Daten
Kommune
Krefeld
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Erstellt
16.07.18, 14:02
Aktualisiert
25.01.19, 04:29
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Vorlage des Oberbürgermeisters der Stadt Krefeld
öffentlich
Datum 18.09.2014
Nr.
441 /14
Anlage-Nr.
FB/Geschäftszeichen: - 61-Stadtplanung, 61/12 Beratungsfolge:
Sitzungstermin:
Ausschuss für Stadtplanung und Stadtsanierung
28.10.2014
Bezirksvertretung Mitte
05.11.2014
Bezirksvertretung West
11.11.2014
Betreff
Sachstand Projekt "Alte Samtweberei" - Lewerentzblock
Beschlussentwurf:
Der Ausschuss für Stadtplanung und Stadtsanierung sowie die Bezirksvertretung Mitte und die Bezirksvertretung West nehmen den Sachstand zum Projekt "Alte Samtweberei" - Lewerentzblock zur Kenntnis
Unmittelbare finanzielle Auswirkungen
ja
X nein
Finanzielle Auswirkungen und Begründung auf den Folgeseiten
Begründung
Seite 1
Finanzielle Auswirkungen
Vorlage-Nr. 441 /14
Die unmittelbaren finanziellen Auswirkungen des Beschlusses sind im Haushaltsplan berücksichtigt:
ja
nein
Innenauftrag:
Kostenart:
PSP-Element:
Nach Durchführung der Maßnahme ergeben sich keine Auswirkungen auf die Haushaltswirtschaft:
Personalkosten
Sachkosten
Kapitalkosten
(Abschreibungen oder Zinsen)
Kosten insgesamt
abzüglich
0,00 EUR
- Erträge
- Einsparungen
0,00 EUR
Bemerkungen
Begründung
Seite 2
Die Entwicklung der ehemaligen städtischen Immobilie „Alte Samtweberei“ an der Lewerentzstraße, im Stadtumbau-West-Programm als „Leuchtturmprojekt“ bezeichnet, wird auch nach
Unterzeichnung des Erbbaurechtsvertrages kontinuierlich vorangetrieben.
Die Immobilie wurde Anfang Juni 2014 nach einstimmigem Ratsbeschluss am 6.2.2014 (Vorlage
Nr. 5618/14) per Erbbaurechtsvertrag an die von den Montag Stiftungen eigens dafür gegründeten Projektgesellschaft - die Urbane Nachbarschaft Samtweberei gGmbH, kurz UNS - übergeben.
Frauke Burgdorff und Henry Beierlorzer, die beiden Geschäftsführer der Projektgesellschaft, richteten bereits kurz danach ein Projektbüro auch als Anlaufstelle ein, das inzwischen in den ehemaligen Verwaltungsbau der Samtweberei umgezogen ist. Die Internetseite
www.samtweberei.de, die zum einen über das Projekt informiert, über Aktuelles berichtet und
auf geplante Veranstaltungen hinweist, wurde umgehend im Netz geschaltet.
Die Projektgesellschaft wird in den nächsten Jahren mit den Mitteln der Montag Stiftungen erhebliche Investitionen in die Umnutzung des ehemaligen Fabrikensembles und die städtebauliche Qualifizierung der Freiräume im Innenbereich wie im Umfeld des Blocks um die Lewerentzstraße tätigen. Im Rahmen eines gemeinwohlorientierten Ansatzes der Montag Stiftungen sollen
spätere Renditen aus der Projektentwicklung dauerhaft in den Stadtteil und seine soziale Stabilisierung zurückgeführt werden.
Die Montag Stiftungen beabsichtigen in den ersten 3 bis 5 Jahren ein Basisbudget von jährlich
mind. 60.000 € bis 80.000 € für die Begleitung und Moderation der Gemeinwesenarbeit zur Verfügung zu stellen, das mit Inbetriebnahme der Gesamtimmobilie auch dauerhaft als jährlicher
Überschuss aus dem laufendem Vermietungsgeschäft der Samtweberei in das Gemeinwesen
fließt.
Das ehemalige Verwaltungsgebäude an der Lewerentzstraße 104, das sogenannte Pionierhaus,
wurde als erster Baustein der Gesamtmaßnahme am 6. September 2014 offiziell im Rahmen eines Festes eröffnet.
Zunächst auf Zeit für ca. sechs Jahre wird dieses Gebäude als Bürohaus für Stadtteilunternehmen
und lokale Ökonomie wieder in Betrieb genommen. Die Mieter des Pionierhauses werden Teil
eines besonderen Projektes: Für eine reduzierte Monatsmiete – „Halbe Miete für das Viertel“ verpflichten sich die Mieter, eine Stunde pro Quadratmeter Mietfläche im Jahr für das Samtweberviertel, eventuell auch für das Pionierhaus selbst, zu investieren und bringen so jährlich rund
1000 Stunden ihres Know-hows für Projekte und Aktivitäten ein, die das Leben im Stadtteil lebenswerter machen. Freiberufler, Gründer oder Kleinbetriebe in enger Nachbarschaft zu Gleichgesinnten erhalten mit der günstigen Miete gute Startchancen oder können auch neue, kreative
Ideen ohne langjährigen Erfahrungshintergrund in die Realität überführen.
Die Büroflächen im Pionierhaus sind inzwischen weitgehend vermietet - bis auf die sogenannte
Heimatetage. Für diese Räume werden noch gezielt Mieter mit unterschiedlichen, interkulturellen Wurzeln aus dem Quartier gesucht.
Das daran anschließende Torgebäude, als prägender Teil des Gesamtensembles, wird in einem
vergleichsweise basisorientierten, einfachen Standard funktional saniert und wird kostengünstige Räume für urbane Mischnutzungen von Gastronomie bis zu neuen Wohn- und Arbeitsformen
bieten. Die UNS führt bereits intensive Gespräche mit interessierten Mietern.
Die beiden denkmalgeschützten Häuser Tannenstraße 79 und Lewerentzstr. 106 werden gemeinsam als geschlossene Baumaßnahme entwickelt und denkmalgerecht in enger Abstimmung
Begründung
Seite 3
mit der unteren Denkmalbehörde saniert. Der besondere Charakter des „Wohnen und Arbeiten
im Denkmal“ soll sich in offenen Grundrissstrukturen mit hoher Nutzungsflexibilität, der gestalterisch sensiblen Rekonstruktion der Fassaden und erhaltungsfähigen Bauteilen sowie angepassten Ausbaukonzepten widerspiegeln.
Das Gebäude oder Teile davon sollen von den späteren Mieterinnen und Mietern schon frühzeitig mitentwickelt werden. Hier können sich unter anderem Menschen einbringen, die ein gemeinsames Wohnprojekt umsetzen möchten. Mehrgenerationenwohnen soll durch weitgehend
barrierearme Gestaltung ermöglicht werden. Gemeinschaftsräume, nachbarschaftliche Gartenzugänge oder eigene Ausbaumöglichkeiten sollen von Anfang an in die Planung einfließen können. Hierzu fand im Juni bereits eine erste Auftaktveranstaltung statt, mit einem Bewerbungsaufruf für die geplanten Flächen. Ende September 2014 ist eine Planungswerkstatt Wohnen geplant, bei der mit der konkreten Planung begonnen werden soll.
Für den Blockinnenbereich, der weitgehend mit Shedhallen überbaut ist, hat die Stadt Krefeld in
Kooperation mit der Montag Stiftung im Rahmen des Stadtumbau-West-Programms ein Werkstattverfahren zur städtebaulichen Neuordnung durchgeführt. Vier beteiligte Planungsbüros haben gemeinsam in einem 2-tägigen Workshop am 20./21. Februar 2014 vor Ort Lösungsansätze
im Umgang mit den vorhandenen Shedhallen und den Freiflächen erarbeitet. Auf Grundlage dieses städtebaulich-freiraumplanerische Grundgerüsts wurde vom Büro DTP Davids, Terfrüchte
und Partner aus Essen ein Syntheseplan erarbeitet, der Grundlage für eine darauf aufbauendende Machbarkeitsstudie ist. Mit der Planung ist beabsichtigt, Teile der vorhandenen Shedhallen
zukünftig als überdachte Platzfläche zu nutzen und für vielfältige Nutzungen dem Quartier zu
öffnen. In Teilen werden Bereiche zu Gunsten gestalteter Grün- und Freiflächen zurückgebaut.
Die Machbarkeitsstudie zeigt ein Handlungs- und Maßnahmenprogramm auf und dient als
Grundlage für die bereits eingereichten Förderanträge zum Stadterneuerungsprogramm 2014
und 2015.
Darüber hinaus haben die Montag Stiftungen zu Beginn des Jahres im Rahmen einer Zwangsversteigerung die Immobilie Tannenstraße 67 erworben. Es ist geplant, dieses typische Dreifensterhaus beispielhaft zu sanieren. Ein Mix aus gefördertem und freifinanziertem Wohnraum soll hier
entstehen. Das bereits seit längerem leerstehende Gebäude ist stark sanierungsbedürftig.
Die Nachbarimmobilie in der Tannenstraße, derzeit in Teilen noch vermietet, befindet sich in
einem ähnlich maroden Zustand. Es zeigt sich, dass in den Innenstadtquartieren immer wieder
stark vernachlässigte Immobilien nicht den Anforderungen an gesundes und zeitgemäßes Wohnen entsprechen.
An dieser Stelle sei auf das neue Wohnungsaufsichtsgesetz des Landes Nordrhein-Westfalen hingewiesen, dass im April 2014 in Kraft getreten ist. Es gibt den Kommunen die Möglichkeit, Maßnahmen zu ergreifen, die die Eigentümer zum Handeln verpflichten, wenn Verstöße gegen geltendes Recht vorliegen.
Es ist geplant, auch in Krefeld Eigentümer entsprechender Immobilien in prekären Zuständen
mittels fachbereichsübergreifender Zusammenarbeit zum Handeln zu verpflichten.