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Verwaltungsvorlage (Ergänzung des rechtskräftig eingetragenen Baudenkmals Konrad-Adenauer-Platz 17 – Stadthaus um die Fahrradhalle)

Daten

Kommune
Krefeld
Größe
550 kB
Erstellt
16.07.18, 14:02
Aktualisiert
25.01.19, 03:43

Inhalt der Datei

TOP Vorlage des Oberbürgermeisters der Stadt Krefeld öffentlich Datum 14.11.2016 Nr. 3370 /16 Anlage-Nr. FB/Geschäftszeichen: - 61/UDB Beratungsfolge: Sitzungstermin: Bezirksvertretung West 13.12.2016 Kultur- und Denkmalausschuss 21.02.2017 Betreff Ergänzung des rechtskräftig eingetragenen Baudenkmals Konrad-Adenauer-Platz 17 – Stadthaus um die Fahrradhalle Beschlussentwurf: Für die Bezirksvertretung Krefeld-West: Die Bezirksvertretung Krefeld-West nimmt die Eintragung der Fahrradhalle auf dem Grundstück Konrad-Adenauer-Platz 17 in die Denkmalliste der Stadt Krefeld zustimmend zur Kenntnis. Die Fahrradhalle ergänzt den Umfang des bereits rechtskräftig eingetragenen Baudenkmals „KonradAdenauer-Platz 17 – Stadthaus“ Für den Kultur- und Denkmalausschuss: Der Kultur- und Denkmalausschuss nimmt die Eintragung der Fahrradhalle auf dem Grundstück Konrad-Adenauer-Platz 17 in die Denkmalliste der Stadt Krefeld zustimmend zur Kenntnis. Die Fahrradhalle ergänzt den Umfang des bereits rechtskräftig eingetragenen Baudenkmals „KonradAdenauer-Platz 17 – Stadthaus“ Unmittelbare finanzielle Auswirkungen ja Finanzielle Auswirkungen und Begründung auf den Folgeseiten X nein Begründung Seite 1 Finanzielle Auswirkungen Vorlage-Nr. 3370 /16 Die unmittelbaren finanziellen Auswirkungen des Beschlusses sind im Haushaltsplan berücksichtigt: ja nein Innenauftrag: Kostenart: PSP-Element: Nach Durchführung der Maßnahme ergeben sich keine Auswirkungen auf die Haushaltswirtschaft: Personalkosten Sachkosten Kapitalkosten (Abschreibungen oder Zinsen) Kosten insgesamt abzüglich 0,00 EUR - Erträge - Einsparungen 0,00 EUR Bemerkungen Begründung Seite 2 Ergänzung des mit Datum 16.6.1999 rechtskräftig eingetragenen Baudenkmals KonradAdenauer-Platz 17 – Stadthaus um die auf demselben Grundstück stehende Fahrradhalle. Vorbemerkung Das Stadthaus ist seit dem 16.06.1999 rechtskräftig unter der laufenden Nummer 836 in die bei der Stadt Krefeld geführten Denkmalliste des Landes Nordrhein-Westfalen eingetragen. Der Gebäudekomplex, bestehend aus einem dreieinhalbgeschossigen Verwaltungsriegel und einem neungeschossigen Lager- und Bürogebäude, die über einen Verbindungsgang miteinander verbunden sind, ist, einschließlich seiner städtebaulichen Einbindung, d. h. dem Vorplatz mit begleitenden Grünflächen, bedeutend für die Geschichte des Menschen und die Geschichte der Städte und Siedlungen. Für seine Erhaltung und Nutzung liegen künstlerische, wissenschaftliche, hier architekturgeschichtliche und städtebauliche Gründe vor. Die Fahrradhalle ist bei der Unterschutzstellung des Stadthauses 1999 nicht berücksichtigt worden, jedoch zählt sie zweifelsohne zum denkmalwerten Ensemble dazu; schließlich wurde sie im Frühjahr 1953 von Egon Eiermann im Rahmen der Gesamtplanung des VerseidagVerwaltungskomplexes entworfen. Eiermann ging ebenso minutiös und detailliert beim Entwurf der Fahrradhalle vor, wie er es bei den beiden Hauptgebäuden getan hatte, obgleich es sich um ein nebengeordnetes Funktionsgebäude handelt. Lage und Schutzumfang Das Stadthaus befindet sich im Krefelder Ortsteil Kempener Feld/Baakeshof, nordwestlich der Krefelder Innenstadt, westlich des Kaiser-Wilhelm-Parks und in unmittelbarer Nähe zu den denkmalgeschützten Verwaltungs- und Produktionsgebäuden der Verseidag, die nördlich anschließen. Diese wurden teilweise von Mies van der Rohe Anfang der 1930er Jahre entworfen und sind die einzigen Fabrikgebäude, die Mies van der Rohe je geplant hat. Er erarbeitete seinerzeit auch einen Entwurf für ein Verwaltungsgebäude der Verseidag am heutigen KonradAdenauer-Platz, der aber kriegsbedingt nicht umgesetzt wurde. Die Fahrradhalle liegt östlich des Stadthaus-Komplexes, parallel zum Hochhausgebäude. Der Schutzumfang des Stadthauses, der das dreieinhalbgeschossige Verwaltungsgebäude, das neungeschossige Büro- und Lagerhochhaus, den Verbindungsgang sowie die umgebenden Freiflächen umfasst, wird um die Fahrradhalle in ihrer bauzeitlichen Erscheinung, Substanz und Konstruktion, wie im Folgenden beschrieben, erweitert. Begründung Seite 3 Krefeld, Konrad-Adenauer-Platz 17, Stadthaus (violett schraffiert) und Fahrradhalle (türkis schraffiert), Auszug ALKIS, Stand August 2016. Baugeschichte Egon Eiermann wurde von den Vereinigten Seidenwebereien AG (Verseidag) in Krefeld in der Nachkriegszeit beauftragt, ein Verwaltungsgebäude und ein Lagerhaus zu entwerfen und die Bauausführung zu betreuen. 1938 hatte Mies van der Rohe bereits eine Planung für ein Geschäftshaus an dieser Stelle vorgelegt, das aber nicht umgesetzt wurde. Eiermann erhielt schließlich den Auftrag, einen betont einfachen Bau zu entwerfen, der die verschiedenen Funktionen – Büros, Lager und Versand – kombinieren und dabei mit seiner architektonischen Qualität überzeugen sollte. Zwischen 1950 und 1956 sind das Verwaltungsgebäude und das neungeschossige Lager- und Bürogebäude ausgeführt worden, die über eine verglaste Brücke miteinander verbunden sind. Das Verwaltungsgebäude konnte bereits 1953 bezogen werden, während sich das Hochhaus erst in der Ausführungsplanung befand. Bestandteil der Planung war auch die hier behandelte Fahrradhalle, die von Eiermann im Frühjahr 1953 entworfen und fertiggestellt wurde und sich im südöstlichen Randbereich des Grundstückes befindet. Sie liegt quer zum dreieinhalbgeschossigen Verwaltungsgebäude und parallel zum Hochhaus. Es handelt sich hierbei um einen überdachten Fahrradabstellplatz mit Pförtnerloge und Nebenräumen im Süden. Im Mai 1956 entwarf Eiermann die östliche Glaswand, da ein zusätzlicher Wind- und Wetterschutz der offen konzipierten Halle erforderlich war. Weitere Veränderungen, wie der reversible Einbau der kippbaren Garagentore auf der westlichen und nördlichen Seite sind nicht erhaltenswert und kein Bestandteil des Schutzumfanges. Begründung Seite 4 Bauzeitliches Modell des Ensembles, saai Karlsruhe, zur Verfügung gestellt vom Büro Reymann, Krefeld. Entwurfsplanung von Egon Eiermann (leicht verändert ausgeführt), saai Karlsruhe, zur Verfügung gestellt vom Büro Reymann, Krefeld. Baubeschreibung Es handelt sich um eine offen konzipierte Fahrradhalle mit einem Schmetterlingsdach aus Beton, das von neun Bünden getragen wird. Im Süden wurde eine Pförtnerloge mit WC, ein Raum für Mülltonnen und ein Raum für Altpapier eingebaut und mit hochliegenden schmalen Fenstern belichtet. Das Betonschmetterlingdach ruht auf neun Bünden. Jeder Bund besteht aus drei Pfeilern mit Überzügen. Die äußeren beiden Stützen eines Bundes nehmen jeweils die Last des Daches auf. Die Überzüge bilden in ihrer Höhe die statische Erforderlichkeit ab. Gleichzeitig definiert die statisch notwendige Höhe der Überzüge über den waagrechten Untersichten zwischen den Pfeilern die Dachneigung des Schmetterlingsdaches. In der freien Auskragung wird das gleiche statische Prinzip gestalterisch umgekehrt wirksam: Die Untersicht strebt durch die Verjüngung nach außen auf, während die Oberkante lediglich der Dachneigung folgt. Begründung Seite 5 Die Mittelstütze nimmt je nach Windlast und -richtung Druck- oder Zuglasten auf und verhindert Bewegung im gelenkigen Prinzip. Zwischen die ersten beiden Bünde im Süden der Halle ist der Raum zwischen den Stützen ausgemauert und als Pforte mit Nebenräumen ausgebaut. Die dreiseitige Befensterung mit Sprechluke auf der Westseite diente der Überwachung der Halle und der Kommunikation mit dem Personal. Die geschlossenen Wände sind gefliest. Hierbei wurden dieselben anthrazitfarbenen 10 x 10cm-Fliesen wie am Hauptgebäude verwendet. Die Anschlüsse der Fliesen an die Stahlträger sind flächenbündig und die Konstruktion so berechnet, dass die Flächen in ganze Fliesen mit definierter Fugenbreite geteilt werden können. Demnach wurden das gleiche gestalterische Prinzip und die gestalterische Sorgfalt wie beim Verwaltungsgebäude auch bei diesem Nebengebäude eingesetzt. Die Belüftungselemente über den Fliesenflächen und Fensterelementen sind als Stahl-Lamellenelemente ausgebildet und ebenfalls flächenbündig geplant und gebaut. Nicht weniger aufwändig detailliert ist die Ausführung der Windschutzwand, die drei Jahre nach Inbetriebnahme der Halle errichtet werden musste. Als spätere Zutat setzt sie sich gestalterisch bewusst ab und wird durch Rundrohre unterschiedlicher Stärke gegliedert und ausgesteift. Die Füllungen sind aus Drahtglas gefertigt und mindern weder die Transparenz noch Leichtigkeit des Gebäudes. Das statische Prinzip der Fahrradhalle ist zugleich deutlich ablesbar als auch gestalterisch harmonisch und anspruchsvoll ausgeführt. Ansicht des Verwaltungsgebäudes, im Hintergrund auf der rechten Seite mit Ansicht der Fahrradhalle, kurz nach Fertigstellung, Stadtarchiv Krefeld. Denkmalbedeutung Die Fahrradhalle ist zum Einen Bestandteil des Ensembles „Stadthaus“, dessen Denkmalwert bereits 1999 festgestellt wurde. Im Denkmallistenblatt heißt es „Der Gebäudekomplex ist einschließlich seiner städtebaulichen Einbindung, d.h. dem Vorplatz mit begleitenden Grünflächen, bedeutend für die Geschichte des Menschen, besonders die Geschichte der Städte und Siedlungen. Er ist erhaltenswert aus künstlerischen und wissenschaftlichen, besonders architekturgeschichtlichen und städtebaulichen Gründen.“ Die Bedeutungskategorien und Begründungsebenen treffen gleichermaßen für die Fahrradhalle zu, deren spezifische Eigenart im Folgenden kurz dargestellt wird. Begründung Seite 6 Bedeutung für die Geschichte des Menschen Die Fahrradhalle von Egon Eiermann ist bedeutend für die Geschichte des Menschen, da das aus technischer und konstruktiver Sicht anspruchsvolle Schmetterlingsdach, welches das architektonische und ästhetische Alleinstellungsmerkmal der Fahrradhalle darstellt, ein typisches gestalterisches Element der 1950er Jahre und ein anschaulich erhaltenes, bauliches Dokument für die Nachkriegsmoderne ist. Zugleich ist es das Werk eines der bedeutendsten Architekten des 20. Jahrhunderts, der maßgeblich die baukulturelle und architektonische Entwicklung in Deutschland prägte. Architekturhistorische Gründe für die Erhaltung und Nutzung Ganz im Sinne des Anspruchs Egon Eiermanns ist auch die eher als technische Nebenanlage geplante Fahrradhalle von der Entwurfsidee bis zur Fugenbreite durchgeplant, jeder Anschluss detailliert und damit jeder gestalterische Zufall ausgeschlossen. Alle Anbindungen und Anschlüsse sind flächenbündig, Fliesenspiegel gehen in ganzen Fliesen auf, Oberflächen werden durch die gewählten Materialien definiert und Farben und Texturen dem kraftvollen Kanon der Gesamtanlage angepasst. Die Fahrradhalle von Eiermann in Krefeld ist zum einen konstitutiver Bestandteil der Gesamtanlage des ehemaligen Verseidag – Verwaltungskomplexes und zum anderen ist an diesem scheinbar untergeordneten Nebengebäude Eiermanns Gefühl für harmonische Proportion, die sich selbst im kleinsten Detail äußert, anschaulich erhalten und nachvollziehbar. Die Maßverhältnisse sind stimmig, der Bau besticht durch seine Leichtigkeit, seine Beschwingtheit, die maßgeblich durch die Dachform evoziert werden. Das aus technischer und konstruktiver Sicht anspruchsvolle Schmetterlingsdach stellt das architektonische und ästhetische Alleinstellungsmerkmal der Fahrradhalle dar und ist zugleich ein typisches gestalterisches Element der 1950er Jahre und ein bauliches Dokument für die Nachkriegsmoderne. Aufgrund der großen bautechnischen Herausforderungen, die diese Dachform birgt, sind zahlreiche Bauten heute nicht mehr oder aber stark verändert bzw. erneuert erhalten. Bereits bei der Taschentuchweberei in Blumberg im Schwarzwald, die zwischen 1949 und 1951 errichtet wurde, hatte Eiermann im Eingangsbereich die Pförtnerei mit einem Fahrradabstellraum unter einem Schmetterlingsdach zusammengefasst. Die gesamte Industrieanlage wurde zwischenzeitlich abgebrochen, sodass sich der Vorläufer zur Krefelder Fahrradhalle nicht erhalten hat. Da die nachträglichen, reversibel eingebauten Tore das Erscheinungsbild und die Gesamtwirkung erheblich beeinträchtigen, ist die Wiederherstellung des ursprünglichen Zustands der Fahrradhalle, die letztlich einen leicht verspielten Gegenpol zum streng gegliederten Verwaltungskomplex darstellt, der heute bedauerlicherweise nicht mehr wahrnehmbar ist, aus denkmalpflegerischer Sicht äußerst wünschenswert. Kartenausschnitt: Gemarkung Krefeld, Flur20, Flurstück 710 Markierung: Umfang des zu ergänzenden Teils des Baudenkmals Begründung Anlage: Objektdatenblatt Seite 7