Daten
Kommune
Krefeld
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Erstellt
16.07.18, 14:02
Aktualisiert
25.01.19, 05:32
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Vorlage des Oberbürgermeisters der Stadt Krefeld
öffentlich
Datum 15.03.2016
2467 /16
Nr.
Anlage-Nr.
FB/Geschäftszeichen: - 2121 - ab Beratungsfolge:
Sitzungstermin:
Ausschuss für Finanzen, Beteiligungen und Liegenschaften
12.04.2016
Betreff
Runder Tisch Wochenmärkte
-Antrag der SPD-Fraktion vom 03.03.2016 -
Beschlussentwurf:
Der Bericht der Verwaltung wird zur Kenntnis genommen.
Unmittelbare finanzielle Auswirkungen ja
Finanzielle Auswirkungen und Begründung auf den Folgeseiten
X nein
Begründung
Seite 1
Finanzielle Auswirkungen
Vorlage-Nr. 2467 /16
Die unmittelbaren finanziellen Auswirkungen des Beschlusses sind im Haushaltsplan berücksichtigt:
ja
nein
Innenauftrag:
Kostenart:
PSP-Element:
Nach Durchführung der Maßnahme ergeben sich keine Auswirkungen auf die Haushaltswirtschaft:
Personalkosten
Sachkosten
Kapitalkosten
(Abschreibungen oder Zinsen)
Kosten insgesamt
abzüglich
0,00 EUR
- Erträge
- Einsparungen
0,00 EUR
Bemerkungen
Begründung
Seite 2
Allgemein zeigt sich in vielen Städten, dass die (kommunalen) Wochenmärkte in ihrer bisherigen
Form zwar für die Daseinsvorsorge weiter von der Bevölkerung gewünscht und begrüßt werden,
dass aber die Attraktivität für Beschicker und Kunden der vorhandenen Märkte teilweise nachlässt oder sonstige Marktstrukturveränderungen durchgreifen:
•
Die Markthändler befinden sich zudem in steter Konkurrenz mit Supermärkten und Discountern, die zunehmend ihr Angebot an Frischwaren und regionalen Produkten ausdehnen.
•
Durch die Änderung der Ladenschlussbestimmungen ist ein Einkauf für die Kundinnen
und Kunden in den Lebensmittelmärkten auch noch in den frühen und späteren Abendstunden
möglich – ein Zeitfenster, was dem klassischen Wochenmarktbeschicker in der Regel nicht zur
Verfügung steht.
•
Eine Reihe von Wochenmarkthändlern aus der Landwirtschaft sowie dem Obst- und Gemüseanbau vermarktet in eigenen Betrieben oder am Stadtrand die eigenen Produkte inzwischen selbst oder bedient sich alternativer privater Anbieter (Rheinischer Bauermarkt e.V.), ohne
den klassischen kommunalen Wochenmarkt in Anspruch zu nehmen.
•
Hinzu kommen altersbedingte Betriebsaufgaben, da „Nachwuchs aus eigenen Reihen“
nicht mehr zur Verfügung steht.
Die Stadt Krefeld richtet aktuell im Stadtgebiet an 12 Standorten insgesamt 16 Wochenmärkte
aus. Gemäß § 1, Absatz 2, lit. j Satzung für die Bezirksvertretungen vom 05.03.2012 entscheiden
die jeweiligen Bezirksvertretungen über die Neueinrichtung, Schließung oder wesentliche Änderungen von (lokalen) Märkten.
Die Gestaltung und Ausrichtung von Wochenmärkten muss sich an den stetig verändernden Bedürfnissen, Erwartungen und Anforderungen der Verbraucher, aber auch den Möglichkeiten und
betrieblichen Rahmenbedingungen der Marktbeschicker orientieren. Die Stadtverwaltung beobachtet und begleitet diesen Wandel. Zur Optimierung der Märkte wurde ein „Runder Tisch“
initiiert, der mit Vertretern der Marktbeschicker, des Citymanagements und der zuständigen
Marktverwaltung besetzt ist. Die erste Sitzung fand am 25.01.2016 statt und beschäftigte sich
mit den folgenden Themen:
A – Gebührengestaltung
Um die Konkurrenzfähigkeit der Anbieter auf den Märkten zu erhalten, sind seit 2013 die Standgebühren nicht mehr angehoben worden. Eine Vergleichbarkeit mit den Standgebühren anderer
Kommunen ist aufgrund der unterschiedlichen Abrechnungssysteme nicht gegeben. Energiekosten (Strom) tragen die Händler selbst, Kosten für Werbung, Absperrung der Plätze trägt die
Stadt. Hinzu kommen Unterschiede in den Berechnungsgrundlagen, so berechnen einige Städte
die Standgebühr nach in Anspruch genommenen Quadratmetern. Wiederum andere berechnen
die Standgebühr nach Frontmetern – so auch Krefeld mit aktuell 3,29 EUR zzgl. Mehrwertsteuer.
Die Erträge haben sich in den letzten vier Jahren wie folgt entwickelt (Angaben in EUR):
2011
267.290
2012
330.130
2013
358.720
Das Jahresergebnis 2015 ist noch nicht offiziell festgestellt.
2014
349.680
Begründung
Seite 3
Die Krefelder Wochenmärkte als Betrieb gewerblicher Art unterliegen jedoch auch marktwirtschaftlichen Erfordernissen: So ist die Verwaltung auch um Kostensenkung bemüht, was sich aus
den nachstehenden 3 Fakten ergibt:
1.
Effizienter Personaleinsatz: Für den Wochenmarktbetrieb wird nur 1 Planstelle vorgehalten. Urlaubs- und krankheitsbedingte Personalvertretungen erfolgen innerhalb des Fachbereiches 21 im Rahmen der betrieblichen Geschäftsprozessoptimierung.
2.
Die HSK-Maßnahme II-01 – Einstellung des ambulanten Toilettendienstes auf dem
Westwall-Wochenmarkt – führt zu einer Aufwandsreduktion von 14.400 EUR p.a.
3.
Im Rahmen der HSK-Maßnahme II-04 – Aufwandsreduzierung bei der Wochenmarktreinigung – erfolgt zwischen 2015 – 2020 eine Kostenreduktion von 20.000 EUR p.a.
Für die Zukunft regt der „Runde Tisch Krefelder Wochenmärkte“ eine Prüfung von Möglichkeiten
flexiblerer Gebührengestaltung an, z.B. Einführung eines Rabattierungssystems für Händler, die
mehrere Markttermine und/oder Märkte beschicken oder Vergünstigungen für Händler, die die
weniger frequentierten Märkte an den Tagen in der Wochenmitte versorgen. Erfahrungen aus
anderen Städten mit einem solchen Rabattierungssystem sind indes bislang nicht geeignet, dem
Krefelder Stadtrat eine Novellierung der Gebührenordnung für die Wochenmärkte der Stadt Krefeld in der derzeitigen Fassung vorzuschlagen.
B – Marktgestaltung und Infrastruktur
Durch eine in den letzten Jahren abnehmende Zahl von Beschickern sind die Märkte Westwall
und Uerdingen in einigen Bereichen sehr ausgedünnt, ein „Marktflair“ entsteht an diesen Stellen
nicht: Die fehlende Geschlossenheit der Stände – in der Praxis auch als „Zahnlückensyndrom“
bezeichnet – wird sowohl von den Markthändlern, als auch von der Verwaltung als problematisch und deshalb verbesserungsbedürftig eingeschätzt.
Vorschlag:
•
Auf dem Westwallmarkt soll ab Anfang Mai 2016 der nördliche Teil zwischen Kaiser- Wilhelm-Museum und Rathaus aufgegeben und die Beschicker auf dem südlichen Teil zwischen
Marktstraße und Südwall konzentriert werden. Die Tendenz zum „Grünen Markt“ mit dem vorrangigen Angebot von Lebensmitteln und Pflanzen soll dabei forciert werden. Das Angebot an
z.Zt. noch zugelassenen wochenmarktfernen Artikeln (Bekleidung, Gardinen, Kurzwaren etc.) soll
reduziert werden, um eine Konzentration in Richtung Frischemarkt zu erreichen.
•
Durch eine weitere Maßnahme der Binnenoptimierung für den Westwall konnte erreicht
werden, dass die dortigen öffentlichen Parkflächen bereits ab 15.00 Uhr (vorher ab 16.00 Uhr)
den Anwohnern und Innenstadtbewohnern an Markttagen ab März 2016 wieder zur Verfügung
stehen. Damit ist ein jahreslanges Ärgernis aus der Sicht der Anwohner ausgeräumt worden.
•
Auch auf dem Uerdinger Markt kann durch ein „Zusammenrücken“ der Stände eine Optimierung erzielt und damit eventuell ein größeres Parkplatzangebot für die Kunden erreicht
werden.
•
In Uerdingen wurde außerdem von den Händlern die Toilettensituation beklagt, da die
über lange Jahre stets offene und mit einer Toilettenfrau besetzte Toilette im angrenzenden Kiosk seit einiger Zeit für die Beschicker geschlossen war. Ein Besuch war nur noch nach vorheriger
Schlüsselabholung möglich. Durch die Intervention der Verwaltung fand ein klärendes Gespräch
Begründung
Seite 4
zwischen Kioskpächter und Händlern statt. Die Beschicker zeigten Verständnis dafür, dass unter
Berücksichtigung des Mindestlohnes die Beschäftigung einer Toilettenfrau für den Kiosk finanziell nicht mehr darstellbar ist. Das Verfahren mit Schlüsselausgabe wurde akzeptiert, da hierdurch
eine saubere Toilette in unmittelbarer Nähe zur Marktfläche auf Dauer bereitgestellt werden
kann.
C – Öffnungszeiten
Die Öffnungszeiten variieren je nach Standorten und Wochentag. Die Märkte in Linn, Gartenstadt, Bockum, Traar, Elfrath, Hüls, Oppum und Uerdingen (mittwochs) finden in der Zeit von
7:00 Uhr bis 12:00 Uhr statt.
Auf dem Westwall, der Weggenhofstraße, in Forstwald und Uerdingen (samstags) sind die Märkte von 7:00 Uhr bis 13:00 Uhr geöffnet.
Der Wochenmarkt in Fischeln öffnet um 8:00 Uhr und schließt um 14:00 Uhr.
Bis Dezember 2013 wurde auf dem Marienplatz in Fischeln als einzigem Marktstandort in Krefeld
ein Nachmittagsmarkt abgehalten (12:00 Uhr bis 18:00 Uhr). Auf Initiative der Marktbeschicker
wurde nach Beschluss durch die Bezirksvertretung ab 01.01.2014 der Markt ebenfalls auf den
Vormittag gelegt. Hier soll in absehbarer Zeit eine Kundenbefragung – organisiert und professionell begleitet durch die Abteilung Statistik und Wahlen des Fachbereiches 31 – Bürgerservice – in
Verbindung mit Fischelner Schulen die vorgenommene Änderung evaluieren und ggfs. neue Erkenntnisse liefern.
•
Da ein großer Teil der Markthändler - vor allem die Stammbeschicker auf den Märkten Selbsterzeuger sind, sprachen sich diese am „Runden Tisch“ für eine Beibehaltung der Marktzeiten am Vormittag aus. Eine Ausweitung oder Verlegung der Öffnungszeiten auf den Nachmittag
wird vor allem im Sommer wegen der fehlenden Kühlmöglichkeiten als kontraproduktiv angesehen. Hinzu kommt, dass die Selbsterzeuger am Nachmittag Feldarbeit verrichten und den nächsten Markttag vorbereiten müssen.
•
Auf Anregung des „Runden Tischs“ und der Bezirksvertretung Uerdingen wurde allerdings
diskutiert, vier Mal im Jahr einen Feierabendmarkt zu veranstalten, auf dem neben dem Verkauf
von Lebensmitteln und Pflanzen auch ein begleitendes gastronomisches Angebot gemacht werden soll. Derzeit wird geprüft, ob rechtliche Hindernisse einer derartigen Veranstaltung auf dem
attraktiven historischen Marktplatz der Rheinstadt Uerdingen entgegenstehen, bevor eine weitere konzeptionelle Umsetzung vorangetrieben wird. Die immissionsschutzrechtliche Prüfung ist
bereits positiv ausgefallen.
•
Flankierende Maßnahmen zur Absicherung und Belebung des Wochenmarktes „Forstwald“ wurden in Absprache mit Vertretern der Krefelder Politik ergriffen.
D – Werbung
Ein weiterer Wunsch der Teilnehmer des „Runden Tisches“ war eine Intensivierung von Werbemaßnahmen. Dazu ist zunächst festzuhalten, dass die Beschicker der Märkte - anders als z.B. die
Schausteller auf der Sprödentalkirmes – mit ihren Entgelten keine Werbekostenbeiträge zahlen.
Die Stadt muss also bei der Entscheidung über zusätzliche Maßnahmen immer auch die Haushaltssituation im Blick halten.
Begründung
Seite 5
•
In der Vergangenheit erfolgten bereits Werbeaktionen. So wurden vor ca. zwei Jahren
kostenlos grüne Jutebeutel mit Werbung für die Krefelder Wochenmärkte und den Öffnungszeiten an die Händler zur Weitergabe an ihre Kunden verteilt.
•
Im Internetauftritt der Stadt Krefeld werden die Märkte aktuell vorgestellt. Auf einer
Stadtkarte ist für jeden Kunden per Click sofort der nächstgelegene Wochenmarkt mit den Öffnungszeiten und weiteren Informationen abrufbar.
•
Interessierte Marktbeschicker können sich über das Internet 24 Std. täglich bei der Stadt
auf Standplätze bewerben.
•
Für 2016 sind redaktionelle Beiträge in der Krefelder Presse geplant, in denen mit Fokus
auf die jeweiligen saisonalen Angebote die Wochenmärkte beworben werden. Hier soll insbesondere auch auf die Möglichkeit hingewiesen werden, Produkte aus der Region in bester Qualität auf den Märkten zu finden; frei nach der Devise: „regional ist das neue Bio“.
Der Internetauftritt der Stadt Krefeld wird künftig im Veranstaltungskalender auch die Wochenmärkte aufführen, um durch den Wiederholungseffekt die Märkte stärker ins Bewusstsein der
Bevölkerung zu rücken.
E – Ausblick
Der „Runde Tisch Krefelder Wochenmärkte“ – da sind sich alle Beteiligten einig – soll keine einmalige Veranstaltung bleiben, sondern als Kommunikationsforum zwischen Händlerschaft und
Verwaltung eine dauerhafte Einrichtung werden. Dazu haben beide Seiten Mitarbeit und Unterstützung zugesagt. Soweit sich hieraus ein weiterer Bedarf an notwendigen Gegensteuerungsmaßnahmen ergibt, wird die Verwaltung die politischen Gremien beratend und in der Entscheidung hinzuziehen. Angestrebt wird eine „Strategie der kleinen Schritte.“