Daten
Kommune
Krefeld
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Erstellt
16.07.18, 14:02
Aktualisiert
25.01.19, 05:27
Stichworte
Inhalt der Datei
Anlage 1
Vorlage Nr. 4643/17
Städtebauliche Entscheidungskriterien / Bewertung:
Verkehrliche Erschließung / Erreichbarkeit
Die Standorte Am Willy-Brandt-Platz sowie am Theaterplatz sind sehr gut verkehrlich
angebunden; es liegt eine eindeutige Identifizierung in Verbindung mit dem Hauptbahnhof
bzw. mit dem Theater vor; sie sind stadtweit ausgeschildert und über alle Verkehrsmittel
tatsächlich erreichbar. Der Mies-van-der-Rohe-Business-Park ist verkehrlich gut erschlossen.
Der ÖPNV-Anschluss ist über die Straßenbahnhaltestelle Am Moritzplatz in knapp 200 m
Entfernung vorhanden. Im Verfahren wäre hier zu prüfen, ob über ergänzende Busverkehre
zu optimieren ist.
Stellplätze
Die Erreichbarkeit von Stellplätzen ist an allen drei Standorten gegeben. Die Stellplätze sind
am Theaterplatz vorhanden, sind aber unter zukunftsorientierten Aspekten deutlich zu
modifizieren. Die Zu- und Abfahrtsituation ist aus heutiger Perspektive zu ergänzen, damit
nicht alles über die St.-Anton-Straße und die Königstraße gelenkt wird, da gerade hierüber
die Verbindung der Innenstadt an den Theaterplatz gestärkt werden kann. Für die beiden
anderen Standorte gilt, dass die Stellplätze geschaffen bzw. ergänzt werden müssten. Beim
Mies-van-der-Rohe-Business-Park sind zwar einige Stellplätze vorhanden, für eine
Veranstaltungsstätte würden diese allerdings nicht ausreichen. Denkbar wäre hier, dass auf
dem eigenen Gelände oder ggf. auch in Verbindung mit dem schräg gegenüberliegenden
Stadthaus-Parkplatz, der heute tagsüber genutzt wird, abends und an den Wochenenden –
mit Ausnahme von Königpalast-Nutzungen – weitgehend aber brachliegt, eine Lösung
gefunden wird. Hier könnten z.B. in Form einer Parkpalette oder eines Parkhauses
entsprechend mehr Stellplätze geschaffen werden, die sowohl dem Stadthaus, als auch dem
Königpalast, als auch einer solchen Veranstaltungsstätte nutzen könnten.
Am Willy-Brandt-Platz wären ebenfalls Stellplätze in Form einer Parkpalette oder eines
Parkhauses neu zu schaffen.
Anlieferung der Veranstaltungsstätte
Die Anlieferung stellt heute einen bedeutsamen Schwachpunkt in der Wechselbespielung
unterschiedlicher Veranstaltungen im Seidenweberhaus dar. Der Umbauaufwand ist
dadurch, dass im heutigen Seidenweberhaus und auch in einem potenziell sanierten, immer
die Notwendigkeit besteht, über eine sehr enge Anlieferung und einen Aufzug in die 2. Etage
in den Veranstaltungsbereich zu kommen, enorm. Nach den bisherigen städtebaulichen und
räumlichen Überlegungen wird sich das auch bei einem Neubau auf dem Theaterplatz nicht
verändern/verbessern lassen.
Am Willy-Brandt-Platz, der über eine größere Fläche verfügt, ist es vorstellbar, dass eine
Veranstaltungsstätte so konstruiert wird, dass die Anlieferung entweder im Erdgeschoss
oder über eine Zufahrt von der Rückseite ins Obergeschoss erfolgen kann. Ähnlich ist es im
Mies-van-der-Rohe-Business-Park. Durch die dortigen räumlichen Verhältnisse könnte auf
jeden Fall gewährleistet werden, dass die Anlieferung immer ebenerdig, d. h. vom Lkw direkt
in die jeweilige Veranstaltungsfläche und damit in sehr kurzen Zeiträumen mit deutlich
minimiertem Personenaufwand realisiert werden könnte.
Kongress
Beim Aspekt „Kongress“ kommt es sehr die Möglichkeit zur Differenzierung der
Raumgrößen an, d. h. sie müssen in der Lage sein, größere Teilnehmerzahlen (1.000 oder
1.100 Menschen), bei Bildung von Arbeitsgruppen oder Ähnlichem in verschiedene kleinere
Räume zu verteilen. Hier liegt ebenfalls ein großer Schwachpunkt in der heutigen
Konfiguration des Seidenweberhauses. Die beiden vorhandenen Säle reichen hier für das
Kongressgeschäft nicht aus. Im Zuge von Umbau / funktionaler Sanierung kann dies
zumindest verringert werden.
Bei Neubauten, ob auf dem Theaterplatz oder auf dem Willy-Brandt-Platz, sowie im
Kesselhaus kann diese Anforderung von vornherein bedarfsgerecht mit eingeplant und auch
realisiert werden, weil die Raumvolumina dies möglich machen.
Frequenzen
Das Argument, dass die Krefelder Innenstadt von den Frequenzen einer Veranstaltungsstätte
am Theaterplatz profitieren würde, erscheint vor dem Hintergrund, dass Veranstaltungen
überwiegend in den Abendstunden stattfinden, als deutlich überbewertet. Selbst wenn es
gelingen sollte, deutlich mehr Konferenzen und Kongresse stattfinden zu lassen, bedeutet
dies in aller Regel, dass die Teilnehmer im Regelfall morgens ankommen und dann den
ganzen Tag über im Gebäude gebunden werden. Das Aufsuchen der näheren Umgebung
findet allenfalls in einem geringen Umfang sowie einem sehr begrenzten Zeitkorridor in der
Mittagszeit und ggf. nach der Veranstaltung in den Abendstunden statt. Der Aspekt
„Frequenz“ scheidet vor dem Erfahrungshintergrund auch aus anderen Kommunen als
Bewertungskriterium aus.
Ersatzspielstätte / Zwischenunterbringung
Im Mies-van-der-Rohe-Business-Park sowie ggf. für den Willy Brandt Platz sind, allerdings
nur bei deutlich gestreckter Nutzung des SWH, in zeitlicher Hinsicht Lösungen denkbar, die
ohne eine Zwischenunterbringung auskommen könnten, während sowohl für die Sanierung
des Seidenweberhauses als auch bei der Variante Abbruch des SWH und Neubau auf dem
Theaterplatz eine Zwischenlösung notwendig wird. Fraglich wird hier, ob überhaupt
geeignete Räumlichkeiten für eine Ersatzspielstätte gefunden werden können. Der
Geschäftsführer der Seidenweberhaus GmbH hat sehr nachvollziehbar dargestellt, dass man
auf eine solche Veranstaltungsstätte für einen Zeitraum von drei Jahre nicht verzichten kann,
da der in einem solchen Fall zwingend erforderliche Neustart zeitlich und finanziell mit
hohen Aufwendungen verbunden wäre und somit kaum zu leisten ist, da alle Veranstalter,
auch die, die regelmäßig in den letzten Jahren in Krefeld waren, sich anders orientieren. Dies
zurückzudrehen wäre – falls überhaupt leistbar – nur mit einem sehr, sehr hohen Aufwand
verbunden. Für einen Neubau auf dem Willy-Brandt-Platz ist zwar nicht zwingend eine
Zwischenunterbringung erforderlich, allerdings besteht hier vor dem Hintergrund der
erforderlichen Bebauungsplanung der längste Entwicklungszeitraum, so dass dies nur für
den Fall gilt, das eine Verlängerung der Nutzungszeit für das SWH darstellbar ist.
Stadtreparatur
Das Thema Stadtreparatur, eine verbesserte Anbindung an die Innenstadt, geht zum einen
einher mit einer noch zu findenden Lösung für die St.-Anton-Straße (Zweispurigkeit statt
Vierspurigkeit –unter Beachtung der Straßenbahntrasse). Zudem sollen die
Kreuzungsbereiche anders gestaltet werden, so dass das Überqueren für Fußgänger
vereinfacht und die Barrierewirkung aufgelöst bzw. vermindert wird. Zum anderen muss
auch die Stellung der Gebäude auf dem Theaterplatz unter dem Gesichtspunkt einer
Stadtreparatur diskutiert und beleuchtet werden. So hat sich der Stellenwert des Ostwalls
mit seinen in diesem Bereich heute geringen Fußgängerfrequenzen in der Vergangenheit
deutlich verändert. Die Krefelder Innenstadt wird heute anders definiert. Die City im
eigentlichen Sinne wird heute durch die Hochstraße, den Bereich um die Dionysiuskirche, um
die Alte Kirche sowie um den Neumarkt, die Königstraße und den Stadtmarkt am nördlichen
Ende des Behnisch-Hauses abgebildet. Aus dieser Richtung versperrt das heutige Gebäude
den Blick auf den Theaterplatz, die Mediothek und auf das Stadttheater. Nur durch einen
Abbruch des SWH könnten hier Lösungen geschaffen werden, die neue Raumeindrücke
schaffen und die kulturell bedeutsamen Gebäude wieder sicht- und erlebbar werden lassen.
Die Variante Abriss und Neubau am Theaterplatz würde allerdings eine spezifische
Positionierung am Ostwall sowie angesichts des Volumens eine besondere
Gebäudekonfiguration erforderlich machen um die städtebauliche Abriegelung dennoch
deutlich aufzuheben.
Bei den Varianten Kesselhaus im Mies-van-der-Rohe-Business-Park und Veranstaltungsstätte
am Willy-Brandt-Platz sind die Möglichkeiten hinsichtlich der Stadtreparatur, was den
Theaterplatz angeht, sehr günstig, da das Seidenweberhauses abgebrochen würde und
Neubauten ohne die großvolumige Veranstaltungsfunktion besser integriert werden können.
Nutzung von Entwicklungsflächen
Der Neubau einer Veranstaltungsstätte am Willy-Brandt-Platz würde eine anderweitige
Entwicklung dieses Bereiches deutlich einschränken, dafür könnte am Theaterplatz eine
neue Entwicklung initiiert werden.
Der Verbleib der Veranstaltungsstätte am Theaterplatz hingegen bedeutet am dortigen
Standort entsprechende Entwicklungseinschränkungen, während hier die Flächen am WillyBrandt-Platz weitgehend neu entwickelt werden könnten.
Die Variante Kesselhaus bietet die Option sowohl am Theaterplatz als auch am Willy-BrandtPlatz neue Entwicklungen ohne größere Einschränkungen zu initiieren.
Vermarktungsoptionen
Durch die funktionalen Optimierungen können in Neubauten deutliche Verbesserungen im
Vergleich zur Sanierungsvariante erreicht werden. Im Vergleich zwischen einem Neubau
sowie der Kesselhaus-Variante stehen sich jeweils funktional optimierte, allerdings bzgl. des
Standortes sehr unterschiedliche Varianten zur Auswahl. Neben der Verkehrsoptimierung
am Willy-Brandt-Platz ergibt ein Neubau am Theaterplatz eine Konglomeration
kulturorientierter Gebäude. Das Kesselhaus nimmt in diesem Vergleich durch seine
Integration in ein baukulturelles Erbe von internationalem Rang eine Sonderstellung ein.
Neben der hier optimierten Funktionalität steht zusätzlich ein eigenständiges, nicht
kopierbares Ambiente zur Verfügung.