Daten
Kommune
Krefeld
Größe
395 kB
Erstellt
16.07.18, 14:02
Aktualisiert
25.01.19, 03:18
Stichworte
Inhalt der Datei
TOP
Vorlage des Oberbürgermeisters der Stadt Krefeld
öffentlich
Datum 11.05.2015
Nr.
1428 /15
Anlage-Nr.
FB/Geschäftszeichen: - 40/VHS Beratungsfolge:
Sitzungstermin:
Integrationsrat
28.05.2015
Betreff
Integrationsarbeit der Volkshochschule Krefeld/Neukirchen-Vluyn
Angebote und Perspektiven
Beschlussentwurf:
Der Integrationsrat nimmt den Bericht der Volkshochschule zur Integrationsarbeit zur Kenntnis.
Unmittelbare finanzielle Auswirkungen
ja
X nein
Finanzielle Auswirkungen und Begründung auf den Folgeseiten
Begründung
Seite 1
Finanzielle Auswirkungen
Vorlage-Nr. 1428 /15
Die unmittelbaren finanziellen Auswirkungen des Beschlusses sind im Haushaltsplan berücksichtigt:
ja
nein
Innenauftrag:
Kostenart:
PSP-Element:
Nach Durchführung der Maßnahme ergeben sich keine Auswirkungen auf die Haushaltswirtschaft:
Personalkosten
Sachkosten
Kapitalkosten
(Abschreibungen oder Zinsen)
Kosten insgesamt
abzüglich
0,00 EUR
- Erträge
- Einsparungen
0,00 EUR
Bemerkungen
Begründung
Seite 2
1. Integrations- und Deutschkurse/ Sprachprüfungen/ Einbürgerungstests
Mit ihrem Qualifizierungsangebot ist die Volkshochschule mit Abstand der größte Integrationskursanbieter in Krefeld und der Region. Im Jahr 2014 fanden in der Volkshochschule Krefeld/
Neukirchen-Vluyn 167 Deutschkurse mit insgesamt 10.482 Unterrichtsstunden (UStd.) und 2.492
Teilnehmenden statt.
Das umfangreiche Angebot wird von einer wissenschaftlichen Mitarbeiterin verantwortet. Für
Organisation und Durchführung stehen zwei sozialpädagogische Kräfte (Muttersprache Türkisch
bzw. Russisch) sowie 30 nebenamtliche Dozentinnen und Dozenten zur Verfügung.
Die VHS unterscheidet bei ihren Angeboten zwischen den Integrationskursen (1.a), die gemäß
§43 des Aufenthaltgesetzes durch das Bundesministerium für Migration und Flüchtlinge (BAMF)
gefördert werden, den Kursen „Deutsch als Fremd-/Zweitsprache“ (1.b), die ohne zusätzliche
öffentliche Förderung als offenes Bildungsangebot besucht werden und den Angeboten für Asylbewerber/innen (1.c).
Als akkreditiertes Prüfungszentrum führt die VHS jährlich ca. sechs A1, zwei B1 und vier A2/B1
Prüfungen für ca. 250 Teilnehmende durch. Außerdem verantwortet sie monatlich einen Einbürgerungstest.
1a) Integrationskurse
Die Integrationskurse, auch „BAMF-Kurse“ genannt, entsprechen der Verordnung, die 2005 im
Integrationsgesetz festgelegt wurde. Migrantinnen und Migranten, die einen Daueraufenthalt in
der BRD oder eine Einbürgerung wünschen, müssen Sprachkenntnisse auf einem bundeseinheitlich geregelten Sprachniveau in einer Zertifikatsprüfung (Deutschtest für Zuwanderer, DTZ)
nachweisen. Den Teilnehmenden wird in der Regel eine Förderung von 600 UStd. in Deutsch plus
60 UStd. in politischer Grundlagenbildung gewährt. Die Kurse werden in der Regel mit 20 UStd.
pro Woche in einem Zeitraum von 10 bis 12 Monaten durchgeführt. Unterrichtsziel ist die Erlangung des Deutschzertifikats auf der Niveaustufe B1.
2014 setzte sich die Teilnehmerzahl wie folgt zusammen: rund 25% wurden vom Jobcenter verpflichtet, 20% von der Ausländerbehörde, 55% der Teilnehmenden kamen freiwillig. 83% der
Teilnehmenden des Abschlusstestes DTZ haben 2014 die Prüfung erfolgreich abgelegt und ein
Zertifikat auf dem Sprachniveau B1/A2 erhalten.
Das Interesse an einem Besuch der Integrationskurse der VHS Krefeld hält weiter an. Dies ist sicherlich auf die qualifizierte Beratung, die sozialpädagogische Betreuung und die zielgruppenspezifischen Angebote zurückzuführen. Die VHS hat sich besonders auf Elternkurse und Alphabetisierungskurse (jeweils 960 UStd.) sowie auf allgemeine Kurse in Teilzeit am Abend für Berufstätige spezialisiert. Aktuell laufen gleichzeitig 18 Integrationskurse.
1b) Deutsch als Fremd-/Zweitsprache - Selbstzahler
Neben den Integrationskursen werden die regulären Kurse „Deutsch als Fremdsprache“ (DaF),
mit durchschnittlich 4 UStd. pro Woche ohne öffentliche Förderung angeboten. Dieser Kursbereich erfreut sich einer starken Nachfrage. Die Teilnehmerzahl stieg von 719 im Jahr 2012 auf
881 im Jahr 2014. Hier lernen vorwiegend osteuropäische Arbeitnehmer Deutsch. Der wachsende Zuspruch der Deutschkurse auf dem hohen Sprachniveau B2 lässt darauf schließen, dass die
Motivation in Hinblick auf eine berufliche Qualifikation steigt.
1c) Deutsch für Flüchtlinge
Begründung
Seite 3
Seit mehr als zehn Jahren können Asylsuchende freie Plätze der Deutsch-Kurse für 1,-- EUR pro
Kurs besuchen. Seit Herbst 2013 stieg die Nachfrage, sodass ab 2014 zwei Anfängerkurse pro
Semester ausschließlich für Asylsuchende eingerichtet wurden (Finanzierung: FB 50 1 Kurs, 1
Kurs VHS). Insgesamt besuchten im Jahr 2014 82 Asylbewerber Deutschkurse der VHS auf dem
Niveau A1.1 und A1.2. Zusätzliche 23 Asylbewerber/innen besuchten Deutschkurse, die über das
Sprachniveau A1.2 hinausgingen.
2015 stellte das Land kurzfristig Mittel für den Deutschunterricht von Asylbewerbern zur Verfügung. Die VHS Krefeld-Neukirchen-Vluyn kann auf dieser Finanzierungsbasis einen ersten Flüchtlingskurs (100 UStd.) im Mai 2015 beginnen.
Eventuell können aus Stiftungsmitteln der Stadt Krefeld in den nächsten beiden Jahren weitere
Kurse angeboten werden.
1d) Deutsch für Jugendliche ab Sekundarstufe I
Die VHS arbeitet als verlässliche und engagierte Partnerin in allen Arbeitskreisen und Gremien
des Netzwerks Integration mit. Sie steht in engem Kontakt mit allen integrationsrelevanten Krefelder Einrichtungen, wie dem Kommunalen Integrationszentrum (KI), dem Schulamt für die
Stadt Krefeld, dem Integrationsbüro, den Migrantenselbstorganisationen, der Arbeitsagentur
und dem Jobcenter, verschiedensten Bildungseinrichtungen und Krefelder Schulen. Die VHS kann
entsprechend reagieren, wenn besondere Angebote für bestimmte Zielgruppen gefragt sind. So
wurden Deutschsprachförderangebote in Schulen und in den Ferien mittlerweile bereits viermal
als Sprachförderprojekt talentCAMPus für Sek. I durchgeführt.
Seit Februar dieses Jahres organisiert die VHS in Kooperation mit dem KI das aus BuT–Mitteln
finanzierte DaZ -Projekt „Erfolg erleben!“. Zwei Jahre lang wird an 9 weiterführenden Schulen
ergänzend zum DaZ-Unterricht Deutschunterricht für sogenannte Seiteneinsteiger durchgeführt.
1e) Qualifizierung von ehrenamtlichen Deutsch-Vermittlern im Bereich der Flüchtlingsbetreuung
Mit den Flüchtlingszahlen wächst auch in Krefeld die Zahl der Menschen, die Flüchtlinge willkommen heißen und sie ehrenamtlich begleiten und unterstützen möchten. Ganz ohne professionelle Begleitung und Unterstützung kann gut gemeintes Engagement im sozialen Bereich aber
auch schnell missglücken. Wenn aus fehlendem interkulturellem Verständnis oder aus Unkenntnis der didaktischen Besonderheiten des Deutsch-als-Fremdsprachen-Unterrichts Frustrationen
über z.B. „undankbare“ Reaktionen entstehen, können sich Vorurteile verfestigen und sich Willkommenskultur ins Gegenteil verkehren. Als Expertin für den Bereich Deutsch als Fremdsprache
möchte die VHS in Kooperation mit dem Flüchtlingsrat, Fachbereich 50, dem katholischen Forum, dem Freiwilligenzentrum und den Migrationsberatungsstellen ehrenamtliche DeutschVermittler, die im Bereich der Flüchtlingsbetreuung bereits aktiv sind oder es werden möchten,
qualifizieren und begleiten.
Begründung
Seite 4
1f) Sprachcafés in Familienzentren
Auf Anfrage bietet die VHS Sprachcafés für Mütter in Familienzentren an. Als längste Maßnahme
bisher ist das Sprachcafé im Familienzentrum Feldstraße hervor zu heben, das seit einem Jahr
regelmäßig einmal in der Woche mit 2 UStd. stattfindet.
2.Perspektiven: Integrationsarbeit im demografischen Wandel
Die Zukunft der Integrationsangebote der Volkshochschule ist eng verknüpft mit dem demografischen Wandel in der BRD. Die Geburtenstatistik schafft Fakten: unsere Gesellschaft wird bunter,
älter und sie schrumpft.
Bei Überlegungen zu den Bildungsperspektiven im Rahmen der VHS-Integrationsarbeit sollte
unterschieden werden zwischen der „strukturellen Integration“ als einer Bildungsarbeit im engeren Sinne, die den Spracherwerb und die berufliche Weiterbildung betrifft. Daneben besteht das
Feld der „sozialen Integration“, das die Volkshochschule durch entsprechende Bildungsangebote
fortsetzen und vertiefen möchte. Hierbei geht es um interkulturelle Verständigung, persönliche
Kontakte zwischen Menschen verschiedener Nationalitäten, um die Bereitschaft der gegenseitigen Annäherung unter Wahrung der kulturellen Identität.
2a) Strukturelle Integration durch berufliche Qualifizierung
Die Volkshochschule strebt an, ihre bewährten Qualifizierungsangebote sowie neue am Bedarf
orientierte Angebote vorzuhalten. Dazu zählen konkret:
• Beteiligung am ESF-BAMF-Projekt in der neuen Förderperiode, Maßnahmestart im Oktober
2015. Das ESF-BAMF Projekt bietet Jobcenter-Kunden nach Besuch des Integrationskurses die
Möglichkeit zur beruflichen Orientierung und Entwicklung, u.a. durch berufsbezogene Sprachförderung, EDV- und Mathematikunterricht sowie Praktika.
• Deutsch für Altenpflegehelfer, ESF finanzierte, bereits beantragte Maßnahme
• Beratungsstelle zur beruflichen Entwicklung (BBE), ein Beratungsangebot für Menschen mit
beruflichen Veränderungswünschen, Berufsrückkehrende (nach einer familiären Unterbrechung
der Berufstätigkeit) sowie Frauen und Männer mit im Ausland erworbenen Berufsqualifikationen. Die Beratung kann bis zu neun Stunden umfassen und ist für die Ratsuchenden kostenlos.
2b) Soziale Integration durch Eltern-, Familien- und Jugendbildung
Mit ihrer ausgeprägten Eltern- und Familienarbeit im Integrationsbereich wird die Volkshochschule sowohl ihrem gesetzlichen Auftrag als öffentliche Bildungseinrichtung als auch einem
modernen, erfolgsorientierten Integrationsansatz gerecht. Diese Arbeit findet ihren Ausdruck
z.B. in den früheren Projekten „Starke Eltern – Starkes Umfeld – Starke Jugendliche“, dem KiBbProjekt („Kinder auf ihrem Bildungsweg begleiten“) sowie mehrsprachigen Elternseminaren zu
verschiedenen Erziehungsthemen. Integration ist mehr als Deutschunterricht, gelungene Integration muss auch die familiäre und die persönlich-emotionale Ebene berücksichtigen.
Aktuell beteiligt sich die Volkshochschule deshalb als Kooperationspartner der Türkischen Union
Krefeld an dem Projekt „Jugend. Dialog. Religionen@Krefeld – Gemeinsam gegen gesellschaftliche Polarisierung“. Jugendliche mit Zuwanderungsgeschichte entwickeln in diesem Projekt Demokratiebewusstsein und einen differenzierten Umgang zu Fragen der Identität, Religion und
Gesellschaft. Durch verschiedene, modular aufgebaute Qualifizierungsmaßnahmen soll die Motivation zur gesellschaftlichen Partizipation gestärkt werden. Projektbeginn ist im Mai 2015.
Die Volkshochschule hat sich als kommunaler, allen bekannter, zentraler und zugänglicher Ort
des interkulturellen Miteinanders etabliert.
Begründung
Seite 5
In diesem Jahr wird in Zusammenarbeit mit der Türkischen Union Krefeld in der Volkshochschule
der 5. Türkische Gesundheitstag stattfinden. Die Volkshochschule bietet außerdem regelmäßig
Lesungen, Ausstellungen, Stadtrundfahrten sowie landeskundliche Vorträge zu verschiedenen
Herkunftsländern an, mit dem Ziel, den interkulturellen Austausch und eine „emotionale“ Integration zu fördern.
Damit trägt die VHS ihren Teil dazu bei, dass Integration in Krefeld auf einem guten Weg bleibt
und keine Einbahnstraße ist.