Daten
Kommune
Krefeld
Größe
1,4 MB
Erstellt
16.07.18, 14:02
Aktualisiert
25.01.19, 05:39
Stichworte
Inhalt der Datei
Kommunale Pflegeplanung
für die Stadt Krefeld
(Stand: 2011/2012)
Stadt Krefeld – Der Oberbürgermeister
50 – Fachbereich Soziales, Senioren und Wohnen
5030 – Seniorenangelegenheiten, Pflege- und Wohnberatung
Silke Schlubat
Tel. 02151/86-3121
E-Mail: silke.schlubat@krefeld.de
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
1
2. Bevölkerungsstruktur der Stadt Krefeld
4
2.1. Nach Altersgruppen allgemein
2.2. Nach potenziellen pflegenden Angehörigen
2.3. Nach Altersgruppen und Ausländeranteil
2.4. Nach Altersgruppen und Familienstand
2.5. Nach Altersgruppen und Einpersonenhaushalten
2.6. Nach Altersgruppen und Grundsicherungsempfängern
2.7. Kurze Zusammenfassung zu Kapitel 2 „Bevölkerungsstruktur
der Stadt Krefeld“
3. Prognostizierte Entwicklung der Bevölkerungsstruktur, Pflegebedürftigkeit, Demenzerkrankungen und des häuslichen
Pflegepotenzials
3.1. Entwicklung der drei Altersgruppen
3.2. Entwicklung der Pflegebedürftigkeit
3.3. Entwicklung der demenziell erkrankten Personen
3.4. Entwicklung des häuslichen Pflegepotenzials
3.5. Kurze Zusammenfassung zu Kapitel 3 „Prognostizierte Entwicklung der Bevölkerungsstruktur, Pflegebedürftigkeit, Demenzerkrankungen und des häuslichen Pflegepotenzials“
4. Ambulante Versorgungsstrukturen
4.1. Ambulante Pflegedienste
- Bestandsaufnahme
- Bewertung des Angebots
- Prognostizierter zukünftiger Bedarf
- Mögliche Maßnahmeplanungen
5. Stationäre Versorgungsstrukturen
7
7
9
10
11
14
14
15
17
19
22
23
24
24
24
25
27
27
28
28
5.1. Tagespflege
- Bestandsaufnahme
- Bewertung des Angebots
- Prognostizierter zukünftiger Bedarf
- Mögliche Maßnahmeplanungen
29
29
30
32
33
5.2. Kurzzeitpflege
- Bestandsaufnahme
- Bewertung des Angebots
- Prognostizierter zukünftiger Bedarf
- Mögliche Maßnahmeplanungen
33
33
34
35
36
5.3. Vollstationäre Pflege
- Bestandsaufnahme
- Bewertung des Angebots
- Prognostizierter zukünftiger Bedarf
- Mögliche Maßnahmeplanungen
6. Komplementäre Versorgungs- und Unterstützungsstrukturen
37
37
41
43
48
49
6.1. Pflegeergänzende Dienste und vorpflegerische Angebote
- Bestandsaufnahme
- Bewertung des Angebots
- Prognostizierter zukünftiger Bedarf
- Mögliche Maßnahmeplanungen
49
49
54
56
57
6.2. Altenclubs und Begegnungsstätten
- Bestandsaufnahme
- Bewertung des Angebots
- Prognostizierter zukünftiger Bedarf
- Mögliche Maßnahmeplanungen
58
58
61
63
63
6.3. Information und Beratung
- Bestandsaufnahme
- Bewertung des Angebots
- Prognostizierter zukünftiger Bedarf
- Mögliche Maßnahmeplanungen
64
64
66
67
67
6.4. Sonstige Freizeitangebote
- Bestandsaufnahme
- Bewertung des Angebots
- Prognostizierter zukünftiger Bedarf
- Mögliche Maßnahmeplanungen
68
68
70
70
70
7. Wohnen im Alter
- Bestandsaufnahme
- Bewertung des Angebots
- Prognostizierter zukünftiger Bedarf
- Mögliche Maßnahmeplanungen
8. Zusammenfassende Bewertung, Bedarfsanalyse und Vorschläge für mögliche
Maßnahmeplanungen
71
72
76
77
78
81
1. Einleitung
Gemäß § 6 des Landespflegegesetzes Nordrhein-Westfalen (PfG NW) hat Krefeld als
kreisfreie Stadt die Aufgabe einer umfassenden und vorausschauenden Pflegeplanung. Diese Planung umfasst fünf Phasen, die wie ein Kreislauf angeordnet sind:
1.
2.
3.
4.
5.
Aktuelle Bestandsaufnahme
Bewertung des Angebots
Welche Maßnahmen sind zu ergreifen? (Soll-Ist Abgleich)
Implementation der Maßnahmen
Controlling
Neben der Überprüfung, ob über den Pflegemarkt ein quantitativ und qualitativ ausreichendes sowie wirtschaftliches Hilfsangebot für die Pflegebedürftigen und ihre Angehörigen zur Verfügung gestellt wird, soll insbesondere das bürgerliche, ehrenamtliche Engagement gefördert und zielgruppenspezifische Angebote entwickelt werden,
die in die bestehende Infrastruktur integriert werden. Ziel soll es sein, die Angebote
ortsnah vorzuhalten und diese miteinander zu vernetzen. Durch die Prämisse „ambulant vor stationär“ soll erreicht werden, dass Pflegebedürftige so lange wie möglich in
ihrem gewohnten Umfeld verbleiben können und ein kostenintensiver Heimaufenthalt
vermieden wird.
Erstmals wurde für die Jahre 2008/2009 eine solche Pflegeplanung für die Stadt Krefeld erstellt. Eine erste Fortschreibung erfolgt nun für die Jahre 2011/2012. An dieser
Stelle sei noch darauf hingewiesen, dass aus Gründen der besseren Lesbarkeit auf die
jeweilige männliche und weibliche Schreibweise verzichtet wurde. Mit Ausnahme der
Textpassagen, in denen ausdrücklich auf ein bestimmtes Geschlecht hingewiesen
wird, soll die männliche Schreibweise für beide Geschlechter gelten.
Die vorliegende Pflegeplanung für die Stadt Krefeld beleuchtet zunächst im Rahmen
der Bestandsaufnahme die derzeitige Bevölkerungsstruktur und deren prognostizierte
Entwicklung in den nächsten Jahren. Grundlagen hierfür sind vorrangig die Einwohnerstatistiken des Fachbereichs Bürgerservice, Abteilung -Statistik und Wahlen- der
Stadt Krefeld sowie die Erhebungen und Prognosen des Landesamtes für Information
und Technik Nordrhein-Westfalen (IT-NRW). Darauf folgt die Bestandsaufnahme des
Angebots in der ambulanten und stationären Versorgungslandschaft. Hierfür wurde
zum einen die vom IT-NRW durchgeführte Pflegestatistik mit Stichtag 15.12.2011
ausgewertet. Zum anderen wurden im Januar 2012 insgesamt 429 und für jeden Bereich speziell erarbeitete Fragebögen an alle bekannten Akteure der Seniorenarbeit in
Krefeld gesendet. Angeschrieben wurden unter anderem die Träger der Wohlfahrtsverbände, stationäre Altenpflegeeinrichtungen, Tagespflegeeinrichtungen, Anbieter
von Betreutem Wohnen, Anbieter von Seniorenwohnungen und besonderen Wohnformen, Kirchengemeinden, Sportvereine mit einer Seniorensportabteilung, Anbieter
pflegeergänzender Dienste sowie bekannte Altenclubs. In einem nächsten Schritt
wurde dieses Angebot im Hinblick auf die heutige und zukünftige Bedarfslage bewertet. In einem abschließenden Soll-Ist Abgleich wurde untersucht, ob das vorhandene
Angebot ausreichend ist oder welche Maßnahmen gegebenenfalls noch zu ergreifen
sind. Aufgrund dieser Untersuchungen lassen sich dann in der Praxis die letzten beiden Phasen der kommunalen Pflegeplanung –„Implementation der Maßnahmen“ und
„Controlling“- umsetzen.
Kommunale Pflegeplanung für die Stadt Krefeld (Stand 2011/2012)
1
Die Stadt Krefeld hat mit ihren 19 Stadtbezirken eine Gesamtfläche von 13.774 ha und
eine Einwohnerzahl von 233.581 zum Stichtag 31.12.2011. Um möglichst kleinräumige Angaben zur Bevölkerungs- und Angebotsstruktur machen zu können, wurden anstelle der Stadtbezirke die 45 statistischen Bezirke im Stadtgebiet zugrunde gelegt
(siehe Tabelle Seite 3). Damit der Bedarf an gruppenspezifischen Angeboten zielgerichteter ermittelt und bewertet werden kann, werden die Senioren dieser statistischen Bezirke zudem in die drei Altersgruppen
„junge Senioren“ (60 bis 69 Jahre alt)
„mittlere Senioren“ (70 bis 79 Jahre alt)
„ältere Senioren“ (80 Jahre und älter)
unterteilt. Um der Forderung nach möglichst langfristiger häuslicher Betreuung und
mehr bürgerschaftlichem Engagement Rechnung zu tragen, wurde zudem die Quote
der potenziell pflegenden Angehörigen (Frauen zwischen 30 und 60 Jahren) ermittelt.
Darüber hinaus wurden für jedes der 45 Stadtquartiere (= statistische Bezirke) die
Einwohnerzahlen je Altersgruppe in den Bereichen „Ausländer“, „Senioren im Grundsicherungsbezug“, „Senioren in Einpersonenhaushalten“ sowie „alleinstehende/verheiratete Senioren“ statistisch erfasst. Zusammen mit der quartiersbezogenen
Erhebung der Angebote im ambulanten, (teil-) stationären und komplementären Bereich sowie im Bereich Seniorenclubs und Begegnungsstätten erstand eine Datenbank, die als Grundlage für jedweden Planungsansatz dienen wird.
2
Kommunale Pflegeplanung für die Stadt Krefeld (Stand 2011/2012)
Übersicht über Stadtbezirke, statistische Bezirke und Einwohnerzahlen in Krefeld
Stadtbezirk
Stadtmitte
Kempener Feld / Baackeshof
Inrath / Kliedbruch
Cracau
Dießem / Lehmheide
Benrad-Süd
Forstwald
Benrad-Nord
Hülser Berg
Traar
Verberg
Gartenstadt
Bockum
Linn
Gellep-Stratum
Oppum
Vier Wälle
Südring
Stadtgarten/Drießendorf
Hammerschmidtplatz
Kempener Feld
Baackeshof
Inrath
Kliedbruch
Cracau
Schinkenplatz
Stephanplatz
Bleichpfad
Dießem
Lehmheide
Gatherhof
Lindental/Tackheide
Forstwald
Benrad-Nord
Hülser Berg
Traar-West
Traar-Ost
Verberg
Gartenstadt
Elfrath
Stadtwald
Sollbrüggen
Tierpark
Linn
Gellep-Stratum
Oppum
Einwohner insgesamt
(Stichtag 31.12.2011)
5.857
11.400
10.185
2.326
5.942
4.008
11.301
5.772
7.241
7.562
4.003
2.348
4.365
11.853
5.074
2.023
3.631
7.318
510
2.249
2.567
4.220
4.096
2.861
7.038
6.536
8.070
6.135
2.720
8.281
Oppum-Süd
4.553
statistischer Bezirk
4.882
Stahldorf
2.021
Königshof-West
3.155
Königshof
Fischeln
2.816
Niederbruch
4.308
Fischeln-Ost
9.487
Fischeln-West
4.852
Hohenbudberg
5.498
Uerdingen
Uerdingen-Markt
8.163
Uerdingen-Stadtpark
839
Orbroich/Hülser Bruch
5.677
Roßmühle/Steeg
Hüls
Flöthbach/Plankerdyk
5.497
4.162
Hüls-Ortskern
Hülbusch
179
(Quelle: Stadt Krefeld, Statistik und Wahlen, Stand 31.12.2011)
Durch die Abkehr von der Verpflichtung zur Pflegebedarfsplanung nach landeseinheitlichen Vorgaben finden die Interessen und Bedürfnisse der Senioren und deren AngeKommunale Pflegeplanung für die Stadt Krefeld (Stand 2011/2012)
3
hörigen bei der Pflegeplanung stärker Berücksichtigung. Die kommunale Pflegeplanung für die Stadt Krefeld ist daher auf die individuellen Belange dieser Stadt zugeschnitten. Sie kann trotz intensiver Bemühungen sicherlich keinen Anspruch auf absolute Vollständigkeit erheben, zeigt aber doch deutliche Tendenzen auf, die durchaus
ein gezieltes Handeln möglich machen. Interessant ist sicherlich auch der immer wieder vorgenommene Rückblick auf die Pflegeplanung 2008/2009. Neben den Veränderungen in der Angebotslandschaft wird insbesondere auch deutlich, welche empfohlenen Maßnahmeplanungen bereits erfolgreich Umsetzung gefunden haben beziehungsweise an welchen Stellen sich die Bedarfe noch verschärft haben.
2. Bevölkerungsstruktur der Stadt Krefeld
Die Bevölkerung der Stadt Krefeld umfasst zum 31.12.2011 insgesamt 233.581 Einwohner, davon 113.551 Männer (48,6 %) und 120.030 Frauen (51,4 %). Die Anzahl der
über 60-Jährigen liegt bei 62.992 Personen, was einem Anteil von 27,0 % an der Gesamtbevölkerung entspricht. Von den über 60-Jährigen sind 27.368 männlich (43,4 %)
und 35.624 weiblich (56,6 %). Gegenüber der Pflegeplanung 2008/2009 hat sich die
Anzahl der über 60-jährigen Personen um 540 erhöht; der Anteil der über 60-Jährigen
an der Gesamtbevölkerung lag zuvor noch bei 26,3 %.
In den statistischen Bezirken ist die prozentuale Verteilung der Senioren über 60 Jahren sehr unterschiedlich. So reichen die Anteile von 17,1 % in Benrad-Nord bis zu
36,8 % in Gartenstadt. Statistische Bezirke mit auffällig hoher Seniorenquote (mehr
als 30 % der Einwohner sind über 60 Jahre alt) sind neben Gartenstadt: Forstwald,
Verberg, die vollständigen Stadtbezirke Benrad Süd, Bockum und Traar, KönigshofWest, Königshof, Fischeln-Ost, Flöthbach/Plankerdyk, Linn, Kliedbruch und Cracau.
Dagegen leben in folgenden statistischen Bezirken mit <23 % unterdurchschnittlich
wenige Senioren über 60 Jahren: Benrad-Nord, Schinkenplatz, Lehmheide sowie im
gesamten Stadtbezirk Stadtmitte.
Es lässt sich demnach feststellen, dass es im Stadtgebiet von Krefeld vier abzugrenzende Schwerpunkte mit jeweils hohem Seniorenanteil gibt. Der flächenmäßig größte
Bereich ist von Norden bis Richtung Innenstadt und weiter nach Osten angesiedelt
und besteht aus Traar, Verberg, Gartenstadt, Bockum, Cracau, Kliedbruch und Linn.
Ein zweiter Schwerpunkt liegt mit Forstwald und Benrad-Süd im Südwesten Krefelds.
Teile Fischelns im Süden und ein kleiner Bereich in Hüls bilden den dritten und vierten
Schwerpunktbereich.
Der Seniorenanteil an der Gesamteinwohnerzahl eines Bezirks lässt unter Umständen
Rückschlüsse auf eventuell fehlendes Helferpotenzial und eine möglicherweise wachsende Seniorenanzahl für die Zukunft zu.
Neben der prozentualen Betrachtung dürfen jedoch nicht die tatsächlichen Seniorenzahlen pro statistischem Bezirk außer Acht gelassen werden, da letztlich nur diese
Aufschluss darüber geben können, ob das vorgehaltene Angebot in einem Bezirk ausreichend ist oder nicht.
Die tatsächliche Anzahl von Senioren über 60 Jahren pro statistischen Bezirk reicht
von nur 42 in Hülbusch bis zu 3022 in Inrath (siehe Grafik, Seite 5). Im gesamten
Stadtbezirk Bockum leben auffällig viele Senioren (z. B. 2730 im statistischen Bezirk
Tierpark und 2250 in Stadtwald), was zudem der anteiligen Betrachtungsweise ent4
Kommunale Pflegeplanung für die Stadt Krefeld (Stand 2011/2012)
spricht. Auch die angrenzenden statistischen Bezirke Cracau (2319), Kliedbruch
(1866), Oppum (2097), Linn (1876) und Uerdingen-Stadtpark (2085) weisen hohe Seniorenzahlen auf. Im Süden Krefelds bilden zum einen Fischeln-West (2742) und zum
anderen Dießem-Lehmheide (2333) weitere Schwerpunkte.
In der Stadtmitte weisen die statistischen Bezirke Südring (2463) und Stadtgarten/Drießendorf (2270) zwar hohe Seniorenzahlen auf, die Seniorenanteile sind mit
21,6 % bzw. 22,8 % jedoch eher gering. Ebenso verhält es sich im bereits zuvor genannten Bezirk Lehmheide mit einer Gesamtzahl von 2333 Senioren über 60 Jahren
und gleichzeitigem Seniorenanteil von lediglich 19,7 %. Der Bezirk Traar dagegen, der
eine hohe prozentuale Seniorenquote von über 30,0 % aufweist, beheimatet in seinen
statistischen Bezirken tatsächlich nur 734 bzw. 917 Senioren. Ähnliche Verhältnisse
finden sich in Königshof-West (644 Senioren/31,9 % Seniorenanteil) und Lindental/Tackheide (659 Senioren/30,4 % Seniorenanteil).
Gegenüber der Pflegeplanung 2008/2009 hat es im eben beschriebenen Bereich kaum
Veränderungen gegeben. Die Bezirke mit auffällig hoher bzw. niedriger Seniorenanzahl oder –quote sind nahezu identisch geblieben. Vergrößert haben sich allerdings
die Bereiche im Stadtgebiet mit einer Seniorenquote von über 30 %; hinzu kamen die
statistischen Bezirke Flöthbach/Plankerdyk, Verberg und Linn. Die Bereiche mit einer
mittleren Seniorenquote haben sich zudem zulasten der Bereiche mit einer Seniorenquote von unter 23 % ausgeweitet. Lediglich im Bezirk Vier Wälle hat eine Verringerung der Seniorenanzahl und –quote dazu geführt, dass nun der gesamte Stadtbezirk
Stadtmitte eine geringe Seniorendichte von unter 23 % aufweist.
Kommunale Pflegeplanung für die Stadt Krefeld (Stand 2011/2012)
5
0
500
Stadtgarten/Drießendorf
Südring
Stadtmitte
516
1069
Baackeshof
Kempener Feld
Kempener
Feld /
Baackeshof
Kliedbruch
Inrath
Inrath
/Kliedbruch
1606
928
Schinkenplatz
Stephanplatz
Cracau
Lehmheide
Dießem
Dießem /
Lehm-heide
659
Lindental/Tackheide
Gatherhof
BenradSüd
1278 1251
152
Benrad-Nord
Forstwald
Fo Ben- Hülrst- rad- ser
wald Nord Berg
734
917
Traar-Ost
Traar-West
Traar
1282
Verberg
Verberg
1506
813
Gartenstadt
Elfrath
Gartenstadt
2046
Sollbrüggen
Bockum
1876
Linn
Linn
672
Gellep-Stratum
GellepStratum
2097
1063
Oppum-Süd
Oppum
Oppum
1241
Stahldorf
Tierpark
Stadtwald
(Quelle: Stadt Krefeld, Statistik und Wahlen, Stand 31.12.2011)
590
1158
1594
2250
644
1107
833
Königshof
Fischeln
Niederbruch
Königshof-West
Bleichpfad
Hammerschmidtplatz
1000
1331
1385
2333
1435
1137
1489
2085
Uerdingen
Hohenbudberg
Vier Wälle
1500
1866
2319
2742
Uerdingen-Markt
Fischeln-Ost
2000
2270
2730
Uerdingen-Stadtpark
Cracau
2500
2463
Hülser Berg
3022
234
1323
Roßmühle/Steeg
Fischeln-West
3000
Oirbroich/Hülser Bruch
(Quelle: Stadt Krefeld, Statistik und Wahlen, Stand 31.12.2011)
1670
Hüls
1234
Hüls-Ortskern
3500
Flöthbach/Plankerdyk
Anzahl der Senioren über 60 Jahre in den statistischen Bezirken
42
Hülbusch
6
Kommunale Pflegeplanung für die Stadt Krefeld (Stand 2011/2012)
Die zum Teil recht gegensätzlichen Aussagen der Seniorenquoten und der tatsächlichen Seniorenzahlen in den statistischen Bezirken erklären sich durch die sehr unterschiedlich hohen Einwohnerzahlen. Beachtung sollte grundsätzlich beiden Ansätzen
geschenkt werden.
Im Folgenden wird die Bevölkerungsstruktur der Stadt Krefeld nach Unterteilung in
die eingangs vorgestellten drei Altersgruppen „junge Senioren“, „mittlere Senioren“
und „ältere Senioren“ und im Hinblick auf verschiedene Schwerpunkte näher beleuchtet. Die Untersuchungen sollen auch hier, soweit möglich und sinnvoll, bis in die unterste Ebene der statistischen Bezirke hinein erfolgen, damit aus den Bevölkerungsdaten auch Rückschlüsse auf den quartiersbezogenen Bedarf gezogen werden können.
2.1. Bevölkerungsstruktur nach Altersgruppen allgemein
Von den insgesamt 62.992 Senioren über 60 Jahren in Krefeld gehört der größte Anteil
mit 25.799 Personen der Altersgruppe „junge Senioren“ an. Dies macht einen prozentualen Anteil von 41,0 % aus. Zur Altersgruppe „mittlere Senioren“ zählen 24.662
Personen (39,1 %) und zu „ältere Senioren“ 12.531 (19,9 %). Im Vergleich zur vorherigen Pflegeplanung hat sich einzig der Anteil der „jungen Senioren“ um 2.548 Personen bzw. 4,4 Prozentpunkte verringert. Damit ist der Anteil der „jungen“ und „mittleren“ Senioren zum 31.12.2011 nahezu gleich groß.
Erwartungsgemäß ist das Verhältnis von Männern und Frauen bei den „jungen Senioren“ noch recht ausgeglichen (47,1 % männlich/52,9 % weiblich). Auch in der Altersgruppe „mittlere Senioren“ ist die Differenz nicht gravierend (45,4 % männlich/54,6 % weiblich). Bei den „älteren Senioren“ zeigt sich jedoch, dass für diese
Altersgruppe ein Schwerpunkt auf die Seniorinnen zu legen sein wird. Ihr Anteil macht
hier bereits 67,8 % aus. Im Jahr 2008 lag der Anteil mit 71,1% hingegen noch höher.
In den statistischen Bezirken spiegeln sich die zuvor genannten Verhältnisse im Großen und Ganzen wider. In einigen statistischen Bezirken überwiegt jedoch die Anzahl
der „mittleren Senioren“. Am auffälligsten ist dies im statistischen Bezirk Gatherhof
mit 31,6 % „jungen Senioren“ und 45,8 % „mittleren Senioren“. Ein besonders großer
Anteil über 80-jähriger Senioren findet sich in Hüls-Ortskern (28,8 %).
In Inrath, dem statistischen Bezirk mit der höchsten Anzahl an Senioren, ist auch die
Altersgruppe „junge Senioren“ (1.233 Personen) tatsächlich am größten. Mit 1.125
und 1.100 Personen finden sich jedoch auch viele „junge Senioren“ in BockumTierpark und Fischeln-West. Bei den „mittleren Senioren“ liegen ebenfalls FischelnWest (1.156), Inrath (1.137) und Bockum-Tierpark (1.028) vorne. Der Personenkreis
„ältere Senioren“ ist in Inrath mit 652 Senioren am größten; nur geringfügig kleiner
ist diese Gruppe mit 643 Senioren in Stadtmitte-Südring.
2.2. Bevölkerungsstruktur nach potenziell pflegenden Angehörigen
Die häusliche Pflege kann als Grundpfeiler für die Umsetzung der Prämisse „ambulant
vor stationär“ angesehen werden. Gemäß dem Bericht des TNS Infratest Sozialforschung (München, 2010) werden nahezu 70 % der Pflegebedürftigen von ihren Ange-
Kommunale Pflegeplanung für die Stadt Krefeld (Stand 2011/2012)
7
hörigen zu Hause gepflegt. Unterstützt und zeitweise entlastet werden diese durch
ambulante Pflegedienste, Tagespflegeeinrichtungen oder Kurzzeitpflegen.
Das Forschungsprojekt „TNS Infratest Sozialforschung“, das im Auftrag des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend durchgeführt worden war,
macht deutlich, dass die Funktion der Hauptpflegeperson in der Regel von den engsten Familienangehörigen wahrgenommen wird. In über der Hälfte der Fälle (60,0 %)
übernimmt der Ehepartner oder die Tochter des Pflegebedürftigen diese Aufgabe.
Hauptpflegepersonen von Pflegebedürftigen in
Privathaushalten in Prozent
1
keine Angabe
4
Sonst. Verw andte
6
Nachbarn/Bekannte
8
Schw iegertochter
10
Sohn
11
Eltern
26
Tochter
34
(Ehe) Partner/in
0
5
10
15
20
25
30
35
(Quelle: Infratest Sozialforschung, München 2010)
Insgesamt sind 72 % der Hauptpflegepersonen von Pflegebedürftigen weiblich und
28 % männlich. Laut Infratest pflegt „die dritte Lebensphase die Vierte“. Diese Generation mit einem Durchschnittsalter von 58,6 Jahren gilt als beruflich und familiär entpflichtet, weist eine gute Gesundheit, im Schnitt eine angemessene finanzielle Sicherung und gleichzeitig eine hohe Bereitschaft zur Übernahme von Verantwortung gegenüber der Familie und auch der Gesellschaft auf. Dennoch wird deutlich, dass der
Anteil der erwerbstätigen Angehörigen in den vergangenen Jahren immer größer geworden ist. Im Jahr 2010 lag dieser bereits bei 41,0 %.
Die bundesweite Studie des Forschungsinstituts hat ergeben, dass 59 % der pflegenden Angehörigen selber bereits 55 Jahre oder älter sind. Jede dritte Hauptpflegeperson (33 %) ist hingegen erst zwischen 40 und 54 Jahre alt. Um eine gute Vergleichbarkeit zu erzielen, wurde, wie bereits in der Pflegeplanung 2008/2009, angenommen,
dass hauptsächlich Frauen zwischen 55 und 79 Jahren (Ehefrauen, Töchter, Schwiegertöchter) ihre Angehörigen pflegen. Zum Stichtag 31.12.2011 leben somit 34.670
potenziell pflegende Frauen in Krefeld. Stellt man dieser Personengruppe die potenziell pflege- und/oder unterstützungsbedürftigen „älteren Senioren“ über 80 Jahren
gegenüber, ergibt sich ein Verhältnis von 1:2,8. Jedem über 80-jährigen Senior müssten daher rein statistisch fast drei potenziell pflegende Angehörige gegenüber stehen.
Verglichen mit der ersten Pflegeplanung hat sich dieser Wert geringfügig verringert.
8
Kommunale Pflegeplanung für die Stadt Krefeld (Stand 2011/2012)
Betrachtet man die Verhältnisse in den jeweiligen statistischen Bezirken so befindet
sich das größte Pflegepotenzial in Gellep-Stratum (1:4,6) und das geringste in HülsOrtskern (1:1,6). Weitere signifikante statistische Bezirke sind beispielsweise Stadtmitte-Südring (1:1,6) und Dießem (1:2,0) beziehungsweise Hülser Berg (1:4,5) und
Fischeln-Königshof (1:4,4). Die Verhältnisse innerhalb eines Stadtbezirkes fallen jedoch zum Teil so unterschiedlich aus, dass sich schwerlich Aussagen für einen gesamten Stadtbezirk treffen lassen. Grundsätzlich lässt sich aber festhalten, dass sich in
den dicht bevölkerten Stadtbezirken Bockum, Stadtmitte und Cracau insgesamt eine
leicht unterdurchschnittliche Quote potenziell pflegender Angehöriger abzeichnet. In
Fischeln dagegen ist in nahezu allen statistischen Bezirken ein überdurchschnittlich
hoher Anteil potenzieller Pflegerinnen zu finden.
Diese Altersgruppe der 55 bis 79-Jährigen stellt jedoch nicht nur einen Indikator in
Bezug auf die häusliche Pflege dar, sondern dient auch hinsichtlich des Potenzials an
ehrenamtlichen Helfern im Bereich der niedrigschwelligen Hilfen (z. B. Einkaufsdienste, Besuchsdienste etc.) als Orientierungshilfe.
2.3. Bevölkerungsstruktur nach Altersgruppen und Ausländeranteil
Zum Stichtag 31.12.2011 sind insgesamt 26.606 Menschen mit ausländischer Staatsangehörigkeit Einwohner in Krefeld. Dies entspricht einem Anteil von 11,4 % an der
Gesamtbevölkerung. Die Bevölkerungsstatistik unterscheidet aber lediglich zwischen
deutschen und ausländischen Personen. Nicht berücksichtigt wird somit, dass bei einer nicht unerheblichen Personengruppe mit deutscher Staatsangehörigkeit ein
Migrationshintergrund vorliegt (z. B. Eingebürgerte, Aussiedler und Menschen mit
doppelter Staatsangehörigkeit).
Wie das Statistische Bundesamt auf Basis von Ergebnissen des Mikrozensus 2011
mitteilt, liegt die Zahl der Menschen mit Migrationshintergrund in Deutschland bei
annähernd 16,0 Millionen Menschen (hiervon 7,2 Millionen Ausländer). Diese Zahl
bezieht sich auf die sogenannte Bevölkerung mit Migrationshintergrund „im engeren
Sinn“. Zu dieser Bevölkerungsgruppe zählen im Mikrozensus alle seit 1950 nach
Deutschland Zugewanderten, alle in Deutschland Geborenen mit fremder Staatsangehörigkeit sowie die hier geborenen Deutschen, die mit zumindest einem zugewanderten oder in Deutschland als Ausländer geborenen Elternteil in einem Haushalt leben.
Auch für Krefeld ist daher die Anzahl der Menschen mit ausländischem Pass nur bedingt aussagekräftig, da davon ausgegangen werden kann, dass auch hier die Bevölkerungsgruppe mit Migrationshintergrund mehr als doppelt so hoch sein wird. Im Folgenden können aber lediglich die gesicherten Daten aus der amtlichen Statistik
zugrunde gelegt werden.
Die größte ausländische Nation stellen die Türken mit 32,9 %. Polen haben mit 9,2 %
den zweitgrößten, Italiener mit 8,5 % den drittgrößten Anteil. Das Verhältnis ausländischer Frauen zu ausländischen Männern ist mit 49,6 % zu 50,4 % nahezu ausgeglichen.
Der Anteil der über 60-jährigen ausländischen Senioren an der ausländischen Bevölkerung macht mit 4.945 Personen 18,6 % aus. In der Pflegeplanung 2008/2009 lag
dieser Anteil noch bei 16,9 %. Im Vergleich zum Anteil der deutschen Senioren an der
deutschen Bevölkerung (28,0 %) ist dieser Wert auffallend gering. Bei den 4.945 SeKommunale Pflegeplanung für die Stadt Krefeld (Stand 2011/2012)
9
nioren handelt es sich um 2.580 Männer (52,2 %) und 2.365 Frauen (47,8 %). Diese
Werte liegen ebenfalls entgegengesetzt zum Geschlechterverhältnis bei den deutschen Senioren, wo der Seniorinnenanteil 57,3 % beträgt.
Zur Altersgruppe der „jungen Senioren“ zählen 2.948 Personen (59,6 %), zu den
„mittleren Senioren“ 1.653 (33,4 %) und zu den „älteren Senioren“ 344 (7,0 %). Auch
bei der Betrachtung der Altersgruppen fällt auf, dass der Anteil der männlichen Ausländer sehr hoch ist. Selbst bei den „älteren Senioren“ beträgt er noch 47,7 %.
In den statistischen Bezirken ist der Anteil der ausländischen Senioren zumeist eher
gering; häufig leben dort weniger als 100 Senioren mit ausländischer Staatsangehörigkeit. Im Stadtbezirk Stadtmitte ist jedoch in den statistischen Bezirken Südring
(25,8 %/635 Personen) und Vier Wälle (18,5 %/246 Personen) eine hohe Quote an
ausländischen Senioren auszumachen. Im Südring ist mehr als jeder dritte 60 bis 70Jährige (35,8 %) nicht deutsch. Ähnliches gilt für Fischeln-Stahldorf mit 33,9 % (182
Personen) Ausländern in dieser Altersgruppe bei insgesamt 23,5 % ausländischem
Seniorenanteil. Weitere Schwerpunkte mit überdurchschnittlich hohen ausländischen
Seniorenanteilen sind Lehmheide (19,2 %/448 Personen), Cracau-Schinkenplatz
(18,7 %/300 Personen) und Cracau-Bleichpfad (24,7 %/146 Personen). Besonders
signifikant sind im Bleichpfad die konstant gleich hohen Ausländeranteile in den drei
Altersgruppen: 25,9 % bei den „jungen Senioren“, 23,9 % bei den „mittleren Senioren“ und sogar 24,2 % bei den „älteren Senioren“. Die Schwerpunkte sind hier insgesamt gleich gelagert wie in der ersten Pflegeplanung für die Stadt Krefeld.
Gemessen an der Gesamteinwohnerzahl der Senioren über 60 Jahren in Krefeld beträgt der Anteil der ausländischen Senioren 7,9 % (2008: 7,2 %). Dabei nimmt dieser
Anteil mit steigendem Alter konstant ab. Unter den „jungen Senioren“ ist mehr als
jeder zehnte Senior (11,4 %) nicht deutsch; bei den „mittleren Senioren“ sind 6,7 %
der Senioren ausländischer Herkunft, bei der Altersklasse „ältere Senioren“ lediglich
2,7 %. In der folgenden Pflegeplanung wird daher aufgrund der geringen Seniorenzahlen, insbesondere in der potenziell hilfebedürftigen Altersklasse der über 80-Jährigen,
kein gesonderter Schwerpunkt auf diese Bevölkerungsgruppe zu legen sein. Ihre Bedürfnisse werden gleichwohl im Rahmen der Pflegeplanung für Krefelder Senioren
insgesamt berücksichtigt.
2.4. Bevölkerungsstruktur nach Altersgruppen und Familienstand
Die nähere Betrachtung des Familienstandes könnte gegebenenfalls Aufschluss darüber geben, wie hoch die Zahl der Senioren sein könnte, die im Alter von Vereinsamung bedroht sind. Auch könnte das Fehlen des jeweiligen Ehepartners ein Indiz dafür sein, dass im Alter eher auf fremde Unterstützung und eventuell Heimunterbringung zurückgegriffen werden muss. Im Folgenden werden daher die Ledigen, Verwitweten und Geschiedenen den Verheirateten/in Lebenspartnerschaft lebenden Senioren gegenüber gestellt.
Zum Stand 31.12.2011 leben 60,3 % (38.009) der Krefelder Senioren über 60 Jahren in
einer Ehe bzw. eingetragenen Lebenspartnerschaft. 39,7 % (24.978) der Senioren sind
dagegen ledig, geschieden oder verwitwet. Bei den verbleibenden fünf Personen ist
der Familienstand unbekannt. Zur Gruppe der möglicherweise von Vereinsamung bedrohten Personen zählen 18.307 Frauen (73,3 %). Deren Anteil nimmt naturgemäß mit
steigendem Alter noch zu.
10
Kommunale Pflegeplanung für die Stadt Krefeld (Stand 2011/2012)
Das unten stehende Schaubild soll noch einmal verdeutlichen, wie sich die Familienstände unter den Senioren in Krefeld aufteilen:
Familienstand der Krefelder Senioren über 60 Jahre
Ledig
10%
0% 5%
Verheiratet/eingetr.
Lebenspartnerschaft
25%
Verwitwet
60%
Geschieden/Lebenspartnerschaft aufgelöst
unbekannt
(Quelle: Stadt Krefeld, Statistik und Wahlen, Stand 31.12.2011)
In der Altersgruppe „junge Senioren“ beträgt der Anteil alleinstehender Senioren
29,6 % (7.648 Personen), bei den „mittleren Senioren“ dagegen schon 36,8 %
(9.077). Bei den „älteren Senioren“ leben 8.253 der 12.531 Senioren alleinstehend,
was 65,9 % dieser Altersgruppe ausmacht. Der Anteil der älteren Seniorinnen, die
möglicherweise von Vereinsamung bedroht sind, liegt hier bei 83,7 % (6.904 Personen).
Betrachtet man die Altersgruppen in den statistischen Bezirken, finden sich diese krefeldweiten Verhältnisse weitestgehend dort wieder. Auch wenn in den Stadtbezirken
Stadtmitte und Cracau auffallend hohe Quoten alleinstehender Senioren in allen drei
Altersgruppen vorherrschen, in den Stadtbezirken Fischeln, Traar und Forstwald hingegen unterdurchschnittlich geringe, lassen sich alleine aus diesen Informationen,
bezogen auf die einzelnen Bezirke, nicht unbedingt weitergehende Schlüsse für die
Pflegeplanung ziehen. Da „alleinstehend“ nicht zwangsläufig mit „alleinlebend“
gleichzusetzen ist, wird im folgenden Abschnitt noch näher auf Senioren in Singlehaushalten eingegangen.
2.5. Bevölkerungsstruktur nach Altersgruppen und Einpersonenhaushalten
Neben der Betrachtung des Familienstandes kann vor allem auch die Berücksichtigung der Einpersonenhaushalte Rückschlüsse über mögliche Vereinsamungstendenzen und fehlendes Helferpotenzial in der Familie zulassen. Gerade bei dem Kreis der
„älteren Senioren“, die ohne Partner sind und darüber hinaus alleine und nicht beispielsweise bei ihren Kindern leben, kann davon ausgegangen werden, dass diese auf
Hilfsangebote angewiesen sind.
19.563 (31,1 %) aller Krefelder Senioren über 60 Jahren leben in einem Einpersonenhaushalt. Davon sind 5.981 Personen männlich (30,6%) und 13.582 Personen weiblich
(69,4%). Bei den „jungen Senioren“ leben 6.666 Personen alleine (25,8 % dieser Altersgruppe), bei den „mittleren Senioren“ 7.414 (30,1 %) und bei den „älteren SenioKommunale Pflegeplanung für die Stadt Krefeld (Stand 2011/2012)
11
ren“ 5.483 Personen (43,8 %). Der Anteil der weiblichen Senioren in Einpersonenhaushalten ist hierbei jeweils besonders hoch und steigt von 58,8 % bei den 60 bis
69-jährigen, über 69,8 % bei den 70 bis 79-jährigen bis zu 81,8 % bei den über 80jährigen Seniorinnen. Geht man davon aus, dass insbesondere die „älteren Senioren“
(80 Jahre und älter), die in einem Einpersonenhaushalt leben, auf unterstützende ambulante Hilfen angewiesen sind, so könnten bis zu 4.487 weibliche und 993 männliche
Senioren betroffen sein. Gegenüber der Pflegeplanung 2008/2009 hat sich die Gesamtzahl der Senioren in Einpersonenhaushalten um 224 Personen erhöht, wobei der
Anteil an der Krefelder Bevölkerung über 60 Jahre aber nahezu identisch geblieben ist.
Wie bei der Entwicklung der Altersgruppen insgesamt fällt auch hier auf, dass weniger
„junge“, aber dafür mehr „mittlere Senioren“ als 2008 in Einpersonenhaushalten leben.
In den statistischen Bezirken orientieren sich die Quoten der alleinlebenden Senioren
in den drei Altersgruppen zumeist an den Anteilen für das gesamte Stadtgebiet. In den
Stadtbezirken Stadtmitte und Cracau sind die Anteile der Senioren in Einpersonenhaushalten dagegen auffallend hoch. Im statistischen Bezirk Vier Wälle lebt beispielsweise fast jeder zweite Bürger über 60 Jahre (49,4%) allein in seiner Wohnung;
bei den „älteren Senioren“ sind es schon 62,1%. Auch im Bezirk Cracau-Stephanplatz
liegt der Gesamtanteil mit 46,9% deutlich über dem Durchschnitt. Insbesondere die
Anteile hochaltriger, alleinlebender Frauen sind in diesen Bezirken sehr hoch. So waren beispielsweise im statistischen Bezirk Stadtmitte-Hammerschmidtplatz 48 der 53
hochaltrigen und alleinlebenden Senioren über 80 Jahren weiblich (90,6 %).
Betrachtet man die tatsächliche Anzahl alleinlebender Senioren über 60 Jahren in den
statistischen Bezirken, so findet sich die größte Gruppe mit 1.051 Senioren in Inrath
(insgesamt 3.022 Senioren über 60 Jahre). Die zweitgrößte Gruppe lebt mit 992 Senioren in Stadtmitte-Südring (insgesamt 2.463 Senioren über 60 Jahre), die drittgrößte
mit 948 Senioren in Cracau (insgesamt 2.319 Senioren über 60 Jahre). Insgesamt
bleibt festzustellen, dass sich der größte Anteil an Senioren-Einpersonenhaushalten
auf den Stadtkern Krefelds konzentriert. In den umliegenden Stadtteilen überwiegen
die Mehrpersonenhaushalte.
12
Kommunale Pflegeplanung für die Stadt Krefeld (Stand 2011/2012)
1606
Schinkenplatz
928
Cracau
590
1158
2333
Lehmheide
Dießem /
Lehmheide
Dießem
1594
659
Lindental/Tackheide
1278 1251
Forstwald
Benrad-Nord
152
Hülser Berg
734
917
Traar-Ost
Traar
Traar-West
1282
Verberg
Verberg
1506
813
Elfrath
Gartenstadt
Gartenstadt
2250
2046
Sollbrüggen
2730
Bockum
Stadtwald
Tierpark
Einw ohner über 60 Jahre in Einpersonen-Haushalten
Benrad- Fo Ben- HülSüd
rst- rad- ser
wald Nord Berg
Gatherhof
Einw ohner über 60 Jahre
1876
Linn
672
Gellep-Stratum
2097
Oppum
1063
Oppum-Süd
Linn Gel- Oppum
lepStratum
1241
644
1107
Königshof
833
Niederbruch
Fischeln
1435
2742
1137
Hohenbudberg
1489
Uerdingen-Markt
2085
Uerdingen
Uerdingen-Stadtpark
234
Oirbroich/Hülser Bruch
1323
Roßmühle/Steeg
1670
Hüls
Flöthbach/Plankerdyk
Stahldorf
Königshof-West
Fischeln-Ost
Fischeln-West
1234
13
42
Kommunale Pflegeplanung für die Stadt Krefeld (Stand 2011/2012)
Hüls-Ortskern
Zahl der allein lebenden Senioren im Vergleich zur Gesamtzahl der Senioren über 60 Jahren in Krefeld
3022
2319
Cracau
3500
Stadtgarten/Drießendorf
3000
2463
1866
Kliedbruch
2500
2270
Inrath
Inrath
/Kliedbruch
Stephanplatz
2000
1385
1069
Baackeshof
1500 1331
516
Hammerschmidtplatz
1000
Südring
Stadtmitte
Kempener Feld
Kempener
Feld /
Baackeshof
Bleichpfad
(Quelle: Stadt Krefeld, Statistik und Wahlen, Stand 31.12.2011)
Hülbusch
500
0
Vier Wälle
2.6. Bevölkerungsstruktur nach Altersgruppen und Grundsicherungsempfängern
Seit dem Jahr 2003 haben finanziell bedürftige Menschen ab 65 Jahren, die zu Hause
leben, Anspruch auf Grundsicherung im Alter (GSiG). In Krefeld leben zum Stichtag
31.12.2011 insgesamt 2.090 Senioren über 65 Jahren, die Empfänger von Grundsicherung im Alter sind; dies entspricht einer Steigerung von 291 Personen bzw. 16,2 %
gegenüber dem Stand von 30.06.2008.
Von den 2.090 GSiG-Empfängern sind 1.296 weiblich (62,0 %) und 794 männlich
(38,0 %). Gemessen an der Gesamtzahl der Krefelder Senioren über 65 Jahren (49.160
Personen) macht deren Anteil 4,3 % (2008: 3,6 %) aus. Über die Hälfte (1.120 Personen) der Bezieher von Grundsicherung im Alter gehören der Altersgruppe „mittlere
Senioren“ an. 31,9 % (667 Personen) zählen zu den „jungen Senioren“ (hierzu zählen
hierbei entsprechend die 65 bis 70-Jährigen) und 14,5 % (303 Personen) zu den „älteren Senioren“.
Aufgrund der recht geringen Personenzahlen von Grundsicherungsempfängern in den
jeweiligen statistischen Bezirken, ist hier ein genauerer Blick auf die tatsächlichen
Zahlen ausreichend. Die meisten Bedürftigen leben im Bezirk Stadtmitte: Südring
(184 Personen), Vier Wälle (138) und Stadtgarten/Drießendorf (137). Weitere statistische Bezirke mit vergleichbar hoher Zahl sind Dießem-Lehmheide (142), Inrath (134)
und Cracau Bleichpfad (117). Betrachtet man an dieser Stelle jedoch kurz die Verhältnisse von Einwohnern über 60 Jahren und GSIG Empfängern, so fällt auf, dass die
höchste Quote in Cracau Bleichpfad zu finden ist. Hier ist nahezu jeder fünfte Senior
(19,8 %) auf Unterstützung durch die Grundsicherung im Alter angewiesen. Aber auch
in Benrad-Nord ist mit 9,2 % (115 Personen) fast jeder zehnte Mensch über 60 Jahren
Empfänger von Grundsicherungsleistungen.
2.7. Kurze Zusammenfassung zu Kapitel 2 „Bevölkerungsstruktur der Stadt Krefeld“
62.992 Personen über 60 Jahren leben zum Stichtag 31.12.2011 in Krefeld; dies
entspricht einem Anteil von 27,0 % an der Gesamtbevölkerung.
Stadtbezirke mit insgesamt hohem prozentualen Seniorenanteil sind Gartenstadt, Traar, Bockum, Benrad-Süd, Forstwald, Verberg, Linn, Inrath/Kliedbruch
sowie Teile Fischelns und Cracaus.
Bei den statistischen Bezirken hat Gartenstadt den höchsten prozentualen Seniorenanteil (36,8 %) und Benrad-Nord (17,1 %) den geringsten.
Tatsächlich leben die meisten Senioren (3022) im statistischen Bezirk Inrath,
die wenigsten (42) in Hülbusch
Eine hohe Anzahl von Senioren findet sich außerdem in den gesamten Stadtbezirken Bockum und Linn sowie in den statistischen Bezirken Cracau, Inrath/Kliedbruch, Oppum, Uerdingen-Stadtpark, Fischeln-West, Dießem-Lehmheide, Stadtmitte-Südring und Stadtgarten/Drießendorf.
Von allen Krefelder Senioren zählen 41,0 % zu den „jungen Senioren“ (60 bis
69 Jahre), 39,1 % zu den „mittleren Senioren“ (70 bis 79 Jahre) und 19,9 % zu
den „älteren Senioren“ (80 Jahre und älter)
14
Kommunale Pflegeplanung für die Stadt Krefeld (Stand 2011/2012)
Auf jeden über 80-jährigen Krefelder kommen theoretisch 2,8 potenziell pflegende Angehörige (Frauen zwischen 55 und 79 Jahren)
Der Seniorenanteil unter der ausländischen Bevölkerung beträgt 18,6%, der
Anteil der deutschen Senioren an der deutschen Bevölkerung dagegen 28,0 %
Statistische Bezirke mit hohen ausländischen Seniorenanteilen an der Gesamtzahl der Senioren sind: Südring, Vier Wälle, Stahldorf, Lehmheide, Schinkenplatz und Bleichpfad.
83,7 % der weiblichen Senioren über 80 Jahren sind nach ihrem Familienstand
alleinstehend; hohe Anteile von alleinstehenden Senioren finden sich vor allem
in den Bezirken Stadtmitte und Cracau, geringe Anteile dagegen in Fischeln,
Traar und Forstwald.
31,1 % aller Krefelder Senioren leben in Einpersonenhaushalten, davon 81,8 %
der „älteren“ Seniorinnen. In den Stadtbezirken Cracau und Stadtmitte sind die
Anteile der Senioren in Singlehaushalten auffallend hoch. Gemäß den tatsächlichen Zahlen leben die meisten Senioren in den statistischen Bezirken Inrath,
im Südring und in Cracau alleine.
4,3 % aller Krefelder Senioren erhalten Grundsicherung. Die meisten Empfänger von GSIG leben im Bezirk Stadtmitte, aber auch in den statistischen Bezirken Lehmheide, Bleichpfad und Inrath sind die Raten vergleichbar hoch. Die
höchste Quote von Senioren in GSiG-Bezug wird in Bleichpfad erreicht
(19,8 %).
3. Prognostizierte Entwicklung der Bevölkerungsstruktur, Pflegebedürftigkeit,
Demenzerkrankungen und des häuslichen Pflegepotenzials
Die Einwohnerzahl der Stadt Krefeld liegt laut Fachbereich Bürgerservice –Statistik
und Wahlen- am 31.12.2011 bei 233.581 Personen. Nachdem in früheren Jahren ein
stetiger Zuwachs der Bevölkerung festzustellen war, ist langfristig mit einem deutlichen Rückgang der Einwohnerzahlen zu rechnen. Vergleicht man die Einwohnerzahl
zum Stand der ersten Pflegeplanung (30.06.2008) mit der jetzigen Einwohnerzahl zum
Ende des Jahres 2011, hat diese um 1,8 % abgenommen. Nach der „Vorausberechnung der Bevölkerung in den kreisfreien Städten und Kreisen Nordrhein-Westfalens
2011 bis 2030/2050“ (Statistische Analysen und Studien, Band 72) ist für die Stadt
Krefeld von heute bis zum Jahr 2030 mit einer Abnahme der Einwohnerzahl um insgesamt 3,2 % zu rechnen. Nach dieser Prognose würde die Bevölkerungszahl im Jahr
2030 nur noch ca. 226.172 betragen. Damit fällt der prognostizierte Rücklauf der Einwohnerzahl zwar nicht mehr ganz so drastisch aus wie noch im Jahr 2005 vom damaligen Landesamt für Datenverarbeitung und Statistik (LDS NRW) vorhergesagt (-7,2 %
von Juni 2008 bis zum Jahr 2025), aber die Tendenz bleibt dennoch dieselbe.
Kommunale Pflegeplanung für die Stadt Krefeld (Stand 2011/2012)
15
Demographischer Wandel in Krefeld
Jahr
Einwohnerzahl
Änderung
12/2011
233.581
2015
233.569
-0,01 %
2020
231.676
-0,81 %
2025
229.366
-1,00 %
2030
226.172
-1,39 %
(Quelle: IT-NRW, 2012/Stadt Krefeld, Statistik und Wahlen)
Die Verminderung der Einwohnerzahl wird dabei insbesondere durch den Rückgang
der Zahl junger Menschen verursacht. Während heute der Großteil der Bevölkerung
zwischen 40 und 50 Jahren alt ist, wird es bis zum Jahr 2030 eine Verschiebung auf bis
zu 60 bis 70 Jahren geben. Der Anteil der Senioren über 60 Jahren macht zum Stichtag
31.12.2011 27,0 % aus, im Jahr 2030 wird dieser Anteil bereits bei etwa 36,3 % liegen.
Vorausberechnung der Bevölkerung der Stadt Krefeld 2011 bis 2030
Bevölkerung in Krefeld nach Alter und Geschlecht
am 01.01.2011 und am 01.01.2030
2011
2030
Altersgruppen
90 u.ä.
85 - 90
männlich
weiblich
80 - 85
75 - 80
70 - 75
65 - 70
60 - 65
55 - 60
50 - 55
45 - 50
40 - 45
35 - 40
30 - 35
25 - 30
20 - 25
15 - 20
10 - 15
5 - 10
0- 5
12 000
8 000
4 000
0
0
4 000
8 000
12 000
Quelle: IT.NRW
(Quelle: IT-NRW, 2012)
Nach den Ergebnissen der Vorausberechnung wird die Bevölkerungszahl in NRW insgesamt bis 2030 ebenfalls um 3,7 % zurückgehen. Noch intensiver wird diese Bevölkerungsabnahme bis zum Jahr 2050 ausfallen. Hier erwartet das IT-NRW von 2011 an
gerechnet für das Bundesland einen Rückgang von 11,9 %. Regional wird die Entwicklung der Einwohnerzahlen in den Kreisen und kreisfreien Städten sehr unterschiedlich
ausfallen; teilweise ist mit Zuwachs, teilweise aber auch mit einer erheblichen Abnahme der Einwohnerzahlen zu rechnen.
16
Kommunale Pflegeplanung für die Stadt Krefeld (Stand 2011/2012)
Im Folgenden wird die Entwicklung der Bevölkerungsstruktur Krefelds unter den Gesichtspunkten Altersgruppen, Pflegebedürftigkeit, Demenzerkrankung und häusliches
Pflegepotenzial detailliert dargestellt. Über die Entwicklung der Einwohnerstruktur
hinsichtlich der ausländischen Senioren lassen sich jedoch leider keine verlässlichen
und fundierten Prognosen für Krefeld anstellen, da hierzu keine Erhebungen vorliegen.
3.1. Entwicklung der drei Altersgruppen
Nach den Vorausberechnungen des IT-NRW (Basisjahr 2011) werden sich die Altersgruppen „junge Senioren“, „mittlere Senioren“ und „ältere Senioren“ in den kommenden Jahren wie folgt entwickeln:
Prognostizierte Entwicklung der drei Altersgruppen
Junge Sen.
Jahr
2011
2015
2020
2025
2030
Mittlere Sen.
Ältere Sen.
Gesamt
80 J. und
60-69 Jahre
Änd.
70-79 Jahre
Änd.
Änd.
über 60 J.
älter
25.799
24.662
12.531
62.992
26.589
3,1 %
25.143
2,0 %
13.579
8,4 %
65.311
30.433
14,5 %
22.327
-11,2 %
16.629
22,5 %
69.389
35.340
16,1 %
22.201
-0,6 %
18.337
10,3 %
75.878
38.157
8,0 %
25.796
16,2 %
18.046
-1,6 %
81.999
(Quelle: IT-NRW, 2012/Stadt Krefeld, Statistik und Wahlen)
Änd.
3,7 %
6,2 %
9,4 %
8,1 %
Der Anteil der Krefelder Bevölkerung über 60 Jahren wird von heute (Stand Dezember
2011) bis zum Jahr 2030 um 30,2 % ansteigen. Bis zum Jahr 2030 wächst die Gruppe
der „jungen Senioren“ um 48,0 %, die der „mittleren Senioren“ dagegen nur um
4,6 %. Bei den „älteren Senioren“ ist eine Zuwachsrate von 44,0 % bis zum Jahr 2030
zu erwarten. Im NRW-Vergleich ist die Zunahme bei den Senioren über 80 Jahren jedoch noch als vergleichsweise gering zu bezeichnen (siehe nachfolgende Grafik).
Kommunale Pflegeplanung für die Stadt Krefeld (Stand 2011/2012)
17
18
Kommunale Pflegeplanung für die Stadt Krefeld (Stand 2011/2012)
Betrachtet man die Fünfjahresschritte genauer, so fällt auf, dass die Anzahl der „jungen Senioren“ bis zum Jahr 2025 kontinuierlich zunimmt und sich diese Zunahme erst
ab 2030 etwas abschwächt. Bei der Gruppe der „mittleren Senioren“ wird es im Jahr
2020 zu einem starken Rückgang in der Bevölkerung kommen und erst ab 2030 wieder zu einer deutlichen Zunahme. Die Anzahl der „älteren Senioren“ wird bis zum Jahr
2025 größer werden und erst 2030 leicht abfallen. Die höchste Zunahme von 22,5 %
wird hierbei zwischen 2015 und 2020 erfolgen.
Die folgende Tabelle soll noch einmal die Verhältnisse der Werte vom Basisjahr 2011
(=100) zu den prognostizierten Werten in den Jahren 2015 bis 2030 verdeutlichen.
Entwicklung der Altersgruppen gegenüber Basisjahr 2011
Jahr
2015
2020
2025
2030
"Junge Senioren" "Mittlere Senioren"
103,1
102,0
118,0
90,5
137,0
90,0
147,9
104,6
(Grundlage: IT-NRW, 2012)
"Ältere Senioren"
108,4
124,3
146,3
144,0
3.2. Entwicklung der Pflegebedürftigkeit
Aktuellste Grundlage für die Einschätzung des Pflegebedarfs bis zum Jahr 2030 sind
die „Statistischen Analysen und Studien, Band 66“ des Landesamtes Information und
Technik Nordrhein-Westfalen (IT-NRW) aus dem Jahr 2010. Die hierin veröffentlichte
Modellrechnung zur Entwicklung der Pflegebedürftigkeit bezieht alters- und geschlechtsspezifische Pflegehäufigkeiten, sogenannte Pflegequoten, der Jahre 2003 bis
2007 mit ein. Diese Pflegehäufigkeiten, die über den Prognosezeitraum als konstante
Größen angenommen werden, werden im Berechnungsverfahren auf die vom IT-NRW
durchgeführte Bevölkerungsvorausberechnung mit Basisjahr 2008 angewendet. Der
Fokus dieser Modellrechnung ist demnach ausschließlich auf die demographische
Entwicklung gerichtet. Beachtet werden muss daher, dass dieses Verfahren naturgemäß als fundierte Schätzung und damit gute Orientierungshilfe, nicht aber als Lieferant absolut verbindlicher Werte, einzustufen ist. Dies gilt bereits für das Jahr 2012,
da ausschließlich die Zahlen für das Jahr 2007 tatsächliche Werte darstellen. Bei der
Summenbildung sind von hier zum Teil kleine Unstimmigkeiten aufgefallen, die jedoch
mit der Aufrundung der Prognosezahlen durch das IT-NRW in Zusammenhang stehen
könnten. Die Summen wurden daher entsprechend von dort übernommen.
Kommunale Pflegeplanung für die Stadt Krefeld (Stand 2011/2012)
19
Prognose für die Entwicklung der Pflegebedürftigkeit nach Geschlecht und Alter
Stadt
Krefeld
2007
2010
2012
2015
2020
2025
2030
Änderung
2012:2030
männlich
unter 60
Jahre
60 bis unter 70
70 bis unter 80
80 Jahre u.
älter
499
500
500
500
500
400
400
-20,0%
354
300
300
300
400
400
500
66,7%
719
800
800
800
700
700
900
12,5%
824
900
1.000
1.100
1.600
1.800
1.800
80,0%
weiblich
unter 60
563
500
Jahre
60 bis un383
300
ter 70
70 bis un1.114 1.200
ter 80
80 Jahre u.
3.234 3.100
älter
Zusammen 7.690 7.600
500
500
400
400
400
-20,0%
300
300
400
400
500
66,7%
1.250
1.300
1.200
1.100
1.300
4,0%
3.250
3.400
4.000
4.400
4.600
41,5%
7.900 8.200 9.000 9.700
(Quelle: IT-NRW, 2010)
10.300
30,4%
Gegenüberstellung 2012 : 2030
Stadt
Krefeld
Jahr 2012
Jahr 2030
Änderung
unter 60 60 bis unter 70 bis unter
Jahre
70 Jahre
80 Jahre
1.000
800
-20,0%
600
1.000
66,7%
2.050
2.200
7,3%
80 Jahre
und älter
4.250
6.400
50,6%
Im Jahr 2007 lebten 7.690 pflegebedürftige Menschen in Krefeld. Für das Jahr 2012
kann mit 7.900 und für 2030 mit 10.300 Pflegebedürftigen gerechnet werden. Vom
Jahr 2012 bis 2030 ist demnach von einem Anstieg von insgesamt 30,4 % auszugehen.
Besonders auffällig ist die Zunahme in den Altersgruppen „60 bis unter 70 Jahre“
(+66,7 %) sowie „80 Jahre und älter“ (+50,6 %). Insbesondere der Zuwachs an männlichen Pflegebedürftigen über 80 Jahren in dieser Zeitspanne ist mit 80,0 % besonders
prägnant. Dennoch ist die Anzahl der pflegebedürftigen Frauen in dieser Altersgruppe
in 2012 mehr als dreimal und in 2030 mehr als doppelt so hoch. Die Anzahl der Pflegebedürftigen unter 60 Jahren ist dagegen rückläufig und nimmt bis 2030 um 20,0 %
ab.
20
Kommunale Pflegeplanung für die Stadt Krefeld (Stand 2011/2012)
Prognose für die Entwicklung der Pflegebedürftigkeit nach Geschlecht und Art der
Pflegeleistung
Stadt Krefeld
2007
2010
2012
ambulant
stationär
Pflegegeld
523
461
1.412
500
500
1.500
550
500
1.550
ambulant
stationär
Pflegegeld
Zusammen
1.190
1.596
2.508
7.690
1.100
1.600
2.400
7.600
2015
2020
männlich
600
700
500
600
1.600
1.700
weiblich
1.150
1.200
1.400
1.700
1.800
2.000
2.450
2.500
2.600
7.900
8.200
9.000
(Quelle: IT-NRW, 2010)
2025
2030
Änderung
2012:2030
800
700
1.900
900
800
1.900
63,6%
60,0%
22,6%
1.500
2.100
2.800
9.800
1.500
2.300
2.900
10.300
30,4%
35,3%
18,4%
30,4%
Gegenüberstellung 2012 : 2030
Stadt
Krefeld
Anteil ambulante Pflege
Anteil stationäre Pflege
Anteil Pflegegeldempfänger bzw. Kombileistung
Jahr 2012
Jahr 2030
Änderung
1.700
2.400
41,2%
2.200
3.100
40,9%
4.000
4.800
20,0%
Betrachtet man die Entwicklung der Art der Pflegeleistung, lässt sich festhalten, dass
sowohl bei Männern als auch bei Frauen die Inanspruchnahme ambulanter und stationärer Dienstleistungen einen relativ gleich hohen Anstieg verzeichnen wird. Ausgehend vom Jahr 2012 sind bis 2030 insgesamt mit Zuwachsraten von 41,2 % bzw.
40,9 % zu rechnen. Grundsätzlich nehmen jedoch heute wie auch zukünftig insgesamt
mehr Pflegebedürtige eine stationäre Versorgung in Anspruch. Es fällt aber bei der
Beachtung der Geschlechter auf, dass Männer zu jedem Zeitpunkt mehr ambulante,
Frauen dagegen mehr stationäre Hilfen beanspruchen. Der Bezug von Pflegegeld bzw.
der Empfang sogenannter Kombileistungen ist aber sowohl bei den männlichen als
auch bei den weiblichen Pflegebedürftigen in jedem Jahr die mit Abstand am häufigsten gewährte Hilfe.
Prognose für die Entwicklung der Pflegebedürftigkeit nach Geschlecht und
Pflegestufen
Stadt Krefeld
2007
2010
Pflegestufe I
Pflegestufe II
Pflegestufe III
1.190
884
322
1.200
900
300
Pflegestufe I
Pflegestufe II
Pflegestufe III
Zusammen
2.922
1.706
661
7.690
2.800
1.700
600
7.600
2012
2015
2020
männlich
1.250
1.300
1.500
950
1.000
1.200
350
400
400
weiblich
2.850
2.900
3.200
1.800
1.900
2.100
650
700
700
7.850
8.200
9.000
(Quelle: IT-NRW, 2010)
Kommunale Pflegeplanung für die Stadt Krefeld (Stand 2011/2012)
2025
2030
Änderung
2012:2030
1.600
1.300
400
1.700
1.400
500
36,0%
47,4%
42,9%
3.400
2.200
800
9.700
3.600
2.400
800
10.300
26,3%
33,3%
23,1%
31,2%
21
Gegenüberstellung 2012 : 2030
Stadt Krefeld
Jahr 2012
Jahr 2030
Änderung
Pflegestufe I
4.100
5.300
29,3%
Pflegestufe II
2.750
3.800
38,2%
Pflegestufe III
1.000
1.300
30,0%
Im Hinblick auf die Entwicklung der Pflegestufen I bis III ist festzustellen, dass die
Pflegebedürftigen mit Pflegestufe I derzeit und auch in Zukunft den größten Anteil
ausmachen. Bei derzeit ca. 4.100 Pflegebedürftigen ist bis zum Jahr 2030 mit insgesamt 5.300 Pflegebedürftigen zu rechnen. Die Zunahme in den drei Pflegestufen wird
jedoch vom Jahr 2012 bis zum Jahr 2030 relativ gleichmäßig erfolgen. Während in
Pflegestufe I von rund 29,3 % mehr Pflegebedürftigen auszugehen ist, sind es in den
Stufen II und III 38,2 % bzw. 30,0 % mehr. Der größte Zuwachs ist bei den männlichen
Pflegebedürftigen in Pflegestufe II zu erwarten (+47,4%).
3.3. Entwicklung der demenziell erkrankten Personen
In Deutschland leben nach Veröffentlichungen der Deutschen Alzheimer Gesellschaft
derzeit ca. 1,4 Millionen demenzkranke Menschen. Bis zum Jahr 2050 könnte sich diese Zahl danach nahezu verdoppeln, sofern kein Durchbruch in der Prävention und
Therapie der Krankheit gelingt. Die Wahrscheinlichkeit an Demenz zu erkranken ist bei
Männern und Frauen in etwa gleich hoch, jedoch entfallen, begründet in deren höherer Lebenserwartung, ca. 70 % der Demenzerkrankungen auf Frauen. Laut statistischem Mittel erkrankt jeder dritte Mensch, der ein Alter von 65 Jahren erreicht, im
weiteren Altersverlauf an Demenz. Die Anzahl der Erkrankten in der Bevölkerung zu
einem bestimmten Zeitpunkt (Prävalenz) lässt sich pro Altersgruppe mittels der „Mittleren Prävalenzrate“ bestimmen (vgl. Deutsche Alzheimer Gesellschaft; Prof. Dr. H.
Bickel, München). Dadurch lässt sich für die Stadt Krefeld eine hochgerechnete und
damit geschätzte Anzahl der Demenzkranken ermitteln:
Geschätzte Anzahl demenzkranker Senioren in Krefeld zum 31.12.2011
Mittlere PrävalenzKrefelder Bevölkerung
Geschätzte Krankenzahl
rate (in %)
(Stand 31.12.2011)
65-69 Jahre
1,2
11.967
144
70-74 Jahre
2,8
14.543
407
75-79 Jahre
6,0
10.119
607
80-84 Jahre
13,3
6.754
898
85-89 Jahre
23,9
3.929
939
90 und älter
34,6
1.848
639
65 und älter
6,8
49.160
3.343
(Quellen: Deutsche Alzheimer Gesellschaft/Stadt Krefeld, FB Soziales, Senioren und Wohnen)
Altersgruppe
Zum 31.12.2011 leben somit schätzungsweise 3.343 demenzerkrankte Senioren in
Krefeld. Die meisten von ihnen sind zwischen 80 und 89 Jahren alt. Setzt man die Werte der mittleren Prävalenzrate in Relation zu den prognostizierten Bevölkerungszahlen
für die Jahre 2015 bis 2030 (Berechnung des IT-NRW, 2012), ergeben sich für die Zukunft folgende geschätzte Krankenzahlen:
22
Kommunale Pflegeplanung für die Stadt Krefeld (Stand 2011/2012)
Prognostizierte Anzahl demenzerkrankter Senioren in Krefeld -2015 bis 2030Altersgruppe
65-69 Jahre
70-74 Jahre
75-79 Jahre
80-84 Jahre
85-89 Jahre
90 und älter
65 und älter
Geschätzte Kranken- Geschätzte Kranken- Geschätzte Krankenzahl 2015
zahl 2020
zahl 2025
145
164
191
368
308
352
720
679
578
944
1.260
1.205
1.035
1.110
1.539
745
868
982
3.455
3.580
3.836
(Quelle: Stadt Krefeld, FB Soziales, Senioren und Wohnen)
Geschätzte Krankenzahl 2030
222
411
666
1.049
1.500
1.342
4.242
Die Anzahl der demenziell erkrankten Senioren ab 65 Jahren könnte bis zum Jahr 2030
um prognostizierte 26,9 % zunehmen. Gerade bei den Senioren über 80 Jahren ist mit
einer deutlichen Zunahme zu rechnen. Vom Jahr 2011 (Stand 31.12.2011) bis zum Jahr
2030 ist in der Altersgruppe „80-84 Jahre“ von einer Zunahme der Demenzerkrankten
um 16,8 % auszugehen. Bis zum Jahr 2020 liegt die Krankenzahl und damit auch die
Steigerungsrate sogar noch deutlich höher. Bei den 85-89 Jahre alten Senioren wird
bis zum Jahr 2030 die Krankenzahl um 59,7 % zunehmen. Mehr als verdoppeln
(110,0 %) wird sich bis zum Jahr 2030 die Anzahl der demenzerkrankten über 90jährigen Senioren.
3.4. Entwicklung des häuslichen Pflegepotenzials
Wie bereits unter Punkt 2.2. erläutert, wird auch an dieser Stelle angenommen, dass
vornehmlich Frauen zwischen dem 55. und 79. Lebensjahr die Verantwortung für die
Pflege und Betreuung von nahen Angehörigen übernehmen. Auf Basis der Einwohnerdaten zum Stichtag 31.12.2011 und mit Hilfe der Prognose der Landesdatenbank des
IT-NRW lässt sich bis zum Jahr 2030 eine Zunahme von 16,0 % in dieser Altersklasse
prognostizieren. Die Anzahl der potenziell pflege- und hilfebedürftigen „älteren Senioren“ über 80 Jahren steigt im gleichen Zeitraum dagegen um 44,0 % an (siehe Tabelle).
Gegenüberstellung von Senioren und potenziell häuslichen Pflegekräften
Anzahl der Frauen zw. 55 Anzahl der „älteren Seniound 79 Jahren
ren“ über 80 Jahren
31.12.2011
34.670
12.531
2015
36.314
13.579
2020
37.758
16.629
2025
39.927
18.337
2030
40.201
18.046
(Quellen: Stadt Krefeld, Statistik und Wahlen/IT-NRW, 2012)
Jahr
Während Ende des Jahres 2011 der Anteil der Senioren über 80 Jahren an der Gesamtsenioreneinwohnerzahl in Krefeld noch 19,9 % beträgt, wird er im Jahr 2030 etwa
22,0 % betragen. Auf die 12.531 Senioren über 80 Jahren im Jahr 2011 kommen
34.670 potenziell pflegende Angehörige (2,8 Pflegerinnen pro Senior); im Jahr 2030
werden es bei 18.046 Senioren über 80 Jahren 40.201 potenzielle Pflegerinnen sein
(2,2 Pflegerinnen pro Senior). Obwohl beide Bevölkerungsgruppen in naher Zukunft
zunehmen werden, wird schon jetzt deutlich, dass im Verhältnis zueinander eine immer größer werdende Anzahl „älterer Senioren“ einer immer kleineren Anzahl von poKommunale Pflegeplanung für die Stadt Krefeld (Stand 2011/2012)
23
tenziell pflegenden Frauen gegenüber stehen wird. Betrachtet man diese Entwicklungszahlen und berücksichtigt überdies die Tatsachen, dass sowohl die familiären
Strukturen (z. B. Kinderlosigkeit, Leben ohne feste Partnerschaften, große räumliche
Distanz zwischen den Familienangehörigen) als auch eine vermehrte Berufstätigkeit
der Frauen eine häusliche Pflege durch die Angehörigen immer seltener zulassen, wird
deutlich, dass in Zukunft immer mehr professionelle Pflege in Anspruch genommen
werden muss.
3.5. Kurze Zusammenfassung zu Kapitel 3 „Prognostizierte Entwicklung der Bevölkerungsstruktur, Pflegebedürftigkeit, Demenzerkrankungen und des häuslichen Pflegepotenzials“
Bis zum Jahr 2030 ist mit einer Abnahme der Einwohnerzahl Krefelds um 3,2 %
zu rechnen; der Anteil der Senioren über 60 Jahren wird dagegen von derzeit
27,0 % auf ca. 36,3 % steigen
Die Gruppe der „älteren Senioren“ wird von heute bis zum Jahr 2030 um
44,0 % anwachsen, die der „jungen Senioren“ sogar um 48,0 %.
Gemäß Prognose des IT-NRW kann von heute bis zum Jahr 2030 von einer Steigerungsrate in Höhe von 30,4 % bei den pflegebedürftigen Menschen ausgegangen werden; prägnant ist die geschätzte Zunahme pflegebedürftiger Männer über 80 Jahren (80,0 %). Dennoch ist die Anzahl pflegebedürftiger Frauen
dieser Altersgruppe in 2012 mehr als dreimal und 2030 mehr als doppelt so
hoch.
Derzeit leben etwa 3.343 (Mittlere Prävalenzrate) demenzerkrankte Senioren in
Krefeld (meist zwischen 80 und 89 Jahren alt). Es ist mit einer Zunahme um
26,9 % bis zum Jahr 2030 zu rechnen. Von mehr als einer Verdopplung
(110,0 %) ist bei den Senioren über 90 Jahren auszugehen.
Der wachsenden Anzahl von Senioren steht eine immer geringer werdende Anzahl potenziell pflegender Angehöriger gegenüber
4. Ambulante Versorgungsstrukturen
In Abgrenzung zum häuslichen Pflegebereich wird unter diesem Punkt die Versorgung
mit professioneller ambulanter Pflege behandelt, welche die Pflege durch nahe Angehörige zum einen unterstützen, zum anderen aber auch vollständig ersetzen kann.
4.1. Ambulante Pflegedienste
Nach einer Definition des Statistischen Bundesamtes sind ambulante Pflegedienste
„selbstständig wirtschaftende Einrichtungen, die unter ständiger Verantwortung einer
ausgebildeten Pflegefachkraft Pflegebedürftige in ihrer Wohnung pflegen und hauswirtschaftlich versorgen. Zusätzlich gehört üblicherweise die medizinische Behandlungspflege zum Leistungsspektrum der Einrichtungen“. Bei den Leistungen der ambulanten Pflegedienste muss zwischen dem pflegerischen Kernangebot und den niedrigschwelligen Angeboten nach § 45 b SGB XI unterschieden werden. Voraussetzung
24
Kommunale Pflegeplanung für die Stadt Krefeld (Stand 2011/2012)
für die Tätigkeit eines Pflegedienstes ist der Abschluss eines Versorgungsvertrages
nach § 72 SGB XI mit der Pflegekasse.
Bestandsaufnahme
In Krefeld sind mit Stand 31.12.2011 35 ambulante Pflegedienste im Einsatz. Davon
sind 12 in freigemeinnütziger und 23 in privater Trägerschaft. Zwecks Datenerhebung
zur Bestandsaufnahme wurde zum einen auf eine Erhebung der Pflegeberatung und
Altenhilfe der Stadt Krefeld aus dem Jahr 2011 zurückgegriffen. Von dort wurde eine
Angebotsübersicht unter anderem mit Angaben zu pflegerischen Dienstleistungen,
Betreuungsangeboten nach § 45 b Abs. 1 Nr. 3 SGB X, hauswirtschaftlichen und sonstigen Dienstleistungen sowie zum Einzugsgebiet und zur Anzahl der Kunden der Pflegedienste erstellt. Des Weiteren dient die Auswertung der Pflegestatistik zum
15.12.2011 als Grundlage.
Die Sitze der ambulanten Pflegedienste sind sehr weiträumig über das Stadtgebiet
verteilt. Die größte Anzahl von ambulanten Pflegediensten ist im Bezirk Stadtmitte zu
finden. Dort sind insgesamt zehn Pflegedienste angesiedelt, allein die Hälfte davon im
statistischen Bezirk Stadtgarten/Drießendorf. Im Stadtbezirk Bockum haben sechs
Pflegedienste ihren Sitz, in Hüls drei. In einigen Bezirken, vor allem im Krefelder Norden, befinden sich dagegen fast keine ambulanten Dienstleister. Auch die Anzahl der
zu betreuenden Pflegebedürftigen ist jeweils sehr unterschiedlich. Laut Pflegestatistik
betreuten zum 15.12.2011 einige Pflegedienste über 100 Pflegebedürftige (z. B. Caritas-Pflegestation Stadtmitte-Hüls/121, Pflegedienst Galts GmbH/109 oder CaritasPflegestation Kölner Straße/108), andere dagegen nur 9 (Medimobil) oder 16 (Pflegedienst Julia GmbH). Im Durchschnitt werden zum Stichtag 15.12.2011 60 Pflegebedürftige von einem Pflegedienst betreut. Im Vergleich zur vorherigen Erhebung mit
Stichtag 15.12.2009 ist dieser Wert nahezu unverändert.
Übersicht über die ambulanten Pflegedienste nach statistischen Bezirken
Stadtbezirk
statistischer Bezirk
Vier Wälle
Südring
Stadtmitte
Stadtgarten/Drießendorf
Kempener Feld
/ Baackeshof
Inrath/Kliedbruch
Cracau
Dießem /
Lehmheide
Hammerschmidtplatz
Kempener Feld
Baackeshof
Inrath
Kliedbruch
Cracau
Schinkenplatz
Stephanplatz
Bleichpfad
Dießem
Lehmheide
Amb. Pflegedienste und Anzahl der betreuten Personen
zum Stichtag 15.12.2011
"PariMobil gGmbH" (40), "Traarer Pflegedienst" (43)
"Caritas-Hanseanum" (40), "Kursana Residenz" (50),
"AWO Sozialstation" (74)
"Caritas-Stadtmitte/Hüls" (121), "Hilfe Daheim" (107),
"Pflege mit Herz" (77), "Florence Hilfe" (), "Medoc" (37),
"Pflegedienst Galts" (109)
Keine
Keine
"Das Pflegeteam Krefeld" (71)
Keine
Keine
„DRK Schwesternschaft Krefeld e. V.“ (104)
"Gemeinsam e. V. Krefeld" (82)
"Zu Hause leben - L&L Pflegedienst" (16)
"Julia Alten- und Krankenpflegedienst" (16)
"Krefelder Verein für Haus- und Krankenpflege" (43),
"MiCura" (59),
„Pflegedienst St. Augustin“ (25)
Kommunale Pflegeplanung für die Stadt Krefeld (Stand 2011/2012)
25
Benrad-Süd
Forstwald
Benrad-Nord
Hülser Berg
Traar
Verberg
Gartenstadt
Bockum
Linn
Gellep-Stratum
Oppum
Fischeln
Uerdingen
Hüls
Gatherhof
Lindental/Tackheide
Forstwald
Benrad-Nord
Hülser Berg
Traar-West
Traar-Ost
Verberg
Gartenstadt
Elfrath
Keine
Keine
Keine
"Pflege Optimal" (71)
Keine
Keine
„Engelmed GmbH“ (k. A.)
Keine
„Pro Pflege“ (19)
Keine
"Mobil pflegen Hand in Hand" (76), "Krefelder PflegeStadtwald
dienst Bockum" (58), "Medimobil GmbH" (9), „Avalon
Pflegedienst“ (k. A.)
Sollbrüggen
"Diakoniestation Krefeld-Ost“ (54)
Tierpark
"Die Pflegepartner" (53)
Linn
Keine
Gellep-Stratum
Keine
Oppum
Keine
Oppum-Süd
Keine
Stahldorf
Keine
Königshof-West
Keine
Königshof
Keine
Niederbruch
„Engel unterwegs“ (32)
Fischeln-Ost
"AKS Kranken- und Intensivpflege" (84)
Fischeln-West
"ASB" (51), "Caritas-Pflegestation Kölner Str." (108)
Hohenbudberg
Keine
Uerdingen-Markt
"Caritas Pflegestation Uerdingen" (89)
Uerdingen-Stadtpark
Keine
Orbroich/Hülser Bruch
Keine
Roßmühle/Steeg
Keine
Flöthbach/Plankerdyk
Keine
"Krankenpflege A.S." (45), "Lazarus-Sozialstation Hüls"
Hüls-Ortskern
(48), "Pflegedienst Sonnenschein GbR" (35)
Hülbusch
Keine
(FB Soziales, Senioren und Wohnen, Stand 15.12.2011)
Allen Pflegediensten ist gemein, dass mehrheitlich Frauen und vor allem die Altersgruppe der „älteren Senioren“ ab 80 Jahren betreut werden. Zudem leben fast alle
Pflegebedürftigen noch in ihrer eigenen Wohnung. Hauptsächlich werden Senioren in
Pflegestufe I versorgt (61,4 %). Bei der Frage nach dem Einzugsgebiet gaben die meisten Pflegedienste an, das gesamte Stadtgebiet von Krefeld abzudecken, oftmals auch
die umliegenden Städte und Gemeinden wie Kempen oder Tönisvorst.
Die Angebote der ambulanten Pflegedienste zeigen ein unterschiedliches Leistungsspektrum. Neben den pflegerischen Dienstleistungen nach SGB V und SGB XI als originärer Aufgabe bieten fast alle Pflegedienste auch Betreuungsangebote für Pflegebedürftige mit erheblichem Bedarf an allgemeiner Beaufsichtigung und Betreuung
nach § 45 b Abs. 1 Nr. 3 SGB X an (z. B. Training von Alltagskompetenzen oder Anregung/Unterstützung bei sozialen Kontakten). Darüber hinaus leisten einige Pflegedienste auch Unterstützungen in den Bereichen Einkaufshilfe, Begleitung bei Ausflügen, Gedächtnistraining oder sonstige Freizeitgestaltung. Fast alle ambulanten Pflegedienste können durch die unterschiedliche Herkunft ihrer Mitarbeiter eine Pflege in
verschiedenen Muttersprachen gewährleisten.
Weitere Angebotskomponenten sind die hauswirtschaftliche Versorgung sowie sonstige Dienstleistungen. Nahezu alle Pflegedienste bieten die Übernahme oder zumin26
Kommunale Pflegeplanung für die Stadt Krefeld (Stand 2011/2012)
dest die Vermittlung solcher Hilfen an. Zu den hauswirtschaftlichen Dienstleistungen
zählen beispielsweise die Wohnungs- und Wäschereinigung, Bügeln, Fenster putzen
oder der Lebensmitteleinkauf. Als sonstige Leistungen werden etwa Hausnotruf, Mittagstisch, Fahrdienst, Hilfe bei behördlichen Anträgen oder die Begleitung bei Arztbesuchen oder Behördengängen genannt. Oftmals arbeiten die Pflegedienste bei diesen
Angeboten mit weiteren Dienstleistungsunternehmen zusammen und stellen für ihre
Kunden vermittelnd den Kontakt her. Ein Anbieter, der jedoch einen Mittagstisch und
den Hausnotruf selbst anbietet, ist zum Beispiel der Caritasverband Krefeld.
Viele Anbieter führen darüber hinaus auch Besuchsdienste durch (z. B. der Mobile
Soziale Dienst der „ASB Sozialstation“). Vereinzelt werden Schulungen und Gesprächskreise für pflegende Angehörige (z. B. bei „Pflege Optimal“, „ASBSozialstation“ oder „Caritas-Sozialstationen“) oder Hilfen bei Umzügen und Renovierungsarbeiten angeboten (z. B. „Caritas Sozialstationen“). Als derzeit einziger ambulanter Pflegedienst betreibt die „ASB-Sozialstation“ seit Mai 2011 ein Demenzcafé.
Zwei ambulante Pflegedienste planen zudem konkret die Eröffnung einer Anlaufstelle
für Menschen mit Demenz („AWO Sozialstation“ und „Die Pflegepartner“).
Bewertung des Angebots
Der Wirkungsbereich bzw. das Einsatzgebiet der ambulanten Pflegedienste erstreckt
sich meist über den eigenen Standort hinaus. Wie die Umfrage deutlich macht, bedienen die meisten Pflegedienste das gesamte Stadtgebiet Krefelds und sind zudem über
die Stadtgrenzen hinaus aktiv. Im Umkehrschluss versorgen auch die Pflegedienste
der umliegenden Nachbarstädte die Krefelder Bevölkerung. Es lässt sich daher festhalten, dass der Standort der ambulanten Pflegedienste im Stadtgebiet keine Schlüsse auf eine Unter- oder Überversorgung zulässt. Vielmehr bestimmt hier der Markt,
wie viele Pflegedienste sich in Krefeld niederlassen. Von einer Unterversorgung der
pflegebedürftigen Senioren kann daher nicht ausgegangen werden.
Entsprechend der Prämisse „ambulant vor stationär“ haben viele Pflegedienste ihr
Angebot über die originäre Aufgabe der Grundpflege hinaus ergänzt. Eine zusätzliche
Versorgung mit sozialen und hauswirtschaftlichen Dienstleistungen, Besuchsdiensten
oder Essen auf Rädern macht es möglich, dass Senioren länger in ihrem gewohnten
Umfeld leben können und ein Heimaufenthalt vermieden oder hinausgezögert werden
kann. Demenzcafés leisten darüber hinaus einen wichtigen Beitrag zur Entlastung
pflegender Angehöriger.
Prognostizierter zukünftiger Bedarf
Wie bereits unter Kapitel 3.1 erörtert, wird die Anzahl der über 80-Jährigen von den
Ausgangswerten aus Dezember 2011 bis zum Jahr 2030 um 44,0 % zunehmen. Da die
Leistungen der ambulanten Pflegedienste hauptsächlich von Senioren dieser Altersgruppe in Anspruch genommen werden, ist in den kommenden Jahren von einem steigenden Bedarf an Pflegediensten auszugehen.
Nach den Hochrechnungen des IT-NRW werden bis zum Jahr 2030 insgesamt 10.300
Pflegebedürftige für Krefeld erwartet. Gegenüber der aktuellen Anzahl aus 2012 bedeutet dies einen Zuwachs um insgesamt 30,4 %. Da gerade bei den männlichen Pflegebedürftigen über 80 Jahren eine hohe Zuwachsrate von 80,0 % bis zum Jahr 2030 zu
Kommunale Pflegeplanung für die Stadt Krefeld (Stand 2011/2012)
27
erwarten ist, werden sich die ambulanten Pflegedienste in Zukunft unter Umständen
auf eine etwas veränderte Klientelstruktur einstellen müssen. Bezogen auf die Entwicklung bei den Pflegestufen wird dieses Ergebnis bestätigt. Bei der für die ambulante Pflege relevantesten Pflegestufe I wird es bis 2030 bei den männlichen Pflegebedürftigen einen Anstieg um 36,0 % geben, bei den weiblichen um 26,3 %. Die auch
noch sehr häufig bei der ambulanten Pflege vertretene Pflegestufe II wird sich in diesem Zeitraum um 47,4 %, bzw. um 33,3 % erhöhen. Das IT-NRW geht darüber hinaus
in seiner Prognose für das Jahr 2030 davon aus, dass die Inanspruchnahme von ambulanten Pflegediensten um insgesamt 41,2 % zunehmen wird (entspricht einer Zunahme um ca. 700 Pflegebedürftige gegenüber dem Jahr 2012). Bei den männlichen Pflegebedürftigen wird sich die Anzahl um 63,6 %, bei den weiblichen Pflegebedürftigen
um 30,4 % erhöhen.
Alle Prognoseansätze haben gezeigt, dass der Bedarf an ambulanter Pflege in den
nächsten Jahren deutlich ansteigen wird. Geht man wie das IT-NRW von zusätzlich etwa 700 Pflegebedürftigen bis zum Jahr 2030, sowie von den in der Pflegestatistik ermittelten, durchschnittlichen 60 Klienten je ambulantem Pflegedienst zum Stichtag
15.12.2011 aus, könnte mittelfristig ein Markt für etwa elf bis zwölf neue Anbieter
entstehen.
Mögliche Maßnahmeplanungen
Da die Nachfrage maßgeblich das Angebot bestimmt, werden sich in Zukunft bei Bedarf ohne städtische Maßnahmeergreifungen weitere Pflegedienste in Krefeld ansiedeln und somit die ambulante Angebotslandschaft erweitern. Entsprechend bessere
Bedingungen für diese schaffen, beispielsweise im Hinblick auf die Finanzierung der
Pflege im Allgemeinen, kann freilich jedoch nur der Gesetzgeber.
Um zu gewährleisten, dass pflegebedürftige Senioren möglichst lange in ihren
eigenen Wohnungen leben können, ist für die Zukunft auf eine weitere Verbesserung der Unterstützungsstruktur hinzuwirken. Bereits heute bieten zahlreiche Pflegedienste umfassende Betreuungspakete an. Ziel muss es sein, diese
niedrigschwelligen Angebote weiter auszubauen und sie vor allem für die Nutzer
bezahlbar zu gestalten. Dies könnte ggf. auch durch die vermehrte Beschäftigung von Ehrenamtlern geschehen.
5. Stationäre Versorgungsstrukturen
Die stationären Versorgungsstrukturen für Pflegebedürftige umfassen die teilstationäre Versorgung im Rahmen von Tages-, Kurzzeit- und Nachtpflege sowie die vollstationäre Versorgung in Einrichtungen der Alten- und Pflegeheime. Da in der Stadt Krefeld
aktuell kein Angebot für Nachtpflege vorgehalten wird (die nächstgelegene Nachtpflegeeinrichtung befindet sich in Düsseldorf), wird im Bereich der teilstationären
Pflege hier nur auf die Tages- und Kurzzeitpflege eingegangen. Es sei jedoch an dieser
Stelle erwähnt, dass die geplante Tagespflegeeinrichtung im Fischers-Meyser-Stift
voraussichtlich auch einen Platz für die Nachtpflege anbieten wird.
28
Kommunale Pflegeplanung für die Stadt Krefeld (Stand 2011/2012)
5.1. Tagespflege
Die Tagespflege als teilstationäre Einrichtung ist als eine wichtige Ergänzung zur
häuslichen Pflege anzusehen. Die Pflegebedürftigen werden dort in der Regel unter
der Woche tagsüber stundenweise betreut, erhalten Anregungen und können soziale
Kontakte pflegen. Dies stellt eine große Entlastung für die pflegenden Angehörigen
dar, was womöglich auch eine längerfristige Pflege zu Hause möglich macht.
Bestandsaufnahme
In Krefeld gibt es derzeit sechs Tagespflegeeinrichtungen mit insgesamt 91 Plätzen;
eine zusätzliche Einrichtung im städtischen Seniorenheim Fischers-Meyser-Stift mit
weiteren 15 Plätzen wird voraussichtlich im September 2012 eröffnen. Im Herbst des
Jahres 2012 werden in der Stadt Krefeld daher insgesamt 106 Tagespflegeplätze vorgehalten werden können. Im Vergleich zum Stand der Pflegeplanung 2008/2009 hat
sich seit dem Jahr 2010 nicht nur die Zahl der Einrichtungen von vier auf sechs erhöht,
sondern vor allem die Anzahl der Plätze von damals 50 auf heute 91 nahezu verdoppelt.
Zwei der vorhandenen Einrichtungen („Tagespflege Pflege Optimal“ und „Tagespflege
Vergiss-mein-nicht“) sind in privater, die übrigen vier in freigemeinnütziger Trägerschaft. Die Tagespflegen von „Seniorenzentrum Krefeld (SZK)“ und „GerhardTersteegen-Haus“ sind der jeweiligen Altenpflegeeinrichtung angegliedert, die „Alexianer Tagespflege“ dem Maria-Hilf Krankenhaus und die Tagespflegeeinrichtung „Pflege Optimal“ dem gleichnamigen ambulanten Pflegedienst. Die Tagespflege „Vergissmein-nicht“ des ambulanten Pflegedienstes „Hilfe Daheim GbR“ sowie die Tagespflege „Heilig-Geist“ befinden sich dagegen nicht in räumlicher Anbindung zu ihrem jeweiligen Träger.
Kommunale Pflegeplanung für die Stadt Krefeld (Stand 2011/2012)
29
Übersicht über die Tagespflegeeinrichtungen nach statistischen Bezirken
Nr.
Name
Träger
Eröffnungsjahr
Platzzahl
stat. Bezirk
1
"Alexianer
Tagespflege"
Alexianer Krefeld
GmbH
1996
12
Dießem
2
"Pflege Optimal"
Pflege Optimal
GmbH
2009
14
BenradNord
3
"Tagespflege
im SZK"
Der Paritätische
2001
12
Inrath
4
"Tagespflege
im GerhardTersteegen
Haus“
Neukirchener
Erziehungsverein
2000
14
Dießem
5
Tagespflege
"Vergiss-meinnicht"
Hilfe Daheim
GbR
2010
15
StadtgartenDrießendorf
6
Tagespflege
"Heilig Geist"
Krefelder Caritasheime gGmbH
2010
24
Südring
91
7
Tagespflege
im FischersMeyser-Stift
Städt. Seniorenheime Krefeld
gGmbH
geplant
2012
15
HülsOrtskern
(Quelle: Stadt Krefeld, FB Soziales, Senioren und Wohnen)
Alle Tagespflegeeinrichtungen bieten von montags bis freitags unter anderem gemeinsame Mahlzeiten, Angebote zur Freizeitgestaltung (z. B. Gymnastik, Spiele,
Bastelangebote, Feierlichkeiten), Ausflüge/Urlaubsfahrten sowie einen Hol- und
Bringdienst an. Die meisten Einrichtungen führen darüber hinaus auch Kurse und Beratungsangebote für pflegende Angehörige durch. Bei der „Alexianer Tagespflege“
handelt es sich um eine gerontopsychiatrische Einrichtung, die sich unter anderem
auf die Belange von demenziell veränderten Senioren spezialisiert hat. Der Anbieter
„Pflege Optimal“ bietet hingegen mehrsprachige Pflege mit kultursensibler Öffnung
an.
Bewertung des Angebots
Neben den zuvor genannten Krefelder Tagespflegen nehmen die Krefelder Bürger vorwiegend auch Einrichtungen in Kempen („Haus Wiesengrund“) und Tönisvorst („Tagespflege Haferkamp“) in Anspruch. Von den insgesamt 18.451 geleisteten Pflegetagen für Krefelder Bürger im Jahr 2011 wurden jedoch 16.806 (91,1 %) in den Krefelder
Tagespflegeeinrichtungen erbracht (Quelle: Stadt Krefeld, FB Soziales, Senioren und
Wohnen). Es lässt sich demnach feststellen, dass von Krefelder Bürgern größtenteils
die Angebote im eigenen Stadtgebiet nachgefragt werden. Die Befragung der Krefelder Tagespflegeeinrichtungen per Fragebogen hat dies ebenfalls bestätigt. Von den
insgesamt 211 bestehenden Verträgen mit Tagespflegegästen zum Stand der Befragung, sind 201 (95,3 %) mit Krefelder Bürgern geschlossen worden.
30
Kommunale Pflegeplanung für die Stadt Krefeld (Stand 2011/2012)
Im Jahr 2011 waren die Krefelder Tagespflegen durchschnittlich zu 73,9 % mit Krefelder Pflegebedürftigen ausgelastet. Aufgrund der in der Befragung gemachten Angaben zum Wohnort der Tagespflegegäste kann davon ausgegangen werden, dass diese
Auslastung insgesamt auch inklusive auswärtiger Gäste nicht wesentlich höher ausfallen dürfte. Die Einrichtungen kalkulieren mit 250 Öffnungstagen pro Jahr und einer
Auslastung von mindestens 80 %. Betrachtet man die jeweiligen Auslastungszahlen
fällt auf, dass einzig die Tagespflegen „Heilig-Geist“ und „Vergiss-mein-nicht“ unterhalb dieser 80%-Marke liegen. Dies ist jedoch vermutlich der Tatsache geschuldet,
dass beide Einrichtungen erst im Jahr 2010 eröffnet wurden und sich erst noch endgültig am Markt etablieren mussten. Grundsätzlich kann festgehalten werden, dass
sich die Auslastungszahlen im Vergleich zum Jahr 2008 (gesamte durchschnittliche
Auslastung lag hier bei 99,5 %) zwar entspannt haben, jedoch immer noch von einer
guten Auslastung ausgegangen werden kann.
Auslastung Krefelder Tagespflegeeinrichtungen im Jahr 2011
Tagespflegeeinrichtung
Pflegetage in 2011 (Krefelder Pflegebedürftige)
Auslastung in % mit
Krefelder Pflegebedürftigen
„Tagespflege im SZK“
2687
89,6 %
„Tagespflege im GerhardTersteegen-Haus“
2842
81,2 %
„Alexianer Tagespflege“
2768
92,3 %
Tagespflege „Pflege Optimal“
2978
85,1 %
Tagespflege „Heilig-Geist“
3123
52,1 %
Tagespflege „Vergiss-meinnicht“
2408
64,2 %
Summe/Durchschnittliche
Auslastung
16.806
73,9 %
(Quelle: Stadt Krefeld, FB Soziales, Senioren und Wohnen)
Alle bestehenden Tagespflegeeinrichtungen liegen nicht weit voneinander entfernt im
oder um den Stadtkern von Krefeld herum und jeweils in statistischen Bezirken mit
geringer bzw. mittlerer Seniorendichte. Eine Ausnahme wird hier die geplante Einrichtung im Außenbezirk Hüls-Ortskern bilden. Aus der Befragung der Tagespflegeeinrichtungen mittels Fragebogen geht hervor, dass jede Einrichtung Gäste aus nahezu jedem Stadtbezirk aufweist. Für eine bessere Akzeptanz des Angebots wäre aber eine
dezentralere Verteilung sicherlich für viele Senioren wünschenswert.
Hauptzielgruppe von Tagespflegeeinrichtungen sind Bezieher von Pflegegeld. Reichen
die Leistungen der Pflegekasse jedoch nicht aus, müssen die Pflegebedürftigen bzw.
ihre Angehörigen zuzahlen oder ggf. auch Hilfe zur Pflege beantragen. Diese Unsicherheit bei der Finanzierung auf der Nachfrageseite macht es den Anbietern unter
Umständen jedoch schwer, sich am Markt zu positionieren. So ist vielleicht auch die
noch nicht vollständige Auslastung der beiden im Jahr 2010 neu errichteten Tagespflegen zu erklären. Sicher ist aber auch, dass das Angebot der Tagespflege in der
Regel nicht von jedem Gast an fünf Tagen pro Woche in Anspruch genommen wird. Die
Eröffnung weiterer Tagespflegeeinrichtungen (unter Umständen sogar mit einer
Kommunale Pflegeplanung für die Stadt Krefeld (Stand 2011/2012)
31
Betreuungsmöglichkeit am Wochenende oder auch nach 16 Uhr) würde sicherlich zur
allgemeinen Zielsetzung „ambulant vor stationär“ beitragen. Auch die Berücksichtigung der Tatsache, dass an Demenz erkrankte Senioren eine ganz neue Anforderung
an die Angebotsform Tagespflege stellen, ist als sehr positiv zu bewerten.
Prognostizierter zukünftiger Bedarf
In der unten stehenden Tabelle wird die Entwicklung der Pflegetage Krefelder Bürger
in Tagespflegeeinrichtungen vom Jahr 2005 bis zum Jahr 2011 dargestellt. Es wird
deutlich, dass die Inanspruchnahme dieser Einrichtungen in den letzten Jahren stetig
zugenommen hat: Vom Jahr 2005 bis zum Jahr 2011 hat sich die Anzahl der Pflegetage
nahezu verdreifacht. In den Jahren 2009 und 2010 haben drei zusätzliche Tagespflegen ihren Betrieb aufgenommen, so dass die steigende Nachfrage gedeckt werden
konnte. Mit der geplanten Eröffnung der Tagespflege im Fischers-Meysers-Stift in Krefeld-Hüls im Herbst 2012 wird es erstmals auch ein Angebot in einem der Außenbezirke geben. Geplant ist zudem, hier ein Nachtpflegeangebot vorzuhalten. Sollte sich die
Nachfrage auch für diese 15 Plätze positiv entwickeln, ist für die nächsten Jahre mit
einem weiteren Anstieg der Pflegetage zu rechnen.
Entwicklung der Tagespflegeeinrichtungen 2005 bis 2011
Jahr
Pflegetage Krefelder Bürger
in Tagespflegeeinrichtungen
insgesamt
Steigerung gegenüber
Vorjahr
2005
6338
2006
6830
7,8%
2007
8532
24,9%
2008
9972
16,9%
2009
11.308
13,4%
2010
13.751
21,6%
2011
18.451
34,2%
(Quelle: Stadt Krefeld, FB Soziales, Senioren und Wohnen)
Da als Zielgruppe von Tagespflegeeinrichtungen vorrangig die Empfänger von Pflegegeld ausgemacht wurden, ist für die Zukunft von einer weiterhin steigenden Nachfrage nach dieser Angebotsform auszugehen. Zwar wird ausgehend vom Jahr 2012 bis
2030 ein Anstieg der Pflegegeldempfänger von nur 20,0 % erwartet, jedoch ist der
Bezug von Pflegegeld heute wie auch in den folgenden Jahren die mit Abstand am
häufigsten gewährte Hilfe. Gerade auch in den relevanten Pflegestufen I und II wird
von heute bis zum Jahr 2030 ein Anstieg von 29,3 % bzw. 38,2 % an Pflegebedürftigen
erwartet (Quelle: IT-NRW, 2010). Es lässt sich an dieser Stelle zwar keine verlässliche
Prognose anstellen, für wie viele Plätze im Tagespflegebereich in den kommenden
Jahren ein Bedarf entstehen wird, aber die Vorausberechnungen des IT-NRW sowie die
Zunahme der Pflegetage seit 2005 und die derzeitigen Auslastungsquoten machen
deutlich, dass in Zukunft durchaus mit einer weiter steigenden Nachfrage zu rechnen
ist.
32
Kommunale Pflegeplanung für die Stadt Krefeld (Stand 2011/2012)
Mögliche Maßnahmeplanungen
Hier gilt das Gleiche wie für die ambulanten Pflegedienste. Grundsätzlich sollte gemäß den Vorgaben des Landespflegegesetzes darauf hingewirkt werden, dass in Krefeld eine qualitativ und quantitativ ausreichende ambulante Angebotsstruktur vorgehalten wird. Um die Bereitschaft zur Inanspruchnahme des Angebots Tagespflege
zu erhöhen, sollte in Zukunft vermehrt auf wohnortnahe und quartiersbezogene sowie
auch auf zeitlich flexiblere Angebote Wert gelegt werden.
Auch wenn alle bestehenden Tagespflegeeinrichtungen einen eigenen Fahrdienst anbieten, würde die Errichtung weiterer Tagespflegen, beispielsweise in
Fischeln, Bockum oder Uerdingen, sicherlich dazu beitragen, dass auch die in
ihrem Stadtteil sehr verwurzelten Senioren das Angebot annehmen würden. Da
die neuen Angebotsformen nach Möglichkeit in die bestehende Infrastruktur
integriert und Angebote miteinander vernetzt werden sollen, ist die zu beobachtende Tendenz, dass ambulante Pflegedienste und stationäre Altenpflegeeinrichtungen zusätzlich eine Tagespflegeeinrichtung eröffnen, daher durchaus
zu begrüßen.
Um sich den veränderten Arbeitszeiten in der Berufswelt der pflegenden Angehörigen besser anpassen zu können, wäre es sinnvoll, wenn sich die Öffnungszeiten der Tagespflegeeinrichtungen flexibler gestalten ließen. Förderlich wäre
sicherlich eine Betreuung bis in den Abend hinein bzw. auch an den Wochenenden.
Ebenfalls denkbar wäre die Einrichtung von „Betriebstagespflegen“, um dem
Bedarf an Betreuungsplätzen für Eltern berufstätiger Menschen besser gerecht
zu werden. Große Unternehmen, wie auch die Stadtverwaltung Krefeld, könnten hier zukunftsweisende Angebote für Ihre Mitarbeiter schaffen.
5.2. Kurzzeitpflege
Unter der Kurzzeitpflege als teilstationärer Versorgungsform versteht man die kurzfristige und zeitlich begrenzte stationäre Betreuung von Pflegebedürftigen, die ansonsten zu Hause gepflegt werden. In der Regel handelt es sich hierbei um eine Dauer
von vier Wochen. Diese Art der Pflege ist vorrangig zur Entlastung von pflegenden Angehörigen gedacht, die wegen Urlaub oder eigener Krankheit eine kurze Auszeit von
der Pflege benötigen. Aber auch bei akuter Verschlechterung des Gesundheitszustandes, zur Krankenhausnachsorge, zur Überbrückung der Zeit vor der Heimaufnahme
oder zur Abklärung von deren Notwendigkeit kann die Unterbringung in einer Kurzzeitpflege eine kurzfristige Alternative zur häuslichen Pflege darstellen.
Bestandsaufnahme
Das Angebot in Krefeld umfasst derzeit 112 Kurzzeitpflegeplätze. Hierbei handelt es
sich um 32 solitäre und 80 in Pflegeheime „eingestreute“ Pflegeplätze. Die eingestreuten Pflegeplätze werden meist eingesetzt, um Senioren aufzunehmen, die auf
einen Heimpflegeplatz in der Dauerpflege warten. Sofern diese Plätze nicht mit Kurzzeitpflegegästen belegt sind, können sie bei Bedarf auch für einen kurzen Zeitraum
für die Dauerpflege genutzt werden.
Kommunale Pflegeplanung für die Stadt Krefeld (Stand 2011/2012)
33
Übersicht über Kurzzeitpflegeplätze nach statistischen Bezirken
Name der Einrichtung
Josefshaus
Tiergarten
Karl-Bednarz-Haus
Gösta-Blomberg-Haus
solitäre Plätze
eingestreute Plätze
3
3
5
2
Pauly-Stift
8
SZK
Westparkstraße
Fischers-Meyser-Stift
Wilhelmshof
Bischofstraße
Seniorenheim Linn
Kursana Residenz
12
2
2
3
5
5
6
Haus Raphael
1
stat. Bezirk
Stadtmitte-Südring
Bockum-Tierpark
Stadtmitte-Südring
Dießem
StadtmitteStadtgarten/Drießendorf
Inrath
Kempener Feld
Hüls-Ortskern
Bockum-Stadwald
Oppum
Linn
Stadtmitte-Südring
Fischeln-Königshof
West
Benrad-Nord
Dießem
Stadtmitte-Südring
Cracau-Bleichpfad
BELLINI Seniorenresidenz
8
Gerhard-Tersteegen-Haus
15
Kurzzeitpflege Theresia
12
Anna-Deckers-Haus
20
Gesamtplatzzahl
32
80
(Stadt Krefeld, FB Soziales, Senioren und Wohnen, Stand: 31.12.2011)
Mit insgesamt 34 Plätzen wird die größte Anzahl an Kurzzeitpflegeplätzen im Stadtbezirk Stadtmitte, hier insbesondere im statistischen Bezirk Südring, vorgehalten. Bis
auf zwei Plätze im Fischers-Meyser-Stift in Hüls-Ortskern und acht Plätzen in BenradNord (BELLINI-Seniorenresidenz) konzentrieren sich die übrigen Kurzzeitpflegeplätze
alle auf den Bereich rund um den Stadtkern von Krefeld.
Bewertung des Angebots
Das Angebot der Kurzzeitpflege wird von Pflegebedürftigen aller drei Pflegestufen in
Anspruch genommen. Neben den zuvor genannten Krefelder Einrichtungen werden
auch zahlreiche Kurzzeitpflegeplätze in den umliegenden Nachbarstädten und Gemeinden wie z. B. im Kreis Viersen, Duisburg oder Meerbusch von Krefelder Pflegebedürftigen nachgefragt. Von den insgesamt 17.358 erbrachten Pflegetagen für 778 Krefelder Kurzzeitpflegegäste im Jahr 2011 wurden 13.413 Pflegetage in Krefelder Einrichtungen verzeichnet (Quelle: Stadt Krefeld, FB Soziales, Senioren und Wohnen).
Dies bedeutet, dass 3.945 Pflegetage (22,7 %) in Einrichtungen außerhalb Krefelds
erbracht wurden. Im Jahr 2011 hat demnach mehr als jeder fünfte Krefelder Kurzzeitpflegegast eine Einrichtung außerhalb von Krefeld besucht.
Betrachtet man die Auslastungsquoten der einzelnen Krefelder Einrichtungen, so lässt
sich feststellen, dass diese sehr unterschiedlich mit einheimischen Pflegebedürftigen
ausgelastet sind. Im Durchschnitt sind dort 32,8 % der Gäste Krefelder Pflegebedürftige. Die solitären Kurzzeitpflegeplätze waren im Jahr 2011 hingegen zu 52,8 % mit
Krefelder Bürgern belegt. Die Anbieter der reinen Kurzzeitpflegeplätze kalkulieren mit
einer Auslastung von mindestens 80 %. Da die beiden Einrichtungen sehr wahrscheinlich einen ähnlich hohen Anteil an auswärtigen Gästen haben, ist auf jeden Fall beim
Anna-Deckers-Haus, voraussichtlich auch bei der Caritas Kurzzeitpflege, von nahezu
34
Kommunale Pflegeplanung für die Stadt Krefeld (Stand 2011/2012)
ausgelasteten Kapazitäten auszugehen. Entgegen der Pflegeplanung 2008/2009 hat
sich darüber hinaus die Anzahl der Plätze in der solitären Kurzzeitpflege um 15 verringert, da das Gerhard-Tersteegen-Haus diese nur noch als eingestreute Plätze anbietet.
Die Anzahl eingestreuter Kurzzeitpflegeplätze stieg im Vergleich zur vorherigen Pflegeplanung von 42 auf 80 Plätze. Es darf aber hier angenommen werden, dass diese
Plätze in vollstationären Pflegeeinrichtungen oftmals für die Bedarfsdeckung in der
Dauerpflege genutzt werden. Fraglich ist demnach, wie verlässlich damit das Angebot
an Kurzzeitpflegeplätzen in Krefeld tatsächlich ist.
Auslastung der Kurzzeitpflege mit Krefelder Bürgern im Jahr 2011
Pflegetage in 2011 (Krefelder Pflegebedürftige)
Auslastung in % mit Krefelder Pflegebedürftigen
Josefshaus
753
68,8 %
Tiergarten
67
6,1 %
Karl-Bednarz-Haus
666
36,5 %
Gösta-Blomberg-Haus
392
53,7 %
Pauly-Stift
1.066
36,5 %
SZK
1.140
26,0 %
Westparkstraße
322
44,1 %
Fischers-Meyser-Stift
0
0,0 %
Wilhelmshof
56
5,1 %
Bischofstraße
0
0,0 %
Seniorenheim Linn
0
0,0 %
Kursana Residenz
844
38,5 %
Haus Raphael
0
0,0 %
BELLINI Seniorenresidenz
229
7,8 %
Gerhard-Tersteegen-Haus
1.716
31,3 %
Caritas Kurzzeitpflege
1.242
28,4 %
Anna-Deckers-Haus
4.920
67,4 %
Summe/Durchschnittliche
13.413
32,8 %
Auslastung
(Quelle: Stadt Krefeld, FB Soziales, Senioren und Wohnen)
Ähnlich wie bei den ambulanten Pflegediensten nutzen die Krefelder Pflegebedürftigen nicht nur das Angebot ihrer Stadt. Eine fundierte Bedarfseinschätzung ist daher
an dieser Stelle schwierig. Um der Zielsetzung einer wohnortnahen und stadtteilbezogenen Versorgung jedoch weitestgehend gerecht werden zu können wäre es wünschenswert, wenn die derzeit zur Verfügung stehenden 112 Kurzzeitpflegeplätze in
Krefeld –besonders hinsichtlich der Nutzbarkeit der eingestreuten Kurzzeitpflegeplätze- eine verlässliche Planungsgrundlage darstellen würden.
Prognostizierter zukünftiger Bedarf
Betrachtet man die Entwicklung der Kurzzeitpflege seit dem Jahr 2005, so lässt sich
feststellen, dass sich sowohl die Anzahl der Pflegetage, als auch die Anzahl der Kurzzeitpflegegäste vom Jahr 2005 bis 2011 mehr als verdoppelt hat. Die deutliche Zunahme im Jahr 2007 ist damit zu erklären, dass im Dezember 2006 die heutige CaritasKurzzeitpflege (früher Kurzzeitpflege Theresia) eröffnet wurde und im Mai 2007 das
Anna-Deckers-Haus erstmals von der Investitionskosten-Statistik der Stadt Krefeld
Kommunale Pflegeplanung für die Stadt Krefeld (Stand 2011/2012)
35
erfasst werden konnte. Dass beide Häuser als mittlerweile einzige reine Kurzzeitpflegeanbieter bei den Krefelder Pflegebedürftigen so gut angenommen wurden, zeigt,
dass auch für die Zukunft sicherlich ein Bedarf an weiteren, insbesondere solitären,
Kurzzeitpflegeplätzen gegeben sein dürfte.
Entwicklung der Kurzzeitpflege seit dem Jahr 2005
2005
2006
2007
2008
2009
2010
2011
Durchschnittliche AnPflegetage der
Anzahl Krefelder zahl der Pflegetage pro
Krefelder PflegePflegebedürftiger
Pflegebedürftigem
bedürftigen
23,8
7.673
323
20,3
7.673
378
22,0
12.575
572
22,8
15.272
669
23,0
14.529
631
22,4
16.545
738
22,3
17.358
778
(Quelle: Stadt Krefeld, FB Soziales, Senioren und Wohnen)
Wie bereits unter Kapitel 3.2. beschrieben, wird die Anzahl der Pflegebedürftigen vom
Jahr 2012 bis zum Jahr 2030 voraussichtlich um 30,4 % zunehmen. Obwohl sich keine
verlässliche Zahl für die zukünftigen Nutzer von Kurzzeitpflegeplätzen ermitteln lässt,
ist jedoch aufgrund dieses Ansatzes sehr wahrscheinlich, dass auch deren Anzahl weiter steigen wird. Um ein langfristiges Leben im gewohnten Umfeld gewährleisten zu
können, bedarf es vor allem der zeitweisen Entlastung der pflegenden Angehörigen.
Das Angebot an Kurzzeitpflegeplätzen wird demnach sicherlich eine steigende Nachfrage in der Zukunft erfahren. Obwohl derzeit noch keine weiteren Planungen von
Kurzzeitpflegeplätzen bekannt sind, wäre ein Bedarf insbesondere im Zuge der wohnortnahen Versorgung weiterhin in den Stadtbezirken außerhalb des Zentrums von Krefeld gegeben. Die seit der Eröffnung des Seniorenheims in Linn hinzugekommenen
fünf eingestreuten Pflegeplätze wurden allerdings in 2011 noch nicht mit Kurzzeitpflegegästen belegt. Verlässlicher wäre gerade für die Außenbezirke daher sicherlich
ein Zuwachs an solitären Kurzzeitpflegeplätzen.
Mögliche Maßnahmeplanungen
Um ein ausreichendes und nachfrageorientiertes Angebot an Kurzzeitpflegeplätzen
vorhalten zu können, bedarf es zum einen einer quartiersbezogeneren Versorgung
und zum anderen auch einer größeren Verlässlichkeit der angebotenen Plätze.
Um wohnortnähere Kurzzeitpflegeplätze sicher zu stellen, müsste darauf hingewirkt werden, dass neben den bereits bestehenden Platzangeboten im Innenstadtbereich weitere Stadtbezirke Krefelds abgedeckt werden. Die alleinige
Bereitstellung von weiteren eingestreuten Kurzzeitpflegeplätzen in den Seniorenheimen außerhalb der Stadtmitte erscheint jedoch nicht zielführend. Bezüglich der Verlässlichkeit müsste sichergestellt sein, dass die auf dem Papier zur
Verfügung stehenden Kurzzeitpflegeplätze auch tatsächlich für diesen Zweck
genutzt werden können und nicht dauerhaft für die vollstationäre Pflege frequentiert werden. Da dies bei den eingestreuten Pflegeplätzen oftmals schwer
zu realisieren sein wird, wäre auch wegen der generell zu erwartenden steigenden Nachfrage, die Schaffung weiterer solitärer Kurzzeitpflegeplätze, insbesondere in den Außenbezirken, erstrebenswert.
36
Kommunale Pflegeplanung für die Stadt Krefeld (Stand 2011/2012)
5.3. Vollstationäre Pflege
Gemäß der Definition in § 71 SGB XI versteht man unter vollstationärer Pflege die
dauerhafte und anhaltende Unterbringung von Personen in einer Einrichtung der stationären Pflege. In dieser selbstständig wirtschaftenden Einrichtung werden Pflegebedürftige unter ständiger Aufsicht einer verantwortlichen Fachkraft betreut und gepflegt. Sichergestellt werden hier neben dem hauswirtschaftlichen Hilfebedarf auch
die pflegerische Versorgung, sowie die Versorgung mit therapeutischen und psychosozialen Angeboten. Vordergründiges Ziel für Personen, die nicht (mehr) in der Lage
sind eigenständig einen Haushalt zu führen, ist die Gewährleistung einer Betreuung
„rund um die Uhr“.
Bestandsaufnahme
Die 24 vollstationären Altenpflegeheime haben insgesamt eine Kapazität von 2.050
Plätzen zum Stand 31.12.2011. Die höchste Platzzahl hat das „Senioren-ZentrumKrefeld (SZK)“ mit 158 vollstationären Pflegeplätzen, die geringste Platzzahl das „St.
Lazarus Haus“ in Hüls mit 29 Plätzen. 15 stationäre Einrichtungen befinden sich in
Trägerschaft der Wohlfahrtsverbände, vier in Trägerschaft der Städtischen Seniorenheime gGmbH, drei in kirchlicher und zwei in privater Trägerschaft.
Träger stationärer Altenpflegeeinrichtungen
2
4
Städt. SH gGmbH
3
Caritas
Neuk. Erz. Verein
Der Paritätische
Diakonie
4
6
3
kirchl. Träger
privat
2
(Quelle: Stadt Krefeld, FB Soziales, Senioren und Wohnen)
Gemäß den zusätzlich zur Auswertung der Pflegestatistik des IT-NRW zum Stichtag
15.12.2011 gemachten Angaben der Einrichtungen, können für das Jahr 2011 im vollstationären Bereich folgende Pflegetage verzeichnet werden:
Kommunale Pflegeplanung für die Stadt Krefeld (Stand 2011/2012)
37
70.000
60.000
50.000
40.000
30.000
20.000
0
10.000
H
Anzahl stationärer Pflegetage in Krefelder Einrichtungen
(Stand 15.12.2011)
B
i
lin
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(Quelle: Stadt Krefeld, FB Soziales, Senioren und Wohnen)
Kommunale Pflegeplanung für die Stadt Krefeld (Stand 2011/2012)
38
Stellt man die geleisteten Pflegetage den Platzzahlen gegenüber, so ergibt sich für
das Jahr 2011 insgesamt eine durchschnittliche Auslastung von 98,1 %. Zum Stand
der Pflegeplanung 2008/2009 lag sie mit 99,1 % noch um einen Prozentpunkt höher.
Von allen Heimbewohnern lebten 86,2 % vor der Heimaufnahme in Krefeld. Weitere
4,3 % stammen aus dem Kreis Viersen und aus Willich, 7,9 % aus dem übrigen NRW
und lediglich 1,6 % aus dem sonstigen Inland. Mit 95,1 % hat das „Altenheim St. Josef“ den größten Anteil Krefelder Bewohner, das „Haus Raphael“ mit 69,7 % den geringsten Anteil. Die Krefelder Bewohner kommen meist aus dem Stadtbezirk oder den
angrenzenden Stadtbezirken der Einrichtung.
Rund 22 % der Pflegebedürftigen in den stationären Einrichtungen waren männlich,
78 % waren weiblich. Von allen Bewohnern hatte der größte Anteil (38,2 %) die Pflegestufe II. 33,7 % hatten die Pflegestufe I und 25,3 % die Pflegestufe III. Die Pflegestufen 0 (0,9 %) und III/Härtefall (1,9 %) hatten jeweils nur einen sehr geringen Anteil.
Gesamtverteilung der Pflegestufen
in den Krefelder Seniorenheimen
(Stand 15.12.2011)
38
18
512
681
Stufe 0
Stufe 1
Stufe 2
Stufe 3
Stufe 3 Härtefall
772
(Quelle: Auswertung der Pflegestatistik des IT-NRW zum Stand 15.12.2011)
Die stationären Altenpflegeeinrichtungen befinden sich in den nachfolgenden Stadtbezirken/statistischen Bezirken:
Kommunale Pflegeplanung für die Stadt Krefeld (Stand 2011/2012)
39
Altenpflegeeinrichtungen nach Stadtbezirken
Stadtbezirk
Stadtmitte
Kemp. Feld /
Baackeshof
Inrath/Kliedbruch
Cracau
Dießem /
Lehmheide
Benrad-Süd
Forstwald
Benrad-Nord
Hülser Berg
Traar
Verberg
Gartenstadt
Bockum
Linn
GellepStratum
statistischer Bezirk
Anzahl stationärer
Pflegeplätze
Vier Wälle
0
Südring
327
Stadtgarten/Drießendorf
Hammerschmidtplatz
Kempener Feld
Baackeshof
Inrath
Kliedbruch
Cracau
Schinkenplatz
Stephanplatz
Bleichpfad
117
0
96
0
158
0
0
0
76
0
Dießem
183
Lehmheide
Gatherhof
Lindental/Tackheide
Forstwald
Benrad-Nord
Hülser Berg
Traar-West
Traar-Ost
Verberg
Gartenstadt
Elfrath
Stadtwald
Sollbrüggen
Tierpark
Linn
100
57
0
0
80
0
80
0
0
0
0
82
0
95
90
Gellep-Stratum
0
Name der Einrichtung
St. Josef, Karl-Bednarz-Haus,
Hansa-Haus, Kursana-Residenz
Pauly-Stift
Seniorenheim Westparkstraße
Senioren-Zentrum-Krefeld
Dreikönigenhaus
Gösta-Blomberg, GerhardTersteegen
Marienheim
Gatherhof
BELLINI Seniorenresidenz
Landhaus Maria Schutz
Wilhelmshof
Altenheim Am Tiergarten
Städt. Seniorenheim Linn
90
Bischofstraße
Oppum
0
Oppum-Süd
0
Stahldorf
66
Haus Raphael
Königshof-West
0
Königshof
Fischeln
0
Niederbruch
0
Fischeln-Ost
80
Saasenhof
Fischeln-West
0
Hohenbudberg
Uerdingen
0
Uerdingen-Markt
160
Haus im Park, Kunigundenheim
Uerdingen-Stadtpark
0
Orbroich/Hülser Bruch
0
Roßmühle/Steeg
Hüls
0
Flöthbach/Plankerdyk
113
Fischers-Meyser-Stift, Lazarus Haus
Hüls-Ortskern
0
Hülbusch
(Quelle: Stadt Krefeld, FB Soziales, Senioren und Wohnen, Stand: 31.12.2011)
Oppum
40
Kommunale Pflegeplanung für die Stadt Krefeld (Stand 2011/2012)
Bewertung des Angebots
Zum Stichtag 31.12.2011 leben 12.531 „ältere Senioren“ über 80 Jahren in Krefeld. In
der Regel wird diese Altersgruppe zur Ermittlung des Platzbedarfs in der vollstationären Pflege zugrunde gelegt. Bezogen auf die insgesamt 2.050 stationären Pflegeplätze
in Krefeld steht für 16,4 % dieser Altersgruppe derzeit ein Heimplatz zur Verfügung.
Im Folgenden ist zu bewerten, ob die Gesamtplatzzahl für Krefeld ausreichend ist und
ob die Verteilung dieser Plätze im Stadtgebiet den Anforderungen einer wohnortnahen Versorgung gerecht wird.
Als Parameter für die Beurteilung des heutigen Bedarfs wird der Prognosewert der
Hochrechung des IT-NRW aus dem Jahr 2010 (u. a. auf Basis der Pflegestatistik 2007)
herangezogen. Die Ermittlung des zukünftigen Bedarfs wird, wie in der vorherigen
Pflegeplanung auch, ebenfalls auf die Prognosen von Prof. Dr. Heinz Rothgang von der
Universität Bremen gestützt.
Jahr
12/2011
Ist-Platzzahl in der
vollstationären Pflege
2.050
Bedarf gem.
IT-NRW
2.150
Der Bedarf zum Ende des Jahres 2011 ist aufgrund 100 fehlender stationärer Pflegeplätze auf den ersten Blick als nicht gedeckt anzusehen. Laut IT-NRW sind in den
Prognosen für die Inanspruchnahme von stationärer Pflege jedoch ebenfalls die Bedarfe in der (teil-) stationären Pflege, also in der solitären Kurzzeitpflege sowie in der
Tagespflege, enthalten. Hier werden in Krefeld zum 31.12.2011 insgesamt 123 Plätze
vorgehalten, sodass der Bedarf derzeit als gedeckt anzusehen ist, bzw. sogar ein
leichter Überhang von 23 Plätzen vorhanden ist. Kurzfristig wird dieser Überhang ab
Juli 2012 (Inbetriebnahme des „Cornelius-De-Greiff-Stifts“ und des Seniorenheims
„Am Bismarckviertel“ (vorläufige Stilllegung des Seniorenheims „Westparkstraße“
zwecks Umbau) sogar um weitere 43 auf dann 66 Plätze anwachsen.
Jahr
12/2011
Ist-Platzzahl in der (teil-)
stationären Pflege
2.173
Bedarf gem.
IT-NRW
2.150
Betrachtet man die Stadtbezirke, bzw. die statistischen Bezirke im Einzelnen, so wird
deutlich, wie unterschiedlich die Platzzahlen über das Stadtgebiet verteilt sind. Um
die jeweiligen Bedarfszahlen zu ermitteln, wird die Prognose des IT-NRW für gesamt
Krefeld herangezogen. Der vom IT-NRW geschätzte Bedarf in Höhe von 2.150 Plätzen
für das Jahr 2011 wird der Anzahl der über 80-jährigen Senioren in Krefeld gegenüber
gestellt. Daraus ergibt sich, dass für 17,2 % der „älteren Senioren“ ein (teil-) stationäres Angebot vorhanden sein sollte. Schlüsselt man diesen Anteil auf die Bevölkerungszahl der über 80-Jährigen in den einzelnen Stadtbezirken und stellt diesen Werten das jeweilige tatsächliche Platzangebot, zunächst nur das der vollstationären Pflege, gegenüber, so ergeben sich folgende Überhänge bzw. Mehrbedarfe in den Stadtbezirken:
Kommunale Pflegeplanung für die Stadt Krefeld (Stand 2011/2012)
41
Soll-Ist Analyse stationärer Pflegeplätze
Stadtbezirk
Stadtmitte
Kempener Feld/
Baackeshof
Inrath/Kliedbruch
Cracau
Dießem/Lehmheide
Benrad-Süd
Forstwald
Benrad-Nord
Hülser Berg
Traar
Verberg
Gartenstadt
Bockum
Linn
Gellep-Stratum
Oppum
Fischeln
Uerdingen
Hüls
Statistischer Bezirk
Anzahl (teil-) stationärer Pflegeplätze
0
Vier Wälle
Südring
327 (+24 TP/+12 KZP)
Stadtgarten/Drießendorf
117 (+15 TP)
0
Hammerschmidtplatz
Kempener Feld
96
0
Baackeshof
Inrath
158 (+12 TP)
0
Kliedbruch
0
Cracau
0
Schinkenplatz
76
Stephanplatz
0 (+20 KZP)
Bleichpfad
Dießem
183 (+26 TP)
100
Lehmheide
57
Gatherhof
0
Lindental/Tackheide
0
Forstwald
80 (+14 TP)
Benrad-Nord
0
Hülser Berg
80
Traar-West
0
Traar-Ost
0
Verberg
0
Gartenstadt
0
Elfrath
82
Stadtwald
0
Sollbrüggen
95
Tierpark
90
Linn
Gellep-Stratum
0
90
Oppum
0
Oppum-Süd
0
Stahldorf
66
Königshof-West
0
Königshof
0
Niederbruch
0
Fischeln-Ost
80
Fischeln-West
0
Hohenbudberg
0
Uerdingen-Markt
160
Uerdingen-Stadtpark
0
Orbroich/Hülser Bruch
0
Roßmühle/Steeg
0
Flöthbach/Plankerdyk
113
Hüls-Ortskern
0
Hülbusch
Bedarf Überhang
nach
(+) / MehrIT-NRW bedarf (-)
255
189 (240)
90
6
173
-15 (-3)
187
-111 (-91)
114
169 (195)
85
-28
42
35
3
-42
45 (59)
-3
53
27
32
-32
93
-93
262
-85
75
16
15
-16
95
-5
229
-83
156
4
159
-46
Obwohl das Ziel der kleinräumigen Versorgung auch im stationären Bereich verfolgt
werden soll, lassen sich doch angrenzende Stadtteile als gemeinsame Einzugsgebiete
42
Kommunale Pflegeplanung für die Stadt Krefeld (Stand 2011/2012)
zusammenfassen. Es ergeben sich somit folgende acht Einzugsbereiche mit Defiziten
bzw. Überhängen im stationären Platzangebot:
Hüls, Hülser Berg
Inrath/Kliedbruch, Kemp. Feld/Baackeshof, Benrad-Nord
Benrad-Süd, Fischeln, Forstwald
Stadtmitte, Cracau, Dießem/Lehmheide
Bockum
Traar, Verberg
Linn, Oppum, Gellep-Stratum
Uerdingen, Gartenstadt
-49 Plätze
+36 (+62) Plätze
-153 Plätze
+247 (+344) Plätze
-85 Plätze
-5 Plätze
-6 Plätze
-89 Plätze
Die Zusammenfassung macht deutlich, dass nach diesem Prognoseansatz eine vollständige Bedarfsdeckung ausschließlich in den Bereichen „Stadtmitte, Cracau, Dießem/Lehmheide“ und „Inrath/Kliedbruch, Kemp. Feld/Baackeshof, Benrad-Nord“ gegeben ist. Nahezu gedeckt sind ebenfalls die Bedarfe im Bereich „Traar, Verberg“ sowie in „Linn, Oppum, Gellep-Stratum“. Bei Berücksichtigung der vorhandenen solitären Kurzzeitpflege- und Tagespflegeplätze fällt auf, dass diese ausschließlich in den
Einzugsbereichen hinzu addiert werden müssten, in denen ohnehin bereits ein großer
Überhang an stationären Pflegeplätzen vorhanden ist. Mit zuvor erwähnter Inbetriebnahme des Seniorenheims „Am Bismarckviertel“ (Cracau) wird der Überhang im Innenstadtbereich um 55 Plätze noch weiter ausgebaut.
Insbesondere der nordöstliche Teil und südliche Teile des Stadtgebiets weisen jedoch
Defizite auf. Man darf annehmen, dass die Versorgung dieser Stadtgebiete derzeit
noch von der Stadtmitte aus erfolgt.
Obwohl außer Frage steht, dass der Bedarf an vollstationären Pflegeplätzen insbesondere im Innenstadtbereich- derzeit als gedeckt anzusehen ist, sollte diese
Prognose dennoch nicht als ein zu 100 % absolut verlässlicher Ansatz angesehen werden. Zum einen wird hier ausschließlich die steigende Anzahl an Senioren, nicht aber
deren immer länger währender, guter Gesundheitszustand zugrunde gelegt. Zum anderen führt die Vermischung von voll- und teilstationären Plätzen in der Vorausberechnung dazu, dass objektiv betrachtet hiermit keine vollständig klare Aussage zum
Bedarf an vollstationären Plätzen getroffen werden kann.
Prognostizierter zukünftiger Bedarf
Wie bereits im vorherigen Abschnitt erwähnt, steht für die Einschätzung des zukünftigen Bedarfs noch ein zweiter Ansatz zur Verfügung. Neben der Prognose des IT-NRW
aus dem Jahr 2010 wird der Themenreport „Pflege 2030: Was ist zu erwarten-was ist
zu tun?“ der Bertelsmann Stiftung aus dem Jahr 2012 herangezogen. Auf Basis der
Bevölkerungsvorausberechnung des „Wegweiser Kommune“ der Bertelsmann Stiftung sowie der Pflegestatistik des IT-NRW zum 15.12.2009 führte Prof. Dr. Heinz
Rothgang von der Universität Bremen Vorausberechnungen zur Situation der Pflegebedürftigen und zur Inanspruchnahme von Pflegeeinrichtungen für das Jahr 2030
durch.
Ziel der Prognose ist es, darzustellen, wie sich die Versorgung von Pflegebedürftigen
entwickeln wird und welche Faktoren diese Entwicklung beeinflussen. Hierzu werden
unter anderem für die Versorgungsform „Stationäre Pflege“ drei verschiedene SzenaKommunale Pflegeplanung für die Stadt Krefeld (Stand 2011/2012)
43
rien konstruiert. Bevor diese näher erläutert werden, bedarf es zunächst weiterer Definitionen:
Als Pflegebedürftige werden diejenigen Personen bezeichnet, die pflegebedürftig im
Sinne des SGB XI sind und auch Leistungen der Pflegeversicherung erhalten. In der
Prognose nicht berücksichtigt wird dagegen der zahlenmäßig noch größere Personenkreis der Menschen, die zwar einen Hilfebedarf haben, aber nicht pflegebedürftig im
Sinne des SGB XI sind.
Anders als beim Prognoseansatz des IT-NRW aus dem Jahr 2010, bei dem noch die
Pflegestatistik 2007 für die Hochrechnungen zugrunde lag, werden gemäß der Konvention der Pflegestatistik ab 2009 nur noch Kurzzeitpflegeplätze und Plätze in der
vollstationären Dauerpflege unter der Versorgungsform „Stationäre Pflege“ gezählt.
Da die Leistungsempfänger von Tages- und Nachtpflege immer auch anspruchsberechtigt sind, Pflegegeld- oder Pflegesachleistungen zu erhalten, werden diese seit
2009 nicht mehr bei den stationären Fällen mitgezählt, um Doppelerfassungen zu
vermeiden. Stattdessen werden nur noch die Pflegebedürftigen gezählt, die mehrere
Tage oder dauerhaft im Seniorenheim gepflegt werden (Kurzzeitpflege oder vollstationäre Dauerpflege). Es handelt sich demnach auch bei der Bedarfsprognose von
Rothgang um keine absolut reine Prognose für die vollstationäre Dauerpflege.
Alle drei Szenarien beruhen auf diesen zwei grundlegenden Annahmen: Erstens wird
für den gesamten Betrachtungszeitraum unterstellt, dass die alters- und geschlechtsspezifischen Pflegehäufigkeiten konstant bleiben. Entsprechend der Entwicklung in
Deutschland in den letzten Jahrzehnten geht auch Rothgang davon aus, dass eine anzunehmende rückläufige Häufigkeit von Pflegebedürftigkeit durch eine Verschiebung
des Beginns der Pflegebedürftigkeit nach hinten und gleichzeitig durch eine längere
Lebenszeit in Pflegebedürftigkeit nahezu wieder ausgeglichen wird. Zweitens müssen
in einer kleinräumigen Prognose die regionalen Unterschiede Beachtung finden.
Durch die Berücksichtigung der Angaben zur Pflegestatistik für die Stadt Krefeld wurde dem Rechnung getragen.
Die im Folgenden beschriebenen Szenarien unterscheiden sich demnach nicht in Bezug auf die Zahl der Pflegebedürftigen, da gleiche Annahmen zur demographischen
Entwicklung zugrunde gelegt wurden, sondern einzig in der Verschiedenartigkeit der
Versorgung:
Szenario 1: (Status-Quo-Szenario)
Grundlage ist das tatsächliche Inanspruchnahmeverhalten zum Ausgangspunkt der
Pflegestatistik auf dem Niveau des Jahres 2009. Es wird somit eine einfache Fortschreibung des Status quo der in 2009 beobachteten Pflegeprävalenzen und Anteile
in den Versorgungsarten je nach Alter, Geschlecht und Region vorgenommen. Die errechneten Relationen werden dann auf die Bevölkerungsvorausberechnung aus dem
„Wegweiser Kommune“ der Bertelsmann Stiftung übertragen und somit die Fallzahlen
für die Zukunft ermittelt.
Da beim ersten Szenario das Inanspruchnahmeverhalten der Versorgungsformen im
Zeitverlauf noch als konstant unterstellt wird, dies jedoch nicht der Realität entsprechen dürfte bzw. sollte, hat Prof. Dr. Rothgang zwei weitere Szenarien entwickelt. Diese berücksichtigen in Szenario 2 zum einen den Trend zur formellen Pflege (Abnahme
des häuslichen Pflegepotenzials wegen zunehmender Erwerbstätigkeit von Frauen,
sinkende Geburtenraten, Singularisierung in der Haushaltsstrukturentwicklung und
44
Kommunale Pflegeplanung für die Stadt Krefeld (Stand 2011/2012)
fehlende „moralische Pflicht“ zur Pflege) und in Szenario 3 zum anderen die möglichen positiven Auswirkungen der Stärkung von häuslicher Pflege.
Szenario 2:
In diesem Szenario wird der seit Jahren bestehende Trend, dass die Bereitschaft oder
Möglichkeit zur Pflege durch Angehörige sinkt (rückläufiges relatives Pflegepotenzial),
linear für den Prognosezeitraum fortgeschrieben. Die Folge ist eine Steigerung des
Bedarfs an professioneller Pflege. Aufgrund zahlreicher Unwägbarkeiten (z. B. kein
signifikanter Zusammenhang zwischen engem familiären Pflegepotenzial und Heimquote) hatte Rothgang darauf verzichtet, den Rückgang des häuslichen Pflegepotenzials anderweitig zu konstruieren und eine andere als die lineare Fortschreibung zu
wählen.
Szenario 3:
Es wird unterstellt, dass Versorgungsformen und Unterstützungsmöglichkeiten geschaffen werden, die dazu beitragen, die häusliche Pflege zu stärken und den Bedarf
an stationärer Pflege konstant zu halten. Rothgang bezeichnet dieses Szenario als
„Wunschszenario“, das den in § 3 SGB XI normierten „Vorrang der häuslichen Pflege“
umsetzt. Als Ziel formuliert er den Verzicht auf einen weiteren Ausbau der Heimkapazitäten und somit die Verschiebung der Nachfrage in den ambulanten Bereich sowie in
neue Wohnformen.
In der folgenden Übersicht wird der prognostizierte Bedarf an stationären Pflegeplätzen in Krefeld bis zum Jahr 2030 dargestellt und ihm das derzeitige Platzangebot bzw.
auch dessen derzeit konkret geplante Veränderungen gegenüber gestellt. Die Bedarfe
werden jeweils aus Sicht des IT-NRW und aus Sicht von Prof. Dr. Rothgang dargestellt.
Es sei an dieser Stelle noch einmal darauf hingewiesen, dass aus Gründen der Verwendbarkeit und Vergleichbarkeit der Prognoseansätze, der Hochrechnung des ITNRW das Platzangebot an vollstationären Plätzen sowie solitären Kurzzeitpflegeplätzen und Tagespflegeplätzen gegenüber gestellt werden musste und den Szenarien
von Rothgang das vollstationäre Platzangebot sowie das Angebot an solitären Kurzzeitpflegeplätzen.
Kommunale Pflegeplanung für die Stadt Krefeld (Stand 2011/2012)
45
Jahr
2007
-Stärkung der
häuslichen
Pflege-
-Wunschszenario-
Szenario 3
Prof. Dr. Heinz Rothgang – Themenreport „Pflege
2030" – (2012)
Szenario 1
Szenario 2
-Status quo-Zunahme professi(tatsächl. Inanoneller Pflegespruchnahmeverhalten)
Basis: Pflegestatistik 2009 / Bevölkerungsvorausberechnung
aus „Wegweiser
Kommune“
beinhaltet vollstationäre Plätze und solitäre Kurzzeitpflegeplätze
Bestand (inkl. konkreter Planungen)
Stadt Krefeld
Basis: Pflegestatistik
2007
„Statistische Analysen
und Studien, Band 66“
IT-NRW (2010)
beinhaltet vollstationäre Plätze, solitäre Kurzzeitpflegeplätze u. Tagespflegeplätze
Bestand (inkl. konkreter Planungen)
Stadt Krefeld
2.004
2.209
2.037
1.768
1.819
1.907
2.135
2.082
2.800
2.600
2.300
2.150
2.241
2.173
2.057
2011
2.111
2.466
1.729
3.100
1.951
2015
2.312
2.742
1.700
1.951
2020
2.537
2.959
1.951
2025
2.693
2009
2030
Kommunale Pflegeplanung für die Stadt Krefeld (Stand 2011/2012)
46
Zu den aktuellen Bestandszahlen des Jahres 2011 wurden, entsprechend den konkreten und ebenfalls mit der Stadt Krefeld, Fachbereich Soziales abgestimmten Planungen für die Neu- und Umbaumaßnahmen der nächsten Jahre, die Bestandszahlen für
das Jahr 2015 gemäß den derzeit zu erwartenden Fertigstellungszeitpunkten wie folgt
angepasst:
2012: Neubau „Am Bismarckviertel“ (Cracau)
Neubau/Umbau „De-Greiff-Stift“ (Kemp. Feld/Baackeshof)
Umbau Altenheim St. Josef (Stadtmitte)
Stilllegung Altenheim Westparkstraße (Kemp. Feld/
Baackeshof) wegen Umbau
Tagespflege im „Fischers-Meyser-Stift“ (Hüls-Ortskern)
2013: Umbau „Haus Raphael“ (Fischeln Königshof-West)
+55 Plätze
+84 Plätze
-2 Plätze
- 96 Plätze
+15 Plätze
+ 14 Plätze
Nicht in die konkreten Bestandszahlen für die kommenden Jahre mit eingerechnet
wurden:
-
-
Die bereits abgestimmte Wiedereröffnung des Seniorenheims „Westparkstraße“, da aufgrund von Verzögerungen und möglicherweise Änderungen in der
Bauausführung kein konkretes Eröffnungsjahr bzw. keine konkrete Platzzahl
angegeben werden konnte.
Die ebenfalls seit Jahren abgestimmte Neubaumaßnahme „Rheinblick“ in Uerdingen, da keine Angaben darüber vorliegen, ob der Investor noch an dem Vorhaben festhalten will.
Weitere, teils schon planerisch konkrete, aber noch nicht mit der Stadt Krefeld
abgestimmte Neubaumaßnahmen (mehrere vollstationäre Einrichtungen, eine
Tagespflegeeinrichtung)
Orientiert man sich an den Prognosezahlen des IT-NRW, so kann davon ausgegangen
werden, dass der Bedarf an (teil-) stationären Pflegeplätzen (vollstationäre Pflege,
Kurzzeitpflege, Tagespflege) nach derzeitigem Stand bis zum Jahr 2015 nahezu gedeckt sein wird. Würden die hier bereits bekannten, aber noch nicht/nicht mehr konkretisierten Planungen neuer Einrichtungen umgesetzt, könnte auch bis zum Jahr
2020 eine Bedarfsdeckung angenommen werden (ansonsten fehlten rund 360 Pflegeplätze). Bis zum Jahr 2030 ergibt sich gemäß der Prognose des IT-NRW ein Bedarf von
weiteren 500 Plätzen gegenüber 2020.
Schenkt man dagegen den Szenarien nach Prof. Dr. Rothgang Glauben, ergibt sich
folgendes Bild:
Gemäß dem Ansatz in Szenario 1 ist der Bedarf an vollstationären Pflegeplätzen und
Kurzzeitpflegeplätzen bis einschließlich 2015 mehr als gedeckt (+24 Plätze). Bis zum
Jahr 2020 ergäbe sich ein Bedarf von 177 Plätzen, wenn keine der bereits bekannten
Planungen mehr umgesetzt würde. Im Jahr 2030 läge der Mehrbedarf dann bei rund
560 Plätzen gegenüber der Bestandszahl in 2015.
Bei Zunahme der formellen Pflege aufgrund von fehlender Pflege durch Angehörige
(Szenario 2) wäre der heutige Bedarf zwar gedeckt (+45 Plätze), aber bereits im Jahr
2015 würde eine Versorgungslücke von 74 Plätzen entstehen. Bis zum Jahr 2030 würde sich diese auf gut 820 Plätze ausweiten.
Kommunale Pflegeplanung für die Stadt Krefeld (Stand 2011/2012)
47
Hätte man nach Rothgangs „Wunschszenario“ (Szenario 3) bereits bis heute ein vermehrtes Augenmerk auf den Ausbau neuer Wohnformen und die Stärkung von niedrigschwelligen Angeboten im Quartier gelegt, ließe sich bereits im Jahr 2011 auf 175
stationäre Pflegeplätze verzichten. Im Jahr 2015 läge bereits eine Überversorgung mit
316 Plätzen vor. Ausgehend vom voraussichtlichen Bestand im Jahr 2015 würde bis
2030 ein Zuviel von 435 stationären Pflegeplätzen in Krefeld vorherrschen.
Mögliche Maßnahmeplanungen
Allen Prognoseansätzen ist gemein, dass das derzeitige (2011) und auch das kurzfristige Angebot (2015) in der vollstationären Dauerpflege als (nahezu) ausreichend angesehen werden kann. Ausgehend von der voraussichtlichen Bestandszahl in 2015
ergeben sich jedoch mittel- (2020) bis langfristig (2030) folgende Versorgungslücken:
Jahr / Ansatz
2020
2030
IT- NRW
-359
-859
Rothgang S1
-177
-558
Rothgang S2
-331
-824
Rothgang S3
+367
+435
Unbestritten dürfte sein, dass mittel- bis langfristig ein steigender Bedarf an
Pflegeplätzen zu erwarten ist. Je nach Prognoseansatz fällt diese Versorgungslücke aber unterschiedlich hoch aus.
Um eine wohnortnahe Versorgung zu gewährleisten, sollte in der Bauberatung
von interessierten Bauherren und Investoren von der Verwaltung darauf hingewirkt werden, dass diese fehlenden Plätze möglichst in den Stadtbezirken Fischeln, Bockum oder Gartenstadt geschaffen werden. Diese Bereiche weisen
bereits heute eine defizitäre Versorgungsquote auf, die sich in Zukunft weiter
vergrößern wird.
Anstelle von weiteren „80-Betten-Häusern“ wäre zudem ein Augenmerk auf
kleinere, überschaubarere und damit familiärere Einheiten wünschenswert.
Vorrangiges Ziel der Verwaltung sollte es aber sein, nach Vorbild von Rothgangs
„Wunschszenario 3“ eine Stärkung der häuslichen Pflege sowie des ambulanten Sektors und damit einen kontinuierlichen Rückgang von der Schaffung neuer, vollstationärer Pflegeplätze herbeizuführen. Rothgang benennt in seinem Bericht folgende Maßnahmen als „zentrale Elemente für die erfolgreiche Weiterentwicklung der ambulanten Versorgung“ gemäß Szenario 3:
Ausbau niedrigschwelliger, case-management-orientierter Beratungsangebote
Weitere Optimierung pflegegerechter Ausstattung von Wohnungen
Förderung der Entwicklung und Ausgestaltung von sozialen Ressourcen und
dem Ausbau neuer Wohnformen
Verbesserung der familiären Versorgungssituation bei demenziell Erkrankten
Ausbau von ehrenamtlichem Engagement
Auf alle diese Elemente kann (weiter) Einfluss genommen werden. Konkrete Maßnahmevorschläge hierzu sind bereits oder werden in anderen Kapiteln dieser Pflegeplanung vorgestellt.
48
Kommunale Pflegeplanung für die Stadt Krefeld (Stand 2011/2012)
6. Komplementäre Versorgungs- und Unterstützungsstrukturen
Als komplementäre Dienste werden alle Dienstleistungen und Unterstützungsmaßnahmen bezeichnet, die als Ergänzung zur pflegerischen Versorgung hilfe- und pflegebedürftigen Menschen einen Verbleib in der eigenen Häuslichkeit ermöglichen.
Hierzu zählen insbesondere hauswirtschaftliche Hilfen, Mahlzeitendienste, Hausnotrufsysteme oder auch Beratungsdienste. Im weiteren Sinne sind aber auch sämtliche
Unterstützungsangebote aus dem ehrenamtlichen Sektor (z. B. Altenclubs, sonstige
Freizeitangebote), die der Aufrechterhaltung der Selbstständigkeit und der Pflege sozialer Beziehungen dienen, diesem Bereich zuzurechnen. Gerade die komplementären
Dienste sind für die Umsetzung der Prinzipien „ambulant vor stationär“ und „Förderung des Ehrenamtes“ von elementarer Bedeutung.
6.1. Pflegeergänzende Dienste und vorpflegerische Angebote
Pflegeergänzende Dienste und vorpflegerische Angebote werden vorrangig von den
ambulanten Pflegediensten im Rahmen der niedrigschwelligen Angebote nach § 45 b
SGB XI erbracht. Diese definieren sich als Betreuungsangebote, in denen sich Helfer
unter pflegefachlicher Anleitung um Pflegebedürftige mit einem erheblichen Bedarf an
allgemeiner Beaufsichtigung und Betreuung kümmern. Die Betreuung erfolgt in Gruppen oder im häuslichen Bereich und dient vorrangig der Entlastung pflegender Angehöriger. Diese Betreuungsangebote richten sich zum Teil auch speziell an die Angehörigen von demenziell veränderten Senioren. Neben den ergänzenden Angeboten der
ambulanten Pflegedienste haben sich auch die Angebote anderer Anbieter am Markt
etabliert, die zum Teil auch von den Pflegediensten vermittelt werden (z. B. Mahlzeitendienste, Fahrdienste, Hausnotrufsysteme).
Bestandsaufnahme
Hauswirtschaftliche Dienste
Liegt eine Einstufung nach dem SGB XI (Pflegestufe) vor, so ist eine Grundversorgung
mit hauswirtschaftlichen Verrichtungen bereits mit der Leistung der Pflegekasse abgedeckt. Falls keine Pflegestufe vorliegt oder der Basisbetrag nicht ausreichend ist,
müssen die Leistungen entweder selbst finanziert werden oder bei Bedürftigkeit Leistungen nach dem SGB XII beantragt werden.
Fast alle ambulanten Pflegedienste haben in der durchgeführten Befragung angegeben, u. a. hauswirtschaftliche Dienste anzubieten oder diese zumindest zu vermitteln.
Zu diesen Dienstleistungen zählen beispielsweise die Wohnungs- und Wäschereinigung, der Lebensmitteleinkauf oder das Fensterputzen. So bietet etwa der Caritasverband für die Region Krefeld e. V. in seinen Pflegestationen eine Unterstützung durch
sogenannte „Alltagshelfer“ an, die ihre Kunden unter anderem bei alltäglichen Arbeiten im Haushalt unterstützen. Darüber hinaus zählen folgende Anbieter hauswirtschaftliche Dienste zu ihrem Angebotsspektrum:
„TIP TOP Senioren- und Betreuungsservice“ (Jürgen Jeremies)
„Ihre Hausfee“ (Janina Knauft)
„Meine Hausfee“ (Julia Rütten)
„Rund um alle Sorgen“ (Sofia Rutkowski)
„Sandra´s helfende Hand“ (Sandra Schlaugat)
Kommunale Pflegeplanung für die Stadt Krefeld (Stand 2011/2012)
49
„Ich unterstütze Sie“ (Melanie Rückmann)
Die evangelische Familienbildungsstätte „Haus der Familie“ qualifiziert unter anderem auch im Bereich Hauswirtschaft und Seniorenassistenz und stellt ebenfalls eine
Vermittlung dieser Hilfskräfte sicher. Die Städtischen Seniorenheime Krefeld gGmbH
prüfen überdies die Umsetzungsmöglichkeiten u. a. für hauswirtschaftliche Dienstleistungen in den Quartieren rund um die Städtischen Seniorenheime.
Besuchs- und Begleitdienste
Bei der Angebotspalette für Besuchs- und Begleitdienste verhält es sich ähnlich wie
bei den hauswirtschaftlichen Diensten. Auch diese werden von vielen ambulanten
Pflegediensten angeboten oder es werden entsprechende Ehrenamtler vermittelt. Zum
Angebot der Pflegedienste zählen hauptsächlich Einkaufsdienste, ein Mobilitätsservice (z.B. gemeinsame Spaziergänge), Begleitung im Alltag sowie bei Reisen und Ausflügen. Als Beispiele sind hier erneut die „Alltagshelfer“ der Caritas oder auch der
„Mobile Soziale Dienst“ des ASB zu nennen.
Die vom Betreuungsverein der Diakonie Krefeld & Viersen und in Kooperation mit dem
„Haus der Familie“ ausgebildeten „Seniorenassistenten“ und „Demenzhelfer“ begleiten bei Einkäufen, Arztterminen und bei der Freizeitgestaltung, erledigen Behördengänge, beraten in Wohn- und Gesundheitsfragen und leisten den Senioren zu Hause
Gesellschaft. Weitere Hilfen werden im Bedarfsfall von ihnen vermittelt. Im Vordergrund steht bei den „Seniorenassistenten“ und „Demenzhelfern“ ganz klar die
Betreuung und nicht die Pflege.
Im Jahr 2004 hat der Malteser Hilfsdienst einen Besuchsdienst für Senioren ins Leben
gerufen, der alleinstehenden Senioren Zeit und ein offenes Ohr schenkt.
Die Inhaber der „KreSenio-Karte“, als Nachfolger der Gold- bzw. Silberkarte, der KS
Krefelder Seniorenhilfe GmbH können als Wahlleistung einen Besuchs- und Begleitdienst zu den sonstigen Leistungen dieser Karte hinzubuchen. Das Netzwerk Fischeln
hat in Kooperation mit dem ASB und mit Hilfe von ehrenamtlichen Mitarbeitern Besuchsdienste für Senioren eingerichtet. Der Besuchs- und Begleitdienst „Sternthaler“
der evangelischen Christus-Kirche Krefeld Ost besucht Senioren der Gemeinde zu
Hause und schenkt Zeit für Gespräche, Gesellschaftsspiele oder auch einen gemeinsamen Spaziergang.
Das Freiwilligen-Zentrum-Krefeld, unter gemeinsamer Trägerschaft vom Caritasverband für die Region Krefeld e. V. und SKM –katholischer Verein für soziale Dienste
Krefeld e. V., bietet die Vermittlung von ehrenamtlichen Helfern an registrierte Institutionen (vorwiegend Seniorenheime) für einen Besuchs- und Begleitdienst für Senioren
an.
Als privater Anbieter von Betreuungsleistungen nach § 45b SGB XI ist zum einen die
Firma „Top Service“ zu nennen. Frau Wienegge als Inhaberin bietet sowohl Unterstützungsangebote zu Hause (z. B. Essenszubereitung, Freizeitgestaltung, Einkäufe) als
auch Betreuung für Senioren und demenzkranke Personen sowie Beratung pflegender
Angehöriger an. Neben der hauswirtschaftlichen Versorgung begleitet die Firma „TipTop“ auch im Alltag bei Einkäufen, Behördengängen, Arztbesuchen und Spaziergängen.
50
Kommunale Pflegeplanung für die Stadt Krefeld (Stand 2011/2012)
Die zuvor als hauswirtschaftliche Dienstleister genannten Anbieter „Ihre Hausfee“ bis
„Ich unterstütze Sie“ bieten alle die Begleitung bei Arzt- und Behördengängen an.
Eine Anerkennung als Demenz- und Alltagsbegleitung nach § 45b SGB XI haben überdies Sofia Rutkowski von „Rund um alle Sorgen“ und Sandra Schlaugat von „Sandra´s
helfende Hand“.
Mahlzeitendienste/Mittagstisch
Folgende mobile Mahlzeitendienste bieten frisch gekochte oder tiefgefrorene Menüs,
die anhand von Speisekarten ausgewählt und vorbestellt werden können, an:
Apetito zuhaus
Caritas – Fahrbarer Mittagstisch
Die Johanniter
Krefelder Verein für Haus- und Krankenpflege
Mittagstisch Service Krefeld
Pflege mit Herz
Die meisten ambulanten Pflegedienste kooperieren mit einem dieser Mahlzeitendienste und vermitteln deren Angebot. Darüber hinaus bieten folgende Alten- und
Pflegeheime den Senioren aus ihrem Bezirk an, gegen meist kleines Entgelt an deren
offenen Mittagstisch teilzunehmen:
Seniorenheim Bischofstraße
Senioren-Zentrum-Krefeld
Seniorenheim Am Tiergarten
Karl-Bednarz-Haus
Haus im Park (Caféteria)
Altenheim Dreikönigenhaus
Marienheim (zusätzlich auch einmal wöchentlich Frühstücksbuffet)
An zwei Tagen in der Woche können Senioren zudem beim Mittagstisch im Clarenbachhaus vom „Haus der Familie“ essen.
Hausnotrufsysteme
Hausnotrufsysteme bieten die Möglichkeit, bei einem Notfall rund um die Uhr schnelle
und kompetente Hilfe zu erhalten. Die Notrufe werden von der jeweiligen Zentrale an
Bezugspersonen, Bereitschaftsdienste der Sozialstationen oder Rettungsdienste in
Krefeld weitergeleitet. Je nach Modell sind unterschiedliche Angebotsvarianten möglich (z. B. mit Hinterlegung des Wohnungsschlüssels beim Anbieter, damit dieser im
Bedarfsfall Zugang zur Wohnung erhalten und Hilfe leisten kann). Fast alle ambulanten Pflegedienste und auch die Krefelder Seniorenhilfe vermitteln die Systeme folgender Anbieter:
ASB
Caritasverband
DRK Kreisverband Krefeld
Johanniter Unfallhilfe
Krefelder Verein für Haus- und Krankenpflege
Pari Mobil gGmbH
Tellimed Hausnotruf
Sonotel, Hamburg
Kommunale Pflegeplanung für die Stadt Krefeld (Stand 2011/2012)
51
Firma Vitakt aus Rheine
Eine teilweise Finanzierung des Hausnotrufes durch die Pflegekasse ist möglich.
Fahrdienste
Krefelder Bürger, insbesondere auch Senioren, die über einen Schwerbehindertenausweis mit den Merkzeichen „aG“, „Bl“ oder „H“ verfügen, können den Behindertenfahrdienst, gemeinsam eingerichtet von Stadt und den Trägern der freien Wohlfahrtspflege, nutzen. Möglich sind Fahrten mittlerweile aber grundsätzlich nur noch innerhalb des Krefelder Stadtgebiets. Bewilligt werden in der Regel maximal 100 Einzelfahrten pro Person im Jahr. Durchgeführt werden diese Fahrten vom Paritätischen (PariMobil), vom DRK, von den Maltesern und zwei privaten Taxiunternehmen.
Über eigene Fahrdienste verfügen neben der „PariMobil GmbH“ die ambulanten Pflegedienste „Pflege Optimal“ und „Kursana-Residenz“. Ansonsten wird diese Dienstleistung jedoch von einigen ambulanten Pflegediensten an ihre Kunden vermittelt.
Für die Besucher der Tagespflegeeinrichtungen stellt jede Einrichtung einen Fahrdienst zur Verfügung, der die Senioren nach Bedarf morgens von zu Hause abholt und
nachmittags wieder nach Hause fährt. Bekannt ist hier darüber hinaus, dass die Seniorenclubs „Em Cavenn“, der „Seniorenkreis der Gemeinde St. Josef“ sowie der „Seniorentreff der katholischen Kirchengemeinde St. Nikolaus“ einen Fahrdienst für ihre
Besucher anbieten.
Handwerkerdienste/Umzugshilfen
Das „Netzwerk Fischeln“, als Initiative des Arbeiter-Samariter-Bundes, bietet im Rahmen von Nachbarschaftshilfe die Vermittlung von vier ehrenamtlichen Helfern an, die
kleine Handwerkerdienste für Senioren und gesundheitlich beeinträchtigte Menschen
im Haushalt übernehmen. Einen Handwerkerdienst für bedürftige Menschen, bestehend aus fünf Fachleuten im Ruhestand, bietet auch die evangelische Pauluskirche
an. Angeboten, lediglich gegen Zahlung der Materialkosten, werden einfache Reparaturarbeiten, Elektro-, Maler- und Maurerarbeiten.
Der Caritasverband für die Region Krefeld e. V. unterstützt u. a. bei Wohnungswechseln und Renovierungsarbeiten. Die bereits genannte Firma „TIP TOP Senioren- und
Betreuungsservice“ bietet Hausmeisterdienste, Reparaturarbeiten, Hilfe bei Umzügen
und Renovierungsarbeiten an. Steht für Senioren ein Umzug in eine Einrichtung des
Betreuten Wohnens an, stellen alle Anbieter einen Umzugsservice zur Verfügung.
Die Anbieter von hauptsächlich hauswirtschaftlichen Dienstleistungen („Meine Hausfee“, „Rund um alle Sorgen“ und „Sandra´s helfende Hand“) bieten überdies die Vermittlung von Hausmeisterdiensten, Renovierungsarbeiten und Kleinreparaturen an.
Besondere Betreuungsangebote
Anders als bei den übrigen Angeboten in diesem Abschnitt ist bei den besonderen
Betreuungsangeboten, hauptsächlich für demenziell veränderte Senioren, wichtig, in
welchen Stadtteilen sie angesiedelt sind. Nur wenn diese Angebote wohnortnah und
gut erreichbar sind, handelt es sich um wirksame Betreuungsmöglichkeiten im Bezirk.
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Kommunale Pflegeplanung für die Stadt Krefeld (Stand 2011/2012)
Übersicht besonderer Betreuungsangebote in Krefeld
Stadtbezirk/stat. Bezirk
Anbieter
Stadtmitte/Südring
Pflegedienst der Kursana Residenz
Cracau/Schinkenplatz
Verein Gemeinsam e. V.
Traar/Traar-West
Verein Sport für betagte
Bürger Krefeld e. V.
(Haus 43)
Landhaus Maria-Schutz
Fischeln/Fischeln-West
ASB
Cracau/Bleichpfad
Linn
Em Cavenn
Art des Angebots
Demenzcafé "Kursana Club" für
Heimbewohner u. Bewohner vom
Betreuten Wohnen
Demenzcafé montags von 14:3017:30 Uhr
Gruppe für Demenzerkrankte Mo
und Fr ab 9 Uhr
Demenzcafé "Café Oase"
Demenzcafé "Café Augenblick" im
Aufbau
Gruppen unter der Leitung von
Frau Staudacher ("Erzählcafé",
"Frühstück") offen für Demenzkranke und deren Angehörigen
Fischeln/Königshof-West
Haus Raphael
Demenzcafé "Café Kränzchen"
Altenheim Am TiergarBockum/Tierpark
Nachtcafé (täglich ab 19 Uhr)
ten
(Grundlage: Umfrage des FB Soziales, Senioren und Wohnen, Januar 2012)
Die fünf Demenzcafés und auch die zwei Gruppen für Demenzkranke dienen der stundenweisen Betreuung der demenziell veränderten Menschen und dadurch auch der
Entlastung der pflegenden Angehörigen. Angeboten werden in diesem Bereich beispielsweise Biografiearbeit, Sing- und Spielkreise, Sitzgymnastik oder gemeinsame
Spaziergänge. Das „Nachtcafé“ im Altenheim Am Tiergarten richtet sich dagegen an
alle „nachtaktiven“ Senioren, die ab 19 Uhr ein umfangreiches Programm mit Spielen,
Basteln, gemeinsamen Backen, Kinoabenden oder Gedächtnistraining geboten bekommen.
Folgende Angebote, speziell für demenzkranke Senioren, befinden sich derzeit in der
konkreten Planung:
Kommunale Pflegeplanung für die Stadt Krefeld (Stand 2011/2012)
53
Geplante Betreuungsangebote für demenzkranke Senioren
Stadtbezirk/stat. Bezirk
Anbieter
Art des Angebots
Stadtmitte/Südring
AWO Sozialstation
Demenzcafé
Bockum/Tierpark
Benrad-Nord
DießemLehmheide/Lehmheide
Pflegedienst "Die Pflegepartner"
BELLINI SeniorenResidenz
Haus der FamilieGenerationenhaus (Träger ev. Gemeindeverband Krefeld)
Demenzcafé
Demenzcafé für 2012 geplant
Demenzcafé ist in Planung
Übungsleiterin Gerda
Bewegungsgruppe für DemenzStevens vom "Em Cakranke (Halle der Hauptschule)
venn"
(Grundlage: Umfrage des FB Soziales, Senioren und Wohnen, Januar 2012)
Linn
Bewertung des Angebots
Die Auswertung der Umfrage zum Angebotsspektrum an pflegeergänzenden Diensten
und vorpflegerischen Angeboten hat ergeben, dass in allen Bereichen entsprechende
Leistungen vorgehalten werden. Gegenüber der ersten Pflegeplanung hat es wenig
grundlegende Veränderungen gegeben. Einzelne Angebote sind weggefallen, einige
andere sind jedoch hinzugekommen.
Eine Versorgung mit hauswirtschaftlichen Diensten ist recht flächendeckend vorhanden; über die Höhe der Nachfrage ist jedoch wenig bekannt. Es ist anzunehmen, dass
gerade die Zeitvorgaben der ambulanten Pflegedienste als Hauptanbieter dieser Verrichtungen sehr knapp bemessen sind und so kaum Gelegenheit für persönliche Gespräche o. ä. bleibt. Darüber hinaus ist, besonders bei Fehlen einer Pflegestufe, in
vielen Fällen diese Art von Leistung selbst zu finanzieren. Insbesondere für alleinstehende und finanziell schlechter gestellte Senioren, die oftmals aus Scham auch nicht
die Unterstützungsleistungen nach dem SGB XII in Anspruch nehmen wollen, sind diese Kosten auf Dauer kaum tragbar. Durch Subventionen durch das Jobcenter Krefeld
und durch Kirchensteuern, bietet die Caritas hier mit ihrem Angebot „Alltagshelfer“
zwar ein vergleichsweise günstiges Angebot, jedoch wird auch dieses nicht für alle
Bedürftigen finanzierbar sein. Gerade finanziell schwächere Menschen sind auf ehrenamtliche und für sie (nahezu) kostenlose Unterstützung angewiesen.
Ehrenamtliche Versorgung bieten hier z. B. die derzeit 30 ausgebildeten und aktiv tätigen Seniorenassistenten des Betreuungsvereins der Diakonie an. Diese unterstützen
Senioren in ihrem Haushalt und erhalten hierfür eine selbst festgelegte Aufwandsentschädigung. Bis Juli 2011 wurden laut Diakonie zwar 150 Seniorenassistenten ausgebildet, oftmals stünden diese aber nicht tatsächlich für eine freie Vermittlung zur Verfügung, sondern beschränkten sich lediglich auf die Betreuung ihrer Angehörigen.
Obwohl es neben diesen ehrenamtlichen Helfern sicher noch weitere gibt, die aber im
Rahmen der Pflegeplanung nicht erfasst werden konnten, steht dieser Gruppe vermutlich eine noch größere Anzahl an bedürftigen Senioren gegenüber.
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Kommunale Pflegeplanung für die Stadt Krefeld (Stand 2011/2012)
Das Angebot an Besuchs- und Begleitdiensten kann ähnlich wie das Angebot an
hauswirtschaftlicher Versorgung bewertet werden. Auch hier ist die Zahl der Anbieter
recht groß, jedoch überwiegt ebenfalls die Anzahl der kostenpflichtigen Angebote. Es
ergeben sich daher für diese Dienste die gleichen Problematiken (Finanzierbarkeit,
knappe Zeitressourcen, fehlende Ehrenamtler), wie sie bei der Bewertung der hauswirtschaftlichen Versorgung bereits dargestellt wurden. Die auf rein ehrenamtlicher
Basis praktizierenden Besuchsdienste von Netzwerk Fischeln, Malteser Hilfsdienst
oder ev. Christus-Kirche Krefeld Ost haben gegenüber den kostenpflichtigen Anbietern
wesentlich weniger, personell bedingte, Möglichkeiten der Bedarfsdeckung. Die Seniorenassistenten der Diakonie Krefeld müssen ihre Ausbildung im Ehrenamt darüber
hinaus selber finanzieren. Diese Tatsache könnte potenzielle Helfer unter Umständen
auch davor zurückschrecken lassen, sich ehrenamtlich zu engagieren. Den Besuchsdienst des Senioren-Zentrum-Krefelds können nur Bewohner von Seniorenheimen
oder sonstige organisierte und dort registrierte Seniorengruppen nutzen, nicht aber
Privatpersonen, die Hilfe benötigen.
Bei den Mahlzeitendiensten/Mittagstischen ist eine Vielzahl von Anbietern auf dem
Markt. Der Caritasverband für die Region Krefeld e. V. zählt nach eigenen Angaben
315 Personen, vorwiegend Senioren über 70 Jahren, aus dem gesamten Stadtgebiet
zu seinem Kundenstamm. Der Krefelder Verein für Haus- und Krankenpflege beliefert
107 Senioren in ganz Krefeld. Von den anderen Anbietern liegen zwar keine Nutzerzahlen vor, aber es kann in Anbetracht der Anzahl davon ausgegangen werden, dass
die Nachfrage gedeckt werden kann. Auch der von einigen Seniorenheimen angebotene „Offene Mittagstisch“ wird, allerdings ausschließlich von Senioren aus den umliegenden Wohnquartieren, gut angenommen.
Die Anbieter von Hausnotrufsystemen sind exakt dieselben wie zum Stand der Pflegeplanung 2008/2009. Bekannt ist, dass alle Anbieter Kunden im gesamten Stadtgebiet
bedienen. Der Caritasverband gibt an, 580 Nutzer zu haben. Der ASB zählt 166 Kunden, der Krefelder Verein für Haus- und Krankenpflege 53 und die Krefelder Seniorenhilfe 35. Eine Unterversorgung kann für diesen Bereich daher nach wie vor ausgeschlossen werden.
Eine ausreichende Anzahl an Fahrdiensten ist unbedingt erforderlich, damit in ihrer
Mobilität eingeschränkte Menschen möglichst selbstständig Angebote aufsuchen
können. Den Behindertenfahrdienst der Stadt und der Wohlfahrtsverbände nutzten im
Jahr 2011 296 Personen, hierunter 91 Senioren über 60 Jahren (entspricht 30,7 % aller
Nutzer). Im Vergleich zu den jungen Menschen mit Behinderung nutzen die Senioren
den Fahrdienst in der Regel nur für gelegentliche Fahrten. Jüngere Menschen nehmen
den Fahrdienst gerade für regelmäßige Freizeitaktivitäten in Anspruch. Bei den Leistungen des Fahrdienstes handelt es sich um ein freiwilliges Angebot der Stadt Krefeld.
Fahrten sind daher nur im Rahmen der zur Verfügung stehenden Haushaltsmittel möglich. Die Kapazitäten des Fahrdienstes sind laut Auskunft der örtlichen Fürsorgestelle
als voll ausgeschöpft zu bezeichnen. Insbesondere für schwerbehinderte Senioren
und Kunden der Tagespflegen bzw. teilweise auch der ambulanten Pflegedienste
scheint das Angebot jedoch ausreichend zu sein. Darüber hinausgehend ist eine Bewertung des Angebots nicht möglich, da keine Anhaltspunkte zur Einschätzung des
grundsätzlichen Bedarfs und zur Auslastung anderer Anbieter vorliegen.
Auch das Angebot an Handwerkerdiensten/Umzugshilfen im Stadtgebiet ist relativ
umfangreich. Aber auch hier überwiegt das kostenpflichtige Angebot; rein ehrenamtliche und nahezu kostenfreie Unterstützung ist nur in sehr geringem Umfang vorhanKommunale Pflegeplanung für die Stadt Krefeld (Stand 2011/2012)
55
den. Dennoch konnte beispielsweise die Gruppe der ehrenamtlich tätigen Handwerker
der ev. Pauluskirche in den zehn Jahren ihres Bestehens rund 250 Aufträge erledigen.
Über die genaue Auslastung des Angebots vom Netzwerk Fischeln und dem ASB ist
nichts bekannt.
Im Gegensatz zur ersten Pflegeplanung mit Stand 2008/2009 verteilen sich die Demenzcafés und Demenzgruppen mittlerweile etwas dezentraler im Stadtgebiet. Neben
den drei Einrichtungen in der Stadtmitte stehen nun auch zwei Angebote in Fischeln
und jeweils ein Angebot in Linn und Traar zur Verfügung. Während der „Kursana Club“
ausschließlich für Heimbewohner und Bewohner des Betreuten Wohnens zur Verfügung steht, richten sich die übrigen Angebote an alle demenzkranke Menschen, die
noch zu Hause leben. Soweit dies aus der Umfrage per Fragebogen bekannt geworden
ist, kommen die meisten Gäste aus dem jeweiligen Stadtbezirk der Einrichtung; einige
aber auch aus anderen Bezirken. Obwohl vorausgesetzt werden muss, dass die Senioren von Angehörigen gebracht und abgeholt werden, wäre dennoch ein noch wohnortnäheres Angebot für demenzkranke Senioren für die Zukunft erstrebenswert. Kürzere Wege und Angebote im eigenen Stadtbezirk fördern sowohl bei den Betroffenen
als auch bei deren Angehörigen Interesse und Akzeptanz. Von den vier DemenzcaféProjekten, die sich derzeit noch in Planung befinden, liegen immerhin drei Angebote
in Außenbezirken Krefelds (in Bockum, Dießem/Lehmheide und Benrad-Nord).
Der Umfang und die Annahme des Angebots für Demenzkranke können nur eingeschränkt bewertet werden, da nicht von allen Anbietern vollständige Informationen
hierzu vorliegen. Es scheint jedoch, dass die Anzahl der Nutzer in vielen Fällen geringer ist, als die mögliche Platzzahl. So besuchen das noch im Aufbau befindliche „Café
Augenblick“ nur drei Gäste, wobei neun Plätze zur Verfügung stehen. Das Demenzcafé
im Landhaus Maria-Schutz suchen zwei demenzkranke Senioren regelmäßig auf, das
„Café Kränzchen“ im Haus Raphael vier bis sechs. Hinsichtlich der Öffnungstage bieten die meisten Demenzcafés und –gruppen eine wöchentliche Betreuung an. Um die
Angehörigen ein Stück weit entlasten zu können und eine gute Betreuung für die Betroffenen sicherstellen zu können, scheint dieser Turnus auch erforderlich zu sein.
Beachtet werden muss in diesem Zusammenhang aber auch, dass sich einige Angebote an Betroffene und auch deren Angehörige richten und damit vorrangig der Austausch und weniger die alleinige Betreuung der Demenzkranken im Vordergrund stehen dürfte (z. B. „Café Kränzchen“ oder auch das Angebot im Seniorenclub „Em Cavenn“).
Wie unter Punkt 3.3 hochgerechnet, ist davon auszugehen, dass derzeit etwa 3.343
Senioren über 65 Jahren mit einer Demenzerkrankung in Krefeld leben. Vor diesem
Hintergrund ist es durchaus zu begrüßen, dass neben den bestehenden Demenzcafés
und -gruppen in naher Zukunft weitere eröffnen werden. Sie ermöglichen den pflegenden Angehörigen für ein paar Stunden pro Woche Erholung bei gleichzeitiger Gewissheit, dass ihre Eltern oder Verwandten in guten Händen sind und von speziell geschultem Personal betreut und sinnvoll beschäftigt werden. Aber auch der Austausch
mit anderen Angehörigen ist für viele sicherlich hilfreich.
Prognostizierter zukünftiger Bedarf
Wie bereits festgestellt wurde, nehmen sowohl Bezieher von Pflegegeld, als auch
sonstige pflege- und unterstützungsbedürftige Senioren, pflegeergänzende Dienste
und vorpflegerische Angebote in Anspruch. Die Zahl der Krefelder Senioren über 60
56
Kommunale Pflegeplanung für die Stadt Krefeld (Stand 2011/2012)
Jahren wird bis zum Jahr 2030 um fast ein Drittel gegenüber der heutigen Anzahl anwachsen, die Zahl der Pflegebedürftigen insgesamt um etwa den gleichen Wert. Auch
bei den demenziell veränderten Senioren wird bis dahin eine Zuwachsrate von 26,9 %
zu verzeichnen sein. Gleichzeitig nimmt die Betreuung durch die Familie in Zukunft
weiter ab und immer mehr Senioren leben alleinstehend (ledig, geschieden oder verwitwet) und in Einpersonenhaushalten. Gerade vor diesem Hintergrund wird der Bedarf an Unterstützungsleistungen, ohne die eine Heimaufnahme oftmals kaum zu verhindern wäre, immer größer werden. Insbesondere werden die Besuchsdienste in den
kommenden Jahren noch weiter an Bedeutung gewinnen, da deren ehrenamtliche Helfer bei der zunehmenden Singularisierung und Abnahme von familiären Beziehungsstrukturen, oftmals wichtige oder sogar die einzigen Bezugspersonen von Senioren
darstellen.
Mögliche Maßnahmeplanungen
Das Angebotsspektrum an pflegeergänzenden Diensten und vorpflegerischen
Angeboten weiter auszubauen muss als eine der primären Aufgaben der kommunalen Pflegeplanung der Stadt Krefeld verstanden werden.
Als allgemeine Ziele der Pflegeplanung gemäß § 6 Landespflegegesetz NW wurden
hier bereits die Förderung von bürgerlichem Engagement und von zielgruppenspezifischen, ortsnahen Angeboten formuliert. Um diese Angebote auch für Senioren zugänglich zu machen, die keine oder nur geringe Zuschussleistungen, beispielsweise
von der Pflegekasse oder dem Sozialhilfeträger erhalten, müssen entsprechende
Strukturen möglichst flächendeckend und auch auf ehrenamtlicher Basis errichtet
werden.
Mögliche Maßnahmeergreifungen könnten hier etwa der
Aufbau eines, speziell auf die Belange von unterstützungsbedürftigen Senioren
ausgerichteten, Angebots-/Nachfragepools für privat suchende Personen –
möglicherweise in Zusammenarbeit mit der Wissens- und Hobbybörse Krefeld-,
die Ausbildung entsprechender Ehrenamtler und die Vernetzung von Angeboten
und Nachbarschaftshilfen im Rahmen einer bezirklichen Altenhilfearbeit
sein. So könnte beispielsweise ein Dienstleistungspool für hilfesuchende Senioren
geschaffen und koordiniert werden, in dem Besuchs- oder Einkaufsdienste, Handwerkerdienste oder Begleitungen bei der Freizeitgestaltung angeboten werden. Freiwillige Bürger, die unter Umständen auch in Kooperation mit den bereits bestehenden
Ausbildungsangeboten der Wohlfahrtsverbände qualifiziert werden könnten, würden
sich unter Darstellung ihres Angebots und ihrer verfügbaren Zeit an die Vermittlungszentrale wenden, welche ihrerseits dann den Kontakt zu den Senioren herstellt. Es
könnte so sichergestellt werden, dass vermehrt ehrenamtliche und kostenfreie Hilfsangebote auch an Privatpersonen vermittelt werden können.
Im Rahmen einer dezentralen Hilfestruktur wäre darüber hinaus eine Vermittlung der
Angebote in den Anlaufstellen vor Ort im Quartier erstrebenwert, da sich so auch
leichter die Angebote im Rahmen der Nachbarschaftshilfe einfügen und vermitteln
lassen.
Kommunale Pflegeplanung für die Stadt Krefeld (Stand 2011/2012)
57
6.2. Altenclubs und Begegnungsstätten
Altenclubs und Begegnungsstätten sind wohnortnahe Einrichtungen, in denen täglich
unterhalb der Woche oder auch nur monatlich Veranstaltungen, Gruppenangebote
oder Feierlichkeiten für Senioren angeboten werden. Träger sind zumeist entweder
Wohlfahrtsverbände oder Kirchengemeinden. Die Leitungskräfte dieser Treffpunkte
werden bei ihrer Arbeit meist von ehrenamtlichen Helfern unterstützt. Durch das regelmäßige Aufsuchen der Altenclubs und Begegnungsstätten pflegen Senioren ihre
sozialen Kontakte und beugen so Vereinsamung und Isolation im Alter vor. Dies führt
sicherlich oftmals auch dazu, dass ein längerfristiger Verbleib in der eigenen Wohnung möglich ist. Nach Auswertung der durchgeführten Umfrage sind Zielgruppe von
Altenclubs oftmals die jüngeren und noch aktiveren Senioren, aber auch die Altersgruppe der „älteren Senioren“ trifft sich dort gerne.
Bestandsaufnahme
Im Stadtgebiet von Krefeld befinden sich zum Zeitpunkt und laut Auswertung der Umfrage 56 Altenclubs und Begegnungsstätten für Senioren (zum Stand der Pflegeplanung 2008/2009 waren es nur 42). Hierbei ist die größte Anzahl in kirchlicher Trägerschaft, einige in Trägerschaft der Wohlfahrtsverbände; eine Begegnungsstätte steht
unter städtischer Leitung. Bezüglich der Öffnungstage, der Zielgruppen, der Anzahl
der Nutzer und der Art der Angebote gibt es jedoch zum Teil große Unterschiede. Die
folgende Übersicht zeigt, dass beinahe in jedem Stadtbezirk Krefelds ein Altenclub
oder eine Begegnungsstätte für Senioren angesiedelt ist:
Altenclubs und Begegnungsstätten in Krefeld
Stadtbezirk/Stat. Bezirk
Linn / Linn
Name
"Em Cavenn"
Linn / Linn
"Seniorentreff"
Linn / Linn
"Seniorenkreis Linn"
Ev. Kirchengemeinde
Uerdingen
Bockum / Stadtwald
"Jung und Alt in Herz-Jesu"
Kath. Pfarre St. Christopherus, Gemeinde HerzJesu
Bockum / Stadtwald
Bockum / Stadtwald
"Pensionärskreis der Christuskirche"
"Seniorentreff der Christuskirche"
Bockum / Sollbrüggen
"Seniorenkreis St. Gertrudis"
Bockum / Tierpark
"Seniorenclub Pax-Christi"
"Seniorenclub der Gemeinde
St. Franziskus"
"Seniorenclub der jüd. GemeinCracau / Cracau
de Krefeld"
"Seniorenclub der Gemeinde
Cracau / Schinkenplatz
St. Elisabeth"
Cracau / Cracau
58
Träger
Caritas
Kath. Kirchengemeinde
St. Nikolaus, Gemeinde
St. Margareta
Ev. Kirchengemeinde Ost
Ev. Kirchengemeinde Ost
Kath. Kirchengemeinde
St. Gertrudis
Kath. Kirchengemeinde
Pax-Christi
Kath. Kirchengemeinde
Heilig Geist
Jüdische Gemeinde Krefeld
Kath. Kirchengemeinde
Heilig Geist
Kommunale Pflegeplanung für die Stadt Krefeld (Stand 2011/2012)
Cracau / Stephanplatz
"Seniorenclub der Gemeinde
St. Stephan"
"Bürgertreff"
Cracau / Bleichpfad
"Haus 43"
Cracau / Stephanplatz
Dießem-Lehmheide /
Dießem
Dießem-Lehmheide /
Dießem
Dießem-Lehmheide /
Lehmheide
Dießem-Lehmheide /
Lehmheide
Dießem-Lehmheide /
Lehmheide
Fischeln / Stahldorf
Fischeln / FischelnWest
Fischeln / FischelnWest
"Drehscheibe Süd"
"Geselligkeitskreis St. Antonius"
"Seniorenclub St. Johann Baptist"
"Generationencafé" im Haus
der Familie
"Seniorenclub im Marienheim"
"Seniorenclub St. Bonifatius"
"Nachbarschaftsladen Fischeln"
Kath. Kirchengemeinde
Heilig Geist
Krefelder Familienhilfe
Verein Sport für betagte
Bürger Krefeld e. V.
Stadt Krefeld
Kath. Kirchengemeinde
Heilig Geist
Kath. Kirchengemeinde
St. Johann Baptist
Ev. Gemeindeverband
Krefeld
Krefelder Caritasheime
gGmbH
Kath. Kirchengemeinde
St. Bonifatius"
Nachbarschaftsladen Fischeln e. V.
"Netzwerk Fischeln"
ASB
Fischeln / Fischeln-Ost
"Seniorenclub der Markuskirche"
Forstwald / Forstwald
"Seniorentreff Johanneskirche"
Forstwald / Forstwald
"Club 55-die Üfüfü´s"
Ev. Kirchengemeinde
Krefeld Süd
Ev. Kirchengemeinde AltKrefeld
Ev. Johanneskirche
Forstwald
Kath. Kirchengemeinde
St. Nikolaus
Ev. Kirchengemeinde
Lukaskirche (KR-Nord)
Ev. Kirchengemeinde
Lukaskirche (KR-Nord)
Kath. Kirchengemeinde
St. Andreas
Kath. Kirchengemeinde
St. Cyriakus
DRK Schwesternschaft
Gartenstadt / Gartenstadt
Gartenstadt / Gartenstadt
"Seniorenclub St. Pius X."
"Seniorentreff der Lukaskirche"
Gartenstadt / Elfrath
"Seniorenrunde Elfrather Spätlese"
Gellep-Stratum
"Seniorenclub St. Andreas"
Hüls / FlöthbachPlankerdyk
Hüls / Hüls-Ortskern
Hüls / Hüls-Ortskern
Inrath-Kliedbruch /
Inrath
Inrath-Kliedbruch /
Inrath
Inrath-Kliedbruch /
Inrath
Inrath-Kliedbruch /
Inrath
Inrath-Kliedbruch /
Inrath
Inrath-Kliedbruch /
Kliedbruch
Kemp. FeldBaackeshof / Kemp.
Feld
"Seniorenkaffee St. Cyriakus"
"Seniorentreff Im Konvent"
"Frauenhilfe der ev. Kirchengemeinde Hüls"
Ev. Kirchengemeinde Hüls
"Seniorentreff der Pauluskirche"
Ev. Pauluskirche Krefeld
"Seniorenkreis der Pauluskirche"
Ev. Pauluskirche Krefeld
"Herrenfrühstück"
Ev. Pauluskirche Krefeld
"Seniorentreff St. Anna"
"Altenclub des SZK"
"Seniorenkreis St. Hubertus"
"St. Thomas Morus"
Kommunale Pflegeplanung für die Stadt Krefeld (Stand 2011/2012)
Kath. Kirchengemeinde
St. Anna
Senioren-Zentrum-Krefeld
gGmbH
Kath. Kirchengemeinde
St. Christopherus
Kath. Kirchengemeinde
St. Thomas Morus
59
Oppum / Oppum
Oppum / Oppum
Oppum / Oppum-Süd
"Seniorenclub der Pfarre zu
den Hl. Schutzengeln"
"Die Jungsenioren der Pfarre
zu den Hl. Schutzengeln"
"Altenclub St. Karl Borromäus"
Stadtmitte / Südring
"Gemeindehaus an der alten
Kirche"
"Internationale Begegnungsstätte"
"Markttreff der AWO"
Stadtmitte / Südring
"Frühstückstreff St. Josef"
Stadtmitte / Stadtgarten-Drießendorf
"Feierabend"
Traar / Traar-Ost
"Seniorenkreis St. Josel"
Stadtmitte / Vier Wälle
Stadtmitte / Vier Wälle
Uerdingen / UerdingenMarkt
Uerdingen / UerdingenMarkt
Uerdingen / UerdingenStadtpark
Uerdingen / UerdingenStadtpark
Uerdingen / UerdingenStadtpark
Uerdingen / UerdingenStadtpark
Uerdingen / UerdingenStadtpark
"Seniorenclub St. Peter"
"Die Brücke"
"Altenstube"
"Seniorenrunde St. Heinrich"
"Seniorenforum des SC Bayer
05 Uerdingen"
"Seniorenkreis KrefeldUerdingen"
"Die Frauenhilfe"
Kath. Kirchengemeinde zu
den Hl. Schutzengeln
Kath. Kirchengemeinde zu
den Hl. Schutzengeln
Kath. Pfarrgemeinde St.
Karl Borromäus
Ev. Kirchengemeinde Alt
Krefeld
AWO
AWO
Kath. Kirchengemeinde
Papst Johannes XXIII
Krefelder Frauenverein
Kath. Pfarrgemeinde St.
Christopherus
Kath. Kirchengemeinde
St. Peter - Nikolaus
DRK Ortsverein Uerdingen
Kath. Pfarrgemeinde St.
Paul, Pfarre St. Nikolaus
Kath. Pfarrgemeinde St.
Nikolaus
SC Bayer 05 Uerdingen
Ev. Kirchengemeinde
Uerdingen
Ev. Kirchengemeinde
Uerdingen
"Kaffeepause im ChristusPfarre St. Christopherus
König"
(Grundlage: Umfrage des FB Soziales, Senioren und Wohnen, Januar 2012)
Verberg / Verberg
Wie bereits eingangs erwähnt, weist das Angebot hinsichtlich Qualität und Nachfrage
große Unterschiede auf. Angeboten werden beispielsweise neben dem obligatorischen Austausch bei Kaffee und Kuchen („Klöncafé“) auch Sport (Gymnastik, Entspannung, Seniorentanz, Wandern, Walking, Radtouren), Spiele (Gesellschaftsspiele,
Gedächtnisspiele, Bingo etc.), gemeinsame Feste, gemeinsames Kochen und Essen,
PC Angebote (Kurse und Internetcafé), Vorträge, Ausflüge, Handarbeit, Singen und
vieles andere. Eine so umfangreiche Angebotspalette wird jedoch von den wenigsten
Altenclubs vorgehalten. Gerade die so zahlreich vertretenen Seniorenkreise der Kirchengemeinden bieten in der Regel vorrangig gemeinsame Gottesdienste/Messen
und Geselligkeitsnachmittage mit Kaffee, Kuchen, Spielen und Vorträgen an. Ein Fahrdienst wird nur von einzelnen Begegnungsstätten angeboten (z. B. „Em Cavenn“, „Seniorentreff des kath. Kirchengemeinde St. Nikolaus“ oder „Seniorenkreis der Gemeinde St. Josef“). Eine Seniorenberatung findet dagegen in einigen Clubs statt (z. B. „Em
Cavenn“, „Die Brücke“, „Seniorentreff im Konvent“, „Markttreff der AWO“, „Internationale Begegnungsstätte“, „Gemeindehaus an der alten Kirche“, „Seniorenclub des
Marienheims“, „Seniorentreff der Christuskirche“ oder „Seniorenclub der jüdischen
Gemeinde“).
60
Kommunale Pflegeplanung für die Stadt Krefeld (Stand 2011/2012)
Die Anzahl der Besucher bzw. fester Mitglieder ist maßgeblich abhängig von den Öffnungstagen und –zeiten. Während sieben Altenclubs an mindestens drei Tagen pro
Woche geöffnet haben („Bürgertreff“, „Em Cavenn“, „Die Brücke“, „Feierabend“, „Seniorentreff im Konvent“, „Internationale Begegnungsstätte“ der AWO sowie das „Seniorenforum des SC Bayer 05“), haben die übrigen Einrichtungen einmal in der Woche,
14-tägig oder einmal monatlich geöffnet. Zu einem wöchentlichen oder monatlichen
Kaffeenachmittag kommen zum Teil bis zu 50 oder 80 Senioren, zu Gruppenangeboten
in den Altenclubs durchschnittlich 10 bis 45 Personen.
Die wenigsten Anbieter haben eine klar definierte Zielgruppe. So sprechen die „Üfüfü´s“ zum Beispiel ausschließlich männliche Senioren ab 55 Jahren an und die „Jungsenioren“ stellen für aktive und jüngere Senioren ein Sportangebot zusammen. Auch
der „Seniorentreff der Pauluskirche“ bietet einmal monatlich ein Frühstück speziell
für männliche Senioren an. In der Regel ist der typische Besucher eines Altenclubs
oder einer Begegnungsstätte jedoch weiblich, vornehmlich alleinstehend und kommt
meist aus dem entsprechenden Stadtbezirk bzw. der Kirchengemeinde des Anbieters.
Aufgrund der Erfüllung verschiedener Anforderungskriterien (z. B. bezüglich Erreichbarkeit, Barrierefreiheit, Angebot, Öffnungstagen etc.) werden derzeit vier Altenclubs
zweimal jährlich mit Fördermitteln durch die Stadt Krefeld bezuschusst:
Seniorenclub „Em Cavenn“ (Linn)
Altenclub „Bürgertreff“ (Cracau)
Altenclub „Feierabend“ (Stadtmitte)
Altenclub „Die Brücke“ (Uerdingen)
Bewertung des Angebots
Obwohl die Qualität der Angebote wie oben beschrieben sehr unterschiedlich ist, soll
an dieser Stelle jedoch keine Kategorisierung nach Altenclubs erster und zweiter Klasse vorgenommen werden. Isolation und Vereinsamung bedrohen große Teile der zunehmend älter werdenden Gesellschaft. Physische und psychische Belastungen können dann oft nur schwer bewältigt werden. Gerade für alleinlebende Senioren, die
keine Anbindung an familiäre Strukturen (mehr) haben, kann eine Begegnungsstätte
oder ein Altenclub oft die einzige Anlaufstelle sein, um persönliche Kontakte zu pflegen, Hobbies auszuüben oder einfach nur um Ansprechpartner bei Problemen zu haben. Neben der Vermeidung von früh eintretender Hilfe- und Pflegebedürftigkeit kann
den noch rüstigeren Senioren vielfach auch durch die Heranführung an ehrenamtliche
Mitarbeit eine erfüllende Aufgabe und ein Gefühl des „Nochgebrauchtwerdens“ vermittelt werden. Aufgrund dessen stellt jedes der 56 Angebote in Krefeld einen wichtigen Bestandteil der komplementären Versorgungsstruktur dar.
Ein besonders wichtiger Aspekt ist hierbei jedoch, dass die Angebote ortsnah vorgehalten werden und fußläufig oder zumindest mit öffentlichen Verkehrsmitteln für
die Senioren selbstständig gut zu erreichen sind. Nicht viele Seniorentreffs bieten einen Fahrdienst an. Ein Standort im nahen Wohnumfeld ist aber auch im Hinblick auf
die gewünschte Vernetzung der Senioren untereinander und die Möglichkeit einer
gegenseitigen Unterstützung im Alltag sinnvoll und wichtig.
In folgenden Stadtbezirken werden alle statistischen Bezirke mit Angeboten abgedeckt: Bockum, Dießem/Lehmheide, Forstwald, Linn, Gartenstadt, Inrath/Kliedbruch,
Kommunale Pflegeplanung für die Stadt Krefeld (Stand 2011/2012)
61
Gellep-Stratum, Oppum und Verberg. Dagegen befinden sich in den nachstehend aufgeführten Stadtbezirken/statistischen Bezirken keine Seniorentreffs:
Übersicht über defizitäre Stadtbezirke/Statistische Bezirke hinsichtlich der Versorgung mit Seniorenclubs und Begegnungsstätten
Stadtbezirk
statistischer Bezirk
Benrad-Süd
Gatherhof
Lindental/Tackheide
Niederbruch
Königshof
Königshof-West
Roßmühle/Steeg
Hülbusch
Orbroich/Hülser
Bruch
Hammerschmidtplatz
Traar-West
Hohenbudberg
Hülser Berg
Benrad-Nord
Fischeln
Hüls
Senioren über
60 Jahre
1.594
659
833
1.107
644
1.323
42
234
516
Stadtmitte
734
Traar
1.137
Uerdingen
152
Hülser Berg
1.251
Benrad-Nord
Kempener
Baackeshof
1.069
Feld/Baackeshof
(Quelle: Stadt Krefeld, Statistik und Wahlen/FB Soziales, Senioren und Wohnen)
Grundsätzlich wäre, je nach Größe des Bezirks und Anzahl der Senioren über 60 Jahren, mindestens ein Seniorentreff pro statistischem Bezirk wünschenswert. Derzeit
sind in 14 dieser Bezirke jedoch noch keine Einrichtungen bekannt. Bezieht man die
Faktoren Flächengröße, Zahl der potenziellen Besucher und die Nähe zu den Seniorentreffs angrenzender Bezirke in die Überlegungen mit ein, so ergibt sich für folgende Stadtbezirke bzw. statistische Bezirke ein vorrangiger Handlungsbedarf:
Benrad-Süd (z. B. in Gatherhof)
Fischeln (z. B. in Königshof)
Hüls (z. B. in Roßmühle/Steeg)
Traar (Traar-West)
Uerdingen (Hohenbudberg)
Benrad-Nord
Kempener Feld/Baackeshof (Baackeshof)
Besonders in dem flächenmäßig sehr großen und einwohnerstarken Stadtbezirk Fischeln können die derzeit vorhandenen vier Angebote nicht ausreichend sein. Im gesamten Stadtbezirk Benrad-Süd sowie in Benrad-Nord sind überhaupt keine Angebote
vorhanden. In Hüls gibt es momentan zwar drei Einrichtungen, wobei auch hier, insbesondere angesichts der großen Entfernungen zwischen den statistischen Bezirken,
sicherlich Potenzial für weitere Seniorentreffs wäre. Gleiches gilt für den Stadtbezirk
Traar mit nur einem Seniorentreff in Traar-Ost.
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Kommunale Pflegeplanung für die Stadt Krefeld (Stand 2011/2012)
Prognostizierter zukünftiger Bedarf
Der zukünftige Bedarf an Altenclubs und Seniorenbegegnungsstätten lässt sich ähnlich prognostizieren und auch begründen wie bereits bei den pflegeergänzenden
Diensten und vorpflegerischen Angeboten geschehen. Steigt der Anteil der Senioren
über 60 Jahren bis zum Jahr 2030 um fast ein Drittel an, so könnte sich auch die Nachfrage nach diesem Angebot dementsprechend entwickeln. Nicht kalkulierbar ist an
dieser Stelle jedoch, ob die Nachfrage sich tatsächlich proportional zur Seniorenzahl
entwickeln wird. Hierzu wird aber im Abschnitt „Mögliche Maßnahmeplanungen“ weiter Stellung genommen. Sicher ist jedoch, dass aufgrund der bereits vielfach genannten Gründe (zunehmende Singularisierung und Aufweichung familiärer Strukturen
etc.) eine soziale Anbindung an einen Treffpunkt im eigenen Stadtteil immer wichtiger
werden wird und daher die Anzahl und vor allem auch die Dichte dieser Treffpunkte im
Stadtgebiet zukünftig noch zunehmen müssen. Auf diese Weise können neue Kontakte geknüpft und soziale Beziehungen gepflegt werden, was insbesondere alleinstehenden Senioren ein Gefühl von Geborgenheit und Sicherheit gibt.
Mögliche Maßnahmeplanungen
Generelles Ziel der kommunalen Pflegeplanung gemäß § 6 Landespflegegesetz ist die
Umsetzung der Prinzipien „ambulant vor stationär“, „Schaffung einer wohnortnahen
Versorgungsstruktur“ und „Stärkung des Ehrenamts“. Durch die flächendeckende
Gründung von Seniorentreffs im Stadtteil würden tatsächlich alle drei Prinzipien erfüllt: Es würden wohnortnahe Angebote geschaffen, durch welche Vereinsamungstendenzen und frühe Heimaufnahmen verringert werden können; zudem brächten diese
einen Bedarf an ehrenamtlichen Helfern mit sich. Konkretes Ziel der Pflegeplanung für
die Stadt Krefeld sollte es daher sein, zumindest in den sieben Stadtbezirken, in denen bisher keine oder nur eine unzureichende Anzahl an Seniorentreffs vorhanden
sind (siehe „Bewertung des Angebots“), kurz- bis mittelfristig die Gründung entsprechender Einrichtungen vorzuschlagen oder auch voranzutreiben.
Um auf die Problematik fehlender Seniorentreffs aufmerksam zu machen,
könnte seitens der Stadtverwaltung Krefeld beispielsweise ein Ideenwettbewerb o. ä. ins Leben gerufen werden oder auch, zwecks gemeinsamer Überlegungen, direkt das Gespräch mit Wohlfahrtsverbänden oder Kirchenvertretern
gesucht werden.
Wichtig ist, ein Bewusstsein für diese zum Teil defizitäre Angebotsstruktur zu schaffen
und möglichst bald Konsequenzen daraus folgen zu lassen.
Wie bereits im vorherigen Abschnitt kurz erwähnt, ist fraglich, ob eine in der Zukunft
zunehmende Anzahl an Senioren auch gleichzeitig eine dementsprechend höhere
Nachfrage nach Seniorentreffs mit sich bringt. Im regelmäßigen Austausch mit den
vier großen, von der Stadt Krefeld geförderten Altenclubs, hat sich gezeigt, dass es
oftmals für die Clubs nicht leicht ist, neue Mitglieder und auch ehrenamtliche Mitarbeiter zu gewinnen. Es ist daher nicht davon auszugehen, dass die Nachfrage nach
diesem komplementären Angebot zukünftig ohne das Ergreifen von Maßnahmen zunehmen wird. Hier wird sicher die Initiative unter anderem der Träger der bereits bestehenden Altenclubs und Begegnungsstätten gefragt sein.
Kommunale Pflegeplanung für die Stadt Krefeld (Stand 2011/2012)
63
Eine Fortführung der stadtteilbezogenen Öffentlichkeitsarbeit, die die Senioren
und deren Angehörige vor Ort auf das Angebot aufmerksam macht, ist daher
unerlässlich. Aber auch die Gemeinschaftsprojekte der Arbeitsgruppe der städtisch geförderten Seniorenclubs haben dazu beigetragen, das Angebot der Seniorenclubs in der Öffentlichkeit bekannter zu machen und sollten daher unbedingt beibehalten werden.
6.3. Information und Beratung
Bei eintretendem Hilfe- oder Pflegebedarf und natürlich auch präventiv haben Senioren und deren Angehörige oftmals ein großes Informations- und Beratungsbedürfnis.
Das Wissen über erforderliche Leistungen und den individuellen Bedarf, über Anbieter
und deren Eignung sowie über Finanzierungsmöglichkeiten bildet eine wichtige
Grundlage für die Wahl der Versorgungsform.
Bestandsaufnahme
Im Stadtgebiet von Krefeld existieren auf unterschiedlichen Ebenen Beratungs- und
Informationsangebote bzw. –einrichtungen. Auf städtischer Seite gibt es beispielsweise die Anlaufstellen Pflegeberatung und Altenhilfe sowie die Wohnberatung. Die
Mitarbeiter der Pflegeberatung und Altenhilfe auf der Carl-Wilhelm-Straße 31 beraten
Pflegebedürftige, Demenzkranke und deren Angehörige über Möglichkeiten der häuslichen Versorgung sowie über teil- und vollstationäre Versorgungsangebote. Ferner
sind sie bei Fragen zur Finanzierung von Pflegeleistungen, zum Betreuungsgesetz, zu
Vorsorgevollmachten und Patientenverfügungen behilflich. Des Weiteren unterstützen
sie bei der Suche nach Heimplätzen und informieren über betreute Wohnformen. Neben dem Beratungsangebot auf der Carl-Wilhelm-Straße führen die Mitarbeiter der
Pflegeberatung und Altenhilfe auch Hausbesuche durch.
Die Wohnberatung ist im Rathaus der Stadt Krefeld ansässig. Hier erfolgen Information und Beratung zu den Themen Wohnraumanpassung, Alltagshilfen und altersgerechtes, barrierefreies Wohnen.
Mit dem im Juli 2008 in Kraft getretenen Pflegeweiterentwicklungsgesetz hat der Gesetzgeber den Weg für die bundesweite Einrichtung von Zentren für Beratung und Begleitung von pflegebedürftigen und von Pflegebedürftigkeit bedrohten Menschen freigemacht. Mit der Errichtung von Pflegestützpunkten in Krefeld (als Kooperation der
Kommune mit der AOK Rheinland/Hamburg und der pronova BKK) werden von den
Mitarbeitern der Pflegeberatung und Altenhilfe der Stadt Krefeld regelmäßige Sprechstunden im kommunalen Pflegestützpunkt in der Fabrik Heeder (Virchowstr. 128) sowie in seinen Dependancen im Nachbarschaftsladen Fischeln (Erkelenzer Str. 81-83)
und im „Seniorentreff Im Konvent“ (Konventstr. 17) angeboten. Zusätzliche Beratungsstunden werden darüber hinaus in den Räumen der AOK Rheinland/Hamburg
(Friedrichstr. 27-31) und der pronova BKK (Rheinuferstr. 7-9) abgehalten.
Beratungen für Senioren und deren Angehörige (Pflegeberatung, Beratung bei Demenzerkrankung und sonstige Beratung) bieten neben diversen ambulanten Pflegediensten auch folgende Stellen an:
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Kommunale Pflegeplanung für die Stadt Krefeld (Stand 2011/2012)
KS Krefelder Seniorenhilfe GmbH (Cracau-Stephanplatz)
Krefelder Familienhilfe e. V. (Cracau-Stephanplatz)
Tagespflege des Alexianer Krankenhauses (Dießem/Lehmheide-Dießem)
Tagespflege im Gerhard-Tersteegen-Haus (Dießem)
Tagespflege „Vergiss-mein-nicht“ (Stadtgarten-Drießendorf)
Netzwerk Pflegebegleitung (Stadtmitte-Vier Wälle)
Beratungsstelle für Alterserkrankungen des Alexianer Krankenhauses (Stadtmitte-Vier Wälle)
einige Altenclubs („Em Cavenn“, „Markttreff“, „Altenstube Hüls“, „Die Brücke“,
„Gemeindehaus an der alten Kirche“, „Seniorentreff der Christuskirche“,, „Altenclub der jüdischen Gemeinde“, „Seniorenclub des Marienheims“, „Internationale Begegnungsstätte“)
Krankenhaussozialdienste
Wohlfahrtsverbände (z. B. Seniorenbüro des Betreuungsvereins der Diakonie
Krefeld und Viersen, Caritas)
Pflegekassen (z. B. „Pflegeleitstelle Demenz“ der AOK)
Beratung in zahlreichen Seniorenheimen
Beratung durch einige private Anbieter (z. B. „Top-Service“)
In weiteren Stadtteilen können sich interessierte Bürger darüber hinaus in lokalen
Einrichtungen und zu bestimmten Terminen in Vortragsreihen informieren, z. B.
Frühstückstreff St. Josef (Vorträge zu bestimmten Themen wie Testament, Patientenverfügung etc.)
„Café wertvoll“ der Freien ev. Gemeinde (Themennachmittage)
Netzwerkbüro Fischeln des Netzwerks Fischeln
VdK Kreisverband Krefeld (Beratung in sozialrechtlichen Fragen für Mitglieder)
Wissens- und Hobbybörse (bringt Senioren, die etwas anbieten oder suchen, in
unterschiedlichen Bereichen zusammen)
Da die Pflege und Betreuung von Senioren oftmals durch die Familienangehörigen
sichergestellt wird, richten sich spezielle Schulungen/Hauskrankenpflegekurse auch
vorrangig an diese Personengruppe. Die fachgerecht durchgeführten Schulungen konzentrieren sich darauf, den Pflegealltag sinnvoll zu gestalten und zu vereinfachen.
Teilweise werden Schulungen auch zu Hause durchgeführt, sodass vor Ort auf individuelle Bedürfnisse und Probleme eingegangen werden kann. Für die Teilnehmer sind
die Kurse in der Regel kostenlos. Durchgeführt werden sie zum Beispiel von folgenden
Anbietern:
Pflegedienst und Tagespflege Pflege Optimal (Benrad Nord)
Tagespflege „Vergiss-mein-nicht“ (Stadtgarten-Drießendorf)
Tagespflege im Gerhard-Tersteegen-Haus (Dießem)
Krefelder Seniorenhilfe GmbH in Kooperation mit der AOK Rheinland/Hamburg
(Cracau-Stephanplatz)
Altenheim im Dreikönigenhaus (Cracau-Stephanplatz)
ASB (Fischeln-West)
Caritasverband für die Region Krefeld e. V. unter anderem in Kooperation mit
Barmer GEK und DAK (verschiedene Standorte)
Pflegedienst Galts (Stadtmitte-Stadtgarten/Drießendorf)
Pflegedienst „AKS“ (Fischeln-Ost)
Kommunale Pflegeplanung für die Stadt Krefeld (Stand 2011/2012)
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Die Pflegepartner (Bockum-Tierpark)
Engel unterwegs (Fischeln-Niederbruch)
Hilfe Daheim (Stadtmitte-Vier Wälle)
MiCura (Dießem)
Traarer Pflegedienst (Stadtmitte-Vier Wälle)
einige Kranken- und Pflegekassen
Betreuungsverein der Diakonie Krefeld und Viersen in Kooperation mit dem
Haus der Familie
Schulungen für Angehörige speziell zum Umgang mit Demenzerkrankten werden von
der Alexianer Krefeld GmbH, vom Pflegestützpunkt der AOK in Kooperation mit der
Alzheimer Gesellschaft NRW sowie von der VHS in Kooperation mit dem ASB angeboten.
Da die Pflege eines Angehörigen sowohl körperliche als auch seelische Belastungen
mit sich bringt, bietet ein Gesprächskreis für pflegende Angehörige oder ein Angehörigenstammtisch hier Entlastung durch gegenseitigen Erfahrungsaustausch und gemeinsame Bewältigung von Problemen. Diese meist von erfahrenen Pflegefachkräften
geleiteten Kurse sind in der Regel für die Teilnehmer kostenfrei. Angeboten werden
sie von:
Tagesklinik im Alexianer Krankenhaus (Dießem/Lehmheide-Dießem)
Gerhard-Tersteegen-Haus (Dießem/Lehmheide-Dießem)
Caritas (verschiedene Standorte)
Darüber hinaus ist der Fachbereich Soziales, Senioren und Wohnen der Stadt Krefeld
Herausgeber der umfassenden Informationsbroschüren „grau und schlau“ und dem
„Krefelder Demenzwegweiser“. Beide Broschüren werden regelmäßig überarbeitet
und kostenlos an Krefelder Bürger herausgegeben.
Bewertung des Angebots
Die Versorgungslandschaft mit Beratungs- und Informationsangeboten sowie mit Kursen und Gesprächskreisen für pflegende Angehörige ist in Krefeld recht gut ausgebaut. Wichtig ist hier vor allem eine umfassende, neutrale und trägerunabhängige
Beratung, welche die Fülle der Angebote transparent darstellt. An erster Stelle sind
diesbezüglich daher die Pflegeberatung und Altenhilfe sowie die Wohnberatungsstelle
der Stadt Krefeld zu nennen. Der wachsende Bedarf an Information und Beratung
kann hier insbesondere an den zunehmenden Anfragen und Fallübernahmen festgemacht werden. Die Wohnberatung verzeichnet in den letzten Jahren eine kontinuierliche Zunahme der Fallzahlen, insbesondere solche, die mit baulichen Veränderungen
verknüpft sind. Auch bei der Pflegeberatung und Altenhilfe steigt die Anzahl der Beratungen in den Sprechstunden und bei Hausbesuchen. Mit dem Aufbau des kommunalen Pflegestützpunktes und seiner Dependancen in den Außenbezirken wurde neben
einer bezirklichen, zugehenden Beratung vor allem auch ein bedarfsgerechtes Fallmanagement vor Ort realisiert.
Auch die in den Altenclubs und Begegnungsstätten angebotene Seniorenberatung
(z. B. in „Em Cavenn“, „Seniorentreff im Konvent“, oder „Die Brücke“) wird nach Ein-
66
Kommunale Pflegeplanung für die Stadt Krefeld (Stand 2011/2012)
schätzung der Leitungskräfte inzwischen verstärkt angenommen, auch wenn es hier
sicherlich Qualitätsunterschiede in der Art und Weise der Beratung gibt.
Insbesondere ist es bei den Beratungsstellen jedoch nicht unerheblich, wo diese im
Stadtgebiet angesiedelt und auch wie sie für ältere Menschen erreichbar sind. Günstig
sind hier grundsätzlich wohnortnahe und fußläufig zu erreichende Beratungsmöglichkeiten. Sehr viele Beratungsstellen sind jedoch immer noch eher zentrumsnah gelegen und werden von den Senioren aus den Vororten Krefelds eher selten aufgesucht.
Aber auch die neu installierten und dezentral gelegenen Pflegestützpunkte bzw. Dependancen werden nicht alle gleich gut angenommen. Diese sind für die Senioren
entweder nicht komfortabel erreichbar und finden keine Beachtung, da sie nicht auf
dem täglichen Einkaufs- oder Spazierweg liegen (z. B. Pflegestützpunkt der Pronova
BKK) oder es fehlt nach Einschätzung der Pflegeberatung und Altenhilfe noch an der
Akzeptanz für ein Beratungsangebot, welches nicht in einer bereits gewachsenen und
regelmäßig aufgesuchten Anlaufstelle für Senioren zu finden ist (z. B. Fabrik Heeder
als Pflegestützpunkt der Stadt Krefeld).
Zusammenfassend lässt sich dennoch festhalten, dass die Angebotspalette im Bereich
Information und Beratung in Krefeld zwar durchaus vielfältig und gut ausgebaut ist,
jedoch gerade in den äußeren Stadtteilen oftmals keine oder wenige Anlaufstellen
vorhanden sind. Wohnortnähere und gut erreichbare Einrichtungen, die nach Möglichkeit in bereits vorhandene und akzeptierte Angebotsstrukturen für Senioren integriert
werden, wären daher wünschenswert.
Prognostizierter zukünftiger Bedarf
Wie bei bisher allen Angeboten im komplementären Bereich, ist auch hier davon auszugehen, dass der Bedarf an Information und Beratung in Zukunft weiter zunehmen
wird. Sei es, weil eine wachsende Zahl Senioren sich präventiv informieren möchte
oder weil die Pflege zu Hause, und damit die Nachfrage seitens pflegender Angehöriger, ein immer wichtigeres Thema wird. In diesem Zusammenhang werden insbesondere auch die Pflegekurse und die Gesprächskreise für pflegende Angehörige weiter
an Bedeutung gewinnen. Da in den kommenden Jahren mit immer mehr an Demenz
erkrankten Senioren zu rechnen ist, wird der Beratungsbedarf auch gerade für diese
Personengruppe weiter ansteigen. Überhaupt bringt eine zukünftig wohl noch stärker
anwachsende Zahl an Anbietern und Leistungen auf dem Pflegemarkt für den Ratsuchenden zwangsläufig den Wunsch nach mehr Transparenz durch Information und
Beratung mit sich.
Mögliche Maßnahmeplanungen
Mit Beratung und Information kann dazu beigetragen werden, die Bereitschaft älterer
Menschen, sich mit bestimmten Themen aktiv auseinander zu setzen, zu steigern. Einige Dienstleistungen (z. B. Nachtpflege, aber auch die Tagespflege) sind in der Krefelder Bevölkerung noch nicht sehr bekannt. Die Inanspruchnahme solcher Angebote
würde sicherlich mit entsprechendem Bekanntheitsgrad zunehmen. Grundsätzlich
wichtig ist es, dass vorrangig wohnortnahe Angebote, die auch von Senioren noch
alleine aufgesucht werden können, vorgehalten werden.
Kommunale Pflegeplanung für die Stadt Krefeld (Stand 2011/2012)
67
Der weitere Ausbau der dezentralen Beratungs- und Unterstützungsstruktur, bei
der möglichst in allen Stadtbezirken Krefelds fußläufig zu erreichende Beratungs- und Informationsstellen eingerichtet werden, ist daher weiterhin ein
wichtiges Ziel der kommunalen Pflegeplanung der Stadt Krefeld. Wichtig für die
hilfebedürftigen Senioren ist zum einen die Begleitung und Unterstützung einer
bezirklich arbeitenden und aufsuchenden Alten- und Pflegeberatung; zum anderen sollten für diese Zielgruppe aber auch weitere, dezentrale Beratungsstandorte eruiert werden. Beratungsbüros in den Quartieren ermöglichen verbesserte Kenntnisse über stadtteilbezogene Informationen und das Angebot
lokaler Netzwerke.
Darüber hinaus sollte der Bekanntheitsgrad der vielfältig in Krefeld erbrachten Leistungen und der Anlaufstellen durch intensive Öffentlichkeitsarbeit gesteigert werden.
An dieser Stelle setzen der Seniorenratgeber „grau und schlau“ und der „Krefelder
Demenzwegweiser“ schon an, die eine Art Brückenfunktion innehaben.
Es wäre jedoch zusätzlich wichtig, die Senioren und deren Angehörige gezielt
und in ihrem Wohnumfeld anzusprechen, um auf Beratungs- und sonstige Angebote vor Ort aufmerksam zu machen.
6.4. Sonstige Freizeitangebote
In diesem Abschnitt werden fast ausschließlich Angebote der Krefelder Sportvereine
aufgeführt, die speziellen Sport für Senioren anbieten. Auch dieser Bereich sollte unbedingt zur komplementären Versorgungsstruktur hinzugezählt werden, da gerade die
regelmäßig stattfindenden Sportangebote sich in vielerlei Hinsicht positiv auf das Leben von Senioren auswirken können. Zum einen ist hier der gesundheitliche und damit präventive Aspekt zu nennen, zum anderen kann der wöchentliche Besuch der
Sportgruppe zu mehr Struktur im Alltag sowie Geselligkeit unter Gleichgesinnten führen. Vereinsamungstendenzen, gerade bei alleinlebenden Senioren, kann so unter
Umständen vorgebeugt werden.
Bestandsaufnahme
In Krefeld bieten zahlreiche Sportvereine Seniorensport und Freizeitangebote für Senioren an. Das Angebot reicht von Gymnastik, Schwimmen, Wandern, Tanzen, Tischtennis, Yoga, Entspannungsübungen, Walking, Kegeln und Kartenspielen über PC- und
Englischkurse, Literaturkreis, Chor und Bastelgruppen. Oftmals steht neben dem
Sport auch die Geselligkeit mit im Vordergrund, die durch gemeinsame Ausflüge und
Feste gefördert wird. Fast in jedem Stadtbezirk gibt es zahlreiche Möglichkeiten, sich
im Alter aktiv zu betätigen. Der Verein mit dem umfangreichsten Angebot ist hier der
„Verein für betagte Bürger Krefeld e. V.“ mit ca. 2.300 Mitgliedern. Ziel des Vereins ist
es, Angebote für Senioren in sportlichen, künstlerischen, kulturellen und geselligen
Bereichen zu schaffen. So werden über 30 Freizeitangebote in verschiedenen Krefelder Stadtteilen sowie im „Haus 43“ auf der Moerser Straße (Cracau-Bleichpfad) angeboten.
Nachfolgend aufgeführt sind alle Träger „sonstiger Freizeitangebote“, deren Angebote
nicht schon im Zusammenhang mit der Bestandsaufnahme von Tagespflegen, Demenzcafés oder Altenclubs erwähnt wurden:
68
Kommunale Pflegeplanung für die Stadt Krefeld (Stand 2011/2012)
Sonstige Freizeitangebote für Senioren in Krefeld
Name des Anbieters
Angebot
Zahlreiche Angebote im Bereich Sport,
Sport für betagte Bürger e.V.
PC Kurse, Chor, Unternehmungen etc.
TV Jahn Bockum 01 e.V.
altersgerechter Seniorensport
TV Krefeld Oppum 1894
Seniorengymnastik
e. V.
Statistischer Bezirk
Angebot in sehr vielen
stat. Bezirken
Bockum-Stadtwald
Oppum-Oppum
Verberger Turnverein 1914
e.V.
Gymnastik, Wassergymnastik, Geselligkeit, Wandern
Bockum-Sollbrüggen,
Gartenstadt-Gartenstadt,
Traar-West, UerdingenMarkt
Mousemobil
PC Kurse für Senioren
Dießem/LehmheideDießem
Gymnastik
Fischeln-Stahldorf
Gymnastik für Senioren
Fischeln-Königshof
Frauenturnverein Stahldorf
66
Fischelner Turnverein 1905
e.V.
Fischelner Sportverein 1998
e.V.
Netzwerk Fischeln
Seniorensportgruppe, Tanz, Gehirnjogging
Nordic Walking, Thai Chi, Schottische
Tänze
Fischeln-Königshof
Fischeln-West, FischelnStahldorf
MTV Krefeld 1956 e.V.
Gymnastik, Yoga, Entspannung,
Gartenstadt-Elfrath,
Kemp. Feld/BaackeshofKemp. Feld
Inrather Turnverein 1899
e.V.
Wirbelsäulengymnastik, Gymnastik "fit
ab 50"
Kempener
Feld/Baackeshof - Kempener Feld
SC Bayer 05 Uerdingen
Turnverein Burgfried Linn
Turnclub Krefeld 1925 e. V.
Bürgerinitiative "Rund um St.
Josef e. V."
Schwimmverein Poseidon
Krefeld 1923 e. V.
Turnverein Uerdingen 1875
e.V.
SG 76 Uerdingen
Lindentaler Tennisclub 1974
e. V.
Reha u. Behinderten-SportGemeinschaft Krefeld
TuS Gatherhof 1970 e. V.
Kneipp-Verein Krefeld
Ausflüge, Kartenspiele, Ausdauer,
Wandern, Reha Gruppe etc.
Gymnastikgruppen für Männer und
Frauen ab 50 Jahren
Gymnastik
Uerdingen-Stadtpark
Linn-Linn
Stadtmitte-Südring
Gymnastik für Seniorinnen
Stadtmitte-Südring
Wassergymnastik
Gartenstadt
Gymnastik, Wandern, Ballspiele
Uerdingen-Markt
Breitensport ab 55 Jahren
Uerdingen-Stadtpark
Tennis für Senioren, Geselligkeit
Benrad Süd-Gatherhof
Inrath/Kliedbruch - Inrath,
Bockum Stadtwald,
Wirbelsäulen-Gymnastik, Schwimmen,
Traar-West, Gartenstadt,
Wassergymnastik, Bogenschiessen,
UerdingenSegeln
Hohenbudberg, Stadtmitte-Südring
Seniorengymnastik für Frauen
Oppum-Oppum
Rückenschule, Gymnastik für SenioStadtmitte-Stadtgarten,
ren, gesellige Tänze
Fischeln-Königshof
SSF Aegir Uerdingen 07
Aqua-Fitness für Senioren
Gartenstadt-Gartenstadt
e. V.
(Grundlage: Umfrage des FB Soziales, Senioren und Wohnen im Januar 2012)
Kommunale Pflegeplanung für die Stadt Krefeld (Stand 2011/2012)
69
Bewertung des Angebots
Das Angebot richtet sich meist an Personen ab 50 oder 55 Jahren. Angesprochen wird
daher hauptsächlich die Altersgruppe der „jungen Senioren“, jedoch nehmen auch
durchaus viele „mittlere“ und vereinzelt auch „ältere Senioren“ daran teil. Obwohl die
Zahl der weiblichen Senioren in den Kursen überwiegt, gibt es auch einzelne Angebote, die sich speziell an männliche Senioren richten. Die in der Umfrage von den Anbietern angegebenen Kursstärken machen deutlich, dass das Angebot Seniorensport in
Krefeld flächendeckend gut angenommen wird. Positiv zu beurteilen ist auch, dass in
nahezu jedem Stadtbezirk Angebote vorgehalten werden und so von einer umfangreichen und ortsnahen Versorgung ausgegangen werden kann. Da gerade bei den Angeboten der örtlichen Sportvereine die Mitglieder meist aus dem nahen Einzugsbereich
der jeweiligen Sportstätte kommen, ist hier ein quartiersnahes Angebot auch besonders wichtig.
Prognostizierter zukünftiger Bedarf
Mit steigender Seniorenzahl in den kommenden Jahren wird sicherlich auch die Nachfrage nach Freizeitangeboten größer werden. Zum einen, weil Senioren durch Sport
präventiv etwas für ihre Gesundheit tun wollen, zum anderen, weil sie in geselliger
Runde und unter Gleichgesinnten ihre Freizeit verbringen wollen. Schon heute sind
viele Senioren aufgrund gestiegener Lebenserwartungen und lang anhaltender Gesundheit noch bis ins hohe Alter sehr aktiv und vielseitig interessiert; in Zukunft werden es eher noch mehr sein.
Die Umfrage unter den Anbietern hat zudem ergeben, dass durchaus viele alleinlebende Senioren an den Freizeitangeboten teilnehmen. Da in Zukunft von einer zunehmenden Anzahl an Einpersonenhaushalten auszugehen ist, werden diese Freizeitangebote, vor allem vor dem Hintergrund der Vermeidung von Vereinsamung, immer
mehr an Bedeutung gewinnen.
Mögliche Maßnahmeplanungen
Da bereits heute eine vielseitige und stadtweite Angebotspalette vorhanden ist, die
auch entsprechend nachgefragt wird, wird auch in Zukunft von Seiten der Stadt Krefeld nicht unbedingt regulierend einzugreifen sein. Dies soll jedoch nicht bedeuten,
dass von dort aus überhaupt keine Initiative für ein neues Freizeitangebot ausgehen
kann. Um die zuvor als erstrebenswert erachteten Maßnahmeplanungen „Förderung
und Schulung von ehrenamtlichen Helfern“ oder „Ausbau des vorhandenen Netzes an
Altenclubs“ konkret umzusetzen, wäre auch durchaus an die Mitarbeit an einer weiteren Freizeiteinrichtung für Senioren zu denken.
Zunächst nur im Süddeutschen Raum bekannt, werden mittlerweile auch in einigen Städten in NRW, u. a. in Köln-Longerich, Düsseldorf und Leverkusen, und
sogar unterdessen im Krefelder Seniorenheim Gerhard-Tersteegen-Haus, sogenannte Senioren-/Generationenspielplätze betrieben. Da diese Begrifflichkeit
jedoch eher infantil und nicht ansprechend klingt, wird fortan von Bewegungsparks oder Fitnessparks für Senioren gesprochen. Diese sollen ältere Menschen dazu anregen, an der frischen Luft etwas für die Bewahrung ihrer motorischen Fähigkeiten, Gleichgewichtssinn und Kondition zu tun. Dabei sollen
70
Kommunale Pflegeplanung für die Stadt Krefeld (Stand 2011/2012)
durchaus auch generationenübergreifende Kontakte gefördert werden, da die
Bewegungsparks grundsätzlich allen Altersklassen offen stehen. Es wäre für
Krefeld zu überlegen, einen solchen Bewegungspark mit Sportgeräten, Denksportangeboten (Schach, Dame) und Ruhebereichen, ggf. in Zusammenarbeit
mit einem Sportverein, in Krefeld zu errichten. Zwecks Anleitung an den Geräten und Vermeidung von Verletzungen, könnte dieser unter Umständen stundenweise von entsprechend geschulten ehrenamtlichen Helfern beaufsichtigt
werden.
7. Wohnen im Alter
Zwischen der eigenen Wohnung mit eigenständiger Haushaltsführung auf der einen
und einem stationären Pflegeheimplatz auf der anderen Seite hat sich auf dem Pflegemarkt eine Vielzahl an unterschiedlichen Wohnformen für Senioren etabliert (z. B.
seniorengerechte/barrierefreie Wohnungen, Betreutes Wohnen/Service Wohnen,
Wohnen in Mehrgenerationen-Wohnprojekten oder Senioren-Wohngemeinschaften).
Eine abschließende und vollständige Bestandsaufnahme über das vorhandene Angebot an diesen Wohnformen im Krefelder Stadtgebiet erweist sich jedoch als unmöglich. Da die einst mit öffentlichen Mitteln geförderten Altenwohnungen nicht mehr der
Zweckbindung für diesen Personenkreis unterliegen, werden sie in keiner Statistik
mehr geführt, obwohl sie weiterhin den Anforderungen entsprechen. Da mit Hilfe der
städtischen Wohnraumvermittlung so nur ein beschränkter Überblick über vorhandene barrierefreie bzw. barrierearme und seniorengerechte Wohnungen erzielt werden
kann, kann die Bestandserhebung für diesen Bereich naturgemäß nicht vollständig
ausfallen. Auch über geplante Projekte privater Investoren ist bislang zum Teil wenig
bekannt.
Seit März 2012 hat der Fachbereich Marketing und Stadtentwicklung der Stadt Krefeld
jedoch die Kontaktstelle „Neue Wohnformen“ ins Leben gerufen. Sie dient als Anlaufstelle in Belangen des gemeinschaftlichen, nachbarschaftlich orientierten Wohnens in
Krefeld und bringt durch den Aufbau einer Datenbank, Interessenten und Anbieter
neuer Wohnformen zusammen. Durch den Austausch mit dieser Stelle sind bereits
einige geplante Wohnprojekte für Senioren beim Fachbereich Soziales, Senioren und
Wohnen bekannt geworden.
Die häufigste Wohnform im Alter ist jedoch das Leben in der eigenen Wohnung. Nach
der Berufsaufgabe wandeln sich die eigenen vier Wände häufig vom Rückzugsbereich
zum Lebensmittelpunkt. Viele Ältere verbringen die meiste Zeit des Tages in ihrer
Wohnung. Gerade bei eingeschränkter Mobilität sind die Wohnbedingungen daher ein
wichtiger Faktor für die Aufrechterhaltung der selbstständigen Lebensführung. Sie
müssen so gestaltet sein, dass ein Leben dort auch bei Hilfe- und Pflegebedarf möglich ist. Wie bereits unter Kapitel 2.5. beschrieben, lebt heute fast jeder dritte Krefelder über 60 Jahren (31,1 %) in einem Einpersonenhaushalt. Bei den Senioren über 80
Jahren liegt dieser Anteil sogar bei 43,8 %. Besonders häufig sind es dabei die Seniorinnen, die alleine in einer Wohnung leben; bei den über 80-Jährigen macht ihr Anteil
bereits 81,8 % aus.
In der folgenden Bestandsaufnahme sollen die unterschiedlichen Wohnformen kurz
skizziert werden und das vorhandene Angebot in Krefeld so vollständig wie möglich
vorgestellt werden. Es bleibt an dieser Stelle aber anzumerken, dass sich diese Wohnformen je nach Art der Ausgestaltung zum Teil sehr ähneln und Übergänge hier naheKommunale Pflegeplanung für die Stadt Krefeld (Stand 2011/2012)
71
zu fließend erscheinen mögen. Klare Abgrenzungen sind daher nur bedingt möglich.
Gemessen an dem Grad der jeweiligen Unterstützung durch Dritte lässt sich festhalten, dass dieser beim Betreuten Wohnen am höchsten ist. Bei den sonstigen Angeboten des gemeinschaftlichen Wohnens können im individuellen Bedarfsfall zwar auch
Unterstützungsleistungen in Anspruch genommen werden, ein Paket von Leistungen,
geregelt per Betreuungsvertrag, wird hierbei jedoch nicht grundsätzlich vereinbart.
Bestandsaufnahme
Betreutes Wohnen/Service Wohnen
Obwohl Alter nicht zwangsläufig mit Pflegebedürftigkeit einhergeht, wünschen sich
viele Senioren, gerade in Zeiten zurückgehender familiärer Strukturen, ein gewisses
Maß an Versorgungssicherheit. Diesem Wunsch trägt eine Vielzahl an Projekten des
sogenannten Betreuten Wohnens bzw. Service Wohnens Rechnung. Abhängig von der
jeweiligen Konzeption und der angesprochenen Zielgruppe werden diese betreuten
Wohnanlagen ergänzt um die unterschiedlichsten Zusatzleistungen, wie zum Beispiel
pflegerische/vorpflegerische Angebote, Hausmeisterdienste oder soziale Betreuung.
Die Selbstständigkeit der Bewohner bleibt somit weitestgehend erhalten; benötigte
Hilfen können bedarfsgerecht angefordert werden. Einrichtungen des betreuten Wohnens sind somit in der Lage, einen Teil der in früheren Jahren klassischerweise in Seniorenheimen versorgten älteren Menschen aufzufangen.
Der Begriff „Betreutes Wohnen“ ist nicht gesetzlich geschützt. Er stellt vielmehr einen
Sammelbegriff für unterschiedlich organisierte Kombinationen von Wohnen und
Betreuung dar. Betreutes Wohnen definiert sich letztlich als Wohnform für ältere
Menschen, die in barrierefreien und somit seniorengerechten Wohnungen leben und
aufgrund eines abgeschlossenen Betreuungsvertrags ein Paket von Grundleistungen
erhalten, sowie zusätzliche Wahlleistungen in Anspruch nehmen können. Seit dem
Jahr 2004 gibt es das vom Land NRW herausgegebene „Qualitätssiegel Betreutes
Wohnen für ältere Menschen Nordrhein-Westfalen“, welches den Bürgern die Beurteilung von Angeboten erleichtern soll.
In Krefeld gibt es derzeit neun Angebote im Bereich Betreutes Wohnen/Service Wohnen, die zusammen 592 Wohneinheiten vorhalten. Vier Einrichtungen dieser Wohnform sind einer Altenpflegeeinrichtung direkt angegliedert („Kursana Residenz“, „Seniorenresidenz Hanseanum“, „Seniorenresidenz SESAM“ und „Lazarus Haus“), eine
(„Seiden Carre“) liegt in Nachbarschaft zur Altenpflegeeinrichtung „GerhardTersteegen-Haus“. Alle Anbieter unterscheiden sich erheblich hinsichtlich der Anzahl
der verfügbaren Wohnungen, deren Größe, Höhe der Miete und dem Angebot an Basis- und Zusatzleistungen. Die „Residenz Hansastraße 87“ des Gemeinsam e. V. Krefeld stellt darüber hinaus insofern eine Besonderheit dar, als dass sie eine ambulant
betreute Wohngemeinschaft für Menschen mit Demenz und Pflegebedarf ist.
72
Kommunale Pflegeplanung für die Stadt Krefeld (Stand 2011/2012)
Betreutes Wohnen/Service Wohnen in Krefeld
Name
Kursana Residenz
Seniorenresidenz
Hanseanum
Träger
Kursana social care
GmbH
Wohnungen
Statistischer Bezirk
100
Stadtmitte-Südring
Caritasverband
135
Stadtmitte-Südring
53 Wohnungen (12 weitere für 2012
geplant)
45 (Ein- und
Zweiraumwohnungen)
Seniorenresidenz
SESAM
SESAM GmbH
Lazarus Haus
Lazarus Hilfswerk
Deutschland e. V.
Seiden Carré
LPV mbH
86
Dießem/LehmheideDießem
Betreutes Wohnen
beim Gemeinsam e.V.
Gemeinsam e. V.
93
Cracau-Schinkenplatz
Inrath/Kliedbruch-Inrath
Hüls-Ortskern
Residenz Hansastr. 87
Gemeinsam e. V.
9 Plätze
Cracau-Stephanplatz
Service-Wohnen am
Dießem/LehmheideDRK Schwesternschaft 24 (1-2 Pers.)
vom-Bruck-Platz
Lehmheide
Seniorenresidenz
Kein Träger, da aus47
Hüls-Flöthbach/Plankerdyk
Porthof (Wohnen mit
schließlich EigentumsService)
wohnungen
(Stadt Krefeld, FB Soziales, Senioren und Wohnen, Stand Januar 2012)
Betreutes Wohnen/Service Wohnen – Angebote in Planung
Name
Ambulant Betreutes
Wohnen im "Mississippi-Hochhaus"
Betreutes Wohnen,
Alte Gladbacher
Str. 21
Betreutes Wohnen
in der Seniorenresidenz "Am Bismarckviertel", Uerdinger Str. 134, ab
April 2012
Träger
Hauseigentümer
des "MississippiHochhauses" in
Koop. mit der Krefelder Seniorenhilfe
Wohnungen
Statistischer Bezirk
70 barrierefreie
Wohnungen
Cracau-Bleichpfad
Eigentümer
Neubau eines Altenpflegeheims mit angegliedertem Betreutem
Wohnen; Pläne liegen
noch nicht vor
Dießem/LehmheideLehmheide
Residenz-Gruppe
Bremen
5 barrierefreie Eigentumswohnungen im
oberen Bereich des
Altenpflegeheims mit
zubuchbaren Servicemöglichkeiten
Cracau-Cracau
(Stadt Krefeld, FB Soziales, Senioren und Wohnen, Stand Januar 2012)
Öffentlich geförderte Altenwohnungen/barrierefreie Umbauten im Bestand
Altenwohnungen sind spezielle Wohnangebote für ältere Menschen, die sich durch
eine entsprechende bauliche Gestaltung (Barrierefreiheit nach festgeschriebenen
Standards) auszeichnen und auch sonst die Bedarfslagen von Senioren berücksichtigen. Sie sind entweder in den normalen Wohnungsbestand eingestreut oder werden
in besonderen Wohnanlagen angeboten.
Kommunale Pflegeplanung für die Stadt Krefeld (Stand 2011/2012)
73
Nach Angaben des Fachbereichs 50, Soziales, Senioren und Wohnen –Wohnraumvermittlung- gab es im Jahr 1997 in Krefeld insgesamt 997 Altenwohnungen, die mit
öffentlichen Mitteln gefördert wurden. Mittlerweile ist für die meisten dieser Wohnungen jedoch die Zweckbindung seit Jahren abgelaufen, sodass eine abschließende
Übersicht über dieses Angebot fehlt. Die Wohnraumvermittlung listet aktuell 264 Altenwohnungen mit Belegungsbindung, verteilt über das Krefelder Stadtgebiet, auf.
Seit dem Jahr 1998 müssen sämtliche geförderte Neubauwohnungen im Sinne der DIN
18040 (vormals 18025) Teil II barrierefrei geplant und gebaut werden. Diese verbindliche Einführung der Barrierefreiheit kommt demnach allen Menschen mit Mobilitätseinschränkungen zugute. Die einst speziell für Senioren gestalteten Altenwohnungen
wurden durch barrierefreie Wohnungen für alle Altersgruppen abgelöst. An barrierefreien Sozialwohnungen gibt die Wohnraumvermittlung 547 öffentlich geförderte
Wohnungen in ganz Krefeld an. Da jedoch keine Meldepflicht für diese Wohnungen
besteht, ist auch hier davon auszugehen, dass diese Übersicht nicht vollständig ist
und die Anzahl barrierefreier Wohnungen noch höher ist.
Stadtteil
Altenwohnungen
barrierefreie
Wohnungen
139
13
38
65
25
Benrad-Nord
Bockum
8
Craucau
20
Dießem/Lehmheide
32
Fischeln
2
Gartenstadt
44
Hüls
2
4
Inrath/Kliedbruch
6
1
Kempener Feld/Baackeshof
21
Linn
20
Oppum
4
55
Stadtmitte
79
96
Uerdingen
67
70
264
547
Insgesamt
(Quelle: FB Soziales, Senioren und Wohnen – Wohnraumvermittlung)
Im Rahmen der durchgeführten Umfrage zur Fortschreibung der Kommunalen Pflegeplanung, bei der unter anderem sämtliche bekannte Akteure zum Thema Wohnangebote für Senioren befragt wurden, konnten weitere Seniorenwohnungen ermittelt
werden: Größter Krefelder Anbieter mit derzeit stadtweit 428 seniorengerechten
Wohnungen (öffentlich gefördert oder frei finanziert) ist die Wohnstätte Krefeld. Des
Weiteren wurde bekannt, dass die Ev. Altenhilfe der Diakonie in Krefeld gGmbH 41
seniorengerechte Wohnungen in Bockum und Uerdingen anbietet. Die Ev. Freikirchliche Gemeinde verfügt über sechs Wohnungen in Cracau, von denen bereits zwei seniorengerecht umgebaut wurden. Die kath. Pfarre zu den Heiligen Schutzengeln bietet
24 Wohneinheiten für Senioren, davon sechs behindertengerechte Wohnungen, in
Oppum. Ebenfalls werden in dem Gebäudekomplex ein Gemeinschaftsraum und ein
Hausmeisterdienst für die Bewohner angeboten.
Darüber hinaus sind, insbesondere auch im Zuge mit Neubauten von Seniorenheimen,
einige konkrete Planungen bekannt geworden.
74
Die Städtischen Seniorenheime Krefeld gGmbH planen 27 Seniorenwohnungen
mit zubuchbaren Serviceangeboten in Anbindung an den Neubau „De-GreiffStift“
Kommunale Pflegeplanung für die Stadt Krefeld (Stand 2011/2012)
Weitere 22 Seniorenwohnungen mit Service planen die Städtischen Seniorenheime Krefeld gGmbH am „Seniorenheim Westparkstraße“
Die „BELLINI-Seniorenresidenz“ möchte 30 barrierefreie und frei finanzierte
Wohnungen neben seiner Altenpflegeeinrichtung schaffen
Ein Investor plant auf der Kölner Straße den Bau eines Seniorenwohnhauses
über vier Etagen mit 39 barrierefreien Wohnungen
Ein weiteres Projekt sieht den Bau von 30 barrierefreien Wohnungen in einem
Wohn- und Geschäftskomplex an der Leyentalstraße in Cracau vor
Weitere Projekte unterschiedlicher Anbieter sind zwar bekannt, aber in ihrer
Planung noch zu unkonkret, als das sie hier aufgeführt werden könnten
Dem steigenden Bedarf nach barrierefreiem Wohnraum sollte aber nicht ausschließlich der Neubau von Wohnprojekten entgegengesetzt werden. Eine große Bedeutung
kommt hier der Schaffung barrierefreier Wohnangebote im Bestand durch Modernisierung und Umbau zu. Seit Beginn des Jahres 2006 besteht hierfür das Förderangebot
„Bestandsinvest“ des Landes Nordrhein-Westfalen. Dieses soll durch die Gewährung
von zinsgünstigen Darlehen dazu beitragen, differenzierte Wohnangebote im Bestand
insbesondere für ältere und pflegebedüftige Menschen zu schaffen, damit diese langfristig in ihrer vertrauten Umgebung wohnen bleiben können. Mit Hilfe des Förderprogrammes können Barrieren in bestehenden Mietwohnungen, Eigenheimen und
Eigentumswohnungen reduziert werden. Beispiele hierfür sind etwa die barrierefreie
Umgestaltung des Bades oder der Küche, der Einbau neuer, verbreiteter Türen oder
der erstmalige Einbau eines Aufzuges. Laut Auskunft des Fachbereichs 21, Finanzservice und Liegenschaften -Wohnungsbauförderung- der Stadt Krefeld sind im Jahr 2011
nach den „Richtlinien für investive Maßnahmen im Bestand“ ein privater Badumbau
und zwei umfangreichere Umbauten von Gebäuden mit 16 bzw. 7 Wohnungen gefördert worden.
Gruppenwohnungen/“Senioren-WG´s“
Seit dem Jahr 2003 fördert das Land NRW im Rahmen der sozialen Wohnraumförderung neue Wohnformen u. a. für Senioren und Menschen mit einer Behinderung. Die
Förderung umfasst, neben der Errichtung von Pflegewohnplätzen in stationären Pflegeeinrichtungen und deren bauliche Anpassung an die heutigen Wohn- und Nutzungsqualitäten, auch die Schaffung von Gruppenwohnungen. Bezüglich deren Ausgestaltung und Zielgruppen gibt es landesweit sehr vielfältige Modelle. Grundsätzlich
definieren sich Gruppenwohnungen jedoch als großzügige Wohnanlagen, die aus individuellen Wohnbereichen und zentralen Gemeinschaftsbereichen bestehen. Es leben dort bis zu acht Senioren zusammen, deren Individualbereich entweder als Appartement oder als Wohnschlafraum, ohne persönlichen Küchenbereich und Nasszelle,
ausgestattet ist. Jeder Bewohner schließt einen eigenen Mietvertrag über den jeweiligen Individualwohnraum einschließlich eines Nutzungsrechts an den gemeinschaftlichen Wohnräumen ab. Wahlleistungen hinsichtlich ambulanter Service- und Pflegeleistungen können individuell vereinbart werden und sind nicht an den Mietvertrag
gekoppelt.
Bislang ist nur eine Senioren-Wohngemeinschaft in Krefeld bekannt. Auf dem Frankenring 57 (Stadtmitte) bietet ein privater Träger mit dem „Wohnzimmer 57“ eine WG für
Menschen mit Demenz nach dem Berliner Modell an. In familiärer Atmosphäre leben
hier neun demente Senioren so selbstständig und selbstbestimmt wie möglich zusammen. Die Mitarbeiter eines ambulanten Pflegedienstes bieten eine 24-StundenBetreuung und helfen neben der Pflege bei der Hausarbeit, gehen mit den Bewohnern
einkaufen oder kochen gemeinsam mit ihnen. Den Mittelpunkt der Wohnung bildet ei
Kommunale Pflegeplanung für die Stadt Krefeld (Stand 2011/2012)
75
großer Gemeinschaftsraum, von dem die neun Bewohnerzimmer abgehen. Des Weiteren stehen eine Gemeinschaftsküche sowie behindertengerecht ausgestattete Bäder
zur Verfügung.
Weiterhin ist im Bereich „Am Bismarckviertel“ in Cracau eine SeniorenWohngemeinschaft für vier bis fünf Senioren geplant. Neben einer 24-StundenBetreuung durch Pflegefachkräfte sollen vielfältige Freizeitangebote, ein Wäschedienst, Hausmeisterservice und die Reinigung der Zimmer das Angebot abrunden. Die
Städtischen Seniorenheime gGmbH beziehen in ihre Umbauplanungen am „Seniorenheim Westparkstraße“, ebenso wie im „Fischers-Meyser-Stift“, auch die Schaffung
von ein oder zwei ambulant betreuten Wohngruppen mit ein.
Mehrgenerationen-Wohnen/Integrierte Wohnprojekte
Eine besondere Ausgestaltung des gemeinschaftlichen Wohnens ist das Zusammenleben von Menschen verschiedener Lebensphasen in generationenübergreifenden
Wohnprojekten. In solchen Mehrgenerationenhäusern hat jede Partei ihre eigene
Wohnung. Darüber hinaus gibt es Gemeinschaftsräume für Aktivitäten und Austausch.
Leitgedanke ist hier insbesondere das gegenseitige Voneinander-Profitieren durch
Wissens- und Erfahrungsaustausch. Denkbar sind ebenfalls gegenseitige Hilfestellungen bei der Kinderbetreuung oder bei Einkäufen. Diese vom Bund geförderte Wohnform zählt zu den selbst organisierten Wohnformen und erfordert von allen Beteiligten
ein hohes Maß an Engagement und Solidarität. Meist werden für diesen speziellen
Zweck Häuser neu erbaut, möglich sind aber auch Umbauten in großzügigen Bestandsbauten. Träger von Mehrgenerationenhäusern können unter anderem Kommunen, Wohlfahrtsverbände, Vereine, Kirchen oder sonstige Initiativen sein. In Zeiten
fortschreitender Singularisierung und Vereinsamungstendenz im Alter kann solch ein
Wohnprojekt mit seiner familienersetzenden Struktur dazu beitragen, Negativfolgen
abzumildern.
In Krefeld ist derzeit nur ein bestehendes Mehrgenerationen-Wohnprojekt bekannt.
Auf der Gladbacher Straße 239 im Stadtbezirk Dießem/Lehmheide bietet der Verein
„Zukunftsforum Krefeld“ ein Mehrgenerationen-Wohnhaus mit drei Wohnungen für
Senioren an. Da diese jedoch nicht barrierefrei ausgestattet sind, kommen sie nur für
nicht mobilitätseingeschränkte Senioren in Betracht. In dem Haus leben derzeit zwölf
Bewohner unterschiedlichen Alters zusammen, die regelmäßig im Gemeinschaftsraum
zusammenkommen.
Als ein weiteres konkretes Projekt hat nun der Umbau des seit nunmehr einigen Jahren leer stehenden Gotteshauses St. Norbertus am Blumenplatz (statistischer Bezirk
Stadtmitte-Südring) begonnen. Ein privater Investor führt dort den Umbau des 400
Quadratmeter großen Kirchenschiffs zu einem Mehrgenerationenwohnhaus für junge
Familien, Singles und Senioren mit 22 öffentlich geförderten Wohnungen, bestehend
aus zwei bis vier Zimmern, durch. Eine Fertigstellung ist für das Jahr 2013 vorgesehen.
Bewertung des Angebots
Landes- und bundesweit ist in den vergangenen Jahren eine Vielfalt an neuartigen
Wohnformen für Senioren entstanden. Es ist daher davon auszugehen, dass diese
Entwicklung der Umorganisation von Wohnen und Pflege im Alter auch Auswirkungen
auf den Krefelder Pflegemarkt haben wird. In Krefeld zeichnet sich zwar ein wachsendes Interesse an neuen Wohnformen für Senioren ab, jedoch haben einige Nachbar76
Kommunale Pflegeplanung für die Stadt Krefeld (Stand 2011/2012)
städte und -gemeinden hier bereits deutlichen Vorsprung. Insofern besteht hinsichtlich des Bereitstellens von unterschiedlichen, bezahlbaren Wohnformen in Krefeld
durchaus Handlungsbedarf. Durch die Schaffung der „Kontaktstelle Neue Wohnformen“ ist aber bereits ein erster Schritt unternommen worden, um auf solche neuen
Wohnangebote aufmerksam zu machen sowie Interessenten und Anbieter zusammen
zu bringen.
Seit der verpflichtenden Schaffung von Barrierefreiheit in allen öffentlich geförderten
Neubauten und der Einführung des Förderprogrammes für barrierefreie Umbauten in
Bestandswohnungen, ist im Bereich des Wohnens in der eigenen Wohnung in den
letzten Jahren bereits einiges unternommen worden. Auch die zuvor aufgeführten
konkreten Planungen für weitere Seniorenwohnungen machen deutlich, dass dieser
Markt zu wachsen scheint. Inwieweit die Anzahl und die qualitative Ausstattung der
seniorengerechten Wohnungen jedoch bedarfsgerecht und deren Verteilung im Stadtgebiet ausreichend ist, kann an dieser Stelle nicht beurteilt werden. Auch nach Auskunft aller in dieses Thema involvierten Stellen innerhalb der Stadtverwaltung Krefeld
ist eine abschließende Aufstellung und Beurteilung der verfügbaren Seniorenwohnungen nicht möglich, da sich der Wohnungsmarkt in ständiger Bewegung befindet
und es keinen vollständigen Überblick über das Angebot gibt. Anfragen von Bürgern
nach seniorengerechten Wohnungen seien jedoch an der Tagesordnung. Der Wunsch
nach einem Leben in der eigenen Häuslichkeit bis ins hohe Alter ist bereits hinlänglich
bekannt.
Das Angebot im Bereich des Betreuten Wohnens ist gegenüber dem Angebot an seniorengerechten Wohnungen überschaubar und transparent. Eine Erhebung des Bestands war in diesem Fall abschließend möglich. Ob die 592 Wohneinheiten der neun
Anbieter aber für das gesamte Stadtgebiet ausreichend sind, kann schwerlich beurteilt werden. Sicher ist aber, dass die auf die Stadtmitte und Hüls konzentrierten
Wohnungen nicht den Ansprüchen einer flächendeckenden Versorgungsstruktur genügen; auch dann nicht, wenn im Bereich Stadtmitte der größte Anteil an Senioren in
Einpersonenhaushalten zu verzeichnen ist. Die Pflegeberatung und Altenhilfe der
Stadt Krefeld bestätigt, dass vermehrt ortsnahe Angebote gewünscht werden. Die
Wartelisten der Betreiber seien weitestgehend abgearbeitet, was zunächst auf ein
ausgeglichenes Angebots- und Nachfrageverhältnis schließen ließe. Fakt sei jedoch,
dass die überwiegende Mehrheit der Senioren die hohen Mietpreise nicht stemmen
könne. Vorgabe der Stadt Krefeld ist, dass die Kosten für das Betreute Wohnen die
Kosten für einen stationären Pflegeheimplatz nicht übersteigen dürfen. Aufgrund dessen und wegen der meist bereits nicht angemessenen Unterkunftskosten ist eine Anerkennung und (teilweise) Kostenübernahme für das Betreute Wohnen im Rahmen
des SGB XII bisher in der Regel nicht möglich. Eine Finanzierung muss daher allein aus
Eigenmitteln, bzw. bei Anerkennung einer Pflegestufe zusätzlich durch Zuschüsse der
Pflegekasse, erfolgen. Da der Anteil der Senioren, die sich diese Form des Wohnens
finanziell nicht leisten können, bereits heute sehr groß sein dürfte, wird in Zukunft
von Seiten der Stadt oder von Seiten der Träger solcher Wohneinrichtungen ein Umdenken dringend erforderlich werden.
Prognostizierter zukünftiger Bedarf
Angesichts der Herausforderungen, die die demografische Entwicklung in Krefeld erwarten lässt, wird das Thema „Wohnen im Alter“ auch in Zukunft immer mehr an Bedeutung gewinnen. Im Zuge fortschreitender Singularisierung durch den Abbau famiKommunale Pflegeplanung für die Stadt Krefeld (Stand 2011/2012)
77
liärer Strukturen etc. liegt der Anteil alleinlebender Senioren bereits heute bei 31,1 %
(19.563 Personen). Besonders betroffen sind hiervon die „älteren Senioren“ über 80
Jahren (43,8 %). Bis zum Jahr 2030 wird diese Altersgruppe jedoch stark anwachsen
(Zuwachsrate 44,0 %). Aufgabe der Krefelder Seniorenpolitik für die Zukunft muss es
daher bereits heute sein, für diesen Personenkreis ein vielfältiges, ausreichendes und
bedarfsgerechtes Wohnangebot mit entsprechenden Betreuungsmöglichkeiten auszuarbeiten.
Bei diesem steigenden Wohnraumbedarf in der nahen Zukunft kann es jedoch nicht
nur darum gehen, neue Wohnformmodelle oder mehr Angebote im Bereich des Betreuten Wohnens zu initiieren. Vielmehr sollte ein ausgewogener Angebotsmix vorgehalten werden, der sich kleinräumig vernetzt in die Wohnquartiere einfügt. Da die
Mehrheit der Senioren so lange wie möglich selbstständig in ihrer eigenen Wohnung
leben möchte, muss der Schwerpunkt entsprechend auf der seniorengerechten und
damit barrierefreien Umgestaltung von Wohnungen und deren Wohnumfeld liegen.
Das Pestel-Institut in Hannover hat in diesem Zusammenhang im Auftrag der Bau- und
Immobilienwirtschaft sowie der IG Bau den Wohnbedarf älterer Menschen für zahlreiche Kommunen in Deutschland ermittelt. In der Studie aus dem Jahr 2010 wurde ermittelt, dass in Krefeld bis zum Jahr 2025 ein Bedarf von 6.084 barrierefreien Wohnungen gegeben ist.
Ist ein Auszug dennoch auf Dauer unvermeidbar, sollten bedarfsgerechte Wohnmöglichkeiten flächendeckend und in vertrauter Umgebung verfügbar sein. Besonders
wichtig ist hierbei, dass es sich um für die Senioren bezahlbare Wohnformen handelt,
da die Versorgungslücke zwischen eigener Wohnung und stationärer Pflege ansonsten
kaum zu schließen sein wird. Das Betreute Wohnen beispielsweise muss auch für die
künftig immer größer werdende Gruppe der Senioren ohne ausreichende Renten- und
sonstige Einkünfte finanzierbar werden.
Mögliche Maßnahmeplanungen
Das Thema „Wohnen im Alter“, und hier insbesondere die Überlegung zur Ergreifung
richtungsweisender Maßnahmen, ist ein großer Bestandteil der gesamten kommunalen Pflegeplanung. Inhaltliche Überschneidungen zu dem unter Kapitel 8 ausführlich
erörterten Quartierskonzept als themenumfassenden Lösungsansatz sind daher unvermeidbar.
Die Bewertung des derzeitigen Angebots und die Prognosen für die Zukunft machen
deutlich, dass alle mit Seniorenarbeit befassten Akteure selbst aktiv werden und Impulse zur Umstrukturierung des Wohnangebots für ältere Menschen geben sollten.
Voraussetzung und Grundlage hierfür ist eine kleinräumige und umfassende Bedarfsund Angebotsanalyse, die jedoch in diesem Rahmen nicht abschließend und in aller
Vollständigkeit durchgeführt werden konnte. Dennoch haben die Ergebnisse der
durchgeführten Bestandsaufnahme die Versorgungslücken in Krefeld offenbart. Folgende Handlungsleitlinien und Maßnahmeplanungen lassen sich daher durchaus
hieraus ableiten:
a) Häusliche Wohnsituation stärken
Hierbei geht es darum, das Wohnen in der eigenen Häuslichkeit so zu gestalten, dass
ältere Menschen so lange wie möglich in vertrauter Umgebung leben und soziale Kontakte aufrecht erhalten können.
78
Kommunale Pflegeplanung für die Stadt Krefeld (Stand 2011/2012)
Schwerpunktmäßig sollte hier die bauliche Anpassung des Wohnungsbestandes
an barrierefreie Standards forciert werden (an private Hauseigentümer gerichtete, verstärkte Öffentlichkeitsarbeit zu Finanzierungsmöglichkeiten, Förderprogrammen etc., eventuell auch eigene finanzielle Förderung durch die Stadt).
Wichtig ist zudem der weitere Ausbau von komplementären Versorgungsstrukturen in den jeweiligen Wohnbezirken.
Des Weiteren sollten Unterstützungsstrukturen im Zusammenhang mit einer
dezentralen Beratungsstruktur (siehe Punkt e) ) geschaffen werden
Diese Investitionen der Stadt Krefeld in den Bestand wären ökonomisch gesehen äußerst sinnvoll, wenn dadurch verhindert werden könnte, dass Senioren aufgrund baulicher Unzulänglichkeiten ihre Wohnungen verlassen und in eine besondere Wohnform, wie etwa ein Altenpflegeheim, umziehen müssten.
b) Gestaltung eines altersgerechten Wohnumfeldes
Gemeint sind hier zum einen die barrierefreie Anpassung der direkten Wohnungsumgebung und zum anderen die Schaffung einer seniorengerechten Infrastruktur im jeweiligen Quartier. Zwar hat die Stadt Krefeld hier nur begrenzte Handlungsspielräume
(z. B. bezüglich fehlender, fußläufig erreichbarer Einkaufsmöglichkeiten, Ruhebänken
oder ungünstiger Busverbindungen), die jedoch vollständig ausgeschöpft werden sollten, um ein möglichst barrierearmes Wohnumfeld für alle Generationen zu schaffen.
Denkbar wäre hier z. B. im Rahmen der Förderung von ehrenamtlichem Engagement die konkrete Unterstützung von bürgerschaftlich organisierten Hilfen
(z. B. Nachbarschaftsnetzwerke).
c) Ausbau alternativer Wohnformen
Der alleinige Ausbau stationärer Pflegeplätze als Antwort auf den prognostizierten,
wachsenden Hilfe- und Pflegebedarf älterer Menschen ist weder in wirtschaftlicher
noch in sozialer Hinsicht zielführend. Vielmehr steigt das Interesse an unterstützten
Wohnformen im vertrauten Quartier als Mittelweg zwischen dem Leben in der eigenen
Wohnung und dem Pflegeplatz im Seniorenheim. Durch eine gezielte Förderung könnte die Stadt Krefeld den Ausbau solcher Wohnalternativen voranbringen.
Eine unmittelbare Einflussnahme auf das Wohnangebot könnte beispielsweise
durch das zur Verfügung stellen von städtischen Grundstücken oder Gebäuden
oder sogar durch das Initiieren von altersgerechten Wohnbauprojekten genommen werden.
In einem ersten Schritt wäre es jedoch wichtig,
in einer Umfrage vor Ort der Öffentlichkeit die verschiedenen Wohnformen im
Alter zunächst vorzustellen und dann die Senioren selbst nach ihren Wünschen
zu befragen.
Ein aus planerischer Sicht angestrebter, flächendeckender Angebotsmix in jedem
Quartier wäre unzweckmäßig, wenn bestimmte Wohnformen in einem Quartier überhaupt nicht gewünscht und nachgefragt würden.
Kommunale Pflegeplanung für die Stadt Krefeld (Stand 2011/2012)
79
Wie bereits zuvor erwähnt, wird künftig auch auf die Finanzierbarkeit ein
Schwerpunkt zu legen sein. Wie sich bereits heute beim Betreuten Wohnen abzeichnet, ist ein Platz in einer solchen Wohnform ohne eine (teilweise) Kostenübernahme nach dem SGB XII für die Mehrheit der Senioren nicht zu bestreiten.
d) Berücksichtigung besonderer Bedarfslagen
Eine außergewöhnliche Herausforderung stellt das Wohnangebot für Menschen mit
einem besonderen Pflege- und Betreuungsbedarf dar. Hierzu zählen vor allem demenziell veränderte Senioren, aber auch Senioren mit einer geistigen Behinderung. Bislang bietet nur der Verein Gemeinsam e. V. auf der Hansastraße 87 eine ambulant betreute Wohngruppe und ein privater Träger das „Wohnzimmer 57“ als SeniorenWohngemeinschaft für demenzkranke Senioren an.
Da die Anzahl von Menschen mit einem besonderen Unterstützungsbedarf in
Zukunft weiter ansteigen wird, sind bei der zukünftigen Projektförderung neuer
Wohnformen insbesondere auch die Interessen dieser Zielgruppe zu berücksichtigen. Auch hier spielt die Finanzierbarkeit für die Bewohner eine entscheidende Rolle.
e) Beseitigung von Informationsdefiziten und Ausbau von Beratungsstrukturen
Beratung, Information und Öffentlichkeitsarbeit sind wichtige Aktionsfelder, die sowohl ältere Menschen, als auch Planer und Initiatoren von Wohnprojekten in den Blick
nehmen müssen. Vorrangig sollte darüber informiert werden, wie das selbstständige
Wohnen in der eigenen Wohnung erhalten werden kann und welche sonstigen Wohnformen für Senioren in Krefeld angeboten werden. Mögliche Maßnahmen wären hier
der
Druck von Informationsbroschüren oder die regelmäßige Durchführung von Informationsveranstaltungen.
Um die Entwicklung bedarfsgerechter Wohnangebote jedoch vor Ort steuern und optimieren zu können, wäre eine gezielte Öffentlichkeitsarbeit, mit Raum zum gegenseitigen Austausch, in den kleinräumigen Wohnbezirken besonders geeignet. Umgesetzt
werden könnte ein Quartierskonzept durch den
Weiteren Ausbau einer dezentralen Beratungsstruktur. Durch die Einführung
der Pflegestützpunkte, neben den seit Jahren bestehenden Beratungsangeboten der Pflegeberatung und Altenhilfe sowie der Wohnberatung der Stadt Krefeld, konnte aber besonders durch die Dependancen des kommunalen Pflegestützpunktes der Ausbau einer Beratungsstruktur in den äußeren Stadtbezirken bereits vorangetrieben werden.
f) Kooperationen intern und extern verbessern
Ein wichtiger Ansatzpunkt, um die Entwicklung auf dem lokalen Wohnungsmarkt zu
steuern, ist die Optimierung der Zusammenarbeit aller eingebundenen Akteure. Damit
es nicht zu Fehlplanungen kommt, ist ein vernetztes Denken und Handeln erforderlich.
Zum einen müsste dies intern durch eine
Weitere Verbesserung der Kooperation zwischen Bau- und Sozialplanung
geschehen, zum anderen extern durch ein
80
Kommunale Pflegeplanung für die Stadt Krefeld (Stand 2011/2012)
engeres Zusammenwirken mit Partnern der Wohnungswirtschaft oder sonstigen
Beteiligten,
damit gemeinsame Projekte zum altersgerechten Wohnen vorangebracht werden können.
8. Zusammenfassende Bewertung, Bedarfsanalyse und Vorschläge für mögliche Maßnahmeplanungen
Nach der ausführlichen Betrachtung der Bevölkerungsstruktur und deren prognostizierten Entwicklung in den kommenden Jahren sowie der Evaluierung der ambulanten,
stationären und komplementären Versorgungsstrukturen, sollen die Angebote für Senioren in Krefeld noch einmal kurz zusammengefasst und abschließend im Einzelnen
bewertet werden. Hierbei wird der Fokus insbesondere auf die derzeitigen Versorgungslagen in den 45 statistischen Bezirken gelegt. Mit der Vorstellung eines umfassenden Quartierskonzepts werden schließlich konkrete Handlungsansätze für alle Bereiche aufgezeigt, mit deren Implementierung auf eine ausgewogene Versorgungslandschaft im gesamten Stadtgebiet Krefelds hingewirkt werden könnte.
Zur ambulanten Versorgungsstruktur zählen in Krefeld derzeit 35 ambulante Pflegedienste. Die stationäre Versorgungslandschaft umfasst aktuell 24 Altenpflegeheime
mit insgesamt 2.050 Plätzen, sechs Tagespflegeeinrichtungen mit insgesamt 91 Plätzen sowie zwei Einrichtungen der Kurzzeitpflege mit zusammen 32 solitären und 15
Einrichtungen mit zusammen 80 eingestreuten Kurzzeitpflegeplätzen. Als weitere
Wohnformen im Alter dienen derzeit neun Einrichtungen des Betreuten Wohnens mit
insgesamt 592 Plätzen, ein Mehrgenerationen-Wohnprojekt sowie zahlreiche barrierefreie und damit seniorengerechte Wohnungen, die durch unterschiedliche Anbieter
vermittelt werden.
Zu den komplementären Versorgungs- und Unterstützungsstrukturen zählen vorrangig
die pflegeergänzenden Dienste und vorpflegerischen Angebote. Sowohl im Bereich
„Hauswirtschaftliche Dienste“, als auch bei den „Besuchs- und Begleitdiensten“ ist
die Zahl der Anbieter groß, da diese Hilfen unter anderem von fast allen ambulanten
Pflegediensten angeboten oder zumindest vermittelt werden. Des Weiteren komplettieren sechs Mahlzeitendienste und sieben Mittagstische u. a. in den Seniorenheimen,
neun Anbieter von Hausnotrufsystemen, fünf Kranken-/Behindertenfahrdienste und
zwei
Fahrdienste
der
ambulanten
Pflegedienste,
einige
Umzugshilfen/Handwerkerdienste, fünf Demenzcafés und zwei Gruppen für Demenzkranke sowie ein Nachtcafé diese Art von Angebot. Im Stadtgebiet von Krefeld sind weiterhin 56
Altenclubs und Begegnungsstätten bekannt. Das Angebot an Beratungs- und Informationseinrichtungen umfasst neben den städtischen Einrichtungen (Kommunaler Pflegestützpunkt mit Dependancen, Pflegeberatung und Altenhilfe sowie Wohnberatungsstelle) auch zahlreiche Einrichtungen weiterer Träger (z. B. Pflegekassen, Wohlfahrtsverbände, ambulante Pflegedienste). Zum Bereich „Sonstige Freizeitangebote“ zählen
23 Sportvereine, die unter anderem spezielle Gruppen für Seniorensport anbieten.
Das Stadtgebiet von Krefeld darf jedoch nicht nur als Ganzes begriffen werden, sondern es muss vielmehr die Umsetzung eines kleinräumigen Quartierskonzepts verfolgt
werden. Unter „Quartier“ ist dabei eine überschaubare Wohnumgebung zu verstehen,
die laut Definition eine Größe von etwa 5.000 bis 15.000 Einwohnern haben sollte.
Wie bereits eingangs erwähnt, wurden auch für diese Pflegeplanung die 45 statistiKommunale Pflegeplanung für die Stadt Krefeld (Stand 2011/2012)
81
schen Bezirke der Stadt Krefeld zugrunde gelegt. In diesen leben durchschnittlich jeweils ca. 5.191 Personen, wobei Lehmheide mit 11.853 Einwohnern den am dichtesten und Hülbusch mit nur 179 Einwohnern den am geringsten besiedelten statistischen Bezirk darstellt (siehe hierzu auch die Tabelle auf den Seiten 2 und 3). Bei der
Bewertung der jeweiligen Infrastruktur im Bezirk wurden diese Größenunterschiede
jedoch entsprechend berücksichtigt.
Kernpunkt des Quartierskonzepts ist die kleinräumige Organisation und Vernetzung
von Angeboten. Damit ältere Menschen auf Dauer in ihrem vertrauten Wohnumfeld
bleiben können, müssen das Wohn- und Versorgungsangebot sowie die Möglichkeiten
zur Pflege sozialer Kontakte so beschaffen sein, dass ein Auszug aus der eigenen
Wohnung, selbst bei Eintritt von Hilfe- oder Pflegebedürftigkeit, so lange wie möglich
vermieden werden kann. Darüber hinaus sollten bedarfsgerechte Wohnformen im
Quartier vorgehalten werden, falls ein Umzug doch unvermeidbar werden sollte. Eine
solch engmaschige Organisationsstruktur sichert den sozialen Zusammenhalt und
schafft eine Identifikation mit dem eigenen Quartier. Gerade hinsichtlich abnehmender Unterstützung durch die eigene Familie ist dies eine entscheidende Voraussetzung für die Entwicklung von Eigeninitiative und bürgerschaftlichem Engagement. Der
dadurch entstehende Hilfemix aus Professionellen und Ehrenamtlern führt zu einer
bedarfsgerechten und umfangreichen Angebotspalette.
In der folgenden Tabelle werden die erhobenen Daten aus der Bestandsaufnahme
noch einmal kurz zusammengefasst und pro statistischen Bezirk im direkten Vergleich
miteinander dargestellt. Gleichzeitig soll durch die Kennzeichnung mit den Ampelfarben grün, gelb und rot eine Bewertung des jeweiligen Angebots im statistischen Bezirk erfolgen (Ist-Analyse). Bei dieser Bewertung werden Faktoren wie beispielsweise
„Art und Umfang des Angebots“, „Größe des Bezirks“, „Einwohnerstruktur“, „Angebote in angrenzenden Bezirken“ oder „bekannte Planungen“ mit einbezogen. Anzumerken sei hier überdies noch, dass je nach Angebot (z. B. bei der Bewertung der stationären Einrichtungen) nicht jeder statistische Bezirk im Einzelnen bewertet wird, sondern wie bereits in den Kapiteln zuvor beschrieben mehrere Bezirke zu einem gemeinsamen Einzugsbereich zusammengefasst werden.
Die Ampelfarben bedeuten:
grün:
Das Angebot ist derzeit ausreichend
gelb:
Das Angebot ist möglicherweise (besonders hinsichtlich zukünftiger Entwicklungen) nicht ausreichend
rot:
Das Angebot ist bereits derzeit nicht ausreichend
Um die Bewertung der lokalen Versorgungsstrukturen zu ergänzen, werden in dem
Schaubild zusätzlich die jeweilige Anzahl der Senioren über 60 Jahren und deren Anteil an der Einwohnerzahl des statistischen Bezirks angegeben. Die Seniorenanteile
werden, gemessen an dem Krefelder Mittel (27,0 %), ebenfalls in den Farben grün,
gelb und rot wie folgt hinterlegt:
82
Kommunale Pflegeplanung für die Stadt Krefeld (Stand 2011/2012)
grün:
Anteil der Einwohner über 60 Jahren liegt unter 23 %
gelb:
Anteil der Einwohner über 60 Jahren liegt zwischen 23 und 30 %
rot:
Anteil der Einwohner über 60 Jahren liegt über 30 %
Da davon ausgegangen wird, dass vornehmlich Senioren, die in Einpersonenhaushalten leben, auf Hilfs- und Unterstützungsangebote angewiesen sind, wird darüber hinaus noch deren Anzahl in den jeweiligen statistischen Bezirken angegeben. Wie zuvor
wird auch hier deren Anteil an den über 60-Jährigen im Bezirk, gemessen an dem Krefelder Mittel (31,1 %), in den Ampelfarben gekennzeichnet:
grün:
Anteil der Senioren in Einpersonenhaushalten liegt unter 28 %
gelb:
Anteil der Senioren in Einpersonenhaushalten liegt zwischen 28
und 34 %
rot:
Anteil der Senioren in Einpersonenhaushalten liegt über 34 %
Kommunale Pflegeplanung für die Stadt Krefeld (Stand 2011/2012)
83
Stat. Einr.
(Plätze)
Amb. Pfl.
Dienste
Altenclub
Tagespfl.
(Plätze)
KZP Plätze
Pfl.erg.
Dienste/
vorpfl.
Ang.
Info/Beratung
sonst.
Freizeitang.
2
0
0
0
5
0
1594
659
1278
1251
152
734
917
1282
1506
813
2250
2046
2730
1876
427
152
280
381
24
138
192
178
521
232
725
585
873
647
Gellep-Stratum
672
126
0
0
1
0
0
0
0
1
Oppum
Oppum-Süd
Stahldorf
Königshof-West
Königshof
Niederbruch
Fischeln-Ost
Fischeln-West
Hohenbudberg
Uerdingen-Markt
2097
1063
1241
644
1107
833
1435
2742
1137
1489
671
215
307
151
271
191
355
737
301
504
1 (90)
0
0
1 (66)
0
0
0
1 (80)
0
0
2
(160)
0
0
0
2
(113)
0
0
0
0
0
0
1
1
2
0
1
2
1
1
0
0
0
1
2
0
2
0
0
0
0
0
0
0
0
0
0
5
0
0
1
0
0
0
0
0
0
1
0
0
1
0
0
0
1
0
0
0
0
0
2
0
0
0
3
1
1
3
0
3
0
4
0
0
2
1
3
0
5
0
0
1
0
3
0
0
0
0
0
1
0
0
0
0
0
0
0
0
0
0
1
1
3
2
2
0
1
0
0
0
0
0
0
1
(gepl.)
0
0
0
0
0
Sen. in
EPH
2
Gatherhof
Lindental/Tackheide
Forstwald
Benrad-Nord
Hülser Berg
Traar-West
Traar-Ost
Verberg
Gartenstadt
Elfrath
Stadtwald
Sollbrüggen
Tierpark
Linn
0
4
(327)
1
(117)
0
1 (96)
+1/-1
0
1(158)
0
1
(gepl.)
0
1 (76)
0
2
(183)
1
(100)
1 (57)
0
0
1 (80)
0
1 (80)
0
0
0
0
1 (82)
0
1 (95)
1 (90)
stat. Bezirk
Sen. Ü 60
Stadtbezirk
Vier Wälle
1331 657
Südring
2463 992
Stadtmitte
Stadtgarten/Drießendorf 2270 944
Hammerschmidtplatz
Kempener
Feld / Baackeshof
Inrath/Kliedbruch
Cracau
Dießem /
Lehmheide
Benrad-Süd
Forstwald
Benrad-Nord
Hülser Berg
Traar
Verberg
Gartenstadt
Bockum
Linn
GellepStratum
Oppum
Fischeln
Uerdingen
Hüls
207
Kempener Feld
1385 434
Baackeshof
Inrath
Kliedbruch
1069 332
3022 1051
1866 482
Cracau
2319 948
Schinkenplatz
Stephanplatz
Bleichpfad
1606 685
928 435
590 246
Dießem
1158 381
Lehmheide
2333 794
Uerdingen-Stadtpark
2085 498
Orbroich/Hülser Bruch
Roßmühle/Steeg
Flöthbach/Plankerdyk
234
55
1323 317
1670 405
Hüls-Ortskern
1234 369
Hülbusch
84
516
42
5
3
2
1 (24)
26
1
2
3
6
1
1 (15)
8
0
0
2
0
0
0
0
0
0
0
0
1
0
2
0
0
2
1
0
0
0
5
1
0
1 (12)
0
0
12
0
0
1
0
0
0
0
1
2
0
1
2
0
0
0
2
0
1
1
1
1
2
1
0
0
0
0
0
20
0
1
0
0
1
1
1
2
1
2
2
2 (26)
17
0
3
1
1
3
0
0
2
2
0
0
0
0
1
0
0
1
0
1
0
4
1
1
0
0
0
2
0
0
0
1
1
2
1
3
1
1
3
0
0
0
1 (14)
0
0
0
0
0
0
0
0
0
0
0
0
0
8
0
0
0
0
0
0
3
0
3
5
0
0
0
0
0
1
0
0
0
0
1
0
2
1
0
0
0
0
0
1
0
0
0
0
1
0
0
2
2
0
1
0
0
2
0
1
5
1
3
2
1
2
Kommunale Pflegeplanung für die Stadt Krefeld (Stand 2011/2012)
Im Anschluss an die Ist-Analyse sollen auch die jeweiligen Maßnahmeplanungen, also
die konkreten kommunalen Handlungsansätze, noch einmal zusammenfassend aufgezeigt werden. Im Rahmen des Quartierskonzepts lassen sich die in den Kapiteln zuvor
bearbeiteten Handlungsfelder und deren Maßnahmeplanungen unter fünf übergeordneten Handlungsansätzen (Bausteinen) subsumieren:
Bausteine des Quartierskonzepts
I.
Wohnen
stärken
II.
soziale
Netzwerke
stärken
III.
ortsnahe
Beratung
schaffen
IV.
Niedrigschwellige
Angebote durch Hilfemix sichern
V.
Pflege dezentral organisieren
Wohnen im
Alter
(Kap. 7)
Altenclubs u.
Begegnungsstätten
(Kap. 6.2)
Information u.
Beratung
(Kap. 6.3)
Pflegeergänzende
Dienste u. vorpflegerische Angebote
(Kap. 6.1)
Ambulante
Pflegedienste
(Kap. 4.1)
Sonstige Freizeitangebote
(Kap. 6.4)
Tagespflege
(Kap. 5.1)
Kurzzeitpflege
(Kap. 5.2)
Vollstationäre
Pflege
(Kap. 5.3)
Konkrete Vorschläge für Maßnahmeplanungen seitens der Stadt Krefeld
Baustein I „Wohnen stärken“
Forcierung der baulichen Anpassung des Wohnungsbestandes an die barrierefreien Standards
-
gezielte Information der Hauseigentümer und Architekten über Finanzierungs- und Fördermöglichkeiten (z. B. Förderprogramme, Bezuschussung durch die Pflegekasse)
Sensibilisierung von Handwerksbetrieben
Kommunale Pflegeplanung für die Stadt Krefeld (Stand 2011/2012)
85
Sicherstellung einer ausreichenden komplementären Versorgungsstruktur im
jeweiligen Wohnquartier (siehe auch Bausteine II-IV)
Hinwirken auf eine seniorengerechte Infrastruktur im jeweiligen Wohnquartier,
zum Beispiel:
-
Einkaufsmöglichkeiten fußläufig und barrierefrei erreichbar und möglichst mit Lieferservice
seniorengerechte und barrierearme Bauplanung im Quartier
gute Anbindung an den ÖPNV
Aufenthaltsmöglichkeiten/Ruhebänke, Treffpunkte und Bewegungsparks im Freien schaffen
Ausbau alternativer Wohnformen anstelle der ausschließlichen Schaffung neuer Pflegeheimplätze
-
städtische Grundstücke oder Gebäude zur Verfügung stellen
Initiierung von Wohnprojekten wie Gruppenwohnungen oder Mehrgenerationen-Wohnen im Quartier
eine detaillierte Öffentlichkeitsarbeit und Meinungsforschung vor Ort ist
zuvor jedoch unumgänglich (siehe auch Baustein III)
Betreutes Wohnen muss auch in den Außenbezirken Krefelds verfügbar sein
(bisher nur in Hüls) und zudem für Senioren erschwinglich sein, die über keine
ausreichenden Eigenmittel verfügen
-
Die Finanzierbarkeit des Betreuten Wohnens muss für alle Senioren mit
einem entsprechenden Bedarf sichergestellt werden
Bei der Planung alternativer Wohnformen, Berücksichtigung von Menschen mit
einem besonderen Pflege- und Betreuungsbedarf
-
Bezahlbare Wohngruppen für demenziell veränderte Senioren schaffen
Beseitigung von Informationsdefiziten zum Thema „Wohnen im Alter“ sowie
weiterer Ausbau von Beratungsstrukturen vor Ort
-
Druck von Informationsbroschüren
regelmäßige Durchführung von Informationsveranstaltungen
Öffentlichkeitsarbeit im Quartier
Optimierung der Zusammenarbeit interner und externer Kooperationspartner
-
intern: Weitere Intensivierung der Kooperation zwischen Sozial- und
Bauplanung
extern: Engere Absprachen mit Akteuren der Wohnungswirtschaft und
sonstigen Beteiligten
Baustein II „Soziale Netzwerke stärken“
Für folgende Stadtbezirke (statistische Bezirke) besteht hinsichtlich der Schaffung von Altenclubs und Begegnungsstätten vorrangiger Handlungsbedarf:
86
Kommunale Pflegeplanung für die Stadt Krefeld (Stand 2011/2012)
-
Fischeln (z. B. in Königshof)
Benrad-Süd (z. B. in Gatherhof)
Hüls (z. B. in Roßmühle/Steeg)
Traar (Traar-West)
Uerdingen (Hohenbudberg)
Benrad-Nord
Kempener Feld/Baackeshof (Baackeshof)
Ziel muss es sein, kurz- bis mittelfristig geeignete Räumlichkeiten zu finden,
Träger für neue Begegnungsstätten zu gewinnen und diese ggf. auch beim Aufbau aktiv zu begleiten. Bei den Wohlfahrtsverbänden und Kirchenvertretern
muss jedoch zuerst ein Bewusstsein für die defizitäre Angebotsstruktur geschaffen werden
-
von Seiten der Verwaltung direkt das Gespräch mit Vertretern von Wohlfahrtsverbänden und Kirchen suchen
Kommunikation und Vernetzung der bestehenden Altenclubs untereinander weiter fördern
ggf. Ideenwettbewerb o. ä. ausloben
Fortführung der stadtteilbezogenen Öffentlichkeitsarbeit, welche den Senioren
und deren Angehörigen vor Ort das Angebot „Altenclub“ vorstellen soll. Auf
diese Weise könnten für vorhandene Clubs neue Mitglieder oder ehrenamtliche
Helfer gewonnen werden und in derzeit noch defizitären Stadtbezirken die
Nachfrage und das Interesse für eine solche Einrichtung in Erfahrung gebracht
werden (siehe auch Baustein III).
Nachbarschaftshilfe und ehrenamtliches Engagement fördern (siehe auch Baustein IV); ggf. Gründung eines Bürgerfonds zur Förderung von sozialen Projekten und stärkeren Beteiligung von Bürgern
Weitere Vernetzung der Arbeit der bestehenden Altenclubs und Begegnungsstätten
-
An den Gemeinschaftsprojekten der Arbeitsgruppe der städtisch geförderten Seniorenclubs sollte unbedingt festgehalten werden
Ggf. Zusammenführung von Seniorenclubs im gleichen Stadtbezirk
zwecks Koordination einer gemeinsamer Öffentlichkeitsarbeit
Baustein III „Ortsnahe Beratung schaffen“
Neutrale Beratungsstellen sollen möglichst in jedem Stadtbezirk vorhanden
und fußläufig gut zu erreichen sein. Es soll sich hierbei um bei den Menschen
im Quartier bekannte und verankerte Anlaufstellen handeln, die die Strukturen
im Wohnquartier kennen und soziale Netzwerke knüpfen und stärken können.
Bis auf den Innenstadtbereich weist die Versorgungsstruktur trotz der Einrichtung von dezentralen Pflegestützpunkten hier noch Lücken auf. Besonderer
Handlungsbedarf besteht insbesondere in den Bezirken:
-
Traar
Verberg
- Forstwald
- Fischeln (Stahldorf u. Fischeln-Ost)
Kommunale Pflegeplanung für die Stadt Krefeld (Stand 2011/2012)
87
-
Gartenstadt
- Bockum (Sollbrüggen u. Tierpark)
Hüls (Roßmühle/Steeg u. Flöthbach/Plankerdyk)
Um auch die Versorgung äußerer Stadtbezirke gewährleisten zu können, ist der
weitere Ausbau einer dezentralen und ortsnahen Beratungsstruktur, möglichst
in bereits existierenden und akzeptierten Anlaufstellen für Senioren, unumgänglich. Wichtig ist in dem Zusammenhang zudem die weitere Verwirklichung
einer aufsuchenden, bezirklichen Altenhilfe, verbunden mit einer Begleitung
und Unterstützung, um auch hilfebedürftige Senioren zu erreichen, die ohne
Unterstützung keine Beratungsstelle aufsuchen können.
Intensive Öffentlichkeitsarbeit, insbesondere auch direkt im Quartier, um den
Bekanntheitsgrad der unterschiedlichen Leistungen und Anlaufstellen vor Ort
zu steigern.
-
Infostände und Meinungsumfragen vor Ort, z. B. zu den Themen „Wohnen im Alter“ oder „Bedarfe im Quartier“
Erstellung von Informationsbroschüren über Angebote im Stadtbezirk
themenbezogene Infoveranstaltungen durchführen
themenbezogene und spezielle Beratung von Fachleuten (Architekten,
Investoren etc.)
Baustein IV „Niedrigschwellige Angebote durch Hilfemix sichern“
Weiterer Ausbau des Angebotsspektrums an pflegeergänzenden Diensten und
vorpflegerischen Angeboten
-
Förderung und Begleitung entsprechender Projekte
Solche Strukturen müssen möglichst flächendeckend auch auf ehrenamtlicher
Basis errichtet werden, damit Angebote wie beispielsweise „Besuchsdienste“
oder „hauswirtschaftliche Dienste“ auch für finanziell schwächer gestellte Senioren abrufbar sind. Die ergänzenden Leistungen der professionellen Anbieter
(u. a. ambulante Pflegedienste) können ohne Zuschüsse der Pflegekassen oder
der Stadt Krefeld, Fachbereich Soziales von den meisten Bedürftigen kaum aus
Eigenmitteln finanziert werden.
-
-
Gewinnung ehrenamtlicher Helfer durch gezielte Öffentlichkeitsarbeit
und Informationsveranstaltungen (siehe auch Baustein III)
Aufbau eines, speziell auf die Belange von unterstützungsbedürftigen
Senioren ausgerichteten, Angebots-/Nachfragepools für privat suchende Personen (als Ergänzung zum Freiwilligenzentrum Krefeld, das Hilfen
nur an Einrichtungen vermittelt)-möglicherweise in Kooperation mit der
Wissens- und Hobbybörse Krefeld-. Die Vermittlung der Hilfsangebote
sollte in den Anlaufstellen vor Ort im Quartier erfolgen.
Vernetzung von Angeboten und Nachbarschaftshilfen
Fortbildung/Schulungen von Ehrenamtlern durchführen
Weiterer Ausbau eines wohnortnahen Angebots an Demenzcafés, insbesondere
in den äußeren Stadtbezirken Krefelds.
88
Kommunale Pflegeplanung für die Stadt Krefeld (Stand 2011/2012)
Vielfältige Gruppenangebote von Sportvereinen sind fast in jedem statistischen
Bezirk vorhanden. Dennoch wäre durchaus an die Schaffung einer weiteren
Freizeiteinrichtung für Senioren zu denken. Erstrebenswert könnte hier beispielsweise die Errichtung eines Bewegungsparks für Senioren, ggf. auch in
Kooperation mit einem Sportverein, sein.
Baustein V „Pflege dezentral organisieren“
Weiterer Ausbau niedrigschwelliger Angebote bei den vorhandenen ambulanten Pflegediensten, welche für die Nutzer bezahlbar gestaltet werden.
-
Vermehrter Einsatz von ehrenamtlichen Helfern
Tagespflegeeinrichtungen sollten dezentral und wohnortnah im Stadtgebiet
angesiedelt sein. Darüber hinaus wäre es sinnvoll, wenn sich Öffnungszeiten
flexibler gestalten ließen, beispielsweise bis in den Abend hinein bzw. auch an
den Wochenenden. Zukunftsweisend wäre zudem die Gründung von Betriebstagespflegen für Angehörige von Mitarbeitern in den großen, ortsansässigen Unternehmen. Die Errichtung weiterer Tagespflegeeinrichtungen wäre
insbesondere in folgenden Stadtbezirken zu forcieren:
-
Fischeln
Bockum
Uerdingen
Dezentrales und verlässliches Angebot an vorrangig solitären, aber auch eingestreuten Kurzzeitpflegeplätzen ist sicher zu stellen.
-
-
es ist nach Möglichkeit darauf hinzuwirken, dass insbesondere die vorhandenen eingestreuten Kurzzeitpflegeplätze als verlässliche Planungsgrundlage zur Verfügung stehen und nicht dauerhaft für die vollstationäre Pflege frequentiert werden
Schaffung weiterer solitärer Kurzzeitpflegeplätze, insbesondere in den
äußeren Stadtbezirken Krefelds
Unter Berücksichtigung der konkreten Neubauplanungen ist der Bedarf an stationären Pflegeheimplätzen bis zum Jahr 2015 als (nahezu) gedeckt anzusehen.
Trotz differierender Einschätzung der unterschiedlichen Prognoseansätze (nach
IT-NRW/Prof. Dr. Rothgang) ist aber unbestritten, dass mittel- bis langfristig
ein steigender Bedarf an Pflegeplätzen zu erwarten ist. Für das Jahr 2020 beträgt die Versorgungslücke demnach zwischen 177 und 359 Plätzen, für das
Jahr 2030 zwischen 558 und 859 Plätzen.
Um eine wohnortnahe Versorgung zu gewährleisten, sollte in der Bauberatung
von interessierten Bauherren und Investoren von der Verwaltung darauf hingewirkt werden, dass die fehlenden Plätze möglichst in den bereits jetzt schon
defizitären Stadtbezirken
-
Fischeln
Bockum
Gartenstadt
Kommunale Pflegeplanung für die Stadt Krefeld (Stand 2011/2012)
89
geschaffen werden.
Anstelle von weiteren „80-Betten-Häusern“ wäre zudem ein Augenmerk auf
kleinere, überschaubarere und damit familiärere Einrichtungen wünschenswert. Vorrangiges Ziel der Verwaltung sollte es sein, nach dem Vorbild von
Rothgangs „Wunschszenario 3“ eine Stärkung der häusliche Pflege sowie des
ambulanten Sektors und damit einen kontinuierlichen Rückgang von der Schaffung neuer, vollstationärer Pflegeplätze herbeizuführen. Die zentralen Maßnahmen für die erfolgreiche Umsetzung dieses Szenarios (Ausbau neuer Wohnformen, Stärkung des bürgerlichen Engagements etc.) ergeben sich aus den
Bausteinen I bis IV.
90
Kommunale Pflegeplanung für die Stadt Krefeld (Stand 2011/2012)