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Kommune
Krefeld
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Erstellt
16.07.18, 14:02
Aktualisiert
25.01.19, 05:08
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Anlage zur Vorlage 4244/17
Seite 1
Die Stadt beabsichtigt im Rahmen des Förderprogramms Stadtumbau West ein
Planungs- und Nutzungskonzept zur Umnutzung des Areals des historisches
Stadtbads Neusser Straße in Auftrag zu geben.
Historie
Das seit 1882 geplante Stadtbad Neusser Straße wurde am 1. Mai 1890 feierlich
eröffnet. Es galt als schönste und prächtigste Badeanstalt im Reich mit luxuriösem
Badekomfort in Zeiten, in denen Badezimmer noch nicht zur Standardausrüstung einer
Wohnung gehörten. Das Stadtbad, im historisierenden Stil der Gründerzeit gebaut,
liegt im südlichen Bereich der Krefelder Innenstadt und erstreckt sich weit in den
Blockinnenbereich.
Gemäß den damaligen moralischen Vorstellungen wurde ein getrenntes, größeres
Schwimmbad für Herren und ein kleineres für Damen gebaut. Es gab Dusch- und
Wannenbäder in drei verschiedenen Klassen sowie ein sogenanntes „Kaiserbad“, ein
prunkvolles Salonbad. Neben einem luxuriösen irisch-römischen Bad mit Dampfbad
und Sauna stand den Krefelder Einwohnern auch eine medizinische Bäderabteilung zur
Verfügung. Die Ausstattung des Stadtbades war erlesen und prachtvoll, nur edelste
Fliesen und Mosaike wurden zur Gestaltung verwendet.
Im Jahr 1925 eröffnete das Freibad im Innenbereich, ebenfalls luxuriös ausgestattet.
Bei einem Luftangriff 1944 auf Krefeld wurde dieses jedoch zerstört, aber als
zweckmäßiges Freibad 1946 wieder eröffnet.
Die in den 50er Jahren einsetzende Modernisierung der Wohnungen läutete dann den
Niedergang des Bades ein. Die Bürger waren immer weniger auf die städtischen Duschund Wannenbäder angewiesen. So verlor die Badeabteilung gänzlich an Bedeutung
und wurde in den 1990er Jahren geschlossen.
Ein Erdbeben im April 1992 verursachte Risse in den Becken der Damen- und Herrenhalle. Das Stadtbad wurde vorübergehend geschlossen. Während 1994 das Herrenbad
als Bestandteil des seit 1985 unter Denkmalschutz stehenden historischen Komplexes
saniert und wiedereröffnet wurde, wurden das Damenbad und die übrigen Abteilungen
nicht mehr in Betrieb genommen.
Im Jahr 2000 erfolgte wegen sinkender Besucherzahlen und hoher Instandsetzungskosten die Schließung des Stadtbades Neusser Straße. Als Ersatzstandort für den
Schul- und Vereinssport musste das Schwimmbad kurzfristig noch einmal aktiviert
werden, bevor es 2003 endgültig schloss. Seitdem steht das Stadtbad leer.
Anlage zur Vorlage 4244/17
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Maßnahmenbeschreibung
Das Areal des historischen Stadtbades umfasst
ca. 8.000 m², dazu kommen ca. 2.500 m² angrenzender Flächen, die ebenfalls in städtischem Eigentum sind und in die zukünftige
Entwicklung einbezogen werden sollen. Hier
befinden sich eine Sporthalle, ein Kindergarten,
betrieben von der AWO, mit einer in das Areal
hineinragenden Außenspielfläche sowie ein
gründerzeitliches, leerstehendes Wohngebäude
an der Lewerentzstraße 7.
In den vergangenen Jahren waren verschiedene
Investoren
an
einer
Entwicklung
des
Gebäudekomplexes interessiert. Optionverträge
wurden geschlossen. Unterschiedliche Konzepte wurden vorgelegt. Rentable Konzepte
unter Erhaltung der unter Denkmalschutz stehenden Gebäude gingen daraus nicht
hervor, sodass die Verträge jeweils wieder aufgelöst wurden. Der inzwischen schlechte
bauliche und technische Zustand der Gebäude zwingt zum Handeln. Im Rahmen der
Denkmalförderung sind nun dringend erforderliche Sicherungsmaßnahmen im Bereich
der Dächer vorgesehen. In einem ersten Schritt wird das Dach des Vorderhauses an der
Neusser Straße denkmalgerecht zurückgebaut. Daran schließen erforderliche
Dacharbeiten im Bereich des Damenbades an.
Neusser Str. 58-60
Gerberstraße 53
Sporthalle Gerberstraße
Lewerentzstraße 7
Die Entwicklung des Areals des historischen Stadtbades ist im Städtebaulichen
Entwicklungskonzept als Initialprojekt beschrieben und soll als Entwicklungsimpuls
und neuer Frequenzbringer für die südliche Innenstadt eine Aufwertung eines Quartiers
mit strukturellen Defiziten in Gang setzen.
Um das Areal des Stadtbades wieder in eine Nutzung zu führen, soll nun in einem
ersten Schritt ein Vergabeverfahren durchgeführt werden, um ein fachkundiges Büro
mit einem Planungs- und Nutzungskonzept zu beauftragen. Die Erstellung des Konzeptes wurde als Maßnahme zum Stadterneuerungsprogramm Stadtumbau West für das
Programmjahr 2017 berücksichtigt. Der entsprechende Zuwendungsbescheid der Bezirksregierung liegt vor.
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Die Leistungsbeschreibung der Ausschreibung wird wie folgt strukturiert:
I. Bestandsaufnahme und Analyse
1. Bestandaufnahme
• Baulich-technische Bestandsaufnahme
• Aufmaß und Erarbeitung der Plangrundlagen soweit nicht vorhanden
• Altlastensituation
• Bewertung der baulichen Substanz, Bauschäden und technische Infrastruktur
• Bewertung der unter Denkmalschutz stehenden Bauteile, Ermittlung der
tatsächlich erhaltenswerten Bauelemente
• Erfassung des Instandsetzungsaufwandes
2. Städtebauliche Struktur
• Bezüge und Einbindung der Immobilie in sein Umfeld
• Entwicklungschancen für das Quartier
3. Funktionale Bedarfsanalyse
• Nutzungsspektrum, mögliche Ankernutzungen
• Angebot und Nachfragesituation
• Expertengespräche
II. Umnutzungskonzept
1. Funktionale und bauliche Nutzungsvarianten
• Erarbeitung von bis zu drei Varianten mit wirtschaftlicher und funktionaler Bewertung
• Entwicklung in Bauabschnitten
• energetische und denkmalgerechte Sanierung
• Barrierefreiheit
• Beurteilung des Instandsetzungsaufwandes
2. Einbindung in den Stadtteil
3. Kostenkalkulation
• Kostenzusammenstellung für Umbau und Herrichtung
• rentierliche und unrentierliche Kosten
• wirtschaftliche Projektentwicklung
• Fördermöglichkeiten
4. Trägermodelle