank damit in den letzten zehn Jahren von knapp 50 % im Jahr 2003
auf unter ein Drittel (32,2 %) im Jahr 2013. Die Anzahl jüngerer Arbeitsloser (unter 25 Jahre) verringerte sich ebenfalls deutlich und nahm in den letzten fünf Jahren um 36,4 % auf 2.906 Personen ab (vgl.
Abb. 1.4). Dennoch wies die Arbeitslosenquote für die jüngere Altersgruppe 2013 mit 10,1 % sachsenweit noch den höchsten Wert auf (Sachsen: 8,3 %). Personen mit ausländischer Staatsangehörigkeit
und Ältere profitierten nicht im gleichen Ausmaß vom allgemeinen Aufwärtstrend des Arbeitsmarktes.
Gegen den Trend stieg die Anzahl der älteren Arbeitslosen (55 Jahre und älter) in den letzten fünf Jahren um 8,5 % (412 Personen). Die Anzahl ausländischer Arbeitsloser blieb in den letzten Jahren auf
gleichem Niveau. Ihre Arbeitslosenquote zeigte zwar eine sinkende Tendenz, lag aber dennoch im
Vergleich zu Deutschen mehr als doppelt so hoch bei 21,5 % (zu 9,7 %). Männer waren generell häufiger von Arbeitslosigkeit betroffen als Frauen. Mit 56,5 % stellten sie die Mehrheit der Arbeitslosen; dieses Verhältnis blieb während der letzten zehn Jahre unverändert. Mit 78,6 % gehörte der Großteil der
Arbeitslosen zum Rechtskreis des SGB II. Dieser Wert lag beim letzten Bildungsreport noch bei
81,6 %.
8
Arbeitslose, die ein Jahr und länger arbeitslos sind (§ 18 SGB III)
1-13
Abb. 1.4: Entwicklung der Arbeitslosenzahl gesamt und für verschiedene Gruppen 2003 bis 2013
50.000
40.000
Anzahl
30.000
20.000
10.000
0
2003
2004
2005
2006
2007
2008
2009
2010
2011
2012
2013
Arbeitslose insg.
Langzeitarbeitslose
15 bis unter 25 Jahre
55 bis unter 65 Jahre
Ausländer/-innen
Männer
Datenquelle: Bundesagentur für Arbeit; Amt für Statistik und Wahlen
1.4 Soziale Lage der Bevölkerung
Familien- und Lebensformen
Soziale Strukturen, Familien- und Lebensformen befinden sich im Wandel. Damit auch der Kontext, in
dem Kinder aufwachsen. Mit dem modernen Begriff „Familie“ wird jede Erwachsenen-Kind-Gemeinschaft bezeichnet; hierzu gehören Ehepaare, nichteheliche Lebensgemeinschaften sowie alleinerziehende Mütter und Väter mit minderjährigen Kindern in einem Haushalt. In Leipzig gab es 2012 etwa
63.100 Familien. Diese Zahl war in den letzten Jahren stabil und zeigte eine leicht steigende Tendenz.
Etwas weniger als zwei Drittel der Leipziger Familien waren Ein-Kind-Familien. Familien mit zwei Kindern stellten knapp 30 %. Insgesamt waren etwa die Hälfte dieser Familien Ehepaare mit Kindern. Bei
einem Drittel der Familien handelte es sich um Alleinerziehende, dabei mit großer Mehrheit Frauen mit
Kindern (ca. 90 % der Alleinerziehenden). Ein Fünftel der Leipziger Familien stellten unverheiratete
Paare mit mindestens einem Kind. Diese Verteilung verblieb in den letzten Jahren auf demselben Niveau.
Bildungsstand
Mit zunehmenden Schul- und Berufsabschlüssen sind größere Chancen auf einen Arbeitsplatz, ein gutes Einkommen und weitere Bildungs- und Qualifizierungsmöglichkeiten verbunden. Aussagen über
1-14
den Bildungsstand der Leipziger Bevölkerung können den Daten des Mikrozensus 9 entnommen werden. Nach Schulabschlüssen betrachtet stellt die (Fach-)Hochschulreife den am häufigsten erlangten
Schulabschluss dar: 2013 verfügte mehr als jede/-r dritte Leipziger/-in über diese Abschlussart. Der
Anteil stieg in den letzten Jahren stetig an. Anteilig reduzierten sich auf der Gegenseite insbesondere
die Abschlüsse von Volks-/Hauptschule und Realschule/POS. Die Kategorie „Sonstige“, zu der auch
Kinder unter 15 Jahren und Personen ohne Abschluss zählen, stieg ebenfalls in den letzten Jahren
stetig an. Nach Geschlecht differenziert setzte sich die gegenseitige Annäherung tendenziell fort. Dies
traf vor allem auf die Abschlüsse der (Fach-)Hochschulreife zu, bei denen Frauen in den letzten Jah ren ein deutlich stärkeres Wachstum verzeichneten. Eine Auseinanderentwicklung trat hingegen in der
Kategorie „Sonstiges“ auf, hier stieg der Anteil bei den Leipzigern in den letzten drei Jahren stark an,
während er bei Leipzigerinnen stagnierte (vgl. Abb. 1.5).
Nach beruflichen Abschlüssen betrachtet stellte der berufliche Ausbildungsabschluss wie im vergangenen Berichtsjahr bei beiden Geschlechtern die absolute Mehrheit (52,9 %). Bei Frauen war dieses Verhältnis stärker ausgeprägt (55,6 %). Am häufigsten hatten die Leipziger/-innen eine Lehrausbildung
oder eine Berufsfachschule absolviert. Ein Fünftel der Bevölkerung hatte einen (Fach-)Hochschulabschluss, dabei waren Männer anteilig häufiger vertreten als Frauen, die Differenz betrug 2013 drei Prozentpunkte (18,7 % zu 21,7 %). Insgesamt war auch hier eine Abnahme der Geschlechterdifferenzen
in der zeitlichen Betrachtung festzustellen.
9
Beim Mikrozensus handelt es sich um eine vom Statistischen Landesamt durchgeführte Repräsentativbefragung zu Bevölkerungs- und Arbeitsmarktangaben. Als Flächenstichprobe wird dabei ein Prozent aller Haushalte eines bestimmten Territoriums nach repräsentativer Auswahl einbezogen.
1-15
Abb. 1.5: Schulabschlüsse der Leipziger Bevölkerung 2008 bis 2013 nach Geschlecht
40
in %
30
20
10
0
2008 2009 2010 2011 2012 2013
Frauen
Volks-/Hauptschule*
Fachhochschul-/Hochschulreife
2008 2009 2010 2011 2012 2013
Männer
Realschule und POS
Sonstige**
* Bis 2009 waren die Abschlüsse 8. und 9. Klasse der POS der DDR bei den Realschulabschlüssen enthalten, ab 2010 werden diese Abschlüsse zu den Hauptschulabschlüssen gezählt.
** ohne Abschluss; ohne Angabe; Kinder unter 15-Jahren; Schüler ab 15 Jahren
Datenquelle: Mikrozensus (Statistisches Landesamt Sachsen); Amt für Statistik und Wahlen
Einkommen
Ergebnisse der kommunalen Bürgerumfragen lassen Rückschlüsse auf das persönliche Nettoeinkommen10 und das Haushaltsnettoeinkommen11 der Leipziger/-innen zu. Das Kapitel Lebensunterhalt des
jährlich erscheinenden Sozialreports widmet sich dem Thema ausführlich.
Das mittlere Haushaltsnettoeinkommen 12 der Leipziger/-innen stieg von 2011 auf 2012 nach einer längeren Phase der negativen bzw. stagnierenden Entwicklung wieder an. 2012 betrug es monatlich
1.503 € und lag damit um 89 € höher als in den beiden Jahren zuvor. Der Anstieg fand in allen Haus haltsgrößen, wenn auch mit unterschiedlichen Zuwachsraten, statt (Stadt Leipzig 2014b: 29f.). Für
2013 konnte ein erneuter Anstieg um 46 € beobachtet werden (Stadt Leipzig 2014c: 9). Tendenziell
sanken in den letzten Jahren die Anteile der unteren Einkommensgruppen leicht, während der Anteil
der oberen Einkommensgruppen anstieg. So verfügten etwas weniger als ein Drittel der Leipziger
Haushalte monatlich über weniger als 1.100 €, während einem Zehntel der Haushalte mindestens
3.200 € pro Monat zur Verfügung stand.
10
11
12
Das persönliche monatliche Nettoeinkommen ergibt sich aus der Summe aller Nettoeinkünfte aus Lohn oder Gehalt, Unternehmereinkommen, Rente, Pension, öffentlicher Unterstützung (z. B. Arbeitslosengeld I, Arbeitslosengeld II, Sozialgeld,
Kindergeld u. a.) sowie Einkommen aus Vermietung und Verpachtung.
Das monatliche Haushaltsnettoeinkommen ist die Summe aller persönlichen monatlichen Nettoeinkommen der in einem
Haushalt lebenden Personen.
Aussagen zur Entwicklung der Einkommen beruhen auf den Ergebnissen der kommunalen Bürgerumfragen des Amtes für
Statistik und Wahlen. Dabei ist zu beachten, dass in die kommunalen Bürgerumfragen nur Personen mit Hauptwohnsitz in
Leipzig im Alter von 18 bis 85 Jahren einbezogen werden (vgl. Stadt Leipzig 2014c: 28). Es handelt sich um den Medianwert.
1-16
Neben dem Haushaltsnettoeinkommen können Aussagen über das persönliche Nettoeinkommen getroffen werden. Dieses betrug im Jahr 2012 im Median 1.135 €. Großen Einfluss hatte dabei der Bildungsabschluss. Einwohner/-innen mit einem Universitäts- oder Hochschulabschluss verfügten über
ein mittleres persönliches Nettoeinkommen von 1.615 €. Bei Leipziger/-innen mit Fachhochschulabschluss waren es 1.596 €; Meister/-innen, Techniker/-innen und Fachschulabsolvent/-innen erzielten
im Median 1.140 €. Bei Einwohner/-innen mit Berufsausbildung lag das Nettoeinkommen bei 1.099 €
und Personen ohne Berufsabschluss (einschl. Personen in Ausbildung) verfügten mit 600 € über das
geringste persönliche Nettoeinkommen (Stadt Leipzig 2014b: 29 f.)
Bezieher/-innen von Leistungen gemäß Sozialgesetzbuch II
In Deutschland hängen familiäre und sozioökonomische Verhältnisse eng mit der Bildungsbeteiligung
und dem Kompetenzerwerb von Kindern zusammen. Materielle Armut stellt dabei einen großen Risiko faktor für die Bildungsbiografie dar. Im Jahr 2013 bezogen in Leipzig 70.466 Menschen Leistungen
nach SGB II13. Bezogen auf die Bevölkerung bis unter 65 Jahren ergab sich daraus eine SGB-II-Quote
von 16,7 %. In den letzten Jahren setzte sich die abnehmende Entwicklung der Quote fort. Im Vergleich zu 2008 nahm die Zahl der Leistungsempfänger/-innen um ca. 10.000 (12,3 %) ab. Die SGB-IIQuote sank von 20,1 % auf 16,7 %. Trotz des starken Rückgangs lag die Quote auch 2013 noch höher
als der Landeswert (12,9 %) und die Quoten der anderen sächsischen Kreise und kreisfreien Städte.
Der Anteil der unter 15-Jährigen, die auf Leistungen gem. SGB II angewiesen waren, sank ebenfalls in
den letzten Jahren kontinuierlich und befand sich 7,4 Prozentpunkte unter dem Wert von 2008. Es waren 2013 insgesamt 17.441 Kinder und Jugendliche betroffen. Der Anteil an der entsprechenden Altersgruppe betrug 26,0 %. Demnach war jede/-r vierte Leipziger/-in unter 15 Jahren auf Leistungen gemäß SGB II angewiesen. Zudem fiel der Rückgang zu 2008 mit 4,3 % deutlich schwächer aus als die
Gesamtentwicklung der SGB-II-Quote. Im Vergleich zum Vorjahr war sogar erstmals seit 2009 ein
leichter Anstieg von 121 Personen zu verzeichnen. Wegen der stärker wachsenden Zahl der unter 15Jährigen führte dieser nicht zu einer gestiegenen SGB-II-Quote. Auch bei den Kindern und Jugendlichen lag der Wert deutlich über dem des Freistaates (19,2 %). Leipzig nahm erneut die Spitzenposition unter den sächsischen Kommunen ein.
13
Neben erwerbsfähigen Leistungsberechtigten, welche Arbeitslosengeld (ALG) II beziehen, zählen hierzu weiterhin (noch)
nicht erwerbsfähige Leistungsberechtigte, welche Anspruch auf Sozialgeld haben.
1-17
Abb. 1.6: Zahl der Empfänger/-innen von Leistungen von Arbeitslosengeld II und Sozialgeld; insgesamt und unter 15-Jährige von 2008 bis 2013
100.000
40
33,4
32,5
30,1
75.000
20,1
19,1
25.000
26,9
26,0
17,9
17,1
16,7
62.106
62.116
59.675
56.520
53.804
53.025
18.217
18.437
17.973
17.529
17.320
17.441
2008
2009
2010
2011
2012
2013
0
30
20
in %
Anzahl
20,1
50.000
28,1
10
0
SGB-II-Empfänger/-innen 15 Jahre und älter
unter 15-Jährige mit SGB-II-Leistungen
SGB-II-Quote der unter 15-Jährigen
SGB-II-Quote
Datenquelle: Bundesagentur für Arbeit; Amt für Statistik und Wahlen
Wie in den vergangenen Jahren traten auch 2013 deutliche Unterschiede bei einer räumlichen Betrachtung der Verteilung der SGB-II-Quoten im Stadtgebiet zutage. Vor allem randstädtische Ortsteile
verzeichneten deutlich unterdurchschnittliche Werte. Weit überdurchschnittlich zeigten sich hingegen
die Anteile von SGB-II-Empfänger/-innen an der Bevölkerung in einigen zentrumsnahen westlichen
Ortsteilen (Alt-, Neu- und Lindenau), im Leipziger Osten und in Grünau. In Volkmarsdorf (42,8 %),
Grünau-Mitte (35,6 %), Grünau-Nord (32,6 %) und Neustadt-Neuschönefeld (32,2 %) waren die Quoten am höchsten. Die Verteilung bei den unter 15-Jährigen zeigte stadträumlich dasselbe Bild. Die
Spannweite reichte von kaum vorhandenen Anteilen von unter 5 % in den Ortsteilen Zentrum, Baalsdorf und Zentrum-Nordwest bis hin zu einem maximalen Wert von 68,5 % in Volkmarsdorf. In Ortsteilen des Leipziger Ostens und von Grünau war fast jedes zweite Kind auf Leistungen aus dem SGB II
angewiesen (vgl. Karte 1.4). Insbesondere in den Ortsteilen des innenstadtnahen Leipziger Westens
war im Vergleich zu den Vorjahren ein starker Rückgang der SGB-II-Quote der unter 15-Jährigen zu
verzeichnen. Dennoch lagen die Werte hier zum großen Teil noch immer zwischen 35 % und 40 %.
Zwar zeigte sich im Vergleich zu 2008 fast flächendeckend eine rückläufige Tendenz, die Spannweite
zwischen den Ortsteilen war mit mehr als 60 Prozentpunkten aber immer noch enorm.
1-18
Karte 1.4: SGB-II-Quoten und Anteile von unter 15-Jährigen Leistungsbezieher/-innen nach Ortsteilen
2013
Datenquelle: Bundesagentur für Arbeit; Amt für Statistik und Wahlen
Kartengrundlage: Amt für Statistik und Wahlen
1-19
1.5
Fazit
Die aktuelle Bevölkerungsentwicklung Leipzigs hat in den letzten drei Jahren noch einmal deutlich an
Dynamik zugelegt. Wie bereits in den zurückliegenden Berichtszeiträumen kennzeichneten hohe Wanderungsgewinne, vor allem durch Jüngere, und steigende Geburtenzahlen die demografische Entwicklung. Diese wirkte sich gleichzeitig positiv auf die Alterszusammensetzung der Leipziger Bevölkerung
aus und wird diese auch in den kommenden Jahren stabil halten. Der demografische Wandel wird sich
aber auch weiterhin auf die Leipziger/-innen auswirken. Dies betrifft insbesondere die Entwicklung der
älteren und hochaltrigen Bevölkerungsgruppen.
Fast alle Gebiete der Stadt konnten vom Einwohnerzuwachs profitieren. In den demografisch jungen,
zentrumsnahen Ortsteilen wird auch in den kommenden Jahren der Ausbau der Bildungsinfrastruktur
im frühkindlichen und schulischen Bereich eine der großen Herausforderungen darstellen. In anderen
Ortsteilen waren zunehmend starke Alterungsprozesse zu beobachten. Der Abstand des Durchschnittsalters zwischen den Ortsteilen nahm in den letzten Jahren stetig zu. In diesen alternden Gebieten ist vor allem eine Netzanpassung im formalen Bildungsbereich und die Bereithaltung einer passenden Sozialinfrastruktur für Ältere und Hochbetagte wichtig.
Menschen mit Migrationshintergrund konzentrieren sich in Leipzig in erster Linie auf die Ortsteile des
zentrumsnahen Ostens, des Südostens sowie des Zentrums. Hier liegen die Anteile mit mehr als 30 %
weit über dem städtischen Durchschnitt. Schon jetzt verfügt in einigen Ortsteilen des Leipziger Ostens
jedes zweite Kind über einen Migrationshintergrund. Durch die deutlich jüngere Alterszusammensetzung in der Gruppe der Migrant/-innen kann weiterhin von steigenden Anteilen ausgegangen werden.
Kindertagesstätten und Schulen leisten einen wichtigen Beitrag zur Integration. Der Bedarf an integrationsunterstützenden Maßnahmen wird weiter steigen, dementsprechend sollten diese Institutionen mit
Ressourcen ausgestattet werden, um dieser Aufgabe gerecht werden zu können.
Die Lage auf dem Leipziger Arbeitsmarkt entspannte sich in den letzten Jahren deutlich. Dies drückte
sich durch steigende Beschäftigung und abnehmende Arbeitslosenzahlen aus. Allerdings machte der
Anstieg in der Gruppe der Teilzeit-Beschäftigten den Großteil des Wachstums aus. Ebenso konnten
nicht alle Bevölkerungsgruppen von der positiven Entwicklung profitieren. So waren z. B. Ältere und
Ausländer/-innen weiterhin stärker von Arbeitslosigkeit bedroht. Parallel zur Arbeitsmarktentwicklung
sank auch die SGB-II-Quote deutlich und befand sich 2013 auf einem Tiefstand. Dennoch wies Leipzig
sachsenweit die höchsten Werte auf. Bei den Kindern und Jugendlichen unter 15 Jahren war immer
noch mehr als jede/-r Vierte auf Leistungen gemäß SGB II angewiesen. In der räumlichen Ausdifferenzierung zeigten sich in einigen Bereichen deutlich erhöhte Werte. Zwar ging die SGB-II-Quote fast flächendeckend zurück, hatte aber immer noch eine Spannweite von 40 Prozentpunkten (insgesamt) und
mehr als 60 Prozentpunkten bei Leipziger/-innen unter 15 Jahren. Gerade im Hinblick auf Chancenge rechtigkeit im Bildungssystem und gesellschaftlicher Teilhabe ist diese Situation als problematisch zu
betrachten.
Literatur
Solga Heike & Rosine Dombrowski (2009): Soziale Ungleichheiten in schulischer und außerschulischer
Bildung. Stand der Forschung und Forschungsbedarf. Bildung und Qualifizierung. Hans Böckler
Stiftung. Arbeitspapier 171. Düsseldorf.
Stadt Leipzig, Der Oberbürgermeister, Dezernat Stadtentwicklung und Bau (Hrsg.) (2009): Integriertes
Stadtentwicklungskonzept Leipzig 2020. Leipzig.
Stadt Leipzig, Der Oberbürgermeister, Dezernat Jugend, Soziales, Gesundheit und Schule (Hrsg.)
(2012): Sozialreport 2012. Leipzig.
1-20
Stadt Leipzig, Der Oberbürgermeister, Amt für Statistik und Wahlen (Hrsg.) (2013): Bevölkerungsvorausschätzung 2013. Ergebnisbericht. Leipzig.
Stadt Leipzig, Der Oberbürgermeister, Dezernat Stadtentwicklung und Bau (Hrsg.) (2014a): Kleinräumiges Monitoring der Stadtentwicklung. Monitoringbericht Wohnen 2013/14. Leipzig.
Stadt Leipzig, Der Oberbürgermeister, Dezernat Jugend, Soziales, Gesundheit und Schule (Hrsg.)
(2014b): Sozialreport 2013. Leipzig.
Stadt Leipzig, Der Oberbürgermeister, Amt für Statistik und Wahlen (Hrsg.) (2014c): Kommunale Bürgerumfrage 2013. Schnellbericht. Leipzig.
1-21
Kapitel 2:
Frühkindliche Bildung, Betreuung und Erziehung
Stand: 11.02.2015
Dezernat Jugend, Soziales, Gesundheit und Schule
Amt für Jugend, Familie und Bildung
Inhaltsverzeichnis
Abbildungsverzeichnis......................................................................................................................... 3
Tabellenverzeichnis.............................................................................................................................. 3
Kartenverzeichnis................................................................................................................................. 3
Exkursverzeichnis................................................................................................................................ 3
2.1Einleitung......................................................................................................................................... 4
2.2 Angebotsstruktur............................................................................................................................ 4
2.3Bildungsbeteiligung........................................................................................................................ 8
Bildungsbeteiligung nach Altersgruppen..................................................................................9
Bildungsbeteiligung nach Betreuungszeiten............................................................................9
Bildungsbeteiligung von Kindern mit Migrationshintergrund...................................................10
Bildungsbeteiligung von Kindern mit heilpädagogischem Förderbedarf.................................11
2.4Personal.......................................................................................................................................... 12
Personalschlüssel.................................................................................................................. 13
Altersentwicklung des Personals ..........................................................................................14
Qualifikation des Personals................................................................................................... 15
2.5 Übergang in die Grundschule...................................................................................................... 17
Ergebnisse der Schuleingangsuntersuchung.........................................................................18
2.6 Fazit 20
Literatur 21
Weiterführende Literatur........................................................................................................ 22
2-2
Abbildungsverzeichnis
Abb. 2.1: Entwicklung des Platzangebots für die vorschulische Betreuung in Kindertageseinrichtungen
und Kindertagespflege zum 31.12. eines Jahres....................................................................................5
Abb. 2.2: Ganztagsbetreuungsquote im überregionalen Vergleich am 01.03.2013...............................10
Abb. 2.3: Betreuungsquote von Kindern mit und ohne Migrationshintergrund am 01.03.2013 .............11
Abb. 2.4: Fallzahlen der heilpädagogischen Frühförderung und Anteil an altersgleicher Bevölkerung
2008 bis 2013....................................................................................................................................... 12
Abb. 2.5: Qualifikation des Personals in Kindertageseinrichtungen im überregionalen Vergleich am
01.03.2013............................................................................................................................................ 15
Abb. 2.6: Qualifikation des Personals in der Kindertagespflege im überregionalen Vergleich am
01.03.2013............................................................................................................................................ 16
Abb. 2.7: Anteil der untersuchten Schulanfänger/-innen, die keine jugendärztliche Schulempfehlung für
die Grundschule erhielten nach Art der Empfehlung, Einschulungsjahrgänge 2008 bis 2013...............19
Tabellenverzeichnis
Tab. 2.1: Betreute Kinder und Betreuungsquoten nach Altersgruppen im überregionalen Vergleich am
01.03.2013.............................................................................................................................................. 9
Kartenverzeichnis
Karte 2.1: Deckung des Platzbedarfs für die Betreuung von Kindern unter drei Jahren, Kindertagespflegestellen 2013 und neu geschaffene Krippenplätze 2008 bis 2013........................................................7
Karte 2.2: Ergebnisse der Schuleingangsuntersuchung in ausgewählten Befundkategorien im Schuljahr 2012/13.......................................................................................................................................... 18
Exkursverzeichnis
Exkurs 2.A: Kitas als Kinder- und Familienzentren.................................................................................8
2-3
2.1 Einleitung
Durch die demografische Entwicklung und damit einhergehende Veränderungen sowie durch erhöhte
Anforderungen an Förderung und Bildung in der heute bestehenden Gesellschaft kommt der frühkindlichen Bildung eine wesentliche Bedeutung zu. Wissenschaftlich unbestritten ist, dass die Weichen für
eine gelingende Bildungsbiografie im frühen Kindesalter gestellt werden. Neben der privaten Familienerziehung spielt dabei die institutionalisierte Kindertagesbetreuung eine maßgebliche Rolle (Statistisches Landesamt des Freistaates Sachsen 2013: 3). Indem diese dem Kind vielfältige Erlebnis- und
Erfahrungsmöglichkeiten über den Familienrahmen hinaus bietet, unterstützt und ergänzt die Kindertagesbetreuung die Bildung und Erziehung des Kindes in der Familie und legt die Basis für gute Entwicklungs- und Teilhabechancen. So werden im Rahmen des Sächsischen Bildungsplanes Anstrengungsbereitschaft, Neugier- und Forscherdrang, Problemlösekompetenzen sowie soziale Kompetenzen unterstützt und gefördert. Insbesondere Kinder aus Familien mit verschiedenen sozioökonomischen Problemlagen profitieren stark vom Effekt frühkindlicher Bildung, Betreuung und Erziehung. So ist es ein
kommunales Ziel, allen Kindern, unabhängig von ihrer sozialen Herkunft, einen Platz in einer Kindertagesbetreuung anbieten zu können. Betreuungsangebote sollen dabei nachfrageorientiert vorgehalten
werden, um die Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu verbessern und Chancengerechtigkeit sichern
zu können (Stadt Leipzig 2012a: 18 f.).
Im Folgenden wird die öffentlich geförderte Kindertagesbetreuung in Leipzig dargestellt. Dabei wird zu
Beginn die Angebotsstruktur der Kindertagesbetreuung abgebildet und anschließend auf die Bildungsbeteiligung, differenziert nach Altersgruppen und Betreuungszeiten, eingegangen. Besondere Aufmerksamkeit wird zudem auf die Bildungsbeteiligung von Kindern mit Migrationshintergrund sowie mit
heilpädagogischen Förderbedarf gelegt. Des Weiteren wird das pädagogische Personal in frühkindlichen Betreuungseinrichtungen dargestellt. Auf Grundlage der Schuleingangsuntersuchung und jugendärztlicher Schulempfehlungen wird darüber hinaus der Übergang in die Grundschule behandelt.
2.2 Angebotsstruktur
Im Dezember 2013 gab es in Leipzig insgesamt 222 Kindertageseinrichtungen für Kinder bis zum
Schulalter. Davon befanden sich 177 Einrichtungen in freier und 45 in kommunaler Trägerschaft. Die
Einrichtungen wiesen zusammen eine Platzkapazität von 22.454 Plätzen auf, wovon für Kinder im Krippenalter 5.872 Plätze vorgesehen waren. Insgesamt 864 Plätze standen für die integrative Betreuung
von Kindern mit heilpädagogischem Förderbedarf zur Verfügung. Im Bereich der Kindertagespflege lag
die Kapazität bei 2.822 Plätzen und konnte im Zeitraum von 2008 bis 2013 mit einem Plus von
114,6 % stark gesteigert werden. Im selben Zeitraum erhöhte sich auch das Betreuungsangebot in
Kindertageseinrichtungen um 22,0 %. Insgesamt konnten 5.557 Betreuungsplätze mehr (4.050 Plätze
in Kindertageseinrichtungen und 1.507 Kindertagespflegeplätze) als im Jahr 2008 zur Verfügung gestellt werden. Das entspricht einer Steigerung von 28,2 % und lag damit deutlich über der Bevölkerungsentwicklung der Altersgruppe im gleichen Zeitraum (+ 20,2 %).
2-4
Abb. 2.1: Entwicklung des Platzangebots für die vorschulische Betreuung in Kindertageseinrichtungen
und Kindertagespflege zum 31.12. eines Jahres
30.000
25.000
Anzahl
20.000
1.315
1.301
1.731
2.166
15.000
10.000
2.398
2.822
15.215
15.838
16.582
14.032
14.362
14.827
4.372
4.693
5.029
5.199
5.538
5.872
2008
2009
2010
2011
2012
2013
5.000
0
Plätze in der Kindertagespflege
Kindergartenplätze
Krippenplätze
Datenquelle: Amt für Jugend, Familie und Bildung
Mit den zunehmenden Geburtenzahlen und der Erweiterung des Rechtsanspruchs auf einen Betreuungsplatz ab dem vollendeten ersten Lebensjahr seit dem 01.08.2013 (vgl. Kinderförderungsgesetz
(KiföG)) hat die Stadt Leipzig den Auftrag, das Kinderbetreuungsnetz weiter auszubauen. Die Stadt
sieht als strategisches Ziel eine nachfrageorientierte Platzbereitstellung vor (Stadt Leipzig 2012a: 18f.).
Im Jahr 2013 lag die Platzkapazität in Kindertageseinrichtungen für Kinder von einem bis unter drei
Jahren1 bei 53,4 %2, zuzüglich der Versorgungsquote von 25,6 % der Kindertagespflege beläuft sich
die Gesamtkapazität für Kinder in diesem Alter auf 77,6 %. Im Bereich der 3- bis unter 7-Jährigen lag
die Versorgungsquote bei 84,1 % (ohne Hortplätze). Für die gesamte vorschulische Betreuung in Kindertageseinrichtungen und in der Kindertagespflege für Kinder von einem bis unter sieben Jahren ergab dies eine Bedarfsdeckung von 82,3 %. Trotz gestiegener Geburtenzahlen und damit verbundenen
erhöhten Platzbedarfen konnte die Bedarfsdeckung gesteigert werden; 2008 lag diese für 1- unter 3Jährige noch bei 48,4 %, zuzüglich der angebotenen Kindertagespflegeplätze bei 63,0 %. Die Kapazität stieg dabei besonders in der Kindertagespflege.
Auf kleinräumiger Ebene bestanden unterschiedliche Deckungsgrade. In stark besiedelten innenstadtnahen, gründerzeitgeprägten Gebieten, in denen zunehmend junge Familien leben, gab es große Versorgungsdefizite. Betroffene Eltern mussten vielfach auf Betreuungsangebote in angrenzenden Stadtbezirken ausweichen. Um die Situation zu verbessern wurden durch Erweiterungen in bestehenden
Einrichtungen und durch den Neubau von Kindertageseinrichtungen 2012 und 2013 1.033 Plätze neu
1
2
In den städtischen Berechnungen wird die Kapazitätsquote (und auch die Betreuungsquote) für Krippenkinder anhand der
1- bis unter 3-Jährigen dargestellt, während die statistischen Ämter für die Darstellung die Gruppe der 0- bis unter 3-Jährigen heranzieht. Gleiches gilt für das Kindergartenalter; in städtischen Berechnungen wird die Altersgruppe der 3- bis unter
7-Jährigen und in Berechnungen der statistischen Ämter die Gruppe der 3- bis unter 6-Jährigen hinzugezogen.
Die Kapazitätsquote für Kinder im Alter von 1 bis unter 3 Jahren berechnet sich aus den verfügbaren Plätzen für Kinder im
Alter von 1 bis unter 3 Jahren und den nach den Daten des Einwohnermelderegisters wohnhaften Kindern in dieser Altersgruppe. Gleiches gilt für die Kapazitätsquote für Kinder von 3 bis unter 7 Jahren.
2-5
geschaffen, davon knapp drei Viertel in den Stadtbezirken Süd, Mitte, Altwest und Nord. Weitere 14
Baumaßnahmen mit Fertigstellung im Jahr 2014 sind geplant. Dennoch hat sich die wohnortnahe Bedarfsdeckung besonders in den demografisch jungen Stadtbezirken kaum verbessert. So wurde 2013
z.B. im Ortsteil Lindenau nicht einmal die Hälfte, in Schleußig nur etwa ein Fünftel des rechnerischen
Bedarfs gedeckt; in der Südvorstadt konnte nur knapp ein Zehntel des Platzbedarfs vorgehalten werden.
Durch die Einführung des Rechtsanspruchs auf einen Betreuungsplatz ab dem vollendeten ersten Lebensjahr und steigende Geburtszahlen entstand ein erhöhter Bedarf an Plätzen für Kinder unter drei
Jahren. Trotz der Vielzahl an Neu- und Ersatzbauten bzw. durchgeführten Sanierungen bestehender
Einrichtungen konnten die Deckungsdefizite nicht vollends ausgeglichen werden. Wie in Karte 2.1 erkennbar, sind im stadträumlichen Vergleich auch hier starke Divergenzen festzustellen. Besonders
hohe Platzdefizite waren in den innenstadtnahen Ortsteilen sowie in vereinzelten randstädtischen Gebieten zu konstatieren. Die fehlende Passung zwischen vorhandenen Platzkapazitäten und bestehenden Bedarfen konnte in innenstadtnahen Gebieten durch Kindertagespflegestellen teilweise aufgefangen werden. Für Kinder unter drei Jahren wird die Kindertagespflege damit mehr und mehr zu einer
Betreuungsalternative.
2-6
Karte 2.1: Deckung des Platzbedarfs für die Betreuung von Kindern unter drei Jahren, Kindertagespflegestellen 2013 und neu geschaffene Krippenplätze 2008 bis 2013
Datenquelle: Amt für Jugend, Familie und Bildung; Einwohnermelderegister, Ordnungsamt; Amt für Statistik und Wahlen
Kartengrundlage: Amt für Statistik und Wahlen
Hinsichtlich der nationalen Qualitätsinitiative frühkindlicher Bildung wurden auch in der Stadt Leipzig
Schwerpunkte gesetzt, wobei insbesondere die Öffnung zum Sozialraum, die Zusammenarbeit mit den
Familien und die stärkere Berücksichtigung von Erziehungspartnerschaften hervorzuheben sind. Um-
2-7
gesetzt wurden diese u.a. im Modellprojekt „Kindertagesstätten als Kinder- und Familienzentren“ (Stadt
Leipzig 2012b).
Exkurs 2.A: Kitas als Kinder- und Familienzentren
Kinder- und Familienzentren verbinden als zentrale Anlaufstelle frühkindliche Bildung, Familienbildung und Elternarbeit im Sozialraum. Dazu gehört auch, Eltern in ihrer Erziehungskompetenz zu stärken und die Einrichtung mit ihren Angeboten in den Stadtteil hinein zu öffnen. Als ausschlaggebend
für den Erfolg des Konzepts wird eine veränderte Grundhaltung gegenüber der Arbeit in Kindertageseinrichtungen angesehen: Nicht nur das Kind steht im Mittelpunkt, sondern das System Kind/Familie.
Die Stadt Leipzig führte im Zeitraum von 2009 bis 2012 das Pilotprojekt "Weiterentwicklung von Kindertageseinrichtungen zu Familienzentren" (KiFaZ) durch, an dem sich zehn Kindertageseinrichtungen beteiligten. Eine im Rahmen des Projektes durchgeführte Begleitforschung ergab erste positive
Ergebnisse und brachte Erkenntnisse, die zur Einführung eines Gütesiegels für Kinder- und Familienzentren führte. Eine weiterführende Studie der Freien Universität Berlin kam zu dem Schluss, dass
mit den Kinder- und Familienzentren der Stadt Leipzig ein maßgeblicher Beitrag zur Familienarbeit im
Sozialraum geleistet wird (Macha/Preissing: 31f.). Durch die Intensivierung der Beziehungen zwischen pädagogischen Fachkräften und Eltern und dem damit erleichterten Zugang zu anderen Unterstützungsmaßnahmen konnten insbesondere Familien in benachteiligten Lebenslagen sowie zugewanderte Familien unterstützt und besser integriert werden. Aber auch die Qualität frühkindlicher Bildung stieg. Kinder konnten durch die Professionalisierung der Fachkräfte gezielter gefördert werden
und eine größere Vielfalt an Bildungsanregungen erleben. Fachkräfte formulierten damit einhergehend eine höhere Arbeitszufriedenheit. Mit den Kinder- und Familienzentren, so die Studie, hat sich
eine übergreifende Vernetzung etabliert, welche die konkrete Lebenswelt der Familien im Sozialraum
zum Ausgangspunkt macht.
Anliegen des Amtes für Jugend, Familie und Bildung ist es nun, die Einrichtung der KiFaZ zu verstetigen, bestehende Standorte zu stabilisieren und neue Zentren aufzubauen. Für die Weiterentwicklung
der mittlerweile 14 Kinder- und Familienzentren Leipzigs soll die fachliche Auseinandersetzung mit
der sozio-kulturellen Vielfalt intensiviert und die Angebote noch stärker im Sozialraum verzahnt werden.
Quelle: Macha/Preissing (in Druck): Wirkfaktoren der Kinder- und Familienzentren im Leipziger inneren Osten. Berlin. Eine
Studie der Studie der Internationalen Akademie für innovative Pädagogik, Psychologie und Ökonomie gGmbH (INA) an der
Freien Universität Berlin im Auftrag des Felsenweg-Instituts der Karl-Kübel-Stiftung für die Stadt Leipzig, Amt für Jugend, Familie und Bildung, Abteilung Kindertagesstätten und Freizeiteinrichtungen. Berlin.
2.3 Bildungsbeteiligung
Die Bildungsbeteiligung im frühkindlichen Bereich wird mit der Betreuungsquote 3 ausgedrückt, welche
den Anteil der betreuten Kinder an allen Kindern dieser Altersgruppe wiedergibt (Statistische Ämter
des Bundes und der Länder 2013: 6f.). Eine Aufschlüsselung nach Altersgruppen, Betreuungszeiten
und Merkmalen wie dem Migrationshintergrund kann Hinweise auf Nutzungslücken oder besondere
Bedarfe geben.
3
2-8
Um Doppelzählungen zu vermeiden, werden bei der Ermittlung der Betreuungsquote diejenigen Kinder in der öffentlich geförderten Kindertagespflege herausgerechnet, die zusätzlich eine Kindertageseinrichtung oder einen Hort besuchen (siehe
oben). Hier werden die Daten der statistischen Ämter bevorzugt, da diese eine bessere überregionale Vergleichbarkeit gewährleisten.
Bildungsbeteiligung nach Altersgruppen
In der statistischen Aufbereitung frühkindlicher Bildung wird generell zwischen zwei Altersgruppen unterschieden: Die der unter 3-Jährigen und die Gruppe der 3- bis unter 6-Jährigen 4. In Leipzig wurden
im Jahr 2013 45,0 % der unter 3-Jährigen in einer Kindertageseinrichtung oder in einer öffentlich geförderten Kindertagespflegestelle betreut. 2008 lag die Quote noch bei 39,0 %. Die Steigerung um 6,0
Prozentpunkte ist u. a. auch auf den Ausbau des Kindertagespflegenetzes der Stadt und damit gewon nene Platzkapazitäten zurückzuführen. Wurden 2008 nur 23,3 % der betreuten unter 3-Jährigen durch
eine Tagespflegeperson betreut, waren es 2013 bereits 31,4 %.
Kinder im Alter von drei bis unter sechs Jahren beteiligten sich zu 94,9 % an einem Bildungsangebot;
fast alle betreuten Kinder dieser Altersgruppe waren in einer Kindertageseinrichtung (99,3 %) und nur
sehr wenige in einer Kindertagespflegestelle (0,7 %) untergebracht. Im Fünfjahresvergleich hat sich
die Teilhabequote kaum verändert, 2008 lag sie bei 94,8 %.
Tab. 2.1: Betreute Kinder und Betreuungsquoten nach Altersgruppen im überregionalen Vergleich am
01.03.2013
Standort
Betreute Kin-
Betreuungsquote der unter 3-Jährigen
Betreuungs-
der unter 3
quote 3 bis
Jahren ge-
0 bis unter 3
samt
Jahre
davon
unter 6 Jahre
0 bis unter 1
1 bis unter 2
2 bis unter 3
Jahr
Jahre
Jahre
Leipzig
7.356
45,0
2,8
59,9
75,4
94,9
Dresden
7.881
45,3
2,6
54,6
80,3
97,9
Chemnitz
2.877
47,0
3,6
57,1
81,2
95,6
Sachsen
49.527
47,2
3,2
58,2
79,7
95,8
Deutschland
596.289
29,3
2,7
30,8
53,9
93,6
Datenquelle: Statistische Ämter des Bundes und der Länder 2013
Im sächsischen Städtevergleich zeigt sich, dass Leipzig im März 2013 sowohl bei den unter 3-Jährigen
als auch bei den 3- bis unter 6-Jährigen die schwächsten Betreuungsquoten aufwies. Lag die Quote
bei den Kindern unter einem Jahr noch im Mittelfeld, fiel diese bei den Kindern im Alter von zwei bis
unter drei Jahren zurück. Dresden und Chemnitz wiesen in dieser Altersgruppe eine höhere Teilhabequote auf. Nur im Bereich der betreuten Kinder von einem Jahr bis unter 2 Jahren lag die Quote in
Leipzig am höchsten. Die Partizipation der 3- bis unter 6-Jährigen war in Leipzig geringfügig schwä cher ausgeprägt als in den anderen sächsischen Großstädten und in Sachsen insgesamt; nur im Bundesvergleich erzielte Leipzig eine leicht höhere Quote.
Bildungsbeteiligung nach Betreuungszeiten
Die Mehrzahl der in vorschulischen Kindertageseinrichtungen oder in der Kindertagespflege betreuten
Leipziger Kinder verbringen mehr als sieben Stunden täglich in der Betreuungsstelle, sowohl die unter
3-Jährigen als auch die 3- bis unter 6-Jährigen. Von den 7.356 betreuten unter 3-Jährigen verbleiben
4
Die Daten wurden von den statistischen Landesämtern des Bundes und der Länder zur Verfügung gestellt und können aufgrund unterschiedlicher Gruppendefinitionen leicht von den städtischen Zahlen abweichen.
2-9
6.406 (87,1 %), von den 13.631 betreuten 3- bis unter 6-Jährigen 12.087 (88,7 %) ganztags in der Betreuung. Gründe für diese Inanspruchnahme liegen in der Notwendigkeit der Vereinbarkeit von Familie
und Berufstätigkeit, aber auch in der Verfügbarkeit von Ganztagsangeboten. Der Anteil der mehr als
sieben Stunden täglich betreuten Kinder an allen Kindern dieser Altersgruppe (Ganztagsbetreuungsquote) liegt im Krippenalter bei 39,1 % und im Kindergartenalter bei 84,1 %. So nehmen über ein Drittel der Kinder unter drei Jahren und vier Fünftel der Kinder von drei bis sechs Jahren eine Ganztags betreuung in Anspruch. Im überregionalen Vergleich zeigt sich für die sächsischen Großstädte ein
ähnliches Bild, während die gesamtdeutschen Ganztagsquoten – vor allem aufgrund fehlender Kapazitäten in den alten Bundesländern – eine Vereinbarkeit von Beruf und Familie weiterhin erschweren
(vgl. Abb. 2.2).
Abb. 2.2: Ganztagsbetreuungsquote im überregionalen Vergleich am 01.03.2013
100
89,8
80
84,6
84,1
in %
60
40
39,2
40,4
41,7
39,3
20
15,8
0
Leipzig
Dresden
unter 3 Jahre
Chemnitz
Deutschland
3 bis unter 6 Jahre
Datenquelle: Statistische Ämter des Bundes und der Länder
Bildungsbeteiligung von Kindern mit Migrationshintergrund
Für Kinder mit Migrationshintergrund5, insbesondere für all jene mit nicht-deutscher Familiensprache,
ist der frühzeitige Besuch einer Kindertageseinrichtung eine wichtige Möglichkeit, in Kontakt mit der
deutschsprachigen Umgebung zu treten und Sprachförderung in deutscher Sprache zu erhalten. Aber
auch für Kinder mit ausländischen Wurzeln, die die deutsche Sprache (bereits) beherrschen, sind Bil dungs- und Förderangebote in frühkindlichen Bildungsinstitutionen von hoher Relevanz. Dennoch gehen Kinder mit Migrationshintergrund deutlich seltener in Kindertageseinrichtungen oder zu öffentlich
5
„Ein Migrationshintergrund wird einem Kind dann zugeschrieben, wenn mindestens ein Elternteil aus dem Ausland stammt,
also dort geboren ist. Die aktuelle Staatsangehörigkeit der Eltern oder des Kindes spielt dabei keine Rolle.“ (Statistische
Ämter des Bundes und der Länder 2013: 6) In der Kinder- und Jugendhilfestatistik werden für die Bestimmung des Migrationshintergrundes zwei Kriterien herangezogen: die nicht-deutsche Familiensprache und die ausländische Herkunft mindestens eines Elternteils (Statistisches Bundesamt 2013a). Diese Daten werden bei der Kita-Anmeldung erhoben, dokumentiert und liegen für Auswertungszwecke vor. Für die Ermittlung der Beteiligungsquote von Kindern mit Migrationshintergrund
wird hier ausschließlich das Kriterium „ausländische Herkunft mindestens eines Elternteils“ verwendet.
2-10
geförderten Tagespflegepersonen als Kinder ohne Migrationshintergrund. Bei den unter 3-Jährigen mit
Migrationshintergrund lag der Anteil im März 2013 in Leipzig bei nur 18,3 %. Bei den gleichaltrigen Kindern ohne Migrationshintergrund lag die Betreuungsquote hingegen mit 50,3 % deutlich höher. Auch
im Alter von drei bis unter sechs Jahren besuchten Kinder mit Migrationshintergrund seltener ein Betreuungsangebot; hier lag die Betreuungsquote bei 66,1 % und damit deutlich unter der Betreuungsquote der Kinder ohne Migrationshintergrund aufwiesen (95,0 %). Das heißt, dass ein Drittel der Kinder
mit Migrationshintergrund eingeschult wird, ohne zuvor mit Förderungsmöglichkeiten im Rahmen der
Kindertagesbetreuung in Berührung gekommen zu sein. In den Vorjahren lagen die Werte auf ähnlich
niedrigem Niveau. 2011 und 2012 war eine Bildungsbeteiligung von Kindern im Krippenalter bei 16,3 %
und 19,0 % und im Kindergartenalter bei 68,0 % und 72,0 % festzustellen.
Abb. 2.3: Betreuungsquote von Kindern mit und ohne Migrationshintergrund am 01.03.2013
100
95,0
80
84,1
66,1
in %
60
50,3
40
45,0
20
18,3
0
0 bis unter 3 Jahre
mit Migrationshintergrund
3 bis unter 6 Jahre
ohne Migrationshintergrund
Insgesamt
Datenquellen: Einwohnermelderegister Ordnungsamt; Statistische Ämter des Bundes und der Länder 2013
Bildungsbeteiligung von Kindern mit heilpädagogischem Förderbedarf
Für Kinder mit heilpädagogischem Förderbedarf bestehen zu den bereits erwähnten Rechtsansprüchen auf institutionalisierte frühkindliche Bildung zusätzliche Ansprüche auf Fördermaßnahmen, die in
den Sozialgesetzbüchern VIII und XII verankert sind.
Die Unterstützung beginnt nach Feststellung des Förderbedarfs mit der heilpädagogischen Frühförderung, die meist ambulant vorgenommen wird und auf Kinder ab der Geburt bis zum Schuleintritt ausgerichtet ist. In Leipzig gab es 2013 neun interdisziplinär arbeitende Frühförder- und Frühberatungsstellen (FFS) von acht Trägern, in denen speziell ausgebildetes heilpädagogisches und therapeutisches
Personal tätig war. Der Schwerpunkt der Frühförderung liegt in der mobilen Leistungserbringung unter
Einbeziehung der Familie, sodass die Förderung sich auch im Alltagsleben fortsetzt. Ergänzend werden Fördereinheiten auch ambulant, in der Frühförderstelle, in den Kindertagesstätten oder in Eltern-Kind-Gruppen erbracht. Die Zahl der im Rahmen der heilpädagogischen Frühförderung betreuten
2-11
Kinder unter sechs Jahren lag 2013 bei 672 und hat sich in den vergangenen fünf Jahren verdreifacht,
ihr Anteil an allen Kindern dieses Alters stieg von 0,7 auf 2,1 % (vgl. Abb. 2.4).
Abb. 2.4: Fallzahlen der heilpädagogischen Frühförderung und Anteil an altersgleicher Bevölkerung
2008 bis 2013
800
2,5
646
600
672
2,0
400
1,0
326
in %
Anzahl
1,5
281
237
200
0,5
183
0
0,0
2008
2009
Frühförderung (0-6 Jahre)
2010
2011
2012
2013
Anteil Frühförderung an altersgleichen Kindern
Datenquellen: Sozialamt, Einwohnermelderegister, Amt für Statistik und Wahlen
Die Bildungsteilhabe von Kindern mit heilpädagogischem Förderbedarf wird durch integrative Kindertagesstätten sowie heilpädagogische Tagesstätten ermöglicht. Integrative Plätze in Kindertagesstätten
müssen speziell beantragt und (personell) ausgestattet werden. Im Jahr 2013 wurden in 109 der 222
Kindertageseinrichtungen in Leipzig Betreuungskapazitäten für insgesamt 864 Kinder mit heilpädagogischem Förderbedarf im Alter von einem bis unter sieben Jahre vorgehalten. Zudem existierten elf
heilpädagogische Kindertagesstätten mit spezialisierten Fördermöglichkeiten für körperbehinderte,
sprachbehinderte, schwerhörige und gehörlose sowie schwerst mehrfachbehinderte Kinder. In fünf dieser Einrichtungen wurden Kinder mit leichten und komplexen Behinderungen zusammen mit Kindern
ohne Behinderungen gemeinsam betreut.
Insgesamt wurden 689 Plätze für Kinder mit heilpädagogischem Förderbedarf 2013 belegt. Zusätzlich
besuchten 340 Kinder eine heilpädagogische Sondereinrichtung. Seit 2008 stieg die Anzahl der betreuten Kinder mit heilpädagogischen Förderbedarf stetig an, wohingegen die Integrationsquote im gleichen Zeitraum kontinuierlich zurück ging (2008: 75,8 %). Mit einer Quote von 72,1 % stehen für Kinder
mit heilpädagogischem Förderbedarf in Leipzig zu wenig Kapazitäten zur Integration zur Verfügung.
2.4 Personal
Maßgebliches Gewicht für eine professionelle Bildungs-, Betreuungs- und Erziehungspraxis in frühkindlichen Betreuungsangeboten kommt dem pädagogischem Personal zu. Pädagogische Fachkräfte
2-12
müssen, um gute Bildungsarbeit leisten zu können, in ausreichender Anzahl und mit entsprechender
Qualifikation verfügbar sein.
Um die Personalsituation6 differenziert betrachten zu können, werden folgende Indikatoren auf Grundlage der Daten der amtlichen Kinder- und Jugendhilfestatistik herangezogen: Der Personalschlüssel,
der die rechnerische Relation zwischen den täglichen Betreuungszeiten aller Kinder und der gesamten
vertraglichen Arbeitszeit des pädagogischen Personals wiedergibt; Daten zur Altersgliederung des Personals, die Aussagen zur künftigen Passgenauigkeit des Personalbedarfs mit dem Personalangebot
ermöglichen sowie Daten zur Qualifikation des Personals, die die Beurteilung der Bildungsqualität in
den Betreuungsangeboten erlauben.
In den Leipziger Kindertageseinrichtungen waren am 01.03.2013 insgesamt 4.311 Personen beschäftigt, davon 3.953 Personen als Pädagogisches, Leitungs- oder Verwaltungspersonal und 358 Perso nen als Hauswirtschaftliches und Technisches Personal. Seit 2010 ist mit 26,1 % ein starker Anstieg
der Personalressourcen in Kindertageseinrichtungen zu verzeichnen. Die Vollzeitquote des gesamten
Personals lag 2013 bei 18,4 %; die Hälfte des tätigen Personals verfügte über einen Beschäftigungsumfang von unter 32 Wochenstunden (Teilzeitbeschäftigung). Mit einem Frauenanteil von 90,5 % trafen Leipziger Kinder zwar weiterhin überwiegend auf weibliche Betreuungspersonen, jedoch stieg der
Anteil an Männern von 4,8 % im Jahr 2010 auf 9,5 % in 2013. Auch die Kindertagespflege wurde meist
von Frauen durchgeführt: am 01.03.2013 waren von den 534 öffentlich geförderten Kindertagespflegepersonen 482 weiblich. Aber auch hier ist eine Steigerung des Männeranteils auf 10,0 % zu konstatieren.
Personalschlüssel
Für die Personalausstattung von Kindertageseinrichtungen bestehen in Sachsen landeseinheitlich gesetzliche Regelungen. Laut § 12 des Sächsischen Gesetzes zur Förderung von Kindern in Tageseinrichtungen (SächsKitaG) muss im Krippenbereich ein Personalschlüssel 7 von 1:6 und im Kindergartenbereich von 1:13 erzielt werden. Dies wurde 2013 für Krippenkinder in Sachsen mit einem Wert von
1:6,6 nur knapp erreicht. Eine ganztags tätige Person betreute in einer sächsischen Kindertageseinrichtung im Mittel fast sieben Ganztagskinder. Bundesweit lag der Personalschlüssel in gleicher Alters gruppe deutlich niedriger (1:4,6) und variierte zudem zwischen den Bundesländern stark. Das günstigste Betreuungsverhältnis war 2013 mit 1:3,2 in Bremen, das ungünstigste mit 1:6,7 in Sachsen-Anhalt festzustellen. Für Kinder im Kindergartenalter8 in Sachsen lag der Personalschlüssel zum selbem
Zeitpunkt – wie gesetzlich vorgeschrieben – bei 1:13. Bei einem Vergleich der Bundesländer ergeben
sich aber auch hier deutliche Unterschiede. Während die neuen Bundesländer teils deutlich über dem
Bundesmedian (1:9,3) lagen, befanden sich die alten Bundesländer mit Ausnahme von Hessen unterhalb des Wertes. Für die Personalschlüsselberechnung für Kindertageseinrichtungen in Leipzig wurden alle betreuten Kinder in die Berechnung miteinbezogen, unabhängig vom Alter oder der Gruppenzugehörigkeit der Kinder. Aufgrund dessen ist die Darstellung des Personalschlüssels nach Altersgruppe nicht möglich. Dieser Personalschlüssel ist daher mit den oben aufgeführten nicht vergleichbar.
Laut Daten des Statistischen Landesamtes lag 2013 in Leipzig der Personalschlüssel bei 1:12. Demzu6
7
8
Die Personaldaten liegen nicht nach dem Alter der Kinder differenziert vor, weshalb zwischen den Einrichtungsarten Kindergarten und Hort nicht unterschieden werden kann, d. h. Horte sind in den Analysen zu Kindertageseinrichtungen mit integriert.
Der Personalschlüssel ist eine „rechnerische Größe“. In der täglichen Betreuungssituation vor Ort können sich durchaus
andere Bedingungen u.a. durch krankheitsbedingtem Ausfall oder Betreuung während der „Randzeiten“ ergeben. Bei der
Berechnung wird ein Vollzeitbetreuungsäquivalent (VZÄ) mit 8 Stunden Betreuungszeit angesetzt. Kinder mit einer Betreuungszeit von bis zu 5 Stunden gehen mit 4,5 Stunden in die Berechnung ein, Kinder mit einer Betreuungszeit von mehr als
5 bis 7 Stunden mit 6 Stunden, Kinder mit einer Betreuungszeit von mehr als 7 bis 10 Stunden mit 8,5 Stunden, Kinder mit
einer Betreuungszeit von mehr als 10 Stunden mit 10,5 Stunden sowie Kinder mit Vor- und Nachmittags- ohne Mittagsbetreuung mit 6 Stunden.
Die Personalschlüsselberechnung wird in der Bundesstatistik auf Gruppenebene durchgeführt, weshalb Kinder mit einem
Alter von zwei bis unter 8 Jahren in die Berechnung des Personalschlüssels für Kindergartenkinder miteinbezogen werden
(Statistisches Bundesamt 2013b).
2-13
folge wurden in Leipziger Kindertageseinrichtungen zwölf Ganztagskinder durch eine ganztags arbeitende Person betreut. Seit 2008 ist der Betreuungsschlüssel insgesamt um 1,0 gestiegen.
In der Kindertagespflege, in welcher einzelne Kinder oder kleine Gruppen mit maximal fünf Kindern 9
von einer Tagespflegeperson im Haushalt der Eltern, im Haushalt der Tagespflegeperson oder in anderen kindgerechten Räumen betreut werden, wurden am 01.03.2013 in Leipzig durchschnittlich 4,8
Kinder je Tagespflegeperson betreut. Im Fünf-Jahres-Zeitraum stieg die Betreuungsrelation stark an.
Wurden 2008 nur knapp vier Kinder durch eine Tagespflegeperson betreut (3,6), waren es 2013 bereits fast fünf Kinder.
Altersentwicklung des Personals
Die Betrachtung des Personals in Kindertageseinrichtungen und in der Kindertagespflege nach Altersgruppen kann Hinweise auf den zukünftigen Personalbedarf geben. Die in Leipziger Kindertageseinrichtungen am stärksten vertretene Altersgruppe war am 01.03.2013 die Gruppe der 40- bis unter 50Jährigen. 1.167 Personen, und damit knapp ein Drittel des pädagogischen Personals, gehörte dieser
Altersgruppe an. Zweitstärkste Gruppe bildeten die 50- bis unter 60-Jährigen mit 25,1 %. Die 30- bis
unter 40-Jährigen machten 19,4 % und die 20- bis unter 30-Jährigen 21,4 % aus. In der Kindertagespflege verteilten sich die Altersgruppen alternierend. Die stärkste Gruppe bildete hier mit 199 Per sonen und einem Anteil von 37,3 % die Gruppe der 30- bis 40-Jährigen. Die älteren Altersgruppen wie
auch die Gruppe der unter 30-Jährigen waren jeweils geringer besetzt als in den Kindertageseinrichtungen.
Aufgrund der wachsenden Geburtenzahlen sowie der Einführung des Rechtsanspruchs auf einen Betreuungsplatz ab dem ersten Lebensjahr ist ein steigender Bedarf an pädagogischem Personal im
frühkindlichen Bereich zu erwarten. Wenngleich die Anzahl der Absolvent/-innen dieser Fachrichtung
an Fachschulen bundesweit seit 2008/09 bis 2012/13 um 49,0 % angestiegen ist, muss in Gesamtdeutschland von einem weiteren Fehlbedarf an Fachkräften ausgegangen werden (Weiterbildungsinitiative Frühpädagogische Fachkräfte; DJI e.V.). In Sachsen, so das Sächsische Staatsministerium für
Soziales und Verbraucherschutz (Staatsministerium für Soziales und Verbraucherschutz Freistaat
Sachsen 2013: 3ff.), ist davon auszugehen, dass in den nächsten Jahren ausreichend pädagogische
Fachkräfte zur Verfügung stehen können bzw. ausgebildet werden. Allerdings ist zu beachten, dass
aufgrund fehlender Studien kaum statistische Angaben über den Verbleib der Absolvent/-innen vorliegen. So ist es nicht prognostizierbar, ob die ausgebildeten Fachkräfte im Freistaat Sachsen bleiben
und ob sie in der Kindertagesbetreuung tätig werden.
Qualifikation des Personals
Ein weiteres wichtiges Kriterium zur Beurteilung der Qualität der Bildungs- und Betreuungspraxis ist
neben dem Personalschlüssel das Qualifikationsniveau des pädagogischen Personals. Obwohl eine
Bewertung der unterschiedlichen Qualifikationsniveaus hinsichtlich ihrer Bedeutung für die Qualität in
der Praxis mit den folgenden Daten nicht möglich ist, kann davon ausgegangen werden, dass sich höhere Qualifikationsniveaus positiv auf die Bildungsqualität auswirken (Bock-Famulla/Lange 2013: 18).
In Leipzig hatten am 01.03.2013 71,1 % des pädagogischen, Leitungs- und Verwaltungspersonals
einen Fachschulabschluss als staatlich anerkannte/-r Erzieher/-in; 11,2 % verfügten über einen Abschluss als Dipl. Sozialpädagoge/-in, Dipl. Pädagoge/-in oder Dipl. Heilpädagoge/-in10. Sonstige Sozialund Erziehungsberufe wie Heilpädagoge/-in, Heilerziehungspfleger/in oder Sozialassistent/-in machten
9
Großtagespflegestellen mit mehr als fünf Tagespflegekindern sind im Freistaat Sachsen nicht zulässig (SächsKiTaG).
10
Inklusive der Abschlüsse als staatlich anerkannter Kindheitspädagoge/-in (Bachelor oder Master).
2-14
6,5 % aus. Fast ebenso viele Quereinsteiger/-innen mit einer anderen, nicht fachpädagogischen Berufsausbildung (5,6 %) waren ebenfalls als pädagogische Fachkräfte angestellt. Diese müssen sich
nach Auflagen des Landesjugendamtes in einem angemessenen Zeitraum nach den Vorgaben der
Sächsischen Qualifikationsverordnung weiterqualifizieren. Ohne Ausbildung waren 3,0 % des tätigen
pädagogischen Personals.
Im überregionalen Vergleich (vgl. Abb. 2.5) wird ersichtlich, dass in Leipzig ein ausgesprochen hoher
Anteil an Dipl. Sozialpädagogen/-innen, Dipl. Pädagogen/-innen bzw. Dipl. Heilpädagogen/-innen in
Kindertageseinrichtungen beschäftigt war. Sachsenweit besaßen am 01.03.2013 nur 7,8 % des pädagogischen Personals diese Qualifikation. Bundesweit lag der Anteil mit 4,9 % noch deutlich niedriger.
Der Anteil an staatlich anerkannten Erzieher/-innen lag dagegen im Bundes-Mittel. In Sachsen und in
den neuen Bundesländern waren anteilig mehr Erzieher/-innen als pädagogisches Personal tätig als in
Leipzig; wohingegen in den alten Bundesländern und bundesweit im Mittel weniger ausgebildete Erzieher/-innen als in Leipzig tätig waren. Heilpädagogen/-innen waren 2013 im Bundesvergleich in Leipzig
überrepräsentiert, Kinderpfleger/-innen11 deutlich unterrepräsentiert.
Abb. 2.5: Qualifikation des Personals in Kindertageseinrichtungen im überregionalen Vergleich am
01.03.2013
100
6,1
6,0
5,2
4,3
4,6
5,1
6,5
6,9
80
11,6
14,6
in %
60
71,1
78,3
81,6
40
64,7
68,2
20
11,2
7,8
5,2
4,7
4,9
Leipzig
Sachsen
Neue
Bundesländer*
Alte
Bundesländer*
Deutschland
0
Ohne abgeschlossene Berufsausbildung
Sonstiger Berufsausbildungsabschluss
Heilpädagoge/-in, Heilerziehungspfleger/-in
Dipl. Sozialpädagoge/-in, Diplom Pädagoge/-in, Dipl. Heilpädagoge/-in
In Berufsausbildung
Kinderpfleger/-in
Erzieher/-in
*ohne Berlin
Datenquellen: Statistisches Landesamt Sachsen; Amt für Statistik und Wahlen Leipzig
Kindertagespflegepersonen sollen laut § 23 SGB VIII über vertiefte Kenntnisse der Kindertagespflege
verfügen, welche sie in qualifizierten Lehrgängen oder in anderer Weise nachgewiesen haben. Das
Landesrecht spezifiziert dies in der Sächsischen Qualifikations- und Fortbildungsverordnung pädagogischer Fachkräfte folgendermaßen:
„Fachlich geeignet ist, wer […] eine Fortbildung absolviert hat, die mindestens dem Curriculum des Deutschen Jugendinstituts „Fortbildung von Tagespflegepersonen“ entspricht“
(§ 3 SächsQualiVO).
11
Dies ist womöglich darauf zurückzuführen, dass es die Ausbildung zum staatliche geprüften Kinderpfleger/-in in Sachsen
nicht angeboten wird.
2-15
In Leipzig hatten 2013 91,2 % der öffentlich geförderten Kindertagespflegepersonen einen Qualifizierungskurs für Kindertagespflege abgeschlossen, davon 72,1 % im Umfang von mindestens 160 Stunden. 2010 lag der Anteil der Tagespflegepersonen mit einem abgeschlossenen Qualifizierungskurs
von mindestens 160 Stunden bei 50,8 %. 127 Kindertagespflegepersonen (23,8 %) verfügten zudem
über einen anerkannten fachpädagogischen Berufsabschluss, 387 Personen (72,5 %) waren ohne
einen pädagogischen Berufsabschluss in der Tagespflege tätig und lediglich 20 Personen (2,1 %) besaßen keinen Berufsabschluss12. Im überregionalen Vergleich (vgl. Abb. 2.6) verfügten Kindertagespflegepersonen in Leipzig zu einem höheren Anteil über einen Berufsabschluss, allerdings hatten
deutlich weniger Personen eine pädagogische Berufsausbildung als im Landes- oder Bundesdurchschnitt. In Sachsen besaßen 26,9 % und in Deutschland insgesamt sogar 32,0 % eine fachpädagogische Berufsausbildung.
Abb. 2.6: Qualifikation des Personals in der Kindertagespflege im überregionalen Vergleich am
01.03.2013
100
9,2
8,4
58,7
59,0
31,5
32,0
80
in %
60
72,5
71,2
23,8
26,9
64,9
40
20
33,5
0
Leipzig
Sachsen
Neue
Alte
Bundesländer* Bundesländer*
keine Angabe
ohne abgeschlossene Berufsausbildung
noch in Berufsausbildung
mit anderem, nicht fachpädagogischem Berufsabschluss
mit fachpädagogischem Berufsabschluss
Deutschland
*ohne Berlin
Datenquellen: Statistisches Landesamt Sachsen; Amt für Statistik und Wahlen Leipzig
Hinsichtlich des Betreuungsortes ist festzustellen, dass in Leipzig der Anteil an Kindertagespflegepersonen, die in eigens angemieteten Räumen Kinder betreuen, deutlich zugenommen hat. Ihr Anteil lag
2013 bei 46,4 % gegenüber 32,2 % im Jahr 2010. Auf Landesebene arbeiteten 2013 nur 26,1 % der
Kindertagespflegepersonen in angemieteten Räumen, auf Bundesebene nur 15,3 %. Dieser Sachverhalt wie auch der gestiegene Anteil von Tagespflegepersonen mit einem abgeschlossenen Qualifizierungskurs spricht für einen hohen Professionalisierungs- und Verstetigungsgrad der öffentlich geförderten Kindertagespflege in Leipzig.
12
Aus Anonymisierungsgründen können Angaben zu einzelnen Tagespflegepersonen fehlen.
2-16
2.5 Übergang in die Grundschule
Die pädagogische Arbeit in Kindertageseinrichtungen und in der Kindertagespflege hat auch die Aufgabe, den Übergang in die Schule vorzubereiten und zu begleiten. Neben ganzheitlicher Bildungsförde rung bildet die enge Zusammenarbeit der Kindertageseinrichtungen mit den Eltern das Fundament für
einen gelingenden Übergang. Dazu gehört, dass Kindertageseinrichtungen und Elternhaus die zunehmende Selbstständigkeit des Kindes fördern und unterstützen, soziale Beziehungen bereits vor Schuleintritt zu anderen Kindern und weiteren Bezugspersonen anregen und aufbauen und Kinder mit dem
neuen Bildungsort Schule in vielfältiger Weise vertraut gemacht werden. Im letzten Kindergartenjahr,
dem Schulvorbereitungsjahr, steht besonders die Förderung und Ausprägung sprachlicher Kompetenzen, der Grob- und Feinmotorik und der sinnlichen Wahrnehmung im Vordergrund. Darüber hinaus
gibt es Regelungen zur zielorientierten Kooperation zwischen Kindertagesstätten und Grundschulen
zur Schulvorbereitung (§ 2 SächsKitaG). An allen Kindertageseinrichtungen werden standardisierte Beobachtungen des Entwicklungsstandes der Kinder durchgeführt. Daneben werden durch das Gesundheitsamt der Stadt Leipzig ca. zwei Jahre vor Schulbeginn im schulrelevanten Entwicklungsbereich
Kindern in Kindertageseinrichtungen Untersuchungen angeboten (Stadt Leipzig 2013: 8 f.). Die Untersuchungen geben Hinweise auf Entwicklungsverzögerungen oder einen möglichen Förderbedarf. Sind
die Kinder schulpflichtig geworden, werden sie dem Kinder- und Jugendärztlichen Dienst zur Schuleingangsuntersuchung vorgestellt. Diese Untersuchung, die für beide Seiten verpflichtend ist, stellt in
Leipzig die einzige vollständige Querschnittsuntersuchung im Kindesalter dar. Sachsenweit wird seit
dem Schuljahr 2006/07 das Untersuchungsinstrument „S-ENS – Screening des Entwicklungsstandes
bei Einschulungsuntersuchungen“ genutzt13. Bei altersgerechtem Entwicklungsstand oder nur geringfügigen Befunden kann im Ergebnis dieses Screenings die Empfehlung zur Einschulung in eine Grundschule gegeben werden. Im Einzelfall kann eine Empfehlung zur Überprüfung des sonderpädagogischen Förderbedarfs oder die Empfehlung zur Rückstellung ausgesprochen werden 14. Im Anschluss
daran werden weitere Tests in der für das Kind zuständigen Grundschule durchgeführt. Die endgültige
Entscheidung über die Einschulung trifft die Schulleitung auf der Grundlage der Testergebnisse und
unter Berücksichtigung der jugendärztlichen Empfehlungen.
Ergebnisse der Schuleingangsuntersuchung
Im Einschulungsjahr 2013 wurden 4.422 schulpflichtig gewordene Kinder in Leipzig im Rahmen der
Schuleingangsuntersuchung untersucht. Besonders häufig wurden Sprachauffälligkeiten (32,5 %),
feinmotorische Defizite (22,9 %) sowie eine Herabsenkung der Sehschärfe (21,6 %) festgestellt. Emotional-psychosoziale Verhaltensauffälligkeiten waren im Vergleich zu den Vorjahren weniger stark ausgeprägt (14,0 %), Störungen der Grobmotorik verblieben in etwa auf dem selben Niveau (13,9 %).
Knapp ein Fünftel (18,3 %) der angehenden Schulanfänger/-innen blieb, wie auch in den Jahren zuvor,
ohne Befund. Bei kleinräumiger Betrachtung wird deutlich, dass der Anteil entwicklungsauffälliger Kinder in den einzelnen Ortsteilen stark divergiert. In den vier ausgewählten Befundkategorien (Sprachauffälligkeiten, Störungen der Feinmotorik, emotional-psychosoziale Verhaltensauffälligkeiten und Störungen der Grobmotorik) erzielten westliche, nordöstliche und östliche Ortsteile sowie die Ortsteile
Wahren und Lößnig überdurchschnittlich hohe Indexwerte und weisen eine hohe Deckungsgleichheit
zu den Schwerpunkträumen der integrierten Stadtentwicklung auf (vgl. dazu Kapitel 3). Deutlich unter
dem gesamtstädtischen Durchschnitt lagen Ortsteile im Zentrum sowie randstädtische, im Norden gelegene Ortsteile.
13
14
Das „Screening des Entwicklungsstandes“ (S-ENS) enthält spielerische Aufgaben und Tests zu den Entwicklungsbereichen
Körperkoordination (Grobmotorik), Auge-Hand-Koordination (Visuomotorik/Feinmotorik), visuelle Wahrnehmung und Informationsverarbeitung sowie Sprachkompetenz und auditive Informationsverarbeitung. Die Testergebnisse bilden zusammen
mit den Ergebnissen der körperlichen Untersuchung die Grundlage für die schulärztliche Empfehlung.
Eine detaillierte Beschreibung des Verfahrensablaufs findet sich unter http://amt24.sachsen.de; Stichwort: „Schulaufnahme-Untersuchung“
2-17
Karte 2.2: Ergebnisse der Schuleingangsuntersuchung in ausgewählten Befundkategorien im Schuljahr 2012/13
Datenquelle: Gesundheitsamt;
Kartengrundlage: Amt für Statistik und Wahlen; Stadtplanungsamt
Der Anteil der Schulanfänger/-innen, die im Ergebnis der Schuleingangsuntersuchung keine jugendärztliche Empfehlung für die Regelschule erhielten, blieb in den vergangenen fünf Jahren bei etwa
14,0 % auf konstantem Niveau. Eine geringfügige Steigerung von zwei Prozentpunkten wurde für das
Jahr 2012 registriert. Der Anteil der Rückstellungsempfehlungen hat sich seit 2012 auf sechs bis sie-
2-18
ben Prozent erhöht, wohingegen der Anteil an Förderschulempfehlungen lauf 4,0 % zurückging. Insgesamt erhielten 2013 7,1 % der untersuchten Kinder eine Empfehlung für sonderpädagogische Fördermaßnahmen; dabei wurde für Jungen häufiger eine Empfehlung für sonderpädagogischen Förderbedarf (9,7 %) als für Mädchen (4,4 %) ausgesprochen (Stadt Leipzig 2013: 34). Die in der Schulaufnahmeuntersuchung festgestellte häufigste Ursachen für einen sonderpädagogischen Förderbedarf sind
Sprachauffälligkeiten bzw. Sprachstörungen.
Abb. 2.7: Anteil der untersuchten Schulanfänger/-innen, die keine jugendärztliche Schulempfehlung
für die Grundschule erhielten nach Art der Empfehlung, Einschulungsjahrgänge 2008 bis
2013
18
0,2
15
0,2
0,2
5,9
5,4
0,1
0,2
0,3
7,1
12
in %
4,6
6,4
6,7
9
6
5,0
5,6
3,5
2,9
2008
2009
4,9
4,9
4,6
4,0
3
3,9
3,1
2010
2011
4,0
3,1
0
2012
2013
Jahr
vorzeitige Einschulung abgelehnt
Rückstellung
Förderschule
Integration
Datenquelle: Gesundheitsamt Leipzig
2.6 Fazit
Durch steigende Geburtenzahlen und die Einführung des Rechtsanspruchs ab dem ersten vollendeten
Lebensjahr seit August 2013 besteht in Leipzig weiterhin Handlungsbedarf, nachfrageorientierte und
wohnortnahe Kapazitäten zu schaffen. Die fehlende Passung zwischen Angebot und rechnerischem
Bedarf vor allem in den demografisch jungen Stadtbezirken führt zu Ausweichbewegungen in benachbarte und angrenzende Quartiere. Das in den vergangenen Jahren geschaffene Netz an Kindertagespflegepersonen ist für die Bedarfsdeckung unverzichtbar. Bei weiterem zahlenmäßigen Ausbau
von Kindertagespflegestellen muss anlog dazu auch das Qualitätsmanagement intensiviert werden.
Förderlich wäre eine weitere Vernetzung der Kindertagespflegepersonen untereinander sowie mit
räumlich nahe gelegenen Kindertageseinrichtungen.
Die Bildungsbeteiligung von Kindern in der frühkindlichen und vorschulischen Bildungsphase liegt
leicht unter dem Durchschnitt anderer sächsischer Großstädte sowie des Freistaates. Einzelne Nutzergruppen sind nach wie vor unterrepräsentiert, wie zum Beispiel Kinder mit Migrationshintergrund, die in
2-19
Leipzig ebenso wie auf überregionaler Ebene stark unterdurchschnittliche Beteiligungsquoten aufweisen. Ein Drittel von ihnen wird eingeschult, ohne zuvor die Chance auf institutionelle Förderung genutzt
zu haben. Es sollten zukünftig alle Möglichkeiten ergriffen werden, um die frühkindliche Bildungsbeteiligung von Kindern mit Migrationshintergrund zu erhöhen. Hinsichtlich der Bildungsbeteiligung von Kindern mit heilpädagogischem Förderbedarf kann konstatiert werden, dass sich eine bedarfsorientierte
integrative Struktur herausgebildet hat. Allerdings existiert derzeit keine Einrichtung, in der Inklusion
tatsächlich umfassend umgesetzt wird. Kinder mit heilpädagogischem Förderbedarf werden immer
noch nach Art und Schwere ihrer Behinderung Einrichtungen zugeordnet. Für Kinder mit komplexeren
Behinderungen stehen tendenziell zu wenig Kapazitäten zur Verfügung, insbesondere in integrativen
Einrichtungen.
Die personellen Rahmenbedingungen in der Kindertagesbetreuung zeichnen sich einerseits durch ein
hohes Qualifikationsniveau aus, andererseits durch einen im überregionalen Vergleich ungünstigen
Personalschlüssel, der nur begrenzt Spielräume für individuelle Ansätze der Förderung, eine Intensivierung der Dokumentation von Entwicklungsverläufen, Ausweitung der Elternberatung oder einen intensiven Austausch mit aufnehmenden Einrichtungen zulässt. Die Altersentwicklung des Personals in
Kindertageseinrichtung weist darauf hin, dass verstärkte Aufmerksamkeit auf die Gewinnung und Pflege von pädagogischem Nachwuchs zu richten ist. Hier ergibt sich ein direkter Zusammenhang zur beruflichen Aus- und Weiterbildung und deren Institutionen (vgl. Kapitel 4 und 6).
Am Übergang zur schulischen Bildungsphase steht eine jugendärztliche diagnostische Routine, aus
der ein hoher Anteil an Förderdiagnosen hervorgeht. Nur knapp ein Fünftel der untersuchten Kinder
sind nach diesen Maßgaben altersgemäß entwickelt. Die übrigen untersuchten Kinder weisen vielfach
den Verdacht auf leichtere Entwicklungsdefizite auf, die sich auch gut beheben oder durch Hilfsmittel
ausgleichen lassen (z.B. Sehschärfe). Gleichwohl ist der Anteil an jugendärztlichen Empfehlungen für
sonderpädagogische Förderung hoch. Insgesamt zeigt sich, dass die meisten Entwicklungsverzögerungen nicht alleinig auf physische Beeinträchtigungen zurückzuführen sind, sondern einen starken
Bezug zum sozialen Umfeld und den Bedingungen des Aufwachsens aufweisen. Zu bestärken sind daher Familienbildungs- und Fortbildungsangebote, die das gesunde Aufwachsen von Kindern zum Thema haben. Modellprojekte wie bspw. „Bewegte Kita“ sollten verstetigt und auf andere Räume oder Einrichtungen transferiert; Kinder- und Familienzentren sollten stabilisiert und ausgebaut werden.
Literatur
Bock-Famulla, Kathrin & Jens Lange (2013): Länderreport Frühkindliche Bildungssysteme 2013. Verlag Bertelsmann Stiftung. Gütersloh.
Deutsches Jugendinstitut e.V. (Hrsg.) (2014): Weiterbildungsinitiative Frühpädagogische Fachkräfte.
Verfügbar unter: http://www.weiterbildungsinitiative.de/ (letzter Zugriff: 21.07.2014).
Macha, Katrin & Christa Preissing (in Druck): Wirkfaktoren der Kinder- und Familienzentren im Leipziger inneren Osten. Berlin. Eine Studie der Internationalen Akademie für innovative Pädagogik, Psychologie und Ökonomie gGmbH (INA) an der Freien Universität Berlin im Auftrag des FelsenwegInstituts der Karl-Kübel-Stiftung für die Stadt Leipzig, Amt für Jugend, Familie und Bildung, Abteilung Kindertagesstätten und Freizeiteinrichtungen.
Sächsisches Staatsministerium für Soziales und Verbraucherschutz (Hrsg.) (2013): Übersicht zum
Fachkräftebedarf in der Kindertagesbetreuung im Freistaat Sachsen. Verfügbar unter: http://www.familie.sachsen.de/download/Verwaltung/lja_Uebersicht_zum_Fachkraeftebedarf_in_Kindertagesbetreuung.pdf (letzter Zugriff: 04.08.2014).
2-20
Stadt Leipzig, Der Oberbürgermeister, Amt für Jugend, Familie und Bildung (Hrsg.) (2012a): Langfristiges Entwicklungskonzept für das Kindertagesstättennetz der Stadt Leipzig bis zum Jahr 2025. Leipzig.
Stadt Leipzig, Der Oberbürgermeister, Amt für Jugend, Familie und Bildung (Hrsg.) (2012b): Weiterentwicklung von Leipziger Kindertagesstätten zu Kinder- und Familienzentren (KiFaZ). Leipzig.
Stadt Leipzig, Der Oberbürgermeister, Gesundheitsamt (Hrsg.) (2013): Daten und Fakten zur Kindergesundheit in der Stadt Leipzig 2013. Leipzig.
Statistische Ämter der Bundes und der Länder (Hrsg.) (2013): Kindertagesbetreuung regional 2013.
Ein Vergleich aller 402 Kreise in Deutschland. Wiesbaden.
Statistisches Bundesamt (Hrsg.) (2013a): Statistiken der Kinder- und Jugendhilfe. Kinder und tätige
Personen in Tageseinrichtungen und in öffentlich geförderter Kindertagespflege am 01.03.2013.
Verfügbar unter:
https://www.destatis.de/DE/Publikationen/Thematisch/Soziales/KinderJugendhilfe/TageseinrichtungenKindertagespflege.html (letzter Zugriff: 13.02.2015).
Statistisches Bundesamt (Hrsg.) (2013b): Der Personalschlüssel in Kindertageseinrichtungen 2013.
Verfügbar unter:
https://www.destatis.de/DE/Publikationen/Thematisch/Soziales/KinderJugendhilfe/KindertageseinrichtungenPersonalschluessel5225409139004.pdf?__blob=publicationFile (letzter Zugriff:
13.02.2015).
Statistisches Landesamt des Freistaates Sachsen (Hrsg.) (2013): Statistischer Bericht. Kindertagesbetreuung im Freistaat Sachsen 2013. Verfügbar unter: http://www.statistik.sachsen.de/ (letzter Zugriff
13.02.2015).
2-21
Kapitel 3:
Schulische Bildung
Stand: 13.02.15
Dezernat Jugend, Soziales, Gesundheit und Schule
Amt für Jugend, Familie und Bildung
Inhaltsverzeichnis
Tabellenverzeichnis
3
Abbildungsverzeichnis
3
Kartenverzeichnis
3
Exkursverzeichnis
4
3.1
Einleitung
5
3.2
Schulinfrastruktur und -nutzung
5
3.3
Zusammensetzung der Schülerschaft
8
Geschlechterrelationen
8
Migrationshintergrund
9
Sonderpädagogischer Förderbedarf
3.4
10
Übergänge im System Schule
12
Einschulung
12
Bildungsempfehlung in der Klassenstufe 4
15
Übergang in weiterführende Schularten
17
Bildungsempfehlung in der Klassenstufe 6
18
Schulartwechsel
18
Klassenwiederholungen
19
3.5
Schulerfolg
20
3.6
Personalsituation und Unterrichtsausfall
25
3.7
3-2
Pädagogisches Personal
25
Unterrichtsausfall
27
Ergänzende Angebote und Gestaltung des schulischen Alltags
28
Hortbetreuung
28
Ganztagsangebote
29
Schulsozialarbeit an Leipziger Schulen
31
Vorbereitungsklassen: Deutsch als Zweitsprache
33
Systematische Berufsorientierung an allgemeinbildenden Schulen
33
Neigungs- und Vertiefungskurse an Mittel-/Oberschulen
35
3.8
3.9
Alternative Wege zur (Fach-)Hochschulreife
36
Infrastruktur
36
Entwicklung und Zusammensetzung der Schülerschaft
37
Abschlüsse
38
Fazit
39
Literatur
40
Tabellenverzeichnis
Tab. 3.1: Schülerzahl und -anteil an Schulen in freier Trägerschaft nach Schulart 2008/09 und 2013/14
8
Tab. 3.2: Rückstellungen und Einschulungen nach Geschlecht und Art der Einschulung im Schuljahr
2013/14
13
Tab. 3.3: Schulabgänger/-innen an allgemeinbildenden Schulen nach erreichtem Schulabschluss
2003, 2008 und 2011 bis 2013
20
Tab. 3.4: Unterrichtsausfall und Vertretungsstunden in einem anderen Fach an Schulen in der Stadt
Leipzig nach Schulart in den Schuljahren 2008/09 bis 2013/14
28
Abbildungsverzeichnis
Abb. 3.1: Schüler/-innen an allgemeinbildenden Schulen nach Schularten in den Schuljahren 2003/04
bis 2013/14
7
Abb. 3.2: Entwicklung der Anteile der Schüler/-innen mit Migrationshintergrund nach Schulart in den
Schuljahren 2008/09 bis 2013/14
9
Abb. 3.3: Anzahl Schüler/-innen mit sonderpädagogischem Förderbedarf nach Förderschwerpunkten
2003/04, 2008/09 und 2011/12 bis 2013/14
11
Abb. 3.4: Verteilung der Fünftklässlerjahrgänge an den Mittel-/Oberschulen und Gymnasien in öffentlicher Trägerschaft sowie gymnasiale Bildungsempfehlungen von 2009/10 bis 2013/14
17
Abb. 3.5: Wechsel der Schulart in den Schuljahren 2003/04 bis 2013/14
19
Abb. 3.6: Anteil der Schulabschlüsse nach Geschlecht, Migrationshintergrund und Schulart im Abgangsjahr 2013
22
Abb. 3.7: Schulabgänger/-innen an Mittel-/Oberschulen ohne mindestens einen Hauptschulabschluss
in Sachsen und sächsischen Großstädten 2008 bis 2013
23
Abb. 3.8: Pädagogisches Personal nach Alter und Schulart in den Schuljahren 2008/09 und 2013/14 26
Abb. 3.9: Anzahl Grundschul- und Hortkinder sowie Betreuungsquote 2008/09 bis 2013/14
29
Abb. 3.10: Fördersumme für GTA insgesamt und pro Einrichtung 2004 bis 2013/14
30
Abb. 3.11: Schüler/-innen an Mittel-/Oberschulen in kommunaler Trägerschaft nach Vertiefungs- und
Neigungskursen in den Schuljahren 2010/11 und 2013/14
36
Abb. 3.12: Schüler/-innen an Beruflichen Gymnasien und Fachoberschulen 2008/09 bis 2013/14
37
Abb. 3.13: Abgänger/-innen und Absolvent/-innen an Fachoberschulen und Beruflichen Gymnasien
2010 bis 2013
38
Kartenverzeichnis
Karte 3.1: Nichteinschulungen an Grundschulen im Verhältnis zu fristgemäßen Einschulungen in den
Schuljahren 2011/12 bis 2013/14.......................................................................................................... 14
Karte 3.2: Anteile gymnasialer Bildungsempfehlungen an Grundschulen in kommunaler Trägerschaft in
den Jahren 2012 bis 2014 (Drei-Jahres-Mittel).....................................................................................16
3-3
Karte 3.3: Abgänger/-innen von Mittel-/Oberschulen in kommunaler Trägerschaft nach Haupteinzugsgebiet der Schule. Gemittelter Wert der Abschlussjahre 2011, 2012 und 2013....................................24
Karte 3.4: Schulen in kommunaler Trägerschaft in Leipzig mit Schulsozialarbeit nach Schulart im
Schuljahr 2013/14................................................................................................................................. 32
Exkursverzeichnis
EXKURS 3.A: „Pilotprojekte Schule planen und bauen“.........................................................................6
EXKURS 3.B: „Schulversuch ERINA“................................................................................................... 12
EXKURS 3.C: Umfrage des Landesschülerrats Sachsen zum Thema Berufs- und Studienorientierung
in Sachsen. Spezielle Auswertung für die Stadt Leipzig........................................................................34
3-4
3.1 Einleitung
Das allgemeinbildende Schulsystem nimmt eine Schlüsselstellung in den Bildungsbiografien der Bevölkerung ein. Daraus resultiert gleichermaßen die Chance und die Aufgabe, bestehende Hindernisse
beim Zugang und bei der Gestaltung von Bildungswegen zu beseitigen und individuelle Bildungsmöglichkeiten zu verbessern. Internationale Schulleistungsuntersuchungen stellen eine enge Verbindung
von sozialer Herkunft und Schulerfolg her. Zwar fallen organisatorische und pädagogische Fragen sowie die Bereitstellung des Lehrpersonals in die Zuständigkeit des Landes, jedoch besteht inhaltlicher
Gestaltungsspielraum seitens der Kommune vor allem bei der Schulnetzplanung, der Bereitstellung
von Hortangeboten und der Verknüpfung von formalen und non-formalen Bildungsangeboten im Rahmen des schulischen Ganztags.
In Leipzig stellt aktuell die positive demografische Entwicklung der letzten Dekade und damit einhergehend stark steigende Schülerzahlen eine der großen Herausforderungen dar. Neben dem quantitativen
Ausbau der schulischen Infrastruktur und der qualitativen Weiterentwicklung der Schullandschaft spielen Aspekte der allgemeinen bildungspolitischen Debatte für Leipzig eine Rolle. Besonders Themen
wie Wechsel und Übergänge im allgemeinbildenden Schulsystem, Inklusion und die Unterstützung von
Kindern und Jugendlichen mit besonderem Förderbedarf oder Ausschlüsse aus dem Bildungssystem
stehen hier im Zentrum.
Die Ergebnisse der kommunalen Bildungsberichterstattung zeigen, dass sich die soziale Heterogenität
der Stadtgesellschaft deutlich auf die Zusammensetzung der Schülerschaft und ihre Bildungsbiografien niederschlägt. Vor diesem Hintergrund ist Chancengerechtigkeit im allgemeinbildenden Schulsystem eine weitere große Herausforderung, der sich alle in der kommunalen Bildungslandschaft tätigen
Akteure zu stellen haben. Möglichkeiten ergeben sich an vielen Stellen innerhalb der Bildungs- und Sozialplanung, zum Beispiel bei der weiteren Ausgestaltung des Schulnetzes, bei der Priorisierung von
Sanierungsmaßnahmen und bei der Planung von Aktivitäten im Bereich der kulturellen Bildung, des
Sports und der Jugendhilfe.
Das folgende Kapitel beginnt mit einem kurzen Überblick über die Entwicklung, den Stand und die Perspektiven der Schullandschaft in Leipzig. Es schließt sich eine Betrachtung der Schülerschaft in ihrer
Verteilung nach Schularten, der Zusammensetzung nach Geschlecht, Migrationshintergrund und sonderpädagogischem Förderbedarf sowie ihrer quantitativen Entwicklung im Zeitverlauf an. Kapitel 3.4
widmet sich den schulischen Übergängen, beginnend mit der Einschulung über Wechsel in die Sekundarstufe bis hin zu Brüchen in der Bildungsbiografie wie Schulartwechseln außerhalb der üblichen Zeitfenster und Klassenwiederholungen. Der Schulerfolg wird mithilfe der erreichten Schulabschlüsse dargestellt und räumlich sowie institutionell differenziert betrachtet. Einem Kapitel über die Zusammenset zung und die quantitative Entwicklung des pädagogischen Personals und der Unterrichtsstunden folgen Aussagen über ergänzende Angebote und die Gestaltung des Schulalltags von Hortbetreuung,
Ganztagsangeboten, Schulsozialarbeit und systematischer Berufs- und Studienorientierung. Abschließend werden die alternativen Wege zum Erwerb der (Fach-)Hochschulreife im berufsbildenden Schulsystem statistisch näher betrachtet.
3.2 Schulinfrastruktur und -nutzung
Das Schulnetz in Leipzig befindet sich seit der Jahrtausendwende in ständiger Bewegung. Bis 2011
wurden insgesamt 80 Schulstandorte in Leipzig geschlossen. Die Schulschließungen betrafen vorwiegend Gebiete, die städtebaulich von Großwohnanlagen in industrieller Plattenbauweise geprägt waren
sowie die damals noch unsanierten innenstadtnahen Gründerzeitviertel.
3-5
Im Schuljahr 2013/14 standen der Leipziger Schülerschaft insgesamt 147 allgemeinbildende Schulen
zur Verfügung. Darunter 76 Grundschulen, 28 Mittel-/Oberschulen 1, 22 Gymnasien, 17 Förderschulen,
zwei freie Waldorfschulen, eine Gemeinschaftsschule für die Klassenstufen 1 bis 10 (Nachbarschaftsschule) sowie eine Klinik- und Krankenhausschule 2. Die Mehrheit der Schulen befand sich in Trägerschaft der Stadt; 26 Schulen wurden in freier Trägerschaft geführt und zwei waren in Trägerschaft des
Freistaates Sachsen.
Angesichts der seit einigen Jahren wieder steigenden Schülerzahlen befindet sich die Schulinfrastruktur unter Anpassungsdruck. Erschwert wird der Prozess des Netzausbaus dadurch, dass die in den
letzten Jahren stark gewachsenen und noch anhaltend wachsenden Stadtviertel nicht durchweg mit jenen Stadtteilen identisch sind, die in den 1990er Jahren von Schrumpfungen betroffen waren. So
kommt eine Reaktivierung von geschlossenen Schulstandorten nur teilweise in Frage. Weitere Maßnahmen sind die Erhöhung der Auslastung einzelner Schulstandorte sowie Ergänzungs- und Neubauten. In den kommenden Jahren wird die Nachfrage nach Plätzen in Schulen weiter stark ansteigen. Für
die einzelnen Schularten (exklusive Förderschulen) werden für die nächsten zehn Jahre Wachstumsraten zwischen 30 % und 40 % angenommen. Darauf kann nur mit einer extensiven Erweiterung der
räumlichen Kapazitäten reagiert werden. Dies schließt ebenfalls den Neubau von Schulturnhallen und
den Erhalt von bereits Bestehenden ein.
EXKURS 3.A: „Pilotprojekte Schule planen und bauen“
Der Um- und Neubau von Schulgebäuden stellt aktuell eine der wichtigsten Bauaufgaben einiger
Kommunen dar. Die Raumstrukturen sollten dabei an die veränderten Anforderungen des Lernens
und des Unterrichts angepasst werden. Mit der Konzeptidee für die Wiederbelebung der Schule am
Opferweg und dem damit verbundenen Umzug der Paul-Robeson-Schule (Grundschule) in Wahren
hat Leipzig einen Preis beim bundesweiten Wettbewerb „Pilotprojekte Schulen planen und bauen“ der
Montag Stiftungen für Jugend und Gesellschaft und Urbane Räume gewonnen. Die Prämierung bestand in einer intensiven Begleitung und fundierten Beratung des anspruchsvollen Prozesses der
„Phase Null“ durch Fachkräfte aus Pädagogik und Architektur. Ziel dieser Phase war die Entwicklung
eines integrierten Schul- und Raumprogramms, welches Ansätze aus Pädagogik, Architektur und
Städtebau beispielhaft miteinander verknüpft.
Zu diesem Zweck kamen die Teams von Hort und Schule von September 2013 bis März 2014 in verschiedenen Workshops zusammen, um intensiv an diesem Programm zu arbeiten. Flankiert und unterstützt wurde der Prozess durch eine integrierte Planungsgruppe aus verschiedenen Ämtern der
Stadtverwaltung. Darüber hinaus wurden Akteure des Quartiers und Eltern punktuell eingebunden.
Als Ergebnis konnte im April 2014 ein zukunftsfähiges pädagogisches Konzept präsentiert werden,
welches in ein angepasstes Raumprogramm übersetzt wurde, um zeitgemäßes Lernen und Arbeiten
im Alltag von Schule und Hort zu ermöglichen. Schwerpunkte waren pädagogische und daraus resultierende räumliche Zusammenhänge und Synergien, eine gemeinsame (Gebäude-)Mitte, die Gestaltung des Außenbereichs und Kooperationen im Quartier. Momentan befinden sich die Ergebnisse der
„Phase Null“ in ihrer planerischen Umsetzung. Die Schule soll bis 2018 fertig gestellt sein.
Durch den Wettbewerb konnte eine erfolgversprechende Herangehensweise für weitere Umbau- und
Sanierungsprojekte erprobt werden. Gleichzeitig konnte die Rolle der Bildungsinfrastruktur für positive
Impulse in der Stadtentwicklung hervorgehoben werden. Vor dem Hintergrund der zahlreichen anstehenden Schul(um)bauvorhaben ist es von besonderer Bedeutung, diese Impulse in weitere Planungen mitzunehmen, um die Schulqualität in Leipzig weiter zu entwickeln. Besonders in den Schwer1
2
3-6
Zum Schuljahr 2013/14 wurden die Mittelschulen in Sachsen im Zuge der Weiterentwicklung der Schulart zu Oberschulen
umbenannt. Es änderte sich lediglich der Name der Schulen, nicht aber der der Schulart. Dieser ist weiterhin Mittelschule.
Da in dem nachfolgendem Kapitel oftmals die Bezeichnung Mittelschule zutreffend wäre, andererseits teilweise auf einzelne Oberschulen Bezug genommen wird, wird im folgenden mit der Bezeichnung Mittel-/Oberschule operiert.
Die Klinik- und Krankenhausschule Dr.-Georg-Sacke-Schule wird bei den Schülerzahlen der allgemeinbildenden Schulen
nicht berücksichtigt, da sie eine ständig wechselnde Schülerschaft aufweist, die in anderen Schulen regulär gemeldet ist.
punkträumen des integrierten Stadtentwicklungskonzeptes sollten die baulichen Erfordernisse zur
Entwicklung von Schulen als Quartiersbildungszentren zukünftig besonders berücksichtigt werden.
Mehr zu den „Pilotprojekten Schule planen und bauen“ im Internet unter http://www.schulen-planen-und-bauen.de/startseite.html oder Montag Stiftung Jugend und Gesellschaft | Urbane Räume (Hrsg.) (2012): Schule planen und bauen. Grundlagen
und Prozesse. Berlin.
Bei den Schülerzahlen an Leipzigs allgemeinbildenden Schulen fand eine Trendumkehr zum Wechsel
der Schuljahre 2008/09 und 2009/10 statt. Dominierten vorher sinkende Schülerzahlen, war seit dato
ein anhaltendes Wachstum zu beobachten. Die Zunahme betrug insgesamt knapp 20 % und betrifft
mittlerweile alle Schularten. Während die Grundschulen bereits seit längerer Zeit wieder eine steigende Nachfrage verzeichneten, erreichte dieses Wachstum demografisch bedingt 2008/09 die
Mittel-/Oberschulen und ein Schuljahr später die Gymnasien. Die Förder- und Waldorfschulen zeigten
stagnierende Schülerzahlen. Zwar hatte die Schülerzahl an Mittel-/Oberschulen und Gymnasien
2013/14 noch nicht den Stand von vor zehn Jahren erreicht; an den Grundschulen fiel sie allerdings
bereits um knapp 60 % höher aus. In der kurzfristigen Perspektive wurden 2013/14 im Vergleich zum
Vorjahr 4,5 % (1.786) mehr Schüler/-innen unterrichtet. Diese Entwicklung schlug sich auf alle Schularten nieder und fiel an Gymnasien am stärksten aus (+ 5,2 %; vgl. Abb.3.1).
Abb. 3.1: Schüler/-innen an allgemeinbildenden Schulen nach Schularten in den Schuljahren 2003/04
bis 2013/14
18.000
15.000
Anzahl
12.000
9.000
6.000
3.000
0
03/04
04/05
05/06
06/07
07/08
08/09
Grundschule
Mittel-/Oberschule
Förderschule
Waldorfschule
09/10
10/11
11/12
Gymnasium
12/13
13/14
Schuljahr
Datenquelle: Amtliche Schulstatistik; Statistisches Landesamt Sachsen
Schulen in freier Trägerschaft gewannen in den letzten Jahren beständig an Schülerzahlen. Im Schul jahr 2013/14 wurden insgesamt 5.544 Schüler/-innen an Schulen in freier Trägerschaft unterrichtet.
Dies entsprach einem Anteil von 13,2 %. Hinzu kamen knapp 800 Schüler/-innen, die Schulen in Landesträgerschaft besuchten. Diese Verhältnisse waren je nach Schulart unterschiedlich stark ausgeprägt. An Gymnasien fiel der Anteil mit 15,8 % am stärksten aus, dies waren 2.023 Schüler/-innen.
Wenn das Sächsische Landesgymnasium für Sport hinzugenommen wird, bedeutet dies, dass mehr
als jede/-r fünfte Gymnasiast/-in nicht an einer Schule in kommunaler Trägerschaft unterrichtet wurde.
Im Grund- und Mittel-/Oberschulbereich betrugen die Anteile 10,9 %, bzw. 11,6 %. Zu den Schulen in
3-7
freier Trägerschaft zählen zusätzlich etwa 450 Schüler/-innen der beiden Waldorfschulen. Im zeitlichen
Vergleich waren die Anteile im Grund- und Förderschulbereich – trotz z. T. steigender Zahlen – stabil.
Gymnasium und Mittel-/Oberschule zeigten seit 2008/09 teilweise stark steigende Schülerzahlen.
Dementsprechend erhöhten sich die Anteile. An beiden Schularten nahmen die Schülerzahlen um
mehr als 50 % zu; dies ist auch auf den jahrgangsweisen Aufbau der verschiedenen Schulen zurückzuführen (vgl. Tab. 3.1).
Tab. 3.1: Schülerzahl und -anteil an Schulen in freier Trägerschaft nach Schulart 2008/09 und
2013/14
Schulart
2008/09
in %
2013/14
in %
1.450
10,5
1.787
10,9
711
9,4
1.122
11,6
Gymnasium
1.218
11,4
2.023
15,8
Förderschule
151
5,8
158
6,1
Insgesamt*
3.957
11,3
5.544
13,3
Grundschule
Mittel-/Oberschule
* zusätzlich Freie Waldorfschulen
Datenquelle: Amtliche Schulstatistik; Statistisches Landesamt Sachsen
Im überregionalen Vergleich spielten Schulen in freier Trägerschaft in Leipzig eine relativ große Rolle
in der Schullandschaft. Es zeigt sich, dass ein Bedarf an den unterschiedlichen pädagogischen, didaktischen und weltanschaulichen Ansätzen besteht. Daneben leisten sie auch einen Beitrag zur quantitativen Bedarfsdeckung. Kritisch ist allerdings die Frage der sozialen Selektivität bei der Wahl freier
Schulen zu beurteilen. Überregionale Untersuchungen weisen darauf hin, dass die Schülerschaft freier
Schulen überproportional häufig aus bildungsnahen, ökonomisch besser gestellten Haushalten ohne
Migrationshintergrund stammt (Weiß 2011: 36 ff.). Somit können bestehende soziale Segregationstendenzen, die sich in Leipzig vor allem hinsichtlich des Besuchs weiterführender Schulen und Förderschulen zeigten (Stadt Leipzig 2012a: 112), durch die Existenz freier Schulen noch verstärkt werden.
3.3 Zusammensetzung der Schülerschaft
Geschlechterrelationen
Die Geschlechterrelation an Leipziger Schulen spiegelte mit einem Jungenanteil von 51,0 % die Zusammensetzung der Leipziger Bevölkerung der unter 18-Jährigen wider. Während sich die Gesamtrelation an den Grundschulen wiederfindet, treten an den anderen Schularten deutliche Differenzen zutage. Einerseits waren Schülerinnen an Gymnasien mit 52,3 % überrepräsentiert; andererseits an
Mittel-/Oberschulen mit 47,5 % in der Minderheit. Mit 37,7 % Mädchenanteil driftete das Geschlechterverhältnis an Förderschulen am deutlichsten auseinander.
3-8
Migrationshintergrund
Sowohl die Anzahl als auch der Anteil von Schüler/-innen mit Migrationshintergrund 3 an den allgemeinbildenden Schulen in Leipzig wuchs seit dem Schuljahr 2008/09 kontinuierlich an. Das Wachstum verhielt sich relativ stabil und betrug ca. 10 % pro Jahr. Insgesamt nahm die Anzahl im angesprochenen
Zeitraum um mehr als 2.300 Schüler/-innen zu. Damit hatten im Schuljahr 2013/14 5.543 (13,3 %) der
Leipziger Schüler/-innen einen Migrationshintergrund (vgl. Abb. 3.2). Aufgrund der deutlich jüngeren
Bevölkerungszusammensetzung der Einwohnerschaft mit Migrationshintergrund ist auch in Zukunft
von steigenden Schülerzahlen und Anteilen an den Leipziger Schulen auszugehen. Im Vergleich zum
Freistaat Sachsen fielen die Leipziger Anteile stark überdurchschnittlich aus. Der Wert lag für alle
Schularten (mehr als) doppelt so hoch. Auf Landesebene hatten insgesamt 5,9 % der Schüler/-innen
einen Migrationshintergrund. Die höchsten Anteile wiesen dabei – analog zu Leipzig – Grundschulen
(7,0 %) auf, an Mittel-/Oberschulen, Gymnasien und Förderschulen lagen die Anteile zwischen fünf
und sechs Prozent.
Abb. 3.2: Entwicklung der Anteile der Schüler/-innen mit Migrationshintergrund nach Schulart in den
Schuljahren 2008/09 bis 2013/14
15
12,5
11,4
10,7
10
9,9
in %
9,2
13,3
5
0
2008/09
Insgesamt
Förderschule
2009/10
2010/11
Grundschule
Waldorfschule
2011/12
2012/13
Mittel-/Oberschule
2013/14 Schuljahr
Gymnasium
Datenquelle: Amtliche Schulstatistik; Statistisches Landesamt Sachsen
Mit mehr als 3.100 Schüler/-innen stellte die Gruppe der Deutschen mit Migrationshintergrund im
Schuljahr 2013/14 deutlich mehr als die Hälfte aller Schüler/-innen mit Migrationshintergrund. Schüler/innen mit ausländischer Staatsangehörigkeit stammten aus mehr als 110 heute existenten Nationen.
Größere Gruppen bildeten solche aus Mitgliedstaaten der Europäischen Union (505) und jene mit russischer (304), vietnamesischer (239), türkischer und irakischer (je 178) sowie ukrainischer (152)
Staatsangehörigkeit. Die Gruppe der deutschen Schüler/-innen mit Migrationshintergrund wies im Vergleich zum Schuljahr 2010/11 mit einer Zunahme von 65,5 % die mit Abstand größte Dynamik auf. Generell zeigten auch die anderen Gruppen mehr oder weniger starke Wachstumstendenzen. Gegenläu3
Ab dem Schuljahr 2008/09 wurde nicht mehr die ausländische Staatsangehörigkeit, sondern das weiter definierte Merkmal
des Migrationshintergrundes erfasst. Deshalb sind weiter zurück liegende Werte nur noch bedingt vergleichbar. Schüler/-innen mit Migrationshintergrund sind jene, die zwei- oder mehrsprachig aufwachsen und die selbst oder deren Eltern (bzw.
ein Elternteil) oder Großeltern nach Deutschland zugewandert sind, ungeachtet ihrer gegenwärtigen Staatsangehörigkeit
und ungeachtet dem Aufenthaltsstatus.
3-9
fig verhielt sich die quantitative Entwicklung der Schüler/-innen mit Staatsangehörigkeiten asiatischer
Staaten und der Ukraine.
Der Anstieg der Anzahl der Schüler/-innen mit Migrationshintergrund schlug sich in allen Schularten
nieder. In den letzten beiden Schuljahren wiesen die Grundschulen den höchsten Anteil von Schüler/innen mit Migrationshintergrund auf (2013/14: 14,9 %). Dieser Anteil entsprach in etwa dem der altersgleichen Bevölkerung der 6- bis unter 10-Jährigen. Die Spannweite der Anteile an Grundschulen über
das Stadtgebiet betrachtet, lag seit Jahren konstant von faktisch nicht vorhandenen Migrantenanteilen
(unter 1 %) bis hin zu über 60 %. Die maximalen Anteile an Grundschulen erzielten die Standorte im
Leipziger Osten – Migrantenanteile von mehr als 50 % sind hier keine Seltenheit. Insgesamt war eine
deutliche Konzentration auf einige Stadtgebiete nachzuweisen. An 14 Grundschulstandorten wurden
mehr als die Hälfte aller Grundschüler/-innen mit Migrationshintergrund unterrichtet. Diese lagen, analog zur Verteilung der Bevölkerung mit Migrationshintergrund, vorwiegend in den Ortsteilen des Leipziger Ostens (von Nordost bis Südost).
Die Differenzen zwischen den weiterführenden Schularten hielten sich im betrachteten Zeitraum konstant. An Mittel-/Oberschulen betrug der Anteil 2013/14 14,5 %, an Gymnasien 11,1 %. An beiden
Schularten stiegen die Anteile stetig an. Der leichte Rückgang an Mittel-/Oberschulen zwischen den
Schuljahren 2010/11 und 2012/13 lag nicht am ausbleibendem Wachstum der absoluten Anzahl von
Schüler/-innen mit Migrationshintergrund, sondern an der stärkeren Dynamik der wachsenden Gesamtschülerzahlen an diesen Schulen, bedingt durch ein verändertes Übergangsverhalten (vgl. hierzu
Kap. 3.4). Bei den Mittel-/Oberschulen war, ähnlich wie bei Grundschulen, noch eine relative starke
Abhängigkeit der Migrantenanteile der Schulen vom Standort auffällig. Die höchsten Anteile hatten
ebenfalls die Schulen im Leipziger Osten (z. B. 16. Schule mit 48,0 %). Bei den Gymnasien waren die
sozialräumlichen Zusammenhänge hingegen kaum gegeben. Hier lag der höchste Anteil an der Leipzig International School mit 46,4 %, dies lag in der speziellen Ausrichtung mit internationaler Zielgruppe der Schule begründet; weitere hohe Werte hatten die Gymnasien in Zentrum-Nord (33,4 %) und
Zentrum-Südost (22,1 %). Die meisten Gymnasien bewegten sich hingegen unter dem städtischen
Durchschnitt.
Das stärkste Wachstum wies die Anzahl der Schüler/-innen mit Migrationshintergrund im Förderschulbereich auf. Hier war seit 2008/09 annähernd eine Verdreifachung der Schülerzahl zu verzeichnen
(von 92 auf 266). Ihr Anteil an den Förderschüler/-innen stieg von 3,5 % auf 10,3 %. Somit scheint die
für Leipzig bisher gültige Faustformel: „Schüler mit Migrationshintergrund sind an Förderschulen unterrepräsentiert“ keine Gültigkeit mehr zu besitzen. Starke Anstiege fanden konsequent in allen Förder schwerpunkten statt. Besonderes Augenmerk bei der weiteren Analyse sollte auf die Förderschwerpunkte „Lernen“ und „Emotionale/Soziale Entwicklung“ gelegt werden, hier waren selbst unter den
stärksten Wachstumsbedingungen noch städtische Spitzenwerte zu beobachten.
Sonderpädagogischer Förderbedarf
Schüler/-innen, die aufgrund körperlicher, seelischer oder emotionaler Beeinträchtigungen sonderpädagogische Förderung benötigen, können entweder in Form einer integrativen Unterrichtung eine allgemeinbildende Grund- oder weiterführende Schule oder eine für ihren Förderbedarf spezialisierte Förderschule besuchen. Bis 2012/13 nahm die Zahl der Schüler/-innen mit sonderpädagogischem Förderbedarf stetig zu und erreichte mit 3.839 einen vorläufigen Höchststand. Im Schuljahr 2013/14 verblieb
die Zahl auf Vorjahresniveau. Damit hatte knapp jede/-r zehnte Schüler/-in in Leipzig sonderpädagogischen Förderbedarf. Seit mehreren Jahren verhielt sich diese Quote auf hohem Niveau stabil. Die Förderquote im Freistaat Sachsen lag mit 8,2 % leicht unter dem Leipziger Wert, lediglich die Stadt Chemnitz wies mit 12,9 % eine höhere Quote auf (Statistisches Landesamt des Freistaates Sachsen 2013:
10 f.).
3-10
Nach Förderschwerpunkten betrachtet verschob sich die Zusammensetzung der Schülerschaft in den
betrachteten Jahren. 2003/04 vereinte der Förderbereich Lernen noch die Hälfte aller Schüler/-innen
auf sich. Im Zeitverlauf pendelte sich die Anzahl der Schüler/-innen bei etwa 1.200 ein und andere Förderschwerpunkte erlangten eine größere Bedeutung. So erfuhr im Gegenzug die Anzahl der Schüler/innen mit dem Förderschwerpunkt emotionale/soziale Entwicklung mehr als eine Verdreifachung und
die Zahl der Schüler/-innen mit Sprachförderbedarf stieg um mehr als 80 %. Mit Ausnahme des Förderschwerpunktes Lernen fiel die Anzahl der Schüler/-innen in allen anderen Förderschwerpunkten
2013/14 höher aus als im Ausgangsjahr der Betrachtung (vgl. Abb. 3.3).
Eine Geschlechterdifferenzierung ist aus Gründen der Datenverfügbarkeit lediglich für Schüler/-innen
an Förderschulen, nicht aber für das Gesamt der Schüler/-innen mit sonderpädagogischem Förderbedarf möglich. Jungen stellten im Schuljahr 2013/14 mit 62,3 % die Mehrheit der Förderschüler/-innen.
Am höchsten war der Jungenanteil im Förderzentrum für Erziehungshilfe mit 93,3 %, am ausgeglichensten stellte sich das Geschlechterverhältnis an den Schulen mit Förderschwerpunkt geistige Entwicklung (57,2 %) und an Lernförderschulen (58,7 %) dar.
Abb. 3.3: Anzahl Schüler/-innen mit sonderpädagogischem Förderbedarf nach Förderschwerpunkten
2003/04, 2008/09 und 2011/12 bis 2013/14
4.000
307
3.000
264
250
490
Anzahl
430
2.000
507
245
182
208
393
576
657
232
1.000
1.585
318
337
537
524
255
268
697
716
510
639
726
715
1.172
1.181
1.196
1.157
2008/09
2011/12
2012/13
2013/14
0
2003/04
Schuljahr
Körperl./motor. Entwicklung
Geistige Entwicklung
Emotionale/soziale Entwicklung
Lernen
Sehen
Hören
Sprache
Datenquelle: Amtliche Schulstatistik; Statistisches Landesamt Sachsen
Auffällig ist, dass die Schülerzahl an Förderschulen seit 2008/09 auf gleichen Niveau verbleibt, während die Zahl der integrativ unterrichteten Schüler/-innen jährlich stark anstieg. Im Vergleich zu
2008/09 wurden 73,8 % mehr Schüler/-innen integrativ unterrichtet. Neben der Anzahl steigerte sich
gleichzeitig auch der Anteil der integrierten Schüler/-innen an allen Schüler/-innen mit sonderpädagogischem Förderbedarf. Im Schuljahr 2013/14 wurde fast jede/-r dritte an einer Regelschule unterrichtet.
Die meisten Integrationsplätze wurden dabei in Grundschulen realisiert (655 oder 52,4 % aller Integrationsschüler/-innen), auf Mittel-/Oberschulen entfielen 469 Plätze (37,5 %) während an Gymnasien 122
Integrationsschüler/-innen (9,8 %) aufgenommen wurden. Im Vergleich zum letzten Bildungsreport
wiesen alle drei Schularten eine ähnlich starke Dynamik in der Ausweitung der Integrationsplätze aus.
3-11
Besondere Bedeutung hat der integrative Unterricht beim Förderschwerpunkt emotionale/soziale Entwicklung; hier wurden mehr als 80 % der Schüler/-innen integrativ beschult. Auch die Förderschwerpunkte Sprache (54,7 %) und körperlich/motorische Entwicklung (37,4 %) wiesen überdurchschnittliche Werte auf. Bei den Förderschwerpunkten Lernen (1,4 %) und Geistige Entwicklung (6,3 %) traten
hingegen nur selten Fälle von integrativer Beschulung auf.
EXKURS 3.B: „Schulversuch ERINA“
Im März 2009 unterzeichnete die Bundesrepublik Deutschland die völkerrechtlich verbindliche UNBehindertenrechtskonvention (UN-BRK), die eine vollrechtliche und gleichberechtigte aktive gesellschaftliche Teilhabe von Menschen mit Behinderungen gewährleisten soll. Mit Inklusion soll der Individualität und den Bedürfnissen aller Menschen Rechnung getragen werden, und jeder Person sollen
Möglichkeiten für Mitgestaltung und Mitbestimmung offen stehen.
Der Freistaat Sachsen hat im Bildungsbereich erste Maßnahmen zur Umsetzung der Behindertenrechtskonvention ergriffen. Dazu gehört auch der Schulversuch ERINA als fester Bestandteil des Ak tions- und Maßnahmenplans.
Ziel des Schulversuchs, der am 01.08.2012 startete, ist die Verbesserung und Weiterentwicklung der
inklusiven Bildung und Erziehung von Schüler/-innen mit sonderpädagogischem Förderbedarf. In
strukturell unterschiedlichen Regionen werden dafür verschiedene Formen der individuellen Förderung an allgemeinen Schulen erprobt. In der Modellregion Leipzig sind die Carl-von-Linné-Schule
(Grundschule der Stadt Leipzig), die Lindenhofschule (Schule für geistig Behinderte) und die 68.
Schule (Oberschule der Stadt Leipzig) am Schulversuch beteiligt. Unter anderem werden seit dem
Schuljahr 2013/14 Kinder der Lindenhofschule und der 68. Schule in einer Kooperationsklasse unterrichtet, eine Kooperationsklasse zwischen Lindenhof- und Carl-von-Linné-Schule ist angedacht. Weiterhin wird im Rahmen des Projektes die Zusammenarbeit zwischen den Pädagog/-innen aller drei
Schulen verbessert und daran gearbeitet, auch Kindern, die keine Kooperationsklassen besuchen,
über gemeinsame Veranstaltungen und Projekte in den Schulversuch und den gemeinsame Weg zur
Inklusion einzubeziehen.
Mehr Informationen zum Schulversuch im Internet unter: http://www.schule.sachsen.de/15591.htm oder http://www.lindenhofschule-leipzig.de/inklusion/zum-thema-inklusion/
3.4 Übergänge im System Schule
Einschulung
Die Einschulung stellt den Eintritt in das allgemeinbildende Schulsystem dar. Nach Feststellung der
Schulreife (vgl. Kap. 2.6) werden die schulpflichtigen Kinder in der Regel an einer Grundschule oder
bei entsprechendem Förderbedarf an einer Förderschule eingeschult. Die Einschulung kann vorzeitig,
fristgerecht oder nach einer vorherigen Rückstellung erfolgen.
Zum Schuljahr 2013/14 stand bei mehr als 4.600 Kindern die Einschulung an. Mit mehr als 90 % wurde der Großteil der potenziellen Schulanfänger/-innen an einer Grundschule eingeschult. 282 Kinder
(6,1 %) wurden hingegen von der Einschulung zurückgestellt. Etwas weniger als 4 % der Schüler/-innen wurden an einer Förderschule eingeschult (176 Schüler/-innen). Diese Verhältnisse verhielten sich
in den letzten Jahren stabil. Seit 2004/05 beginnt jede/-r zehnte potenzielle Einschüler/-in seine/ihre
Schullaufbahn nicht regulär an einer Grundschule.
3-12
Die Zahl der tatsächlichen Schulanfänger/-innen4 im Schuljahr 2013/14 bewegte sich mit 4.365 auf einem (historischen) Höchststand seit Beginn der 2000er Jahre. Auch im Fünfjahresvergleich fiel die
Zahl um knapp 20 % höher aus. Wie in den vergangenen Jahren wurde ein geringer Prozentsatz von
0,2 % vorzeitig eingeschult. Bei 93,3 % der Einschulungen handelte es sich um fristgemäße und bei
6,4 % um Einschulungen nach Rückstellung. Insgesamt wurden 96,0 % der tatsächlichen Schulanfänger/-innen an einer Grundschule eingeschult. Diese Anteile waren in etwa identisch mit den überregionalen Vergleichswerten des Freistaates Sachsen.
Ein erheblicher Anteil der nach Rückstellung eingeschulten Kinder wurde anschließend an einer Förderschule eingeschult: 2013/14 begannen von den 176 Einschüler/-innen der Förderschulen 40 %
nach einer vorherigen Rückstellung. Anders herum betrachtet, bedeutet dies gleichzeitig, dass ein
Viertel aller im Vorjahr zurückgestellten Kinder anschließend an einer Förderschule eingeschult wurde.
Eine geschlechtsspezifische Analyse des Einschulungsjahrgangs 2013/14 untermauert die Erkenntnisse der letzten Jahre. Jungen sind ungleich härter von der Selektion zur Schuleingangsphase betroffen.
Sie werden doppelt so häufig wie Mädchen von der Einschulung zurückgestellt oder an einer Förder schule eingeschult (vgl. Tab. 3.2).
Tab. 3.2: Rückstellungen und Einschulungen nach Geschlecht und Art der Einschulung im
Schuljahr 2013/14
Schuljahr 2013/14
Rückstellungen
Insgesamt
In %
Mädchen
Jungen
Anzahl
In %
Anzahl
In %
282
-
106
37,6
176
62,4
Einschulungen insgesamt
4.365
100,0
2.190
50,2
2.175
49,8
davon vorzeitig
10
0,2
5
0,2
5
0,2
4.074
93,3
2.085
95,2
1.989
91,4
281
6,4
100
4,6
181
8,3
4.189
96,0
2.126
97,1
2.063
94,9
10
0,2
5
0,2
5
0,2
3.968
94,7
2.048
96,3
1.920
93,1
211
5,0
73
9,4
138
6,7
Einschulung Förderschule
176
4,0
64
2,9
112
5,1
davon fristgerecht
106
60,2
37
57,8
69
61,6
davon nach Rückstellung
70
39,8
27
42,2
43
38,4
davon fristgerecht
davon nach Rückstellung
Einschulung Grundschule
davon vorzeitig
davon fristgerecht
davon nach Rückstellung
Datenquelle: Amtliche Schulstatistik, Statistisches Landesamt Sachsen
Rückstellungen oder Einschulungen an Förderschulen können aufgrund der Datenlage und -beschaf fenheit auf Schuleinzugsgebiete bezogen werden. In einem entsprechenden räumlichen Vergleich innerhalb des Leipziger Stadtgebiets zeigen sich starke Differenzen. An den 65 Grundschulen in kom munaler Trägerschaft wurden in den letzten drei Schuljahren zusammen (2011/12, 2012/13 und
2013/14) 850 Kinder nicht eingeschult. Relativiert mit den fristgemäßen Einschulungen zeigt sich eine
stadtweite Quote der Nichteinschulung von 8,5 %. Die Spannweite reicht von Werten von unter einem
Prozent bis hin zu einem Viertel. Teile der Stadt, in denen kaum Nichteinschulungen vorzufinden waren, lagen in den zentralen Ortsteilen und entlang der Auwaldschiene. Gebiete mit hohen Quoten von
Nichteinschulungen korrelieren stark mit den Schwerpunkträumen der integrierten Stadtentwicklung
(SEKo 2020; Stadt Leipzig 2009: 80 f.) und waren im Leipziger Osten, in Paunsdorf, in den Ortsteilen
Grünaus und des Westens (Lindenau, Neu- und Altlindenau) sowie entlang der Georg-Schumann-
4
Inklusive Rückstellungen aus dem Vorjahr
3-13
Straße im Nordwesten der Stadt zu verorten. Die höchsten Werte lagen mit 24,1 % im Ortsteil Reudnitz-Thonberg (vgl. Karte 3.1).
Karte 3.1: Nichteinschulungen an Grundschulen im Verhältnis zu fristgemäßen Einschulungen in den
Schuljahren 2011/12 bis 2013/14
Datenquelle: Amtliche Schulstatistik, Statistisches Landesamt Sachsen
Kartengrundlage: Amt für Statistik und Wahlen
3-14
Bildungsempfehlung in der Klassenstufe 4
Nach der vierjährigen Grundschulzeit folgt im Freistaat Sachsen der Übertritt auf eine Mittel-/Ober schule oder ein Gymnasium. Grundlage für die Wahl der weiterführenden Schulart ist die in der 4.
Klasse ausgesprochene Bildungsempfehlung. Aufgrund einer Verschärfung der Zugangskriterien für
den Besuch eines Gymnasiums 5 sank der Anteil der gymnasialen Bildungsempfehlungen zwischen
2009 und 2010 um fast zehn Prozentpunkte auf 46,9 %. Seither fand eine stetige Aufwärtsbewegung
statt, die 2012/13 erstmals dazu führte, dass seit der Novellierung wieder mehr gymnasiale als
Mittel-/Oberschulempfehlungen ausgegeben wurden (50,7 %). Diese Entwicklung setzte sich auch im
Schuljahr 2013/14 fort, der Anteil gymnasialer Bildungsempfehlungen stieg erneut an und erreichte
einen Wert von 52,1 %.
Geschlechtsspezifische Analysen zeigen klare Differenzen: Mädchen erhalten anteilig deutlich häufiger
eine gymnasiale Bildungsempfehlung – der Abstand zwischen den Geschlechtern betrug in den letzten
fünf Jahren zwischen 2,5 und 7,5 Prozentpunkten. Im Schuljahr 2013/14 waren es 4,2 Prozentpunkte,
so erhielten 54,3 % der Mädchen aber nur 50,1 % der Jungen eine Bildungsempfehlung für ein
Gymnasium.
Wie in den Vorjahren waren 2014 erneut sehr große Unterschiede im Stadtgebiet festzustellen. Die
Grundschule mit dem maximalen Anteil von gymnasialen Bildungsempfehlungen lag im Zentrum-West
mit 88,2 %, die mit dem geringste Anteil mit 17,9 % in Anger-Crottendorf. Um den Einfluss jährlicher
Schwankungen zu minimieren, wurde ein Mittelwert über einen Drei-Jahres-Zeitraum gebildet. Dieser
zeigt eine klare Konzentration von Grundschulstandorten mit den geringsten Anteilen gymnasialer Bildungsempfehlungen im Leipziger Osten. Hier erreicht keine Schule im Dreijahresmittel Werte über
35 %. An den meisten dieser Schulen waren die Anteile noch geringer und bewegten sich zwischen
20 % und 25 %. Weitere räumliche Schwerpunkte mit niedrigen Anteilen gymnasialer Bildungsempfehlungen sind darüber hinaus in Grünau auszumachen. Das andere Ende der Skala, und damit die
höchsten Anteile, fanden sich in den Ortsteilen entlang des Auwaldes. Zwischen den Ortsteilen Zentrum-Nordwest und Schleußig, bzw. Südvorstadt bekamen mindestens zwei Drittel der Viertklässler/innen eine Bildungsempfehlung für ein Gymnasium (vgl. Karte 3.2).
5
Bis in das Schuljahr 2009/10 lag der Schwellenwert für eine gymnasiale Bildungsempfehlung bei einem Notendurchschnitt
von 2,5 in den Fächern Deutsch und Mathematik. Zum Schuljahr 2010/11 wurden die Zugangsbedingungen zum Gymnasium angehoben: Seither liegt der Schwellenwert bei einem Notendurchschnitt von 2,0 in den Fächern Deutsch, Mathematik
und Sachkunde, zusätzlich darf keines dieser Fächer mit ‚ausreichend’ oder schlechter benotet worden sein.
3-15
Karte 3.2: Anteile gymnasialer Bildungsempfehlungen an Grundschulen in kommunaler Trägerschaft
in den Jahren 2012 bis 2014 (Drei-Jahres-Mittel)
Datenquelle: Sächsische Bildungsagentur, Regionalstelle Leipzig
Kartengrundlage: Amt für Statistik und Wahlen; Stadtplanungsamt
3-16
Übergang in weiterführende Schularten
Die Bildungsempfehlungen zum Ende der Grundschulzeit sind nicht zwingend mit dem tatsächlichen
Übergang auf die empfohlene weiterführende Schulart gleichzusetzen. Der Besuch einer Mittel-/Oberschule ist auch mit einer gymnasialen Empfehlung möglich, ebenso kann ein/-e Schüler/-in trotz einer
Mittel-/Oberschulempfehlung unter bestimmten Voraussetzungen 6 an einem Gymnasium aufgenommen werden. Einen Aufschluss über das tatsächliche Übergangsverhalten auf die weiterführenden
Schularten bietet eine vergleichende Betrachtung der Schuleingangsstufe 5 an Schulen in öffentlicher
Trägerschaft mit den Bildungsempfehlungen der jeweils zurückliegenden Schuljahre.
In den meisten Schuljahren war eine relativ starke Bindung an die erteilte Bildungsempfehlung zu erkennen. Abweichungen zwischen Empfehlung und Übergangsverhalten betrugen in den letzten fünf
Jahren selten mehr als einen Prozentpunkt. Nach der Verschärfung der Zugangsbedingungen für den
gymnasialen Bildungsweg sank ebenfalls der Anteil der Gymnasiast/-innen an der Jahrgangsstufe 5.
Der Tiefpunkt der betrachteten Zeitreihe lag bei 48,3 % im Schuljahr 2011/12. Direkt darauf stiegen die
Anteile wieder auf über 50 % (vgl. Abb. 3.4). Im Vergleich zur Landesebene lag die Übertrittsquote auf
Gymnasien in Leipzig deutlich höher, diese lag 2013/14 bei 42,8 %. Schüler/-innen mit Migrationshintergrund wiesen an Schulen in öffentlicher Trägerschaft 2013/14 ein leicht verändertes Übergangsver halten auf. Bei der Betrachtung der fünften Klassen lag die Quote für Gymnasien bei 42,8 %. Unter
Hinzunahme der Schulen in freier Trägerschaft war das Verhältnis ausgeglichener, der gymnasiale Anteil betrug 47,6 %.
Abb. 3.4: Verteilung der Fünftklässlerjahrgänge an den Mittel-/Oberschulen und Gymnasien in öffentlicher Trägerschaft sowie gymnasiale Bildungsempfehlungen von 2009/10 bis 2013/14
100
80
59,8
43,5
48,8
51,7
49,2
47,2
47,9
48,3
50,8
51,2
2011/12
2012/13
2013/14
55,5
in %
60
41,4
50,7
40
58,6
56,5
2009/10
2010/11
20
0
Anteil Gymnasium
Schuljahr*
Anteil Mittel-/Oberschule
Anteil gymnasialer Bildungsempfehlungen aus dem vorherigen Schuljahr
* jeweils ohne Nachbarschaftsschule und Waldorfschulen; ohne Wiederholer/-innen
Datenquellen: Amtliche Schulstatistik, Statistisches Landesamt Sachsen; Sächsische Bildungsagentur, Regionalstelle Leipzig; Planung und Fachaufsicht, Amt für Jugend, Familie und Bildung
6
Dies kann eintreten, wenn sich die Zensuren im zweiten Schulhalbjahr verbessern, bzw. der Probeunterricht oder die Aufnahmeprüfung an einem Gymnasium positiv verlief
3-17
Bildungsempfehlung in der Klassenstufe 6
Im Schuljahr 2011/12 wurden erstmals verpflichtende Bildungsempfehlungen an Schüler/-innen der
Klassenstufe 6 an Mittel-/Oberschulen ausgesprochen. Ziel der Empfehlungen ist, die Durchlässigkeit
und die Anschlussfähigkeit zwischen den Schularten zu verbessern (SMK 2012). Im ersten Jahr der
Empfehlung wurden in Leipzig lediglich 46 Empfehlungen für ein Gymnasium ausgesprochen. Bei
1.273 ausgesprochenen Bildungsempfehlungen entsprach dies einem Anteil von 3,6 %. Dieser lag
deutlich unter dem Landesschnitt von 10 %. Im darauffolgenden Jahr wurden an die Sechstklässler/-innen der kommunalen Mittel-/Oberschulen mehr als doppelt so viele gymnasiale Bildungsempfehlungen
erteilt (106/6,6 %). 2013/14 sank die Anzahl wieder auf 43 ab (2,7 %). Der Landesschnitt pendelte hingegen konstant bei ca. 10 % (SMK 2014). Über drei Jahre gemittelt zeigt sich, dass sich in Leipzig nur
an vier Mittel-/Oberschulen die Anteile der Bildungsempfehlungen für ein Gymnasium im Landesdurchschnitt bewegen7. Der Großteil der Schulen befand sich (zum Teil weit) darunter. An fünf Schulen er reichten die Anteile maximal ein Prozent.
Wie bereits bei der Einschulung und den Bildungsempfehlungen der Klassenstufe 4 unterstützen auch
diese Daten die Vermutung, dass Mädchen besser an die Anforderungen des Systems Schule angepasst sind. Anteilig erhielten sie deutlich häufiger eine Bildungsempfehlung für ein Gymnasium als Jungen.
Schulartwechsel
Die Häufigkeit von Schulartwechseln ist ein Indikator für die Durchlässigkeit des Bildungssystems.
Starke Häufungen von Schulartwechseln in bestimmten Klassenstufen können Hinweise auf Verbesserungsbedarf hinsichtlich der Wahl der geeigneten Schulart oder der Gestaltung und Begleitung von
schulischen Übergängen geben.
Zum Schuljahr 2013/14 wechselten mehr als 400 Schüler/-innen außerhalb der üblichen schulischen
Übergänge die Schulart. In ungefähr dieser Größenordnung spielten sich auch die Wechselbewegungen der Vorjahre ab. Mehr als 60 % der Schulartwechsel fanden zwischen den Leipziger Gymnasien
und den Mittel-/Oberschulen statt (insg. 274). Weitere 30 % wechselten zwischen Grund- und Förderschulen. Schulartwechsel zwischen Mittel-/Oberschulen und Förderschulen spielten eine untergeordnete Rolle (ca. 30 Fälle: 7,8 % aller Schulartwechsel 2013/14).
Bei all diesen Wechselbewegungen überwogen 2013/14 tendenziell die abwärtsgerichteten Wechsel.
In den vergangenen Jahren fand jedoch eine deutliche Annäherung statt. Standen 2008/09 einem aufwärts gerichteten Wechsel noch 3,4 abwärtsgerichtete entgegen, entspannte sich dieses Verhältnis
auf 1:1,9 im Schuljahr 2013/14. Diese Entwicklung wurde vor allem durch die Veränderung des Wechselverhaltens zwischen Gymnasien und Mittel-/Oberschulen begünstigt. Hier nahm zum einen die Zahl
der Wechsel auf die Mittel-/Oberschulen zum letzten Jahr sprunghaft um fast 40 % ab, zum anderen
stieg die Anzahl der Schüler/-innen, die auf ein Gymnasium wechselten, seit 2010/11 stetig an, insgesamt um fast 60 %. Ein großer Sprung kann auf das Schuljahr 2012/13 datiert werden; hier kamen
erstmals die im Vorjahr eingeführten Bildungsempfehlungen in Klassenstufe 6 zur Wirkung, womit sich
die Durchlässigkeit verbesserte. Schulartwechsel zwischen Grund- und Förderschulen behielten den
Abstand der letzten Jahre bei. Die Wechselverhältnisse waren nach wie vor stark von abwärtsgerichteten Wechseln dominiert. Auf einen Wechsel von einer Förder- auf eine Grundschule kamen sechs entgegengesetzte (vgl. Abb. 3.5).
Weitere Wechselmöglichkeiten bestehen an Mittel-/Oberschulen in Bezug auf den abschlussbezogenen Unterricht. Diese Option nahmen zum Schuljahr 2013/14 215 Schüler/-innen in Anspruch. Die
7
In absteigender Reihenfolge: 125. Schule (Reudnitz-Thonberg), Schule Wiederitzsch (Wiederitzsch), Apollonia-von-Wiedebach-Schule (Connewitz), Sportoberschule (Zentrum-Nordwest).
3-18
Wechsel vom Realschul- in den Hauptschulbildungsgang waren stärker ausgeprägt als umgekehrt (bei
einem Verhältnis von 60 zu 40). Seit 2011/12 fand aber auch hier eine annähernde Tendenz statt.
Bei allen beschriebenen Wechselbeziehungen dominierten die Schüler; besonders ausgeprägt bei den
Wechseln zwischen Grund- und Förderschulen (71,3 %, bzw. 75,0 % der Schulartwechsel von Schülern) sowie zwischen Mittel-/Oberschulen und Förderschulen (79,2 % und 80,0 %). Eine Ausnahme
stellte der Wechsel zwischen Mittel-/Oberschule und Gymnasium dar: Mit 34,7 % waren die Schüler in
der Minderheit. Bei dem andersherum gerichteten Wechsel auf eine Mittel-/Oberschule waren die Jungen wiederum mehrheitlich beteiligt (53,8 %).
Abb. 3.5: Wechsel der Schulart in den Schuljahren 2003/04 bis 2013/14
300
250
Anzahl
200
150
100
50
0
03/04
04/05
05/06
06/07
GYM-M-/OS
M-/OS-GYM
GS-FöS
FöS-GS
07/08
08/09
09/10
M-/OS-FöS
10/11
11/12
FöS-M-/OS
12/13
13/14
Schuljahr
Datenquellen: Amtliche Schulstatistik, Statistisches Landesamt Sachsen; Planung und Fachaufsicht, Amt für Jugend, Familie
und Bildung
Klassenwiederholungen
Als Indikator für problematische Bildungsverläufe kann ebenfalls die Wiederholung einer Klassenstufe
herangezogen werden.
Im Schuljahr 2013/14 wiederholten 948 Schüler/-innen eine Klasse an den allgemeinbildenden Schulen
in Leipzig, dies entsprach einem Anteil von 2,3 %. Der Jungenanteil betrug 60,0 %. Im Vergleich zu
den Vorjahren verblieb die Wiederholerquote auf ähnlichem Niveau und bewegte sich über dem Lan desschnitt von 1,7 %. Dies betraf alle Schularten. Die höchsten Wiederholerquoten traten mit jeweils
3,7 % an den Mittel-/Oberschulen und Förderschulen auf (Sachsen: 2,3 % bzw. 2,6 %). Auch an
Grundschulen (1,9 %) und Gymnasien (1,4 %) wiederholten anteilig mehr Schüler/-innen eine Klassenstufe als auf Landesebene. Im Zeitvergleich der letzten drei Schuljahre ist auffällig, dass lediglich an
Gymnasien eine rückläufige Tendenz der Wiederholerquote festzustellen war. Bei allen anderen
Schularten schwankte die Quote um das Niveau von 2011/12. Weiterhin traten Differenzen innerhalb
der Schularten zwischen einzelnen Klassenstufen auf. So wurden an Grundschulen besonders häufig
3-19
die ersten beiden Klassenstufen wiederholt, während sich an Mittel-/Oberschulen die Wiederholungen
in den Klassenstufe 8 und 9 häuften. An Gymnasien ist die Klassenstufe 11 die am häufigsten wiederholte (für einen ausführlichen Zeitvergleich siehe Stadt Leipzig 2012a: 126 ff.).
Die besonders häufig von Wiederholungen betroffenen Klassenstufen sowie die gleichbleibend hohe
Wiederholerquote der ersten Grundschulklasse geben Anlass zur genauen Beobachtung. Gerade die
Einstiegshürde in die Grundschule sollte als Indikator für Verbesserungsbedarfe der vorschulischen
Förderpraxis und der Gestaltung der Schuleingangsphase ernst genommen werden.
3.5 Schulerfolg
Ein maßgeblicher Indikator für Schulerfolg ist das Abschlusszertifikat eines Bildungsgangs. Im Bereich
allgemeinbildender Schulen in Sachsen sind der (qualifizierende) Hauptschulabschluss, der Realschulabschluss und das Zeugnis der allgemeinen Hochschulreife erreichbar. An Förderschulen können
grundsätzlich ebenfalls Haupt- und Realschulabschlüsse erworben werden. Dies ist allerdings nicht in
allen Einrichtungen möglich8. Weiterhin gibt es spezielle Abgangszeugnisse für Abgänger/-innen mit
den Förderschwerpunkten geistige Entwicklung oder Lernförderung.
Zum Ende des Schuljahres 2012/13 beendeten 2.699 junge Menschen die allgemeinbildenden Schulen in Leipzig. Die meisten Abgänger/-innen verließen eine der Mittel-/Oberschulen (1.398 oder
51,8 %), 36 % des Abgangsjahrgangs stammte von einem Gymnasium. Förderschulen (11,3 %) und
Waldorfschulen (0,9 %) vervollständigten das Bild. In den letzten drei Jahren blieben sowohl die Anzahl der Abgänger/-innen als auch die Zusammensetzung nach Schularten weitestgehend identisch.
Auch die Verteilung der Abschlüsse veränderte sich, nach dem großen, demografisch bedingten Um bruch im Jahr 2010 (Stadt Leipzig 2012a: 128 f.), nur noch geringfügig. So stellte auch 2013 der Realschulabschluss mit 40,2 % den am häufigsten erlangten Abschluss dar. Ein Drittel der Schulabgänger/innen erlangte die allgemeine Hochschulreife (33,0 %) und 11,5 % einen (qualifizierenden) Hauptschulabschluss. Wie in den vergangenen Jahren verblieb ein hoher Prozentsatz der Schüler/-innen
nach Verlassen der allgemeinbildenden Schulen ohne mindestens einen Hauptschulabschluss. 2013
betraf es mehr als 400 Schüler/-innen; anteilig 15,3 %. Gleichzeitig bedeutete dies, nach einem kurzzeitigen Rückgang der Quote im vergangenen Jahr, einen neuen Höhepunkt (vgl. Tab. 3.3).
Tab. 3.3: Schulabgänger/-innen an allgemeinbildenden Schulen nach erreichtem Schulabschluss
2003, 2008 und 2011 bis 2013
Ohne Hauptschulabschluss
Jahr*
insgesamt
insgesamt
davon von Förderschulen
Mit (qualifizierenMit Realschulab- Mit allgemeiner
dem) Hauptschluss
Hochschulreife
schulabschluss
Anzahl
In %
Anzahl
in %
Anzahl
in %
Anzahl
in %
Anzahl
in %
2003
5.506
651
11,8
318
48,8
684
12,4
2.455
44,6
1.716
31,2
2008
3.997
468
11,7
262
56,0
351
8,8
1.533
38,4
1.648
41,2
2011
2.647
402
15,2
228
56,7
278
10,5
1.107
41,8
860
32,5
2012
2.670
375
14,0
223
59,5
304
11,4
1.113
41,7
878
32,9
2013
2.699
412
15,3
258
62,6
311
11,5
1.086
40,2
890
33,0
* jeweils zum Schuljahresende
Datenquelle: Amtliche Schulstatistik, Statistisches Landesamt Sachsen
An den Gymnasien in der Stadt Leipzig erlangte der größte Teil mit mehr als 90 % der Abgänger/-innen die allgemeine Hochschulreife. 9,7 % verließen das Gymnasium mit dem Realschulabschluss. An
den Mittel-/Oberschulen stellte der Realschulabschluss mit knapp 70 % den am häufigsten abgelegten
8
Bei Schulen zur Lernförderung ist das Erlangen von Hauptschulabschlüssen lediglich an der Schule Grünau möglich.
3-20
Abschluss dar. Weitere 19,5 % der Abgänger/-innen legten einen (qualifizierenden) Hauptschulabschluss ab. Ohne Abschluss verblieben 11,0 % der Mittel-/Oberschüler/-innen. Von den 305
Abgänger/-innen der Förderschulen erreichten 11,8 % einen Hauptschulabschluss und elf Schüler/-innen den Realschulabschluss. Mit 258 Schüler/-innen verließ der Großteil der Förderschulabgänger/-innen die Schule ohne mindestens einen Hauptschulabschluss, dies entsprach einem Anteil von 84,6 %
(vgl. Abb. 3.6).
Ein Bildungsgefälle zwischen den Geschlechtern zeigte sich deutlich bei der Betrachtung der Abschlüsse und bestand schulartübergreifend. Besonders ausgeprägt war es bei Schulabgänger/-innen
ohne Abschluss. Von den Schülern verließen 17,2 % die Schulen ohne Hauptschulabschluss, bei den
Schülerinnen lag der Anteil mit 13,4 % bedeutend niedriger. Mädchen erlangten am anderen Ende der
Skala anteilig häufiger höherwertige Abschlüsse. So lag ihr Anteil an der allgemeinen Hochschulreife
um knapp fünf, an den Realschulabschlüssen sogar um fast neun Prozentpunkte höher.
Von den 2.700 Abgänger/-innen der allgemeinbildenden Schulen des Jahres 2013 hatte etwa ein
Zehntel einen Migrationshintergrund (273 Abgänger/-innen). Schüler/-innen mit Migrationshintergrund
verließen häufiger eine Mittel-/Oberschule (58,2 %) als Schüler/-innen ohne Migrationshintergrund
(51,1 %) und deutlich seltener ein Gymnasium (27,5 % zu 36,9 %). Im Bereich der erzielten Bildungsabschlüsse nach Schultyp zeigten sich bei Gymnasiast/-innen mit Migrationshintergrund kaum Unterschiede zum Gesamt der Schüler/-innen. Durch den anteilig geringeren Besuch eines Gymnasiums lag
die Abiturquote bei Schüler/-innen mit Migrationshintergrund 2013 allerdings nur bei 25,3 %. In den
Mittel-/Oberschulen konnten in den letzten Schuljahren deutliche Annäherungstendenzen beobachtet
werden. 2013 veränderte sich die Situation allerdings erneut zum Negativen: Der Anteil der
Mittel-/Oberschulabgänger/-innen ohne Abschluss bei Migrant/-innen lag mit 22,3 % merklich höher als
bei denen ohne Migrationshintergrund (vgl. Abb. 3.6).
Im Vergleich zur Landesebene verfestigte sich das Bild des letzten Berichtsjahres; einerseits war in
Leipzig die stark erhöhte Quote der Abgänger/-innen ohne Hauptschulabschluss auffällig (Sachsen
2012: 9,5 %, 2013: 8,9 %), andererseits wies Leipzig gegenüber dem Freistaat einen höheren Anteil
von Abiturient/-innen auf (Sachsen 2012: 29,6 %, 2013: 27,0 %).
3-21
Abb. 3.6: Anteil der Schulabschlüsse nach Geschlecht, Migrationshintergrund und Schulart im Abgangsjahr 2013
Alle
15,3
mit Migrationshintergrund
22,3
Insgesamt ohne Migrationshintergrund
13,4
Insg.
Mittel/-Oberschule
Förderschule
33,0
41,4
11,6
17,2
w
40,2
11,0
14,5
m
Gymnasium
11,5
25,3
40,1
13,5
33,8
39,6
9,6
29,6
40,9
36,2
9,7
90,2
m
12,2
87,8
w
7,6
Insg.
11,0
m
11,7
w
10,3
92,2
19,5
69,5
23,3
65,0
15,8
73,9
Insg.
84,6
11,8
m
85,0
9,8 5,2
w
84,1
14,4
0
25
50
75
100
in %
Allg. Hochschulreife
Realschulabschluss
Hauptschulabschluss
ohne Hauptschulabschluss
Datenquelle: Amtliche Schulstatistik, Statistisches Landesamt Sachsen
Eine besondere Herausforderung besteht in Leipzig durch den seit Jahren stark erhöhten Anteil von
Abgänger/-innen ohne mindestens einen Hauptschulabschluss. Während bundesweit nach Angaben
des Statistischen Bundesamtes 2014 im Abgangsjahr 2012 knapp 50.000 Jugendliche die allgemeinbildenden Schulen ohne mindestens einen Hauptschulabschluss verließen (dies entsprach einem Anteil von 5,5 %), bewegte sich der Anteil in Leipzig seit mehreren Jahren deutlich über diesem Schnitt.
Auch im Vergleich zum Freistaat Sachsen und den sächsischen Großstädten Dresden und Chemnitz
fielen die Werte der Leipziger Schulen beständig höher aus. In den letzten fünf Jahren bewegte sich
die Quote der Abgänger/-innen ohne mindestens einen Hauptschulabschluss konstant zwischen drei
und fünf Prozentpunkten über dem Landeswert (vgl. Abb. 3.7).
Differenziert nach Schularten fokussiert sich die Thematik der Schulabgänge ohne mindestens Hauptschulabschluss auf die Förderschulen und die Mittel-/Oberschulen. An ersteren verblieben in den letzten zehn Jahren stets zwischen 75 % und 85 % ohne mindestens einen Hauptschulabschluss bei
Schulabgang. Seit 2004 stammte jeweils mehr als die Hälfte der Schulabgänger/-innen ohne mindestens einen Hauptschulabschluss von Förderschulen (vgl. Tab. 3.3). Gymnasien entließen nur vereinzelt Schüler/-innen ohne Schulabschluss. Demografische Effekte bewirkten starke Schwankungen der
3-22
Prozentwerte zwischen 2009 und 2010: Die gesamte Zahl der Abgänger/-innen verringerte sich in einem Jahr um mehr als 20 %, sodass eine geringe Zunahme von lediglich fünf Personen die Quote von
10,7 % auf 14,0 % steigen ließ.
Neben den angesprochenen demografischen Effekten und der gesondert gelagerten Problematik der
Förderschulabgänger/-innen ohne mindestens einen Hauptschulabschluss fokussiert sich die Thematik der Abgänger/-innen ohne mindestens Hauptschulabschluss in Leipzig auf Mittel-/Oberschulen im
Allgemeinen und auf Mittel-/Oberschulen in kommunaler Trägerschaft im Besonderen. So lag der Anteil hier in jedem betrachteten Jahr mindestens doppelt so hoch wie der auf Landesebene und fiel auch
im Vergleich zu den anderen sächsischen Großstädten deutlich höher aus. Die Abgänger/-innen ohne
mindestens einen Hauptschulabschluss stammten in den betrachteten Jahren fast ausschließlich von
Schulen in kommunaler Trägerschaft.
Abb. 3.7: Schulabgänger/-innen an Mittel-/Oberschulen ohne mindestens einen Hauptschulabschluss
in Sachsen und sächsischen Großstädten 2008 bis 2013
15
in %
10
5
0
2008
2009
2010
2011
2012
Sachsen
Dresden
Leipzig
Chemnitz
2013 Jahr
Leipzig (Schulen in kommunaler Trägerschaft)
Datenquelle: Amtliche Schulstatistik, Statistisches Landesamt Sachsen
Innerhalb der Mittel-/Oberschulen in kommunaler Trägerschaft traten sowohl deutliche räumliche Unterschiede im Stadtgebiet als auch eine starke Konzentration der Problematik auf einige Schulen und
Ortsteile zutage. Im gemittelten Dreijahresschnitt von 2011 bis 2013 vereinten lediglich sechs Schulen
mehr als die Hälfte der Schulabgänger/-innen ohne mindestens Hauptschulabschluss auf sich. Der
Großteil von ihnen (80 %) konnte an etwa der Hälfte der Mittel/-Oberschulen in kommunaler Trägerschaft lokalisiert werden. Die verbliebenen elf Schulen waren demnach für die restlichen 20 % verantwortlich.
In den fünf am stärksten betroffenen Mittel-/Oberschulen verließ mindestens jede/-r fünfte Schüler/-in
die Schule ohne mindestens einen Hauptschulabschluss. Der maximale Wert lag mit mehr als 40 % an
der Georg-Schumann-Schule im Ortsteil Zentrum-Südost. In der räumlichen Verteilung zeigten vor allem die Schulen in den Schwerpunktgebieten der integrierten Stadtentwicklung deutlich überdurchschnittliche Werte auf. So stammte beispielsweise jede/-r fünfte Abgänger/-in von Mittel-/Oberschulen
3-23
ohne mindestens einen Hauptschulabschluss von einer der beiden Schulen in Leipzig Grünau (vgl.
Karte 3.3).
Karte 3.3: Abgänger/-innen von Mittel-/Oberschulen in kommunaler Trägerschaft nach Haupteinzugsgebiet der Schule. Gemittelter Wert der Abschlussjahre 2011, 2012 und 2013
Datenquellen: Amtliche Schulstatistik, Statistisches Landesamt Sachsen; Amt für Jugend, Familie und Bildung
Kartengrundlage: Amt für Statistik und Wahlen; Stadtplanungsamt
3-24
3.6
Personalsituation und Unterrichtsausfall
Pädagogisches Personal
Die Anzahl der Lehrkräfte an den allgemeinbildenden Schulen in Leipzig blieb in den letzten fünf Jahren weitestgehend stabil und zeigte lediglich kleinere Schwankungen auf. 2013/14 unterrichteten in
Leipzig insgesamt 3.679 Lehrkräfte 9. Davon war der Großteil in Vollzeit (2.209/60,0 %) beschäftigt. Etwas mehr als ein Drittel von ihnen unterrichtete in Teilzeit (1.320/35,9 %) und weitere 150 (4,1 %) stundenweise. Zahlenmäßig entfielen die meisten Lehrer/-innen auf die Leipziger Grundschulen (1.118),
gefolgt von den Gymnasien mit 1.111 Lehrkräften. An den Mittel/-Oberschulen unterrichteten 884 Lehrer/-innen und an den Förderschulen 514. Die restlichen 52 waren an Waldorfschulen angestellt.
Mit 85,6 % war der Großteil der Lehrerschaft an Schulen in öffentlicher Trägerschaft tätig. Nach
Schularten unterteilt lag der Anteil an Förderschulen mit 92,4 % am höchsten und an Gymnasien mit
81,5 % am geringsten. Damit verhielten sich die Anteile ähnlich zur Verteilung der Schülerschaft (vgl.
Kap. 3.2). Seit 2008/09 stieg die Anzahl der Lehrer/-innen an Schulen in freier Trägerschaft kontinuierlich und stark an und war 2013/14 um 32,8 % höher als 2008/09. Im Gegensatz dazu sank die Zahl der
Lehrer/-innen an Schulen in öffentlicher Trägerschaft um fast die gleiche Summe (um 109; - 3,3 %).
Die Zahl der an Grundschulen in kommunaler Trägerschaft beschäftigten Lehrer/-innen stieg seit
2008/09 um lediglich zwölf Personen an. Vor dem Hintergrund der steigenden Schülerzahlen konnte
die Entwicklung im Grundschulbereich durch eine Erhöhung der Vollzeitquote kompensiert werden.
Deren Zahl vervierfachte sich im selben Zeitraum (von 140 auf 556). Obwohl das Wachstum der Schülerzahlen mittlerweile an den anderen Schularten ankam, fielen die Fünfjahresvergleiche im Personalbereich an Schulen in öffentlicher Trägerschaft noch negativ aus. So lag die Zahl aller Lehrer/-innen an
Mittel-/Oberschulen um knapp 6 % niedriger, an Gymnasien stagnierte sie. Die Zahl der Vollzeitbeschäftigten an beiden Schularten sank hingegen deutlich (um 36,2 %, bzw. 28,9 %).
2013/14 unterrichtete jede/-r Lehrer/-in rechnerisch 19,1 Stunden. Damit wurde das Niveau von
2003/04 gehalten (19,2 Stunden). Innerhalb der einzelnen Schularten waren allerdings ausgeprägte
Unterschiede sichtbar. An Grundschulen unterrichtete 2013/14 eine Lehrkraft im Schnitt 20,2 Stunden
pro Woche und damit fünfeinhalb mehr als vor zehn Jahren. 2013/14 wurden mehr als 7.000 zusätzli che Stunden mehr unterrichtet als 2003/04, der Personalzuwachs betrug im gleichen Zeitraum lediglich
50 Beschäftigte. An den anderen Schularten fiel die Anzahl der unterrichteten Wochenstunden pro
Lehrkraft durchweg geringer aus als noch 2003/04; am stärksten war dies an Gymnasien (- 3,7 Stunden) und an Waldorfschulen (- 4,4 Stunden) der Fall. Die rechnerische Anzahl der Unterrichtsstunden
pro Schüler/-in wirkte sich, trotz der großen Dynamik in Anzahl und Zusammensetzung, nicht negativ
aus. Rein rechnerisch traten an keiner Schulart signifikante Unterschiede im Zeitvergleich auf. Die Zahl
der unterrichteten Wochenstunden pro Schüler/-in blieb schulartübergreifend bei 1,7. An den Grundschulen und Gymnasien verblieb der Wert auf ähnlichem Niveau wie 2003/04: 1,5 bzw. 1,4 Stunden je
Schüler/-in an Grundschulen und 1,6 Stunden an Gymnasien. An Mittel-/Oberschulen erhöhte sich die
Stundenzahl pro Schüler/-in von 1,5 auf 1,8. Gleiches galt für Förderschulen (von 3,2 auf 3,8).
2013/14 war fast jede fünfte Lehrkraft in Leipzig männlich, es unterrichteten insgesamt 706 Männer
(19,2 %). Im Gegensatz zur allgemeinen Entwicklung der Lehrerzahlen stieg die der Lehrer stetig an
und lag 2013/14 um 9,3 % höher als 2008/09. Der geringste Männeranteil an der Lehrerschaft, allerdings auch mit den größten Wachstumsdynamik, war 2013/14 mit 8,5 % an den Grundschulen in Leip9
Die Lehrpersonen lassen sich nach Beschäftigungsumfang der Pflichtstunden zuordnen. Vollzeitbeschäftigt bedeutet dabei
eine Erfüllung von 100 % der Pflichtstunden, teilzeitbeschäftigt zwischen 50 % und 99 %. Stundenweise beschäftigte Lehrpersonen haben einen Beschäftigungsumfang unter 50 %. Dazu zählen u. a. nebenberufliche Lehrpersonen, kirchliche Mitarbeiter/-innen mit Unterrichtsaufträgen sowie Lehrpersonen, die während der Elternzeit oder aus gesundheitlichen Gründen stundenweise unterrichten. Pflichtstunden unterscheiden sich nach Schulart und betrugen in Sachsen 2013/14 zwischen 25 und 32 Stunden pro Woche.
3-25
zig festzustellen, der höchste an Gymnasien mit 27,8 %, bzw. an Waldorfschulen mit 28,8 %. An Mittel-/Oberschulen lag der Lehreranteil bei 23,4 % und bei Förderschulen bei 15,6 %. An Schulen in freier Trägerschaft waren prozentual mehr Männer beschäftigt als an denen in öffentlicher Trägerschaft.
Insgesamt war 2013/14 an Schulen in freier Trägerschaft mehr als jede vierte Lehrkraft männlich
(26,7 %). Am stärksten war das Verhältnis mit 36,5 % an Mittel-/Oberschulen und mit 32,2 % an
Gymnasien ausgeprägt.
2013/14 betrug das Durchschnittsalter der Leipziger Lehrer/-innen 47,9 Jahre. Jünger waren die Lehrer/-innen an Grundschulen (45,8 Jahre), an Waldorfschulen (43,3 Jahre) und an Förderschulen (46,8
Jahre). Mit 49,4 und 49,3 Jahren fiel das Durchschnittsalter des Lehrpersonals an den Mittel-/Oberschulen und Gymnasien höher aus. Im Vergleich zum letzten Bildungsreport von 2012 sank das
Durchschnittsalter an fast allen Schularten ab. Eine Ausnahme stellten die Gymnasien dar, hier sta gnierte das Durchschnittsalter des pädagogischen Personals.
Abb. 3.8: Pädagogisches Personal nach Alter und Schulart in den Schuljahren 2008/09 und 2013/14
9,6
60 und älter
37,5
50 bis unter 60
21,4
Förderschule 40 bis unter 50
29,2
30 bis unter 40
Unter 30
2008/09
9,5
60 und älter
Gymnasium
2013/14
46,2
50 bis unter 60
29,4
40 bis unter 50
12,1
30 bis unter 40
Unter 30
11,0
60 und älter
Mittel-/Oberschule
47,7
50 bis unter 60
24,1
40 bis unter 50
12,6
30 bis unter 40
4,7
Unter 30
12,9
60 und älter
Grundschule
26,6
50 bis unter 60
29,5
40 bis unter 50
23,3
30 bis unter 40
7,6
Unter 30
0
10
20
30
40
50
in %
Datenquelle: Amtliche Schulstatistik, Statistisches Landesamt Sachsen
Dennoch waren auch 2013/14 mehr als die Hälfte der Lehrkräfte 50 Jahre und älter. An einigen
Schularten fiel dieses Verhältnis noch deutlicher aus. So waren an Mittel-/Oberschulen 58,6 % und an
Gymnasien 55,7 % der Lehrer/-innen mindestens 50 Jahre alt. Die ausgeglichenste Altersstruktur zeigten die Kollegien der Grundschulen. Hier setzte sich der Verjüngungsprozess fort, welcher in den an deren Schularten gerade erst einsetzt. Knapp acht Prozent der Lehrerschaft an Grundschulen waren
jünger als 30 Jahre, etwas mehr als 30 % jünger als 40 Jahre. An Gymnasien und Mittel-/Oberschulen
3-26
waren die jüngeren Altersgruppen deutlich schwächer besetzt. So betrug der Anteil der unter 40-Jähri gen an Mittel-/Oberschulen 17,2 % und an Gymnasien 14,9 % (vgl. Abb. 3.8). Im Vergleich zu 2008/09
zeigte sich, dass sowohl die jüngeren, vor allem aber die älteren Altersklassen 2013/14 anteilig deutlich stärker besetzt waren. Das bedeutet, dass in den kommenden Jahren ein großer Teil der heutigen
Lehrer/-innen in den Ruhestand eintreten wird. Bei zugleich steigenden Schülerzahlen ist eine verstärkte Neueinstellung von Lehrkräften in den nächsten Jahren unerlässlich.
Unterrichtsausfall
Ein wichtiges Element von Unterrichtsqualität ist die tatsächliche Durchführung der geplanten Stunden,
bzw. der Anteil an Stunden, die aufgrund von Krankheit oder anderer Ursachen (ersatzlos) entfallen.
Grundlage zur Ermittlung des Unterrichtsausfalls sind die Wochenpflichtstunden der Schüler/-innen,
die laut geltender Stundentafel im Berichtszeitraum zu halten gewesen wären (Gesamtstundensoll).
Im ersten Halbjahr des Schuljahrs 2013/14 fielen an den allgemeinbildenden Leipziger Schulen 38.601
geplante Schulstunden außerplanmäßig aus, weitere 25.258 wurden als Vertretungsstunden gehalten
und 5.604 fielen planmäßig aus10. Von 2008/09 bis 2012/13 war bei allen Schularten eine steigende
Tendenz der nicht planmäßig durchgeführten Schulstunden festzustellen. Diese Entwicklung fiel im
ersten Halbjahr 2013/14 erstmalig und schulartübergreifend rückläufig aus. Die höchsten Anteile von
nicht planmäßig stattgefundenem Unterricht waren an Mittel-/Oberschulen festzustellen: 4,1 % des Unterrichts fiel außerplanmäßig aus und bei 3,9 % wurden Vertretungsstunden in einem anderen Fach
abgehalten. Das bedeutet, dass insgesamt 8 % der Unterrichtsstunden nicht wie geplant durchgeführt
werden konnte. An Förderschulen fielen 4,6 % der Stunden außerplanmäßig aus, weitere 0,6 % planmäßig und 1,4 % wurden fachfremd vertreten. An Grundschulen und Gymnasien fielen die Anteile etwas geringer aus (Grundschulen: 3,2 % außerplanmäßiger Ausfall; 1,2 % fachfremd vertreten; Gymnasien: 2,8 % außerplanmäßiger Ausfall; 2,7 % fachfremd vertreten) (vgl. Tab. 3.4). Die sächsischen
Durchschnittswerte fielen für alle Schularten für den gesamten Zeitraum geringer aus.
10
Planmäßiger Ausfall entsteht durch Stundentafelkürzungen aufgrund von Lehrermangel oder nicht vorhandenen Unterrichtsräumen.
3-27
Tab. 3.4: Unterrichtsausfall und Vertretungsstunden in einem anderen Fach an Schulen in
der Stadt Leipzig nach Schulart in den Schuljahren 2008/09 bis 2013/14
Schuljahr
Grundschule
Mittel-/Oberschule
Gymnasium
Förderschule
(jeweils
1. Halbjahr)
P
(%)
A
(%)
V
(%)
P
(%)
A
(%)
V
(%)
P
(%)
A
(%)
V
(%)
P
(%)
A
(%)
V
(%)
2008/09
0,0
2,5
0,9
0,0
4,3
3,7
0,0
1,9
2,7
1,5
3,9
1,5
2009/10
0,0
2,6
1,1
0,0
4,2
3,3
0,0
2,4
2,4
1,6
3,9
1,7
2010/11
0,1
3,2
1,1
0,0
3,3
4,0
0,0
2,4
2,7
2,4
5,9
1,6
2011/12
0,0
3,0
1,0
0,0
3,9
3,7
0,0
3,1
2,7
0,8
6,1
1,6
2012/13
0,0
4,1
1,2
0,0
5,6
3,8
0,0
4,2
2,9
2,1
6,1
1,4
2013/14
0,0
3,2
1,2
0,0
4,1
3,9
0,0
2,8
2,7
0,6
4,6
1,4
P = planmäßiger Ausfall; A = tatsächlicher außerplanmäßiger Ausfall;
V = nachrichtlich: Vertretungsstunden in einem anderen Fach
Alle Angaben in Prozent.
Datenquelle: Sächsiches Staatsministerium für Kultus. Datenbank Unterrichtsausfall. Unter: http://www.schule.sachsen.de/4791.htm
3.7 Ergänzende Angebote und Gestaltung des schulischen Alltags
Schulen sind nicht nur Orte formaler Bildung, sondern bieten umfassende Lern- und Lebenserfahrun gen. Dazu tragen Ganztagsangebote ebenso bei wie die Hortangebote im Grundschulbereich und die
Schulsozialarbeiter/-innen, die in den vergangenen Jahren vermehrt zum Einsatz kamen.
Hortbetreuung
Horte begleiten, unterstützen und ergänzen die Bildung und Erziehung des Kindes in der Familie und
bieten dem Kind vielfältige Erlebnis- und Erfahrungsmöglichkeiten über den Familienrahmen hinaus 11.
Sie stellen die ganztägige Bildung und Betreuung im Grundschulalter sicher und sind dadurch ein wichtiges Element der Vereinbarkeit von Beruf und Familie12.
Wie in den Vorjahren standen in Leipzig im Schuljahr 2013/14 69 Horte zur Verfügung. 55 davon be fanden sich in kommunaler Trägerschaft. Neben den 15.820 Plätzen in Horten wurden noch 1.639
Hortplätze in Kindertagesstätten bereitgehalten. Vier von fünf Plätzen wurden an kommunalen Einrich tungen vorgehalten. Seit 2008/09 stieg die Anzahl der Hortplätze analog zu den Schülerzahlen im
Grundschulbereich um ein Viertel an. Das Platzangebot des kommunalen Trägers wuchs dabei mit
28,3 % stärker als die Kapazität der freien Träger (13,6 %). 2013/14 lag die Auslastung der Hortplätze
bei circa 90 %. Die Betreuungsquote befand sich seit mehreren Jahren auf einem sehr hohen Niveau,
stieg in den letzten Jahren stetig und erreichte 2013/14 mit 96,3 % ein Maximum (vgl. Abb. 3.9).
11
12
Vgl. § 2 SächsKitaG
Aus methodischen Gründen lässt sich die Personal- und Finanzierungssituation der Horte nicht aus dem Gesamtzusammenhang der Kindertagesstätten herausfiltern. Informationen zu diesen Themen sind den Unterkapiteln 2.4 und 2.5 des
Kapitels 2 „Frühkindliche Bildung, Betreuung und Erziehung“ zu entnehmen.
3-28
Abb. 3.9: Anzahl Grundschul- und Hortkinder sowie Betreuungsquote 2008/09 bis 2013/14
18.000
15.000
14.029
13.775
15.069
14.574
15.579
16.324
96,3
95,8
12.000
98
96
94,9
94
93,2
6.000
in %
Anzahl
94,3
9.000
92,4
92
3.000
0
12.726
13.069
13.825
14.204
14.927
15.712
2008/09
2009/10
2010/11
2011/12
2012/13
2013/14
Grundschulkinder
Hortkinder
90
Betreuungsquote
Datenquelle: Amtliche Schulstatistik, Statistisches Landesamt Sachsen; Abt. Planung und Fachaufsicht, Amt für Jugend, Familie und Bildung
Die Anzahl der Kinder mit Migrationshintergrund13 an allen betreuten Hortkindern wuchs seit 2008 kontinuierlich und fiel 2013 mit 2.238 um 62,6 % höher aus. Ihr Anteil betrug 2013 14,1 % und lag damit
ungefähr auf gleichem Niveau wie es die Zusammensetzung der Schülerschaft an Grundschulen erwarten ließ. Die im Bildungsreport 2012 festgestellte Differenz zwischen Migrationsanteil an Hort und
Schule nivellierte sich somit.
Die Anzahl von integrativ betreuten Kindern stieg seit 2008 um 55,0 % an, befand sich allerdings immer noch auf niedrigem Niveau. 2013 handelte es sich um 124 Kinder. In den letzten fünf Jahren
machten integrativ betreute Kinder anteilig an allen Hortkindern stets weniger als ein Prozent aus.
Ganztagsangebote
Ganztagsangebote (GTA) gehören zum pädagogischen Alltag der Schulen und sind mittlerweile fester
Bestandteil des pädagogischen Schulkonzepts. GTA gibt es an Leipziger Schulen seit dem Jahr 2004.
Das Bildungsziel ist die Steigerung der schulischen Lernleistungen unter Berücksichtigung der individuellen Voraussetzungen der Schüler/-innen. Die Stadt Leipzig unterstützt die Schulen bei der qualitati ven Entwicklung der ganztägigen Angebote und folgt damit den Intentionen des Aktionsplans „Kinderund familienfreundliche Stadt Leipzig 2011 bis 2015“. Die finanziellen Grundlagen für GTA bildeten die
entsprechenden Förderrichtlinien und Verordnungen des Sächsischen Staatsministeriums für Kultus
(SMK), ergänzt durch eine Kofinanzierung des Schulträgers, des Schulfördervereins oder eines freien
Trägers der Jugendhilfe. Im April 2013 trat eine neue Verordnung des SMK über Zuweisungen an allgemeinbildende Schulen mit Ganztagsangeboten in Kraft (SächsGTAVO).
13
In der Definition der Kinder- und Jugendhilfestatistik werden für die Bestimmung des Migrationshintergrundes zwei Kriterien
herangezogen: die nicht-deutsche Familiensprache und die ausländische Herkunft mindestens eines Elternteils.
3-29
Seit der Einführung der GTA erhielten die Schulen in Trägerschaft der Stadt Leipzig rund 18,36 Millio nen € Fördermittel bzw. Zuweisungen. Der Gesamtumfang aller Zuweisungen für GTA belief sich im
Schuljahr 2013/14 auf 2.416.579 €. Das durchschnittliche Fördervolumen pro Schule lag bei 24.200 €
und verdreifachte sich seit 2005 (vgl. Abb 3.10). Seit 2013 errechnet sich die Höhe der Zuwendung
nach der Anzahl der Schüler/-innen pro Schule. Je nach Schulart gelten pauschalisierte Zuweisungen
pro Schüler/-in14.
Abb. 3.10: Fördersumme für GTA insgesamt und pro Einrichtung 2004 bis 2013/14
in €
0
2.416.579
2.338.023
10.000
5.000
in €
500.000
20.000
15.000
621.761
1.000.000
1.971.899
1.422.212
1.500.000
1.892.366
2.000.000
25.000
1.959.322
2.500.000
2.569.607
30.000
2.712.191
3.000.000
0
2004 2005* 2006 2007 07/08 08/09 09/10 10/11 11/12 12/13 13/14
Fördersumme Gesamt
Fördersumme pro Schule
(Schul-)Jahr
* 2005 umfasste der Bewilligungszeitraum nur die Monate Okt. - Dez.
Datenquelle: Abt. Bildung; Amt für Jugend, Familie und Bildung
Die Zahl der Schulen in kommunaler Trägerschaft mit GTA lag im Schuljahr 2013/14 bei 100. Das entsprach einem Anteil von 83 % aller antragsberechtigten Schulen. Im Vergleich zum vorangegangenen
Schuljahr kamen drei weitere Schulen mit GTA hinzu. Erstmalig boten 2013/14 alle Mittel-/Oberschulen in kommunaler Trägerschaft GTA an. Gymnasien waren ebenfalls mit allen Schulstandorten vertreten. Die Förderschulen waren zu 80 %, die Grundschulen zu 74 % mit GTA abgedeckt.
Durch die Neuerungen der SächsGTAVO entscheiden die Schulen nunmehr individueller über die Art
und Anzahl ihrer GTA im Rahmen der zugewiesenen Mittel. An der Grundausrichtung der GTA änderte
sich hingegen nichts. Das unter Einbeziehung der Lehrkräfte, Eltern- und Schülerschaft sowie an
Grundschulen unter Beteiligung des Hortpersonals erstellte pädagogische Konzept ist als Handlungsanleitung bei der eigenverantwortlichen Gestaltung und Umsetzung zu verstehen. Inhaltlich sollen sich
die GTA an den schulspezifischen Schwerpunkten und Zielen orientieren. Sie umfassen unterrichtser-
14
Die pauschalisierte Zuweisung je Schüler/-in wies nach Schulart unterschiedliche Beträge auf. Sie betrug 51,55 € an
Grundschulen und Gymnasien und 86,63 € an Mittel-/Ober- und Förderschulen (SMK 2013).
Zusätzlich wird ein Sockelbetrag in Höhe von 2.000 € allen Schulen gleichermaßen zugewiesen. Mittel-/Ober- und Förderschulen erhalten eine Zusatzpauschale für den zusätzlichen Förderbedarf ihrer Schüler/-innen. Schulen, die aufgrund dieser Berechnungsgrundlage deutlich weniger Fördermittel als im vergangenen Bewilligungszeitraum erhalten, bekommen
zur Kompensation eine Ausgleichspauschale, welche für die zwei Schuljahre: 2013/14 und 2014/15 zu verwenden ist.
3-30
gänzende leistungsdifferenzierte Lernangebote und freizeitpädagogische Angebote und sind schülerorientiert und bedarfsgerecht zu gestalten.
Zu unterrichtsergänzenden leistungsdifferenzierten Maßnahmen gehören beispielsweise Förderkurse
in den Kernfächern Deutsch, Mathematik und Englisch, Kurse zur Leseförderung, Hausaufgabenhilfe,
Lernzeit oder Konzentrationstraining, Förderkurse zum Abbau von Teilleistungsschwächen (Legasthenie, Dyskalkulie), Arbeit mit individuellen Förderplänen oder Kurse zu Begabtenförderung. Freizeitpädagogische Angebote orientieren sich sowohl am besonderen Profil der Schule als auch an den Interessen und Wünschen der Schüler/-innen. Hierunter fallen Sportangebote, musisch-künstlerische Angebote ebenso wie medienpädagogische Angebote und Angebote in den Bereichen Umwelt/Ökologie,
Handwerk/Modellbau, Sprachen/Literatur und MINT 15.
Besonderes Augenmerk für eine gelingende ganztägige Schulentwicklung sollte auf qualitative Aspekte gelegt werden. Hierzu zählen vor allem die rhythmisierte Gestaltung des Schultages mit ausgewogener Tagesstruktur, ein Wechsel von Lern- und Entspannungsphasen, die Berücksichtigung der Heterogenität der Schülerschaft und der individuellen Interessen sowie die enge und dauerhafte Kooperation
mit Partnern und lokalen Bildungseinrichtungen wie etwa Verbänden, Kultur- und Sportvereinen aus
dem Schulumfeld.
Schulsozialarbeit an Leipziger Schulen
Schulsozialarbeit hat zum Ziel, die Schüler/-innen bei der Bewältigung individueller Problemlagen und
der Entwicklung einer Lebens- und Berufsperspektive zu unterstützen, das Klassen- und Schulklima zu
verbessern sowie Eigeninitiative, soziale Kompetenz und Mitbestimmung zu fördern. Durch ihren niedrigschwelligen und aufsuchenden Charakter ist Schulsozialarbeit Prävention und Intervention und hat
schwerpunktmäßig jene Schüler/-innen im Blick, die aufgrund sozialer Benachteiligungen und/oder individueller Beeinträchtigungen auf besondere Unterstützung angewiesen sind.
Schulsozialarbeit besitzt in Leipzig entsprechend dem Fachplan Kinder- und Jugendförderung 2012
(Stadt Leipzig 2012b) einen besonderen Stellenwert und entwickelte sich mit 50 Standorten im Schul jahr 2013/14 zu einem quantitativ großen Leistungsbereich. Diese Entwicklung wurde durch die Entscheidung des Stadtrates, 16 ehemals durch das Bildungs- und Teilhabepaket des Bundes finanzierte
Stellen ab 2014 aus kommunalen Geldern weiterzuführen, unterstrichen. 2013/14 waren alle
Mittel-/Oberschulen in kommunaler Trägerschaft mit Schulsozialarbeit ausgestattet. Darüber hinaus
befanden sich Stellen an den sieben Berufsschulzentren (BSZ) mit Berufsvorbereitungsjahrgängen
(BVJ), an acht Förderschulen, an zwölf Grundschulen sowie an der Nachbarschaftsschule (vgl. Karte
3.4). Insgesamt standen für das Schuljahr 2013/14 44,45 Vollzeitäquivalente (VZÄ) zur Verfügung. Davon 17,8 an Mittel-/Oberschulen, 9,6 an Grundschulen, 8,0 für Förderschulen, 7,45 für Berufliche
Schulzentren und 1,6 für die Nachbarschaftsschule. Mit der Umsetzung der Schulsozialarbeit waren
insgesamt elf freie Träger der Jugendhilfe beauftragt. An den Beruflichen Schulzentren beschäftigte
die Stadt Leipzig die Schulsozialarbeiter/-innen direkt.
15
Der Ausdruck MINT bildet sich aus den Fachbereichen Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft, Technik.
3-31
Karte 3.4: Schulen in kommunaler Trägerschaft in Leipzig mit Schulsozialarbeit nach Schulart im
Schuljahr 2013/14
Datenquelle: Amt für Jugend, Familie und Bildung
Kartengrundlage: Amt für Statistik und Wahlen
3-32
Vorbereitungsklassen: Deutsch als Zweitsprache
Für Schüler/-innen mit Migrationshintergrund ist es wichtig, Deutsch-Sprachkenntnisse zu erwerben
oder diese zu verbessern. Zur Sprachförderung von Kindern mit Migrationshintergrund stehen gemäß
der sächsischen Konzeption zur Integration von Migrant/-innen Vorbereitungsklassen und -gruppen
„Deutsch als Zweitsprache“, Betreuungslehrer/-innen sowie herkunftssprachliche Unterrichtsangebote
zur Verfügung. Da eine alltagssprachliche Deutschkompetenz in der Schule in der Regel nicht ausreicht, sind die Qualität und die Kontinuität des Unterrichts „Deutsch als Zweitsprache“ und die systematische schullaufbahnbegleitende sprachliche Förderung entscheidende Faktoren, um gute Bildungserfolge in allen Schularten zu erzielen.
Mit wenigen Ausnahmen finden sich die Vorbereitungsklassen und -gruppen für Schüler/-innen mit Migrationshintergrund an Schulen mit überdurchschnittlich hohen Migrantenanteilen. Im Grundschulbereich waren 2013/14 sieben dieser Klassen/Gruppen an sechs Schulstandorten vorhanden; ein weiterer Standort war für das Schuljahr 2014/15 geplant. Es lag dabei eine deutliche räumliche Konzentration an den Grundschulen des Leipziger Ostens vor. Hier fanden sich vier der angesprochenen sechs
Standorte; zwei weitere Vorbereitungsklassen waren in Leipzig Grünau und eine im Leipziger Norden
verortet. Insgesamt wurden im Schuljahr 2013/14 108 Grundschüler/-innen in Vorbereitungsklassen
unterrichtet. Im Mittel-/Oberschulbereich stieg die Anzahl der Schüler/-innen in Vorbereitungsklassen
und -gruppen von 2009 zu 2010 um ca. 40 % an. Seitdem wurden beständig um die 100 Schüler/-innen in sechs bis zehn Klassen/Gruppen unterrichtet. Relativiert an der Gesamtzahl von Schüler/-innen
mit Migrationshintergrund an Mittel-/Oberschulen entspricht dies einem Anteil von etwa acht Prozent.
An Gymnasien werden keine Vorbereitungsklassen bzw. -kurse bereitgehalten. Nicht in der quantitativen Darstellung berücksichtigt, aber von besonderer Bedeutung, ist die dritte Etappe des Lehrplans für
Deutsch als Zweitsprache. In dieser Phase sind die Schüler/-innen in die Regelklassen integriert und
Deutsch wird als Zweitsprache schullaufbahnbegleitend unterrichtet. Das beinhaltet die sprachliche Didaktisierung des Fachunterrichts und die besondere sprachliche Bildungsaufgabe für die Lehrkräfte aller Fächer in allen Schularten. An den berufsbildenden Schulen waren im Schuljahr 2013/14 zwei Vorbereitungsklassen mit berufspraktischen Aspekten (Vkl ba) vorhanden, diese wurden von 45 Schüler/innen besucht.
Systematische Berufsorientierung an allgemeinbildenden Schulen
Am Ende der allgemeinbildenden Schulzeit befinden sich Jugendliche in einer bedeutenden Übergangsphase ihrer Bildungsbiografie. Eine frühzeitige und umfassende Studien- und Berufsorientierung
ist entscheidend, um diesen Übergang gut zu bewältigen. Neben Eltern und Lehrer/-innen kommt hierbei außerschulischen Partnern wie kooperierenden Wirtschaftsunternehmen, der Agentur für Arbeit,
den Kammern und Berufsorientierungsinitiativen eine bedeutende Rolle zu.
Mit Blick auf die demografischen Veränderungen in der Bevölkerungsstruktur und die daraus resultie renden Auswirkungen auf den Ausbildungsmarkt unterzeichneten 2009 die Sächsische Staatsregierung und die Regionaldirektion der Bundesagentur für Arbeit in Sachsen die „Vereinbarung zur Zusammenarbeit von Schule und Berufsberatung“. Durch aufeinander abgestimmte Aktivitäten sollen die Berufswahlvorbereitung und Studienorientierung verbessert und damit auch der Anteil an Ausbildungsund Studienabbrüchen positiv beeinflusst werden. Dazu sollen insbesondere die regionale Wirtschaft
sowie weitere Akteure und Netzwerke stärker in die Zusammenarbeit eingebunden werden. Die damit
verbundenen Koordinationsaufgaben nehmen seit 2013 die vom Freistaat Sachsen und aus Mitteln der
Europäischen Union geförderten regionalen Koordinierungsstellen Berufs- und Studienorientierung
wahr.
Die konzeptionelle Grundlage für eine systematische Berufsorientierung bildet die „Sächsische Strategie der systematischen Berufs- und Studienorientierung“. Zu ihren verbindlichen Elementen gehören
3-33
jahrgangsbezogene Festlegungen in den Lehrplänen, die Kernziele der Berufs- und Studienorientierung für die Klassenstufen der jeweiligen Schularten sowie die Verpflichtung jeder Schule, unter Berücksichtigung der Genderperspektive ein Konzept zur Berufs- und Studienorientierung zu erarbeiten.
Weitere Instrumente sind der Berufswahlpass, das Qualitätssiegel und die verbindlichen Qualitätskriterien für Projekte der Berufs- und Studienorientierung.
Wichtigste Partner der Schulen sind die Beratungsfachkräfte der Agentur für Arbeit Leipzig. So gehö ren individuelle Beratungen und viele weitere Angebote zur beruflichen Orientierung zum Dienstleistungsangebot. Mit ihren Aktivitäten befähigen die Beratungsfachkräfte Jugendliche zu einer angemessenen Berufsentscheidung und einem möglichst nahtlosen Übergang von der Schule in die Ausbildung
und Beruf.
EXKURS 3.C: Umfrage des Landesschülerrats Sachsen zum Thema Berufs- und Studienorientierung in Sachsen. Spezielle Auswertung für die Stadt Leipzig.
Mit dem Ziel Berufs- und Studienorientierung aus Schülersicht zu erfassen, führte der Landesschülerrat Sachsen im Frühjahr 2013 eine landesweite Umfrage durch. Für die Stadt Leipzig nahmen 111
Schüler/-innen teil. Diese stammten durchweg von Gymnasien und verteilten sich zumeist auf die
Klassenstufen 8 bis 10.
Fast alle Schüler/-innen machen sich Gedanken über ihre berufliche Zukunft. Die Bewertung der Angebote von Berufs- und Studienorientierung an den Schulen fiel überwiegend gut bis befriedigend
aus. Besonders positiv wurde die Unterstützung der Eltern in diesem bedeutenden Prozess hervorgehoben. Die der Lehrer/-innen wurde deutlich differenzierter bewertet. Freunde und Familie wurden als
erste Ansprechpartner/-innen für Fragen der beruflichen Karriere genannt. Weiterhin spielten Studienund Berufsberater/-innen und das Internet als Informationsmedium eine größere Rolle.
Der Wunsch nach mehr Veranstaltungen und Informationen zu den Themenbereichen der Berufsund Studienorientierung war tendenziell deutlich vorhanden. Die Befragten äußerten hier vor allem
den Wunsch nach detaillierteren Vorstellungen verschiedener Berufszweige, mehr Zeit und individuellere, kontinuierliche Beratungen. Bestehende Veranstaltungen und Instrumente (wie bspw. der Berufswahlpass) wurden durchaus kritisch hinterfragt.
Die Ergebnisse und Vergleiche zur Landesebene sind auf der Homepage des Landesschülerrat einzusehen. Unter: http://lsr-sachsen.de/medien/umfragen/
Bei der Einbindung außerschulischer Partner können die Leipziger Schulen auf eine breit gefächerte
Angebotslandschaft mit einer Vielzahl an Beratungs- und Unterstützungsinstanzen zurückgreifen. Diese über die unterschiedlichsten Programme geförderte Angebotsvielfalt entwickelte sich in den vergangenen Jahren zu einer unübersichtlichen Angebotslandschaft, die einerseits von Dopplungen und Aufgabenüberscheidungen und andererseits von Angebotslücken geprägt ist. Wesentliche Aufgaben der
Koordinierungsstelle Berufs- und Studienorientierung bestehen deshalb darin, in enger Kooperation mit
den regionalen Akteuren die Angebotslandschaft systematisch auf die regionalen Bedarfe und Bedürfnisse der Jugendlichen auszurichten, Transparenz über das regionale Angebotsportfolio zu schaffen,
Kooperationen zwischen den regionalen Akteuren verbindlicher zu gestalten sowie praxisnahe Kooperationen zwischen Schulen und Unternehmen zu fördern.
Seit Arbeitsaufnahme der Koordinierungsstelle im Dezernat Wirtschaft und Arbeit der Stadt Leipzig im
März 2013 konnten bereits wichtige Voraussetzungen für die Verbesserung von Transparenz und Qualität geschaffen werden:
•
3-34
Aufbau und Etablierung des Leipziger „Koordinierungskreis Berufs- und Studienorientierung“
als wichtiges Gremium für die regionale strategische und systematische Ausrichtung der Berufs- und Studienorientierung
•
Abschluss der „Vereinbarung zur Abgrenzung der Tätigkeiten und geplanten Kooperationen“
zwischen Stadt Leipzig, Agentur für Arbeit Leipzig und Sächsischer Bildungsagentur, Regionalstelle Leipzig
•
transparente Übersicht über die vielfältige Angebotslandschaft durch regelmäßig erstellte Informationsmedien zur Berufs- und Studienorientierung (z. B. jährlicher Schuljahreskalender
Berufs- und Studienorientierung, Online-Veranstaltungskalender Berufs- und Studienorientierung sowie Online-Plattform www.leipzig.de/berufsorientierung)
•
Förderung konkreter Kooperationen durch Erfassung von Kooperationsbedarfen der Leipziger
Schulen sowie Erhebung von Kooperationsangeboten regionaler Unternehmen
•
Intensivierung der Zusammenarbeit und Ausbau des Kooperationsnetzwerkes zwischen Schulen und Unternehmen durch Neuausrichtung und Stabilisierung des Arbeitskreises SCHULEWIRTSCHAFT Leipzig sowie Schaffung eines zusätzlichen Angebots von Schnupperpraktika
in der Ferienzeit für Schüler/-innen und Lehrer/-innen.
Neigungs- und Vertiefungskurse an Mittel-/Oberschulen
Der Erwerb von Wissen und Kompetenzen sowie die Entwicklung eines Werteverständnisses sind
wichtige Aspekte der Persönlichkeit der Schüler/-innen und stehen daher im Mittelpunkt des schulischen Bildungs- und Erziehungsauftrages. Ziel ist die Vermittlung eines inhaltlichen und anwendungsorientierten Wissens, das auf das Handeln in unterschiedlichen Situationen bezogen wird und künftiges Lernen in ähnlichen Inhaltsbereichen erleichtert.
Aufschluss über Kompetenzen und Präferenzen der Schüler/-innen gibt eine Analyse der Neigungsund Vertiefungskurse an Leipziger Mittel-/Oberschulen. Im Wahlpflichtbereich können die Schüler/-innen der Klassenstufen 7 bis 9 einen von der Schule angebotenen Neigungskurs aus den Bereichen
„Naturwissenschaft und Technik“, „Kunst und Kultur“, „Gesundheit und Sport“, „Sprache und Kommunikation“, „Soziales und gesellschaftliches Handeln“, „Informatik und Medien“ oder „Unternehmerisches Handeln“ auswählen. Mit diesem Angebot soll den verschiedenen Neigungen, Interessen und
Begabungen der Schüler/-innen im Sinne individueller Förderung entsprochen werden (SMK 2006: 12).
Eine ähnliche Funktion, jedoch stärker auf die beruflichen Anschlussmöglichkeiten bezogen, erfüllen
die Vertiefungskurse der 10. Klassenstufe. Eine Alternative dazu bietet sich im Erlernen einer zweiten
Fremdsprache. Je nach Schule und Schulgröße wurden 2013/14 zwischen drei und sechs Neigungskurse angeboten. Am häufigsten waren dabei Angebote der Kurse „Gesundheit und Sport“ sowie
„Kunst und Kultur“. Diese fanden jeweils an 21 Schulen statt. Es folgten Kurse der zweiten Fremdsprache (an 19 Schulen), „Naturwissenschaft und Technik“ (16) sowie „Informatik und Medien“ (15). Bei
Vertiefungskursen reichten die Angebote der Schulen von zwei bis vier Bereichen. An 21 Schulen gab
es dabei Kurse aus dem Bereich „Gesundheit und Soziales“ , an 15 solche im Bereich „Technik“ und
an 14 Schulen Kurse für die zweite Fremdsprache.
Im Schuljahr 2013/14 wählten 26,0 % der Mittel-/Oberschüler/-innen einen Neigungskurs im Bereich
„Gesundheit und Sport“, gefolgt von der zweiten Fremdsprache (23,1 %), „Kunst und Kultur“ (15,9 %)
sowie „Naturwissenschaften und Technik“ (14,6 %). Im zeitlichen Vergleich blieb die Wahl der Kurse
relativ stabil. Ausnahmen bildeten hier der Bereich „Gesundheit und Sport“, der an Bedeutung noch
hinzugewann und „Naturwissenschaft und Technik“, dessen Belegung 2013/14 um vier Prozentpunkte
geringer ausfiel. In der Wahl von Vertiefungskursen der Klassenstufe 10 lag der Bereich „Gesundheit
und Soziales“ vorn. Mehr als ein Drittel der Schüler/-innen besuchte im Schuljahr 2013/14 diesen Vertiefungskurs, gefolgt von „Technik“ (19,1 %), der zweiten Fremdsprache (18,4 %) sowie „Wirtschaft“
(15,2 %), während vergleichsweise wenige Schüler/-innen (10,9 %) den Bereich „Kunst und Kultur“
wählten. In der zeitlichen Entwicklung wurden „Wirtschaft“ und „Technik“ seltener belegt als noch
3-35
2010/11, wohingegen der Anteil der Schüler/-innen, die einen Neigungskurs im Bereich „Kunst und
Kultur“ wählten, von 4,7 % auf 10,9 % deutlich zulegte (vgl. Abb. 3.11).
Abb. 3.11: Schüler/-innen an Mittel-/Oberschulen in kommunaler Trägerschaft nach Vertiefungs- und
Neigungskursen in den Schuljahren 2010/11 und 2013/14
23,1
Zweite Fremdsprache
Unternehmerisches Handeln
2010/11
Sprache/Kommunikation 3,2
NK**
8,1
Soziales/Gesellschaftliches Handeln
14,6
Naturwissenschaft/Technik
15,9
Kunst/Kultur
8,7
Informatik/Medien
26,0
Gesundheit/Sport
18,4
Zweite Fremdsprache
10,9
Kunst/Kultur
VK*
2013/14
36,4
Gesundheit/Soziales
15,2
Wirtschaft
19,1
Technik
0
10
20
30
40
50
in %
* Vertiefungskurs (Klassenstufe 10)
** Neigungskurs (Klassenstufen 7 bis 9)
Datenquellen: Sächsische Schuldatenbank; Amtliche Schulstatistik, Statistisches Landesamt Sachsen
3.8
Alternative Wege zur (Fach-)Hochschulreife
Berufliche Gymnasien und Fachoberschulen bieten einen alternativen Weg zur (Fach-)Hochschulreife
an. Beide Schularten bauen auf einem mittleren Schulabschluss auf und bieten neben allgemeinbildenden zusätzlich berufsbezogene Inhalte in verschiedenen Fachrichtungen an. Die Dauer der Ausbildung
umfasst an Fachoberschulen je nach Vorbildung ein bis zwei Jahre, an Beruflichen Gymnasien beträgt
sie drei Jahre.
Infrastruktur
2013/14 waren in Leipzig drei Berufliche Gymnasien in kommunaler Trägerschaft vorhanden. Die allgemeine Hochschulreife konnte in den Themenfeldern Ernährungs- und Wirtschaftswissenschaft, Gesundheit und Sozialwesen sowie Technik abgelegt werden. Weiterhin standen elf Fachoberschulen zur
Verfügung. Sechs davon befanden sich in kommunaler und fünf in freier Trägerschaft. Hier konnte zwischen vier Bildungsgängen gewählt werden, jeweils mit ein- und zweijähriger Ausbildungsdauer. Dabei
handelte es sich um Gestaltung, Sozialwesen, Technik und Wirtschaft sowie Verwaltung.
3-36
Entwicklung und Zusammensetzung der Schülerschaft
Im Schuljahr 2013/14 wurden 516 Schüler/-innen an Beruflichen Gymnasien und 1.016 an Fachober schulen unterrichtet. An letzteren teilte sich die Schülerschaft in Schulen in kommunaler (44,7 %) und
freier Trägerschaft (55,3 %). Die Anzahl der Schüler/-innen, die auf einem alternativen Weg die
(Fach-)Hochschulreife anstrebten, wies seit 2010/11 eine sinkende Tendenz auf. Während die Schülerzahl an Beruflichen Gymnasien sich seit einiger Zeit stabil zeigte und um einen Wert von 500
schwankte, wiesen die Schülerzahlen an Fachoberschulen im Fünfjahresvergleich einen Rückgang
von knapp 20 % auf (vgl. Abb. 3.12).
Abb. 3.12: Schüler/-innen an Beruflichen Gymnasien und Fachoberschulen 2008/09 bis 2013/14
2.000
561
521
537
491
521
1.500
Anzahl
1.254
1.288
1.347
516
1.243
1.101
1.000
1.016
500
0
2008/09
2009/10
2010/11
Fachoberschule
2011/12
2012/13
Berufliches Gymnasium
2013/14
Schuljahr
Datenquelle: Amtliche Schulstatistik, Statistisches Landesamt Sachsen
Das Geschlechterverhältnis verschob sich in den letzten beiden Jahren zugunsten der Schülerinnen.
Waren 2010/11 noch 52,7 % der Schülerschaft männlich, so lag deren Anteil 2013/14 mit 48,6 %
knapp unter der Hälfte. Klare Geschlechterunterschiede gab es bei der Betrachtung der einzelnen Bildungsgänge. Ernährung (72,2 %), Gesundheit und Sozialwesen (82,7 %) an beruflichen Gymnasien
sowie Gestaltung (72,8 %) und Sozialwesen (67,3 %) an Fachoberschulen wurden eindeutig stärker
von Frauen belegt, während sie an den technischen Bildungsgängen der Beruflichen Gymnasien
(20,7 %) und denen der Fachoberschulen (6,9 %) deutlich unterrepräsentiert waren.
Die Anzahl der Schüler/-innen mit Migrationshintergrund an Fachoberschulen und Beruflichen Gymnasien in Leipzig lag 2013/14 bei 141 und bewegte sich damit auf dem Niveau der Vorjahre. Anteilig an
der gesamten Schülerschaft machten Schüler/-innen mit Migrationshintergrund 9,6 % an Fachoberschulen und 8,3 % an Beruflichen Gymnasien aus. Diese Werte schwankten in den letzten Jahren
leicht, bewegten sich aber durchweg auf einem hohen Niveau zwischen acht und zehn Prozent. Vergli chen mit der Bildungsbeteiligung von Schüler/-innen mit Migrationshintergrund an berufsbildenden
Schulen insgesamt war der Anteil überproportional hoch. Sie wählten somit relativ häufig die Möglich -
3-37
keit, innerhalb des berufsbildenden Systems allgemeinbildende Schulabschlüsse zu erzielen (vgl. Kapitel 4).
Abschlüsse
2013 verließen 567 Schüler/-innen die Fachoberschulen und 167 die Beruflichen Gymnasien. Der
Großteil beendete die Schule mit einem Abschlusszeugnis und damit mit einer (Fach-)Hochschulreife.
An den Fachoberschulen lag der Anteil der erfolgreichen Abschlüsse bei mehr als 80 % und an Beruflichen Gymnasien bei 95,9 %. Dieser hohe Wert der Beruflichen Gymnasien lag konträr zu der Entwicklung der letzten Jahre. Für beide Schularten war eine Erfolgsquote zwischen 75 % und 80 % in den
letzten Jahren die Regel16 (vgl. Abb. 3.13). Frauen machten in den verschiedenen Jahren an den jeweiligen Schularten zwischen 42,5 % und 50,8 % der Abgänger/-innen und Absolvent/-innen aus. Sie
schnitten im Vergleich zu den Schülern tendenziell etwas weniger erfolgreich ab.
2012 hatten 39 Abgänger/-innen und Absolvent/-innen einen Migrationshintergrund, 31 davon verließen die jeweilige Schule mit einem Abschlusszeugnis. 2013 waren es 40 Schüler/-innen, wovon 27 die
Schule erfolgreich abschlossen. Damit verließen Schüler/-innen mit Migrationshintergrund in den beiden betrachteten Jahren tendenziell anteilig häufiger ohne einen Abschluss die Schulen. Abschließende Aussagen sind wegen der geringen Fallzahl an dieser Stelle allerdings nicht zu treffen.
Abb. 3.13: Abgänger/-innen und Absolvent/-innen an Fachoberschulen und Beruflichen Gymnasien
2010 bis 2013
2013
19,8
2012
FoS
80,2
23,9
2011
76,1
25,9
2010
74,1
17,3
2009
82,7
16,3
2008
83,7
18,6
81,4
2013 4,2
2012
95,8
23,5
Bgym 2011
76,5
21,7
2010
78,3
19,8
2009
80,2
31,2
2008
68,8
20,7
0
20
40
Abschlusszeugnis
79,3
60
Abgangszeugnis
80
100
in %
Datenquelle: Amtliche Schulstatistik, Statistisches Landesamt Sachsen
16
Bis 2012 stellten Abgänger/-innen ohne Abgangs- oder Abschlusszeugnis an berufsbildenden Schulen noch ein statistisch
relevantes Kriterium dar. In den Jahren, in denen diese Unterteilung möglich war, reduzierte sich die Quote der erfolgreichen Abgänger/-innen an Beruflichen Gymnasien auf ca. 70 %. An Fachoberschulen verließ nur jede/-r Zweite die Schule
mit einem Abschlusszeugnis.
3-38
3.9
Fazit
Nach wie vor steht die schulische Infrastruktur unter erheblichem Anpassungsdruck. Dieser resultiert
vorwiegend aus stetig steigenden Schülerzahlen, auf die durch Neubauten und die Reaktivierung stillgelegter Schulgebäude reagiert werden muss. Die Situation verschärft sich durch einen erheblichen
Sanierungsbedarf zuzüglich laufender Erhaltungsaufwendungen. Die Bereitstellung einer quantitativ
ausreichenden und qualitativ angemessenen Lernumgebung wird daher auch weiterhin eine große
Aufgabe sein, der sich die verschiedenen mit Schule, Stadtentwicklung, Liegenschaften und Finanzen
befassten Ämter der Stadt gemeinsam stellen müssen.
Durch Neugründungen und Neubauten veränderte sich die Leipziger Schullandschaft in ihrer Zusammensetzung in den letzten Jahren stetig. Die Anzahl der Schüler/-innen an Schulen in freier Träger schaft nahm jährlich stark zu; mittlerweile lernen mehr als 5.500 Schüler/-innen an einer dieser Schulen. Gerade der gymnasiale Bereich zeigt die höchsten Anteile und die stärkste Dynamik.
Die Schülerschaft wird in ihrer Zusammensetzung stetig vielfältiger und internationaler. Das Wachstum
der Gruppe der Lernenden mit Migrationshintergrund betrug in den letzten Jahren beständig um die
10 %. Sie sind in den verschiedenen Bildungsgängen und -institutionen sehr unterschiedlich repräsentiert. Bei den Abiturient/-innen sind sie unterrepräsentiert, während sie überdurchschnittlich häufig eine
Mittel-/Oberschule ohne mindestens einen Hauptschulabschluss verlassen. Der stark steigende Anteil
an Förderschulen sollte Grund zur weiteren Beobachtung geben. Schüler/-innen mit Migrationshintergrund benötigen teilweise eine qualifizierte Förderung zum Erlernen von Deutsch als Bildungssprache,
sie sind aber nicht per se auf weitere Unterstützungsmaßnahmen angewiesen. Schüler/-innen mit sonderpädagogischem Förderbedarf stellen seit Jahren circa zehn Prozent der gesamten Schülerschaft.
Damit liegt Leipzig klar über dem Landesdurchschnitt. Insbesondere die Anzahl der integrativ unterrichteten Schüler/-innen wies in den letzten Jahren eine starke Dynamik auf. Mittlerweile wird jede/-r
Dritte mit sonderpädagogischem Förderbedarf integrativ unterrichtet. Im Zuge der Umsetzung der UNBehindertenrechtskonvention kann auch weiterhin ein steigendes Interesse an integrativer Beschulung
erwartet werden, vor allem im Bereich der weiterführenden Schulen. Dies könnte perspektivisch dazu
führen, dass mehr Schüler/-innen mit sonderpädagogischem Förderbedarf die Chance auf einen qualifizierenden Schulabschluss erhalten, als das gegenwärtig der Fall ist.
Die Geschlechterspezifik von Bildungsbeteiligung und Bildungserfolg ist in Leipzig weiterhin ein Thema. Jungen werden häufiger von der Einschulung zurückgestellt, besuchen häufiger Förderschulen,
erhalten seltener eine gymnasiale Bildungsempfehlung, absolvieren seltener das Gymnasium und verlassen die Schule häufiger ohne Abschluss.
Große Handlungsbedarfe in der Leipziger Bildungslandschaft zeigen sich nach wie vor an dem hohen
Anteil von Schulabgänger/-innen ohne mindestens einen Hauptschulabschluss. 2013 verließen mehr
als 400 Schüler/-innen die allgemeinbildenden Schulen ohne mindestens einen Hauptschulabschluss;
der entsprechende Anteil von 15,3 % markierte einen neuen Höchststand. Diese Thematik fokussiert
sich vor allem auf die Förderschulen und die Mittel-/Oberschulen. An vielen Förderschulen können die
Jugendlichen keinen qualifizierten Schulabschluss ablegen, sodass in den vergangenen Jahren stets
zwischen 75 % und 85 % der Förderschulabgänger/-innen ohne mindestens einen Hauptschulabschluss verblieben. Gleichzeitig stellten sie seit 2004 jeweils mehr als die Hälfte der Schulabgänger/innen ohne diesen. Neben der gesondert gelagerten Problematik der Förderschulen fokussiert sich die
Problemlage in Leipzig auf Abgänger/-innen von Mittel-/Oberschulen in kommunaler Trägerschaft. Hier
verließ jedes Jahr mehr als jede/-r zehnte Schüler/-in eine Mittel-/Oberschule ohne Hauptschulabschluss. Die entsprechende Quote an Leipziger Mittel-/Oberschulen lag konstant mindestens doppelt
so hoch wie der Wert auf Landesebene. Diese Abgänger/-innen wiesen eine hohe räumliche Konzentration auf. Vor allem die Schulen in den Schwerpunktgebieten der integrierten Stadtentwicklung
(SEKo 2020; Stadt Leipzig 2009: 80 f.) zeigten deutlich überdurchschnittliche Werte von 20 % und
mehr auf.
3-39
Das Bildungssystem in Leipzig neigt auch bei anderen Indikatoren zu einer hohen sozialräumlichen
Selektivität. Diese beginnt bereits bei den Einschulungen und lässt sich u. a. über die Bildungsempfehlungen der Klassenstufe 4, der Bildungsbeteiligung im Hauptschulbildungsgang und ausbleibenden
Schulerfolg nachweisen. Räume mit einer hohen Konzentration an Problemlagen in den Bildungsindikatoren sind zumeist deckungsgleich mit den Schwerpunktgebieten der integrierten Stadtentwicklung.
Dies weist auf die weitere Notwendigkeit hin, in diesen Gebieten verstärkt Anstrengungen in Form integrierter Maßnahmen anzusetzen, um Chancengerechtigkeit in der Bildungslandschaft zu erhöhen.
Eine besondere Bedeutung haben dabei unterstützende Maßnahmen im schulischen Ganztag, sei es
durch die weitere Etablierung von Ganztagsangeboten, die Bereitstellung von Hortangeboten oder den
Ausbau von Schulsozialarbeit.
Literatur
Weiß, Manfred (2011): Allgemeinbildende Privatschulen in Deutschland. Bereicherung oder Gefährdung des öffentlichen Schulwesens? Schriftenreihe des Netzwerks Bildung, Friedrich-Ebert-Stiftung, Berlin. Verfügbar unter http://library.fes.de/pdf-files/studienfoerderung/07833.pdf (letzter Zugriff 13.02.2015).
Sächsisches Staatsministerium für Kultus (2006): Viele Wege zum Erfolg – Das sächsische Schulsystem. Dresden.
Sächsisches Staatsministerium für Kultus (2012): Medieninformation vom 19.03.2012. Bildungsempfehlung erteilt – jetzt auch für Sechstklässler. Verfügbar unter: http://www.medienservice.sachsen.de/medien/news/168336 (letzter Zugriff: 11.07.2014)
Sächsisches Staatsministerium für Kultus (2013): Verordnung des Sächsischen Staatsministeriums für
Kultus über Zuweisungen an allgemeinbildenden Schulen mit Ganztagsangeboten (Sächsische
Ganztagsangebotsverordnung – SächsGTAVO). Verfügbar unter: http://www.sachsen.ganztaegiglernen.de/sites/default/files/S%C3%A4chsische%20Ganztagsangebotsverordnung.pdf (letzter Besuch 13.02.2015)
Sächsisches Staatsministerium für Kultus (2014): Medieninformation vom 02.03.2014. Schüler an
Grund- und Oberschulen erhalten Bildugnsempfehlung. Verfügbar unter: http://www.medienservice.sachsen.de/medien/news/190492 (letzter Zugriff: 31.07.2014).
Stadt Leipzig, Der Oberbürgermeister, Dezernat Stadtentwicklung und Bau (Hrsg.) (2009): Integriertes
Stadtentwicklungskonzept Leipzig 2020. Leipzig.
Stadt Leipzig. Der Oberbürgermeister. Amt für Jugend, Familie und Bildung (Hrsg.) (2012a): Bildungsreport Leipzig 2012. Leipzig.
Stadt Leipzig. Der Oberbürgermeister. Amt für Jugend, Familie und Bildung (Hrsg.) (2012b): Fachplan
Kinder- und Jugendförderung 2012. Leipzig.
Statistisches Bundesamt (2014): Allgemeinbildende und berufliche Schulen. Absolventen/Abgänger
nach Abschlussarten insgesamt. Verfügbar unter: https://www.destatis.de/DE/ZahlenFakten/GesellschaftStaat/BildungForschungKultur/Schulen/Tabellen/AllgemeinBildendeBeruflicheSchulenAbschlussartInsgesamt.html (letzter Zugriff 31.07.2014)
Statistisches Landesamt des Freistaates Sachsen (2013) – Statistisch betrachtet. Schulen in Sachsen.
Verfügbar unter: http://www.statistik.sachsen.de/download/300_VoeFaltblatt/SB_Schulen_2013_A1b.pdf (letzter Zugriff 08.07.2014)
3-40
Kapitel 4:
Berufliche Ausbildung
Stand: 13.02.15
Dezernat Jugend, Soziales, Gesundheit und Schule
Amt für Jugend, Familie und Bildung
Inhaltsverzeichnis
Tabellenverzeichnis
3
Abbildungsverzeichnis
3
Kartenverzeichnis
3
Exkursverzeichnis
4
4.1
Einleitung
5
4.2
Schulinfrastruktur und -nutzung
6
Geschlechterrelation
8
Migrationshintergrund
8
Gastschüler/-innen
10
4.3
Pädagogisches Personal
10
4.4
Auszubildende im dualen System
12
Infrastruktur
12
Schulische Vorbildung der Ausbildungsanfänger/-innen an Berufsschulen
13
Ausbildungsstellenmarkt
14
Zusammensetzung und Entwicklung der Auszubildenden nach Ausbildungsberufen
im Berufsbereich der Industrie- und Handelskammer zu Leipzig
15
Zusammensetzung und Entwicklung der Auszubildenden nach Ausbildungsberufen
im Berufsbereich der Handwerkskammer zu Leipzig
18
4.5
4.6
4.7
Auszubildende in berufsbildenden Förderschulen (Schulart Berufsschule)
Infrastruktur
20
Auszubildende
21
Schulische Vorbildung der Ausbildungsanfänger/-innen an berufsbildenden
Förderschulen (Schulart Berufsschule)
21
Auszubildende in Berufsfachschulen
22
Infrastruktur
22
Auszubildende
23
Schulische Vorbildung der Ausbildungsanfänger/-innen an Berufsfachschulen
24
Jugendliche im schulischen Bereich des Übergangssektors
Infrastruktur
4-2
20
25
25
4.8
4.9
Bildungsbeteiligung im Übergangssektor
26
Schulische Vorbildung der Anfänger/-innen
27
Übergang in die Arbeitswelt
28
Abschlüsse und Abgänge an den berufsbildenden Schulen
29
Vorzeitige Lösungen von Ausbildungsverträgen
31
Fazit
33
Literatur
34
Tabellenverzeichnis
Tab. 4.1: Zusammensetzung der Ausbildungsberufe im Bereich der IHK zu Leipzig 2009, 2012 und
2013
15
Tab. 4.2: Zusammensetzung der Ausbildungsberufe im Bereich der HWK zu Leipzig 2009, 2012 und
2013
18
Abbildungsverzeichnis
Abb. 4.1: Schülerzahlentwicklung in den verschiedenen Bereichen der berufsbildenden Schulen
2003/04 bis 2013/14
8
Abb. 4.2: Anteile der Schüler/-innen mit Migrationshintergrund in den verschiedenen Bereichen der beruflichen Ausbildung 2009/10 und 20013/14
10
Abb. 4.3: Hauptberuflich beschäftigtes pädagogisches Personal an berufsbildenden Schulen nach Altersgruppen und Trägerschaft im Schuljahr 2013/14
11
Abb. 4.4: Schulische Vorbildung der Ausbildungsanfänger/-innen im dualen System von 2010/11 bis
2013/14
14
Abb. 4.5: Entwicklung der Auszubildendenzahlen in den fünf am häufigsten gewählten Berufen der IHK
zu Leipzig 2009 bis 2013 (Indexwert 2009 = 100)
18
Abb. 4.6: Entwicklung der Auszubildendenzahlen in den fünf am häufigsten gewählten Berufen der
HWK zu Leipzig 2009 bis 2013 (Indexwert 2009 = 100)
20
Abb. 4.7: Schulische Vorbildung der Ausbildungsanfänger/-innen an berufsbildenden Förderschulen
von 2010/11 bis 2013/14
22
Abb. 4.8: Entwicklung der Schülerzahlen an den fünf am häufigsten gewählten Bildungsgängen an Berufsfachschulen von 2008/09 bis 2013/14 (Indexwert 2008/09 = 100)
24
Abb. 4.9: Schulische Vorbildung der Ausbildungsanfänger/-innen an Berufsfachschulen 2010/11 bis
2013/14
25
Abb. 4.10: Teilnehmer/-innen der schulischen Maßnahmen des Übergangssektors 2008/09 bis
2013/14
27
Abb. 4.11: Schulische Vorbildung der Teilnehmer/-innen im Übergangssektor nach Maßnahmen im
Schuljahr 2013/14
28
Abb. 4.12: Erfolgsquoten in den verschiedenen Bereichen der beruflichen Ausbildung 2009 bis 2013 30
Abb. 4.13: Abgänger/-innen und Absolvent/-innen im Übergangssektor 2013
31
Abb. 4.14: Vertragslösungen im Bereich der Kammern anteilig an den bestehenden Verträgen 2013 32
Kartenverzeichnis
Karte 4.1: Standorte berufsbildender Schulen nach Trägerschaft 2013/14.............................................6
4-3
Exkursverzeichnis
Exkurs 3.A: Ergebnisse der Studie „Engagement und Ausbildungsorganisation. Einstellung sächsischer Auszubildender zu ihrem Beruf und ihrer Ausbildung.“................................................................12
4-4
4.1 Einleitung
Die berufliche Ausbildung in Deutschland steht angesichts demografischer, gesellschaftlicher, wirtschaftlicher und technologischer Veränderungen vor anhaltenden Herausforderungen. Während die
Anforderungen von Unternehmen an junge Auszubildende steigen und zunehmend über Probleme bei
der Besetzung von Ausbildungsstellen berichtet wird, erreichte die Zahl der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge in Deutschland gleichzeitig einen historischen Tiefststand. Die abnehmende Zahl von
Schulabgänger/-innen und eine zunehmende Studienneigung eröffnen Jugendlichen vielfältigere Optionen und Wahlmöglichkeiten. Das BMBF (2014: 5) zeigt auf, dass es zunehmend schwieriger wird, das
betriebliche Angebot und die Nachfrage der Jugendlichen zusammenzubringen. Aus Versorgungsengpässen für Jugendliche und Schwierigkeiten bei der Besetzung von Lehrstellen für Unternehmen ent stehen zunehmend Passungsprobleme auf dem Ausbildungsmarkt. Während einerseits die Anzahl von
Arbeitsplätzen mit hohen Qualifikationsanforderungen steigt, wird auf der anderen Seite von einem
Rückgang solcher mit eher niedrigem Qualifikationsniveau berichtet. In verschiedenen Branchen und
Regionen wird bereits ein erheblicher Bewerbermangel beobachtet (BMBF 2012: 4). Zugleich haben
zahlreiche Jugendliche Probleme beim Einstieg in die Berufsausbildung. Dies betrifft vor allem junge
Menschen mit fehlenden formalen Schulabschlüssen. Es kann von einem Ungleichgewicht zwischen
den Anforderungen der Unternehmen einerseits und den Interessenlagen und Qualifikationen der Bewerber/-innen andererseits gesprochen werden.
Das System der beruflichen Ausbildung lässt sich in Teilbereiche untergliedern, die sich nach Zielsetzung, Organisationsstruktur und institutioneller Ordnung unterscheiden. Eine tragende Säule der Berufsausbildung stellt das duale System mit der gleichberechtigten Ausbildung in berufsbildenden Schulen und Betrieben der Wirtschaft oder vergleichbaren Einrichtungen außerhalb der Wirtschaft (z. B. öffentlicher Dienst, freie Berufe und Haus- oder Landwirtschaft) dar. Jugendlichen mit sonderpädagogischem Förderbedarf stehen grundsätzlich nach §§ 64 ff. Berufsbildungsgesetz (BBiG) alle beruflichen
Ausbildungen offen. Für diejenigen, die über einen längeren Zeitraum sonderpädagogischer Förderung
bedürfen und auch durch den Einsatz besonderer Hilfen nicht in eine Berufsschule integriert werden
können, stehen berufsbildende Förderschulen zur Verfügung. Neben Berufsabschlüssen in anerkannten Ausbildungsberufen können auch spezielle Berufsabschlüsse in Werker- und Helferberufen 1 erlangt werden (SMK 2012a). Berufsfachschulen sind ein weiterer Baustein der beruflichen Ausbildung.
Es existieren Bildungsgänge der beruflichen Grundbildung und solche, die zu Berufsabschlüssen führen, welche ausschließlich an einer Berufsfachschule erworben werden können sind. Diese gliedern
sich in Berufe im Gesundheitswesen und weitere, zumeist Assistentenberufe. Das Übergangssystem
besteht aus Bildungsgängen und berufsvorbereitenden Maßnahmen, die keinen qualifizierenden Berufsabschluss vermitteln. Im Fokus steht die Vorbereitung auf eine mögliche Ausbildung. Zielgruppe
sind nach § 68 BBiG lernbeeinträchtigte oder sozial benachteiligte junge Menschen, bei denen nicht zu
erwarten ist, dass sie ohne eine Berufsvorbereitung eine Ausbildung in einem anerkannten Ausbildungsberuf erfolgreich bewältigen2. Politisch und wissenschaftlich wird das Übergangssystem oftmals
äußerst kritisch betrachtet. So führt bspw. Solga (2009: 9) aus, dass es sich beim Übergangssystem
nicht um ein System im eigentlichen Sinne handelt, da die Maßnahmen weder aufeinander noch mit einer anschließenden Ausbildung abgestimmt sind. Hinzu kommt, dass nach diesen Maßnahmen keine
systematischen Übergänge in oder Anschlüsse an eine qualifizierende Ausbildung oder Erwerbstätigkeit vorhanden sind.
1
2
wie etwa Beiköchin/Beikoch, Verkaufshelfer/-in oder Gartenbauwerker/-in
Eine ausführliche Erläuterung des Systems der beruflichen Ausbildung in Leipzig bietet der Bildungsreport Leipzig 2012
(Stadt Leipzig 2012: 157 ff.).
4-5
Einem generellen Überblick über die Entwicklung der Schülerzahlen der letzten zehn Jahre an den berufsbildenden Schulen in Leipzig und einer Analyse der Zusammensetzung der Schülerschaft nach
Geschlecht, Migrationshintergrund und Gastschülerstatus folgt ein Abschnitt über das pädagogische
Personal in den verschiedenen Bereichen der beruflichen Ausbildung. Nach einer Betrachtung des
Ausbildungsstellenmarkts in Leipzig werden die einzelnen Teilbereiche der Berufsausbildung genauer
analysiert. Auf eine kurze Vorstellung der jeweiligen Infrastruktur folgt ein vertiefter Blick auf die Entwicklung der Anzahl der Auszubildenden im Zeitverlauf, nach Berufen, Geschlecht und schulischer
Vorbildung. Abschließend werden Aussagen zur Gestaltung des Übergangs aus der Ausbildung in die
Arbeitswelt getroffen. Dazu gehören neben der Anzahl der Absolvent/-innen bzw. Abgänger/-innen der
berufsbildenden Schulen noch Aussagen über vorzeitige Vertragslösungen im dualen System.
Die Schularten der Fachschule werden im Kapitel 6 – Weiterbildung behandelt; Berufliche Gymnasien
und Fachoberschulen befinden sich in Kapitel 3 – Schulische Bildung und beleuchten alternative Wege
zur (Fach-)Hochschulreife.
4.2 Schulinfrastruktur und -nutzung
In der Stadt Leipzig wird ein breit gefächertes Spektrum an Ausbildungsberufen und -formen angeboten. Das Schulnetz besteht aus knapp 50 Institutionen der schulischen Berufsausbildung. Insgesamt
existierten im Schuljahr 2013/14 neben neun Beruflichen Schulzentren und der medizinische Berufsfachschule am Klinikum St. Georg in öffentlicher Trägerschaft ca. 40 weitere Einrichtungen in freier
Trägerschaft.
Karte 4.1: Standorte berufsbildender Schulen nach Trägerschaft 2013/14
Datenquelle: Amtliche Schulstatistik; Statistisches Landesamt Sachsen
Kartengrundlage: Amt für Statistik und Wahlen
4-6
2013/14 befanden sich insgesamt 14.928 Jugendliche und junge Erwachsene an einer der berufsbildenden Schulen in Leipzig in Ausbildung; davon etwa zwei Drittel (9.952 Schüler/-innen) an einer der
berufsbildenden Schulen in öffentlicher Trägerschaft. Während diese den schulischen Teil der dualen
Ausbildung komplett abdeckten, dominierten Einrichtungen in freier Trägerschaft mit 85,2 % der Schülerschaft den Bereich der Berufsfachschulen. Im Übergangssektor 3 wurden 70 % der Schüler/-innen in
kommunaler Trägerschaft unterrichtet, in den berufsbildenden Förderschulen waren die Verhältnisse in
etwa ausgeglichen.
Der starke Geburtenrückgang der Nachwendezeit wirkte sich bis in das aktuelle Schuljahr aus. Demo grafisch bedingt sank die Schülerzahl an den berufsbildenden Schulen seit mehreren Jahren stetig und
erreichte 2013/14 einen vorläufigen Tiefpunkt. Die Schulnetzplanung der Stadt Leipzig geht noch bis in
das Schuljahr 2015/16 von weiterhin sinkenden Zahlen aus. Ab 2016/17 wird mit einem moderaten
Wiederanstieg gerechnet. Insgesamt lag die Schülerzahl an berufsbildenden Schulen 2013/14 um ein
Drittel niedriger als noch fünf Jahre zuvor. Diese Entwicklung betraf die Berufsschulen (- 34,4 %) und
die berufsbildenden Förderschulen (- 38,8 %) am stärksten. Die Schülerzahl der Berufsfachschulen
nahm zum Referenzjahr 2008/09 um 27,2 % ab. Allerdings war in diesem Bereich eine deutlich stärkere Dynamik auszumachen. Im Vergleich zum Vorjahr wurden 2013/14 knapp 10 % weniger Berufsfachschüler/-innen unterrichtet – das machte den höchsten Verlust im gesamten Bereich der Berufsausbil dung aus. Der Rückgang im Übergangssektor war am geringsten. Seit einigen Jahren wurden hier mit
leicht abnehmender Tendenz zwischen 800 und 900 junge Menschen unterrichtet (vgl. Abb. 4.1). Nach
Trägerschaft betrachtet fielen die Rückgänge der Schülerzahlen seit 2008/09 an den berufsbildenden
Schulen in öffentlicher Trägerschaft stärker aus (- 34,3 %) als in den Einrichtungen freier Träger
(- 24,5 %).
3
Hierzu wird gezählt: Berufsgrundbildungsjahr (BGJ), Berufsvorbereitungsjahr (BVJ), Berufsvorbereitungsjahr an einer berufsbildenden Förderschule (FBVJ) und (rehaspezifische) Berufsvorbereitende Bildungsmaßnahmen (BvB).
4-7
Abb. 4.1: Schülerzahlentwicklung in den verschiedenen Bereichen der berufsbildenden Schulen
2003/04 bis 2013/14
25.000
20.000
Anzahl
15.000
1.638
962
6.010
7.111
1.052
1.076
884
857
5.732
10.000
776
13.395
5.000
5.715
843
5.177
722
658
9.226
8.517
8.250
2011/12
2012/13
2013/14
12.585
0
2003/04
Übergangssektor
2008/09
Berufsfachschule
berufsbild. Förderschule
Berufsschule
Datenquelle: Amtliche Schulstatistik; Statistisches Landesamt Sachsen
Geschlechterrelation
Auch 2013/14 wurden mit 55,2 % mehr Schülerinnen als Schüler an den berufsbildenden Schulen
Leipzigs unterrichtet. Dieses Verhältnis blieb im Vergleich der letzten Berichtsjahre identisch.
Schulartspezifische Unterschiede blieben ebenso erhalten. So lag der Schülerinnenanteil an den Berufsfachschulen unverändert hoch bei 74,9 %, während Frauen in den anderen Schularten in der Minderheit waren. Am ausgeglichensten zeigte sich das Verhältnis an den Berufsschulen (45,6 %). Am
geringsten war der Frauenanteil an den berufsbildenden Förderschulen (Schulart Berufsschule:
40,4 %) und im Übergangssektor (39,7 %)4.
Migrationshintergrund
Seit den 1990ern stieg die Zahl der Schüler/-innen mit Migrationshintergrund sukzessive an 5. Aufgrund
der abnehmenden Gesamtschülerzahl war in den letzten Jahren ein deutliches Wachstum des Migrantenanteils zu verzeichnen. Im Schuljahr 2013/14 hatten 536 Lernende an berufsbildenden Schulen
einen Migrationshintergrund. Dies entsprach einem Anteil von 3,6 % und damit einem vorläufigen
Höchststand. Dennoch waren junge Menschen mit Migrationshintergrund an den berufsbildenden
Schulen gemessen an ihrem entsprechenden Anteil an der Gesamtbevölkerung der Vergleichsalters4
5
4-8
Eine detailliertere Betrachtung der Geschlechterrelationen in den verschiedenen Bereichen der Berufsausbildung erfolgt in
den folgenden Unterkapiteln.
Ein sprunghafter Anstieg der Zahl war im Jahr 2009/10 zu verzeichnen. Seit diesem Schuljahr wird in der Statistik mit dem
erweiterten Begriff des Migrationshintergrundes operiert. Schüler/-innen mit Migrationshintergrund sind jene, die zwei- oder
mehrsprachig aufwachsen und selbst oder deren Eltern (bzw. ein Elternteil) oder Großeltern nach Deutschland zugewandert sind, ungeachtet ihrer gegenwärtigen Staatsangehörigkeit und ungeachtet dem Aufenthaltsstatus.
gruppe (15 bis unter 25 Jahre: 15,5 %) deutlich unterrepräsentiert. Die einzelnen Bereiche der berufsbildenden Schulen zeigten sehr unterschiedliche Anteile und Dynamiken. Mit Ausnahme der berufsbildenden Förderschulen nahmen die Anteile der Schüler/-innen mit Migrationshintergrund im Vergleich
zu 2009/106 zu. Der stärkste Zuwachs war an Berufsfachschulen und im Übergangssektor festzustel len. Hier fand jeweils eine Verdopplung statt. Mit 9,3 % stellte der Übergangssektor 2013/14 die mit
Abstand höchsten Anteile von Jugendlichen mit Migrationshintergrund. Die interne Verteilung zeigte
deutlich, dass der Großteil ein Berufsvorbereitungsjahr (BVJ) absolvierte, um den Hauptschulabschluss nachzuholen. Jede/-r fünfte Teilnehmer/-in im BVJ besaß einen Migrationshintergrund (vgl.
Abb. 4.2). Von der gesamten Schülerschaft mit Migrationshintergrund war etwas mehr als die Hälfte
weiblich (54,2 %). Das Geschlechterverhältnis in den einzelnen Bereichen verhielt sich weitestgehend
analog zur gesamten Schülerschaft der berufsbildenden Schulen.
Obwohl ihre Anzahl und auch der Anteil an der gesamten Schülerschaft in den letzten Jahren stetig
stieg, waren Schüler/-innen mit Migrationshintergrund in der beruflichen Bildung nach wie vor unterre präsentiert. Mögliche Gründe, die jeweils einen Teil der Migrant/-innen treffen, können ungünstigere
schulische Voraussetzungen, unzureichende Möglichkeiten der Deutschförderung zum Erreichen eines
entsprechenden Sprachniveaus für eine Ausbildung oder zum Nachholen von Schulabschlüssen sein.
Weiterhin können geringere Unterstützungsmöglichkeiten durch die Eltern sowie verschiedene strukturelle Benachteiligungen von Jugendlichen mit Migrationshintergrund insbesondere beim Zugang zu betrieblicher Ausbildung ausschlaggebend sein.
Abb. 4.2: Anteile der Schüler/-innen mit Migrationshintergrund in den verschiedenen Bereichen der
beruflichen Ausbildung 2009/10 und 20013/14
10
9,3
8
in %
6
4
2
4,5
3,6
1,8
1,5
2,6
4,3
2,8
1,9
1,7
0
Berufsschule
2009/10
berufsbild.
Förderschule
2013/14
Berufsfachschule
Ø 2009/10
Übergangssektor
Ø 2013/14
Datenquelle: Amtliche Schulstatistik; Statistisches Landesamt Sachsen
6
Aufgrund der Umstellung der statistischen Merkmale wird an dieser Stelle von der üblichen Logik der Fünfjahresvergleiche
abgewichen und der Vergleich zum Schuljahr 2009/10 gezogen.
4-9
Gastschüler/-innen
Die demografische Entwicklung in der Region Leipzig und in angrenzenden Gebieten bedingt eine
Bündelung einzelner Ausbildungsgänge in Form von Bezirks- und Landesfachklassen bzw. länderübergreifenden Fachklassen. Dementsprechend hoch waren die sachsenweiten Pendelverflechtungen und
die Zahl der Gastschüler/-innen an den Beruflichen Schulzentren in kommunaler Trägerschaft. Im
Schuljahr 2013/14 waren, wie in den vorangegangenen Berichtsjahren, etwa 40 % der Schülerschaft
an den Beruflichen Schulzentren Leipzigs Gastschüler/-innen. Mit ca. 3.000 kam der Großteil der
Schüler/-innen aus den benachbarten Landkreisen Nordsachsen und dem Landkreis Leipzig. Aus den
weiteren Kreisen und kreisfreien Städten des Freistaates Sachsen pendelten 15 % der Gastschüler/innen nach Leipzig. Knapp 20 % stammten aus anderen Bundesländern, mehrheitlich aus dem nahen
Sachsen-Anhalt.
4.3 Pädagogisches Personal
An den berufsbildenden Schulen in Leipzig waren 2013/14 1.265 Lehrer/-innen beschäftigt. Davon waren 43,7 % vollzeit- und 13,5 % teilzeitbeschäftigt. Weitere 541 Lehrpersonen unterrichteten stundenweise (42,7 %)7. Ein Drittel der Lehrkräfte war männlich; die stärkste Ausprägung zeigte sich hier bei
den stundenweise Beschäftigten (50,8 % Männeranteil). Bei den Vollzeit- (19,7 %) und Teilzeitbeschäftigten (21,6 %) waren Lehrer unterdurchschnittlich vertreten. Die Mehrheit der Lehrer/-innen war an
Schulen in freier Trägerschaft angestellt (62,8 %). Unterschiede gab es nach Beschäftigungsart: Vollzeitbeschäftigte unterrichteten zu mehr als zwei Dritteln in Schulen in öffentlicher Trägerschaft, die
Schulen in freier Trägerschaft beschäftigten hingegen fast vollständig die stundenweise angestellten
Lehrer/-innen. Im Vergleich zu den stark rückläufigen Schülerzahlen nahm die Anzahl der Lehrer/-innen seit 2008/09 mit 11,3 % nur sehr moderat ab.
Werden die verschiedenen Berufsausbildungsbereiche betrachtet, fällt auf, dass mit 815 Lehrer/-innen
(64,4 %) der Großteil an Berufsfachschulen beschäftigt war. Diese Tatsache wurde maßgeblich von
den stundenweise beschäftigten Lehrkräften beeinflusst: 96,5 % aller stundenweise Beschäftigten unterrichteten an einer Berufsfachschule, weitere 300 an Berufsschulen (23,7 %), davon die meisten in
Vollzeit. 4,8 % aller Lehrer/-innen der berufsbildenden Schulen in Leipzig unterrichteten an einer berufsbildenden Förderschule und 7,0 % in einem Bildungsgang des Übergangsektors.
Das Durchschnittsalter in den Kollegien an den berufsbildenden Schulen in Leipzig betrug 2013/14
47,4 Jahre und lag an Schulen in freier Trägerschaft (44,1 Jahre) deutlich unter dem der Schulen in öffentlicher Trägerschaft (49,4 Jahre). Knapp die Hälfte aller Lehrer/-innen war 2013/14 50 Jahre und älter. Jünger als 40 Jahre war nur etwa ein Fünftel. An Schulen in öffentlicher Trägerschaft waren die
jüngeren Altersgruppen deutlich schwächer besetzt als an Schulen in freier Trägerschaft (vgl. Abb.
4.3). Die Altersverteilung zeigt deutlich, dass die in den kommenden Jahren altersbedingt ausschei denden Lehrkräfte quantitativ kaum durch die jüngeren Altersgruppen ersetzt werden können. Das trifft
vor allem auf die Schulen in öffentlicher Trägerschaft zu.
7
Die Lehrpersonen lassen sich nach Beschäftigungsumfang der Pflichtstunden zuordnen. Vollzeitbeschäftigt bedeutet dabei
eine Erfüllung von 100 % der Pflichtstunden (zwischen 26 und 28 Deputatstunden/Woche), teilzeitbeschäftigt zwischen
50 % und 99 %. Stundenweise beschäftigte Lehrpersonen haben einen Beschäftigungsumfang unter 50 %.
4-10
Abb. 4.3: Hauptberuflich beschäftigtes pädagogisches Personal an berufsbildenden Schulen nach Altersgruppen und Trägerschaft im Schuljahr 2013/14
7
65 und mehr
132
Im Alter von ... bis ... Jahre
60 bis unter 65
181
55 bis unter 60
146
50 bis unter 55
150
45 bis unter 50
148
40 bis unter 45
94
35 bis unter 40
72
30 bis unter 35
33
Unter 30
0
öffentlich
50
frei
100
insgesamt
150
200
Anzahl
Datenquelle: Amtliche Schulstatistik; Statistisches Landesamt Sachsen
4.4 Auszubildende im dualen System
Infrastruktur
Für den schulischen Part der dualen Ausbildung standen 2013/14 in Leipzig an acht Beruflichen Schulzentren in öffentlicher Trägerschaft Berufsschulen zur Verfügung. Im Gegensatz zum Berichtsjahr
2012 entfielen die beiden Schulen in freier Trägerschaft, sodass sich Berufsschulen ausschließlich in
Trägerschaft der Stadt Leipzig befanden. Hier wurden in 395 Klassen ca. 120 Bildungsgänge/Ausbildungsberufe angeboten. Mit zahlreichen Bezirksfachklassen, 34 Landesfachklassen und zwölf länderübergreifenden Fachklassen kommt dem Berufsbildungsstandort Leipzig eine überregionale Bedeutung zu.
Neben den großen Berufsbereichen der Handwerkskammer zu Leipzig (HWK) und der Industrie- und
Handelskammer (IHK) zu Leipzig, die zusammen knapp 90 % der Ausbildungsplätze stellten, wurden
in der Region Leipzig8 noch junge Menschen in den Bereichen Landwirtschaft, Öffentlicher Dienst, in
Freien Berufen9 und in Berufen der Hauswirtschaft ausgebildet. Diese Bereiche stellten zusammen
8
9
Die Kammerbezirke der HWK zu Leipzig und der IHK zu Leipzig schließen neben der kreisfreien Stadt Leipzig noch die be nachbarten Landkreise Leipzig und Nordsachsen ein. An dieser Stelle werden, analog zu den Kammerbezirken, die Kreisfreie Stadt Leipzig und die angrenzenden Kreise Leipzig und Nordsachen betrachtet.
Rechtsanwälte/-innen und Notare/-innen, Patentanwälte/-innen, Steuerberater/-innen, Ärzte/-innen, Apotheker/-innen,
Tierärzte/-innen, Zahnärzte/-innen u.a.
4-11
weitere 1.747 Ausbildungsplätze10. Davon waren mit 647 die meisten in den Freien Berufen zu finden,
gefolgt von Berufen im Öffentlichen Dienst (513), der Landwirtschaft (447) und der Hauswirtschaft
(140). Insgesamt entfielen etwa 60 % der Ausbildungsplätze auf das administrative Gebiet der Stadt
Leipzig und 40 % auf die angrenzenden Landkreise. Im Bereich Industrie und Handel war dieses Ver hältnis etwas stärker zugunsten der Stadt ausgeprägt (66 %), im Bereich des Handwerks war es mit
54 % ausgeglichener. Wie zu erwarten, waren Ausbildungsstellen in der Landwirtschaft und Hauswirtschaft stärker in den Landkreisen zu finden (Stadt Leipzig: 33 % und 30 %), während Ausbildungen im
Öffentlichen Dienst und in den Freien Berufen zumeist in der Stadt angeboten wurden (78 % bzw.
71 %).
Exkurs 3.A: Ergebnisse der Studie „Engagement und Ausbildungsorganisation. Einstellung sächsischer Auszubildender zu ihrem Beruf und ihrer Ausbildung.“
Im Jahr 2012 wurde im Rahmen der Landesinitiative zur „Steigerung der Attraktivität, Qualität und
Rentabilität der dualen Berufsausbildung in Sachsen“ durch die Forschungsgruppe I:BB der Universität Bremen eine Befragung von sächsischen Auszubildenden durchgeführt. Im Fokus standen Fragen
nach der Einstellung der Auszubildenden zu ihrem Betrieb und ihrem Beruf. Ausgehend von den Ergebnissen sollten mögliche Zusammenhänge von beruflicher Identitätsentwicklung einerseits und
dem Arbeits- und Ausbildungsengagement der Jugendlichen andererseits ermittelt werden. Von besonderer Bedeutung waren Zusammenhänge zwischen beruflichem Engagement und beruflicher
Identität in ihrer Wirkung auf Arbeitsmoral und betriebliches Engagement.
Die Studie konnte aufzeigen, welche Einflussfaktoren die Entwicklung beruflicher Identität und beruflichen Engagements bei Auszubildenden begünstigen. Dazu zählten insbesondere die Realisierung
des eigenen Berufswunsches, das betriebliche Ausbildungsmilieu und Arbeitsklima sowie das öffentliche Ansehen des Berufs. Die Autor/-innen stellten einen markanten Zusammenhang zwischen einem
hohen Engagement bei der Berufswahl und einem hohen Grad der Identifikation mit dem Ausbildungsberuf fest. Dieses ging mit hohen Werten für berufliches und betriebliches Engagement einher.
Ebenfalls signifikant war, dass der Zusammenhang auch in seiner Umkehrung existierte: Ein vergleichsweise niedriges Engagement bei der Berufswahl zog in den oben genannten Feldern niedrige
Werte nach sich.
Weiterhin kam die Studie zu dem Schluss, dass die Berufsschule in ihrer Bedeutung und Funktion für
die duale Berufsausbildung von den Auszubildenden unterbewertet wurde. So traten deutliche Anzeichen auf, dass dem schulischen Lernen wenig Bedeutung zumessen wird.
Die abschließenden Handlungsempfehlungen für eine förderliche Gestaltung der dualen Berufsausbildung beinhalteten u. a. die Ausweitung der berufsorientierten Bildung in den allgemeinbildenden
Schulen und die Verdeutlichung der Attraktivität der dualen Berufsbildung. Weiterhin wurde die generelle Förderung einer geschäftsprozessorientierten Ausbildungspraxis und eine Unterstützung der beruflichen Identitätsentwicklung und die Verbesserung der vertikalen Durchlässigkeit empfohlen.
Piening et al. (2012): Engagement und Ausbildungsorganisation. Einstellung sächsischer Auszubildender zu ihrem Beruf und
ihrer Ausbildung. Eine Studie im Rahmen der Landesinitiative „Steigerung der Attraktivität, Qualität und Rentabilität der dua len Berufsausbildung in Sachsen (QEK)“. Online unter: http://www.bildungsmarkt-sachsen.de/media/pdf/Commitment_Sachsen_07.12.2012.pdf
Schulische Vorbildung der Ausbildungsanfänger/-innen an Berufsschulen
Die Ausbildungsanfänger/-innen im dualen System verfügten auch 2013/14 über eine gute schulische
Vorbildung. Der Großteil startete mit einem Realschulabschluss in die Ausbildung, dieser Anteil lag bei
61,8 % und blieb im Vergleich zu den vorigen Berichtsjahren auf unverändert hohem Niveau. Weiterhin
10
Stand: 31.12.2012
4-12
begannen 650 junge Menschen mit allgemeiner Hochschulreife eine Ausbildung, dies entsprach einem
Anteil von 23,5 %. 14,0 % verfügten über einen (qualifizierenden) Hauptschulabschluss. Ohne Abschlusszeugnis hingegen war auch 2013 nur ein sehr geringer Prozentsatz von 1,1 %. Weibliche Auszubildende begannen tendenziell häufiger mit allgemeiner Hochschulreife als junge Männer (27,2 % zu
19,5 %). Der Anteil der Gruppe mit Realschulabschluss wich bei beiden Geschlechtern nur marginal
voneinander ab. Männliche Auszubildende verfügten zum Ausbildungsstart anteilig deutlich häufiger
über einen (qualifizierenden) Hauptschulabschluss (vgl. Abb. 4.4). Diese Geschlechterverteilung ist
kein spezifischer Sonderfall in Leipzig, sondern richtet sich generell nach Geschlechtspräferenzen bei
der Berufswahl. So weisen typischerweise viele kaufmännische und Verwaltungsberufe, für die ein Abitur erwartet wird, hohe Frauenanteile auf (vgl. Autorengruppe Bildungsberichterstattung 2012: 111).
Abb. 4.4: Schulische Vorbildung der Ausbildungsanfänger/-innen im dualen System von 2010/11 bis
2013/14
insg.
14,0
2013/14 davon w
61,8
9,6
davon m
62,1
17,8
2011/12
12,4
0
27,2
61,5
13,3
2010/11
23,1
20
19,5
61,4
23,5
61,0
23,2
40
60
80
100
in %
Allgemeine Hochschulreife
Realschulabschluss
(qualifizierender) Hauptschulabschluss
Abgangszeugnis der allgemeinbildenden Schulen
Datenquelle: Amtliche Schulstatistik; Statistisches Landesamt Sachsen
Ausbildungsstellenmarkt
Für das Berichtsjahr 2013/1411 wurden für den Agenturbezirk Leipzig12 von der Agentur für Arbeit 2.864
Bewerber/-innen für Ausbildungsstellen gemeldet. Mit 55,2 % war der Großteil männlich, ebenfalls war
etwas mehr als die Hälfte jünger als 20 Jahre (51,6 %). Diese Eckdaten änderten sich im Vergleich
zum letzten Bildungsreport nur geringfügig. Der Anteil der gemeldeten Bewerber/-innen mit einer ausländischen Staatsangehörigkeit fiel mit 7,3 % allerdings mehr als doppelt so hoch aus.
Zwar nahm die Zahl der registrierten Bewerber/-innen im Vergleich zu 2008/09 stark ab (- 40,9 %;
- 1.981 Personen), im Vergleich zum Vorjahr war jedoch ein leichter Aufwärtstrend mit einer Zunahme
11
12
Das Berichtsjahr der Agentur für Arbeit bezieht sich jeweils auf den Zeitraum vom 1. Oktober bis zum 30. September des
nachfolgenden Jahres.
Entspricht dem administrativen Gebiet der kreisfreien Stadt Leipzig
4-13
um 3,4 % (+ 93 Personen) zu verzeichnen. Die Zahl der gemeldeten Ausbildungsstellen nahm ebenfalls zu 2008/09 um 42,9 % ab. Allerdings schlug sich dieser Rückgang in erster Linie auf außerbetriebliche Ausbildungsstellen nieder. Diese nahmen von 1.400 2008/09 auf nunmehr lediglich 104 ab.
Die Zahl von gemeldeten betrieblichen Ausbildungsstellen lag 2013/14 um nur 11,9 % (318) unter dem
Wert von 2008/09. Rein rechnerisch standen in den betreffenden Jahren je Bewerber/-in zwischen
0,84 bis 1,04 Ausbildungsstellen zur Verfügung.
Die Zahl der versorgten Bewerber/-innen lag 2013/14 bei 90,9%. 260 Personen konnten nicht als ver sorgt eingestuft werden. Im Vergleich zum letzten Bildungsreport bedeutete dies eine Zunahme der
Zahl der unversorgten Personen um 171. Von 2008/09 bis 2010/11 lag die Zahl der unversorgten Bewerber/-innen zwischen 39 und 99 und damit deutlich niedriger. Mit dem Berichtsjahr 2011/12 stieg die
Zahl der unversorgten Bewerber/-innen stark an. Besorgniserregend stellt sich dem gegenüber die
Zahl der unbesetzten Ausbildungsplätze dar: Diese stieg wie die Zahl der unversorgten Bewerber/-innen von 30 im Berichtsjahr 2008/09 auf aktuell über 200 unbesetzte Stellen. Damit konnte 2013/14
knapp ein Zehntel der Lehrstellen nicht besetzt werden. Rechnerisch betrachtet stand in den letzten
drei Jahren für (fast) jede/-n unversorgte/-n Bewerber/-in eine unbesetzte Ausbildungsstelle zur Verfügung. Dies ist ein deutliches Anzeichen für ein zunehmendes Ungleichgewicht auf dem Leipziger Ausbildungsstellenmarkt. Entgegen einer naheliegenden Vermutung waren die meisten unversorgten Bewerber/-innen formal gut qualifiziert. So erlangten 44,2 % im Vorfeld einen Hauptschulabschluss und
40,4 % einen Realschulabschluss. Weitere 44 unversorgte Bewerber/-innen verfügten über ein Zeugnis der (Fach-)Hochschulreife (16,9 %). Lediglich drei junge Menschen konnten nicht mindestens
einen Hauptschulabschluss vorweisen.
Auch die Ergebnisse der Ausbildungsumfrage des Deutschen Industrie- und Handelskammertags
(DIHK) 2014 untermauern den Schluss, dass sich die Besetzung von Ausbildungsplätzen in den letzten
Jahren deutlich komplizierter gestaltet. Knapp 30 % der befragten Unternehmen gaben an, ihre Lehrstellen nicht vollständig besetzt haben zu können. Dieser Anteil stieg während der letzten Umfragen
kontinuierlich an und zeigte nach Branchen noch deutlich stärke Ausprägungen. Als Hauptgründe für
Stellennichtbesetzungen wurden zumeist das Fehlen geeigneter Bewerber/-innen und/oder eine mangelnde Ausbildungsreife genannt (DIHK 2014).
In Leipzig wurden, nach einzelnen Berufen betrachtet, zahlenmäßig vor allem Kaufleute im Einzelhandel, Eisenbahner/-innen im Betriebsdienst Fahrweg, Gebäudereiniger/-innen und Restaurantfachleute
gesucht13. In vielen dieser Bereiche liegt die Vermutung nahe, dass es nicht unbedingt an der nötigen
formalen Qualifikation der Bewerber/-innen mangelte, vielmehr scheint sich eine Schieflage zwischen
den Angeboten der Wirtschaft und der Interessenlage der jungen Nachfragenden zu verstärken. Unterstützend für diese These stellen Ullrich et al. (2014: 1) für den bundesdeutschen Ausbildungsmarkt zunehmende Passungsprobleme fest: So blieb deutschlandweit 2013 ein nicht unerheblicher Teil der betrieblichen Ausbildungsplätze unbesetzt während gleichzeitig mehr Jugendliche bei der Ausbildungsplatzsuche erfolglos blieben. Die für Deutschland (7,2 %) resp. Ostdeutschland (8,2 %) ermittelten
Werte für unbesetzte Lehrstellen (ebd.: 14) entsprachen dem Leipzigs (8,2 %).
Zusammensetzung und Entwicklung der Auszubildenden nach Ausbildungsberufen
im Berufsbereich der Industrie- und Handelskammer zu Leipzig
Die Ausbildungsberufe in den Berufsbereichen der IHK zu Leipzig setzen sich aus gewerblich-technischen und kaufmännischen Ausbildungsberufen zusammen. Die interne Verteilung in den Berufsbereichen blieb in den letzten Jahren weitestgehend stabil. Etwa ein Drittel der Jugendlichen und jungen Erwachsenen wurde in gewerblich-technischen und zwei Drittel in kaufmännischen Berufen ausgebildet.
Den größten Bereich der gewerblich-technischen Berufe stellte die Sparte „Metalltechnik“ dar. Die
13
Für eine detailgenaue Betrachtung dient das Kapitel 6.1 der Publikation „Arbeitsmarkt in Zahlen. Ausbildungsstellenmarkt“
der Statistik der Bundesagentur für Arbeit. Bewerber und Berufsausbildungsstellen.
4-14
1.236 Ausbildungsverhältnisse bedeuteten knapp die Hälfte (45,7 %) aller in der gewerblich-technischen Ausbildung registrierten Verträge. Weiterhin stellten die Bereiche „Elektrotechnik“ (20,6 %) und
„Bau, Steine, Erden“ (10,6 %) größere Anteile. Bei den kaufmännischen Ausbildungsberufen war die
Kategorie „Sonstige“14 mit 1.688 Ausbildungsverträgen (34,7 %) die am stärksten besetzte. Weiterhin
wurden in den Bereichen „Handel“ (24,9 %), „Hotel- und Gaststättengewerbe“ (13,9 %) und „Verkehrsund Transportwesen“ (10,6 %) große Anteile der jungen Menschen ausgebildet. Weibliche Auszubildende wiesen einen Anteil von insgesamt 38,8 % auf. Bei den kaufmännischen Berufen stellten sie mit
53,8 % die Mehrheit. Dieses Verhältnis war im „Handel“ (61,8 %) am stärksten ausgeprägt. Bei den
gewerblich-technischen Berufen waren Frauen mit 12,2 % deutlich in der Minderheit.
Die demografische Veränderung der letzten Jahre machte sich ebenfalls im Bereich der IHK bemerkbar. Zum 31.12.2013 befanden sich 7.512 junge Menschen in Ausbildung; damit lag die Anzahl um
mehr als ein Drittel niedriger als noch 2009. Der Rückgang nahm im Verlauf der letzten Jahre an Dy namik merklich ab. So fiel die Zahl der Auszubildenden 2013 im Vergleich zum Vorjahr lediglich um
5,5 % geringer aus. 2012 und 2011 lag dieser Wert mit 8,7 % und 13,5 % bedeutend höher. Der Rückgang der Auszubildenden seit 2009 fiel bei den gewerblich-technischen Berufen (- 32,7 %) nicht ganz
so stark wie bei den kaufmännischen (- 35,6 %) aus (vgl. Tab. 4.1).
Der Anteil von neu abgeschlossenen Ausbildungsverhältnissen an allen bestehenden Verträgen betrug
2013 knapp 37,6 %. Dieser Anteil stieg in den letzten Jahren leicht an. Dies war unter anderem darauf
zurückzuführen, dass die Zahl der neu abgeschlossenen Verträge mit 29,1 % schwächer abnahm als
die Gesamtzahl der Auszubildenden. Im Vergleich zum Vorjahr fiel die Zahl der Neuabschlüsse mit
- 9,3 % allerdings deutlich negativer aus. Es bleibt abzuwarten, wie sich diese Entwicklung in den Folgejahren fortsetzt und sich auf die Gesamtzahl und -zusammensetzung der Auszubildenden auswirkt.
Tab. 4.1: Zusammensetzung der Ausbildungsberufe im Bereich der IHK zu Leipzig 2009, 2012 und
2013
Nach Ausbildungsbereichen
2009
2012
2013
Insg.
2013 zu 2013 zu
davon w
2009 in
2012 in
%
%
in %
Bau, Steine, Erden
523
301
288
3,1
- 44,9
- 4,3
Chemie, Physik, Biologie
134
146
143
35,0
6,7
- 2,1
Elektrotechnik
715
544
559
5,2
- 21,8
2,8
Gewerbliche Sonderberufe nach BBiG
269
143
89
20,2
- 66,9
- 37,8
Glas, Keramik, Schmuck- und Edelsteine
45
37
32
9,4
- 28,9
- 13,5
Holz
276
75
57
5,3
- 79,3
- 24,0
9
7
6
66,7
- 33,3
- 14,3
1.610
1.224
1.236
8,5
- 23,2
1,0
Nahrung und Genuss
59
59
44
34,1
- 25,4
- 25,4
Papier, Druck
380
285
251
37,5
- 33,9
- 11,9
4.020
2.821
2.705
12,2
- 32,7
- 4,1
Leder, Textil, Bekleidung
Metalltechnik
Gewerblich-technische Ausbildungsberufe
insg.
14
Hierunter fallen beispielsweise die Ausbildungsberufe Bürokaufmann/-frau, Kaufmann/-frau für Bürokommunikation, Fachkraft für Lagerlogistik oder Fachlagerist/-in.
4-15
284
210
181
55,8
- 36,3
- 13,8
Handel
2.252
1.299
1.195
61,8
- 46,9
- 8,0
Hotel- und Gaststättengewerbe
1.378
753
670
53,0
- 51,4
- 11,0
Industrie
275
223
227
53,7
- 17,5
1,8
Kaufmännische Sonderberufe nach BBiG
271
193
200
46,0
- 26,2
3,6
2.348
1.712
1.668
50,0
- 29,0
- 2,6
Verkehrs- und Transportgewerbe
401
538
511
53,8
27,4
- 5,0
Versicherungskaufmann/-frau
251
198
155
43,2
- 38,2
- 21,7
Kaufmännische Ausbildungsberufe insg.
7.460
5.126
4.807
53,8
- 35,6
- 6,2
IHK Insgesamt
11.480
7.947
7.512
38,8
- 34,6
- 5,5
Bankkaufmann/-frau
Sonstige
jeweils 31.12. des Jahres
Datenquelle: IHK zu Leipzig
In der gewerblich-technischen Kategorie zeigte im Vergleich zu 2009 ausschließlich der Bereich „Chemie, Physik, Biologie“ eine positive Entwicklung bei der Anzahl der Auszubildenden (+ 6,7 %); alle anderen verzeichneten sinkende Zahlen. Vor allem die Berufe aus dem Bereich „Bau, Steine, Erden“
mussten mit 44,9 % überdurchschnittlich hohe Rückgänge hinnehmen; noch höher, aber auf quantitativ geringem Niveau, fand dies im Bereich „Holz“ (- 79,3 %) und den „Gewerblichen Sonderberufen
nach § 64 BBiG“ (- 66,9 %) statt. In den anderen Berufsbereichen fielen die Rückgänge etwas moderater aus. In den zahlenmäßig größten Sparten „Metalltechnik“ und „Elektrotechnik“ lagen die Rückgänge
bei 23,2 % bzw. 21,8 %; im Vergleich zum Vorjahr legten diese beiden Bereiche sogar wieder an Auszubildenden zu.
Bei den kaufmännischen Ausbildungsberufen war lediglich im Bereich „Verkehrs- und Transportgewerbe“ eine positive Entwicklung der Zahl der Auszubildenden zu verzeichnen. Diese nahm um mehr als
ein Viertel zu (+ 100 Auszubildende). Die anderen Bereiche wiesen durchgängig hohe negative Werte
auf. Noch stärker als der durchschnittliche Rückgang von 35,9 % waren die Sparten „Handel“
(- 46,9 %) und „Hotel- und Gaststättengewerbe“ (- 51,4 %) betroffen. Hierbei handelte es sich gleichzeitig um zahlenmäßig bedeutsame Bereiche. Das gemeinsame Minus von insgesamt knapp 1.800
Ausbildungsverhältnissen war für 44,5 % aller Rückgänge verantwortlich. Wie auch bei den gewerblich-technischen Berufen fielen die Rückgänge im Vergleich zum Vorjahr moderater aus und einzelne
Bereiche legten bereits wieder zu.
Bei einer Betrachtung der am häufigsten gewählten Ausbildungsberufe der IHK stand wie vor fünf Jahren der/die Kaufmann/-frau im Einzelhandel an erster Stelle, gefolgt von den Ausbildungsberufen Bürokaufmann/-frau und Mechatroniker/-in. Gerade in den fünf am häufigsten gewählten Berufen gab es
überdurchschnittliche Rückgänge der Auszubildendenzahlen. Die Anzahl der Kaufmänner/-frauen im
Einzelhandel sank um knapp die Hälfte (- 48,0 %, ca. 500 Auszubildende), die der Bürokaufleute um
42,6 % (262 Auszubildende). Weiterhin wurden 2013 weniger als halb so viele Verkäufer/-innen ausgebildet (- 52,3 %/- 358) wie noch 2009. Eine starke positive Entwicklung zeigte die Anzahl der Auszubildenden im Bereich Mechatronik. Diese waren 2009 noch nicht unter den fünf häufigsten Berufen vertreten. Mit einer Zunahme um knapp 30 % verdrängten sie Köch/-innen (- 57,6 %/- 362) auf die weiteren Plätze. Fachkräfte für Lagerlogistik verblieben auf einem ähnlichen Niveau wie 2009 (um 300 Auszubildende) und zeigten damit eine überdurchschnittliche Entwicklung (vgl. Abb. 4.5).
4-16
Abb. 4.5: Entwicklung der Auszubildendenzahlen in den fünf am häufigsten gewählten Berufen der
IHK zu Leipzig 2009 bis 2013 (Indexwert 2009 = 100)
140
120
2009 = 100
100
80
60
40
20
0
2009
2010
2011
2012
2013
Jahr
Kaufmann/-frau im Einzelhandel
Bürokaufmann/-frau
Mechatroniker/-in
Verkäufer/-in
Fachkraft für Lagerlogistik
IHK gesamt
Datenquelle: IHK zu Leipzig
Zusammensetzung und Entwicklung der Auszubildenden nach Ausbildungsberufen
im Berufsbereich der Handwerkskammer zu Leipzig
Bei der HWK zu Leipzig werden die Ausbildungsbereiche in handwerkliche, kaufmännische, sonstige
Ausbildungsberufe und Sonderberufe nach § 64 BBiG unterteilt. Traditionell vereinten die handwerklichen Ausbildungsberufe den größten Teil der Auszubildenden auf sich. 2013 stellten sie mit 2.428
Auszubildenden einen Anteil von 81,3 %. Die kaufmännischen Ausbildungsberufe stellten einen Anteil
von 8,8 %, die sonstigen Ausbildungsberufe 6,5 % und die Sonderberufe nach § 64 BBiG 3,4 %. Nach
Gewerken unterteilt wurden die meisten Lehrlinge in den Berufen des „Elektro- und Metallhandwerks“
ausgebildet. 2013 entfiel mehr als die Hälfte aller handwerklichen Ausbildungsverhältnisse auf diese
Gruppe (1.286). Weiterhin stellten Ausbildungsberufe aus der Gewerkegruppe „Gesundheits- und Reinigungshandwerk“ (20,0 %) und aus dem „Bau- und Ausbauhandwerk“ (14,0 %) größere Anteile. 2013
befanden sich 770 weibliche Auszubildende in den Berufen des Zuständigkeitsbereichs der HWK. Ihr
Anteil an allen Auszubildenden betrug 25,8 % und war je nach Gewerkegruppe unterschiedlich stark
ausgeprägt (vgl. Tab. 4.2). Bei den handwerklichen Ausbildungsberufen zeigten gerade die größten
Gruppen die geringsten Frauenanteile („Bau- und Ausbauhandwerk“ mit 11,5 % und „Elektro- und Metallhandwerk“ mit 3,5 %). Die Mehrheit stellten weibliche Auszubildende in den Berufen des „Gesundheits- und Reinigungshandwerks“ (66,8 %), des „Bekleidungs- und Textilhandwerks“ (61,9 %) und bei
den kaufmännischen Ausbildungsberufen (77,9 %).
Zum 31.12.2013 bestanden im Kammerbezirk der HWK zu Leipzig insgesamt 2.986 Ausbildungsverhältnisse, im Vergleich zu 2009 bedeutete dies ein Rückgang um 1.832 (38,0 %). Besonders stark fiel
4-17
dieser Rückgang in den Berufen des „Bau- und Ausbauhandwerks“ aus, hier halbierte sich die Anzahl
der Lehrlinge. Ähnlich starke Verluste, allerdings auf einem quantitativ geringeren Niveau, verzeichneten die Berufe im „Bekleidungs- und Textilhandwerk“ und im „Nahrungsmittelhandwerk“. Weiterhin
wurden 2013 in den sonstigen Ausbildungsberufen und den Sonderberufen nach BBiG deutlich weniger junge Menschen ausgebildet als noch 2009 (vgl. Tab. 4.2). Wie auch bei der IHK schwächte sich
die Dynamik der rückläufigen Auszubildendenzahlen im Zeitverlauf deutlich ab. Im Vergleich zum Vorjahr lag der Rückgang nur noch bei 4,5 %. In einigen Gewerkegruppen verhielt sich die Anzahl stabil
oder stieg wieder leicht an.
Tab. 4.2: Zusammensetzung der Ausbildungsberufe im Bereich der HWK zu Leipzig 2009, 2012 und
2013
Nach Ausbildungsbereichen
2009
2012
2013
Insg.
2013 zu 2013 zu
davon w
2009 in
2012 in
%
%
in %
Bau- und Ausbauhandwerk
725
378
340
11,5
- 53,1
- 10,1
Elektro- und Metallhandwerk
1.911
1.321
1.286
3,5
- 32,7
- 2,6
Holzhandwerk
161
102
107
9,3
- 33,5
4,9
Bekleidungs- und Textilhandwerk
78
47
42
61,9
- 46,2
- 10,6
Nahrungsmittelhandwerk
199
103
103
38,8
- 48,2
0,0
Gesundheits- und Reinigungshandwerk
649
494
485
66,8
- 25,3
- 1,8
Glas-, Papier und keramisches Handwerk
71
66
65
56,9
- 8,5
- 1,5
Handwerkliche Ausbildungsberufe insg.
3.794
2.511
2.428
21,5
- 36,0
- 3,3
Kaufmännische Ausbildungsberufe insg.
406
299
263
77,9
- 35,2
- 12,0
Sonstige Ausbildungsberufe insg.
404
213
194
13,4
- 52,0
- 8,9
Sonderberufe nach BBiG
214
105
101
17,8
- 52,8
- 3,8
4.818
3.128
2.986
25,8
- 38,0
- 4,5
HWK insgesamt
jeweils 31.12. des Jahres
Datenquelle: HWK zu Leipzig
Knapp 40 % aller bestehenden Verträge waren 2013 neu abgeschlossene Ausbildungsverhältnisse.
Dadurch, dass die Zahl der neu abgeschlossenen Verträge seit 2009 mit 23,8 % deutlich schwächer
abnahm als die Gesamtzahl der Auszubildenden, war eine zunehmende Bedeutung der neuen Lehrlin ge im Zeitverlauf festzustellen. 2009 lag der Anteil noch bei 32,0 %.
Die am häufigsten gewählten Ausbildungsberufe im Handwerk stellten 2013 die Kraftfahrzeugmechatroniker/-innen mit knapp 200 Auszubildenden. Ihnen folgten die Elektroniker/-innen (115) und Friseur/innen (108). Im Vergleich zu 2009 entwickelten sich diese Ausbildungsberufe im HWK-Vergleich überdurchschnittlich stark. Mit Ausnahme der Friseur/-innen (- 33,3 %) wurden in den anderen Berufen
2013 mehr junge Menschen ausgebildet als noch 2009. Am stärksten fiel dieser Zuwachs bei den
Elektroniker/-innen aus (+ 50 %). Bei den Kraftfahrzeugmechatroniker/-innen lag die Zahl der Ausbildungsverhältnisse um knapp 20 % höher, bei den anderen Berufen betrug der Zuwachs zwischen 7 %
und 9 % (vgl. Abb. 4.6). 2009 gehörten noch Maler/-innen und Lackierer/-innen sowie Fachverkäufer/innen im Lebensmittelhandwerk zu den fünf häufigsten Berufen, in beiden Berufen nahm die Anzahl
4-18
der Auszubildenden um mehr als 40 % ab, sodass sie 2013 von den Anlagemechaniker/-innen und
den Tischler/-innen abgelöst wurden.
Abb. 4.6: Entwicklung der Auszubildendenzahlen in den fünf am häufigsten gewählten Berufen der
HWK zu Leipzig 2009 bis 2013 (Indexwert 2009 = 100)
160
140
120
2009 = 100
100
80
60
40
20
0
2009
2010
2011
2012
2013
Kraftfahrzeugmechatroniker/-in
Elektroniker/-in
Friseur/-in
Anlagenmechaniker/-in*
Tischler/-in
HWK
Jahr
* für Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik
Datenquelle: HWK zu Leipzig
4.5 Auszubildende in berufsbildenden Förderschulen (Schulart Berufsschule)
Infrastruktur
Neben dem Beruflichen Schulzentrum 12 „Robert Blum“ mit dem Förderschwerpunkt Lernen in kommunaler Trägerschaft existierte im Schuljahr 2013/14 mit dem Berufsbildungswerk Leipzig für Hör- und
Sprachgeschädigte gGmbH eine weitere berufsbildende Förderschule (Schulart Berufsschule) in freier
Trägerschaft. Darüber hinaus besuchte ein kleinerer Teil der Schüler/-innen das Berufliche Schulzentrum 7 für Elektrotechnik. An diesen drei Schulen wurden in 39 Bildungsgängen 658 Personen in 78
Klassen ausgebildet. Die Schulen in kommunaler Trägerschaft boten den 349 Jugendlichen ausschließlich Ausbildungen in Helfer- und Werkerberufen gemäß § 66 BBiG bzw. § 42m HwO15 an. Hiervon standen insgesamt 14 zur Auswahl. Am Berufsbildungswerk Leipzig für Hör- und Sprachgeschädigte gGmbH wurden neben den 153 Personen in 15 Bildungsgängen nach § 66 BBiG bzw.
§ 42m HwO weitere 156 Jugendliche in 20 anerkannten Ausbildungsberufen beschult.
15
Gesetz zur Ordnung des Handwerks
4-19
Auszubildende
Wie in den anderen Bereichen der Berufsausbildung war auch bei den berufsbildenden Förderschulen
in den letzten Jahren eine deutliche Abnahme zu verzeichnen. Im Fünfjahresvergleich fiel die Schülerzahl um 38,8 % geringer aus. Auch zum Vorjahr bestand noch ein deutliches Minus von 8,9 %. Der
Schülerrückgang fiel bei den Schulen in kommunaler Trägerschaft höher aus. Sie büßten in den vergangenen fünf Jahren insgesamt die Hälfte ihrer Schüler/-innen ein. Bei den freien Schulen waren es
nur 18,7 %. Hier zeigte sich zudem seit 2011/12 bei den Schülerzahlen eine steigende Tendenz; im
Vorjahresvergleich lag der Zuwachs bei 4,4 %.
Wie in den vorangegangenen Berichtsjahren wurde mit 54,0 % der Großteil der Auszubildenden in
Fertigungsberufen geschult, es folgten Berufe im Dienstleistungssektor (37,7 %). 8,4 % der jungen
Menschen wurde in Gartenbauberufen16 ausgebildet. Nach Berufsgruppen unterteilt stellten die „Hausund ernährungswirtschaftlichen Berufe“ mit 79 Auszubildenden die stärkste Gruppe; Hauswirtschaftliche/-r Helfer/-in war gleichzeitig der am stärksten belegten Bildungsgang. Es folgten Berufe aus der
Berufsgruppe „Lagerverwaltung, Lager-, Transportarbeiter/-in“ mit 78 Auszubildenden; davon waren
die meisten im Beruf des/-r Lagerfachhelfers/-in. Weiterhin wurden zahlenmäßig viele Jugendliche zu
„Köch/-innen“ (75 Auszubildende, darunter 62 Beiköch/-innen) ausgebildet. Eine weitere große Gruppe
stellten die Ausbildungen in „Büroberufen und als kaufmännische Angestellte“ dar. Insgesamt handelte
es sich um 61 Personen, wovon die meisten als Bürokraft ausgebildet wurden. Im Berichtsjahr 2012
waren noch die Berufe aus der Gruppe der „Maler/-innen und Lackierer/-innen“ die am häufigsten gewählte Ausbildung. Deren Zahl nahm von 101 Auszubildenden auf 56 ab. Analog zur gesamten Berufsschülerschaft zeigten sich bei der Wahl des Ausbildungsberufs starke geschlechtsspezifische Präferenzen. Während Frauen mit 58,1 % in den Dienstleistungsberufen die Mehrheit stellten, waren sie in
den Fertigungsberufen mit 28,7 % und im Gartenbau mit 36,4 % unterrepräsentiert.
Schulische Vorbildung der Ausbildungsanfänger/-innen an berufsbildenden Förderschulen (Schulart Berufsschule)
Mit 73,9 % startete der Großteil der Jugendlichen die Ausbildung an den berufsbildenden Förderschulen (Schulart Berufsschule) ohne mindestens einen Hauptschulabschluss. Dies traf insgesamt auf 170
Personen zu. 20,0 % hatten im Vorfeld einen (qualifizierenden) Hauptschulabschluss und ein kleinerer
Teil von 5,7 % einen Realschulabschluss erlangt. Unterschiede in der schulischen Vorbildung zwischen den Geschlechtern waren kaum vorhanden (vgl. Abb. 4.7).
Im Gegensatz zum letzten Berichtsjahr erhöhte sich die Anzahl sowie der Anteil der Jugendlichen, die
ihre Ausbildung ohne (mindestens) einen Hauptschulabschluss starteten, enorm. 2011/12 verfügte
mehr als die Hälfte über einen solchen. Der entscheidende Grund lag in der beruflichen Vorbildung der
Anfänger/-innen: 2011/12 hatte knapp die Hälfte im Vorfeld ein Berufsvorbereitungsjahr an einer berufsbildenden Förderschule (FBVJ) erfolgreich absolviert. Weitere 38,4 % kamen aus einer (rehaspezifischen) Berufsvorbereitenden Bildungsmaßnahme (BvB) in die Ausbildung und lediglich ein prozentualer Anteil von zwölf startete ohne ein Zeugnis einer berufsbildenden Schule. 2013/14 lag ein deutlich
verändertes Bild vor: Der größte Anteil der Anfänger/-innen (43,5 %) startete ohne vorherigen Abschluss einer berufsbildenden Schule in ihre Ausbildung. 70 Auszubildende (30,4 %) hatten vorher ein
Zeugnis einer BvB erlangt. Die Zahl der Jugendlichen, die im Vorfeld ihrer Ausbildung erfolgreich ein
FBVJ absolvierte, hatte sich halbiert und lag nur noch bei 26,1 % der Anfänger/-innen. Wie sich die geringere formale Ausgangsqualifizierung der Jugendlichen auf den Bildungsverlauf auswirken wird, wird
in den nächsten Berichtsjahren zu analysieren sein.
16
Diese zählen zur Berufsgruppe des primären Sektors: Berufe in der Land-, Tier-, Forstwirtschaft und im Gartenbau.
4-20
Abb. 4.7: Schulische Vorbildung der Ausbildungsanfänger/-innen an berufsbildenden Förderschulen
von 2010/11 bis 2013/14
insg.
73,9
20,0
5,7
2013/14 davon w
73,1
20,0
6,2
davon m
75,3
2011/12
20,0
42,6
2010/11
55,4
70,8
0
20
40
2,1
21,6
60
4,7
80
7,6
100
Allgemeine Hochschulreife
Realschulabschluss
(qualifizierender) Hauptschulabschluss
Abgangszeugnis der allgemeinbildenden Schulen
in %
Datenquelle: Amtliche Schulstatistik; Statistisches Landesamt Sachsen
4.6 Auszubildende in Berufsfachschulen
Infrastruktur
Von den 38 Berufsfachschulen, die in Leipzig im Schuljahr 2013/14 bereitstanden, befand sich der
Großteil in freier Trägerschaft, fünf Schulen waren in öffentlicher Trägerschaft. Von den 5.177
Schüler/-innen lernten 85,2 % an einer Schule in freier Trägerschaft. Dieses Verhältnis blieb zum letzten Bildungsreport identisch. In 290 Klassen konnten insgesamt 47 Bildungsgänge 17 angeboten werden, allerdings befanden sich davon acht in Aufhebung 18 dort war keine Neuaufnahme möglich. In den
letzten fünf Jahren unterlagen die Bildungsgänge der Berufsfachschulen einem starken Veränderungsprozess. Im Bereich Technik und Wirtschaft wurden viele landesrechtlich geregelte Bildungsgänge aufgrund der demografischen Entwicklung und mangelhafter Nachfrage eingestellt (SMK 2012b). Im
Schuljahr 2013/14 lag damit eine deutliche Konzentration auf Berufe im Gesundheits- und Sozialwesen
vor. Als Ergänzungsschule wurden 2013/14 verschiedene Design-Berufe 19, Berufe aus dem Theater-
17
18
19
Der/die staatlich geprüfte/-r Sozialassistent/-in wird als ein-, zwei- und dreijähriger Bildungsgang angeboten.
Dabei handelt es sich um folgende Bildungsgänge: Staatlich geprüfte/-r Assistent/-in für Hotelmanagement, Staatlich geprüfte/-r bekleidungstechnische/-r Assistent/-in, Staatlich geprüfte/-r chemisch-technische/-r Assistent/-in Schwerpunkt Biotechnologie, Staatlich geprüfte/-r Fremdsprachenkorrespondent/-in, Staatlich geprüfte/-r gestaltungstechnische/-r
Assistent/-in Schwerpunkt Grafik sowie Schwerpunkt Medien/Kommunikation und Staatlich geprüfte/-r
Wirtschaftsassistent/-in Fachrichtung Fremdsprachen.
Game-Designer/-in, Modedesigner/-in oder Kommunikationsdesigner/-in
4-21
wesen20 und der Tierpflege etabliert. Somit existierten mehr als 15 neue Bildungsgänge, die es
2008/09 noch nicht in Leipzig gab.
Auszubildende
Auch die Schülerzahlen der Berufsfachschulen wiesen im Fünfjahresvergleich eine deutlich rückläufige
Entwicklung auf. So fielen sie 2013/14 mit 5.177 Schüler/-innen um 27,2 % geringer aus als noch
2008/09. Mehrheitlich – mit 68,0 % – wurden sie in einem der 17 Berufe im Gesundheitswesen ausgebildet, welche nach Bundesrecht geregelt sind. Diese Berufe zeigten weniger starke Rückgänge
(- 18,8 %), sodass ihr Anteil an allen Berufsfachschüler/-innen stetig stieg. Die restlichen 1.659 Schü ler/-innen besuchten einen der 32 Bildungsgänge die landesrechtlichen Regelungen unterlagen oder
an einer Ergänzungsschule angeboten wurden.
Wie in den vergangenen Jahren war auch 2013/14 Altenpfleger/-in der am häufigsten gewählte Bil dungsgang. Zugleich verzeichnete dieser jedes Jahr Zuwächse und erreichte so 2013/14 mit mehr als
1.000 Schüler/-innen einen Höchststand. Mit 721 Schüler/-innen stellte die Ausbildung zum/-r staatlich
anerkannten Sozialassistent/-in den am zweithäufigsten gewählten Bildungsgang dar 21, mit 59,4 % absolvierte die Mehrheit diesen in zwei Jahren. Die Anzahl der Sozialassistent/-innen zeigten die stärkste
Dynamik innerhalb der fünf häufigsten Berufe. 2013/14 fiel sie insgesamt um knapp 50 % höher aus
als 2008/09. Weiterhin wurde der Beruf der Gesundheits- und Krankenpflege von 583 Schüler/-innen
gewählt. Mit leichten Schwankungen befand sich deren Zahl auf dem gleichen Niveau wie fünf Jahre
zuvor. Die Schülerzahlen der Bildungsgänge Physiotherapie (- 48,0 % auf 462 Schüler/-innen) und Ergotherapie (- 35,4 % auf 461 Schüler/-innen) wiesen stärkere Rückgänge auf als der Durchschnitt der
Berufsfachschulen (vgl. Abb. 4.8). Die im Bildungsreport 2012 festgestellte Konzentration auf diese
fünf Bildungsgänge nahm weiterhin zu. Waren 2008/09 noch 49,0 % aller Berufsfachschüler/-innen in
einer der genannten Ausbildungen zu finden, steigerte sich dieser Anteil auf 62,4 % im Schuljahr
2013/14. Weitere Bildungsangebote mit starker Belegung stellten die Logopäd/-innen mit 246 Schüler/innen, die Pharmazeutisch-technischen Assistent/-innen (220 Schüler/-innen), die Gesundheits- und
Krankenpflegehelfer/-innen (186) sowie die Gesundheits- und Kinderkrankenpfleger/-innen (157) dar.
20
21
z. B. Maskenbildner/-in, Bühnen und Kostümschneider/-in, Bühnenmaler/-in und Bühnenplastiker/-in, Darsteller/-in für dramatische Bühnenkunst u. a.
Dieser Bildungsgang dauert i. d. R. zwei Jahre, wird aber je nach Vorbildung und Alter der Teilnehmenden auch ein- und
dreijährig angeboten.
4-22
Abb. 4.8: Entwicklung der Schülerzahlen an den fünf am häufigsten gewählten Bildungsgängen an
Berufsfachschulen von 2008/09 bis 2013/14 (Indexwert 2008/09 = 100)
200
2008/09 = 100
150
100
50
0
2008/09
2009/10
2010/11
2011/12
2012/13
2013/14
Schuljahr
Altenpflege
Gesundheits- und Krankenpflege
Ergotherapie
Staatlich geprüfte/-r Sozialassistent/-in [1-, 2- und 3-jährig]
Physiotherapie
Berufsfachschulen insg.
Datenquelle: Amtliche Schulstatistik; Statistisches Landesamt Sachsen
Mit 74,9 % war der Großteil der Berufsfachschüler/-innen weiblich, dies änderte sich auch im Vergleich
der letzten Berichtsjahre nicht. Erwartungsgemäß traten deutliche Unterschiede innerhalb der Bildungsgänge auf, in den meisten Ausbildungen dominierten Schülerinnen. In den am stärksten frequentierten Bildungsgängen lagen die Altenpflege (73,6 %), die Sozialassistenz (75,9 %) und die Gesundheits- und Krankenpflege (70,5 %) etwa im Schnitt der Berufsfachschulen. Ergotherapie lag mit 88,2 %
deutlich darüber und Physiotherapie mit 65,2 % darunter. Nur wenige Bildungsgänge wiesen eine
mehrheitlich männliche Schülerschaft auf. Für quantitativ größere Bildungsgänge traf dies bei Rettungsassistent/-innen (64,6 % Schüleranteil) und medizinisch-technischen Laboratoriumsassistent/-innen (67,6 %) zu.
Schulische Vorbildung der Ausbildungsanfänger/-innen an Berufsfachschulen
Die Berufsfachschulen setzen einen Schulabschluss als Zulassung voraus. Die Verteilung der 2.136
Anfänger/-innen im Schuljahr 2013/14 setzt sich wie folgt zusammen: Etwas mehr als die Hälfte von ihnen konnte beim Start in die Ausbildung einen Realschulabschluss vorweisen, weitere 32,4 % verfügten über ein Zeugnis der allgemeinen Hochschulreife. Knapp 300 Jugendliche begannen ihre Laufbahn
an den Berufsfachschulen mit einem (qualifizierenden) Hauptschulabschluss (13,4 %). Im Geschlechtervergleich besaßen Anfängerinnen anteilig häufiger ein Zeugnis der allgemeinen Hochschulreife,
gleichzeitig begannen sie häufiger mit einem Hauptschulabschluss. Anfänger waren, relativ betrachtet,
in der Gruppe der Realschulabschlüsse stärker vertreten. Im Vergleich zu den Vorjahren reduzierte
sich der Anteil der Anfänger/-innen mit Realschulabschluss deutlich. Im Gegenzug waren Hauptschul-
4-23
abschlüsse und die allgemeine Hochschulreife stärker vertreten. Bei beiden Abschlussarten nahmen
die Anteile etwa gleich stark zu (vgl. Abb. 4.9).
Abb. 4.9: Schulische Vorbildung der Ausbildungsanfänger/-innen an Berufsfachschulen 2010/11 bis
2013/14
insg.
13,4
52,8
32,4
2013/14 davon w
15,0
50,5
33,5
davon m
12,9
53,7
32,0
2011/12
14,5
2010/11
53,2
11,1
0
29,9
58,6
20
40
30,2
60
80
Allgemeine Hochschulreife
Realschulabschluss
(qualifizierender) Hauptschulabschluss
Sonst.*
100
in %
Abgangszeugnis der allgemeinbildenden Schulen
* Sonstiger allgemeinbildender Abschluss eines anderen Bundeslandes bzw. Staates
Datenquelle: Amtliche Schulstatistik; Statistisches Landesamt Sachsen
4.7 Jugendliche im schulischen Bereich des Übergangssektors
Infrastruktur
Im Übergangssektor werden Angebote und Maßnahmen bereitgehalten, welche in erster Linie der Integration in die Berufsausbildung dienen. Neben Maßnahmen im schulischen Bereich existieren weitere
Instrumente der Bundesagentur für Arbeit, die durch die amtliche Schulstatistik nicht abgedeckt werden sowie Maßnahmen der arbeitsweltbezogenen Jugendsozialarbeit nach § 13 SGB VIII und Maßnahmen, die aus dem Europäischen Sozialfonds (ESF) gefördert werden. Ein Großteil der
Teilnehmer/-innen verfügt über vergleichsweise niedrige oder keine formalen Schulabschlüsse. Gerade durch die hohe Schulabbrecherquote in Leipzig (vgl. Kapitel 3.5) stehen die Bildungsgänge im
Übergangssektor vor der Herausforderung, Jugendliche mit negativen Bildungsbiografien an die Ausbildungsfähigkeit heranzuführen.
Im Schuljahr 2013/14 wurden an elf berufsbildenden Schulen in Leipzig Bildungsgänge des Übergangssektors vorgehalten. Dies war an allen neun Beruflichen Schulzentren in kommunaler Trägerschaft sowie an zwei Schulen in freier Trägerschaft der Fall. Die Schüler/-innen wurden in insgesamt
4-24
68 Klassen unterrichtet, dabei standen mehr als 50 Bildungsgänge bereit, am häufigsten Kombinationen aus Fachrichtungen der Berufsvorbereitungsjahre22.
Die meisten Klassen stellte das BVJ im förderschulischen Bereich. Dort wurden in 25 Klassen
Schüler/-innen in zwölf Fachrichtungen mit insgesamt 37 Kombinationen unterrichtet. Weitere 24 Klassen mit zehn Fachrichtungen und vielfältigen Kombinationsmöglichkeiten existierten im BVJ. Jeweils
neun Klassen waren in den sieben Bildungsgängen des BGJ und den (rehaspezifischen) BvB vorhanden. Die Mehrheit der Schüler/-innen lernte an einer Schule in öffentlicher Trägerschaft, 30 % waren
an freien Schulen. Diese deckten vor allem den Bereich der (rehaspezifischen) BvB (82,0 %) ab. Weiterhin stellten sie 52,0 % der Plätze im BVJ an Förderschulen und 9,8 % der Schüler/-innen im BVJ.
Das BGJ wurde ausschließlich an sechs Beruflichen Schulzentren der Stadt Leipzig angeboten.
Bildungsbeteiligung im Übergangssektor
Im Schuljahr 2013/14 besuchten 843 Schüler/-innen einen der Bildungsgänge im Übergangssektor.
Das BVJ und das BVJ an einer Förderschule stellten jeweils knapp 300 Teilnehmer/-innen und waren
damit die größten schulischen Maßnahmen. Weiterhin absolvierten 164 Jugendliche ein BGJ und 89
besuchten eine (rehaspezifische) BvB. Im Gegensatz zu den anderen schulischen Bereichen der Berufsausbildung zeigte der Übergangssektor nur geringe Rückgänge. Nach einem zahlenmäßig starken
Abfall vom Schuljahr 2008/09 auf das nachfolgende verblieb die Schülerzahl weitestgehend stabil und
bewegte sich mit leichten Schwankungen zwischen 800 und 900. Im langjährigen Vergleich verhielt
sich ausschließlich die Teilnehmerzahl im BGJ rückläufig, die anderen Bereiche wiesen überwiegend
stabile Zahlen auf (vgl. Abb. 4.10). Frauen waren im Übergangssektor mit einem Anteil von 39,7 % in
der Minderheit. Innerhalb der einzelnen schulischen Maßnahmen bewegte sich ihr Anteil zwischen einem Maximalwert von 43,9 % im BGJ und einem Minimum von 36,5 % im BVJ.
Weitere Aussagen über Jugendliche, die über arbeitsmarktpolitische Instrumente gem. SGB II und
SGB III gefördert werden, enthält die Statistik der Bundesagentur für Arbeit. Neben den Berufsvorbereitenden Bildungsmaßnahmen zählen hierzu u. a. noch die Einstiegsqualifizierung (EQ) und die außerbetriebliche Berufsausbildung. Neben den (rehaspezifischen) BvB in berufsbildenden Schulen wurden dort gemittelt für den Zeitraum September 2013 bis August 2014 monatlich knapp 500 junge Menschen auf eine Berufsausbildung vorbereitet oder dabei unterstützt. Etwas mehr als die Hälfte von ih nen befand sich in einer geförderten außerbetrieblichen Ausbildung, circa 30 % in einer BvB und
13,3 % in einer EQ. Im Vergleich zum Bildungsreport 2012 nahm die Anzahl der jungen Menschen, die
sich in einer geförderten Maßnahme befanden, erneut um ein Viertel ab (- 180). Besonders das Instrument der außerbetrieblichen Berufsausbildung wies weiterhin abnehmende Anteile und sinkende Teilnehmerzahlen auf.
22
z. B. Holztechnik i. V. m. Metalltechnik; Textiltechnik u. Bekleidung i. V. m. Ernährung, Gästebetreuung u. hauswirtschaftlichen Dienstleistungen; Elektrotechnik i. V. m. Farbtechnik u. Raumgestaltung u. v. a.
4-25
Abb. 4.10: Teilnehmer/-innen der schulischen Maßnahmen des Übergangssektors 2008/09 bis
2013/14
1.000
109
115
800
109
93
89
273
312
285
294
256
301
312
296
98
297
268
Anzahl
600
400
291
269
200
265
223
203
161
167
164
2008/09
2009/10
2010/11
2011/12
2012/13
2013/14
0
Berufsvorbereitende Bildungsmaßnahmen
Berufsvorbereitungsjahr (Berufsbildende Förderschule)
Berufsvorbereitungsjahr
Berufsgrundbildungsjahr
Datenquelle: Amtliche Schulstatistik; Statistisches Landesamt Sachsen
Schulische Vorbildung der Anfänger/-innen
Der Übergangssektor bietet Jugendlichen die Möglichkeit, ihre individuellen Chancen auf die Aufnahme einer Ausbildung zu verbessern. Insofern ist es naheliegend, dass die meisten Teilnehmer/-innen
über vergleichsweise niedrige oder keine Schulabschlüsse verfügen. Des Weiteren bedingt sich die
Zusammensetzung der Teilnehmerschaft durch die Aufnahmevoraussetzungen und die Zielrichtung
der einzelnen Maßnahmen.
Von den 780 Anfänger/-innen des Übergangssektors im Schuljahr 2013/14 starteten zwei Drittel
(66,7 %) ohne mindestens einen Hauptschulabschluss. Einen (qualifizierenden) Hauptschulabschluss
hatten 20,8 % und weitere 6,5 % einen Realschulabschluss. Die Einstiegsqualifikation variierte je nach
Bildungsgang und den jeweiligen Aufnahmevoraussetzungen: Im BVJ und im BVJ an Förderschulen
startete der Großteil der Teilnehmenden ohne Hauptschulabschluss mit dem Ziel, diesen nachzuholen
(83,1 % bzw. 96,9 %). In den (rehaspezifischen) BvB war etwa die Hälfte der Anfänger/-innen ohne
mindestens einen Hauptschulabschluss (52,8 %). Weitere 38,2 % verfügten hier über einen (qualifizierenden) Hauptschulabschluss und 6,2 % hatten im Vorfeld einen Realschulabschluss abgelegt. Im
BGJ stellt der Hauptschulabschluss eine Zulassungsvoraussetzung dar; dementsprechend begannen
72,6 % ihr BGJ mit diesem, ein weiteres Viertel startete mit einem Realschulabschluss. Das Geschlechterverhältnis zeigte nur kleinere Abweichungen (vgl. Abb. 4.11).
4-26
Abb. 4.11: Schulische Vorbildung der Teilnehmer/-innen im Übergangssektor nach Maßnahmen im
Schuljahr 2013/14
Insg.
insg.
66,7
5,8
20,8
6,5
w
67,8
3,5
21,3
7,0
m
65,9
BvB
7,3
52,8
20,4
6,2
38,2
BVJ (FS)
6,7
96,9
BVJ
3,1
83,1
BGJ
16,5
72,6
0
10
20
30
40
27,4
50
60
70
80
90
100
in %
Allgemeine Hochschulreife
(qualifizierender) Hauptschulabschluss
Abgangszeugnis der allgemeinbildenden Schulen
Realschulabschluss
Sonst.*
* Sonstiger allgemeinbildender Abschluss eines anderen Bundeslandes bzw. Staates
Datenquelle: Amtliche Schulstatistik; Statistisches Landesamt Sachsen
4.8 Übergang in die Arbeitswelt
Der konkrete Nutzen einer beruflichen Ausbildung wird am Übergang in den Arbeitsmarkt besonders
deutlich. Indikatoren wie die Dauer des Übergangs, die Anschlussfähigkeit der in der Ausbildung erworbenen Kenntnisse und Fähigkeiten, die Einkommensentwicklung sowie die Stabilität des Arbeitsverhältnisses geben Hinweise auf den Erfolg individueller Bildungsbiografien. Gleichzeitig lassen sie
Aussagen über die Passung zwischen dem Angebot an Ausbildungsabsolvent/-innen und dem Fachkräftebedarf von Betrieben zu (Autorengruppe Bildungsberichterstattung 2010: 111 ff.).
Hinweise auf die Gestaltung des Übergangs gibt die Quote der Auszubildenden, die direkt nach der
Ausbildung in ihrem Betrieb übernommen wurden. Die Autorengruppe Bildungsberichterstattung (2014:
111 ff.) stellte fest, dass sich die Übernahmequote in den letzten Jahren stabil verhielt, dabei aber erhebliche Differenzen nach Regionen, Betriebsgröße und Wirtschaftszweigen aufwies. Die Unterschiede zwischen den neuen und alten Bundesländern reduzierten sich in den vergangenen Jahren deutlich
auf sieben Prozentpunkte, die Übernahmequote in Ostdeutschland betrug 2012 60 %. Nach Wirtschaftszweigen zeigten deutschlandweit Betriebe im Kredit- und Versicherungsgewerbe, solche in der
Investitions- und Gebrauchsgüterindustrie23 sowie die öffentliche Verwaltung mit über 80 % die höchsten Übernahmequoten.
23
Betriebe der WZ 2008: 25-33
4-27
Abschlüsse und Abgänge an den berufsbildenden Schulen
Im Jahr 2013 verließen 5.727 Abgänger/-innen eine der berufsbildenden Schulen in Leipzig. Knapp die
Hälfte von ihnen (2.504; 47,5 %) beendete eine Berufsschule, ein Drittel (1.782; 33,8 %) eine der Berufsfachschulen. Die berufsbildenden Förderschulen stellten 3,9 % des Abgangsjahrgangs und 14,8 %
stammten aus einem der Bildungsgänge des Übergangssektors. Mit 2.818 war etwas mehr als die
Hälfte des Abschlussjahrgangs weiblich (54,5 %); dieser Anteil variierte in den verschiedenen Bereichen der Berufsausbildung und verhielt sich ähnlich der Gesamtzusammensetzung der Schülerschaft.
In den Berufsfachschulen stellten Frauen 72,2 % der Abgänger/-innen, an Berufsschulen 46,2 %, an
berufsbildenden Förderschulen (Schulart Berufsschule) waren es 33,3 % und im Übergangssektor
39,3 %. Die Zahl der Abgänger/-innen verringerte sich seit 2009 um 29,1 %. Stärker als der Durchschnitt sank sie an den Berufsschulen und den berufsbildenden Förderschulen (- 36,7 % bzw.
- 33,7 %). Am geringsten war die Veränderung der Anzahl der Abgänger/-innen im Übergangssektor;
diese nahm lediglich um 80 Personen ab (- 9,3 %).
Von allen Abgänger/-innen erlangten 4.433 ein Abschlusszeugnis, welches den erfolgreichen Abschluss des Bildungsgangs bescheinigt. Dies entsprach einer Erfolgsquote von 84,1 %. In 180 Fällen
wurden zusätzlich Schulabschlüsse zuerkannt bzw. erworben. Dies betraf 112 Hauptschulabschlüsse,
die zumeist an einer berufsbildenden Förderschule erworben wurden, und weitere 60 mittlere Ab schlüsse, die wiederum zumeist an einer Berufsfachschule erlangt wurden. Acht Fachhochschulreifen
an Berufsschulen rundeten das Bild ab.
Abb. 4.12: Erfolgsquoten in den verschiedenen Bereichen der beruflichen Ausbildung 2009 bis 2013
100
in %
80
60
40
2009
2010
Berufsschule
berufsbildende Förderschule
Berufsfachschule
Übergangssektor
2011
2012
Berufsschule*
berufsbildende Förderschule*
Berufsfachschule*
Übergangssektor*
2013
Jahr
* inklusive Abgänger/-innen, welche weder Abgangs- noch Abschlusszeugnis erhielten. Diese Aussage stellte nur von
2010/11 bis 2011/12 ein statistikrelevantes Merkmal dar.
Datenquelle: Amtliche Schulstatistik; Statistisches Landesamt Sachsen
Mit Ausnahme des Übergangssektors zeigte sich die Erfolgsquote in den letzten Jahren in den einzelnen Bereichen der Berufsausbildung stabil und schwankte leicht auf einem hohen Niveau um die
90 %. Am höchsten war der Anteil der erfolgreichen Abschlüsse an den Berufsfachschulen; hier
4-28
schlossen stets über 90 % mit Erfolg ab. Gleiche Werte galten für die berufsbildenden Förderschulen.
Die erweiterte Datenlage für die Jahre 2011 und 2012 zeigt allerdings, dass zusätzlich von einem nicht
unerheblichen Anteil von Schüler/-innen ausgegangen werden muss, der ohne Abgangs- oder Abschlusszeugnis die berufsbildenden Schulen verlässt. Werden diese hinzugezählt, verringerten sich die
Erfolgsquoten der betreffenden Jahre auf Werte zwischen 70 % und 80 %.
Im Übergangssektor traten in allen betrachteten Jahren deutlich geringere Erfolgsquoten auf. Im Zeit verlauf war zudem eine kontinuierlich negative Entwicklung festzustellen – 2013 schlossen lediglich
52,0 % (405) der Abgänger/-innen ihren gewählten Bildungsgang erfolgreich ab. 2009 lag der Anteil
noch bei 63,4 %. Innerhalb der einzelnen Bildungsgänge hatten die Schüler/-innen zum Teil erhebliche
Probleme, die Anforderungen an ein Abschlusszeugnis zu erfüllen. Mit Ausnahme der 97 Teilnehmer/innen an berufsvorbereitenden Bildungsmaßnahmen, denen automatisch ein Abschlusszeugnis erteilt
wird, scheiterte jeweils ein großer Teil der Teilnehmenden. Am höchsten war die Negativquote im Berufsvorbereitungsjahr mit 62,4 %. Im Förderbereich lag sie bei 56,8 %. Im Berufsgrundbildungsjahr war
das Verhältnis umgekehrt. Hier erhielten 62,1 % ein Abschlusszeugnis (vgl. Abb. 4.13). Schüler/-innen,
die die allgemeinbildende Schule ohne Schulabschluss verlassen, können nur mit großen Anstrengungen und vielfältiger Unterstützung einen Hauptschulabschluss nach erfolgreicher Absolvierung des
BVJ oder durch einen beruflichen Abschluss erlangen.
Abb. 4.13: Abgänger/-innen und Absolvent/-innen im Übergangssektor 2013
100
80
37,9
56,8
62,4
60
in %
100,0
40
62,1
20
43,2
37,6
0
BGJ
BVJ
Abschlusszeugnis
BVJ (Förderschule)
BvB
Abgangszeugnis
Datenquelle: Amtliche Schulstatistik; Statistisches Landesamt Sachsen
Nach Geschlechtern betrachtet fiel die Erfolgsquote bei Abgängerinnen in allen Bereichen positiver
aus und lag zwischen eineinhalb und fünf Prozentpunkten höher als bei Abgängern. Der geringste Unterschied trat beim Verlassen der Berufsfachschulen auf, der stärkste im Übergangssektor.
Von den Abgänger/-innen besaßen 2013 151 einen Migrationshintergrund. Der entsprechende Anteil
von 2,9 % zeigte zwar im Vergleich zur Zusammensetzung der Leipziger Wohnbevölkerung eine starke Ungleichverteilung, spiegelte sich aber in der Zusammensetzung der Schülerschaft der berufsbil-
4-29
denden Schulen wieder. Die höchsten Anteile stellten Migrant/-innen an den Abgängen des Über gangssektors (5,8 %) – dabei vor allem im BVJ mit 12,0 % – und mit 3,7 % an den Abgänger/-innen
der Berufsfachschulen. An den Berufsschulen (1,5 %) und an den berufsbildenden Förderschulen
(1,4 %) stellten sie weiterhin einen sehr geringen Anteil. Die Erfolgsquoten fielen bei Abgänger/-innen
mit Migrationshintergrund identisch zur gesamten Schülerschaft aus. Eine Ausnahme stellten hier die
Bildungsgänge des Übergangssektors dar, in denen die Erfolgsquote der Migrant/-innen (64,4 %) deutlich höher ausfiel.
Vorzeitige Lösungen von Ausbildungsverträgen
Begonnene Ausbildungsverhältnisse werden nicht in jedem Fall erfolgreich abgeschlossen. Vertragslösungen können von Seiten der Auszubildenden oder der Betriebe ausgehen. Gründe hierfür sind viel fältig, komplex und liegen letztlich in der individuellen Entscheidung der/-s Einzelnen 24. Für 2012 berechnete das Statistische Landesamt Sachsen die vorzeitige Vertragsauflösungsquote nach dem
Schichtenmodell des BIBB25 für den Freistaat Sachsen mit 27,1 %. Dieser Wert stieg in den letzten
Jahren kontinuierlich leicht an. Für die Stadt Leipzig fiel die vorzeitige Vertragslösungsquote in den
letzten Jahren stets höher aus als die des Freistaates und betrug 2012 30,7 %; dies traf ebenso auf die
Betrachtung der einzelnen Ausbildungsbereiche zu. Hier lag in Leipzig für 2012 besonders das Handwerk mit einer Vertragslösungsquote von 39,8 % deutlich über dem Durchschnitt. Bei Industrie und
Handel war die Quote mit 27,7 % leicht unterdurchschnittlich, am geringsten fiel sie mit 20,1 % im Öffentlichen Dienst aus.
An dieser Stelle ist zu beachten, dass nicht jede Vertragslösung einem tatsächlichen Ausbildungsab bruch gleichkommt. Der oben angeführten Studie folgend wechselt ungefähr die Hälfte der Auszubil denden direkt in eine andere Ausbildung. Jede vierte Vertragslösung wurde als echter Abbruch identifiziert, meist mit der Konsequenz einer längeren Arbeitslosigkeit (Stadt Leipzig et al. 2012: 15).
Im Bereich der Kammern können weiterhin Vertragslösungen nach Berufsgruppen betrachtet werden.
Eine Untersuchung nach dem Schichtenmodell ist an dieser Stelle aus datentechnischen Gründen
nicht möglich. Nachfolgend wird die Anzahl der gelösten Verträge eines Jahres einfach in Bezug zu
den bestehenden Verträgen am 31.12. des betreffenden Jahres gesetzt.
So wurden 2013 im Bereich der IHK zu Leipzig 897 Ausbildungsverhältnisse vorzeitig beendet, dies
entsprach einer Auflösungsquote von 11,9 %. In den vergangenen Jahren bewegte sich dieser Wert
auf ähnlichem Niveau. Etwas mehr als ein Drittel der Vertragslösungen fand innerhalb der Probezeit
statt (36,2 %). Analog zur Geschlechterzusammensetzung der Ausbildungsberufe wurde die Mehrheit
der Verträge von jungen Männern aufgelöst (58,2 %). Nach Berufsgruppen betrachtet lag der Anteil
der gelösten Verträge bei den kaufmännischen Ausbildungsberufen (14,0 %) höher als bei den gewerblich-technischen (8,3 %; vgl. Abb. 4.14). Dieses Verhältnis änderte sich im Vergleich zum letzten
Bildungsreport nicht (2011: 16,6 % zu 9,0 %). Bei den gewerblich-technischen Ausbildungsberufen
wurden 2013 überdurchschnittlich häufig Ausbildungsverträge in den Berufsgruppen „Holz“ (33,3 % –
allerdings auf quantitativ geringem Niveau), „Gewerbliche Sonderberufe nach BBiG“ (15,7 %) und im
Bereich „Bau, Steine, Erden“ 13,9 % gelöst. Bei den kaufmännischen Ausbildungsberufen waren Berufe im „Hotel- und Gaststättengewerbe“ (24,3 %) und im „Handel“ (16,8 %) überdurchschnittlich häufig
24
25
Für weitergehende Informationen bietet sich die Studie „Hintergründe vorzeitiger Lösungen von Ausbildungsverträgen aus
Sicht von Auszubildenden und Betrieben in der Region Leipzig.“ an (Stadt Leipzig 2012 et al.).
Dabei wird die Lösungsquote als Anteil der vorzeitigen Vertragslösungen an allen begonnenen Ausbildungsverträgen berechnet. Zu Letzteren werden dabei die Neuabschlüsse und begonnenen Ausbildungsverträge gezählt, die bis zum 31. Dezember des betreffenden Jahres wieder gelöst wurden. Zwar werden im jeweiligen Ausbildungsjahr alle gelösten Ausbildungsverträge einbezogen, doch würde die Berechnung bezogen auf die Bestandszahl an Auszubildenden das faktische
Ausmaß an Lösungen unterschätzen. Denn im Bestand sind aus den in den Vorjahren begonnenen Ausbildungsverträgen
nur noch die Verträge enthalten, die nicht gelöst wurden. Für den vorliegenden Bericht besteht nicht die Datengrundlage
um dem Schichtenmodell des BIBB zu folgen. Aus diesem Grund sind die Werte für Vertragslösungen in Leipzig nur sehr
bedingt mit Bundes- oder Landesdaten zu vergleichen.
4-30
betroffen. Diese Berufsgruppen wiesen bereits im letzten Berichtsjahr die höchsten Anteile gelöster
Verträgen auf.
Abb. 4.14: Vertragslösungen im Bereich der Kammern anteilig an den bestehenden Verträgen am
31.12.2013
50
40
42,0
36,2
35,0
in %
30
28,0
25,5
20
20,6
17,7
10
16,8
14,0
11,9
8,3
IHK
sonst.
kaufmännisch
handwerklich
darunter Probezeit
darunter weiblich
insgesamt
gewerblich
kaufmännisch
darunter Probezeit
darunter weiblich
insgesamt
0
HWK
Datenquelle: HWK zu Leipzig; IHK zu Leipzig
In den Berufsgruppen der HWK zu Leipzig fiel der Anteil der vorzeitig beendeten Ausbildungsverhältnisse 2013 mit 17,7 % leicht höher aus als in den vorangegangen Jahren. Insgesamt wurden 528 Ausbildungsverträge vorzeitig gelöst. Der Anteil der in der Probezeit gelösten Verträge lag bei 28,0 %. Junge Frauen waren anteilig zu 35,0 % beteiligt. Da sie in den Berufen der HWK nur etwas mehr als ein
Viertel der Auszubildenden stellten, waren sie somit an den Vertragslösungen überrepräsentiert. In den
handwerklichen Ausbildungsberufen lagen die Anteile 2013 mit 16,8 % erneut deutlich unter den Werten der kaufmännischen (25,5 %) und der sonstigen Ausbildungsberufe (20,6 %). Besonders hohe Anteile, mit geringen Fallzahlen, wiesen Berufe aus den Bereichen „Nahrungsmittelgewerbe“ (28,2 %)
und „Glas-, Papier-, keramische und sonstige Gewerbe“ (24,6 %) auf. Berufe im „Gesundheits-, Körperpflege-, chemischen und Reinigungsgewerbe“ waren mit relativ mit 24,1 % und auch absolut betrachtet stark betroffen. Hier beendeten 117 Auszubildende ihre Lehre vorzeitig. Der Großteil von ihnen
war weiblich (70,1 %).
4.9 Fazit
An den berufsbildenden Schulen in Leipzig nähert sich die Zeit der stark rückläufigen Schüler- und
Auszubildendenzahlen einem Ende. Die abnehmende Tendenz büßte in den letzten Jahren deutlich an
Dynamik ein und die demografische Entwicklung legt den Schluss nahe, dass sich die Zahlen in den
4-31
nächsten Jahren stabilisieren werden. Die Leipziger Schulnetzplanung geht ab 2015/16 von leicht steigenden Zahlen aus.
Die Berufsausbildung steht wegen der unmittelbaren Marktbezogenheit des Hauptstandbeins, der dualen Ausbildung, im doppelten Spannungsfeld zwischen der Notwendigkeit von verlässlichen Ausbildungsplatzangeboten und der Unsicherheit der konjunkturellen Entwicklung. Besorgniserregend zeigt
sich die Entwicklung auf dem Ausbildungsstellenmarkt. Nach einer kurzen Phase der Entspannung,
die auf die Jahre mit starken Bewerberüberhängen folgte, zeichneten sich zunehmende Dissonanzen
zwischen der Bewerberlage, deren Vorstellungen und dem zu besetzenden Lehrstellenangebot ab. So
konnten in Leipzig 2013/14 260 Lehrstellen nicht besetzt werden, während gleichzeitig ebenso viele
junge Menschen keine adäquate Ausbildung finden konnten und als unversorgte Bewerber/-innen in
der Statistik verblieben. Dies betraf nicht in erster Linie junge Menschen mit fehlenden Schulabschlüssen, sondern überwiegend solche mit Haupt- und Realschulabschlüssen. Formal wenig qualifizierte
junge Menschen fanden sich zumeist in den Maßnahmen des Übergangssektors wieder. Dieser besitzt
in Leipzig wegen des hohen Anteils von Schulabgänger/-innen ohne Hauptschulabschluss eine besondere Relevanz. Aber auch hier setzten die meisten Teilnehmer/-innen ihre negative Bildungsbiographie
fort. In den meisten Bildungsgängen scheiterte mehr als die Hälfte.
Eine geschlechtsspezifische Betrachtung zeigte zudem eine ungünstigere Situation männlicher Jugendlicher, beispielsweise hinsichtlich ihrer hohen Beteiligung am Übergangssektor oder der generell
geringeren Erfolgsquoten. Weiterhin zeigte sich eine sehr geringe Beteiligung von Jugendlichen mit Migrationshintergrund im Bereich der beruflichen Bildung. Ihr Anteil an allen Auszubildenden lag bei unter
vier Prozent und damit deutlich unter ihrem Anteil an der altersgleichen Bevölkerung. Im Übergangssektor waren sie hingegen überdurchschnittlich häufig vertreten. Handlungsbedarf besteht hinsichtlich
der Erhöhung des Anteils von Jugendlichen mit Migrationshintergrund in den anderen Bereichen der
beruflichen Ausbildung.
Bildungspolitische Prioritäten sollten neben der Fachkräftesicherung in der Erhöhung der Attraktivität
beruflicher Bildungsangebote liegen. Konkrete Handlungsfelder bestehen in der Sicherung bedarfsgerechter Ausbildungsstrukturen und der Austarierung zwischen den lokalen Bedarfslagen der Wirtschaft
sowie der Nachfrage und vor allem den beruflichen Interessen der jungen Menschen. Insbesondere
auf kommunaler und regionaler Ebene spielt dies eine sehr wichtige Rolle. Weitere zentrale Herausfor derungen sind die zu verbessernde Integration von Jugendlichen mit Startschwierigkeiten, die Optimierung des Übergangssystems sowie die Qualitätsentwicklung und -sicherung in der beruflichen Ausbildung.
Literatur
Autorengruppe Bildungsberichterstattung (Hrsg.) (2010): Bildung in Deutschland 2010. Ein
indikatorengestützter Bericht mit einer Analyse zur Perspektive des Bildungswesens im
demografischen Wandel. Bielefeld.
Autorengruppe Bildungsberichterstattung (Hrsg.) (2014): Bildung in Deutschland 2014. Ein
indikatorengestützter Bericht mit einer Analyse zur Bildung von Menschen mit Behinderungen. Bielefeld.
Bundesministerium für Bildung und Forschung, Referat Grundsatzfragen der beruflichen
Aus- und Weiterbildung (Hrsg.) (2012): Berufsbildungsbericht 2012. Bonn, Berlin.
Bundesministerium für Bildung und Forschung, Referat Grundsatzfragen der beruflichen
Aus- und Weiterbildung (Hrsg.) (2014): Berufsbildungsbericht 2014. Bonn, Berlin.
4-32
Deutscher Industrie- und Handelskammertag e. V. (Hrsg.): Ausbildung 2014. Ergebnisse einer DIHK-Online-Unternehmensbefragung. Unter: http://www.ihkausbildungsumfrage.de/s/Ausbildungsumfrage-2014-Ergebnisse.pdf (letzter Zugriff:
17.09.2014)
Piening, Dorothea; Backhaus, Joy; Heinemann, Lars; Rauner, Felix & Matthias Feiler (2012):
Engagement und Ausbildungsorganisation. Einstellung sächsischer Auszubildender zu ihrem Beruf und ihrer Ausbildung. Eine Studie im Rahmen der Landesinitiative „Steigerung
der Attraktivität, Qualität und Rentabilität der dualen Berufsausbildung in Sachsen
(QEK)“. Online unter: http://www.bildungsmarktsachsen.de/media/pdf/Commitment_Sachsen_07.12.2012.pdf (letzter Zugriff:
09.10.2014)
Sächsisches Staatsministerium für Kultus (2012a): Berufsbildende Förderschulen. Verfügbar
unter: http://www.schule.sachsen.de/4975.htm (letzter Zugriff: 08.09.2014).
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25.11.2014).
Solga, Heike (2009): Der Blick nach vorn: Herausforderungen an das deutsche Ausbildungssystem. Thesenpapier zum Symposium des WZB am 19.11.2009. Verfügbar unter:
http://bibliothek.wzb.eu/pdf/2009/i09-507.pdf (letzter Zugriff: 08.09.2014).
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Bildungsreport Leipzig 2012. Leipzig.
Stadt Leipzig, Landkreis Nordsachsen, Landkreis Leipzig, Handwerkskammer zu Leipzig, Industrie- und Handelskammer zu Leipzig, Sächsisches Landesamt für Landwirtschaft, Umwelt und Geologie, Landkreis Nordsachsen, Amt für Wirtschaftsförderung und Landwirtschaft (Hrsg.) (2012): Bericht zur Studie: „Hintergründe vorzeitiger Lösungen von Ausbildungsverträgen aus der Sicht von Auszubildenden und Betrieben der Region Leipzig.“
Leipzig.
Statistik der Bundesagentur für Arbeit (Hrsg.) (2014): Arbeitsmarkt in Zahlen – Ausbildungsstellenmarkt. Bewerber und Berufsausbildungsstellen. Kreis Leipzig, Stadt. Nürnberg.
Ulrich, Joachim Gerd; Matthes, Stephanie; Flemming, Simone; Granath, Ralph-Olaf & Elisabeth M. Krekel (2014): Die Entwicklung des Ausbildungsmarktes im Jahr 2013. Zahl der
neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge auf historischen Tiefstand. Verfügbar unter:
http://www.bibb.de/dokumente/pdf/a21_beitrag_naa-2013.pdf (letzter Zugriff:
13.02.2015).
4-33
Kapitel 5:
Hochschulen
Entwurf, 11.02.2015
Dezernat Jugend, Soziales, Gesundheit und Schule
Amt für Jugend, Familie und Bildung
Inhaltsverzeichnis
Abbildungsverzeichnis......................................................................................................................... 3
Tabellenverzeichnis.............................................................................................................................. 3
5.1 Einleitung........................................................................................................................................ 4
5.2 Struktur der Leipziger Hochschullandschaft................................................................................4
5.3 Hochschulzugang und Studienaufnahme....................................................................................7
5.4 Studierende an Leipziger Hochschulen......................................................................................10
5.5 Personal ........................................................................................................................................ 16
5.6 Studierende als Teil der städtischen Bevölkerung....................................................................17
5.7 Absolvent/-innen........................................................................................................................... 20
5.8 Fazit .............................................................................................................................................. 24
Literatur .............................................................................................................................................. 25
5-2
Abbildungsverzeichnis
Abb. 5.1: Anzahl der Studienanfänger/-innen (1. Hochschulsemester) an Leipziger Hochschulen, WS
2008/09 bis 2013/14............................................................................................................................... 8
Abb. 5.2: Studienanfänger/-innen (1. Hochschulsemester) an Leipziger Hochschulen nach Fächergruppen, Wintersemester 2008/09 bis WS 2013/14......................................................................................9
Abb. 5.3: Studienanfänger/-innen (1. Hochschulsemester) in Leipzig nach regionaler Herkunft Wintersemester 2008/09 bis WS 2013/14....................................................................................................... 10
Abb. 5.4: Verteilung der Studierenden an Leipziger Hochschulen im Wintersemester 2013/14............11
Abb. 5.5: Studierende an Leipziger Hochschulen nach ausgewählten Fächergruppen, Wintersemester
2008/09 bis WS 2013/14...................................................................................................................... 12
Abb. 5.6: Anteil weiblicher Studierender an Leipziger Hochschulen nach Fächergruppen, Wintersemester 2013/14............................................................................................................................................ 13
Abb. 5.7: Studierende an Leipziger Hochschulen nach regionaler Herkunft, Wintersemester 2008/09
bis 2013/14........................................................................................................................................... 14
Abb. 5.8: Ausländische Studierende an Leipziger Hochschulen nach Kontinenten/Staaten, Wintersemester 2013/14..................................................................................................................................... 15
Abb. 5.9: Personal an Leipziger Hochschulen, Wintersemester 2008/09 bis 2013/14..........................16
Abb. 5.10: Studierende mit BAföG-Förderung an Leipziger Hochschulen, Wintersemester 2008/09 bis
2013/14................................................................................................................................................. 19
Abb. 5.11: Absolvent/-innen an Leipziger Hochschulen nach Art des Abschlusses, 2008 bis 2013......20
Abb. 5.12: Anteil der Absolvent/-innen an ausgewählten Fächergruppen in Leipzig, Sachsen und
Deutschland, Prüfungsjahr 2013........................................................................................................... 21
Abb. 5.13: Absolvent/-innen an Leipziger Hochschulen nach Fächergruppen, 2008 bis 2013..............22
Tabellenverzeichnis
Tab. 5.1: Berufsbegleitende Studiengänge an Leipziger Hochschulen zum Wintersemester 2014/15....5
Tab. 5.2: Studienberechtigungsquote Deutschland und Sachsen, 2008 bis 2012...................................8
5-3
5.1 Einleitung
Das deutsche Hochschulsystem unterlag in den vergangenen Jahren einer Vielzahl von Veränderungsprozessen und steht nach hochschulpolitischen Reformmaßnahmen und Initiativen wie der Studienstrukturreform im Rahmen des Bologna-Prozesses und der damit verbundenen Umstellung auf
Bachelor- und Masterstudiengänge und der bundesweiten Exzellenzinitiative weiterhin vor großen Herausforderungen. Die gestiegene Nachfrage nach Hochschulbildung sowie der zunehmende Bedarf an
hochqualifizierten Fachkräften auf dem Arbeitsmarkt machen deutlich, dass die Hochschule zu einer
immer wichtigeren gesellschaftlichen Qualifizierungseinrichtung geworden ist (BMBF 2012: 123).
Auch die Leipziger Hochschulen unterstanden Wandlungsprozessen, die auf unterschiedlichen Ebenen beobachtbar sind: der Ebene der Studienangebote, der Ressourcen, der Bildungsteilhabe oder
auch des beruflichen Verbleibs. Rahmenbedingungen gibt der sächsische Hochschulentwicklungsplan
2020 vor. Dieser sieht Hochschulen als Wegbereiter der Wissensgesellschaft an, die zur Sicherung
des Bedarfs an hochqualifizierten Fachkräften und zum Ausbau des Innovationspotenzials beitragen
sollen (SMWK 2011: 6 ff.). Im Fachkonzept Hochschulen und Forschungseinrichtungen des Integrierten Stadtentwicklungskonzeptes Leipzig 2020 (SEKo 2020) finden sich konkrete Ziele, um sich im verschärfenden, teils globalen Standortwettbewerb durchsetzen zu können. Angestrebt wird, die nationale
wie auch internationale Bedeutung des Studienstandorts Leipzig zu steigern und damit die Wettbewerbsfähigkeit der Stadt zu stärken (Stadt Leipzig 2011: 12).
Im Folgenden wird die Leipziger Hochschul- und Forschungslandschaft mit ihren Arbeitsschwerpunkten dargestellt. Im Mittelpunkt stehen dabei die Studienanfänger/-innen, die Studierenden sowie die
Absolvent/-innen der sieben Leipziger Hochschulen und deren quantitative Entwicklung im Zeitverlauf,
ihre Aufteilung auf verschiedene Abschlussarten und Fächergruppen sowie ihre regionale Herkunft.
5.2 Struktur der Leipziger Hochschullandschaft
Als zweitältester Universitätsstandort Deutschlands, an dem ohne Unterbrechung geforscht und gelehrt wird, kann Leipzig auf eine langjährige Tradition der akademischen Forschung und Lehre zurück blicken. Mit einer Universität, zwei Kunsthochschulen, sechs Fachhochschulen, einer Berufsakademie 1
und fast 40 Forschungsinstituten, An-Instituten und wissenschaftlichen Zentren hält Leipzig eine vielfältige Wissenschaftslandschaft mit einem breitem Fächerspektrum vor. Allein die staatlichen Hochschulen Leipzigs bieten die gesamte Bandbreite akademischer Fächer an. Die Universität Leipzig verfügt
als klassische Volluniversität über Studiengänge der Naturwissenschaften bis hin zu einem breit gefächerten Angebot der Geisteswissenschaften. An 14 Fakultäten wurden im Studienjahr 2014/15 ca. 150
verschiedene Studiengänge vorgehalten. Die beiden Leipziger Kunsthochschulen, die Hochschule für
Grafik und Buchkunst (HGB) sowie die Hochschule für Musik und Theater „Felix Mendelssohn Bartholdy“ (HMT), bilden Studierende in künstlerisch-wissenschaftlichen Bereichen der Musik, des Theaters, der Malerei/Grafik, der Fotografie, der Medienkunst sowie der Buchkunst/Grafik-Design aus. An
der Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur (HTWK Leipzig) werden überwiegend anwendungsorientierte Studiengänge der Ingenieurwissenschaften, einschließlich des Wirtschaftsingenieurwesens,
der Mathematik, der Informatik sowie der Wirtschafts-, Sozial- und Kulturwissenschaften angeboten.
An den privaten Hochschulen Leipzigs, der HHL Leipzig Graduate School of Management, der AKAD
Hochschule für Berufstätige sowie der Hochschule für Ökonomie und Management (FOM) dominieren
vom Akkreditierungsrat akkreditierte Studiengänge der Ökonomie und des Managements. Sie konzentrieren sich auf berufsbegleitende bzw. auf einen ersten Abschluss aufbauende Studiengänge. Die
1
5-4
Berufsakademien zählen formal nicht zum Hochschulsystem, die Berufsakademie Sachsen wird hier aber der Vollständigkeit halber erwähnt.
Hochschule für Telekommunikation Leipzig (HfTL) verfügt über Studiengänge der Informations- und
Kommunikationstechnik wie auch Informatik, welche im Direktstudium, aber auch berufsbegleitend belegt werden können. Die Leipzig School of Media bietet in Kooperation mit der Universität Leipzig und
der HTWK Leipzig berufsbegleitende Studiengänge im Bereich Medien an. Darüber hinaus konzentriert sich die Leipziger Forschungslandschaft zunehmend auf Bereiche der Lebenswissenschaften an
der Schnittstelle von Naturwissenschaften und Medizin. Zu nennen sind hier neben den Max-PlanckInstituten für Mathematik und Naturwissenschaften (MIS), für evolutionäre Anthropologie (EVA) sowie
für Kognitions- und Neurowissenschaften auch das Fraunhofer-Institut für Zelltherapie und Immunolo gie (IZI) und das Interdisziplinäre Zentrum für Bioinformatik (IZBI). Weitere Forschungsschwerpunkte
sind die Energie- und Umweltwissenschaften. Hervorzuheben sind an dieser Stelle das Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ) sowie das Deutsche Zentrum für integrative Biodiversitätsforschung
(iDiv). Zudem bestehen zahlreiche Forschungseinrichtungen in den Bereichen Politik, Wissenschaft
und Gesellschaft sowie Musik, Medien, Kunst und Kreativität (Stadt Leipzig 2010: 230 f.). Ein Großteil
der Hochschulen und Forschungseinrichtungen sind im urbanen Kern der Stadt angesiedelt und profitieren von der guten Infrastruktur und der räumlichen Nähe zu anderen Einrichtungen. Im Fachkonzept
Hochschulen und Forschungseinrichtungen der Stadt Leipzig werden die Standorte in vier Wissenschaftsräume mit unterschiedlichen inhaltlichen Schwerpunkten gegliedert: Leipzig-Mitte, Leipzig-Nordost, Leipzig-Südost und Leipzig-Süd (Stadt Leipzig 2011).
Im Rahmen der Qualifizierungsinitiative von Bund und Ländern wurden Hochschulen aufgefordert, neben der akademischen Bildung einen stärkeren Beitrag im Bereich der Fort- und Weiterbildung zu leis ten. Dies beinhaltet u. a. auch eine größere Durchlässigkeit zwischen beruflicher und akademischer
Bildung - die im Sächsischen Hochschulfreiheitsgesetz bereits rechtlich verankert ist (§ 17 Abs. 2 und
3 SächsHSFG) - sowie die Förderung von Weiterbildung während der Erwerbsphase. Dabei waren die
Hochschulen aufgerufen, geeignete Rahmenbedingungen für lebenslange Qualifizierungs- und Weiterbildungsmaßnahmen zu schaffen. In den vergangenen Jahren stellte sich die Leipziger Hochschullandschaft auf die Bedürfnisse des Arbeitsmarktes nach einer stetigen Weiterqualifikation ein. Ausdruck
findet dies in den zahlreichen Angeboten von berufsbegleitenden Studiengängen oder Aufbaustudiengängen sowie innovativen Vermittlungsangeboten wie bspw. E-Learning. Zusätzliche Mittel für diese
neue Aufgabe erhielten die Leipziger Hochschulen jedoch nicht im notwendigen Umfang. So bleibt das
geschaffene Angebot deutlich hinter dem vorhandenen Potenzial zurück. Das Fächerspektrum hat sich
in den vergangenen Jahren nur wenig verändert und der Fokus liegt nach wie vor auf Studiengängen
der Ökonomie und des Managements (vgl. Tab. 5.1).
Tab. 5.1: Berufsbegleitende Studiengänge an Leipziger Hochschulen zum Wintersemester 2014/15
Hochschule
Studiengänge
Universität Leipzig
Weiterbildende Masterstudiengänge:
Change Management in der Wasserwirtschaft (M.Sc.)
Corporate Media (M.A.)
Clinical Research & Translational Medicine (M.Sc.)
Internationale Energy Economics an Business Administration (M.Sc.)
Mobile Marketing (M.Sc.)
New Media Journalism (M.A.)
Public Service Management (M.A.)
Sustainable Development (M.Sc.)
Small Enterprise Promotion and Training (SEPT) (MBA)
Urban Management (M.Sc.)
Versicherungsmanagement (MBA)
Berufsbegleitende Aufbaustudiengänge:
Analytik und Spektroskopie (Zertifikat)
Toxikologie und Umweltschutz (Zertifikat)
Sportwissenschaft für Sportlehrer aus Afrika, Asien, Europa und Lateinamerika (Zertifikat)
Berufsbegleitende Lehrerweiterbildung:
Förderpädagogik in den Fachrichtungen Lernbehindertenpädagogik, Verhal-
5-5
tensgestörtenpädagogik, Sprachbehindertenpädagogik
Niedersorbisch (M.A.)
Deutsch als Zweitsprache
Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur (HTWK Leipzig)
Change Management in der Wasserwirtschaft (M.Sc.)
Crossmedia Management (M.Sc.)
Bauingenieurwesen (Diplom)
Zertifikatsstudien am Institut für innovative Absatzförderung (Zertifikat)
HHL Leipzig Graduate School of Management (M.Sc.)
Management
General Management (MBA)
Euro MBA (MBA)
AKAD Hochschule Leipzig
Betriebswirtschaftslehre (B.A.)
Dienstleistungsmanagement (B.A.)
Elektro- und Informationstechnik (B.Eng.)
Financial Services Management (B.A.)
International Business Communication (B.A.)
Wirtschaftsingenieurwesen für Ingenieure/für Ökonomen (B.A.)
Maschinenbau (B.Eng.)
Mechatronik (B.Eng.)
Technische Informatik (B.Eng.)
Wirtschaftsinformatik (B.Sc.)
Wirtschaftsingenieurwesen (B.Eng., M.Eng.)
Angewandtes Management (M.A.)
IT-Management (M.Sc.)
Systemisches Management und Nachhaltigkeit (M.Sc.)
Technisches Management (M.Sc.)
Hochschule für Telekommunika- Informations- und Kommunikationstechnik (B.Eng.)
tion Leipzig (HfTL)
Kommunikations- und Medieninformatik (B.A., M.A.)
Wirtschaftsinformatik (B.Eng, M.Eng.)
Hochschule für Ökonomie und
Management (FOM)
Banking & Finance (B.A.)
Betriebswirtschaft & Wirtschaftspsychologie (B.Sc.)
Business Administration (B.A.)
International Management (B.A.)
Steuerrecht (B.A.)
Wirtschaftsinformatik (B.Sc.)
Wirtschaftsrecht (LL.B.)
Quellen: Internetpräsenzen der angegebenen Institutionen, Stand September 2014
Neben der berufsbezogenen Weiterbildung werden an Leipziger Hochschulen auch Weiterbildungsangebote offeriert, die nicht berufsbezogen sind. So bietet die Universität Leipzig bspw. für Senior/-innen
im Sachgebiet Wissenschaftliche Weiterbildung und Fernstudium des Dezernates Akademische Verwaltung zwei verschiedene Bildungsformate an: das Seniorenstudium und das Seniorenkolleg. Im
Rahmen des Seniorenstudiums erhalten ältere Menschen die Möglichkeit, als Gasthörer/-innen gemeinsam mit jungen Studierenden Vorlesungen und Seminare zu besuchen. Im Wintersemester (WS)
2013/14 waren 627 Seniorenstudierende eingeschrieben. Das zweite Angebot, das Seniorenkolleg, ermöglicht Weiterbildung in einem Studienjahresprogramm und wurde im WS 2013/14 von 1.663 Perso nen über 50 Jahren genutzt. Die Kollegiat/-innen besuchten Vorlesungen zu interdisziplinären Themengebieten und bekamen so Einblicke in die aktuelle Entwicklung verschiedenster Wissenschaften.
Ebenfalls zum Angebot der Hochschulen gehören Studienorientierungsangebote für Schüler/-innen,
welche durch das Netzwerk B.O.S.S. und seit dem 01.03.2013 auch durch die Koordinierungsstelle
Berufs- und Studienorientierung im Dezernat Wirtschaft und Arbeit, Referat für Beschäftigungspolitik,
transparent gemacht werden. Angebote sind neben dem Tag der offenen Hochschulen in Sachsen
u. a. Orientierungsseminare, Studieninformationstage, spezielle Vortragsreihen oder das Schnupperstudium der Hochschulen. Darüber hinaus wird allgemeine Bildung auch durch das Studium universale
der Universität Leipzig oder das Studium generale der HTWK Leipzig ermöglicht.
5-6
Exkurs 5.A: Berufsakademie Sachsen
Im Freistaat Sachsen besteht neben Universitäten, Fachhochschulen und Kunsthochschulen die Berufsakademie Sachsen, welche formal nicht zum Hochschulsystem zählt. Sie wurde 1991 nach dem
baden-württembergischen Modell als staatliche Bildungsinstitution des tertiären Bereichs gegründet
und umfasst derzeit sieben Standorte. Wesensmerkmal des Studiums ist das duale Prinzip: Wirtschaft und Wissenschaft kooperieren bei der akademischen und zugleich praxisintegrierenden Ausbildung. Jedes Semester besteht aus einem theoretischen Halbsemester in der Studienakademie und
einem praktischen Halbsemester im Unternehmen. Angeboten werden betriebswirtschaftliche, ingenieurwissenschaftlich-technische sowie sozialwissenschaftliche Studieninhalte. Die Studierenden
schließen für die Dauer des Studiums einen Vertrag mit einem Praxisunternehmen. Die Praxis- und
Theoriephasen sind eng miteinander verzahnt und inhaltlich wie organisatorisch abgestimmt. Nach
den sechs Semestern dualem Studium verfügen die Studierenden über eine wissenschaftliche Bildung und können gleichzeitig praktische Kenntnisse erwerben.
An dem Leipziger Standort der Berufsakademie Sachsen, der Staatlichen Studienakademie Leipzig,
werden die Studiengänge Vermögensmanagement mit den Studienrichtungen Bankwirtschaft, Immobilienwirtschaft, Steuerberatung/Wirtschaftsprüfung und Controlling sowie die technischen Studiengänge Informatik und Service Engineering angeboten. So werden Studieninhalte mit Praxisnähe und
dem berufsbefähigenden Abschluss als Bachelor of Arts (B.A.) bzw. Bachelor of Science (B.Sc.) oder
Bachelor of Engineering (B.Eng.) verbunden. Im Jahr 2013 studierten an der Studienakademie in
Leipzig 538 Personen, wovon 223 weiblich waren. 31,6 % der Studierenden belegten einen technischen, 68,4 % einen wirtschaftlichen Studiengang.
Quelle: Berufsakademie Sachsen, Staatliche Studienakademie Leipzig
5.3 Hochschulzugang und Studienaufnahme
In den vergangenen Jahren hat sich die Anzahl an Studienberechtigten bundesweit kontinuierlich erhöht und mit einem Anteil von 58,4 % im Jahr 2012 die Empfehlung des Wissenschaftsrates, nach der
jeweils die Hälfte eines Jahrgangs die Hochschulzugangsberechtigung erwerben sollte (Wissenschaftsrat 2006: 65), deutlich überschritten. Hervorgerufen wurde dieser hohe Anteil – aber keineswegs allein – durch die doppelten Abiturjahrgänge in einigen Bundesländern 2 und eine stabil steigende
Studierneigung. Bei Bereinigung der Zahlen um die doppelten Abiturjahrgänge lag der Anteil der Hochschulzugangsberechtigungen weiterhin über fünfzig Prozent (53,5 %). Frauen wiesen wie auch in den
Jahren zuvor eine höhere Studienberechtigungsquote (63,2 %, bereinigt 57,7 %) auf als Männer
(53,9 %, bereinigt 49,5 %). Auch die Absicht ein Hochschulstudium aufzunehmen hat in den letzten
Jahren wieder zugenommen. Es wird prognostiziert, dass 73,0 % bis 79,0 % der Personen, die im Jahr
2012 eine schulische Studienberechtigung erwarben, ein Hochschulstudium aufgenommen haben
bzw. noch aufnehmen werden (2008: 70,0 %). Laut Prognosewerten wird jedoch nach wie vor von einem engen Zusammenhang zwischen sozialer Herkunft und der Wahrscheinlichkeit, ein Hochschulstudium aufzunehmen, ausgegangen (BMBF 2014: 124 f.). Die sächsische Studienberechtigungsquote3 lag 2012 bei 43,3 % und erzielte im Fünfjahresvergleich einen Höchstwert. Knapp drei Viertel
(72,6 %) erreichten die Studienberechtigung durch die allgemeine Hochschulreife, lediglich 27,4 %
über die Fachhochschulreife4. Trotz Quotenanstieg war Sachsen das Bundesland mit der zweitnied2
3
4
Doppelte Abiturjahrgänge gab es in Baden-Württemberg, Bremen, Berlin, Brandenburg und auch an einem Teil der hessi schen Gymnasien.
Die Studienberechtigtenquote ist der Anteil der Studienberechtigten an der Bevölkerung der entsprechenden Geburtsjahrgänge. Dabei werden Quoten für einzelne Jahrgänge berechnet und anschließend aufsummiert (sog. „Quotensummenverfahren“) (Statistisches Bundesamt 2014: 106).
Die fachgebundene Hochschulreife ist bei dieser Darstellung aufgrund fehlender Daten nicht integriert.
5-7
rigsten Studienberechtigtenquote, gefolgt von Mecklenburg-Vorpommern (44,4 %) und Bayern
(45,0 %). Die niedrigste Studienberechtigungsquote wurde mit 37,2 % in Sachsen-Anhalt registriert.
Tab. 5.2: Studienberechtigungsquote5 Deutschland und Sachsen, 2008 bis 2012
2008
2009
2010
2011
2012
Deutschland
44,7
46,2
48,5
51,5
53,5
Sachsen
39,8
42,2
38,0
40,7
43,3
Datenquelle: Statistisches Bundesamt
Die Studienanfängerquote, welche Auskunft über den Anteil der Studienanfänger/-innen an der Bevölkerung des entsprechenden Geburtsjahres gibt 6, lag im selben Jahr bei 51,4 %. Die zwischen Bund
und Ländern hochschulpolitisch angestrebte Zielmarke einer Studienanfängerquote von 40,0 % wurde
so deutlich überschritten. Im Freistaat Sachsen lag die Studienanfängerquote 2012 mit 11.472 Studienanfänger/-innen (35,6 %) unter den angestrebten 40 % und damit wesentlich niedriger als im Bundesvergleich. Sachsen bildete mit Sachsen-Anhalt (34,3 %) und Mecklenburg-Vorpommern (35,1 %)
das Schlusslicht unter den Bundesländern.
Abb. 5.1: Anzahl der Studienanfänger/-innen (1. Hochschulsemester) an Leipziger Hochschulen, WS
2008/09 bis 2013/14
7.000
6.000
5.000
Anzahl
4.000
4.271
4.682
4.146
4.233
4.446
4.606
3.000
2.000
1.000
1.300
1.366
1.279
1.072
1.027
1.105
2008/09
2009/10
2010/11
2011/12
2012/13
2013/14
0
Wintersemester
Universität Leipzig
Hochschule für Musik und Theater
HHL Leipzig Graduate School of Management (privat)
AKAD Hochschule für Berufstätige (private Fern-FH)
Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur Leipzig
Hochschule für Grafik und Buchkunst
Hochschule für Telekommunikation Leipzig (FH)
Datenquelle: Hochschulstatistik, Statistisches Landesamt Sachsen
Die Studienanfängerzahlen7 an den Leipziger Hochschulen8 lagen, mit Ausnahme des kurzfristigen Anstiegs im Wintersemester 2009/10, stets um die 6.000 Studienanfänger/-innen. Seit dem WS 2011/12
5
6
5-8
Bereinigte Studienberechtigungsquote, d. h. ohne G8-Abgänger/-innen
Es wurden Quoten für die einzelnen Geburtsjahrgänge berechnet und anschließend aufsummiert (sog. „Quotensummenverfahren“) (Statistisches Bundesamt 2014: 119).
stiegen die Zahlen leicht an und lagen im WS 2013/14 bei insgesamt 6.426 Neu-Immatrikulationen.
Dies war auf eine Erhöhung der Studienanfängerzahlen an der Hochschule für Telekommunikation
(HfTL) sowie der Universität Leipzig zurückzuführen. Die anteilig meisten Studienanfänger/-innen
schrieben sich an der Universität Leipzig und an der HTWK Leipzig ein. Die Studienanfängerzahlen im
ersten Hochschulsemester der Universität Leipzig lagen seit dem WS 2008/09 zwischen 4.100 und
4.700, an der HTWK Leipzig schwankten die Zahlen zwischen 1.000 und 1.400. Studienanfänger/-innen differenziert nach Fächergruppen zeigen im Fünfjahreszeitraum eine relativ konstante Verteilung.
Im Vergleich zum WS 2008/09 hat der Anteil der MINT-Fächergruppen 9 im WS 2013/14 leicht zugenommen, wohingegen der Anteil der Rechts-, Wirtschafts- und Sozialwissenschaften abnahm. Deutlich
mehr Frauen belegten die Fächergruppe der Sprach- und Kulturwissenschaften (67,8 %), in Mathematik, Natur- und Ingenieurwissenschaften dominierten Männer mit einem Anteil von 70,5 %. In den
Rechts-, Wirtschafts- und Sozialwissenschaften waren die Geschlechter am ausgeglichensten (Frauen: 54,9 %; Männer: 45,1 %).
Abb. 5.2: Studienanfänger/-innen (1. Hochschulsemester) an Leipziger Hochschulen nach Fächergruppen, Wintersemester 2008/09 bis WS 2013/14
100
80
in %
60
40
10,6
10,8
10,6
12,3
12,1
12,3
14,8
14,8
15,0
15,6
16,3
16,8
7,0
6,6
6,6
6,5
6,4
6,4
8,5
8,3
8,5
8,2
8,1
7,6
23,1
26,7
26,9
24,8
24,1
23,3
3,1
3,0
2,8
2,9
3,1
30,1
27,1
26,8
27,0
27,4
27,9
2008/09
2009/10
2010/11
2011/12
2012/13
3,2
20
0
2013/14
Wintersemester
Ingenieurwissenschaften
Kunst, Kunstwissenschaft
Medizin (Human- und Zahnmedizin)
Sport
Mathematik, Naturwissenschaften
Veterinärmedizin
Rechts-, Wirtschafts- und Sozialwissenschaften
Sprach- und Kulturwissenschaften
Datenquelle: Hochschulstatistik, Statistisches Landesamt Sachsen
Die regionale Herkunft der Leipziger Studienanfänger/-innen hat sich seit dem WS 2008/09 dahingegen verändert, dass der Anteil derer, die ihre Studienberechtigung in Sachsen (inkl. der Stadt Leipzig)
oder in anderen neuen Bundesländern erworben haben, kontinuierlich zurückging. Der Anteil derjeni7
8
9
Sofern nicht anders angegeben, beziehen sich alle Angaben auf Studierende im 1. Hochschulsemester, die sich erstmals
an einer deutschen Hochschule eingeschrieben haben. Für Studienanfänger/-innen im 1. Fachsemester liegen keine Daten
vor. Es ist aber davon auszugehen, dass die Studienanfängerzahlen im 1. Fachsemester höher liegen als die Anzahl der
Studienanfänger/-innen im 1. Hochschulsemester.
Sofern nicht anders vermerkt beziehen sich die Angaben auf folgende Hochschulen: Universität Leipzig, Hochschule für
Technik, Wirtschaft und Kultur Leipzig, Hochschule für Musik und Theater, Hochschule für Grafik und Buchkunst, HHL
Leipzig Graduate School of Management (privat), Deutsche Hochschule für Telekommunikation Leipzig, AKAD Hochschule
für Berufstätige.
MINT-Fächergruppen bezeichnen die Studiengänge aus den Bereichen Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und
Technik.
5-9
gen, die ihre allgemeine Hochschulreife bzw. Fachhochschulreife in den alten Bundesländern und Berlin sowie im Ausland erlangten nahm hingegen stetig zu. Der Anteil der Studienanfänger/-innen, die
aus den alten Bundesländern (inkl. Berlin) nach Leipzig zuzogen, lag im WS 2013/14 bei 27,0 %, der
Anteil der Studienanfänger/-innen, die im Ausland ihre Studienberechtigung erwarben bei 25,6 %. Seit
dem WS 2011/12 lag der Anteil der Studienanfänger/-innen, die ihre Studienberechtigung in den alten
Bundesländern und Berlin sowie im Ausland erwarben bei mehr als der Hälfte (vgl. Abb. 5.3); im WS
2001/02 lag der Anteil bei nur 29,3 % (Stadt Leipzig 2012: 207). Die starke Zuwanderung liegt u. a. in
dem verstärkten Nachfragedruck durch die doppelten Abiturjahrgänge und einer damit verbundenen
Bereitschaft zur Studienaufnahme in den neuen Bundesländern begründet. Weitere Ursachen sind ein
durch den demografischen Wandel begründeter Rückgang der Personen, die ins studierfähige Alter
gekommenen sind - unterstützt durch ein intensives Hochschulmarketing und erhöhte Aufnahmekapazitäten durch den Hochschulpakt 2020.
Abb. 5.3: Studienanfänger/-innen (1. Hochschulsemester) in Leipzig nach regionaler Herkunft Wintersemester 2008/09 bis WS 2013/14
100
20,3
16,5
14,3
18,8
18,0
22,2
25,3
25,6
28,4
26,9
27,0
20,9
21,4
19,4
15,1
14,4
16,0
11,9
80
22,5
in %
60
27,1
28,0
24,9
40
22,5
22,2
20
19,7
15,7
14,5
15,0
13,5
12,0
2008/09
2009/10
2010/11
2011/12
2012/13
0
2013/14
Wintersemester
Ausland
übriges Sachsen
alte Bundesländer und Berlin
Leipzig
andere neue Bundesländer
Datenquelle: Hochschulstatistik, Statistisches Landesamt Sachsen
5.4 Studierende an Leipziger Hochschulen
Die Studierendenzahlen der Stadt Leipzig pendelten sich in den vergangenen Jahren bei rund 37.000
Studierenden10 ein. Zum Wintersemester 2013/14 studierten 37.337 junge Menschen an den sieben
Leipziger Hochschulen, 0,3 % weniger (121 Personen) als im Vorjahr. Der Rückgang betraf die AKAD
Hochschule für Berufstätige mit einem Verlust von 6,5 % sowie die Universität Leipzig mit 0,6 %. Im
Vergleich zum WS 2012/13 reduzierte sich auch die Anzahl weiblicher Studierender um 1,1 %, die Anzahl männlicher Studenten stieg hingegen um 0,5 % an. Die Entwicklung der Gesamtzahl ausländischer Studierender blieb weiterhin stabil steigend, im WS 2013/14 studierten an Leipziger Hochschu10
Bei der Gesamtzahl Studierender werden Beurlaubte und Nebenhörer/-innen nicht gezählt.
5-10
len 11,3 % Personen mit ausländischer Herkunft (insgesamt 4.207 Personen), 4,6 % mehr als noch im
Wintersemester zuvor.
Die Universität Leipzig als größte Leipziger Hochschule besuchten im WS 2013/14 26.607 Studierende. In den Jahren zuvor bewegte sich die Studierendenzahl auf ähnlichem Niveau. Die zweitgrößte
Einrichtung Leipzigs, die HTWK Leipzig, verzeichnete seit dem WS 2009/10 trotz hoher Nachfrage sinkende Zahlen, begründet durch Qualitätssicherungsmaßnahmen. Im WS 2013/14 zählte die Fachhochschule 6.185 eingeschriebene Student/-innen. Die einzige staatliche Hochschule Leipzigs, die im
Betrachtungszeitraum ein deutliches Wachstum der Studierenden verzeichnete, war die Hochschule
für Musik und Theater (+ 13,0 %). Die privaten Hochschulen der Stadt, die mehr Handlungsautonomie
bezüglich Kapazitätssenkungen bzw. -ausweitungen besitzen, verzeichneten im selben Zeitraum stärkere Anstiege. Der größte Anstieg war in der Hochschule für Telekommunikation mit einem Plus von
184,0 % zu messen. Deutliche Steigerungen gab es auch an der HHL Leipzig Graduate School of Ma nagement (+ 104,0 %).
5-11
Abb. 5.4: Verteilung der Studierenden an Leipziger Hochschulen im Wintersemester 2013/14
3,7
3,1
Universität Leipzig
2,5
Hochschule für Technik,
Wirtschaft und Kultur Leipzig
16,6
Hochschule für Musik und
Theater
Hochschule für Grafik und
Buchkunst
HHL Leipzig Graduate School
of Management (privat)
71,3
Hochschule für
Telekommunikation Leipzig
(FH)
AKAD Hochschule für
Berufstätige (private Fern-FH)
in %
Datenquelle: Hochschulstatistik, Statistisches Landesamt Sachsen
Die Verteilung der Studierenden auf die einzelnen Fächergruppen veränderte sich im Betrachtungszeitraum kaum (vgl. Abb. 5.5). Beliebteste Fächergruppe, wie auch in den Jahren zuvor, waren im WS
2013/14 die Sprach- und Kulturwissenschaften mit über 10.400 Studierenden bzw. einem Anteil an der
Gesamtstudierendenzahl von 28,6 %. Es folgten die Fächergruppen Mathematik, Naturwissenschaften
und Ingenieurwissenschaften (27,1 %) sowie Rechts-, Wirtschafts- und Sozialwissenschaften
(24,0 %). Einen gleichbleibend geringen Anteil an der Gesamtzahl hatten Veterinärmedizin (2,7 %) sowie Kunst und Kunstwissenschaft (6,5 %). Im Vergleich zum Vorjahr stieg der Anteil der Studierenden
der Fächergruppen Sport und Sprach- und Kulturwissenschaften leicht an, wohingegen die Fächergruppen Humanmedizin sowie Rechts-, Wirtschafts- und Sozialwissenschaften geringe Verluste aufwiesen.
5-12
Abb. 5.5: Studierende an Leipziger Hochschulen nach ausgewählten Fächergruppen, Wintersemester
2008/09 bis WS 2013/14
100
80
in %
60
40
10,6
10,8
10,6
12,3
12,1
12,3
14,8
14,8
15,0
15,6
16,3
16,8
7,0
6,6
6,6
6,5
6,4
6,4
8,5
8,3
8,5
8,2
8,1
7,6
23,1
26,7
26,9
24,8
24,1
23,3
3,1
3,0
2,8
2,9
3,1
30,1
27,1
26,8
27,0
27,4
27,9
2008/09
2009/10
2010/11
2011/12
2012/13
3,2
20
0
2013/14
Wintersemester
Ingenieurwissenschaften
Kunst, Kunstwissenschaft
Medizin (Human- und Zahnmedizin)
Sport
Mathematik, Naturwissenschaften
Veterinärmedizin
Rechts-, Wirtschafts- und Sozialwissenschaften
Sprach- und Kulturwissenschaften
Datenquelle: Hochschulstatistik, Statistisches Landesamt Sachsen
Der Mehrheit der Leipziger Studierenden war mit einem Anteil von 52,4 % weiblich (vgl. Abb. 5.6). Besonders in den Fächergruppen Veterinärmedizin, Humanmedizin sowie Sprach- und Kulturwissenschaften dominierten Studentinnen. Unterrepräsentiert waren sie hingegen in den Fächergruppen Mathematik, Naturwissenschaften und Ingenieurwissenschaften sowie in der Fächergruppe Sport. Im Vergleich zum Vorjahr waren mehr junge Frauen für ein Studium der Mathematik und Naturwissenschaften (+ 1,9 %), Ingenieurwissenschaften (+ 1,1 %) sowie des Sports (+ 6,0 %) eingeschrieben.
5-13
Abb. 5.6: Anteil weiblicher Studierender an Leipziger Hochschulen nach Fächergruppen, Wintersemester 2013/14
Insgesamt
52,4
Ingenieurwissenschaften
22,0
Mathematik, Naturwissenschaften
34,9
Sport
41,3
Rechts-, Wirtschafts-,
Sozialwissenschaften
54,9
Kunst, Kunstwissenschaft
58,6
Medizin (Human- und Zahnmedizin)
63,7
Sprach- und Kulturwissenschaften
67,8
Veterinärmedizin
84,4
0
20
40
60
80
100
in %
Datenquelle: Hochschulstatistik, Statistisches Landesamt Sachsen
Die regionale Herkunft Leipziger Studierender entwickelte sich analog zur regionalen Herkunft der Studienanfänger/-innen. Der Anteil an Studierenden, die ihre Hochschulzugangsberechtigung in den alten
Bundesländern (und Berlin) oder im Ausland erwarben, hat stetig zugenommen, während der Anteil
der Studierenden mit sächsischer Studienberechtigung zurückging. Waren im WS 2008/09 noch
18,7 % der Studierenden aus Leipzig, so verfügten im WS 2013/14 nur noch 14,5 % über eine in Leipzig erworbene Studienberechtigung. Ebenso nahm der Anteil derjenigen ab, die ihre Hochschulzugangsberechtigung in anderen sächsischen Kreisen oder in anderen neuen Bundesländern erzielten.
Im Vergleich zum WS 2012/13 sank der Anteil Studierender aus Leipzig um 3,9 %, aus anderen sächsischen Kreisen um 4,3 % und aus den anderen neuen Bundesländern um 4,2 %. Der Anteil Studierender aus den alten Bundesländern (inkl. Berlin) stieg mit 7,0 % deutlich. Hier zeigen sich die Auswirkungen der demografischen Schrumpfung der studierfähigen Jahrgänge der neuen Bundesländer sowie die gestiegene Studiennachfrage durch die doppelten Abiturjahrgänge. Der dadurch entstandene
Nachfragedruck, so das Bundesministerium für Bildung und Forschung, scheint die Bereitschaft zu ei nem Wechsel in die ostdeutschen Studienorte erhöht zu haben (BMBF 2014: 125).
5-14
Abb. 5.7: Studierende an Leipziger Hochschulen nach regionaler Herkunft11, Wintersemester 2008/09
bis 2013/14
100
80
17,2
31,0
9,1
9,0
9,1
9,8
10,3
20,5
21,8
24,3
26,5
28,5
28,7
28,9
28,1
27,3
26,3
in %
60
8,3
40
24,7
24,3
23,7
22,4
21,3
20,5
18,7
17,4
16,6
16,1
15,1
14,5
2008/09
2009/10
2010/11
2011/12
2012/13
2013/14
20
0
Wintersemester
Ausland
übriges Sachsen
alte Bundesländer und Berlin
Leipzig
andere neue Bundesländer
Datenquelle: Hochschulstatistik, Statistisches Landesamt Sachsen
Im WS 2013/14 waren 4.207 Studierende mit ausländischer Staatsbürgerschaft an Leipziger Hochschulen eingeschrieben, 4,6 % (+ 186 Personen) mehr als im Vorjahr, und machten einen Anteil von
11,3 % an allen Studierenden aus. Knapp die Hälfte der ausländischen Studierenden stammte aus europäischen Staaten (46,1 %), darunter waren 9,5 % aus Österreich, 5,5 % aus der Russischen Föderation, 3,7 % aus der Ukraine und 3,5 % aus Frankreich. Ein Drittel der ausländischen Studierenden besaß eine asiatische Staatsbürgerschaft (34,4 %). Besonders starke Nationalitätengruppen waren dabei
Studierende aus China (8,7 %) und Vietnam (6,8 %). Relativ geringe Anteile an der Gesamtheit ausländischer Studierender hatten wie in den Vorjahren Studierende aus Afrika, Nord-, Mittel- oder Südamerika sowie Australien und Ozeanien (vgl. Abb. 5.8). Der Anteil sowie die Herkunft ausländischer
Studierender war an den einzelnen Hochschulen Leipzigs unterschiedlich hoch. Den höchsten Anteil
verzeichnete die Leipzig Graduate School of Management mit 34,1 %, gefolgt von der Hochschule für
Musik und Theater mit 29,1 %. Die geringsten Anteile waren an der Hochschule für Telekommunikation Leipzig (3,0 %) sowie an der AKAD Hochschule für Berufstätige (5,4 %) vorzufinden. Der Frauenanteil von Studierenden mit ausländischer Staatsbürgerschaft lag im WS 2013/14 mit 50,6 % geringfügig
niedriger als bei der Gesamtheit aller Leipziger Studierenden.
11
Ort des Erwerbs der Hochschulzugangsberechtigung
5-15
Abb. 5.8: Ausländische Studierende an Leipziger Hochschulen nach Kontinenten/Staaten, Wintersemester 2013/14
0,1
6,8
8,7
24,0
EU-Staaten, andere Staaten
Frankreich
Österreich
Russische Föderation
Ukraine
18,9
3,5
Restliches Europa
Afrika
Nord- und Südamerika
Asien, andere Staaten
9,5
China
Vietnam
7,8
5,5
3,7
4,5
6,9
Australien und Ozeanien
in %
Datenquelle: Hochschulstatistik, Statistisches Landesamt Sachsen
5.5 Personal
Durch steigende Studierendenzahlen, die Reform der Studiengänge und die zunehmende Bedeutung
von Drittmitteleinwerbungen sind Hochschulen und Forschungseinrichtungen mit wachsenden Anforderungen konfrontiert, die auch einen erhöhten Personalbedarf nach sich ziehen. In den letzten Jahren
stieg deutschlandweit die Zahl der an den Hochschulen beschäftigten Personen. Auch an Leipziger
Hochschulen konnte ein Zuwachs an Personal festgestellt werden. Zum WS 2013/14 waren 14.929
Personen12 an Leipziger Hochschulen tätig, wovon 8.698 als wissenschaftliches oder künstlerisches
Personal und 6.231 als Verwaltungs-, technisches und sonstiges Personal beschäftigt waren. Insgesamt wuchs das Personal zwischen WS 2008/09 und WS 2013/14 um 44,1 %. Analog zum nationalen
Trend entfiel auch in Leipzig ein Großteil der Zunahme auf das wissenschaftliche und künstlerische
Personal (+ 82,7 %), wohingegen die Kapazitäten beim Verwaltungs-, technischen und sonstigen Personal im Betrachtungszeitraum nur geringfügig stiegen (+ 11,3 %).
12
Die angegebenen Beschäftigungszahlen berücksichtigen auch das Personal des Universitätsklinikums Leipzig und gehen
damit von einem deutlich erweiterten Begriff des Hochschulpersonals aus.
5-16
Abb. 5.9: Personal an Leipziger Hochschulen, Wintersemester 2008/09 bis 2013/14
15.000
12.500
Anzahl
5.597
5.676
4.135
4.004
5.821
3.368
5.000
2.500
6.231
5.916
10.000
7.500
6.088
1.227
1.229
1.419
3.535
3.860
4.010
4.190
4.313
4.694
2008/09
2009/10
2010/11
2011/12
2012/13
2013/14
0
Wintersemester
Verwaltungs-, technisches und sonstiges Personal*
Wissenschaftliches und künstlerisches Personal, nebenberuflich
Wissenschaftliches und künstlerisches Personal, hauptberuflich
* inklusive des Personals des Universitätsklinikums
Datenquelle: Hochschulstatistik, Statistisches Landesamt Sachsen
Der Anteil hauptberuflich Beschäftigter am wissenschaftlichen und künstlerischen Personal hat sich in
den vergangenen Jahren drastisch verändert. Waren im WS 2008/09 noch 74,2 % hauptberuflich an
Hochschulen bzw. Fachhochschulen angestellt, gab es im Studienjahr 2013/14 nur noch 54,0 % hauptberuflich Tätige. Diese Entwicklung ist vorwiegend auf eine Änderung der statistischen Erfassung zurückzuführen, die seit dem WS 2011/12 unter der Rubrik „nebenberuflich wissenschaftliches und
künstlerisches Personal“ auch studentische Hilfskräfte mitberücksichtigt. Die Steigerung der Anzahl
der hauptberuflich Beschäftigten ist maßgeblich durch den Anstieg der Drittmittelprojekte begründet.
Häufig sind Wissenschaftler/-innen projektgebunden oder in Teilzeit beschäftigt, so dass keine valide
Aussage zur Betreuungsrelation und damit verbundener Betreuungsqualität der Studierenden getroffen
werden kann. Zudem liegen keine Daten zum Personal gemessen in Vollzeitäquivalenten vor. Als unumstritten gilt jedoch, dass trotz des Ressourcenanstiegs der vergangenen Jahre weiterhin ein erhöhter Personalbedarf besteht, um die Studienbedingungen verbessern zu können. In dem vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) ins Leben gerufenen Bund-Länder-Programm „Qualitätspakt Lehre“13 werden zwischen 2011 und 2020 zwei Milliarden Euro zur Verfügung gestellt, um an
bundesweit 186 Hochschulen die Personalausstattung und die Qualifizierung des Personals zu verbessern. Darunter sind auch die Universität Leipzig, die HTWK Leipzig sowie die HMT.
5.6 Studierende als Teil der städtischen Bevölkerung
Studierende stellen in Leipzig einen beträchtlichen Anteil der Bevölkerung. Die im WS 2013/14 eingeschriebenen Studierenden machten ca. 40 % der Wohnbevölkerung im Alter zwischen 18 und 30 Jahren aus. Hierbei handelt es sich allerdings um einen Schätzwert, da nicht alle in Leipzig eingeschriebe13
Weitere Informationen zu finden unter: http://www.qualitaetspakt-lehre.de
5-17
nen Student/-innen auch einen Wohnsitz in Leipzig haben. Hilfsweise kann auch auf die kommunale
Bürgerumfrage der Stadt Leipzig zurückgegriffen werden. Für 2013 wurde ein Studierendenanteil an
der Gesamtbevölkerung von 6,9 %14 ermittelt, 1,1 Prozentpunkte mehr als noch im Jahr 2011.
In der kommunalen Bürgerumfrage finden sich zusätzlich Auskünfte über die räumliche Verteilung der
Leipziger Studierenden. Demnach waren die höchsten Anteile von Studierenden an der Bevölkerung
vorwiegend in den städtisch verdichteten südlichen, östlichen und südöstlichen Ortsteilen zu verzeichnen, auch in Abhängigkeit zu den Hochschulstandorten und studentischen Wohnheimen. Die höchsten
Anteile wurden in den Ortsteilen Neustadt-Neuschönefeld (24,4 %), Zentrum-Ost (20,9 %), Zentrum-Südost (18,4 %) und Südvorstadt (18,7 %) gemessen (vgl. Karte 5.1). Im Vergleich zu 2011 stiegen die Anteile besonders deutlich im Zentrum-Ost und Neustadt-Neuschönefeld, mindestens jede/r
fünfte/r Einwohner/-in war 2013 eingeschriebene/r Student/-in. In Anger-Crottendorf und Altlindenau
war ebenfalls ein Zuwachs festzustellen. Ortsteile wie Mockau-Süd, Liebertwolkwitz und Dölitz-Dösen
haben für Studierende an Wohnattraktivität gewonnen. Die stärksten Abnahmen gab es im Zentrum
sowie in Schleußig.
Der Lebensunterhalt der Studierenden wird überwiegend durch die elterliche Unterstützung, die Förderung durch das Bundesausbildungsförderungsgesetz (BAföG) oder geringfügig entlohnte Beschäftigungsverhältnisse finanziert. Weitere Finanzierungsquellen können auch Zuwendungen von Verwandten und Bekannten, finanzielle Rücklagen, Kredite und Stipendienprogramme sein. Laut der 20. Sozialerhebung des Deutschen Studentenwerks, deren Schwerpunkt die Analyse der sozialen und wirtschaftlichen Lage der Studierenden in Deutschland ist, standen Normalstudierenden 15 2012 durchschnittlich 864 € im Monat zur Verfügung, die sich in der Regel aus mehreren Finanzierungsquellen
zusammensetzten. Nach wie vor gab es jedoch Unterschiede zwischen den Ländern: Studierende in
Sachsen lagen im Ländervergleich mit einem arithmetischen Mittel von 756 € an vorletzter Stelle (vgl.
BMBF 2013: 236 ff.). Auch die BAföG-Förderung unterschied sich hinsichtlich der Förderquote sowie
der Höhe des Betrages. In den neuen Ländern lag die BaföG-Förderquote generell höher und w eniger
Studierende gingen einer Erwerbstätigkeit nach als im ehemaligen Bundesgebiet. In Leipzig wurden im
WS 2013/14 insgesamt 9.878 Studierende durch BAföG gefördert, darunter erhielten 41,7 % eine volle
Förderung (vgl. Abb. 5.10). Die Förderquote lag im selben Semester bei 27,0 %, d. h. mehr als jede/r
Vierte der Studierenden in Leipzig erhielt BAföG. Im Vergleich zum Vorjahr ist die Quote jedoch gesunken, im Zehnjahresvergleich sogar deutlich.
14
15
Dieser Prozentsatz weist Studierende und Schüler/-innen aus. Da die Befragung jedoch an die Altersgruppe der 18- bis 85Jährigen gerichtet ist, dürfte der Anteil an Schüler/-innen relativ gering sein, so dass hier mit dem Gesamtprozentwert argumentiert werden kann.
Dies sind Studierende, die sich im Erststudium befinden, in einem formellen Vollzeitstudiengang eingeschrieben sind, außerhalb des Elternhauses wohnen und unverheiratet sind.
5-18
Karte 5.1: Anteil Studierender an der Leipziger Gesamtbevölkerung nach Ortsteilen 2013
Datenquelle: Kommunale Bürgerumfrage 2013, Amt für Statistik und Wahlen
5-19
Abb. 5.10: Studierende mit BAföG-Förderung an Leipziger Hochschulen, Wintersemester 2008/09 bis
2013/14
7.000
32
6.000
31
5.000
30
29,8
3.000
28,8
29
29,0
28,6
28
in %
Anzahl
4.000
28,0
2.000
27
2008/09
2009/10
2010/11
2011/12
2012/13
5.759
4.119
6.078
4.052
6.595
4.217
6.139
4.266
6.354
4.253
0
6.122
1.000
4.237
27,0
26
25
2013/14
Wintersemester
voll gefördert
teilweise gefördert
Förderquote in %
Datenquelle: Studentenwerk Leipzig, Amt für Statistik und Wahlen
Studentische Ausgaben unterscheiden sich von den typischen Lebenshaltungskosten anderer Bevölkerungsgruppen bspw. durch spezielle Wohnsituationen oder auch Besonderheiten der Krankenversicherung. Laut den Ergebnissen der 20. Sozialerhebung beliefen sich die erfassten Ausgaben 16 2012
deutschlandweit auf durchschnittlich 794 € im Monat. Stärkste Belastung stellte dabei die Miete inklusive der Nebenkosten mit einem Mittel von monatlich 298 € dar. Die Mietausgaben variierten allerdings
nach regionalen Bedingungen des Hochschulstandortes. In Leipzig hatten Studierende durchschnittlich
251 € monatliche Mietausgaben (BMBF 2013: 266), wobei die Mietkosten nach Wohnungsform unterschiedlich ausfielen. Eine besondere Bedeutung hinsichtlich der Bereitstellung günstigen Wohnraums
nehmen die Wohnheime des Studentenwerks ein. Im WS 2013/14 gab es in Leipzig 42 Wohnheime
mit insgesamt 5.179 Plätzen. Rein rechnerisch stand für 7,2 Studierende ein Wohnheimplatz zur Verfügung. Diese Relation hat sich in den vergangenen Jahren nur leicht verschlechtert: im WS 2002/03
lag die Versorgungsquote bei 1:7,0.
5.7 Absolvent/-innen
Im Prüfungsjahr 2013 legten an Leipziger Hochschulen insgesamt 7.568 Studierende ihre Abschlussprüfung ab, 41,2 % mehr als im Jahr 2008 (vgl. Abb. 5.11). Im Zeitraum von 2008 bis 2011 stieg die
Anzahl der Abschlüsse kontinuierlich an und erreichte 2011 mit 7.630 Abschlüssen einen Höchstwert.
Im Folgejahr sank die Anzahl wieder, 2013 konnte der Wert von 2011 trotz erneuten Anstiegs nicht
wieder erreicht werden. Absolventinnen waren wie auch in den Jahren zuvor in der Überzahl, 56,5 %
16
Erfasst wurden folgende Ausgabepositionen: Miete einschließlich Nebenkosten, Ernährung, Kleidung, Lernmittel, laufende
Ausgaben für Auto, öffentliche Verkehrsmittel, eigene Krankenversicherung sowie Arztkosten und Medikamente, Telefon,
Internet, Rundfunk- und Fernsehgebühren, Porto, Freizeit, Kultur und Sport.
5-20
der im Prüfungsjahr 2013 bestandenen Abschlüsse erhielten Frauen. Absolvent/-innen mit ausländischer Staatsangehörigkeit machten im selbem Jahr 7,8 % aus, ihr Anteil stieg seit 2008 ebenfalls stetig an.
Abb. 5.11: Absolvent/-innen an Leipziger Hochschulen nach Art des Abschlusses, 2008 bis 2013
8.000
302
501
6.000
Anzahl
292
479
4.000
2.000
294
512
251
471
1.517
235
476
309
511
1.601
1.709
5.307
4.962
5.039
03.07.1905
04.07.1905
05.07.1905
1.451
1.285
1.151
3.438
4.211
4.825
0
30.06.1905
01.07.1905
02.07.1905
Jahr
künstlerischer/sonstiger Abschluss
universitärer Abschluss (inklusive Lehramt)
Promotion
Fachhochschulabschluss
Datenquelle: Hochschulstatistik, Statistisches Landesamt Sachsen
Häufigste Abschlüsse waren im Prüfungsjahr 2013 mit 66,6 % die universitären Abschlüsse (inklusive
Lehramt), gefolgt von den Fachhochschulabschlüssen (22,6 %). Ein kontinuierlicher Anstieg war bei
den Fachhochschulabschlüssen festzustellen, wohingegen die Anzahl der universitären Abschlüsse
nach einem Zwischenhoch im Jahr 2011 wieder sank. Künstlerische/sonstige Abschlüsse 17 sowie Promotionen verblieben im selbem Zeitraum auf gleichbleibendem Niveau.
Differenziert nach Geschlechtern betrachtet erzielten Absolventen seltener einen universitären Abschluss (56,7 %) als Absolventinnen (74,2 %), wohingegen Fachhochschulabschlüsse männlich dominiert waren. Nur 15,4 % aller Absolventinnen beendeten ein Fachhochschulstudium.
Künstlerische/sonstige Abschlüsse wiesen eine annähernd gleiche Verteilung der Geschlechter auf,
bei Promotionen überwogen Männer geringfügig. Studierende mit ausländischer Herkunft erzielten anteilig häufiger künstlerische/sonstige Abschlüsse als Studierende mit deutscher Staatsangehörigkeit,
deutlich seltener beendeten sie ein Lehramtsstudium. Der Anteil an universitären Abschlüssen (ohne
Lehramt), Fachhochschulabschlüssen und Promotionen war hingegen ähnlich verteilt wie bei Studierenden mit deutscher Herkunft.
Bachelor- und Masterabschlüsse haben in den vergangenen Jahren zunehmend an Bedeutung gewonnen. Im Jahr 2013 waren 64,8 % aller universitären Abschlüsse (ohne Lehramt) und 80,9 % aller
verliehenen Fachhochschulabschlüsse Bachelor- bzw. Mastergrade. Insgesamt erzielten 2.611 Absolvent/-innen einen Bachelorabschluss und 1.339 einen Masterabschluss. Auch bei der Lehramtsausbil17
Zu künstlerischen/sonstigen Abschlüssen zählen Folgende: Bühnen-/Konzert-/Opernreifeprüfung, Diplom (KH), Kirchenmusikprüfung A und B, Kunstpädagogische Prüfung, Meisterschüler/-innen, Solistenprüfung, sonstiger künstlerischer Abschluss (Statisches Landesamt Sachsen).
5-21
dung wurde die Studienstrukturreform erfolgreich umgesetzt: 85,5 % der Lehramtsabsolvent/-innen erhielten einen Bachelor- bzw. Masterabschluss.
Abb. 5.12: Anteil der Absolvent/-innen an ausgewählten Fächergruppen in Leipzig, Sachsen und
Deutschland, Prüfungsjahr 2013
Deutschland
18,0
Sachsen
18,7
Leipzig
15,3
27,2
27,5
0
17,0
32,0
3,3
20
22,9
40
5,9
5,8
16,3
19,5
5,3
24,0
8,1
60
3,9
12,4
7,3
80
Sonstige
Kunst, Kunstw issenschaft
Ingenieurw issenschaften
Veterinärmedizin
Humanmedizin/Gesundheitsw issenschaften
Mathematik/Naturw issenschaften
Rechts-, Wirtschafts- und Sozialw issenschaften
Sport
100
in %
Sprach- und Kulturw issenschaften
Datenquellen: Hochschulstatistik, Statistisches Landesamt Sachsen; Statistisches Bundesamt
Bei Aufschlüsselung der Absolvent/-innen nach Fächergruppen waren an Leipziger Hochschulen im
Jahr 2013 die Sprach- und Kulturwissenschaften am stärksten vertreten, gefolgt von den Rechts-,
Wirtschafts- und Sozialwissenschaften. Drittstärkste Fächergruppe waren Mathematik/Naturwissenschaften. Ein Vergleich der Absolventenanteile an den größten Fächergruppen zwischen der lokalen,
Landes- und Bundesebene verdeutlicht die starke Position der Leipziger Hochschulen im Bereich der
Sprach- und Kulturwissenschaften. Mit einem Anteil von 27,5 % machten diese mehr als ein Viertel der
bestandenen Prüfungen aus und lagen damit weit über dem Bundes- und Landesdurchschnitt. Unterdurchschnittlich waren hingegen bestandene Prüfungen der Rechts-, Wirtschafts- und Sozialwissenschaften. Die Fächergruppe Mathematik und Naturwissenschaften fiel (relativ) gleichwertig auf allen
drei Betrachtungsebenen aus. Die starke Position Sachsens in den Ingenieurwissenschaften zeigt sich
an dem überdurchschnittlichen Anteil der Absolvent/-innen auf Landesebene, während Leipzig hier vergleichsweise geringe Anteile aufwies. Demgegenüber lagen die Anteile der Absolvent/-innen der Humanmedizin/Gesundheitswissenschaft, der Veterinärmedizin18 sowie der Kunst/Kunstwissenschaft höher als auf Bundes- oder Landesebene (vgl. Abb. 5.12).
Im Verlauf der letzten fünf Jahre zeigten sich an den Leipziger Hochschulen trotz gestiegener Studierenden- und damit auch Absolventenzahlen in der Fächerstruktur nur leichte Verschiebungen. Bereits
2008 waren Sprach- und Kulturwissenschaften die am stärksten vertretene Fächergruppe. Auf ebenfalls gleichem Niveau lagen die Fächergruppen Mathematik/Naturwissenschaften, Ingenieurwissenschaften und Kunst/Kunstwissenschaft. Veränderungen zeigten sich nur in den Fächergruppen der Humanmedizin/Gesundheitswissenschaften und den Rechts-, Wirtschafts- und Sozialwissenschaften. So
18
Veterinärmedizin wird in Deutschland an nur fünf Standorten angeboten.
5-22
nahm der Anteil an Absolvent/-innen der Humanmedizin/Gesundheitswissenschaften im Fünfjahreszeitraum geringfügig ab, wohingegen der Anteil an Absolvent/-innen der Rechts-, Wirtschafts- und Sozialwissenschaften leicht zunahm. Auch die Absolventenzahl in der Fächergruppe Sport erlebte einen
leichten Zuwachs. Demgegenüber sank die relative und trotz gestiegener Studierendenzahlen auch die
absolute Absolventenzahl der Veterinärmedizin (vgl. Abb. 5.13). Eine geschlechtsspezifische Betrachtung offenbart auch hier große Unterschiede: Frauen beendeten am häufigsten ein Studium der
Sprach- und Kulturwissenschaften (36,0 %), am zweithäufigsten das der Rechts-, Wirtschaft und Sozialwissenschaften (23,5 %), wohingegen Männer mit einem Anteil von 43,1 % (Frauen: 17,1 %) in
MINT-Fächergruppen (inkl. der Ingenieurwissenschaften) einen Abschluss erwarben. Einen hohen Anteil an diesen Fächergruppen wiesen auch Studierende mit ausländischer Staatsangehörigkeit auf
(29,3 %). Am zweithäufigsten absolvierten ausländische Studierende Studiengänge der Rechts-, Wirtschafts- und Sozialwissenschaften (25,7 %). Überproportional häufig erzielten sie zudem einen künstlerischen/sonstigen Abschluss. Hier stellen Absolvent/-innen mit ausländischer Herkunft mehr als ein
Fünftel aller Absolvent/-innen.
Abb. 5.13: Absolvent/-innen an Leipziger Hochschulen nach Fächergruppen, 2008 bis 2013
100
80
7,4
7,8
7,4
6,6
12,7
11,6
3,5
2,8
10,1
11,2
2,6
8,0
11,2
16,4
16,0
in %
60
40
7,1
7,3
9,4
2,4
8,8
12,8
12,4
2,4
8,5
2,1
8,1
15,7
16,5
13,8
16,3
23,9
23,0
22,7
22,9
3,5
3,9
3,6
3,3
19,5
22,8
2,6
3,0
26,8
25,8
27,7
29,4
29,0
27,5
2008
2009
2010
2011
2012
2013
20
0
Kunst, Kunstwissenschaft
Veterinärmedizin
Mathematik/Naturwissenschaften
Sport
Jahr
Ingenieurwissenschaften
Humanmedizin/Gesundheitswissenschaften
Rechts-, Wirtschafts- und Sozialwissenschaften
Sprach- und Kulturwissenschaften
Datenquelle: Hochschulstatistik, Statistisches Landesamt Sachsen
Hochschulabsolvent/-innen waren in der Vergangenheit in Deutschland am wenigsten von Arbeitslosigkeit bedroht. Trotz des starken Anstiegs der Absolventenzahl in den letzten Jahren hat sich die Arbeitslosenzahl von Hochschulabsolvent/-innen kaum verändert. 2012 lag die qualifikationsspezifische Arbeitslosenquote der Akademiker/-innen bundesweit bei 2,5 %, in den neuen Bundesländern bei 4,1 %
(IAB 2013: 3). Allerdings folgt nach Abschluss des Studiums oftmals eine Übergangszeit, die je nach
fachspezifischer Arbeitsmarktsituation unterschiedlich lang andauern kann. In den Geistes-, Kulturund Sozialwissenschaften ist diese Phase im Vergleich am längsten. Laut der sächsischen Absolven tenstudie ging die Mehrheit der Absolvent/-innen innerhalb des ersten Jahres in eine Erwerbstätigkeit
oder Weiterqualifizierung über, durchschnittlich 4,5 Monate suchten die sächsischen Absolvent/-innen
bis zum Antritt einer ersten Erwerbstätigkeit (Lenz et al. 2010: 89 f.). Die vergleichsweise hohe Arbeits-
5-23
losigkeit direkt nach Abschluss des Studiums sank innerhalb eines Jahres auf das für Akademiker/-innen typisch niedrige Niveau von 4 % (ebd.: 83). Nach einem halben Jahr wiesen die Absolvent/-innen
der Ingenieurwissenschaften und der Medizin den geringsten Arbeitslosenanteil auf, Absolvent/-innen
der Sprach- und Kulturwissenschaften sowie der Mathematik und Naturwissenschaften benötigten für
den Übergang in eine Erwerbstätigkeit mehr Zeit (ebd.: 90).
Die Frage nach dem regionalen Verbleib der Studierenden lässt sich nicht beantworten, da dieser von
komplexen Entscheidungsprozessen abhängt, die Faktoren wie den Arbeitskräftebedarf sowie die Einkommens- und Karriereaussichten vor Ort, familiäre Bindungen und individuelle Vorlieben beinhalten
können. Laut sächsischer Absolventenstudie sind viele Absolvent/-innen für die Aufnahme einer Erwerbstätigkeit zu regionaler Mobilität bereit, als Zielregionen nennen 32 % der Befragten Sachsen, weitere 47 % bewarben sich deutschlandweit und 21 % zogen auch das Ausland in Betracht (ebd.: 176).
Retrospektiv betrachtet fanden mehr als die Hälfte der Befragten (57 %) eine Anstellung in Sachsen,
10 % nahmen eine Erwerbstätigkeit in einem anderen neuen Bundesland auf, 27 % in den alten Bundesländern und 6 % waren nach einem Studienabschluss in Sachsen im Ausland tätig (ebd.: 183).
Über den regionalen Verbleib von Leipziger Absolvent/-innen liegen keine Daten vor.
Um den Übergang in das Berufsleben zu erleichtern bestehen an den beiden größten staatlichen Leipziger Hochschulen sowie an zwei privaten Hochschulen Einrichtungen 19 wie das Career Center bzw.
das Career Office, die Beratungs- und Qualifizierungsangebote vorhalten, um Studierende beim Einstieg in die Arbeitswelt unterstützen. Sie verstehen sich als Bindeglied, fungieren als zentrale Ansprechpartner für Studierende und Unternehmen und bieten Informations-, Beratungs- und Qualifizierungsangebote an. Bis 2011 stieg die Zahl an Veranstaltungen und Beratungen an der Universität
Leipzig und der HTWK Leipzig stetig an. Durch auslaufende (Projekt-) Förderungen sank die Zahl der
Angebote in den vergangenen Jahren jedoch wieder. Das Career Center der Universität Leipzig verzeichnete 2013 90 Veranstaltungen zur beruflichen Orientierung bzw. Qualifizierung 20 (2011: 109 Veranstaltungen), die von ca. 1.600 Studierenden besucht wurden (2011: ca. 2.500 Studierende). Das
Career Office der HTWK Leipzig berichtet über eine ähnliche Entwicklung. Nahmen 2011 noch 706
Studierende an 80 Veranstaltungen teil, so waren es 2013 nur 451 Studierende in 52 Veranstaltungen.
Weitere Initiativen und Projekte, die den Übergang in das Erwerbsleben unterstützen, sind u. a. die
Selbstmanagementinitiative SMILE (Selbst Management Initiative LEipzig), die seit 2007 Studierende,
Absolvent/-innen und wissenschaftliche Mitarbeiter/-innen fächer- und hochschulübergreifend auf ihrem Weg in die berufliche Selbstständigkeit unterstützt sowie die studentischen Unternehmensberatungen campus inform e.V. (Universität Leipzig) und ConsulTeam e.V. (HTWK Leipzig).
5.8 Fazit
Am Hochschulstandort Leipzig besteht eine Vielzahl an Studien- und Forschungsmöglichkeiten. Darüber hinaus sind Hochschulen und Forschungseinrichtungen wichtige Arbeitgeber und beeinflussen
die Bevölkerungsstruktur durch Zuwanderungsgewinne im Bereich der hochqualifizierten Bevölkerung.
Die kulturellen und kreativen, intellektuellen und ökonomischen Potenziale der Leipziger Hochschulund Forschungsinfrastruktur werden durch das entsprechende Fachkonzept im Rahmen der Integrierten Stadtentwicklungsplanung (SEKo) der Stadt Leipzig aufgezeigt.
Neben dem klassischen Direktstudium werden an den Leipziger Hochschulen, wenn auch häufig ge bührenfinanziert, berufsbegleitende Studiengänge bzw. Aufbaustudiengänge vorgehalten und ermöglichen so eine Weiterbildung auch während der Erwerbsphase. Die Hochschulen haben damit den veränderten Anforderungen des Arbeitsmarktes und dem Bedarf an spezialisierten Fachkräften Rechnung
19
20
Universität Leipzig, HTWK Leipzig, Hochschule für Telekommunikation Leipzig, HHL Leipzig Graduate School of Management
Die Veranstaltungen zur beruflichen Orientierung beinhalten Workshops zu außercurricularen Schlüsselqualifikationen und
überfachlichen Zusatzqualifikationen sowie Vorträge zur beruflichen Orientierung und zum Berufseinstieg.
5-24
getragen. Allerdings ist das Angebotsspektrum der berufsbegleitenden Studiengänge fachlich eingeschränkt; zumeist werden Studiengänge der Ökonomie und des Managements angeboten. Unterschiede sind auch nach Trägerschaft der Hochschulen erkennbar: Staatliche Hochschulen zeigten im Weiterbildungssektor noch keine klare Fokussierung, wohingegen private Hochschulen sich fast ausschließlich auf kostenpflichtige berufsbegleitende Studienangebote konzentrieren.
Trotz prognostiziertem Rückgang der Studierendenzahlen aufgrund des demografischen Wandels im
mitteldeutschen Einzugsgebiet verblieb die Anzahl der Studienanfänger/-innen und Studierenden an
den Leipziger Hochschulen auf gleichbleibendem Niveau. Gründe liegen hierfür in einem deutlichen
Wandel der regionalen Herkunft der Studienanfänger/-innen und Studierenden. Der Anteil derer, die
ihre Studienberechtigung in Sachsen (inkl. Leipzig) oder in den neuen Bundesländern erwarben, nahm
stetig ab, wohingegen die Anzahl derjenigen zunahm, die ihre allgemeine Hochschulreife bzw. Fach hochschulreife in den alten Bundesländern und Berlin sowie im Ausland erlangten. Der Anteil der Studierenden mit ausländischer Staatsbürgerschaft stieg in den vergangenen Jahren enorm und verdeutlicht die internationale Wettbewerbsfähigkeit des Standorts. Eine Analyse der Studierenden nach einzelnen Fächergruppen zeigt, dass MINT-Fächergruppen an Attraktivität gewonnen haben. Beliebteste
Fächergruppe blieb jedoch die der Sprach- und Kulturwissenschaften. Die geschlechtsspezifische Betrachtung der Studienwahl lässt erkennen, dass weibliche Studierende weiterhin überdurchschnittlich
oft einen Studienplatz in den Geistes-, Sozial- und Kulturwissenschaften wählen, während Männer sich
mehr naturwissenschaftlichen Fächern zuwenden. Um die Geschlechterrelationen zu verbessern, sollten alle Möglichkeiten zur geschlechtersensiblen Berufs- und Studienorientierung genutzt werden.
Die gestiegenen Absolventenzahlen an den Leipziger Hochschulen zeichnen die bundesweite Entwicklung nach. Das starke Wachstum der Absolvent/-innen setzte sich als Folge der Expansion der gestiegenen Studiennachfrage fort. In der Fächerstruktur zeigte sich im Bundes- und Landesvergleich die
starke Position der Leipziger Hochschulen in den Sprach- und Kulturwissenschaften. Die sächsische
Absolventenstudie kam zu dem Ergebnis, dass sich der Übergang in das Erwerbsleben je nach Fächergruppe und Studienabschluss unterschiedlich gestalten und der regionale Verbleib von verschiedensten Faktoren abhängen kann. Studiengänge mit geringer Berufsorientierung bieten prinzipiell
schlechtere Anschlussmöglichkeiten. Umso wichtiger sind Einrichtungen an den Hochschulen, die Studierende bei dem Übergang in das Erwerbsleben unterstützen. Die Aktivitäten der Career Services, sei
es durch Veranstaltungen zur beruflichen Orientierung bzw. Qualifizierung oder durch individuelle Beratungsgespräche, scheinen vor diesem Hintergrund unverzichtbar. Um ein bedarfsgerechtes Angebotsspektrum bereitstellen zu können, sollten diese Einrichtungen stärker gefördert und die notwendigen Ressourcen zugeführt werden.
Literatur
Bundesministerium für Bildung und Forschung (Hrsg.) (2013): Die wirtschaftliche und soziale Lage der
Studierenden in Deutschland 2012. 20. Sozialerhebung des deutschen Studentenwerks, durchgeführt durch das HIS-Institut für Hochschulforschung. Berlin.
Autorengruppe Bildungsberichterstattung (Hrsg.) (2012): Bildung in Deutschland 2012. Ein indikatorengestützter Bericht mit einer Analyse zur kulturellen Bildung im Lebenslauf. Bielefeld.
Autorengruppe Bildungsberichterstattung (Hrsg.) (2014): Bildung in Deutschland 2014. Ein indikatorengestützter Bericht mit einer Analyse zur Bildung von Menschen mit Behinderungen. Bielefeld.
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Lenz, K., Wolter, A., Reiche, C., Fuhrmann, M., Frohweiser, D., Otto, M., Pelz, R. & Vodel, S. (2010):
Studium und Berufseinstieg – Ergebnisse der ersten sächsischen Absolventenstudie. Technische
Universität Dresden, Sächsisches Kompetenzzentrum für Bildungs- und Hochschulplanung (Hrsg.).
Dresden.
Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst (Hrsg.) (2011): Der sächsische Hochschul-entwicklungsplan bis 2020. Leitlinien und Instrumente für eine zukunftsfähige Entwicklung der sächsischen
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Stadtentwicklungskonzept Leipzig 2020. Fachkonzept Hochschulen und Forschungseinrichtungen.
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Stadt Leipzig, Der Oberbürgermeister, Amt für Jugend, Familie und Bildung (Hrsg.) (2010): Bildungsreport Leipzig 2010. Leipzig.
Stadt Leipzig, Der Oberbürgermeister, Amt für Jugend, Familie und Bildung (Hrsg.) (2012): Bildungsreport Leipzig 2012. Leipzig.
Wissenschaftsrat (Hrsg.) (2006): Empfehlungen zum arbeitsmarkt- und demografiegerechten Ausbau
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5-26
Kapitel 6:
Weiterbildung
Stand: 13.02.15
Dezernat Jugend, Soziales, Gesundheit und Schule
Amt für Jugend, Familie und Bildung
Inhaltsverzeichnis
Tabellenverzeichnis
2
Abbildungsverzeichnis
2
Exkursverzeichnis
3
6.1
Einleitung
4
6.2
Schulische Weiterbildung – Der zweite Bildungsweg
4
6.3
Allgemeine Weiterbildung an der Volkshochschule Leipzig
7
6.4
Struktur
7
Angebotsstruktur und Nutzung
7
Teilnehmerstruktur
9
Angebote im Bereich formale Qualifikation
11
Personal und Finanzierung
12
Angebote für besondere Zielgruppen
12
Berufliche Weiterbildung
13
Berufliche Weiterbildung an Fachschulen
13
Weiterbildung und Meisterkurse der Industrie- und Handelskammer zu Leipzig
sowie der Handwerkskammer zu Leipzig
15
Berufliche Rehabilitation
17
6.5
Förderung der beruflichen Weiterbildung durch die Agentur für Arbeit
18
6.6
Kommunale Leipziger Bildungsberatung
19
6.7
Fazit
21
Literatur
22
Abbildungsverzeichnis
Abb. 6.1: Schülerzahlen an Schulen des zweiten Bildungsweges 2008/09 bis 2013/14
5
Abb. 6.2: Schulabschlüsse an den Schulen des zweiten Bildungswegs von 2008 bis 2013
6
Abb. 6.3: Kurse und Lehrgänge und Belegungen an der VHS Leipzig 2008 bis 2013
8
Abb. 6.4: Verteilung der Kursbelegungen nach Programmbereichen an der VHS Leipzig 2008 bis 2013
9
Abb. 6.5: Kursbelegung nach Programmbereichen und Geschlecht an der VHS Leipzig 2013
10
Abb. 6.6: Belegung der Programmbereiche nach Altersgruppen an der VHS 2013
11
Abb. 6.7: Teilnehmer/-innen an Zertifikatskursen an der VHS Leipzig 2008 bis 2013
12
6-2
Abb. 6.8: Schülerzahlen an Fachschulen der berufsbildenden Schulen nach Trägerschaft in den Schuljahren 2008/09 bis 2013/14
14
Abb. 6.9: Abgänger/-innen an Fachschulen von 2008 bis 2013
15
Abb. 6.10: Bestandene Fortbildungsprüfungen, Ausbildereignungsprüfungen und Meisterprüfungen der
IHK zu Leipzig von 2008 bis 2013
16
Abb. 6.11: Bestandene Fortbildungsprüfungen, Ausbildereignungsprüfungen und Meisterprüfungen der
HWK zu Leipzig von 2008 bis 2013
17
Abb. 6.12: Förderung beruflicher Weiterbildung durch die Bundesagentur für Arbeit in Leipzig und
Sachsen, 2008 bis 2013
19
Abb. 6.13: Beratungsschwerpunkte der Leipziger Bildungsberatung 2011 bis 2013
20
Exkursverzeichnis
Exkurs 6.A: Die Arbeit des Berufsförderwerks Leipzig (BFW Leipzig)..................................................18
6-3
6.1 Einleitung
In Zeiten des demografischen Wandels und einer beschleunigten Veränderung von Wissensbeständen und deren Verfügbarkeit ist eine Anpassung der individuellen Fähigkeiten und Fertigkeiten an die
neuen Rahmenbedingungen für viele Bürger/-innen eine Voraussetzung für eine erfolgreiche Erwerbsbiografie. Schwerpunkt des Kapitels ist es, einen Überblick über Weiterbildungsaktivitäten, die Struktur
der Teilnehmer/-innen und deren Bildungserträge zu generieren. Weiterbildung wird in diesem Zusammenhang als die Fortsetzung oder Wiederaufnahme organisierten Lernens nach Abschluss einer ersten Bildungsphase und nach Aufnahme einer Erwerbstätigkeit oder nach einer Familienphase verstanden. Weiterbildung umfasst alle Lernprozesse, in denen Erwachsene ihre Fähigkeiten entfalten, ihr
Wissen erweitern bzw. ihre fachlichen und beruflichen Qualifikationen verbessern oder neu ausrichten.
Der Begriff der Weiterbildung wird in diesem Kapitel weit gefasst und beinhaltet neben der für die Wirtschaftskraft einer Region bedeutenden beruflichen Weiterbildung auch die allgemeine Weiterbildung
und Aussagen zu den Schulen des zweiten Bildungswegs. Die Übergänge zwischen den verschiedenen Bereichen der Weiterbildung – besonders zwischen beruflicher und allgemeiner Weiterbildung –
sind oftmals fließend.
Für das Jahr 2012 ermittelte der Adult Education Survey (AES) die höchste Teilnahmequote an Weiterbildungen seit Bestehen des Instrumentariums 1979. Die bundesweite Quote betrug 49 % und lag in
den neuen Bundesländern mit 53 % etwas höher (BMBF 2013: 6). In der Stadt Leipzig – wie auch im
gesamten Bundesgebiet – ist der Weiterbildungsmarkt durch eine Vielzahl von Anbietern sehr unterschiedlicher Größenordnung und Struktur geprägt. Neben den öffentlichen Trägern engagieren sich
auch gesellschaftliche Großgruppen (Kirchen, Parteien, Gewerkschaften, Arbeitgeberverbände, Berufsverbände, Organisationen der Wohlfahrtspflege) im Weiterbildungsbereich. In den letzten Jahrzehnten sind zudem verstärkt private Träger hinzugekommen. Private, kommerzielle oder gemeinnützige Einrichtungen stellen etwa die Hälfte der Weiterbildungsanbieter. In den neuen Bundesländern
sind es sogar bis zu zwei Drittel (Dietrich/Schade 2008: 2). Eine weitere große Anbietergruppe sind die
Volkshochschulen (VHS). Es folgen berufliche Schulen und (Fach-)Hochschulen sowie Einrichtungen
von Verbänden, Kirchen und Gewerkschaften. Die Pluralität der Träger, gesetzliche Zuständigkeiten
und Regelungen, die inhaltliche Notwendigkeit von Weiterbildung sowie sich mitunter widersprechende
Förderkriterien und -bestimmungen finden ihre Entsprechung in einer zerklüftet wirkenden Weiterbildungsstatistik. Es fehlt eine Gesamtübersicht.
Das Kapitel Weiterbildung beginnt mit Angaben zur schulischen Weiterbildung in den Institutionen des
zweiten Bildungswegs. Hierbei spielen Schülerzahlen, die Struktur der Teilnehmer/-innen und Abschlüsse eine Rolle. Anschließend wird die Volkshochschule (VHS) als ein großer Weiterbildungsanbieter in Leipzig beleuchtet. Anschließend wird der Fokus auf die berufliche Weiterbildung mit den
Schwerpunkten Fachschulen sowie Meisterausbildungen und weiteren Weiterbildungsmöglichkeiten
der Kammern gelegt. Es folgen Kapitel zur Förderung der beruflichen Weiterbildung und zur Leipziger
Bildungsberatung. Ein Überblick über die Möglichkeiten des berufsbegleitenden Studiums und der wissenschaftlichen Weiterbildung (z. B. in Form des Seniorenstudiums) wird im Kapitel 5 – Hochschulen
gegeben.
6.2 Schulische Weiterbildung – Der zweite Bildungsweg
Der zweite Bildungsweg bietet Erwachsenen die Möglichkeit, Abschlüsse der allgemeinbildenden
Schulen nachzuholen. An der Abendoberschule können die Schüler/-innen im Abendunterricht (qualifizierende) Hauptschul- bzw. Realschulabschlüsse erwerben, am Abendgymnasium die allgemeine
Hochschulreife. Eine weitere Möglichkeit diese zu erlangen, bietet das Leipzig-Kolleg an. Die drei Insti6-4
tutionen des zweiten Bildungsweges wiesen mit 782 Schüler/-innen im Vergleich zum Vorjahr eine
leicht geringe Schülerzahl auf (- 21 Personen). Seit geraumer Zeit bewegte sich die Schülerzahl mit
kleinen Schwankungen um einen Wert von 800 (vgl. Abb. 6.1). Dies ist in erster Linie auf Kapazitätsgründe zurückzuführen. Knapp die Hälfte der Schüler/-innen besuchte das Leipzig-Kolleg und etwas
weniger als 30 % die Abendoberschule. Am Abendgymnasium wurde im betrachteten Zeitraum zwischen einem Viertel und einem Fünftel der Schüler/-innen unterrichtet. Diese Größenverhältnisse blieben über die Jahre weitestgehend stabil.
Im Geschlechterverhältnis zeigte sich im Schuljahr 2013/14 mit 59,6 % ein deutliches Übergewicht der
Schüler. Je nach Bildungseinrichtung war diese Ausprägung stärker oder schwächer ausgeprägt. Am
deutlichsten fiel es mit 62,3 % an der Abendoberschule aus, auch das Leipzig-Kolleg hatte mit 62,0 %
einen ähnliches Verhältnis vorzuweisen. Beim Abendgymnasium war das Geschlechterverhältnis mit
einem Männeranteil von 50,6 % am ausgeglichensten. Im Vergleich zum letzten Berichtsjahr ist der
deutlich erhöhte Männeranteil am Leipzig-Kolleg hervorzuheben. Dieser steigerte sich sukzessive von
49,8 % 2009/10 über 54,8 % 2011/12 und 58,4 % 2012/13. Der Anteil der Schüler/-innen mit Migrationshintergrund im zweiten Bildungsweg lag 2013/14 bei 10,7 %. Nachdem er zwischen 2009/10 bis
2012/13 kontinuierlich wuchs und sich auf 13,9 % verdoppelte, war nun erstmals ein Rückgang zu verzeichnen. Innerhalb der drei Einrichtungen existierten diesbezüglich erhebliche Differenzen: Den
höchsten Anteil wies mit 20,2 % die Abendoberschule auf. Das Leipzig-Kolleg hatte einen Anteil von
7,0 % und das Abendgymnasium 6,5 %. Das Geschlechterverhältnis unter den Teilnehmer/-innen mit
Migrationshintergrund ähnelte dem der Gesamtschülerschaft.
Die Zusammensetzung der Schülerschaft machte erneut deutlich, dass insbesondere jene Personen,
die im allgemeinbildenden Schulsystem häufiger scheitern – namentlich Jungen und Schüler/-innen mit
Migrationshintergrund – verstärkt die Möglichkeiten des zweiten Bildungsweges nutzen, um Schulabschlüsse nachzuholen.
Abb. 6.1: Schülerzahlen an Schulen des zweiten Bildungsweges 2008/09 bis 2013/14
900
217
236
235
224
228
191
186
200
183
164
368
380
386
400
411
384
2008/09
2009/10
2010/11
2011/12
2012/13
2013/14
228
Anzahl
600
170
300
0
Schuljahr
Leipzig-Kolleg
Abendgymnasium
Abendoberschule
Datenquelle: Amtliche Schulstatistik, Statistisches Landesamt
6-5
In den vergangenen fünf Jahren verließen jährlich zwischen 150 und 200 Absolvent/-innen die Schulen
des zweiten Bildungswegs. 2013 wurden insgesamt 166 allgemeinbildende Abschlüsse vergeben. Mit
60,2 % (100 Schüler/-innen) entfiel dabei ein Großteil auf die allgemeine Hochschulreife. Weitere 49
Schüler/-innen (29,5 %) erhielten einen Realschulabschluss und 10,2 % verließen die Schulen mit einem Hauptschulabschluss. Diese interne Größenordnung wurde seit 2008 mit leichten Abweichungen
stets beibehalten (vgl. Abb. 6.2). Frauen stellten 2013 wie in der gesamten Zusammensetzung der
Schülerschaft mit 44,6 % etwas weniger als die Hälfte aller Absolvent/-innen. Während sie mit 52,9 %
an den Hauptschulabschlüssen mehrheitlich vertreten waren, stellten sie mit 46,9 % an den Realschulabschlüssen und 42,0 % an den allgemeinen Hochschulreifen die Minderheit.
2013 hatten lediglich sechs Abgänger/-innen einen Migrationshintergrund, das entsprach einem Anteil
von 3,6 %. 2011 (zwölf Abgänger/-innen; 6,9 %) und 2012 (20 Personen; 10,2 %) war die jeweilige Anzahl der Abgänger/-innen deutlich höher und auch besser an die Zusammensetzung der Schülerschaft
angepasst. 2013 stellten sie 11,8 % der Hauptschulabschlüsse. Dieser hohe Anteil war auch in den
letzten Jahren vorhanden (2011: 11,1 %; 2012: 18,2 %). 2013 erlangte kein/-e Schüler/-in mit Migrationshintergrund einen Realschulabschluss und vier legten die Prüfung zur allgemeinen Hochschulreife
erfolgreich ab (4,0 %).
Abb. 6.2: Schulabschlüsse an den Schulen des zweiten Bildungswegs von 2008 bis 2013
200
22
150
52
22
18
48
17
18
45
17
65
49
Anzahl
60
100
123
122
50
110
110
2011
2012
85
100
0
2008
2009
(qualifizierender) Hauptschulabschluss
2010
Realschulabschluss
2013 Jahr
Allgemeine Hochschulreife
Datenquelle: Amtliche Schulstatistik, Statistisches Landesamt
Die Tatsache, dass Schüler/-innen mit Migrationshintergrund bei relativ hoher Beteiligung in den Bildungsgängen nur geringe Anteile bei den Schulabschlüssen stellten, lenkt den Blick auf die Gegenüberstellung der Schülerzahlen in den jeweiligen Abschlussjahrgängen mit den tatsächlich erreichten
Schulabschlüssen. Hier ist festzuhalten, dass jedes Jahr von einer nicht unerheblichen Quote von Abbrecher/-innen ausgegangen werden muss. Etwa ein Drittel eines Jahrgangs verlässt die Schule vor
Erreichen eines Abschlusses. Besonders hoch ist die Quote am Abendgymnasium und an der
6-6
Abendoberschule. Aufgrund der Datenlage und -beschaffenheit können keine weiteren Aussagen über
das genaue Ausmaß oder den Verbleib getroffen werden1.
6.3 Allgemeine Weiterbildung an der Volkshochschule Leipzig
Im Bereich der allgemeinen Weiterbildung lässt die Datenlage keine vollständige Beschreibung der
Thematik zu. Die Volkshochschule Leipzig übernimmt für die Stadt eine prominente Rolle unter den
Anbietern der allgemeinen Weiterbildung. Eine trennscharfe Unterteilung zur beruflichen Weiterbildung
ist an dieser Stelle nicht ohne Weiteres möglich, da die VHS auch in dem Feld aktiv ist. Um dennoch
eine gebündelte Darstellung zu ermöglichen, wird der Programmbereich Arbeit/Beruf der VHS, der inhaltlich eher dem Kapitel 6.4 – Berufliche Weiterbildung zuzuordnen ist, an dieser Stelle behandelt.
Struktur
Die VHS ist Leipzigs größter Weiterbildungsanbieter. Hauptaufgabe ist es, durch vielfältige Bildungsangebote aktiv das lebenslange Lernen der Einwohner/-innen zu unterstützen. Sie wird durch das Sächsische Staatsministerium für Kultus (SMK) finanziell gefördert und ist als eigenständiges Amt dem Kulturdezernat der Stadt angegliedert. Die VHS bietet ein breites Spektrum an allgemeinbildenden und
qualifizierenden Bildungsmaßnahmen an. Neben dem Hauptstandort in zentraler Lage gibt es zwei Nebenstellen in den Ortsteilen Grünau-Mitte und Paunsdorf. Einzelne Angebote, insbesondere im Bereich
Sport, finden auch in anderen Einrichtungen im Stadtgebiet statt.
Laut kommunaler Bürgerumfrage 2013 nutzten 5 % der Befragten zum Zeitpunkt der Befragung die
Angebote der Volkshochschule, weitere 21 % haben es in Zukunft vor, drei Viertel sahen von einer
Nutzung ab. Vor allem Selbstständige und leitende Angestellte (je 8 %) sowie Personen mit
(Fach-)Hochschulabschluss (9 % bzw. 10 %) nutzten die Angebote der VHS. Besonders selten war
dies hingegen bei Ungelernten/Berufsfremden und Vor-/Facharbeiter/-innen der Fall (je 2 %). Auf die
Frage, welche Themen auf besonderes Interesse stoßen, ergab sich eine deutliche Präferenz im Bereich Sprachen (50 % – romanische Sprachen und Englisch; weitere Sprachen waren für 10 % von Interesse), gefolgt von Gesundheitswissen/Gymnastik/Bewegung/Entspannung/Persönlichkeit (42 %),
Kunst/Musik/Tanz/Literatur/Rhetorik (30 %) und Computer/Internet/Neue Medien (32 %). Auf Platz fünf
folgten Kurse aus dem Bereich Gesunde Ernährung/Kochen, an denen ein Viertel der Befragten interessiert war.
Angebotsstruktur und Nutzung
Im Jahr 2013 wurden insgesamt 2.928 Veranstaltungen, Studienfahrten und -reisen, sowie Ausstellungen und Präsentationen angeboten, die insgesamt von 44.907 Personen wahrgenommen wurden. Der
Großteil der angebotenen Veranstaltungen fand als Kurs und Lehrgang statt. Hiervon gab es 2013
2.640, die von 28.778 Teilnehmenden belegt wurden. Die überwiegende Mehrheit der Kurse (94,5 %)
wurde in offener Form angeboten und war damit allen interessierten Bürger/-innen zugänglich. Weiter hin gab es 253 Einzelveranstaltungen mit 5.935 Besucher/-innen, zehn Studienfahrten und Exkursionen mit insgesamt 156 Teilnehmenden. Die 25 selbstveranstalteten Ausstellungen und Präsentationen
des Jahres 2013 wurden insgesamt von 10.037 Personen besucht.
Im Zeitvergleich war besonders seit 2009 eine jährliche Steigerung sowohl hinsichtlich der Anzahl der
Kurse und Lehrgänge als auch der Belegungen zu registrieren. Im Fünfjahresvergleich nahm die Zahl
der Belegungen um 1.284 (4,7 %) zu und es wurden 207 Veranstaltungen mehr angeboten (+ 8,5 %;
1
Für weitere Ausführungen und Erklärungsansätze siehe Stadt Leipzig 2012a: 240.
6-7
vgl. Abb. 6.3). Da die Zahl der Kurse stärker stieg als die Belegungen, reduzierte sich rein rechnerisch
die Belegung pro Kurs von 11,3 auf 10,9.
Abb. 6.3: Kurse und Lehrgänge und Belegungen an der VHS Leipzig 2008 bis 2013
27.494
28.257
26.425
28.085
28.778
30.000
26.372
2.000
20.000
2.433
1.000
2.313
2.367
2009
2010
2.557
2.586
2.640
10.000
0
Anzahl Belegungen
Anzahl Veranstaltungen
3.000
0
2008
Veranstaltung
2011
2012
2013
Jahr
Belegung
Datenquelle: VHS Leipzig, Amt für Statistik und Wahlen
Die Verschiebung der inhaltlichen Schwerpunkte an der VHS Leipzig hielt im Vergleich zum letzten Bildungsreport weiter an. Bis 2010 war der Bereich Sprache der größte inhaltliche Angebotsschwerpunkt
der VHS. 2011 wies erstmals der Programmbereich Gesundheit knapp die meisten Belegungen auf.
Seither wurde diese Position stetig ausgebaut. 2013 waren 36,0 % der Belegungen in Kursen zu Gesundheitsthemen. In den letzten fünf Jahren nahmen die Belegungen hier absolut betrachtet um mehr
als 3.500 zu (+ 51,6 %). Gleichzeitig mussten die Bereiche Gesellschaft/Politik/Umwelt und Sprache
absolute und relative Bedeutungsverluste hinnehmen. In ersterem nahm die Zahl der Belegungen um
mehr als ein Fünftel ab (- 863 Belegungen), bei den Sprachen wurden 16,1 % Belegungen weniger gezählt. Der Programmbereich Arbeit/Beruf erholte sich von dem Rückgang und erreichte 2013 wieder
das Niveau von 2008, während Kurse der Grundbildung/Schulabschlüsse beständig an Bedeutung verloren (vgl. Abb. 6.4).
Grundsätzlich waren auch 2013 bei den inhaltlichen Schwerpunktsetzungen keine gravierenden Unterschiede zur Landes- oder Bundesebene festzustellen. Die Programmbereiche Gesellschaft/Politik/Umwelt und Arbeit/Beruf wurden in Leipzig etwas häufiger gewählt, dafür wurden sachsen- und deutschlandweit Kurse in den Bereichen Sprache und Kultur/Gestalten anteilig häufiger belegt
(Huntemann/Reichart 2014: 27 f.).
6-8
Abb. 6.4: Verteilung der Kursbelegungen nach Programmbereichen an der VHS Leipzig 2008 bis
2013
2,6
2,1
2,1
1,9
1,7
1,3
10,8
9,8
9,5
7,7
11,0
11,3
34,6
33,3
31,0
34,3
29,3
27,5
40
24,9
26,1
28,0
34,5
36,0
20
12,3
13,2
13,8
13,1
13,0
12,5
15,1
14,1
13,2
15,1
10,5
11,4
100
80
in %
60
31,2
0
2008
2009
Grundbildung/Schulabschlüsse
2010
Arbeit/Beruf
2011
Sprachen
2012
Gesundheit
2013
Kultur/Gestalten
Gesellschaft/Politik/Umwelt
Datenquelle: VHS Leipzig, Amt für Statistik und Wahlen
Teilnehmerstruktur
Wie in den Vorjahren dominierten auch 2013 Teilnehmerinnen die Angebote der Volkshochschule. Sie
machten insgesamt mehr als drei Viertel der Teilnehmerzahl aus. Vor allem in dem stark besetzten
Programmbereich Gesundheit waren sie weit überproportional vertreten (89,8 %). Weiterhin wiesen sie
bei Kursen zum Thema Kultur/Gestalten (83,0 %) und Gesellschaft/Politik/Umwelt (78,5 %) hohe Anteile auf, während der Männeranteil in den Bereichen Grundbildung/Schulabschlüsse (46,5 %) und
Sprachen (34,7 %) über dem Durchschnitt lag (vgl. Abb. 6.5). Diese Verteilung war im Vergleich zum
letzten Bildungsreport 2012 ähnlich. Der Anteil der Männer steigerte sich bei den Sprachen und bei der
Grundbildung leicht, im Bereich Arbeit/Beruf verringerte er sich um mehr als sechs Prozentpunkte und
lag damit 2013 nur noch bei 30,1 %. Sprink (2007) stellte heraus, dass das für Volkshochschulen charakteristische Angebotsspektrum eine Dominanz des Frauenanteils hervorruft. Diese bilden in den zahlenmäßig großen Bereichen die stärksten Gruppen. Auch bei den Zertifikatskursen überwog der Anteil
der Frauen mit mehr als 63 %. Besonders hoch war er mit über 85 % in den Xpert Business Kursen
und der entsprechenden Zertifikatsprüfung2.
2
Siehe hierzu das folgende Kapitel: Angebote im Bereich formaler Qualifikation
6-9
Abb. 6.5: Kursbelegung nach Programmbereichen und Geschlecht an der VHS Leipzig 2013
100
21,5
17,0
10,2
34,7
30,1
46,5
75
in %
50
78,5
83,0
89,8
65,3
69,9
53,5
25
0
Gesellschaft /
Politik /
Umwelt
Kultur /
Gestalten
Gesundheit
weiblich
Sprachen
Arbeit/Beruf
Grundbildung
/ Schulabschlüsse
männlich
Datenquelle: VHS Leipzig
Der größte Anteil der Teilnehmer/-innen an VHS-Kursen stammte im Jahr 2013 aus der Altersgruppe
der 35- bis unter 50-Jährigen (31,8 %), je ein Viertel war zwischen 50 und 65 Jahre (24,9 %) und zwischen 18 und 25 Jahre (24,1 %). Jünger als 25 Jahre waren 2013 8,1 %. Die Verhältnisse blieben im
Vergleich zum letzten Bildungsreport weitestgehend stabil.
Nach Altersgruppen betrachtet dominierten in den verschiedenen Gruppen die Belegungen in den Programmbereichen Gesundheit und Sprache mit jeweils zusammen ca. 70 % der in Anspruch genommenen Kurse. Sprache war dabei in den Altersgruppen der 18- bis unter 25-Jährigen und der über 65Jährigen das am häufigsten gewählte Themengebiet, in den anderen Altersgruppen waren es Kurse
aus dem Bereich Gesundheit. Gegen den Trend stellte sich die Kursbelegung in der Altersgruppe der
unter 18-Jährigen dar: Große Bedeutung kam in dieser Altersgruppe den Programmbereichen
Kultur/Gestalten (25,5 %) und Grundbildung/Schule (9,7 %) zu, die beide deutlich stärker besetzt waren als bei den anderen Altersgruppen. Der Programmbereich Gesellschaft/Politik/Umwelt erfreute
sich hingegen mit zunehmendem Alter der Teilnehmer/-innen wachsender Beliebtheit (vgl. Abb. 6.6).
Im Vergleich zu 2011 hielt in allen Altersgruppen die Verschiebung des inhaltlichen Schwerpunktes zugunsten von Kursen aus dem Bereich Gesundheit an, Sprachen wurden durchweg seltener gewählt.
6-10
Abb. 6.6: Belegung der Programmbereiche nach Altersgruppen an der VHS 2013
100
9,7
4,3
6,1
6,3
5,4
26,3
25,0
39,1
43,7
44,6
14,9
12,6
13,3
14,9
8,1
10,3
10,9
10,6
7,4
in %
7,6
75
17,8
50
33,9
29,8
7,7
32,6
38,7
34,0
31,5
25
25,5
0
5,5
12,8
6,5
Unter 18 Jahre
25 bis unter 35 Jahre
50 bis unter 65 Jahre
18 bis unter 25 Jahre
35 bis unter 50 Jahre
65 Jahre und älter
Grundbildung/Schulabschlüsse
Arbeit/Beruf
Sprachen
Gesundheit
Kultur/Gestalten
Gesellschaft/Politik/Umwelt
Datenquelle: VHS Leipzig
Angebote im Bereich formale Qualifikation
Neben den allgemeinen Bildungsangeboten werden durch die Volkshochschule auch qualifizierende
Maßnahmen angeboten. In verschiedenen Kursen können die Teilnehmer/-innen am Ende der entsprechenden Veranstaltungen ihre neu erworbenen Kompetenzen durch Zertifikate oder Abschlüsse
nachweisen3.
Von 2008 bis 2013 wurden jährlich zwischen 700 und 800 Teilnehmer/-innen in Zertifikatskursen gezählt. Den Höhepunkt und eine Ausnahme bildete das Jahr 2010 mit 908 Teilnahmen. Am stärksten
nachgefragt waren in jedem Jahr die Zertifikatskurse für TELC-Deutsch. Diese wurden 2013 von 411
Personen besucht, es folgten Xpert Business (143 Personen) und Einbürgerungskurse (129 Teilnehmer/-innen). Mit leichten Schwankungen verhielt sich die Verteilung der Kursteilnahmen relativ stabil
(vgl. Abb. 6.7).
3
Dabei handelt es sich um folgende Kurse:
Xpert-Kurse finden in zwei verschiedenen Bereichen statt. Zum einen werden fundierte Kenntnisse in kaufmännischen und
betriebswirtschaftlichen Themen im Rahmen von Xpert-Business vermittelt. Zum anderen werden EDV-Kurse zur Erlangung eines European Computer Passport Xpert angeboten.
Sprachzertifikate: Nach Absolvierung eines Sprachkurses bietet die VHS Leipzig den Teilnehmer/-innen die Möglichkeit,
verschiedene Sprachprüfungen abzulegen und die Ergebnisse zertifizieren zu lassen. An erster Stelle stehen dabei die „Europäischen Sprachzertifikate“ (TELC – The European Language Certificate).
Einbürgerungstests: Aufgrund der Maßgaben der Verordnung zu Einbürgerungstests und Einbürgerungskursen
(EinbTestV), bietet die VHS Leipzig als zuständige Stelle Kurse und Prüfungen im genannten Themenbereich an.
KODE: Mit KODE (KompetenzDiagnostik und -Entwicklung) werden anhand eines Verfahrens zur Analyse von Kompetenzen Kursteilnehmer/-innen darin geschult, ihre Fähigkeiten selbst zu erkennen, diese gezielt einzusetzen oder zu erweitern.
6-11
Abb. 6.7: Teilnehmer/-innen an Zertifikatskursen an der VHS Leipzig 2008 bis 2013
2013
143
129
2012
147
133
Jahr
2011
152
2010
181
2009
171
2008
147
0
112
43 37
411
66
394
53
347
261
146
161
200
73
81
69
385
387
404
400
600
800
1.000
Anzahl
TELC Deutsch
Goethe-Zertifikat Deutsch
XPERT Business
KODE
Test DaF
Einbürgerungstest
Datenquelle: VHS Leipzig
Personal und Finanzierung
Die Volkshochschule Leipzig arbeitet mit einem kleinen Stamm an hauptberuflichem Personal, das
sich aus den Bereichen Leitung, Verwaltung sowie Programmplanung zusammensetzt. 2013 waren
hier 27 Personen tätig. Die Kursveranstaltungen werden ausschließlich von frei- und nebenberuflichen
Arbeitskräften durchgeführt. Im Jahr 2013 wurden diese von 552 Lehrkräfte gestaltet, davon waren
zwei Drittel Frauen. Im Gegensatz zur Entwicklung der Anzahl der Veranstaltungen und Belegungen
reduzierte sich die Anzahl des Lehrpersonals um etwa ein Fünftel. Zwischen 2008 und 2012 lehrten jeweils noch mehr als 700 Personen an der VHS Leipzig.
Im Geschäftsjahr 2013 generierte die Volkshochschule Leipzig Einnahmen in Höhe von knapp 3,6
Mio. €. Davon wurden 50,6 % aus Teilnehmergebühren erzielt und 40,5 % waren Zuweisungen aus
Land und Kommune. Die restlichen 9,0 % kamen aus Bundesmitteln und sonstigen Einnahmen. Die
Leipziger VHS zeigte identische Verhältnisse zur Landes- und Bundesebene. Die Einnahmen aus Teilnehmergebühren hatten in Leipzig einen leicht höheren Anteil. Die Ausgaben verteilten sich etwa zu
drei Vierteln auf Löhne, Gehälter und Honorare. Dieser Anteil fiel sachsen- und deutschlandweit
(70,5 %, bzw. 72,3 %) etwas geringer aus (Huntemann/Reichert 2014: 23 f.). Ein knappes Fünftel der
Ausgaben entfiel auf Betriebsausgaben.
Angebote für besondere Zielgruppen
Eine besondere Bedeutung hat die VHS auch bei der Integration von Migranten/-innen. Sie bietet Integrationskurse, Deutschkurse sowie Zertifikate wie den Einbürgerungstest, das Europäische Sprachenzertifikat Deutsch sowie den DaF-Test (Deutsch als Fremdsprache) an, dessen Bestehen Voraussetzung zur Aufnahme eines Studiums in Deutschland ist.
6-12
2013 wurden durch die Volkshochschule Leipzig 70 Integrationskurse angeboten, die von insgesamt
1.102 Personen besucht wurden, davon war etwas mehr als die Hälfte weiblich. Es dominierte die Altersgruppe der 25- bis unter 35-Jährigen mit 35,8 %, gefolgt von den 35- bis unter 50-Jährigen mit
23,3 %. Den Test DaF absolvierten 2013 insgesamt 43 Teilnehmer/-innen (62,8 % weiblich), was
einen Rückgang im Vergleich zum Vorjahr (66 Teilnehmer/-innen) ausmacht.
An den 70 Alphabetisierungskursen der Volkshochschule nahmen im Jahr 2013 insgesamt 301 funktionale Analphabet/-innen4 (2012: 360) teil, wobei das Geschlechterverhältnis ausgeglichen war. Während knapp die Hälfte keine Angaben zum Alter machte, kann aus den übrigen Teilnehmer/-innen die
Altersgruppe der 35- bis unter 50-Jährigen als Hauptinteressent/-innen für die Alphabetisierung identifiziert werden. Es folgte die Altersgruppe der 50- bis unter 65-Jährigen.
6.4 Berufliche Weiterbildung
Berufliche Weiterbildung an Fachschulen
Fachschulen sind Einrichtungen der beruflichen Weiterbildung. Sie erfüllen die Aufgabe, Menschen
nach einer abgeschlossenen Berufsausbildung eine berufliche Weiterbildung mit entsprechendem berufsqualifizierenden Abschluss zu vermitteln. Im Schuljahr 2013/14 wurden an den Fachschulen in
Leipzig 2.281 Schüler/-innen in 113 Klassen unterrichtet. Mit 83,5 % wurde der größte Teil an einer
Schule in freier Trägerschaft unterrichtet. Bis in das Schuljahr 2011/12 fand ein starker kontinuierlicher
Anstieg der Fachschülerzahlen statt. In den beiden darauffolgenden Schuljahren büßte das Wachstum
etwas an Dynamik ein. Seit dem Schuljahr 2008/09 war eine Steigerung um 67,6 % zu verzeichnen.
Der Anstieg schlug hierbei ausschließlich in Schulen in freier Trägerschaft zu Buche. Diese verdoppelten ihre Schülerzahl im fünfjährigen Vergleich. Fachschulen in öffentlicher Trägerschaft bewegten sich
seit einiger Zeit stabil auf einem Niveau um 400 Schüler/-innen, neigten dabei aber seit 2010/11 zu einer abnehmenden Tendenz (- 13,4 %; vgl. Abb. 6.8). Wie in den vergangenen Jahren stellten auch
2013/14 Schülerinnen mit 61,6 % die Mehrheit der Schülerschaft. Diese Relation war über den betrachteten Zeitraum auf konstant hohem Niveau. Schüler/-innen mit Migrationshintergrund waren
2013/14 an den Fachschulen mit 0,9 % nur sehr sporadisch vertreten.
4
Funktionaler Analphabetismus bezeichnet die Unfähigkeit Schrift im Alltag so zu gebrauchen, wie es im gesellschaftlichen
Kontext als selbstverständlich gesehen wird. Die Betroffenen sind oft in der Lage Buchstaben zu erkennen und/oder einzelne Wörter schreiben, verstehen jedoch den Sinn von (längeren) Texten nicht oder nicht schnell genug, um daraus Nutzen
ziehen zu können.
6-13
Abb. 6.8: Schülerzahlen an Fachschulen der berufsbildenden Schulen nach Trägerschaft in den
Schuljahren 2008/09 bis 2013/14
2500
2000
Anzahl
1500
1000
1.335
1.583
1.849
1.900
1.904
925
500
436
437
437
406
403
377
2008/09
2009/10
2010/11
2011/12
2012/13
2013/14
0
Schuljahr
freie Trägerschaft
öffentliche Trägerschaft
Datenquelle: Amtliche Schulstatistik, Statistisches Landesamt
2013/14 wurden an drei Fachschulen in kommunaler und an 15 in freier Trägerschaft sechs Bildungsgänge angeboten. Mit 1.568 Personen wurden die meisten Schüler/-innen zu staatlich anerkannten Erzieher/-innen ausgebildet (68,7 %). Dieser Anteil stieg seit dem letzten Berichtsjahr kontinuierlich an
(2011: 64,6 %). Es folgte der Bildungsgang der staatlich anerkannten Techniker/-innen mit 399 Personen (17,5 %), diese teilten sich auf sieben Fachrichtungen5 auf. 6,1 % der Fachschüler/-innen befanden sich auf dem Weg zu staatlich anerkannten Heilerziehungspfleger/-innen und 5,4 % zu staatlich
geprüften Betriebswirt/-innen. Heilpädagog/-innen (1,6 %) und Gestalter/-innen (0,6 %) rundeten das
Bild ab. Wie auch bei der Berufsausbildung waren an den Fachschulen klare Geschlechterpräferenzen
zu erkennen. Betrug der Frauenanteil beim Bildungsgang der Erzieher/-innen 77,6 %, so waren bei
den Techniker/-innen lediglich 2,0 % der Schülerschaft weiblich.
Die Fachschulen entließen zum Ende des Schuljahrs 2012/13 insgesamt 704 Abgänger/-innen und Absolvent/-innen. Im Vergleich der letzten fünf Jahre bedeutete dies einen vorläufigen Höhepunkt. Die
Zahl der Abgänger/-innen fiel knapp 40 % höher aus als 2008. Mit einem Anteil von 97,4 % erreichte
der Großteil von ihnen ein Abschlusszeugnis, ähnlich hoch waren die Werte der vergangenen Jahre.
Frauen erwarben 2013 58,6 % der Abschlusszeugnisse. Dieser Anteil stieg über den betrachteten Zeitraum jedes Jahr an, 2008 wurden nur 48,0 % der Abschlusszeugnisse an Frauen vergeben (vgl. Abb.
6.9). Zusätzlich zu den Berufsabschlüssen wurden 2013 75 Fachhochschulreifen vergeben.
5
Bautechnik, Elektrotechnik, Fahrzeugtechnik, Gießereitechnik, Informatik, Maschinentechnik, Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik
6-14
Abb. 6.9: Abgänger/-innen an Fachschulen von 2008 bis 2013
800
18
11
17
600
Anzahl
4
400
423
6
459
4
686
617
570
499
200
0
2008
2009
Abgangszeugnis
2010
2011
Abschlusszeugnis
2012
2013
Jahr
Weiblich mit Abschlusszeugnis
Datenquelle: Amtliche Schulstatistik, Statistisches Landesamt
Weiterbildung und Meisterkurse der Industrie- und Handelskammer zu Leipzig sowie
der Handwerkskammer zu Leipzig
Der Weiterbildungsbedarf in der sächsischen Wirtschaft ist hoch und stieg während der letzten Jahre
noch weiter an. Laut Ergebnissen des Fachkräftemonitorings der Industrie- und Handelskammern und
der Handwerkskammern in Sachsen bekräftigten 80 % der Unternehmen eine steigende Bedeutung
von Weiterbildung. Die Zustimmung stieg mit der Betriebsgröße. Aufgrund des wachsenden Innovationsdrucks bestimmt in allen Bereichen der sächsischen Wirtschaft die aktuelle technische und technologische Entwicklung den Weiterbildungsbedarf. Weiterbildungsmaßnahmen zur Entwicklung der Kommunikations- und Sozialkompetenz haben ebenfalls an Bedeutung gewonnen. Die Unternehmen übernehmen überwiegend die Kosten für die Weiterbildungsmaßnahmen, nur ein geringer Prozentsatz der
befragten Unternehmen beteiligte sich nicht finanziell (vgl. Fachkräftemonitoring 2012: 5).
Die Entwicklung der Teilnehmerzahlen an Prüfungen der beruflichen Weiterbildung im Bereich der IHK
zu Leipzig bestätigten die Aussagen des Fachkräftemonitorings. Seit 2008 wurden größtenteils steigende oder stabile Zahlen (bestandener) Prüfungen registriert. Besonders die Zahl der Ausbildereignungsprüfungen wies eine starke Entwicklung auf und steigerte sich um 50 % auf 576. Darüber hinaus
wurden 2013 insgesamt 636 Fortbildungsprüfungen bestanden 6, Frauen waren hierbei mit Werten zwischen 60 % und 66 % in der Mehrheit. Thematisch kam den kaufmännischen Fortbildungsprüfungen
die größte Bedeutung zu, sie stellten drei Viertel der Prüfungen; am häufigsten wurde dabei die Prüfung zum/-r Fachwirt/-in bestanden (305 Personen). Die Zahl der vergebenen Meistertitel bewegte sich
seit 2011 auf einem stabilen Niveau um 100 Absolvent/-innen (vgl. Abb. 6.10). Bei der Mehrheit handelte es sich um Industriemeister/-innen. Der Frauenanteil betrug 2013 etwa 10 %.
6
Ausbildereignungs- und Meisterprüfungen werden gesondert betrachtet.
6-15
Abb. 6.10: Bestandene Fortbildungsprüfungen, Ausbildereignungsprüfungen und Meisterprüfungen
der IHK zu Leipzig von 2008 bis 2013
800
Anzahl
600
400
200
0
2008
2009
2010
2011
2012
2013
Jahr
Bestandene Fortbildungsprüfungen gesamt
Ausbildereignungsprüfungen
davon Fachwirt/-in
Meisterprüfungen
davon kaufmännisch
Datenquelle: IHK zu Leipzig
Für zulassungspflichtige Handwerke besteht aufgrund der Handwerksordnung (HWO) die zwingende
Voraussetzung, einen Meistertitel zur Ausübung eines Gewerbes vorweisen zu können. Dies betrifft
aktuell 41 Gewerbe. Für zulassungsfreie Handwerke kann ebenfalls ein Meistertitel erworben werden.
Zur Vorbereitung auf die Meisterprüfung bieten Meisterschulen entsprechende Kurse in unterschiedlichem Umfang an. Im Zeitraum von 2008 bis 2013 erlangten im Durchschnitt jährlich 300 Personen
einen Meistertitel der HWK zu Leipzig. Über den betrachteten Zeitraum zeigte sich eine relativ stabile
Tendenz. 2013 wurden im Kammerbezirk Leipzig der HWK zu Leipzig 294 bestandene Meisterprüfungen vermeldet. Diese verteilen sich auf 15 Gewerke, wobei bei den Karosserie- und Fahrzeugbauer/innen mit 64 die meisten Meistertitel vergeben wurden. Es folgten Kraftfahrzeugtechniker/-innen mit
46, Friseur/-innen mit 37 und Elektrotechniker/-innen mit 32 Meistertiteln. 2013 waren 39 Meisterinnen
unter den erfolgreichen Absolvent/-innen, die Mehrheit von ihnen erwarb den Meistertitel im Friseurhandwerk; in anderen Gewerken waren Frauen nur vereinzelt zu finden.
Die Anzahl der bestandenen Fortbildungsprüfungen schwankte von 2008 bis 2012 zwischen 260 und
310 Prüfungen. Von 2012 auf 2013 reduzierte sich deren Anzahl auf ein Drittel (97 bestandene Prüfungen)7. Die Teilnahme an Fortbildungskursen unterlag in den betrachteten Jahren auch konjunkturellen
Ursachen. So wirken sich wirtschaftlich gute Jahre tendenziell schlecht auf zeitlich aufwändige Fortbildung aus (Stadt Leipzig 2012a: 255). In den Vordergrund rücken dann eher kürzere Anpassungen im
jeweiligen Fachgebiet ohne entsprechende Fortbildungsprüfungen. Den Fortbildungsbereich der HWK
zu Leipzig dominierte auch 2013 die Fortbildung zum/-r Betriebswirt/-in (HWK). In diesem Bereich sank
die Anzahl von 2010 auf 2011 stärker ab und bewegte sich seitdem auf einem Niveau von etwa 50 bestandenen Prüfungen pro Jahr. Weiterhin wurden 2013 noch 218 Ausbildereignungsprüfungen im Zu7
Ein Grund hierfür liegt darin, dass bestimmte Fortbildungen über einen Zeitraum von zwei Jahr andauern, nicht jedes Jahr
angeboten werden und deshalb auch nicht in jedem Jahr Prüflinge entlassen.
6-16
ständigkeitsbereich der HWK zu Leipzig erfolgreich absolviert. Nach einem kurzzeitigen Rückgang
wurde hier wieder das Niveau von 2010 erreicht (vgl. Abb. 6.11).
Abb. 6.11: Bestandene Fortbildungsprüfungen, Ausbildereignungsprüfungen und Meisterprüfungen
der HWK zu Leipzig von 2008 bis 2013
400
Anzahl
300
200
100
0
2008
2009
2010
2011
2012
2013
Jahr
Bestandene Fortbildungsprüfungen gesamt
davon Betriebswirt/-in
Ausbildereignungsprüfungen
Meisterprüfungen
Datenquelle: HWK zu Leipzig
Berufliche Rehabilitation
Krankheit oder Unfall können Gründe für eine berufliche Neuorientierung sein. Beratung und Unterstützung für die Betroffenen auf dem neuen Weg ins Arbeitsleben sind Inhalt der beruflichen Rehabilitation. Ziel dieser Maßnahmen, die vom Gesetzgeber im SGB IX durch die Leistungen zur Teilhabe am
Arbeitsleben (LTA) festgeschrieben sind, ist eine dauerhafte Eingliederung von Menschen mit chronischen Krankheiten oder Behinderungen in das Arbeitsleben. Die Leistungen zur Teilhabe an Arbeit
werden zum großen Teil von den Rentenversicherungen, den Arbeitsverwaltungen, Unfallkassen und
Berufsgenossenschaften getragen. Bundesweit wurden 2012 mehr als 400.000 Anträge auf LTA bei
der Deutschen Rentenversicherung eingereicht (wobei ein/-e Versicherte/-r auch mehrere Leistungen
gleichzeitig beantragen kann). Bewilligt wurden 67 % der erledigten Anträge, 25 % abgelehnt und 8 %
anderweitig erledigt8.
Die Statistik der Bundesagentur für Arbeit erlaubt regional differenzierte Rückschlüsse auf den Bestand von Teilnehmer/-innen in Maßnahmen zur Förderung der beruflichen Weiterbildung mit Abschluss „Reha amW (Umschulung)“9. Hier waren 2013 im Zwölfmonatsdurchschnitt in Leipzig 939
Menschen registriert, davon etwas weniger als die Hälfte (47,0 %) Männer. Im Vergleich zum Vorjahr
wurde eine Steigerung um knapp 30 % verzeichnet. Im Freistaat Sachsen wurden 2013 knapp 4.500
Teilnehmer/-innen registriert. Dort waren anteilig weniger Männer (39,4 %) und der Anstieg fiel mit
8,7 % geringer aus.
8
9
z. B. an den letztlich zuständigen Rehabilitationsträger weitergeleitet.
Reha-amW: allgemeine Maßnahmen zur Weiterbildung behinderter Menschen.
6-17
Exkurs 6.A: Die Arbeit des Berufsförderwerks Leipzig (BFW Leipzig)
Zu den Bildungseinrichtungen, die Maßnahmen der beruflichen Rehabilitation anbieten, gehört das
Berufsförderungswerk Leipzig (BFW Leipzig). Seit der Gründung 1990 wurden über 6.500 Absolvent/innen mit Kammerabschluss qualifiziert und wieder erfolgreich ins Arbeitsleben vermittelt. Die Angebote des BFW Leipzig sind auf die individuellen Bedürfnisse der Teilnehmer/-innen abgestimmt. Gemeinsam werden Lösungen zur Qualifizierung und Vermittlung in das Erwerbsleben entwickelt. In gut
50 Umschulungen und Weiterbildungen können neben staatlich anerkannten Kammerabschlüssen
auch Zusatz- bzw. Industriezertifikate (u. a. SAP, Microsoft, Cisco) erworben werden.
Die Zahl der Rehabilitand/-innen nahm, ähnlich dem landesweiten Trend, stetig zu. Dabei wandelte
sich das Bild der häufigsten Diagnosen in den letzten zwei Jahren. Zwar waren Krankheiten des Muskel-Skelett-Systems noch bei mehr als die Hälfte der Fälle für die Aufnahme einer beruflichen Rehabilitation maßgebend; jedoch stieg die Zahl der psychischen Diagnosen von 2012 auf 2013 um mehr
als 20 Prozentpunkte. Die psychischen Erkrankungen begleiten oft andere Krankheitsbilder. Auf diesen Trend wurde 2013 mit einer Umstrukturierung reagiert. Das „Berufliche TrainingsCenter“ des
BFW Leipzig ist speziell für die Testung und individuelle Beratung von Menschen mit psychischen Beeinträchtigungen eingerichtet. Die Teilnehmer/-innen werden von Psychologen sowie Sozial- und Arbeitspädagogen/-innen betreut.
Die Maßnahmen der beruflichen Rehabilitation werden vorwiegend von Männern wahrgenommen
(2013: 63,2 %). Die Zahlen blieben in den letzten Jahren relativ konstant. In der Altersstruktur gab es
jedoch Unterschiede. So wurden Qualifizierungsmaßnahmen von allen Altersgruppen nahezu gleichrangig besetzt, während Integrationsmaßnahmen vor allem von älteren Arbeitnehmer/-innen als LTA
gewählt wurden.
Die Vermittlungsquoten lagen je nach Branche zwischen 57 % und 100 %. Diese Werte verdeutlichen, dass die bewusste Ausrichtung der Qualifizierungsangebote am aktuellen Arbeitsmarkt das
richtige Mittel ist, um die Betroffenen wieder ins Arbeitsleben zu integrieren und somit qualifizierte
Fachkräfte dem Arbeitsmarkt neu zur Verfügung stehen.
Quelle: BFW Leipzig. Weitere Informationen unter: http://www.bfw-leipzig.de/
6.5 Förderung der beruflichen Weiterbildung durch die Agentur für Arbeit
Die Bundesagentur für Arbeit fördert Weiterbildungsmaßnahmen 10, um durch berufliche Qualifikation
die Chancen auf dem Arbeitsmarkt zu verbessern. Förderwürdig sind vor allem Arbeitslose, unter be stimmten Voraussetzungen können auch Arbeitnehmer/-innen gefördert werden 11. In der Förderstatistik werden Förderungen bzw. die Teilnahme von Personen an Maßnahmen der aktiven Arbeitsförderung sowie Leistungen zur Eingliederung erfasst. Es werden nicht Personen sondern Förderfälle/Teilnahmen gezählt12.
Bis 2009 waren sowohl in Sachsen als auch in Leipzig signifikante Anstiege der durch die Bundesagentur für Arbeit geförderten Maßnahmen der beruflichen Weiterbildung (FbW) zu verzeichnen. Anschließend sank die Zahl bis 2012. Für das Jahr 2013 war sowohl in Leipzig als auch im Freistaat ein
erneuter Anstieg festzustellen. Mit 1.884 FbW lag die Anzahl in Leipzig um mehr als 30 % höher als
2008. Der Wert des Freistaats fiel mit 4,8 % deutlich schwächer aus. An den FbW waren in Leipzig in
jedem betrachteten Jahr mehr Männer beteiligt. Der Anteil fiel stets höher aus als in Sachsen. Auf bei-
10
11
12
gemäß § 16 SGB II und §§ 81 ff. SGB III
nach § 235c und § 417 SGB III
Folglich kann eine Person mehrfach in der Statistik enthalten sein.
6-18
den Ebenen sank der Männeranteil kontinuierlich ab; in Leipzig von 57,8 % auf 50,3 % und in Sachsen
von 54,4 % auf 44,8 % (vgl. Abb. 6.12).
Eine weitere beträchtliche Differenz zwischen der Stadt Leipzig und dem Land Sachsen lag in der Förderung nach Rechtskreis. Der Anteil an den FbW gemäß SGB III lag 2013 landesweit bei 48,6 %. In
Leipzig wurde mit 583 Fällen ein Anteil von 30,9 % erreicht. Der Anteil der Förderung von Maßnahmen
der aktiven Arbeitsförderung lag in der Stadt Leipzig in jedem betrachteten Jahr deutlich unter dem
Landesdurchschnitt; die Differenz betrug maximal 22,6 und minimal 14,2 Prozentpunkte.
Abb. 6.12: Förderung beruflicher Weiterbildung durch die Bundesagentur für Arbeit in Leipzig und
Sachsen, 2008 bis 2013
2.500
15.000
2.032
2.122
12.000
1.884
Anzahl Leipzig
1.794
1.639
1.500
9.000
1.408
1.000
6.000
500
3.000
0
813
2008
1.153
1.110
2009
2010
947
826
947
2011
2012
2013
Anzahl Sachsen
2.000
0
Jahr
Leipzig
davon männlich
Sachsen
davon männlich
Datenquelle: Bundesagentur für Arbeit
6.6 Kommunale Leipziger Bildungsberatung
Der besondere Stellenwert von Weiterbildung wird u. a. durch die Existenz der zahlreichen und vielfältigen Weiterbildungsanbieter deutlich. Seit 2011 bietet die Stadt Leipzig mit der Leipziger Bildungsberatung eine neutrale Orientierungshilfe für die Angebotslandschaft. Ratsuchende erhalten generell Hilfe
bei der Recherche von Bildungsmöglichkeiten und werden bei der Entwicklung und Überprüfung ihrer
persönlichen Bildungsziele unterstützt. Beraten wird zu den Themen allgemeine, berufliche, kulturelle,
politische und persönliche Weiterbildung. Die Nachfrage nach diesem Angebot zeigte sich entsprechend groß. Seit der Gründung fanden jährlich ca. 500 Beratungen statt. In jedem Jahr waren Zusam mensetzung und Herkunft der Ratsuchenden ähnlich. 2013 waren etwa 70 % der Ratsuchenden weiblich, weiterhin war knapp drei Viertel jünger als 40 Jahre, die meisten Ratsuchenden stammten aus der
Altersgruppe der 30- bis 40-Jährigen (ca. 40 %). 2013 hatten 15 % der Personen, welche die Leipziger
Bildungsberatung aufsuchten, einen Migrationshintergrund. Dieser Anteil steigerte sich im Vergleich zu
6-19
den Vorjahren (2012: 9 %). Die Nutzer/-innen der Bildungsberatung kamen überwiegend aus dem
Stadtgebiet, aber auch aus den Umlandkreisen und anderen Städten.
Auch die schulische Vorbildung der Ratsuchenden zeigte sich 2013 annähernd identisch zu den Vorjahren. Mehr als die Hälfte der Ratsuchenden besaß eine (Fach-)Hochschulreife als höchsten aner kannten Schulabschluss. Mit ca. 30 % bildeten mittlere Schulabschlüsse die zweite größere Gruppe.
Vergleicht man die Schulabschlüsse mit dem Bildungsstand der Leipziger Bevölkerung (vgl. Kapitel 1.4
in diesem Bericht) fällt auf, dass die Gruppe der Ratsuchenden mit (Fach-)Hochschulreife deutlich
überrepräsentiert war. Vor allem Menschen mit Hauptschulabschluss und ohne Schulabschluss nahmen das Angebot der Bildungsberatung kaum wahr.
Die Beratungsschwerpunkte der Leipziger Bildungsberatung lagen seit Bestehen deutlich auf beruflichen Aspekten. Besonders häufig wurden Themen der Berufswegeplanung, der Berufsausbildung, der
beruflichen Weiterbildung und der beruflichen Neuorientierung nachgefragt. Zu Themen der allgemeinen Weiterbildung und Sprachen wurde nur selten informiert. Im zeitlichen Verlauf verschob sich vor
allem der Schwerpunkt von der beruflichen Weiterbildung hin zu einem breiteren Spektrum der beruflich motivierten Beratungsschwerpunkte. Deutlich häufiger wurde im Themenfeld der beruflichen Entscheidungsfindung, dem Erkunden von Interessen und Kompetenzen und der Bewerbungsberatung
Unterstützung angeboten (vgl. Abb. 6.13).
Abb. 6.13: Beratungsschwerpunkte der Leipziger Bildungsberatung 2011 bis 2013
17,9
Berufswegeplanung
13,6
Berufsausbildung
12,9
berufliche Weiterbildung
17,8
23,1
11,4
Interesse/Kompetenz erkunden
10,3
berufliche (Neu-)Orientierung
5,7
berufliche Entscheidungsfindung
4,6
Hochschulabschluss
9,5
4,2
Bewerbungsberatung
12,1
sonstige Beratungsthemen
7,4
andere*
0
5
2011
2012
10,4
10
2013
17,0
12,9
15
20
25
in %
Datenquelle: Jahresberichte Leipziger Bildungsberatung
Bei fast allen Altersgruppen lagen die Schwerpunkte der Bildungsberatung auf der beruflichen Ausund Weiterbildung und der Berufswegeplanung. Die Gruppe der 20- bis 30-Jährigen wies für die Be rufswegeplanung die Höchstwerte auf; dieses Thema beschäftigte aber alle Ratsuchenden unter 50
Jahre zu großen Teilen. 40- bis 50-Jährige ließen sich anteilig besonders häufig zum Erkunden von Interessen und Kompetenzen beraten, während die unter 20-Jährigen sich häufig über die Themen Berufsausbildung und Hochschulabschluss informierten. Die stetig steigende Anzahl von Kontaktaufnahmen, die aufgrund persönlicher Empfehlung erfolgten, kann als Indikator für wirkungsvolle Beratungs6-20
gespräche interpretiert werden. Wurden 2011 noch 47 Personen durch bereits Beratene auf die Bildungsberatung aufmerksam, waren es 2012 bereits 95 Personen und ein Jahr darauf 111 Personen.
Mehr Informationen zu statistischen Eckwerten der Ratsuchenden, Beratungsfällen und -verläufe können den Jahresberichten der Leipziger Bildungsberatung entnommen werden (Stadt Leipzig 2012b,
2013, 2014).
Obwohl die Leipziger Bildungsberatung offen für alle erwachsenen Bürger/-innen konzipiert ist, wird sie
vorrangig von jungen Menschen, Frauen, Personen deutscher Herkunft, Menschen mit hohen Bildungsabschlüssen und von Erwerbstätigen in Anspruch genommen. Der Anteil der Ratsuchenden mit
Migrationshintergrund stieg während der letzten drei Jahre kontinuierlich an. So sollen Kontakte und
Kooperationen zu bestehenden Beratungsangeboten im Leipziger Osten weiter dazu genutzt werden
dieser Gruppe Beratungsleistungen zu unterbreiten. Die Mentorenschaft für die Leipziger Bildungsberatung hat die Volkshochschule inne, durchgeführt werden die Beratungen vorrangig in der Stadtbibliothek am Wilhelm-Leuschner-Platz.
6.7 Fazit
Schulische, berufliche und allgemeine Weiterbildung nimmt nicht zuletzt angesichts der steigenden Bedeutung des lebenslangen Lernens eine wichtige Stellung innerhalb des Bildungssystems ein. Neben
öffentlichen Weiterbildungsangeboten in Schulen oder der VHS und den Angeboten der Kammern hat
eine Vielzahl von Fördermöglichkeiten einen großen Weiterbildungsmarkt entstehen lassen. Dieser
konnte bislang empirisch nicht hinreichend ausgeleuchtet werden. Insgesamt ist die Datenlage im Bereich der Weiterbildung gegenwärtig eher begrenzt, vor allem über den großen Bereich der betrieblichen Weiterbildung sind keine Aussagen möglich. Die Erschließung weiterer Datenquellen ist ein weiterhin bestehendes Ziel der Bildungsberichterstattung.
Die Nutzungszahlen schulischer Weiterbildung im Rahmen des zweiten Bildungsweges zeigten sich in
den letzten Schuljahren konstant hoch. Auch die Anzahl der Abschlüsse bewegte sich auf einem stabil
hohem Niveau. Die Tendenz zu höheren Abschlüssen hielt auch weiterhin an. Die Zusammensetzung
der Schülerschaft zeigte erneut, dass insbesondere jene Personen, die im allgemeinbildenden Schulsystem häufiger scheitern – namentlich Jungen und Schüler/-innen mit Migrationshintergrund – die
Möglichkeiten des zweiten Bildungsweges verstärkt nutzen, um Schulabschlüsse nachzuholen.
Stellvertretend für die allgemeine Weiterbildung wird die Volkshochschule genannt. Diese zeigte in der
Zeitreihe steigende Angebots- und Belegungszahlen. Daten der kommunalen Bürgerumfrage zeigten,
dass derzeit ein kleinerer Anteil der Leipziger/-innen (5 %) die Angebote der VHS nutzt, weitere 21 %
haben dies in Zukunft vor. Die Verschiebung der inhaltlichen Schwerpunkte hin zu Kursen aus dem
Programmbereich Gesundheit hielt auch weiterhin an, die Bedeutungszunahme dieses Bereichs ging
in erster Linie zulasten des Bereichs Sprache.
Fachschulen als Einrichtungen der beruflichen Weiterbildung verzeichneten in den letzten Jahren im
Gegensatz zu den restlichen berufsbildenden Schulen (vgl. Kapitel 4), kontinuierlich wachsende Schülerzahlen. Ebenso stieg die Anzahl der Abschlüsse stark an.
Der sächsische Fachkräftemonitor geht von einer ständig stärkeren Weiterbildungsnachfrage der Unternehmen aus. Die Weiterbildungsaktivitäten der Handwerkskammer zu Leipzig sowie der Industrieund Handelskammer zu Leipzig zeigten in den letzten fünf Jahren stabil hohe Zahlen mit einer leicht
ansteigenden Tendenz. Insbesondere die Zahl der Ausbildereignungsprüfungen ist bei beiden Kammern stark gestiegen.
Die Evaluation der Leipziger Bildungsberatung zeigt weiterhin die Notwendigkeit einer Orientierung im
Bereich der Weiterbildung. In jährlich ca. 500 Beratungsgesprächen wird vorrangig zu den Bereichen
6-21
Berufswegeplanung, sowie Aus- und Weiterbildung beraten. Die anhaltend hohen Beratungszahlen bestätigen die erforderliche Erhöhung der Transparenz auf diesem Gebiet.
Literatur
Bundesministerium für Bildung und Forschung (Hrsg.) (2013): Weiterbildungsverhalten in Deutschland.
AES 2012 Trendbericht. Bonn.
Dietrich, Stephan & Hans-Joachim Schade (2008): Mehr Transparenz über die deutschen Weiterbildungsanbieter, Deutsches Institut für Erwachsenenbildung; DIE Fakten. Bonn.
Huntemann, Hella & Elisabeth Reichart (2014): Volkshochschul-Statistik. 52. Folge, Arbeitsjahr 2013.
Bonn.
Fachkräftemonitoring (2012): Fachkräftesituation der sächsischen Wirtschaft. Monitoring 2012. Ergebnisse einer Umfrage der Landesarbeitsgemeinschaft der Industrie- und Handelskammern im Freistaat Sachsen und der Arbeitsgemeinschaft der Sächsischen Handwerkskammern. Unter:
http://www.leipzig.ihk.de/fileadmin/user_upload/Dokumente/SOP/Fachkraefte/Bericht_FK-Monitoring_2012_Endversion.pdf (letzter Zugriff: 3.11.2014).
Sprink, Rolf (2007): Wo bleiben die Männer? - Ergebnisse der Volkshochschul-Besucherbefragung.
Unter: http://www.vhs-sachsen.de/fileadmin/user_upload/Allgemeines/Sprink__Wo_bleiben_die_Maenner.pdf (letzter Zugriff: 11.11.2014).
Stadt Leipzig, Der Oberbürgermeister, Amt für Jugend, Familie und Bildung (Hrsg.) (2012a): Bildungsreport Leipzig 2012. Leipzig.
Stadt Leipzig, Der Oberbürgermeister, Amt für Jugend, Familie und Bildung (Hrsg.) (2012b): Leipziger
Bildungsberatung. Jahresbericht 2011. Leipzig.
Stadt Leipzig, Der Oberbürgermeister. Amt für Jugend, Familie und Bildung (Hrsg.) (2013): Leipziger
Bildungsberatung. Jahresbericht 2012. Leipzig.
Stadt Leipzig, Der Oberbürgermeister. Amt für Jugend, Familie und Bildung (Hrsg.) (2014): Leipziger
Bildungsberatung. Jahresbericht 2013. Leipzig.
6-22
Kapitel 7:
Non-formales und informelles Lernen
Entwurf, 20.11.2014
unter Mitarbeit von:
Berit Lahm, Rudolph Pohl, Stefan Rauhut, Elke Urban und Harriet Völker
Dezernat Jugend, Soziales, Gesundheit und Schule
Amt für Jugend, Familie und Bildung
Inhaltsverzeichnis
Abbildungsverzeichnis......................................................................................................................... 3
Tabellenverzeichnis.............................................................................................................................. 3
Exkursverzeichnis................................................................................................................................ 3
7.1Einleitung......................................................................................................................................... 4
7.2 Kunst und Kultur............................................................................................................................ 5
Medienpädagogik.................................................................................................................. 14
Bildende Kunst....................................................................................................................... 14
Darstellende Kunst................................................................................................................ 15
Musik
.......................................................................................................................... 16
Soziokultur .......................................................................................................................... 21
Förderung im Bereich Kunst und Kultur durch die Stadt Leipzig............................................22
7.3 Sport.............................................................................................................................................. 24
7.4 Umweltbildung und Bildung für nachhaltige Entwicklung .......................................................27
7.5 Freiwilliges Engagement.............................................................................................................. 31
7.6 Demokratische und historische Bildung....................................................................................32
7.7Familienbildung ............................................................................................................................ 34
7.8 Fazit 35
Literatur 37
7-2
Abbildungsverzeichnis
Abb.7.1: Entwicklung der Besuche, der Entleihungen sowie der virtuellen Besuche der LSB, 2008 bis
2013........................................................................................................................................................ 9
Abb.7.2: Altersstruktur der Nutzer/-innen der LSB, 2009 und 2014......................................................10
Abb.7.3: Entwicklung der Entleihungen nach Bestandssegmenten 2011 und 2013 (Ausgangswert
2008).................................................................................................................................................... 11
Abb.7.4: Veranstaltungen der LSB im Jahresvergleich, 2008 bis 2013.................................................12
Abb.7.5: Entwicklung der Schülerzahl und -belegung an der Musikschule Leipzig „Johann Sebastian
Bach“, 2008 bis 2013............................................................................................................................ 18
Abb.7.6: Belegte Fächer (anteilig) an der Musikschule Leipzig „Johann Sebastian Bach“, 2008 bis 2013
.............................................................................................................................................................. 20
Abb. 7.7: Institutionelle Förderung und Projektförderung des Kulturamtes Leipzig, 2009 bis 2013.......23
Abb. 7.8: Mitglieder in Sportvereinen und der Anteil an entsprechenden Altersgruppen, 2013.............25
Abb. 7.9: Sportlich Aktive nach Altersgruppen und Organisationsform, 2013.......................................27
Abb. 7.10: Entwicklung der Besucherzahlen im Zoo Leipzig, 2008 bis 2013.........................................31
Tabellenverzeichnis
Tab. 7.1: Belegte Fächergruppen der Musikschule Leipzig „Johann Sebastian Bach“ am 31.12.2013. 19
Tab. 7.2: Zuschüsse Eigenbetriebe Kultur der Stadt Leipzig in €, 2012 bis 2014..................................24
Exkursverzeichnis
Exkurs 7.A: Ordner „Kulturelle Bildung in Leipzig“..................................................................................6
Exkurs 7.B: „Dropperbox“....................................................................................................................... 8
Exkurs 7.C: VISIONALE LEIPZIG......................................................................................................... 14
Exkurs 7.D: Kunst- und Kulturvermittlung in der Galerie für Zeitgenössische Kunst Leipzig.................15
Exkurs: 7.E: GeyserHaus e. V.............................................................................................................. 22
Exkurs 7.F: Café Kaputt – Reparieren statt wegwerfen!.......................................................................29
Exkurs 7.G: Offener Garten Querbeet.................................................................................................. 29
Exkurs 7.H: Projekt „Grün macht Schule“............................................................................................. 30
Exkurs 7.I: Zukunftsakademie Leipzig e.V............................................................................................ 30
7-3
7.1 Einleitung
Das Konzept des lebenslangen Lernens impliziert
„alles Lernen während der gesamten Lebensspanne, das der Verbesserung von Wissen,
Qualifikationen und Kompetenzen dient und im Rahmen einer persönlichen, bürgergesellschaftlichen, sozialen und beschäftigungsbezogenen Perspektive erfolgt“ (Kommission
der Europäischen Gemeinschaften 2000: 3).
So spielen neben den in den vorangegangen Kapiteln beschriebenen formalen Lerngelegenheiten nonformale und informelle Lernprozesse beim Erwerb von Kompetenzen und Fähigkeiten eine zentrale
Rolle. Unter non-formalem Lernen versteht man Formen der organisierten persönlichen Bildung, welche außerhalb der formalen Bildungs- und Berufsbildungseinrichtungen stattfinden und nicht unbedingt
zur Zertifizierung führen. Dies kann am Arbeitsplatz sowie im Rahmen von Tätigkeiten bspw. in Orga nisationen oder in Kursen erfolgen (ebd. 9 ff.). Informelles Lernen bezeichnet die Aneignung von Haltungen, Werten, Fähigkeiten und Wissen durch die persönliche Umwelt und erfolgt zumeist unstrukturiert (Dohmen 2011: 7 ff.). Es findet im Alltag, am Arbeitsplatz, im Familienkreis oder in der Freizeit
statt und führt zu einem Lernergebnis, das oftmals nicht bewusst angestrebt wird. Informelles Lernen
findet letztlich überall und jederzeit statt.
Nicht formale Lernprozesse sind demnach schwer abbildbar. Ebenso ist eine klare Abgrenzung beider
Begrifflichkeiten kaum möglich, meist vereinen nicht formale Lernorte wie Museen, Bibliotheken oder
soziokulturelle Zentren informelle und non-formale Lernprozesse. Eine lückenlose Darstellung, die alle
Facetten, Inhalte, Angebote, Nutzungen sowie deren Verzahnungen anstrebt, ist im Rahmen des vor liegenden kommunalen Bildungsberichts nicht möglich.
Um Rückschlüsse auf die non-formale und informelle Bildung in der Stadt Leipzig ziehen zu können,
werden im Folgenden Schwerpunkte auf die Bereiche Kunst und Kultur, Sport, Umweltbildung und Bildung für nachhaltige Entwicklung, freiwilliges Engagement, demokratische Bildung und Familienbildung gelegt. Die einzelnen Teilkapitel untersuchen jeweils die Aspekte Angebotsstruktur, Bildungsbeteiligung und, sofern Daten vorhanden und für die kommunale Steuerung relevant, auch Personal und
Finanzen. Für eine kontinuierliche Berichterstattung wurden vorrangig Themenbereiche ausgewählt,
die aufgrund einer regelmäßigen Fortschreibung Kontinuität in der Bildungsberichterstattung ermöglichen. So liegt der Fokus auf den Eigenbetrieben der Stadt Leipzig sowie auf kommunal geförderten Institutionen, da nur hier eine Steuerungsmöglichkeit seitens der Kommune vorliegt. Inhaltlich ergänzt
wurden die Unterkapitel mit Exkursen, die zusätzliche Informationen zu den Themenkomplexen liefern.
Um Überschneidungen zu vermeiden, werden einige Themenbereiche wie bspw. die Volkshochschule
Leipzig in anderen Kapiteln betrachtet (vgl. Kapitel 6). Gleichwohl kann es aufgrund der Vielschichtigkeit der Angebotslandschaft in einigen Bereichen zu inhaltlichen Berührungspunkten kommen.
7-4
7.2 Kunst und Kultur
Wie vorangegangen beschrieben, lassen sich Kompetenzen und Fertigkeiten, die durch non-formales
oder informelles Lernen erworben werden, nicht bestimmt einer konkreten Maßnahme zuordnen. Die
Aneignung von Haltungen, Werten, Fähigkeiten und Wissen sind beobachtbar, in ihrer Wirkung aber
schwer messbar. Zudem werden auf kommunaler Ebene für die non-formalen und informellen Bildungsbereiche unterschiedliche Begrifflichkeiten und Kategorien verwendet, die einem Datenabgleich
entgegenstehen. Darüber hinaus ist es aufgrund der komplexen Förderstruktur mit jeweils anderen Zuständigkeiten auf kommunaler, Landes-, Bundes- und europäischer Ebene unmöglich, zu einem einheitlichen Bild zu kommen. Daher wird in diesem Kapitel vorrangig ein qualitativer Überblick über die
Entwicklungen in Leipzig gegeben und mit Exkursen zu ausgewählten Schwerpunktthemen untersetzt.
Diese ergeben sich aus den im Entwicklungskonzept kulturelle Bildung (Stadt Leipzig 2013) festgelegten Leitlinien.
Kulturelle Bildung ist ein unverzichtbarer Teil allgemeiner Bildung. Sie
„befähigt jeden einzelnen Menschen, Kunst und Kultur von Grund auf kennen und
verstehen zu lernen, zu gestalten und aktiv am Leben teilzuhaben. Neben der Rezeption steht dabei vor allem die aktive Beteiligung im Mittelpunkt, die zur Entwicklung eigener Kreativität und des eigenen subjektiven Ausdrucksvermögens führt“
(Stadt Leipzig 2013: 3).
Die Beschäftigung mit Kunst und Kultur trägt nicht nur zur ästhetischen Bildung bei, sondern wirkt sich
auf die Persönlichkeitsbildung des Menschen insgesamt aus. Um möglichst allen Kindern und Jugendlichen in Leipzig die Teilhabe an kulturellen Angeboten zu ermöglichen, wurden im Entwicklungskonzept kulturelle Bildung insgesamt acht Leitlinien formuliert, die dazu beitragen sollen, die funktionierende kulturelle Infrastruktur für Kinder und Jugendliche in Leipzig auszubauen und qualitativ weiterzuentwickeln. Von 2012 bis 2014 ist es gelungen, einigen Zielen einen großen Schritt näher zu kommen.
Hierzu hat besonders die gemeinsame Arbeit der Kunst-, Theater-, Musik- und Kulturpädagog/-innen
beigetragen, die sich alle zwei Monate unter Leitung des Kulturamtes bei einem Jour fixe zu wichtigen
Themen der kulturellen Bildung austauschten und gemeinsam mit externen Expert/-innen nach Lösungswegen suchten. Im Folgenden werden die wichtigsten Leitsätze benannt und in ihrer Umsetzung
beschrieben. Zusätzliche kurze Exkurse und exemplarische Einsichten in die Arbeit verschiedener Institutionen, die sich an dem Prozess aktiv beteiligt haben, sind unter den jeweiligen Kunstsparten zu
finden.
Ziel 1: Informationswege erschließen, die Auswahl für potenzielle Nutzer/-innen erleichtern
2012 wurden besonders im Bereich der Kommunikation zwischen formellen Bildungsinstitutionen und
den Orten non-formaler Bildung Defizite benannt. Schulen, Horte und Kitas wurden jeweils von den
einzelnen Institutionen mit Informationsmaterialien versorgt. Die Menge der ungefilterten Informationen
führte jedoch dazu, dass viele Angebote nicht wahrgenommen wurden. Gemeinsam mit Schulleiter/-innen, Vertreter/-innen von Kultureinrichtungen, der Sächsischen Bildungsagentur, Regionalstelle Leipzig, dem Kulturamt und dem Programm „Lernen vor Ort“ (Amt für Jugend, Familie und Bildung, bis
12/2014) wurde daher eine neue Systematik gesucht, die es ermöglicht, einen anschaulichen Überblick über die öffentlich geförderten Kulturangebote in der Stadt Leipzig zu geben und Kooperationen
zwischen den formellen Bildungsorten und Kultureinrichtungen anzuregen. Dazu wurde der Ordner
„Kulturelle Bildung in Leipzig“ entworfen, der es neben einem gezielten Überblick über die Vielfalt der
Institutionen und ihrer fachlichen Expertisen möglich macht, aktuelle Informationen von den Kultureinrichtungen und Vereinen zu sammeln, zu aktualisieren und im Schul-, Hort-, oder Kita-Kollegium auszutauschen (vgl. Exkurs 7.A).
7-5
Exkurs 7.A: Ordner „Kulturelle Bildung in Leipzig“
Der Ordner „Kulturelle Bildung in Leipzig“ gibt einen alphabetischen Überblick über die öffentlich geförderten Institutionen in Leipzig, die kulturelle Angebote für Kita-, Hort- und Schulgruppen vorhalten.
Vorgestellt werden 71 Institutionen, sieben Projekte und neun Festivals mit ihren jeweiligen Schwer punkten und Kontaktdaten. Alle Nutzer haben die Möglichkeit, hinter die jeweiligen Registerblätter zusätzliche aktuelle Informationen wie Broschüren, Flyer oder andere Materialien zu heften. Zudem besteht die Möglichkeit, auf den Seiten des Katalogs wichtige Bemerkungen für andere Kolleg/-innen zu
hinterlassen. Auf zwei Übersichtstabellen und einer Karte kann eine spezifische Suche nach Angeboten erfolgen. Möglich ist die Eingrenzung nach Zielgruppe, Art des Angebots, Kosten, Fachbezug und
Lage/Erreichbarkeit der jeweiligen Einrichtung. Für die Zukunft ist eine jährliche Aktualisierung des
Ordners, vor allem mit neuen Angeboten, die über eine Projektförderung finanziert werden, geplant.
Zur Evaluierung des Ordners „Kulturelle Bildung in Leipzig“ wurden zu Beginn des Schuljahres
2013/14 Horte und Schulen gebeten, den im Ordner bereits vorhandenen Feedbackbogen auszufüllen und an das Kulturamt zurückzusenden. Insgesamt sind 62 Rückmeldungen eingetroffen, wobei 43
von Horten und Schulen stammten und weitere 19 von den Schulbibliotheken und Leseräumen. Die
Rückmeldungen waren in Umfang und Aussage insgesamt sehr erfreulich. Einigkeit (100,0 %) bestand darin, dass der Ordner eine gute Übersicht über die Träger und Institutionen gibt, die kulturelle
Bildungsangebote in Leipzig vorhalten. 83,0 % der Einrichtungen bestätigten darüber hinaus, dass
der Ordner zum Sammeln von Informationen dient und 78,0 % bekräftigten, dass sie den Ordner
auch zur Weitergabe von Informationen innerhalb des Kollegiums nutzen. 76,0 % gaben an, dass ihnen der Ordner ermöglicht hat, ein passendes Angebot für ihre Kinder und Jugendlichen zu finden,
73,0 % haben darüber eine neue Einrichtung kennengelernt. Nur zur Etablierung längerfristiger Kooperationen wird der Ordner laut Angaben nicht genutzt. Hier fielen 90,0 % der Antworten negativ
aus.
Ziel 2: Entwicklung handhabbarer Qualitätskriterien
Die Pädagog/-innen der Leipziger Kultureinrichtungen stellten sich der Aufgabe, einen kunstspartenübergreifenden Qualitätsrahmen1 zu entwickeln, der als Hilfestellung für die Reflexion und Verbesserung der Qualität kultureller Bildungsprojekte genutzt werden kann. Er ist sowohl für die Überprüfung
eigener Projekte geeignet als auch für Fördergeldgeber als Entscheidungshilfe bei der Vergabe von
Fördermitteln einsetzbar. Allerdings sollte jede/r Nutzer/-in dabei berücksichtigen, dass nicht immer
alle Kriterien des Qualitätsrahmens kulturelle Bildung auf jedes Projekt zutreffen können und müssen.
Die spezielle Situation und die mit dem Projekt verfolgte Zielrichtung muss in jedem Fall vorangestellt
werden.
Ziel 3: Erprobung neuer innovativer Ansätze in denen Mitsprache und Mitbestimmung von Kin dern und Jugendlichen eine zentrale Rolle spielen.
Kinder- und Jugendbeteiligung ist in Leipzig als ein Thema erkannt worden, das für Gegenwart und Zukunft dieser Stadt von großer Bedeutung ist (DA 37/2001). Dennoch bleibt die Einbeziehung von Kindern und Jugendlichen häufig noch ein Lippenbekenntnis. Mitsprache und Mitwirkung sind erwünscht,
die endgültige Entscheidung verbleibt aber bei den Erwachsenen. Die nächste Stufe der Partizipation,
die eine gleichberechtigte Mitbestimmung von Kindern und Jugendlichen ermöglichen würde, wird oft
nicht erreicht. Zu dieser Thematik wurde ein Diskussionsprozess angestoßen und im Bereich der Förderung vermehrt darauf geachtet, welchen Partizipationsansatz die/der jeweilige Antragsteller/-in ver1
7-6
Der Qualitätsrahmen ist verfügbar unter:http://www.leipzig.de/freizeit-kultur-und-tourismus/kunst-und-kultur/kinder-und-jugendkultur/kulturelle-bildung/
folgt. Methodisch besonders bewährt hat sich in diesem Zusammenhang das forschende Lernen bzw.
die ästhetische Forschung, die das Verhältnis von Lehrenden und Lernenden aufhebt und zu einem
gleichberechtigten Lernprozess anregt. Die Methode wurde sowohl auf dem Kulturforum des Kulturdezernats zur kulturellen Bildung im April 2014 als auch auf der 5. Leipziger Bildungskonferenz im Juni
2014 vorgestellt und konnte von den Teilnehmer/-innen teilweise selbst erprobt werden.
Ziel 4: Sozialräumliche Verteilung der Angebote an den Bedürfnissen von Kindern und Jugendlichen ausrichten. Mehr bildungsbenachteiligte Kinder und Jugendliche erreichen.
Kulturelle Bildung ist in Leipzig eng verknüpft mit den pädagogischen Angeboten der städtischen Kulturinstitutionen sowie der institutionell geförderten soziokulturellen Zentren. Die festen Standorte dieser
Institutionen befinden sich zum großen Teil im Zentrum bzw. im Süden der Stadt. Für Kinder und Jugendliche in den Randbezirken bedeutet dies oft lange Anfahrtswege, um Angebote der kulturellen Bildung wahrnehmen zu können. Da Schulen, Horte, Kindertagesstätten und auch die Eltern den zeitlichen und teilweise auch finanziellen Mehraufwand oft scheuen, bekommen Kinder und Jugendliche in
den schlechter angebundenen Bezirken wesentlich weniger Möglichkeiten, die vielfältigen kulturellen
Angebote zu nutzen. Seit 2012 wurden verschiedene Modelle entwickelt, um Kinder und Jugendliche
vor Ort in ihrem Wohnbezirk zu erreichen. Insbesondere in der Zusammenarbeit mit Jugendclubs
konnten hier gute Erfahrungen gesammelt werden (vgl. Exkurs 7.B). Über die vom Amt für Jugend, Familie und Bildung etablierten Träger mit Managementfunktion 2 wurde zudem ein starkes Netzwerk geschaffen, das unterschiedliche Angebote in den einzelnen im Fachplan Kinder- und Jugendförderung
2012 festgelegten Planungsräumen verknüpft. Neben den Angeboten der Jugendhilfe werden hier teilweise auch Angebote der kulturellen Bildung mit berücksichtigt. Es konnten wertvolle Synergien zwischen den verschiedenen Trägern und zahlreichen generationsübergreifenden Projekten initiiert werden.
2
Ein Träger mit Managementfunktion ist ein Leistungserbringer der Kinder- und Jugendförderung, der gemeinsam mit dem/r
Koordinator/-in für Jugend und Bildung in einem Planungsraum die Leitung des lokalen Netzwerkes (Planungsraum-Arbeitskreis) übernimmt. Zu den Aufgaben gehört des Weiteren die Aktivierung und Koordinierung der Zusammenarbeit externer und interner Akteure sowie die Organisation und Umsetzung von offenen Beteiligungsformen für Kinder und Jugendliche im jeweiligen Planungsraum. Die Übertragung der Managementfunktion an einen Leistungserbringer erfolgt mittels
jährlicher Beauftragung durch das Amt für Jugend, Familie und Bildung der Stadt Leipzig (Stadt Leipzig 2012a: 76 f.).
7-7
Exkurs 7.B: „Dropperbox“
Um Kinder und Jugendliche in Leipziger Stadtteilen mit wenig kultureller Infrastruktur bzw. langen Anfahrtswegen zu kulturellen Institutionen zu erreichen, konzipiert der Kulturbahnhof e. V. seit 2012 mobile Ausstellungen und besucht damit Oberschulen und Jugendclubs in den städtischen Randbezirken sowie im Leipziger Umland. Speziell dafür wurde ein modulares Ausstellungsdisplay entwickelt,
das in einen Autoanhänger passt und überall hin transportiert und aufgebaut werden kann, die „Dropperbox“. Diese besteht aus multifunktionalen Elementen (klappbare Wände, Schränke, Sockel,
Hocker und ein Tisch) die es ermöglichen, in kurzer Zeit in jeder vorgefundenen Raumsituation eine
Ausstellungssituation zu schaffen. In den kleinen Ausstellungen werden je vier bis sechs künstlerische Arbeiten von zumeist jungen Leipziger Künstler/-innen gezeigt, die gesellschaftlich relevante
Themen mittels verschiedenster Medien aufgreifen. Zu jeder Ausstellung werden von einem Team altersgerechte pädagogische Vermittlungskonzepte erarbeitet. Dabei stehen immer Methoden im Vordergrund, die es Kindern und Jugendlichen ermöglichen, selbst aktiv und kreativ zu werden und so
den Zugang zu zeitgenössischer Kunst und den thematischen Inhalten zu erleichtern. Die Kinder lösen z. B. in Gruppen Aufgaben zu einzelnen künstlerischen Arbeiten, entwickeln eigene Interpretationen, diskutieren gemeinsam. Sie können die künstlerischen Arbeiten kreativ weiterentwickeln oder eigene künstlerische Arbeiten zu einem Thema konzipieren und gestalten. Am Ende einer Projektwoche entstehen oft ganz neue Kunstwerke oder sogar Ausstellungen, die anschließend an der Schule,
im Jugendclub oder in einer Galerie gezeigt werden können. 2013 und 2014 konnte der Kulturbahnhof e. V. mit drei Ausstellungen zu den Themen Natur/Umwelt, Toleranz und Europäische Identität
mit über 900 Kindern und Jugendlichen in Jugendclubs und Oberschulen in Holzhausen, Lindenthal,
Sellerhausen-Stünz, Paunsdorf, Lößnig, Thekla und Gohlis zusammenarbeiten.
„Bibliotheken als Bildungspartner“
Die Stadt Leipzig ist Heimstätte einer der vielfältigsten Bibliothekslandschaften in der Bundesrepublik.
Mögliche Differenzierungskriterien für eine tiefergehende Betrachtung dieser Institutionen sind die Trägerschaft sowie die konkrete Funktion der jeweiligen Häuser im Gefüge der bundesdeutschen Informationsversorgung insgesamt und ihre Ausrichtung auf klar umrissene Zielgruppen. Leipzig weist mit den
ansässigen Hoch-, Fachhoch- und Kunsthochschulen eine breite Struktur wissenschaftlicher Bibliotheken auf (vgl. dazu Kapitel 5). Diese Häuser befriedigen Informationsbedürfnisse der höheren Erwachsenenbildung und sind damit primär für definierte Phasen des Kompetenzerwerbs bedeutsam. Mit der
Deutschen Nationalbibliothek und der Deutschen Zentralbücherei für Blinde finden sich in der Stadt
zwei weitere bedeutsame Einrichtungen in Bundes- bzw. Landesträgerschaft. Erstere zeichnet sich
durch ihren umfassenden und komplexen Sammelauftrag aus, das zweite Haus durch einen klar definierten und abgrenzbaren Zuschnitt. Ferner verfügt Leipzig über eine ausgebaute Struktur an Schulbibliotheken, deren Funktion und Struktur am Ende dieses Abschnitts näher beleuchtet wird.
Für den hier vorliegenden Zusammenhang ist die Betrachtung jener Einrichtungen einschlägig, die sich
in kommunaler Hand befinden und deren Vermittlungs- sowie Versorgungsfunktion alle Alters- und Bevölkerungsschichten der Stadt Leipzig in den Blick nimmt. Dies sind namentlich die öffentlichen Bibliotheken, die unter der Bezeichnung Leipziger Städtische Bibliotheken (LSB) als eigenständiges Amt bestehen. Sie sind jene Bildungspartner, deren Auftrag alle Phasen des lebenslangen Lernens umfasst.
Durch ihre doppelte Zuordnung zum Kultur- und zum Bildungsbereich sind sie als Einrichtungen der
kulturellen Bildung zu verstehen und wirken in dieses stetig an Bedeutung gewinnende Feld.
Mit ihren insgesamt 16 Häusern und einer Fahrbibliothek sind die LSB eine Kultureinrichtung, die flächendeckend in der gesamten Stadt präsent ist. Die Stadtbibliothek am Wilhelm-Leuschner-Platz befindet sich an prominenter Stelle in der Leipziger Innenstadt, die 15 Stadtteilbibliotheken sind in den
7-8
Quartieren der Stadt angesiedelt und der Bücherbus mit seinen 15 Haltepunkten deckt die Bedarfe bis
in die äußeren Randgebiete Leipzigs ab. Die sogenannten Bibliotheksentwicklungskonzeptionen, deren vierte Fassung ab 2016 gültig sein wird, wirken als Zielvereinbarungen mit der Stadt Leipzig und sichern neben den Strukturen auch Personalausstattung, inhaltliche Schwerpunkte und die zielgerichtete
Weiterentwicklung der LSB. Dies schafft Planungssicherheit für die LSB, die Stadt, sämtliche Partner/innen und nicht zuletzt für die vielfältigen Anspruchsgruppen. In den ersten drei Bibliotheksentwicklungskonzeptionen aus den Jahren 2003, 2008 und 2012 standen die Sanierung des Haupthauses sowie der beiden fachamtseigenen Liegenschaften, Strukturfragen, die Ausrichtung der vielfältigen Kooperationen und der nachhaltige Aufbau von Kompetenzen und Angeboten im Onlinebereich im Fokus.
Bei Betrachtung einiger grundlegender Kennwerte (vgl. Abb. 7.1) lässt sich der positive Trend in der
Entwicklung der LSB deutlich erkennen. Einerseits wirkte die Sanierung des Haupthauses 2009 bis
2012 als Katalysator für einen positiven Trend im Jahr 2013, andererseits sorgten die Bestandspolitik
und der konzertierte Ausbau der Onlineangebote für messbare Erfolge. Seit 2008 ist die Zahl der Besucher/-innen um 17,7 % auf insgesamt 984.160 Besucher/-innen im Jahr 2013 gestiegen. Ebenso
stieg die Zahl der Entleihungen. Waren es 2008 noch 3.678.337 Entleihungen, wurden 2013 bereits
4.443.327 Medien entliehen. Dies macht einen Anstieg von 20,8 % aus. Deutliche Anstiege verzeichneten auch die virtuellen Besuche der LSB. 2013 besuchten insgesamt 2.389.477 User/-innen die virtuellen Angebote der LSB, d. h. gut 1,7 Millionen mehr als noch 2008.
Abb.7.1: Entwicklung der Besuche, der Entleihungen sowie der virtuellen Besuche der LSB, 2008 bis
2013
5.000.000
4.000.000
Anzahl
3.000.000
2.000.000
1.000.000
0
2008
2009
2010
2011
2012
2013
Jahr
Besuche
Entleihungen
Virtuelle Besuche
Datenquelle: Leipziger Städtische Bibliotheken
Die LSB fungieren als Bildungspartner in allen Phasen des lebenslangen Lernens. Vielfache Kooperationen (z. B. mit der Volkshochschule, der Sächsischen Bildungsagentur, Regionalstelle Leipzig
(SBAL), dem Amt für Jugend, Familie und Bildung (AfJFB)), aber auch zahlreiche informelle Formen
der Zusammenarbeit (z. B. mit Bürgerinitiativen, Jugendeinrichtungen, Ortschaftsräten) sind Belege
dafür. Bestimmte Altersgruppen sind unter den Nutzer/-innen besonders stark vertreten: 2014 wurden
7-9
die LSB zu 35,8 % durch Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren, zu 32,2 % durch 19- bis 39-Jährige,
zu 19,8 % durch Personen zwischen 40 und 59 Jahren und zu 12,3 % von über 60-Jährigen genutzt.
Derartige Verteilungen sind typisch für öffentliche Bibliotheken. Für den Leipziger Zusammenhang sind
zudem auch Aspekte wie die vorhandene Bibliotheksstruktur in der Stadt oder auch die Quantität einzelner soziodemografischer Gruppen einschlägig. Im Fünfjahresvergleich wird deutlich (vgl. Abb. 7.2),
dass sich die Verteilungen in den Altersgruppen der über 60-Jährigen sowie der 40 bis 59-Jährigen
kaum verändert haben, wohingegen der Anteil von Kindern und Jugendlichen an der Nutzerschaft mit
7,4 Prozentpunkte deutlich zugenommen und die Nutzergruppe der 19- bis 39-Jährigen um 5,3 Prozentpunkte abgenommen hat.
Abb.7.2: Altersstruktur der Nutzer/-innen der LSB, 2009 und 2014
100
80
12,5
12,3
21,6
19,8
in %
60
32,2
37,5
40
20
35,8
28,4
0
2009
ab 60 Jahre
2014
40 bis 59 Jahre
19 bis 39 Jahre
Jahr
bis 18 Jahre
Datenquelle: Leipziger Städtische Bibliotheken
Traditionell spielt die Kinder- und Jugendbibliotheksarbeit für öffentliche Bibliotheken eine wichtige Rolle. Ausdruck dieser Fokussierung sind u. a. die Gebührenbefreiung für alle Leipziger/-innen bis zur
Vollendung des 19. Lebensjahres, die systematische Programmarbeit ab dem Vorschulalter sowie
zahlreiche Projekte und Veranstaltungen. Im Rahmen der engen Zusammenarbeit mit Schulen aller
Art setzen sich die LSB innerhalb eines jeden Schuljahres das Ziel, rund 40,0 % der Klassen zwischen
erster und sechster Jahrgangsstufe mit Angeboten der Programmarbeit zu erreichen - was fast im gesamten Untersuchungszeitraum erreicht wurde. Die Programmarbeit für Kinder des 4. bis 6. Lebensjahres sowie für Schüler der 1. bis 10. Jahrgangsstufen basiert auf den in Zusammenarbeit mit der
HTWK entwickelten Spiralcurricula. Die aufgeführten Angebots- und Vermittlungsformen folgen darin
dem Sächsischen Erziehungsplan sowie den jeweiligen Lehrplanwerken. Mit diesen aufeinander aufbauenden Rahmenplänen wurde die Grundlage für eine erfolgreiche Bildungspartnerschaft gelegt. Bei
den Projekten für diese Kernzielgruppe verdienen insbesondere die Jugend-Literatur-Jury, das Software-Projekt Tommi und sowie die Ferienleseprojekte Buchsommer Sachsen und Buchsommer Junior
besondere Erwähnung. Mit dem Angebot „Mehr Zeit für Kinder“, das seit Jahren durch Maßnahmen
des Zweiten Arbeitsmarktes ermöglicht wird, und weiteren Veranstaltungsangeboten wird das umfassende Angebot für die Kernzielgruppen vervollständigt. Viele Förderschulen und Integrationseinrichtun7-10
gen der Stadt Leipzig nutzen darüber hinaus regelmäßig die Angebote und Services der Stadtbibliothek.
Die Orientierung an den verschiedenen Lebensphasen und den damit verbundenen Interessen kommt
auch bei den Medien zum Tragen. Das Spektrum der verfügbaren Bestände reicht von traditionellen
Medien wie Zeitschriften, Büchern und Tonträgern über E-Books, Online-Kurse bis hin zu Datenbanken. Die Nachfrage rechtfertigt die Entscheidung für dieses vielfältige Angebot. Insbesondere in den
Bereichen der Kinderliteratur und im Segment Belletristik stellten sich im Fünfjahreszeitraum erhebliche Zugewinne bei den Entleihungen ein. Auch die audiovisuellen Medien wurden zunehmend häufiger
entliehen. Lediglich im Bereich der Sachliteratur folgten die Entleihungszahlen keinem positiven Trend.
Die verringerte Nachfrage ist durch die Komplexität der Informationsbedarfe, zu deren Befriedigung die
öffentlichen Bibliotheken früher genutzt wurden und denen heute oftmals durch einfache Onlinerecherchen Genüge getan werden kann bedingt, und auch durch das breite Spektrum wissenschaftlicher Informationseinrichtungen der Stadt. Abb. 7.3 belegt die dargelegten Trends für wichtige Bestandssegmente der LSB.
Abb.7.3: Entwicklung der Entleihungen nach Bestandssegmenten 2011 und 2013 (Ausgangswert
2008)
105,1
Gesamtbestand
120,5
101,5
Zeitschriften
114,7
109,2
Bestandssegment
Audiovisuelle Medien
129,4
87,4
Sachliteratur
93,5
122,8
Kinderliteratur
142,7
105,4
Belletristik
115,6
0
20
40
60
2011
80
2013
100
120
140
160
in % (2008=100%)
Datenquelle: Leipziger Städtische Bibliotheken
Medien, die erst seit Ende Oktober 2010 im Portfolio der LSB zu finden sind, sind in Abb.7.3 nicht ent halten. Dies sind Onlinemedien, die im Zuge der Etablierung der sogenannten „Onleihe“ verfügbar wurden. Vergleicht man deren Werte aus dem Jahr 2011 mit den Entleihungsdaten von 2013, so wird
deutlich, dass die Einführung der „Onleihe“ erfolgreich war und der Zuspruch wächst. Während im ersten vollständigen Kalenderjahr (2011) der „Onleihe“ gut 19.000 Entleihungen zu zählen waren, verzeichneten die LSB 2013 rund 56.000. Somit wurde innerhalb von zwei Jahren ein Anstieg der Online ausleihen von 292,0 % erzielt.
7-11
Die hohe Bedeutung aller Standorte der LSB als Begegnungs-, Kommunikations- und Austauschpunkte für die Bevölkerung sowohl im jeweils unmittelbaren Einzugsgebiet als auch in Leipzig insgesamt illustrieren die Kennzahlen der Veranstaltungstätigkeiten. Innerhalb dieses Arbeitsbereichs der LSB wirken ebenfalls die verschiedenen Lebens- und Lernphasen als konzeptionelle Richtlinie. Für Kinder und
Jugendliche bestehen neben den in die Schuljahre eingebetteten Formaten sowie den speziellen Ferienprojekten zahlreiche freie Angebote, deren Spektrum von (Vor-)Lesungen mit den Vorlesepaten
über inszenierte Kinderliteratur bis hin zu ganzen Lese- und Spielnächten reicht. Mit traditionellen Lesungen, wechselnden Ausstellungen, informativen Vorträgen und Talks wie dem MDR FIGARO-LeseCafé erreichen die LSB ein breites, erwachsenes Publikum. Ganze Familientage und auch Kooperationsveranstaltungen mit der VHS zu den Themenkomplexen Pädagogik sowie Erziehung sind erfolgreiche Familienangebote. Einen weiteren Schwerpunkt bilden Veranstaltungen zu digitalen Medien wie EBooks und zur „Onleihe“ für Senioren. Spezielle Dienstleistungen wie der Hausdienst für immobile Nutzer/-innen ergänzen die verstärkte Berücksichtigung des demografischen Wandels. Abb. 7.4 vermittelt
die quantitative Entwicklung aller Veranstaltungsformate und belegt die intensivierte Arbeit in diesem
Tätigkeitsfeld, welche in den Jahren des Interims der Leipziger Stadtbibliothek (Herbst 2009 bis Herbst
2012) aus infrastrukturellen Gründen begrenzt werden musste.
Abb.7.4: Veranstaltungen der LSB im Jahresvergleich, 2008 bis 2013
1.600
1.553
1.200
1.223
1.114
Anzahl
1.022
800
1.090
832
400
0
2008
2009
2010
2011
2012
2013
Jahr
Anzahl der Veranstaltungen der LSB
Datenquelle: Leipziger Städtische Bibliotheken
Das Spektrum der hier gezählten Veranstaltungsformate reicht von Schulungsangeboten für Kleingruppen in den Bereichen Onlinemedien, E-Book-Reader oder auch Recherchetraining über Veranstaltungen im Klassenverband bis hin zu öffentlichen Lesungen und Diskussionsrunden. Der Zuspruch der
Leipziger/-innen stieg kontinuierlich, sodass die LSB 2013 insgesamt 35.190 Besucher/-innen bei den
Veranstaltungen verzeichneten. 2008 lag die Besucherzahl noch bei 26.857 Besucher/-innen.
Die LSB kooperieren seit Beginn der 90er Jahre mit der Schulbibliothekarischen Arbeitsstelle und den
Schulbibliotheken. Der Schulbibliothek als Lern- und Studienort im Rahmen ganztägiger Vorortbildungsarbeit kommt eine wichtige Portal- und Vermittlungsfunktion zu. Schulbibliotheken sind dabei
7-12
Medien-, Informations-, Kultur- und Selbstlernzentren. Zudem sind sie für Schüler/-innen und Lehrer/innen wichtiger Bestandteil des Schulalltags. Im Schuljahr 2013/14 befanden sich 42 Schulbibliotheken
und 20 Leseräume3 an kommunalen Schulen, welche durch die Schulbibliothekarische Arbeitsstelle
Leipzig fachlich betreut wurden. Über eine Schulbibliothek verfügten neun Grundschulen, acht Oberschulen, die Nachbarschaftsschule, 15 Gymnasien und alle neun Beruflichen Schulzentren. Der
Medienbestand einer Schulbibliothek orientiert sich an der Schulart, am Schulprofil sowie an den unterrichtlichen Erfordernissen, wobei der Anteil an Fach-und Sachliteratur überwiegt. Der Zielbestand für
die Schulbibliotheken aller Schularten wurde bei zehn Medieneinheiten je Schüler/-in festgesetzt. Im
Schuljahr 2013/14 verfügten die Schulbibliotheken über einen Gesamtbestand von 143.202 Medieneinheiten, was rechnerisch fünf Medieneinheiten je Schüler/-in ausmacht. Damit liegen die derzeitigen Bestände weit unter den festgelegten Richtwerten. Ursachen sind hier u. a. in der Höhe des Medienetats
und auch in den i. d. R. zu geringen Raumgrößen der Bibliotheken zu finden. Im ersten Halbjahr des
Schuljahres 2013/14 wurden 21.517 Entleihungen4 registriert, 90,0 % mehr als im ersten Schulhalbjahr
des Schuljahres 2012/13. Insbesondere in den Oberschulen (inkl. der Nachbarschaftsschule)
(+ 138,6 %) und den Grundschulen (+ 105,5 %) konnte eine deutliche Steigerung konstatiert werden.
Die geringste Steigerung wurde an den Gymnasien (+ 19,6 %) festgestellt. Im Mittelpunkt schulbibliothekarischer Arbeit steht jedoch die Einbindung der Schulbibliothek in den Schulalltag durch Veranstaltungen, Ganztagsangebote und Unterrichtseinheiten. Im ersten Schulhalbjahr 2013/14 fanden 2.242
schulische Aktivitäten statt, 70,9 % mehr als im ersten Schulhalbjahr 2012/13 5. Dabei erhöhte sich insbesondere die Zahl der bibliothekarischen Aktivitäten innerhalb des Unterrichts. Die Betreuung der
Schulbibliotheken und Leseräume wurde ab Dezember 2011 mit 35 Bürgerarbeiter/-innen durch das
dreijährige Projekt „Bürgerarbeit in Schulbibliotheken und Leseräumen“ abgesichert. Zum Ende des
Jahres 2014 ist dieses Projekt ausgelaufen. Als Alternativen für die personelle Weiterführung wurde
die neue arbeitsmarktpolitische Maßnahme „Förderung von Arbeitsverhältnissen“ (FAV) beantragt und
genehmigt sowie Beschäftigungen über den Freiwilligendienst aller Generationen (FdaG) in Betracht
gezogen.
Neben den hier ausführlich beschriebenen LSB und den Schulbibliotheken bestehen in Leipzig zudem
zahlreiche Bibliotheken, die eine entsprechende Zielgruppe bedienen. Die Deutsche Zentralbücherei
für Blinde zu Leipzig konnte 2013 einen leichten Zugewinn hinsichtlich des Bestandes verzeichnen.
Ebenso stieg die Besucherzahl leicht an, 2013 besuchten 9.802 Benutzer/-innen die Bibliothek. Die
Zahl der Entleihungen verblieb in etwa auf gleichem Niveau. Die Deutsche Nationalbibliothek mit einem Bestand von 17.090.599 Büchern, Periodika, Musikalien, Hand- und Hochschulschriften, Karten
u. a. registrierte im Jahr 2013 84.673 Benutzer/-innen der Lesesäle; 6,2 % weniger als im Jahr zuvor.
Im selben Zeitraum sank die Zahl der Entleihungen ebenfalls um 4,4 %. Die Universitätsbibliothek „Bibliotheca Albertina“ wies im Jahr 2013 29.173 eingeschriebene Benutzer/-innen und 964.621 Entleihungen vor. Beide Zahlen sind im Vergleich zum Vorjahr gesunken, insbesondere die Entleihungen
von Medien sanken (- 7,7 %). Ebenfalls ging die Anzahl an verfügbaren Büchern, Zeitschriften und Zeitungen um 0,2 % auf 5.409.720 zurück. Für diese rückläufigen Zahlen sind vor allem Verschiebungen
vom gedruckten zum digitalen Medium hinsichtlich Nutzung, Erwerbung und Publikation verantwortlich.
3
4
5
Leseräume verfügen um eine im Vergleich zu den Schulbibliotheken geringere Ausstattung und halten Medien vorrangig
zum Konsultieren vor Ort vor.
Entleihungen von Medien der Schulbibliotheken können nicht mit den Entleihungen der öffentlichen Bibliotheken verglichen
werden, da eine Entleihung in Schulbibliotheken auch dann registriert wird, wenn ein Medium kopiert oder in den Bibliotheksräumen genutzt wird und nicht ausschließlich wenn es die Schulbibliothek verlässt.
Da ein Großteil der Veranstaltungen an Schulhalbjahre zeitlich gebunden sind, werden die jeweiligen Schulhalbjahre verglichen.
7-13
Medienpädagogik
Zur Förderung der Medienpädagogik besteht in Leipzig der Arbeitskreis Medienpädagogik, der sich
aus Vertreter/-innen von Vereinen, Einrichtungen und Ämtern der Stadt Leipzig zusammensetzt 6 und
sich zum Ziel gesetzt hat, den fachlichen Diskurs im Bereich Medienpädagogik sowie den gegenseitigen Austausch zu fördern. Darüber hinaus soll mit Hilfe des Arbeitskreises Transparenz geschaffen,
Initiativen und Projekte koordiniert und medienpädagogische Einrichtungen der Stadt Leipzig miteinander vernetzt werden. Jedes Jahr führt der Arbeitskreis eine Fachtagung zu einem medienpädagogischem Thema durch und ist zudem Veranstalter des jährlich stattfindenden sächsischen Kinder- und
Jugendmedienwettbewerbs VISIONALE Leipzig (vgl. Exkurs 7.C). Des Weiteren werden durch den Arbeitskreis Fachveranstaltungen und Tagungen zum Thema „Medienpädagogik“ organisiert sowie Multiplikator/-innen ausgebildet.
Einen wertvollen Beitrag auf dem Gebiet der Medienpädagogik leistet auch das Medienpädagogische
Zentrum Leipzig (MPZ). Eine Kernaufgabe des Zentrums ist der Verleih ausgewählter Bildungsmedien.
Die Mediathek des MPZ verfügt über 26.400 Medien. 2013 gab es etwa 13.000 Medienverleihvorgänge. Darüber hinaus werden vielfältige Fortbildungsveranstaltungen angeboten, in deren Fokus die Bereiche Mediendidaktik und Medienerziehung im Zusammenhang mit dem Einsatz neuer Medien stehen. Zudem werden medienpädagogische Projekte initiiert und sowohl pädagogisch als auch technisch begleitet. Im selben Jahr wurden 195 Unterrichtseinheiten à 45 Minuten gehalten. Durch das seit
2013 zum Bestand gehörende Medienmobil wird die aktive Medienarbeit an Kindertageseinrichtungen
oder Schulen auch vor Ort unterstützt.
Exkurs 7.C: VISIONALE LEIPZIG
Die VISIONALE ist ein Medienwettbewerb, der seit 1990 jährlich stattfindet und Kinder und Jugendliche bis 26 Jahre aufruft, Arbeiten aus den Kategorien Video, Radio, Fotografie und Multimedia-Interaktiv einzureichen. Bei der Erstellung der Beiträge erhalten alle Teilnehmenden Unterstützung im
Rahmen unterschiedlicher Workshopangebote der beteiligten Vereine. Zum Medienfestival, dem Höhepunkt der VISIONALE, erhalten alle Teilnehmenden sowie Gäste die Möglichkeit, die Beiträge einzusehen. Im Anschluss daran findet die Preisverleihung statt, bei der die besten Produktionen in den
Kategorien sowie beim Schulwettbewerb mit Preisen ausgezeichnet werden.
Mit der VISIONALE LEIPZIG können die Handlungsfelder der medieninteressierten Kinder und Jugendlichen in Sachsen ausgebaut und deren Medienarbeit öffentlichkeitswirksam dargestellt werden.
Mittels des Wettbewerbs können Tendenzen im Medienumgang von Heranwachsenden beobachtet
und in die pädagogische Praxis überführt werden. Zielsetzung des Projektes ist es, Kindern und Jugendlichen Möglichkeiten zu eröffnen, individuelle Vorstellungen, Meinungen, Erfahrungen oder auch
Forderungen mit Hilfe von Medien begreiflich zu machen. Dazu gehört auch, den Heranwachsenden
die nötigen technischen Kenntnisse zu vermitteln. Die Förderung der Medienkompetenz ist zentraler
Bestandteil der VISIONALE LEIPZIG.
Quelle: www.visionale-leipzig.de
Bildende Kunst
Eines der bedeutendsten deutschen Kunstmuseen ist das Museum der bildenden Künste Leipzig, welches Gemälde, Grafiken und Skulpturen bis in die Gegenwart vorhält. In den vergangenen fünf Jahren
6
Beteiligte Institutionen sind die Filmschule Leipzig e. V., die Kindervereinigung Leipzig e. V. mit dem Projekt KAOS Kulturwerkstatt, der Landesfilmdienst Sachsen für Jugend- und Erwachsenenbildung e. V., der Medienpädagogik e. V., das Medienpädagogische Zentrum Leipzig, die Medienwerkstatt Leipzig LeiSA gGmbH, der SAEK Leipzig, der Hörfunk- und Projektwerkstatt Leipzig e. V. sowie die Sächsische Bildungsagentur, Regionalstelle Leipzig. Das Amt für Jugend, Familie und Bildung und das Kulturamt nehmen seitens der Stadtverwaltung teil.
7-14
wiesen die Besucherzahlen starke Schwankungen auf und waren bis 2013 mit einer Besucherzahl von
96.264 Personen stark rückläufig. Im Vorjahr besuchten 112.030 Personen das Museum; 2008 wurden
noch 160.744 Besucher/-innen registriert. Neben Führungen und Veranstaltungen zu Ausstellungen
werden ausstellungsbegleitende Vorträge, Kinder- und Ferienveranstaltungen, Seniorenveranstaltungen und Lehrerfortbildungen angeboten.
Das GRASSI Museum für angewandte Kunst ist das zweitälteste Kunstgewerbemuseum Deutschlands
und verfügt über Sammlungen, die zu den bedeutendsten Europas gehören. Neben Führungen und
Veranstaltungen zu Dauer- und Sonderausstellungen werden Exkursionen und Workshops sowie zielgruppenspezifische Programme angeboten. Darüber hinaus bietet das GRASSI Museum für angewandte Kunst auch Projekte für Vorschulkinder, Lehrerfortbildungen, Kinder- und Ferienveranstaltungen sowie Seniorenveranstaltungen an. 2013 verzeichnete das Museum 95.593 Besucher/-innen und
erzielte damit die höchste Besucherzahl seit 2010.
Die Galerie für zeitgenössische Kunst (GfZK) fördert nationale wie auch internationale zeitgenössische
Kunst und bietet über die Ausstellungen hinaus ein Kunstvermittlungsprogramm an, welches sich an
Kinder, Jugendliche, junge Erwachsene, Erwachsene und Familien richtet (vgl. Exkurs 7.D). Die Besucherzahlen der GfZK haben sich im Fünfjahresvergleich mehr als verdoppelt; registrierte die Galerie
2008 noch 18.095 Besucher/-innen erhöhte sich die Zahl der Besucher 2013 auf 36.752 Personen.
Exkurs 7.D: Kunst- und Kulturvermittlung in der Galerie für Zeitgenössische Kunst
Leipzig
Die Galerie für Zeitgenössische Kunst betreibt das Kunstvermittlungsprogramm GFZK FÜR DICH.
Ziel des Programms, das sich an Menschen jeden Alters wendet, ist es, eine Verbindung zwischen
zeitgenössischer Kunst und dem alltäglichen Leben zu schaffen. Dabei sollen Vorbehalte und Hürden
beim Zugang zur zeitgenössischen Kunst mit den Besucher/-innen überwunden werden. Das Vermittlungsprogramm orientiert sich an den thematischen Schwerpunkten der Ausstellungen sowie an den
Interessen der einzelnen Teilnehmenden. Kunstvermittlung wird so auch ein Mittel, um Ausstellungen
thematisch und inhaltlich zu erweitern und deren Konzepte kritisch zu hinterfragen. Zugrunde liegend
für die Kunstvermittlung an der GfZK ist das Prinzip der „Ästhetischen Forschung“. Zunächst steht dabei eine Frage oder Idee im Raum, die forschend untersucht wird. Diese Vorgehensweise ist prozessorientiert und sucht den Austausch und die Interaktion mit den Teilnehmenden. Alle Arbeitsphasen,
die Ideensuche und der Prozess der Realisierung zielen darauf ab, individuelle und persönliche Debatten anzustoßen. Die Teilnehmer/-innen werden ermutigt, ihre jeweilige persönliche Arbeitsweise
zu entwickeln und dabei Prozesse des eigenständig organisierten Lernens anzustoßen. Es wird eine
gleichberechtigte Lernsituation geschaffen, in der sich die Teilnehmer/-innen gegenseitig unterstützen
und die individuelle und soziale Entwicklung einer Gruppe im Vordergrund steht. Die partizipative Herangehensweise wird sowohl in Schul- und Kitakooperationen mit großem Erfolg umgesetzt (Länderpreis des Wettbewerbs „Mixed up“, „Kultur.Forscher!“) als auch in Fortbildungsprogrammen für Multiplikator/-innen aus dem pädagogischen Bereich weitergegeben. Zuletzt konnte die Methode bei der 5.
Leipziger Bildungskonferenz 2014 an verschiedenen Bildungsorten in Leipzig erprobt werden.
Darstellende Kunst
Darstellende Kunst wird in Leipzig durch zahlreiche Vereine und Projekte repräsentiert, wovon eine
Vielzahl durch das Kulturamt der Stadt gefördert wird. Im Rahmen der institutionellen Förderung wurden 2013 drei Vereine und eine gemeinnützige Aktiengesellschaft, die Schaubühne Lindenfels, unterstützt. Zu den Vereinen zählt der euro-scene e. V., der jährlich im November das Festival des zeitgenössischen europäischen Theaters ausrichtet. Ebenfalls institutionell gefördert wurde LOFFT e. V., ein
Produktionszentrum und Gastspielort für Tanz, Theater und Performance. Darüber hinaus erhielt der
Verein Lindenfels Westflügel e. V. institutionelle Förderung. Mit einer Projektförderung des Kulturam7-15
tes arbeiteten 2013 insgesamt 27 Vereine bzw. Institutionen aus Bereichen des Schauspiels, Tanzes
oder Kabaretts und Varietés. Beispielhaft erwähnt seien in diesem Zusammenhang der Cammerspiele
Leipzig e. V., die Theatervereinigung FRONT e. V. oder auch der Lachmesse e. V. Im Rahmen der institutionellen Förderung7 wird auch der Verein großstadtKINDER e. V. im THEATRIUM in Grünau unterstützt. Der großstadtKINDER e. V. bietet sozial-integrative Theaterprojekte für Kinder und Jugendliche zwischen 8 und 27 Jahren an und entwickelt gemeinsam mit den Jugendlichen professionelle
Theaterinszenierungen. Ziel ist es dabei, mit den Mitteln des Theaters mögliche Problem- und Lebensbewältigungsstrategien zu erarbeiten, Kompetenzen zu stärken und neue Fähigkeiten zu entwickeln.
Eine weitere durch das Kulturamt geförderte Institution darstellender Kunst ist das Leipziger Tanztheater. Die Ausbildungs- und Produktionsstätte für zeitgenössischen Tanz fördert Kinder ab drei Jahren,
Jugendliche und junge Erwachsene in ihrer Tanzausbildung und entwickelt gemeinsam mit den Tän zer/-innen eigene Inszenierungen und professionelle Tanzstücke.
Große Institutionen der Leipziger Theaterlandschaft sind das Schauspiel Leipzig sowie das Theater
der Jungen Welt. 2013 besuchten insgesamt 85.138 Personen 8 493 Veranstaltungen des Schauspiel
Leipzigs, im Vorjahr waren es noch 108.211 Besucher/-innen bei 526 Veranstaltungen. Das Theater
der Jungen Welt als ältestes professionelles Kinder- und Jugendtheater Deutschlands kann in den
letzten Jahren sowohl hinsichtlich der Anzahl angebotener Veranstaltungen als auch der Besucherzahlen auf eine positive Entwicklung blicken. Waren es 2008 noch 673 Veranstaltungen, die von 47.149
Personen besucht wurden, so kamen 2013 54.152 Besucher/-innen zu 725 Veranstaltungen.
Musik
Es existiert in Leipzig eine Vielzahl an öffentlichen und privaten Institutionen der musikalischen Bil dung. Neben der städtischen Musikschule „Johann Sebastian Bach“ bieten viele Musikschulen des
freien Marktes instrumentalen und vokalen Unterricht an. Darüber hinaus bestehen in Leipzig das forum thomanum mit dem weltweit bekannten Thomanerchor sowie die renommierte Hochschule für
Musik und Theater „Felix Mendelssohn Bartholdy“, die neben der musikalischen Ausbildung der Schüler/-innen bzw. Studierenden zahlreiche Konzerte für die Öffentlichkeit anbietet. Ein breit gefächertes
Spektrum an musikalischen Veranstaltungen bieten zudem die Oper Leipzig, das Gewandhaus zu
Leipzig mit dem Gewandhausorchester sowie die vielfältige freie Musikszene der Stadt. Hervorzuheben ist auch die Vielzahl an Festivals und Veranstaltungen, wie u. a. das Bach-Fest, die Leipziger
Jazztage oder die Mendelssohn-Festtage.
Im Jahr 2013 fanden in der Oper Leipzig auf der Opernbühne und im Haus Dreilinden/Musikalische
Komödie insgesamt 383 Veranstaltungen statt, die von 171.497 Personen besucht wurden. Im Vergleich zum Vorjahr stieg die Besucherzahl um 10,7 %, was sich insbesondere auf der Opernbühne mit
einem Anstieg von 15,1 % bemerkbar machte. Auch die Platzauslastung stieg auf der Opernbühne um
zwölf Prozentpunkte auf 67,5 % an, wohingegen die Auslastung der Musikalischen Komödie mit einem
Wert von 76,4 % leicht sank (- 1,2 Prozentpunket). Die Veranstaltungs- und Besucherzahlen des Gewandhauses zu Leipzig waren im Vergleich zum Vorjahr leicht, im Fünfjahresvergleich jedoch deutlich
rückläufig. Waren es 2008 noch 715 Veranstaltungen mit 407.449 Besucher/-innen, so besuchten
2013 insgesamt 375.741 Personen die 480 angebotenen Veranstaltungen. Im Rahmen der kommunalen Bürgerumfrage (KBU) desselben Jahres wurden Leipziger Bürger/-innen u. a. auch zum Interesse
an klassischer Musik befragt. Nur 22,0 % der Befragten hatten einen sehr starkes bzw. starkes Interesse an klassischer Musik; mehr als ein Drittel gab an, mittelmäßig an Klassik interessiert zu sein. Der
größte Anteil (43,0 %) hatte ein schwaches oder überhaupt kein Interesse. Eine differenzierte Betrachtung nach höchstem beruflichen Abschluss ergab das höchste Interesse bei Personen mit universitär em Abschluss, das geringste Interesse für Klassik zeigten Personen mit Berufsausbildung und Teil7
8
Darüber hinaus erhält der Verein auch durch das Amt für Jugend, Familie und Bildung der Stadt Leipzig eine Zuwendung
im Rahmen der Projektförderung der Kinder- und Jugendförderung.
Summe der Bühnen mit Vermietungen und Gastspielen am Schauspielhaus
7-16
facharbeiter/-innen. Ein gleiches Bild ergab sich bei der Angabe zur Häufigkeit von Besuchen klassi scher Konzerte in Leipzig. Insgesamt gaben 42,0 % an, nie klassische Konzerte in Leipzig zu besuchen und 33,0 % einmal pro Jahr oder seltener. Nach Altersgruppen betrachtet wird deutlich, dass die
65- bis 85-Jährigen9 häufiger klassische Konzerte besuchten als alle andere Altersgruppen. Am seltensten besuchten 18- bis 34-Jährige klassische Konzerte.
Die Musikschule Leipzig „Johann Sebastian Bach“, die einen großen Teil des wachsenden Bedarfs an
Musikunterricht in Leipzig abdeckt, ist eine wichtige Anlaufstelle für musische Bildung. Als Eigenbetrieb
der Stadt Leipzig bietet die Musikschule Unterricht in einer Haupt- und drei Zweigstellen sowie in Kindertageseinrichtungen und Schulen der Stadt an. 2013 wurde in 50 Kindertageseinrichtungen und
zwölf Grundschulen musikalischer Unterricht durchgeführt. Insgesamt waren am 31.12.2013 7.999
Schüler/-innen an der Musikschule angemeldet, 3,8 % mehr als im Vorjahr. Im Fünfjahreszeitraum
sind die Schülerzahlen mit 51,6 % deutlich angestiegen, wobei ein sprunghafter Anstieg 2009 zu verzeichnen ist. Auch die Schülerbelegungen10 stiegen zum selben Zeitpunkt an. Gab es 2008 noch 7.020
Fächerbelegungen, waren es 2013 bereits 9.904 Belegungen. Pro Musikschüler/-in wurden 1,2 Fächer
im Jahr 2013 (2008: 1,3) belegt. Wie auch schon in den Jahren zuvor dominierten Musikschülerinnen
(57,2 %) die Schülerschaft. 94,0 % der Schüler/-innen waren Kinder und Jugendliche, 6,0 % Erwachsene. Die am stärksten vertretene Altersgruppe war die Gruppe der 10- bis 14-Jährigen (44,6 %).
Zweitstärkste Gruppe bildeten die Musikschüler/-innen der Elementarstufe 11 (23,5 %), gefolgt von den
Schüler/-innen der Primarstufe12 (17,9 %). Diese Verteilung entspricht in etwa auch der Altersverteilung
der Vorjahre. Dass die Nachfrage nach Unterrichtsangeboten an der Musikschule deutlich höher liegt
als das Angebot, wird an der Warteliste ersichtlich. Zum 31.12.2013 waren 875 Anwärter/-innen auf
der Warteliste zu verzeichnen. Die Vorjahre liefern ein ähnliches Bild; 2011 waren sogar 1.047 Interessent/-innen gelistet.
9
10
11
12
Über 85-Jährige wurden im Rahmen der KBU 2013 nicht befragt.
Durch die Belegung mehrerer Fächer ergibt sich eine im Vergleich zur Anzahl an der Musikschule Leipzig „Johann Sebastian Bach“ angemeldeter Musikschüler/-innen höhere Zahl an Schülerbelegungen.
geboren 2007 und später (Stand 2013)
geboren zwischen 2003 und 2006 (Stand 2013)
7-17
Abb.7.5: Entwicklung der Schülerzahl und -belegung an der Musikschule Leipzig „Johann Sebastian
Bach“, 2008 bis 2013
12.000
10.000
8.000
6.000
4.000
2.000
0
2008
2009
2010
Anzahl der Schüler/-innen zum 31.12.
2011
2012
2013
Schülerbelegung
Datenquellen: Musikschule Leipzig „Johann Sebastian Bach“; Amt für Statistik und Wahlen
Im Jahr 2013 waren 30,7 % der angemeldeten Musikschüler/-innen ermäßigungsberechtigt, d. h. je
nach Ermäßigungsgrund wird ein prozentualer Anteil des Entgeltes erlassen. Der größte Anteil der Ermäßigungen fiel auf Geschwisterermäßigungen (37,4 %), Mehrfachermäßigungen lagen bei 32,8 % aller Ermäßigungen. Sozialermäßigungen erhielten 713 Schüler/-innen und machten damit einen geringeren Anteil aus (29,8 %). Die Gesamtanzahl der Ermäßigungen führte 2013 zu einem rechnerischen
Umsatzverlust der Musikschule von insgesamt 314.000 €.
Instrumentaler und vokaler Hauptfachunterricht war 2013, wie auch in den Jahren zuvor, die am häufigsten belegte Fächergruppe (36,2 %). Darunter wurden Tasteninstrumente am häufigsten unterrichtet
(30,9 %), gefolgt von Holzblas- (19,6 %) und Streichinstrumenten (18,0 %). Schlaginstrumente (4,9 %)
und Blechblasinstrumente (5,6 %) wurden im selben Jahr am wenigsten unterrichtet. Insgesamt bot die
Musikschule Leipzig 30 verschiedene vokale und instrumentale Hauptfächer an.
Projekte und Kooperationen der Musikschule haben seit 2010 an Bedeutung gewonnen. Kooperationspartner sind neben der Oper Leipzig, dem Gewandhaus zu Leipzig oder dem Theater der Jungen
Welt13 allen voran allgemeinbildende Schulen der Stadt Leipzig. 2013 gab es mit insgesamt 37 Schulen Kooperationen. 34 der beteiligten Grundschulen nahmen mit 1.910 Schüler/-innen am Großprojekt
„SINGT EUCH EIN!“ teil, was sich zunächst an die Grundschüler/-innen der 3. Klassen richtete und in
einer wöchentlichen Musikstunde durchgeführt wurde. In der Regel fand der Unterricht im Tandem einer Lehrkraft der Grundschule und einer Lehrkraft der Musikschule statt. Es wurden traditionelle Volkslieder, modernes Liedgut und Kinderlieder erlernt, mit dem Ziel, die kindliche Stimme sowie die Bewegung zur Musik auszubilden und so einen wichtigen Grundstein für die musikalische Entwicklung der
13
Weitere Kooperationspartner „Kultur“ der Musikschule Leipzig sind die Hochschule für Musik und Theater „Felix Mendelssohn Bartholdy“ Leipzig, die Kammeroper Leipzig, das MDR Sinfonieorchester, das Centraltheater Leipzig und die Medienstiftung der Sparkasse Leipzig.
7-18
Kinder zu legen. In weiteren Schulkooperationen hatten die teilnehmenden Schüler/-innen die Möglichkeit im Rahmen des normalen Musikunterrichts ein Instrument zu erlernen. Ein weiteres erfolgreiches
Projekt der Musikschule ist das „Rock-School-Projekt“. Drittgrößte Fächergruppe der Musikschule
Leipzig war 2013 mit 19,3 % die musikalische Früherziehung.
Tab. 7.1: Belegte Fächergruppen der Musikschule Leipzig „Johann Sebastian Bach“ am 31.12.2013
Fach
Anzahl
Anteil (in %)
Musikalische Elementarerziehung
1.804
19,3
Instrumentaler und vokaler Hauptfachunterricht
3.374
36,2
Ensemble und Ergänzungsfächer
1.249
13,4
Tanz/Bildende Kunst
679
7,3
Projekte/Kooperationen
2.082
22,3
Förderunterricht
135
1,4
Datenquellen: Musikschule Leipzig „Johann Sebastian Bach“; Amt für Statistik und Wahlen
Darüber hinaus verfügt die Musikschule Leipzig über eine große Anzahl von Ensembles, wie bspw. das
Jugendsinfonieorchester oder die MSL Big Band, die in vielfältiger Weise bei musikalischen Veranstaltungen und Ausstellungen tätig sind. In Abb. 7.6 wird die Umverteilung der Schülerbelegungen im
Fünfjahreszeitraum abgebildet. Erkennbar ist, dass der Anteil an Projekten und Kooperationen zunahm, der Hauptfachunterricht, Ensembles und Ergänzungsunterricht sowie die musikalische Elementarerziehung im selben Zeitraum anteilig abgenommen haben.
7-19
Abb.7.6: Belegte Fächer (anteilig) an der Musikschule Leipzig „Johann Sebastian Bach“, 2008 bis
2013
2013
19,3
Jahr
2012
36,2
23,7
13,4
35,0
13,4
2011
20,7
36,9
12,4
2010
20,2
37,3
11,9
2009
23,7
2008
41,7
22,1
0
40
22,3
7,2
19,4
7,3
21,3
7,1
21,6
14,6
48,6
20
7,3
8,3
16,2
60
9,0
8,9
80
Förderunterricht
Projekte/Kooperationen
Tanz/Bildende Kunst
Ensemble- und Ergänzungsfächer
Instrumentaler und vokaler Hauptfachunterricht
Musikalische Elementarerziehung
100
in %
Datenquellen: Musikschule Leipzig „Johann Sebastian Bach“; Amt für Statistik und Wahlen
Jährlich nehmen Schüler/-innen der Musikschule Leipzig „Johann Sebastian Bach“ sowie Schüler/-innen freier Leipziger Musikschulen am bundesweit durchgeführten Wettbewerb „Jugend musiziert“ teil.
2013 partizipierten insgesamt 320 Schüler/-innen aus Leipzig. Von den Teilnehmenden wurden 99
Musikschüler/-innen für den Landeswettbewerb und 39 Schüler/-innen für den Bundeswettbewerb nominiert. Hier wurden 27 erste Preise, neun zweite Preise und drei dritte Preise an Leipziger Musikschüler/-innen vergeben.
Auch als Veranstaltungsort kann die Musikschule Leipzig mit nennenswerten Veranstaltungen und Besucherzahlen aufwarten. 2013 fanden 682 Veranstaltungen mit insgesamt 89.632 Besucher/-innen
statt, darunter waren 6.000 Besucher/-innen unter 14 Jahren. Die Anzahl der Veranstaltungen und damit einhergehend auch die Besucherzahl ist in den letzten fünf Jahren allerdings deutlich gesunken.
2008 gab es noch 1.309 Veranstaltungen mit 109.400 Besucher/-innen. Dies macht eine negative Entwicklung der Besucherzahl von 18,1 % aus. Im Vergleich zum Vorjahr ist die Besucherzahl um 9,8 %
gesunken. Schulkonzerte, zu denen Schüler/-innen während der Unterrichtszeit eingeladen wurden
und als Ergänzung zum eigentlichen Musikunterricht angelegt sind, blieben im selbem Zeitraum auf
gleichbleibendem Niveau. 2013 besuchten 36.000 Schüler/-innen 135 Schulkonzerte.
Darüber hinaus verfügt Leipzig über zahlreiche Chöre. Als einer der ältesten Chöre überhaupt, beste hend aus ca. 100 Jungen im Alter von neun bis 18 Jahren, ist der Thomanerchor zu nennen. 2013 gab
der Chor 82 Konzerte. Im Vergleich zum Vorjahr sank die Zahl der Veranstaltungen deutlich; im Jubiläumsjahr 2012 wurden 115 Konzerte mit insgesamt 115.829 Besucher/-innen veranstaltet. Im Fünfjahresvergleich wird jedoch deutlich, dass 2011 und 2012 besonders viele Konzerte gegeben und in den
Jahren zuvor i. d. R. zwischen 85 und 95 Konzerte veranstaltet wurden. Dies entspricht auch der Veranstaltungszahl des Jahres 2013. Die Besucherzahlen sind hingegen im selben Zeitraum angestiegen.
Waren 2008 bei 86 Konzerten 78.100 Besucher/-innen zu verzeichnen, nahmen 2013 bei 82 Konzer7-20
ten 98.766 Besucher/-innen teil. Neben dem Thomanerchor gibt es in Leipzig eine Vielzahl an leistungsstarken Kinder- und Jugendchören, wie u. a. am Gewandhaus, der Oper und beim MDR. Beim
städtischen Mädchenchor SCHOLA CANTORUM LEIPZIG singen und musizieren knapp 300 Kinder,
Jugendliche und junge Erwachsene. Die Angebotspalette reicht von musikalischer Früherziehung über
Spatzen, Kinder und Mädchenchor bis hin zu Ensemble und Kammerchor. Ebenso besteht eine Vielfalt
an Erwachsenenchören.
Musikalische Bildung vermittelt durch den Besuch von Musikmuseen ist in Leipzig ebenfalls möglich.
Das GRASSI Museum für Musikinstrumente zählte 2013 insgesamt 34.242 Besucher/-innen und konnte im Vergleich zum Vorjahr einen Besucherzuwachs von 9,8 % verzeichnen. 2012 kamen 31.185 Besucher/-innen. Das Museum bietet neben Dauer- und Sonderausstellungen Spezialführungen und Veranstaltungen für Kinder und Jugendliche an. Für Kindergartenkinder und Grundschüler/-innen werden
musikalische Märchenspiele und Entdeckungsreisen sowie ein „Buntes Kinderorchester“ vorgehalten.
Für Schüler/-innen der Sekundarstufe I und II besteht die Möglichkeit, Improvisation im Klanglabor zu
testen und Veranstaltungen zur Musikinstrumentenkunde zu besuchen. Das Bach-Archiv Leipzig als
zentrale Forschungs- und Dokumentationsstelle zum Leben und Werk von Johann Sebastian Bach
zählte 2013 43.997 Besucher/-innen. Auch hier werden museumspädagogische Angebote für Kindertageseinrichtungen, Schulen und Horte angeboten.
Soziokultur
Soziokulturelle Zentren bereichern neben den großen städtischen Kultureinrichtungen die vielfältige
Kulturlandschaft der Stadt Leipzig und dienen als Kristallisationskerne für bürgerschaftliches kulturelles
Engagement. Soziokultur ist
„[…] die am engsten an das Gemeinwesen und bürgerschaftliches Engagement gebundene Kultursparte. Sie nimmt soziale Defizite und Potenziale wahr, greift sie
auf, wendet sich bewusst allen Bürger/-innen zu, unabhängig von Alter, Geschlecht, sozialer und geografischer Herkunft […]. Soziokulturelle Arbeitsfelder sind
daher neben den vielfältigsten Formen kulturell-künstlerischen Schaffens einschließlich der kulturellen Bildung auch die Problemlagen in der Jugend- und Sozialarbeit, die Integration von Migrant/-innen, die Demokratieentwicklung, die Stadtund Stadtteilgestaltung u. v. a. m. Damit sind vielfältige Schnittstellen zu anderen
städtischen Bereichen und Fachplanungen [...] gegeben“ (Stadt Leipzig 2011: 3).
Soziokulturelle Zentren der Stadt Leipzig sind Frauenkultur e. V., GeyserHaus e. V., Haus Steinstraße
e. V., das Kultur- und Begegnungszentrum „Ariowitsch-Haus“ e. V., das Kultur- und Kommunikationszentrum naTo e. V., LeISA gGmbH (DIE VILLA), Mühlstraße 14 e. V, Projekt Verein e. V. Conne Island, Verein Stadtteilzentrum ANKER e. V. und Werk 2 Kulturfabrik Leipzig e. V. Darüber hinaus unterhält die Stadt Leipzig mit dem KOMM-Haus ein Kommunikations- und Begegnungszentrum im Stadtteil
Grünau. Der Arbeit der Soziokulturellen Zentren liegt das „Entwicklungskonzept 2011 bis 2015 Soziokultur“ im Rahmen der Kulturentwicklungsplanung 2008 bis 2015 der Stadt Leipzig zugrunde (Stadt
Leipzig 2011). Der überwiegende Teil der soziokulturellen Zentren wird von Vereinen in freier Trägerschaft betrieben und wendet sich an unterschiedlichste Zielgruppen in verschiedenen Stadtteilen. Gemeinsam ist diesen Projekten, dass sie sich am Sozialraum orientieren und Rahmenbedingungen für
selbstorganisierte kulturelle und gemeinwesenorientierte Angebote schaffen. Exemplarisch soll an dieser Stelle die Arbeit des soziokulturellen Zentrums GeyserHaus e. V. vorgestellt werden (vgl. Exkurs
7.E).
7-21
Exkurs: 7.E: GeyserHaus e. V.
„Kultur für Alle – Kultur von Allen“ – diese Forderung der Soziokultur steht als Leitsatz im Zentrum der
Arbeit des GeyserHaus e. V. Der Einbezug aller verdeutlicht sich in der Spannbreite der Arbeit. So ist
der GeyserHaus e. V. Träger des Seniorenbüros Leipzig-Nord und „Träger mit Managementfunktion“
im Planungsraum Nord im Bereich der Kinder- und Jugendhilfe. Neben einem offenen Jugendtreff
bietet der Verein Kurse und Projekte in der Bildenden und Darstellenden Kunst und im Bereich Medien an. Ein besonderer Schwerpunkt liegt auf dem Bereich Musik. Im Seniorenbüro unterbreitet der
Verein der älteren Generation kulturelle, musische, bildende und gesellige Angebote. Das Reparaturkaffee ist dabei generationenübergreifend angelegt: Alt hilft Jung und Jung hilft Alt bei der Reparatur
von Kaffeemaschine, Handy, Lampen u. v. a. m. Als „Träger mit Managementfunktion“ hat der GeyserHaus e. V. die Aufgabe, im Planungsraum Nord die Jugendhilfeangebote zu vernetzen. Wesentlicher Bestandteil der Jugendarbeit ist der offene Jugendtreff, in dem Kinder und Jugendliche ihre Freizeit verbringen, sich bei Hausaufgaben helfen lassen, Kickern und Tischtennis spielen und im Computerkabinett im Netz surfen können. Wie das Seniorenbüro ist der offene Treff allen zugänglich. Die
Teilnahme an den weiteren kulturellen Angeboten des GeyserHaus e. V. ist möglich, wird aber teilweise durch Teilnahmebeiträge erschwert, die für diese Angebote zu leisten sind. Im musikalischen
Bereich entwickelte der GeyserHaus e. V. das Programm „Musik macht schlau“. Ziel des Programms
ist es, breite Gesellschaftsschichten und relevante Institutionen für die Bildungschancen und die positiven sozialen Effekte, die der Beschäftigung mit Musik innewohnen, zu sensibilisieren und möglichst
vielen Kindern den Zugang zur Musik zu ermöglichen. Dies geschieht über unterschiedliche Teilprojekte, die über Stiftungen, Landes- oder Bundesgelder finanziert werden. Unter anderem konnte so
ein Fortbildungsprogramm für Erzieher/-innen an Kindertagesstätten und ein Stipendienprogramm für
Kinder und Jugendliche ins Leben gerufen werden, die aus finanziellen Gründen sonst nicht die Mög lichkeit hätten, Instrumentalunterricht zu nehmen.
Von ähnlichem soziokulturellem Charakter sind die vom Amt für Jugend, Familie und Bildung geförderten Vereine Kinder- und Jugendkulturwerkstatt JOJO sowie das Kinder- und Jugendkulturzentrum
O.S.K.A.R., die mit ihren Angeboten kulturelle, künstlerische und soziale Aspekte miteinander verbinden und ein umfangreiches Angebot für Kinder und Jugendliche ab dem Kindergarten vorhalten. Darüber hinaus wird die Kindervereinigung Leipzig e. V. mit dem Projekt KAOS Kulturwerkstatt und dem
Kinderatelier gefördert.
Förderung im Bereich Kunst und Kultur durch die Stadt Leipzig
Wesentliches Ziel der Förderung der freien Kultur ist die Sicherung der Vielfältigkeit und der Qualität
des vorhandenen Angebotes der Sparten Bildende Kunst, Darstellende Kunst, kulturelle Bildung, Literatur, Musik, Soziokultur und Stadtteilkultur sowie der Stadtgeschichte. Aber ebenso komplex wie die
Angebotsstruktur im Bereich der non-formalen und informellen Bildung ist auch deren Förderung. Institutionen und Projekte, die durch die Stadt Leipzig gefördert werden, befinden sich zum Teil in unterschiedlichen Zuständigkeiten und werden neben dem Kulturamt auch durch andere Ämter wie bspw.
das Amt für Jugend, Familie und Bildung oder das Sozialamt unterstützt und dadurch teilweise mischfinanziert. Die Oper Leipzig, das Gewandhaus zu Leipzig, das Theater der jungen Welt, das Schauspiel
Leipzig und die Musikschule „Johann Sebastian Bach“ erhalten als Eigenbetriebe der Stadt Zuschüsse
aus dem städtischen Haushalt.
7-22
Die finanzielle Förderung seitens des Kulturamtes durch institutionelle Förderung 14 sowie Projektförderung15 wies in den vergangenen Jahren eine steigende Tendenz auf. 2013 betrug die Fördersumme
insgesamt 4.605.750 €, wovon etwa vier Fünftel auf den Bereich der institutionellen Förderung fielen.
Dieser Förderbereich stieg seit 2009 kontinuierlich an. Von 2012 zu 2013 erhöhten sich die Investitionen um 9,9 % auf 3.672.425 €, im Vergleich zu 2009 sogar um 30,9 %. Die Projektförderung variierte
zwischen 2009 und 2013, 2013 wurden 933.325 € für Projekte vergeben. Die oben genannten Eigenbetriebe Kultur der Stadt Leipzig erhielten 2013 Zuschüsse in Höhe von 80.801.700 €, knapp fünf Millionen mehr als noch im Jahr zuvor (vgl. Tab. 7.2). Laut Ratsbeschluss RBV-1295/12 sollen sich diese
für 2014 um ca. 1,1 Millionen € erhöhen.
Abb. 7.7: Institutionelle Förderung und Projektförderung des Kulturamtes Leipzig, 2009 bis 2013
5000000
933.325
4000000
978.985
900.159
824.322
915.836
3000000
in €
2.804.922
3.672.425
3.038.265
3.109.978
2010
2011
3.340.678
2000000
1000000
0
2009
2012
2013
Jahr
Projektförderung
Institutionelle Förderung
Datenquelle: Kulturamt Leipzig
14
15
Die institutionelle Förderung wird jeweils für einen Dreijahreszeitraum entschieden und ermöglicht so gewisse Planungssicherheit.
Die Projektförderung wird jährlich vergeben.
7-23
Tab. 7.2: Zuschüsse Eigenbetriebe Kultur der Stadt Leipzig in €, 2012 bis 2014
Eigenbetrieb
2012
2013
2014 (Plan)
Oper Leipzig
40.344.950
42.701.700
43.354.000
Gewandhaus
15.858.000
17.101.700
14.616.000
Theater der jungen Welt
3.105.000
3.361.700
3.440.000
Schauspiel Leipzig
13.928.000
14.917.300
17.731.000
Musikschule Leipzig
2.762.000
2.763.400
2.801.700
Gesamt
75.997.950
80.845.800
81.942.700
Datenquellen: Haushaltsplan Leipzig; interaktiver Haushalt Leipzig
7.3 Sport
Leipzig ist eine Stadt sportlich aktiver und bewegungsfreudiger Menschen. In keiner Sparte existiert ein
größerer Kreis engagierter Leipziger/-innen als im Sport und bei Bewegungsaktivitäten. Diese Quantität setzt sich zusammen aus den statistisch erfassten Mitgliedern in Sportvereinen unter dem Dach
des Stadtsportbund Leipzig e.V. sowie vereinsungebundenen Sporttreibenden, die durch methodisch
präzise Umfragen zum lokalen Sportverhalten gefasst werden können. Weitere Anhaltspunkte des
nichtorganisierten, vereinsungebundenen Sports der Leipziger Bürger/-innen geben Nutzerzahlen öffentlicher Sporteinrichtungen sowie Ergebnisse der jährlich durchgeführten kommunalen Bürgerumfrage. Organisierter Sport lässt sich dagegen durch die gelisteten Sportvereine und deren Mitgliederzahlen exakt abbilden.
2013 bestanden in Leipzig sechs Stadien, 73 Sportplätze bzw. Kleinsportanlagen, 230 Sporthallen, 19
Hallen- und Freibäder, 22 Tennisanlagen, 14 Wassersportanlagen, 27 Kegelsportanlagen sowie 22
Sondersportanlagen. Diese infrastrukturelle Vielfalt lässt ebenfalls auf den Angebotsreichtum im Bereich Sport schließen. Mit der Entwicklung des Leipziger Neuseenlandes haben Wassersportarten vor allem vereinsungebunden - in den letzten Jahren an Bedeutung gewonnen.
Ein inhaltliches Pendant zur reichen Sport- und Bewegungsinfrastruktur spiegelt sich in der kommunalen Sportförderung wieder: pro Jahr werden rund 130 Veranstaltungen von Sportvereinen und -verbänden durch die Stadt unterstützt. Dazu gehören gewachsene Breitensportevents wie bspw. der Leipzig
Marathon, der LVB Triathlon, die SachsenBeach oder die LIPSIADE, nationale und internationale
Meisterschaften von Verbänden insbesondere in den Schwerpunktsportarten sowie sportartenbezogene Turniere oder zielgruppenspezifische Veranstaltungen vor allem im Kinder- und Jugendbereich als
Schwerpunkt kommunaler Sportförderung.
Unter dem Dachverband Stadtsportbund bzw. im Bereich Jugend zur Sportjugend Leipzig waren 2013
insgesamt 89.674 Mitglieder in 396 Sportvereinen organisiert, 5.829 Mitglieder mehr als noch im Vor jahr in 398 Vereinen. Im Fünfjahresvergleich wird die Tendenz noch deutlicher: seit 2008 ist die Mitgliederzahl in Sportvereinen um 14,6 % (2008: 77.681 Mitglieder) gestiegen. Sportvereine mit den höchsten Mitgliederzahlen waren 2013 der SC DHfK Leipzig e. V. und der BSV AOK Leipzig e. V.
Abb. 7.8 zeigt die Anzahl der Vereinsmitglieder sowie die Verteilung der sportlich Organisierten in der
jeweiligen Altersklasse. Daraus geht hervor, dass insbesondere in den jungen Altersklassen Vereins-
7-24
mitgliedschaften bestehen. 2013 besaß rechnerisch fast die Hälfte aller Leipziger 6- bis unter 14-Jährigen und ein Drittel aller 14- bis unter 18-Jährigen eine Mitgliedschaft in einem Sportverein. Mit Beginn
des Erwachsenenalters ging die Beteiligungsquote auf 14,3 % zurück und sank in der Altersklasse der
26- bis unter 40-Jährigen auf 9,8 %, vermutlich bedingt durch berufliche und familiäre Herausforderungen und damit verbundenen geringeren Zeitressourcen. Mit zunehmendem Alter stieg der Anteil wie der leicht an. Der am schnellsten wachsende organisierte Mitgliederbereich ist der Seniorensport.
Abb. 7.8: Mitglieder in Sportvereinen und der Anteil an entsprechenden Altersgruppen, 2013
100
22.676
25.000
20.000
23,7
4.627
5.000
6.786
14,3
9,8
40
14,2
15,9
14,9
0
in %
34,2
10.864
46,0
9.662
12.696
15.373
60
10.000
6.312
Anzahl
15.000
80
20
0
bis 6
6 bis
unter 14
14 bis
unter 18
Anzahl Vereinsmitglieder
18 bis
26 bis
unter 26 unter 40
Altersklassen
40 bis
50 bis
unter 50 unter 60
60 und
älter
Anteil sportlich Aktiver in entsprechender Altersklasse
Datenquellen: Stadtsportbund e.V.; Amt für Statistik und Wahlen
Der hohe Organisationsgrad im Kinder- und Jugendbereich reflektiert die starke Einflusssphäre des organisierten Sports auf die Vermittlung sozialer und emotionaler Werte sowie seine Rolle in Wissensvermittlung, -anwendung und -training sportartspezifischer Regelwerke der Verbände – sei es als Aktive/-r, Übungsleiter/-in oder Schiedsrichter/-in. Der organisierte Sport in Leipzig ist somit quantitativ und
qualitativ ein wichtiger informeller Akteur und Partner in der kommunalen Bildungslandschaft.
Die Beliebtheit der einzelnen Sportarten variierte in den jeweiligen Altersgruppen. In den jüngeren Altersgruppen dominierten Allgemeine Sportgruppen, Fußball, Schwimmen und Volleyball. Mit zunehmendem Alter gewannen Gesundheitssport wie auch Rehabilitationssport einschließlich Schwimmen
an Bedeutung und waren ab einem Alter von 40 Jahren die häufigsten durchgeführten Sportarten. Im
Vergleich zu den Vorjahren hat bei den 18- bis unter 60-Jährigen Bergsteigen/Klettern deutlich an Popularität gewonnen.
Im Rahmen der kommunalen Bürgerumfrage 2013 wurden Leipziger/-innen u. a. auch zu ihrem Sportverhalten und Anbieterpräferenzen zu Sportaktivitäten befragt. 27,2 % der Befragten gaben an, mehrmals in der Woche Sport zu treiben, 25,1 % führten einmal in der Woche an. D. h., mehr als die Hälfte
der befragten Leipziger/-innen war mindestens einmal in der Woche sportlich aktiv. Auffallend ist dabei
die hohe Nennung von selbstorganisierten Sport- und Bewegungsaktivitäten im öffentlichen Raum
(33 %) – außerhalb klassischer Sportstätteninfrastruktur.
7-25
Geschlechtsspezifische Unterschiede wurden hierbei nicht festgestellt, wohl aber altersabhängige. Je
jünger die Altersgruppe desto häufiger wurde berichtet, einmal oder mehrmals in der Woche Sport zu
treiben. In der Altersgruppe der 18- bis 34-Jährigen wurde am häufigsten angegeben, einmal oder
mehr als einmal in der Woche sportlich aktiv zu sein (60,0 %), am wenigsten aktiv war die Gruppe der
über 75-Jährigen (39,6 %).
Ebenso zeigte sich ein Zusammenhang der sportlichen Aktivität mit dem beruflichen Abschluss:
68,1 % der Befragten mit einem Hochschul- oder Universitätsabschluss bekräftigten, mindestens einmal wöchentlich Sport zu treiben. Personen ohne Berufsausbildung und Personen in Berufsausbildung
bzw. Teilfacharbeiter/-innen nannten dies deutlich seltener (50,0 % bzw. 46,7 %). Personen in Berufsausbildung bzw. Teilfacharbeiter/-innen waren diejenigen, die am häufigsten angaben, gar keinen
Sport zu treiben (18,2 %). Nur 7,1 % der Personen mit Hochschul- oder Universitätsabschluss trieben
gar keinen Sport. Insgesamt führten 15,5 % aller Befragten an, nie Sport zu treiben.
Im Vergleich zu Ergebnissen aus anderen Befragungszeiträumen der kommunalen Bürgerumfrage, die
erst ab 18 Jahren anspricht, zeigte sich, dass der Anteil sportlich Aktiver inner- und außerhalb einer
Vereinsstruktur von 2006 zu 2010 deutlich angestiegen ist, seit 2010 jedoch trotz wachsender Mitgliederzahlen im organisierten Sport zurückging. 2010 gaben 39,0 % der Befragten an, sportabstinent zu
sein, 2013 waren es 47,7 %. Die Mehrzahl der sportlich aktiven Personen organisierte ihre sportliche
Betätigung selbst (32,9 %), etwas mehr als jeder Fünfte nutzte die Angebote eines privaten Anbieters
(21,6 %) und 11,5 % der Befragten trieben in einem Verein mindestens einmal wöchentlich Sport.
Nach Altersgruppen betrachtet (vgl. Abb. 7.9) fällt auf: je jünger die Altersgruppe, desto häufiger ist die
sportliche Aktivität selbstorganisiert – mit Ausnahme der Personen, die in den Ruhestand eintreten.
Der Vereinssport und der Sport kommerzieller Anbieter gewinnen bei den 65- bis 74-Jährigen wieder
an Bedeutung und nehmen erst ab einem Alter von 75 Jahren ab. Aber selbst unter den 75- bis 85Jährigen trieben noch 39,6 % regelmäßig Sport, wovon die Mehrheit die sportlichen Aktivitäten selbst
organisierte bzw. kommerzielle Angebote nutzte.
7-26
Abb. 7.9: Sportlich Aktive16 nach Altersgruppen und Organisationsform 17, 2013
75 bis 85 Jahre
10,3
65 bis 74 Jahre
17,0
55 bis 64 Jahre
Altersgruppe
21,3
12,2
45 bis 54 Jahre
13,8
35 bis 44 Jahre
10,7
25 bis 34 Jahre
8,9
18 bis 24 Jahre
11,3
0
29,4
25,0
33,1
21,5
30,1
16,3
30,2
22,3
31,6
22,8
34,9
22,2
20
selbstorganisiert
35,7
40
60
bei privatem Anbieter
80
im Verein
100
in %
Datenquelle: Kommunale Bürgerumfrage 2013
Häufigste durchgeführte Sportarten der in der Kommunalen Bürgerumfrage befragten Leipziger Bürger/-innen waren Schwimmen (17,8 %), Jogging/Walking (16,5 %) und Sportliches Radfahren
(13,5 %). Deutlich wird ebenso eine vermehrte Betätigung im Fitness-/Kraftsportbereich sowie bei Paddeln/Rudern. Im Bereich des selbst organisierten Sportes dominierten Sportliches Radfahren, Inlineskating/Skateboarding sowie Jogging/Walking, bei kommerziellen Anbietern Fitness/Kraftsport,
Yoga/Gymnastik sowie Klettern/Bouldern. Überwiegend vereinsgebundene Sportarten waren allgemeine Sportgruppen, Fußball und Rehabilitationssport. Auf Nachfrage, welche der städtischen Sportstätten in den letzten fünf Jahren genutzt wurden, wurden mehrheitlich die städtischen Schwimmhallen
und Freibäder angegeben. Laut statistischem Jahrbuch der Stadt Leipzig gab es 2013 992.396 Besucher/-innen in kommunalen Bädern, sanierungsbedingt geringfügig weniger Besucher/-innen als noch
im Vorjahr. Ein städtisches Freibad besuchten 2013 insgesamt 127.860 Personen, 2012 waren es
22,5 % weniger (2012: 104.388 Besucher/-innen).
7.4 Umweltbildung und Bildung für nachhaltige Entwicklung
Kein Bildungssektor steht der alltäglichen Lebenswelt so nahe wie die Bildung im Bereich Ökologie,
Umwelt und nachhaltige Entwicklung, die sich den elementaren Zukunftsfragen zuwenden. 1987 definierte die sogenannte Brundtladt-Kommission nachhaltige Entwicklung folgendermaßen:
„Dauerhafte Entwicklung ist Entwicklung, die die Bedürfnisse der Gegenwart befriedigt, ohne zu riskieren, daß künftige Generationen ihre eigenen Bedürfnisse nicht
befriedigen können.“ (Hauff 1987: 46),
16
17
Sportliche Aktive sind alle befragten Personen, die angaben, mindestens einmal oder mehrmals in der Woche sportlich aktiv zu sein.
Mehrfachnennungen möglich
7-27
Fünf Jahre später fand diese bis heute anerkannte Definition nachhaltigen Handelns ihren Niederschlag in der Rio-Umweltkonferenz, die als Ursprung der Leipziger Agenda 21 und damit der program matischen Umsetzung des Nachhaltigkeitsdenkens in lokales Handeln gilt.
Nicht über die eigenen Verhältnisse zu leben - was im alltäglichen Leben ein selbstverständliches Prinzip ist, scheint im gesellschaftlichen und globalen Kontext nicht zu gelten. Trotz einer erfreulichen Meinungsvielfalt in der gegenwärtigen Debatte um Lösungswege in der Nachhaltigkeitsfrage wächst der
Konsens darüber, dass die Endlichkeit unserer Lebensgrundlagen erkannt, akzeptiert und im lokalen
wie weltweiten gesellschaftlichen Handeln berücksichtigt werden muss. Umweltbildung und Bildung für
nachhaltige Entwicklung (BNE) sind der Weg zum Erwerb dieses Denkens. Bildung für nachhaltige
Entwicklung geht dabei einen Schritt weiter als die klassische Naturpädagogik und Umweltbildung. Sie
vermittelt weniger festgelegte Inhalte sondern Kompetenzen: Entscheidungs- und Gestaltungskompetenzen im Sinne einer ökologisch, sozial und wirtschaftlich nachhaltigen Entwicklung. Damit wird der
Bildungsgedanke sowohl um den partizipativen Aspekt erweitert als auch um den Begriff eines dauerhaft tragfähigen Wirtschaftens.
Leipzigs gute naturräumliche Ausstattung bietet vielfältige Möglichkeiten, die Umwelt als Natur und
Landschaft zu erleben und dort Erfahrungen zu sammeln. Interdependenzen zwischen ökologischen,
ökonomischen und sozialen Ansprüchen an die Umwelt werden erleb- und nachvollziehbar. Besonders
der Leipziger Auwald stellt neben der Naherholung und dem Naturschutz einen stadtnahen Raum, in
welchem Wissen und Zusammenhänge über Mensch-Umwelt-Beziehungen vorgefunden und erkannt
werden können. Unterstützt wird dies durch zahlreiche Einrichtungen wie den Zoo, den Wildpark, das
Schulbiologiezentrum, das Naturkundemuseum und zahlreiche weitere Museen sowie eine große Vielfalt an Trägern von Umweltbildungsangeboten.
Das Umweltinformationszentrum (UiZ) wurde als Einrichtung des Amtes für Umweltschutz im Jahr
1993 gegründet und hat sich als ökologisches Beratungs-, Informations- und Kommunikationszentrum
für Bürger/-innen, Gäste und Bildungseinrichtungen etabliert. Der Informations- und Bildungsauftrag
erfolgt über zwei Schienen. Die erste Schiene beinhaltet das Vorhalten von kostenlosen Informationsmaterial über Themen wie Umweltplanung, Fördermittel für energetisches Bauen, Natur-, Immissions-,
Boden-, Klima-, Gesundheits- und Wasserschutz, Umweltpädagogik sowie die Entgegennahme von
Bürgeranfragen und -hinweisen. Die zweite Schiene beinhaltet Information und Bildung über fachliche
Beratungsangebote, Ausstellungen, Exkursionen, Vorträge und Projekte. Im Jahr 2014 wurden Projekte für Schüler/-innen mit verschiedenen Partnern durchgeführt. So z. B. „Solarmobil“, „Kleine Klimaschützer unterwegs“, „Natur am Haus“ oder das „Klimafrühstück“. Weiterhin wurden 2014 50 Fachbe ratungen zu verschiedenen Themen durchgeführt.
In Leipzig hat sich eine Vielzahl von Vereinen und Initiativen entwickelt, die Kernaspekte der Bildung
für nachhaltige Entwicklung selbst praktizieren und weitergeben: von urbanen Gärten über Repair
Cafés und Upcycling-Workshops zu Initiativen regionaler und solidarischer Ökonomien (vgl. Exkurs
7.F). Zu nennen sind hier u. a. der Förderverein Umweltinformationszentrum Leipzig (UiZ) e. V., der
Ökolöwe – Umweltbund Leipzig e. V., der Eine Welt e. V., der Phyllodrom e. V. oder die Auwaldstation18. Der Ökolöwe - Umweltbund Leipzig e. V. arbeitet im Interesse des Natur- und Umweltschutzes
und nimmt einen umfassenden Bildungsauftrag wahr. Der Eine Welt Leipzig e. V. engagiert sich für
den fairen Handel, beispielsweise mit den beiden Leipziger Weltläden und in der entwicklungspolitischen Bildung. Das Phyllodrom - Regenwaldmuseum Leipzig e. V. ist ein Lernort für natur- und völkerkundliche Bildung in Leipzig. Aufgabe des Vereins ist die naturwissenschaftliche Forschung und Bildung. Die Auwaldstation Leipzig bietet im Bereich der Umweltbildung Naturerlebniswanderungen, Exkursionen mit Forscherauftrag, meditative Naturerfahrungsprogramme sowie Workshops und Kreativwerkstätten für unterschiedliche Zielgruppen an.
18
Weitere Institutionen für BNE sind: Inspirata e. V., KunZstoffe e. V., WeltOffen e. V. sowie die Verbraucherzentrale Sachsen.
7-28
Exkurs 7.F: Café Kaputt – Reparieren statt wegwerfen!
Das Café Kaputt ist ein Reparaturcafé und Bildungsprojekt für nachhaltige Entwicklung im Leipziger
Westen. Seit Juli 2014 können im Café Menschen aller Altersgruppen Alltagsgegenstände jeglicher
Art reparieren bzw. lernen, diese zu reparieren. Ehrenamtliche Expert/-innen unterstützen die Besucher/-innen in ihren regelmäßigen Sprechstunden dabei. Vor Ort stehen zudem gemeinschaftlich genutzte Werkzeuge und Ratgeberliteratur zur Verfügung. Es werden vielseitige praktische Workshops
angeboten, u. a. zu globalen Problemen der Textilindustrie am Beispiel Jeans oder der Elektronikindustrie am Beispiel Handy – jeweils mit ganz praktischen „Reskilling“-Parts, in denen genäht bzw. gelötet wird.
Das Café Kaputt ist ein Ort der Inspiration und Ermutigung zum nachhaltigen, umweltbewussten Handeln im Alltag und zum Nachdenken über eine Gesellschaft, Wirtschaft und Kultur jenseits des
Wachstums. Nachhaltigkeit wird als eine Entwicklungsrichtung verstanden, bei der das gegenwärtige
Handeln an Generationengerechtigkeit und globaler Gerechtigkeit ausgerichtet wird. Das Café Kaputt
des Leben.Lernen.Leipzig e. V. wurde mit dem Leipziger Agenda-Preis 2014 in der Kategorie „Ideen“
ausgezeichnet.
Exkurs 7.G: Offener Garten Querbeet
Die Initiative Querbeet mit dem offenen Garten gibt es seit 2012 im Leipziger Osten. Dieser Stadtgarten verwandelt eine Brachfläche in der Neustädter Straße in einen grünen Ort der Begegnung und in
einen Experimentierraum. Hier können Menschen unterschiedlicher Gesinnung, Herkunft und Alters
zum gemeinsamen Gärtnern, Kochen und Gestalten zusammenkommen und Zeit miteinander verbringen. Verschiedene Projekte, die von den ehrenamtlichen Gärtner/-innen organisiert werden, bieten ein buntes Jahresprogramm. Beim „Flimmergarten“, einem neuntägigen Filmfest, werden unter
freiem Himmel dokumentarische Filme zu Nachhaltigkeit und anderen Umweltthemen gezeigt. Die
kulinarischen Abende „Salz in die Suppe” werden zusammen mit Asylbewerber/-innen veranstaltet.
Sie kochen für alle Interessierten ein Menü aus ihrem Heimatland und fördern damit das interkulturelle Verständnis im Quartier. Dabei werden internationale Spezialitäten mit Zutaten aus dem Garten
verbunden. Die Aktivität „Verwurzelt” lädt ältere Menschen ein, im persönlichen und im gärtnerischen
Kontext kreativ ihre Wurzeln zu gestalten. Kinder und Erwachsene werden durch das gemeinschaftliche Gärtnern für hochwertige Lebensmittel und eine nachhaltige Landbewirtschaftung sensibilisiert.
Der Gemeinschaftsgarten ist zudem auch für eine Kindergartengruppe geöffnet. Die Kinder lernen so
spielerisch den Umgang mit der Natur und erfahren dabei, wie Gärtnereierzeugnisse wachsen.
Vielfach werden Know-How und Kompetenzen nachhaltigen Denkens und Handelns durch Projekte an
Schulen vermittelt (vgl. Exkurs 7.H). Sie ergänzen die Landschaft der Leipziger Umweltbildungsangebote in idealer Weise. Dennoch ist die entsprechende Kompetenzentwicklung im klassischen (vorschulischen, schulischen und akademischen) Bildungswesen curricular wenig verankert. Um so wichtiger
ist für die Akteure im Bildungsbereich ein gut aufbereiteter und aktueller Überblick über die vorhande nen Angebote. Einen solchen systematischen Überblick gibt der durch die Stabsstelle „Lernen vor Ort“
zusammengestellte Katalog der Leipziger Umweltbildungsangebote, welcher neben der Druckfassung
in einem online-Katalog19 laufend aktualisiert angeboten wird. Er wird auf der Internetplattform des „Zukunftsakademie Leipzig e. V.“ betrieben, ein aus der Leipziger Agenda 21 heraus gegründeter Verein.
Dieser verfolgt das Ziel, das Prinzip einer nachhaltigen Entwicklung zum fest verankerten Bildungsthema in Leipzig zu machen (vgl. Exkurs 7.I).
19
Unter der Adresse http://www.zukunftsakademie-leipzig.de/bildungsangebote
7-29
Exkurs 7.H: Projekt „Grün macht Schule“
Das Schulgelände ist für Schüler/-innen nicht nur Entspannungs- und Bewegungsraum, sondern in
vielen Fällen auch Ort für praktisches und entdeckendes Lernen. Ziel ist es deshalb, die Aufenthaltsund Bildungsqualität der Schulfreiflächen zu verbessern. Mit dem Projekt „Grün macht Schule“ unterstützt die Stadt Leipzig alle Schulen in kommunaler Trägerschaft bei projektorientierter Arbeit sowie
fächerübergreifendem Lernen auf dem Schulgelände. Förderschwerpunkt sind nachhaltige und handlungsorientierte pädagogische Konzepte, die durch ein breites Spektrum an Methoden Kinder und Jugendliche in einem überschaubaren zeitlichen Rahmen zu erfolgreichen Ergebnissen führen und damit zur Gestaltungskompetenz beitragen. Gefördert werden unterrichtsergänzende, fachübergreifende und fächerverbindende umweltpädagogische Projekte, die in eigener Regie und unter aktiver Beteiligung der Schüler/-innen und Lehrer/-innen in Kooperation mit dem Hort, Eltern, Vereinen u. a.
Partner/-innen der Region geplant und auf dem Schulgelände umgesetzt werden. Die Projekte können auch eine Ergänzung bereits laufender Sanierungsmaßnahmen darstellen. Kooperationsprojekte,
die Grundschule und Hort gemeinsam auf der Grundlage eines abgestimmten Konzeptes unter Nut zung der Lehrpläne und des Bildungsauftrages des Hortes entwickelt haben, sind ausdrücklich erwünscht.
Exkurs 7.I: Zukunftsakademie Leipzig e.V.
Die Zukunftsakademie wurde im Juni 2011 mit dem Ziel gegründet, lokale Akteure im Bereich Bildung
für nachhaltige Entwicklung zu beraten und zu vernetzen sowie inhaltlich und organisatorisch dabei
zu unterstützen, Bildungskonzepte für alle Bevölkerungsgruppen anzubieten. Sie versteht sich als
Kontaktstelle zwischen Interessierten und Bildungsanbietern im Bereich BNE.
Die Zukunftsakademie vermittelt Kooperationspartner/-innen, konzipiert auf Basis und durch Kombination der Kompetenzen der existierenden Partner neue Bildungsprojekte und hilft, neue didaktische
Wege in der Vermittlung von Kompetenzen für eine zukunftsfähige Gestaltung unserer Gesellschaft
zu erproben. So sollen einzelne Bildungsangebote und externe Partner/-innen miteinander verbunden
werden, sodass komplexere Lehr-Lern-Module entstehen. Auf diesem Weg können derzeit Bildungseinrichtungen u. a. Angebote in den Bereichen „Nachhaltig Einkaufen“ und „Stoffkreisläufe erkunden
und beeinflussen“ unterbreitet werden. Im Schulprojekt „Nachhaltig einkaufen“ haben die teilnehmenden Schüler/-innen die Möglichkeit, die Auswirkungen bei Herstellung, Transport und Konsum von
Produkten des täglichen Bedarfs exemplarisch kennenzulernen und dabei das eigene Konsumverhalten kritisch reflektieren zu können. Die Lernenden sollen für die Handlungsmacht von Verbraucher/innen sensibilisiert werden und Standpunkte zum Umgang mit den komplexen Informationen erarbeiten. Partner/-innen in diesem Projekt sind insbesondere: Ökolöwe – Umweltbund Leipzig e. V., Eine
Welt e. V. Leipzig und Verbraucherzentrale Sachsen e. V.
Eine weitere Plattform für eine intensive Auseinandersetzung mit Umweltthemen aus dem unmittelbaren Erfahrungs- und Handlungsfeld sowie für die Entwicklung eines Bewusstseins um globale Zusammenhänge und soziale Auswirkungen bietet der Kinder- und Jugendumweltwettbewerb der Stadt Leipzig. Für 2015 sind Kinder und Jugendliche unter dem Motto „Leipzig – (m)eine lebenswerte Stadt.
1015-2015: Tausend Jahre Leipzig – Wie gestalten wir die Zukunft?“ eingeladen, Projekte mit ökologischem Hintergrund einzureichen, die sie weitgehend eigenständig, auf Basis ihres persönlichen Hintergrunds und des bereits erworbenen Schulwissens, ggf. auch mit Unterstützung der Schule und weiterer Partner/-innen, bearbeitet haben. Im Rahmen des Wettbewerbs werden auch Institutionen und Träger prämiert, die umweltbezogene Gesamtkonzepte zur Umwelt und nachhaltigen Bildung entwickeln.
Der Zoo Leipzig, als eine weitere Institution der Umweltbildung, verzeichnete im Jahr 2013 insgesamt
1.842.639 Besucher/-innen. Im Vergleich zum Vorjahr sank die Besucherzahl um 13,2 %. 2011 und
7-30
2012 erlebte der Leipziger Zoo aufgrund der Neueröffnung des Gondwanalandes einen Besucheransturm von über zwei Millionen Besucher/-innen pro Kalenderjahr. Vor Eröffnung der Riesentropenhalle
lag die Besucherzahl deutlich unter diesem Wert. Im Vergleich zum Jahr 2008 ist die Anzahl der Besucher/-innen um 10,1 % gestiegen (vgl. Abb. 7.10).
Abb. 7.10: Entwicklung der Besucherzahlen im Zoo Leipzig, 2008 bis 2013
2.500.000
2.098.075
2.000.000
1.673.608
2.123.349
1.842.639
1.723.349
1.560.791
Anzahl
1.500.000
1.000.000
500.000
0
2008
2009
2010
2011
2012
2013
Jahr
Datenquellen: Zoo Leipzig GmbH; Amt für Statistik und Wahlen
Das Naturkundemuseum Leipzig, welches mit einer umfangreichen Dauerausstellung und wechselnden Sonderausstellungen das Thema Natur und Umwelt behandelt, zählte 2013 27.408 Besucher/-innen; 18,8 % mehr als noch im Jahr zuvor. Von 2009 bis 2012 wies das Museum allerdings rückläufige
Zahlen auf, was auf die Schließung großer Teile der Ausstellungsfläche aufgrund mangelnden Brandschutzes zurückzuführen ist. Das Deutsche Kleingärtnermuseum verzeichnete im gleichen Zeitraum
ein deutliches Plus (+ 48,7 %) an Besucher/-innen. 2013 besuchten 2.189 Personen die Ausstellungsräume, 2009 waren es lediglich 1.472 Besucher/-innen. Das Schulbiologiezentrum (SBZ) mit Bildungsstätten zur Qualifizierung im Bereich Natur- und Umwelterziehung wurde 2013 von insgesamt 25.389
Personen besucht, davon besuchten 8.846 Personen den botanischen Lehrgarten, 10.955 die Zooschule, 1.863 die Freiluftschule und 3.725 die Botanikschule. 75 % der Besucher/-innen waren Schüler/-innen, die das SBZ im Rahmen von schulergänzenden Projekten aufsuchten. Bei den übrigen
25 % handelte es sich um Erwachsene, die das SBZ als Privatperson oder aus fachlichen Gründen besuchten.
7.5 Freiwilliges Engagement
Das Engagement von Bürger/-innen zur Förderung des Gemeinwohls hat einen hohen gesellschaftlichen Stellenwert – seine Darstellung in Zahlen ist jedoch schwierig. Gründe hierfür sind fehlende amtliche Statistiken und eine unklare Begrifflichkeit. Für ein Engagement in Vereinen, bei Kirchengemein7-31
den oder in Natur- und Umweltschutzverbänden werden Bezeichnungen wie bürgerschaftliches, freiwilliges oder soziales Engagement und Ehrenamt gleichwertig verwendet. Dementsprechend schwierig
ist es, Aussagen über die Entwicklung und die aktuelle Situation von bürgerlichem Engagement zu treffen. Auf nationaler Ebene gibt der im Fünfjahresabstand durchgeführte Freiwilligensurvey Rückschlüsse. 2010 wurde der derzeit aktuellste Bericht des Surveys veröffentlicht.
Für Leipzig gibt die Freiwilligen-Agentur Leipzig e. V. wichtige Anhaltspunkte zum bürgerschaftlichen
Engagement der Bürger/-innen der Stadt. Als unabhängiges Kompetenzzentrum für ehrenamtliche Tätigkeiten, bringt sie Menschen, die sich freiwillig engagieren wollen und gemeinnützige Organisationen,
die Bedarf an Ehrenamtlichen haben, zusammen und agiert als Dienstleistungs- und Mittleragentur. Im
Jahr 2013 gab es in der Freiwilligen-Agentur Leipzig e. V. 236 ehrenamtlich Tätige, 65,7 % davon waren weiblich. Nur wenige verfügten über einen Migrationshintergrund (1,7 %). Häufigste Altersgruppe
unter den Freiwilligen war die Gruppe der 20- bis 29-Jährigen (26,5 %), gefolgt von den 50- bis 59-Jährigen (23,1 %). Die Mehrheit der ehrenamtlich tätigen Personen kam aus innenstadtnahen, gründerzeitgeprägten Ortsteilen, aber auch Bürger/-innen der Ortsteile Grünau-Ost und Grünau-Nord waren
vertreten. Ein hoher Anteil der Freiwilligen war arbeitssuchend (41,9 %), etwa ein Fünftel war angestellt
(20,7 %). Außerdem befanden sich 16,2 % in Rente und 14,0 % studierten. Die Tätigkeitsfelder der
vermittelten Freiwilligenarbeit waren vielfältiger Natur und variierten von Betreuungstätigkeiten über
Büroarbeit bis hin zu gärtnerischen Tätigkeiten. Zielgruppen der ehrenamtlich Tätigen waren Menschen in Problemlagen wie bspw. chronisch kranke und sterbende Menschen sowie Menschen unterschiedlichsten Alters mit ihren jeweils altersspezifischen Bedürfnissen. Der durchschnittliche Zeitaufwand des Einsatzes lag bei den meisten Ehrenamtler/-innen bei weniger als fünf Stunden pro Woche
(86,5 %). 9,7 % engagierten sich zwischen fünf und zehn Stunden in der Woche und nur vereinzelte
Personen (1,3 %) waren mehr als 20 Stunden in der Woche ehrenamtlich tätig. Als Motivation gaben
die Ehrenamtler/-innen an, so „etwas für mich und andere“ zu tun (17,8 %), „soziale Kontakte“ zu pflegen (15,2 %), „Gutes zu tun“ (13,8 %), eine „sinnvolle Freizeitgestaltung“ zu haben (13,2 %), „Neues
ausprobieren“ zu können (12,5 %) und „gesellschaftliche Verantwortung“ zu übernehmen (11,1 %).
Nur wenige der freiwillig Tätigen gaben an, sich so weiterqualifizieren (1,9 %) bzw. dadurch Praxiserfahrungen sammeln zu können (4,2 %).
7.6 Demokratische und historische Bildung
Demokratische Bildung
Zur Förderung von Demokratie und Vielfalt der Stadt Leipzig wurde die kommunale Gesamtstrategie
„Leipzig. Ort der Vielfalt“ formuliert und auf Grundlage des Stadtratsbeschlusses vom 15.12.2010 umgesetzt. Übergreifendes Anliegen der kommunalen Gesamtstrategie ist die Förderung eines friedlichen
demokratischen Zusammenlebens in Leipzig. Zur Umsetzung greift die Gesamtstrategie auf die Leitziele des lokalen Aktionsplans zurück. Als Leitziele wurden formuliert:
Leitziel 1: Einwohner/-innen in Leipzig zeigen eine hohe Akzeptanz für eine Vielfalt an Lebensformen
und partizipieren an einer interkulturellen Lebenswelt.
Leitziel 2: Akteure in Zivilgesellschaft, Institutionen und Behörden sind kompetent in der Vermittlung
demokratischer Werte und im Wirken gegen rechtsextremistische Ideologie und Gewalt.
Untersetzt wurden diese Leitziele mit drei Handlungsfeldern, die inhaltliche Schwerpunkte bei der Realisierung der Leitziele darstellen. Zur Umsetzung von Leitziel 2 wurde im ersten Handlungsfeld „Förde rung demokratischer Vielfalt und starker handlungsorientierter Netzwerke“ die Stärkung zivilgesellschaftlichen Engagements und der Ausbau von Bürgerbeteiligung in den Mittelpunkt gestellt. Mit dem
zweiten Handlungsfeld „Stärkung interkultureller Kompetenzen und Beförderung von Weltoffenheit“
wurde vor allem Leitziel 1 untersetzt. Schwerpunkte lagen hier auf der Aufklärung zur Zurückdrängung
7-32
von Ideologien der Ungleichwertigkeit, der Präventionsarbeit in soziokulturellen Einrichtungen und Einrichtungen der Kinder- und Jugendarbeit sowie der Stärkung der Teilhabe und Integration von
Migrant/-innen. Im dritten Handlungsfeld „Zurückdrängen rechtsextremistischer Ideologien und Aktivitäten“ wurde die Stärkung von Demokratie im öffentlichen Raum, die öffentliche Auseinandersetzung
mit und Positionierung zu rechtsextremistischen Aktivitäten sowie das Verhindern von Rekrutierungsversuchen und -strukturen von rechtsextremistischen Gruppen als Handlungsansätze verfolgt.
Die Umsetzung der konkreten Maßnahmen der Gesamtstrategie wurde mit Hilfe einer Mischfinanzierung durch Bund, Land und Kommune umgesetzt. Insgesamt wurden 50 Projekte zivilgesellschaftlicher Akteure mit einem Gesamtwert von 318.500 € finanziert, davon wurden im Jahr 2013 15
Projekte mit insgesamt 86.000 € unterstützt. Die kommunale Gesamtstrategie „Leipzig. Ort der Vielfalt“
wird bis 2016 fortgesetzt.
Seit 2009 findet in Leipzig alle zwei Jahre die internationale Demokratiekonferenz statt. Schwerpunkt
dieser Konferenz ist der Austausch Jugendlicher über gesellschaftliches Engagement und die Möglichkeiten demokratischen Handelns. Die 3. Internationale Demokratiekonferenz Leipzig, welche am
14./15.11.2013 stattfand, griff das Leitthema „Wir sind Demokratie! Jugend und Politik im Dialog“ auf.
320 Teilnehmer/-innen aus 14 Ländern, darunter auch 45 Vertreter/-innen aus der Politik, setzen sich
mit Wegen und Formen gesellschaftlicher Mitwirkung im Rahmen von vorgestellten Projekten auseinander. Die Projektideen zeugten vom hohen Engagement und Interesse junger Menschen an demokratischer Mitwirkung. Sie reichten von einem Street Art- und Themenabend zu den Europawahlen
2014, über Projekte zur Verhinderung der Isolation von Einwanderern und Asyl-Wissen gegen Vorur teile, einen 4D-Garten “Blickwechsel”, einen Online-Gesetzesbaukasten für Jugendliche "Mach dir dein
Gesetz!" bis zu einer Jugendbeteiligungs-Datenbank und lokalen Jugend-Politik-Webseite. Für 2015
wird die nächste Konferenz geplant, welche den Dialog mit Politiker/-innen in den Vordergrund stellen
soll.
Zur Förderung des Demokratieverständnisses besteht in Leipzig seit 2006 zudem das Projekt „Schule
der Toleranz“, welches sich präventiv gegen Gewalt und Rechtsextremismus einsetzt und Schüler/-innen, Berufsschüler/-innen, Eltern sowie Lehrer/-innen informiert und gleichzeitig Alternativen aufzeigt.
Das Projekt wurde auf mehrere Jahre angelegt und besteht aus drei Abschnitten. Zunächst wurden erprobte Konzepte aus der Literatur in einer Broschüre zusammengestellt und konkrete Projekte aus
Leipzig vorgestellt. In der zweiten Phase wurden Schulen, Jugendeinrichtungen und andere Träger
aufgefordert, den vorliegenden Katalog zu nutzen um eigene individuelle Konzepte zu entwickeln. Die se Konzepte können jährlich eingereicht werden. 2013 erhielten bereits zum achten Mal sechs Leipziger Schulen den Titel „Schule der Toleranz“. Dieser Titel soll dazu beitragen, ein positives Lernumfeld
zu schaffen und Gewalt sowie Intoleranz zu bekämpfen. „Schule der Toleranz“ soll vor allem im Sinne
von „Toleranz macht Schule“ verstanden werden.
Historische Bildung
Das Leipziger Schulmuseum ist über die Sammlung und Präsentation der Leipziger Schulgeschichte
hinaus ein Ort der Forschung, der Lehrerfortbildung und der Begegnung der Generationen, der jährlich
von ca. 25.000 Schüler/-innen besucht wird. In der Werkstatt für Schulgeschichte können Besucher/innen ab sechs Jahren historische Schulstunden erleben und bewerten. Sie erforschen und entdecken
anhand von Archivalien, in Gesprächen mit Zeitzeugen und in Workshops den Bildungsstandort Leipzig. Als Ort von Geschichtsaneignung will das Schulmuseum über Potenziale aufklären, die Schulreformen befördern oder verhindern. Ausstellungen über den schulischen Widerstand gegen diktatorische
Systeme sensibilisieren für die Wertschätzung von Außenseitern in der Geschichte. Auch einige Leitfragen an die heutige Schule werden gestellt: Honoriert sie Zivilcourage oder belohnt sie nur Anpassung? Bereitet sie auf das Leben vor und gibt Anstöße zum lebenslangen Lernen oder vermittelt sie
nur totes Wissen? Wesentliche Grundlagen der Angebote sind neben den Ausstellungen, Filmen und
Publikationen des Museums auch die Sammlungen und die Bibliothek des Schulmuseums. Auf diese
7-33
Weise ist ein fundierter Umgang mit demokratiefeindlichen Erscheinungen und Verhaltensweisen auch
mit Verweis auf geschichtliche Fakten und Tendenzen möglich. Ideologien und Diktaturen werden anschaulich verdeutlicht und vor allem Jugendliche in Workshops des Museums gegen deren Wirkme chanismen sensibilisiert.
7.7 Familienbildung
Familienbildung als Bildungsangebot für Familien gewinnt zunehmend an Bedeutung. Die Angebote
der Familienbildung dienen der Stärkung, Schulung und Förderung von Beziehungs- und Erziehungskompetenzen. Sie sollen Familien stabilisieren, Überforderung auffangen sowie Bildungs- und Entwicklungschancen von Kindern verbessern. Angebote sollen dabei bedarfsorientiert und thematisch wie
auch altersspezifisch vorgehalten werden. Entsprechend orientieren sie sich an Lebensphasen und
-ereignissen und finden an vielfältigen Lebensorten der Bürger/-innen statt.
Leipzig verfügt über eine vielfältige Landschaft an Angeboten und Anbietern. Zum letzten Erhebungszeitpunkt im Jahr 2011 verfügte die Stadt über etwa 150 familienbildende Angebote bei insgesamt 73
Trägern. Fast alle Angebote besaßen eine „Komm-Struktur“, d. h., die Familien waren aufgefordert, die
Angebote in Eigeninitiative aufzusuchen. Zudem unterlag ein großer Anteil der Angebote den Bedingungen des freien Marktes und war kostenpflichtig. Es dominierten Angebote für Eltern mit Kindern unter drei Jahren. Vergleichsweise wenig Angebote gab es zur Vorbereitung auf die Elternschaft und zum
Umgang mit pubertären Kindern und Jugendlichen. Ebenso wenig Angebote gab es für Familien in
schwierigen Lebenslagen wie bspw. vom Bildungssystem nicht erreichte Familien oder Familien mit
nur einem Elternteil. Hinsichtlich der Angebotsformen waren Beratungen, Eltern-Kind-Sport, Elternkurse, Vorträge und Workshops sowie Elterntreffs besonders häufig. Zertifizierte Elternkurse zur Stärkung
der Elternkompetenz wurden weniger häufig angeboten.
Im Jahr 2014 wurden Familienbildungsangebote von fünf freien Trägern der Jugendhilfe als Leistung
der Kinder- und Jugendförderung im Rahmen des § 16 SGB VIII gefördert. Darunter waren der Caritasverband Leipzig e. V., der Deutsche Kinderschutzbund Ortsverband Leipzig e. V., der FAIRbund
e. V., der Verein MÜHLSTRASSE 14 e. V. sowie der Mütterzentrum e. V. Leipzig.
Bislang liegen nur für einen Teil der geschlossenen Familienbildungsangebote in Leipzig Daten vor 20.
Die Nutzer/-innen dieser Angebote waren überwiegend weiblich (85,9 %) und mit deutscher Muttersprache (95,6 %). Männer waren deutlich unterrepräsentiert. Die am meisten vertretende Altersgruppe
war die Gruppe der 30- bis unter 35-Jährigen (26,0 %), gefolgt von der Gruppe der 25- bis unter 30Jährigen (22,0 %). Da die meisten Familienbildungsangebote die sogenannte „Nestphase“ betreffen,
d. h. Familien mit Kindern unter drei Jahren, war diese Altersverteilung zu erwarten. Auch die Mehrzahl
der teilnehmenden Kinder war in einem Alter von unter sechs Jahren (72,7 %), weniger als ein Drittel
der Kinder war sechs Jahre oder älter. Die Mehrheit der Nutzer/-innen war zur Zeit nicht erwerbstätig.
27,0 % der Teilnehmer/-innen waren davon in Elternzeit, 21,0 % arbeitssuchend und 4,0 % in Ausbildung. 34,0 % gingen einer Erwerbstätigkeit nach. Zugang zu familienbildenden Angeboten erhielten
die Nutzer/-innen zumeist durch persönliche Empfehlungen. Überwiegend kamen diese Empfehlungen
von Freunden oder Bekannten, aber auch von Schulen oder Kindertageseinrichtungen sowie vom Allgemeinen Sozialdienst. Weniger häufig waren ärztliche Empfehlungen oder Empfehlungen durch Hebammen. Nur wenige Nutzer/-innen wurden durch Medien wie Plakate/Flyer, Zeitungen und Zeitschriften oder das Internet auf die Angebote aufmerksam gemacht. Hier zeigt sich auch die zukünftige Her ausforderung: Zugangshürden und Informationsdefizite sind abzubauen und zudem, so eine Studie zur
20
Aktuell erarbeiten die öffentlich geförderten Träger der Familienbildung ein einheitliches System der Datenerfassung für
ihre Familienbildungsangebote. Bislang liegen für ein Großteil der Träger valide Daten für den Bereich der geschlossenen
Angebote vor (Stand: 30.6.2014), die im Folgenden ausgewertet wurden. Das hier dargestellte Datenmaterial liefert daher
nur für einen Teil der Familienbildung in Leipzig Einblicke, lässt aber erste Rückschlüsse auf die Struktur und Herkunft der
Teilnehmerschaft zu.
7-34
Familienbildung in Leipzig, klarer zu strukturieren und zu steuern. Diese Herausforderung wurde von
der Stadtverwaltung aufgenommen und wird aus Sicht der Kinder- und Jugendhilfe nun systematisch
thematisiert und bearbeitet (Stadt Leipzig 2012b: 7 ff.).
7.8 Fazit
Non-formales und informelles Lernen findet jederzeit und überall statt und betrifft eine Vielzahl an The menbereichen. Aufgrund fehlender Datenverfügbarkeit sowie aus Kapazitätsgründen können diese
nicht ganzheitlich abgebildet werden. Die Ergebnisse der hier vorgenommenen Betrachtung zur nonformalen und informellen Bildung Leipzigs lassen sich jedoch folgendermaßen zusammenfassen:
Mit Hilfe des Entwicklungskonzepts Kultur und der darin verankerten Leitlinien ist es bisher in Ansätzen
gelungen, die kulturelle Infrastruktur für Kinder und Jugendliche auszubauen, weiterzuentwickeln und
weiterführende Prozesse anzuschieben. Besonders zu erwähnen sind hier der Ordner Kulturelle Bildung, der kunstspartenübergreifenden Qualitätsrahmen und die vom Amt für Jugend, Familie und Bildung etablierten Trägern mit Managementfunktion.
Im Bereich der Bibliotheken konnte in den letzten Jahren eine positive Entwicklung verzeichnet werden. Die Leipziger Städtischen Bibliotheken sorgten durch die Sanierung des Haupthauses im Jahr
2009 und dem nachhaltigen Ausbau des Bestandes, insbesondere im Bereich der Onlineangebote, für
messbare Erfolge. Besucherzahlen wie auch die Anzahl an Entleihungen zeigten deutliche Anstiege.
Ebenso nennenswert sind die Schulbibliotheken und Leseräume, die sich als feste Größe im Schulalltag etabliert haben.
Positive Zahlen schrieben in der Sparte Bildende Kunst das GRASSI Museum sowie die Galerie für
zeitgenössische Kunst (GfZK) und konnten durch ihre Veranstaltungen und Angebote für Kinder und
Jugendliche wie bspw. das Kunstvermittlungsprogramm GFZK FÜR DICH der GfZK notwendige Zugänge zur bildenden Kunst schaffen. Das Schauspielhaus als eine Institutionen der darstellenden
Kunst konnte keine positive Entwicklung bezüglich der Besucherzahlen verzeichnen, wohingegen die
Anzahl der Besucher/-innen des Theaters der Jungen Welt anstieg.
Die Musikschule Leipzig „Johann Sebastian Bach“ ist nach wie vor eine feste Größe der musikalischen
Bildung in Leipzig. Die seit 2008 kontinuierlich steigenden21 Schülerzahlen und Schülerbelegungen sowie die Anzahl der Anwärter/-innen auf der Warteliste bezeugen die hohe Nachfrage der Musikschulangebote. Erfreulich ist zudem der Anstieg der Projekte und Kooperationen mit Kindertageseinrichtungen und Schulen. Auch in der Oper Leipzig erhöhte sich die Besucherzahl. Lediglich das Gewandhaus
zu Leipzig verzeichnete leicht rückläufige Zahlen.
Mit der Kulturentwicklungsplanung konnten auch für den Bereich Soziokultur Richtlinien geschaffen
werden, die die Rahmenbedingungen für selbstorganisierte kulturelle und gemeinwesenorientierte Angebote schaffen und es ermöglichen, Netzwerke innerhalb und zwischen den Quartieren zu bilden. Bis
2015 sollen die formulierten Ziele umgesetzt werden.
Die institutionelle Vielfalt im Bereich des Sports bringt auch ein großes Angebotsspektrum mit sich;
2013 bestanden in Leipzig 419 Sportstätten sowie 396 registrierte Sportvereine. Ergebnisse der kommunalen Bürgerbefragung 2013 zeigten, dass etwas mehr als die Hälfte der befragten Leipziger/-innen
regelmäßig sportlich aktiv war. Aktivitätsunterschiede ergaben sich bei einer differenzierten Betrachtung nach Altersgruppe sowie höchstem beruflichen Abschluss. Insbesondere in der Altersgruppe der
Heranwachsenden spielten sportliche Aktivitäten in Sportvereinen eine wichtige Rolle.
Im Bereich der Umweltbildung und Bildung für nachhaltige Entwicklung bietet Leipzigs gute naturräumliche Ausstattung vielfältige Möglichkeiten, Wissen über die Natur-Umwelt-Beziehungen zu erwerben.
21
mit Ausnahme der in 2012 stagnierenden Schülerzahlen
7-35
Zudem hat sich in den vergangenen Jahren eine vielfältige Angebotsstruktur in Vereinen und Institutio nen entwickelt, die Kernaspekte der Bildung für nachhaltige Entwicklung selbst praktizieren und weitergeben. Einen Überblick über das reiche Angebotsspektrum gibt neben dem Katalog „Leipziger Um weltbildungsangebote“ seit 2014 eine Internetplattform des Vereins Zukunftsakademie Leipzig e. V.
Eine stärkere curriculare Verankerung des Themenbereiches in formalen Bildungsinstitutionen wäre
dennoch wünschenswert.
Familienbildung ist auch in Leipzig von zunehmender Bedeutung, wenngleich die vorhandenen Angebote vornehmlich Familien mit Kindern unter drei Jahren ansprechen. Hier wäre ein inhaltlicher Ausbau
wie bspw. zur Vorbereitung auf die Elternschaft oder zum Umgang mit pubertären Kindern und Jugendlichen wünschenswert. Ebenso sollten Zugangshemmnisse durch die derzeit dominierende
„Kommstruktur“ abgebaut und für weitere Zielgruppen ausgeweitet werden.
Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass non-formale und informelle Bildung in den letzten Jah ren an Bedeutung gewonnen hat und kommunalpolitische Maßnahmen zur Förderung und Qualifizierung dieser ergriffen wurden. Für die Zukunft relevante Handlungsfelder sind in der sozialräumlichen
Vernetzung kultureller Angebote sowie in einer verstärkten Einbindung von Bildungsinstitutionen in die
nicht formale Bildung zu sehen. Darüber hinaus sollten Angebote verstärkt an die Zielgruppen angepasst und Zugangshemmnisse abgebaut werden. Förderlich wäre zudem eine Vereinfachung von Förderwegen. Es bleibt zu wünschen, dass non-formale und informelle Bildung als Lernform neben dem
formalen Lernen gleichwertig behandelt wird, „da Bildungsprozesse keine institutionellen Grenzen kennen, sich zeitlich, räumlich und sozial nicht eingrenzen lassen“ (Deutscher Bundestag 2005: 90).
7-36
Literatur
Dohmen, Günther (2001): Das informelle Lernen. Die internationale Erschließung einer bisher vernachlässigten Grundform menschlichen Lernens für das Lebenslange Lernen aller. Bonn.
Deutscher Bundestag (Hrsg.) (2005): Zwölfter Kinder- und Jugendbericht. Bildung, Betreuung und Erziehung vor und neben der Schule. Verfügbar unter:
http://www.bmfsfj.de/doku/Publikationen/kjb/data/haupt.html (letzter Zugriff: 13.02.2015).
Hauff, Volker (Hrsg.) (1987): Unsere gemeinsame Zukunft. Der Brundtland-Bericht der Weltkommission für Umwelt und Entwicklung. Greven.
Kommission der Europäischen Gemeinschaften (Hrsg.) (2000): Arbeitsdokument der Kommissionsdienststellen. Memorandum über Lebenslanges Lernen. Verfügbar unter: http://www.diebonn.de/weiterbildung/literaturrecherche/details.aspx?id=745 (letzter Zugriff: 13.02.2015).
Stadt Leipzig, Der Oberbürgermeister, Kulturamt (Hrsg.) (2011): Kulturentwicklungsplanung. Entwicklungskonzept 2011-2015. Soziokultur. Verfügbar unter: http://www.leipzig.de/freizeit-kultur-und-tourismus/kunst-und-kultur/ kulturentwicklung/ (letzter Zugriff: 08.09.2014).
Stadt Leipzig, Der Oberbürgermeister, Kulturamt (Hrsg.) (2013): Kulturentwicklungsplanung, Entwicklungskonzept 2012-2015. Kulturelle Bildung. Verfügbar unter: https://www.leipzig.de/freizeit-kultur-und-tourismus/kunst-und-kultur/kinder-und-jugendkultur/?eID=dam_frontend_push&docID=977
(letzter Zugriff: 08.08. 2014).
Stadt Leipzig, Der Oberbürgermeister, Amt für Jugend, Familie und Bildung (Hrsg.) (2012a): Fachplan
Kinder- und Jugendförderung 2012. Leipzig.
Stadt Leipzig, Der Oberbürgermeister, Amt für Jugend, Familie und Bildung (Hrsg.) (2012b):
Familienbildung in Leipzig. Strukturanalyse der öffentlich geförderten Angebote. Leipzig.
7-37
Verzeichnis der Abkürzungen
AES
AfJFB
AfSW
AKAD
ALG
B.A.
BaföG
BBiG
B.Eng.
BFW
BGJ
Bgym
BIBB
BIP
BL
BMBF
BMFSFJ
BNE
B.Sc.
BSZ
BvB
BvB2/BvB3
BVJ
DA
DaF
DIE
DIHK
DJI
EFRE
EinbTestV
EMS
EOS
EQ
ERINA
ESF
FAV
FBVJ
FbW
FdaG
FFS
FH
FKJ
FÖJ
FOM
FoS
FSJ
GA
GfZK
GTA
Adult Education Survey
Amt für Jugend, Familie und Bildung Leipzig
Amt für Statistik und Wahlen Leipzig
AKAD Hochschule für Berufstätige
Arbeitslosengeld
Bachelor of Arts
Bundesausbildungsförderungsgesetz
Berufsbildungsgesetz
Bachelor of Engineering
Berufsförderungswerk
Berufsgrundbildungsjahr
Berufliches Gymnasium
Bundesinstitut für Berufsbildung
Bruttoinlandsprodukt
Bundesland
Bundesministerium für Bildung und Forschung
Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend
Bildung für nachhaltige Entwicklung
Bachelor of Science
Berufsschulzentrum
Berufsvorbereitende Bildungsmaßnahmen
rehaspezifische Berufsvorbereitende Bildungsmaßnahmen
Berufsvorbereitungsjahr
Dienstanweisung
Deutsch als Fremdsprache
Deutsches Institut für Erwachsenenbildung
Deutscher Industrie- und Handelskammertag
Deutsches Jugendinstitut
Europäischer Fonds für Regionale Entwicklung
Verordnung zu Einbürgerungstests und Einbürgerungskursen
European Management School Leipzig
Erweiterte Oberschule
Einstiegsqualifizierung Jugendlicher
Schulversuch zu Verbesserung und Weiterentwicklung der inklusiven
Bildung und Erziehung
Europäischer Sozialfonds
Förderung von Arbeitsverhältnissen
Berufsbildende Förderschule
Förderung berufliche Weiterbildung
Freiwilligendienst aller Generationen
Frühförder- und Frühberatungsstellen
Fachhochschule
Freiwilliges Kulturelles Jahr
Freiwilliges Ökologisches Jahr
Hochschule für Ökonomie und Management Leipzig
Fachoberschule
Freiwilliges Soziales Jahr
Gesundheitsamt Leipzig
Galerie für Zeitgenössische Kunst
Ganztagsangebote
HfMT
HfTL
HGB
HHL
HTWK
HWK
HWO
IAB
IGLU
IHK
INA
IZI
IZBI
KBU
KiFaZ
KiFöG
KODE
LL.B.
LSB
LTA
LVB
M.A.
MBA
MDR
M.Eng.
MINT
MPZ
M.Sc.
MSL
PISA
POS
Reha amW
SächsGTAVO
SächsHSG
SächsKitaG
SächsQualiVO
SBAL
SEKO
S-ENS
SGB
SMK
SMWK
SS
StaLa
StBA
TELC
UFZ
UiZ
UN
UN-BRK
VHS
Hochschule für Musik und Theater „Felix Mendelssohn Bartholdy“
Leipzig
Hochschule für Telekommunikation Leipzig
Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig
Handelshochschule Leipzig
Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur Leipzig
Handwerkskammer zu Leipzig
Handwerksordnung
Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung
Internationale Grundschul-Lese-Untersuchung
Industrie- und Handelskammer zu Leipzig
Internationale Akademie für innovative Pädagogik, Psychologie und
Ökonomie gGmbH
Fraunhofer Institut für Zelltherapie und Immunologie
Interdisziplinäres Zentrum für Bioinformatik
Kommunale Bürgerumfrage
Modellprojekt “Kinder- und Familienzentren Leipzig“
Kinderförderungsgesetz
KompetenzDiagnostik und -Entwicklung
Bachelor of Laws
Leipziger Städtische Bibliotheken
Leistungen zur Teilhabe am Arbeitsleben
Leipziger Verkehrsbetriebe
Master of Arts
Master of Business Adminstration
Mitteldeutscher Rundfunk
Master of Engineering
Fachbereiche Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und
Technik
Medienpädagogisches Zentrum Leipzig
Master of Science
Musikschule Leipzig
Programme for International Student Assessment (internationale
Schulleistungsstudie)
Polytechnische Oberschule
Allgemeine Maßnahmen zur Weiterbildung behinderter Menschen
Sächsische Ganztagsangebotsverordnung
Sächsisches Hochschulgesetz
Sächsisches Gesetz über Kindertageseinrichtungen
Sächsische Qualifikations- und Fortbildungsverordnung
Sächsische Bildungsagentur, Regionalstelle Leipzig
Stadtentwicklungskonzept
Screening des Entwicklungsstandes bei
Einschulungsuntersuchungen
Sozialgesetzbuch
Sächsisches Staatsministerium für Kultus
Sächsisches Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst
Sommersemester
Statistisches Landesamt Sachsen
Statistisches Bundesamt
The European Language Certificate
Helmholtz Zentrum für Umweltforschung GmbH
Umweltinformationszentrum
United Nations (Vereinigte Nationen)
UN-Behindertenrechtskonvention
Volkshochschule
Vkl ba
VZÄ
WS
WZ
Vorbereitungsklassen mit berufspraktischen Aspekten
Vollzeitäquivalent
Wintersemester
Wirtschaftszweige
Prüfkatalog
Prüfung der Übereinstimmung mit dem strategischen Ziel: Schaffung von Rahmenbedingungen für den Erhalt bzw.
die Neuschaffung von Arbeitsplätzen
Wenn relevant angekreuzt wurde, dann bitte alle folgenden Indikatoren bewerten:
verbessert
gesichert
verschlechtert
Begründung
keine
in Vorlage
Auswirkung
Seite 1
negative
Auswirkung
keine
Auswirkung
1 Arbeitsplatzsituation
2 Ausbildungsplatzsituation
3 finanzielle Situation der
Unternehmen: sie wird
durch städtische
Entscheidung (z. B. zu
Steuern, Gebühren,
Preisen für Gas-WasserStrom)
4 Bedeutung des
Vorhabens für
wirtschaftliche
Entwicklung
positive Auswirkung
hoch
mittel
5 Finanzierung
Drittmittel/
Fördermittel
private Mittel
ja
1)
niedrig
nein
ja
nein
finanzielle
Folgewirkungen
für die Stadt
ja
nein
keine
Auswirkung
Das Ausfüllen der Seitenangabe ist dem Einreicher freigestellt.
Prüfkatalog
Prüfung der Übereinstimmung mit dem strategischen Ziel: Schaffung von Rahmenbedingungen für eine
ausgeglichenere Altersstruktur. Das Handeln der Stadt richtet sich auf Kinder, Jugendliche und Familien
mit Kindern aus.
Wenn relevant angekreuzt wurde, dann bitte alle folgenden Indikatoren bewerten:
Indikatoren
1 Vorschulische Bildungs-
und Betreuungsangebote
(Qualität, Vielfalt,
Erreichbarkeit,
Quantität/Umfang)
2 Schulische
Bildungsangebote,
Ausbildung und Studium
(Qualität, Vielfalt,
Erreichbarkeit,
Quantität/Umfang)
verbessert
auf
bisherigen
Niveau
verschlechtert
keine
Auswirkung
Begründung in
Vorlage Seite 1
3 Wohnbedingungen für
Kinder, Jugendliche und
Familien (Angebot,
Attraktivität, Vielfalt,
Infrastruktur)
4 Kultur- und
Freizeitangebote,
Möglichkeiten zum Spielen,
Sporttreiben und Treffen
sowie Naturerfahrungen
für Kinder, Jugendliche
und Familien
5 Gesundheit und Sicherheit
von Kindern und
Jugendlichen/Schutz vor
Gefahren
6 Integration von Kindern
und Jugendlichen mit
Behinderungen oder
Migrationshintergrund
7 Finanzielle Bedingungen
von Familien
Indikator
hat stattgefunden
ist
vorgesehen
8 Beteiligung von Kindern,
Jugendlichen und Familien
bei der zu treffenden
Entscheidung
1)
Stad
t
Das Ausfüllen der Seitenangabe ist dem Einreicher freigestellt.
ist nicht vorgesehen
Begründung in
Vorlage, Seite 1