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Daten

Kommune
Leipzig
Dateiname
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Erstellt
23.10.14, 12:00
Aktualisiert
06.12.18, 12:33

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Ratsversammlung Informationsvorlage Nr. DS-00622/14 Status: öffentlich Beratungsfolge: Gremium Termin Dienstberatung des Oberbürgermeisters 02.12.2014 Information zur Kenntnis Fachausschuss Umwelt und Ordnung 27.01.2015 Information zur Kenntnis Fachausschuss Jugend, Soziales, Gesundheit und Schule 29.01.2015 Information zur Kenntnis Jugendhilfeausschuss 02.02.2015 Information zur Kenntnis Fachausschuss Jugend, Soziales, Gesundheit und Schule 12.02.2015 Information zur Kenntnis Drogenbeirat 04.03.2015 Information zur Kenntnis Ratsversammlung 25.03.2015 Information zur Kenntnis Eingereicht von Dezernat Jugend, Soziales, Gesundheit und Schule Betreff Suchtbericht 2014 Der Suchtbericht 2014 wird zur Kenntnis genommen. Prüfung der Übereinstimmung mit den strategischen Zielen: nicht relevant Sachverhalt: siehe Anlage Anlage: Suchtbericht 2014 Zuständigkeit Suchtbericht 2014 Dezernat Jugend, Soziales, Gesundheit und Schule Gesundheitsamt Impressum: Herausgeber: Verantwortlich: Redaktion: Stadt Leipzig Der Oberbürgermeister Dezernat Jugend, Soziales, Gesundheit und Schule Gesundheitsamt Dr. Regine Krause-Döring Sylke Lein, Ina Stein, Oliver Krüger Druck: Redaktionsschluss: Hauptamt, Zentrale Vervielfältigung und Formularservice 30.06.2014 Vorwort Liebe Leserinnen und Leser, im vergangenen Jahr haben wir die Suchtund Drogenpolitischen Leitlinien der Stadt Leipzig fortgeschrieben. Sie nehmen bestehende Herausforderungen der Sucht- und Drogenpolitik auf, wie die demographische Entwicklung oder neue Konsummuster und neue Suchtmittel. In diesem Sommer legten wir das Konzept der Leipziger Sucht- und Drogenpolitik vor. Es beschreibt Zielgruppen und Handlungsschwerpunkte und beinhaltet einen Maßnahmeplan zur Umsetzung der sucht- und drogenpolitischen Leitlinien. Damit haben wir für die nächsten Jahre unsere Ziele und Aufgaben beschrieben und eine klare Handlungsgrundlage gelegt. Unser Ziel ist es, Suchterkrankungen möglichst gar nicht erst entstehen zu lassen. Daher ist es wichtig, besonders Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene frühzeitig in ihrem Lebensumfeld, vor allem in der Schule und der Ausbildungsstätte zu erreichen. Wir haben unsere Aktivitäten der Weiterbildung und Schulung von Multiplikatoren in den vergangenen Jahren verstärkt, damit Personen, die täglich mit Kindern und Jugendlichen arbeiten, in ihrer Kompetenz zum Thema Sucht gestärkt werden. Die Veranstaltungen der Leipziger Reihe für Suchtprävention werden gut angenommen. Wir wollen auch noch weitere Akteure aus verschiedenen gesellschaftlichen Bereichen für Suchtprävention sensibilisieren. Denn Suchtprävention ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Der vorliegende Suchtbericht dokumentiert das Engagement und die aufeinander abgestimmten Arbeiten aller Akteure. Er beschreibt Entwicklungen und Trends, analysiert und informiert. Er spiegelt die Vielfalt der Ansätze und Angebote in den fünf Leitlinien der Leipziger Sucht- und Drogenpolitik Prävention, Beratung/Behandlung/Reintegration, Maßnahmen zur Schadensreduzierung, Repression sowie Kooperation und Vernetzung. Ich möchte an dieser Stelle allen Partnern für die Zusammenarbeit danken. Die Umsetzung unserer Ziele wird auch zukünftig nur im gemeinsamen und abgestimmten Handeln gelingen. Ihr Prof. Dr. Thomas Fabian Bürgermeister und Beigeordneter für Jugend, Soziales, Gesundheit und Schule Inhaltsverzeichnis Vorwort........................................................................................................................................ 1 1. Schlaglichter.................................................................................................................. 4 2. Projekte im Arbeitsbereich Suchtbeauftragte am Gesundheitsamt..........................6 2.1 2.2 3. Leipziger Reihe für Suchtprävention ...............................................................................6 Weiterführung des Projektes HaLT .................................................................................7 Suchtprävention und Vernetzung zur Jugendhilfe.....................................................9 3.1 3.1.1 3.1.2 3.1.3 3.1.4 3.2 3.3 3.3.1 3.3.2 3.3.3 3.3.4 3.3.5 3.3.6 3.3.7 4. Angebote der Stadt Leipzig.............................................................................................. 9 Kinder- und Jugendschutz................................................................................................ 9 Jugendgerichtshilfe ........................................................................................................ 11 Straßensozialarbeit......................................................................................................... 11 Allgemeiner Sozialdienst (ASD)......................................................................................15 Suchtprävention der Sächsischen Bildungsagentur, Regionalstelle Leipzig...................17 Angebote freier Träger................................................................................................... 18 Zentrum für Integration e. V. - Schülermultiplikatorenprojekt FREE YOUR MIND .........18 Zentrum für Integration e. V. – Projekt „DRAHTSEIL“ - Projektarbeit.............................19 Suchtzentrum Leipzig gGmbH – Drugscouts..................................................................24 Verein für Frauen, Familien und Jugend in Leipzig e. V..................................................27 Deutscher Kinderschutzbund e. V...................................................................................29 Alkohol-Präventionsprojekt „Wandelhalle Sucht“ ...........................................................32 Elternberatung - Das internetbasierte Beratungsangebot „ELSA“ ..................................33 Ambulante Suchtkrankenhilfe.....................................................................................34 4.1 4.2 4.3 4.3.1 4.3.2 5. Suchtberatungs- und Behandlungsstellen......................................................................34 Fachbereich Familienhilfe .............................................................................................41 Aufsuchende Angebote Streetwork................................................................................42 Straßensozialarbeit für drogenabhängige Menschen im Leipziger Osten ......................42 Mobile Streetwork „Von der Straße ins Leben“ ..............................................................44 Stationäre Suchtkrankenhilfe.....................................................................................46 5.1 5.4 5.5 6. Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie am ParkKrankenhaus Leipzig GmbH, Station Teen Spirit Island.................................................46 Soteria Klinik-Fachklinik für Suchterkrankungen am Park-Krankenhaus Leipzig GmbH46 Klinik für Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie im Park-Krankenhaus Leipzig GmbH............................................................................................................................ 48 Sächsisches Krankenhaus Altscherbitz in Schkeuditz...................................................48 Städtisches Klinikum "St. Georg" Leipzig, Klinik für Forensische Psychiatrie.................49 Vernetzung Suchtkrankenhilfe und Wohnhilfen.......................................................50 6.1 6.1.1 6.1.2 6.1.3 6.1.4 6.2 6.2.1 6.2.2 Ambulant betreutes Wohnen (ABW)..............................................................................50 „Drogenfreie Wohngemeinschaften“ der SZL Suchtzentrum gGmbH.............................50 Betreutes Wohnen – Alkoholbereich der SZL Suchtzentrum gGmbH.............................52 „Ambulant betreutes Wohnen“ des Diakonischen Werkes.............................................55 Wohn- und Nachbarschaftsprojekt „Funke“....................................................................56 Stationäre Wohnformen................................................................................................. 56 Wohnprojekt Haus Alt-Schönefeld (Zentrum für Drogenhilfe).........................................56 Wohnangebot für Drogenhilfe in der „ALTERNATIVE I“.................................................58 5.2 5.3 6.2.3 6.2.4 6.2.5 6.3 7. Wohnprojekt „Domizil“ (WPD) SZL Suchtzentrum gGmbH.............................................60 Verein zur sozialen Rehabilitation von Abhängigkeitskranken (VRA) e. V......................61 Maximilianstift................................................................................................................. 62 Notunterbringung im Übernachtungshaus für wohnungslose Männer ............................63 Arbeit und Beschäftigung............................................................................................ 68 7.1 7.1.1 7.1.2 7.2 7.2.1 7.2.2 7.2.3 8. 9. SZL Suchtzentrum gGmbH............................................................................................. 68 Arbeits- und Beschäftigungsprojekt SWING/Drogenbereich...........................................68 Entwicklung der gemeinsamen Arbeits- und Beschäftigungsprojekte vom Betreuten Wohnen, Mobile Streetwork, Tagestreff „Insel“ und dem Wohnprojekt „Domizil“ 2013...68 Städtisches Klinikum „St. Georg“, Zentrum für Drogenhilfe............................................69 „teamWENDEPUNKT“ in der „ALTERNATIVE II“...........................................................69 AGH-MAE „BuP – Beschäftigung und Perspektive“ im „Haus Alt-Schönefeld“...............70 Begegnungszentrum im „Regenbogen“..........................................................................70 Rehabilitation................................................................................................................ 72 Maßnahmen des Ordnungsamtes der Stadt Leipzig..................................................72 9.1 Mitarbeit im Aktionsbündnis Sicherheit im Leipziger Osten.............................................72 9.2 9.3 9.4 9.5 10. Maßnahmen gegen Beschaffungsprostitution.................................................................74 Jugendschutzkontrollen ................................................................................................. 75 Bußgeldbehörde............................................................................................................. 75 Fahrerlaubnisbehörde..................................................................................................... 76 Rauschgiftlagebild der Polizeidirektion Leipzig ........................................................78 10.1 10.2 10.2.1 10.2.2 10.2.3 10.3 10.4 10.5 10.6 10.7 10.8 Fallzahlenentwicklung mit Bewertung.............................................................................78 Beschaffungskriminalität................................................................................................. 81 Direkte Beschaffungskriminalität.....................................................................................81 Indirekte Beschaffungskriminalität..................................................................................81 Schadensumfang............................................................................................................ 82 Tatverdächtigenstruktur ................................................................................................. 82 Rauschgifttote................................................................................................................. 83 Regionale Verteilung/Schwerpunkte...............................................................................83 Prävention ...................................................................................................................... 84 Prognosen...................................................................................................................... 85 Handlungskonzepte........................................................................................................ 85 1. Schlaglichter Neue Sucht- und Drogenpolitische Leitlinien beschlossen Der Stadtrat hat am 19.06.2013 die Sucht- und Drogenpolitischen Leitlinien beschlossen. Auf der Grundlage der jährlich erscheinenden Suchtberichte der Stadt Leipzig und der Auswertung vorhandener Daten, aber auch der Beobachtung von veränderten Konsummustern und konsumierten Substanzen, wurden die im Jahr 1999 vom Leipziger Stadtrat verabschiedeten Leitlinien aktualisiert und fortgeschrieben. Die Stadt Leipzig setzt auch weiterhin auf die bewährten Grundlagen der Suchtpolitik. Dies sind die Säulen: Prävention, Beratung und Behandlung, Maßnahmen zur Schadensminimierung, Repression. Die Leipziger Sucht- und Drogenpolitik wird in interdisziplinärer Zusammenarbeit umgesetzt. Insofern kommt der Kooperation und Vernetzung eine besondere Bedeutung zu. Veränderungen des Drogenmarktes und des Konsumverhaltens Die Tendenz der Zunahme des Konsums von Methampetamin („Crystal“) hat sich im Jahr 2013 weiter fortgesetzt. In diesem Bereich ist weiterhin eine gesteigerte Nachfrage zu beobachten. Die Stadt Leipzig führt Multiplikatorenschulungen zum Thema im Rahmen der Leipziger Reihe für Suchtprävention kontinuierlich fort. Zur Entwicklung zielgruppenspezifischer Präventionsangebote arbeitet die Stadt Leipzig eng vernetzt mit Bundes- und Landesbehörden und den Trägern der Suchtprävention und -krankenhilfe zusammen. Ambulante und stationäre Suchtkrankenhilfe 2013 wurden 4.066 Klientinnen und Klienten in Suchtberatungsstellen beraten und behandelt. 3.641 Klientinnen und Klienten waren selbst von einer Suchtkrankheit betroffen (ca. 90 %). Des Weiteren wurden 422 Angehörige (ca. 10 %) beraten. Menschen mit Alkoholproblemen, Alkoholmissbrauch und Abhängigkeit stellten auch 2013 die größte Gruppe der Behandlungsfälle in den Suchtberatungsstellen dar. Ca. 55 % aller Behandelten (ohne Angehörige) hatten primär ein Alkoholproblem. Dem gegenüber standen mehr als 1.400 Menschen, die vordergründig wegen einer Drogenabhängigkeit (illegale Drogen) betreut und behandelt wurden. Dies entspricht etwa 39 % aller Fälle. 2013 waren unter allen Drogenabhängigen die meisten von Opioiden (meist Heroin) abhängig. Innerhalb der Gruppe der drogenabhängigen Klientinnen und Klienten erreichten die Stimulanzienabhängigen, meist Methampetamin („Crystal“) zweiten Rang hinter der Gruppe Opioidabhängiger. Der Missbrauch von Methampetamin („Crystal“) weist innerhalb der Diagnosehäufigkeiten statistisch die größte Steigerungsrate auf (2013: 447, Vergleich 2012: 330 Klientinnen und Klienten). 2013 wurden mehr als 90 Menschen mit pathologischer Spielsucht in der Suchtberatungsstelle Impuls beraten und behandelt. 4 Die meisten drogenabhängigen Klientinnen und Klienten in Suchtberatungsstellen waren zwischen 30 und 40 Jahre alt, zunehmend findet man sie jedoch auch in den höheren Altersgruppen. Die Mehrzahl der Alkoholabhängigen, die die Hilfen aufsuchten, waren häufig bereits zwischen 50 und 60 Jahre alt (2013 noch 40 - 50 Jahre). Jugendliche mit Alkohol- und Drogenproblemen unter 21 Jahre suchten nur selten die Hilfen in den Suchtberatungsstellen auf. Im Jahr 2013 wurden in Leipzig insgesamt 784 opioidabhängige Patientinnen und Patienten in ärztlichen Praxen in Leipzig substituiert (2012: 791). Zum Stichtag am 01.10.2013 waren es 429 (ein Jahr zuvor 451). In Leipzig substituierten im Jahr 2013 neun Ärztinnen und Ärzte in sieben Arztpraxen. In zwei Arztpraxen konzentrierte sich die Substitutionsbehandlung auf mehrere hundert Fälle. In den anderen Praxen wurden nur noch einige wenige Patientinnen und Patienten substituiert. Im Laufe des Jahres wurden von den Fachkräften in Suchtberatungsstellen und der Familienhilfe des ZfD in Leipzig 373 Klientinnen und Klienten psychosozial begleitet (2012: 438). 2013 wurden 113 Patienten auf der Station für abhängigkeitserkrankte Kinder und Jugendliche des Park-Krankenhauses Leipzig GmbH behandelt. Die am häufigsten missbrauchte Droge war Metamphetamin („Crystal“). Neben dem Konsum von „Crystal“ wurde oft zusätzlich Cannabis und Alkohol missbraucht, so dass sich eine Hauptdiagnose kaum benennen ließ (Mischkonsum mit Abhängigkeit). Die Fälle drogeninduzierter Psychosen stieg weiter an. Aus dem Sächsischen Krankenhaus Altscherbitz in Schkeuditz wurde berichtet, dass 2013 mehr Patientinnen und Patienten im höheren Lebensalter (ab 65 Jahre) mit einer Suchterkrankung stationär aufgenommen wurden. Unter der Patientengruppe mit multiplem Substanzgebrauch steht die Diagnose Stimulanzienabhängigkeit (auch hier: „Crystal“) im Vordergrund. Repression und Angebotsreduzierung Laut Polizeilicher Kriminalstatistik wurden im Jahr 2013 im Zuständigkeitsbereich der Polizeidirektion Leipzig im Stadtgebiet 1.434 Fälle erfasst (2012: 1.414). Der Anteil der Rauschgiftdelikte an der Gesamtkriminalität lag wie im Vorjahr bei 2,0 %. Im Zuständigkeitsbereich der Polizeidirektion Leipzig wurden im Jahr 2013 neun Rauschgifttote (2012: fünf) registriert. 5 2. Projekte im Arbeitsbereich Suchtbeauftragte am Gesundheitsamt 2.1 Leipziger Reihe für Suchtprävention Mit der Leipziger Reihe für Suchtprävention werden suchtpräventive Erkenntnisse und Erfahrungen der Leipziger Präventionsarbeit an Multiplikatorinnen und Multiplikatoren der Jugendhilfe, Schule, Polizei, Justiz und andere Arbeitsbereiche vermittelt. Ziel der seit September 2012 monatlich stattfindenden Veranstaltungsreihe ist es, die Teilnehmer/-innen für jugendliche Problemlagen im Zusammenhang mit Sucht und Drogenkonsum zu sensibilisieren und mögliche Interventionsstrategien aufzuzeigen. Ein weiteres wichtiges Anliegen besteht darin, universelle Präventionsangebote zu unterbreiten, welche die Teilnehmer/-innen befähigen, im Rahmen ihres Tätigkeitsgebietes wirksam zu werden. Der Fokus der Weiterbildungsreihe lag auch 2013 auf Kindern und Jugendlichen mit hohem oder riskantem Konsumverhalten bzw. mit erhöhten Risikomerkmalen. Ein hoher Bedarf an Informationen zeigte sich auch zum Thema Crystal. Um dem zu entsprechen, wurden allein hierzu fünf Veranstaltungen durchgeführt. 2013 wurden nachstehende Veranstaltungen angeboten: Tabelle 1: Veranstaltungen 2013 Veranstaltung Anzahl Referenten Konsummuster und neue Trends: Crystal 5 Drug Scouts Drahtseil Exzessive und pathologische Computerspiel- und Internetnutzung Drahtseil „Zu früh gibt es nicht!“ - Suchtprävention im Kindergarten Fachstelle für Suchtprävention K.O.cktails – fiese Drogen im Glas 1 Quelle: Gesundheitsamt, 2013 Geplante Themen für 2014 sind u. a. „Drogen und Psychosen“, „Glücksspielsucht“, „MOVE in Leipzig“, „Drugtails und Alkojoints“ und „Crystal“. Im Berichtszeitraum nahmen insgesamt 334 Teilnehmer/-innen an den Veranstaltungen teil. 6 Tabelle 2:Zusammensetzung der Teilnehmer/-innen Arbeitsbereich Anzahl der Teilnehmer/-innen Familien- u. Jugendhilfen 62 Betreuungsbehörde 6 Beratungsstellen 49 Schulen 16 Bildungsträger 26 Krankenhäuser 7 Verwaltung 24 Job Center 43 Polizei 19 Wohnhilfen und -projekte 55 Einrichtungen der Justiz 9 andere 18 Quelle: Gesundheitsamt, 2013 2.2 Weiterführung des Projektes HaLT Um dem bundesweiten Trend des riskanten Rauschtrinkens bei Kindern und Jugendlichen eine Präventionsmaßnahme entgegen zu stellen, entstand das Projekt »HaLT – Hart am LimiT« als kommunale Alkoholpräventionsstrategie zunächst in Baden-Württemberg. Im August 2010 startete das Projekt in Leipzig. Im reaktiven Projektbaustein erhalten Kinder und Jugendliche noch am Krankenbett eine Beratung durch eine Fachkraft. Im Gespräch werden der Vorfall und die Begleitumstände des Alkoholkonsums reflektiert. Die Jugendlichen sollen für einen verantwortungsbewussten und unschädlichen Umgang mit Alkohol sensibilisiert werden. Sie werden verbindlich motiviert, an einem ganztägigen Gruppenangebot teilzunehmen. Dort diskutieren sie mit Gleichaltrigen die Hintergründe ihres Alkoholkonsums, lernen Risiken besser einzuschätzen und Gruppendruck zu widerstehen. Direkt im Anschluss findet ein Elterngespräch statt. Studien belegen die Wirksamkeit ähnlicher Kurzinterventionen. Das Projekt zielt auf eine direkte Einflussnahme auf die Risikogruppe, es soll Rückfälle und spätere Alkoholikerkarrieren verhindern. In Leipzig waren an der Umsetzung im Berichtszeitraum die Universitätskinderklinik, das Projekt Drahtseil/Zentrum für Integration e. V., der Arbeitskreis Suchtprävention der Stadt Leipzig und das Ordnungsamt beteiligt. Die Koordination haben das Gesundheitsamt und das Amt für Jugend, Familie und Bildung (AfJFB) gemeinsam übernommen. 7 Zur Finanzierung des reaktiven Bausteins hat das Sächsische Staatsministerium für Soziales und Verbraucherschutz gemeinsam mit der AOK PLUS, dem BKK-Landesverband Mitte, der IKK classic, der Knappschaft und dem Verband der Ersatzkassen als Vertreter für die BARMER GEK, die TK, die KKH Allianz, die HEK und die hkk eine Rahmenvereinbarung zur Umsetzung des HaLT-Projektes in Sachsen abgeschlossen. Diese ermöglichte 2013 die finanzielle Absicherung durch die beteiligten Krankenkassen. Der proaktive Baustein legt neben der direkten Arbeit mit den Jugendlichen den Schwerpunkt auf die Stärkung des Jugendschutzes. Das HaLT-Projekt arbeitet mit Veranstaltern, Händlern und der Polizei zusammen - mit dem Ziel, dass Alkohol konsequent nicht an Minderjährige verkauft wird. Durch Aktionen, Schulungen und Öffentlichkeitsarbeit soll eine Kultur des Hinsehens entwickelt werden. Das Projekt will für einen verantwortungsbewussten Umgang mit Alkohol und die Einhaltung der Jugendschutzgesetze werben und die Vorbildfunktion von Erwachsenen betonen. Hier hat das Ordnungsamt eine Brückenfunktion übernommen. Veranstaltungen im Rahmen des proaktiven Bausteins waren 2013: • Aktionswoche Alkohol der DHS • Aktionswoche Schluss mit lustig?! der Universitätskinderklinik • 1. Leipziger Schülergesundheitstag an der Fritz-Gietzelt-Schule • Plakatkampagnen auf der Leipziger Kleinmesse und dem Weihnachtsmarkt Der reaktive Baustein des HaLT-Projektes wurde 2013 weiter von Mitarbeiter/-innen des Projektes DRAHTSEIL umgesetzt. Insgesamt wurden 67 Kinder und Jugendliche betreut, die nach einer Alkoholintoxikation in die Universitätsklinik Leipzig eingeliefert wurden. Die Betroffenen waren zwischen 13 und 17 Jahren alt und wiesen in der Regel Blutalkoholwerte zwischen 1,5 und 2,5 % auf (64 % aller Fälle) auf. Elterngespräche oder Kontakt zum Betreuungsumfeld erfolgten bis auf zwei Ausnahmen in allen Fällen, in 21 Fällen wurden weiterführende Hilfen für die Betroffenen vermittelt. Zusätzlich zu den Gesprächen in der Klinik wurden drei Risikochecks durchgeführt. Es wird deutlich, dass viele Jugendliche und Eltern Alkoholkonsum unterschätzen und sich der Risiken, die mit dem Konsum einhergehen, nicht bewusst sind. Dies wird auch in den anschließend durchgeführten Elterngesprächen deutlich. Weiterhin stand es allen Teilnehmenden frei, weitere Hilfsangebote des Projektes in Anspruch zu nehmen, was in einzelnen Fällen auch getan wurde. 8 3. Suchtprävention und Vernetzung zur Jugendhilfe Die Vernetzung von Suchtkrankenhilfe und Jugendhilfe ist u. a. durch die Mitwirkung der Institutionen aus beiden Bereichen an städtischen Gremien wie dem Drogenbeirat und dem Drogenrapport sicher gestellt. Darüber hinaus findet eine Zusammenarbeit bei der konzeptionellen Arbeit und im Zuge von Fallkonferenzen statt. 3.1 Angebote der Stadt Leipzig 3.1.1 Kinder- und Jugendschutz Im Rahmen des erzieherischen Jugendschutzes werden Kindern und Jugendlichen Angebote unterbreitet, die deren Kritik- und Entscheidungsfähigkeit fördern. Darüber hinaus werden Eltern und anderen am Erziehungsprozess beteiligten Personen und Multiplikator(inn)en Unterstützungen angeboten, damit sie Gefahren für Kinder und Jugendliche besser erkennen und sie vor negativen Einflüssen schützen zu können. Eine zentrale Aufgabe ist die Sicherung einer positiven gesundheitlichen und psychosozialen Entwicklung und die Entwicklung von eigenverantwortlichen und gemeinschaftsfähigen Persönlichkeiten. Um diese Ziele in der Suchtprävention zu erreichen, förderte die Stadt Leipzig 2013 im Bereich der freien Jugendhilfe nachstehende Angebote als Maßnahmen des erzieherischen Jugendschutzes, über die in den folgenden Abschnitten ausführlich berichtet wird: • Deutscher Kinderschutzbund: Projekt Free Your Mind • Zentrum für Integration: Projekt Drahtseil • SZL Suchtzentrum gGmbH: Projekt Drug Scouts Der Fachbereich (FB) Kinder- und Jugendschutz des Amtes für Jugend, Familie und Bildung hat die Verantwortung für die Fachkoordination und Vernetzung der Projekte. Jugendmedienschutz Für das Jahr 2013 konnte die Fördersumme und damit der Leistungsumfang des Projektes Drahtseil stabilisiert werden. Der Bereich Jugendmedienschutz mit den Themen exzessive Computer(spiel-)nutzung, Onlinesucht etc. als Präventionsangebot wurde weiter etabliert und ausgebaut. Neben Maßnahmen des Projektes Drahtseil hat der Deutsche Kinderschutzbund OV Leipzig „Medienkurse“ für Eltern angeboten, um die Eltern in ihrer Erziehungskompetenz zu stärken. Der Jugendmedienschutz ist in den vergangenen Jahren immer stärker zu einem Arbeitsschwerpunkt im erzieherischen Kinder- und Jugendschutz geworden. Er wird im Rahmen der universellen Prävention intensiv bearbeitet. Beteiligung am HaLT-Projekt Ein Arbeitsschwerpunkt in der Suchtprävention war die Thematik des exzessiven Umgangs mit Alkohol bei Kindern und Jugendlichen. Das Amt für Jugend, Familie und Bildung ist im Rahmen des HaLT-Projektes für den proaktiven Baustein verantwortlich. Im Jahr 2013 wurde in diesem Zusammenhang nachstehende Maßnahmen umgesetzt: 9 Präventive Jugendschutzmaßnahmen und verstärkte Kontrollen auf der Leipziger Kleinmesse (Frühjahr und Herbst) in Absprache mit dem Ordnungsamt und dem Marktamt, ebenso mit dem Projekt Nightlifestreetwork und der Security/Schaustellern vor Ort. Hintergrund: Bei den vergangenen Kleinmessen gab es immer wieder Notarzteinsätze in Zuge eines unkontrollierten Alkoholkonsums, die dann im Rahmen des HaLT-Projektes betreut wurden. Eine gut strukturierte Absprache und engmaschig vernetzte Zusammenarbeit hat sich auch in diesem Jahr bewährt. Im Vorfeld wurden Gespräche geführt und Vereinbarungen getroffen. Auf der Kleinmesse wurden die HaLT-Hinweis-Zettel an Stände, die Alkohol verkaufen, verteilt. Die OP-Gruppe des Ordnungsamtes führte Gespräche mit umliegenden Einzelhändlern. Für Noteinsätze wurden unter allen Beteiligten Listen mit Ansprechpartnern verteilt. Das Projekt Nightlifestreetwork war wie im Vorjahr auf der Kleinmesse wieder aktiv. Auch 2013 konnte die Plakatkampagne „Verfügbarkeit von Alkohol zu Hause“, welche die Vorbildfunktion der Eltern stärken soll, noch nicht umgesetzt werden, sie ist weiterhin in Planung. 2013 gab es eine aktive Teilnahme am 2. HaLT-Koordinator/-innen-Treffen in Sachsen/Dresden am 16.10.2013 Uhr im SMS durch den FB Kinder- und Jugendschutz. Im April 2013 wurde das HaLT-Projekt über Aktionsflyer, Karten, Plakate vom FB Kinder- und Jugendschutz beim Ordnungsamt, Sachgebiet Veranstaltungsstelle vorgestellt. Im Rahmen der Ämter übergreifenden Zusammenarbeit wurden 2013 punktuell Veranstalter und Händler bei Konzertveranstaltungen für HaLT sensibilisiert und sind somit auch sichtbar aktiv mit ihrem Standpunkt, an Jugendliche keinen Alkohol zu verkaufen. Der Koordinator für Suchtprävention im Bereich Suchtbeauftragte hat in intensiver Zusammenarbeit mit dem FB Kinder- und Jugendschutz an der Umsetzung eines neuen MOVE-Trainings in und für die Stadt Leipzig gearbeitet, das im März 2014 stattfinden konnte. Mit dem ASD Ost wurde ein intensives Handlungs- und Kooperationsgespräch zum Verfahren mit dem HaLT-Projekt im Zusammenhang drohender Kindeswohlgefährdung nach § 8a SGB VIII durch den FB Kinder- und Jugendschutz organisiert und durchgeführt. Darüber hinaus verfügt der FB Kinder- und Jugendschutz über vielfältige und aktuelle Materialien zur Suchtprävention, die interessierten Bürger/-innen und/oder Fachkräften der sozialen/pädagogischen Arbeit zur Verfügung gestellt werden. Im Jahr 2013 konnte der FB insgesamt 16 Anfragen (13 x Drogenkonsum, 2 x Mediensucht, 1 x Spielsucht) bearbeiten und/oder an die entsprechenden, durch das AfJFB geförderten Maßnahmen vermitteln. Der FB Kinder- und Jugendschutz arbeitete an gesetzlichen und ordnungsrechtlichen Interventionen zur Regelung bestimmter Gefährdungstatbestände. Empfehlungen zur Beauflagung für das Ordnungsamt seitens des Jugendschutzes gab im Jahr 2013 zur Rauchermesse und zum Weltgesundheitstag. 10 3.1.2 Jugendgerichtshilfe Mitwirkung der Jugendhilfe im Verfahren nach dem Jugendgerichtsgesetz Das Sachgebiet Jugendgerichtshilfe betreut junge Menschen, die in der Altersspanne von 14 bis unter 21 Jahren Straftaten begangen haben. Die Betreuung umfasst das gesamte Jugendstrafverfahren, mit Beginn der Ermittlungen gegen Tatverdächtige bis zur Eingliederungshilfe nach der Entlassung aus dem Strafvollzug. Die Aufgaben umfassen die Bereitstellung von Beratungsangeboten, Interventionsmaßnahmen, Vermittlung, Diversionsverfahren, Erarbeitung von gutachterlichen Stellungnahmen, die Teilnahme an Hauptverhandlungen sowie die Vermittlung und Kontrolle von Weisungen und Auflagen. Im Rahmen ihrer Aufgabenerfüllung arbeitet die Jugendgerichtshilfe mit den verschiedensten Behörden, Institutionen, Trägern der öffentlichen und freien Jugendhilfe sowie mit Psychiatrien und Beratungsstellen des Gesundheitsamtes, insbesondere mit den Suchtberatungs- und Behandlungsstellen zusammen. Im Jahr 2013 (zum Stichtag 31.12.2013) lagen im Sachgebiet Jugendgerichtshilfe 5.313 Fälle an. Die aufgewandte Betreuungsintensität für die jungen Menschen ist pro Fall sehr verschieden. Sie orientiert sich entsprechend des erzieherischen Ansatzes an den persönlichen Problemlagen und dem individuellen Beratungs- und Hilfebedarf, der ggf. die Straffälligkeit verursacht, mit dem Ziel, diese zukünftig zu vermeiden. Es wird statistisch nicht erhoben, wie viele der betreuten jungen Menschen alkohol- und drogengebrauchende, -konsumierende oder -probierende gewesen sind. Die subjektiven Wahrnehmungen der Sozialarbeiter/-innen in der Jugendgerichtshilfe sind, dass etwa jeder Zweite mit Drogen in Kontakt gekommen ist bzw. schon übermäßig oder regelmäßig Alkohol konsumiert hat. Mit steigender Tendenz wird die Droge Crystal konsumiert. Bei diesen Fällen scheitern im Wesentlichen alle erzieherischen Angebote und Maßnahmen auf Grund nicht herstellbarer Mitwirkung. Dies ist unmittelbare Folge der spezifischen gesundheitlichen Schadwirkungen dieser Droge. Die Sozialarbeiter/-innen der Jugendgerichtshilfe stehen der Problematik „Crystal“ eher hilflos gegenüber und nehmen entsprechend angebotene Weiterbildungen an. 2013 wurden während der Hauptverhandlung bei Gericht 17 Straftaten wegen des Verstoßes gegen das Betäubungsmittelgesetz bekannt. 60 Straftäter/-innen gaben bei Gericht an, die Straftat unter Alkohol begangen zu haben. 64 Straftäter/-innen standen unter dem Einfluss von Drogen. Regionale Schwerpunkte sind dabei nicht auszumachen. 3.1.3 Straßensozialarbeit Mit dem 2012 verabschiedeten Fachplan Kinder- und Jugendförderung erfolgte im SG Straßensozialarbeit eine teilweise Neuausrichtung. War es seit 2000 die Zielgruppenorientierung, die im Vordergrund stand, soll nun stärker die Verantwortung für Planungsräume, eine stärkere Vernetzung und dezentrale Koordination stattfinden. Da die Trägerlandschaft im Leistungsbereich Mobile Jugendarbeit/Streetwork in Leipzig recht überschaubar ist, wurde die Zuständigkeit der kommunalen Straßensozialarbeit für die Planungsräume Nord, Nordost, Innerer Osten und Ost/Südost formuliert. Außerdem blieb es nach Absprache bei der Zuständigkeit für den Ortsteil Zentrum, da kommunale Straßensozialarbeit dort seit 1992 agiert. Die Veränderungen wurden genutzt, um sich neu aufzustellen. Auf Grund einer Stellenreduzierung zugunsten der Koordination in den Planungsräumen wurden die Teams von vier auf drei reduziert. 11 Nach über zehn Jahren erfolgreicher Arbeit wurde das Team Anna O. aufgelöst. Die Szene der Straßenprostitution ist in den Jahren eher klein geblieben. Der hohe repressive Verfolgungsdruck hat eine Ausweitung erfolgreich verhindert. Das Thema illegale Straßenprostitution bleibt trotzdem weiterhin konzeptioneller Bestandteil. Die Teamnamen wurden verändert und der sozialräumlichen Ausrichtung angepasst. FANAL, Step XS, O.S.T und Anna O. heißen seit März 2013 Südost, Nord und Ost. Mit Beginn der Arbeit in den neuen Teams erfolgte ein personeller Wechsel, die Teams wurden neu zusammengesetzt. Von den Veränderungen unberührt blieben das Engagement, der Auftrag der Kontaktaufnahme zu und die Unterstützung für drogengebrauchende und -abhängige junge Menschen. Gemäß den drogenpolitischen Leitlinien der Stadt Leipzig wird vorrangig im Bereich Risiko- und Schadensminimierung gearbeitet. Ziel ist es, Lebenslagen zu stabilisieren, Motivation zur Inanspruchnahme höherschwelliger Einrichtungen aufzubauen und einen Einstieg in abstinenzorientierte Angebote zu ermöglichen. Im Netzwerk wird sich für gegenseitige Akzeptanz und Balance zwischen Repression und Hilfesystem eingesetzt und verbindliche Kooperationen zu Einrichtungen der Jugend-, Sozialund Suchtkrankenhilfe gepflegt. Team „Südost“ Zielgruppe des Teams „Südost“ sind junge Menschen, die im öffentlichen Raum auffällig werden bzw. deren Lebensmittelpunkt die Straße ist. Oftmals sind diese Adressaten in der Jugendhilfe erfahren, waren schon frühzeitig auf sich allein gestellt und weisen komplexe Problemlagen auf. Im Rahmen der aufsuchenden Arbeit bewegt sich das Team Südost im Innenstadtbereich und im Planungsraum Ost-Südost (vgl. Fachplan Kinder- und Jugendhilfe 2012 - 2016, S. 111). Problemlagen sind häufig Wohnungslosigkeit, fehlende Schul- bzw. Berufsabschlüsse, Schulden sowie ein schlechter gesundheitlicher Zustand. Die vom Team „Südost“ kontaktierten jungen Menschen konsumieren oft massiv, teils missbräuchlich Alkohol. Darüber hinaus wird auch Cannabis ohne Problemwahrnehmung konsumiert. Zum Teil werden alle verfügbaren Drogen politoxikoman konsumiert (häufig Methamphetamin/Crystal oder Heroin). Dabei werden verschiedene Konsummuster beobachtet: • Jugendliche Peergroups mit experimentellem, bisweilen riskantem Konsum von Alkohol. Diese Art von Konsum bedient für die Adoleszenz bedeutende Funktionen wie Grenzerfahrungen und -überschreitungen, Identitätsfindungsprozesse, Gruppenzugehörigkeit etc. • Jugendliche und junge Volljährige, die zahlreiche Symptome eines Alkoholmissbrauchs oder einer -abhängigkeit aufweisen und deren Konsum fast ausschließlich als Lebensbewältigungsstrategie dient. Bei einem Großteil dieser Klientel besteht ein ebenfalls unreflektierter Beikonsum von illegalen Substanzen, vor allem Cannabis. • Junge Volljährige mit regelmäßigem Crystalkonsum und (weniger häufig) Heroin. Bei diesen Klientel verschlechtert sich der Allgemeinzustand oft innerhalb weniger Tage. Zu den Begleiterscheinungen gehören ein vollkommen verschobener Tages-Nacht-Rhythmus, psychische Auffälligkeiten wie neurotische Schübe, Halluzinationen und eine gesteigerte Aggressivität. Daneben kommt es oft zu einer gestörten Selbst- und Fremdwahrnehmung und zur Selbstüberschätzung. Die Konsumformen reichen von nasalem bis intravenösem Gebrauch. Bei intravenösen Gebrauchsmustern treten gehäuft Folgeerkrankungen auf. 12 „Koma-“, „Flatrate-“ und „Kofferraumsaufen“ sowie „Binge Drinking“ wurden im Jahr 2013 bei Nightlife-Streetwork (Präventionsprojekt mit Mobile Jugendarbeit Leipzig e. V.) und bei Streetwork nachts bzw. am Wochenende vereinzelt festgestellt. Bereits seit 2011 ist eine ansteigende Tendenz zum Beikonsum von Crystal zu verzeichnen. Dieser Trend hatte sich im Jahr 2012 deutlich verstärkt und blieb 2013 weniger stark erhalten. Das Probierverhalten beginnt bereits im Jugendalter, oft über Tage und Wochen; typische Abhängigkeitsmuster sind in dieser Phase nicht zu erkennen. Durch die lang andauernde Wirkung (bis drei Tage) von Methamphetamin und dem damit verbundenen Anschein drogenfreier Phasen kommt es anfangs nicht zu einer Auseinandersetzung mit dem eigenen Konsummuster und möglichen Folgen. Einige kamen bereits im Kindesalter mit Nikotin in Kontakt. Trotz Wissen um das hohe Suchtpotenzial und Nebenwirkungen findet keine bewusste Auseinandersetzung mit dem Konsum statt. Die durch Team „Südost“ erreichten jungen Menschen setzen sich selten kritisch mit den Themen Konsum bzw. Missbrauch legaler und illegaler Substanzen auseinander. Es fehlt das Interesse an Aufklärung und Information zu möglichen Schädigungen und Abhängigkeitsentwicklungen. Nach wie vor bleibt der Konsum im öffentlichen Raum ein männertypisches Verhalten. Team „Nord“ Das Team „Nord“ arbeitet sozialraumorientiert im Planungsraum Nord1, vorrangig in den Kerngebieten Gohlis-Nord, Eutritzsch, Möckern und Wahren. Primäres Ziel ist eine Etablierung und Inanspruchnahme des Angebotes in diesen Gebieten. Hier sind im öffentlichen Raum nur wenige Treffpunkte und kaum öffentlicher Konsum von Rauschmitteln junger Menschen zu beobachten. Nach Selbsteinschätzung spielt im Umfeld der Klientinnen und Klienten Crystal Meth eine große Rolle, die Verfügbarkeit ist hoch, konsumiert und gehandelt wird v. a. im Privatraum, was auch im hohen Kontrolldruck begründet sein kann. Der Konsum ist mit ersichtlichen Nebenwirkungen (Hautirritationen, Gewichtsverlust, Zahnverlust, veränderte Wahrnehmung/Realitätsverlust, psychische Störungen etc.) verbunden. Im Rahmen sozialpädagogischer Einzelfallhilfe wurden damit einhergehenden Problemlagen wie Wohnungsverluste, fehlende Inanspruchnahme sozialstaatlicher Leistungen oder ärztlicher Versorgung und damit die Ausgrenzung dieser jungen Menschen deutlich. Der Arbeitsansatz mit Crystal konsumierenden jungen Menschen muss ausgebaut werden. Häufig waren sie nur punktuell in der Lage, die flexiblen und niederschwelligen Hilfeangebote in Anspruch zu nehmen und ihre Lebenssituation zu verbessern/stabilisieren. Die aufsuchende Arbeit in Kooperation mit der „Mobilen Alternative“ in der Gerberstraße war insofern wirkungsvoll, als dass intensiv über suchtspezifische Hilfeangebote informiert werden konnte und durch die Präsenz die Häuser weniger verunreinigt wurden. Nikotin wird von fast allen erreichten Jugendlichen/jungen Volljährigen abhängig konsumiert, häufig schon seit dem Kindesalter. An den wenigen kontinuierlichen Treffpunkten im Planungsraum wird, meist in den wärmeren Jahreszeiten, häufig missbräuchlich/abhängig Alkohol konsumiert. Dort vermischen sich Szenen und machen auch für Jüngere den Zugang zu Alkohol möglich, teilweise bringen Erwachsene ihre Kinder an diese Treffpunkte mit. 2014 wird an einem dieser Treffpunkte eine wöchentliche Standzeit installiert. vgl. Fachplan Kinder- und Jugendförderung 2012 – 2016, S. 87 13 1 In Kooperation mit dem Gesundheitsamt Leipzig arbeitet das Team „Nord“ zielgruppenorientiert mit sich prostituierenden jungen Frauen und Mädchen, vorrangig in der Straßenprostitution. Die Mehrzahl dieser Klientinnen hat einen polytoxikomanen Substanzgebrauch, bei dem Amphetamine/Methamphetamin, vorrangig Crystal, Benzodiazepine und Substitutionsmedikamente, selten Heroin konsumiert werden. Beim Konsum werden kaum Safer-Use-Regeln beachtet. Die Klientinnen nutzen Rauschmittel häufig zur Selbstmedikation, um Traumatisierungen und die aktuelle, i. d. R. prekäre Lebenslage zu bewältigen. Durch den überwiegenden Konsum von Crystal sind neben einer rapiden Verschlechterung des körperlichen und geistigen Gesundheitszustandes, gehäuft Aggressionen und gewaltbereites Verhalten zu beobachten. Die erhöhte Libido (Nebenwirkung von Crystal) birgt das Risiko zu ungeschütztem Geschlechtsverkehr, damit einer vermehrten Übertragung sexuell übertragbarer Krankheiten. Ein wöchentliches Angebot wird vor Ort aufrechterhalten. Nightlife Streetwork Das Projekt „Nightlife-Streetwork“ wird in Kooperation mit dem Mobile Jugendarbeit Leipzig e. V. durchgeführt. Es beinhaltet eine monatliche „Vor-Ort-Prävention“ im Partykontext. Ziel ist es, durch Verteilen von „One-Night-Stand-Packs“ und Kurzberatungen die jungen Menschen zum Umgang mit Drogen, Alkohol und Sexualität im Partykontext aufzuklären und damit einen risikoarmen Umgang anzuregen. Sie sollen sensibilisiert werden, ein Problembewusstsein zu entwickeln und in ihren (Party-)Settings für sich und andere Verantwortung zu übernehmen. Die Gespräche und Fragen zum Thema Alkohol, Drogen und sexuell übertragbaren Krankheiten u. a. seitens der Zielgruppe belegen den guten Zugang durch dieses Projekt. An den aufgesuchten Treffpunkten, Diskotheken und öffentlichen Plätzen musste teilweise exzessiver Alkohol- und Drogengebrauch festgestellt werden. Team „Ost“ Das Team „Ost“ arbeitet u. a. mit Drogen gebrauchenden jungen Menschen in den Planungsräumen Innerer Osten und Nordost2. Zu dieser Zielgruppe gehören junge Menschen, in deren Biographie illegale Drogen eine herausragende Rolle spielen bzw. die durch eine Bündelung defizitärer Lebensumstände Hilfe benötigen. Die durch Streetwork und während der Öffnungs- sowie Busstandzeiten erreichte Klientel ist im Alter von 16 bis 26 Jahren und zu ca. 70 % männlich. Etwa 10 % der angetroffenen Personen haben einen Migrationshintergrund. Das „Aktionsprogramm zur Verbesserung des Hilfesystems und der Erhöhung der Sicherheit im Leipziger Osten“ hat die Zielsetzung, eine ausgewogene Balance zwischen unterstützenden und repressiven Aktionen herzustellen und damit Lösungen sowohl für Anwohner/-innen als auch für Drogenkonsumentinnen und -konsumenten zu finden. Innerhalb der Beratungen des Aktionsbündnisses „Sicherheit im Leipziger Osten“ wurde intensiv am Aufzeigen und Lösen von Problemlagen im Bereich der Eisenbahnstraße mitgearbeitet. Als wesentliche Maßnahme wurde die Präsenz von Polizei und Ordnungsamt deutlich erhöht, um der Situation des öffentlichen Drogenhandels und -konsums wirkungsvoll zu begegnen. Die verstärkte Präsenz der Ordnungsbehörden wird positiv von den Anwohner/-innen aufgenommen. Im Ergebnis der Verdrängung kam es zu einer Verlagerung der Szene in die Parkanlage an der Koehlerstraße. 2 vgl. Fachplan Kinder- und Jugendförderung 2012 – 2016, S. 96 ff. 14 Täglich treffen sich dort drogengebrauchende und -abhängige Menschen und verhalten sich zumeist unauffällig. Die Szene vermischt sich mit der älterer alkoholkranker Menschen. Fast alle Klienten trinken parallel zum Konsum von illegalen Drogen in exzessivem Maß Alkohol. Trotz regelmäßiger Reinigung vor Ort kommt es häufig zu massiver Verunreinigung. Es besteht Kontakt zum angrenzenden Kindergarten, die Elternschaft ist sensibilisiert. Insgesamt ist wieder ein Anstieg des Spritzentausches zu verzeichnen (3 % im Vergleich zum Vorjahr). Besonders viele Tauschvorgänge fanden in den Monaten Juli und August statt. Mit dem Verschließen leer stehender Gebäude und dem Abriss einer alten Fabrik war ab Oktober eine Zunahme gebrauchter Spritzen im öffentlichen Raum zu beobachten. Seit Herbst 2013 ist ein erheblicher Anstieg an Klientinnen und Klienten zu beobachten, die ohne festen Wohnsitz sind, aber aus unterschiedlichsten Gründen die Leipziger Notschlafstellen nicht nutzen bzw. ablehnen. Das enge Kooperieren mit der Abt. Soziale Wohnhilfen des Sozialamtes zur kurzfristigen Behebung dieser Notlage durch Vermittlung in eigenen Wohnraum konnte in der Regel leider keine Abhilfe schaffen. Diese Klientel, die zumeist exzessiv Crystal konsumieren, brachten keinerlei Energie zur Mitwirkung auf. So blieb oft nur das Hilfeangebot der Grundversorgung, indem ihnen in der kalten Jahreszeit in der Kontakt- und Beratungsstelle heiße Getränke und kleine Speisen ausgegeben und sie mit warmer Kleidung oder Schlafsäcken aus der Kleiderspende versorgt wurden. Viele der betreuten Klientinnen und Klienten befanden sich in Justizvollzugsanstalten. Auf Grund der bestehenden Kooperation mit der JVA Leinestraße mit Krankenhaus gelang es, den Kontakt mit den Inhaftierten zu halten und anstehende Probleme aktiv zu bearbeiten. Nach der Haftentlassung wurde ein Großteil dieser Personen wegen mangelnder Alternativen (wie z. B. der Vermittlung in Arbeit oder Therapie) in kürzester Zeit rückfällig. Hier sind innovative Konzepte zum Durchbrechen dieses endlos wirkenden Kreislaufes wichtig. 3.1.4 Allgemeiner Sozialdienst (ASD) Die Problemlagen der Familien und alleinstehenden Personen, die durch den ASD in psychosozialen Fragen beraten, unterstützt und vermittelt werden, sind vielschichtig und nehmen an Komplexität weiter zu. In der sozialpädagogischen Arbeit mit Familien mit Kindern stehen die Wahrnehmung der elterlichen Sorge und das Kindeswohl im Vordergrund. Suchtmittelmissbrauch sowohl bei den Eltern als auch den Kindern und Jugendlichen sind zunehmend ein zentrales Thema im Hilfeprozess. Die nachstehenden Zahlen beziehen sich auf alle Hilfen (für Familien), welche im Jahr 2013 bearbeitet wurden (im Jahr abgeschlossenen und über das Jahresende laufende Hilfen). Zu beachten ist, dass es eine Schnittmenge in den Fällen gibt, in denen die Familie zuerst im Eingangsmanagement ohne Hilfe zur Erziehung betreut wurde und anschließend eine Hilfe zur Erziehung gewährt wurde. Diese Familien wurden doppelt gezählt. 15 Tabelle 3: Risikogruppen im ASD Risikogruppen Betreute Familien im Rahmen erzieherischer Hilfen (Fallmanagement) Betreute Familien im Rahmen „andere Hilfen“ (weitgehend Eingangsmanagement) Risikogruppe „Illegale Drogen“ 370 364 Risikogruppe „andere Süchte“ 165 170 Quelle: Amt für Jugend, Familie und Bildung, 2013 Die Zahlen sind mit denen aus dem Vorjahr nicht vergleichbar, da sie auf einer anderen Grundlage erhoben wurden und im Vorjahr nicht die Familien, sondern die Kinder/Jugendlichen in Haushalten mit suchtkranken Eltern gezählt wurden. Es ist weiter ein Anstieg an Fällen zu verzeichnen, in denen eine Drogenproblematik das Handeln des ASD wesentlich bestimmt. Dabei bleibt das Hauptproblem der Konsum von Crystal. Einen anderer Aufgabenschwerpunkt stellen Drogenkonsumierende und/oder sich in der Substitution befindende Schwangere und junge Mütter dar. Dem ASD obliegt die Verantwortung, die Kooperationsbereitschaft der Mütter und Väter herzustellen und diese partizipatorisch zu beteiligen, um gemeinsam positive Bedingungen für die Entwicklung der Kinder zu gestalten. Zentrales Element der Hilfegestaltung ist die Zusammenarbeit mit professionellen Netzwerkund Kooperationspartnern (u. a. Frauenärzte, substituierende Ärzte, Kliniken, Suchtberatungsund Behandlungsstellen). Eine strukturell und inhaltlich vernetzte Zusammenarbeit professioneller Netzwerkpartner bietet eine gute Voraussetzung für die Minimierung von Risikofaktoren für die Kinder. Das Netzwerk pregnant steht in diesem Prozess unterstützend zur Verfügung. Die effektivste Form der Prävention, Unterstützung und Kontrolle ist die Netzwerkarbeit auf der Grundlage eines sich am Einzelfall orientierenden Schutzkonzeptes, welches in Verantwortung des fallzuständigen Sozialarbeiters geplant, organisiert, umgesetzt und kontrolliert werden muss. Bei der Planung, Organisation und Kontrolle notwendiger Hilfen zur Unterstützung suchtbelasteter Familien ist festzustellen, dass betroffene Eltern die erforderlichen Mindestkompetenzen zur Versorgung, Pflege und zum Schutz ihres Kindes oft nicht sicherstellen können. In der Arbeit mit Drogen konsumierenden Müttern/Vätern/Eltern ist von längerfristigen Hilfeverläufen auszugehen. Der ASD verfügt seit dem vergangenen Jahr über eine definierte Handlungsgrundlage, die den steigenden Anforderungen im Kinderschutz im Zusammenhang mit illegalen Drogen gerecht wird. Die Vernetzung zwischen Jugendhilfe und Suchthilfe ist dabei ein wesentlicher Schwerpunkt und wird im Einzelfallkontext und in der Mitwirkung im AK pregnant durch die Mitarbeiter/-innen des ASD intensiv genutzt. 16 3.2 Suchtprävention der Sächsischen Bildungsagentur, Regionalstelle Leipzig In Sachsen sind an allen Schulen Beratungslehrer/-innen bestellt, die neben der Beratung von Schüler/-innen, Lehrkräften und Eltern für die Initiierung und Anleitung der suchtpräventiven Konzepte zuständig sind. Obwohl der gesamte Komplex der schulischen Prävention in den vergangenen Jahren um eine Vielzahl an neuen und aktuellen Themen erweitert worden ist, bleibt die Suchtprävention eine tragende Säule der präventiven Arbeit an den Schulen. Die Koordination der verschiedenen Angebote obliegt den Koordinator/-innen der Sächsischen Bildungsagentur, Regionalstelle Leipzig (SBAL) sowie den jeweiligen Schulreferenten in den schulfachlichen Referaten. • Thematische Komplexe der Arbeit der Koordinator/-innen für Suchtprävention • Konzepte zur Förderung der Lebenskompetenz der Schüler/-innen • Konzepte zur Konfliktlösung und Gewaltprävention • Drogenspezifische Themen Die Aktivitäten der Koordinatorinnen für Suchtprävention an der SBAL umfassen folgende Arbeitsschwerpunkte: • Koordination von suchtpräventiven Aufgaben • Kooperation mit der Abteilung Unterstützungssysteme/Schulpsychologen • Unterstützung der Beratungslehrer/-innen bei ihrer Tätigkeit in den Schulen, z. B. bei der Erstellung der schulischen Suchtpräventionspläne als Bestandteil des Schulprogramms • Beratung von Lehrer/-innen, Eltern, Schüler/-innen zu suchtpräventiven Fragen und bei der Auswahl von Lehr-, Lern- und Informationsmaterial • Zusammenarbeit mit Elterngremien und regionalen Anbietern aus dem Suchtbereich • Vernetzung der Arbeit mit der Fachstelle für Suchtprävention • Personelle und qualitative Absicherung des Unterrichtsprojektes „Erwachsen werden“; inhaltliche Ausgestaltung des Wettbewerbs und Zertifizierungsprozesses sowie Mitarbeit im Auswahlverfahren bei der Vergabe des Qualitätssiegels • Kooperation mit präventiven Grundschulprojekten wie „Schule 2000“ und „Eigenständig werden“ • Ansprechpartner/-innen für das Projekt PIT (Prävention im Team) Ergänzend wird das Beratungsangebot durch Schulsozialarbeiter/-innen bzw. Schulsozialpädagogen in vielen Einrichtungen, insbesondere in Oberschulen und Gymnasien, erweitert. Der Lehrerarbeitskreis Suchtprävention für Oberschulen und Gymnasien macht aktuelle Beratungs-, Veranstaltungs- und Projektangebote an den Schulen bekannt und unterstützt Schulen bei ihrer suchtpräventiven Arbeit. Vertreter/-innen der SBAL sind Mitglied im Drogenbeirat und dem Drogenrapport, der Arbeitskreisleitung Suchtprävention der Stadt Leipzig und damit eng vernetzt mit der Polizeidirektion Leipzig, Zentrale Dienste sowie dem Arbeitskreise Schulsozialarbeit. 17 3.3 3.3.1 Angebote freier Träger Zentrum für Integration e. V. - Schülermultiplikatorenprojekt FREE YOUR MIND Das Projekt arbeitet mit jungen Heranwachsenden und will sie langfristig für die Suchtprävention und Gesundheitsförderung gewinnen. Dazu werden die Jugendlichen anhand des Lebenskompetenzansatzes (WHO, 1994) zu sogenannten SchülermultiplikatorInnen ausgebildet und bei der Umsetzung ihrer Ideen für ihre Mitschüler/-innen (peer to peer) begleitet. Partizipation, Freiwilligkeit und Selbstbestimmung stehen im Mittelpunkt. Im Jahr 2013 konnte die Oberschule Mölkau als neuer Kooperationspartner gewonnen werden. Damit wurde FREE YOUR MIND im Jahr 2013 an zehn Schulen (drei Gymnasien, sechs Oberschulen sowie einer Schule zur Lernförderung) umgesetzt. Insgesamt engagierten sich rund 85 Jugendliche in den Einrichtungen als FREE YOUR MIND-SchülermultiplikatorInnen. Sie planten und organisierten verschiedene Veranstaltungen und führten sie selbstständig durch. Dabei wurden sie von insgesamt 13 FREE YOUR MIND- SchulkoordinatorInnen (Lehrer/innen bzw. Schulsozialarbeiter/-innen) und neun Trainer/-innen (Studentinnen und Studenten der Fachbereiche Sozialpädagogik/Lehramt/Erziehungswissenschaften bzw. Erzieher/-innen in Ausbildung) unterstützt. Ohne deren ehrenamtliches Engagement wäre die erfolgreiche und kontinuierliche Umsetzung des Projektes im Jahr 2013 nicht möglich gewesen. Die Angebote zeichneten sich durch eine breite Themenvielfalt aus. Es werden Projekte zu substanzspezifischen Suchtthemen wie Alkohol (Planspiel „Party mit Ohne“), Crystal Meth (das 2013 neu entwickelte Stationsspiel „CrystalClear“) oder Drogen allgemein (Stationsspiel „Der Joint ist heiß“), aber auch zu stoffungebundenen Süchten (Programm „bauchgefühl“ zur Prävention von Essstörungen) umgesetzt. Hauptzielgruppen der durchgeführten Projekte waren Schüler/-innen der Klassenstufen fünf bis sieben. Besonders beliebt ist das von FREE YOUR MIND und der Fachstelle für Suchtprävention im Direktionsbezirk Leipzig entwickelte Stationsspiel „Lebenskünstler“. Das Spiel zur allgemeinen Lebenskompetenzförderung kam insgesamt 17mal zum Einsatz. Darüber hinaus beteiligten sich die SchülermultiplikatorInnen an Schulveranstaltungen, organisierten Spiel- bzw. Sportaktionen zum Kennenlernen und/oder zur Teamentwicklung, so dass im Jahr 2013 insgesamt rund 60 Projekte von Schüler/-innen für Schüler/-innen realisiert werden konnten. In Auseinandersetzung mit der Substanz Crystal hat die Schülermultiplikatorengruppe der Neuen Nikolaischule das Stationsspiel „CrystalClear“ erarbeitet. 18 Mit Unterstützung des Programms „Hoch vom Sofa!“ der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung konnten am Gustav-Hertz-Gymnasium fünf verschiedene Comichefte zu den Themen Alkohol, Blindheit, Bulimie, Cybermobbing und selbstverletzendes Verhalten (Ritzen) entstehen. Mit diesen werden jungen Heranwachsenden themenspezifische Informationen auf jugendgerechte Art und Weise vermittelt. „Hoch vom Sofa!“ ist ein Förderprogramm für Kinder- und Jugendprojekte. Es stellt die Beteiligung von Kindern und Jugendlichen in den Mittelpunkt. Die Jugendlichen werden zwar in den Projekten von Erwachsenen begleitet, aber nicht angeleitet. Darüber hinaus konnte 2013 durch eine Unterstützung der Sächsischen Landesvereinigung für Gesundheitsförderung e. V. ein schulübergreifendes Foto-Projekt realisiert werden. Ziel war es, einen Kalender zum Thema „Jugendliche Lebenswelten in Leipzig“ zu gestalten und damit sowohl die Öffentlichkeit im Allgemeinen als auch weitere Schulen der Stadt im Besonderen für jugendrelevante Themen und Belange zu interessieren. Der Kalender wurde an zwei Drittel der Leipziger Schulen versandt. Mit dem Jahreswechsel wurde der Deutsche Kinderschutzbund Ortsverband Leipzig e. V. der Träger des Schülermultiplikatorenprojektes FREE YOUR MIND. 3.3.2 Zentrum für Integration e. V. – Projekt „DRAHTSEIL“ - Projektarbeit Das Projekt „DRAHTSEIL“ bietet präventive Angebote zu den Themen Sucht, Gewalt und Umgang mit Medien an. Die Angebote richten sich an Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene (bis 27 Jahre), deren Angehörige und Fachkräfte. Im Rahmen der universellen, selektiven und indizierten Prävention werden altersgerechte und themenspezifische Projekte im Bausteinsystem, Reflexionsgruppen, Beratungen sowie Informations- und Weiterbildungsveranstaltungen zu den Themen angeboten. Projektarbeit Im Jahr 2013 wurden insgesamt 181 Projekte (2012: 225 Projekte) zu den Themen Sucht, Gewalt/ Kommunikation und Umgang mit Medien angeboten. Die Verschiebung der Anzahl der Projekte ergab sich zugunsten des zeitlichen Gesamtumfangs der einzelnen Projekte. Da viele Schulklassen nicht die Möglichkeit haben, mehrere Tage für Projektarbeit zu reservieren, wurden die bisher dreistündigen Projekte auf ganztägige Projekte verlängert. Dadurch wurde eine thematisch umfassendere und qualitativ-methodisch bessere und vor allem nachhaltigere Umsetzung möglich. Im letzten Quartal fanden aufgrund der Umzugsvorbereitungen bzw. des Trägerwechsels weniger Projekte statt. Das Kindergartenprojekt „Sieh mal hin“ wurde 17mal durchgeführt. 19 Die Suchtprojekte standen im Mittelpunkt. In der Hoffnung, das Thema möglichst in einem Projekt umfassend zu bearbeiten, wird von Lehrer/-innen sehr häufig der Baustein „Sucht/ Drogen allgemein“ gebucht. In der Diskussion mit den Schülern kristallisiert sich dann häufig der eigentliche Schwerpunkt heraus. Das heißt, dass die Projektmitarbeiter/-innen spontan und flexibel auf die hier benannten spezifischen Fragen und Problemlagen eingehen und die Methodenfolge stets individuell angepasst wird. Aufgrund von Fernsehberichten bezogen sich viele Fragen der Schüler/-innen auf die Themen Crystal, Cloud 9 und Legal Highs. Das Interesse am Thema Cannabis war auch im Jahr 2013 ungebrochen. Auch Rauchen bleibt als Thema präsent. Shisha-Rauchen wird oft nicht als Problem eingeschätzt, hier gibt es große Unwissenheit und der Konsum wird häufig verharmlost. Die meisten Anfragen zum Thema Sucht/Drogen kommen von den Klassenstufen 7 und 8, da das Thema hier im Lehrplan verankert ist. Im Vergleich zum Vorjahr haben vermehrt auch wieder 10. Klassen angefragt. Tabelle 4: Veranstaltungen nach Klassenstufen Bereich Sucht/ Drogen Klassenstufe Anzahl der Veranstaltungen Klasse 4 1 Klasse 6 10 Klasse 7 17 Klasse 8 25 Klasse 9 8 Klasse 10 6 Sonstiges 14 Quelle: Zentrum für Integration, 2013 Aufgrund des Wechsels in die Sekundarstufe 1 und der damit verbundenen neuen Zusammenstellung der Klassen ist in der Stufe 5 eher das Thema Klassenfindung/Teamfähigkeit angefragt worden. Insgesamt nahmen an den Projekten Sucht 1.791 Teilnehmer/-innen teil, davon 839 Mädchen und 952 Jungen. Tabelle 5: Verteilung nach Schulformen (Bereich Sucht/Drogen) Schulart Anzahl der Veranstaltungen Grundschule 3 Veranstaltungen Oberschule 41 Veranstaltungen Gymnasium 32 Veranstaltungen Förderschule 2 Veranstaltungen Berufsschule 1 Veranstaltung Quelle: Zentrum für Integration, 2013 20 Anfragen von Förderschulen sind zurückgegangen. Mögliche Gründe hierfür könnten sein, dass Projekte außerhalb der Schule aufgrund fehlender Begleitpersonen oftmals nur schwer umsetzbar sind. Die Umsetzung der Projektinhalte im Förderschulbereich bedarf spezieller didaktischer Aufbereitung und Durchführung sowie die Möglichkeit für kontinuierliche Wiederholungen. Medienprävention In der Medienprävention wurden 39 Projekte (2012: 45 Projekte) durchgeführt. 2013 gab es viele Anfragen aus dem Grundschulbereich. Um diese Nachfrage umfassend, kompetent und nachhaltig bedienen zu können, wurde folgendes Projekt entwickelt: Fit for Media Handybesitzer/-innen werden zunehmend jünger, soziale Netzwerke immer beliebter. „Fit for Media-Der Medienführerschein“ ist ein Projekt zur Förderung der Medienkompetenz im Grundschulbereich. In einer Projektwoche für die 3./4. Klasse werden die Themenschwerpunkte Fernsehen, Computer- und Konsolenspiele, Internet und Handy bearbeitet. Dabei geht es vor allem um die Reflexion des eigenen Konsums sowie die Wissenserweiterung und der kompetente Umgang mit den neuen Medien. Die Projektwoche schließt mit einer Führerscheinprüfung ab. Im Jahr 2013 wurde das Projekt erstmalig durchgeführt und für 2014 sind bereits zehn Projektwochen in Leipziger Grundschulen geplant. Multiplikatoren- und Gruppenangebote Die gemeinsame Informationsreihe Eltern-Infotreff (mit dem Verein für Frauen, Familien und Jugend e. V.) wurde fortgesetzt. Neben dem Thema Sucht und Drogen werden flankierende Themen des Jugendalters bearbeitet. Tabelle 6: Veranstaltungen Veranstaltungsart Anzahl Teilnehmerzahl Multiplikatorenschulungen Sucht/Drogen 39 941 Multiplikatorenschulungen Umgang mit Medien 3 86 Elternabend Sucht/Drogen 15 334 Elternabend Umgang mit Medien 8 136 12 (monatlich 1 x) Je Gruppe 7-12 Diskussionsrunden für Interessierte 5 36 Eltern-Infotreff 7 101 Moderierte Arbeitsgruppe „Eltern helfen Eltern“ (angeleitete Selbsthilfegruppe) Quelle: Zentrum für Integration e. V., 2013 21 Arbeit mit Reflexionsgruppen Die Arbeit mit Reflexionsgruppen hat sich auch im Jahr 2013 bewährt, besonders für die Arbeit mit konsumierenden Jugendlichen im Rahmen der selektiven und indizierten Prävention. Insgesamt fanden fünf Gruppenveranstaltungen mit 49 Teilnehmenden statt. Betriebliche Suchtprävention Das Suchtpräventions-Programm prev@WORK wurde im Rahmen der Berufsausbildung angeboten. Besonders hat sich dieses spezifische Angebot bewährt, da es sich als ganzheitlichen Ansatz sowohl an Auszubildende, aber auch an die Führungskräfte der Betriebe und Unternehmen richtet. Im Jahr 2014 soll weiter daran gearbeitet werden, feste Kooperationspartner zu finden, damit sich prev@WORK im Rahmen der Berufsausbildung etablieren kann. Vernetzung und Öffentlichkeitsarbeit Das Projekt DRAHTSEIL arbeitet vernetzt und in enger Kooperation mit anderen Hilfsangeboten und in übergeordneten Arbeitskreisen und Gremien der Stadt Leipzig. Im Bereich der Öffentlichkeitsarbeit nahm das Projekt wieder an verschiedenen Veranstaltungen des Kinder- und Jugendschutzes bzw. anderen thematischen Aktionstagen teil. • DHS-Aktionswoche „Weniger ist besser“ (25.05. – 02.06.2013) • Aktionswoche der Uniklinik Leipzig zum Thema „Alkohol“ (01. – 05.07.2013) • Fachtag der Uniklinik Leipzig zum Thema „Alkohol am Arbeitsplatz“ (10.10.2013) • Gedenktag für verstorbene Drogenabhängige (21.07.13) Beratungsangebot des Mobilen Jugendkonfliktdienstes Im Jahr 2013 wurden 192 Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene betreut. Die Beratungszahlen blieben damit im Vergleich zum Vorjahr konstant. Zusätzlich zu den direkt Betroffenen wurden 151 Eltern und Angehörige in 337 Einzelberatungen betreut. Die Zahlen in diesem Bereich stiegen leicht an, was darauf hindeutet, dass das Problem als familiäres Thema wahrgenommen wird. Der Erstkontakt erfolgt in der Regel telefonisch und wird durch Eltern bzw. Betreuer/-innen oder Schulsozialarbeiter/-innen vermittelt. Ein weiterer Anlass für eine Beratung sind Auflagen von Staatsanwaltschaft, Jugendgerichtshilfe oder dem ASD. Die Arbeit mit den Klienten gestaltet sich häufig sehr schwierig, da Eigenmotivation und Problemsicht oft völlig fehlen und die Beratung eher als Strafe und nicht als Angebot wahrgenommen wird. Hauptproblembereich bleibt nach wie vor der Mischkonsum von Crystal und Cannabis. Durch den anhaltend hohen Anteil an Crystal-Konsumenten ist eine enge Zusammenarbeit mit der Suchtkrankenhilfe, den stationären Einrichtungen (medizinisch bzw. pädagogisch) sowie dem ASD und dem Kinder- und Jugendschutz unerlässlich. Dies spiegelt sich auch in den Vermittlungszahlen wider. So konnten in 127 Fällen weiterführende Hilfsangebote vermittelt werden. 22 Die Zusammenarbeit mit dem ASD, der Jugendgerichtshilfe und anderen Angeboten der Jugendhilfe gestaltete sich 2013 sehr gut. Insgesamt kann gesagt werden, dass komplexere Hilfen für die Betroffenen installiert werden müssen. Im Bereich des pathologischen Mediengebrauchs haben sich die Beratungsanfragen verdoppelt. Ein großer Anteil der Fälle offenbart eher einen erzieherischen Hintergrund und kein pathologisches Störungsbild. In diesen Fällen wurde sehr eng mit Erziehungsberatungsstellen zusammengearbeitet. Schwerpunkt bilden aktuell die sogenannten free2play Games, die von Betroffenen exzessiv genutzt werden. Neben einem hohen Zeitaufwand spielen auch Mikrotransaktionen eine immer größere Rolle. Durch dieses und andere neue Finanzierungskonzepte im Bereich Medien verlieren einige Jugendliche den Bezug zu den finanziellen Aufwendungen völlig, was sich dadurch bemerkbar macht, dass immense Geldmengen in diverse Spiele gesteckt werden. Im Jahr 2013 wurden Fälle betreut, in denen die Ausgaben für solche Spiele im hohen vierstelligen Bereich lagen. Zwei Faktoren werden in der Beratung deutlich. Zum einen fehlt vielen Kindern und Jugendliche die erforderliche Medienkompetenz. Zwar liegen bei vielen Betroffenen gute technische und motorische Fähigkeiten vor. Wirtschaftliche Zusammenhänge, die Wirkung von ingame-Werbung und das Thema Datenschutz sind allerdings Punkte, die oft vernachlässigt werden. Auf der Seite der Eltern findet sich genau das Gegenteil. Hier ist oft ein gutes Wissen über den Umgang mit Geld und Datenschutz vorhanden, es fehlt aber das nötige technische Wissen, um diese Problematik gut umzusetzen. Ein weiterer Faktor ist das Thema Regeln und Grenzen. Viele Eltern sind unsicher, wie oft und wie lange Medien genutzt werden können und sollen. Resultat ist häufig eine sehr ablehnende Haltung gegenüber den neuen Medien oder das Fehlen klarer Strukturen. Im Beratungskontext können viele der Probleme mit erzieherischen Mitteln gelöst werden. Die (Erst-)Beratung im Bereich der Essstörungen bzw. dem problematischen Essverhalten hat sich im Vergleich zu den Vorjahren nicht geändert. In diesem Bereich werden Informationen und die Vermittlung in weiterführende Hilfen angefragt. Besonders für Jugendliche unter 18 Jahren gestaltet sich die Weitervermittlung aufgrund langer Wartezeiten bzw. in Ermangelung entsprechender spezifischer Beratungsangebote schwierig. Die angeleitete Selbsthilfegruppe für betroffene Mädchen und junge Frauen wurde weiter geführt. Drogensprechstunde in Zusammenarbeit mit dem Park-Krankenhaus Die Drogensprechstunde wird gemeinsam von Mitarbeiter/-innen des Park-Krankenhauses Leipzig und des Projektes DRAHTSEIL durchgeführt. Hauptzielgruppe sind Jugendliche mit Drogengebrauch oder exzessivem Medienkonsum. Die meisten Fälle haben die Beratung des Projektes DRAHTSEIL in Anspruch genommen, Erstkontakte werden aber auch über die Klinik in die Sprechstunde vermittelt. Die Mitarbeiter/-innen des Projektes DRAHTSEIL führen Vorgespräche durch, um die Maßnahmen einer stationären Intervention zu prüfen und gegebenenfalls an der Motivation der Betroffenen zu arbeiten. In der Drogensprechstunde stehen die Aufnahme einer stationären Entzugsbehandlung und ggf. weiterer therapeutischer Behandlungen im Vordergrund. 23 Das Angebot selbst zeichnet sich durch „kurze Wege“ und „Hilfen aus einer Hand“ aus, da die Klientinnen und Klienten den Kontakt zur Klinik im Rahmen des normalen Beratungssettings erhalten und somit das „Verlorengehen“ zwischen den Hilfsangeboten vermieden werden kann. Die Sprechstunde fand 2 x monatlich statt und hat sich als ergänzendes Element im Beratungskontext als sehr nützlich erwiesen. Insgesamt wurden im Jahr 2013 mehr Personen betreut (inkl. Nachbetreuung). Tabelle 7: Fälle im Jahresvergleich Fallbearbeitungen 2012 2013 Anzahl der Gespräche insgesamt 189 229 Anzahl der betreuten Personen 112 126 Gesamtfälle im Bereich Medien 2 3 Einweisungen ins PKH 32 21 Quelle: Zentrum für Integration e. V., 2013 3.3.3 Suchtzentrum Leipzig gGmbH – Drugscouts Information und Beratung 2013 wandten sich 473 Personen über das Telefon (ein Drittel Leipziger Festnetzanschlüsse und zwei Drittel Handynummern oder andere Vorwahlbereiche) und 118 Menschen über den Drug Store an das Projekt, um Informationen, Beratung oder Unterstützung zu erhalten. Von ihnen waren 51 % (Drug Store) und 53 % (Telefon) unter 27 Jahre alt. Das Angebot wird zum überwiegenden Teil von Konsumentinnen und Konsumenten genutzt (Drug Store: 46 % der Besucher/-innen, Telefon: 39 % der Anrufenden). Sie suchten hauptsächlich Unterstützung bei der Reflexion oder Beendigung ihres Konsums, am Telefon oft auch Informationen zu Nachweiszeiten von Drogen. In den Gesprächen wurden verschiedene Hilfsangebote der Stadt Leipzig vorgestellt und Zugangswege oder eventuelle Schwierigkeiten (z. B. lange Wartezeiten) thematisiert. Insgesamt konnten 76 (Drug Store) und 152 (Telefon) Personen an weiterführende Leipziger Angebote vermittelt werden. Bei 57 Beratungsgesprächen wurden Faltblätter mit Substanzinformationen ausgereicht. Bei Konsumentinnen und Konsumenten, die weder abstinenzwillig noch -fähig waren, ging es vor allem um die Vermittlung von Risikokompetenz (bspw. Thematisierung individueller Warnmerkmale für problematischen Konsum), um dazu beizutragen, dass sich die Konsumfrequenz zumindest nicht erhöht. Insgesamt dominierten Fragen zu Drogenkonsum und Führerschein (v. a. Nachweismöglichkeiten und -zeiten von Konsum, Konsequenzen von Konsum und Teilnahme am Straßenverkehr u. a. rechtliche Fragen). Ein anderer zentraler Themenkomplex war die Auseinandersetzung mit dem Konsum und möglichen Auswirkungen auf Körper und Psyche (z. B. Wirkmechanismen, Langzeitnebenwirkungen, Mischkonsum, Persönlichkeitsveränderungen, Ängste, Verarbeitung schlechter Drogenerlebnisse, Unzufriedenheit mit der eigenen Situation oder Beziehungsstress). 24 Bei Gesprächen im Drug Store lag dabei der Schwerpunkt auf Möglichkeiten zur Beendigung des Konsums und am Telefon der größte Schwerpunkt beim Nachweis von Drogenkonsum. Am Telefon wurde am häufigsten Cannabiskonsum thematisiert, gefolgt von Crystal, Speed, Medikamenten, Ecstasy/MDMA und Kokain. Im Laden war mit Abstand Crystal die am häufigsten besprochene Substanz, gefolgt von Cannabis, Alkohol, Speed, Medikamenten und Ecstasy/MDMA. Im Jahr 2013 nahmen 51 Angehörige aus Leipzig das Beratungsangebot wahr, wobei sich die meisten Fragen um Crystalkonsum von Angehörigen drehten, aber auch um Cannabis, Medikamente und Alkohol. Zudem wandten sich 39 (Sozial)Pädagoginnen und -pädagogen aus Leipzig an das Projekt, um Präventionsveranstaltungen anzufragen. Neben allgemeinen Informationen zu Drogenkonsum und damit verbundenen Risiken lag der Fokus auf Crystal und Cannabis sowie Risikomanagement. Vor-Ort-Arbeit Bei zwölf Infoständen auf Partys, Freizeitevents und in Clubs sowie zwei mehrtägigen Festivals konnten in Leipzig viele junge Menschen (meist zwischen 20 und 27 Jahre alt) erreicht werden (762 Gespräche). Die Anzahl der Besucher/-innen bei den Veranstaltungen variierte zwischen 50 und 3.000. Zwei Infostände wurden außerhalb des Partykontextes in Leipzig durchgeführt. Am häufigsten wurden Infomaterialien zu den Substanzen Ketamin, Speed, Cannabis sowie LSD, gefolgt durch Kokain, Pilze, Ecstasy/MDMA, GHB/GBL und Crystal mitgenommen. Aber auch Informationsmaterialien zu den Themen Führerschein und Drogen, Erste Hilfe im (Drogen)Notfall, Safer Sniefen oder rechtlichen Fragen waren stark nachgefragt. Auf den besuchten Partys und Festivals bestand auch ein Informations- und Gesprächsbedarf zu Drug Checking (Ergebnissen), Safer Use, MDMA, GHB/GBL, LSD und Ketamin. Zu Krisensituationen kam es meist durch ungewollte Überdosierungen mit MDMA, GBL und Ketamin, dabei fast immer bei Mischkonsum mit Alkohol. Im Partykontext hat das Interesse an Informationen zum Umgang mit Drogennotfällen weiter zugenommen. Der Informationsbedarf zu Räuchermischungen und Research Chemicals („Legal Highs“) ist wieder zurückgegangen. Das Interesse an Safer-Use-Materialien bleibt stark. Im Laden und an den Infoständen in Leipzig wurden etwa 650 Paar Ohrstöpsel, 50 Safer-Hören-Packs, 550 Sniefröhrchen, 140 Safer-Sniefen-Packs sowie 230 Kondome verteilt. Die Vor-Ort-Arbeit in der Leipziger Clubszene wurde in Zusammenarbeit mit einzelnen Veranstalter/-innen und einem Zusammenschluss Leipziger Veranstalter/-innen im Rahmen einer Safer-Party-Kollaboration 2013 weiter ausgebaut. 2013 wurden vom Projekt 15.700 Faltblätter im Laden und bei Veranstaltungen (Infostände, Workshops) ausgegeben und 12.200 Faltblätter über Bestellungen (v. a. an Beratungsstellen) verkauft. Die größte Nachfrage gab es nach Informationen zu Speed, Cannabis, Führerschein und Drogen, Erster Hilfe im (Drogen)Notfall, Crystal, Kokain, LSD und Safer Sniefen. 25 Webseite 2013 hatte die Webseite www.drugscouts.de 1.549.343 Besuche zu verzeichnen, was einer Steigerung von knapp 78 % im Vergleich zu 2012 (868.666) und von fast 300 % im Vergleich zu 2011 (389.080) entspricht. Davon erfolgten 66.905 Besuche aus Sachsen (plus 41 %, 2012: 47.367) und davon wiederum 31.509 aus Leipzig (plus 18 %, 2012: 26.715). Drugscouts.de ist eine der meistbesuchten Drogen-Aufklärungs-Seiten im deutschsprachigen Raum. Sehr oft wurden die Informationen zu Drug-Checking-Warnmeldungen „Pillenwarnungen“ /446.197 Aufrufe, Nachweiszeiten/135.480 Aufrufe sowie die Substanzübersicht/85.870 Aufrufe angeklickt. Fast 30% aller Zugriffe entfielen auf die Rubrik „Pillenwarnungen“, in der hauptsächlich DrugChecking-Ergebnisse aus anderen europäischen Ländern veröffentlicht werden. Damit sind die Zugriffe auf diese Rubrik im Vergleich zum Vorjahr um 62% gestiegen. Substanzinformationen wurden am häufigsten zu Speed/Amphetamin (77.209), Crystal/Methamphetamin (48.392), Ecstasy/MDMA (28.214), Kokain (27.945), Codein (27.276), Tilidin (21.583), Cannabis (21.299), Ketamin (21.017) und GHB/GBL (20.677) abgerufen. Weiterbildungen und Schulungen für Multiplikatoren 2013 wurde der Kurs „Erste Hilfe im (Drogen-)Notfall“ dreimal durchgeführt, davon zweimal für Partygäste und -veranstalter/-innen. In Zusammenarbeit mit dem Jugendberatungsprojekt Drahtseil wurde fünfmal ein Vortrag zu Crystal und dem Umgang mit jungen Konsumentinnen und Konsumenten für Fachpersonal gehalten. Im Rahmen der Aktionswoche Alkohol „Weniger ist besser“ wurde in Kooperation mit dem Projekt Drahtseil/ZfI und dem Verein für Frauen, Familien und Jugend in Leipzig e. V. ein Informations- und Diskussionsabend für Jugendliche und Interessierte organisiert, der unter dem Thema „Drugtails und Alkojoints-Alkohol und andere Drogen im Mischkonsum“ stand. Des Weiteren wurden zwei Workshops zu GHB/GBL im Partykontext und zu sexueller Übergriffigkeit unter Drogeneinfluss für Partygäste und -veranstalter/-innen angeboten sowie ein Vortrag über GHB/GBL, mögliche Konsumgründe und eine qualifizierte Entzugsbehandlung gehalten. Sonstiges Drug Scouts waren Teil des von der Exekutivagentur für Gesundheit und Verbraucher/-innen (EAHC) bis Ende 2013 geförderten europäischen NEW Implementation Project (NEWIP). Das Netzwerk erarbeitete neue Strategien im Umgang mit jungen Partydrogenkonsument/-innen, die in der Praxis getestet und evaluiert werden. Drug Scouts koordinierten dabei die Trainings für die Infostandarbeit von Freiwilligen. So konnten 2013 60 junge Menschen aus zehn europäischen Ländern ihr erlerntes Wissen auf Infoständen in Italien, Ungarn und Rumänien anwenden. Im Januar 2013 wurde dem Projekt Drug Scouts für seine Präventions- und Aufklärungsarbeit und das damit einhergehende Engagement von akzept e. V., dem Bundesverband für akzeptierende Drogenarbeit und humane Drogenpolitik, der Josh-von-Soer-Preis 2012 verliehen. 26 3.3.4 Verein für Frauen, Familien und Jugend in Leipzig e. V. Der Verein für Frauen, Familien und Jugend in Leipzig e. V. ging 1993 aus einer Selbsthilfegruppe für Eltern hervor, deren Kinder von Straffälligkeit und/oder Sucht betroffen sind. Er ist seit 1995 anerkannter Träger der freien Jugendhilfe der Stadt Leipzig und seit 1996 Mitglied im Deutschen Paritätischen Wohlfahrtsverband-Gesamtverband e. V. Der Verein unterstützt junge Menschen zwischen 12 und 26 Jahren und deren Angehörige im Projekt „Neue Münze“. In der Kontakt- und Beratungsstelle werden die Menschen anonym und kostenfrei bei jugendtypischen Problemen und Schwierigkeiten beraten und begleitet. Dazu gehören Sucht-, Schul- und Ausbildungsprobleme, familiäre Konflikte, psychische Belastungen und Störungen, kriminelle Gefährdungen, Straffälligkeit und andere Fragen. Die Jugendlichen und jungen Erwachsenen werden in schwierigen Lebenslagen unterstützt, um negativen Entwicklungen entgegenzuwirken bzw. bereits entstandene Folgen zu mildern. Da durch die Probleme des jungen Menschen i. d. R. auch deren Angehörige betroffen sind, richten sich die Angebote auch an Eltern, Großeltern oder Kinder. 2013 unterstützte die Kontakt- und Beratungsstelle 215 Fälle (mit insgesamt 1.172 Kontakten). Bei ca. zwei Drittel dieser Kontakte entwickelte sich eine weiterführende Beratung (66,8 %). Die Anzahl der durchgeführten Beratungen beträgt 783. Schwerpunktgruppe der jungen Menschen insgesamt bildeten die 21- bis 24-Jährigen mit komplexen Problemlagen. In 50 Fällen waren Substanzkonsum, Suchtgefährdung oder -betroffenheit Gegenstand der Beratung. Der Anteil der Fälle mit Suchtbezug bleibt dabei in etwa konstant bei 24 %. Relativ unverändert bleibt auch die Verteilung auf einzelne Suchtmittel. Am meisten verbreitet ist der Mischkonsum, gefolgt vom Konsum von Methamphetamin („Crystal“) und von Cannabis. Abbildung 3.1: Klientenkontakte im Bereich Sucht im Jahresvergleich Klientenkontakte nach Hauptsubstanz 30 25 25 19 20 15 10 5 2012 2013 13 4 4 6 7 6 7 3 0 Alkohol Cannabis Heroin Crystal Mischkonsum Quelle: Verein für Frauen, Familie und Jugend e. V., 2013 In den Bereichen Methamphetamin und Heroin sind die deutlichsten Anstiege zu erkennen. Die Anzahl von Fällen mit Heroinkonsum hat fast das Niveau der Cannabisfälle erreicht. 27 Methamphetamin bleibt das häufigste Suchtmittel. Der Mischkonsum stellt das größte Problem dar, auch wenn er im Vergleich zum Vorjahr um 14 % zurückgegangen ist. An dieser Stelle ist anzumerken, dass gerade im Zusammenhang mit Methamphetamin und Heroin viele Fällen mit sehr schweren Krisen in den Beratungsprozess eintreten. Hier sind beispielsweise drogeninduzierte Psychosen und Depressionen, hohe Schulden sowie Arbeits- und Wohnungslosigkeit zu nennen. Deren erste Stabilisierung und die kontinuierliche Anbindung ans Suchthilfenetz sind zentrale Ziele der Arbeit. Der Grad der Informiertheit bezüglich geeigneter Hilfen bzw. Angebote des Suchthilfenetzes war bei den Betroffenen sehr gering. Auch das Problembewusstsein des eigenen Konsums war zum Teil nur schwach ausgeprägt. Die Schaffung von Problembewusstsein und die Ankopplung an das Hilfenetz sind wesentliche Schwerpunkte der Arbeit in der Kontakt- und Beratungsstelle. Junge Menschen Beratungsanfragen, mit denen die Betroffenen die Kontakt- und Beratungsstelle aufsuchten, waren zumeist massive soziale und wirtschaftliche Schwierigkeiten oder Straffälligkeiten im Zusammenhang mit dem Suchtmittelkonsum. Darüber hinaus standen Schwierigkeiten in der schulischen/beruflichen Entwicklung bzw. bei entsprechenden Übergängen im Vordergrund. Das Spektrum der Angebote der Kontakt- und Beratungsstelle reichte von Information und Sozialberatungen bis hin zu Beratungen während Bedenk-/Wartephasen bzw. in die Zeit der Ankopplung an das weiterführende Hilfenetz sowie niedergelassene Therapeuten. Darüber hinaus wurden sozialpädagogische Hilfen in Anspruch genommen. Unterstützung straffällig gewordener Jugendlicher und junger Erwachsener Ein weiterer Schwerpunkt ist die Unterstützung straffällig gewordener Jugendlicher und junger Erwachsener während der Haftzeit. 2013 wurden die jungen Menschen im Rahmen von Besuche in Jugendstrafanstalten und über Briefkontakte Klienten zu verschiedenen Anliegen insbesondere zur Entlassungsvorbereitung beraten. Darüber hinaus wurden zehn Jugendliche während der Ableistung ihrer gemeinnützigen Stunden (insgesamt 127 h) direkt in der Kontakt- und Beratungsstelle des Vereins betreut. Eltern Eltern nutzten primär die Beratungsangebote in der Kontakt- und Beratungsstelle. Viele Elterngespräche waren Krisenberatungen, in denen schnelle Orientierungshilfen im Vordergrund standen. Darüber hinaus wurden Eltern und Angehörige im Rahmen von Familiengesprächen erreicht. Die Anzahl der Familiengespräche (12 %) ist im Vergleich zu 2012 (6 %) wieder angestiegen. Initiatoren dieser Gespräche waren sowohl Eltern als auch Jugendliche. In einigen Fällen spielten dabei der Konsum von Methamphetamin oder Heroin und damit zusammenhängende Probleme eine Rolle. Hervorzuheben ist immer, dass in all diesen Fällen ein sehr starker Leidensdruck sowie krisenhafte Zuspitzungen auftraten. Dies hat zur Folge, dass wie auch bereits in den Vorjahren ein tiefergehender und langfristigerer Beratungsprozess notwendig wird, was mit einem erhöhten Zeitaufwand für Beratungen einhergeht. 28 Eltern von methamphetamin- und heroinkonsumierenden Jugendlichen bzw. junger Erwachsenen bilden weiterhin eine spezielle Zielgruppe, die spezifische Hilfsangebote erfordern. Elternkreis Einmal im Monat bestand für interessierte Eltern die Möglichkeit, das Angebot eines Elternkreises für von Suchtmittelkonsum betroffenen Jugendlichen wahrzunehmen. Die Teilnehmerzahlen waren weiter rückläufig. Anfang des Jahres 2012 existierte noch eine kleine Elterngruppe von zwei bis drei Personen, welche im Verlauf des Jahres allerdings aus verschiedenen Gründen aufgelöst wurde. Die Nachfrage weiterer Eltern, die zukünftig am Elternkreis teilnehmen möchten, ist aktuell gering. Bildungsangebote für Jugendliche, Eltern und Multiplikatoren In den Räumen der Kontakt- und Beratungsstelle fanden sieben Informations- und Bildungsveranstaltungen zu verschiedenen Themen statt (z.B. „Die Droge Crystal als besondere Herausforderung“). Die Resonanz an diesen Veranstaltungen war sehr gut. Es wurden insgesamt 101 Personen erreicht. Insgesamt sind die Daten mit denen von 2012 vergleichbar. Der Trend zur gezielten Inanspruchnahme von Beratungs- und konkreten Begleitangeboten durch die Zielgruppe, welcher bereits seit 2010 erkennbar ist, setzte sich weiter fort. 3.3.5 Deutscher Kinderschutzbund e. V. Fachstelle für Suchtprävention im Direktionsbezirk Leipzig Die Fachstelle wird vom Sächsischen Ministerium für Soziales und Verbraucherschutz finanziert und wirkt im Direktionsbezirk Leipzig. Auch im Jahr 2013 kann die Fachstelle für Suchtprävention im Direktionsbezirk Leipzig auf ein breites Angebotsspektrum verweisen. Im Berichtsjahr fanden diverse Beratungsgespräche zu individuellen Konzepten für Präventionsmaßnahmen statt. Diese wurden vor allem von Pädagogen genutzt, für deren Zielgruppe herkömmliche Programme nicht greifen. Die Fachstelle setzt auf Kontinuität und Nachhaltigkeit früh ansetzender Präventionsmaßnahmen. Die Förderung, Verbreitung und Umsetzung von Programmen zur Sucht- und Gewaltprävention, wie „starke Kinder - gute FREUNDE“ im Kita- und Hortbereich sowie „Klasse2000“ im Grundschulbereich sind Schwerpunkte der Fachstellenarbeit und auch für 2014 gut nachgefragt. Im Jahr 2013 wurden sieben Einrichtungen (Kitas und Horte) der Volkssolidarität Leipziger Land/ Muldental e. V. aus Leipzig und Taucha in ihren Umsetzungen des FREUNDE-Programms mit Teamfortbildungen, Elternabenden, Kindertrainings begleitet und es wurden zwei Ganztagsseminare für die Multiplikatoren zu Aufbauthemen durchgeführt. Im Rahmen der „Aktionswoche Alkohol“ fanden zwei Veranstaltungen für Erzieherinnen von 16 Kitas beim DRK Kreisverband Leipzig Land e. V. Markkleeberg zum Basiswissen Sucht/Suchtprävention und zur Präsentation des FREUNDE-Programms statt. 29 Die Mitarbeiterinnen der Fachstelle sind als Gesundheitsförderer in elf Klassen an fünf Grundschulen in Leipzig und den Landkreisen Nordsachsen und Leipzig Land tätig. Insgesamt nehmen in Leipzig 55 Schulklassen am Unterrichtsprogramm Klasse2000 teil. Die Fachstelle für Suchtprävention hält für die Zielgruppe Kita/Hort ein neues Modul bereit, welches sich ideal mit o. g. Programmen verzahnen lässt. Das Programm „Kinder lösen Konflikte selbst“ bietet im Rahmen der Lebenskompetenzförderung eine Fokussierung auf Konfliktfähigkeit. Die Fachstelle wirkt im Landkreis Leipzig Land an einem dreijährigen Fortbildungsmodul für fünf Grundschulen mit den angeschlossenen Horten sowie sieben Kitas mit. Das Unterrichtsprogramm „Lions-Quest Erwachsen werden“ fördert die Lebenskompetenzen der Kinder in der Sekundarstufe I und unterstützt sie in der wichtigen Phase der Persönlichkeitsentwicklung. Am Vergabeverfahren zum Qualitätssiegel hat die Fachstelle wieder maßgeblich mitgewirkt. Drei Schulen erhielten die Zertifizierung: die Heinrich-Pestalozzi-Schule - Mittelschule der Stadt Leipzig, die 94. Mittelschule in Leipzig sowie das Gymnasium am Breiten Teich in Borna. Das von der Fachstelle in Zusammenarbeit mit dem Schülermultiplikatorenprojekt „free your mind“ entwickelte suchtpräventive Spiel „LEBENSKÜNSTLER“ bietet Schülerinnen und Schülern der Sekundarstufe I die Möglichkeit, sich auf kreative und abwechslungsreiche Weise mit wichtigen Themen der Suchtprävention auseinanderzusetzen. Im Berichtsjahr haben ca. 500 Schüler/-innen aus Leipzig und den Landkreisen am LEBENSKÜNSTLER-Projekt teilgenommen. Auch 2013 engagierte sich die Fachstelle für das Thema „Kinder aus suchtbelasteten Familien“. Die Fortbildung „Alles total geheim“ wurde in Kooperation mit den Fachstellen in Chemnitz und Dresden konzipiert und für alle drei Standorte vereinheitlicht. Es fanden zwei Tagesseminare mit jeweils 15 Teilnehmer/-innen aus Leipzig und den Landkreisen Nordsachsen und Leipzig Land statt. Aufgrund der Erfahrungen der letzten Jahre sowie der internen Evaluation wird eine Erweiterung der Fortbildung auf zwei Tage bzw. das Angebot eines Aufbaumoduls angestrebt. Durch die Förderung des SMS kann ein Filmprojekt zum Thema „Kinder aus suchtbelasteten Familien“ mit den „Picturesound Studios“ im Soziokulturellen Zentrum KuHstall e. V. realisiert werden, bei dem die Fachstelle im DB Leipzig die fachliche Begleitung übernimmt. Der Film ist ein ideales Medium, auf die Thematik aufmerksam zu machen und wird in der Fortbildung „Alles total geheim“ eingesetzt. Der Verleih von suchtpräventiven Medien und Materialien sowie die Beratung zum Einsatz ist ein ständiges Angebot der Fachstelle, auf das besonders pädagogische Fachkräfte zurückgreifen. Mehrfach entliehen wurden Rauschbrillen, selbst entwickelte Materialien zum Basiswissen Sucht/Suchtprävention, LEBENSKÜNSTLER, Material zu Themen wie Essstörungen, Alkoholprävention, Gefühle sowie Filmmaterial. Im Bereich betrieblicher Suchtprävention hat die Fachstelle im Berichtsjahr an zwei Fachtagungen der IHK mitgewirkt und eine Veranstaltung für ein Leipziger Großunternehmen durchgeführt. Mit dem neuen Angebot des elektronischen Newsletters der Fachstellen in Sachsen haben Interessierte die Möglichkeit, regelmäßig über aktuelle Themen der Fachstellen (Veranstaltungen, Materialien) informiert zu werden. 30 Kinder- und Jugendtelefon KJT Das Kinder- und Jugendtelefon ist ein bundesweites Angebot (www.nummergegenkummer.de) für Kinder und Jugendliche zwischen 8 und 27 Jahren. Es arbeitet niederschwellig, themenoffen und anonym. Es hat das Ziel, zur Verbesserung der Lebenssituation von Kindern und Jugendlichen beizutragen und sie vor schädigenden Einflüssen zu schützen. Dabei spielt der Grundsatz der Partizipation von Kindern und Jugendlichen eine wesentliche Rolle. Dafür werden jedes Jahr Jugendliche zu Berater/-innen ausgebildet. Die Arbeit des KJT basiert hauptsächlich auf den Leistungsparagraphen § 14 SGB VIII und § 73 SGB VIII. In Leipzig ist das KJT in Trägerschaft des Deutschen Kinderschutzbundes Leipzig e. V. etabliert. Die Berater/-innen sind montags bis samstags von 14:00 - 20:00 Uhr unter der kostenfreien Nummer 0800 111 0 333 oder unter der europaweiten, ebenfalls kostenfreien Nummer 116 111 erreichbar. Im Jahr 2013 wurden an 307 Tagen (je sechs Stunden Beratungszeit) insgesamt 11.331 Anrufe von 30 erwachsenen und acht jugendlichen Berater/-innen angenommen, die diese Aufgabe ehrenamtlich ausüben. Das entspricht in etwa 45 Kinder und Jugendliche pro Beratungstag. Die Anzahl besonders intensiver Beratungsgespräche beläuft sich auf 3.327. Im Vergleich zum Vorjahr sind die Gesamtanruferzahlen um 20 % gesunken. Diese starke Abweichung lässt sich mit unterschiedlichem Nutzerverhalten erklären. Zum einen wurden im vergangenen Jahr wesentlich längere Gespräche geführt, so dass mögliche Anwahlversuche nicht durchgestellt werden konnten. Zum anderen ist die Tendenz ablesbar, dass Kinder und Jugendliche verstärkt das Angebot von E-MailBeratungen annehmen. Deshalb hat der Kinderschutzbund Leipzig e. V. die Vorbereitungen für die Implementierung der em@il-Beratung in Zusammenarbeit mit Nummer gegen Kummer e. V. getroffen und im kommenden Jahr wird die Telefonberatung durch die em@il-Beratung ergänzt. Das Themenspektrum, mit denen sich Kinder und Jugendliche an das KJT wenden, ist vielfältig und spiegelt ihre komplexe Lebenswelt wider. Die häufigsten Themen sind Partnerschaft, Liebe und Sexualität. Aber auch psychosoziale Probleme, Gesundheit und Sucht wurden wieder zunehmend thematisiert. Bei Anrufen zum Themenbereich Sucht wurden Probleme mit dem Rauchen, Alkohol, Essstörungen, übermäßiges Onlinespielen o. a. unkontrollierter Mediengebrauch angesprochen. Der prozentuale Anteil von Anrufen zum Thema Sucht liegt seit Jahren unverändert bei ca. 8 %. Darüber hinaus haben sich die Problemlagen bei elterlicher Sucht/psychischen Problemen 2013 stabilisiert, während die Anrufe zum Thema selbstverletzendem Verhalten um 3 % gestiegen sind. Der Großteil (77 %) der Anrufenden ist zwischen 12 und 17 Jahren alt. Der Anteil der Acht- bis Elfjährigen hat sich im Vergleich zu den Vorjahren nicht geändert. Das bietet die Chance frühzeitiger präventiver Interventionen. 31 Nachstehend sind die unterschiedlichen Anrufermotivationen zusammengefasst: Tabelle 8: Anrufe von Kindern und Jugendlichen im Jahresvergleich Gründe für Anrufe 2012 2013 Problemklärung 2.476 1.768 emotionale Entlastung/Aussprachebedürfnis 897 95 Vermittlung von Sachinformationen 513 318 Quelle: Kinderschutzbund Leipzig e. V., 2013 In 571 Fällen war aufgrund besonderer Lebensumstände und Lebenslagen eine Weitervermittlung an andere Stellen (z. B. Jugendamt, Schule, medizinische Beratung, Schwangerschaftsberatung, Suchtberatung usw.) notwendig. Im Jahr 2012 war das noch in 635 Fälle notwendig. 3.3.6 Alkohol-Präventionsprojekt „Wandelhalle Sucht“ An der Suchtberatungs- und -behandlungsstelle „Regenbogen“ des Zentrums für Drogenhilfe am Städtischen Klinikum „St. Georg“ Leipzig wird das Alkohol-Präventionsprojekt „Wandelhalle Sucht“ für Jugendliche und junge Erwachsene geführt. Unter dem Motto „Willst du etwas lernen, frage Erfahrene nicht Gelehrte“ referieren abstinent lebende Suchtkranke authentisch zum Thema „Alkohol“. Auch im Jahr 2013 stieg die Anzahl der gebuchten Veranstaltungen. Alle Veranstaltungen werden modular geführt: • Einführende Gesprächsrunde (Darstellung der Suchtentwicklung/authentische Berichte der Referentinnen und Referenten zur Abhängigkeitsentwicklung und Genesung) • Ausstellung mit Fragebogen (zur Orientierung an 29 Plakaten) • Film (Zielgruppenspezifische 20 - 30minütigen Filme zur Thematik, z. B. „Kinder im Vollrausch“) • Parcours mit Rauschbrillen • Auswertungsrunde (Reflexion und Vertiefung, Fragen an die Referenten) Im Jahr 2013 fanden 121 Veranstaltungen mit 1.387 Teilnehmer/-innen statt. Darüber hinaus wurden 17 mobile Veranstaltungen mit 328 Teilnehmer/-innen (u. a. während der Aktionswoche „Schluss mit lustig“ in der Universitätsklinik Leipzig) angeboten. 32 Abbildung 3.2: Veranstaltungen im Jahresvergleich 140 120 Veranstaltungen stationär 100 80 Veranstaltungen mobil 60 40 20 0 2008 2009 2010 2011 2012 2013 Quelle: Zentrum für Drogenhilfe, 2013 Abbildung 3.3: Entwicklung der Teilnehmerzahlen 1600 1400 1200 1000 800 Teilnehmer stationär 600 Teilnehmer mobil 400 200 0 2008 2009 2010 2011 2012 2013 Quelle: Zentrum für Drogenhilfe, 2013 Der Großteil der Teilnehmer/-innen (74 %) ist zwischen 11 und 18 Jahre alt. In Auswertung der Veranstaltungen berichten 76 % über ein sehr bis ziemlich starkes Aufklärungsempfinden zum Thema „Alkohol“. Ein Ergebnis, das auf der authentischen Darstellung der Referentinnen und Referenten und der Möglichkeit der persönlichen Auseinandersetzung basiert. 3.3.7 Elternberatung - Das internetbasierte Beratungsangebot „ELSA“ Seit dem 01.12.2012 beteiligt sich die Suchtberatungsstellen Impuls als eine von elf Beratungsstellen in Deutschland an einem Projekt der Angehörigenarbeit. Das Programm ELSA, Elternberatung bei Suchtgefährdung und Abhängigkeit von Kindern und Jugendlichen, bietet Eltern professionelle, kostenfreie und anonyme Online-Beratung zu den zentralen Themen Substanzkonsum, übermäßige Computernutzung und problematisches Glücksspiel ihrer Kinder. Die Beratung erfolgt je nach Wunsch im Chat oder per Mail-Anfrage. 33 Die Eltern können sich auch entscheiden, das mehrwöchige ELSA- Beratungsprogramm zu nutzen. Dabei erhalten sie regelmäßige Rückmeldungen vom Berater/-innen zu Einträgen in ein Online-Tagebuch und bearbeiteten Modulen. Die Entwicklung und der technische Betrieb der Webseite werden derzeitig als Modellprojekt vom Bundesministerium für Gesundheit gefördert. Die Startphase des Projekts verlief beispielhaft, wobei konstatiert werden kann, dass die Anmeldezahlen durchaus noch gesteigert werden können. Die Etablierung des Angebots wird angestrebt. Durch regelmäßige PR-Maßnahmen soll der Bekanntheitsgrad des Beratungsprogramms weiter ausgebaut werden. Die Suchtberatungsstellen Impuls betreut über ELSA alle angemeldete Klienten, deren Wohnort im Raum Sachsen liegt. Im Jahr 2013 meldeten sich 14 Klienten an, davon stammten sechs Eltern(-teile) aus Leipzig. Es wurden 13 E-Mail-Beratungen und sechs Chats durchgeführt. Zudem wurde eine Klientin durch das Online-Beratungsprogramm begleitet. Die Homepage von ELSA ist zu finden unter: www.elternberatung-sucht.de. 4. Ambulante Suchtkrankenhilfe 4.1 Suchtberatungs- und Behandlungsstellen Die folgenden Statistiken beruhen auf Dokumentationen der Klienten- und Leistungsdaten der sieben Leipziger Suchtberatungs- und Behandlungsstellen und des Fachbereiches Familienhilfe im Zentrum für Drogenhilfe. Die Beratungsstellen befinden sich in der Trägerschaft des Städtischen Klinikums „St. Georg“ Leipzig, Zentrum für Drogenhilfe (fünf Beratungsstellen, eine Außenstelle und Fachbereich Familienhilfe), der SZL Suchtzentrum Leipzig gGmbH (eine Beratungsstelle) und dem Diakonischen Werk Innere Mission Leipzig e.V. (eine Beratungsstelle). In den sieben Suchtberatungsstellen waren im Jahr 2013 27,7 Vollzeitäquivalent (VZÄ) als Fachkräfte planmäßig beschäftigt. Dies entspricht einem durchschnittlichem Versorgungsgrad von einer Fachkraft pro 20.000 Einwohner. Die Beratungsstellen werden zum größten Teil von der Kommune und teilweise vom Land Sachsen finanziell gefördert. Die Beratungsstellen versorgen mit unterschiedlichen Konzepten verschiedene Zielgruppen. Dazu gehören Menschen mit Substanzabhängigkeit (Alkohol, Medikamente, illegale Drogen), Menschen mit Glücksspielsucht und Angehörige von suchtkranken Menschen. Neben der Beratung bieten einige Suchtberatungsstellen auch ambulante Rehabilitationsbehandlungen an. Beratung und Therapie erfolgen in Einzel- und Gruppensitzungen. Alle Suchtberatungsstellen dokumentieren innerhalb der Basisdokumentation BADO-K und nehmen an der jährlichen Suchtberichterstattung teil. Im folgenden Abschnitt werden bestimmte Klientendaten hervorgehoben. 34 Abbildung 4.1: Verteilung der Klienten und Klientinnen nach Betroffenheit und Geschlecht 2013 3000 Anzahl der Klienten 107 2.598 2500 Angehörige 10% Angehörige Betroffene Klienten 2000 1500 314 1000 1.043 500 Selbst betroffene Klienten 90% 0 Männer Frauen Quelle: Gesundheitsamt Leipzig 2013 2013 wurden in Leipziger Suchtberatungsstellen insgesamt 4.062 Klientinnen und Klienten beraten und behandelt (Abbildung 1). Darunter befanden sich 1.357 Frauen und 2.705 Männer. 3.641 Klientinnen und Klienten kamen wegen ihrer eigenen Abhängigkeitserkrankung (ca. 90 %). Die Zahl der Angehörigen, die beraten wurden, lag bei 421 (ca. 10 %). 2.672 Klientinnen und Klienten darunter wurden neu oder wieder aufgenommen (Zugänge im Jahr). Dies entspricht einer Zugangsgröße von ca. zwei Dritteln bezogen auf die Gesamtheit aller Klienten . Zwischen 2007 und 2013 hat sich der Anteil der suchtkranken Klientinnen und Klienten in Suchtberatungsstellen tendenziell verändert. Während bei etwa gleichbleibenden Häufigkeiten der zu versorgenden Klientinnen und Klienten der Anteil der drogenabhängigen Klientel (grün) deutlich gestiegen ist, stellt sich die Tendenz bei alkoholabhängigen Menschen anders herum dar. Sie werden zunehmend geringer versorgt. Die folgende Übersicht stellt die Verteilung der Klientinnen und Klienten nach konsumierten Substanzen und pathologischem Spielverhalten (Hauptdiagnosegruppen) dar. 35 Abbildung 4.2: Versorgte Zielgruppen im Jahresvergleich 2007 - 2013 darunter illegale Drogen 1.429 Jahresvergleich 2013 500 3.641 2.112 1.134 0 1500 4.066 3.593 2.320 1000 alle Klienten 1.971 1.334 2010 2007 alle selbst betroffenen Klienten darunter Alkohol 2000 4.063 3.632 2500 3000 3500 4.236 4000 4500 Quelle: Gesundheitsamt, 2013 Innerhalb Dokumentation und statistischer Auswertung der Klientendaten in Suchtberatungsstellen wird eine Hauptsubstanz oder die Glücksspielsucht als Hauptdiagnose festgelegt. Die Hauptdiagnose spielt nach diagnostischen Kriterien die größte Rolle im Behandlungsverlauf oder stellt rückblickend das größte Problem dar. Die Mehrheit der Betroffenen konsumierte jedoch mehr als eine Substanz. Dabei finden sich häufig Menschen mit Alkoholproblemen, die regelmäßig oder gelegentlich auch Medikamente oder andere Drogen konsumieren sowie Drogenabhängige, die mehrere Drogen gleichzeitig oder nacheinander, regelmäßig oder gelegentlich konsumieren. Auch viele Glücksspielsüchtige missbrauchen verschiedene Drogen oder auch Alkohol und Drogen parallel. Es ist davon auszugehen, dass die meisten Menschen, die wegen ihrer Abhängigkeit die Suchtberatungsstellen aufsuchen, von mehreren Substanzen abhängig sind. Abbildung 4.3: Hauptsubstanz und -diagnosegruppen nach Häufigkeit Hauptsubstanz Alkohol 1.971 Opioide 706 447 ("Crystal") 460 Stimulanzien Cannabinoide 242 path. Spielverhalten 92 Medikamente21 Kokain19 Essstörungen 5 0 500 1000 1500 Anzahl der betroffenen Klienten Quelle: Gesundheitsamt Leipzig, 2013 36 2000 2500 Menschen mit Alkoholproblemen, Alkoholmissbrauch und Abhängigkeit stellten die größte Gruppe der Behandlungsfälle in Suchtberatungsstellen dar. Mit rund 55 % aller Behandelten (ohne Angehörige), ähnlich häufig wie im Vorjahr, stand Alkohol zahlenmäßig an erster Stelle in der Rangreihe der Behandlungsfälle. Dem gegenüber standen mehr als 1.400 Menschen von insgesamt ca. 3.600 Betroffenen, die vordergründig wegen einer Drogenabhängigkeit (illegale Drogen) betreut und behandelt wurden. Dies entspricht etwa 39 % aller Fälle in Suchtberatungsstellen. Auch im Jahr 2013 waren unter den drogenabhängigen die opioidabhängige Menschen (meist Heroinabhängigkeit) in Leipziger Suchtberatungsstellen nach wie vor dominierend. Innerhalb der Gruppe der drogenabhängigen Klientinnen und Klienten nahm die Anzahl der Stimulanzienabhängigen (meist „Crystal“-Konsumenten) weiter zu und liegt zahlenmäßig nach der Gruppe Opioidabhängiger. Die Hauptdiagnose Opioidabhängigkeit zeigte im Verhältnis zu Vorjahren einen leicht rückläufigen Trend. Der Missbrauch von Crystal weist statistisch die größte Steigerungsrate auf (2013: 447, Vergleich 2012: 330 Klientinnen und Klienten). Der Trend wird sich vermutlich weiter in Richtung Stimulanzienabhängigkeit verstärken. 2013 wurden mehr als 90 Menschen mit pathologischer Glücksspielsucht in der Suchtberatungsstellen Impuls betreut. Abbildung 4.4: Klienten in Suchtberatungsstellen im Jahresvergleich 2009 bis 2013 Klientenzahl (absolut) 2500 2000 1500 1000 500 0 Stimulanzien 2009 Cannabinoide 2010 2011 Opioide 2012 Alkohol 2013 Quelle: Gesundheitsamt Leipzig, 2013 In Abbildung 3 ist der Trend der vergangenen fünf Jahre für einzelne Substanzen noch einmal deutlich hervorgehoben. Die Hauptsubstanz Opioide steht nicht mehr so häufig im Vordergrund, wenn auch noch an erster Stelle der illegal konsumierten Substanzen. Die Anzahl der Stimulanziengebraucher in Suchtberatungsstellen steigt stetig weiter an. Cannabismissbrauch ist als Hauptsubstanz leicht rückläufig, wird aber nach wie vor sehr oft mit anderen Drogen konsumiert und spielt in Kombination mit pathologischem Medienkonsum und Glücksspielsucht eine große Rolle. 37 Abbildung 4.5: Altersverteilung 2013 Anzahl der Klienten (absolut) 700 600 500 400 Alkohol 300 illegale Drogen 200 100 0 14-18 21- 25 30- 40 50- 60 unter 14 18- 21 25- 30 40- 50 über 60 Lebensalter Quelle: Gesundheitsamt Leipzig, 2013 Die Gruppe der 30 bis 40-jährigen drogenabhängigen Klientinnen und Klienten (rote Balken) in Suchtberatungsstellen war am häufigsten vertreten. Die meisten der Alkoholabhängigen (blaue Balken), die die Hilfen aufsuchten, waren bereits zwischen 50 und 60 Jahre alt. Auch drogenabhängige Klientinnen und Klienten, die versorgt wurden, fanden sich häufiger in den höheren Altersgruppen. Jugendliche mit Alkohol- und Drogenproblemen unter 21 Jahre suchten nur selten die Hilfen in den Suchtberatungsstellen auf. Tabelle 9: Herkunft der Klientel in den Suchtberatungsstellen 2013 Nationalität / Aufenthaltsstatus Klienten (gesamt 4.066) Deutsche 3.868 (dar. 403 Angehörige) darunter Spätaussiedler 40 (dar. 5 Angehörige) In Prozent (gerundet) 95,00 % 0,90 % aus einem EU-Land 33 (dar. 2 Angehörige) 0,80 % aus einem Land außerhalb der EU 53 (dar. 2 Angehörige) 1,30 % Asylantrag gestellt oder bewilligt 20 0,50 % ohne Angabe, unbekannt 52 (dar. 10 Angehörige) 1,30 % Quelle: Gesundheitsamt Leipzig, 2013 In den Beratungsstellen fanden sich zum größten Teil Klientinnen und Klienten mit deutscher Staatsbürgerschaft. Es gab nur wenige Menschen mit Migrationshintergrund bzw. nicht deutscher Herkunft, die den Weg in eine Suchtberatungsstelle gingen (unter 5 %). Suchtkranke mit nicht deutscher Herkunft brauchen besondere Angebote. 38 Abbildung 4.6: Berufliche oder Einkommenssituation der Klientinnen und Klienten 2013 keine Aussage, unbekannt oder Sonstiges Elterngeld, Erziehungsgeld Sozialhilfe SGB XII, Sozialgeld, Grundsicherung Krankengeld Unterhalt durch Angehörige Ausbildungsgeld, BAFÖG Rente (Alters-, Witw en-, Erw erbs-, Berufsunfähigkeitsrente) Berufstätigkeit arbeitslos gemeldet, darunter ALG II 1.929 0 500 1000 1500 2000 2500 betroffene Klienten Quelle: Gesundheitsamt Leipzig, 2013 Bei einem großen Teil der selbst betroffenen Klientinnen und Klienten in Beratungsstellen wurde die berufliche Situation erfasst. Mehr als die Hälfte dieser Gruppe war zum Zeitpunkt der Betreuungsaufnahme arbeitslos und bezog Arbeitslosengeld II. Häufige Vermittlungswege in die Beratungsstellen Bei etwa 80 % der Klientinnen und Klienten in Suchtberatungsstellen konnte der Vermittlungsweg nachvollzogen werden.Viele Betroffene kamen aus eigener Motivation in die Beratungsstellen (über 23 %). An zweiter Stelle der Vermittlungshäufigkeiten standen stationäre Einrichtungen, Fachkrankenhäuser und Ambulanzen (rund 8 %), gefolgt von Vermittlungen durch Angehörige (etwa 4%). Durch die Agentur für Arbeit wurden 178 Kunden (5 %) nach SGB II, § 16 (Leistungen zur Eingliederung für Erwerbsfähige) in die Suchtberatungsstellen vermittelt. Über das Amt für Jugend, Familie und Bildung kamen 140 vorwiegend junge- Alkohol- oder Drogenabhängige (fast 4 %) in die Beratungsstellen. Verschiedene Leistungen In folgender Tabelle ist eine Auswahl von Leistungen aufgeführt, die von verschiedenen Kostenträgern und Fachbereichen häufig nachgefragt werden: Die Vermittlung in qualifizierte Entzugsbehandlungen in eine Klinik findet zunehmend häufig nicht mehr formal über die Suchtberatungsstellen statt. Einige Krankenhäuser erwarten selbstständige Anmeldungen der Betroffenen und führen Wartelisten. Einweisungen in Kliniken mit Akutbehandlungsbetten erfolgen häufig auch über niedergelassene Ärzte und Institutionen. Die direkte Vermittlung von Klientinnen und Klienten über eine Suchtberatungsstellen entwickelte sich demzufolge rückläufig. Die Betreuung von Klienten in Suchtberatungsstellen erfolgt häufig über Einzel- und Gruppenangebote. Dabei handelt es sich um Informations-, Motivations- Therapie- und Nachsorgebehandlungsgruppen. Einige Beratungsstellen bieten ambulant Rehabilitationen in Form von Gruppen- oder Einzeltherapie an. 39 Die Zunahme des Crystalkonsums bei werdenden und jungen Eltern machte unter anderem eine verstärkte Zusammenarbeit mit dem Allgemeinen Sozialdienst des Amtes für Jugend, Familie und Bildung notwendig. Die Zahl der Vermittlung in Jugendhilfemaßnahmen nahm deutlich zu. Tabelle 10: Ausgewählte Leistungen der Suchtberatungsstellen 2013 Ausgewählte Leistungen in den Suchtberatungsstellen 2012 2013 Beratungsgespräche ca. 50 Min. 17.829 Anzahl der Gruppen 15.610 117 Vermittlungen in Entzugsbehandlungen 259 196 97 128 Vermittlungen zur Alkoholentwöhnungsbehandlung darunter in ambulante Rehabilitation 237 69 237 64 darunter in stationäre Rehabilitation 168 173 155 14 141 135 11 124 9 8 Nachsorgeleistungen nach Entwöhnungsbehandlungen 219 213 Psychosoziale Begleitungen bei Substitutionsbehandlungen 438 373 Vermittlungen in Jugendhilfemaßnahmen Vermittlung zur Drogenentwöhnungsbehandlung darunter in ambulante Rehabilitation darunter in stationäre Rehabilitation Vermittlung in Therapie wegen pathologischer Glücksspielsucht und Mediengebrauchs Quelle: Gesundheitsamt, 2013 Substitutionsbehandlung und psychosoziale Begleitung (PSB) Im Jahr 2013 wurden in Leipzig insgesamt 784 Patientinnen und Patienten in ärztlichen Praxen in Leipzig substituiert (2012: 791). Zum Stichtag am 01.10.2013 waren es 429 (2012: 451). In Leipzig substituierten im Jahr 2013 neun Ärztinnen und Ärzte opiatabhängige Patientinnen und Patienten in sieben Arztpraxen (2012: 10 Ärzte).In zwei Arztpraxen konzentrierte sich die Substitutionsbehandlung auf mehrere hundert Fälle. In den anderen Praxen wurden nur einige wenige Patienten substituiert. Im Laufe des Jahres wurden von den Fachkräften in Suchtberatungsstellen und der Familienhilfe des ZfD in Leipzig 373 Klientinnen und Klienten psychosozial während einer medizinischen Substitutionsbehandlung begleitet (2012: 438 PSB-Fälle). Die Zahl der Substitutionsbehandlungen ist seit 2011 leicht rückläufig. Dies ist auf die Veränderung der primär gebrauchten Substanzen (verstärkt Methamphetamingebrauch) und veränderter Konsummuster (Polytoxikomanie) unter den Drogengebrauchern zurückzuführen. 2013 fand ein Netzwerktreffen „Substitution und Psychosoziale Begleitung“, moderiert vom Gesundheitsamt und einem substituierenden Arzt, statt. 40 Das jährlich stattfindende Treffen dient dem fachlichen und kollegialen Austausch und soll die Behandlungskonzepte und Rahmenbedingungen transparent gestalten. Da sich die Behandlung heroinabhängiger Patientinnen und Patienten in Leipzig auf zwei Praxen konzentrierte und kaum weitere Mediziner gewonnen werden konnten, ist der Bedarf an dieser Form des Austausches rückläufig. In drei Arbeitsgruppentreffen der Suchtberatungsstellen zum Thema „Psychosoziale Begleitung“ wurden Schwerpunkte dieser Arbeit diskutiert. Diese Foren dienen der Weiterbildung, dem Erfahrungsaustausch, der Vernetzung der Arbeit und der Qualitätssicherung der Arbeit in Suchtberatungsstellen in Leipzig und im Landkreis Leipzig. Tabelle 11: Substitutionsbehandlungen in Leipzig 2013 Substituierte Patienten 2013 Patienten zum Stichtag 01.10.2013 Direktionsbezirk Leipzig 797 437 Stadt Leipzig 784 429 Quelle: Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte, 2013 Stand Hepatitis C-Virusinfektionen bei Drogenkonsumenten im Gesundheitsamt 2013 wurden im Gesundheitsamt Leipzig 94 Hepatitis C-Virus-Träger im Zusammenhang mit intravenösem Drogenkonsum ermittelt (68 männliche und 26 weibliche). In diesem Zeitraum trat im Gesundheitsamt keine akuten Hepatitis C-Erkrankung auf. 4.2 Fachbereich Familienhilfe Bundesweit sind ca. 2,65 Millionen Kinder und Jugendliche im Alter bis zu 18 Jahren von der Alkoholstörung mindestens eines Elternteils in ihrer Entwicklung betroffen. Hinzu kommen etwa 40.000 - 60.000 Kinder, die mit mindestens einem drogenabhängigen Elternteil zusammenleben. Als Folge findet in diesen Familien partiell die „Reproduktion“ der Sucht mit ihren fundamentalen Auswirkungen für die Kinder statt. Das Zentrum für Drogenhilfe des Städtischen Klinikums "St. Georg" Leipzig hat im Jahr 2009 begonnen, ambulante Hilfen für suchtkranke Mütter bzw. Väter und ihre Kinder aufzubauen. Mit der Eröffnung des Fachbereichs Familienhilfe werden Angebote der ambulanten Suchtkrankenhilfe und der Jugendhilfe in einem spezialisierten Angebot integriert. Der Fachbereich Familienhilfe bietet nachstehende spezifische Hilfsangebote für Kinder/Jugendliche aus suchtbelasteten Familien und deren Eltern an: • Sozialpädagogische Familienhilfe „Sucht“ (SPFH nach § 31 SGB VIII) • Erziehungsbeistand (nach § 30 SGB VIII) • Gruppenangebot MUT! (Mütter/Väter-Unterstützungstraining) • Gruppenangebote für Kinder aus suchtbelasteten Familien • Suchtberatung für suchtkranke Mütter und Väter 41 Die Wirksamkeit der Angebote des Fachbereichs Familienhilfe wird z. B. deutlich durch • die Gründung einer Selbsthilfegruppe von suchtbelasteten Vätern und Müttern 10/2010 • die Zunahme der Inanspruchnahme von MUT! (Mütter/Väter-Unterstützungstraining) (derzeit wurde bereits der 11. Kurs beendet) • den Beratungs- und den Informationsbedarf von Kooperationspartnern zur Problematik „Sucht und Familie“, • kontinuierlich hohe Zahl an Fallanfragen SPFH3 und Erziehungsbeistand. Das besondere Qualitätsmerkmal des Fachbereiches ist das „Tandem-Modell“. Alle Familien erfahren neben der sozialpädagogischen Familienhilfe eine Co-Betreuung durch Suchtberater/-innen. In der Familienhilfe und Suchtberatung wird fallbezogen und fallübergreifend in Teams gearbeitet. Dadurch können Schnittstellen deutlich minimiert werden. Im Fachbereich Familienhilfe wurden in den letzten vier Jahren 70 Familien mit insgesamt 119 Kindern betreut. 26 Familien befinden sich aktuell in Betreuung. In drei von vier Familien spielen illegale Drogen die dominierende Rolle. 4.3 4.3.1 Aufsuchende Angebote Streetwork Straßensozialarbeit für drogenabhängige Menschen im Leipziger Osten Das im Rahmen des „Aktionsbündnisses Sicherheit im Leipziger Osten“ 2009 initiierte Modell-Projekt Straßensozialarbeit für erwachsene Drogenabhängige wurde nach Ablauf der Modellphase in die Regelfinanzierung der Stadt Leipzig übernommen und wurde an die Suchtberatungs- und -behandlungsstelle „Alternative I“ am Zentrum für Drogenhilfe des Städtischen Klinikums „St. Georg“ Leipzig angegliedert. Neben der auf suchenden Sozialarbeit auf der Straße in Brennpunktbereichen, insbesondere des Leipziger Ostens, ist der Kleinbus „Mobile Alternative“ viermal wöchentlich im Bereich Konradstraße/Freizeitanlage Rabet unterwegs. Die Angebote der „Mobile Alternative“ umfassen Beratung, Vermittlung, Überlebenshilfe, Krisenintervention, ambulante Notversorgung und Spritzentausch. Ziele der Straßensozialarbeit sind neben der Verbesserung des Sicherheitsgefühles für die Anwohner des Stadtteils erwachsenen Drogenkonsumentinnen und -konsumenten Hilfeangebote zu unterbreiten, weiterführende Hilfen aufzuzeigen und sie in diese zu vermitteln sowie Unterstützung zur Minderung von Drogenfolgeproblematiken und zur Alltagsbewältigung zu leisten. Bei der Zielgruppe ist eine hohe Akzeptanz und eine kontinuierliche Frequentierung der Angebote wahrzunehmen. 3 Sozialpädagogische Familienhilfe 42 Der in der Auswertung der Evaluation 2013 festgestellte Rückgang der Kontakte (2013: 2.300 Kontakte; 2012: 3.188 Kontakte) ist nicht auf einen gesunkenen Bedarf zurückzuführen, sondern ist in einem episodischen Personalausfall und -wechsel begründet. Auf Grund der hohen Polizeipräsenz in den Schwerpunktbereichen ist eine größere räumliche Ausweitung der Szene mit einer geringeren Konzentration von Konsumenten zu beobachten. Das erfordert eine höhere räumliche und zeitlich Flexibilität von aufsuchenden Angeboten. In Folge dessen sind auch die aufsuchenden Kontakte (2013: 390) im Vergleich zum Vorjahr gesunken (2012: 671). Dagegen sind die Zahl der Beratungsgespräche (Steigerung um 3 %) und die Kontakte innerhalb der Suchtberatungsstelle (2013: 127; 2012: 131) nahezu konstant geblieben. Dies spricht für eine hohe Qualität der Arbeit. Die erarbeitete Bereitschaft der Drogenkonsumenten, die Beratungsstelle aufzusuchen und dort Unterstützung anzunehmen, resultiert aus der Nachhaltigkeit und Verlässlichkeit der Beziehungsarbeit auf der Straße/im Szenebereich. Auffällig ist, dass trotz sinkender Kontaktzahlen die Kriseninterventionen von 46 (2012) auf 61 (2013) angestiegen sind. Auch im Bereich der gesundheitlichen Beratung ist eine deutliche Zunahme zu verzeichnen (2012: 63; 2013: 78). Dies ist insbesondere auf den Anstieg des Konsums von Crystal und eine kontinuierliche Zunahme der intravenösen Applikation dieser Substanz zurückzuführen. Das ist mit einer sichtbaren Verschlechterung der physischen und psychischen Gesundheit der Konsumenten verbunden. Bei Betrachtung der Altersstruktur wird festgestellt, dass durchschnittlich 72 % (vgl. 2012: 73 %) der Betroffenen aufgrund ihres Alters keine Unterstützung mehr von Jugendhilfeträgern in Anspruch nehmen können. Nur weniger als 6,5 % (vgl. 2012: 4 %) der Klientinnen und Klienten waren unter 23 Jahre alt. Etwa 93 % der Personen waren älter, z. T. über 40 Jahre. Der Anteil von Frauen hat sich leicht von 34 % auf 38 % erhöht. Der Anteil von Personen mit Migrationshintergrund ist weiter rückläufig und liegt nur noch bei 10 % (2012: 16 %, 2011: 22 %). Das ist darauf zurückzuführen, dass das Projekt IKUSH nicht weiter geführt werden konnte. Der Netzwerk- und Öffentlichkeitsarbeit wurde weiter eine hohe Priorität zugemessen. Die regelmäßige Teilnahme eines Mitarbeiters des mobilen Teams im „Aktionsbündnis Sicherheit im Leipziger Osten“, dem Arbeitskreis Ost, der Arbeitsgemeinschaft Jugend Kultur Soziales (AG JKS) sowie der AG „Aufsuchende Arbeit“ sind ein wichtiger Bestandteil der Projektarbeit. Auf dem Stadtteilfest und beim „Neustädter Frühstück“ war die „Mobile Alternative“ vertreten, um ihre Arbeit interessierten Bürger/-innen vorzustellen. Fallbezogen gibt es eine enge Kooperation mit dem Leipziger Arbeitskreis „pregnant“ (Netzwerk zur Vermeidung von Kindeswohlgefährdung suchtbelasteter Mütter/Familien) und mit dem Allgemeinen Sozialdienst im Amt für Jugend, Familie und Bildung. 43 4.3.2 Mobile Streetwork „Von der Straße ins Leben“ Das Projekt „Mobile Streetwork“ der SZL Suchtzentrum gGmbH arbeitet seit Dezember 2009 im damaligen EFRE Fördergebiet „Leipziger Westen“ (Lindenau und Plagwitz) und seit 01.06.2012 in Grünau. Das Team besteht aus zwei Mitarbeiter/-innen, die regelmäßig nach einem festgelegten Laufplan sogenannte Trinkplätze in den oben genannten Stadtteilen aufsuchen. Die Arbeits- und Einsatzzeiten sind durch einen Rahmendienstplan strukturiert, der sich am Konsumverhalten, den aktuellen Witterungsbedingungen und den Bedarfen der Klienten/-innen orientiert. Das Aufsuchen der Trinkplätze, das Anbieten von Unterstützung und die Motivation zur Inanspruchnahme weiterführender Maßnahmen sind Hauptbestandteile der Arbeit. Im Jahr 2013 wurde der Kontakt mit 3.110 Klientinnen und Klienten erfasst. Das entspricht zwischen fünf und 30 Kontakten täglich. • 1.023 Klientenkontakte in Lindenau und Plagwitz • 933 Klientenkontakte in Grünau • 382 Klientenkontakte im Büro • 492 Kontakte per Telefon oder E-Mail • 276 Kontakte an anderen Orten Themenschwerpunkte der Gespräche waren Sucht, Wohnungs- und Mietangelegenheiten, finanzielle und soziale Schwierigkeiten. Der Monatsflyer des Trägers mit allen Angeboten wurde bei kooperierenden Institutionen und Vereinen (z. B.: Sozialamt, Bürgerämter, Jobcenter, Tafel) und bei Gewerbetreibenden ausgelegt (Spätverkäufe, Imbisse). Die Angebote wurden rege in Anspruch genommen. Die Verschiebung der Beratungen vom Trinkplatz zu Beratungen im Büro oder am Telefon hielt auch 2013 an. Dies lässt sich durch das gewachsene Vertrauen der Klienten erklären, die den direkten Kontakt zu den Bürozeiten suchen, die Hilfs- und Unterstützungsangebote demnach kennen und bei Problemen und Fragen aktiv nutzen. Ein weiterer sozialpädagogischer Schwerpunkt lag darin, Veränderungen in der Tagesstruktur der Klienten zu erreichen. Dabei wurde großer Wert auf „trinkplatzalternative“ Angebote gelegt. So hat das Projekt z. B. Fahrradtouren und Tagesfahrten (z. B.: Cospudener See, Halle, Pirna, Grimma) mit den Klientinnen und Klienten durchgeführt. Eine SZL-Urlaubsfahrt führte nach Tschechien ins Riesengebirge. Andere regelmäßig stattfindende Freizeitaktivitäten waren Skat und Bowling. Weiterhin ist das Fahrrad- und Frühlingsfest (29.05.13) zu nennen. Die Veranstaltung fand auf dem Gelände der Plautstraße 18 statt. 44 Die Erstberatungen in akuten Situationen spielten eine wichtige Rolle. Als Themenschwerpunkte der Kriseninterventionen sind drohende Wohnungslosigkeit durch suchtspezifisch „mietwidriges Verhalten“, schwere körperliche Beeinträchtigungen durch Alkoholmissbrauch oder Alkoholabhängigkeit, psychische Instabilität, Selbst- und Fremdgefährdung etc. zu nennen. Im Rahmen der Krisen werden die Betroffenen in psychiatrische und allgemeine Krankenhäuser, Entgiftungsstationen oder Übernachtungshäuser vermittelt. Die Vermittlungen in weiterführende Angebote war im Jahr 2013 wieder stark zunehmend. Tabelle 12: Anzahl der Vermittlungen Vermittlung in 2011 2012 2013 Entgiftung 208 84 194 Suchtberatung 156 48 120 Freizeitaktivitäten 528 390 445 Quelle: SZL Suchtzentrum gGmbH 2013 Das Projekt hat am 11.04.2013 zum vierten Mal am von der Stadt Leipzig initiierten Frühjahrsputz teilgenommen. Gemeinsam mit den Klientinnen und Klienten wurden verschiedene Plätze und Brachflächen in Lindenau und Grünau bereinigt. Der durch die Mitarbeiter/-innen zusätzlich ins Leben gerufene „Herbstputz“ fand am 10.10.2013 statt. Die Klientinnen und Klienten, Gewerbetreibende sowie Bewohner/-innen des „Wohnprojektes Domizil“ und des ambulant betreuten Wohnens der SZL Suchtzentrum Leipzig gGmbH unterstützten das Vorhaben. Das hat ganz nachträglich zur Entschärfung von Konflikten in den Stadtteilen beigetragen. Besonders hervorzuheben ist, dass die Stadt Leipzig mit dem Projekt einen 1. Preis beim Bundeswettbewerb „Vorbildliche Strategien kommunaler Suchtprävention“ des Bundesministeriums für Gesundheit erhalten hat. Der Wettbewerb stand in diesem Jahr unter dem Thema: „Alkoholprävention im öffentlichen Raum“. MobileStreetwork belegte den ersten Platz bei den kreisfreien Städten. 45 5. Stationäre Suchtkrankenhilfe 5.1 Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie am Park-Krankenhaus Leipzig GmbH, Station Teen Spirit Island 2013 wurden 113 Patientinnen und Patienten auf der Station für abhängigkeitserkrankte Kinder und Jugendliche behandelt. Die am häufigsten missbrauchte Droge war Metamphetamin („Crystal“). Neben Crystal wurde oft zusätzlich Cannabis und Alkohol missbraucht, so dass sich eine Hauptdiagnose kaum benennen ließ (Mischkonsum mit Abhängigkeit). Die Fälle drogeninduzierter Psychosen stieg weiter an. Bei den Cannabiskonsumenten überwog die Zahl der Jungen. Bei den Crystalkonsumenten war die Geschlechterverteilung ausgeglichener. Tabelle 13: Aufnahmen nach Alter, Geschlecht und Hauptsubstant, Teen Spirit Island Hauptdiagnosen Psychische und Verhaltensstörungen durch psychotrope Substanzen (ICD 10) unter 18 Jahre m Alkoholabhängigkeit w über 18 Jahre m Gesamt w 2 2 0 0 4 Cannabisabhängigkeit 20 10 2 0 32 Hauptdiagnose „Crystal“ 32 36 0 0 68 5 2 2 0 9 Sonstige, incl. Medienmissbrauch Quelle: Park-Krankenhaus Leipzig GmbH, 2013 5.2 Soteria Klinik - Fachklinik für Suchterkrankungen am Park-Krankenhaus Leipzig GmbH Seit der Fusionierung 2012 ist die Soteria Klinik Leipzig, Fachklinik für Suchterkrankungen, ein Teil des Park-Krankenhauses Leipzig GmbH. Die Soteria Klinik Leipzig verfügt über eine Abteilung für qualifizierten Entzug (56 Betten), eine Abteilung Rehabilitation (154 Plätze) für alkohol-, medikamenten- und drogenabhängige Patientinnen und Patienten, eine Adaptionseinrichtung in der Ludwig-Erhard-Straße (23 Plätze) und Betreutes Wohnen. Folgende Behandlungszahlen des Jahres 2013 wurden von der Klinik für die Bereiche Entzugsbehandlung, Rehabilitation und Adaption bekannt gegeben. 46 Tabelle 14: Aufnahmen nach Alter und Geschlecht im Bereich Akutbehandlungen, Soteria Klinik Hauptdiagnosen Psychische u. Verhaltensstörungen durch psychotrope Substanzen (ICD- 10) 18- unter 26 Jahre m 26- unter 40 Jahre w m 40- unter 60 Jahre w über 60 Jahre m w m w Gesamt Alkohol 56 16 334 77 942 213 176 62 1.876 Opioide 0 0 1 0 0 2 1 4 8 Cannabinoide 3 0 4 0 1 0 0 0 8 Sedativa u. Hypnotika 1 0 2 2 8 4 2 3 22 Stimulanzien 0 1 2 1 0 0 0 0 4 Multipler Substanzgebrauch 2 1 8 4 7 2 0 0 24 Quelle: Soteria Klinik Leipzig, 2013 Die Rehabilitationsabteilung der Klinik führte 691 Behandlungen durch. Den größten Teil für Menschen mit einer Alkoholabhängigkeit, bei einem Anstieg im Bereich Drogenabhängigkeit. Tabelle 15: Aufnahmen nach Alter und Geschlecht im Bereich Rehabilitation, Soteria Klinik 18- unter 26 26- unter 40 Hauptdiagnosen Jahre Jahre Psychische u. Verhaltensstörungen durch psychotrope Substanzen (ICD- 10): 40- unter 60 Jahre über 60 Gesamt Jahre m m Alkohol 23 2 112 24 257 60 28 8 514 Opioide 1 0 2 2 0 0 0 0 5 Cannabinoide 3 0 9 1 1 0 0 0 14 Sedativa u. Hypnotika 0 0 1 2 1 1 0 0 5 Kokain 0 0 1 0 0 0 0 0 1 Stimulanzien 8 3 23 8 2 1 0 0 45 20 11 56 15 4 1 0 0 107 m Multipler Substanzgebrauch w m w w w Quelle: Soteria Klinik Leipzig, 2013 Tabelle 16: Aufnahmen nach Alter und Geschlecht im Bereich Adaption, Soteria Klinik Hauptdiagnosen Psychische u. Verhaltensstörungen durch psychotrope Substanzen (ICD 10) 18- unter 26 26- unter 40 Jahre Jahre m w m w 40- unter 60 Jahre m w über 60 Jahre m Gesamt w Alkohol 2 0 23 6 26 6 0 0 63 Opioide 1 0 0 0 0 0 0 0 1 Cannabinoide 3 0 4 1 0 0 0 0 8 Stimulanzien 4 0 10 6 0 0 0 0 20 10 0 23 8 0 0 0 0 41 0 1 2 1 0 0 0 0 4 Multipler Substanzgebrauch Pathologisches Spielen Quelle: Soteria Klinik Leipzig, 2013 47 5.3 Klinik für Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie im ParkKrankenhaus Leipzig GmbH Die Klinik betreibt seit 2009 in der Soteria Klinik Leipzig eine geschlossen geführte Drogenentgiftungsstation mit 16 Betten. Tabelle 17: Aufnahmen nach Alter und Geschlecht 2013 Hauptdiagnosen Psychische u. Verhaltensstörungen durch psychotrope Substanzen (ICD- 10) 18- unter 26 26- unter 40 40- unter 60 Jahre Jahre Jahre m w m w m w m 225 189 Alkohol 57 23 353 75 972 Opioide 7 4 43 12 3 3 43 7 24 4 2 1 2 1 5 Stimulanzien 55 26 58 Halluzinogene 0 0 Multipler Substanzgebrauch 0 0 Cannabinoide Sedativa u. Hypnotika über 60 Jahre Gesamt w 66 1.960 2 4 78 0 0 0 80 9 2 0 5 25 32 4 0 0 0 175 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 Quelle: Park-Krankenhaus Leipzig GmbH 2013 5.4 Sächsisches Krankenhaus Altscherbitz in Schkeuditz 2013 wurden mehr Patientinnen und Patienten im höheren Lebensalter (ab 65 Jahre) mit einer Suchterkrankung stationär aufgenommen. Es ist davon auszugehen, dass auch in der Geriatrischen Klinik des Krankenhauses viele der Patienten zusätzlich eine Suchterkrankung aufweisen. Unter der Patientengruppe mit multiplem Substanzgebrauch steht die Diagnose Stimulanzienabhängigkeit („Crystal“) im Vordergrund. Polytoxikomane Patienten mit der Hauptdiagnose Opiatabhängigkeit wurden in der Regel von Praxen mit Substitutionsbehandlung überwiesen. Patienten mit Crystalkonsum wurden häufig als Notfälle über Polizei und Rettungsdienste eingewiesen. Deren Verbleib in der Klinik war in der Regel sehr kurz. Der Allgemeinzustand der Patienten, die stationär aufgenommen wurden, war schlecht, häufig gekennzeichnet durch reduzierten Ernährungszustand, Hautveränderungen, Gebissveränderungen und psychotische Begleiterkrankungen. Fast 100 der drogenabhängigen Patientinnen und Patienten zeigten eine schwere psychotische Symptomatik auf. 48 Tabelle 18: stationäre Aufnahmen nach Alter und Geschlecht und Suchthauptsubstanz Hauptdiagnosen Psychische u. Verhaltensstörungen durch psychotrope Substanzen (ICD10): 18 – unter 26 Jahre m 26 – unter 40 Jahre w 40 – unter 60 über 60 Jahre Jahre Gesamt m w m w m W Alkohol 11 3 120 38 389 119 93 42 815 Opioide 0 1 0 1 4 2 1 5 14 13 8 13 3 1 0 0 0 38 Sedativa u.Hypnotika 0 0 1 1 3 6 8 11 30 Stimulanzien, u.a. Kokain Halluzinogene 5 8 13 6 1 0 0 0 33 73 15 187 47 36 6 1 3 368 Cannabinoide Multipler Substanzgebrauch Quelle: Sächsisches Krankenhaus Altscherbitz, 2013 Tabelle 19: teilstationäre Aufnahmen nach Alter und Geschlecht und Suchthauptsubstanz Hauptdiagnosen Psychische u. Verhaltensstörungen durch psychotrope Substanzen (ICD- 10): 18 – unter 26 Jahre m 26 – unter 40 Jahre w m 40 – unter 60 Jahre w m über 60 Jahre w m Gesamt W Alkohol 1 2 16 7 20 10 3 0 59 Opioide 0 0 0 0 0 1 0 1 2 Cannabinoide 0 0 2 1 0 0 0 0 3 Sedativa. Hypnotika 0 0 0 0 1 1 0 1 3 Stimulanzien, u. a. Kokain Halluzinogene 0 0 2 0 0 0 0 0 2 Multipler Substanzgebrauch 1 0 3 0 2 0 0 0 6 Quelle: Sächsisches Krankenhaus Altscherbitz, 2013 5.5 Städtisches Klinikum "St. Georg" Leipzig, Klinik für Forensische Psychiatrie Die Klinik für Forensische Psychiatrie ist für die Maßregelbehandlung alkohol- und drogenabhängiger Rechtsbrecher aus den Landgerichtsbezirken Zwickau, Chemnitz und Leipzig zuständig und bietet gleichzeitig ein spezielles Angebot für suchtkranke Frauen aus ganz Sachsen. Für die Behandlung stehen insgesamt 118 Behandlungsplätze zur Verfügung. Die gesetzliche Grundlage der Maßregel ist der § 64 StGB. Nach Diagnostik und Motivationsklärung stehen in einer zweiten Behandlungsphase die psychotherapeutische, sozialtherapeutische und medizinische Bearbeitung der Persönlichkeitsanteile im Vordergrund, die der Sucht und Straftat zugrunde liegen. Ziel ist die soziale Wiedereingliederung. Eine forensisch-psychiatrische Nachsorgeambulanz begleitet die Patienten im Rahmen der Führungsaufsicht. Von 119 Patienten (Januar 2014) waren 43 Patienten (36,1 %) vor Inhaftierung in Leipzig gemeldet, 20 Patienten (16,8 %) im Landkreis Leipziger Land. 49 Tabelle 20: Aufnahmen nach Alter , Geschlecht und Suchthauptsubstanz in der Klinik für Forensische Psychiatrie Hauptdiagnosen Psychische u. Verhaltensstörungen durch psychotrope Substanzen (ICD- 10) 18- unter 26 26- unter 40 40- unter 60 Jahre Jahre Jahre m w m w m w über 60 Jahre m Gesamt w Alkohol 5 0 11 1 8 0 1 0 26 Opioide 0 0 4 0 3 0 0 0 7 Cannabinoide 1 0 3 0 0 0 0 0 4 Stimulanzien 4 0 10 2 1 0 0 0 17 Multipler Substanzgebrauch 6 0 31 6 1 0 0 0 44 Quelle: Städtisches Klinikum "St. Georg" Leipzig, Klinik für Forensische Psychiatrie, 2013 6. Vernetzung Suchtkrankenhilfe und Wohnhilfen 6.1 6.1.1 Ambulant betreutes Wohnen (ABW) „Drogenfreie Wohngemeinschaften“ der SZL Suchtzentrum gGmbH Die DROGENFREIEN WOHNGEMEINSCHAFTEN der SZL Suchtzentrum gGmbH sind ein geschütztes Wohnangebot für abstinent lebende drogenabhängige Menschen. 2013 wurden 25 Wohngemeinschaften vorgehalten. Zusätzlich werden ehemals Drogenabhängige im eigenen Wohnraum betreut. In der Regel erfolgt die Aufnahme direkt nach regulärer Beendigung einer stationären Rehabilitationsbehandlung (Entwöhnungsbehandlung) oder aus den Kliniken für Forensische Psychiatrie (Maßregelvollzüge). Es wird ein Wohn- und Betreuungsangebot für drogenabhängige Mütter mit ihren Kindern (Mutter-Kind-Wohnen) vorgehalten. Die Betreuung erfolgt in enger Kooperation mit den flankierenden spezifischen Angeboten. Die Drogenfreien Wohngemeinschaften sind im Netzwerk der Forensischen Nachsorge etabliert, die Kooperationspartner befinden sich in kontinuierlicher Abstimmung (Transparenz der Hilfen). Es besteht eine enge Kooperation mit der Marianne von Weizsäcker-Stiftung (Entschuldungshilfe). 50 Abbildung 6.1: Entwicklung der Gesamtzahl der betreuten Personen von 2009 – 2013 200 182 180 180 160 120 100 142 133 140 106 140 137 112 106 gesamt männlich 84 80 weiblich 60 42 40 27 22 43 30 20 0 2009 2010 2011 2012 2013 Quelle: SZL Suchtzentrum gGmbH, 2013 Die meisten Nutzer der drogenfreien Wohngemeinschaften waren 18 bis 29 Jahre alt (91 Personen). 65 Personen waren älter als 30 Jahre. Nichtdestotrotz hat sich der Altersdurchschnitt der Nutzer eindeutig nach hinten verlagert. Abbildung6.2: Altersdurchschnitt der Nutzer/-innen 140 120 117 91 100 80 89 65 18-29 Jahre 60 über 30 Jahre 40 20 0 2012 2013 Quelle: SZL Suchtzentrum gGmbH, 2013 Ausbildungssituation der Klienten zur Aufnahme und erfolgte berufliche Eingliederungen Zum Aufnahmezeitpunkt hatten 101 Personen keinen Berufsabschluss und 79 Personen verfügten über einen Berufsabschluss. Nachstehend sind die erreichten beruflichen Eingliederungen dargestellt. Dabei ist eine deutliche Verbesserung der beruflichen Eingliederungen zu verzeichnen. 51 Abbildung 6.3: Übersicht Eingliederungsmaßnahmen 2013 60 50 50 41 41 40 41 32 30 41 35 23 20 10 10 5 0 2012 2013 Schule Lehrausbildung 1. Arbeitsmarkt Beschäftigung (AGH, Arbeitsprojekt) Qualifizierungsmaßnahme Quelle: SZL Suchtzentrum gGmbH, 2013 Anmerkungen Es ist eine Veränderung hinsichtlich der Alterstruktur der Hilfeempfänger (30 Jahre und älter) zu verzeichnen. Der Anteil von Personen ohne Berufsabschluss ist weiterhin hoch, jedoch ist eine deutliche Verbesserung der Qualifizierungssituation erkennbar. 6.1.2 Betreutes Wohnen – Alkoholbereich der SZL Suchtzentrum gGmbH Entwicklungstendenzen & Klientenarbeit Im Jahr 2013 nahm die Schaffung von „schwellenfreien“ Zugängen zu Betreutem Wohnen durch die enge Verknüpfung Tagestreff, Betreutes Wohnen und Streetworkprojekt eine zentrale Rolle ein. Hierzu erfolgten u. a. Personalumsetzungen innerhalb des Netzwerkes, gemeinsame Teambesprechungen und Schaffung neuer Angebote für neu ankommende Klienten. Insgesamt konnte zwischen den Projekten eine intensivere Zusammenarbeit erreicht werden. Andererseits zeigte sich besonders 2013, dass sich die zu betreuende Klientel wandelt. Der Anteil politoxikomaner Klienten nimmt stetig zu. Dies gilt sowohl für Klienten, die direkt aus Einrichtungen der Suchtkrankenhilfe kommen, als auch für Klienten, die vordergründig wegen besonderer sozialer Schwierigkeiten vorsprechen. Mit diesem Umbruch ist im Jahr 2013 die Bewerberzahl (Neuaufnahmen) gesunken und die Hilfeabbrüche haben zugenommen. Bei gleichzeitiger Tendenz, ein verzögertes Bewilligungsverfahren mit dem Kostenträger gemeinsam zu verbessern, unternahm das Team des betreuten Wohnens ab dem dritten Quartal verstärkte Anstrengungen der konzeptionellen und inhaltlichen Neuausrichtung. Dieser Prozess dauert noch an. 52 Mit den langjährigen Partnern in der Suchtkranken- und Wohnungslosenhilfe war die Zusammenarbeit gut (VRA e. V.; Soteriaklinik, Adaption, Haus für wohnungslose Männer, Suchtberatungsstelle „Regenbogen“/Friesenstraße, Sozialamt: Sachgebiete Notunterbringung und Wohnungsnotfallhilfe). Sowohl in den Häusern des VRA e. V. als auch in der Adaptionseinrichtung der Soteria-Klinik wurden regelmäßige Termine vor Ort vereinbart. Ein wichtiger Bestandteil der Netzwerkarbeit sind die projektübergreifenden Freizeitangebote. Besondere Höhepunkte waren im Jahr 2013 die gemeinsame Urlaubsfahrt, das Frühlingsfest mit Einweihung des Beach-Volleyballplatzes, das traditionelle Sportfest, die gemeinsame Weihnachtsfeier für alle Klienten der SZL Suchtzentrum gGmbH sowie die monatlichen Tagesfahrten. Es bleibt ein wichtiges Anliegen, die Klienten zur Nutzung des gemeinsamen Freizeitangebotes zu motivieren. Viele Klientinnen und Klienten konnten im Objekt Plautstraße in Beschäftigungsprojekten einer Tätigkeit nachgehen. Dies wurde für das Jahr 2013 letztmalig durch das Tauris-Projekt und die Eigenfinanzierung der SZL Suchtzentrum gGmbH möglich. Abbildung 6.4: Anzahl der Klientinnen und Klienten insgesamt im Jahresvergleich 2009 - 2013 200 150 140 152 143 159 119 100 50 0 2009 2010 2011 2012 Quelle: SZL Suchtzentrum gGmbH, 2013 53 2013 Abbildung6.5 : Betreute Personen nach gesetzlicher Grundlage 2013 120 100 110 96 83 80 60 40 91 81 49 56 52 49 36 20 0 2009 2010 Anzahl der Klienten nach § 53 2011 2012 2013 Anzahl der Klienten nach § 63 Quelle: SZL Suchtzentrum gGmbH, 2013 Tabelle 21: Betreuungsgrund nach Suchtmittel/Diagnostik 2013 (Mehrfachnennungen möglich) Suchtmittel/Diagnostik 2009 2010 2011 2012 2013 Alkoholabhängigkeit 93 106 117 96 108 Alkoholmissbrauch/bzw. ungesicherte Diagnose 19 3 12 21 15 Medikamentenabhängigkeit 7 3 4 4 1 Andere Suchtformen 5 8 3 3 6 Psychiatrische Zweitdiagnose 35 53 34 36 45 CMA 26 39 41 42 35 („nur“) bes. soziale Schwierigkeiten 13 35 18 30 36 Quelle: SZL Suchtzentrum gGmbH, 2013 54 Tabelle 22: Nutzung tagesstrukturierender Angebote 2013 2010 2011 2012 2013 festes Anstellungsverhältnis 17 21 16 14 Teilnahme an Beschäftigungsprojekten 30 38 47 35 Teilnahme an sonstigen tagesstrukturierenden Maßnahmen. 52 48 35 56 nicht erhoben 47 49 57 Keine regelmäßige Tagesstruktur Quelle: SZL Suchtzentrum gGmbH, 2013 Tabelle 23: Betreuungsverlauf 2013 § 53 § 67 Gesamt seit vor 2013 laufende Hilfe 72 23 95 Neuaufnahmen 2013 38 26 64 2013 beendete Hilfe 32 22 54 Quelle: SZL Suchtzentrum gGmbH, 2013 6.1.3 „Ambulant betreutes Wohnen“ des Diakonischen Werkes Die Nachfrage nach ambulant betreutem Wohnen für alkohol- und/oder medikamentenabhängige Männer und Frauen ist gewachsen. Im Jahr 2013 wurden insgesamt 82 Klientinnen und Klienten betreut (Vorjahr: 75). Zum Stichtag 31.12.13 waren 64 Betroffene in Betreuung. Dem gestiegenen Bedarf konnte und musste mit personeller Erweiterung Rechnung getragen werden. Festzustellen ist ein fortschreitender Schädigungsgrad bei den chronisch mehrfach geschädigten Abhängigkeitskranken. Viele nehmen die Leistungen des ABW erst spät in Anspruch, häufig erst, wenn massivste soziale und gesundheitliche Beeinträchtigungen bestehen. Das erhöht den Betreuungsbedarf und bringt die Mitarbeiter/-innen an Belastungsgrenzen. Teilweise notwendige stationäre Betreuungsformen werden teilweise kategorisch abgelehnt. Es gibt eine Zunahme von Fällen, in denen mit amtlich bestellten Betreuer/-innen zusammen gearbeitet wird. 55 Abbildung 6.6: Klienten im Ambulant betreuten Wohnen, Diakonisches Werk 2013 90 82 80 70 75 67 60 60 64 47 50 40 28 30 28 20 20 15 9 10 14 0 Gesamt im Jahr Neuaufnahmen 2011 2012 Beendigungen Auslastung 31.12.2012 2013 Quelle: Diakonisches Werk, Innere Mission Leipzig, 2013 In der Klientenarbeit wurde weiter auf gemeinsame Freizeitangebote zur Überwindung der sozialen Isolation geachtet, so wurden neben den wöchentlichen Angeboten Ergotherapie und Donnerstagsfrühstück gemeinsam gekocht, eine Tagesausfahrt unternommen sowie Ausflüge mit Minigolf und Bowling durchgeführt. Die Veranstaltungen dienen der Stärkung sozialer Kontakte und der Verbesserung der Freizeitaktivitäten der betreuten Personen. 6.1.4 Wohn- und Nachbarschaftsprojekt „Funke“ Das Wohn- und Nachbarschaftsprojekt „Funke“ konnte auch 2013 in Kooperation mit der LWB GmbH erfolgreich weitergeführt werden. Es stehen insgesamt elf Klienten-Wohnungen (EinRaum-Wohnungen) zur Verfügung. In diesem Projekt soll vor allem der Nachbarschafts- und Gemeinschaftsgedanke gestärkt werden und bei den Klienten Ressourcen aktivieren. Dabei handelt es sich um ein Übergangswohnen mit dem Ziel, die Wohnkompetenz zu testen und den Hilfebedarf genau einzuschätzen. Häufig wird die Betreuung in Form des klassischen ambulant betreuten Wohnens in einer eigenen Wohnung fortgeführt, teilweise auch in stationäre Wohnprojekte und Heime vermittelt. Es fanden zwei Planungsgespräche mit der LWB statt. 6.2 6.2.1 Stationäre Wohnformen Wohnprojekt Haus Alt-Schönefeld (Zentrum für Drogenhilfe) Die ehemalige Notschlafstelle und das Wohnhaus „Haus Alt-Schönefeld“ bestehen seit Februar 2004. Das Haus wird von wohnungslosen, chronisch mehrfachgeschädigten alkoholkranken (CMA) Männern mit aktuellem Alkoholkonsum genutzt. Die Altersstruktur der Klienten lag auch im Jahr 2013 zwischen 40 und 75 Jahren. 56 Das Wohnhaus „Haus Alt-Schönefeld“ ist keine therapeutische Einrichtung, sondern versteht sich als „niedrigschwelliges Angebot“ für chronisch mehrfachgeschädigte alkoholabhängige und wohnungslose Männer gem. § 67 SGB XII. Diese werden bei Hilfebedarf per Einweisungsverfügung über das Sozialamt, Abt. Wohnungslosenhilfe vermittelt. Die Männer sind in der Regel nicht bereit und/oder in der Lage, ihren Alkoholkonsum einzuschränken bzw. aufzugeben. Motivation zur (Punkt-)Abstinenz der Hausnutzer bildet einen fortlaufenden Prozess in der täglichen Arbeit der Mitarbeiter/innen. Den Bewohnern des Hauses werden tagesstrukturierende Angebote und Beschäftigungsmöglichkeiten unterbreitet. Existenzsichernde Maßnahmen und lebenspraktische Hilfen stehen ihnen ebenfalls zur Verfügung. Die Mitarbeit im Haus, die benachbarte Werkstatt, ein Gartenbereich mit Gewächshaus, die Parkpflege, therapeutisches Kochen, die im Haus ansässige Suchtberatungsstelle, ein Kontaktcafé und fünf Betreuer/-innen für soziale Arbeit im Wohnhaus selbst stellen in ihrer Vernetzung die Grundlagen der Arbeit dar. Die Nähe zur Suchtberatungsstelle ist von deutlichem Vorteil. So konnten im Jahr 2013 Klienten zur Einzelberatung motiviert werden. Zwei Klienten mit comorbiden Störungen konnten im Zusammenwirken mit der Suchtberatungsstelle in eine stationäre Entwöhnungsbehandlung mit anschließender Adaption vermittelt werden. Insgesamt nahmen acht Nutzer des Hauses im Jahr 2013 Entgiftungsbehandlungen in Anspruch. Die Gründe für die Beendigung der Betreuung im Haus im Jahr 2013 sind nachstehend erfasst. Tabelle 24: Beendigung der Betreuungsepisoden im Haus Alt Schönefeld im Jahr 2013 Vermittlungen/Beendigung der Betreuung Anzahl der Personen Umzug in eigenen Wohnraum ohne Betreuung 3 Ambulant betreutes Wohnen 1 Vermittlung in Langzeittherapie 2 Resozialisierungsprojekt 1 Unbekannt verzogen 1 Betreutes Wohnen (B4) 3 Inhaftiert 2 Verstorben 4 Quelle: Zentrum für Drogenhilfe, 2013 Im Jahr 2013 lag die Gesamtauslastung des Wohnhauses bei gut 92 %. Die Zunahme und das Fortschreiten der Verläufe von Folgeerkrankungen, ausgelöst durch pathologischen Alkoholkonsum, führten dazu, dass ein eigenständiges Wohnen nur noch bedingt möglich ist. Demzufolge bildete die Vermittlung in Hilfen der Krankenkassen mittels Pflegestufe 0 zur Bestellung des ambulanten Pflegedienstes für zehn Personen 2013 einen wesentlichen Bestandteil der Arbeit. Einzelne Klienten sind nicht mehr in der Lage, alltägliche Hygienemaßnahmen einzuhalten, so dass für zwölf Klienten Hilfe zur Pflege durch das zuständige Sozialamt gewährt wurde. Weitere vier Hilfen sind aktuell beantragt. 57 Andere Klienten sind nicht mehr dazu befähigt, sich gesund und eigenständig zu ernähren. Aktuell werden sieben Klienten durch einen Menü-Bringedienst mit einer warmen Mahlzeit versorgt. Eine alle sechs Wochen stattfindende Arztsprechstunde (Allgemeinärztin) ist gewährleistet und wird durch zehn Bewohner stabil angenommen. Insgesamt lässt sich auch im Jahr 2013 bei den älter werdenden CMA-Klienten ein dramatischer Verlust der Eigenverantwortung erkennen. Einen Schwerpunkt bilden die Schnittstellen zwischen Alkoholerkrankung und psychiatrischer Auffälligkeit. Der Arbeitskreis wohnungslose und suchtkranke Menschen hat sich dieses Themas bereits 2012 angenommen und ist im Dialog mit den entsprechenden Hilfeprofessionen. Der Prozess, den gesamten Nutzungsbereich im „Haus Alt-Schönefeld“ gemäß § 67 SGB XII (Personen in besonderen Lebensverhältnissen mit sozialen Schwierigkeiten) zu strukturieren, wurde auch im Jahr 2013 weiter verfolgt und konsequent umgesetzt. Eine Vernetzung mit dem Wohnprojekt „Domizil“ des SZL Suchtzentrum und allen an der Suchtkrankenhilfe Beteiligten wird in Form der gemeinsamen Fallbesprechungen und dem geplanten, zeitlich begrenzten Wechsel von Klienten realisiert. Eine intensive Außenorientierung im Zusammenwirken mit der Suchtberatungs- und -behandlungsstelle gemeinsam mit dem "Haus Alt-Schönefeld" wird im Interesse der Klientel als gewinnbringend angesehen. 6.2.2 Wohnangebot für Drogenhilfe in der „ALTERNATIVE I“ Seit über 20 Jahren ist an die Suchtberatungs- und Behandlungsstelle „Alternative I“ im Zentrum für Drogenhilfe (Städtisches Klinikum „St. Georg“ Leipzig) eine Übernachtungsstätte angebunden. Die Angebote der Lebens- und Überlebenshilfe richten sich an wohnungslose, oft im Szenebereich lebende Menschen, die von illegalen Drogen abhängig sind. Das Wohnprojekt ist unterteilt in einen Notschlafbereich (zehn Betten) und in ein Motivationswohnen (zehn Betten). Der Motivationsbereich bietet Angebote zur Tagesstrukturierung und verstärkte Rückzugsmöglichkeiten. Ein Wechsel von der Notschlafstelle in den Motivationsbereich ist mindestens an die Motivation und Bereitschaft zur Teilnahme an Gruppen- und Einzelgesprächen gebunden. Im Jahr 2013 ist die Gesamtauslastung beider Bereiche mit 96,2 % leicht gestiegen. Tabelle 25: Gesamtauslastung Alternative I 2011 - 2013 Bereich 2011 2012 2013 Notschlafstelle 3.357 3.563 3.837 Motivationswohnen 3.555 3.322 3.202 Gesamt 6.912 6.885 7.039 Quelle: Zentrum für Drogenhilfe, 2013 Die bereits 2012 beobachtete Tendenz des Rückgangs der genutzten Motivationsplätze setzte sich 2013 fort. Das ist in den stark veränderten Konsummustern der Klientel begründet. 58 Der erhöhte Crystalkonsum, meist in Verbindung mit anderen Substanzen wie Alkohol oder Heroin, führt zunehmend zu drogeninduzierten Psychosen, oftmals verbunden mit einem Anstieg an Gewalt- und Aggressionsbereitschaft. Gleichzeitig ist eine Zunahme des intravenösen Methamphetaminkonsums zu beobachten, welcher sich an der Anzahl getauschter Spritzen ablesen lässt (mit 58.038 getauschten Spritzen ein Anstieg auf 155 % des Vorjahres). Die Zunahme der getauschten Spritzen ist auch im veränderten Konsumverhalten begründet (mehr Konsumvorgänge pro Tag in kleineren Spritzen). Die psychische und physische Gesundheit einiger Nutzer/-innen der Notschlafstelle ist zunehmend in einem dramatischen Zustand (unbehandelte Psychosen und höchst riskanter Mischkonsum). Diesen Klienten gelingt ein Wechsel in den Motivationsbereich nur sehr schwer, weil er die kontinuierliche Nutzung der tagesstrukturierenden Angebote und regelmäßige Gespräche zur Motivationsentwicklung und -förderung voraussetzt. Tabelle 26: Übernachtung/Vermittlung Motivationsbereich der Alternative I 2010 - 2013 Jahr 2010 2011 2012 2013 Übernachtungen 3.387 3.555 3.322 3.202 Klienten 23 29 23 19 Eigener Wohnraum 7 5 4 3 Entgiftungen 9 12 11 7 stationäre/ambulante Therapie 3 5 5 3 ALTERNATIVE I (Motivationsbereich) 9 9 9 9 ALTERNATIVE I (Rückstufung Notschlafstelle) 2 3 4 2 JVA 4 2 1 0 Abbruch 1 2 1 2 Medizinische Leistungen Spezialisierte Notschlafstelle Quelle: Zentrum für Drogenhilfe, 2013 Durch die beschriebene Instabilität der Klienten im Notschlafbereich ergibt sich ein erhöhter Betreuungsaufwand, um zeitnah adäquate Hilfen unterbreiten zu können. Im November und Dezember war ein hoher Bedarf an zusätzlicher Notübernachtung festzustellen. So übernachteten im November 17 Klienten zusätzlich im Kontaktbereich der Einrichtung, im Dezember waren es 46 Notübernachtungen über die eigentliche Kapazitätsgrenze hinaus. Dies betrifft vor allem Klienten, die riskant und politox konsumieren und dadurch nicht in der Lage sind, tagsüber notwendige Ämtergänge, Arztbesuche etc. zu erledigen. Dabei stellt sich ihr psychischer und physischer Zustand meist sehr kritisch dar, so dass diese Notübernachtungen im Sinne einer Krisenintervention zu sehen sind, was sehr hohe Anforderungen an die personelle Ausstattung mit sich bringt. 59 6.2.3 Wohnprojekt „Domizil“ (WPD) SZL Suchtzentrum gGmbH Das Wohnangebot für 40 nicht abstinente, chronisch mehrfach beeinträchtigte alkoholabhängige Männer existiert seit 2004. Im Domizil werden 18 Einzelzimmer, acht Zweibettzimmer und zwei Dreibettzimmer bewohnt. Es werden existenzsichernde Maßnahmen und lebenspraktische Hilfen angeboten. Das Wohnprojekt ist keine therapeutische Einrichtung, sondern ein niedrigschwelliges Angebot. Hier finden Betroffene Aufnahme, die noch nicht bereit bzw. nicht mehr in der Lage sind, ihren Alkoholmissbrauch einzuschränken bzw. aufzugeben. Dabei handelt es sich vorwiegend um Klienten, die im Haus für Wohnungslose der Stadt Leipzig durch Alkoholmissbrauch und andere Beeinträchtigungen auffällig wurden. Nach Aufnahme im Wohnprojekt erfolgen Hilfeplangespräche mit allen an der Betreuung Beteiligten. Zielfindungen und -vereinbarungen stehen im Vordergrund der Gespräche. Sie bilden die Orientierungsgrundlage in der Betreuungsarbeit zwischen Mitarbeiter/-innen und Hausbewohnern. Dabei reicht das Spektrum von sehr niedrigschwelligen Zielen wie z. B. Einhaltung von Hygienemaßnahmen und regelmäßigen Gesundheitskontrollen beim Hausarzt bis hin zur Reduzierung der Trinkmenge und in Einzelfällen auch zur Abstinenz. Generell soll der akzeptierende Ansatz der Arbeit die Interventionsmöglichkeiten der Mitarbeiter/-innen verbessern helfen und Möglichkeiten zur Trinkmengenreduzierung aufzeigen. Die sozialpädagogische Betreuung im Wohnprojekt Domizil erfolgte in den Bereichen  existenzsichernde Maßnahmen  lebenspraktische Hilfen  Beratung im sozialen Bereich  Vermittlung weiterführender Hilfeangebote. Synergien ergaben sich wiederum in der Kooperationen mit weiteren Projekten der SZL Suchtzentrum gGmbH. Zwei Hausbewohner konnten ins ambulant betreute Wohnen vermittelt werden. Der Tagestreff „Insel“ wurde von Bewohnern genutzt. Durch das Projekt Mobile Streetwork erfolgte eine unterstützende Begleitung einzelner Bewohner. Es finden gemeinsame Veranstaltungen, Tagesausfahrten, Ausgestaltung von Festen oder sportliche Aktivitäten statt. Über den Bereich der existenzsichernden Maßnahmen hinaus werden im Wohnprojekt „Domizil“ tagesstrukturierende Maßnahmen und Freizeitaktivitäten angeboten. Einige Klienten übernehmen Arbeiten im Wohnprojekt zur Unterstützung der Gemeinschaft (Reinigungsarbeiten, Einkäufe, Gartenarbeit etc.). Seit mehreren Jahren beteiligen sich die Bewohner am „Frühjahrsputz“, bei dem öffentliche Plätze in der Umgebung von Unrat befreit werden. Zusätzlich dazu führt die SZL gGmbH einen Arbeitseinsatz im Herbst durch. Die Aktionen werden maßgeblich durch das Ordnungsamt der Stadt Leipzig unterstützt. Im Jahr 2013 konnten drei Hausbewohner in eine suchttherapeutische medizinische Rehabilitation vermittelt werden. Zwei Bewohner konnten ins ambulant betreute Wohnen aufgenommen werden. Daneben gestaltet sich auch für drei ehemalige Hausbewohner der Versuch, in einer ambulant betreuten Wohngemeinschaft zu wohnen, weiter positiv. Mit dieser Betreuungsform ist es gelungen, eine Wohngemeinschaft für nicht abstinentem, chronisch mehrfach beeinträchtigte Männer zu eröffnen. 60 Dadurch wurde bestätigt, dass diese Zielgruppe unter bestimmten Voraussetzungen ambulant betreubar ist. Für die WG-Bewohner bedeutet die neue Wohnform mehr Lebensqualität und Selbstständigkeit. Zum Teil konnten die WG-Bewohner ihre Trinkmenge deutlich reduzieren. Tabelle 27: Klienten Wohnprojekt Domizil 2013 (Stichtag 31.12.2013) 2012 2013 Durchschnittsalter 57,7 Jahre 56,5 Jahre 30 - 81 Jahre 30 - 82 Jahre ALG II 18 Klienten 17 Klienten Renten 18 Klienten 16 Klienten Grundsicherung 10 Klienten 9 Klienten 4 Klienten 1 Klient Vermittlung zur suchtmedizinischen Rehabilitation (Therapie) 4 Klienten 3 Klienten Umzug in eigenen Wohnraum ohne Betreuung 1 Klient 2 Klienten Umzug in ambulant betreutes Wohnen 2 Klienten 2 Klienten Vermittlung in Pflegeeinrichtung 1 Klienten 2 Klienten Abbruch durch Klient/Einrichtung 4 Klienten 4 Klienten 1 Klient 4 Klienten 2 Klienten 1 Klient Alterspanne Einkommen (Mehrfachnennung möglich) Sonstiges Beendigung der Betreuung/Außenvermittlung Inhaftiert Verstorben Quelle: Suchtzentrum Leipzig gGmbH, 2013 6.2.4 Verein zur sozialen Rehabilitation von Abhängigkeitskranken (VRA) e. V. Der VRA e. V. bietet eine stationäre Langzeitbetreuung (soziale Rehabilitation) für chronisch mehrfachgeschädigte alkohol- und medikamentenabhängige Männer an. Es werden 50 bzw. 48 Behandlungsplätze in den Kerneinrichtungen Haus am Park und Haus Güldengossa vorgehalten. Weitere 22 Plätze stehen in den zwei Außenwohngruppen im Haus Wachau zur Verfügung. Die Stammhäuser sowie die Außenwohngruppen werden aus ganz Sachsen belegt. In den zwei stationären Einrichtungen gibt es Wohnmöglichkeiten in Einzel- und Doppelzimmern und in den Außenwohngruppen sind nur Einzelzimmer vorhanden. Es werden ausreichend Gemeinschaftsräume, Speiseräume, therapeutische Werkstätten, Sport- und Gymnastikräume, eine eigene Sporthalle und ein eigener Sportplatz angeboten. 61 Im Haus Güldengossa besteht eine teilweise behindertengerechte Ausstattung. Seit 2013 wird auch ambulant betreutes Wohnen angeboten, welches im Jahr 2014 weiter ausgebaut werden konnte. Der Auslastungsgrad lag 2013 bei 96 %. Der Altersdurchschnitt bei der Aufnahme in die Einrichtungen lag bei ca. 50 Jahren. Nach wie vor lässt sich bei chronisch mehrfachgeschädigten Abhängigkeitskranken (CMA) der Trend erkennen, dass die Klienten physisch und psychisch deutlich stärker geschädigt sind. Der Verein zur sozialen Rehabilitation von Abhängigkeitskranken (VRA) e.V. ist zertifiziert nach DIN EN ISO 9001 und den Qualitätsgrundsätzen der DEGEMED. 6.2.5 Maximilianstift Das Pflegezentrum Maximilianstift ist eine Pflegeeinrichtung im Rahmen der Versorgung des SGB XI, in der Menschen mit einer Pflegestufe I bis III mit dem Schwerpunkt CMA aufgenommen werden. Die Anfragen aus der Region bleiben konstant, Anfragen aus benachbarten Kreisen bzw. anderer Bundesländer sind rückläufig. Stark zunehmend sind Nachfragen zur Betreuung bedingt abstinenzfähiger Personen ohne Pflegestufe. Zur Versorgung der CMA-Patienten sind nachstehende ergänzende Angebote notwendig. • Auf- und Ausbau tagesstrukturierender Angebote, • Alternativen in Arbeit und Beschäftigung für CMA, • Übergang von stationärer Einrichtung zu ambulanter Versorgung (alternative Übergangswohnformen) für Betroffene aus dem Versorgungsbereich des SGB XI, die mit Abstinenzphasen im Rahmen eines niederschwelligen Angebotes aufgefangen bzw. weiter versorgt werden sollten. Im Jahr 2013 war die Einrichtung zu 99 % ausgelastet. (18 % Frauen und 84 % Männer). Der Altersdurchschnitt lag bei 58,5 Jahren (Frauen 58 Jahre, Männer 59 Jahre). Bei den Neuaufnahmen (eine Frau und 12 Männer) ist der Anteil an jüngeren Bewohner/-innen wieder gestiegen. Der Altersdurchschnitt lag hier bei 48 Jahren (Frauen 44 Jahre und Männer 57 Jahre). Aufgrund der rückläufigen Anfragen nach vollstationärer Versorgung für bedingt abstinenzfähige Personen mit/ohne Pflegestufe im Maximilianstift zeigt sich, dass eine Überversorgung mit Pflegeplätzen in Leipzig und den angrenzenden Regionen dazu führt, dass die am Markt vorhandenen Pflegeeinrichtungen, auch ohne CMA-Konzepte für eine adäquate Pflege und soziale Betreuung CMA-Patienten aufnehmen. Daher kann keine sichere Aussage über eine bedarfsdeckende Versorgung für CMA-Patienten gemacht werden. Aber unabhängig davon, wie eine Region sich in der regionalen Versorgung von CMA-Patienten strukturiert und organisiert, entscheidend im Sinne der Betroffenen ist, dass das Denken und Handeln sich an dem individuellen Bedarf, den Wünschen und Zielen der Person orientiert und die Verzahnung bzw. Vernetzung der Hilfen gewährleistet ist. Die Einrichtung ist ständiges Mitglied im AK „Wohnungslose und suchtkranke Menschen“, der als Unterarbeitsgruppe des Drogenbeirates fungiert. 62 6.3 Notunterbringung im Übernachtungshaus für wohnungslose Männer Das Übernachtungshaus für wohnungslose Männer der Stadt Leipzig, Rückmarsdorfer Str. 7, 04179 Leipzig hat neben administrativen Aufgaben wie Steuerung und Monitoring die Aufgabe4, Gefahren für die öffentliche Sicherheit und Ordnung durch die überbrückende Notunterbringung wohnungsloser, volljähriger, allein stehender Männer abzuwehren. Im Übernachtungshaus können Männer in der akuten Notsituation der Wohnungslosigkeit als Soforthilfe eine Unterkunft so kurz wie möglich, aber auch so lange wie nötig, nämlich bis zum Erhalt einer problemadäquaten, auf Dauer angelegten Unterkunft nutzen. Das Haus hat die Kapazität zur Aufnahme von bis zu 50 Männern pro Nacht. Ein Teil der wohnungslosen Klienten konsumiert in gesundheitsgefährdendem Maße Suchtmittel oder ist mit Abhängigkeits- und Folgeerkrankungen belastet. Drogenabhängige Wohnungslose werden zeitnah aus dem Übernachtungshaus in die dafür konzipierten Notschlafplätze der Suchtberatungsstelle „Alternative I“ des Zentrums für Drogenhilfe am Städtischen Klinikums „Sankt Georg“ vermittelt. Die Suchtberatungs- und Behandlungsstelle „Regenbogen“ des Zentrum für Drogenhilfe bietet (vor allem für alkoholkranke bzw. -gefährdete Klienten) regelmäßige Beratungsangebote durch einen Suchttherapeuten im Übernachtungshaus an. Im Jahr 2013 fanden diese wöchentlichen Suchtberatungen 39 mal statt. Insgesamt nahmen 58 Nutzer des Hauses das Angebot in Anspruch. Dabei fanden 164 Einzelgespräche statt, so dass jeder Teilnehmer durchschnittlich etwa drei Beratungsgespräche erhielt. Insgesamt wiesen 105 Klienten einen problematischen Umgang mit Alkohol auf. Von den insgesamt 389 Klienten, welche im Jahr 2013 im Übernachtungshaus Obdach und persönliche Hilfen erhielten, konnten 70 suchtkranke bzw. missbräuchlich konsumierende Männer in spezifische Hilfeangebote (s. u.) vermittelt werden. Ausgehend von 140 Klienten des Übernachtungshauses, welche im Jahr 2013 eine Suchterkrankung aufwiesen, wurde somit jeder zweite (50 %) in adäquate Hilfen vermittelt. Dabei ist ein kontinuierlicher Anstieg von Vermittlungen in Einrichtungen für wohnungslose, chronisch mehrfach geschädigte Abhängigkeitskranke und Pflegeheime erkennbar. In der Mehrzahl dieser, im Übernachtungshaus krankheitsbedingt fehl untergebrachten Fälle, führte die gezeigte Bereitschaft der Betroffenen zur bestmöglichen Ursachenbearbeitung sowie die Inanspruchnahme der Hilfeangebote zur dauerhaften Beendigung ihrer Wohnungslosigkeit. 4 Sächsischen Polizeigesetzes 63 Abbildung 6.7: Vermittlungen aus dem Übernachtungshaus 2013 Vermittlungen im Jahresvergleich 20 18 18 16 16 13 14 11 12 2012 10 2013 8 6 6 4 1 2 0 Haus Alt Schönefeld Domizil Pflegeheime Quelle: Sozialamt, 2013 Tabelle 28: Suchtinduzierte Vermittlungen aus dem ÜNH im Jahresvergleich Anzahl der Personen Vermittlungen 2012 2013 Stationäre Entgiftungen 11 5 Stationäre Langzeittherapien 4 3 Eigene Wohnung mit Pflegedienst bzw. ambulant betreutes Wohnen 16 8 Domizil (nicht abstinente CMA) 11 13 Haus Altschönefeld (Notschlafbereich/Alkohol) 16 18 ALTERNATIVE I (Notschlafbereich/illegale Drogen) 17 16 Pflegeheim 1 6 Gesamt 76 70 Quelle: Sozialamt, 2013 Der Sozialdienst des Übernachtungshauses fungiert mit dem Suchttherapeuten der Suchtberatungsstelle „Regenbogen“ als Clearingstelle für suchtkranke Klienten und koordiniert und steuert im Haus das Aufnahme- und Vermittlungsverfahren in • Einrichtungen für nicht abstinenten wohnungslose, chronisch mehrfach geschädigte Abhängigkeitskranke (Wohnprojekt „Domizil“ und „Haus Alt- Schönefeld“) 64 • Langzeit-Entwöhnungsbehandlungen und abstinente CMA-Einrichtungen für krankheitseinsichtige und behandlungsbereite Klienten. Der steten Zunahme der Bedarfslagen aus den Vorjahren entsprechend wurde bereits 2012 mit der konzeptionellen Wandlung früherer Clearingplätze im Haus Altschönefeld in auf Dauer angelegte CMA-Plätze entsprochen. Im Jahr 2013 bestätigte sich die quantitative und qualitative Ausgewogenheit der Platzkontingente für diese Zielgruppe in der Praxis. Klientinnen und Klienten mit Doppeldiagnosen Kritisch sind die Unterbringungsmöglichkeiten von wohnungslosen Klienten mit Doppeldiagnosen, heißt Suchterkrankung/Polytoxikomanie i. V. m. psychiatrischen Diagnosen, sowohl in den Gemeinschaftsunterkünften als auch in Einzelplätzen der Notunterbringung, einzuschätzen. Besonders schwierig ist die Lage dann, wenn die Betroffenen keine Krankheitseinsicht und Behandlungsbereitschaft aufweisen, eine Chronifizierung des psychiatrischen Krankheitsbildes droht bzw. besteht und ohne medizinische Versorgung für sich und andere in den Unterkünften der Wohnungsnotfallhilfe Gefährdungssituationen verursachen, die den Unterbringungskriterien des PsychKG noch nicht vollumfänglich entsprechen. Diese Konstellationen finden sich häufig bei jungen drogenabhängigen Wohnungslosen (bis 30 Jahre), vor allem bei Crystalkonsumenten sowie bei älteren alkoholkranken wohnungslosen Menschen (ab 50 Jahre aufwärts). Um wirksame Interventionsmaßnahmen zu entwickeln, wird ab Januar 2014 im Wohnprojekt „Domizil“ des Suchtzentrum Leipzig gGmbH ein Platz für diese spezifische Zielgruppe vorgehalten. Die Maßnahme soll es ermöglichen, zielführende Hilfeprozesse zu gestalten, Risiken zu vermindern, eine zeitnahe und regelmäßige medizinische Behandlung der Klienten zu ermöglichen und tragfähige Grundlagen für eine eigenständige, weniger gefährdende Lebensperspektive zu schaffen. Nach einem Jahr ist die Evaluierung der Ergebnisse unter Prämissen wie Wirksamkeit, Machbarkeit und Zielumsetzung vorgesehen, um zu prüfen, ob dieses neue Angebot der Wohnungsnotfallhilfe für die Verbesserung und Stärkung der Lebenslagen der Menschen mit Doppeldiagnosen geeignet ist. Dieses Vorhaben erfordert den Aufbau einer engen, verantwortlichen und wirksamen Vernetzung mit sozialpsychiatrischen und fachärztlichen Diensten sowie mit Krankenhäusern auf regionaler und überregionaler Ebene. Die besondere Herausforderung bei der Entwicklung und Bereitstellung adäquater Hilfe- und Versorgungsmöglichkeiten für diese Zielgruppe, aber auch für Klientinnen und Klienten mit unbehandelten psychiatrischen Einzeldiagnosen lässt sich auch an der Anzahl von Hausverboten in den Gemeinschaftsunterkünften für Wohnungslose festmachen. 65 Abbildung 6.8: Anzahl der Hausverbote im Jahresvergleich 2010 - 2013 70 61 60 50 48 43 40 34 30 18 20 17 19 15 10 0 2010 2011 2012 2013 Alternative I Übernachtungshaus für wohnungslose Männer Quelle: Sozialamt, 2013 Abbildung 6.9: Anzahl der Klienten mit Hausverboten 2010 - 2013 30 25 20 25 24 23 22 18 15 12 11 13 10 5 0 2010 2011 Alternative I 2012 2013 Übernachtungshaus Quelle: Sozialamt, 2013 Die 2013 gestiegene Anzahl von Hausverboten und Polizeieinsätzen im ÜNH zeigt, dass Klienten mit eingeschränkter oder fehlender Compliance, Doppeldiagnosen und den daraus resultierenden negativen Auswirkungen auf die Kontrollsteuerung, nach dem sie aus den spezialisierten Versorgungssystemen herausgefallen sind, auch in der ordnungsrechtlichen Gemeinschaftsunterkunft für wohnungslose Männer fehl untergebracht bleiben. Bei Betrachtung voranstehender Abbildungen wird aber auch deutlich, dass in der Alternative I mehr Klienten mehrere Hausverbote ausgesprochen werden mussten. Die Anzahl von drogenabhängigen Männern im Übernachtungshaus war im Vergleich zu 2012 leicht rückläufig. 66 Ein Grund für den Rückgang könnte sein, dass sich die Klienten unreglementierte Unterkunftsalternativen in der Szene gesucht haben, da der Aufenthalt in den Gemeinschaftsunterkünften der Wohnungsnotfallhilfe mit Hausordnung und Kontrollen wie dem Verbot von Alkohol und Drogen für sie nicht annehmbar ist. Der zeitgleiche Rückgang der Anzahl von Hausverboten in der suchtspezifischen Notschlafstelle für Wohnungslose könnte eine weitere Ursache dafür sein, (weniger Hausverbote in der Notschlafstelle für drogenabhängige Wohnungslose in der Alternative I = weniger drogenabhängige Wohnungslose im ÜNH als Nachfolgeeinrichtung). Denkbar wäre auch, dass in Verbindung mit oder als Konglomerat der o. g. Problemlagen gewalttätiges, delinquentes Verhalten häufiger und mit längeren Haftstrafen sanktioniert oder nach PsychKG interveniert wird und dadurch im Übernachtungshaus ein Rückgang bei der Notunterbringung wohnungsloser Drogenabhängiger zu verzeichnen war. Abbildung 6.10 : Jahresvergleich drogenabhängiger wohnungsloser Menschen im ÜNH 2010 2013 50 45 45 40 37 35 35 30 25 20 15 12 10 5 0 2010 2011 2012 2013 Quelle: Sozialamt, 2013 Eine wichtige Aufgabe der kommenden Jahre wird es sein, gemeinsam mit Psychiatrie und Suchtkrankenhilfe wirksame Handlungsansätze zu entwickeln, die zeitnah und präventiv greifen und von den Betroffenen angenommen werden. Diese Maßnahmen müssen frühzeitig ansetzen, „bevor etwas passiert“. Ein erster Schritt zur wirksamen Vernetzung der Hilfesysteme wurde im Dezember 2013 realisiert. In den Arbeitskreis „Wohnungslose und suchtkranke Menschen“, bislang unter Moderation der Suchtbeauftragten, wurden der Psychiatriekoordinator des Gesundheitsamtes und Vertreter/innen des psychiatrischen ambulanten Gesundheitssystems einbezogen. 67 7. Arbeit und Beschäftigung 7.1 SZL Suchtzentrum gGmbH 7.1.1 Arbeits- und Beschäftigungsprojekt SWING/Drogenbereich Das Arbeits- und Beschäftigungsprojekt hat die Förderung arbeitsmarktrelevanter Basisfertigkeiten (Pünktlichkeit, Belastbarkeit, Durchhaltevermögen, handwerkliche Grundkenntnisse) zum Ziel. Die Beschäftigungsbereiche sind handwerksnah und haben unterschiedliche Anforderungsund Belastungsprofile (Umzüge, Farbgestaltung, Gartenpflege, Hausmeistertätigkeiten). Im Jahr 2013 konnten 31 suchtkranke Menschen beschäftigt werden. Zusätzlich wurden Praktika und gemeinnützige Tätigkeiten geleistet. Abbildung 7.1: Anzahl der Beschäftigten im Projekt SWINGim Jahresvergleich 2008 - 2013 60 51 50 45 43 40 41 36 31 30 20 10 0 2008 2009 2010 2011 2012 2013 Quelle: SZL Suchtzentrum gGmbH, 2013 7.1.2 Entwicklung der gemeinsamen Arbeits- und Beschäftigungsprojekte vom Betreuten Wohnen, Mobile Streetwork, Tagestreff „Insel“ und dem Wohnprojekt „Domizil“ 2013 Auch wenn die inhaltlichen Leitlinien und Aufgabenbereiche die Projekte • Handwerkliche Dienste • Reinigung • Wäscherei • Küche 2013 kaum Veränderungen erfahren haben, musste der Fahrdienst durch die Umstrukturierung des Catering Domizil neu organisiert werden und findet nunmehr als sozialer Fahrdienst im Interesse der Klienten des Netzwerkes einen veränderten Aufgabenschwerpunkt. Als Ergänzung zu den handwerklichen Hilfsdiensten konnten ab 2013 Angebote für Klienten im Rahmen einer Fahrradselbsthilfewerkstatt bereitgestellt werden. Diese Projekterweiterung erfolgte im Rahmen einer LOS-Finanzierung befristet bis zum 31.12.13. 68 Die fünf angebotenen Arbeitsbereiche sind inhaltlich und personell eng mit den vier Basisprojekten (Betreutes Wohnen-Alkoholbereich, Wohnprojekt Domizil, Tagestreff, Mobile Streetwork) verbunden. Bedauerlicherweise musste die Taurisstiftung mangels Gegenfinanzierung ihre Förderung zum 31.12.2013 wiederum einstellen. Vor dem Hintergrund dieser unsicheren Finanzierungsgrundlage für ehrenamtliche Beschäftigung stellt sich das Netzwerk für 2014 die Aufgabe, hier neue Wege zu gehen bzw. den Beschäftigungsbereich konzeptionell zu überarbeiten. In den Beschäftigungsbereichen sind nach wie vor fast ausschließlich ehemalige und aktuelle Klientinnen und Klienten als ehrenamtliche Helfer/-innen bzw. mit Teilzeitverträgen beschäftigt. Tabelle 29: Personelle Entwicklung der Beschäftigten bei der SZL Suchtzentrum gGmbH Gesamtbeschäftigte 2009 2010 2011 2012 2013 Küchenprojekte zs. 51 44 47 41 43 Handwerkliche Hilfsdienste 14 17 17 12 15 Reinigung 13 16 19 12 12 Wäscheprojekt 6 7 6 4 4 Fahrdienst - 12 19 2 2 Quelle: SZL Suchtzentrum gGmbH, 2013 7.2 Städtisches Klinikum „St. Georg“, Zentrum für Drogenhilfe 7.2.1 „teamWENDEPUNKT“ in der „ALTERNATIVE II“ Im Jahr 2013 war das Beschäftigungsprojekt der Suchtberatungsstelle "Alternative II" u. a. an folgenden öffentlichkeitswirksamen Aktionen beteiligt: • Connewitzer Straßenfest • Mitwirkung am Selbsthilfetag in der Volkshochschule • Westbesuch und Westpaket in Plagwitz • Neustädter Frühstück • 30 Jahre Selbsthilfe Suchtberatungsstelle „Regenbogen“ • Weihnachtsmarkt im Klinikum St. Georg • FEINKOST-Flohmarkt auf der Karl-Liebknecht-Straße Seit dem 05.06.2013 arbeitet das Projekt an der Erneuerung der maroden Außenmauer des Objektes. Es entsteht ein Fliesenmosaik. Die Arbeiten, gefördert durch den Verfügungsfond Leipziger Osten, werden voraussichtlich im Frühjahr/Sommer 2014 beendet. 2013 waren 33 Klienten im Arbeitsprojekt tätig, davon 10 weibliche und 23 männliche. 19 Personen nutzten das Arbeitsprojekt kontinuierlich. 69 7.2.2 AGH-MAE „BuP – Beschäftigung und Perspektive“ im „Haus Alt-Schönefeld“ Im Jahr 2013 konnte in der Suchtberatungsstelle „Haus Alt-Schönefeld“ wieder eine Maßnahme zur Schaffung von Arbeitsgelegenheiten (AGH-MAE) nach § 16 d SGB II (sog. „Ein-Euro-Jobs“) begonnen werden. In den Werkbereichen Holz, Ton/Keramik und Garten wurden Vogelhäuser und Insektenhotels für Kindertagesstätten gefertigt. Die Sammlung an Kunstobjekten für das Projekt „Der Kunst ein Obdach geben“ auf dem Gelände und in den Räumen des „Haus AltSchönefeld“ wurden erweitert und es wurde Obst und Gemüse für ein Wohnungslosenprojekt angebaut. Elf suchtkranken bzw. von Abhängigkeit bedrohten, langzeitarbeitslosen ALG-II-Empfänger/-innen sollte es durch die Kombination sinnstiftender Beschäftigung mit der Anbindung an die Suchtberatungsstelle „Haus Alt-Schönefeld“ ermöglicht werden • ihre Chancen zur Wiedereingliederung auf dem ersten Arbeitsmarkt zu steigern, • arbeitsmarktrelevante Basisvariablen (z. B. Pünktlichkeit, Teamfähigkeit, Zuverlässigkeit ) zu verbessern, • handwerkliche Fähigkeiten und Fertigkeiten zu erwerben und auszubauen, • ihre sozialen Kompetenzen zu erweitern, • sich eine Tagesstruktur zu schaffen, • ihre Suchtmittelabstinenz zu stabilisieren und • Rückfallrisiken zu minimieren. Im Vergleich mit den Vorjahren wurden die gesetzlichen Ausführungsbestimmungen für AGHMAE geändert und nun ist keine sozialpädagogische Betreuung der Teilnehmer/-innen mehr vorgesehen. Dies führte dazu, dass die begleitenden suchtspezifischen Angebote reduziert werden mussten und weniger verbindlich wahrgenommen wurden. Die Tatsache, dass ca. 45 % der in den Leipziger Suchtberatungs- und -behandlungsstellen betreuten Klienten (1.874 von 4.160 Personen) ALG II beziehen (s. Suchtbericht der Stadt Leipzig, 2013), also i. d. R. langzeitarbeitslos sind, unterstreicht die Notwendigkeit angemessener beschäftigungspolitischer Integrationsmaßnahmen für suchtkranke Menschen. Die vorgenommene Änderung der Ausführungsbestimmungen wirkt der Teilhabe suchtkranker Menschen am gesellschaftlichen Leben eher entgegen. 7.2.3 Begegnungszentrum im „Regenbogen“ Die Selbsthilfe mit ihrer besonderen Stärke der Betroffenenkompetenz leistet einen wichtigen ergänzenden Beitrag in der Suchtkrankenhilfe. Als 4. Säule des Gesundheitswesens baut sie die Abstinenzkultur für suchtkranke Menschen auf und unterstützt diese zeitlich unbefristet. Das Begegnungszentrum der Suchtberatungs- und Behandlungsstelle „Regenbogen“ ist ein abstinenzorientierter Selbsthilfebereich. Hier finden Betroffene Unterstützung für eine dauerhaften Abstinenz. Sie können folgende Angebote nutzen: • Schaffung einer Tagesstruktur • Aufbau sozialer Beziehungen 70 • Teilnahme am gesellschaftlichen Leben • (Wieder-)Erlernen von Selbständigkeit und Übernahme von Verantwortung • Gewöhnung an Arbeitsabläufe und Regeln Das Begegnungszentrum ist von Montag bis Freitag von 08.00 - 18.00 Uhr und donnerstags bis 19.00 Uhr geöffnet. Es wird durch abstinent lebende Suchtkranke gesteuert. 2013 konnten sich drei Mitarbeiter/-innen über Beschäftigungsmaßnahmen von bis zu 36 Stunden wöchentlich und 13 Personen in einer ehrenamtlichen Tätigkeit von 20 - 60 Stunden monatlich erproben. Vielen der einst ehrenamtlich Tätigen gelang der Sprung in den ersten Arbeitsmarkt. Abbildung 7.2: Kontakte Besuchertreff und tagesstrukturierende Maßnahmen 2009 - 2013 14.000 11.509 12.000 10.000 8.000 9.725 7.907 11.575 9.066 11.839 8.953 11.150 9.609 6.470 6.000 4.000 2.000 0 2009 2010 Besucher Tagestreff 2011 2012 2013 Teilnahme Tagesstruktur Quelle: Zentrum für Drogenhilfe, 2013 Die Selbsthilfe arbeitet autonom und wird durch die Mitarbeiter/-innen der Suchtberatungs- und -behandlungsstelle „Regenbogen“ durch Beratungsangebote, Praxisbegleitung wie Klärung von Fragen finanzieller und inhaltlicher Angelegenheiten sowie Qualifizierungsangebote unterstützt. 2013 waren 62 % der Besucher/-innen männlich und 38 % weiblich. 30 % sind über 60 Jahre alt. Das Begegnungszentrum war mit einer durchschnittlichen Besucherzahl von täglich 34 Personen gut ausgelastet. Von diesen Personen halten sich 41 % ein bis zwei Stunden, weitere 26,5 % drei bis vier Stunden und 32,5 % über fünf Stunden auf und nutzen die tagesstrukturierenden Angebote. Das beruht darauf, dass 62,5 % arbeitslos oder berentet sind. In den Räumen des Begegnungszentrums treffen sich zusätzlich sechs stabil arbeitende Selbsthilfegruppen mit einer wöchentlich durchschnittlichen Gruppenstärke von 10 Personen und eine Angehörigengruppe. Seit dem Jahr 2000 nahmen 379 Personen in den Selbsthilfegruppen über einen längeren Zeitraum die Hilfe in Anspruch. 71 8. Rehabilitation Ein Beitrag der Deutsche Rentenversicherung Mitteldeutschland Projekt „Schnittstellenübergreifende, arbeitsbezogene Fall-Begleitung in der suchttherapeutischen Nachsorge als Schlüssel zu Erwerbsintegration und Rückfallprophylaxe (SaBINE)“ Die Deutsche Rentenversicherung Mitteldeutschland erbringt jährlich eine Vielzahl an Entwöhnungsbehandlungen für suchtkranke Menschen. Hierbei kommt der Erwerbstätigkeit für ein langfristig vom Suchtmittel abstinentes Leben eine hohe Bedeutung zu. Die Optimierung suchttherapeutischer Nachsorgeprozesse im Anschluss an stationäre Entwöhnungsbehandlungen mit Blick auf eine dauerhafte Verbesserung der Abstinenzraten und einer besseren Erwerbsintegration von Betroffenen sind deshalb die Ziele des Projektes. Dazu soll eine systematische, schnittstellenübergreifende Fallbegleitung von Patienten schon in, aber insbesondere aus der stationären Entwöhnung heraus als spezifisch berufsintegrierende suchttherapeutische Nachsorge etabliert werden. Zusammen mit der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Institut für Gesundheits- und Pflegewissenschaft und in Kooperation mit vier Suchteinrichtungen in Mitteldeutschland soll untersucht werden, inwieweit eine Fallbegleitung als zusätzliches Angebot zur Regelversorgung im Rahmen einer Entwöhnungsbehandlung den Rehabilitationserfolg nachhaltig beeinflusst. Dabei wird von folgenden Effekten ausgegangen: • Betroffene können bei ihrem Weg aus der Sucht effektiver und nachhaltiger unterstützt werden, was sich in vielen Bereichen positiv auswirkt (Lebensqualität, Selbstbild etc.). • Für Rehabilitations- und Krankenversicherungsträger entstehen durch die Verbesserung der Abstinenzrate seltener Kosten für Wiederholungsbehandlungen. • Eine Integration in den Arbeitsmarkt reduziert/beendet einen bisherigen Sozialleistungsbezug und es erfolgen wieder Beitragszahlungen an die Sozialversicherung. • Die Zugänge auf Erwerbsminderungsrenten verringern sich. Aufgrund der auch für den Rehabilitationsträger Bundesagentur für Arbeit interessanten Thematik wird das Projekt zur Hälfte durch die Regionaldirektion Sachsen-Anhalt/Thüringen gefördert. 9. Maßnahmen des Ordnungsamtes der Stadt Leipzig 9.1 Mitarbeit im Aktionsbündnis Sicherheit im Leipziger Osten Auf der Basis der Drogenpolitischen Leitlinien wurde auch im Jahr 2013 auf eine enge Zusammenarbeit der verschiedenen Behörden und Institutionen zur Bekämpfung der Drogensucht gesetzt. Neben der Zusammenarbeit in den übergreifenden Gremien wie dem Drogenbeirat, dem Drogenrapport und dem Kriminalpräventiven Rat beteiligt sich das Ordnungsamt aktiv an regionalen Arbeitsgruppen und Netzwerken. Beispielhaft sei hier auf die Fortführung der guten Kooperationsstrukturen des Aktionsbündnisses „Sicherheit im Leipziger Osten“ verwiesen. 72 Die Zusammenarbeit hat sich seit Bestehen des Aktionsbündnisses bewährt und verfestigt. Dadurch ist ein behördenübergreifender Informationsaustausch zwischen Verwaltung, Polizei, Vereinen oder Initiativen und Bürgerschaft vor Ort gegeben. Im Bereich Eisenbahnstraße bleibt der Handlungsdruck groß. Durch das Zusammenspiel von präventiven und repressiven Maßnahmen konnte eine Zunahme szenetypischer Personen verhindert werden. Die Kontrollen werden in einem ausgewogenen Verhältnis von Prävention und repressiven Maßnahmen durchgeführt. Repressiv handeln heißt auch, Handel und Konsum im öffentlichen Raum einzuschränken. Das beinhaltet auch Maßnahmen der Gefahrenabwehr, Verfügung oder Ersatzvornahme zur Sicherung von leerstehenden und ungesicherten Gebäuden. Dazu gehören auch Kontrollen offen stehender Grundstücke. Die Kontrollen leerstehender Objekte sollen die Bildung neuer Rückzugsräume von Dealern und BtM-Konsumenten bereits im Ansatz verhindern. Hierbei ist im Jahr 2013 ein deutlicher Rückgang zu verzeichnen. Ein wichtiges Ziel der Maßnahmen des Ordnungsamtes ist die Erhöhung der Sauberkeit im öffentlichen Raum und in den Grünanlagen. Die zuständigen Ämter Stadtreinigung und Ordnungsamt werden dabei von Beschäftigten bzw. Teilnehmer/-innen der geförderten Sauberkeitsprojekte "Blau-Gelbe Engel" und "Zusätzliche Säuberung städtischer Grünanlagen" (in der Förderform Arbeitsgelegenheit mit Mehraufwandsentschädigung) und dem "Sauberkeitsprojekt50" (in der Förderform "Förderung von Arbeitsverhältnissen") unterstützt. Ein Kontrollschwerpunkt ist der Bereich Koehlerstraße und Bernhardi-Platz. Dort befindet sich eine Kindertagesstätte und eine Parkanlage mit Sport- und Spielanlagen. Die regelmäßigen Gespräche und Kontakte zu der ansässigen Kindertageseinrichtung „Montessori“ bestanden auch im Jahr 2013. Hier sind tägliche Kontrollen des Ordnungsamtes notwendig, da der Bereich von Betäubungsmittelkonsumenten und alkoholisierten Personen stark frequentiert wird. In enger Zusammenarbeit mit den Streetworkern vom Amt für Jugend, Familie und Bildung und der Alternative I werden die Personen im Rahmen des Jugendschutzes auf die Einhaltung der §§ 2 und 4 der Polizeiverordnung der Stadt Leipzig kontrolliert und aufgesucht. Bei den Kontrollen wurden Verhaltensweisen mit öffentlichen Beeinträchtigungen (z. B. aggressives Betteln bzw. sonstiges aggressives, aufdringliches Verhalten) gem. § 4 Polizeiverordnung der Stadt Leipzig festgestellt. Im Rahmen der Kontrollen wurden die Personen belehrt und bei Wiederholungen die Ordnungswidrigkeiten angezeigt. Durch die bauliche Weiterentwicklung des Stadtteils Leipzig Ost, z. B. durch die Sanierung von Altbauten und der Fertigstellung der Sporthalle am Rabet ist eine weitere Aufwertung des Stadtteils zu verzeichnen. Die Zusammenarbeit im Aktionsbündnis hat sich seit ihrem Bestehen bewährt. In den Beratungen werden die Möglichkeiten der kurzen Informationswege mit den vor Ort tätigen Vereinen, dem Quartiersmanagement, dem Amt für Stadterneuerung und Wohnungsbauförderung, der Wohnungsförderung und den Bürgerpolizisten in vollem Umfang genutzt. Hier wurde im Rahmen des Maßnahmepaketes „Sicherheit im Leipziger Osten“ das präventive und repressive Handeln des Ordnungsamtes vor Ort thematisiert. Mögliche Gefahrenquellen, z. B. Plastikspritzen und Kanülen, wurden von den Mitarbeiter/-innen des Ordnungsamtes und vor Ort tätigen Streetworker/-innen aus dem öffentlichen Raum entfernt und fachgerecht entsorgt. Durch ihre zusätzliche Präsenz konnten auch die Mitarbeiter/-innen des Ordnungsamtes dazu beigetragen, das Gesamterscheinungsbild zu verbessern. 73 Die Stadt Leipzig schöpft ihre Möglichkeiten als Verfolgungsbehörde im Rahmen ihrer Zuständigkeiten aus. Sie gewährleistet Kontrollen zur Einhaltung der gesetzlichen Bestimmungen im Bereich allgemeiner Verbote und Angebotsreduzierung (z. B. Nichtraucherschutzgesetz, Jugendschutzgesetz) sowie den Informationsaustausch zu anderen Verfolgungsbehörden wie Bundes- und Landespolizei sowie Zoll. Insbesondere sei hier auf das vertrauensvolle und koordinierte Wirken von Polizei, Ordnungsamt, Suchtberatungsstellen und dem Amt für Jugend, Familie und Bildung verwiesen. Im Rahmen der täglichen Kontrollen durch das Ordnungsamt konnten im Jahr 2013 folgende Ergebnisse erzielt werden: Tabelle 30: Ergebnisse der Kontrollen des Ordnungsamtes 2012 und 2013 Vorgang 2012 2013 Kontrollen zu leerstehenden Grundstücken 27 36 Sicherungsmaßnahmen durch Eigentümer (nach Aufforderung) 4 3 Anordnung von Auflagen an Eigentümer 19 6 Beräumung von Grundstücken 3 2 Spritzenfund im ges. Stadtgebiet 56 42 Personenkontrollen/Identitätsfeststellung 14 61 Platzverweise 3 26 Feststellung zur Fahndung ausgeschriebenen Personen 2 3 Quelle: Ordnungsamt 2013 9.2 Maßnahmen gegen Beschaffungsprostitution Zur Durchsetzung der Sperrbezirksverordnung wurde die Kontrollpräsenz des Ordnungsamtes im Bereich der Nordstraße und deren angrenzenden Straßen aufrecht erhalten. Die gemeinsamen Kontrollen durch Kräfte des IZD (Inspektion Zentrale Dienste), des Polizeivollzugsdienstes der Polizeidirektion Leipzig, dem Polizeirevier Zentrum und des Ordnungsamtes zeigen positive Ergebnisse und es ist weiter ein leichter Rückgang von sich prostituierenden Frauen gegenüber dem Jahr 2012 zu verzeichnen. Im Jahr 2013 wurden zehn sich prostituierende Frauen und Mädchen im Alter zwischen 18 und 65 Jahren festgestellt. Alle sind Drogenkonsumentinnen. Es wurden 26 Verstöße im Rahmen der Kontrollen zur Sperrbezirksverordnung der Stadt Leipzig angezeigt und 26 Platzverweise ausgesprochen. Die Zahl von Vorgängen zu angezeigten Verstößen zum § 3 Polizeiverordnung der Stadt Leipzig (Ansprechverbot) sind im Rahmen der Kontrollen zur Durchsetzung der Sperrbezirksverordnung im Jahr 2013 gestiegen. Diese Zahl ist ausschließlich auf einen erhöhten Kontrolldruck gegenüber den Freiern zurückzuführen. 74 9.3 Jugendschutzkontrollen Auch bei den Kontrollen im Jahr 2013 lag der Fokus auf dem Alkoholkonsum von Jugendlichen in Park- und Grünanlagen. Vor allem in den Sommermonaten lag das Hauptaugenmerk hierbei nicht nur bei den Jugendlichen, sondern auch auf den umliegenden Verkaufseinrichtungen, um die in diesen Einrichtungen tätigen Gewerbetreibenden für den Jugendschutz zu sensibilisieren. Stadtordnungsdienst Insgesamt kann aus der Sicht des Ordnungsamtes eingeschätzt werden, dass mit der erfolgten Schwerpunktsetzung im Jahr 2012 die Zusammenarbeit auf den geschaffenen Arbeitsebenen, u. a. Stadtteilladen Grünau und Runder Tisch Allee-Center, fortgeführt wurde und sich dadurch die angespannte Problematik mit alkoholisierten Jugendlichen deutlich entspannt hat. Die guten Erfahrungen der Teilnahme an Beratungen „mobile Streetwork“ und der Mitarbeit an gemeinsamen Projekten konnten weiter fortgesetzt werden. Dies führte auch zu einem deutlichen Rückgang der Anzeigen und Beschwerden im Bereich Allee-Center. Im Rahmen der Ganzheitskontrollen in Gaststätten, Spielhallen und Spätverkaufsstellen wurde nicht nur die Einhaltung der Bestimmungen des Gewerberechts und des Immissionsschutzgesetzes, sondern auch des Nichtraucherschutzgesetzes und des Kinder- und Jugendschutzes kontrolliert. Dabei sind 64 Gaststätteneinrichtungen kontrolliert und acht Anzeigen eingeleitet worden. Die seit 2013 begonnenen Kontrollen und präventiven Maßnahmen mit der eingesetzten Security zu den Veranstaltungen der Kleinmesse am Cottaweg wurden fortgeführt. Hierzu gibt es Abstimmungen mit dem Amt für Jugend, Familie und Bildung, Fachbereich Kinder- und Jugendschutz und dem Bereich Suchtbeauftragte des Gesundheitsamtes. 9.4 Bußgeldbehörde In der Zentralen Bußgeldbehörde wurden 271 Anzeigen zu Fahren unter Alkohol bzw. Betäubungsmitteln bearbeitet. 175 Verstöße entfielen dabei auf das Führen eines Fahrzeugs unter Alkoholeinfluss und 96 auf das Führen eines Fahrzeugs unter Einfluss von Betäubungsmitteln. Abbildung 9.1: Anzeigen wegen Fahren unter Alkohol oder Betäubungsmitteln 450 400 350 300 250 200 334 338 287 273 150 175 Fahren unter Alkohol Fahren unter BtM 100 50 0 64 56 108 66 96 2009 2010 2011 2012 2013 Quelle: Ordnungsamt der Stadt Leipzig, 2013 75 Der Zentralen Bußgeldbehörde lagen im Jahr 2013 in 10 Fällen Anzeigen zu Ordnungswidrigkeiten wegen der Kontaktaufnahme zur Vereinbarung sexueller Handlungen gegen Entgelt gegen Freier vor. In sechs Fällen erfolgten Anzeigen wegen der Ausübung der Prostitution im Sperrgebiet. Im Rahmen der Anzeigenbearbeitung wurden in vier Fällen Bußgeldbescheide erlassen, von denen bisher drei rechtskräftig sind. In einem Fall wurde Einspruch eingelegt und im Ergebnis der Prüfung das Verfahren eingestellt. 9.5 Fahrerlaubnisbehörde Die in der Fahrerlaubnisbehörde im Jahr 2013 registrierten Mitteilungen zu Verstößen gegen das BtM-Gesetz sind gegenüber dem Vorjahr um 33,4 % angestiegen. Die nach FahrerlaubnisVerordnung eingeleiteten Verwaltungsmaßnahmen zur Anordnung eines ärztlichen oder medizinisch-psychologischen Gutachtens (Einnahme von Cannabis oder Besitz von Betäubungsmitteln) und die erfolgten Fahrerlaubnisentzüge stiegen gegenüber dem Vorjahr um 7,5 % an. Wie in den vorangegangenen Jahren erhielt die Fahrerlaubnisbehörde eine große Anzahl von Mitteilungen zu Drogendelikten, bei denen der Betroffene noch nie (44 %) oder nicht mehr (13 %) im Besitz einer Fahrerlaubnis war. In 34 % der eingegangenen Mitteilungen zu Verstößen gegen das Betäubungsmittelgesetz führte das zu Maßnahmen der Fahrerlaubnisbehörde. Tabelle 31: Fallzahlen 2013 2013 Mitteilungen zu Verstößen gegen das BtM-Gesetz 498 Anordnung ärztlicher bzw. medizinisch-psychologischer Gutachten 74 Fahrerlaubnisentziehungen 97 Quelle: Ordnungsamt, 2013 Bei den Mitteilungen unterscheidet die Fahrerlaubnisbehörde in ihrer Handlungsweise zwischen Mitteilungen über nachgewiesene Einnahme sogenannter harter Drogen (z. B. Crystal, Amphetamine), der Einnahme von Cannabis und dem Besitz von Betäubungsmitteln. Die 74 Anordnungen von ärztlichen bzw. medizinisch-psychologischen Gutachten beinhalteten damit die Mitteilungen über die Einnahme von Cannabis und die Mitteilungen zum Besitz von sogenannten harten Drogen. Bei nachgewiesener Einnahme sogenannter harten Drogen erfolgt die sofortige Entziehung der Fahrerlaubnis (ohne Anordnung eines ärztlichen bzw. medizinischpsychologischen Gutachtens). 9 % der Mitteilungen über Drogenkonsum führten zu keiner Maßnahme nach den Bestimmungen der Fahrerlaubnisverordnung, weil entweder kein Zusammenhang zwischen der Einnahme von Cannabis und dem Führen eines Kraftfahrzeuges bestand, zwar der Besitz von Cannabis, aber keine Einnahme belegbar war, oder der THC-Wert unter dem Grenzwert von 1ng/ml lag. Aus der gegenüber dem Vorjahr angestiegenen Zahl der Verwaltungsverfahren kann nicht gesichert der Schluss gezogen werden, dass mehr Delikte von Fahrerlaubnisinhabern begangen werden. 76 Der Anstieg kann ebenso durch vermehrte Kontrollen und damit erhöhten Feststellungen bzw. besseren Nachweismöglichkeiten hervorgerufen sein. Hierzu liegen der Fahrerlaubnisbehörde keine Informationen vor. Die Entwicklung der letzten Jahre lässt sich wie folgt abbilden: Abbildung 9.2: Mitteilungen zu Verstößen gegen das BtM Gesetz und eingeleitete Maßnahmen 600 498 376 400 200 285 144 137 47 19 46 39 49 75 75 84 74 97 0 2009 2010 2011 2012 2013 Anzahl der Mitteilungen zu Verstößen gegen das BtM-Gesetz Anzahl AO ärztlicher bzw. medizinisch-psychologischern Gutachten Anzahl der Fahrerlaubnisentziehungen Quelle: Ordnungsamt, 2013 77 10. Rauschgiftlagebild der Polizeidirektion Leipzig 10.1 Fallzahlenentwicklung mit Bewertung5 Rauschgiftdelikte gesamt Im Bereich der Stadt Leipzig ist ein nahezu gleichbleibendes Niveau der Rauschgiftdelikte zu verzeichnen. Laut Polizeilicher Kriminalstatistik (PKS) sind im Jahr 2013 im polizeilichen Zuständigkeitsbereich des Stadtgebietes Leipzig 1.434 Fälle (2012: 1.414 Fälle) erfasst worden. Von den registrierten Fällen wurden 1.361 Fälle mit insgesamt 1.260 Tatverdächtigen aufgeklärt, dies bei einer Aufklärungsquote von 94,9% (2012: 92,0%). Der Anteil der Rauschgiftdelikte6 an der Gesamtkriminalität lag 2013 gleichbleibend bei 2,0 % (2012: 2,0 %). Es wurden 1.138 (2012: 1.119) Allgemeine Verstöße (so genannte Konsumentendelikte) und 175 (2012: 178) Straftaten des unerlaubten Handels/Schmuggels mit BtM (Betäubungsmittel) sowie 121 (2012: 117) sonstige Verstöße (z. B. illegaler Anbau, illegaler Handel/Besitz in nicht geringer Menge) erfasst. Der größte Anteil der Rauschgiftdelikte ist auf Straftaten mit Amphetamin/ Metamphetamin (2013: 534 Fälle; 2012: 475 Fälle), gefolgt von Straftaten mittels Cannabis und Zubereitungen (2013: 641 Fälle; 2012: 713 Fälle), zurückzuführen. Eine spezifische Aufschlüsselung für Metamphetamin (nachfolgend auch Crystal) ist im Berichtszeitraum auf Grund ermangelnder Zählkriterien der PKS in der Gruppe der Amphetamine/Metamphetamine ausgeschlossen7. Straftaten mittels Heroin sinken unmerklich (2013: 101 Fälle; 2012: 91 Fälle). Rauschgiftdelikte im Jahresvergleich Cannabis und Crystal stellen weiterhin die hauptsächlich konsumierten Betäubungsmittel dar. Geringfügig in der Zunahme sind Straftaten im Zusammenhang mit Heroin. Der in den Vorjahren beschriebene Trend des Wechselns von Heroin auf Crystal findet im Berichtsjahr vermutlich nur noch bedingt Bestätigung. Darüber hinaus sind Fälle des Mischkonsums von Crystal und Heroin, sowohl direkt als auch indirekt bekannt. Ein Teil der Konsumentinnen und Konsumenten scheint die Drogen Crystal, Cannabis, Heroin je nach Wunsch zur individuellen Wirkung zu konsumieren. Fast gleichbleibend niedrig und unter dem Durchschnittswert der Vergleichsjahre sind Straftaten im Bereich der allgemeinen Verstöße mit Kokain/Crack, was zum einen im vergleichsweise hohen Verkaufspreis und daraus resultierend in einer anderen Konsumenten- und damit Kontrollgruppe begründen sein sollte. 5 Die Erstellung unterlag den mit der Neuorganisation Polizei.2020 einhergehenden Anpassungen örtlicher Zuständigkeitsbereiche und beschränkt sich auf das Gebiet der vier Polizeireviere der Stadt Leipzig (im Suchtbericht 2013 Gebiet der Polizeidirektion Leipzig (alt) benannt) 6 zu beachten: ohne direkte Beschaffungskriminalität zur Erlangung BtM 7 ab 1. Januar 2014 gesondert geschlüsselt 78 Abbildung 10.1: Rauschgiftdelikte Stadt Leipzig im Jahresvergleich 2009 - 2013 700 627 579 561 600 500 400 362 334 448 399 360 300 200 100 0 173 116 324 16 7 2009 318 35 8 18 6 2010 181 2011 13 15 65 20 8 2012 83 2013 Allg. Verstöße mit Kokain/Crack Allg. Verstöße mit sonst. BtM (ohne Amphetamin/Methamphetamin) Allg. Verstöße mit Amphetamin/Methamphetamin (u. a. Crystal) Allg. Verstöße mit Cannabis und Zubereitung Allg. Verstöße mit Heroin Quelle: Polizeidirektion Leipzig, Recherche 2014 1.3 Fallentwicklung der Rauschgiftdelikte Tabelle 32: Erfasste Fälle Stadt Leipzig 2010 2011 2012 2013 Rauschgiftdelikte gesamt 1.183 1.458 1.414 1.434 allgemeine Verstöße 877 1.146 1.119 1.138 unerlaubter Handel/Schmuggel 228 219 178 175 Quelle: Polizeidirektion Leipzig, Recherche 2014 1.4 Sicherstellungsmengen8 Im Jahr 2013 ist eine erhebliche Zunahme der Sicherstellungsmengen in Bezug auf alle Betäubungsmittelarten festzustellen. Nach wie vor dominieren Cannabisprodukte bei der Anzahl der Einzelsicherstellungen und den Sicherstellungsmengen, gefolgt von Crystal. 8 umfasst Sicherstellungen im Stadtgebiet Leipzig nach polizeilichen Zuständigkeitsbereichen 79 Tabelle 33: Einzelsicherstellungen im Jahr 2013 Anzahl der Einzelsicherstellungen nach Dienststelle9 2013 gesamt PD Leipzig Stadtgebiet Leipzig KPI Nord Südost Südwest Zentrum gesamt Marihuana 968 763 170 110 191 130 162 Haschisch 46 34 9 1 5 4 15 Pflanzen 60 37 22 2 13 0 0 Crystal 604 469 156 77 73 80 83 Kokain 37 35 24 1 3 5 2 Heroin 94 93 30 6 11 5 41 Amphetamin 78 51 29 4 6 6 6 Ecstasy 10 7 4 2 0 1 0 LSD 5 4 1 0 0 2 1 GHB 21 13 6 1 4 0 5 Quelle: Polizeidirektion Leipzig, Recherche 2014 Tabelle 34: Sicherstellungsmengen im Vergleich zum Vorjahr BtM 2012 2013 Marihuana 18,4 kg 42,6 kg Haschisch 361 g 2,110 kg Pflanzen k. A. 494 Stück Crystal 2,4 kg 5,7 kg Kokain 268 g 344,65 g Heroin 449 g 2.996 g Amphetamin 284 g 6,7 kg Ecstasy 185 Stück 446 Stück LSD 0 29 Stück GHB 292 ml 547,52 ml Quelle: Polizeidirektion Leipzig, Recherche 2014 9 Bei der statistischen Erhebung der Einzelsicherstellungen ist zu beachten, dass in einzelnen Fällen mehrere Betäubungsmittel sichergestellt und die Einzelsicherstellungen pro Betäubungsmittelart erfasst werden. 80 10.2 Beschaffungskriminalität 10.2.1 Direkte Beschaffungskriminalität In der PKS10 sind 27 Delikte (2012: 10) der direkten Beschaffungskriminalität d. h. Diebstahl, Raub von Betäubungsmitteln, Rezeptformularen bzw. Rezeptfälschungen ausgewiesen. Dies ist mit einer Zunahme um 63 % ein deutlicher Anstieg gegenüber dem Vorjahr und ist, auch wenn sich die Anzahl gemessen an der Gesamtkriminalität gering darstellt, als Tendenz ernsthaft zu werten. 10.2.2 Indirekte Beschaffungskriminalität Fälle der indirekten Beschaffungskriminalität werden von der PKS als solche nicht explizit erfasst und sind nur mit hohem Aufwand und am Einzelfall darstellbar. Die Zahlen der gestellten Tatverdächtigen nach der PKS geben bei weitem nicht das gesamte Bild der Beschaffungskriminalität wider, da die PKS als Täter/-innen lediglich die „Konsumenten harter Drogen“ erfasst, nicht jedoch die weiteren Täter/-innen mit BtM-Bezug (BtM-Händler, BtM-Konsumenten). Ferner sind erfahrungsgemäß nicht alle Tatverdächtigen, welche BtM-Konsumenten sind, auch tatsächlich als solche erkennbar und im polizeilichen Datensystem erfasst. Jedoch ist aufgrund polizeilichen Erfahrungswissens, insbesondere aus Vernehmungen von Tatverdächtigen bekannt, dass Konsumentinnen und Konsumenten harter Drogen ihre Sucht durch die Begehung von Delikten der Eigentumskriminalität wie Ladendiebstahl, Diebstahl in/aus Kfz, Fahrraddiebstahl, Wohnungseinbruch, Diebstahl von Betriebsstoffen und Buntmetallen sowie Raub oder auch Prostitution finanzieren. Auch Crystal ist als harte Droge einzustufen. Hierbei liegt eine geringere Preisgestaltung im Verhältnis zum hohen Wirkungsgrad vor. Bekannt wird, dass für die Finanzierung der Sucht zunächst vorhandene Eigenmittel aufgewendet und ausgeschöpft werden. Es kann davon ausgegangen werden, dass bei steigendem Bedarf Straftaten wie verschiedene Betrugsarten angewandt werden, um den Finanzbedarf zu decken. Die polizeiliche Erfahrung indiziert, dass chronisch und stark Crystalabhängige die niedrigste Hemmschwelle zur Erlangung von Finanzierungsmitteln auf illegale Weise, also durch indirekte Beschaffungskriminalität aufweisen. Als Schwerpunkte indirekter Beschaffungskriminalität gelten im Stadtgebiet Leipzig Raub, Wohnungseinbruch und besonders schwerer Diebstahl (BSD) an/aus Kfz. Die Raubdelikte sowie die Wohnungseinbrüche stagnieren auf einem insgesamt hohen Niveau. Nach wie vor ist die Belastung der PD Leipzig mit Straftaten des BSD an/aus Kfz sehr hoch. Im Bereich des Landkreises Leipzig Land stellen die örtlichen Schwerpunkte der BtM-Kriminalität gleichfalls die der typischer Weise indirekten Beschaffungskriminalität zuzuordnenden Straftaten dar. Außerdem besteht ein überproportionaler Anteil an Buntmetall- und Dieseldiebstahl sowie Diebstahl von Baumaschinen. Die im Landkreis Leipziger Land befindliche Baustelle der BAB 72 - bedeutsame infrastrukturelle Anbindung Leipzigs an andere Standorte - stellt in diesem Bereich eine lokale Tatgelegenheit dar, des Weiteren Gewerbegebiete, Siedlungsgebiete und Tagebaubereiche. 10 Polizeiliche Kriminalstatistik 81 Aus dem Ermittlungsbereich geht u. a. hervor, dass sich ein Teil der Täterschaft aus BtMKonsumenten zusammensetzt, welche angeben, sich ihren BtM-Bedarf hierüber zu finanzieren. 10.2.3 Schadensumfang Es kann davon ausgegangen werden, dass Konsumentinnen und Konsumenten harter Drogen, welche chronisch abhängig sind, im Raum Leipzig unverändert 50 bis 80 Euro pro Tag benötigen, um den BtM-Erwerb zur Befriedigung ihrer Sucht zu finanzieren. Das Ausmaß der Kosten für die Drogen- und Begleitkriminalität kann demnach nur geschätzt werden. Aufgrund der ungenügenden finanziellen Ausstattung von Konsumenten harter Drogen im Raum Leipzig ist weiterhin davon auszugehen, dass dieser Bedarf in erster Linie durch die Begehung von Straftaten der indirekten Beschaffungskriminalität gedeckt wird. Der direkte wirtschaftliche Schaden wird sehr hoch eingeschätzt, bemerkt man, dass sich der Hehlpreis für gestohlene Güter bei weit unter 50 % des Zeitwerts bewegt und daher entsprechende Mengen entwendet werden müssen, um ausreichend Geldwert zu erhalten, alternativ direkt Betäubungsmittel. Zudem entstehen hohe Schadensummen durch die Beifügung von Personen- und Sachschäden zur Erlangung des Gutes. Medizinische Folgekosten (Raubopfer), Gebäudeschäden (Türen, Fenster, Schlösser), Schäden an Kraftfahrzeugen (Scheiben, Armaturen, Schlösser, Elektronik) sind hier beispielhaft zu benennen, ebenso unbezifferte Schadenshöhen durch Betriebsunterbrechungskosten (durch Ausfall von Arbeitsmitteln) und daraus resultierenden Verzögerungen bei der Produktfertigstellung (Handwerk, Straßenbau etc.). Der wirtschaftliche Schaden wird hier äußerst hoch eingeschätzt, wobei dies generell auf dementsprechend geschädigte Wirtschaftsunternehmen zutrifft. Nachhaltig negative kommunalpolitische Auswirkungen bedingt durch die Änderung des Sozial- und Wirtschaftsverhaltens der ansässigen sowie frequentierenden Bevölkerung und Wirtschaft müssen angenommen werden. 10.3 Tatverdächtigenstruktur Es muss davon ausgegangen werden, dass das Dunkelfeld vor allem auch im Bereich der Minderjährigen deutlich höher liegt. Indizien hierfür sind Aussagen aus verschiedenen Institutionsbereichen und Untersuchungen. Aufgrund des Vorranges der Hilfeleistung und der Erziehung ggü. Minderjährigen wird in einer Anzeige kaum ein wirksames, mitunter gar gegenteilig wirkendes Mittel gesehen. Insofern werden diesbezügliche Fälle äußerst selten bekannt. 82 Abbildung 10.2: Tatverdächtige nach Alter 2013 89 5 122 Kinder Jugendliche Heranwachsende Erwachsene 1.044 Quelle: Polizeidirektion Leipzig, Recherche 2014 Die Veränderung der absoluten Zahlen stellt sich gegenüber 2012 wie folgt dar: Kinder -1 Jugendliche +6 Heranwachsende -4 Erwachsene +63 10.4 Rauschgifttote Im Zuständigkeitsbereich der Polizeidirektion Leipzig wurden im Jahr 2013 neun bestätigte Rauschgifttote (2012: fünf) im Alter 25 bis 38 Jahren registriert, davon zwei weibliche und sieben männliche Personen. Der amtlich gemeldete Wohnsitz befand sich in sieben Fällen in der Stadt Leipzig, in zwei Fällen außerhalb der PD Leipzig, aber mit Aufenthaltsort in der Stadt Leipzig. In einem Fall handelte es sich um einen Asylbewerber in einer entsprechenden Unterkunft. Alle Personen verstarben im Gebiet der Stadt Leipzig. In sieben Fällen war eine Drogenintoxikation die todesursächliche Wirkung. In sechs Fällen lag ein Mischkonsum vor, teils mit anderen Betäubungsmitteln, teils mit Medikamenten, einmal mit Alkohol. In zwei Fällen wurde eine klassische Überdosis begutachtet, einmal mittels Methamphetamin, einmal mittels Heroin. 10.5 Regionale Verteilung/Schwerpunkte Die Tatörtlichkeiten der Rauschgiftkriminalität, insbesondere des Handels mit Betäubungsmitteln, sind zum einen auf Grund der polizeilichen Maßnahmen und des daraus resultierenden Verfolgungsdrucks auf die Szene und zum anderen durch den so genannten Ameisenhandel über das gesamte Gebiet der PD Leipzig verteilt. 83 Eine Zentralisierung im Gebiet der Stadt Leipzig ist dennoch deutlich. Diese Entwicklung ist auch für die Städte im Leipziger Umland gegeben, wobei dies gleichzeitig Ausdruck des polizeilichen Kontrollgeschehens ist. In der Stadt Leipzig konzentrieren sich die bereits manifestierten örtlichen Schwerpunkte im Zentrumsbereich, im Osten sowie im Westen, gefolgt vom südwestlich und südlich gelegenen Stadtgebiet. Infrastrukturelle Knotenpunkte, Magistralen sind für eine uneingeschränkte Mobilität für den Handel in der Phase zum Verteiler und zum Konsumenten ebenso günstige Orte wie, Aussagen zufolge, Einkaufszentren, welche den Schutz der Menschenmenge bieten. Crystal wird nach wie vor in der Tschechischen Republik primär zum Eigenverbrauch erworben. Einige Konsumentinnen und Konsumenten erwerben eine über den Eigenverbrauch hinaus gehende Menge, welche zum Weiterverkauf im näheren sozialen Umfeld bestimmt ist, wobei es sich um kleinere bis mittlere Mengen handelt. 10.6 Prävention Die Polizeidirektion Leipzig führte auch 2013 Präventionsveranstaltungen der verhaltensorientierten Drogenprävention für die Zielgruppen der Eltern, der Pädagogen und der Kinder und Jugendlichen nach konzeptionellen Vorgaben durch. So wurde im Berichtsjahr innerhalb der Kriminalprävention im Bereich der Polizeidirektion Leipzig11 folgende Aufklärungsarbeit durch die IZD, Fachdienst Zentrale Aufgaben, Fachbereich Prävention geleistet: Tabelle 35: Präventionsveranstaltungen im Jahr 2013 Polizeiliche Veranstaltung/Zielgruppe Anzahl Veranstaltungen Anzahl Teilnehmer Schüler 240 4.564 Lehrer 11 Eltern 24 Polizeibeamte 14 2.078 Quelle: Polizeidirektion Leipzig, Recherche 2014 Die Erfahrung aus der anlassfreien, neutralen Kommunikation im Rahmen von Präventionsaktivitäten lässt eine Entwicklung der Einstellung zum Thema des Konsums illegaler Drogen erkennen. Im Vergleich zu den vergangenen Jahrzehnten ist eine gewachsene Relevanz der Thematik zu konstatieren und damit verbunden klare Meinungsfelder zum Pro und Contra. Die generelle, professionelle und methodisch zielgruppenspezifisch ausgerichtete Aufklärung wird nicht nur durch den Polizeivollzugsdienst als dringend notwendig erachtet, sondern auch durch die Bevölkerung kritisch eingefordert. Valide Zahlen nach Betrachtung einer Gebietsschlüsselung sind nicht erhebbar, daher handelt es sich um eine Gesamtzahl der Polizeidirektion Leipzig. 11 84 10.7 Prognosen Das polizeiliche Lagebild und erste wissenschaftliche Studien prognostizieren die Tendenz der weiteren Etablierung der Drogen Crystal und Marihuana in verschiedenen sozialen Bereichen der Gesellschaft sowie in der territorialen Verbreitung im Bundesgebiet. Des Weiteren kann ein erneut steigender Gebrauch von Heroin angenommen werden. Hierfür sprechen die Sicherstellungen. Inwieweit internationale Regelungen, eine erhöhte Kontrolldichte in dem Grenzgebieten Tschechien zur Bundesrepublik sowie Aktivitäten der Freistaaten Bayern und Thüringen Wirkung für das Gebiet der Stadt Leipzig entfalten, kann derzeit nicht abgeschätzt werden. Da sich der Bedarf an illegalen Betäubungsmitteln bei einem Suchtverhalten manifestiert hat, kann davon ausgegangen werden, dass stets eine Anpassung der Schmuggel- und Beschaffungswege vorgenommen wird. 10.8 Handlungskonzepte Auf Grundlage des unter Leitung des Landespräventionsrates Sachsen erstellten 10-PunktePlans zur Prävention und Bekämpfung des Crystal-Konsums sowie der seit Dezember 2012 bestehenden Bekämpfungskonzeption Crystal und deren diesjähriger Fortschreibung richtet sich die Strategie zur Bekämpfung der Betäubungsmittelkriminalität der PD Leipzig aus. Gleichzeitig gilt es im Rahmen der präventiven und repressiven Aufgaben wachsam gegenüber Entwicklungen und Tendenzen, auch hinsichtlich weiterer illegaler Drogen zu sein. Grundlage der Qualitätssicherung sind maßgeblich der kontinuierliche Informationsaustausch, geeignete Fortbildungsmaßnahmen für die Mitarbeiter/-innen der PD Leipzig sowie die Teilnahme an Gremien und Fachtagungen zum Thema. Die organisatorischen Strukturen haben sich hinsichtlich der Bekämpfung der Betäubungsmittelkriminalität bewährt und werden somit fortgeführt. So zeichnen sich für die Bearbeitung der Allgemeinen Verstöße gegen das BtMG und das AMG12 die Polizeireviere13 und für die Bearbeitung der Verstöße des illegalen Handels gegen das BtMG und das AMG die Kriminalpolizeiinspektion14 mit dem Fachkommissariat und der darin integrierten „Operativgruppe Rauschgift“ verantwortlich. Der Eindämmung der durch Suchtkrankheit und daraus resultierender Straftaten indirekten Beschaffungskriminalität wird durch Priorisieren der Ermittlungs- und Aufklärungsarbeit Rechnung getragen. Im Sinne einer ganzheitlichen Begegnung des Phänomens besitzt die Drogenprävention einen hohen Stellenwert. Die Durchführung erfolgt nach dem Ansatz des Konzeptes „Prävention im Team“ und gibt der Netzwerkarbeit Vorrang. Arzeneimittelgesetz Im Bereich Zentrum in Zusammenarbeit mit der Bundespolizei innerhalb der GEG BaZe 14 Im Bereich der PD Leipzig in Zusammenarbeit mit dem Zoll innerhalb der GER Westsachsen 12 13 85 86 Prüfkatalog Prüfung der Übereinstimmung mit dem strategischen Ziel: Schaffung von Rahmenbedingungen für den Erhalt bzw. die Neuschaffung von Arbeitsplätzen Wenn relevant angekreuzt wurde, dann bitte alle folgenden Indikatoren bewerten: verbessert gesichert verschlechtert Begründung keine in Vorlage Auswirkung Seite 1 negative Auswirkung keine Auswirkung 1 Arbeitsplatzsituation 2 Ausbildungsplatzsituation 3 finanzielle Situation der Unternehmen: sie wird durch städtische Entscheidung (z. B. zu Steuern, Gebühren, Preisen für Gas-WasserStrom) 4 Bedeutung des Vorhabens für wirtschaftliche Entwicklung positive Auswirkung hoch mittel 5 Finanzierung Drittmittel/ Fördermittel private Mittel ja 1) niedrig nein ja nein finanzielle Folgewirkungen für die Stadt ja nein keine Auswirkung Das Ausfüllen der Seitenangabe ist dem Einreicher freigestellt. Prüfkatalog Prüfung der Übereinstimmung mit dem strategischen Ziel: Schaffung von Rahmenbedingungen für eine ausgeglichenere Altersstruktur. Das Handeln der Stadt richtet sich auf Kinder, Jugendliche und Familien mit Kindern aus. Wenn relevant angekreuzt wurde, dann bitte alle folgenden Indikatoren bewerten: Indikatoren 1 Vorschulische Bildungs- und Betreuungsangebote (Qualität, Vielfalt, Erreichbarkeit, Quantität/Umfang) 2 Schulische Bildungsangebote, Ausbildung und Studium (Qualität, Vielfalt, Erreichbarkeit, Quantität/Umfang) verbessert auf bisherigen Niveau verschlechtert keine Auswirkung Begründung in Vorlage Seite 1 3 Wohnbedingungen für Kinder, Jugendliche und Familien (Angebot, Attraktivität, Vielfalt, Infrastruktur) 4 Kultur- und Freizeitangebote, Möglichkeiten zum Spielen, Sporttreiben und Treffen sowie Naturerfahrungen für Kinder, Jugendliche und Familien 5 Gesundheit und Sicherheit von Kindern und Jugendlichen/Schutz vor Gefahren 6 Integration von Kindern und Jugendlichen mit Behinderungen oder Migrationshintergrund 7 Finanzielle Bedingungen von Familien Indikator hat stattgefunden ist vorgesehen 8 Beteiligung von Kindern, Jugendlichen und Familien bei der zu treffenden Entscheidung 1) Stad t Das Ausfüllen der Seitenangabe ist dem Einreicher freigestellt. ist nicht vorgesehen Begründung in Vorlage, Seite 1