Daten
Kommune
Krefeld
Größe
8,9 MB
Erstellt
16.07.18, 14:02
Aktualisiert
25.01.19, 05:09
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TEIL 1
Integriertes Handlungskonzept Uerdingen
Impressum
Integriertes Handlungskonzept Uerdingen
Auftraggeber:
Stadt Krefeld
Fachbereich Stadtplanung
Parkstr. 10, 47829 Krefeld
Dipl.-Ing. Norbert Hudde, Leiter Fachbereich 61 - Stadtplanung
Dr. Karl Werner Böttges, Leiter Abteilung Stadtentwicklung
Dipl.-Ing. Susanne Ruß, Abteilung Stadtentwicklung
Bearbeitung:
Huckarder Straße 8-12, 44147 Dortmund
Tel. 0231 9732073
Fax 0231 9732074
info@stadtbuero.com
www.stadtbuero.com
Dipl.-Ing. Carsten Schäfer, Stadtplaner AKNW
Dipl.-Geograph Martin Pricken
19. Oktober 2017
Eine Vorbemerkung zum Sprachgebrauch:
Die deutsche Sprache bietet keine flüssigen Begriffe, die den weiblichen und männlichen Akteuren gleichermaßen gerecht werden. Entweder wird der Text langatmig oder die Lesbarkeit
leidet darunter. Um die ohnehin vielschichtige Materie nicht noch unnötig zu belasten, passt
sich dieses Konzept dem gängigen Sprachgebrauch an. Wenn vom Bürger oder Verwaltungsmitarbeiter die Rede ist, so schließt dies die Bürgerin oder die Mitarbeiterin ebenso ein. Die
weiblichen Beteiligten und Betroffenen werden um Verständnis gebeten.
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Integriertes Handlungskonzept Uerdingen
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung ............................................................................................................................... 5
1.1. Hintergrund......................................................................................................................................... 5
1.2. Aufbau .................................................................................................................................................. 5
1.3. Methode ............................................................................................................................................... 6
1.4. Bisherige Schritte ............................................................................................................................... 7
2. Das Untersuchungsgebiet Uerdingen Zentrum ............................................................... 8
2.1. Lage ....................................................................................................................................................... 8
2.2. Statistik ................................................................................................................................................ 9
2.2.1.
2.2.2.
2.2.3.
2.2.4.
2.2.5.
2.2.6.
2.2.7.
2.2.8.
2.2.1.
2.2.2.
Einwohnerentwicklung ......................................................................................................... 10
Ausländer und Migration ..................................................................................................... 10
Alter.............................................................................................................................................. 11
Bevölkerungsbewegung ....................................................................................................... 13
Beschäftigung .......................................................................................................................... 14
Transferleistung ...................................................................................................................... 15
Bildung ........................................................................................................................................ 17
Wohnen ...................................................................................................................................... 18
Pendlerzahlen ........................................................................................................................... 20
Fazit Statistik ............................................................................................................................ 20
2.3. Städtebau, Wohnen und Verkehr ................................................................................................ 21
2.3.1.
2.3.2.
2.3.3.
2.3.4.
2.3.5.
2.3.6.
Stadtgestalt und Stadtgrundriss ....................................................................................... 21
Grünstruktur ............................................................................................................................. 23
Denkmalschutz ........................................................................................................................ 24
Wohnen ...................................................................................................................................... 25
Verkehr........................................................................................................................................ 26
Fazit Städtebau, Wohnen und Verkehr ........................................................................... 29
2.4. Einzelhandel, Dienstleistungen und Gastronomie ................................................................. 30
2.5. Soziale Infrastruktur ....................................................................................................................... 32
2.6. (Nah-) Erholung ................................................................................................................................ 33
2.7. Gewerbe und Industrie .................................................................................................................. 34
2.8. Akteursstrukturen ........................................................................................................................... 35
2.9. Uerdingen - Stadtteilmitte mit Funktionsschwächen ........................................................... 36
3. Beteiligung ........................................................................................................................... 36
3.1. Akteursgespräche ............................................................................................................................ 37
3.2. Infostand ............................................................................................................................................ 38
3.3. Befragung .......................................................................................................................................... 38
3.4. Bürgerwerkstätten .......................................................................................................................... 40
3.5. Ladenlokal Oberstraße ................................................................................................................... 42
4. Stärken-Schwächen-Analyse (SWOT-Analyse)............................................................... 42
3
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4.1. Bevölkerung, Alters- und Sozialstruktur .................................................................................... 43
4.2. Öffentlicher Raum und Verkehr ................................................................................................... 43
4.3. Städtebau und Wohnen ................................................................................................................. 44
4.4. Einzelhandel und Gastronomie.................................................................................................... 45
4.5. Soziale Infrastruktur und Naherholung ..................................................................................... 46
5. Leitbild und Zielsystem ...................................................................................................... 46
6. Abgrenzung des Programmgebietes ............................................................................... 49
7. Maßnahmen ........................................................................................................................ 50
7.1. Handlungsfeld „Öffentlicher Raum und Verkehr“ .................................................................. 52
7.2. Handlungsfeld „Städtebau und Wohnen “ ............................................................................... 92
7.3. Handlungsfeld „Einzelhandel und Gastronomie“ ................................................................ 102
7.4. Handlungsfeld „Soziale Infrastruktur und Naherholung“ ................................................. 107
7.5. Handlungsfeld „Organisation“ ................................................................................................. 120
8. Maßnahmen-, Kosten-, Finanzierungs- und Zeitplan ................................................. 129
9. Ausblick und Umsetzungsempfehlungen ..................................................................... 133
Anhang ...................................................................................................................................... 137
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Integriertes Handlungskonzept Uerdingen
1. Einleitung
1.1. Hintergrund
Das Stadtteilzentrum Uerdingen ist als Nebenzentrum im Zentrenkonzept der Stadt Krefeld
ausgewiesen und umfasst insbesondere auch den unter Denkmalschutz stehenden historischen Stadtkern der ehemals selbstständigen Stadt Uerdingen.
Im Kernbereich Uerdingens sind für die jüngste Vergangenheit wesentliche demographische
Veränderungen nachweisbar. Die Einwohnerzahlen haben sich seit dem Jahr 2000 um über 4 %
verringert, gleichzeitig ist eine zunehmende Überalterung der Wohnbevölkerung zu verzeichnen. Diese Entwicklungen haben Auswirkungen auf die Wohnungsnachfrage, auf die Nachfrage nach Einzelhandels- und Dienstleistungsangeboten und auch auf den Bestand an öffentlichen Infrastruktureinrichtungen. Es drohen Leerstände und städtebauliche Schieflagen, die in
Teilen schon heute in Form von Mindernutzungen, Brachflächen, Baulücken etc. vorhanden
sind.
Neben diesen schwierigen Rahmenbedingungen weist der Kernbereich Uerdingens aber auch
eine Vielzahl an Potenzialen auf, die im Rahmen einer integrierten Herangehensweise gestärkt
und weiterentwickelt werden sollen. So besteht im historischen Stadtkern eine erhaltenswerte
Bausubstanz. Der weitestgehend noch intakte historische Stadtgrundriss bietet vielfältige Ansatzpunkte für eine Aufwertung. Die Nähe zum Rheinufer ist ein großes Plus, das sich zu einem
Alleinstellungsmerkmal Uerdingens entwickeln lassen kann. Zudem besteht eine hohe Identifikation der Uerdinger mit ihrem Stadtteil. Auf das lokale Engagement kann bei der weiteren
Stadtteilentwicklung gebaut werden. Diese örtlichen Besonderheiten gilt es, weiter zu betonen.
In einem ersten Schritt hat die Stadt Krefeld die Bestandsaufnahme und Problemanalyse selbst
erarbeitet und aus diesen Ergebnissen Ziele, Handlungsfelder und mögliche Maßnahmenschwerpunkte abgeleitet. Der Bericht liegt seit Ende August 2016 vor und ist die wesentliche
Grundlage zur Erarbeitung des vorliegenden Integrierten Handlungskonzeptes Uerdingen.
Der Stadtteil Uerdingen ist planerisch schon länger im Fokus. Das Ende 1993 abgeschlossene
Stadtteilkonzept Krefeld-Uerdingen enthält wichtige strategische Grundaussagen, die auch aktuell noch von Relevanz sind. Die Öffnung des Rheinzugangs, die Sicherung der historischen
Bausubstanz oder auch die ausschließliche Nutzung des Marktplatzes als Platzfläche werden
auch heute noch diskutiert.
Mit einem auf die örtlichen Bedingungen zugeschnittenen Maßnahmenkonzept, das mit den
lokalen Akteuren auch im Hinblick auf die erforderliche Eigeninitiative rückgekoppelt wurde,
soll präventiv einer weiteren Verschlechterung der Situation in Uerdingen entgegen gewirkt
werden. Das vorliegende Integrierte Handlungskonzept fasst die Arbeitsergebnisse des fast einjährigen Prozesses zusammen. Das Konzept ist nicht nur das zentrale Strategiepapier zur Aufwertung des Uerdinger Kernbereiches, es soll auch das private Engagement für den städtebaulichen Entwicklungsprozess aktivieren und ist die Grundlage für die Anmeldung zur Städtebauförderung.
1.2. Aufbau
Das Integrierte Handlungskonzept Uerdingen gliedert sich in acht Kapitel. Das Kapitel 1 erläutert den Hintergrund, die Methode sowie die bislang von der Stadt Krefeld absolvierten Schritte
zur Vorbereitung eines Erneuerungsprozesses in Uerdingen. Das Kapitel 2 beschreibt das Untersuchungsgebiet Uerdingen. In Kapitel 3 werden die durchgeführten Beteiligungsschritte und
die erzielten Ergebnisse dargestellt. Kapitel 4 fasst die Analyseergebnisse in einer StärkenSchwächen-Analyse zusammen. In Kapitel 5 werden die Zielsetzungen für die Entwicklung des
Untersuchungsgebietes Uerdingen aufgelistet. Das Kapitel 7 enthält die Maßnahmen, sortiert
5
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nach Handlungsfeldern, die für eine Erneuerung des Uerdinger Zentrums vorgesehen sind. In
Kapitel 8 ist der Maßnahmen-, Kosten- und Zeitplan dargestellt. Kapitel 9 beschreibt in einem
Ausblick die auf Basis des Integrierten Handlungskonzeptes erreichbaren Ergebnisse einer Erneuerung des Zentrums Uerdingens und formuliert Empfehlungen für die Umsetzung eines Erneuerungsprozesses in Uerdingen. Der Anhang enthält neben den Daten der Akteursgespräche,
den Teilnehmerlisten der Werkstattgespräche auch die verwendeten Quellen für die Ausarbeitung des Integrierten Handlungskonzeptes Uerdingen.
1.3. Methode
Die Erarbeitung des Integrierten Handlungskonzeptes erfolgte in der Zeit zwischen November
2016 und Oktober 2017. Ein großes Augenmerk wurde dabei auf eine breite Beteiligung der örtlichen Akteure sowie der Uerdinger Bürger gelegt. Die Arbeitsmethodik basierte in Absprache
mit der Stadt Krefeld auf folgenden Arbeitsschritten:
• Aufbereitung und Analyse öffentlich zugänglicher Statistikdaten.
Die Stadt Krefeld hat Daten für die Parameter Einwohner, Alter, Ausländer/ Migranten, sozialversicherungspflichtig Beschäftigte, Bedarfsgemeinschaft gem. Sozialgesetzbuch, Wohnfläche sowie Übergangsquoten auf weiterführende Schulen zusammengestellt.
• Sichtung bestehender planerischer Aussagen, Gutachten und Konzepte.
Das von der Stadt Krefeld erarbeitete „Integrierte Handlungskonzept Uerdingen - Erster Teil“
stellt eine wichtige Grundlage zur Erarbeitung des vorliegenden Integrierten Handlungskonzeptes dar. Darüber hinaus wurde u. a. der Abschlussbericht des „Stadtteilkonzept KrefeldUerdingen“ sowie das „Gestaltungskonzept Krefeld-Uerdingen Historischer Stadtkern“ gesichtet. Eine Internetrecherche komplettierte die Aussagen und Hinweise zur Bestandsaufnahme.
• Zielgerichtete Ortsbegehung im Quartier inkl. dokumentierender Fotos.
Im Februar und März 2017 wurden mehrere zielgerichtete Ortsbegehungen im Zentrum
Uerdingens vorgenommen. Die Bestandssituation wurde für die Berichterstellung mit Fotos
dokumentiert.
• Interviews mit örtlichen Akteuren in Abstimmung mit der Stadt Krefeld.
Von Januar bis März 2017 wurden insgesamt 16 Gespräche mit 50 örtlichen Akteuren geführt. Als Gesprächspartner wurden Vertreter örtlicher Vereine und Interessengemeinschaften, Vertreter örtlicher Unternehmen, aktive Bewohner sowie Vertreter relevanter Institutionen aufgesucht.
• Infostand
Am 22. April sowie 03. Mai 2017 wurde während des Wochenmarktes in Uerdingen ein Infostand aufgebaut. Jeweils in der Zeit von 10.00 bis 12.00 Uhr konnten so in der Summe beider
Termine mit ca. 140 Bewohnern Uerdingens über ihre Sicht auf ihren Stadtteil gesprochen
werden. Die Gesprächspartner sollten aus ihrer Sicht vorzeigbare sowie veränderungswürdige Situationen in Uerdingen benennen sowie mögliche Interventionsbedarfe formulieren.
• Befragung
Parallel zu den Infoständen wurde eine teilstandardisierte Befragung von Passanten vorgenommen, der Fragebogen ist im Anhang (vgl. 137f.) abgedruckt. In der Summe konnten 28
Interviews geführt werden. Die Befragung hatte das Ziel, Bewertungen und Sichtweisen der
Uerdinger zu erheben. Mit den Interviews wurde auch die Verbundenheit der Befragten mit
ihrem Wohnort anhand von Parametern wie Wohndauer etc. ermittelt.
• Bürgerwerkstätten
Zwei Bürgerwerkstätten wurden durchgeführt, um gemeinsam mit örtlichen Akteuren und
Einrichtungen, relevanten Vertretern der Stadtverwaltung sowie interessierten Bürgern
Uerdingens die Analyseergebnisse zu reflektieren und notwendige Interventionsbedarfe in
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Uerdingen zu thematisieren. Die 1. Bürgerwerkstatt fand am 15. März 2017 statt und wurde
von etwa 80 Interessierten wahrgenommen. Die Werkstatt diente der Reflektion der Ergebnisse der Bestandsanalyse und der Diskussion wesentlicher Ansatzpunkte zur Aufwertung
des Uerdinger Zentrums. In drei Arbeitsgruppen (Handel und Dienstleistungen, Stadtgestalt
und öffentlicher Raum sowie Wohnen und Infrastruktur) wurde mit Interessierten über den
Status Quo, mögliche Zielsetzungen und denkbare Maßnahmen diskutiert. Die 2. Bürgerwerkstatt am 04. Juli 2017 wurde von etwa 60 Interessierten genutzt, um über das vorläufige Maßnahmenprogramm zu diskutieren. Anhand von Plakaten wurden die Ergebnisse für
die definierten fünf Handlungsfelder dargestellt. Die Teilnehmenden nutzten die Gelegenheit, ihre Sicht der Dinge zu formulieren und somit das Ergebnis des Integrierten Handlungskonzeptes auf eine fundierte Basis zu stellen.
• Temporär besetztes Ladenlokal
In Abstimmung mit der Arbeitsgruppe „Gegen den Leerstand in Uerdingen“ des Uerdinger
Kaufmannsbundes e. V. wurde für die Zeit vom 31. Mai bis zum 12. Juli 2017 ein Ladenlokal
in der Oberstraße als Anlaufstelle für Interessierte genutzt. Jeden Mittwoch in der Zeit von
10.00 bis 12.00 Uhr waren Mitarbeiter des Fachbereiches Stadtplanung für Bürger ansprechbar. Im Schaufenster des Ladenlokals waren zentrale Informationen über den Prozess
der Erarbeitung des Integrierten Handlungskonzeptes veröffentlicht. Die Resonanz war gut.
Das Angebot wurde von einer Vielzahl von Bürgern genutzt.
• Öffentliche Präsentation des Maßnahmenprogramms
Am 12. September 2017 wurde das vorläufige Maßnahmenprogramm der interessierten Öffentlichkeit durch Herrn Beigeordneten Linne präsentiert.
• Internetpräsentation
Der Prozess der Erstellung des Integrierten Handlungskonzeptes wurde auf der städtischen
Internetseite dokumentiert. Der Anlass und Hintergrund der Planung, die Beteiligungstermine sowie die jeweiligen Zwischenergebnisse wurden auf der Seite zum Nachschlagen veröffentlicht.
• Einbindung der Politik
Die Arbeitsergebnisse wurden in der Bezirksvertretung Uerdingen in der Sitzung am 07. Juni
2017 sowie in einer interfraktionellen Runde am 20. September 2017 jeweils im Entwurf
vorgestellt.
1.4. Bisherige Schritte
Die Stadt Krefeld hat Anfang der 1990er Jahre in einem zweijährigen Prozess das „Stadtteilkonzept Krefeld-Uerdingen“ erarbeiten lassen. Der Prozess mit zwei Workshop-Veranstaltungen,
einer intensiven Bestandsaufnahme und einer darauf aufbauenden Konzeptentwicklung wurde Ende 1993 abgeschlossen.
Aufbauend auf den Empfehlungen des Stadtteilkonzeptes ist 1994 das „Gestaltungskonzept
Krefeld-Uerdingen Historischer Stadtkern“ erarbeitet worden. In ihm wurden Vorschläge zur
Gestaltung öffentlicher Plätze, Straßen und Gassen gemacht.
Der Historische Stadtkern wurde durch die Stadt Krefeld per Satzung am 04. Mai 1999 als
Denkmalbereich festgelegt. Gegenstand der Satzung ist das zu erhaltende Erscheinungsbild.
Dieses umfasst den Stadtgrundriss, gebildet durch die Straßen, Wege und Plätze sowie die im
Gelände noch deutlich erkennbaren Teile der Festungsanlagen und die erhaltene historische
Bausubstanz.
Die Erkenntnisse des Stadtteilkonzeptes von 1993 hat die Stadtverwaltung Krefeld 1999 zur
Grundlage genommen und das „Kommunale Integrierte Handlungskonzept KrefeldUerdingen“ erarbeitet. Ziel war es, auf Basis des Handlungskonzeptes eine Aufnahme in die
Städtebauförderung zu beantragen. Eine Programmaufnahme konnte nicht realisiert werden.
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Im Jahr 2016 hat die Stadt Krefeld das „Integrierte Handlungskonzept Uerdingen - Erster Teil“
fertig gestellt. Das Papier ist eine Analyse des Status Quo bzw. der örtlichen Probleme und formuliert erste Vorschläge für Handlungsfelder, Zielsetzungen und Maßnahmen zur Aufwertung
des Uerdinger Zentrums.
2. Das Untersuchungsgebiet Uerdingen Zentrum
Das Untersuchungsgebiet beinhaltet die weitgehend erhaltene, historische Altstadt der ehemals selbstständigen Stadt Uerdingen. Das Rheinufer als Alleinstellungsmerkmal Uerdingens
ist Teil des untersuchten Gebiets.
2.1. Lage
Uerdingen ist der nordöstlichste Stadtteil Krefelds und besitzt als einziger eine Rheinpromenade, d. h. einen direkten Rheinzugang. Das Untersuchungsgebiet umfasst die historische Altstadt und reicht über diese hinaus. Im Westen bildet weitestgehend die vorhandene und als
Grenze zum Rest des Stadtteils wirkende Bahntrasse die Begrenzung. Im Norden läuft das Untersuchungsgebiet fast spitz zusammen und endet unterhalb des Industriegebietes ChemPark.
Die östliche Grenze wird durch den Rhein gebildet. Im Süden begrenzt die B 288 (Berliner Straße) das Untersuchungsgebiet (vgl. Karte 2).
Karte 1: Lage des Untersuchungsgebietes Uerdingen innerhalb der Stadt Krefeld
Bf
Untersuchungsgebiet
Uerdingen
Krefeld
Innenstadt
Hbf
A57
A44
Quelle: eigene Darstellung PLANUNGSGRUPPE STADTBÜRO
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Karte 2: Abgrenzung des Untersuchungsgebietes Uerdingen
Quelle: Stadt Krefeld, Fachbereich Stadtplanung
2.2. Statistik
Das Untersuchungsgebiet Uerdingen wurde anhand verfügbarer Daten der Einwohnermeldestatistik, der Statistik der Bundesagentur für Arbeit sowie der Statistik des Fachbereichs 50
Soziales, Senioren und Wohnen der Stadt Krefeld in einem Zeitreihenvergleich jeweils zwischen
dem Untersuchungsgebiet (vgl. auch Kapitel 2.3), dem Stadtteil Uerdingen und der Stadt Krefeld analysiert. Das Untersuchungsgebiet umfasst den statistischen Bezirk Nr. 182 - Uerdingen
Markt.
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2.2.1. Einwohnerentwicklung
Im Untersuchungsgebiet Uerdingen wohnen zum 31.12.2015 insgesamt 5.356 Einwohner.
Damit wohnen ca. 29% der Gesamteinwohnerzahl des Stadtteils Uerdingen und ca. 2% der Gesamteinwohnerzahl der Stadt Krefeld im Zentrum Uerdingens.
In allen Vergleichsräumen sanken die Einwohnerzahlen seit dem Jahr 2005. Im Statistischen
Bezirk Uerdingen Markt ist ein höherer Rückgang zu verzeichnen (minus 7,3 % bzw. ca. 420
Einwohner; Stadt Krefeld: minus 3,3 % bzw. 7.850 Einwohner; Stadtteil Uerdingen: minus 4,2 %
und ca. 800 Einwohner). (vgl. Abbildung 1).
Abbildung 1: Einwohnerentwicklung 2005 bis 2015 (2005=100)
Stadt Krefeld
101
100
99
100
98
97
Stadtteil Uerdingen (180)
Uerdingen Markt (182)
100,0
99,999,4
99,498,7
99,0
99,2
98,098,497,8
97,5 97,5 97,5 97,6
98,2
97,5 97,4
96,7
97,6
97,0
96,9 96,7
97,2
96
95,8
96,2
95,7
95
95,6
95,1
95,1
94
93
92
Einwohnerentwicklung (2005=100)
2005
2006
2007
2008
2009
2010
2011
2012
2013
2014
92,7
2015
Quelle: eigene Darstellung und Berechnung PLANUNGSGRUPPE STADTBÜRO auf Basis statistischer Daten
der Stadt Krefeld, Fachbereich Bürgerservice, Abteilung Statistik und Wahlen
Innerhalb der Metropolregion Rheinland weist Krefeld nach einer Bevölkerungsvorausberechnung des Landesbetriebes Information und Technik Nordrhein-Westfalen (IT.NRW) für das Jahr
2040, dargestellt im Datenatlas 2016 für die Metropolregion Rheinland, einen Bevölkerungsrückgang auf, während südlich angrenzend der Rhein-Kreis Neuss und die Stadt Düsseldorf hohe Bevölkerungszuwächse zu verzeichnen haben.
Auch die eigene Bevölkerungsvorausberechnung der Stadt Krefeld für den Zeitraum 2015-2030
gehen von einem geringen, aber kontinuierlichen Bevölkerungsrückgang bis 2030 aus. Für Uerdingen wird in der kleinräumigen Prognose ein Bevölkerungsrückgang von 7 % bis 2030 erwartet. Es ist insofern davon auszugehen, dass auch in der Bevölkerungsentwicklung Uerdingens
zukünftig keine grundlegende Trendwende eintritt.
2.2.2. Ausländer und Migration
Der Anteil der Einwohner mit Migrationshintergrund sowie auch der Anteil der Einwohner mit
ausländischer Staatsbürgerschaft liegt im Stadtteil Uerdingen und im Statistischen Bezirk Uerdingen Markt jeweils deutlich unter den Werten der Gesamtstadt.
10
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Abbildung 2: Anteil Einwohner mit Migrationshintergrund im Vergleich 2011-2015
Stadt Krefeld
Stadtteil Uerdingen (180)
Uerdingen Markt (182)
35
33
32,9
31
29
28,5
31,1
30,1
29,2
27
25,3
25
23
22,9
22,5
24,1
23,5
21
21,8
20,8
19
18,8
18
17
15
19,6
2011
2012
2013
2014
2015
Quelle: eigene Darstellung und Berechnung PLANUNGSGRUPPE STADTBÜRO auf Basis statistischer Daten
der Stadt Krefeld, Fachbereich Bürgerservice, Abteilung Statistik und Wahlen
Abbildung 3: Anteil ausländischer Einwohner im Vergleich 2005-2015
Stadt Krefeld
Stadtteil Uerdingen (180)
Uerdingen Markt (182)
16
15
14,7
14
13,2
13
12,6
12
11,4
11
11,3
11,1
11,1
11,3
11,1
11,4
11,8
10
9
8
7
6
9
8
8
8,1
8,1
2005
2006
8,3
8
8,1
8,2
8
2007
2008
8,3
7,7
7,7
7,9
8,1
8
7,9
7,9
8,1
2009
2010
2011
2012
2013
9,4
9,3
8,4
2014
2015
Quelle: eigene Darstellung und Berechnung PLANUNGSGRUPPE STADTBÜRO auf Basis statistischer Daten
der Stadt Krefeld, Fachbereich Bürgerservice, Abteilung Statistik und Wahlen
2.2.3. Alter
Die Altersstruktur wird anhand von sechs relevanten Altersgruppen betrachtet, die unterschiedlich im Sinne einer Bewertung der weiteren Stadtteilentwicklung einzuschätzen sind. Je
nach Lebensphase bestehen verschiedene Ansprüche an das Alltagsleben sowie auch unterschiedliche Bindungen an den Wohnort:
• 0- bis 7-Jährige: Die Altersgruppe der 0- bis 7-Jährigen umfasst (Klein-)Kinder im Kindergarten- bzw. Vorschulalter. Betreuungs- sowie Spielplatzangebote sind für diese Altersgruppe
und ihre Familien von größerer Bedeutung.
• 7- bis 18-Jährige: Diese Altersgruppe repräsentiert die Schüler, Jugendlichen und Auszubildenden. Insbesondere für die Jugendlichen ist das Angebot an Freizeitaktivitäten sowie die
Erreichbarkeit der weiterführenden Schulen von Relevanz.
• 18- bis 26-Jährige: Diese Altersgruppe ist dabei, beruflich und privat selbstständig Fuß zu
fassen. Entsprechend ist diese Personengruppe häufig sehr mobil, d. h. Veränderungen in
11
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der beruflichen oder privaten Entwicklung werden oftmals mit einem Wohnortwechsel verbunden.
• 26- bis 46-Jährige: Diese Altersgruppe befindet sich nicht nur beruflich in einer sich festigenden Situation, sondern gründet oft auch eigene Familien. Wohnortwechsel sind nicht
mehr so häufig.
• 46- bis 65-Jährige: Personen in diesem Alter sind beruflich und/oder privat etabliert. Auch
bezüglich des eigenen Wohnortes besteht Beständigkeit.
• 65- bis 76-Jährige: Diese Personen sind aus dem Erwerbsleben ausgeschieden. Sie sind in der
Regel bis etwa 75 Jahren meist noch sehr aktiv und suchen Betätigungsfelder und angebote.
• über 76-Jährige: Die über 76-Jährigen Personen sind im heutigen Verständnis der Senioren
als Zielgruppe für Unterstützungsleistungen (Dienstleistungen, Pflege) zu bewerten.
Die Altersstruktur ist in allen Untersuchungsgebieten nahezu identisch. Die Anteile der Altersgruppen haben sich im betrachteten Zeitraum 2005 bis 2015 kaum voneinander abweichend
verändert. Auffällig ist allenfalls, dass im Statistischen Bezirk Uerdingen Markt die 7- bis 18Jährigen leicht unterrepräsentiert und im Gegenzug die 26- bis 46-Jährigen relativ stärker vertreten sind. Ein allgemeiner Trend zur Alterung ist für den Zeitraum grundsätzlich in allen betrachteten Teilgebieten ablesbar.
Abbildung 4: Altersstruktur im Vergleich 2005
u. 7 J.
7 bis u. 18 J.
18 bis u. 26 J.
Uerdingen Markt (182) 5,3 10,2
Stadtteil Uerdingen (180)
9,9
5,9
12,9
9
6
11,4
8,9
Stadt Krefeld
2005
26 bis u. 46 J.
0%
10%
20%
46 bis u. 65 J.
30,2
24,6
29,8
23,2
29,1
30%
40%
65 bis u. 76 J.
24,6
50%
60%
70%
80%
76 J. u. älter
12,5
7,4
12
7,1
12,3
7,5
90%
100%
Quelle: eigene Darstellung und Berechnung PLANUNGSGRUPPE STADTBÜRO auf Basis statistischer Daten
der Stadt Krefeld, Fachbereich Bürgerservice, Abteilung Statistik und Wahlen
12
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Abbildung 5: Altersstruktur im Vergleich 2015
u. 7 J.
7 bis u. 18 J.
18 bis u. 26 J.
Uerdingen Markt (182) 5,2 8,6
26 bis u. 46 J.
9,6
46 bis u. 65 J.
25,1
65 bis u. 76 J.
76 J. u. älter
29,6
11,9
10
Stadtteil Uerdingen (180) 5,2 10,2
9,9
23,6
30,5
10,9
9,6
Stadt Krefeld 5,8 10,2
9,5
24,4
28,8
11,4
9,9
2015
0%
10%
20%
30%
40%
50%
60%
70%
80%
90%
100%
Quelle: eigene Darstellung und Berechnung PLANUNGSGRUPPE STADTBÜRO auf Basis statistischer Daten
der Stadt Krefeld, Fachbereich Bürgerservice, Abteilung Statistik und Wahlen
2.2.4. Bevölkerungsbewegung
Die Stadt Krefeld weist trotz der Einwohnerverluste im betrachteten Zeitraum eine durchgehend positive Wanderungsbilanz auf. Im Stadtteil Uerdingen und auch im Statistischen Bezirk
Uerdingen Markt fällt das Wanderungssaldo im Untersuchungszeitraum jeweils sehr unterschiedlich aus. Die absoluten Zahlen variieren zwischen zwei und über 100 Personen im jeweiligen Jahr und sind insofern eher gering. Eine positive Wirkung auf die Gesamtzahl der Bevölkerung ist mit Blick auf die Einwohnerentwicklung generell nicht erkennbar, wenngleich im betrachteten Zeitraum der Statistische Bezirk Uerdingen Markt einen Zugewinn von 145 Personen aufweist.
Zuzüge sind laut einer Analyse der Industrie- und Handelskammer Mittlerer Niederrhein aus
dem Jahr 2012 insbesondere auch von Familien mit Kindern zu verzeichnen. Die Familienwanderung dämpft nach Ergebnissen der Studie den Bevölkerungsverlust.
Abbildung 6: Wanderungssaldo in Relation zur Einwohnerzahl im Vergleich 2005-2015
Stadt Krefeld
Stadtteil Uerdingen (180)
Uerdingen Markt (182)
0,7
0,57
0,64
0,56
0,47
0,4
2013
0,03
0,13
0,38
2012
-0,28
-0,27
0,13
0,27
-0,02
-0,46
-0,5
-0,18
-0,04
-0,24
-0,09
0
0,31
0,68
0,88
0,93
0,36
0,19
0,45
0,53
0,82
0,16
0,5
0,5
1
0,76
1,5
-1,06
-1
-1,5
2005
2006
2007
2008
2009
2010
2011
2014
2015
Quelle: eigene Darstellung und Berechnung PLANUNGSGRUPPE STADTBÜRO auf Basis statistischer Daten
der Stadt Krefeld, Fachbereich Bürgerservice, Abteilung Statistik und Wahlen
13
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Integriertes Handlungskonzept Uerdingen
Die Analyse der innerstädtischen Umzüge weist keinen eindeutigen Trend auf. Vielmehr sind
im Untersuchungszeitraum einige Jahre durch ein negatives Saldo geprägt. In der Summe ist
das Saldo der innerstädtischen Umzüge im betrachteten Zeitraum aber mit einem Verlust von
99 Personen im Statistischen Bezirk Uerdingen Markt negativ.
Abbildung 7: Saldo innerstädtischer Umzüge im Stat. Bezirk Uerdingen Markt
Saldo innerstädtischer Umzüge
60
2005
2006
2007
2008
2009
2010
2011
2012
2013
2014
2015
42
40
20
32
18
12
11
4
0
-10
-20
-40
-39
-44
-45
-60
-80
-80
-100
Quelle: eigene Darstellung und Berechnung PLANUNGSGRUPPE STADTBÜRO auf Basis statistischer Daten
der Stadt Krefeld, Fachbereich Bürgerservice, Abteilung Statistik und Wahlen
2.2.5. Beschäftigung
Analog zur allgemeinen Entwicklung des Arbeitsmarktes ist auch in den Untersuchungsgebieten der Anteil der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten an den Erwerbsfähigen seit 2005
fast kontinuierlich angestiegen. Im Stadtteil Uerdingen und im Statistischen Bezirk Uerdingen
Markt liegt der Anteil sogar um fünf Prozentpunkte über den Werten der Gesamtstadt. Im Landesdurchschnitt ist der Anteil der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten an den Erwerbsfähigen zwischen 2011 und 2015 von ca. 52 % auf etwa 54 % angestiegen 1 und liegt somit auch
unter den für Uerdingen ermittelten Anteilen.
1
Eigene Berechnung auf Basis von Daten des Landesbetriebes Information und Technik Nordrhein-Westfalen
(IT.NRW): Landesdatenbank NRW, Tabelle Bevölkerungsstand Basis Zensus 2011 nach 5er- Altersgruppen sowie Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte (Arbeitsort). Internet-URL: www.landesdatenbank.nrw.de/ (Abruf:
01.06.2017)
14
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Integriertes Handlungskonzept Uerdingen
Abbildung 8: Anteil sozialversicherungspflichtig Beschäftigter an allen Erwerbsfähigen im Vergleich 2005-2015
Stadt Krefeld
Stadtteil Uerdingen (180)
Uerdingen Markt (182)
60
56
54,5
51,4
46
55,5
54
52,4
49,2
48,1
47,8
46,8
53,6
51,8
51
50,7
58,8
55,6
56
52
50
48
55,6
54,6
53,7
53,4
54
52
58,4
57,6
58
53,5
53,1
49,3
51,6
49,9
49,8
48,1
47,3
45,4
45,1
44
42
40
2005
2006
2007
2008
2009
2010
2011
2012
2013
2014
2015
Quelle: eigene Darstellung und Berechnung PLANUNGSGRUPPE STADTBÜRO auf Basis statistischer Daten
der Stadt Krefeld, Fachbereich Bürgerservice, Abteilung Statistik und Wahlen
2.2.6. Transferleistung
Der Anteil der SGB II-Empfänger2 ist in der Gesamtstadt deutlich höher als im Stadtteil Uerdingen und im Statistischen Bezirk Uerdingen Markt. Auffällig ist, dass der Anteil im Stadtteil Uerdingen seit 2010 sogar leicht rückläufig ist. Im Landesdurchschnitt liegen die Werte auf dem
Niveau des Stadtteils Uerdingen, d.h. 2014 bei 11,3 %, wie die Internetseite „Sozialberichte
NRW online“ darstellt.
Abbildung 9: Anteil SGB II-Empfänger an Einwohnern gem. § 7a SGB II im Vergleich 2006-2014
Stadt Krefeld
Stadtteil Uerdingen (180)
Uerdingen Markt (182)
16 %
15 %
14,9
14,9
15,2
15,2
14,6
14,9
14,8
14,9
15
14 %
13 %
12,5
12 %
12
11,9
11,4
11,4
11 %
10 %
11,7
12,4
12,2
11,7
12,6
11,9
11,5
12,1
11,8
12,3
11,7
11,2
11,1
Anteil Transferleistungsempfänger an Einwohner (Altersgrenze gem. §7a SGB II)
2006
2007
2008
2009
2010
2011
2012
2013
2014
Quelle: eigene Darstellung und Berechnung PLANUNGSGRUPPE STADTBÜRO auf Basis statistischer Daten
der Stadt Krefeld, Fachbereich Bürgerservice, Abteilung Statistik und Wahlen
In allen Untersuchungsgebieten ist der Anteil der SGB II-Empfänger im Alter unter 6 Jahre jeweils am höchsten. Beispielhaft ist die Auswertung für den Statistischen Bezirk Uerdingen
Markt dargestellt.
2
SGB II-Empfänger: Empfänger von Transferleistungen nach dem Zweiten Sozialgesetzbuch (SGB II), umgangssprachlich auch als „Hartz IV“-Empfänger bezeichnet.
15
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Integriertes Handlungskonzept Uerdingen
Abbildung 10: Anteil SGB II-Empfänger im Statistischen Bezirk Uerdingen Markt differenziert
nach Alter 2006-2014
Leistungsempfänger
u. 6 J.
18 bis u. 45 J.
45 J. u. älter
25
21,5
20
21,4
20,4
21,3
18,4
17,7
18,6
17,7
19,7
15
10
11,2
9,7
11,4
9,9
10,5
9,5
10,2
9,1
5
5,5
5,9
5,8
5,3
0
2014
2013
2012
2011
11,3
9,8
11,2
9,9
10,2
9,3
10,3
9,5
10,3
9,5
5,4
5,7
5,8
5,9
5,5
2010
2009
2008
2007
2006
Quelle: eigene Darstellung und Berechnung PLANUNGSGRUPPE STADTBÜRO auf Basis statistischer Daten
der Stadt Krefeld, Fachbereich Bürgerservice, Abteilung Statistik und Wahlen
Der Anteil der Leistungsempfänger nach SGB XII ist in der Gesamtstadt erkennbar höher als im
Statistischen Bezirk Uerdingen Markt und insbesondere dem Stadtteil Uerdingen. Insgesamt
hoch ist v.a. der Anteil der Leistungsempfänger über 65 Jahre.
Abbildung 11: Anteil SGB XII-Empfänger im Vergleich 2008-2015
Uerdingen Markt (182)
2008
Stadtteil Uerdingen (180)
0,74
1,37
0,98
2009
0,78
2010
0,79
1,38
1,21
1,42
0,9
2011
2012
0,93
2013
1,2
1,56
1,22
1,65
1,63
1,15
1,8
1,55
1,15
2014
2015
1,21
0
0,5
Stadt Krefeld
0,92
1
1,95
1,47
1,99
1,5
2
2,5
Quelle: eigene Darstellung und Berechnung PLANUNGSGRUPPE STADTBÜRO auf Basis statistischer Daten
der Stadt Krefeld, Fachbereich Bürgerservice, Abteilung Statistik und Wahlen
16
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Integriertes Handlungskonzept Uerdingen
Abbildung 12: Anteil SGB XII-Empfänger über 65 Jahre im Vergleich 2008-2015
Uerdingen Markt (182)
Stadtteil Uerdingen (180)
2,13
2,1
2008
2009
3,93
2,48
2,03
2010
Stadt Krefeld
3,84
2,93
2,18
3,88
2,56
2011
2012
2,9
4,26
2,93
2013
3,34
4,53
4,36
3,55
2014
4,89
4,24
3,36
2015
5,22
4,44
3,41
0
1
2
3
5,4
4
5
6
Quelle: eigene Darstellung und Berechnung PLANUNGSGRUPPE STADTBÜRO auf Basis statistischer Daten
der Stadt Krefeld, Fachbereich Bürgerservice, Abteilung Statistik und Wahlen
2.2.7. Bildung
Im Stadtteil Uerdingen ist der Anteil der Schulkinder, die eine weiterführende Schule besuchen,
die den Schulabschluss „Abitur“ ermöglichen, in den Jahren zwischen 2009 und 2015 von anfangs knapp 42 % auf nunmehr ca. 90 % stark angestiegen. Der Anteil der Schüler, die ein Gymnasium oder eine Gesamtschule besuchen, ist im Jahr 2015/2016 mit ca. 46 % bzw. 44 % sehr
ähnlich. Die Gesamtschule als Schulform hat im betrachteten Zeitraum an Bedeutung gewonnen. Im Gegenzug haben die Schulformen Haupt- und Realschule stark an Bedeutung verloren.
Im Schuljahr 2015/2016 ist überhaupt kein Grundschüler mehr auf eine Hauptschule gewechselt.
Abbildung 13: Übergangsquoten in Uerdingen, 2009-2015 im Vergleich
Hauptschule
2015/2016 0 9,8
Gymnasium
Gesamtschule
46,3
2013/2014 4,2 4,2
43,9
38,5
2011/2012
25
2009/2010
23,1
0%
Realschule
10%
53,1
25,7
37,5
35,3
20%
30%
40%
11,8
34,7
50%
60%
70%
80%
6,9
90%
100%
Quelle: eigene Darstellung PLANUNGSGRUPPE STADTBÜRO auf Basis statistischer Daten der Stadt Krefeld,
Fachbereich Bürgerservice, Abteilung Statistik und Wahlen
In der Gesamtstadt zeigen die Übergangsquoten ebenfalls eine ansteigende Bedeutung der
Schulformen Gymnasium und Gesamtschule sowie eine abnehmende Bedeutung der Hauptschule. Der Anteil der Schüler, die auf eine Schulform mit der Abschlussmöglichkeit „Abitur“
17
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Integriertes Handlungskonzept Uerdingen
wechselten, lag im Jahr 2015/2016 aber bei vergleichsweise niedrigen 77 % und war seit 2009
nur um zehn Prozentpunkte angestiegen.
Abbildung 14: Übergangsquoten in der Stadt Krefeld, 2009-2015 im Vergleich
Hauptschule
2015/2016 4,8
17,9
2013/2014 5,4
15,0
2011/2012
10,1
2009/2010
Gymnasium
33,8
43,1
20%
36,4
39,9
21,1
10%
Gesamtschule
43,4
22,2
12,0
0%
Realschule
27,8
40,4
30%
40%
50%
26,5
60%
70%
80%
90%
100%
Quelle: eigene Darstellung PLANUNGSGRUPPE STADTBÜRO auf Basis statistischer Daten der Stadt Krefeld,
Fachbereich Bürgerservice, Abteilung Statistik und Wahlen
Landesweit ist zwar auch ein Trend hin zu den Schulformen Gymnasium und Gesamtschule in
der Statistik ablesbar. Hier liegt aber der Anteil der Schüler, die auf ein Gymnasium bzw. eine
Gesamtschule wechseln, nur bei insgesamt 67 % im Jahr 2015.
Abbildung 15: Übergangsquoten im Land Nordrhein-Westfalen, 2009-2015 im Vergleich
Hauptschule
2015/2016 0 9,8
Gymnasium
Gesamtschule
46,3
2013/2014 4,2 4,2
43,9
38,5
2011/2012
25
2009/2010
23,1
0%
Realschule
10%
53,1
25,7
37,5
35,3
20%
30%
40%
11,8
34,7
50%
60%
70%
80%
6,9
90%
100%
Quelle: eigene Berechnung und Darstellung PLANUNGSGRUPPE STADTBÜRO auf Basis Landesbetrieb Information und Technik Nordrhein-Westfalen (IT.NRW), Kommunales Bildungsmonitoring, Internet-URL:
www.landesdatenbank.nrw.de (Abruf: 31.05.2017)
2.2.8. Wohnen
Der Wohnungsbestand ist in der Gesamtstadt, dem Stadtteil Uerdingen und dem Untersuchungsgebiet sehr ähnlich. Die Wohnfläche pro Wohnung weist nur geringe Unterschiede auf
und liegt im Durchschnitt bei ca. 78 qm bzw. etwa 81 qm. Demgegenüber ist im Land Nordrhein-Westfalen mit ca. 90 qm eine deutlich höhere Wohnfläche pro Wohnung gegeben. Der
18
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Integriertes Handlungskonzept Uerdingen
geringste Wert besteht mit etwa 78 qm im Statistischen Bezirk Uerdingen Markt. Dies spiegelt
u. a. die dichte und historische Bausubstanz wieder. Der höchste Wert mit fast 81 qm besteht
für den Stadtteil Uerdingen. Außerhalb des Zentrumsbereiches existiert ein höherer Bestand an
Ein- und Zweifamilienhäusern, die den Wert der Wohnfläche im Durchschnitt anheben.
In allen betrachteten Vergleichsgebieten ist im relevanten Zeitraum die durchschnittliche
Wohnfläche pro Wohnung angestiegen.
Abbildung 16: Vergleich der Wohnfläche pro Wohnung 2011-2015
Uerdingen Markt (182)
Stadtteil Uerdingen (180)
77,8
2015
77,7
2014
77,7
2013
77,7
2012
77,6
2011
70
75
Stadt Krefeld
Nordrhein-Westfalen
80,5
79,7
90,4
80,5
79,6
90,3
80,4
79,5
90,2
80,4
79,4
90,1
80,1
79,3
80
90
85
90
95
Quelle: eigene Darstellung und Berechnung PLANUNGSGRUPPE STADTBÜRO auf Basis statistischer Daten
der Stadt Krefeld, Fachbereich Bürgerservice, Abteilung Statistik und Wahlen sowie Landesbetrieb Information und Technik Nordrhein-Westfalen (IT.NRW), Fortschreibung Wohngebäude- und Wohnungsbestand
GWZ2011, Internet-URL: www.landesdatenbank.nrw.de (Abruf: 31.05.2017)
Die Wohnfläche pro Einwohner weist im Vergleich zwischen der Gesamtstadt, dem Stadtteil
Uerdingen und dem Untersuchungsgebiet Unterschiede auf. Während sich die durchschnittliche Wohnfläche pro Einwohner in der Gesamtstadt dem Landesdurchschnitt von ca. 43 qm im
betrachteten Zeitraum angeglichen hat, liegt er im Stadtteil Uerdingen deutlich darunter und
im Statistischen Bezirk Uerdingen Markt deutlich darüber. Im Zentrum wohnen demnach weniger Menschen in einer Wohnung, während im gesamten Stadtteil die durchschnittlich größeren Wohnungen jeweils von mehr Personen bewohnt werden.
Grundsätzlich ist aber in allen Vergleichsgebieten innerhalb der Stadt Krefeld die Wohnfläche
pro Einwohner angestiegen. Am stärksten ist dies mit durchschnittlich 2,6 qm im Statistischen
Bezirk Uerdingen Markt der Fall.
19
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Integriertes Handlungskonzept Uerdingen
Abbildung 17: Vergleich der Wohnfläche pro Einwohner 2011-2015
Uerdingen Markt (182)
Stadtteil Uerdingen (180)
Stadt Krefeld
46,0
41,9
2015
41,2
2014
41,0
2013
40,9
2012
40,7
2011
35
37
39
41
Nordrhein-Westfalen
43,1
43,5
44,5
42,6
43,8
44,4
42,6
43,7
44,1
42,5
43,5
43,4
41,4
43,3
43
45
47
Quelle: eigene Darstellung und Berechnung PLANUNGSGRUPPE STADTBÜRO auf Basis statistischer Daten
der Stadt Krefeld, Fachbereich Bürgerservice, Abteilung Statistik und Wahlen sowie Landesbetrieb Information und Technik Nordrhein-Westfalen (IT.NRW), Fortschreibung Wohngebäude- und Wohnungsbestand
GWZ2011, Internet-URL: www.landesdatenbank.nrw.de (Abruf: 31.05.2017)
2.2.1. Pendlerzahlen
In Uerdingen sind allein etwa 12.000 Arbeitsplätze in der Summe im Werk Uerdingen der Mobility-Sparte der Siemens AG, im Umfeld des Rheinhafens sowie im ChemPark Uerdingen verortet. Hinzuzuzählen wären noch die Arbeitsplätze in einer Vielzahl klein- und mittelständischer
Handwerks-, (Einzel-) Handels- und Dienstleistungsbetriebe, die in Uerdingen ihre Adresse haben. Der Stadtteil Uerdingen hält insofern einen nicht unerheblichen Anteil der etwa 87.200
Arbeitsplätze in der Stadt Krefeld vor. Mit Blick auf das gesamtstädtische Pendlersaldo mit einem „Überschuss“ von etwa 9.000 Einpendlern ist auch für Uerdingen von einem höheren Anteil einpendelnder Arbeitnehmer auszugehen.
2.2.2. Fazit Statistik
Für das Untersuchungsgebiet Uerdingen Zentrum kann auf Grundlage der ausgewerteten statistischen Daten ein sehr klares Profil gezeichnet werden:
• Einwohnerrückgang
Sowohl in der Gesamtstadt als auch im Stadtteil Uerdingen sowie im Statistischen Bezirk
Uerdingen Markt ist in den Jahren 2005 bis 2015 ein Einwohnerrückgang zu verzeichnen.
• Alterungstendenz
Die Daten zur Altersstruktur offenbaren für den betrachteten Zeitraum eine zunehmende
Alterung der Bevölkerung in allen untersuchten Räumen.
• Anstieg der Zahl ausländischer Einwohner
Die Stadt Krefeld, der Stadtteil Uerdingen und auch der Statistische Bezirk Uerdingen Markt
weisen einen Anstieg der Anteile ausländischer Einwohner sowie der Einwohner mit Migrationshintergrund auf, wenngleich in Uerdingen, d.h. dem Stadtteil und dem Statistischen
Bezirk, die Anteile vergleichsweise gering sind.
• Anstieg der Zahl sozialversicherungspflichtiger Beschäftigter
Generell ist die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten angestiegen. Im Stadtteil
Uerdingen und im Statistischen Bezirk Uerdingen Markt ist der Anstieg größer ausgefallen
als in der Gesamtstadt.
20
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Integriertes Handlungskonzept Uerdingen
• Gleichbleibender und vergleichsweise niedriger Anteil Transferleistungsempfänger
Der Anteil der SGB II-Empfänger ist über die betrachteten Jahre in allen drei Gebieten trotz
erkennbarer Schwankungen mehr oder weniger gleich geblieben. Im Vergleich zur Stadt Krefeld ist der Anteil der SGB II-Empfänger im Stadtteil Uerdingen und im Statistischen Bezirk
Uerdingen Markt deutlich geringer.
• Höherer Anteil jüngerer und älterer Transferleistungsempfänger
In allen drei Gebieten ist der Anteil der unter 6-Jährigen recht hoch. Dies kann als Indiz für
ein größeres Risiko von Kinderarmut interpretiert werden. Auffällig ist auch der hohe Anteil
der SGB XII-Leistungsempfänger über 65 Jahre. Insgesamt ist aber der Anteil der SGB XIILeistungsempfänger recht niedrig, weshalb dieser Befund nicht zu stark bewertet werden
muss.
• Positives Wanderungssaldo ohne Einfluss auf Einwohnerzahlen
In der Summe bestehen in allen drei Gebieten positive Wanderungssalden. Der Einwohnerrückgang ist somit aller Voraussicht nach durch eine negative natürliche Bevölkerungsentwicklung bedingt, d.h. die Anzahl der Sterbefälle überwiegt nicht nur die Geburten sondern
auch das Plus durch Wanderungsgewinne.
• Relativ kleine Wohnungen und hohe Wohnfläche pro Person
Im Statistischen Bezirk Uerdingen Markt ist die Wohnfläche pro Wohnung im Vergleich eher
gering. Demgegenüber ist die Wohnfläche pro Person höher als in den Vergleichsgebieten.
Insofern ist davon auszugehen, dass im Bereich Uerdingen Markt in den einzelnen Haushalten weniger Personen wohnen.
• Hohe Zahl von Einpendlern
In Uerdingen besteht allein in den Gewerbe- und Industriegebieten eine hohe Zahl an Arbeitsplätzen. Die Stadt Krefeld weist ein positives Pendlersaldo auf. Daher kann vermutet
werden, dass auch in Uerdingen die Zahl der Einpendler die Zahl der Auspendler übersteigt.
Festzuhalten bleibt, dass das Untersuchungsgebiet Uerdingen Markt keine besonderen Auffälligkeiten bzgl. der Sozialstruktur aufweist. Ein Augenmerk muss aber auf die Demographie, d.h.
auf die Einwohner- und die Altersstrukturentwicklung, gelegt werden. Außerdem kann angesichts der Daten zur Wohnflächenversorgung ein Nachholbedarf an größeren Wohnungen
vermutet werden.
2.3. Städtebau, Wohnen und Verkehr
Uerdingen weist einen gewachsenen Kern mit einer langen Historie auf. Entsprechend sind die
Rahmenbedingungen wie ein baulich verdichtetes Zentrum, historische Bausubstanz sowie eine Verkehrsstruktur, die den Platzverhältnissen Tribut zollen muss, für die weitere Entwicklung
von Uerdingen maßgeblich. Der Fachbereich Stadtplanung der Stadt Krefeld hat eine umfangreiche Analyse der Situation im „Integrierten Handlungskonzept Uerdingen, Erster Teil“ vom 25.
August 2016 aktuell aufbereitet. Die Kernergebnisse werden nachfolgend dargestellt.
2.3.1. Stadtgestalt und Stadtgrundriss
Das heutige Uerdinger Zentrum wurde im Jahr 1293 planmäßig als Neuanlage errichtet. Die
historischen Strukturen sind weiterhin erkennbar. Reste der Stadtmauer sind in der ab 1910
anstelle der Umwallung entstandenen offenen Grünanlage, dem so genannten Wallgarten,
noch vorhanden (vgl. Kap. 2.3.2). Ab Mitte des 19. Jahrhunderts ist mit der beginnenden Industrialisierung Uerdingen weiter gewachsen. Der Rhein im Osten und die Bahnlinie im Westen
stellten dabei Barrieren dar. Im Untersuchungsgebiet bestehen neben der teils stark verdichteten Blockbebauung im historischen Kernbereich gewerbliche, derzeit zum teil leerstehende
Großstrukturen im Norden und aufgelockerter Wohnbebauung in Form von Einfamilienhäu-
21
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Integriertes Handlungskonzept Uerdingen
sern und Zeilenbebauungen im Süden (vgl. Karte 3). Der historische Kernbereich ist denkmalgeschützt (vgl. Kap. 2.3.3).
Foto 1 und Foto 2: Wallgarten (links) und historischer Marktplatz (rechts)
Quelle: Aufnahmen Stadt Krefeld, Februar 2016
Foto 3 und Foto 4: Wallgarten (links) und Rheindeich (rechts)
Quelle: Aufnahmen Stadt Krefeld, Oktober 2014/ Mai 2015
22
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Integriertes Handlungskonzept Uerdingen
Karte 3: Schwarzplan Zentrum Uerdingen
Quelle: Stadt Krefeld, Fachbereich Stadtplanung: Integriertes Handlungskonzept Erster Teil. Krefeld,
25.08.2016, Seite 24
2.3.2. Grünstruktur
Innerhalb des Uerdinger Zentrums ist der Anteil von privaten und auch öffentlichen Grünflächen aufgrund der engen historischen Bebauung sehr gering. Die einzige größere öffentliche
Grünfläche ist der so genannte Wallgarten, der sich bandartig südlich des Zentrums entlang
zieht und auf dem neu gestalteten Rheindeich seine Fortsetzung findet (vgl. Foto 3). Darüber
hinaus befinden sich v. a. begrünte öffentliche Platzflächen wie der historische Marktplatz oder
der Platz Am Röttgen im Zentrumsbereich. Südlich des Wallgartens ist der Anteil an Grünflächen allein aufgrund der aufgelockerten Bebauungsstruktur größer. Hier befinden sich auch
größere öffentliche Grünflächen und zusätzlich zwei Kleingartenanlagen sowie die Bezirkssportanlage. Die dem Uerdinger Zentrum am nächsten gelegene große öffentliche Grünfläche
ist der Stadtpark, der nord-westlich der Bahnlinie in etwa 2 km fußläufiger Entfernung vom historischen Marktplatz gelegen ist. Der Stadtpark ist fußläufig aufgrund der Barrierewirkung der
Bahnlinie vom Uerdinger Zentrum aus nur über die Bahnunterführungen am Bahnhof, an der
Straße Am Röttgen/ Traarer Straße oder der Alten Krefelder Straße erreichbar.
23
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Integriertes Handlungskonzept Uerdingen
Vier öffentliche Spielflächen bestehen im Untersuchungsgebiet. Drei der Spielflächen (Kurfürstenstraße, Am Zollhof und Joseph-Görres-Straße) sind in einem verbesserungswürdigen Zustand. Insgesamt ist der Bestand an Spielflächen sehr begrenzt im Uerdinger Zentrum.
Karte 4: Grünflächen im Zentrum Uerdingen
Quelle: Stadt Krefeld, Fachbereich Stadtplanung: Integriertes Handlungskonzept Erster Teil. Krefeld,
25.08.2016, Seite 30
2.3.3. Denkmalschutz
Die Stadt Krefeld hat 1995 einen Denkmalbereich ausgewiesen und eine entsprechende
Denkmalbereichssatzung beschlossen. Als erhaltenswert sind der Stadtgrundriss, die prägende
historische Bebauung sowie die noch deutliche erkennbaren Teile der Festungsanlage bzw.
Stadtmauer ausgewiesen. Im Denkmalbereich Stadt Uerdingen befinden sich fast 160 denkmalgeschützte, denkmalwerte bzw. erhaltenswerte Gebäude und Bauobjekte. Sämtliche in den
Grenzen der Denkmalbereichssatzung gelegenen Gebäude sowie insbesondere die rechtskräftig in die Denkmalliste eingetragenen Gebäude unterliegen dem Denkmalschutzgesetz Nordrhein-Westfalen (DSchG NW). Damit bedürfen sämtliche an und z. T. auch in den Gebäuden
vorgesehenen Maßnahmen einer denkmalrechtlichen Erlaubnis der Unteren Denkmalbehörde
24
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Integriertes Handlungskonzept Uerdingen
nach § 9 DSchG NW, die diese zuvor nach § 21 (4) DSchG NW mit dem LVR-Amt für Denkmalpflege im Rheinland abzustimmen hat.
Einzelne denkmalwerte Gebäude sind in einem schlechten Zustand und weisen zum Teil einen
deutlichen Sanierungsstau auf oder stehen leer. Insbesondere in der Fußgängerzone (Niederstraße) sind Erdgeschossbereiche gestalterisch durch gewerbliche Nutzung teilweise stark
überformt. Hier bestehen Ansatzpunkte zur Sicherung des historischen Stadtbildes.
Karte 5: Denkmalbereich und Denkmäler in Uerdingen
Quelle: Stadt Krefeld, Fachbereich Stadtplanung: Integriertes Handlungskonzept Erster Teil. Krefeld,
25.08.2016, Seite 27
2.3.4. Wohnen
Im Untersuchungsgebiet gibt es laut den Ergebnissen des Zensus 2011 insgesamt 959 Gebäude
mit Wohnnutzung. Fast die Hälfte dieser Gebäude stammt aus der Zeit vor 1950. In der Mehrzahl befinden sich die Wohngebäude in der Hand von privaten Einzeleigentümern, aber nur ein
Drittel der Wohnungen wird von den Eigentümern selbst bewohnt.
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Der Fachbereich Stadtplanung der Stadt Krefeld hat im Rahmen von verschiedenen Ortsbegehungen den Zustand der Gebäude im Denkmalbereich Stadt Uerdingen nach Augenschein bewertet. Demnach weist eine hohe Anzahl von Gebäuden energetischen Erneuerungsbedarf auf.
Insbesondere entlang der Nieder- und Oberstraße sind gestalterische Mängel im Gebäudebestand augenfällig.
Karte 6: Bewertung des Zustands der Gebäude im Denkmalbereich Uerdingen
Quelle: Stadt Krefeld, Fachbereich Stadtplanung: Integriertes Handlungskonzept Erster Teil. Krefeld,
25.08.2016, Seite 37
2.3.5. Verkehr
Die verkehrliche Erschließung des Untersuchungsgebietes Uerdingen bietet für den motorisierten Individualverkehr über die Mündelheimer Straße, die Bahnhofstraße sowie die Lange Straße und Alte Krefelder Straße eine gute innerörtliche Erschließung. Über diese Straße ist Uerdingen auch an das (über-)regionale Straßennetz mit der B 288 (Berliner Straße) und der BAB 57
angebunden.
Die Stellplatzsituation ist aufgrund der baulichen Dichte des historischen Zentrums angespannt. Insbesondere während der Geschäftszeiten und auch an Markttagen sind die vorhan-
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Integriertes Handlungskonzept Uerdingen
denen Stellplatzanlagen Am Röttgen und Am Marktplatz sowie die bewirtschafteten Flächen
entlang der Zufahrtstraßen im Zentrum nahezu vollständig ausgelastet, so dass der Parkdruck
sich auch auf Nebenstraßen verlagert.
Karte 7: Verkehrsstruktur in Uerdingen
Quelle: Stadt Krefeld, Fachbereich Stadtplanung: Integriertes Handlungskonzept Erster Teil. Krefeld,
25.08.2016, Seite 52
An das Netz des öffentlichen Personennahverkehrs wird Uerdingen über Busverbindungen, eine Straßenbahnlinie sowie das regionale Schienennetz angebunden.
Drei innerörtliche Buslinie (054, 058, 059) verbinden Uerdingen mit der Innenstadt und den
meisten anderen Stadtteilen. Die Busse verkehren hauptsächlich in der Zeit zwischen 5.00 Uhr
und 21.30 Uhr, werktags im Halb- bzw. im Stundentakt und an Wochenenden in einer geringeren Taktung. Drei regionalen Buslinien (831, 927, 941) sowie eine regional verkehrende
Schnellbuslinie (SB 80) verbinden Uerdingen mit Moers, Duisburg und Meerbusch. Diese Buslinien sind hauptsächlich zwischen 5.30 Uhr und 21.00 Uhr in einem Stundentakt im Einsatz. Die
zentralen Haltestellen befinden sich Am Röttgen und am Bahnhof Uerdingen.
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Beide Haltestellen werden auch von der Straßenbahnlinie 043 angefahren, die Uerdingen mit
dem Krefelder Hauptbahnhof verbindet und in der Hauptverkehrszeit zwischen 06.00 Uhr und
20.00 Uhr in einem 15-minütigen Takt verkehrt.
Über den Bahnhof Uerdingen besteht eine direkte Anbindung an das regionale Schienennetz.
Drei Regionalbahnen (RB 33, RB 35, RE 42) bieten jeweils stündlich direkte Verbindungen nach
Duisburg, Wesel, Münster sowie Mönchengladbach und Aachen.
Grundsätzlich bietet Uerdingen aufgrund der flachen Topographie günstige Voraussetzungen
für die Nutzung des Fahrrads als Verkehrsmittel. Das Untersuchungsgebiet ist nahezu flächendeckend mit einem Radwegenetz überspannt. Die Nutzbarkeit des Verkehrsmittels wird aber
durch Barrierewirkungen z. B. der Bahntrasse oder auch unkomfortable Verkehrsführungen
durch Einbahnstraßenregelungen eingeschränkt. Insbesondere für ein distanzempfindliches
Fortbewegungsmittel wie dem Fahrrad kann dies eine breitere Nutzung erschweren.
Karte 8: Radwege in Uerdingen
Quelle: Stadt Krefeld, Fachbereich Stadtplanung: Integriertes Handlungskonzept Erster Teil. Krefeld,
25.08.2016, Seite 58
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Einschränkend wirkt sich auch aus, dass das attraktive Rheinufer für Radfahrer im Zentrumsbereich generell nicht befahrbar ist. Dies mindert auch die Attraktivität Uerdingens als Etappenziel des Rheinradweges, dem am stärksten befahrenen Fernradwanderweg in Deutschland.
2.3.6. Fazit Städtebau, Wohnen und Verkehr
Die Bestandssituation kann für das Untersuchungsgebiet Uerdingen auf Grundlage des beschriebenen Status Quo wie folgt zusammengefasst werden:
• Das Zentrum Uerdingens ist geprägt durch eine in Teilen denkmalgeschützte und verdichtete Bebauung. Die ablesbare Stadthistorie ist ein Alleinstellungsmerkmal Uerdingens und
bietet ein großes Potenzial für die weitere Entwicklung.
• Nördlich des Zentrums schließen sich gewerbliche, z. T. leerstehende Großstrukturen an.
Die in der Vergangenheit größtenteils gewerblich genutzten Areale mit z. T. direktem Zugang zum Rheinufer können wichtige Potenzialflächen für die weitere Entwicklung des Uerdinger Zentrums sein.
• Das Zentrum Uerdingens ist direkt am Rhein gelegen. Der direkte Rheinzugang ist ein großes Plus des Uerdinger Zentrums. Schon die vor wenigen Jahren abgeschlossene Sanierung
und Aufwertung des Rheindeichs hat diesen Standortvorteil unterstrichen und die Nutzbarkeit erhöht.
• Im Zentrum Uerdingens bestehen wenige Grün- und Freiflächen. Durch die verdichtete Bebauung sind Grün- und Freiflächen in Uerdingens Kern Mangelware. Nur die Wallanlage und
der Rheindeich bestehen als öffentlich zugängliche Freiflächen. Die nächste größere Grünanlage, der Stadtpark, ist noch in fußläufiger Entfernung, aber schwer erreichbar.
• Im Zentrum Uerdingens besteht ein hoher Anteil erhaltenswerter Gebäude. Gut 160 denkmalgeschützte, denkmalwerte bzw. erhaltenswerte Gebäude bestehen im Uerdinger Zentrum, fast die Hälfte aller Gebäude ist vor 1950 errichtet worden.
• Vereinzelter Modernisierungsbedarf am Gebäudebestand im Zentrum Uerdingens. Neben
vereinzelten erneuerungsbedürftigen Gebäuden bestehen insbesondere in der Uerdinger
Fußgängerzone in Teilen gestalterische Nachholbedarfe, die das historische Stadtbild belasten.
• Der Gebäudebestand im Zentrum Uerdingens ist vorrangig im Einzeleigentum. Gut 95 % der
Gebäude mit Wohnnutzung befinden sich im privaten Einzeleigentum. Der Anteil der
Wohnnutzung im Kernbereich Uerdingens ist relativ hoch, der Anteil eigengenutzter Wohnungen jedoch niedrig.
• Das Zentrum Uerdingens weist eine gute innerstädtische Erschließung auf. Für den motorisierten Individualverkehr sowie auch über den öffentlichen Personennahverkehr ist das
Zentrum Uerdingens gut erschlossen. Über den Bahnhof besteht zudem eine gute Anbindung an das regionale Schienennetz.
• Die Stellplatzversorgung im Zentrum Uerdingens ist eingeschränkt. Aufgrund der dichten
Bebauungsstrukturen und der durch die Einkaufsangebote, Arbeitsplätze sowie auch das
Krankenhaus hohen Nachfrage nach Abstellplätzen ist der Anteil der Stellplatzflächen für
den Pkw-Verkehr begrenzt, so dass v. a. zu Geschäftszeiten die Versorgung mit Parkplätzen
schon heute im Zentrum Uerdingens grenzwertig ist.
• Im Zentrum Uerdingens bestehen für den Radverkehr einige Hürden. Die Anbindung des
Zentrum Uerdingens ist für Radfahrer durch Barrieren wie die Bahntrasse oder einschränkende Verkehrsführungen z. T. erschwert. Zudem ist das auch für Ausflugsradler attraktive
Rheinufer nicht erschlossen.
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2.4. Einzelhandel, Dienstleistungen und Gastronomie
Das Zentrenkonzept der Stadt Krefeld aus dem Jahr 2014 definiert drei Typen von zentralen
Versorgungsbereichen. Die Kategorien Hauptzentrum (d. h. die Innenstadt von Krefeld) und
Neben- bzw. Stadtteilzentren3 definieren sich nicht nur über die Ausdehnung und den Besatz
der Einzelhandelslagen sowie den publikumsorientieren sonstigen Dienstleistungen. In die Deklarierung werden auch nicht gewerbliche Nutzungen wie z. B. Bildungs- und Kultureinrichtungen in die Kategorisierung mit einbezogen. Die zentrale Einzelhandelslage in Uerdingen wird
als Neben- bzw. Stadtteilzentrum festgelegt. Das Stadtteilzentrum Uerdingen dient nicht nur
der Versorgung des Stadtteils Uerdingen, sondern auch Teilen angrenzender Stadtteile. Insgesamt beschreibt das Zentrenkonzept für das Stadtteilzentrum Uerdingen einen Einzugsbereich
von ca. 22.000 Einwohnern. Auf Grundlage der Bestandserhebung aus März 2012 sind im
Stadtteilzentrum Uerdingen 187 Einzelhandels- und Dienstleistungsnutzungen vorhanden. Die
Verkaufsflächensumme beträgt ca. 11.900 qm, wovon ca. 6.100 qm kurzfristigen, 4.600 qm
mittelfristigen und 1.000 qm langfristigen Bedarfsstufen zugerechnet werden können.
Als Stärke des Uerdinger Stadtteilzentrums wird im „Integrierten Handlungskonzept Uerdingen
- Erster Teil“ die „breite Angebotspalette“, das „hohe Maß an Individualität durch kleinteilige
Nutzungsformen“ und die „städtebaulich hochwertige Gestaltung im Kernbereich“ genannt.
Schwächen werden in der „bandförmigen Struktur“, den „eingeschränkten Rundlaufmöglichkeiten“, den „Gestaltungsmängeln einiger Geschäfte“ sowie dem „unterschiedlichen funktionalen Gewicht“ der Niederstraße auf der einen und der Oberstraße auf der anderen Seite genannt.
Zweimal wöchentlich (mittwochs und samstags) findet auf dem Platz Am Röttgen ein Wochenmarkt statt, der auch Kunden außerhalb des Stadtteils Uerdingen anspricht. Das Warenangebot besteht hauptsächlich aus Lebensmitteln, viele Marktbeschicker vertreiben regionale
Produkte.
Foto 5 und Foto 6: Wochenmarkt
Quelle: eigene Aufnahmen PLANUNGSGRUPPE STADTBÜRO, April/ Mai 2017
3
Als Neben- bzw. Stadtteilzentren werden die zentralen Lagen in Fischeln, Hüls und Uerdingen definiert.
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Karte 9: Abgrenzung und Einzelhandelsbestand Stadtteilzentrum Uerdingen
Quelle: Stadt Krefeld: Zentrenkonzept der Stadt Krefeld 2014. Bearbeitung: futura consult Dr. Kummer. Krefeld, Februar 2014, Seite 24
Gastronomische Angebote sind insbesondere im historischen Kernbereich vorhanden. Entlang
der Fußgängerzone sowie am historischen Marktplatz befinden sich einzelne Cafés sowie Restaurants. Zum Teil bieten diese auch Außengastronomie. Insbesondere in der Fußgängerzone
wird das gastronomische Angebot von Bäckereifilialen getragen. Am Rhein haben nur vereinzelte, aber auch höherwertige Gastronomien ihren Standort.
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Foto 7 und Foto 8: Niederstraße (links) und Oberstraße (rechts)
Quelle: eigene Aufnahmen PLANUNGSGRUPPE STADTBÜRO, November 2016/ Juni 2017
2.5. Soziale Infrastruktur
Unter sozialer Infrastruktur werden öffentlich oder durch andere Träger betriebene Einrichtungen verstanden, welche einen Beitrag zur so genannten Daseinsvorsorge leisten. Im Kern umfasst dies Einrichtungen der Kinderbetreuung, der schulischen Bildung, des Sports und der Freizeit sowie der Kommunikation (Kinder- und Jugendarbeit, Seniorenangebote etc.). Im Untersuchungsgebiet Uerdingen sind verschiedene Einrichtungen der sozialen Infrastruktur vorhanden.
In der Summe ergibt sich folgender Überblick, geordnet nach Themenbereichen:
Kinderbetreuung
Im Untersuchungsgebiet bestehen insgesamt drei Kinderbetreuungseinrichtungen. Zwei der
Einrichtungen werden durch die katholische Pfarrgemeinde St. Nikolaus betrieben. Eine Einrichtung ist in der Trägerschaft der Stadt Krefeld. Mit diesem Bestand an Betreuungskapazitäten ist der Bedarf an Kindertageseinrichtungen gedeckt.
Bildung
Die Schullandschaft bietet im Untersuchungsgebiet die Paul-Gerhardt-Gemeinschaftsgrundschule, das Gymnasium Fabritianum und die Förderschule am Uerdinger Rundweg. In unmittelbarer Nähe zum Untersuchungsgebiet befinden sich darüber hinaus das Gymnasium Am
Stadtpark, die Gesamtschule Uerdingen, die Edmund-ter-Meer-Realschule sowie das Berufskolleg Uerdingen. Insofern ist das Untersuchungsgebiet fast allumfassend mit den Schulen der
verschiedenen Bildungszweige ausgestattet.
Freizeit, Kultur und Sport
Freizeit-, Kultur- und Sportangebote werden in Uerdingen hauptsächlich durch vereinsgetragene oder private Initiativen vorgehalten. Die lebendige und vielfältige Vereinsstruktur ist hier
nicht nur Ausdruck des bürgerschaftlichen Engagements. Sie trägt auch im Wesentlichen das
Angebot im Bereich Freizeit, Kultur und Sport.
Es gibt neben Sportvereinen, die nicht nur Fußball auf der Bezirkssportanlage, sondern natürlich am Rhein auch Wassersport anbieten, ebenfalls einige Vereine zur Brauchtumspflege, zur
Heimatpflege, zur Wahrnehmung und Förderung des Gemeinwohls etc. Insgesamt drei Museumsstandorte bestehen in Uerdingen, die privat und z. T. auch vereinsgetragen sind.
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Das Gemeinwesen wird auch durch Initiativen örtlicher Glaubensgemeinschaften getragen. Die
örtlichen Gotteshäuser werden z. B. auch zur Ausrichtung von Konzerten u. ä. genutzt.
Der Bedarf an kultureller Infrastruktur in Uerdingen wird deutlich angesichts des hohen Engagements des Arbeitskreises „Erhalt Bücherei Uerdingen“. Nach der Schließung der Stadtteilbücherei im Mai 2013 weist der Arbeitskreis mit verschiedenen Aktionen auf den Verlust der Einrichtung hin. Seit dem Schließungsdatum werden z. B. montäglich Lesungen vor dem ehemaligen Büchereigebäude durchgeführt. Die Stadtteilbücherei war in den Herbertzhäusern in zentraler Lage am historischen Marktplatz untergebracht. Die denkmalgeschützten Gebäude haben
einen hohen Identifikationswert. Die Lage im Zentrum Uerdingens bietet beste Voraussetzungen, um in dem Gebäude wieder eine Anlaufstelle für die Bewohner Uerdingens zu schaffen.
Denkbar ist die Einrichtung eines multifunktionalen Bürger-, Bildungs- und Kulturzentrums mit
angegliederter, städtischer Medienausleihe.
Jugend
Mit dem Jugendhaus Jojo besteht in Uerdingen eine Anlaufstelle für Kinder und Jugendliche.
Das Haus ist in städtischer Trägerschaft und wird von etwa 200 Kindern und Jugendlichen in
der Woche aufgesucht. Seit etwas 10 Jahren hat das Haus seine Adresse im Lübecker Weg, außerhalb des Untersuchungsgebietes. Der Standort ist fußläufig in etwa 1 km Entfernung vom
historischen Marktplatz. Im Uerdinger Zentrum existiert kein Angebot für Kinder und Jugendliche, was in den Beteiligungsveranstaltungen mehrfach bemängelt wurde.
Senioren
Der Ortsverein Uerdingen des Deutschen Roten Kreuzes betreibt an der Bahnhofstraße, unweit
des Uerdinger Bahnhofs, den Seniorentreff „Die Brücke“. Vier Mal in der Woche ist der Treff geöffnet. Die Einrichtung ist eine Begegnungsstätte für Senioren, die Geselligkeit, Unterhaltung
und Information vermittelt. Nicht zuletzt kommen hier jung und alt zusammen, da die Jugend
in der Uerdinger DRK-Gemeinschaft ebenfalls in „Der Brücke“ ihren Treffpunkt hat.
2.6. (Nah-) Erholung
Die Lage Uerdingens am Rhein ist auch für Naherholungssuchende ein bedeutender Standortvorteil. Hinzu kommt das historische Stadtbild Uerdingens, der Stadtkern bietet aufgrund der
Stadtgeschichte auch einige Sehenswürdigkeiten. Bislang sind diese Vorzüge Uerdingens noch
fast unentdeckt. Wobei es große Potenziale gibt:
Radtourismus
Uerdingen liegt an der Trassenführung von drei z. T. auch überregional bedeutsamen Radreiserouten:
• Rheinradweg: Der Rheinradweg ist einer der bedeutendste Fernradwanderweg Deutschlands. Laut der ADFC-Radreiseanalyse 2016 ist der Rheinradweg in der Beliebtheit unter den
ersten 10 Radreiserouten Deutschlands. Gleichzeitig liegt der Rheinradweg an erster Stelle,
wenn nach der Nutzung im Hinblick auf mehrtägige Radreisen gefragt wird. Die Radweg
startet in Andermatt in der Schweiz und reicht bis Hoek van Holland in den Niederlanden.
Uerdingen kann demnach von Radtouristen auch zukünftig profitieren.
• NiederrheinRoute: Die NiederrheinRoute ist ein über 2.000 km langes Radwegenetz, das verschiedenste Streckenkombinationen ermöglicht, um mit dem Rad den Niederrhein kennen
zu lernen. Die Streckenführung verläuft auch durch das Uerdinger Zentrum.
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• Erlebnisweg Rheinschiene: Dieser Radweg führt zwischen Bonn und Duisburg beidseits des
Rheins entlang. Die Erlebnisroute ist mit Informationstafeln versehen und bietet so neben
den landschaftlichen Eindrücken auch Wissenswertes über den befahrbaren Bereich des
Rheins.
Rheinanleger
Das Rheinufer wurde vor kurzem im Rahmen der Sanierung des Rheindeiches gestalterisch
aufgewertet. Mit dem Steigerfest im September 2016 wurde der wieder instand gesetzte
Schiffsanleger Krefeld-Uerdingen eingeweiht. Der Schiffsanleger liegt nur wenige hundert Meter vom historischen Marktplatz in Uerdingen entfernt. Ein direkter Zugang besteht durch das
so genannte Rheintor. Bislang wird der Anleger hauptsächlich für Tagesausflüge z. B. zur Weinbrennerei Dujardin oder als Zustiegspunkt bzw. Zwischenhalt für Rheinkreuzfahrten genutzt.
Foto 9 und Foto 10: Steigerfest 2016 (links) und Rheintor (rechts)
Quelle: Aufnahmen Stadt Krefeld und eigene Aufnahme PLANUNGSGRUPPE STADTBÜRO, September 2016/
November 2016
Historisches Stadtbild
Ein weiteres Pfund von Uerdingen ist das noch weitgehend erhaltene historische Zentrum mit
einer Vielzahl von denkmalgeschützten und denkmalwerten Gebäuden. Die über 750-jährige
Stadtgeschichte ist an vielen Stellen noch deutlich erkennbar. So wird der historische Kern Uerdingens von dem so genannten Wallgarten eingerahmt, der den Verlauf der ehemaligen Stadtbegrenzung nachvollzieht. Ein städtebaulich besonderes Ensemble bietet der alte Marktplatz,
u. a. gesäumt von den Herbertzhäusern. Aber auch die Relikte der industriellen Entwicklung
sind zum Teil sehenswert, wie etwa das Ensemble der ehemaligen Weinbrennerei Dujardin. Zusammen mit der direkten Lage am Rhein bietet Uerdingen eine Vielzahl von Ansatzpunkten,
um auch als Ausflugsziel zukünftig noch attraktiver zu werden.
2.7. Gewerbe und Industrie
Im Stadtteil Uerdingen bestehen zwei größere zusammenhängende Gewerbe- und Industrieflächen. Im Norden des Uerdinger Zentrums befinden sich der ChemPark sowie ein Werk der
Siemens AG. Im Süden des Zentrums ist ein größeres Flächenareal rund um den Rheinhafen
durch Gewerbebetriebe in Nutzung.
Allein der ChemPark Uerdingen vereint ca. 40 Unternehmen, in denen über 7.000 Arbeitnehmer
tätig sind. Das Zugwerk der Siemens AG in Uerdingen beschäftigt etwa 2.400 Arbeiter. Und im
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Rheinhafen sind ca. 20 Unternehmen ansässig, die in der Summe etwa 2.500 Beschäftigte aufweisen.
Die Standorte befinden sich jeweils am Rande des Uerdinger Zentrums und sind auch gesamtstädtisch bedeutsame Wirtschaftsstandorte. Für die weitere Stadtteilentwicklung Uerdingens
gilt es, die Standortanforderungen der Gewerbe- und Industriebereiche zu berücksichtigen. Die
Zentrumsentwicklung und die Entwicklung der Unternehmensstandorte müssen möglichst
einvernehmlich erfolgen.
Karte 10: Lage der bedeutenden Gewerbe- und Industriegebiete in Uerdingen
ChemPark
Siemens
Uerdingen Zentrum
Rheinhafen
Quelle: eigene Darstellung PLANUNGSGRUPPE STADTBÜRO auf Basis Flächennutzungsplan der Stadt Krefeld
vom 04. November 2015
2.8. Akteursstrukturen
Der Stadtteil Uerdingen zeichnet sich durch ein reges Gemeinwesen aus. Eine Vielzahl von Initiativen und Vereinen offenbaren das hohe bürgerschaftliche Engagement in unterschiedlichen
Themenfeldern. Neben Sport und Karneval stehen dabei Heimatpflege, Förderung des Gemeinwohls, Förderung der qualitätvollen Gestaltung Uerdingens, Erhaltung des Bildungs- und
Kulturangebotes sowie auch die Förderung des Einzelhandels- und Dienstleistungsstandortes
im Vordergrund. Der Organisationsgrad der Vereine spiegelt das Engagement der Uerdinger
Bevölkerung wieder. Der Uerdinger Heimatbund e. V. hat allein etwa 800 Mitglieder, der Bürgerverein Uerdingen e. V. zählt etwa 80 Mitglieder, der Uerdinger Kaufmannsbund e. V. vereint
etwa 50 Mitglieder und der Arbeitskreis Erhalt Bücherei Uerdingen hat neben etwa 10 Aktiven
einen großen Kreis von Unterstützern.
Dieses hauptsächlich ehrenamtliche Engagement wird unterstützt und flankiert durch örtliche
Unternehmen, lokal und regional tätige Institutionen sowie die Politik und Stadtverwaltung.
Der Dialog wird von lokalen Akteuren auch aktiv gefördert. So führt der ChemPark das Nachbarschaftsbüro Chempunkt am alten Marktplatz. Dieser bürgernahe Treffpunkt stellt nach eigener Aussage einen „Brückenschlag zwischen Industrie und Stadtgemeinschaft“ dar. Dabei
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soll das Angebot nicht nur über das Industriegelände ChemPark informieren. Von hier aus wird
auch ein Beitrag zur Vernetzung der Akteure der Stadtgesellschaft geliefert.
2.9. Uerdingen - Stadtteilmitte mit Funktionsschwächen
Die Analyse des Untersuchungsgebietes Uerdingen Zentrum verdeutlicht die Funktionsschwächen, die aktuell aber auch perspektivisch die weitere Entwicklung des Siedlungsbereiches einschränken. Die hochwertige städtebauliche und architektonische Qualität der historischen
Bausubstanz ist derzeit nicht nachhaltig gesichert, das bestehende Baukulturerbe ist gefährdet.
Die Versorgung mit sozialer Infrastruktur ist angesichts der bestehenden Versorgungslücken
und des Bedarfs hinsichtlich des vorhandenen bürgerschaftlichen Engagements derzeit eingeschränkt. Bestehende gewerbliche Brachflächen können ein Potenzial für die Weiterentwicklung des Uerdinger Zentrums darstellen und hochwertige Wohnflächen in Zentrumsnähe bieten, was u. a. auch die Neuausweisung von Baugrund auf unbebauten Freiflächen verhindert.
In der Summe bietet sich die Chance, durch gezielte strukturelle Veränderungen im Uerdinger
Zentrum den Stadtteil in Gänze zukunftsfähig aufzustellen und darüber hinaus sogar mit neuen Qualitäten auszustatten.
Die öffentliche Erschließung des Rheinzugangs am so genannten Unteren Werft kann ein Alleinstellungsmerkmal Uerdingens betonen und gleichzeitig eine aktuell untergenutzte Fläche
in einer Größenordnung von etwas mehr als zwei Hektar in Nutzung bringen.
Mit der privat finanzierten Entwicklung von Wohnungsangeboten auf den bestehenden gewerblichen Brachflächen am Rhein bzw. innerhalb der historischen Bebauung können über 100
neue Wohneinheiten für zusätzliche Einwohner und neue Zielgruppen in Uerdingen geschaffen
werden und gleichzeitig mehr als zwei Hektar Brachfläche mit einer neuen Nutzung versehen
werden.
Flankierende Erneuerungen des Gebäudebestandes und Aufwertungen der öffentlichen Flächen führen zu einer höheren Attraktivität des Uerdinger Zentrums. Profitieren kann davon der
gesamte Stadtteil, dessen zukünftige positive Entwicklung auf dem Maßnahmenpaket des Integrierten Handlungskonzeptes Uerdingen fußen kann.
3. Beteiligung
Ein wesentlicher Aspekt der Stadt(teil)entwicklung ist - nicht nur mit Blick auf die begrenzten
finanziellen Möglichkeiten der öffentlichen Haushalte - der Anspruch und die Zielsetzung, die
örtlichen Akteure, wie private Eigentümer, gewerblich Tätige, soziale Träger und nicht zuletzt
die Bewohner im Stadtteil bzw. dem relevanten Stadtgebiet, aktiv an der Planung und Umsetzung der unterschiedlichen Projekte und Maßnahmen zu beteiligen. Dies geschieht nicht nur
vor dem Hintergrund, dass durch die Beteiligung die Gesamtmaßnahme eine breite Akzeptanz
und Unterstützung erfahren wird. Dies ist auch von Relevanz, da die örtlichen Akteure und Betroffenen „ihren“ Stadtteil bzw. das jeweilige Stadtgebiet am besten kennen und Problemlagen
sehr eindeutig aufzeigen können.
Wert und Erfolg eines integrierten Entwicklungskonzeptes steigen, wenn Aktivierung und Beteiligung in einem größeren Maßstab gelingen. Durch die ‚Mitnahme’ der Vielfalt der Akteure
für das Gesamtvorhaben kann nicht nur Eigeninitiative und die Bereitschaft für private Investitionen geweckt werden. Es wird darüber hinaus ein breiter Konsens für die Gesamtmaßnahme
entwickelt.
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3.1. Akteursgespräche
Im Rahmen der Bestandsaufnahme zum Integrierten Handlungskonzept wurden im Zeitraum
von Januar bis März 2017 Gespräche mit fast 50 lokalen Akteuren durchgeführt. Gesprächspartner waren Vertreter lokaler Vereine und Institutionen (u. a. Uerdinger Kaufmannsbund
e. V., Interessengemeinschaft Rheinstadt Uerdingen, Uerdinger Heimatbund e. V., Arbeitskreis
Erhalt Bücherei Uerdingen), Vertreter wirtschaftsrelevanter Institutionen (Handelsverband
NRW Krefeld, Kempen, Viersen e. V., Industrie- und Handelskammer Mittlere Niederrhein), Vertreter der lokalen Wohnungswirtschaft sowie Haus und Grund e. V., Vertreter örtlicher Unternehmen (u. a. ChemPark, Rheinhafen Krefeld), Vertreter relevanter Bereiche der Stadtverwaltung (Wirtschaftsförderungsgesellschaft Krefeld mbH, Fachbereich Marketing und Stadtentwicklung) sowie bedeutende Einzelpersonen aus Uerdingen. Wichtige Aspekte der Akteursgespräche waren die Einschätzungen der Gesprächspartner zur Situation des Gewerbes, des
Wohnens, des Straßen- und öffentlichen Personennahverkehrs, des Zusammenlebens in Uerdingen sowie zum Image des Stadtteilzentrums.
Die Interviewpartner betonten fast unisono die Vorzüge des Kernbereichs von Uerdingen:
• die direkte Lage am Rhein
• die historische Bausubstanz
• das Vorhandensein aller wesentlichen Funktionen vor Ort (Einkaufsangebote, Gesundheitsdienstleistungen, Bildungs- und Betreuungsangebote etc.)
Der Rheinzugang und die Verbindung des Kernbereiches mit dem Rheinufer wurden als wichtige Handlungsansätze genannt. Das Rheinufer soll v. a. besser für Radfahrer und Fußgänger
nutzbar sein sowie durch gastronomische Angebote als Ausflugsziel attraktiver werden. Der
Rheinanleger ist in diesem Zusammenhang ein wichtiges ergänzendes Angebot.
Die Sicherung des historischen Stadtbildes wurde nicht nur als wichtige Maßnahme zur Erhaltung des Geschichtserbes genannt. Das historische Stadtbild erhöht als besonderes Merkmal
des Uerdinger Zentrums die Attraktivität des Stadtteils für Neubürger und auch für Ausflugsgäste zusätzlich.
Der Einzelhandelsbesatz weist zunehmende Schwächen auf. Die Versorgung vor Ort ist für den
Wohnstandort Uerdingen aber ein wichtiges Kriterium. Neben einem Ladenflächenmanagement, das die bisherigen Anstrengungen der Wirtschaftsförderungsgesellschaft Krefeld mbH
und des Uerdinger Kaufmannsbundes e. V. unterstützen und stärken könnte, wurde insbesondere auf eine Verbesserung der fußläufigen Verbindung zwischen dem Angebot an der Straße
Am Röttgen und der Fußgängerzone hingewiesen. Konträr sind die Meinungen hinsichtlich einer Öffnung des Fußgängerzonenbereichs in der Oberstraße und der Verlagerung des Wochenmarktes auf den alten Marktplatz.
Die Schaffung eines Quartierszentrums mit Trefffunktion und Bildungs- sowie Kulturangeboten in den Herbertzhäusern wurde in den Akteursgesprächen häufig als Handlungsansatz auch
für die weitere Belebung des Zentrumsbereiches genannt.
Die Stellplatzsituation wird von den Akteuren vielfach als angespannt beschrieben. Die durch
den Handels- und Dienstleistungsbesatz ausgelösten Bedarfe können insbesondere in Spitzenzeiten kaum in den historischen und eng bebauten Strukturen des Uerdinger Zentrums gedeckt
werden.
Das historische Nebeneinander von Industriearealen, d. h. insbesondere dem ChemPark und
dem Rheinhafen, und den sonstigen Siedlungsbereichen Uerdingens soll auch zukünftig konfliktfrei erfolgen können. In diesem Zusammenhang offenbarten sich konträre Meinungen in
Bezug auf eine Wohnbebauung am Rheinufer.
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3.2. Infostand
Am Samstag, dem 22. April 2017 sowie am Mittwoch, dem 03. Mai 2017, wurde während des
auf dem Platz Am Röttgen stattfindenden Wochenmarktes in der Zeit von 10.00 bis 12.00 Uhr
mit ca. 140 zufällig vorbeikommenden Personen an einem Infostand über die Situation im Untersuchungsraum Uerdingen sowie die möglichen Perspektiven für das Uerdinger Zentrum gesprochen. Es wurden Kritikpunkte an der derzeitigen Situation im Stadtteil, aber auch Ideen für
die zukünftige Entwicklung abgefragt.
Besonders gut gefällt es den befragten Passanten auf der neu gestalteten Rheinpromenade,
dem historischen Marktplatz und in der Fußgängerzone in der Niederstraße. Der Rhein und das
Zentrum von Uerdingen sind offensichtlich wesentliche Anlaufstellen und Identifikationspunkte für die Uerdinger Bevölkerung.
Foto 11 und Foto 12: Infostand während des Wochenmarktes am 22.04. und 03.05.2017
Quelle: eigene Aufnahmen PLANUNGSGRUPPE STADTBÜRO, April/ Mai 2017
Kritisch sehen die beteiligten Passanten die Situation im Fußgängerzonenabschnitt Oberstraße, der in der Wahrnehmung von Leerständen stärker geprägt wird. Die Situation am und im
Bahnhof sehen viele Uerdingern als verbesserungswürdig. Bedarf für Veränderungen sehen die
Uerdinger auch auf und rund um den historischen Marktplatz. Die Nutzung der Marktplatzfläche ist dabei eher konträr diskutiert. Während einige eine Nutzung als Wochenmarktfläche unterstützen, sehen andere die Nutzung als Stellplatzfläche als vorrangig, um den Parkplatzbedarf im Uerdinger Zentrum sicherstellen zu können. Einig sind sich die meisten Passanten im
Hinblick auf eine Öffnung des Unteren Werft für eine öffentliche Nutzung. Der Bereich am
Rhein sollte auch gestalterisch aufgewertet werden. Ein Dorn im Auge ist vielen Uerdingern der
Zustand der direkt am Rhein gelegenen Gewerbebrachen nördlich des Zentrums.
3.3. Befragung
Parallel zur Beteiligung an einem Infostand am Samstag, dem 22. April 2017 sowie am Mittwoch, dem 03. Mai 2017, wurde während des auf dem Platz Am Röttgen stattfindenden Wochenmarktes in der Zeit von 10.00 bis 12.00 Uhr eine teilstandardisierte Befragung durchgeführt. Insgesamt 28 Interviews konnten mit zufällig ausgewählten Personen auf dem Wochenmarkt geführt werden. Inhalte der Befragung waren die Bewertung der Situation im Untersuchungsraum Uerdingen sowie die möglichen Perspektiven für das Uerdinger Zentrum. Es
wurden Kritikpunkte an der derzeitigen Situation im Stadtteil, aber auch Ideen für die zukünftige Entwicklung abgefragt.
Die Ergebnisse der Befragung bestätigen die bisherigen Erkenntnisse der Beteiligung:
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In Uerdingen besteht eine hohe Identifikation der Bewohner mit ihrem Stadtteil. Der Kleinstadtcharakter des Stadtteils begünstigt dies. Viele Interviewpartner sind bereit, sich für Uerdingen zu engagieren.
Der Rhein wird als Alleinstellungsmerkmal für den Stadtteil besonders betont.
Gute Bewertungen geben die Interviewpartner dem Wochenmarktangebot, der Verkehrssituation sowie dem Angebot an Kinderbetreuung und der Bildungslandschaft in Uerdingen. In der
Bewertung schlechter schneiden v.a. die kulturellen Angebote, das Parkplatzangebot, die Treffund Kommunikationsangebote sowie die Angebote für Jugendliche ab (vgl. Abbildung 18). Kritisch sehen die Befragten auch die Entwicklung der Einzelhandelssituation aufgrund von Geschäftsschließungen und der Verringerung der Angebotsqualität.
Abbildung 18: Bitte bewerten Sie die Situation in Uerdingen in den folgenden Bereichen nach
Schulnoten - 1 (sehr gut) bis 6 (ungenügend)
sehr gut
gut
befriedigend
Image 0
ausreichend
26,9
Parkplatzangebot 0
14,3
28,6
Verkehrssituation 3,6
Wochenmarkt
0
7,1
17,9
51,9
14,3
3,60
29,6
7,4 0
100
7,4
0
59,3
Treff- und
0 8,3
Kommunikationsangebote
18,5
25
Kulturelle Angebote 0
33,3
39,1
19,2
27,3
Spielmöglichkeiten für Kinder 0 9,1
4,5
20%
30%
40%
0
9,1
15,4
9,1
18,2
50%
60%
70%
4,50
3,8 3,8
45,5
59,1
10%
0
21,7
18,2
53,8
13,6
0
33,3
68,2
Schulen 3,8
14,8
39,1
Kindergärten 0
0%
15,4
28,6
60,7
Angebote in der FGZ 0
Angebote für Jugendliche 0
ungenügend
26,9
21,4
11,1
Zugang zum Rhein
mangelhaft
30,8
80%
13,6
90%
0
100%
Quelle: eigene Darstellung und Berechnung PLANUNGSGRUPPE STADTBÜRO auf Basis der Erhebungsdaten
der Befragung im Rahmen der Infostand-Aktionen am 22.04. und 03.05.2017
Die Befragten würden gern die gastronomische Ausstattung auf dem Marktplatz und an der
Rheinpromenade erweitern. Grundsätzlich ist die Öffnung des Unteren Werft eine wichtige
Maßnahme zur Aufwertung Uerdingens für die Interviewpartner (vgl. Abbildung 19).
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Integriertes Handlungskonzept Uerdingen
Abbildung 19: Haben Sie Ideen zur Verbesserung der Situation?
Mittwochsmarkt überdenken
4
Alte Werft öffnen
3
Gastronomieangebot auf Rheinpromenade
3
Gastronomie auf Marktplatz
3
Spielplatzangebot erhöhen
2
ÖPNV-Anbindung verbessern
2
Fußgängerzone beleben
2
Gastronomieangebot insg. ausweiten
2
Brachflächenentwicklung Rhein
2
Wochenmarkt auf Alten Marktplatz
1
Angebote für Jugendliche schaffen
1
Mündelheimer Str. verkehrsberuhigen
1
Parkplätze schaffen
1
Marktplatz autofrei
1
0
Ideen
0,5
1
1,5
2
2,5
Anzahl
3
3,5
4
4,5
Quelle: eigene Darstellung und Berechnung PLANUNGSGRUPPE STADTBÜRO auf Basis der Erhebungsdaten
der Befragung im Rahmen der Infostand-Aktionen am 22.04. und 03.05.2017
3.4. Bürgerwerkstätten
Im Rahmen von öffentlichen Bürgerwerkstätten, die zum einen über die Tagespresse angekündigt wurden und zu denen zum anderen auch gezielt eingeladen wurde, wurde die Strategie
zur Aufwertung des Uerdinger Zentrums mit interessierten Uerdingern diskutiert. Die etwa
zweistündigen Runden dienten der Diskussion der Bestandsbewertung, der Erörterung potenzieller Zielsetzungen für die Entwicklung des Untersuchungsraums sowie dem Dialog über
sinnvolle Maßnahmen. Folgende zwei Werkstattgespräche wurden durchgeführt:
1. Bürgerwerkstatt am 15.03.2017
Die Bürgerwerkstatt diente der Diskussion über das zukünftige Uerdingen. Eingeladen waren
alle Interessierten, im Rahmen von drei Arbeitsgruppen die folgenden Fragestellung zu diskutieren: Was macht Uerdingens Zentrum aus? Was sind die besonders schönen Seiten des Uerdinger Zentrums? Wo müsste mal etwas gemacht werden? Die Arbeitsgruppe 1 befasste sich
mit „Handel und Dienstleistungen“, hier ging es v.a. um die Perspektiven und Hemmnisse des
Einzelhandels- und Dienstleistungsstandortes Uerdingen. Die Arbeitsgruppe 2 „Wohnen und
Infrastruktur“ diente der Diskussion des Wohnstandortes Uerdingen sowie der Infrastrukturausstattung Uerdingens. Und in der Arbeitsgruppe „Stadtgestalt und öffentlicher Raum“ wurde
das äußere Bild Uerdingens thematisiert.
Etwa 80 Teilnehmer sollten zu Beginn Aussagen über das Zentrum Uerdingens priorisieren. Besonders relevant für Uerdingen sind für die Teilnehmer Herbertzhäuser und historischer
Marktplatz, auch als möglicher Standort für ein Quartierszentrum mit städtischer Medienausleihe, die Rheinpromenade und der Rheinzugang sowie die historische Bausubstanz und das
hierdurch bestehende „Uerdinger Flair“.
In der Arbeitsgruppe 1 „Handel und Dienstleistungen“ waren insbesondere die sichtbaren Folgen des Strukturwandels im Einzelhandel ein Diskussionspunkt. Das Uerdinger Zentrum soll
zukünftig auch weiterhin ein v. a. fußläufig erreichbarer Versorgungsstandort bleiben. Eine
weitere Öffnung des Angebotes für jüngere Zielgruppen und Touristen wurde thematisiert.
Wesentlicher Ansatzpunkt die Belebung der vorhandenen Leerstände. Hierfür sollten auch Beratungs- und Unterstützungsangebote für die Einzeleigentümer der Immobilien ins Leben gerufen werden.
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Integriertes Handlungskonzept Uerdingen
In der Arbeitsgruppe 2 „Wohnen und Infrastruktur“ wurde das Fehlen altengerechter Wohnangebote diskutiert. Die Ausstattung mit sozialer Infrastruktur wurde z. T. bemängelt. So fehlt es
an Angeboten für Jugendliche und Senioren. Die Nutzbarmachung der Herbertzhäuser als
Quartierszentrum war ein häufig genannter Vorschlag.
In der Arbeitsgruppe 3 „Stadtgestalt und öffentlicher Raum“ wurden die historische Bebauung
und der Rheinzugang als Vorzüge Uerdingens betont. Die Erhaltung und Sanierung der historischen Bausubstanz sowie die Herstellung der Zugänglichkeit des Unteren Werft für Fußgänger
waren zentrale Maßnahmenempfehlung aus dem Kreis der Arbeitsgruppe.
Foto 13 und Foto 14: 1. Bürgerwerkstatt am 15.03.2017, Präsentation im Plenum sowie Arbeitsgruppensituation
Quelle: eigene Aufnahmen PLANUNGSGRUPPE STADTBÜRO, März 2017
2. Bürgerwerkstatt am 04.07.2017
Die 2., ebenfalls breit öffentlich beworbene Bürgerwerkstatt diente der Vorstellung und Diskussion der vorläufigen Ergebnisse der Erarbeitung des Integrierten Handlungskonzeptes. Etwa
60 Interessierte diskutierten die im Rahmen einer Messe präsentierten Handlungsempfehlungen. Die Inhalte des Integrierten Handlungskonzeptes wurden nach Handlungsfeldern sortiert
auf Plakatwänden dokumentiert. Die Teilnehmer der Bürgerwerkstatt hatten die Gelegenheit,
mit Mitarbeitern der Stadt Krefeld und der PLANUNGSGRUPPE STADTBÜRO die Ergebnisse jeweils direkt diskutieren. Das präsentierte Arbeitsergebnis fand breiten Zuspruch.
Einige Punkte sind noch diskussionswürdig, da hier Anregungen und Hinweise aus dem Kreis
der Teilnehmer geäußert wurden:
Kontroverse Einschätzungen gab es insbesondere bei der weiteren Nutzung der Fläche des alten Marktplatzes. Es gab sowohl Stimmen für eine zukünftige Nutzung als Parkplatz, wie auch
für die Verlagerung des Wochenmarktes auf das Areal des alten Marktplatzes.
Für die Wiedernutzung des ehemals durch die Bücherei genutzten Teils der Herbertzhäuser gab
es den häufig geäußerten Wunsch nach einer Entwicklung eines Quartierszentrums, möglichst
in Kombination mit einer städtischen Medienausleihe.
Auch die weitere Entwicklung der Oberstraße wurde gegensätzlich diskutiert. Eine Aufgabe der
Nutzung als Fußgängerzone ist für einige Teilnehmer keine Handlungsoption. Andere Teilnehmer an der Bürgerwerkstatt wünschen sich wiederum eine Öffnung der Oberstraße für den KfzVerkehr.
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Foto 15 und Foto 16: 2. Bürgerwerkstatt am 04.07.2017, Diskussion sowie Arbeitsergebnis
Quelle: eigene Aufnahmen PLANUNGSGRUPPE STADTBÜRO, Juli 2017
3.5. Ladenlokal Oberstraße
In der Zeit vom 31. Mai bis zum 12. Juli 2017 wurde das Schaufenster eines Ladenlokals in der
Oberstraße 18 mit Informationstafeln zum Planungsstand des Integrierten Handlungskonzeptes dekoriert. Geöffnet war das Ladenlokal jeweils mittwochs von 10.00 bis 12.00 Uhr. Alle interessierten Bürger waren herzlich dazu eingeladen, ihre Meinung zu Uerdingen zu äußern und
sich zu informieren. Die Gespräche, Anregungen und Hinweise deckten sich mit den Aussagen,
die in den anderen Beteiligungsterminen geäußert wurden und rundeten insofern das Meinungsbild der Uerdinger ab.
Foto 17 und Foto 18: Ladenlokal in der Oberstraße, Schaufenster und Diskussion
Quelle: eigene Aufnahmen PLANUNGSGRUPPE STADTBÜRO, Juni 2017
4. Stärken-Schwächen-Analyse (SWOT-Analyse)
Aufbauend auf den Ergebnissen der Analyse in Kapitel 2 sowie der ergänzenden Aussagen aus
der Beteiligung (vgl. Kapitel 3) werden nachfolgend im Sinne einer Stärken-Schwächen-Analyse
(SWOT-Analyse) die wesentlichen Stärken (Strengths), Schwächen (Weaknesses), Chancen (Opportunities) und Risiken/ Trends (Threads/ Trends) als Bewertung der Analyse für das Untersuchungsgebiet Uerdingen zusammengefasst. Aus den Bewertungen der SWOT-Analyse leiten
sich die im nächsten Kapitel 5 dargestellten Strategischen Zielsetzungen ab. Zudem sind die Erkenntnisse aus der SWOT-Analyse auch Grundlage für die Maßnahmen, die in Kapitel 7 be-
42
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Integriertes Handlungskonzept Uerdingen
schrieben sind. Die SWOT-Analyse ist insofern ein wichtiger Zwischenschritt zwischen Analyse
und Konzeptentwicklung.
Untergliedert ist die SWOT-Analyse in fünf Themenfelder:
1. Bevölkerung, Alters- und Sozialstruktur
2. Öffentlicher Raum und Verkehr
3. Städtebau und Wohnen
4. Einzelhandel und Gastronomie
5. Soziale Infrastruktur und Naherholung
4.1. Bevölkerung, Alters- und Sozialstruktur
Stärken
Schwächen
• hoher Anteil sozialversicherungspflichtig
Beschäftigter
• sinkende Einwohnerzahlen
• geringe Arbeitslosenquote
• sinkender Anteil junger Einwohnergruppen
• geringer Anteil Transferleistungsempfänger
• steigender Anteil älterer Einwohnergruppen
• geringer Bedarf zur Integration von Einwohnern anderer Nationalitäten
• lange Wohndauer
• hohe Identifikation mit dem Wohnort
• breite und lebendige Vereinslandschaft
Chancen
Risiken
• Einbindung bürgerschaftlichen Engagements in Stadtteilentwicklung
• offensichtlicher Trend zur Alterung der
Einwohner
4.2. Öffentlicher Raum und Verkehr
Stärken
Schwächen
• stadtbildprägender Marktplatz
• historischer Marktplatz hauptsächlich als
Parkplatz genutzt
• vielfältige Anbindung an den ÖPNV
• zentral gelegene Stellplatzflächen
• historische Gassen und Straßen („Uerdinger Flair“)
• Fußgängerzonenabschnitt Niederstraße
belebt
• Gestaltungsmängel im Bereich der Fußgängerzone Niederstraße
• negative Wirkung des Bahnhofsumfeldes
als Stadteingang
• Trennwirkung der Bahntrasse
• Gestaltungsmängel am Platz Am Röttgen
als zentralem ÖPNV-Umsteigepunkt
• Nähe zum Rhein
• Anbindung des Platzes Am Röttgen an die
Fußgängerzone für Fußgängerverkehr
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Stärken
Schwächen
• Gassen im historischen Zentrum tw. durch
parkende Autos geprägt
• Anbindung der westlichen Bereiche Uerdingens an das Zentrum schwierig
• unübersichtliche Verkehrsführung
• Wirkung des Fußgängerzonenabschnitts
Oberstraße
Chancen
Risiken
• Steigerung der Attraktivität der Anbindung
des historischen Ortskerns an das Rheinufer
• Kfz-Verkehr beeinträchtigt Belebung des
öffentlichen Raums
• Aufwertung der ÖPNV-Anbindung durch
Verbesserung der Wegebeziehung zwischen den Haltestellen und zentralen Anlaufpunkten
• Naherholung
4.3. Städtebau und Wohnen
Stärken
Schwächen
• Vielzahl denkmalgeschützter Gebäude
• denkmalgeschützte Gebäude z.T. stark
modernisierungsbedürftig, insb. rund um
die Kirche St. Peter
• historische Gassen und Straßen („Uerdinger Flair“)
• attraktive Wohnangebote in Zentrumsnähe
• Gassen im historischen Zentrum tw. durch
mindergenutzte Immobilien geprägt
• fehlender barrierearmer Wohnraum
• gute Nachfrage nach Wohnangeboten
• Einzeleigentümer z.T. zu wenig investitionsbereit
• hohe Bindung der Vielzahl von Einzeleigentümern an den Stadtteil
• viele Mehrfamilienhäuser durch Lage an
Hauptverkehrsstraßen lärmbelastet
• gute und funktionierende Nachbarschaftsbeziehungen
• historischer Stadtkern als Denkmalbereich
festgelegt
• Leerstände auch von historischen Bestandsgebäuden
• Gewerbebrachen am Rhein wirken als Barriere und schaden dem Image Uerdingens
• Gestaltungsmängel am Platz Am Röttgen
als zentralem Entree Uerdingens
Chancen
Risiken
• privat initiierte Neubauprojekte erweitern
Wohnungsangebot
• hochpreisige Wohnprojekte in Rheinnähe
verändern Mietpreisniveau
• Potenzialflächen im historischen Zentrum
(Brempter Hof, ehem. Druckerei Schotte)
• Entwicklung neuer Wohnprojekte am
Rhein durch Nähe zu Industriegelände evtl.
beeinträchtigt
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Stärken
Schwächen
• Potenzialflächen am Rhein auch für höherwertige Wohnungsangebote
• Aufwertung der Gestaltung durch die
Wohnprojekte am Rheinufer
• Altstadt als potenzielles Ausflugsziel
4.4. Einzelhandel und Gastronomie
Stärken
Schwächen
• zweigeteilter Einkaufsbereich mit Grundversorgungsangeboten am Standort Am
Röttgen und längerfristigen Warengruppen in der Fußgängerzone
• schwierige fußläufige Verbindung der Einkaufsbereiche Am Röttgen und Fußgängerzone
• Fußgängerzonenabschnitt Niederstraße
mit vielfältigem Besatz
• Besatz inhabergeführter Geschäfte
• lebendige Nachfrage im Bereich Am Röttgen und Niederstraße
• historische Bausubstanz im Bereich Fußgängerzone
• historischer Marktplatz
• Einkaufsflair innerhalb des historischen
städtebaulichen Umfeldes
• bandförmige Fußgängerzone offensichtlich zu lang (Nieder- und Oberstraße)
• Oberstraße zunehmend Standort für
Wohn- und Dienstleistungsnutzungen
• z.T. gestalterische Mängel an Gebäuden
der Ober- und Niederstraße, insb. Erdgeschosse in der Niederstraße z.T. durch gewerbliche Nutzungen (Schaufenster/Werbeanlagen) stark überformt
• z.T. gestalterische Mängel im öffentlichen
Raum der Fußgängerzone
• Größe und Zuschnitt der Ladenlokale oft
nicht mehr zeitgemäß und häufig nicht
barrierefrei
• zu wenige (außen) gastronomische Angebote
• Vielzahl unterschiedlicher Werbe- und Warenaufsteller
• fehlende Wegweisung und zu geringe
Vermarktung
Chancen
Risiken
• historischer Marktplatz als Potenzialfläche
für Außengastronomie u.ä.
• fehlende Nachfolge für inhabergeführte
Ladengeschäfte
• Nähe zum Rhein und attraktives Stadtbild
können (nah-)touristische Nachfrage erhöhen und damit insg. die Nachfrage stärken
• weiterer Qualitätsverlust durch Wegfall
von Angeboten
• Wochenmarkt als Frequenzbringer
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4.5. Soziale Infrastruktur und Naherholung
Stärken
Schwächen
• Rheinuferpromenade attraktives Ausflugsziel
• Rheinufer für Fußgänger und Radfahrer
nicht zugänglich
• Schiffsanleger wichtige Infrastruktur für
Ausflugsschiffe
• fehlende Wegweisung/ Beschilderung
• wohnortnahes Hallenbad
• fehlende Treffmöglichkeiten für Ältere
• fehlende Treffmöglichkeiten für Jugendliche
• hohe Bindung an und Identifikation mit
dem Stadtteil Uerdingen
• fehlende Größendifferenzierung bei Veranstaltungsräumen
• historische Altstadt als Alleinstellungsmerkmal
• fehlende Angebote im Bereich Bildung/
Kultur/ Soziales
• alle Schulformen am Ort
• ausreichend Betreuungseinrichtungen
vorhanden
• Wegeführung des Rheinradwegs und der
geplanten „Krefelder Promenade“ am Rande des Uerdinger Zentrums
Chancen
Risiken
• „Krefelder Promenade“ kann zusätzlich
Naherholungssuchende nach Uerdingen
locken
• Hafennutzung beeinträchtigt (nah-) touristische Nutzung des Rheinufers
• stark frequentierter Fernwanderweg
„Rheinradweg“ zieht evtl. zusätzliche Fahrradtouristen
• Schiffsanleger kann Attraktivität Uerdingens noch steigern
• Herbertzhäuser bieten Potenzial zur Entwicklung eines multifunktionalen Stadtteilzentrums
5. Leitbild und Zielsystem
Die weitere Entwicklung des Uerdinger Zentrums soll vor dem Hintergrund des folgenden Leitbildes erfolgen:
Uerdingen ist ein Stadtteil mit historischem Flair in direkter Lage am Rhein. Der
Wohn-, Lebens-, Arbeits- und Ausflugsort wird durch ein hohes bürgerschaftliches
Engagement getragen.
Für das Untersuchungsgebiet Uerdingen lässt sich auf dieser Basis und abgeleitet aus den vorhergehenden Analyseschritten folgendes Zielsystem als Basis für die weiteren Entwicklungsschritte zur Erneuerung des Uerdinger Zentrums formulieren:
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Handlungsfeld A:
Öffentlicher
Raum und Verkehr
• Gezielte Aufwertung des Rheinuferbereiches zur Öffnung und Nutzung durch
Fußgänger und Radfahrer sowie Einbindung des Schiffsanlegers (Naherholungspotenzial)
• Verbesserung der Verbindung zwischen historischem Ortskern und Rheinufer
• Aufwertung der Gestaltung der Straßenbereiche zwischen dem historischen
Marktplatz und dem Platz Am Röttgen, Optimierung der Aufenthaltsqualität
für Fußgänger und Radfahrer
• Aufwertung der Gestaltung und Nutzbarkeit der ÖPNV-Haltestellen „Am
Röttgen“
• Aufwertung des Umfeldes des Uerdinger Bahnhofes und Verbesserung der
Anbindung des Bahnhofs an den Ortskern
• Ausweitung und möglichst räumliche Konzentration des Parkplatzangebotes
innerhalb des Ortskerns.
Handlungsfeld B:
• Erhaltung und Aufwertung der historischen Bausubstanz
Städtebau und
Wohnen
• Baulücken und untergenutzte Bereiche wieder eine Nutzung zuführen
• Erhaltung und Ausweitung der Qualität und Vielfalt des Wohnungsangebotes
• Realisierung neuer Wohnangebote
• Schaffung zielgruppenspezifischer Wohnangebote, insb. für ältere Nachfrager
und Familien
• Aufwertung des Wohnumfeldes, um den Wohnstandort zukunftsfähig zu machen
Handlungsfeld C:
Einzelhandel und
Gastronomie
• Sicherung und möglichst Ausbau des vorhandenen kurz- und mittelfristigen
Einzelhandelsangebotes
• Räumliche Konzentration des Einzelhandelsangebotes
• Unterstützung der Zusammenarbeit der örtlichen Gewerbetreibenden und Eigentümer
• Belebung der Ladenleerstände durch gezielte Unterstützung und Beratung
der Eigentümer
• Optimierung der Grundrisse der Ladenlokale durch Zusammenlegung u. ä.
• Ausweitung des gastronomischen Angebotes, insb. im Umfeld des historischen Marktplatzes und am Rheinufer
Handlungsfeld D:
Soziale Infrastruktur und
Naherholung
• Entwicklung eines Quartierszentrums als zentrale Adresse für bürgerschaftliches Engagement, kulturelle Angebote sowie als Treffpunkt der Generationen
• Schaffung von Angeboten für Kinder und Jugendliche
• Förderung des Potenzials als Ausflugsziel (Rhein, Altstadt, Radtourismus) insb.
durch Aufbau entsprechender Infrastruktur (Informationsquellen, Wegweiser
etc.)
• Verbesserung der Anbindung für den Radverkehr durch Aufwertung vorhandener und Schaffung neuer Routenverbindungen (Krefelder Promenade,
Rheinufer)
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Handlungsfeld E:
Organisation
• Aktive Einbindung der Bewohnerschaft in den Erneuerungsprozess, insbesondere von bislang nicht oder wenig am Erneuerungsprozess beteiligten Gruppen
• Aktivierung und Unterstützung ehrenamtlichen Engagements
• Zielgerichtete Öffentlichkeitsarbeit zur Darstellung des Aufwertungsprozesses und zur Verbesserung des Images
• Vorbereitung der weiteren Stadtteilentwicklung nach Programmende
• Beratung privater Eigentümer in Fragen der Modernisierung ihrer Immobilien
• Die Zielerreichung wird im Laufe der Programmumsetzung regelmäßig überprüft
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6. Abgrenzung des Programmgebietes
Auf Grund der Erkenntnisse der Analyse des Untersuchungsgebietes (vgl. Karte 2) ist das Programmgebiet in den Grenzen verändert worden. Der Schwerpunkt der Maßnahmenumsetzung
wird im historischen Kernbereich Uerdingens gesehen. Die nördliche, westliche und östliche
Grenze wird beibehalten. Nach Süden begrenzen die Straßen Am Wallgarten/ Düsseldorfer
Straße das Interventionsgebiet. Ergänzt wird das potenzielle Programmgebiet nach Süden um
den linienförmigen Trassenverlauf der geplanten „Krefelder Promenade“ (vgl. Karte 11). Es ist
vorgesehen, das Programmgebiet in der vorgeschlagenen Begrenzung durch den Rat der Stadt
Krefeld in der 24. Sitzung am 05. Dezember 2017 beschließen zu lassen.
Karte 11: Abgrenzung des Programmgebietes
Quelle: eigene Darstellung PLANUNGSGRUPPE STADTBÜRO, auf Basis Stadt Krefeld, Fachbereich Stadtplanung
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7. Maßnahmen
Die Maßnahmen zur Aufwertung des Uerdinger Zentrums sind Ergebnis der örtlich durchgeführten Erhebungen, Analysen des Status Quo sowie der intensiven Diskussionen mit lokalen
Akteuren zur Situation im Untersuchungsgebiet. Insofern baut das Maßnahmentableau auf einer fachlich fundierten Analyse sowie der Einbindung der örtlichen Expertise auf und leitet sich
aus den formulierten Zielsetzungen ab. Bauliche Handlungserfordernisse, die ggf. mit Mitteln
aus der Städtebauförderung förderfähig sind, stehen dabei im Vordergrund. Im Sinne einer integrierten Strategie sind aber auch ergänzende Handlungserfordernisse in der Umsetzung des
Integrierten Handlungskonzeptes mitzudenken. Entsprechende Maßnahmen sollten im späteren Erneuerungsprozess entlang der aufgezeigten strategischen Ansatzpunkte sowie der dargestellten Zielgruppen und deren Bedarfen zielgenau entwickelt und möglichst parallel umgesetzt werden.
Insgesamt fünf Handlungsfelder zur Strukturierung des Maßnahmenprogramms werden definiert, die als relevant für die weitere Entwicklung des Uerdinger Zentrums angesehen werden:
1. Öffentlicher Raum und Verkehr
2. Städtebau und Wohnen
3. Einzelhandel und Gastronomie
4. Soziale Infrastruktur und Naherholung
5. Organisation
Die hierzu jeweils erarbeiteten Maßnahmen werden in den nachfolgenden, nach Handlungsfeldern gegliederten Kapiteln beschrieben. Die Karte 12 enthält eine Übersicht der einzelnen,
z. T. auch räumlich verankerten Vorhaben.
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Integriertes Handlungskonzept Uerdingen
Karte 12: Übersicht der geplanten Maßnahmen
Quelle: eigene Darstellung PLANUNGSGRUPPE STADTBÜRO, auf Basis Stadt Krefeld, Fachbereich Stadtplanung
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