Daten
Kommune
Krefeld
Größe
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Erstellt
16.07.18, 14:02
Aktualisiert
25.01.19, 06:07
Stichworte
Inhalt der Datei
TOP
Vorlage des Oberbürgermeisters der Stadt Krefeld
öffentlich
Datum 11.05.2015
Nr.
1426 /15
Anlage-Nr.
FB/Geschäftszeichen: - Beratungsfolge:
Sitzungstermin:
Ausschuss für Verwaltung, Vergabe, Ordnung und Sicherheit
20.05.2015
Betreff
Ausländerbehörden auf dem Weg zu Willkommensbehörden
Beschlussentwurf:
Der Bericht der Verwaltung wird zur Kenntnis genommen.
Unmittelbare finanzielle Auswirkungen
ja
X nein
Finanzielle Auswirkungen und Begründung auf den Folgeseiten
Begründung
Seite 1
Finanzielle Auswirkungen
Vorlage-Nr. 1426 /15
Die unmittelbaren finanziellen Auswirkungen des Beschlusses sind im Haushaltsplan berücksichtigt:
ja
nein
Innenauftrag:
Kostenart:
PSP-Element:
Nach Durchführung der Maßnahme ergeben sich keine Auswirkungen auf die Haushaltswirtschaft:
Personalkosten
Sachkosten
Kapitalkosten
(Abschreibungen oder Zinsen)
Kosten insgesamt
abzüglich
0,00 EUR
- Erträge
- Einsparungen
0,00 EUR
Bemerkungen
Begründung
Seite 2
Die CDU-Fraktion im Rat der Stadt Krefeld bittet die Verwaltung um Vorlage eines Berichtes zum
landesweiten Austausch der Ausländerbehörden und Bezirksregierungen in NRW am 3. März
2015 in Essen.
In zehn Standorten bundesweit wurden seit Oktober 2013 durch das Bundesamt für Migration
und Flüchtlinge (BAMF) verschiedene Teilprojekte und Maßnahmen angeschoben und umgesetzt, mit der Zielsetzung, die Ausländerbehörden auf dem Weg zu "Willkommensbehörden" zu
begleiten. In diesem Zusammenhang wurde deutlich, dass die Kommunen, d. h. Ausländerbehörden, aber auch Bürger- und Sozialämter, als erste Kontaktstelle für Zuwanderer eine wichtige
Rolle spielen - sich aber in einem nicht gänzlich auflösbaren Spannungsfeld zwischen gesetzlich
vorgesehenen, ordnungsbehördlichen Aufgabenstellungen und kommunalem Dienstleister mit
Beratungs- und Integrationsaufgaben befinden.
Grundsätzlich stellen sich bei der Suche nach dem passenden "Selbstbildnis" die nachstehenden
Fragen, die von den zehn Standorten ganz unterschiedlich interpretiert werden und nicht unmittelbar zu beantworten sind:
• Was heißt "Willkommensbehörde" im Kontext der Ausländerbehörde und was unterscheidet
sie von einer reinen Kunden- und Serviceorientierung?
• Wie können Service- und Dienstleistungsstrukturen so gestaltet werden, dass sich Zuwanderer willkommen fühlen?
• Wie passt die Umsetzung von restriktiven, aufenthaltsbeendenden Maßnahmen in eine Willkommensbehörde?
Ein Ergebnis und Schwerpunkt des Projektes besteht darin, die wichtigsten Instrumente zur Etablierung einer Willkommenskultur, voraussichtlich im Herbst 2015, in einem „Werkzeugkoffer“
zusammenzuführen, um mit Anleitungen zur Identifizierung und Umsetzung von Maßnahmen
sowie Checklisten, alle Ausländerbehörden bei dem Übergang zu einer „Willkommensbehörde“
zu unterstützen. Beispielsweise werden Praxistipps zu folgenden Themen aufbereitet:
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Entwicklung eines Leitbilds "Willkommensbehörde"
Einrichtung eines Serviceschalters / Front-Office-Bereichs
Einführung eines Terminsystems
Vernetzung mit verwaltungsinternen und -externen Akteuren (Unternehmen, Universitäten,
etc.)
Konzepte für Kommunikation, PR und Öffentlichkeitsarbeit
Einarbeitungskonzepte für neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter
Einrichtung von mobilen Arbeitsplätzen (z. B. an Universitäten)
Erstellung von Willkommensbroschüren
Mit Blickrichtung auf das BAMF-Projekt ist der derzeitige Entwicklungsgrad in der Modernisierung der Ausländerbehörden sehr unterschiedlich und die Vorstellungen von der „Ausländerbehörde der Zukunft“ gehen weit auseinander. Allgemein existieren Zukunftsvorstellungen in der
Ausgestaltung der Ausländerbehörden mit einem erweiterten Aufgabenspektrum, eingebettet in
einem integrationspolitischen Umfeld, im Sinne dessen, was unter den Begriff „Migrationsbehörde“ subsumiert werden kann. Die Bandbreite liegt zwischen der Verbesserung einzelner Serviceleistungen bis hin zur Erweiterung des ordnungsbehördlichen Aufgabenbereiches um Beratungskomponenten in Gestalt eines breit ausgerichteten Dienstleisters für bestimmte Zielgruppen wie Studierende oder Fach- und Führungskräfte (z. B. Welcome Center Hamburg).
Begründung
Seite 3
Konträr hierzu liegen andere Vorstellungen, die keinen Veränderungsbedarf beinhalten und die
Hauptaufgaben der Ausländerbehörden im ordnungspolitischen Bereich sehen und sich insoweit
dem Spannungsfeld zwischen Ordnungs- und Willkommensbehörde entziehen.
Die Ausgangslage für eine Stärkung der Serviceorientierung und der interkulturellen Ausrichtung
der Ausländerbehörden ist dabei überwiegend gleich und wird entsprechend auch in der Außenund Innenwahrnehmung der Ausländerbehörde der Stadt Krefeld reflektiert:
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•
von außen: Kritik an Einzelentscheidungen (z. B. durch die ausländerrechtliche Beratungskommission), keine humanitäre Ausrichtung, unfreundliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, zu lange Bearbeitungs- und Wartezeiten;
von innen: enorme Arbeitsbelastung, keine attraktiven Stellenbewertungen, keine Wertschätzung der für die Gemeinschaft erbrachten Arbeitsergebnisse.
Mit Bezug auf die Stadt Krefeld wären als ein wesentlicher Bestandteil einer verwaltungsweiten
Willkommenskultur und der gesamtstädtischen interkulturellen Orientierung für die Umsetzung
im Handlungsfeld der Ausländerbehörde notwendige und förderliche Rahmenbedingungen vorzuhalten, die dem ordnungsbehördlichen und rechtlichen Auftrag einerseits sowie der interkulturellen und serviceorientierten Ausrichtung andererseits gerecht würden. In dieser Hinsicht
wären an vorderster Stelle die nachstehenden Faktoren zu betrachten:
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Verbindliche Begriffsbestimmung von „Willkommenskultur bei der Stadt Krefeld“
Bereitstellung finanzieller Mittel zur Umsetzung von kontextbezogenen Maßnahmen wie z. B.
kundenorientierte Ausstattung und Gestaltung von Räumlichkeiten oder Serviceschalter etc.
Ausstattung der Ausländerbehörde mit ausreichendem und qualifiziertem Personal zur Bewältigung eines erweiterten Aufgabenspektrums.
Insbesondere eine ausreichende Personaldecke ist grundlegende Voraussetzung, um das breit
gestreute Tätigkeitsspektrum der Ausländerbehörde im Spannungsfeld zwischen interkultureller
Ausrichtung und ordnungsbehördlichem Auftrag erfüllen zu können. Das Spektrum reicht vom
Umgang mit aus Kriegs- und Krisengebieten teils schwer traumatisierten Menschen, der juristisch-fachlichen Auseinandersetzung in Verfahren vor den Gerichten und mit Rechtsvertretern
sowie den Beratungsangeboten für z. B. Hochqualifizierte oder ausländische Fachkräfte.
Aufbauend auf den bereits in der Ausländerbehörde Krefeld vorhandenen Dienstleistungsstandards wie
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Online-Kontakt zur Terminvergabe,
Terminwartezeiten von maximal 2 Wochen für elektronische Aufenthaltstitel, Verpflichtungserklärungen und Niederlassungserlaubnisse etc. sowie
speziellen Ansprechpartnern für bestimmte Zielgruppen wie Firmenkunden, Fachkräfte und
Hochqualifizierte,
wird derzeit das Servicespektrum im Sinne der Kundenorientierung weiter ausgebaut. Denkbar
sind hier z. B.
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die Online-Information über den Bearbeitungsstand des elektronischen Aufenthaltstitels
(analog der Information der Meldebehörde zum Personalausweis)
die automatische Kundenbenachrichtigung vor Ablauf des elektronischen Aufenthaltstitels /
Passes
Begründung
•
Seite 4
der Einsatz eines Automaten zur Erfassung biometrischer Daten und Weiterverarbeitung in
den Fachanwendungen.
Bei der richtigen Dimensionierung der Willkommenskultur wird aber immer auch die in der öffentlichen Diskussion ungern wahrgenommene Zuwanderung von Migranten ohne Bleibeperspektive zu betrachten sein.